Reding – ZACK Spezial 16: Jari 3

Jimmy Torrents Geheimnis

Story und Zeichnungen: Raymond Reding

Originaltitel: Le secret de Jimmy Torrent

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 18,00 € |

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK-Spezial 16 - Jari 3

Raymond Reding ist den ZACK-Leser*innen der ersten Stunde natürlich ein Begriff mit Comics aus der Welt des Sports: Section R und Kai Falke waren beliebte Serien und haben auch den Weg in aktuelle Albenausgaben gefunden. Jari ist ein wenig älter und erscheint nun komplett in der ZACK-Spezial-Reihe.

Ist Torrent ein Verräter an seinem Land?

Während heutzutage individuelle Erfolge den größten Wert haben (Grand Slam, Weltrangliste) und selbst olympische Erfolge in Sportarten wie Tennis eher persönlich erinnert werden als national, war die Lage früher anders. Die größte Auszeichnung war es, sein Land im Davis Cup vertreten zu dürfen. Diese Möglichkeit gab es allerdings nur für Amateure, ein Profivertrag war damit nicht vereinbar.

Die Spannung in Jimmy Torrents Geheimnis wird zunächst dadurch geschaffen, dass die Nominierung für dieses Ereignis bevorsteht. Zwar wird das Tennis-Ass auch tatsächlich ausgewählt, sagt auch zu, tritt allerdings kurze Zeit darauf wieder zurück und unterschreibt einen Vertrag als Jugendtrainer für den französischen Verband. Niemand kennt die Gründe für diesen Schritt und selbst Jari, der jugendliche Freund, kann sich keinen Reim auf die Geschehnisse machen.

Währenddessen verstarben Frau und Tochter des Arztes und Wissenschaftlers, der Jaris Auge operiert und ihm damit die Sehfähigkeit erhalten hatte.  Kann der Mann, der kurz vor einem bahnbrechenden Forschungserfolg zur Bekämpfung der Leukämie stand, mit dem Schicksalsschlag fertig werden? So viel sei verraten: die beiden Begebenheiten hängen zusammen!

Druck ZACK-Spezial 16 - Jari 3
Limitierter Druck zu Jari 3

Routinierter Realismus

Reding ist nicht nur ein ausgezeichneter Geschichtenerzähler, der es immer wieder aufs Neue schafft, seine sportgetriebenen Erzählungen mit krimiartigen Elementen anzureichern, er kann das auch geschickt umsetzen. So wird in diesem Band etwa eine Person über Seiten hinweg so gezeigt, dass zumindest das Gesicht so beschattet ist, dass es nicht erkannt werden kann. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Massenware und auch nach Jahrzehnten noch lesbaren Geschichten ausmachen!

Das Layout ist dabei für damalige Verhältnisse sehr flexibel. Während es ein vierstreifiges Grundmuster gibt, werden durch Zusammenfassungen und Teilungen oftmals drei oder fünf Streifen daraus. Und auch die starre Anforderung an rechte Winkel wird ein ums andere Mal aufgebrochen. Die Zeichnungen sind realistisch und beinhalten nicht nur bei den sportlichen Szenen eine hohe Dynamik.

Nostalgie mit Qualität

Manchmal hat man das Gefühl, dass Wiederholungen oder Neuauflagen einfach nur deswegen gemacht werden, weil man nichts Besseres gefunden hat und irgendjemand schon wegen des „Früher war alles besser“-Faktors zuschlagen wird. Jari (und auch die anderen Bände in der ZACK-Spezial-Reihe) haben dagegen eine echte Qualität (in Text und Bild!) und sind deswegen auch heute noch gut lesbar. Sie werden nicht veröffentlicht, WEIL sie alt sind, sondern OBWOHL.

In diesem Sinne ist die Sammlung von Einzelbänden und Reihen als solche sicherlich immer einen Blick wert. Jari verdient aber schon eine besondere Empfehlung, liegt doch ein Jahrzehnte alter Comic über einen Tennis-spielenden Jungen nicht unbedingt im Beuteschema der Meisten! Alle Titel der Reihe sind limitiert, in diesem Fall auf 555 plus 55 Exemplare.

Dazu passen Brògeal mit „Tuesday Paper Club“ und ein französischer Weißburgunder!

© der Abbildungen Le Fureteur SPRL & Raymond Reding – info@bdmust.be | 2025 Blattgold GmbH

Vernes/Forton – Bob Morane Classic 7

Das Geheimnis der Zone „Z“

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Gérald Forton
Originaltitel: 
Le mystère de la Zone « Z »

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-49-6

Cover Bob Morane classic 7

Fast alle Bände der Bob Morane ClassicReihe sind deutsche Erstausgaben, dieser Band ist eine Ausnahme. Als einziger von Gerald Forton gezeichneter Band erschien er 1989 im Feest-Verlag während der Ägide von … genau: Georg F. W. Tempel! Er wurde aber für diese Ausgabe neu übersetzt und layoutet.

Ein außerirdischer Besuch

Wie so oft, wird auch bei Das Geheimnis der Zone „Z“ eine Krimihandlung mit Science-Fiction Elementen vermischt. Mitte des letzten Jahrhunderts ist die Welt zwar noch nicht komplett erforscht, große, überraschende Entdeckungen wie sie Jules Verne, Henry Rider Haggard und andere noch beschreiben konnten, sind aber nicht mehr zu erwarten. Das „Neue“ und möglicherweise „Gefährliche“ muss also entweder eine wissenschaftliche Neuigkeit sein, oder aus den Tiefen des Alls kommen.

Hier verwendet Vernes eine Kombination: Eine unbekannte Legierung ist aus dem Weltall kommend aufgefunden worden. Sie wurde für die Raumfahrt benutzt und weckt nun die Aufmerksamkeit von Kriminellen und Geheimdiensten, um Profit daraus schlagen zu können. Bob Morane und Bill Ballantime wollen mal wieder einer hübschen jungen Frau beistehen und werden dadurch in diese Geschichte verwickelt.

Bob Morane classic 7 page 3

Es geht darum, den Vater der jungen Frau möglichst rechtzeitig zu warnen bevor die Bösen, ein nur durch das gemeinsame Ziel verbundener Haufen, ihn erreicht haben. Dabei ist es fast schon egal, ob der Wissenschaftler wirklich harmlos ist, oder aber im Regierungsauftrag handelt. Es ist wieder eine spannende Story, die den Helden als Retter beschreibt, die Bösen als manchmal witzige, manchmal nur doofe Menschen, und die Technik als etwas, das nur ansatzweise beherrschbar ist.

