ZACK 268

ZACK 268 (Oktober 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 268

Der Herbst ist gekommen, die Tage werden wieder kürzer und unfreundlicher, laden dafür aber zum Lesen in gemütlicher Umgebung ein. In etwa dieses Gefühl vermittelt auch das Cover des aktuellen ZACK: Der Kommissar steht im Regen, Schal und Mütze deuten an, dass es zudem kalt ist. Also ab nach drinnen, ins Warme, und mit dem Genießen von ganz verschiedenen „Runderneuerungen“ beginnen!

Der Rückkehrer

Rick Master war einer der beliebtesten Helden des alten ZACK. Die Gesamtausgabe seiner Werke bei Splitter nähert sich dem Ende. Aber auch die aktuellen Abenteuer sind bereits bei Band 5 angelangt! Zidrou hat es längst geschafft, die modernisierte Figur zu etablieren, Nadine aus dem Schatten zu holen und mit eigenen Aufgaben zu betrauen. Nun wird auch das Verhältnis zur Polizei versuchsweise neugeordnet. Kommissar Bourdon ist dienstlich im Senegal und als Austausch übernimmt Ousmane Dior seinen Job.

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Dadurch können neben der sehr spannend startenden Geschichte um einen Serienkiller, der von den Medien Cupido genannt wird, auch Vorurteile und Rassismus thematisiert werden. Simon Van Liemt setzt Kommissar Griot mit Referenzen auf das Original sehr eigenständig und souverän um. Lassen wir uns überraschen, wie die Verbindung aus Kommissar und „der Sänger“ gemeint ist.

Die Fortsetzungen

Die Frau mit dem Silberstern spielt ein Jahr nachdem ein Leutnant aus Fort Navajo dem kleinen Örtchen Silver Creek Frieden gebracht hat. Dieser war allerdings leider nicht von Dauer wie die Bewohner*innen leidvoll erfahren müssen. Martin Frei verknüpft persönliche Geschicke und Entwicklungen der bekannten Nebenfiguren mit dramatischen Ereignissen und liefert somit nicht nur eine liebevolle Hommage ab, sondern bereichert das Genre mit einer für sich selbst stehenden Story! Die Figuren hat er mittlerweile sicher im Griff, die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Hintergründe gewinnen an Detailschärfe und Tiefe! Leutnant Blueskull ist auf dem besten Weg, für das ZACK ein internationaler Verkaufserfolg werden zu können.

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Auch Michel Vaillant bewegt sich schon lange auf neuen Pfaden in der sogenannten Zweiten Staffel. Zweikämpfe ist dabei der erste Band ohne direkt Mitwirkung eines Graton und zeigt die Teilnahme der Vaillantes an der Rallye-Weltmeisterschaft. Es gibt keine Stallregie und Michel und sein jugendlicher Herausforderer Daniel Farid scheinen das interne Rennen fast als wichtiger zu erachten denn die offizielle Rangfolge. Schöne Rennszenen eingebettet in viel Natur von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil! Die Story von Denis Lapière passt in den MV-Kosmos, lässt Leser*innen ob der Rennspektakel in möglichst unberührter Natur aber ein wenig ratlos zurück – Sollte das neue Engagement mit E-Motoren doch nur ein Strohfeuer gewesen sein?

ZACK 268 page 41

Die Abschiede

Die modernisierte Version von Suske und Wiske für Erwachsene – Amoras 2047 – verlässt die Seiten des ZACK zunächst einmal wieder.  Wird es Suske mit Hilfe von Jerusalem gelingen, die gefangene Wiske zu befreien? Rasante Action von Marc Legendre mit Zeichnungen von Charel Cambré die zurecht als beste flämische Serie der letzten 10 Jahre gehandelt wird! Es bleibt zu hoffen, dass die Abstände zwischen den einzelnen Teilen nicht zu lang sind. Das aktuelle StripGlossy hat gerade die ersten Seiten des neunten Bandes der Nachfolgeserie vorveröffentlicht!

Detail ZACK 268 page 53

Ebenfalls beendet ist das letzte Abenteuer mit Jerry Spring. Der Zorn der Apachen war der Versuch, die Serie nach dem Tod von Jijé fortzusetzen. Festin hatte das Szenario geschrieben, Franz für eine dem Original stilistisch ähnliche Umsetzung gesorgt. Die deutsche Erstveröffentlichung dieses klassischen Westerns hat lange auf sich warten lassen; die Zeichnungen hatten mühevoll restauriert werden müssen. Die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen bösen Weißen und in die Enge getriebenen Roten würde heutzutage sicherlich anders dargestellt werden, hat aber nostalgischen Charme und somit ihre Berechtigung.

Detail ZACK 268 page 69

Und sonst?

Parker & Badger sind die Alltagsloser, die zwischendurch auflockern dürfen, und Tizombi bringt den schwarzen Humor ein. Letzteres ist immer noch mein Favorit der One-Pager. Die Strip-Fans bekommen ihre Dosis der unerträglichen Leichtigkeit des Slip und die Informationshungrigen bekommen wie immer News, Rezensionen und zwei Artikel. Neben der Einführung in das wieder aufgelebte Donjon Universum von Christian Endres wird der nun schon seit 10 Jahren bestehende JaJa-Verlag vorgestellt.

