Aus dem EC-Archiv: Wally Wood

Alle Science Fiction und Fantasy Stories Band 1

Story: Bill Gaines & Al Feldstein, Harry Harrison, Wallace Wood
Zeichnungen: Harry Harrison & Wallace Wood, Wallace Wood

Originaltitel: EC Archive 1

All Verlag

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-946522-36-2

Wally Wood EC-Archive 1 cover

EC-Comics war der Verlag in dem zwei der bekanntesten klassischen Science-Fiction Comicreihen erschienen sind: Weird Science und Weird Fantasy und Wallace Wood ist derjenige, der am häufigsten als bester Zeichner dieser Reihen genannt wird. Lange Zeit war es sehr schwierig, überhaupt an Geschichten von Wally Wood auf Deutsch zu kommen, nun bringt der All-Verlag eine dreibändige Gesamtausgabe aller Wood-Geschichten aus diesen beiden Comics in chronologischer Reihenfolge heraus.

Neben dem regulären Band ist auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit nummeriertem Ex-Libris und Variantcover zum Preis von 49,80 € erschienen.

Die erste Geschichte wurde im Mai 1950 veröffentlicht und von den damaligen Studiokollegen Wood und Harry Harrison gezeichnet. Beide hatten bereits andere Arbeiten vornehmlich im Romance- und Western-Bereich veröffentlicht, sahen aber ihre Zukunft im Bereich Science Fiction. Glücklicherweise konnten sie den EC-Herausgeber Bill Gaines von dieser Idee überzeugen und durften loslegen. Harrison sollte allerdings nur noch für vier Geschichten zur Verfügung stehen und sich dann komplett auf SF-Stories verlegen. Er wurde später zu einem Hauptvertreter der „neuen“ SF, vor allem mit seinen Romanen über die „stainless steel rat“. Wood dagegen konnte sein Talent in der graphischen Umsetzung der „klassischen“ SF perfekt umsetzen.

Detail wally Wood EC-Archive 1 page 75

Die 50-er Jahre waren einerseits noch geprägt von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den weiter andauernden kriegerischen Verstrickungen der US-Streitkräfte und damit sehr empfänglich für Geschichten über böse Invasoren und „fremde“ Fieslinge. Andererseits war der Glaube in die Technologie noch ungebrochen; die Folgen der atomaren Strahlung und der chemischen Verseuchung waren unbekannt und jeder ging davon aus, dass überall, also auch in Raumschiffen, selbstverständlich geraucht werden würde. An den Kiosken gab es eine unzählbare Anzahl von Comic-Magazinen und die Selbstzensur durch den Comics Code war noch nicht abzusehen. In den Pulp-Magazinen waren SF, Fantasy und Mistery/Horror weit verbreitet und Frauen waren zwar nicht mehr nur schmückendes Beiwerk sondern hatten während der Kriegsjahre beweisen können, dass auch sie fähig und kompetent waren, hatten aber immer noch dem Schönheitsideal zu entsprechen.

Dieser erste Band bringt 19 Geschichten aus den Jahren 1950 und 51; sie thematisieren Tierversuche, Angst vor dem Fremden, Kolonialisierung des Weltraums und Zeitreisen. Die Stärken von Wally Wood liegen in den Dekors der Raumschiffe und den Landschaften, seien es natürliche oder kosmische. Seine Frauen sind groß, langbeinig und vollbusig, dabei aber handelnde Personen und kein Beiwerk. Seine Außerirdischen sind Monster, oft zu schrecklich anzusehen um einen gesunden Verstand behalten zu können und deshalb in der Wiedergabe entschärft. Trotzdem ist der größte Horror teilweise der einheimische Umgang mit dem Fremden. Wood ist kein Optimist und so holt er aus den Stories von Gaines und Feldstein alles heraus, was positiv und zukunftsgewandt beginnt und im Schrecken endet.

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Das Monster muss dabei nicht einmal außerirdisch sein, denn durch den außerirdischen Einfluss von Schimmel oder Sporen mögen sich auch Menschen in fremd aussehende aber ungefährliche bzw. in bekannt aussehende aber gefährliche Wesen verwandeln.