Strenges Layout, bunte Farben

Der Band verlässt sein strenges, vierstreifiges Layout kein einziges Mal, kommt also sehr klassisch daher. Obwohl das für heutige Lesegenerationen sehr ungewöhnlich ist, schadet es aber nicht, denn die Zeichnungen selbst sind sehr realistisch und dynamisch. Die Bewegung kommt aus den Panels und bedarf keiner „Unordnung“ auf der Seite. Wer einen Blick in den Anhang wirft, wird feststellen, dass Morane auch als Zeitungsstrip funktioniert hat. Genau diese Strenge bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke ist auch in den regulären Seiten zu bemerken.

Bob Morane classic 7 page 4

Forton ist ein Meister der Linie und des Kontrastes. Die darauf aufgetragene Kolorierung überdeckt seine Meisterschaft nicht, fügt aber mit den teilweise extremen Farbgebungen eine spannende Komponente hinzu. Teilweise wechseln dabei auch die Farben der Haut und/oder Kleidung zwischen den einzelnen Panel. Für mich ist das aber eher ein nostalgischer Faktor, der dazugehört!

Ein Klassiker in angemessener Aufmachung

Bob Morane ist eine der ZACK-Serien, die dort tatsächlich gar keine großen Fußspuren hinterlassen hat. Tatsächlich gibt es sogar viel mehr Auftritte im aktuellen ZACK als in der Koralle-Zeitschrift. Die Serie hat allerdings aus sich heraus trotzdem genügend Aufmerksamkeit verdient. Ihre Anfänge mit den Zeichnungen von Dino Attanasio und Gérald Forton werden nach und nach komplett in der auf 750 Exemplare limitierten Classic-Reihe, wie gesagt meistens als deutsche Erstveröffentlichung, in der ZACK-Edition erscheinen.

Der Anhang gibt dabei weiterführende Einblicke und präsentiert „Schätze“, die ansonsten hier nirgendwo zu finden sind. Dazu gehören natürlich auch die Cover der verschiedenen französischen Originalausgaben. Vorbesteller der Reihe erhalten vom Verlag Beigaben, eine Anfrage lohnt sich daher unbedingt.

Dazu passen The Courettes etwa mit „Shake!“ und ein Old Pulteney.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Forton – Ed. Hibou | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Lapière/Bourgne, Benéteau – Michel Vaillant Staffel 2 Band 12

Das Ziel

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Marc Bourgne, Benjamin Benéteau
Originaltitel: 
Michel Vaillant Saison 2 12 – La Cible

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €

ISBN: 978-3-949987-34-2

Cover Michel Vaillant Staffel 2 12

Fans der aktuellen zweiten Staffel der Abenteuer rund um den Rennfahrer Michel Vaillant haben mehrere Möglichkeiten: Zunächst wäre da natürlich das französische Original, gefolgt von einer zeitnahen niederländischen Albumausgabe. Ungefähr ein Jahr später erfolgt der Vorabdruck auf Deutsch im ZACK und wiederum ein Jahr später die deutsche Albumausgabe. Wer es nicht eilig hat, komplettieren möchte oder aber einfach auf die bessere Ästhetik und die Beigaben nicht verzichten möchte, kann wiederum, allerdings deutlich später, auf das Integral zugreifen.

Die nächste Eskalationsstufe

Wow, was für eine sich steigernde Dramatik in dieser Serie! Anfangs ging es um die wirtschaftliche Seite des Rennsports als Jean-Pierre in eine ihm clever gestellte Falle tapste und die Kontrolle über Vaillante verlor. Wir alle wissen, welche tiefgreifenden Folgen dieser Fehler hatte. Nun müssen die Held*innen mit einer anderen großen Bedrohung fertigwerden. Eine rechtsradikale amerikanische Organisation, die Atomwaffen-Division, hat sowohl die unamerikanische, europäische Firma als Gegner auserkoren als auch den Senator Steve Warson. Und so ist er Das Ziel.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 3

In Pikes Peak waren schon die ersten Ansätze zu bemerken, hier tauchten auch die alten Bekannten um Bob Cramer wieder auf. In Cannonball wurden Michel und sein Kontrahent POG zu unfreiwilligen Teilnehmern eines geplanten Anschlags und endeten sogar im Gefängnis, nun plant die Organisation einen Anschlag mit einer Scharfschützin.

Letzteres ist nicht wirklich ein Spoiler, ziert die Gute doch sogar das extra für diesen Band gezeichnete Cover. Doch der Reihe nach: Steve muss sich entscheiden, ob er dem Wunsch seiner Partei folgt und in das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft einsteigt. Michel und sein Team wollen die 24 Stunden von Le Mans gewinnen, müssen dabei aber nicht nur technische Schwierigkeiten überwinden, sondern auch mit der Gefahr eines Anschlags fertig werden. Und dann gibt es schließlich auch noch eine böse Krankheit, die ebenfalls zu Entscheidungen zwingt. Denis Lapière vermengt wieder Rennsportelemente, Thrillerbestandteile und die gute alte Soap-Tradition zu einer perfekten Melange!

Schnelle Autos, scharfe Waffen

Schon oft waren Bedrohungen Teil der Story und auch Schusswaffen waren durchaus im Spiel. Der Einsatz einer Profikillerin, speziell dafür angeheuert, Steve Warson während eines Rennes zu erschießen, ist aber doch etwas Neues. Diese Dramatik, einerseits die Vorbereitung des Anschlages mit dem Suchen einer perfekten Tarnung in Verbindung mit einer guten Schussposition und andererseits die Trainingsläufe sowie die ersten Wechsel in einem 24-Stunden-Rennen zu kombinieren, ist gut gelungen.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 4

Die Zeichnungen strahlen die Konzentration der Beteiligten, die langsam steigende Spannung und die schlussendliche Entladung aus. Wie immer gibt es leichte Abzüge in der Bewertung der Gesichter. Während die Bewegungen, die Kolorierung und das abwechslungsreiche Layout den Ansprüchen einer sehr erfolgreichen Serie genügen, fällt der Wiedererkennungswert der Kopfpartien etwas ab. Trotzdem eine sehr gelungene Darbietung von Bourgne und Benéteau, die mittlerweile eine große Routine ausstrahlen.

