Soule/Shalvey – Die Rückkehr von Wolverine

Wolverine ist zurück!

Story: Charles Soule
Zeichnungen: Declan Shalvey, Steve McNiven

Originaltitel: US-The Return of Wolverine 1-5

Panini Comics

Broschur | 140 Seiten | Farbe | 16,99 € |
ISBN: 978-3-7416-1343-2

Nachdem gefühlt das ganze Marvel-Universum den getöteten und danach verschwundenen Wolverine gesucht hatte, ist er tatsächlich zurück! Wirklich? Ja! Einer der beliebtesten X-Men, Held vieler Verfilmungen und Comics, weilt wieder unter den Lebenden und hat sogar sein Kostüm übergezogen. Ob er allerdings wirklich er selbst ist oder nicht bleibt wohl eher abzuwarten…

Die Handlung

Wolverine kommt in einem Labor inmitten eines Blutbads zu sich. Er hat keine Ahnung, ob er das Schlamassel angerichtet hat, bekommt aber immerhin noch geflüstert, dass Persephone und ihre Organisation Soteira „Schuld“ sein und getötet werden müssten. In einem weiteren Gemetzel kann der zutiefst verstörte Mutant fliehen. Er trifft eine Frau, die ihm berichtet, dass Soteira ihren Sohn entführt habe und die ihn um Hilfe bittet. Wieder folgt Actionszene auf Actionszene bis die beiden schließlich den geheimen Stützpunkt der Organisation gefunden haben.

Auch die anderen X-Men konnten ihren alten Mitstreiter orten und haben große Sorgen um ihn, ist er doch im Feindesland. Die Begegnung endet allerdings anders als erwartet und wirft für die Zukunft viele Fragen auf. Wolverine erkennt aber wenigstens, dass Persephone dabei ist, die gesamte Erdbevölkerung auszulöschen und auch, dass nur er diese Bedrohung beseitigen kann.

Niemand kann bisher sagen, ob Logan wirklich wieder lebt oder nur zurück ist, wer ihn lenkt oder ob er der Alte ist/werden kann. Die letzte Seite könnte aber als Hoffnungsschimmer gewertet werden.

Die Umsetzung

Charles Soule hatte schon die vorhergehenden Miniserien über die Suche nach Wolverine verantwortet und führt den Story-Arch konsequent weiter. Die verzweifelten Bemühungen des Helden, seine eigene Vergangenheit zu verstehen und verschüttete Erinnerungen Bröckchen für Bröckchen wiederzufinden, sind sehr gut gelungen. Auch die Versuche, Logan zu manipulieren sind durchaus glaubhaft. Seine neue Superkraft ist dagegen vielleicht etwas too much.

Shalvey und McNiven setzen den Plot routiniert um. Kreative Seitengestaltung erlaubt Abwechslung und die farblosen Rückblicke ermöglichen es auch Comicneulingen, zeitliche Abläufe hinzubekommen. Guter Durchschnitt, der dem Beliebtheitsgrad des Kämpfers entspricht und sicherlich niemanden abschreckt.

Für Fans des Mutanten ohne Frage ein Muss, für Marvel-Kinogänger eigentlich ebenfalls und auch als Neueinstieg geeignet! Für Kinder ist das Teil wegen der Gewaltszenen allerdings eher nicht geeignet.

Panini hat wie immer nicht nur die regulären Cover mit abgedruckt, sondern auch ein paar Variants dazu gepackt. Wer noch mehr davon haben möchte sollte sich die deutsche Variantausgabe holen.

Dazu passen The UK Subs (ja, die gibt es auch immer noch) Westcoast IPA.

© der Abbildungen 2019 Marvel c/o Panini Comics, Stuttgart

Marvel Halloween-Horror

Monster, Zombies und mehr

Story: Fred van Lente, Gerry Dugan, Bill Hader & Seth Myers u.a. 
Zeichnungen: Kevin Maguire, Brad Anderson, Allessandro Vitti u.a.

