Michel Vaillant Staffel 2 Band 11

Cannonball

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Marc Bourgne, Olivier Marin
Originaltitel: 
Michel Vaillant – Season 2 11 – Cannonball

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €

ISBN: 978-3-949987-33-5

Cover Michel Vaillant Staffel 2 Band 11

Von Anfang an war Jean Graton, der Schöpfer der Figur Michel Vaillant und des Kosmos um ihn herum, darauf bedacht, die aktuelle Welt des Motorsports einzubeziehen. Diesem Prinzip folgt auch das aktuell für die zweite Staffel verantwortliche Team. Neben aktuellen Rennstrecken und Herausforderungen wie Elektromobilität und Wasserstoffbetankung sind daher auch immer wieder reale Personen Bestandteil der Story. In diesem Fall POG, der einen sehr erfolgreichen Youtube-Kanal hat.

Ein illegales Straßenrennen

Michel Vaillant, der Saubermann schlechthin, wird von POG öffentlich zu einem Rennen quer durch die USA herausgefordert, dem Cannonball. Während Michel klar davon ausgeht, dass er sich darauf niemals einlassen werden muss, wird schnell klar, dass sein Umfeld ganz anders darüber denkt und den Marketingaspekt für den wichtigen US-Markt höher bewertet als das Risiko.

Tatsächlich wird beschlossen das Risiko einzugehen und das Rennen über mehrere 1000 Kilometer anzunehmen, um den neuen Vaillante MontlHéry zu promoten. Weil POG auf allen seinen Kanälen dafür die Werbetrommel schlägt, bekommen auch andere davon Wind und es steht zu befürchten, dass Bob Cramer und die hinter ihm stehende rechtsradikale Organisation erneut versuchen werden, das ausländische Unternehmen zu sabotieren.

Michel Vaillant Staffel 2 Band 11 page 3

Tatsächlich kommt es kurz vor dem Start zu einer Aktion, bei der sich Vermummte an den beiden Wagen von Michel und POG zu schaffen machen, doch zunächst scheint alles unter Kontrolle. Doch plötzlich wird klar, dass Michels Wagen gehackt wurde und ein dramatischer Wettlauf gegen Zeit und Geschwindigkeit beginnt. Denis Lapière gelingt erneut eine sehr spannende, actionreiche Verknüpfung aus Rennsport, Thriller und Soap, die sich sowohl Zeit für Charakterentwicklung nimmt, als auch herausfordernde, schnell ablaufende Actionszenen abspielt.

Modern, eigenständig und gut

Ein Serien-Reboot ist immer problematisch. Man möchte das Erfolgreiche übernehmen, gleichzeitig aber eigene Akzente setzen. Zudem ist Reminiszenz wichtig, um alte Fans mitzunehmen, man möchte ja aber auch gerade neue gewinnen, die mit dem alten nichts (mehr) anfangen konnten. Die erste Staffel stand fast schon ikonografisch für die „gute alte Zeit“ der klassischen Helden des frankobelgischen Comics. Erfolgreich? Ja, aber nur noch bei älteren Menschen und gegenüber der heutigen Jugend nicht mehr wirklich vermittelbar. Ein neuer Look war daher notwendig. Von jetzt an werde ich auf entsprechende Kommentare nicht mehr eingehen.

Michel Vaillant Staffel 2 Band 11 page 4

Marc Bourgne und Olivier Marin präsentieren diesen neuen Look! Während das Ambiente und die Rennszenen ähnlich geblieben sind, stellen sich die Figuren anders dar. Insbesondere Steve Warson ist weniger schematisch, sieht dafür amerikanischer aus und repräsentiert schließlich auch nicht mehr den jungen Draufgänger, sondern einen seriösen Senator. Dieser Wechsel ist dank der hohen Qualität gelungen!

Ein Ende mit Cliffhanger

Ohne spoilern zu wollen, das Ende ist ein leichter Schock für die alten Fans. Die zweite Staffel besteht aus Zyklen, in der die Story über mehrere Bände abläuft und somit viel mehr Tiefe bieten kann, als rund 50 Seiten es ermöglichen würden. Zwar werden der Held und seine Umgebung auch hier nicht wirklich altern, sie werden aber reifen! Damit ist die Serie viel mehr einem TV-Serien-Muster verhaftet als dem alten Modell.

Für mich ist diese Verjüngung der Ikone positiv und erfolgreich, bleibt sie doch ihrem Anspruch treu, technische Entwicklung und sportliche Höchstleistung mit „Leben“ zu verknüpfen. Dazu braucht es sympathische Personen mit Tiefe, echte Probleme und nachvollziehbare Herausforderungen. Check!

Dazu passen „Born to be Wild“ von Steppenwolf und ein Dr. Peppers.

© der Abbildungen Graton Editeur 2022 by Lapière – Bourgne – Marin / 2024 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Corteggiani, Ameur/Andrade – Chief Joseph

Die wahre Geschichte des Wilden Westens

Story: Francois Corteggiani, Beratung: Farid Ameur
Zeichnungen: 
Gabriel Andrade

Originaltitel: La Véritable Histoire du Far West : Chef Joseph

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |56 Seiten | Farbe | 17,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-124-9

Cover Chief Joseph

Die wahre Geschichte des Wilden Westens ist eine der aktuellen Konzeptserien, die versuchen das Erzählen einer spannenden Geschichte und die Wiedergabe historischer Details zu kombinieren. Der Historiker Farid Ameur steht hinter den Geschichten dieser Reihe und stellt sicher, dass anstatt von gefärbten Legenden die Wahrheit wiedergegeben wird. Zudem steuert er einen Anhang bei, der einzelne Aspekte besonders beleuchtet. Sie hat damit einen ganz anderen Ansatz als die ebenfalls bei Splitter erscheinenden Western Legenden.