Gerade diese Mischung aus Tradition und Moderne ist sicherlich der Markenkern des ZACK: Nicht rückwärtsgewandtes Festhalten an Vergangenem, sondern nach vorn schauende Modernisierung ist gefragt. Dementsprechend ist auch der „ZACK-Club“-Anstecker nicht einfach eine Neuauflage, sondern eine mit modernem Komfort ausgestatte Variante.

Dazu passen The Shifters mit ihrer jungen Interpretation traditionellen Skas und ein Kellerbier: lange vergessene aber mittlerweile wiederentdeckte Tradition.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Ramaïoli – Die Erzählungen von Lederstrumpf 1

Der Wildtöter

Text und Zeichnungen: Georges Ramaïoli nach den Romanen von James Fenimore Cooper

Originaltitel: Bas de Cuir – Tome 1 – Le tueur de daims

All Verlag

Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 19,80 € |

ISBN: 978-3-96804-054-7

Ramaioli - Lederstrumpf 1 - Cover

Die etwas Älteren unter uns erinnern sich sicherlich noch an die Filme mit Hellmuth Lange. Die Geschichten um den Wildtöter und seinen Freund Chingachgook waren damals Straßenfeger, strahlen heutzutage aber einen gewissen nostalgischen Charme aus und wirken alles andere als zeitgemäß. Auch die originalen Romane hinken in ihrer Länge dem heutigen Tempo etwas nach.

Alle gegen alle

Georges Ramaïoli beweist mit seiner Adaption der Erzählungen von Lederstrumpf, dass man diesen alten Stoff aber auch heute noch angemessen präsentieren kann. Einerseits gehen Western und unberührte Natur immer und auch die Zeit kurz vor dem Siebenjährigen Krieg zwischen Frankreich und England in den nordamerikanischen und kanadischen Gegenden ist immer wieder Gegenstand von aktuellen Comics, zuletzt etwa von Prugne. Die Adaption der Werke von James Fenimore Cooper folgt einerseits dem Original, die Sprache wurde allerdings zumindest in der Übersetzung etwas angepasst.

Ramaioli - Lederstrumpf 1 - page 3

Der Held der Geschichten, Natty Bumppo, ist ein junger, noch unerfahrener Weißer, der bei den Indianern aufgewachsen ist. Er hat noch nie einen Menschen getötet und lehnt im Gegensatz zu den anderen männlichen Protagonisten sinnloses Töten von Tieren und Indianern komplett ab. Damit passt er natürlich nicht in die damalige Zeit, in der Prämien für Skalps von „Rothäuten“ jeglichen Alters an der Tagesordnung waren. Er will sich mit seinem Freund Chingachgook treffen um dessen Frau, die von Mitgliedern eines anderen Stammes entführt worden war, zu befreien. Bumppo ist unterwegs mit Henry March, einem unangenehmen Zeitgenossen. Sie treffen auf einen Fallensteller und Jäger, der mit seinen zwei Töchtern auf einer in einem See errichteten Hütte lebt.

Es kommt zu Auseinandersetzungen mit Angehörigen der Mingos, die – mit den Franzosen verbündet – englische Siedler*innen töten. Dabei spielt einerseits die jüngere Tochter eine Rolle, die etwas einfältig und sehr christlich geprägt alleine mit der Bibel unter dem Arm ihren Vater und Henry March befreien will. Sie steht wegen ihrer Unbedarftheit unter besonderem Schutz. Trotzdem sterben im Verlauf der Geschichte mehrere Personen auf beiden Seiten.

Ramaioli - Lederstrumpf 1 - page 18

Cooper und mit ihm Ramaïoli stellt Moral in den Mittelpunkt der Geschichte. Das Abschlachten wird verurteilt, die Ehre im Kampf, persönlicher Mut und das Halten eines Ehrenwortes dagegen in höchsten Tönen gelobt. Da diese Thematiken zeitlos sind, hat auch der Inhalt heute noch Bestand. Es wird dabei im Übrigen kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht: Frauen und Männer können ehrenhaft und mutig sein.

Das Artwork

Die Geschichte ist zu lang, um sie auf 46 Seiten darzustellen. Es war daher ursprünglich eine Überlänge vereinbart worden. In dem mit abgedruckten Interview mit dem Künstler gibt es dazu eine nette Geschichte über die erste Veröffentlichung die sowohl um die ganzseitigen Illustrationen gekürzt worden war als auch mit 48 Seiten herausgebracht worden war. Die Käufer*innen würden eben umso neugieriger auf die Fortsetzung sein. Die „guten alten Zeiten“ waren eben nicht immer gut.

Ramaïoli zeichnet routiniert. Die Gesichter sind markant und haben einen hohen Wiedererkennungseffekt, die Landschaften sind detailliert und haben Tiefe. Obwohl das Ganze jetzt keine Begeisterungsstürme hervorruft, macht es Spaß die Geschichte zu lesen, vor allem in dem Wissen, dass es insgesamt 5 Bände sein werden. Man merkt den Zeichnungen an, dass sie auf einer soliden Recherche basieren. Und, dass es sich bei der Umsetzung dieser Romane um eine Herzensangelegenheit handelt und keineswegs um eine reine Auftragsarbeit.