Originaltitel: US-Avengers Halloween Special (2918), Halloween Special Issue (2008), Spider-Man: The short Halloween (2009) & Marvel Zombies Halloween (2012)

Panini Comics

Hardcover | 116Seiten | Farbe | 19,99 € | 
ISBN: 978-3-7416-1369-2

Happy Halloween! Der Herbstmonat Oktober bringt Regen, erste Stürme und fallende Blätter; das richtige Wetter also um sich einzukuscheln, den Kamin anzumachen und sich dem Grauen des Horrorcomics hinzugeben…

Ja, früher war alles besser und vor dem Comic Code war die eine oder andere Story freizügiger, gruseliger oder einfach auch nur unerwarteter. Aber auch heute gibt es noch gute und witzige Stories! Das Haus der Ideen hatte schon immer ein Faible für diese Gattung: Dracula oder Zombies tummelten sich hier vor und nach dem Code und so war es an der Zeit, ein Special mit verschiedenen Originalausgaben auf den deutschen Markt zu werfen.

Der Inhalt

Mich hat schon die schlichte Anzahl der Geschichten und ihrer Held*innen beeindruckt: Mehr als ein dutzend bekannter Gestalten gibt sich hier die Ehre! Das Spektrum reicht dabei von klassischer Superheldenstory, nur ein wenig gruseliger, bis hin zu Frankensteins Monster, dem Werwolf oder Untoten, die gleich mehrfach auftreten.

Und wie immer in diesen Geschichten ist ein Geschenk meistens nicht ohne. Wird es sich für Daredevil wirklich auszahlen, dass er Augen bekommt und plötzlich sehen kann? Ist eine zugelaufene (und somit vom Schicksal geschenkte) Katze wirklich großartig? Auch, wenn sie fortläuft und der kleine Sohn in einer zombieverseuchten Umgebung hinterherläuft? Lest selbst was geschrieben steht…

Hervorheben möchte ich aber vor allem den Auftritt von Peter Parker und Ronnie als Spider-Man! Einerseits eine klassische Verwechslungsstory, ein bisschen comig-of-Age, ein wenig Humor und Frauenpower, vor allem aber die Verzweiflung des gestressten Superhelden – „Ich hasse Halloween!“ Und wie Recht er haben sollte, denn solche Tage können bitter enden, auch wenn sie anderen (Plural!) erlauben, über sich hinauszuwachsen. Allein deswegen lohnt sich der Kauf schon.

Die Umsetzung

Die einzelnen Cover der Hefte finden ihren mustergültigen Platz in ganzseitigen Illustrationen, der Hardcover und das größere Format machen aus dem Buch einen perfekten Geschenkband zu Halloween der besser ist als Süßes oder Saures! Der zu Beschenkende wird sich dafür bestimmt sogar zu dem Aufsagen eines gereimten Spruches überreden lassen und sich bei der Kostümgestaltung extra viel Mühe geben.

Die Sammlung springt nicht nur durch die verschiedenen Themengebiete, sondern vereint auch verschiedene Stile. Auch hier soll ein Beitrag besonders herausgehoben werden. In letzter Zeit sind viele Cover-Variants bei Marvel in cartoonhaften Style erschienen, hier folgt nun eine weitere Geschichte in diesem Stil: Brad Anderson zeichnet Franklin Richards der seinem kleinen Roboter zu erklären versucht, was Monster sind. Ein Blitzschlag hilft dem Verständnis des Kleinen allzu sehr.

Die Sammlung präsentiert Halloween-Ausgaben aus vier verschiedenen Jahren mit unterschiedlichen thematischen Ansätzen und bietet daher den perfekten Sammelgenuss.

Dazu passen eine Bloody Mary und Musik von The Adicts!

© der Abbildungen 2019 Marvel Characters B.V. c/o Panini Comics Deutschland

Duggan/Garney – Savage Sword of Conan 1

Der Kult von Koga Thun

Story: Gerry Duggan
Zeichnungen: 
Ron Garney

Originaltitel: US-Savage Sword of Conan 1 – 5 (2019)

Panini Comics

Broschur | 132 Seiten | Farbe | 15,99 €
ISBN: 
978-3-7416-1381-4

Und noch eine neue Serie mit dem Barbaren aus Cimmerien, der alles war und scheinbar auch noch einige Zeit alles sein wird. Erdacht Anfang der 1930-er Jahre für ein amerikanisches Pulp-Magazin brachte es der raue Krieger schnell auf etwas über 20 Geschichten. Dann beging sein Autor Selbstmord und es wurde ruhig. Zu Beginn der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde der Krieger wieder entdeckt; Filme, TV-Auftritte, neue Bücher und Comic-Adaptionen kamen in großer Zahl auf den Markt und wieder wurde es ruhig um den Helden als ob er eine Pause zur Regeneration gebraucht hätte.