Ein gewiefter Stratege

Chief Joseph ist einer derjenigen Häuptlinge, die für ihre Erfolge im Kampf gegen die übermächtige Kavallerie verehrt werden. Erzogen von Missionaren und deswegen vertraut mit einigen Bräuchen der Weißen musste er erdulden, dass das einst friedliche Volk der Nez Pencé aus ihrem angestammten Gebiet vertrieben und fast vollständig vernichtet wurde.

Chief Joseph selbst war ein Mann des Friedens. Er wusste, dass sein Volk eine militärische Auseinandersetzung nicht würde gewinnen können. Und doch wurde er gezwungen, diesen Weg zu gehen. Er versuchte, sein Volk aus dem Wallowa-Tal im Grenzgebiet zwischen Idaho, Washington und Oregon über die Rocky Mountains durch den Yellowstone-Park und Montana in die kanadische Sicherheit zu bringen. Dabei waren bis zu vier Armee-Einheiten auf seiner Spur.

Chief Joseph page 3

Corteggiani, im Western-Genre bereits sehr verdient, beschreibt, unter welchen Strapazen die schließlich doch erfolglose Flucht geschah und verschweigt dabei keinesfalls die Gewalt. Er zeigt klar auf, wo seine Sympathien liegen: Bei dem Volk, dass aufgrund der Gold-Gier der Siedler gezwungen werden sollte, in ein unfruchtbares Reservat zu ziehen und die ursprüngliche Kultur aufzugeben! Ein graphisch ganz anders umgesetztes Beispiel der Western-Erzählungen von Corteggiani ist Der Weg des Untergangs.

Ein klassischer Western in guter Qualität

Gabriel Andrade ist alles andere als unbekannt, hat aber bisher nichts mit dem klassischen Western-Setting zu tun gehabt. Seine Zeichnungen lassen allerdings das Gegenteil vermuten, ist es doch geprägt von allen Bestandteilen, die man als Leser*in sehen möchte: grandiose Weiten, der Wechsel von der Totalen in die Handlung, raue Männer im Kampf. Auch bei ihm wird deutlich, auf wessen Seite er sich sehen würde: Während die Nes Pencé Würde ausstrahlen, fehlt diese bei den Soldaten vollkommen.

Chief Joseph page 5

Ein Band mit vielen Schlachten hat naturgemäß auch eine Menge an Actionszenen. Andrades Körperdarstellungen sind auch in der Bewegung anatomisch korrekt. Der Schrecken des Krieges wird deutlich, es fließt aber nicht übermäßig viel Blut und auch Splatterszenen sind nicht zu entdecken. Jede*r Liebhaber*in dieser Gattung wird die Zeichnungen daher lieben.

Eine Art Rehabilitation

Natürlich kann man die Geschichte nicht mehr ändern. Die indianische Kultur und Tradition sind fast vernichtet und viele Völker, die ja größtenteils nur wenige 1000 Mitglieder umfassten, leben nur noch in den Geschichten über sie. Trotzdem ist es wichtig und richtig, dem Märchen „der historischen Eroberung und Urbarmachung des Westens“ die Wahrheit entgegenzusetzen. Und diese ist geprägt von falschen Versprechungen, Verrat und systematischer Ausrottung.

Chief Joseph page 10

Diese Geschichten zu erzählen und dabei nicht in die Rolle des geifernden Anklägers zu verfallen, sondern die Fakten für sich sprechen zu lassen ist ein Verdienst dieser Reihe! Der umfangreiche historische Anhang hilft dabei, enthält er doch ein paar Belege und Hinweise für eventuell gewünschte Vertiefungen.

Dazu passen Of Monsters And Men mit „Dirty Paws“, und ein frisches Quellwasser!

© der Abbildungen Editions Glenat 2023 Francois Corteggiani, Gabriel Andrade & Farid Ameur | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2024

Delporte/Forton – ZACK Spezial 13: Alain Cardan 3

Hallo … Hier Venus!

Story: Yvan Delporte
Zeichnungen: 
Gérald Forton

Originaltitel: Alain Cardan

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 48 Seiten | Farbe| 14,00 € |

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 13

Die Reihe ZACK-Spezial ist für Fans der klassischen frankobelgischen Abenteuer- und Science-Fiction Comics. Die hier erscheinenden Reihen haben es zu großen Teilen nie nach Deutschland geschafft, erscheinen nun aber in kleiner Auflage und im Direktvertrieb. Der erste Band über den Agenten Alain Cardan ist bereits vergriffen, die Detektive des Himmels sind noch lieferbar. Ein Abschlussband ist geplant.

Ein bemannter Flug zur Venus

Während sich die bemannte Weltraumfahrt aktuell darauf vorbereitet, erneut Menschen auf den Mond bringen zu wollen, hat sie in Literatur und Comic längst das komplette Weltall erobert. Die Geschichte aus den späten 50-er Jahren beginnt damit, dass das der UNO unterstehende International Forschungszentrum einen ersten bemannten interstellaren Flug zum Mond plant und somit ein neues Zeitalter starten möchte. Doch noch während der Vorbereitungen empfängt man plötzlich ein Signal Hallo … hier Venus!

Obwohl man sich beim IFZ nicht erklären kann, wieso ein Funkspruch von der Venus in menschlicher Sprache abgesetzt werden konnte, beschließt man, die geplante Mission neu zu planen und anstelle des Mondes die Venus anzufliegen. Alain Cardan wird zum Kommandanten der Reise ernannt. Sein Auftrag ist nicht nur zu beweisen, dass Reisen durch das Weltall möglich sind, sondern auch herauszufinden, von wem die Funksprüche stammen.

Der Science-Fiction Hintergrund ist durchaus vom damaligen Standpunkt der Technik gedeckt. Zwar hat man noch nicht so viel Wissen über die Atmosphären der anderen Planeten, man versucht aber zu extrapolieren. Parallel treibt Yvan Delporte einen Krimiplot voran. Der reichste Mann der Welt wird bei einem Unglück schwer verletzt, es ist aber nicht klar, ob es sich wirklich um einen Unfall handelt oder ob mehr dahintersteckt. Im Laufe der Zeit kulminieren beide Stränge in einem gleichzeitigen Höhepunkt.