Ramaioli - Lederstrumpf 1 - ExLibri
ExLibris der Vorzugsuasgabe

Feiner Traditions-Western

Die Erzählungen von Lederstrumpf sind weder Spät- noch Italowestern. Sie erzählen einfach vom Leben in der Wildnis, notwendigen kriegerischen Auseinandersetzungen aber auch von Freundschaften über sogenannte Grenzen hinweg. Wer das mag, wird sich hier gut aufgehoben fühlen. Das Tempo von Cooper ist gemächlich und vielleicht etwas zu langsam für die heutige Netflix-Generation.

Natürlich gibt es auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit ExLibris. Beide Varianten enthalten neben einem Interview mit Georges Ramaïoli auch noch ein paar Illustrationen. Tipp für Western-Liebhaber*innnen!

Ramaioli - Lederstrumpf 1 - Cover VZA
Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen eine Best-of von Status Quo in Memoriam Alan Lancaster und ein starker Kaffee.

© der Abbildungen 2021 Georges Ramaïoli / All Verlag

ZACK 267

ZACK 267 (September 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 267

Zwei verschiedene Westernserien in einer Ausgabe – da muss man in der ZACK-Historie schon sehr weit zurückgehen, um etwas Vergleichbares zu finden. Das aktuelle Heft könnte unter dem Motto „Die volle Ladung Emotionen“ stehen: Es geht um Schwärmereien, Rivalitäten, Arroganz und Wut, Chuzpe und Trauer, kurzum um das Leben selbst.

Der Neustart

Lange erwartet, medial mit vielen, kleinen Ausblicken optimal vorbereitet startet Die Frau mit dem Silberstern, der erste Western von Martin Frei. Dieser erzählt zunächst im Interview mit Alexandra Boisen einiges zu den Motiven für diese Geschichte, aber auch zu seinen anderen Projekten. Die auf zwei Teile angelegte Story setzt mit Leutnant Blueskull ein Jahr nachdem Leutnant Blueberry das Städtchen Silver Creek verlassen hatte ein. Die Lehrerin Miss March vermisst ihren Helden und wünscht sich ihn zurück, aber dieser hat längst andere Aufgaben übernommen. Rusty ist vom neuen Marshall übernommen worden und einige der alten Regeln wie das Waffenverbot sind noch gültig. Die Stimmung in dem Städtchen ist jedoch gespannt, denn konservative Kreise versuchen die Zeit zurückzudrehen. Und dann sind da noch die Träume der Titelheldin.

ZACK 267 page 7

Die Zeichnungen des deutschen Allround-Talentes können mit denen von Giraud erwartungsgemäß nicht ganz mithalten. Weder ist die Landschaft ähnlich komplex dargestellt noch sind die Figuren ohne Fehl und Tadel. Was sich allerdings aufgrund des Vergleiches wie ein Makel anhört, ist ehrlicherweise anders einzuordnen. Einige Seiten von Martin Frei sind wirklich erste Sahne (etwa Seite 12 oder die Traumsequenz auf Seite 15), bei anderen sind es nur Details, die nicht ganz gelungen sind. Mal ist ein Gesicht zu dick, mal scheint ein Oberkörper ein wenig zu kurz. Meckern auf hohem Niveau also. Die Story fängt vielschichtig an und verspricht aufgrund der verschiedenen Interessen einiges an Spannung. Bleiben wir am Ball!

Die Fortsetzungen

Während der eine aus Sorge um die Gesundheit seines Vaters nicht ganz bei der Sache ist, will der andere, der junge Herausforderer, zeigen, dass nun seine Zeit gekommen ist.  Zweikämpfe bringen für Michel Vaillant nicht nur einen aggressiven Gegner aus dem eigenen Rennstall, sondern schreiben vor allem auch die Geschichte des Hauses Vaillante weiter. Der Kampf mit dem betrügerischen Investor Slate wird mittlerweile gerichtlich ausgetragen, verursacht aber bei allen Familienmitgliedern eine hohe Stesslast. Denis Lapière entwickelt sein erstes Solo-Abenteuer ohne große Brüche und besänftigt damit wahrscheinlich zunächst die größten Befürchtungen der Fans. Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil haben den Strich etwas modernisiert. Die Figuren sind nicht mehr ganz so ikonografisch, wirken manchmal sogar etwas hölzern. Die Rennszenen sind dagegen an Dynamik kaum zu übertreffen.

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Fans der originalen Suske und Wiske-Comics haben sich wahrscheinlich vor Schreck die Augen gerieben als sie die ersten Seiten von Amoras 2047 gelesen haben: Marc Legendre deutet Gewalt nicht nur an, seine Akteur*innen werden verletzt, gefoltert und auch Tote hat es schon gegeben. Charel Cambré ist von der belgischen Schule geprägt. Seine Zeichnungen können genau diese Spannung zwischen jugendlicher Verharmlosung und Slapstick einerseits, erwachsener Hoffnungslosigkeit andererseits gut transportieren. Suske ist besorgt, verängstigt und wütend und kann sich kaum kontrollieren – Nicht die besten Voraussetzungen für einen Versuch, die vom skrupellosen Krimson gefangengehaltene Wiske zu befreien. Eine der besten flämischen Serien der letzten 10 Jahre.