Nun geht es wieder Schlag auf Schlag mit den europäischen Adaptionen von Originalen aus der Feder Robert E. Howards, der im letzten Monat auf Deutsch neu gestarteten Serie Conan der Barbar und den noch kommenden Specials unter dem Titel Age of Conan sowie dem traditionsreichen Titel Savage Sword of Conan.

Die Geschichte

Der Reihentitel deutet es schon an; hier geht es um grausame, wilde Schlachten. Die diplomatischen Fähigkeiten werden im Zweifel eher andernorts beschrieben…

Während einer Schifffahrt überlebt Conan als einziger seiner Besatzung und wird von einem Freibeuter an Bord genommen. Sollte er überleben und daher an Land verkaufsfähig sein, wird einem anderen Gefangenen eine Belohnung versprochen. Tatsächlich päppelt der Sklave Conan wieder auf der jedoch keinesfalls bereit ist, verkauft zu werden und so singt das Schwert erstmalig. Dabei nimmt Conan ein kleines Schatzkästchen an sich. Die beiden Gefährten wider Willen schaffen es an Land und geraten dort schnell in einen Dungeon. Der Schatz in Conans Besitz scheint für einen bösen Zauberer sehr wichtig zu sein (Ja, natürlich geht es um Weltherrschaftspläne. Insofern ähneln sich James Bond und Conan mehr als vielen bewusst ist und auch der Wert der technischen Gadgets für den Ablauf ist gar nicht so unterschiedlich) und so kommt es zu vielen weiteren Situationen wo das Schwert und sein Kämpfer zeigen müssen, was sie so drauf haben.

Um eine Conan-Story „richtig“ zu machen gehören natürlich noch weitere Ingredienzien dazu: eine schöne Frau, gerne etwas undurchsichtig und mindestens halb-böse, sowie böse Magie. Beides kommt natürlich auch im Kult von Koga Thun nicht zu kurz!

Die Umsetzung

Marvel hat diese klassische Reihe 2019 erneut auf den Markt geworfen und Panini bringt die Stories jeweils in Sammelbänden heraus. Dieser erste Band umfasst die ersten fünf Hefte und wie gewohnt auch ein paar Abbildungen der regulären und Variant-Cover.

Gerry Duggan ist kein Unbekannter; unter anderem hat er sich als Autor von Deadpool verdient gemacht und er nutzt die Möglichkeit einer langen Storyline geschickt aus. Die Cliffhanger sind groß genug für das monatliche Publikum und gering genug für die Leser*innen des Paperbacks, die Geschichte kann sich über mehrere Orte langsam entfalten und hat somit genügend Details, die bei 22 Seiten natürlich wegfallen würden. Sie ist aber auch nicht zu lang.

Auch Ron Garney hat schon viele amerikanische Comics gezeichnet und sich auch schon als Kostümdesigner im Filmbereich verdingt. Sein Conan hat eine wenig zu viele Muskeln, sieht aber auch nicht aus wie ein künstlich aufgepumpter Berg. Die Bewegungsabläufe der Kämpfe, die Visionen und die gedrückte Atmosphäre im Dungeon gelingen ihm gut und auch der Seitenaufbau ist sehr flexibel.

Insgesamt also ein gelungener Start der neuen Reihe mit (in diesem Setting) glaubwürdiger Story, würdigen Gegnern und guten Artwork. Hübsch ist im Übrigen auch der Buchrücken mit dem Schwert als Rahmen für die Bandzählung! Gut ebenfalls, dass alle aktuellen Marvel-Reihen von außen im Regal gleich aus sehen.

Dazu passen eine Dose Faxe Danish Extra Strong und wütender Garagebeat von The Courettes, ebenfalls aus Dänemark!

