Beste Bilder 16 (2025)

Die Cartoons des Jahres

Hrsg: Antje Haubner, Jana Legal, Dieter Schwalm

Autor*innen, Zeichner*innen: 88 Cartoonist*innen

Lappan Verlag
Softcover Kleinformat | 176 Seiten | Farbe | 14,00 €
ISBN: 978-3-8303-3712-6

Cover Beste Bilder 16

Kurz vor Weihnachten – rechtzeitig für last-minute-Geschenke! – erscheint der Jahresband mit einer Auswahl von Cartoons aus diesem Jahr. Ihnen allen gemein ist, dass die Künstler*innen die Arbeiten selbst eingereicht haben, möchten sie doch den Deutschen Cartoonpreis 2025 gewinnen. Die Entscheidung wird erst am 9.Januar 2026 bekanntgegeben werden. Schon jetzt aber können sich alle Leser*innen daran laben.

Ist das lustig? Oder todtraurig?

Wer heutzutage Nachrichten klassisch im Fernsehen sieht, vielleicht sogar noch morgens zum Frühstück eine Zeitung liest, ja, sogar wer auf social media unterwegs ist fragt sich immer öfter, ob das was man gerade sieht, wirklich passiert sein kann. Nichts ist mehr vorhersehbar und eine Katastrophe jagt die Nächste. Nun ja, es gibt auch Dinge, die nicht wirklich katastrophal sind. Bemerkenswert sind sie allemal.

Beste Bilder 16 Fontispiz

Wieder hat sich die äußerst vielseitige deutsche Cartoonist*innenszene zusammengefunden und ihre besten Arbeiten eingereicht. Viele Themen sind so prägnant, dass sie von mehr als einer Person als Anregung für ein Bild genommen worden ist. Es gibt ein paar Mehr-Bild-Ausnahmen, generell erfordert es aber das Medium, sich auf einen Frame zu konzentrieren.

Neben der (dominanten) Außenpolitik beschäftigen sich die Zeichner*innen mit (alltäglichem) Rassismus, (nicht funktionierender) Infrastruktur, (der je nach Sichtweise (nicht) vorhandenen) Umweltzerstörung und Klimakatastrophe, aber auch mit den alltäglichen Situationen: Fittneswahn und e-bike-Schwemme, Gleichberechtigung und GPT-Nutzung. Natürlich kommen auch die Kriegsvorbereitung und die Ukraine als Bedrohung vor.

Beste Bilder 16 page 5

Sehr unterschiedliche Stilrichtungen

Die einzelnen Bilder könnten unterschiedlicher nicht sein. Von einer liebevoll und detailliert ausgeführten Arbeit bis hin zu einem Gekrickel, das mit nichts von der Botschaft ablenkt. Die meisten Arbeiten sind dabei farbig. Allen gemeinsam aber ist, dass sie mit teils liebevollem, oft bitterbösem Humor versuchen, der Welt und dem Leben ihren Schrecken zu nehmen. Nichts ist so schlimm, dass man nicht auch lachen könnte. Und das ist manchmal genau der Moment der Befreiung, der das Atmen wieder möglich macht und den Mut gibt, wieder aufzustehen!

Beste Bilder 16 page 8

Dazu passen Attila The Stockbroker mit „This is free Europe“ und Bordeaux.

© der Abbildungen 2025 für die einzelnen Cartoons bei den Autoren (sic!) | 2025 Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH Hamburg

MOSAIK 600 (Dezember 2025)

Die Stadt der Geheimnisse

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Diverse

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Kleinformat | 52 Seiten | Farbe | 3,65 € 
ISSN: 
0323-8857

Cover mosaik 600

600 Ausgaben mosaik, 70 Jahre Zeitschrift (unter zwei Titeln) und die Abrafaxe werden 50; es ist also ein Tripeljubiläum und comix-online gratuliert. Selbst international ist ein solches Jubiläum denkwürdig, mit nationalen Helden aus einem Land ohne eine besondere Comic-Tradition erst recht. Nachdem das Jahr 2025 durch viele einzelne Geschichten gekennzeichnet war, beginnt mit dieser Ausgabe wieder ein längeres Abenteuer!

