Ohne ihn hätte es die weltberühmten Comic-Helden Asterix und Obelix nicht gegeben: Nun ist Albert Uderzo im hohen Alter von 92 Jahren gestern Nacht im Kreis seiner Familie an einem Herzinfarkt verstorben.
Gemeinsam mit dem begnadeten Geschichtenerzähler René Goscinny erschuf er das Asterix-Universum, welches seit Generationen für Jung und Alt ein weltweiter gallischer Dauerrenner ist. Sein Motto lautete, dass das Arbeiten in der Comic-Branche jung hält.
Albert Uderzos langjähriger deutscher Verlag Egmont Ehapa Media GmbH zur traurigen Nachricht: „Die Welt hat einen großen Zeichner verloren. Zugleich bleiben wir reich beschenkt zurück mit den einzigartigen Comic-Geschichten aus Gallien. Durch die Abenteuer von Asterix wird Albert Uderzo uns und den Lesern in bunter, humorvoller Erinnerung bleiben. Wir bedanken uns bei ihm für eine vertrauensvolle und außergewöhnliche verlegerische Partnerschaft über ein halbes Jahrhundert und für all seine pointierten Zeichnungen und Geschichten.“
Albert Uderzo wurde am 25. April 1927 geboren. Alles deutete darauf hin, dass er mit seinen Händen Großes vorhatte: Albert Uderzo kam mit sechs Fingern an jeder Hand zur Welt. Seine Eltern beschlossen jedoch diese beiden überzähligen Finger entfernen zu lassen. Als Sechsjähriger Knirps lieferte er schon die ersten, beinahe druckreifen Zeichnungen zu Hause ab. Da erst bemerkte man, dass der Junge farbenblind war. Auch dieses Hindernis konnte ihn nicht stoppen. Mit 14 Jahren engagierte ihn ein Pariser Verlag. Mit 18 zeichnete er bereits seine eigenen Comic-Strips. Das Zeichentalent scheint ihm wirklich in die Wiege gelegt worden zu sein, denn er besuchte zu keiner Zeit eine Kunstakademie. Seinen unverwechselbaren Strich bringt er sich selbst bei und verbessert sich durch permanentes Üben. 1951 schlägt seine große Stunde. Er begegnet Jean Michel Charlier und insbesondere René Goscinny. Mit Charlier entstehen die Abenteuer der beiden tollkühnen Piloten „Tanguy und Laverdure“. Zusammen mit René Goscinny entwickelt er zunächst „Umpah-Pah“. Zwischen den beiden Künstlern bahnt sich eine lebenslange, sehr innige Freundschaft an. Seinen großen Durchbruch feierte er 1961, als die gallischen Abenteuer in Frankreich schon in Form von kompletten Comic-Geschichten in 48-seitigen Alben erscheinen. Der Asterix-Funke zündet und nur wenige Jahre später und begeistert in ganz Europa. Seinen größten Verlust erlebte er 1977: Nach dem plötzlichen Tod seines besten Freundes René Goscinny wollte das Zeichnergenie mit Asterix Schluss machen. Aber seine Fans überzeugten ihn weiterzumachen und so soll es auch jetzt sein: Auch wenn er diese Welt verlassen hat, durch Asterix wird der großartige Künstler in den Herzen der Leser für immer weiterleben.
Der Junge, der schneller zieht als sein Schatten ist zurück. Wie seit einigen Jahren üblich wechseln sich in der deutschen Lucky-Luke-Reihe die Abenteuer des Cowboys und von Lucky Kid ab. Die aktuelle Sammlung beinhaltet hauptsächlich One-Pager aus dem Leben der zukünftigen wildwest-Legende und einen Freunden Hurricane Lisette, Kleiner Kaktus oder Dopey. Auch Jolly Jumper ist bereits mit von der Partie.
Die Geschichten sind für ein jugendliches Publikum
geschrieben und daher harmlos. Im Gegensatz etwa zu dem kleinen Spirou haben
sie keine schlüpfrigen Anspielungen auf die spätere Sexualität der Erwachsenen,
leben aber ebenso von dem Widerspruch der von Kindern erlebten Erwachsenenwelt
und bieten daher genügend Fläche für witzige Erzählungen etwa über spätere
Schurken oder alkoholische Getränke.
Immer ist aber die schon bei Morris vorhandene und von Achdé weitergeführte Moralität der Geschichten zu bemerken: Es geht nicht um die Einhaltung der Gesetze, sondern um die dahinterstehende Gerechtigkeit! Das Recht der Indianer wird zwar tatsächlich mit Füssen getreten, in der kindlichen Vorstellung muss man aber trotzdem etwas tun und der konservative, Mauern bauende Rassist wird von einem kleinen Präriehund ad absurdum geführt. Diese Grundhaltung tritt nicht nur im Inhalt zu Tage sondern auch in der Bildsprache.