Eine Serie mit langen Handlungsbögen

Der Neustart der Serie hat nicht nur das Setting der Figuren modernisiert: es gibt eine Chefin, Jean-Pierre ist tot, die nächste Generation spielt eine tragende Rolle, sie hat auch eine Änderung des Konzeptes mit sich gebracht. Waren während der ersten Staffel Alben kaum miteinander verknüpft, gibt es nun lange Handlungsbögen über mehrere Alben. Dabei werden mehrere Stränge verfolgt, die das Umfeld, die technische Entwicklung, aber auch den Familienanteil zum Inhalt haben. Auch dieser Zyklus ist noch nicht zu Ende!

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 7

Für die Fans der klassischen Serie waren die Änderungen im Zeichenstil anfangs ein großes Thema, mittlerweile ist die Kritik aber deutlich geringer geworden. Ich vermute, dass die meisten sich von der inhaltlichen Qualität haben überzeugen lassen. Michel Vaillant Staffel 2 hat es aber geschafft, auch neue Leser*innen zu begeistern und insofern würde ich mal sagen: Alles richtig gemacht!

Dazu passen Buster Shuffle, etwa mit „Take a Pill“, und ein alkoholfreier „Aperol“ Sprizz.

© der Abbildungen Dupuis 2023 / Lapière, Bourgne, Benéteau / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 316 (Oktober 2025)

ZACK 316

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 316

Der goldene Herbst steht vor der Tür, aber auch schöne Herbsttage verhindern nicht, dass es abends früher dunkel wird. Sollte noch ein wenig Regen dazukommen, hat man sogar noch mehr Zeit zum Lesen. Einen guten Teil davon sollte das ZACK füllen können! Im Übrigen wird die Reihe der Heldinnen auf dem Titelbild mit Wiske und Jerusalem fortgesetzt.

Der Neustart

Die Covergirls gehören zum in diesem Heft startenden fünften Teil der Saga Amoras. Diese auf mehreren Zeitebenen spielende dystopische Science-Fiction Serie spielt mit Gegensätzen ganz unterschiedlicher Art. Menschen – wie der titelgebende Lambik – sind sehr selten nur gut oder böse, sondern (leider) oft ambivalent. Und so mag der erste Anschein der Wirklichkeit widersprechen. Es gibt aber auch echte Rivalitäten wie zwischen den Bewohnern von Amoras im Jahre 2047. Hier scheint es so, als ob die Fatties gewonnen hätten. Der Gegensatz Arm gegen Reich wird ebenfalls sehr deutlich, sind die einen doch allen Unbillen schutzlos ausgesetzt während andere sich in ihren Luxusbehausungen ein schönes Leben gönnen. Mehr dazu in den nächsten Ausgaben. Für mich, inklusive der Ableger Chroniken von Amoras und dem neuen „Helden van Amoras“, eine der besten aktuellen Serien mit Zeichnungen von Charel Cambré nach einem Szenario von Marc Legendre.

ZACK 316 page 5

Die Fortsetzungen

Julie Wood hat ihr erstes Ziel erreicht, sie darf ein Rennen bei den AFT Singles fahren. Neben den auch in dieser Folge enthaltenen eher krimiartigen Abschnitten steht in diesem Monat das Renngeschehen im Vordergrund. Claudio Stassi wechselt die Perspektiven und zeigt sowohl von vorne, aus der Vogelperspektive und mit den Augen der Fahrerin das Geschehen. Diese Seiten sind wirklich dynamisch und versöhnen zumindest mich mit den Schwierigkeiten des Zeichners mit den Gesichtern. Storytechnisch bewegt sich Philippe Pelaez in Tödliches Rodeo in sicherem Fahrwasser. Mal sehen, wie der Abschluss von Teil 1 im nächsten Heft aussehen wird.

ZACK 316 page 21

Ein wenig erinnert Alte Versprechen an die Gespräche alter Männer, dass es früher doch einfach besser war. Es gab nicht so viel Geld, dass schon Jugendlichen bündelweise hinterhergeschmissen wird, die Spieler waren ehrgeiziger, die Unterhaltung besser und der Respekt erst … Natürlich ist die Geschichte von Álvaro Velasco & Iñaki San Román nicht so einfach, sie spielt aber mit allen möglichen Referenzen und dazu gehören eben auch diese. Die Zeichnungen von Pedro Rodríguez bewegen sich im Grenzbereich von Realismus und überzeichneter Karikatur und bebildern die Story oft filmtypisch. Wer Ted Lasso mag, wird hier seine Freude haben. Wer am Fußball nur den Gewinn der eigenen Mannschaft gut findet, sollte allerdings die Finger davon lassen.

ZACK 316 page 38

Das Leben meint es nicht gut mit (der späteren) Rani. Jolanne wird von ihrem eigenen Bruder, ihrem antagonistischen Widersacher, erneut festgesetzt und in einen Kerker geworfen. Wie der Zufall es will, ist aber auch ihr alter Freund und Liebhaber Craig in der Nähe und greift ein. Auch in Verurteilt! reiht sich eine Katastrophe für die junge Frau an die nächste. Die ursprünglich als TV-Serie konzipierte Idee von Jean Van Hamme & Alcante funktioniert aber auch im Comic, vor allem, da Francis Vallès sie gekonnt und routiniert in Panels umsetzt. Sicher wieder ein Kandidat für vordere Plätze im Jahresranking.

ZACK 316 page 51

Ein heruntergekommener Anwalt soll einem zum Tode verurteilten Rebellen zur Freiheit, zumindest aber zum Überleben verhelfen. Um dieses zu erreichen hat Wynona ihn in seinem Büro aufgesucht und fährt ihn jetzt quer durch das Land zu dem Ort der erhofften Hilfe. Während der Fahrt entwickelt der fertig aussehende Mann ungeahnte Fähigkeiten und wir Leser*innen erfahren mehr über die Hintergründe. Doch dann geraten die Beiden in eine Straßensperre … Das Erwachen des Bären ist eine spannende Geschichte im Grenzbereich von Dystopie, Thriller und Anwaltsserie von VanO und macht Lust auf mehr.