© der Abbildungen 2019 Conan Properties international LLC c/o Panini Verlag GmbH

Aaron/Asrar/Zaffino – Conan der Barbar 1

Leben und Tod des Barbaren

Story: Jason Aaron
Zeichnungen: 
Mahmud Asrar, Gerardo Zaffino

Originaltitel: US-Conan the Barbarian 1 – 6 (2019)

Panini Comics

Broschur | 148 Seiten | Farbe | 16,99 €
ISBN: 
978-3-7416-1378-4

Cover Conan der Barbar 1

Nun ist der glorreiche Conan also auch wieder in seinen angestammten Gefilden bei Marvel unterwegs, bei Crom! Und dabei hat sich das Haus de Ideen wohl gedacht, dass klotzen allemal besser sei als kleckern. Wir dürfen also einiges erwarten in den nächsten Wochen und Monaten denn Panini Deutschland wird alle neuen Serien auch bei uns herausbringen. Zudem dürfen wir ja auch schon die Geschichten um Conan, den Cimmerier von europäischen Teams (Deutsch bei Splitter) genießen.

Die Frage

Zeit also für die Frage, warum der Held der amerikanischen Pulps aus den Anfängen der 30-er Jahre des letzten Jahrhunderts plötzlich so eine Renaissance erlebt? Der Barbar ist zunächst einmal jemand, der Probleme löst. Er zögert nicht, lässt seine Erfahrung aus hunderten von gewonnenen Kämpfen in seine Überlegungen einfließen und baut auf seine Körperkraft. Ja, er ist auch ein Menschenkenner und hat so manchen Verrat aber auch Freundschaft und Kameradschaft erfahren und ist furchtlos auch gegenüber dem Übersinnlichen, ein echter Mann also.

Er bietet damit eine Projektionsfläche für eine kleine Flucht aus dem Alltag, der geprägt ist von Zukunftsangst, der Klimakrise, dem politischen Wahnsinn in Nahost, dem drohenden Handelskrieg und nicht zuletzt der Genderfrage, die tradierte Rollenbilder (zurecht!) über den Haufen geworfen hat. Der Populismus feiert Erfolge und die Gladiatorenspiele, die heutzutage Fußball genannt werden, sind von Skandalen geprägt und von Transaktionssummen, die die Vorstellungskraft des Durchschnittsbetrachters um ein Vielfaches übersteigen. Zeit also auch hier für einfache Lösungen?

So einfach ist es sicherlich nicht! Die Gattungen der Superhelden und der Space Opera sind jetzt per se sicherlich auch nicht von Tiefgang geprägt und die eine oder andere Diversifikation in Richtung feministischer Heldinnen oder LGTB ist alles andere als Mainstream. Graphic Novels haben ihren Hype hinter sich und es eben nicht geschafft, die Unterhaltung zu verdrängen. Das ist allerdings auch nicht schlimm: Fluchtliteratur und ihre Entsprechungen in Film und Musik hat es schon immer gegeben und Unterhaltung soll vor allem eins: unterhalten! Damit bleibt die Frage, ob die neuen Geschichten um Conan, den Barbaren genau das liefern?

Die Umsetzung

Der Sammelband enthält die ersten sechs Teile der übergreifenden Saga ‚Leben und Tod des Barbaren‘ von Jason Aaron. Die einzelnen Teile spielen in bekannten Gegenden und auch in bekannten Settings, fügen den Originalen aber neue Facetten hinzu. Die einzelnen Hefte sind dabei eher Mosaiksteinchen in einem Fight zwischen der Priesterin des Razazel und dem Barbaren. Besagter Dämon möchte die Welt wieder betreten, braucht dafür aber das Blut eines Helden, der dem Tod schon oft erfolgreich gegenübergestanden hat. Conan möchte sich allerdings keinesfalls opfern lassen, tötet seinerseits nun die Hexe und trifft sie und zwei kleine Kinder, die als Hilfstruppe dienen, immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten.

Grundsätzlich hat diese Geschichte alles, was eine Conanstory benötigt: Kampf, Suspense und ein wenig Horror sowie verschiedene Völker aus dem hyborischen Zeitalter. Durch die verbindende Rahmengeschichte kann sie sogar mehr Tiefe schöpfen als eine einzelne Geschichte es könnte und die einzelnen Versatzstücke etwa der Hexe, die sich von blonden Vamp zur grausamen Priesterin wandelt und später als schlecht zusammengebastelter Zombie weitermacht oder der beiden Kinder sind sehr treffend. Die Neuinszenierung ist also durchaus gelungen.