Detail ZACK Spezial 13 page 15

Gelungene Reproduktion mit nostalgischem Flair

Alte Serien, die nicht ständig nachgedruckt worden sind und in umfassenden Integral-Bänden vorliegen, bedürfen oftmals einer liebevollen Restauration. Alte Druckvorlagen sind nicht mehr erhältlich, digitale schon gar nicht. Also geht es an das Scannen von erhaltenen Magazinen. Teilweise sieht man den Zeichnungen das Druckraster noch an. Zudem sind die Farben anders als man es heute erwarten würde. Diese nostalgischen Elemente beinträchtigen das Lesevergnügen allerdings keineswegs.

Forton beweist auch in seinen Bob Morane-Bänden, dass er ein Meister der SF-Action-Serien war. Seine Figuren sind glaubhaft, das Dekors je nach Setting modern, aber zeittypisch, bzw. technisch extrapolierend. Wer sich darauf einlassen möchte findet hier einen gut aufbereiteten Klassiker. Im Zweifel ist die Limitierung weniger der Wertsteigerung als dem zügigen Abverkauf geschuldet. Jeder Band, der unverkauft in einem Lager liegt, bindet Kapital, das nicht in eine neue Produktion investiert werden kann.

Klassiker aus den End-50-ern

Wer Jules Verne oder H.G. Wells mag, wird hier richtig liegen: Die Weltraumfahrt ist noch nicht von Katastrophen geprägt und scheint finanzierbar. Zudem sind viele Protagonisten (sic!) altruistisch geprägt und verfallen nicht unbedingt in nationale Sichtweisen. Natürlich gibt es schlechte Menschen, diese sind aber kriminell und somit wiederum Teil des Spiels.

Für mich eine schöne Reihe von Klassikern mit Serien, die zueinander passen, thematisch aber breit genug aufgestellt sind um viele anzusprechen!

Dazu passen Gene & The Esquires mit „Space Race“ und ein Cognac!

© der Abbildungen Forton/Delporte – Edition Hibou 2024| 2024 Blattgold GmbH

Achdé/Jul – Lucky Luke 102

Letzte Runde für die Daltons

Story: Achdé
Zeichnungen: 
Jul

Originaltitel: Lucky Luke – Un cow-boy sous pression

Egmont Comic Collection

Softcover/Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 7,99 € / 15,00 € |

ISBN: n/a / 978-3-7704-0967-9

Cover Lucky Luke 102
© 2024 Lucky Comics/ Story House Egmont

Zum ersten Mal in seiner Geschichte muss der Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, den ganzen Wilden Westen retten. Tatsächlich scheint nichts mehr so zu sein, wie es sein soll. Der Grund: Es gibt wegen eines Streiks der Brauereiarbeiter kein Bier mehr.

Lucky Luke und die Deutschen

Lucky Luke hat sich schon mit allen Möglichen Personen und Bevölkerungsgruppen beschäftigt, seit dem Achdé und Jul übernommen haben sogar mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. Eine Bevölkerungsgruppe, die einen nicht unwesentlichen Anteil an Einwander*innen gestellt hat, war allerdings bisher noch nicht gewürdigt worden: Die Deutschen! Nun also eine Sammlung an Klischees, Vorurteilen und kleinen Spitzen gegen die östlichen Nachbarn der Franzosen.

Detail Lucky Luke 102 page 11
© 2024 Lucky Comics/ Story House Egmont

Natürlich verlangt ein solches Setting eine ganz bestimmte Zutat: Bier! Und tatsächlich ist jenes nicht mehr verfügbar, da ein anderes deutsches Exportgut die Arbeiter in der Brauereiindustrie aufgescheucht hat: Die Ideen eines gewissen Herren mit Namen Karl Marx! Luke wird beauftragt, in der Stadt Milwaukee, dem Zentrum der deutschen Brauer, wieder für geordnete Verhältnisse zu sorgen und die Produktion des Gerstensaftes erneut in Gang zu bringen.

Zunächst aber hat der führende Brauereibesitzer eine „Schnapsidee“, denn er möchte Gefängnisinsassen als Streikbrecher einsetzen, unter ihnen auch die Daltons. Die Letzte Runde für die Daltons enthält die übliche Menge an Humor, die man in dieser Serie mittlerweile erwarten darf, einiges davon auch mit sehr gutem Wortwitz übertragen! Die Menge an Vorurteilen dürfte aber den einen oder die andere Leser*in überfordern, geht die Richtung hier doch gerade mal wieder in Richtung Großmannssucht. Gerade deswegen aktuell zu empfehlen!

Lucky Luke 102 page 11
© 2024 Lucky Comics/ Story House Egmont

Satire mal anders

Satire würde ich eher im Bereich der Cartoons erwarten, nicht aber bei einer so erfolgreichen und eingeführten Reihe, die sonst eher für den all-age-Humor steht. Jul schafft es aber, viele Gags über die Deutschen so genial umzusetzen, dass es beim Lesen teilweise weh tut, immer aber Spaß macht. So werden viele deutsche Eigenschaften von einem Vertreter der First Nations vorgeführt und die Daltons in Lederhosen sind schon genial.

Ansonsten bringt auch dieser Band alles das, was von einem LL zu erwarten ist: Wimmelbilder, abstruse Szenen und Gags, die erwarten, dass man zu mindestens das Grundkonzept der Serie kennt. Vielleicht nicht das stärkste Album der Serie aber trotzdem – für mich persönlich – ein Must Have in der unüberschaubaren Menge von Neuerscheinungen.