ZACK 316 page 67

Der Abschied

Leider ist eine sehr spannende Geschichte mit diesem Heft abgeschlossen. Erectus – mit sieben Teilen eine ziemlich lange Story – erzählt von einer Pandemie und der Unfähigkeit der Menschheit, in Krisensituationen ihre Menschlichkeit zu bewahren. Ausgrenzung statt Hilfe, Gewalt statt Sicherheit und Manipulation anstelle von Fakten – wir kennen diese Reaktionen leider nur allzu gut. Erik Juszezak hat sich einen spannenden (etwas unrealistischen) Virus ausgedacht der Evolutionsschritte zurückdreht. Infizierte Menschen entwickeln sich zum Homo Erectus zurück. Der Umgang mit ihnen, aber auch der veränderten Flora und Fauna wird das zukünftige Leben der Menschheit beeinflussen. Besonders gut gefallen hat mir, dass diese Serie am Ende mit einigen Überraschungen aufwartet. Hoffentlich findet diese zudem gut gezeichnete Serie den verdienten Beifall.

ZACK 316 page 82

Und sonst?

Wie immer tummeln sich Parker & Badger sowie Tizombi auf diesen Seiten. Dazu kommt eine nette Seite über träumende Katzen. Der redaktionelle Teil enthält wie immer den Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview von Frank Neubauer mit Chris Noeth und einen Beitrag über die Gesamtausgabe des Mädchens von der Weltausstellung vom Verfasser dieser Zeilen. Wirklich genug also, um dunkle Herbstabende damit zu füllen!

Dazu Bad Cop Bad Cop, etwa mit „Disbelief“ und ein Old Fashioned.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

ZACK 315 (September 2025)

ZACK 315

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 315

Und weiter geht’s mit den Heldinnen auf den Titelbildern – es gibt genügend Serien mit weiblichen Protagonistinnen und es ist gut, das auch mal offensiv zu zeigen. Das September-Motiv des ZACK stammt aus der neuen Serie Wynona von Hans van Oudenaarden (VanO), der bereits mit Rhonda im Magazin vertreten war.

Der Neustart

Erde – Nordamerika – USA, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Mann rennt durch ein Labyrinth aus Gassen, stolpert und sieht sich einem gewaltigen Bären hilflos ausgeliefert. In diesem Moment betritt eine junge Frau das Büro eines abgehalfterten Anwalts, der gerade noch rechtzeitig aus seinem Traum aufschreckt… Es geht darum, einen Native American vor der ihn erwartenden Todesstrafe zu bewahren, in einem sehr polarisierten politischen Klima das fatal an reale Situationen erinnert. VanO eröffnet Das Erwachen des Bären, den ersten Teil der neuen Serie Wynona, grandios: Spannend, aktuell und mit Zeichnungen, die damit spielen, ein wenig skizzenhaft zu wirken.

ZACK 315 page 5

Die Fortsetzungen

Danach geht es noch ein kleines Stück weiter in die Zukunft: ein Virus führt zu einer Rückbildung von Evolutionsschritten da es ähnlich wie CRISPR funktioniert. Die Menschheit reagiert mit Furcht, Ausgrenzung und Gewalt auf die Folgen der Krankheit, doch die Heldin, die Paläontologin Anna Meunier, will sich nicht damit abfinden, dass es weder Hilfe noch Akzeptanz gibt, besonders, da ihr Freund selbst zum Erectus mutiert ist. Sie versucht, den in einem Zoogehege Untergebrachten zu helfen und verlässt den Weg der Legalität. Erik Juszezak hat klassische SF-Motive und die Erfahrungen der COVID-Pandemie verknüpft und eine gut lesbare, realistisch gezeichnete Geschichte daraus gemacht. Für mich ein Kandidat für vordere Plätze in der Jahreswertung!

ZACK 315 page 23

Bereits das dritte Mal dabei ist der Relaunch von Julie WoodTödliches Rodeo. Es geht um eine junge Amerikanerin, die den Traum hat, professionelle Fahrerin zu werden. Allerdings gefallen ihrem Bruder nicht alle Mittel, die sie dafür anwenden will. Ein zweiter Strang dreht sich um kriminelle Machenschaften, die bereits ganz zu Anfang ein Todesopfer gefordert hatten. Mittlerweile haben die Gangster die Verbindung zu dem Onkel der Woods gefunden. Eine solide Story von Philippe Pelaez mit für Fans des Originals enttäuschenden Bildern von Claudio Stassi. Zwar werden die Panels von Seite zu Seite besser und aussagekräftiger, kranken aber immer noch ein wenig an mangelnder Dynamik.

ZACK 315 page 49

Der Deadline-Day hat gerade wieder bewiesen, wie verrückt der Markt für den Austausch von Fußballprofis zwischen Vereinen mittlerweile geworden ist. Alte Versprechen geht zwar zeitlich in die Vergangenheit, in die vermeintlich Goldenen Zeiten von 1995, zeigt aber, dass auch damals schon nicht alles „gut“ war. Benito Castanera ist ein Spielervermittler. Sein einziges Juwel ist zum Sportinvaliden geworden, bevor er zum Star werden konnte. Seitdem versucht er verzweifelt, ein neues, williges Opfer zu finden. Seiner aktuellen Hoffnung scheinen allerdings ein paar Qualitäten zu fehlen. Bitterböse Satire von Álvaro Velasco & Iñaki San Román, kongenial in einem leicht verfremdeten Realismus von Pedro Rodríguez umgesetzt.

ZACK 315 page 64

Was hat Jolanne nicht schon alles mitgemacht: Betrogen, geschlagen, zum Tode verurteilt, geflüchtet, gefangen genommen, deportiert nach Indien, dort zur Bordellleiterin aufgestiegen und von ihrem Peiniger wiedergefunden, erneut geflohen, das Gedächtnis verloren, aufgenommen von der Frau des Gouverneurs von Pondicherry und erneut wiedergefunden … Die aktuelle Folge von Rani erlaubt eine kleine Verschnaufpause, droht der Heldin aber ständig mit der Vernichtung, ist sie doch schließlich von einem Gericht Verurteilt! Eine spannende Story mit großer indischer Kulisse von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès. Bisher definitiv ein Liebling der Leser*innen.

ZACK 315 page 83

Der Abschied

Herr Romanov ist die letzte Kurzgeschichte mit Harry & Platte aus der Feder von Dennis Lapière mit Zeichnungen von Sikorski. Wo die Liebe hinfällt geschehen seltsame Dinge und die bekannten Maßstäbe von richtig und falsch beginnen zu verschwimmen. Aber darf Liebe alles?

ZACK 315 page 42

Und sonst?