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Der zweite Western ist ein Klassiker und hat sehr lange gebraucht, bis er endlich auf Deutsch erscheint. Jerry Spring ist die Serie, in der Giraud teilweise aushalf, bevor er Leutnant Blueberry startete. Und damit schließt sich sozusagen ein Kreis. Während Jije für die ersten 21 Bände verantwortlich war, entstand der letzte Band der Reihe nach einem Szenario von Festin. Franz zeichnet in Der Zorn der Apachen den Helden als Beauftragten der amerikanischen Regierung. Er soll Indianern in einer Reservatsangelegenheit beistehen. Einige junge Krieger haben aber Geduld und Hoffnung verloren während skrupellose weiße Geschäftemacher auf die Vernichtung der ursprünglichen Bewohner*innen setzen. Der Stil ist nicht mehr der modernste, das Setting vielleicht auch nicht. Trotzdem haben viele auf diese Erstveröffentlichung schon nicht mehr zu hoffen gewagt!

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Der Abschied

Die Flintenweiber beenden ihr erstes Abenteuer Der Diebstahl des Siegels bereits wieder. Die Wohnung, in der die teilweise verletzten Frauen Zuflucht gesucht haben, wird umstellt und es erscheint keineswegs sicher, dass keine Katastrophe passieren wird. Spannende Mischung von Pierre Pevel aus Steampunk, Mystery und Krimiaction mit drei sehr sympathischen weiblichen Hauptfiguren, die sich keinesfalls einem Männerregime unterwerfen wollen. Étienne Willem verbindet in diesem Semi-Funny Freude an lauter Action mit unfassbarer Komik und einer Portion anarchistischen Witzes. Es bleibt zu hoffen, dass die Fortsetzung ebenfalls ihren Weg in das ZACK finden wird.

ZACK 267 page 56

Und sonst?

Parker & Badge versuchen sich als Hundesitter und in Tizombi geht es um lebendes Gemüse. Neben diesen Onepagern gibt es natürlich wie immer auch News und Besprechungen als Trenner zwischen den Comics. Dazu wie bereits oben erwähnt ein Interview mit Martin Frei zum Start der neuen Serie und Gedanken von Christian Endres über das multimediale Watchmen-Universum.

Wie immer eine gute Mischung über verschiedene Genres und Zeichenstile hinweg, nicht nur für die Generation ZACK, sondern für alle, die den Mainstream guter europäischer Comics nicht außer Acht lassen wollen. Dazu gehören natürlich auch Comics aus Deutschland wie die Frau mit dem Silberstern!

Dazu passen The Specials mit der ersten Auskoppelung aus dem neuen Album (Freedom Highway) und ein Sommer Gin mit ein wenig Grapefruit anstelle von Zitrone.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Oger – Ghost Kid

Ghost Kid

Story: Tiburce Oger
Zeichnungen: 
Tiburce Oger

Originaltitel: Ghost Kid

Splitter Verlag

Hardcover | 80 Seiten | Farbe | 22,00 €
ISBN: 
978-3-96792-066-6

Cover Oger - Ghost Kid

Tiburce Oger ist ein vielseitiger Künstler der sowohl allein als auch im Team arbeitet. Er hat bereits einige Werke zusammen mit Patrick Prugne veröffentlicht aber zum Beispiel in Überleben in Dachau auch die Geschichte von Guy-Pierre Gauthier, einem überlebenden Resistance-Kämpfer umgesetzt.

Plötzlich Vater

Ambrosius Morgan ist einer der letzten Cowboys des alten Schlags. Ihm macht sein Rheuma zu schaffen und er versteht nicht, warum plötzlich Stacheldrahtzäune Weidegebiete voneinander trennen. Er kann seine Tage sowohl in einer einsamen Hütte im tiefsten Schnee verbringen als auch im Bett seiner Chefin, einer verwitweten Ranchbesitzerin. Eines Tages erhält er jedoch einen Brief und erfährt von der Existenz seiner Tochter. Diese ist mit ihrem Mann gen Westen gezogen und wird vermisst.

Oger - Ghost Kid page 3

Der Held macht sich auf den Weg, muss aber zunächst noch seinen Revolver auslösen den er verpfändet hatte. Bei dieser Gelegenheit treffen nicht zum ersten Mal der alte Wilde Westen und die neue, finanzgetriebene Welt aufeinander. Auf seinem Weg aus dem verschneiten Norden gen den heißen Südwesten trifft er dann später den titelgebenden Jungen, der plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht.

Ghost Kid ist ein Spätwestern. Die überzogenen Erwartungen an Freiheit und Selbstbestimmung haben bereits dem Frust über die Regeln der Städter Platz gemacht. Der Westen ist aber keineswegs befriedet und Banditen, rebellierende Indianer und mexikanische Freischärler sind genauso gefährlich wie verdorbenes Wasser oder Klapperschlangen.

Oger - Ghost Kid page 7

Realistische Karikaturen

Oger setzt seine spannende Story in einer ganz eigenen Stilistik um. Einerseits wirken die Zeichnungen sehr realistisch, andererseits haben die Physiognomien und Körper der Darsteller eine Kauzigkeit, die teilweise in die Karikatur hineinreicht. Dadurch nimmt Oger der Story ein wenig Schärfe und Brutalität, verwischt aber auch die Grenzen zwischen Gut und Böse.