Die magische Stadt Prag

Unsere Zeitreisenden sind dieses Mal im Prag des Jahres 1600 gelandet. Zu dieser Zeit residierte dort Kaiser Rudolf I. auf dem Hradschin, also der Burg inmitten und über Prag. Prag war das damalige Zentrum des Kaiserreiches und dementsprechend viele Diplomaten, aber auch Prominente hielten sich in der Stadt auf.

mosaik 600 sample Hradshin

Prag war zudem ein Zentrum der Wissenschaften: Tycho Brahe war der Hofastronom, der Mathematiker Johannes Kepler war dort unterwegs und der superreiche jüdische Kaufmann Mordechai Maisel förderte das Schulwesen auch für Arme, wo er nur konnte. Zudem lebte auch Rabbi Löw dort. Natürlich begegnen die drei diesen Personen bereits im Auftaktheft. Für spätere Verwicklungen ist damit der Boden gelegt.

Wie immer kommt auch die unterhaltsame Wissensvermittlung nicht zu kurz. So werden nicht nur die Figuren auf der Straße gezeigt, sie alle erhalten sowohl innerhalb der Story als auch in den redaktionellen Seiten Raum für Erläuterungen. Wir dürfen gespannt sein, welche dunklen und alchimistischen Ideen die Stadt der Geheimnisse noch bereithält.

Es geht aber auch erneut um das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen. Ein Kaiserhof zieht auch immer Gesandte verschiedenster Länder an und diese bringen ihre kulturellen Eigenheiten wie Essgewohnheiten und Kleidungsstile mit sich. Wieder nimmt das Autorenteam es auf sich, Vorurteile zu benennen und zu entkräften sowie Engstirnigkeit lächerlich zu machen

mosaik 600 sample Rabbi Loew

Semi-Funny für alle Altersstufen

Die sprechende Maus ist ein Beispiel für die Vielseitigkeit der Lesbarkeit. Für Kinder senkt sie die Eintrittsbarrieren, für Erwachsene dient sie als Sprachrohr für Kritik. Die Figuren sind klar erkennbar, haben aber genügend witzige Elemente, um dem Spaß beim Lesen genug Raum zu geben. Immer noch zu Recht empfohlen von der Stiftung Lesen!

mosaik 600 sample city hall

Ein Tipp für den Geschenkerummel?

Wer seinen Kindern, Enkel*innen oder sich selbst eine Freude unter dem Baum machen will, findet jetzt einen idealen Einstieg. Es muss nicht immer ein Heft mit Plastikbeigabe sein … Die Kombination aus Comic, online-Ergänzungen, und redaktionellem Teil mit Rezepten, Spielen und Wissenswertem ist auf jeden Fall gelungen und mit Sicherheit Gesamtdeutsch.

Dazu passen ein heißer Ingwer mit Zitrone und Jack Black mit dem „Math Song“.

© der Abbildungen Abrafaxe by MOSAIK, 2025 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag + PROCOM Werbeagentur GmbH

Weyhe  – Rude Girl

Eine Annäherung

Text & Zeichnungen: Birgit Weyhe

avant-verlag
Broschur | 312 Seiten | Farbe | 26,00 €
ISBN: 978-3-96445-068-5

Cover Weyhe - Rude Girl

Normalerweise werden hier Neuerscheinungen besprochen. Gerade in heutigen Zeiten sind aber Bücher (und ja, Comics sind auch Bücher) sehr schnell aus dem Sichtfeld verschwunden. Teilweise ist dadurch die Sichtbarkeit auf einen einzigen Monat beschränkt. Deshalb gab es hier vor einiger Zeit die Rubrik „Klassiker des Monats/Quartals“ um einige Werke wieder hervorzuholen. Zwar kann ich es nicht leisten, diese Rubrik wieder ständig zu füllen, Rude Girl aber hat es verdient, Aufmerksamkeit zu bekommen!

Eine mehrstufige Auseinandersetzung

Birgit Weyhe, eine weiße, deutsche Comicschaffende nimmt an einem Austausch mit amerikanischen Germanist*innen teil und beginnt einen Austausch insbesondere mit Priscilla Layne, einer afroamerikanischen Germanistik-Professorin mit karibischen Wurzeln. Ihre Geschichte fasziniert die Autorin, doch schnell kommt es zur Diskussion über kulturelle Aneignung, ihre Folgen (selbst „gut gemeint“ ist halt meistens das Gegenteil von „Gut“) und eine Annäherung. Schließlich einigen sich die Beiden über das weitere Prozedere für die Entstehung dieses Werkes.

Weyhe - Rude Girl page 35

Dieses Metagespräch ist genauso Bestandteil der Graphic Novel wie auch die Geschichte selbst. Für uns Leser*innen ist das hilfreich, gibt es doch einerseits die Möglichkeit, die „Richtigkeit“ der Darstellung bestätigt zu bekommen, und andererseits die Möglichkeit, an der Entstehung teilnehmen zu können und Gefühle und Ängste viel direkter zu verstehen.