In den Anfängen des neuen ZACK tauchten zwei Helden auf, die komplett gegen den Strich gebürstet waren: Spoon & White. Auch sie erleben gerade einen Relaunch. Erste Einblicke gibt es in diesem Heft – Bei Gefallen sicherlich mehr davon in diesem Theater …

Dazu Der Ritter, Tizombi und Parker & Badger mit ihren Erlebnissen, die den Leser*innen den Wechsel zwischen den Serien versüßen, und einige redaktionelle Beiträge: Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview mit Isabell Kreitz über ihre neue Graphic Novel und die Verstrickungen während der NS-Zeit sowie eine Einführung in Gunung Darah vom Verfasser dieser Zeilen.

Dazu The Sweet, etwa mit Ballroom Blitz und ein Guinness.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Manini/Willem – Das Mädchen von der Weltausstellung

Gesamtausgabe

Autor: Jack Manini

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: La fille de l´exposition universelle

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-73-1

Cover Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe

Obwohl das ZACK-Magazin sich ausdrücklich nicht als VORveröffentlichungsmagazin versteht, gibt es doch mittlerweile ein paar Inhalte, die danach auch als Album produziert werden. Dazu gehören natürlich die Klassiker wie Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdure, aber auch Gesamtausgaben von Serien, die bei der Leser*innenwahl sehr gut abgeschnitten haben. Neben den Flintenweibern ist hier der Zeichner Étienne Willem das zweite Mal vertreten.

Eine Stadt in Aufruhr

Die erste Weltausstellung in Paris fand bereits 1855 statt. Nur wenige Jahre nach der ersten überhaupt in London wollte sich das Frankreich unter Napoleon III als moderne Nation präsentieren, als Zentrum der Welt und als Platz für Handel und Innovation. Inmitten dieser Ideen steht ein Wohnwagen einer Roma-Familie: Eine Mutter, die mit ihren Kindern in ihrem Arbeitsplatz wohnt, bietet sie doch Hellseherei an. Sie steht mit ihrem Wagen dort, wo aufgrund der Ausstellung mit Massenandrang gerechnet werden kann. Eigentliche Heldin ist aber ihre Tochter Julie Kleinnagel, das titelgebende Mädchen von der Weltausstellung.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 5

Als 12-jährige ist sie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten bereits die wirkliche Ernährerin der Familie, die Mutter bietet nur den Rahmen. Sie „sieht“ ein Verbrechen und wird in eine verrückte Intrige verstrickt, die mit dem Tod des Kaisers enden soll. Nur wenige Jahre später, 1867, findet die zweite „EXPO“ in Paris statt. Wieder steht Julie mit ihren Fähigkeiten im Mittelpunkt. Während sich einerseits die männliche Kundschaft nach ihr verzehrt, will ein Teil der radikalen polnischen Opposition den Besuch des Zaren nutzen, um ihn zu ermorden.

1878 ist Julie mittlerweile eine stattliche Frau von 35 Jahren aber immer noch solo. Wieder beginnt die Geschichte mit einem von ihr geträumten Verbrechen, dass so auch in der Realität passiert. Ein brutaler Mörder entkommt. Gleichzeitig ist Paris nicht nur begeistert von dem begehbaren Kopf der Freiheitsstatue, die kurze Zeit später nach New York verbracht werden soll, sondern auch von der Phrenologie, einer angeblichen Wissenschaft, die eine Korrelation aus Kopfform und Kriminalität herstellen möchte.  Wieder schafft Jack Manini eine Verbindung aus den geschichtlichen Attraktionen und einer spannenden Kriminalgeschichte mit wohligen Grusel-Elementen!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 6

Witz und Action

Nicht allzu viele Zeichner schaffen es, eine witzige, teils übertriebene Umsetzung eines doch recht harten Krimistoffes glaubwürdig umzusetzen. Die Emotion der Beteiligten, vor allem derjenigen, die sich vollkommen im Recht glauben, ist sichtbar und wirkt zweifelsfrei. Aber auch die Slapstick-Elemente sitzen und die Romantik, bzw. die oftmals eben doch fehlende Romantik wirkt ebenfalls genau richtig dosiert. Seit Bastos und Zakuski habe ich keinen historischen Krimi dieser Art mehr so gut ausgeführt gesehen!

Étienne Willems Zeichnungen sind sehr dynamisch, viele Speedlines treiben die Handlung voran. Gleichzeitig ist das Layout extrem variabel. Obwohl es sich an einem traditionellen vierstreifigen Schema orientiert, wird es oftmals durch abgerundete Formen gesprengt. Diese wiederum nehmen ihrerseits architektonische Referenzen an die für die Weltausstellung errichteten Bauten auf. Ein sehr stimmiges Gesamtkonzept!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 7

Ein Top-Tipp!

Inhaltlich gibt es an dieser Gesamtausgabe nichts auszusetzen. In Ergänzung der vorabgedruckten Comics gibt es zu den drei Weltausstellungen jeweils einen Anhang in dem Julie durch die Exposition führt und auf Besonderheiten und geschichtliche Hintergründe aufmerksam macht. Wegen dieses „Mehr“ gegenüber dem ZACK-Abdruck ist sie dementsprechend auch für alle Leser*innen des Vorabdrucks zu empfehlen.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 8

Die Qualität der Stories und der Zeichnungen ist am oberen Ende des Spektrums angesiedelt und sollte auch Gelegenheitskäufer*innen mit einem Faible für historische Krimis und für starke Frauen ansprechen. Es ist nur anzumerken, dass das Konzept ursprünglich auf alle fünf Pariser Weltausstellungen angelegt war. Der Freitod des Zeichners hat diese Pläne vorzeitig beendet. Wer will kann wieder auf die limitierte Vorzugsausgabe setzen, die ein Variantcover hat und mit einem von Manini signiertem Druck ausgeliefert wird.

Dazu passen Molodoï etwa mit „Dragon libre“, und ein Pastis auf Eis oder mit Wasser.

© der Abbildung 2018 BAMBOO ÉDITION par Manini et Willem / 2025 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Dufaux/ Miralles – Djinn Sammelband 3

Dritter Zyklus: Indien

Story: Jean Dufaux

Zeichnungen: Ana Miralles

Originaltitel: Djinn L´Integrale – Cycle India

Schreiber & Leser – Alles Gute!