Detail Lucky Luke 102
© 2024 Lucky Comics/ Story House Egmont

Zum über-sich-selbst-Lachen

Die Welt wird immer verrückter und auch die jüngsten Ereignisse in den USA sind für Europa nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Man muss daher anfangen, über sich selber lachen zu können! Eine erste Lektion dafür ist dieser Comic!

Wer möchte, kann zur Hardcover-Ausgabe greifen, die am 12. November erscheint. Die Softcover-Kiosk-Ausgabe ist bereits erhältlich.

Dazu passen ein Schell’s Pilsener und „Funkytown“ von den Lucky Chops.

© der Abbildungen 2024 Lucky Comics/ Story House Egmont

ZACK 305 (November 2024)

ZACK 305

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 305

Wer von Euch, liebe Leser*innen, war während des Sommers am Strand? Vielleicht habt auch ihr Euch eingraben lassen und erinnert Euch nun gerne daran. Es gibt aber auch andere Stories, die man nicht erleben möchte und Coverboy Rick Master muss seine Freizeitbeschäftigung verschieben…  Dieses Heft wird begleitet von einer ganzen Reihe an anderen Projekten: ZACK-Sonderheft 1 kommt bald, ZACK-Spezial ist schon da, Michel Vaillant und Das Phantom geben sich die Ehre, Rio geht in die zweite Runde und die Chroniken von Amoras stehen ebenfalls in den Regalen!

Die Neustarts

Gleich drei Serien beginnen komplett neu oder doch zumindest mit weiteren Teilen. Den Anfang macht Rick Master, der sich zusammen mit Nadine ein paar wohlverdiente Tage am Strand gönnt. Während der Kommissar sich mit den geistigen Höhenflügen seiner Untergebenen herumschlagen muss, wird ein kleines Mädchen beinahe Opfer eines Verbrechen am Meer! Zidrou gibt sehr viel Wortspielereien zu der Spannung hinzu und Simon van Liemt setzt das gewohnt souverän um. Eines ist gewiss, langweilig wird dieser Urlaub nicht.

ZACK 305 page 5

Heute frischer Fisch ist ein neues Road-Movie. Charel Cambré und Marc Legendre zeichnen sich selbst. Auf der Suche nach einer perfekten Idee für einen Comic und gefrustet von ihrem bisherigen Leben mit unerfreulichen Signiersessions beschließen die Beiden, sich auf Reise zu begeben. Sehr humorig, auch wenn der Humor manchmal etwas unerwartet um die Ecke kommt.

ZACK 305 page 36

Und auch Die Mauern von Eden, der zweite Teil von Libertalia, startet in dieser Ausgabe. Die Meuterer haben ihr Stückchen Land gefunden und müssen sich jetzt um ihr Überleben kümmern. Auch dazu gehören Kontakte mit den Einheimischen, sowohl sexueller Natur als auch Handelssachen. Noch steht die Idee einer anarchistischen Kommune in der jeder für jeden eintritt. Es ist aber zu erwarten, dass Rudi Miehl & Fabienne Pigière Wolken am Horizont aufziehen lassen werden. Paolo Grella setzt das Ganze mit sehr aufwändigen Bildern um.

ZACK 305 page 69

Die Fortsetzungen

Rani hat wenig Glück. Kaum ist ihr die Flucht gelungen, verliert sie ihr Gedächtnis. Als Die Wilde schafft sie es zwar, in Pondichery aufgenommen zu werden, doch ihre Vergangenheit scheint sie einholen zu wollen. Von Francis Vallès sehr farbenfroh und exotisch umgesetzte Saga über eine Frau, die niemals aufgibt von Jean Van Hamme & Alcante. History vom Feinsten!

Detail ZACK 305 page 22

In der aktuellen Folge von Michel Vaillant ist Steve Warson Das Ziel einer Verschwörung. Der amerikanische Politiker lässt sich nicht für reaktionäre Kampagnen einspannen und ist im Visier einer rechten Terrorgruppe. Daneben gilt es aber auch, die 24 Stunden von Le Mans zu überstehen und möglichst zu gewinnen. Doch Francoise muss einen noch viel härteren Kampf ausfechten. Die zweite Staffel bleibt sich treu und Denis Lapière serviert Rennsport, Soap und Politthriller mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Benjamin Benéteau.

ZACK 305 page 48

Auf Amoras trifft Lambik auf Jerusalem, die bereit ist, für Verpflegung und Schutz zu bezahlen. Währenddessen macht Krimson seinen Mitarbeitern klar, was er von fremder Hilfe hält. Die Naturkatastrophe scheint die Menschen in geistige Verwirrung zu stürzen, denn überall ist nur noch Chaos. Wie gut, dass wenigstens Sidonie nicht aufgibt. Der zweite Beitrag von Marc Legendre und Charel Cambré in diesem Heft ist vielleicht nichts für Zartbesaitete, an Spannung und Tempo aber kaum zu überbieten.

Detail ZACK 305 page 85

Und sonst?

Natürlich gibt es wieder die kleinen Trenner, die dem Gehirn erlauben, zwischen zwei Fortsetzungsgeschichten ein wenig Ablenkung zu finden: Parker & Badger, Grott & Bott, Tizombi und StarfiXion zeigen das Leben aus unerwarteten Perspektiven! Neben vielen Rezensionen, News und Gedanken von Frank Neubauer, lässt Michael Klein das ZACK vor 50 Jahren Revue passieren, beschreibt Christian Endres, warum er das Cross-Over von Dylan Dog und Batman so spannend findet, und führt der Verfasser dieser Zeilen in die zu erwartenden Fettnäpfchen von Heute frischer Fisch ein.

Oder kurz gesagt: Wer hier nichts findet, wird es auch woanders schwer haben!