Die Story „Gerettet“ aus Weird Fantasy 6/51 ist auf den Seiten des All-Verlages als Leseprobe zugänglich. Mein absoluter Favorit aber ist die Geschichte „die Ausserirdischen“ aus Weird Science 7/51 da Wood hier meisterhaft mit Ängsten spielt und Taktik über Herz entscheiden lässt.

Der All-Verlag hat sich dankenswerterweise der Aufgabe verschrieben, das EC-Archiv mit den Werken von Wallace Wood in drei Bänden wieder zugänglich zu machen. Zu jeder Geschichte gibt es neben den editorischen Notizen den Abdruck des entsprechenden Covers der Ausgabe, meistens von Feldstein gezeichnet, und oft ein paar Bemerkungen von Jörg Winner der auch den Artikel über die ersten Jahre von Wood mit ergänzendem Bildmaterial sowie die Comic-Zeit von Harrison geschrieben hat.

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Das Papier ist den Comics angemessen: Das Hardcover umschließt dickeres, etwas mattes Papier, das den Eindruck der Pulps unterstützt, trotzdem aber ein sehr gutes Druckergebnis ermöglicht.

Der erste Band der SF- und Fantasy-Geschichten von Wood ist gleichzeitig auch der Klassiker des Monats Dezember. Mehr Klassik als diese Gesamtausgabe geht nicht!

Dazu passen Tom Collins oder Pink Squirrel als typische Cocktails dieser Zeit und Elvis Presley!

© der Abbildungen 2018 All-Verlag, Wipperfürth

© 2018 William M. Gaines, Agent, Inc

Conan der Cimmerier 2

Band 2: Nathok, der Zauberer

Story: Vincent Brugeas nach Robert E. Howard
Zeichnungen: 
Ronan Toulhoat

Originaltitel: Le Colosse Noir

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 72 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-96219-203-7

Cover Conan der Cimmerier 2

Der zweite Band der europäischen Adaptionen der Geschichten von Robert Ervin Howard über den Barbaren aus Cimmerien beinhaltet das insgesamt siebte Abenteuer der Original-Reihe. Zu den Hintergründen über die Namenswahl und die Gemeinfreiheit siehe die Rezension zum ersten Band.

Im Nachwort von Patrice Louinet wird ein wenig über die Hintergründe dieser Story erzählt. Auf einen einzigen Satz heruntergebrochen: Howard hatte erkannt, dass nackte Frauen und muskelbepackte Helden in einem mit ominösen und bedrohlichen Kulten angereicherten Szenario eine gute Einnahmequelle darstellen!

Das Abenteuer beginnt mit einer packenden Erzählung über einen Meisterdieb, der es nach jahrelangen Vorbereitungen endlich schafft,die Grabkammer einer untergegangenen Zivilisation zu öffnen und damit eine Jahrtausende lang verborgene Macht befreit. Ronan Toulhoat schafft es sehr eindringlich, dieses in Bilder umzusetzen und setzt dabei Perspektivenwechsel sowie Größe und Anordnung der Panele filmreif um. Sowohl die Spannung als auch das Mysteriöse sind absolut greifbar und der Text aus dem Off ist perfekt integriert.

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Conan befindet sich mit anderen Söldnern in Khoraja, der Hauptstadt eines belagerten Königreiches, und wird von der dortigen Prinzessin als Heerführer angeworben, um dem drohenden Nachbarn entgegenzutreten. Sehenswert sind dabei die Szenen, in denen der rüpelige Conan den Adeligen des Reiches vorgesetzt wird! Natürlich haben sie keine andere Wahl, als ihn zu akzeptieren, und die Streitmacht bezieht ihre Stellung, um den zahlenmäßig überlegenen Feind zu erwarten.

Durchaus gelungen sind auch die Abschnitte, in denen sich Yasmela, die Prinzessin, mit Conan unterhält und ihre Ängste offenbart, während dieser sein Unbehagen über die ungewohnte Verantwortung und Rolle äußert.

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Brugeas nimmt sich viele Seiten um die Schlacht der Heere episch aufzubereiten: wenig Worte und lange Kampfszenen sind die Folge. Auch das ist graphisch durchaus gekonnt umgesetzt, hätte meiner bescheidenen Meinung nach aber durchaus kürzer ausfallen können. Nichts ist langweiliger als die seitenweise Darstellung des Todes.