Priscilla Layne wird in den USA als Tochter einer Migrantin geboren und muss mit verschiedenen Vorurteilen klar kommen: denen ihrer Community bezüglich des „erwarteten Verhaltens“, denen der black Community, die sie für zu hell empfindet, denen der weißen Community für die sie zu „schwarz“ ist und schließlich allen Höhen und Tiefen einer Pubertät. Schließlich findet sie ihren eigenen Weg und ihre Selbstsicherheit als „Rude Girl“. Ihr Weg in die Skinhead (und Punk)-Szene wird sehr glaubwürdig beschrieben und von kleinen Alltagssituationen und vor allem musikalischen Einflüssen begleitet. Jede*r aus der Subkultur wird sich selbst teilweise darin wiederfinden können.

Weyhe - Rude Girl page 34

Unerwartete Farben

Birgit Weyhe zeichnet irgendwo im Grenzbereich zwischen realistisch und abstrakt. Im Gegensatz zu einigen Selbsterfahrungswerken ist hier nicht nur Intention, sondern auch eine gehörige Portion Können vorhanden. Die schwarzen Zeichnungen werden mit einem gelblichen Grün und einem orangen Farbton akzentuiert. Dadurch ist wenig Ablenkung vorhanden, trotzdem aber auch die Möglichkeit gegeben, Dinge hervorzuheben. Die Metateile sind dagegen einfarbig.

Obwohl Weyhe ihren Figuren Eigenheiten gibt, ist die Intention nicht die fotografische Wiedergabe.; es geht um „das Problem“, „das Gefühl“ oder „die Situation“. Dadurch wird einerseits eine gewisse Distanz geschaffen zwischen der Story und den Leser*innen, andererseits erleichtert es auch das Hineinfinden in die jeweils beschriebene Situation.

Weyhe - Rude Girl page 24

Tipp für den Weihnachtsbaum

Weihnachten ist nur noch wenige Wochen entfernt. Es beginnt also das Sammeln von Ideen. Rude Girl erzählt nicht nur über die Subkultur der Skinheads (und beantwortet mal wieder die Frage, warum alle Kulturen, Hautfarben, Traditionen Teil dieser anti-rassistischen Bewegung sein können) und die verwandter Szenen, es ist auch ein sehr guter coming-of-age-Roman.

Zudem führt das Werk einfühlsam in die Situation von Migrant*innen und ihre Wahrnehmung ein. Es wäre sehr schade, wenn Rude Girl nicht immer noch eine große Anzahl von Käufer*innen finden würde.

Dazu passen No Respect mit Excuse my smile und ein Dosenbier.

© der Abbildungen Birgit Weyhe & avant-verlag GmbH, 2022

Frenz/Pedrazzini, Bade – Phantom 2

Tödliche Dinosaurier

Story:  Bernd Frenz
Zeichnungen: 
Carlos Pedrazzini, Heiner Bade
Originaltitel: 
Fantomen

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 € ISBN: 978-3-949987-67-0

Cover Frenz Phantom 2

Glückliche Zeiten für Phans! Wer befürchtet hatte, dass der deutsche Markt unter der plötzlichen Vielzahl von Titeln mit und über den Wandelnden Geist zusammenbrechen würde, darf sich mittlerweile entspannen. Noch immer erscheinen die gestarteten Reihen und somit auch der zweite Band der Albenreihe mit Phantom-Stories aus deutscher Feder!

Nicht so bekannte Schmuggelware

Wenn von grenzüberschreitendem Schmuggel die Rede ist, stehen ein paar Güter ganz oben auf der Liste der typischen Verdächtigen: Menschen, Alkohol und Drogen, Industriegüter sowie Artefakte wie etwa Elfenbein, Nashorn etc. Beide Geschichten von Bernd Frenz haben internationalen Schmuggel zum Thema, werfen aber ein Schlaglicht auf eher unbekanntere Spielarten.

Tödliche Dinosaurier spielt in einem musealen Umfeld. Ein Mann wird getötet, ohne dass sich dahinter zunächst irgendein Sinn verbergen zu scheint. Schon bald wird aber klar, dass hier während Ausgrabungen gestohlene Skelette versteigert werden sollen. Wie auch der Kunstsammlermarkt nicht nur aus gesetzestreuen Menschen besteht, ist auch dieses Teilsegment in einen legalen Markt, der hauptsächlich von Museen bestritten wird, und einen illegalen geteilt. Das 21. Phantom und seine Frau Diana geraten mitten in einen spannenden Fall.