Hardcover | 232 Seiten | Farbe | 39,80 € | 
ISBN: 978-3-96582-200-9

Cover Djinn Sammelband 3

Der finale Zyklus spielt zeitlich sowohl nach dem zweiten als auch zwischen ersten und zweitem Sammelband, Dufaux beherrscht das Spiel mit den Zeitebenen perfekt. Die Djinn ist sowohl aktive Treiberin des Geschehens als auch selbst Opfer, kann sie doch keine Liebe empfinden. Parallel dazu ist der Band aber auch eine Darstellung von Ereignissen, die schließlich zur Unabhängigkeit Indiens von den englischen Besatzern führten.

Politik, Macht und ihre Abhängigkeiten

Die Erzählung beginnt im Jahre 1919 in Eschnapur, einer fiktiven Stadt in Indien. In ihr herrscht eine Rani, mit der Heirat ihres Sohnes soll jedoch die Regierungsgewalt an ihn als neuen Maharadscha übergehen. In Indien gibt es zu jener Zeit überall Unabhängigkeitsbestrebungen, die teilweise auf gewaltlosen Widerstand setzen (Gandhi), teilweise vor Anschlägen und Auseinandersetzungen nicht zurückschrecken. Die Rani möchte, dass ihr Sohn sich nicht wie von ihm geplant als Verbündeter der Engländer verstehen wird. Sie beauftragt daher die Djinn Jade, seine zukünftige Frau, die Tochter eines abgetauchten Rebellenführers, in der Kunst der Verführung zu unterweisen, um sicherzustellen, dass ihr Mann ihr nicht widerstehen könne.

Die zukünftige Frau wird in den Palast der Lüste verbracht und dort von Jade unterrichtet. Gleichzeitig gilt es aber auch, sich der Attacken der vormaligen Favoritin des künftigen Herrschers zu erwahren. Diese ist keineswegs damit einverstanden, ihre führende Position zu verlieren. Und auch Lord und Lady Nelson, die Jade begleitet haben, werden von der Djinn gedemütigt und gleichzeitig bei Laune gehalten. Nicht zuletzt nehmen sie aber auch eine Rolle in den Kämpfen zwischen Indern und Engländern ein.

Djinn Sammelband 3 page 17

Gleichzeitig hat Jean Dufaux noch eine Nebenhandlung integriert: Die Tochter der Rani ist aufgrund einer Verfehlung ihrer Mutter verflucht, im Körper einer 12-jährigen fest zu stecken. Während ihr Bruder im Laufe der Geschichte erfahren wird, ob und wie er seiner Schwester helfen könnte, wird doch deutlich, dass nur Jade entscheidend dazu beitragen kann. Dazu muss sie nach Afrika aufbrechen (Afrika-Zyklus). Der abschließende Band wiederum ist nur noch Kim Nelson gewidmet. Sie, die auf der Suche nach ihrer mutmaßlichen Vorfahrin Jade war, begegnet nun in Eschnapur ihrer eigenen Vergangenheit aus dem Orient-Zyklus.

Opulente Bilder mit versteckten Inhalten

Ana Miralles erklärt im Anhang ihre Schwierigkeiten mit der Geschichte. Frauen werden im Prinzip nicht so dargestellt, wie es richtig wäre. Andererseits versteht sie aber auch den Plan, den Dufaux verfolgen wollte. Und so hat sie im Hintergrund symbolhafte Darstellungen von Frauen untergebracht, die das im Vordergrund gezeigte konterkarieren und es so in eine andere Richtung bewegen können, wenn die Leser*innen denn bereit sind, dieses aufzunehmen.

Djinn Sammelband 3 page 18

Ihre Bilder zeichnen wieder eine Traumwelt, zusammengesetzt aus Erwartungen und Vorurteilen über eine fremde Kultur und ihre Sitten. Vieles davon hat natürlich historische, echte Wurzeln, die Fiktion hat aber sicherlich zum Erfolg dieser nun in drei Sammelbänden komplett vorliegenden Serie beigetragen. Die Erotik ist angedeutet, neben brutalen Szenen gibt es immer wieder solche, in denen die Lust im Vordergrund steht. Fast immer geht es aber darum, dass körperliche Liebe auch ein Ausdruck von Verflechtungen, Verpflichtungen und Versprechen ist.

Alles andere als platt!

Bei erotischen Comics ist die Grenze zwischen platt und anspruchsvoll, voyeuristisch und anregend, banal und interessant oft nur schmal. In Djinn zeigt Ana Miralles viel nackte Haut, beschreibt Jean Dufaux durchaus Szenen, in denen Frauen als Objekte behandelt werden. Trotz allem geht es hier aber auch um die Macht, die Frauen ausüben können (in politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Stellung) wenn sie die Schwächen der männlichen Eitelkeit ausnutzen. Die Handlung ist komplex und überspannt mehrere Kulturkreise und Zeitebenen und dient keinesfalls nur als Rahmen für expliziten Szenen.

Mit zu dem Verständnis der Geschichte tragen auch die jeweiligen Einführungen von Dufaux und der zusammenfassende Anhang von Miralles bei. Beide beschreiben Intention und Schwierigkeiten während der Umsetzung und erläutern Kompromisse. Daher ist sowohl die Geschichte als auch vor allem die Aufmachung der Sammelbände zu empfehlen, richtet sich aber an Erwachsene. Wer nur eine Vorlage sucht, wird hier nicht glücklich werden!

Ex Libris Djinn Sammelband 3 VZA

Wer möchte, kann die limitierte Vorzugsausgabe mit signiertem Druck erwerben.

Dazu passen Tim Timebomb and Friends mit “30 Pieces of Silver” und ein Old Fashioned.

© der Abbildungen Dargaud Benelux (Dargaud-Lombard S.A.) 2018, by Dufaux, Miralles / 2025 Verlag Schreiber & Leser

Lapière/Dutreuil – Michel Vaillant Legenden 3

Eine furchtbare Saison

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Vincent Dutreuil
Originaltitel: 
Michel Vaillant Légendes tome 3 – Effroyable saison

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 80 Seiten | Farbe | 24,00 €

ISBN: 978-3-949987-13-7

Cover Michel Vaillant Legenden 3

Neben der aktuellen, zweiten Staffel mit Geschichten über die Rennsportlegende und die dazu gehörige Familie hat man sich entschieden, auch „im alten Stil“ weiterzuarbeiten. Die Legenden-Reihe ist eine Art Hommage an Werke von Jean Graton, sie nimmt Geschichten oder Fragmente davon erneut auf und präsentiert Rennen aus den 60-er und 70-er Jahren im Stil des Altmeisters.