Nach der Vernichtung eines großen Teils beider Heere schnappt sich Nathok, der Zauberer, die Prinzessin und flieht mit ihr in die Grabkammer, in der alles begann. Während die sexuelle Komponente im Verhältnis Nathoks zu Yasmela schon vorher offensichtlich war, werden jetzt auch die Gelüste der männlichen Leser der erstmals 1933 erschienenen Geschichte befriedigt: Der Held Conan besiegt den uralten Zauberer und erhält dafür die Gelegenheit zu Sex in der Grabkammer. Toulhoat schafft es dabei aber glücklicherweise, voyeuristische Interessen nur marginal zu bedienen. In der Erstveröffentlichung in den Weird Tales hatte es diese Geschichte als erste der Conan-Abenteuer auf das Titelblatt geschafft; der Held wurde allerdings zu Gunsten einer nackten Frau vor einem antiken Altar verdrängt.

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Muss man(n) diesen Comic lesen? Haben wir nicht schon genug Exemplare, die die veraltete männliche Weltsicht auf Frauen tagtäglich in den Medien verbreiten? Diese Frage betrifft allerdings nicht nur Conan sondern einen Großteil dieser Fantasygattung, insbesondere, aber bei Weitem nicht nur, der Werke vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Eskapismus und Flucht in veraltete Rollenbilder ist immer wieder zu beobachten und ist ok, wenn mann sich dessen bewusst ist, dass es sich hierum eine Literaturgattung handelt. Sollten damit allerdings Machtphantasien und der Wunsch, alte Rollenverhältnisse wiederherzustellen, verbunden sein, ist das nicht mehr zu akzeptieren. Immerhin schaffen es die Kreativen, die Frauenrolle selbstbewusst und stark darzustellen: Yasmela bestimmt, was sie zulässt. Und das unterscheidet sie immerhin von einem Großteil der Protagonistinnen des heute überall verfügbaren Hausfrauenporns die allein triebgesteuert dargestellt werden.

Von dem Autoren liegen bisher keine weiteren Werke auf Deutsch vor; der Zeichner Toulhoat ist eifrigen Splitter-Sammler*innen dagegen kein Unbekannter und hat bereits Science Fiction, Mystery und Fantasy illustriert.

Insgesamt ist diese Idee in ihrer grafischen Umsetzung dem Original deutlich näher als der erste Band und dürfte daher auch den Fans der alten Conan-Comics gefallen. Auf jeden Fall ist der Ansatz, verschiedenen Teams freie Hand zu lassen und „ihren“ Barbaren entwerfen zu dürfen, als durchaus gelungen zu beschreiben und erweckt eine Spannung auf die noch kommenden Bände!

Dazu passen ein schwerer Rotwein aus einem großen Kelch und die kehligen Klänge von Argy Bargy etwa auf „Drinks, Drugs and Football Tunes“!

© der Abbildungen 2018 Splitter Verlag

Conan der Cimmerier 1

Band 1: Die Königin der schwarzen Küste

Story: Robert E. Howard, Jean-David Morvan
Zeichnungen: Pierre Alary

Originaltitel: Conan le cimmérien – La reine de la côte noire

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-96219-202-0

Cover Conan der Cimmerier 1

Conan der Barbar ist eine der klassischen Abenteuerserien aus den Pulpmagazinen der 30-er Jahre, in diesem Fall aus den Weird Tales. Kreiert ursprünglich von Robert E. Howard und dann fortgeführt von vielen verschiedenen Autoren, insbesondere Lyon Sprague de Camp, beschreibt sie den geschichtslosen Kämpfer aus einer fiktiven Welt, der alles gewesen ist: Söldner, Pirat, Dieb und sogar König. Denjenigen, die sich heute in ihrem besten Alter befinden, ist wahrscheinlich vor allem die Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger im Gedächtnis, die den ursprünglichen Typus aber eher nicht getroffen hat. Howard hat insgesamt 21 Abenteuer, fast alle davon als Kurzgeschichte, geschrieben.