Frenz Phantom 2 page 25

In Dunkler Rauch über Bangalla muss der Wandelnde Geist alleine ermitteln. Er entdeckt im Urwald große frisch gerodete Flächen auf denen zuvor geschützte Teak-Bäume standen. Während der Export von solchen Edel-Hölzern streng verboten ist und auch relativ gut überwacht wird, sind die Kontrollen für einige verarbeitete Produkte wesentlich unschärfer. Es kommt zum bewaffneten Konflikt mit der Holzkohlemafia.

Nah an der Realität

Beide Stories sind (leider) sehr nah an der Realität und verdeutlichen den großen Anteil, den Umweltschutz in und an dieser Serie hat. Während andere einfach den nächsten Superschurken präsentieren, geht es beim Phantom oft genug um echte Missstände bei denen die sog. „Erste Welt“ die sog. „Dritte“ immer noch ausbeutet. Der aus Argentinien stammende Carlos Pedrazzini setzt die erste Story routiniert um: flexibles Layout, markante Posen, filmische Posen.

Frenz Phantom 2 page 26

Die Zeichnungen der zweiten stammen von dem Deutschen Heiner Bade der über Jahrzehnte Zeichnungen für das schwedische Fantomen-Magazin angefertigt hatte. Die Geschichte der Kontaktanbahnung erzählt Bernd Frenz im Anhang dieses Albums. Seine Seiten sind detaillierter und konturierter als Pedrazzinis. Beiden sieht man allerdings an, dass sie ursprünglich für ein schwarz-weiß Magazin konzipiert wurden.

Ein weiteres Mosaik-Steinchen

Es ist kaum möglich, ein Sammelgebiet wie Phantom komplett abdecken zu wollen. Im Laufe der Jahrzehnte sind so viele Beiträge mit unterschiedlichen Traditionen entstanden, dass alleine der Überblick schon schwierig genug ist. Vor rund drei Jahren hat Christian Blees den damaligen Stand abgebildet. Diese Reihe in der ZACK-Edition bietet immerhin den Überblick über die von dem Deutschen Bernd Frenz verfassten schwedischen Geschichten, kombiniert mit ein paar Hintergründen und zusätzlichen Abbildungen.

Frenz Phantom 2 page 28

Für Phans daher ein Must-Have. Die Reihe enthält die Original-Cover-Zeichnungen in guter Größe, die gezeigten Originale der Seiten-Entwicklungen vom Sketch zum Layout sind vielleicht etwas zu klein, um sie wirklich lesen zu können, erlauben aber dennoch einen guten Eindruck!

Dazu passen die UK Subs, etwa mit „Warhead“und ein lokal gebrautes Bio-Bier.

© der Abbildungen 2024 Kings Features Syndicate ™Hearst Holding, Inc/Distr. Bulls / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ICOM COMIC! Jahrbuch 2025

Herausgeber: Burkhard Ihme
Interessenverband Comic E.V.
Softcover | 184 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 978-3-88834-955-3

Hip Hip Hurrah! Comix-online gratuliert zum 25-jährigen Bestehen der Institution ICOM COMIC! Jahrbuch

Während andere Jahrbücher oft schon nach wenigen Jahren wieder entschwinden, schafft es dieser Leuchtturm der deutschen Independent-Szene immer wieder, zumindest ein Lebenszeichen von sich zu geben. Meistens aber ist es ein echtes Schwergewicht, das für einen schmalen Preis angeboten wird!

Cover ICOM COMIC! Jahrbuch 2025

Die Preisträger*innen

Jährlich wiederkehrendes Thema sind die Vorstellungen der diesjährigen Preisträger*innen sowie aller nominierten Kandidat*innen für den ICOM Independent Comic-Preis in vier Kategorien. Alle Werke werden mit Illustrationen und Coverabbildungen ausführlich vorgestellt.

Als bester Independent Comic in Selbstveröffentlichung konnte Max Julian Otte überzeugen: Sein Es geht auch ohne Ehrgeiz stellt natürlich die Frage, ob die steile These denn haltbar ist. Als bester Independent Comic als Verlagsveröffentlichung wurde Zeter + Mordio von Jens Cornils aus dem avant-Verlag gekürt, ein historischer Krimi aus dem Hamburg des Jahres 1684.

Der Sonderpreis für eine Besondere Leistung oder Publikation geht an Marcus Behrendt (der unter EMBE publiziert). Seine Arbeiten finden sich im Wesentlichen bei toonsUp. Schließlich geht der XPPen-Preis für herausragende Digitale Comics an Sarah-Lynn Weitnauer und Lea Hümbs für Hirncomics sowie an Frederico Frizzantini und Jan Suski Für Max & Luzie in der Antike (erschienen bei Kult-Comics).