Dazu passen Linkin Park mit „The Emptiness Machine“ und ein Dithmarscher Bockbier.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2024

Oger/Div. – Gunmen of the West

Revolverhelden und ihre Geschichten

Story: Tiburce Oger
Zeichnungen: 
Tiburce Oger, Dominique Bertail, Benjamin Blasco-Martinez, Paul Gastine, Christian Rossi, Ronan Toulhoat, Hugues Labiano, Félix Meynet, Jef, Laurent Hirn, Olivier Vatine, Eric Hérenguel, Stefano Carloni, Nicolas Dumontheuil

Originaltitel: Gunmen of the West

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |112 Seiten | Farbe | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-377-9

Cover Gunmen of the West

So schön wie (Comic-)Romane und langlaufende Serien sind, so schön ist es auch, knackige, auf den Punkt gebrachte Geschichten serviert zu bekommen. Bereits zum dritten Mal hat Tiburce Oger sich ein Thema vorgenommen, kleine Episoden mit einer Rahmenhandlung versehen, und befreundete Kolleg*innen um die zeichnerische Umsetzung gebeten. Das ergänzt sein Portfolio, das er selber umgesetzt hat, etwa Ghost Kid.

Erschafft die Waffe den Revolverhelden? Oder nutzt er die Waffe?

In der Sammlung über die Gunmen of the West dreht sich alles um Revolverhelden. Der Anknüpfungspunkt sind aber bestimmte Waffen, die ebenfalls eine gewisse Berühmtheit erlangt haben. Alles beginnt mit dem Überfall auf eine Waffenhandlung. Ein junger Spund überschätzt sich maßlos und will Patronen klauen. Der Inhaber des Ladens verwickelt ihn in eine Diskussion in dem er von bestimmten Waffen und ihren Besitzern zu erzählen beginnt.

Alle diese Geschichten beruhen auf wahren Geschichten (wobei auch hier natürlich niemand mehr mit Bestimmtheit sagen kann, wo die Wahrheit aufhört, und die Legende beginnt). Die entsprechenden Fakten sind im Anhang nachzulesen. Auf teilweise innovative Weise bestätigen die Stories die Regel, dass Revolverhelden oft nicht lange genug gelebt haben, um ihre Geschichte selber erzählen zu können. Trotzdem haben sie eine wichtige Rolle gespielt.

Gunmen of the West page 3

Allerdings sind die geschilderten Leben keineswegs identisch. Einige haben es geschafft, der Vernichtung zu entgehen, Motive für den Werdegang sind komplett unterschiedlich und schließlich sind auch die Charaktere der „Helden“ nicht zu vergleichen.

Ein aktueller Überblick über realistische Stilrichtungen

Da jede einzelne Geschichte von anderen Zeichner*innen umgesetzt wurde, bildet der Band einen guten Überblick über aktuelle Arten, einen Western-Comic umzusetzen. Es gibt Randbereiche, die hier (meiner Meinung nach) zum Glück fehlen, so gibt es zum Beispiel keine sehr karikativen Elemente. Aus dem Bereich der realistischen Zeichnungen sind hier aber viele Ansätze vertreten.

Wer am Western-Comic besonders die weiten Landschaften mag, wird hier nicht ganz glücklich werden. Wer aber am liebsten die Interaktion mehr oder weniger hartgesottener Raubeine (übrigens beiderlei Geschlechts) mag, ist hier vollkommen richtig! Allerdings gibt es auch Einschläge von Romantik, Rache, Kampf um Gerechtigkeit einerseits, Selbstüberschätzung, toxischer Männlichkeit und Größenwahn andererseits.

Gunmen of the West page 6

Wie eine klassische Western-TV-Serie

Die Sammlungen von Tiburce Oger sind irgendwie vergleichbar mit Staffeln einer alten TV-Western-Serie. Jeweils unter einem (Season-)Thema versammeln sich unterschiedliche Interpretationen, die alle ihren eigenen Reiz haben, trotzdem aber zusammengehalten werden. Für mich eine perfekte Ergänzung zu den Reihen, die sich nur um eine Hauptfigur gruppieren bzw. den epischen Einzelwerken.

Handwerklich ist der Band wie alle Splittertitel ohne Fehl und Tadel, das Cover ist fast schon genial und die Qualität der einzelnen Darbietungen ausgezeichnet. Was will man mehr?

Detail Gunmen of the West page 8

Dazu passen JohnnyCash, etwa mit „Man in Black“, und ein Schlitz Tall Boy!

© der Abbildungen 2023 Bamboo Édition | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2024

Bottier/Callixte – Hercule Poirots Weihnachten

Agatha Christie Classics 3 – Ein Poirot-Krimi

Story: Isabelle Bottier nach Agatha Christie

Zeichnungen: Callixte

Originaltitel: Le Noel D’Hercule Poirot

Carlsen Comics
Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 
978-3-551-80426-6

Cover Hercule Poirots Weihnachten

Es weihnachtet wieder. Während die einen anfangen, nervös zu werden, weil sie nicht wissen, was sie schenken sollen, fangen die anderen an, sich mit Plätzchen und Geschichten in die richtige Stimmung zu bringen. Auch Carlsen hat mindestens einen Weihnachtsklassiker pro Jahr im Angebot. Auf Dickens folgt nun die Queen of Crime.

Die Familie, ein Hort des Friedens

Und noch ein Gegensatz: Während die einen sich darauf freuen, im Kreis der Familie ein paar glückliche Tage zu verbringen, es zu genießen, dass alle wieder vereint sind und von ihren Leben erzählen, gibt es andere, die jetzt schon wissen, dass sie die Heuchelei nicht aushalten werden.

Diese Geschichte gehört eher zu der zweiten Kategorie: Der Hausherr, reich und alt, ist ein wenig speziell und gängelt seine Kinder durchaus. Die meisten von ihnen sind aber folgsam, hängen sie doch am finanziellen Tropf. Für dieses Jahr hat er aber auch das schwarze Schaf der Familie eingeladen und zusätzlich noch eine uneheliche Enkelin. Als dann auch noch bekannt wird, dass der alte Herr sein Testament ändern möchte, ist der Siedepunkt erreicht, die Stimmungen kochen über.