Die Saison 1970 – Ein Wendepunkt

Nachträglich betrachtet gibt es immer wieder Jahre, die für eine bleibende Veränderung in der Formel 1 und im Motorrennsport überhaupt gesorgt haben. Während es manchmal technische Veränderungen waren, die alles auf den Kopf gestellt haben, sind es oftmals auch Unfälle gewesen, insbesondere, wenn sie tödlich verlaufen sind. 1970 war so ein Jahr: Bruce McLaren, Piers Courage und Jochen Rindt kamen auf den Rennstrecken ums Leben …

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Während die Fahrer sich damals uneins waren, wie damit in der laufenden Saison umgegangen werden sollte, war klar, dass für die kommende ein neues Sicherheitskonzept implementiert werden musste. 1970 war noch nicht einmal sichergestellt, dass brennende Fahrzeuge schnell genug gelöscht werden könnten.  Eine furchtbare Saison beschreibt nicht nur die Ereignisse auf der Strecke (natürlich in einer etwas fiktiven Weise da in der Realität Michel Vaillant nicht mit von der Partie war), sondern auch die Diskussion unter den Fahrern und ihre jeweiligen Auffassungen von Gefahr, Adrenalin und Angst.

Dabei kommen der Geschichte auch die unterschiedlichen Typen Vaillant und Warson zu Hilfe, können doch anhand der beiden fiktiven Charaktere die Extreme visualisiert werden. Abgerundet wird der Band durch eine Kurzgeschichte von Jean Graton, Die Tore zur Hölle, die den Feuerunfall von Jacky Ickx aus eben diesem Jahr zum Thema hat. Dieser Unfall ist auch Thema des ebenfalls abgedruckten Interviews mit Jacky Ickx das Denis Lapière zur Vorbereitung auf diesen Band geführt hat.

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Mehr Dramatik als üblich

Während in sonstigen Bänden der Serie ein Fahrzeug nach einer Kollision schon mal durch die Luft fliegt oder spektakulär crasht, sind Todesopfer doch eher selten. Zwar gehören sie zur Geschichte der Formel 1, der Anstand gebietet es aber üblicherweise, sie nicht zum Gegenstand eines Comics zu machen. Hier liegt die Sache anders, denn es geht gerade darum, die Ignoranz der Veranstalter zu zeigen, die Sicherheitsvorkehrungen und präventive Maßnahmen oft aus Kostengründen ignoriert haben.

Und so ist diese Saison, für die ein Weltmeister nur posthum ausgezeichnet werden konnte, auch ein Anlass um über Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme auf der einen, Risikobereitschaft auf der anderen zu schreiben. Dieser Spagat ist gelungen! Sowohl die „neue“, als auch die „alte“ Story sind getragen von der Berichterstattung und weit entfernt von Sensationsgier und Verachtung.

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Ein trauriges Kapitel mit positiven Auswirkungen

Die Saison war schrecklich, aber sowohl Fahrer als auch Veranstalter haben daraus gelernt. Das Spektakel, die Show müssen weitergehen, aber nicht mehr wir vorher. Diese Entwicklung wird deutlich und sie führt auch den heutigen Leser*innen noch einmal vor Augen, wie die Anfänge ausgesehen haben. Man kann dem Ganzen aber auch entnehmen, welcher psychologische Druck auf den Fahrern und ihren Beziehungen liegt. Können sich erstere noch aussuchen, ob sie dabei sein wollen oder nicht, sind Familie und Freund*innen dieser Chance beraubt.

Gerade das im Anhang abgedruckte Interview mit einem der Unfallopfer schafft die Verbindung zwischen Fiktion und Realität. Insofern vielen Dank für die Wahl dieser Ausgabe für die deutsche Fassung! Im Übrigen gibt es auch dieses Mal wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Druck.

ExLibris VZA Michel Vaillant Legenden 3

Dazu passen ein Hit aus den 70-er Charts: Desmond Dekker mit „You can get it if you really want“ und ein Asti Spumante.

© der Abbildungen 2024 Graton Editeur, by Lapière, Dutruil | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Vernes/Vance – Bob Morane 6

Die Augen im Nebel

Autor: Henri Vernes

Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Bob Morane – Tome 13 – Les yeux du brouillard

All Verlag

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 17,80 € |

ISBN: 978-3-96804-325-8

Cover Bob Morane 6

Bob Morane, Held sowohl im Koralle-, als auch im aktuellen ZACK ist eine Figur von Henri Vernes, ein belgischer Autor mit hohem Output. Es gibt mehr als 200 Romane, Fernseh- und Trickfilmadaptionen und eben auch Comics. Während die ersten Geschichten von Dino Attanasio und Gérald Forton aktuell bei Blattgold in der Bob Morane Classics-Reihe erscheinen, konzentriert sich diese Reihe auf die von William Vance gezeichneten Bände.

Blitze schleudernde Gestalten

Eine junge Frau irrt durch die Gassen von London. Sie ist auf der Suche nach einer bestimmten Adresse und wird von unheimlichen Gestalten verfolgt: vermummte Männer mit leuchtenden Augen aus denen vernichtende Strahlen schießen können. Der dichte Nebel bedrängt die völlig verängstigte Frau zusätzlich. Schließlich findet sie den gesuchten Ort, es ist das Anwesen, in dem sich gerade Bob Morane und Bill Ballantime aufhalten.

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Fast selbstverständlich wollen die Beiden der Verfolgten helfen, werden allerdings an der Ergreifung der Täter gehindert. Natürlich ist das nicht das Ende, in feinster Manier werden mosaikartige Teile klarer, ergeben ein Bild und erlauben den Beiden, die Spur wiederaufzunehmen. Dabei stellt sich heraus, dass eine alte Feindin ihre Finger im Spiel hat.

Vernes baut in Die Augen im Nebel – wie immer – geschickt einen Spannungsbogen auf, der oftmals Enttäuschungen beinhaltet nur um gleich darauf eine neue Chance zu eröffnen. Im Mittelpunkt stehen zwar zwei toughe Helden, immerhin gibt es aber eine starke Gegenspielerin und auch die zum Opfer gemachte Frau ist nicht so wehrlos wie es anfangs scheint. Spannend, trotz der (damaligen) technischen Visionen glaubhaft und tauglich von 8 bis 88.