Der Künstler
Achdé weiß
natürlich sehr genau, welche Gesichtsausdrücke erwartet werden und wie ein traditioneller
an Morris aufbauender Lucky Luke Comic
aussehen muss. Das gelingt ihm aber mit einem für Leser*innen sichtbaren
Vergnügen und begeistert daher auch hier erneut.
Dazu kommen verschieden wiederkehrende Szenarien; das meiner Ansicht nach am besten gelungene bringt Voraussagen oder Wunscherfüllungen des Medizinmannes: anarchistischer Humor wie bei Pippi Langstrumpf trifft auf skurrilen Humor a la Paddington!
In Frankreich gibt es mittlerweile drei Serien um den
berühmten Cowboy: die originalen Geschichten von Morris, die „neuen“ Geschichten nach Morris und die Jugendabenteuer. Da hier in Deutschland sowieso
keine chronologische Veröffentlichungspraxis durchgezogen worden war,
ermöglicht die Kombination in einer Reihe eine Generation übergreifende Ausgabe
die die einen verführt, auch die harmloseren Geschichten zu sammeln, und die
anderen, den Blick auf die erwachsene Seite zu werfen.
Vor allem in Hinblick auf die eröffnende längere Geschichte nicht
nur für Komplettisten ein guter Kauf!
Dazu passen ein Kaffee und das erste Album von Kim Wilde gleichen Namens.
Nun ist also der vierte Versuch von Ferri und Conrad alle Asterix-Nostalgiker zufriedenzustellen erschienen und wieder gibt es die Kritik, dass es sich nicht um einen „echten“ Asterix handeln würde. Naja, er ist nicht von dem gnadenlos guten Duo Goscinny/Uderzo und somit „latürnich“ kein ursprünglicher Asterix. Wer das erwartet hat, wird seit dem zu frühen Tod des Texters enttäuscht und hat diese Haltung wahrscheinlich längst verinnerlicht. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Geschichte, die neue Figuren in das etwas altbacken gewordenen Dorf einführt, quasi „The Next Generation“, die politische Themen aufnimmt (Fridays for future), die den Generationenkonflikt auf die Schippe nimmt und die dann auch noch Zeit für kleine Sidestories mit Idefix hat.
Die Geschichte
Vercingetorix hatte eine Tochter, die auf dem Schlachtfeld von ihrem Vater ein Insignium erhalten hat, um später den Widerstand erneut anzuführen. Dazu muss sie aber zunächst vor „dem Verräter“ beschützt werden. Nachdem ihre beiden Bodyguards das jahrelang hinbekommen haben, brauchen sie nun kurzfristig eine Übergangslösung um ein Schiff nach Londinum zu besorgen. Was läge also näher als das Dorf der Unbeugsamen. Tatsächlich geht es dabei um die gesamte Gemeinschaft, die die junge Adrenaline, so der Name der berühmten Tochter, schützen soll und nicht nur um die beiden Standardhelden. Das lässt Raum für altbekannte Gallier*innen, aber vor allem auch für neue andere Jugendliche. Selfix und Aspix, Söhne von Automatix und Verleihnix, nehmen dabei die größten Rollen ein, aber auch andere werden nicht nur mit Namen versehen, sondern tragen auch die Handlung. Alle sind leicht frustriert, lehnen nicht nur Wildschweinjagd sondern auch Römerkloppe ab und suchen die Gesellschaft von Troubadix, weil den auch keiner mag.
Adrenaline wird eingeführt mit dem Hinweis, dass sie gerne
ausbüxe und das tut sie auch. Auf der Suche nach dem sagenumwobenen Thule
trifft sie auf die Piraten, Epidemais, Römer und auch auf einen Hippie namens
Letitbix. Natürlich macht ihr der Verräter Miesetrix zu schaffen und am Ende
wird alles gut… – Wirklich? Irgendwie wird nicht einfach alles gut, sondern für
viele erst mal anders und sicherlich auch komplizierter.
Ferri hat sich
damit erstmals wirklich etwas emanzipiert von dem großem Vorbild Uderzo, der das Dorf eigentlich immer
nur um Asterix und Obelix sowie Majestix und Miraculix konzentriert hatte. Alle
anderen waren Beiwerk oder „Fremde“. So sind z. B. die Kampfszenen mit den
Römern auch eher Zitate als Handlung,
Die Übersetzung von Klaus
Jöken ist dabei gut gelungen! Es findet keine Anbiederung an „Jugendsprache“
statt und doch reden die Heranwachsenden anders. Die Zahnlücke des Surimix ist
zu „hören“ und auch der Gote sticht wieder heraus.