Allein: Verglichen mit den alten Sachen, etwa von John Buscema aber auch anderen, die in Deutschland von Panini unter dem Label Generation Comics veröffentlicht wurden, fehlt der letzte Kick! Vielleicht ist doch etwas zuviel Superheldenkrams in den Arbeiten von Mahmud Asrar verblieben. Gerardo Zaffino hat dagegen eine zwar sehr nervöse, aber sehr eigenständige und herausstechende Episode abgeliefert, die mit der aktuellen europäischen Reihe oder den Marvel-Vorgängern durchaus mithalten kann! Vielleicht stört mich auch einfach die Farbe…

Eins aber kann ich der Serie nicht absprechen: Sie liefert pure Unterhaltung, ist abwechslungsreich und spannend. Sie hat keine versteckten Themen im Gepäck und keine Anspielungen, sondern ist purer Pulp! Wer das mag wird hier richtig liegen. Mal sehen, wie sich die anderen Titel Savage Sword of Conan und Age of Conan schlagen werden.

Natürlich liefert Panini auch in diesem Band wieder Abbildungen von den verschiedensten Variantcovern und zusätzlich ein Interview mit dem Hauptzeichner Mahmud Asrar.

Dazu passen ein leicht würziger Rotwein aus dem Mittelmeerraum und Gwar!

© der Abbildungen 2019 Conan Properties international LLC c/o Panini Verlag GmbH

Bunn/Bagley – Deadpool

Deadpool – Mord ist sein Geschäft

Story: Cullen Bunn 
Zeichnungen: Mark Bagley

Originaltitel: US-Deadpool: Assassin 1-6 (2018)

Panini Comics

Broschur | 148 Seiten | Farbe | 16,99 € | 
ISBN: 978-3-7416-1173-5

Die Story

Deadpool ist einer der lustigsten Superhelden überhaupt, ist allerdings wahrlich nicht jedermanns Sache. Auch wenn er von Zeit zu Zeit mit den „Guten“ kämpft und seine Prinzipien hat; er ist und bleibt ein Auftragskiller! Ihm kommt zu Gute, dass seine Verletzungen rasend schnell heilen und er dadurch so etwas wie quasi unsterblich ist. Da Wade Wilson – so sein bürgerlicher Name – allerdings auch fast die größte Klappe im nicht eben leisen Marveluniversum hat, springt er von ungünstiger Situation zu Fettnapf und wieder zurück. Deadpool will allerdings nur noch wenige Jobs machen um sich dann auf sein Altenteil zurückzuziehen.

Seine Aufträge beschafft ihm Weasel, ein Broker für blutrünstige Aufträge der mittlerweile ein Doppelleben führt und privat eine bürgerliche Zweisamkeitsfassade aufgebaut hat. Weasel hat die Skrupel Deadpools nicht, jeder, der zahlt, wird vermittelt, denn auch Weasel möchte aussteigen. [und für alle, die sich jetzt fragen, wie das mit der Kontinuität zusammenhängt: Ja, Weasel ist eigentlich schon tot. Diese Miniserie gehört aber nicht unbedingt in die Kontinuität und so darf der Broker noch einmal auf Erden wandeln].

Während anfangs noch alles glatt läuft und unser Held nur eine Söldnertruppe nebst Ninja-Abteilung niedermetzeln muss ist der zweite Auftrag schon schwieriger. Einerseits geht es darum, einen Mann zu beschützen, und dabei eine Vielzahl von Killern aus der Mördergilde abzuwehren, andererseits erweist sich das zu schützende Menschlein als unwürdig und nicht mit den Prinzipien Wades vereinbar. Zu dem Stress zwischen Killer und Auftraggeber aufgrund des letzteren kommt also hinzu, dass sich Belladonna Boudreaux, die Anführerin der Mördergilde gezwungen sieht, eine Fehde gegen Deapool zu starten. Neben seinen auftragsbedingten Gegner*innen hat er es ab jetzt also auch mit der gesamten Gilde zu tun.