Natürlich wird der alte Simeon Lee tot aufgefunden und Hercule Poirot ist zur Stelle, den Fall aufzuklären. In für Agatha Christie typischer Manier wird eine verborgene Sache nach der anderen aufgedeckt und am Ende ist wirklich jede*r verdächtig. Trotzdem wird natürlich der Fall geklärt werden müssen.

Hercule Poirots Weihnachten page 3

Weiß!

Die Zeichnungen von Callixte bringen die Atmosphäre eines englischen Landgutes und seiner Bewohner*innen gut zum Tragen. Kostüme und Dekors sind sehr stimmig und die Eigenarten im Verbergen von Gefühlen, die einigen Bewohner‘*innen der englischen Inseln zugeschrieben werden, werden ebenfalls sehr glaubwürdig dargebracht. Mit den Gesichtern, speziell den Mundpartien, steht Callixte jedoch eindeutig auf Kriegsfuß!

Wer darüber hinwegsehen kann, dass – wie so oft – eine weiße Aussparung den Mund darstellt, findet hier eine unterhaltsame Wiedergabe des klassischen Krimistoffes. (Innen-)Architektur und Kleidung gelingen jedenfalls gut genug, um trotzdem eine Empfehlung abgeben zu können!

Hercule Poirots Weihnachten page 4

Zur Einstimmung!

Weihnachtliche Katastrophengeschichten erlauben einem immer, sich zu freuen, dass es bei einem selbst anders oder aber mindestens nicht so schlimm ist. Insofern eignen sie sich perfekt zur Einstimmung. Der Baum wird geschmückt, die entsprechenden Teilchen müssen doch irgendwo im Keller sein, oder? Nachdem alles bereitet ist, kann man sich mit Hercule Poirots Weihnachten gemütlich im Sessel zurücklegen und entspannen!

Doch halt: Es fehlen noch Geschenke! Zumindest zur Adventszeit ist dieses Buch eine sehr gelungene Möglichkeit, auch andere an der Freude teilhaben zu lassen!

Hercule Poirots Weihnachten page 5

Dazu passen „Rudolph“ in der Version von Amasic und ein erster Glühwein.

© der Abbildungen BELG Prod. (2017), 1938, Agatha Christie Limited / 2024 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

Nuyten – Apache Junction 4

Sierra Madre

Story: Peter Nuyten
Zeichnungen: 
Peter Nuyten

Originaltitel: Sierra Madre

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |64 Seiten | Farbe | 18,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-411-0

Cover Apache Junction 4

Immer wieder passiert es, dass Vergleiche von lebenden Künstlern mit verstorbenen „Helden“ gezogen werden. Oftmals soll das nur als Marketinginstrument dienen und dafür sorgen, dass Verkäufe anziehen und sich die Fans des Alten zu solchen des Neuen konvertieren lassen. Manchmal aber ist eine Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Und so glaube ich, dass wer Blueberry von Giraud mochte, Apache Junction auch mögen wird.

Ein neuer Zyklus

Vor mittlerweile mehr als zehn Jahren war der erste Band dieser Reihe erschienen, der noch nicht einmal einen eigenen Titel hatte. Schon damals waren die Ähnlichkeiten mit der großen europäischen Western-Serie aufgefallen, Peter Nuyten schaffte es im Folgenden, dieses zu bestätigen. Der drei Bände umfassende erste Zyklus ist mittlerweile als Gesamtausgabe erhältlich.

Die Geschichte spielt im Grenzgebiet der Apacheria, dem angestammten Stammesland der Apachen-Völker, Mexikos und der Vereinigten Staaten. Während sich mexikanische Rurales und amerikanische Soldaten im Wesentlichen in Ruhe lassen und Kriminelle sich in den Weiten der Sierra Madre gut verstecken können, werden die Apachen von allen verfolgt. Die Mexikaner haben eine bereits lange andauernde Feindschaft mit ihnen, die Amerikaner wollen die ursprünglichen Bewohner*innen am liebsten ausrotten, wenigstens aber in weit entfernte und unfruchtbare Reservate verbannen.

Apache Junction 4 page 3

In diesem Grundsetting kämpfen verschiedene indianische Gruppen, teilweise unter Führung von Geronimo, gegen Alle und vor allem um das nackte Überleben. In einem zweiten Strang versucht Roy Clinton für Gerechtigkeit zu sorgen. Einerseits möchte er für seinen Taten geradestehen, er sucht aber auch Rehabilitation für die ihm zu Unrecht angelasteten Geschehnisse. Vor allem aber möchte er die Unschuld von Ann Bentley beweisen. Diese glaubt zwar nicht daran, bricht aber trotzdem mit ihm auf.

Grandiose Bilder!

Peter Nuyten hat die Serie nicht nur geschrieben, er setzt sie auch alleine grafisch um. Seine Bilder aus der Wüste sind grandios! Die Weite und die Lebensfeindlichkeit werden mit jedem Blick deutlich und auch die Gebirgslandschaften könnten fast ohne Geschichte auskommen! Hier wird seine Liebe zum Detail deutlich, denn keine Kleinigkeit stört weder diese großartigen Totalen noch die Hintergründe der Action-Szenen. Und auch seine Darstellungen der handelnden Personen lassen auf eine ausgezeichnete Recherche schließen!

Apache Junction 4 page 4

Dem Band ist ein Anhang beigefügt, der ein wenig in die damalige Zeit und ihre Hintergründe einführt und auch viele Illustrationen besitzt. Diese verdeutlichen die Übereinstimmung der Fiktion mit der Realität! Für Fans des realistischen Western ein Muss! Der Niederländer ist in vielen Settings ein Meister, einer endzeitlichen Metro, dem asiatischen Dschungel und eben der Apacheria. Mein Liebling ist definitiv die Sierra!

Must have!