Die Zeichnungen
Natürlich ist auch der 38. Band ein typischer Asterix. Die Streifen von Obelix Hose sind immer noch sehr dick, alles andere sieht aber bekannt aus. Alles? Nein, denn ein kleiner Charakter beginnt ein Eigenleben zu führen: Idefix klettert, fällt, strampelt und freut sich genauso, wie es ein Hund dieser Größe eben tut! Eine schöne Entwicklung, die beweist, dass Conrad sich mit den Figuren nicht mehr so schwer tut. Auch die Piraten bieten die eine oder andere Überraschung!
Die pubertäre Adrenaline ist einerseits sehr treffend
geraten: Genervt, im nächsten Moment erfreut und wieder zurück. Auch ihre
Weigerung, ein Kleid zu tragen, drückt sie körperlich aus und diese Posen
gelingen Conrad gut. Die Pferde haben
alle unterschiedliche Charaktere und sind damit fast schon Figuren anstelle von
Statisten. Auch hier also sehr positive Ansätze.
Fazit
Wie bewertet man einen Comic, der so stark von Erwartungen
belastet ist, der eine Startauflage hat, die die von Harry Potter übersteigt und der wahrscheinlich auch in diesem Jahr
die Buchverkaufszahlen retten wird? Ich wurde nach dem ersten Lesen gefragt,
was ich über den neuen Band erzählen könne und zum ersten Mal seit vielen
Folgen fielen mir Passagen ein, Bilder, kongenial übersetzte Texte und Gags.
Mehr kann man eigentlich nicht erwarten, oder?
Es ist kein Comic aus den Siebziger Jahren (IMHO: zum Glück!) sondern eine modernisierte Adaption. Auch Band 38 bietet einen Asterix für Kinder, der gleichzeitig auch einer für Erwachsene ist. Beide werden unterschiedliche Sachen wahrnehmen. Sowohl Texter als auch Zeichner haben sich freigeschwommen und setzten eigene, neue Akzente und die Story ist deutlich besser als in den letzten Abenteuern! Für mich ein gelungener Wurf!
Dazu passen bretonischer Cidre und genau die Musik, die ihr
als erste LP, CD oder Download hattet und die euren Geschmack im Gegensatz zu
dem eurer Eltern geformt hat. Bei mir war das „Can the Can“!
Der neue Asterix ist am 24. Oktober erschienen – Besprechung hier
Ein Satz vorweg: Mir gefällt der neue Band gut!
Beim Teutates! Der
Titel des 38. Asterix-Albums offenbart ein lang gehütetes Geheimnis:
Vercingetorix, der
Häuptling aller gallischen Häuptlinge, hatte eine Tochter!
Am 24. Oktober 2019 kreuzen sich die Wege des
Mädchens und die unserer gallischen Helden.
DAS ALBUM
Vor 60 Jahren
lieferten Albert Uderzo und René Goscinny ihren ersten Geniestreich
ab: Asterix der Gallier! Nun, pünktlich zum Jubiläum
meldet sich der unbeugsame Held mit einem neuen Abenteuer zurück! Nach den
Strapazen ihrer letzten Reise hätten sich Asterix und Obelix gewünscht, die
Ruhe im beschaulichen Aremorica zu genießen. Doch daraus wird leider nichts!
Ein geheimnisvolles
Mädchen kommt ins Dorf, begleitet von zwei Arverner-Häuptlingen.
Die Drei sind auf
der Flucht vor Julius Cäsar und seinen Legionären, und das aus gutem Grund: Im
Dorf munkelt man, dass der Vater des jungen Mädchens kein Geringerer sei als
Vercingetorix, der große Arvernerhäuptling, der einst bei Alesia von Julius
Cäsar geschlagen wurde!
Am 24. Oktober erscheint in mehr als 20 Sprachen und mit einer Startauflage von über 5 Millionen Exemplaren das neue Abenteuer von Asterix und Obelix mit dem Titel Die Tochter des Vercingetorix. Es ist das vierte Album aus der Feder des Duos Jean-Yves Ferri und Didier Conrad.
„WESSEN TOCHTER??“
„Soweit wir wissen,
ist die junge Dame ein Teenager in der rebellischen Phase”, verraten die
Autoren.
„Als Tochter des
legendären Vercingetorix hat man es schließlich nicht leicht!”
„Wir mussten sehr
viele Nachforschungen anstellen, um herauszufinden, wie sie hieß, wie sie
aussah, was für ein Mensch sie war usw. Jeder weiß, dass Vercingetorix sich
sehr bedeckt hielt, was sein Privatleben anging. Auch die historischen Quellen
geben nicht viel her. Aber wir konnten doch so Manches ans Tageslicht bringen,
was für allerhand Überraschungen sorgen dürfte!”