Editions Glenat hat nun eine Reihe gestartet, die es unterschiedlichen Teams gestattet, jeweils eine Geschichte als Comic umzusetzen und Splitter bringt das Ganze auf Deutsch heraus. Die zunächst geplanten 12 Bände sind ohne bestimmte Reihenfolge zu lesen, da Conan bereits im Original keine Entwicklung durchlebt: Am Ende geht alles auf Null. Zum Reihenstart sind gleich zwei Bände erschienen. Wer sich für die Originalgeschichten interessiert, kann auf die dreibändige Taschenbuch-Ausgabe bei Heyne zurückgreifen, die nur noch für teilweise erstaunliche Summen antiquarisch zubekommen ist, oder auf die noch lieferbare sechsbändige Ausgabe bei Festa.

Bei Panini bzw. Generation Comics sind vor einigen Jahren ein paar Bände mit Marvel-Conan Comics erschienen, die durchaus lesenswert sind!

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Glenat nutzt die Situation, dass in Europa Werke 70 Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers gemeinfrei werden. Da in den USA andere Fristen gelten werden die „neuen“ Abenteuer dort vermutlich auch nicht erscheinen. Die Trademark für Conan bzw. Conan den Barbaren ist allerdings auch weiterhin geschützt und so hofft man in Frankreich, dass Conan der Cimmerier anders genug ist. Immerhin kommen wir so in den Genuss, eine weitere amerikanische Ikone in der Interpretation europäischer Künstler*innen sehen zu können.

Der erste Splitterband „Die Königin der schwarzen Küste“ von Jean-David Morvan und Pierre Alary hat die Liebesgeschichte von Conan und der weißen Anführerin einer schwarzen Piratentruppe namens Belit zum Thema. Conan wird auf den Anfangsseiten recht treffend einführend beschrieben, als er eine Gerichtsverhandlung endgültig beendet und auf ein gerade auslaufendes Handelsschiff flieht. Auch der Übergang von eben diesem Schiff auf das jenes enternde Piratenschiff offenbart die Treulosigkeit aber auch Berechenbarkeit des Kämpfers. Emotionale Bindungen sind ihm fremd. Im weiteren Verlauf treten alle typischen Bestandteile der Conangeschichten zu Tage:  Gewalt und Kämpfe, Horrorelemente, Mystik, untergegangene Zivilisationen und die Hoffnungslosigkeit des menschlichen Lebens im Generellen in Kombination mit der Aufopferung im Speziellen. Kein Wunder, dass die Stories auch nach 80 Jahren noch ihre Leser*innen finden. Belit stellt dabei allerdings eine andere Kategorie als die typischen Gefährtinnen dar, ist sie doch selber eine starke, selbstbewusste und autonom handelnde Persönlichkeit.

Im Endeffekt bleibt Conan als einziger der Besatzung des Piratenschiffes übrig; Weder der Verlust der Beute noch der der Kameraden oder der Geliebten bedeuten dem einsamen Kämpfer aber etwas. Auch metaphysischer Trost in Gottheiten steht im nicht zur Verfügung „Ich lebe, ich brenne in der Hitze des Lebens, ich liebe, ich töte, und das ist genug für mich.“

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Die Zeichnungen von Pierre Alary sind sehr dynamisch und variieren die Seitenaufteilung sehr geschickt. Während teilweise die klassische Anordnung eine eher ruhige Geschwindigkeit andeutet, werden Action oder aber auch bedrohliche Stimmungen durch Überlappungen oder Ausfransungen unterstützt. Auch die Farbwahl gefällt mir gut.

Wer allerdings den klassischen Conan von Buscema im Hinterkopf hat wird sich auf die figürliche Gestaltung Alarys erst einlassen müssen. Conan ist zwar muskelbepackt, sieht mit seinen reduzierten Details und dem Drei-Tage-Bart aber sehr ungewohnt aus. Auch die anderen Gesichter wirken etwas karikaturesk, allerdings stört es dort weniger. Sobald man sich nach ein paar Seiten an dieses Aussehen gewöhnt hat, irritiert es aber nicht mehr so stark da es in die Umgebung eingepasst ist.

Splitter ergänzt die Ausgaben mit Bonusmaterial. In diesem Band erfolgt eine Einordnung Conans und seines Autoren in die (SF/Fantasy-)Literaturgeschichte, begleitet von einigen Skizzen und Entwürfen.

Eine Besprechung des grafisch ganz anders umgesetzten zweiten Bandes folgt in Kürze auf comix-online.

