ZACK 280 (Oktober 2022)
Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792
Kaum sind die sommerlichen Hitzeperioden mit Dürre allerorten Vergangenheit, regen sich schon die ersten wieder über den Herbstregen auf. Nun ja, schön, wenn es keine anderen Probleme gäbe. Trotzdem ist es wichtig, nicht in Depressionen zu verfallen, sondern auch die kleinen Dinge genießen zu können. Für eine relevante Anzahl von deutschen Comicleser*innen gehört das ZACK dazu. Und für eine Teilgruppe, nämlich die Abonnent*innen, gibt es sogar noch die Möglichkeit, das neue ZACK-Spezial mit Alain Cardan hinzuzufügen! Empfehlenswerte Mischung aus Science-Fiction und Krimi aus der Zeit kurz vor Beginn der Weltraumfahrt von Delporte und Forton!
Die Neustarts
Die Flintenweiber sind zurück! Nachdem das letzte Abenteuer dieser Alternativweltgeschichte damit geendet hatte, dass sie gerade noch der Polizei entkommen waren, ist jetzt erst einmal Pflege angesagt. Während die Drei noch im Besitz des Siegelringes sind, werden andernorts schon diplomatische Verwerfungen angedeutet, sollte dieser nicht wiedererlangt werden können. Ètienne Willem zeichnet Das Porträt des Antiquitätenhändlers mit genauso viel Witz und Kunst wie den Vorgänger und Pierre Pevel spielt hervorragend mit der Mischung aus Cyber Punk, Märchenwelt, feministischem Abenteuer und History. Ein Glanzstück!
Und als Vorgeschmack auf das nächste ZACK-Spezial Album gibt es schon einmal eine Kurzgeschichte mit Jari. Der junge Tennisspieler ist auf dem Weg, ein Star zu werden und tummelte sich von 1957 an nicht nur auf Sportplätzen sondern auch auf den Seiten von Tintin. Der unbezwingbare Gérard von dem bekannten Raymond Reding ist ein klassischer Sportcomic; ein Topic, der mehr als Motorsport zu bieten hat!
Die Fortsetzungen
MADI ist ein Comic von Duncan Jones und Alex de Campi, der eigentlich als Film geplant war, und von unterschiedlichen Zeichner*innen umgesetzt wird. In dieser Folge dürfen die sehr britischen Glenn Fabry und Duncan Fegredo ran. Es geht in Es war einmal in der Zukunft um moderne Söldner*innen, die sich selbst an bestimmte Orte bringen. Dort können sie dann von in weiter, sicherer Entfernung sitzenden Menschen übernommen und ferngesteuert werden. Diese menschlichen Quasi-Drohnen haben zudem ihre Selbstoptimierung schuldenfinanziert auf die Spitze getrieben und viele ihrer Körperteile durch „bessere“ Implantate ersetzt. Düstere Vision des Sohns von David Bowie.
Eine der von unseren westlichen Nachbar*innen übernommenen Serien ist Saul von Willem Ritstier. Ein muskelbepackter Mann wird zur Fahndung ausgeschrieben, von einer Kopfgeldjägerin gefangengenommen und muss sich nun plötzlich alleine in einer postapokalyptischen Welt durchschlagen. Gefährliche, tierische Räuber machen das (Über-)Leben allerdings nicht einfach. Realistische Zeichnungen von Apri Kusbiantoro lassen die Monster sehr eindringlich erscheinen. Endstation hätte auch in das Kobra der 80-er Jahre gepasst.
Die Abschiede
Die ersten Seiten des Schlusskapitels von Der letzte Link lassen die Leser*innen befürchten, dass alles umsonst war und unter einem Kugelhagel zugrunde gehen wird. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht und der Kampf von Terrence Trolley um die Freiheit der fast schon gezüchteten Mutant*innen endet für einige in gewisser Weise romantisch. Raue Zeichnungen von Patrick Boutin-Cgané betonen den Actioncharakter der Serie von Serge Le Tendre, beweisen ihre Qualität aber auch bei den fröhlichen Panels. Well done!
Im schon ziemlich genialen Finale von Jerusalem überschlagen sich die Ereignisse: Während Professor Barabas Krimson in der Zeit hin- und herschickt, versuchen Suske und Jerusalem auf Amoras zu überleben. Und auch über Wiske gibt es Neuigkeiten während Lambik und Jerome unbedingt Hilfeleistung geben möchten, es aber ständig nicht schaffen. Marc Legendre und Charel Cambré haben die Familienserie in ihrer Ausrichtung komplett gedreht und präsentieren Spannung und Adrenalin verknüpft mit Humor und Science-Fiction. Ehrlicherweise verstehe ich nicht, warum diese Serie bei den Wahlen so schlecht abgeschnitten hat. Vielleicht muss man sich erst mit den hierzulande eher unbekannten Figuren anfreunden.
Und sonst?
Für Onepager ist in diesem Heft wegen der zusätzlichen Kurzgeschichte kein Platz. Es gibt aber natürlich die zwei längeren Artikel, in denen Christian Endres das Humboldt-Wundertier von Flix vorstellt und Bernd Hinrichs die Gesamtausgabe von Fox. Michael Klein erinnert an das ZACK vor 50 Jahren mit den unendlichen Weiten von Raumschiff Enterprise und die üblichen News, Kommentare und Kurzbesprechungen unterstützen uns in dem Bemühen, auf dem Laufenden zu bleiben.
Hilft das ZACK mit, irgendeine der aktuellen Krisen zu überwinden? Sicherlich nicht! Aber vielleicht dabei, trotz allem nicht die Nerven zu verlieren und Kraft zu schöpfen. Und damit stärkt es die neudeutsch sogenannt Resilience. Früher hätte es vielleicht ausgereicht, zu sagen, dass das ZACK-Lesen Spaß macht.
Dazu passen The Who mit „My Generation“und außerdem naht die Herfstbok-Zeit.
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