Didier Conrad und Jean-Yves Ferry bleiben im Rhytmus! Wie der deutsche Verlag Egmont Ehapa Media GmbH soeben mitgeteilt hat, erscheint das 38. Album der Gallier am 24. Oktober und damit fast auf den Tag genau am 60.Geburtstag de Galliers am 29. Oktober.
Wie schon bei den letzten Alben ist der Inhalt streng geheim und es werden nur wenige Informationen gestreut. Auf jeden Fall bekommt das Dorf Besuch von einer bedeutenden Persönlichkeit…
Weitere News, auch zum kommenden neuen Asterix-Film Asterix – Das Geheimnis Des Zaubertranks , sobald verfügbar auf comix-online.
Aus Anlass des neuen Lucky Luke Abenteurers „Ein Cowboy in Paris“ stellten sich der Zeichner Achdé und der Texter Jul am 7.11.2018 den Fragen der Presse. Auch comix-online hat die Gelegenheit genutzt! Die Besprechung dieses Bandes findet ihr hier.
Vorweg aber noch ein paar Details zu den
Künstlern:
Achdé (Hervé
Darmenton) wurde 1961 in Lyon geboren und zeichnet Comics seit rund dreißig
Jahren. Er übernahm Lucky Luke mit der Geschichte Der französische Koch, auf Deutsch als kleinformatiges Hardcover
erstmals 2003 veröffentlicht. Seit 2011 arbeitet Achdé auch an Onepagern über Lucky Kid.
Jul ist der Künstlername des 1974 geborenen Julien Lucien Berjeaut. Das aktuelle Album ist seine zweite Zusammenarbeit mit Achdé nach „Ein gelobtes Land“. Auf Deutsch liegt von seinen weiteren Arbeiten bisher kaum etwas vor.
Achdé, Sie haben für Lucky Luke schon mit einigen Szenaristen zusammengearbeitet. Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Jul gekommen und aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten?
Achdé: Zuerst gab es diese gute Idee, die Jul vorgeschlagen hat, und die fand
ich so gut, dass ich mir gleich eine Dokumentarsendung über die Freiheitstatue
angeschaut habe. Dann habe ich diese an Jul weitergereicht und ihn gebeten,
sich das mal anzuschauen. Die Idee fand er so super, dass wir mit dem Verleger
gesprochen, der die Idee auch fantastisch fand. Und außerdem hat die Zusammenarbeit
beim ersten Band „Das gelobte Land“ so gut geklappt, dass es dumm gewesen wäre,
die Teamkonstellation zu wechseln.
Könnten
Sie für die Leser von comix-online beschreiben, wie die Zusammenarbeit mit
Achde aussieht? Treffen Sie sich oder ist die Zusammenarbeit ausschließlich
remote? Ist das Szenario mit seinen Vorgaben durch sie bereits komplett fertig
oder akzeptieren Sie Ideen von Achde und integrieren diese?
Jul: Ich mache ein vollständiges Szenario und
das gebe ich dann an Achdé weiter. Er macht sich dann daran, dieses Szenario zu
zeichnen und die Seiteneinteilung vorzunehmen. Dabei stößt er dann womöglich
hier und da darauf, dass es zeichnerisch nicht flüssig genug umzusetzen ist
ganz, dass es verschiedene Probleme bei den Zeichnungen gibt, die man dann eben
wieder anpassen muss und darüber diskutieren Achdé und ich dann.
Achdé: Ich mache auch gern Vorschläge zu den historischen
Ereignissen. Die Leser wissen meine historischen Kenntnisse zu schätzen.
Jul: In diesem Album zum Beispiel gibt es die Szene, in der Lucky Luke Paris besichtigt, und jedes Panel ist wie eine Postkarte aufgebaut, eben mit den typischen Dingen, die man mit Paris verbindet, Notre Dame, den Boulevards, den Cafés. Ich wollte das eigentlich schnell abhandeln, denn ich dachte, es sei besser, die Geschichte an sich weiter zu behandeln, aber Achdé meinte, das muss alles vorkommen, und ich habe mich überzeugen lassen und ich bin auch sehr froh darüber.
Der
neue Band von Lucky Luke enthält wesentlich mehr Anspielungen auf die aktuelle
politische Situation als frühere Werke. Warum haben Sie sich entschieden,
zeitbezogener zu werden und welche Absichten verfolgen Sie dabei?