Er bekommt aber auch Unterstützung von Threnody, die ihre Energie aus dem Prozess des Sterbens anderer zieht. Für den Showdown fehlt noch eine Prise Herzschmerz: Weasel und seine schwangere Frau werden in den Konflikt mit hineingezogen und im Endeffekt geht es um Grusel-Alien-Momente…

Die Umsetzung

Inhaltlich hat Cullen Bunn keine allzu großen Herausforderungen zu bewältigen: Das Großmaul Deadpool muss sich nur mit abstrusen Gegner*innen prügeln, rasante Action durchleben und Sprüche in etwa im Niveau der 80-er absondern. Trotzdem gelingt es auch hier wieder, den vorlauten Antihelden sympathisch rüber kommen zu lassen. Durch seinen Ehrenkodex, der es nur erlaubt, böse Böse zu töten und seine hohe Meinung von Freundschaft und daraus erwachsende Pflichten relativiert sich der unmoralische Ansatz deutlich.

Mark Bagley ist vor allem durch seinen Spider-Man Run bekannt. Dekors, Kostüme und Monster gelingen sehr detailreich und selbst die Mundpartien sind nicht immer stereotyp. Was hier geboten wird ist die hohe Kunst des amerikanischen Anspruchs, ständig neue Kreative mit Abenteuern von dem Konzern gehörenden Held*innen zu beauftragen und dabei Höchstleistungen zu erwarten. Die Umsetzung gelingt gut: wechselnder Seitenaufbau von dreireihigem Standard bis zur Doppelseite; Perspektivenwechsel, Lautmalereien und Lichtgeblitzel bringen die Action rüber.

Für alle Fans des lauten Humors, die viel Blut sehen können (tatsächlich ist das Ganze sogar jugendfrei und harmloser als so manche TV-Serie; die positive Darstellung dieser Art von Broterwerb mag trotzdem einigen aufstoßen) und vor Teenager-Sprüchen keine Angst haben.

Dazu passen eine Bloody Mary (altersangemessenerweise möglicherweise ohne Alkohol) und Crossover etwa von Rage against the Machine.

© der Abbildungen Marvel Characters B.V. c/o Panini-Verlag 2018, 2019

Jagd auf Wolverine 1

Jagd auf Wolverine 1 (von 2) – Auf der Spur einer Leiche

Story: Charles Soule, Tom Taylor, Mariko Tamaki
Zeichnungen: David Marquez, Matteo Buffagni, Butch Guice, R. B. Silva

Originaltitel: 

US-Hunt for Wolverine 1 /
US-Hunt for Wolverine: Weapon Lost 1-4 /
US-Hunt for Wolverine: Adamantium Agenda 1-4

Panini Comics

Broschur | 220 Seiten | Farbe | 22 € |
ISBN: 978-3-7416-1186-5

Cover Jagd auf Wolverine 1

Bei den großen amerikanischen Comic-Universen ist es üblich geworden, alle paar Jahre neu zu „starten“. Auch Marvel ist gerade erneut damit beschäftigt. Ein solches Unterfangen ändert Origins von altbekannten Held*inn*en, bringt neue Charaktere und manchmal kommen auch Tote (oder besser für tot Gehaltene) zurück. So auch hier: Wolverine, der immer etwas andere X-Man mit den Admantiumkrallen und den besonderen Heilkräften, ist wieder da.

Die Suche nach ihm ist selbst ein Event und zog sich durch mehrere Miniserien, die von Panini auf Deutsch in zwei dicken Paperbacks veröffentlicht werden. Der jetzt erschienene erste Teil enthält gleich neun US-Ausgaben. Netterweise enthält ein kurzer Artikel auch die „Vorgeschichte“, denn es hatte schon in vielen regulären Ausgaben Hinweise auf seine Rückkehr gegeben, natürlich auch um Spannung aufzubauen und die Leser*innen zum Kauf der Spezialhefte zu bewegen.

Page aus Jagd auf Wolverine

Achtung: die drei kommenden Absätze spoilern einen Teil des Inhalts. Es ist schwierig, 220 Seiten zusammenzufassen ohne den einen oder anderen Spannungsbogen aufzulösen.

Die Jagd auf Wolverine beginnt damit, dass die Reavers, kriminelle Cyborgs, das Grabmal Wolverines entdeckt haben. Sie schaffen sogar, es zu öffnen, müssen allerdings feststellen, dass es leer ist. Dank eines Flashback auf die Beerdigung wird auch den Leser*innen klar, dass Wolverines Leichnam nie dort gewesen ist. Leider ist aber auch sein echtes, unscheinbares Grab nicht mehr mit einer Leiche gefüllt.