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Zu diesem Conan passt auf den ersten Blick musikalisch entweder Metal oder HardCore. Da Conan allerdings so gar keine emanzipativen Ansätze zeigt, HardCore typischerweise aber schon, bleibt tatsächlich nur die erste Kategorie übrig. Die Bildsprache dieser Umsetzung lässt Death oder Doom und vergleichbare Spielarten eher nicht zu, also Guns ´n´ Roses und dazu etwas wie Milch, die müde Männer munter macht.

© der Abbildungen 2018 Splitter Verlag

Broceliande – Der Wald des Kleinen Volkes

Band 1: Die Quelle von Barenton

Story: Olivier Peru
Zeichnungen: 
Bertrand Benoit

Originaltitel: Brocéliande 01: Forêt du Petit Peuple

Splitter Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 14,80 € |

ISBN: 978-3-96219-157-3

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Nach den Elfen und den Orks verfolgt auch diese neue Splitter-Serie das Prinzip der durchgehenden bzw. sich ergänzenden Geschichten von unterschiedlichen Teams. Alle drei Monate erscheint ein neues Abenteuer über eine geschichtsträchtige, mythenbeladene und zauberhafte Gegend in dem Wald von Broceliande, also einem Gebiet, das Teile der Normandie und die Bretagne umfasst.

Im ersten Band erzählt Olivier Peru seine Interpretation der Geschichte der ersten und folgenschweren Begegnung zwischen Merlin und Viviane. Obwohl schon tausendmal gehört, beinhaltet diese Geschichte neue Elemente: Die Korrigans – übellaunige Kobolde – zwingen einen Geschichtenerzähler ein neues Abenteuer zu erfinden, in dem sie eine tragende und heldenhafte Rolle spielen. Orignace, so der Name des Schreibers, scheint nun teilweise zu berichten, teilweise scheinen seine Vorgaben aber auch die Handlung zu treiben.

In einer Nebenhandlung versuchen drei Brüder einen weißen Hirsch zu erlegen, der größer und feiner als alles bisher gesehene sein soll. Auf jeden Fall zeigt Merlin nicht nur Viviane seinen geheimen unsichtbaren Palast, auch die drei Schurken können das sagenhafte Land betreten und möglicherweise dort sogar Unheil anrichten.

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Neben all der zauberhaften Grundstimmung kommt somit auch die schnelle und gewalttätige Seite einer Abenteuergeschichte nicht zu kurz. In der Serienbeschreibung heißt es, dass einerseits dem Sehnsuchtsort Wald ein mythischer Anstrich gegeben werde, andererseits Humor und Action aber ihren Anteil hätten. Das klingt zwar etwas überhöht, ist aber als Beschreibung nicht verkehrt und wird sicherlich den entsprechenden Käuferkreis definieren.

Die Seiten von Bertrand Benoit quellen förmlich über ob all der Details und der liebevollen kleinen Geschichten innerhalb der Panele. Die Gesichter sind ausdrucksvoll wie selten gesehen und geben die Stimmung ihres Trägers lebhaft wieder.

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Benoit beherrscht allerdings nicht nur menschliche Figuren sondern auch Wölfe, Hirsche und Drachen und alle diesen großen Tiere dürfen neben kleinen Waldbewohnern ihren Auftritt genießen. Die Farben und der Stil der Kolorierung entsprechen der aktuellen französischen, hauptsächlich durch die Editon Soleil geprägten, Fantasy-Vorgabe, gehören qualitativ aber eher zum oberen Drittel.

Dieser erste Band macht definitiv Lust auf mehr und die Bretagne und die mit ihr verwobene Artussage waren schon immer einer der Lieblingsfluchtorte für Deutsche. Dem Erfolg steht also nichts entgegen. Der relativ geringe Preis und die wie immer vorzügliche Ausstattung aus Hardcover, Überformat und gutem Papier mit satten Farben sind dabei sicherlich nicht hinderlich.

Backcoverdetail Broceliande 1

Wer auf unterhaltsame Weise mehr über diese Gegend erfahren möchte und Krimis mag sei im Übrigen auf die „Bretonischen Geheimnisse“ von 
Banalec  verwiesen, das in dieser Gegend spielt. Mehr Information gibt es dann nur noch im Reiseführer.

Dazu passen ein Glas französischer Cidre und Mike Oldfields Tubular Bells.

© der Abbildungen 2018 Splitter Verlag

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