Jul: Eigentlich ein Zufall. Das Thema der Freiheitsstatue
ist an sich schon ein gutes Thema für eine Geschichte. Dass dann auch der aktuelle
Bezug herrscht, ist ein reiner Zufall. Alles, was erzählt wird, hat eigentlich
einen historischen Hintergrund, zum Beispiel die Olympischen Spiele, die
erwähnt werden. Demnächst werden in Paris auch wieder Olympischen Spiele
stattfinden und damals wurden dort auch Olympischen Spiele vorbereitet. Oder die
Streiks, die wir heute haben, Streiks gab es auch damals um 1880. Oder
Attentate, da gab es die ebenso welche zu dieser damaligen Zeit. Oder dass es
Politiker gegeben hat, die gegen Immigration sind, die versuchen, Leute
auszugrenzen oder auszusperren – das sind alles Vorkommnisse, die es damals
gegeben hat und bei denen es uns aber so vorkommt, als seien das alles
Anspielungen auf die heutige Zeit. Uns kommen die Dinge oft so vor, als würden
sie uns das erst Mal passieren, als seien sie ganz neue Phänomene. Vielleicht
trägt der neue Lucky Luke-Band nun dazu bei, dass wir verstehen, dass es solche
Geschehnisse und Erscheinungen auch damals schon gegeben hat.
Comix-online
ist ein Magazin für Deutsche und niederländische Leser. Sehen sie irgendwelche
Unterschiede in der nationalen Rezeption von Lucky Luke in den beiden Märkten?
Ein Unterschied ist auf jeden Fall die Vorveröffentlichung der neuen Geschichte
in dem niederländischen Magazin EPPO.
Achdé: Natürlich hängt auch alles von einer
guten Übersetzung ab. Der Übersetzer ist nicht nur dazu da, alles Wort für Wort
zu übersetzen, sondern die ganze Geschichte anzupassen, zu adaptieren, damit
auch der Leser dann die ganzen Anspielungen versteht, auch in der Fremdsprache,
und das muss in jeder Sprache eben auch individuell angepasst werden. Es gibt
in Lucky Luke auf jeden Fall verschiedenen Verständnisebenen, und das betrifft
nicht nur den Band hinsichtlich seiner Übertragung in verschiedene Sprachen.
Selbst im Französischen zum Beispiel zwischen Jung und Alt: Meine eigenen
Kinder haben die Szene mit Madame Bovary erst gar nicht verstanden. Junge Leute
lesen über so etwas hinweg, weil so etwas auch im Schulplan heutzutage, scheint
mir, überhaupt nicht mehr enthalten ist, eben wie Madame Bovary im
Literaturunterricht, während die Szene, die in Paris, also in der Großstadt,
spielt, wo es viele Geschäfte gibt, diese Szene hat meine Kinder sofort
angesprochen – dass man in einer Großstadt shoppen geht, das versteht jedes
Kind sofort.
Arbeiten
Sie lieber an den langen Lucky Luke Geschichten oder an den Onepagern mit dem
Kid und warum?
Achdé: Wenn ich mit Jul zusammenarbeite, also
als Team, dann ist das natürlich eine ganz andere Vorgehensweise – das gefällt
mir auch. Aber wie gesagt, das kann man eigentlich gar nicht vergleichen. Wenn
ich eine Geschichte, also eine Onepager für Lucky Kid mache, dann ist das
natürlich ein ganz anderer Ansatz: Ich mache das Szenario selber, den Text
selber, natürlich die Zeichnungen. Das ist dann eine Geschichte, die eben
lustig sein soll, sonst nichts. Das mag ich auch, aber wie gesagt, das ist
etwas ganz anderes als die klassischen Lucky Luke-Alben.
Würden
sie den Lesern von comix-online noch gerne etwas sagen?
Jul: Der Wille, den traditionellen Lucky Luke fortzuführen, so wie er immer existiert hat, ist gepaart mit dem Wunsch, immer zu überraschen und etwas Neues zu bringen. Und so, wie uns das Vergnügen bereitet, hoffen wir, dass es so bleibt, dass auch die Leser weiterhin an Lucky Luke Vergnügen haben, ihn lesen und ihm treu bleiben.
Vielen Dank Achdé und Jul sowie Anja Adam und
Maria Schreier von Egmont Publishing für die Vermittlung und Übersetzung!
Die zweite Zusammenarbeit zwischen Achdé und Jul bringt den Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, erstmalig nach Europa.
Zugleich ist der Band gespickt mit Anspielungen auf die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation und steht unter dem Motto „Ein Plädoyer für die Freiheit“. Nein, Lucky Luke steht nicht plötzlich in der ersten Reihe der Revolution, keine Bange! Er nimmt aber die Art der Anspielungen aus der Tradition des Uderzo/Goscinny-Asterix auf und bietet daher auch erwachsenen Lesern nicht nur viele Momente des Schmunzelns sondern teilweise auch der Verzweiflung weil vieles, was vor Kurzem noch undenkbar gewesen wäre heute schon beinah als harmlos aufgefasst wird. Der mittlerweile siebte Band von Achdé mit Geschichten um den erwachsenen Westernhelden zeigt einerseits die ganze Routine in den Zeichnungen des Morris-Nachfolgers, beweist aber andererseits den Spaß an Details und witzigen Szenen wenn Jolly Jumper beispielsweise während des Captain’s Dinners Heu (fr)isst. Zudem macht es dem gebürtigen Franzosen augenscheinliches Vergnügen mit der Brille des Amerikaners auf seine Hauptstadt zu schauen.