Daredevil, Nur, Misty Knight und Cypher machen sich auf die Suche nach dem Mutanten. Aufgrund der Hilfe des Internet-kranken Cypher finden sie immer mehr Spuren, denen sie folgen können, sind sich aber nicht sicher, ob es noch der Mann ist, den sie einst kannten. Zu viele Indizien deuten auf eine Hinwendung zum Bösen oder führen ins Leere. Diese Suche, im Original als Weapon Lost 1-4 erschienen, enthält viele Kampfszenen; die Held*innen entgehen mehrfach nur knapp dem Tod und dürfen all ihre Waffen einsetzen. Trotzdem steht hier das investigative Moment im Vordergrund.

Detail aus Jagd auf Wolverine 1

Der folgende Vierteiler The Admantium Agenda featured ein anderes Team aus den Reihen der Avengers: Iron Man, Jessica Jones, Luke Cage und Spider-Man. Sie erfahren, dass die komplette DNA-Sequenz eines Mutanten auf einer geheimen Auktion an den Meistbietenden verkauft werden soll, müssen jedoch feststellen, dass es um Danielle Cage, die Tochter von Luke und Jessica geht. Nach einem reinen Action-Gewitter können sie einerseits verhindern, dass die DNA ihrer Tochter in fremde Hände gerät, müssen aber auch erfahren, dass Sinister eine Sammlung mit DNA-Proben aller Menschen aufgebaut hat. Auch diese Miniserie lebt von vielen Rückblicken auf bekannte wie unbekannte Ereignisse in der Vergangenheit und ermöglicht es somit auch Neu-Einsteigern, dem Plot zu folgen. Sie wirft allerdings auch eine Frage auf, die das Marvel-Universum noch beschäftigen wird.

Die weiteren Folgen Claws of a Killer und Mystery in Madripor sowie das abschließende Heft Dead Ends folgen dann im Mai im zweiten deutschen Sammelband.

Die Autoren haben sich erfolgreich darum bemüht, den zu einer Gesamtgeschichte verwobenen, aufeinanderfolgenden Miniserien jeweils einen eigenen Geschmack zu geben. Es handelt sich nicht um eine nur aus Marketing-Gründen auseinandergezogene Einheit. Unterschiedliche Akteure toben sich in unterschiedlichen Genres aus. Und obwohl es in beiden Teilen um die Aufdeckung unbekannten Tatsachen und um die Lösung eines „Falls“ geht, ist das erste Abenteuer als Krimi konstruiert, der zweite ist dagegen ein Popcorn-Action-Spektakel mit viel Pyrotechnik im Hintergrund.

page aus Jagd auf Wolverine 1

Graphisch sind die Hefte alle im typischen Marvel-Style. Gemeinsam ist ihnen, dass Rückblicke in sehr gedämpften Farben die Geschichten vorantreiben. Die erste Miniserie ist realistischer gezeichnet, die Köpfe der Figuren sind erkennbarer, haben allerdings durch die Überzeichnung in der zweiten nicht mehr Ausdruck. Ein sehr flexibles Seitenlayout, Soundwords und Splashes machen das Ganze modern und sehenswert.

Für alle Marvel-Komplettisten eh keine Frage. Wolverine-Fans werden wissen wollen, wie es weitergeht und werden nicht enttäuscht. Marvel-Gelegenheitsleser*innen sollten ebenfalls einen Blick riskieren. Selten wird eine Geschichte mit so vielen Beteiligten erzählt, die abgeschlossen und ohne viel Vorwissen verständlich ist.

Natürlich sind alle Original-Cover ebenfalls abgedruckt.

Dazu passen wie es sich für eine lange Nacht gehört wachhaltende Getränke mit Koffein aber ohne Zucker genannt Kola sowie Northern Soul, etwa searching for the young soul rebels von den unterschätzten Dexy’s Midnight Runners.

© der Abbildungen 2019 Marvel c/o Panini Comics, Stuttgart

Marvel 1602 Deluxe

Story: Neil Gaiman
Zeichnungen: 
Andy Kubert
Originaltitel: 
Marvel 1602 1-8

Panini Comics

Hardcover | 236 Seiten | Farbe | 39,00 € |

ISBN: 978-3-7416-0802-5

Broschur (reguläre Ausgabe) | 248 Seiten |Farbe | 19,99 € | ISBN 978-3-86607-930-4

cover Marvel 1602 Deluxe

Einige Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung ist kürzlich bei Panini Comics die Deluxe-Ausgabe der alternativen Geschichte der Marvel-Helden erschienen. Neben Überformat und Hardcovereinband bietet die Ausgabe neues Bonusmaterial und ein doppelseitiges, zum Schutzumschlag gefaltetes Poster.