Auch alle nicht ausgezeichneten Nominierungen werden vorgestellt. Zusammen ergibt sich daher ein guter Überblick über den aktuellen Zustand. Zudem dürfen die Interviews mit den Preisträger*innen des letzten Jahres nicht fehlen: Ralf Marczinczik (für Digger), Wiebke Bolduan (für Viktoria Aal), Heike Ditrich und Burkhard Laudenbach (für Salon Journal), Luise Mirdita (für Schattenspiel) und Steff Murschetz (für Der unsichtbare Freund) stehen Rede und Antwort.

Ein Blick auf die Szene

In diesem Jahr gibt es kein „großes“ Thema, man leistet sich vielmehr tiefergehende Blicke auf die Geschichte des Jahrbuchs und der eigenen Organisation, und wirft gleich mehrere auf das Thema Cartoon und die Probleme (sagte da jemand etwas von Zeitungssterben und digitalen Angeboten?). Dazu kommen ein Interview mit Peter Puck, den Schöpfer des unvergleichlichen Rudi, und mit Kai Stellmann dessen Bücher über die Quellen von Wäscher-Serien nicht jedermann gefallen.

Backcover ICOM COMIC! Jahrbuch 2025

Auch Überblicke über andere Szenen werden wie immer geboten: Der US-Markt ist in einem disruptiven Umbruch und die niederländische Szene wird hier allzu oft unberechtigterweise ignoriert. Ebenfalls erwartbar ist der Bericht über das Trickfilmfestival in Stuttgart, der mit vielen Details Lust auf mehr macht.

Mehr deutscher Independent geht nicht!

Burkhard Ihme sei gefeiert! Ohne ihn gäbe es das ICOM COMIC! Jahrbuch nicht und wir hätten weniger Information verfügbar. Zudem kreiert das Jahrbuch auch Aufmerksamkeit für die deutsche Independent-Comic-Szene. Der Preis hätte weniger Sichtbarkeit, wäre es nur eine Veranstaltung. So aber werden nicht nur die Gewinner*innen präsentiert, sondern alle Nominierten in dem Jahr des Preises. Zusätzlich bekommen die Sieger*innen ein zweites Mal ein Spotlight aufgrund der Interviews im Folgejahr. Möge es also noch mindestens weitere 25 Jahre durchstehen!

Dazu passen ein lange anhaltender Ingwer-Zitronen-Aufguss und The Interrupters (nicht mehr Independent, aber noch mit dem alten Elan)!

© der Abbildungen Verleger, Zeichner und Fotografen c/o Interessenverband Comic e.V. ICOM 2025

Sprechblase 250 (Juli 2025)

Arturo del Castillo und andere Themen

Redaktion: Gerhard Förster
Bildschriftenverlag Hannover (bsv)
Din A4 | 100 Seiten | Farbe | 11,90 €
ISSN: N/A

Cover Die Sprechblase 250

Etwas verspätet, aber endlich da: die Besprechung der letzten Sprechblase aus den Händen von Gerhard Förster … Das Undenkbare konnte aber noch einmal abgewendet werden, das Magazin wird weitergeführt werden von Christian Blees, Martin Jurgeit, Andreas Zickert und Eckard Friedrich. Das Titelbild der Nummer 251 ist schon mal vorveröffentlicht worden. Comix-online sagt an dieser Stelle Danke an Gerhard für all die liebevolle Arbeit, die tiefgreifende Recherche, die aufmunternden Worte und überhaupt!!

Das Schwerpunktthema – Arturo del Castillo

Der von Arturo des Castillo gezeichnete Western John Kendall ist auch in Deutschland unter verschiedenen Namen veröffentlicht worden, teilweise wurden auch andere Serien von del Castillo damit vermischt. Wer aber war der Mann dahinter? Wie kam er zum Comic? Welche Einflüsse hatte er, welche Entwicklung kann man an seinen Werken sehen? Alles diese Fragen und noch mehr werden in einem Gemeinschaftsartikel, einer Comicographie, zweier Interviews und nicht zuletzt anhand vieler Illustrationen und einer kompletten Garret-Geschichte beantwortet. Ein perfekter Überblick, der tief genug einsteigt, um auch große Neugier zu befriedigen!