Es ist eben kein Italowestern, der hier abläuft, sondern die Geschichte eines alten Haudegens, der plötzlich erfahren hat. Vater zu sein und jetzt alles gibt, um das Versäumte aufzuholen. In seinen Handlungen glaubt er sich nur vor sich selbst rechtfertigen zu müssen, ist aber trotzdem kein brutaler Egomane. Die Kauzigkeit trägt dabei zur Sympathiebindung bei.

Detail Oger - Ghost Kid page 11

Immer wieder streut Oger ganzseitige Illustrationen ein und ist auch sonst flexibel in der Seitengestaltung. Das Tempo der Handlung findet sich in den Panels wieder: gehetzt bis zur fast meditativen Ruhe am nächtlichen Lagerfeuer. Dadurch erlaubt er ein sehr abwechslungsreiches Lesevergnügen. Die Zeichnungen bieten dabei genug Tiefe für mehrere Lesedurchgänge, sind aber nicht so detailliert wie etwa bei Giraud.

Ein kleines Schmuckstück

Gerade im Westernbereich gibt es neben vielen Serien auch immer wieder Einzelbände. Sie müssen kein ganzes Universum erschaffen, das für mehrere Abenteuer taugt und können sich auf ein Motiv konzentrieren. Das mag langweilig sein, ist in diesem Fall aber perfekt. Offene Knoten, etwa die Beziehung zur Chefin, müssen nicht beendet werden, grobe Widersprüche können gar nicht erst auftreten.

Detail Oger - Ghost Kid page 10

Der eigenwillige Stil und die untypische Story machen Ghost Kid zu einem spannenden, unbedingt zu empfehlendem Schmuckstück! Das Cover bietet dazu eine Prägung mit Goldfarbe als passende Darbietung und gute Farbgebung auf festem Papier. Vielleicht wird ja auch der eine oder die andere dadurch angeregt, weitere Sachen von Tiburce Oger zu versuchen – es lohnt sich, auch wenn es nicht immer leichte Kost ist.

Dazu passen starker Kaffee und der alte Bob Seger.

© der Abbildungen 2020 Editions Glénat by Tiburce Oger / Splitter Verlag GmbH & Co. KG · Bielefeld 2021

ZACK 266

ZACK 266 (August 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 266 (August 2021)

Einmal im Jahr ist der klassischste ZACK-Held überhaupt auf dem Cover: Michel Vaillant. Mit dem in dieser Ausgabe startenden neunten Band der zweiten Staffel beginnt eine ganz neue Ära: Zum ersten Mal überhaupt in der langen Geschichte des Rennfahrers ist kein Graton an der Entstehung des Albums beteiligt gewesen! Philippe Graton hatte nach den 13 Tagen seinen Ausstieg verkündet, die Rechte sind an Dupuis verkauft worden. Kommentare dazu sind ausdrücklich erwünscht!

Der Neustart

Schon das Cover deutet es an und auch das aktuelle Formel-1-Geschehen ist voll davon: Zweikämpfe im eigenen Lager können das Salz in der Suppe sein, das Leben aber auch komplizieren. Für die Rallye-Weltmeisterschaft hat Vaillante zwei Teams benannt: Michel Vaillant und Gabriele Spangenberg sowie Daniel Farid und Alex Bracchi. Daniel ist ein moderner junger Fahrer mit Instaccount und vielen Followern. Nun möchte er beweisen, dass er besser ist als der Posterboy seiner Jugend.

ZACK 266 Page 3

Denis Lapière beweist meiner Meinung nach, dass er sich genügend in die Materie eingearbeitet hat und übernimmt nahtlos. Er traut sich auch bereits jetzt, Änderungen in der Firmenverwaltung anzukündigen und führt damit die von Phillipe begonnene Handlung fort. Das Artwork von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ist auf bekanntem hohem Niveau und macht die Geschichte auch für Nicht-Rennsportfans attraktiv! Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Serie weiterentwickelt, brauchen aber zunächst keine angst vor einem Qualitätsabfall haben.

Die Fortsetzungen

Das letzte Abenteuer von Jerry Spring stammt von Festin und wurde von Franz zeichnerisch umgesetzt. 22 Jahre musste man auf eine deutsche Veröffentlichung warten! Der Zorn der Apachen zeigt den Helden als Beauftragten der Regierung in einem Konflikt zwischen Stadtbewohnern und Indianer*innen. Dabei geht es durchaus zur Sache wenn auch Jerry selbst zurzeit wegen seiner Verletzung außer Gefecht ist. Die Vorlagen wurden im Vergleich zum ersten Teil etwas aufgehellt und damit qualitativ verbessert. Vielleicht nicht die innovativste aller Westerngeschichten, sicherlich auch anders als von Jerry-Spring-Puristen gehofft, trotzdem aber immer noch gut lesbar und mit teils sehr guten Zeichnungen.

ZACK 266 Detail Page 20

Die modernisierte Version von Suske und Wiske geht ebenfalls in die zweite Runde: In Amoras 2047 haben Marc Legendre und Zeichner Charel Cambre eine Version für Erwachsene abgeliefert die über sechs Alben hinweg eine durchgehende Geschichte erzählt. Die beiden Held*innen waren in die Zukunft versetzt und getrennt worden. Während sich Wiske gegen jugendliche Schläger wehren muss geraten Suske und Jerusalem unter Beschuss. Auch Krimson hat seinen ersten Auftritt. Eine der besten aktuellen Serien des europäischen Comics hat es endlich nach Deutschland geschafft. Der zwischen Semi-Funny und Realismus angesiedelte Stil transportiert die düstere Zukunftsvision perfekt und schafft es, den etwas altbackenen Figuren des Originals neues Leben einzuhauchen! Top-Tipp!