Worum geht es: Das Abenteuer beginnt ganz klassisch da Lucky Luke die Daltons zurück in ein Gefängnis transportiert. Dabei begegnen sie Auguste Bartholdi der mit dem Arm der zukünftigen Freiheitsstatue auf Promo-Tour durch die Vereinigten Staaten ist. Er muss Geld sammeln um die Statue durch Gustave Eiffel in Paris fertigstellen und nach Amerika verschiffen zu lassen. Unser Held ist nicht nur der Beschützer hilfsbedürftiger Ladys und so begleitet und verteidigt er auch Bartholdi auf seiner Tour. Sein Gegenspieler ist ein Gefängnisdirektor der auf eben jener Insel, auf der die Freiheitsstatue aufgestellt werden soll, ein ausbruchssicheres Gefängnis errichten möchte. Er ist dabei unschwer als Prototyp des polternden Populisten zu erkennen der heutzutage so oft von sich reden macht.
Aufgrund der bereits verübten Anschläge wird Luke von höchster präsidialer Stelle gebeten, auch den Transport der Statue von Paris nach New York zu begleiten und sicherzustellen. Während bisherige Schifffahrten den Cowboy kalt ließen wird sein Verdauungstrakt nun auf das Äußerste beansprucht.
In Paris lernt Lucky alle wichtigen Sehenswürdigkeiten kennen und nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. Zu einem Running Gag wird dabei seine Schwarz/Gelb/Rote Kleidung!
Der „Cowboy in Paris“ ist sein Geld wert! Spannende Story, gute Zeichnungen, grafische und textliche Details, die zum mehrmaligen Lesen auffordern – was will man mehr!
Dazu passen ein petit café und französischer Country, etwa von Raphaelle Dess.
In Kürze hier auf comix-online ein Interview mit Achdé und Jul!
Was ist eigentlich ein Klassiker? Definitiv
wohl ein Titel, der seit 50 Jahren auf dem deutschen Markt erhältlich ist und
dessen immer noch erscheinende neue Folgen mit einer Millionenauflage über den
Ladentisch gehen!
Asterix der Gallier ist das
erste Abenteuer von 1959, ursprünglich in Pilote
erschienen und von René Goscinny und Albert Uderzo in Eigenregie entwickelt
um den immer wieder verlangten Klonen von erfolgreichen amerikanischen oder
europäischen Serien etwas Eigenes entgegenzusetzen. Die beiden Franzosen haben
sich dabei ein Setting ausgesucht, dass allen potentiellen Leser*innen in
Frankreich aus der Schule bekannt, im Comic bisher aber noch nicht
breitgetreten worden war: Die Geschichte der Gallier.
Asterix als Serie war nie als Comic für Kinder
konzipiert, sondern bot und bietet mit all seinen Anspielungen auf die aktuelle
politische Entwicklung Spaß auch für Erwachsene. Zudem liehen im Laufe der Zeit
immer wieder bekannte Personen aus Politik, Film und Showbusiness Nebenfiguren
ihr Gesicht. Der Name des Helden ist dabei das Ergebnis der Zusammenfassung von
zwei Kriterien: er sollte mit A beginnen (jede*r Bibliothekar*in wird wissen,
warum) und an den gallischen Helden Vercingetorix
erinnern. Ein Asterikus ist die
Bezeichnung für ein kleines Sternchen und da der Held nicht dem Model der
Superhelden entsprechen sollte, sondern klein zu sein hatte, war der Name
gefunden. Besonderen Spaß hatten die Beiden im Folgenden daran, alle Namen der
Gallier auf –ix enden zu lassen. In späteren Abenteuern wurde dieses Spielchen
auch auf andere Völker angewendet.
Die vorliegende Jubiläumsausgabe enthält den klassischen ersten Band in neuen
Farben und mit dem noch von Uderzo 2006 gezeichneten neuen Titelbild sowie 8
zusätzliche Seiten mit Bildmaterial und einem Text von Volker Hamann zur Entstehungsgeschichte.
Obwohl schon viele zum Stammpersonal der
Gallier gehörende Aktive vertreten sind, sehen sie teilweise noch etwas anders
aus. Erst im Laufe der Zeit haben sie sich zu den ikonographischen Figuren
entwickelt die heute nahezu jeder Westeuropäer kennt. Insbesondere Idefix fehlt hier aber noch, da er erst
im 5.Asterix-Band Tour de France
seinen ersten Auftritt hatte.