Enzo Chiomenti

Ein weiterer klassischer Zeichner, Enzo Chiomenti, bekommt eine Würdigung. Der Italiener war unter anderem an Blonder Panther, Tom Bill und Jezab beteiligt. Am bekanntesten dürften aber seine Arbeiten für Marco Polo gewesen sein: 26 Ausgaben bei Lehning und 95 bei Bastei sprechen eine deutliche Sprache. Neben unzähligen Abbildungen stehen vor allem zwei lange Interviews aus der Vergangenheit im Zentrum des Themas. Auch hier gilt, dass die Neugierde befriedigt wird. Was überbleibt, wären Bestandteile zukünftiger Forschung.

Und sonst?

Wie immer gibt es natürlich das Harry Magazin mit Rezensionen und weitere Artikel, die ein großes Spektrum abdecken: Bat-Man First Knight, Taschens Donald Duck (vom Verfasser dieser Zeilen), das Buch über Sigurd von Kai Stellmann mit kritischen Kommentaren, aber auch Analysen über PUCK und MISCHA. Leser(!)briefe beschließen die Ausgabe.

Natürlich ist die Sprechblase ein sogenannter Special Interest Titel. Aus dem Randthema der Comics nimmt sie sich noch einmal eine Teilmenge heraus. Das aber mit Bravour, Sachverstand und Herzblut. Wer sich mit diesem Thema wirklich beschäftigen möchte, kommt an der „Blase“ nicht vorbei. Dass es so bleiben möge, wünschen sich viele von dem neuen Team; die Zeichen stehen gut! Wir drücken die Daumen.

Ankündigung Sprechblase Sonderband

Wer mehr Sprechblase von Gerhard Förster möchte, kann einerseits den kommenden Sonderband Die ganze Wahrheit bestellen oder mit dem gerade erschienenen zweiten Index der ZEBRAs in die Tiefe gehen.

Dazu passen ein kühles Blond und etwas aus den Archiven von Bruce Springsteen.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen 2025, c/o Bildschriftenverlag Hannover (bsv)

Apikian/Rossi – Die Ballade vom Soldaten Odawaa

Der Horror im Horror des Krieges

Story: Cédric Apikian

Zeichnungen: Christian Rossi
Originaltitel: 
La ballade du soldat Odawaa

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 88 Seiten | Farbe | 26,00 €

ISBN: 978-3-949987-68-7

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa

Wer hätte nicht gehofft, dass nach zwei Weltkriegen im letzten Jahrhundert die Gefahr eines neuen Weltenbrandes eher eine theoretische geworden wäre. Der Kalte Krieg und unzählige Stellvertreterkriege haben zwar bewiesen, dass die Menschheit sich weiterhin gerne in Blöcke einteilt und zwischen „denen“ und „uns“ unterscheidet. Die aktuellen Ereignisse und die immer häufiger anzutreffenden Warnungen vor einer weiteren Eskalation in wenigen Jahren lassen aber befürchten, dass das ein Trugschluss war.

Ein schmutziger Krieg

Die Geschichte spielt während des Ersten Weltkrieges in Frankreich. Bereits 1915 stehen sich die französischen Truppen, verstärkt unter anderem durch Kanadier, und die deutschen Einheiten in einem gnadenlosen Stellungskrieg gegenüber. Schützengräben, verlaust, kalt, nass und unsicher, werden verteidigt, teilweise verloren und wieder zurückgewonnen. Im Wesentlichen werden aber unzählige Menschenleben vernichtet.

Ballade vom Soldaten Odawaa page 3

Kriege werden allerdings nicht nur auf dem Felde gewonnen, es kommt auch darauf an, die emotionale Seite zu managen. Einerseits ist es wichtig, dass die Unterstützung von zu Hause erfolgt. Es sollten daher möglichst keine eigenen Grausamkeiten bekannt werden. Andererseits ist es wichtig, dass „der Feind“ Angst vor der eigenen Übermacht bekommt. Dazu sind archaische Stärkebeweise, Übertreibungen, Mythen, kurzum, alles, was Horror verbreitet, sehr willkommen.

Cédric Apikian erschafft eine sehr düstere Story, die mit diesen Elementen spielt und eine Art Super-Soldat, Odawaa, in den Mittelpunkt stellt. Dieser, durchaus auf gewissen historischen Persönlichkeiten aufbauend, ist ein Scharfschütze indianischer Herkunft, der nicht zu fassen ist. Sein Bodycount ist unfassbar hoch und scheinbar skalpiert er teilweise seine Opfer…

Ballade vom Soldaten Odawaa page 4

Der blanke Horror

Christian Rossi ist kein Unbekannter – seine Western sind zwar teilweise brutal, trotzdem aber extrem realistisch. Dabei geht er wie etwa in W.E.S.T. auch durchaus in des Phantastische. Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist ebenfalls im Grunde ein Western, der viele der grundsätzlichen Narrative enthält. Daneben ist es aber auch ein Horror-Comic und – vor allem anderen – ein grandioses Anti-Kriegs-Epos. Neben der guten Story tragen die Bilder von Rossi dazu bei: selten habe ich in einem Band mit Überlänge so wenige Panels gesehen, die nicht komplett düster sind!