ZACK 266 Page 33

Die Flintenweiber müssen einerseits ihre Wunden lecken, die ihnen bei der versuchten Übergabe des geraubten Ringes zugefügt worden waren, und geraten andererseits in den Fokus der Ermittlungen verschiedener Dienststellen. Noch bietet die Serie von Pierre Pevel vielleicht etwas viel: Steampunk, Fantasy, Krimi und Action. Wenn man allerdings die Zeichnungen von Étienne Willem sieht kann man erahnen, dass uns noch viel Spaß bereitet werden wird. Moderne Heldinnen, ein Schuss Arsene Lupin und ein wenig Märchen gibt einen netten Eintopf!

ZACK 266 Detail Page 53

Abschied

Aida Nur ist eine junge Nachtclubtänzerin im Kairo des Jahres 1922. Sie verkauft heimlich und unter der Hand gefundene altägyptische Antiquitäten und gerät damit zwischen die Fronten der Profiteure des lukrativen Geschäftes. Ohne zu wissen, wer „gut“ oder „böse“ ist, hat sie mit allen zu tun und wird schließlich entführt. Die Dänin Sussi Bech hat die Geschichten um diese Heldin im Stil der Klaren Linie angelegt. Der erste Band hat immer auch die Aufgabe, Personen und Hintergründe einzuführen, und muss daher gelegentlich weiter ausholen. Dies vorausgeschickt ist Tod in Kairo ein ordentlicher Start der neuen Serie!

ZACK 266 Page 68

Und sonst?

Wie immer bietet auch diese Ausgabe Onepager von Parker & Badger sowie Tizombi, Infos aus der Welt der Neunten Kunst, Rezensionen und den ZACK-Keller. Die Artikel beleuchten die anthropomorphe Comicserie Die 5 Reiche sowie den Versuch des Jungen Museums Frankfurt, Stadtgeschichte auf neuen wegen an junge Leute zu bringen.

ZACK 266 Detail Page 66

Während bei unseren westlichen Nachbarn immer mehr Publikationen mit mehr oder weniger Comic- und Sekundäranteilen erscheinen, bleibt hier der Platzhirsch ZACK unangefochten. Es wäre auch schwierig, dieser Mischung aus qualitativ hochwertigen Comics und Information etwas entgegenzusetzen! Im nächsten Heft kommt mit Martin Frei dann auch wieder ein Künstler aus deutschen Landen zu Ehren mit einem weiteren Western!

Dazu passen The Melodians und als Erinnerung an oder Vorfreude auf den Urlaub ein Bubble Frisss.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Serpieri – West

Artbook

Story:  Paolo Eleuteri Serpieri
Zeichnungen: 
Paolo Eleuteri Serpieri

Herausgeber: Roberto Guarino, Matteo Pollone

Originaltitel: Paolo Eleuteri Serpieri – West

Schreiber und Leser

Hardcover | 108 Seiten | Farbe | 39,80 € | 
ISBN: 978-3-96582-067-8

Cover Paolo Eleuteri Serpieri West

Paolo Eleuteri Serpieri wurde im Februar 1944 in Venedig geboren. Schon sein Geburtsdatum ließ erahnen, dass der kleine Junge etwas besonderes werden könnte, kam er doch am Schalttag zur Welt. Nach dem Studium von Malerei und Architektur widmete er sich immer mehr dem Zeichnen von Comics und erlangte in zwei Gebieten Weltruhm: Kurzgeschichten und ein paar längere Bände aus dem Wilden Westen sowie die erotische Horror-Science-Fiction-Serie Druuna. Das erste von zwei Artbooks des Künstlers aus dem Hamburger Verlag, bei dem auch das übrige Werk des Italieners erscheint, ist dem Western gewidmet.

Wie ein Junge aus Italien auf den Western kam

Der Band wird eingeleitet durch ein längeres Interview von Roberto Guarino und Matteo Pollone mit dem Künstler. Darin wird deutlich, dass Paolos Vater beruflich öfter in den USA gewesen war und seine Liebe für den Westen und die amerikanischen Zeichner an den Jungen weitergegeben hat. Zusätzlich hat er die Liebe zum Zeichnen gefördert und sein eigenes Talent zur Schulung genutzt. Wieder einmal bestätigt sich also hier die Regel, dass erfolgreiche Zeichner*innen schon als Kinder ständig gezeichnet haben.

Detail Serpieri - West page 6

Serpieri führt des Weiteren aus, wie sich sein Stil entwickelt hat und welche Unterschiede zwischen Feder und Pinsel bestehen. Seine Art mit extrem vielen Schraffuren das Bild zu gestalten ist mittlerweile zu seinem Markenzeichen geworden, hat sich aber auch erst entwickeln müssen. Er wurde aber nicht nur von Gemälden beeinflusst, sondern auch vom Western-Film und entwickelte schon früh eine Liebe zur grandiosen Weite. Während seiner Reisen in die USA hat er viele der Kulissen für seine späteren Erzählungen quasi in sich aufgenommen.