Wer in seinem Regal Serien wie Jerry Spring und Blueberry stehen hat, wird an Apache Junction seine/ihre helle Freude haben! Nicht nur grafisch, auch von der Erzählweise her gibt es hier viele Gemeinsamkeiten. Eine gut erzählte Geschichte mit mehreren Ebenen, glaubwürdigen Figuren und genügend klassischen Elementen, um rundum zu gefallen!

Detail Apache Junction 4 page 5

Die Aufmachung (gutes Papier, Hardcover mit guter Bindung und das bekannte etwas größere Format) sorgen für eine angemessene Präsentation; der Anhang unterstreicht die Wertigkeit, die der Verlag dem Start des neuen Zyklus beimisst.

Dazu passen The Wolfgangs, etwa mit „Cannibal Family“, und ein Rye Whiskey!

© der Abbildungen 2023 Peter Nuyten | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2024

Jadoul/Piroton – ZACK Spezial 12: Michel und Thierry

Der große Wettkampf

Story: Charles Jadoul
Zeichnungen: 
Artur Piroton

Originaltitel: Le Grand Raid (Spirou 1239 – 1260 ; 1962)

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 52 Seiten | Farbe| 16,00 € | Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 12

Zunächst einmal eine gute Nachricht für alle potentiellen Leser*innen, die das ZACK nicht abonniert haben. Ab jetzt können die Spezial-Alben auch ohne Abo direkt beim Verlag und bei einigen Zwischenhändlern erworben werden. Die ersten acht Bände sind aber definitiv verlagsvergriffen. In der Reihe erscheinen Klassiker aus der frankobelgischen Hochzeit der Magazine, die Auflage ist limitiert. Oft sind zusätzlich begleitende ExLibris vorbestellbar.

Sportsgeist ermöglicht Völkerverständigung

In Sportwettkämpfen treten schon seit der Antike Athlet*innen aus verschiedenen Ländern an, um friedlich herauszufinden, wer der oder die Beste sein möge. Während der ursprünglichen Olympischen Spiele herrschte daher eine Waffenruhe. Mittlerweile hat sich durch die Entwicklung von Technik und Technologie der Sportbegriff deutlich erweitert. Zudem finden die Vergleiche längst nicht mehr nur alle vier Jahre statt. Das Thema der „Friedlichkeit“ blenden wir für heute mal aus…

Die beiden Helden trennt nicht nur ein gewaltiger Altersunterschied, sie kommen auch aus zwei zwar benachbarten, aber doch selbständigen Ländern: Belgien und Frankreich. Sie vereint ihre Liebe zum Modelflugsport und ihre Fähigkeit, die selbstgebauten Maschinen zu beherrschen. Eine Firma veranstaltet zu einem 50-jährigen Jubiläum eines Fluges einen Wettkampf, bei dem die Modelle die damalige Flugstrecke von Stockholm nach Genf ebenfalls bewältigen müssen.

Der Comic beginnt mit einem der nationalen Ausscheidungswettkämpfe in dem die beiden Helden gegeneinander antreten. Aus anfänglichen Konkurrenten werden Freunde die gemeinsam als Team an dem Finale teilnehmen. Leider werden die Wettkämpfe durch Sabotage gestört und es entwickelt sich ein Krimi-artiger Nebenplot. Jadoul streut immer geographische oder wissenschaftliche Informationen ein, die die Spannung mit Wissensvermittlung kombinieren.

ZACK Spezial 12 page 14

Ein sehr typischer Vertreter seiner Zeit

Die Zeichnungen von Artur Piroton sind ein sehr gutes Beispiel für die realistischen Spirou-Comics der damaligen Zeit. Einerseits werden selbst die für die humoristischen Einlagen vorgesehen Personen mit Respekt gezeichnet, andererseits stecken die einzelnen Panel voll mit Details. Zwar erlauben die Zeichnungen aufgrund ihrer Konzeption noch einen Abdruck in schwarz-weiß, sie sind aber bereits als kolorierte Werke geplant.

Naben den (ausdrucksstarken) Gesichtern legt Piroton augenscheinlich viel Wert auf die Detailtiefe der Flugzeuge. Nicht nur am Boden oder während ihrer Entstehung, auch die Luftkämpfe der Modelle sind gut gelungen. Da diesem ersten Band weitere gefolgt sind, hat die Serie augenscheinlich auch damals ihre Fans gehabt. Das Nachwort gibt einen guten Überblick über die Serie und die Künstler!

Eine schöne Serie

Die ZACK-Spezial Alben richten sich an Fans der Comics aus den 60-ern und frühen 70-ern. Viele aus dem ZACK oder der MV bekannte Serien haben es auch hierzulande geschafft, eine stabile Fanbasis zu erhalten. Daneben gibt es aber immer noch viele bis heute ungehobene Schätze. Obwohl qualitativ gut, gibt der deutsche Comic-Markt eine reguläre Veröffentlichung nicht her. Daher gibt es gerade in diesem Segment eine Vielzahl an Kleinverlagen, die teilweise nur eine Serie oder aber ein Segment bearbeiten und in Kleinstauflagen veröffentlichen.

Die ZACK Spezial-Alben erreichen dagegen wegen des Markennamens ZACK und der Bewerbung in dieser Zeitschrift einen doch größeren potentiellen Kund*innenstamm, profitieren aber trotzdem von der im Direktvertrieb günstigeren Kostenstruktur. Wie auch immer, die hier präsentierten Serien finden bisher und hoffentlich auch weiterhin genügend Käufer*innen um die Serie fortzuführen und erlauben daher den Bewohner*innen des Comicentwicklungslandes Deutschland aufzuschließen!

Dazu passen The Kinks mit „Sunny Afternoon“ und ein Eierlikör!