Dabei stehen das Leben im Schützengraben, die Aktion des Tötens und die feindliche Umwelt im Vordergrund. „Umwelt“ ist dabei übrigens etwas weiter definiert als üblich; ich zähle das wabernde Giftgas durchaus dazu. Und selbst das letzte Panel, dass sich auf die zweite Handlungslinie bezieht, lässt keinen Grund zur Hoffnung!

Ballade vom Soldaten Odawaa page 5

Nicht für Jede*n

Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist starker Tobak und nichts für schwache Nerven. Der Band ist meilenweit davon entfernt, in Richtung Splatter zu gehen, aber er ist eben doch aus einer pessimistischen Haltung heraus geschrieben. Der Mensch wird es nicht lernen, seinen eigenen Egoismus unterzuordnen und in einer freien, gemeinsam definierten Welt ohne Schranken, Vorurteile und Hass leben zu wollen. Diesen Ansatz muss man nicht teilen, er liegt aber dieser Geschichte zu Grunde!

Basierend darauf sind sowohl Text als auch Zeichnungen extrem gut geraten und vermitteln genau den gewollten Eindruck. Auf Grund der grafischen Komplexität empfiehlt es sich sogar, den Band innerhalb kurzer Zeit mehrfach zu lesen. Wer möchte, kann zur Vorzugsausgabe greifen: Sie ist auf 99 Exemplare limitiert, hat ein Variantcover und kommt mit einem signierten Druck.

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa Vorzugsausgabe

Dazu passen Stiff Little Fingers, etwa mit „Alternative Ulster“, und ein Trooper von Crew Republic.

© der Abbildungen Casterman, 2019 / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZEBRA – Zweiter Zehn-Jahres-Index DER SPRECHBLASE

ZEBRA-Sonderband 29

Herausgeber: ZEBRA-Redaktion
ZEBRA c/o Georg K Berres oder GoGer att web.de
Din A4 geheftet | 100 Seiten | s/w | 10,00 €
ISBN/ISSN: n/a

Cover ZEBRA Sonderband 29

DIE SPRECHBLASE ist das wohl bedeutendste deutschsprachige Comic-Fachmagazin für die Generation Wäscher und Co. Seit 2008 zeichnete Gerhard Förster für den Inhalt verantwortlich, mit der Nummer 250 (Rezension folgt noch) endete diese Ära.

Wie schon für den ersten Teil der „Förster-Ära“ ist auch jetzt wieder ein gedruckter (!) Index als ZEBRA-Sonderband erschienen der akribisch alle Inhalte der im bsv erschienenen Nummern 240 – 250 auflistet. Die geneigten Leser*innen können die Inhaltsverzeichnisse nutzen, nach Nachrufen suchen, oder die typischen Spezial-Register (Verfasser, Personen, Sachgebiet, Comic-Titel oder Comic) verwenden.

Wenn der Platz es erlaubt, lockern kleine Zeichnungen das Ganze auf. Diese kommen teilweise aus den „Blasen“, teilweise sind es aber auch typische ZEBRA-Produktionen.

Natürlich ist das Register unabdingbares Rüstzeug um die Hefte, die in mühevoller Arbeit von Gerhard konzipiert worden sind, auch Nutzen zu können. Der Verfasser dieser Zeilen vertraut auf die Vollständigkeit, hat er doch seine eigenen Beiträge, etwa in der 249, gefunden.

Dazu passen Dropkick Murphys, etwa mit Big Man, und ein Grüner Veltiner, etwa von Winzer Krems.

© der Abbildungen 2025 bei den jeweiligen Zeichner*innen und Verlagen c/o ZEBRA-Redaktion, Köln

Fiese Bilder 2025

Pech und Pannen im Cartoon

Hrsg: Wolfgang Kleinert, Dieter Schwalm

Autor*innen, Zeichner*innen: 67 Cartoonist*innen

Lappan Verlag
Softcover Kleinformat | 160 Seiten | Farbe | 14,00 €
ISBN: 978-3-8303-3702-7

Cover Fiese Bilder 2025

Eine Katastrophe jagt die nächste, immer dann, wenn man glaubt, dass das nun wirklich die Spitze des Eisberges sein müsse, wird man von der Wirklichkeit der kommenden Woche Lügen gestraft. Kann man sich darüber lustig machen? Ja, manchmal muss das sogar sein!