Dabei interessieren den Zeichner verschiedene Dinge: Zunächst einmal bewundert und liebt er Pferde und zeichnet diese extrem gerne. Im Interview erläutert er dabei den Einfluss der bewegten Bilder auf die grafische Darstellung. Eine weitere Freude ist das Zeichnen von möglichst authentischen Dekors und Kleidung/Schmuck, auch wenn es nicht immer genau die historische Wirklichkeit abbilden muss. Und dann sind da natürlich auch noch Frauenkörper. Bei diesen erlaubt er sich nach eigener Auskunft die größten künstlerischen Freiheiten.

Ein Prachtband

Schon die Reihe mit seinen Western-Geschichten hatte gezeigt, dass Serpieri nicht nur gerne Western zeichnet, sondern auch ein Meister darin ist. In diesem quadratischen, großformatigen Bildband haben die einzelnen Bilder noch viel mehr Gelegenheit, um zu wirken. Damit sind sowohl die Zeichnungen und Entwürfe im originalen Schwarz-Weiß gemeint als auch die kolorierten Bilder. Teilweise steht sogar beides direkt nebeneinander und erlaubt so den Vergleich.

Detail Serpieri - West page 36

Serpieri gibt seinen Figuren und Settings Tiefe und Ausdruck durch eine Unzahl von Schraffuren. Dadurch erhalten sie eine Plastizität, die an Fotographien erinnert. Der Künstler selbst bezeichnet sich auch als Realisten, lehnt die Einordnung als Veristen aber ab, da es ihm nicht um die Wahrheit geht. Ein Coffee-Table-Book ist typischerweise noch etwas größer als der vorliegende Bildband. Auch dieses Artbook lädt aber dazu ein, auf den einzelnen Abbildungen zu verweilen und Details zu erkennen und erfüllt daher den gleichen Zweck.

Fazit

Für Fans des Italieners ohne Frage ein Must-Have! Das Interview ordnet mehrere Werke aus diesem Genre für verschiedene Verlage ein, beschreibt Intentionen und Herausforderungen und lässt auch das Marvel-Kapitel nicht aus. Die Zeichnungen sprechen für sich und bekommen genau den benötigten Raum. Serpieri ist auch klar, dass er als Nicht-Kulturangehöriger nie die Geschichte der First Nations erzählen kann und will das auch gar nicht. Der einzige Kritikpunkt, der kommen könnte, ist die Darstellung der Frauen. Zwar sind sie durchaus auch in aktiven Rollen zu sehen, es gibt aber genügend Bilder, die sie in eine Opferrolle zwingen. Es ist aber keineswegs intendiert, damit die Unterjochung zu verherrlichen.

ExLibris Paolo Eleuteri Serpieri West

Neben dem guten Papier und der entsprechenden Bindung hat sich der Verlag entschieden, allen Käufer*innen der Erstauflage einen beigelegten Kunstdruck zu spendieren. Mehr kann man nicht verlangen! Da der Western-Comic momentan zu neuer Blüte erwacht, ist das sicherlich genau der richtige Zeitpunkt, um ein solches Artbook auf den Markt zu bringen! Sehr lesenswert sind auch die Ausführungen zu „General“ Custer.

Dazu passen Musik von Siouxsie and the Banshees und ein Rye Whiskey.

© der Abbildungen 2021 Verlag Schreiber & Leser, Hamburg / Lo Scarabeo – Paolo Eleuteri Serpieri

König – Lucky Luke Hommage 5

Zarter Schmelz

Story: Ralf König
Zeichnungen: Ralf König

Originalausgabe

Egmont Ehapa Media
Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16 € erschienen
ISBN: 978-3-7704-0500-8

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 8,99 € ab dem 8. Juli

Cover König Zarter Schmelz
© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

Der Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Früher gab es zu einem solchen Anlass häufig Bände, in denen alle möglichen Zeichner*innen ihre Interpretation auf ein oder zwei Seiten abgeliefert haben. Heute ist das oft ein ganzes Abenteuer, in diesem Fall sogar ein überlanges. Ralf König hat seine rund 40-jährige Karriere in der schwulen Subkultur begonnen, schnell aber auch Erfolge im Mainstream-Sektor (etwa Der bewegte Mann oder zuletzt Vervirte Zeiten) erzielt. Mehr dazu im O-Ton. Diese Reihe beweist die Vielseitigkeit der doch schon älteren Figur.

Lucky Luke by Ralf König

Steckrüben und lila Kühe – der etwas andere Western

Ein Teil eines Pärchens, Bud, erzählt die Geschichte wie er eines Tages in Straight Gulch Lucky Luke vor dem Jobcenter getroffen hat. Der bekannte Cowboy übernimmt dort die Aufgabe einer Gruppe von Schweizer Milchkühen eine Art von Wellness-Aufenthalt zu verschaffen. Die Milch der Kühe soll nämlich zur Herstellung von Schokoladen-Trüffel verwendet werden und die Kühe müssen dafür von der stressigen Überfahrt regenerieren.