1966 wurde diese erste Asterix-Geschichte
erstmals auf Deutsch in KaukasLUPO modern veröffentlicht, allerdings
in einer sehr eigenwilligen Übersetzung und unter dem Titel Siggi der Unverwüstliche. Rolf Kauka
wurden die Lizenzen nach der Veröffentlichung von insgesamt 4 Titeln entzogen
und Adolf Kabatek konnte den
Stuttgarter EHAPA-Verlag überzeugen, nicht nur die freigewordene Lizenz für das
Magazin MV-Comics zu übernehmen,
sondern auch dem Beispiel der Tim-Bücher des Carlsen-Verlages zu folgen und ein
Asterix-Buch herauszugeben. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte ohne
gleichen. 1968 erschienen die ersten beiden Bände sowohl in einer
Softcover-Kiosk-Ausgabe als auch als gebundenes Hardcover für den Buchhandelsvertrieb
und daran hat sich bis heute nichts geändert. Natürlich gibt und gab es
zusätzliche Veröffentlichungen in Sammelbänden, Mundartausgaben, Wimmelbücher
und und und.
Zur Story: Asterix, Obelix und die anderen
Gallier wohnen zu Zeiten von Julius Cäsar in einem kleinen Dorf, das als
einziges in Gallien nicht von den Römern besetzt worden ist. Es ist zwar von
vier römischen Lagern umzingelt, die dort stationierten Legionäre haben
allerdings kein leichtes Leben denn Miraculix, der Druide des Dorfes, besitzt
das Rezept für einen unbesiegbar machenden Zaubertrank den die Dorfbewohner
regelmäßig zu sich nehmen. Begegnungen zwischen Galliern und Römern nehmen
daher immer einen sehr einseitigen und für die Römer äußerst schmerzhaften
Verlauf. Um hinter das Geheimnis der übermenschlichen Kräfte der Gallier zu
kommen wird ein Legionär als Gallier verkleidet und auf Spionagemission
geschickt. Ihm gelingt es, den Trank zu probieren und beweist seine Stärke im
Kampf gegen seine Legionärskollegen eindrücklich.
Da der Trank seine Wirkung allerdings nur
zeitlich begrenzt entfaltet und der Spion das Rezept nicht mitgebracht hat,
lässt Gaius Bonus den Druiden entführen um mithilfe des Trankes Cäsar werden zu
können. Miraculix und der ihm zu Hilfe kommende Asterix machen sich als
Gefangene über die Römer lustig und beweisen ein immer wiederkehrendes
Grundmuster der Serie: Übermacht alleine genügt nicht, wenn Witz, Zusammenhalt,
Schläue und ein wenig Zaubertrank auf Seiten der Gallier stehen…
Lohnt sich der Kauf dieser Sonderausgabe? Wer
den Band schon sein Eigen nennt wird alleine wegen des neuen Covers
möglicherweise nicht bereit sein, Geld auszugeben. Wer allerdings auch nur ein
wenig Interesse an den Hintergründen zur Entstehungsgeschichte hat und gerne
auch begleitendes Bildmaterial anschaut, wird an den acht zusätzlichen Seiten
seine Freude haben! Wer Asterix der Gallier dagegen noch nicht gelesen haben
sollte, kann jetzt unbedenklich zuschlagen!
Im Übrigen verlost COMIX-online fünf Exemplare der Softcover-Ausgabe! Wer teilnehmen
möchte, erfährt im facebook-Auftritt von COMIX-online alles Notwendige. Vielen
Dank an EGMONT EHAPA Media für die Bereitstellung der Gewinne!
Dazu passt natürlich lauwarme Cervesia und Musik aus vergangenen Zeiten. Die Aufzeichnungen von Troubadix sind im Laufe der Zeiten leider/glücklicherweise verloren gegangen aber Saltatio Mortis tut es auch.
Die wohl bekannteste Maus der Welt wird 90 Jahre alt und das
muss gefeiert werden. Der deutsche Hausverlag des Disney-Imperiums bringt daher
ein wohlfeiles Hardcover mit Glückwünschen und Stories heraus.
Da Egmont ja schon einige Erfahrung mit Jubiläumsbänden hat
ist auch dieser eine Genuss für Leser*innen, die noch nicht alles haben. Die
abgedruckten Stories bieten einen guten Querschnitt da sie aus den Jahren 1936,
1945, 1956, 1968, 1996, 1998, und 2004 stammen. Natürlich sind Floyd Gottfredson/Al Taliaferro und Carl Barks vertreten, auch Romano Scarpa darf nicht fehlen! Über
die Auswahl der anderen Zeichner/Autoren kann man streiten. Mit Ulrich Schröder
ist immerhin auch ein deutscher (Co-)Zeichner aufgenommen worden. Italien und
Skandinavien sind dagegen jeweils zwei Mal vertreten.