Was läuft schief in unserem Land?

Diese Frage steht zentral auf dem Backcover und sie bezieht sich auf ein paar Bausteine die von siebenundsechzig Cartoonist*innen bearbeitet werden: einstürzende Brücken und ihre Tauglichkeit als Selbstmordhelferin, die Krise der deutschen Automobilindustrie, das Fehlen von Klimaklebern in entscheidenden Momenten in einem Schlauchboot auf hoher See, sinkende Realeinkommen und wohlmeinende Ratschläge von Neureichen, …

Den Themen ist leider kaum eine Grenze gesetzt (außer der beschränkten Seitenzahl) und natürlich gäbe es noch mehr Geschehnisse, die es verdient hätten. Der Rundumschlag ist eine Art Rückblick auf die Nachrichten, leider aber auch auf die alltäglichen Erfahrungen mit Rassismus, Hass und Umweltkatastrophen.

Fiese Bilder 2025 page 3

Die stilistische Vielfalt dabei ist fast so groß wie die Anzahl der topics – Ich kann mir niemanden vorstellen, der alle abgelieferten Arbeiten geleichermaßen gut finden wird. Sie alle aber sind es wert, betrachtet und ernst genommen zu werden. Die von ihnen bedienten Zielgruppen sind jedoch (je nach dem Medium, in dem sie erschienen sind) unterschiedlich. Und so steht schwarz-weiß neben bunt, lesbar neben krakeliger Schrift, Taz neben Brigitte.

Die perfekte (nicht-digitale) Unterhaltung

Social-Media und elektronische Unterhaltung sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Das bedeutet aber auch, dass viele Momente nur flüchtig wahrgenommen werden und die Erinnerung anfängt, Erfahrungen (und vor allem Häufigkeiten) zu bearbeiten. Dieser Sammelband erlaubt es, dem etwas „Bleibendes“ entgegenzusetzen und sich später sagen zu können, dass das alles wirklich passiert ist und in einer ziemlich kurzen Zeitspanne.

Fiese Bilder 2025 page11

Dazu passen Points of conception mit „Just a dream“ und eine ruhige Ecke.

© der Abbildungen 2025 für die einzelnen Cartoons bei den Autoren (sic!) | 2024 Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH Hamburg

ZEBRA – Ferien Sonderheft

ZEBRA-Sonderband 28

Herausgeber: ZEBRA-Redaktion
ZEBRA c/o Georg K Berres oder GoGer att web.de
Din A4 geheftet | 40 Seiten | s/w | 5,00 €
ISBN/ISSN: n/a

Cover ZEBRA Ferien Sonderheft

Die umtriebigen ZEBRAs aus Köln lassen eine lang vermisste Tradition wieder aufleben, das Ferien Sonderheft. Wer erinnert sich nicht an die FELIX und Fix & Foxi Sonderhefte? Während in jenen allerdings manchmal Sachen recycelt wurden, gibt es in diesem Fall nur brandneue Inhalte!

Das ZEBRA-Kollektiv weiß nicht mehr, was es noch tun soll, so ausgebrannt sind die Zeichner. Was läge also näher als sich in etwas total Neues zu stürzen und damit die eingerosteten Gehirnwendungen wieder durchzuspülen? Gleichzeitig könnte man das Ganze ja auch noch steuerlich absetzen, wenn es denn der Fortbildung dienen würde…

Und so begibt man sich in diesem Ferien Sonderheft auf immerhin 40 Seiten auf eine irre, manchmal wahnwitzige Tour durch fremde Länder, immer mit ein wenig Bezug zur Comic-Historie. Daher ist es auch keinesfalls zufällig, dass das Cover bereits eine Idee von Carl Barks aufnimmt, im Laufe der Zeit werden viele weitere europäische und amerikanische Serien und Persönlichkeiten ihr Stelldichein geben.

Ab in die Ferien!

Herrlich erfrischend, unkonventionell und ohne Scheu vor berühmten Namen nehmen die ZEBRAs ihren Auftrag, das deutsche Comic-Bildungsbürgertum zu erfreuen, an und „liefern ab“, wie es Neudeutsch so schön heißt!

Dazu passen Bärchen und die Milchbubis, etwa mit „Tiefseefisch“, und ein Haake Beck.

© der Abbildungen 2025 bei den jeweiligen Zeichner*innen und Verlagen c/o ZEBRA-Redaktion, Köln

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