© der Abbildungen Piroton/Jadoul – 2023 | 2024 Blattgold GmbH

ZACK 304 (Oktober 2024)

ZACK 304

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 304

Das Jahr ist nun schon zu drei Vierteln passé, der Winter steht vor der Tür. Das bedeutet einerseits, dass es Zeit wird, einen Termin für das Aufziehen der Winterreifen zu organisieren, andererseits kehren aber auch alte Bekannte wieder ein! Mit einem Monat Verspätung startet das bereits 12. Abenteuer aus der Zweiten Staffel von Michel Vaillant! Zeitgleich sind auch der vierte Teil der Bob Morane Classics und ZACK-Spezial 12 erschienen. Das schlechte Wetter kann also kommen.

Der Neustart

Das Titelbild kündigt es bereits an, der aktuelle Michel Vaillant setzt neue Maßstäbe.  Cannonball hatte es schon angedeutet: Die Zeiten sind härter geworden und nationale Spinner machen sich immer mehr breit. Steve Warson ist theoretisch ein geeigneter Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten und wird damit auch zum Ziel der Atomwaffen-Division, einer rechtsradikalen Terrortruppe mit Sitz in den USA. Und natürlich ist auch Bob Cramer involviert … Hochspannung von Denis Lapière mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Benjamin Benéteau in der Schnittmenge aus Politthriller und Rennsport. Wie immer werden Purist*innen die Gesichter bemängeln.

ZACK 304 page 5

Die Fortsetzungen

Weiter geht die Serie von Kurzgeschichten mit Harry und Platte. In Gabrielle steht zunächst Action im Vordergrund, denn Platte und ein Gangster liefern sich eine Prügelei auf Leben und Tod auf den Waggondächern eines fahrenden Zuges. Erst im Laufe der Zeit erfahren wir aus eingestreuten Rückblicken etwas über die Hintergründe. Auch hier beweist Denis Lapière seine Klasse im Konstruieren eines extrem spannenden Szenarios. Wieder nimmt er aktuelle Probleme auf und verarbeitet sie in einer sehr wertenden Weise! Die Zeichnungen von Alain Sikorski zeigen einen eigenen Stil, müssen sich aber vor den „Klassikern“ der Serie nicht verstecken. Die Veröffentlichung dieser Kurzgeschichten und einiger längerer Alben kann nur als gelungener Coup bezeichnet werden.

ZACK 304 page 36

Lambik hat es mittlerweile geschafft, auf der Insel Amoras zu landen und läuft sofort ein paar Fatties über den Weg. Diese hatten sich allerdings etwas anderes versprochen! Suske wiederum soll nach seiner Gefangennahme exekutiert werden. Möglicherweise ist es allerdings von Vorteil, dass gerade jetzt die Erde bebt und nicht einmal potentielle Todesschützen gerne draußen herumlaufen möchten. Mit einer Familienserie hat diese Adaption von Marc Legendre und Charel Cambré wahrlich nichts mehr gemein, mit einer sehr spannenden Endzeit-Science-Fiction allerdings sehr wohl. Top-Tipp!

ZACK 304 page 51

Nach ihrer doppelten Flucht ist Rani noch immer ohne Erinnerungen an ihr früheres Leben. Die Wilde beweist allerdings, dass sie ihren unbedingten Überlebenswillen nicht eingebüßt hat und zeigt ein paar Strandräubern, dass mit ihr nicht gut Kirschen Essen ist. Schließlich erreicht sie Pondicherry, ein Territorium unter französischer Herrschaft. Dort gibt es einige, die Jolanne wiedererkennen. Die ursprünglich als TV-Serie geplante Geschichte von Jean Van Hamme & Alcante ist eine Mischung aus Historie, Schmonzette und Entwicklungsroman und zurecht sehr erfolgreich. Das liegt allerdings auch an den großartigen Zeichnungen von Francis Vallès.

ZACK 304 page 65

Die Abschiede

Zwei Abschiede bedeuten zweimal Vorfreude auf Neues im kommenden Heft, zwingen uns aber auch, Abschied zu nehmen.

Auch die Familiengeschichte der Saint-Huberts böte genügend Stoff für eine Verfilmung. Intrigen, Verfehlungen und maßlose Gewinne und Verluste sind miteinander verwoben und werden durch Missgunst zusammengehalten. Das Ende der Scheckhefte von Panama ist ein schöner Cliffhanger für die weitere Zukunft, ist die Familie doch mal wieder völlig unzufrieden mit den Entscheidungen eines Sprösslings. Pierre Boisserie & Philippe Guillaume zeigen uns in die Bank wie Familie „richtig“ geht und Stéphane Brangier findet bei all der Schlechtigkeit noch genügend Zeit für eingestreute schöne Szenen..

ZACK 304 page 21

Und auch Bootblack geht zu Ende. Mikaël vermischt mehrere Zeitebenen, deutet die Verzweiflung und die objektive Hoffnungslosigkeit von Verlieren an und erlaubt seinen Figuren doch immer wieder, nicht aufgeben zu wollen. Dabei ist es egal, ob die Unterlegenen diejenigen sind, die in der Stadt die dreckigen und gefährlichen Geschäfte erledigen müssen, ob sie in den Schützengräben stecken, oder ob sie mit den Hoffnungen ihrer Eltern leben müssen, Selbstbestimmung geht anders. Giant/Bootblack/Harlem war eine der besten Graphic-Novel-Serien der letzten Jahre!

ZACK 304 page 81

Und sonst?

Für Freund*innen des Zombie-Humors erleben Tizombi, das kleine Steak und Co eine längere Geschichte mit einer neuen Gattung: Spielfiguren, Kuscheltiere und auch Haustiere werden immer öfter begraben und können daher folgerichtig auch wiederkommen. Dazu Parker & Badger, Grott & Bott und die üblichen Rubriken von Frank Neubauer und Michael Klein. Die Artikel dieser Ausgabe (übrigens vom Verfasser dieser Zeilen) beschäftigen sich mit den Flüssen der Zeit und den Chroniken von Amoras, zwei neuen Serien in der ZACK-Edition.

Dazu passen The Wolfgangs und ein Oktoberfestbier (ohne Festzelt!).

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2024

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