ZACK-Nostalgie pur

Tatsächlich lief dieses Abenteuer bereits im Mosaik-ZACK und ist daher Leser*innen des Magazins bekannt. Viel stärker finde ich aber die dadurch ausgelösten Erinnerungen an das Koralle-ZACK, ähneln die Zeichnungen von William Vance doch denen, die er für Bruno Brazil angefertigt hat, sehr deutlich. Der Strich, die Körperhaltungen, die einzelnen Gesichtszüge und Frisuren sind natürlich anders zusammengesetzt, rufen aber doch Erinnerungen wach.

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Nicht, dass das als Kritik missverstanden werden sollte! Die ziemlich harte Linienführung drückt Action und Todesgefahr deutlich aus, die Unfallszene ist extrem dynamisch und das Meer ist keineswegs einfach nur Wasser, sondern eine sich unterschiedlich bewegende Ansammlung von kleinsten Elementen. Zudem sehen die Mantelmänner mit den Augen nicht nur auf dem Cover toll aus!

Spannung pur

Mit der Figur des Commander und seines Begleiters hat Vernes eine unsterbliche Figur geschaffen. Die verschiedenen Zeichner haben alle ihre Fanbase und werden jeweils als „der Beste“ angesehen. Ohne sich an dieses Diskussion beteiligen zu wollen, ist es doch als positiv zu werten, dass nun erstmals zu mindestens die ersten drei Zeichner eine vollständige Veröffentlichung in hochwertigem Hardcover bekommen.

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Wer Bruno Brazil mag, Bob Morane aber nicht kennt, sollte einen Blick riskieren. Ansonsten ist die Reihe nicht nur für Nostalgiker*innen, sind doch die Geschichten immer spannend und ihre (jeweilige) Umsetzung immer qualitativ gut! Wer will, kann zur limitierten Vorzugsausgabe greifen und bekommt einen zusätzlichen Druck.

© der Abbildungen Éditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) 1971 by Vernes, Vance / 2025 All Verlag

Apikian/Rossi – Die Ballade vom Soldaten Odawaa

Der Horror im Horror des Krieges

Story: Cédric Apikian

Zeichnungen: Christian Rossi
Originaltitel: 
La ballade du soldat Odawaa

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 88 Seiten | Farbe | 26,00 €

ISBN: 978-3-949987-68-7

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa

Wer hätte nicht gehofft, dass nach zwei Weltkriegen im letzten Jahrhundert die Gefahr eines neuen Weltenbrandes eher eine theoretische geworden wäre. Der Kalte Krieg und unzählige Stellvertreterkriege haben zwar bewiesen, dass die Menschheit sich weiterhin gerne in Blöcke einteilt und zwischen „denen“ und „uns“ unterscheidet. Die aktuellen Ereignisse und die immer häufiger anzutreffenden Warnungen vor einer weiteren Eskalation in wenigen Jahren lassen aber befürchten, dass das ein Trugschluss war.

Ein schmutziger Krieg

Die Geschichte spielt während des Ersten Weltkrieges in Frankreich. Bereits 1915 stehen sich die französischen Truppen, verstärkt unter anderem durch Kanadier, und die deutschen Einheiten in einem gnadenlosen Stellungskrieg gegenüber. Schützengräben, verlaust, kalt, nass und unsicher, werden verteidigt, teilweise verloren und wieder zurückgewonnen. Im Wesentlichen werden aber unzählige Menschenleben vernichtet.

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Kriege werden allerdings nicht nur auf dem Felde gewonnen, es kommt auch darauf an, die emotionale Seite zu managen. Einerseits ist es wichtig, dass die Unterstützung von zu Hause erfolgt. Es sollten daher möglichst keine eigenen Grausamkeiten bekannt werden. Andererseits ist es wichtig, dass „der Feind“ Angst vor der eigenen Übermacht bekommt. Dazu sind archaische Stärkebeweise, Übertreibungen, Mythen, kurzum, alles, was Horror verbreitet, sehr willkommen.

Cédric Apikian erschafft eine sehr düstere Story, die mit diesen Elementen spielt und eine Art Super-Soldat, Odawaa, in den Mittelpunkt stellt. Dieser, durchaus auf gewissen historischen Persönlichkeiten aufbauend, ist ein Scharfschütze indianischer Herkunft, der nicht zu fassen ist. Sein Bodycount ist unfassbar hoch und scheinbar skalpiert er teilweise seine Opfer…

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Der blanke Horror

Christian Rossi ist kein Unbekannter – seine Western sind zwar teilweise brutal, trotzdem aber extrem realistisch. Dabei geht er wie etwa in W.E.S.T. auch durchaus in des Phantastische. Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist ebenfalls im Grunde ein Western, der viele der grundsätzlichen Narrative enthält. Daneben ist es aber auch ein Horror-Comic und – vor allem anderen – ein grandioses Anti-Kriegs-Epos. Neben der guten Story tragen die Bilder von Rossi dazu bei: selten habe ich in einem Band mit Überlänge so wenige Panels gesehen, die nicht komplett düster sind!

Dabei stehen das Leben im Schützengraben, die Aktion des Tötens und die feindliche Umwelt im Vordergrund. „Umwelt“ ist dabei übrigens etwas weiter definiert als üblich; ich zähle das wabernde Giftgas durchaus dazu. Und selbst das letzte Panel, dass sich auf die zweite Handlungslinie bezieht, lässt keinen Grund zur Hoffnung!

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Nicht für Jede*n

Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist starker Tobak und nichts für schwache Nerven. Der Band ist meilenweit davon entfernt, in Richtung Splatter zu gehen, aber er ist eben doch aus einer pessimistischen Haltung heraus geschrieben. Der Mensch wird es nicht lernen, seinen eigenen Egoismus unterzuordnen und in einer freien, gemeinsam definierten Welt ohne Schranken, Vorurteile und Hass leben zu wollen. Diesen Ansatz muss man nicht teilen, er liegt aber dieser Geschichte zu Grunde!

Basierend darauf sind sowohl Text als auch Zeichnungen extrem gut geraten und vermitteln genau den gewollten Eindruck. Auf Grund der grafischen Komplexität empfiehlt es sich sogar, den Band innerhalb kurzer Zeit mehrfach zu lesen. Wer möchte, kann zur Vorzugsausgabe greifen: Sie ist auf 99 Exemplare limitiert, hat ein Variantcover und kommt mit einem signierten Druck.

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa Vorzugsausgabe

Dazu passen Stiff Little Fingers, etwa mit „Alternative Ulster“, und ein Trooper von Crew Republic.

© der Abbildungen Casterman, 2019 / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

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