Neil Gaiman, bekannt als Autor der Sandman-Reihe und von American Gods, hatte sich in der Nachfolge der Anschläge vom 11. September geweigert, einen Marvel-Comic in der aktuellen Zeit mit Hochhäusern, Flugzeugen und Bomben zu schreiben und den Ausweg des beginnenden 17. Jahrhunderts gewählt, weil es noch Magie genug enthält, Amerika aber schon entdeckt ist.

Die bekannten Konflikte werden 400 Jahre in der Zeit zurückversetzt erzählt: Magneto gegen Carlos Javier, Dr. (Otto von) Doom gegen die Vier von der Fantastik; Roihaz als Captain America, Donal als Thor, Sir Nicholas Fury als Geheimdienstchef und Doctor Stephen Strange als Leibarzt der Königin sind weitere Akteure im Konflikt zwischen der ältlichen und schon bald ermordeten Elizabeth I, Königin von England und dem Herausforderer James VI, König von Schottland und Elizabeths Nachfolger als James I. Auch die spanische Inquisition und der Vatikan dürfen in diesem Setting nicht fehlen, kommen aber erwartungsgemäß nicht gut weg. Bei der Auswahl der Charaktere hat Gaiman sich von dem Figurenpersonal der 60-er Jahre leiten lassen, konnte aber trotzdem nicht alle unterbringen.

Marvel 1602 - Detail

Den genauso wesentlichen Part der Zeichnungen hat Andy Kubert, wie auch sein Vater Joe kein Unbekannter im Bereich der Superhelden-Comics, übernommen. Er hat seine Arbeit in einer für die USA unüblichen Art abgeliefert die es erlaubt, den sonst typischen Schritt des Inkens zu überspringen. Die Linien sind dadurch sauberer und integrieren sich besser in das Ergebnis. Durch das gute Papier und das etwas größere Format kommen diese Zeichnungen besonders gut zum Ausdruck.

Erwähnt werden sollte auch, dass Todd Klein 2004 einen seiner bisher 17 (!) Eisner-Awards für das beste Lettering eben für diese Serie bekommen hat.

Marvel 1602 - Detail

Worum geht es? Die Königin Elizabeth I weiß um die Gefahr für ihr Leben und ihr Reich sowie um ihre Feinde und Fury versucht, sie zu schützen. Gleichzeitig beauftragt er Matthew Murdoch, einen blinden irischen Sänger, mit der Aufgabe, den Schatz der Templer in Empfang zu nehmen und sicher nach England zu geleiten. Die spanische Inquisition möchte Elizabeth durch James ersetzen und Doom möchte, nun ja, die Welt beherrschen. Gleichzeitig versucht Javier, Mutanten um sich zu scharen und zu beschützen während Magneto „seine“ Mutanten für seine Zwecke einzusetzen sucht.

Alle Subplots hier aufzuführen würde den Rahmen bei weitem sprengen und das Lesevergnügen schmälern. Immerhin handelt es sich um eine achtteilige Miniserie, die in der Folge auch noch drei Fortsetzungen erfahren hat.

Warum ist die Deluxe-Ausgabe gerade jetzt erschienen, mehr als 10 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung? Vielleicht dachte man sich bei Panini, dass die Welt gerade so in Unordnung ist, dass eine Alternativweltgeschichte, die auch noch nicht ganz schlimm ausgeht, gerne genommen würde…

Bonusseite Marvel 1602 Deluxe

Auf jeden Fall macht sich die Ausgabe gut in jeder Sammlung von amerikanischen Comics und die Skizzenseiten bieten ein willkommenes Plus zur regulären Veröffentlichung. Die Idee mit dem Poster ist auch ganz nett, die notwendigen Knicke beeinträchtigen das Vergnügen aber doch etwas.

Dazu passen Attila the Stockbroker & Barnstormer und gewürzter Wein.

© der Abbildungen 2018 MARVEL, Panini Verlag

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