Gleich die erste Geschichte ist ein Abenteuer, dass es nur
im Comic geben kann: Micky versucht sich als Gärtner und probiert ein Mittelchen
aus um seine Pflanzen wachsen zu lassen. Da der Erfolg leider etwas zu gewaltig
ist, muss er die Pflanze wieder schrumpfen und verkleinert sich selbst gleich
mit. Nach einer netten Interaktion mit einer Wespe gerät Micky in ein Buch mit
den Abenteuern von Robin Hood und muss sich in diesem Setting beweisen.
Natürlich bleibt Micky der unschlagbare Held und nimmt es sogar mit Richard
Löwenherz auf. Pikanterweise trifft er dabei auf Minerva die seiner Minnie wie
aus dem Gesicht geschnitten ist…
Der Hinweis auf Autoren und Zeichner erfolgt leider erst
ganz am Ende in dem Quellenverzeichnis. Immerhin enthält es Egmont-typisch auch
die Informationen zur Erstveröffentlichung sowohl überhaupt als auch in
Deutschland. Immerhin gibt es direkt im Anschluss einen Artikel zu Gottfredson.
Die zweite Geschichte zeigt eine ganz andere Maus. Zu der
damaligen Zeit war die Standardisierung der Figuren im Disney-Kosmos noch nicht
weit fortgeschritten und so sind zum Beispiel die Ohren deutlich kleiner. Paul
Murry zeichnet einen draufgängerischen Micky, der mit weniger Details auskommt,
nicht ganz so chaotisch ist, aber auch noch nicht dem Vorstadtbewohner
entspricht, der aus Abgrenzung zu Donald aus dem Charakter geworden ist. Auch
hier erfolgt ein Beitrag über die Zeit und den Künstler, der eine Einordnung
erlaubt.
Die folgende Episode um den roten Hut zeigt schon den heute
bekannten Micky während Minnie noch etwas anders als gewohnt daherkommt.
Natürlich sind alle bekannten Story-Elemente bereits vorhanden: Minnie ist
schon etwas zickig und Micky stellt sich teilweise als Opfer dar. Im
Wesentlichen ist das Setting der klassischen Detektivgeschichte aber nicht zu
verkennen. Die Geschichte ist aber ein Unikum und daher wert, in diesem
Jubiläumsband abgedruckt zu werden, handelt es sich doch um DAS Micky-Abenteuer
von Carl Barks. Der folgende Artikel
bezieht sich auch auf die begnadete Übersetzerin Dr.Erika Fuchs. Ihr
Beitrag zum Erfolg der Geschichten in Deutschland kann sicherlich nicht hoch
genug angesetzt werden.
Die folgenden Geschichten sind sicherlich repräsentativ für
die „moderne“ Darstellung der Maus im Comic und für sich allemal lesenswert. Sie
stellen aber keine Highlights dar und repräsentieren somit ein wenig das Schattendasein,
dass die Maus im Vergleich zu ihrem cholerischen und liebenswetten Kollegen
Donald führen muss. Trotzdem enthalten auch die Geschichten um den etwas
tragischen Charakter immer wieder auch Innovationen wie die Traumsequenzen aus
der Geschichte „Der Traumklau“ von den McGreals
und Pelaez.
Die „Monstermaus“ von Cochet,
Schröder und Rodriguez ist sogar extrem modern und ein Lesetipp!
Insgesamt ist der Band eine gelungene Darstellung der Entwicklung
der Maus von einem chaotischen Slapstick-Charakter über einen Vorstadt-Spießer
hin zu einem immer noch Innovationen aufgeschlossenen und liebenswerten
Charakter.
Wer wirklich das Potential der Ikone Micky Maus ausloten
will, muss auch (!) zu den Hommagen der franko-belgischen Zeichner greifen. Wer
wirklich etwas über die Künstler wissen will, muss zu Sekundärliteratur über
die Zeichner greifen (wie dem gerade neu aufgelegten Bändchen über die Zeichner
hinter der Signatur Walt Disney. Wer aber einfach nur Geschichten über die
letzten 90 Jahre von Micky Maus in Deutschland genießen möchte ist mit diesem
Band bestens bedient!
Was passt zu einem Band mit über 190 Seiten? Definitiv
etwas, das lange Zeit benötigt um zu reifen: Setzt also einen Cold Brew Coffee
an, genießt ein wenig von dem Comic, füllt ab und um, lest weiter und trinkt
das leckere Resultat bei den letzten Geschichten! Hören könnt ihr dabei alles,
was nicht ablenkt – Easy Listening oder Lounge würden sich anbieten.