Detail Ralf König - Lucky Luke Hommage 5 page 1
© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

Der vor der Tür wartende Mann ist leicht als einer der typischen König Charaktere zu erkennen: Bartwuchs, Knollennase und seitlicher Mund sowie Chaps. Es stellt sich heraus, dass der Typ auf seine Affäre, Terence, wartet. Beide hatten sich bei einem Schafhütejob miteinander vergnügt, dann aber doch nicht getraut. König verweist dabei sehr geschickt auf E. Annie Proulx bzw. die noch bekanntere Verfilmung und spielt sehr offensiv mit Vorurteilen indem er etwa die Klassifizierung als Steckrübe übernimmt.

Daneben schafft er es aber auch noch, bekannten Nebenfiguren der Serie eine queere Identität zu verpassen. Nie haben wir bisher Calamity Jane oder Averell mit diesen Augen gesehen. Sehr spaßige Geschichte mit vielen Verweisen auf andere Geschichten und – wie auch Ralf sagen würde – endlich mit Brustwarzen!

Detail Ralf König - Lucky Luke Hommage 5 page 3
© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

Ein Feierwerk zum Geburtstag!

Der Stil von Ralf König ist oft ein wenig reduziert und ohne Hintergrund. Diese Hommage folgt aber vom Prinzip dem klassischen frankobelgischen Comic-Strip: Viele Panels in braven vier Reihen mit Rahmen und kompletter Kolorierung. Auch wenn die Figuren alle in typischer König-Manier gezeichnet sind, sind sie selbst für den gelegentlichsten Leser als Lucky Luke oder die Daltons zu erkennen und auch das Setting ist sozusagen ein mit Plüsch ausgelegter Morris.

Man merkt dem Comic von Anfang bis Ende die Hochachtung an, die der Künstler für die Serie empfindet, aber auch die Punkte, die er bisher vermisst hat und nun in seinem Beitrag zu den Feierlichkeiten nachreicht.

Detail Ralf König - Lucky Luke Hommage 5 page 34
© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

Und noch ein Detail stimmt: Wie immer gibt es ein Originalfoto mit den Helden des jeweiligen Abenteuers!

Die bisher fehlende Sichtweise

Ja, es gibt mit Sicherheit eine ganze Menge Puristen, die dieser Hommage nichts abgewinnen können. Was aber ist die Aufgabe einer Hommage? Meiner Meinung nach die erkennbare Wertschätzung von etwas Existierendem mit eigenen Stilmitteln und das ist Ralf König nahezu perfekt gelungen. Jede*r Leser*in wird sofort das Geburtstagskind Lucky Luke erkennen. Er selbst und die ihn begleitenden Figuren Calamity Jane oder die Daltons sind etwas überspitzt aber sehr treffend wiedergegeben. Gleichzeitig wird jeder Fan von Ralf König die Knollennasen, den seitlichen Mund und vor allem natürlich die liebevoll dargestellte Homosexualität wiedererkennen.

König - Bud und Terry

Weder wurde der Klassiker verbogen noch hat der Künstler sich verstellen müssen und dann macht es beim Lesen auch noch verdammt viel Spaß, mehr geht nicht! Ein brillantes Feierwerk das in keiner Lucky Luke Sammlung fehlen sollte und vielleicht ein paar König-Fans dazu bringt, den Cowboy zu lesen bzw. natürlich andersherum den ganzen König zu entdecken. Wie immer gibt es neben der Kiosk-Ausgabe auch wieder ein Hardcover im Buchhandel.

Leser*innen in Frankreich werden übrigens noch bis zum Herbst auf die Choco-Boys warten müssen.

Dazu passen eine heiße Schokolade und die Gay City Rollers!

© der Abbildungen Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

ZACK 265

ZACK 265 (Juli 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 265

Das zweite Halbjahr beginnt mit einem Paukenschlag: seit 31 Jahren wartet das letzte Jerry Spring Album darauf, endlich auf Deutsch erscheinen zu können! Nun dürfen auch wir endlich den Zorn der Apachen genießen. Und mit Amoras 2047 hat es endlich auch eine weitere fantastische Serie nach Deutschland geschafft. Die Ferien können also kommen!

Die Neustarts

Jerry Spring ist für den europäischen realistischen Western so etwas wie der stilprägende Übervater. Natürlich gab es in Spirou und Tintin schon Western, allerdings waren das im Wesentlichen amerikanische Lizenzprodukte. Auch der humoristische Lucky Luke ist natürlich schon seit 75 Jahren aktiv, aber ein erfolgreicher europäischer realistischer Western kam erst 1954, als Jijé begann die Geschichten von Jerry Spring zu erzählen. Jerry ist ein Freund der Gerechtigkeit und der Unterdrückten, der Mexikaner Pancho wird sein fast ständiger Begleiter. Die Bände erscheinen in Kürze erstmals komplett in Farbe beim All-Verlag.

ZACK 265 page 5

Der Zorn der Apachen ist das letzte Album, dass nicht mehr von Jijé stammt, sondern von Festin (das ist José-Louis Bocquet) getextet und von Franz gezeichnet worden ist. Die Originale sind schon seit langem nicht mehr aufzutreiben und auch Druckvorlagen existieren nicht. ZACK musste daher kreativ tätig werden, um die Geschichte präsentieren zu können. Das sieht man den Bildern zwar teilweise an, es tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch. Jerry kommt nach Tucson und macht sich schon nach Sekunden unbeliebt als er das Auspeitschen eines Indianers unterbindet. Er ist mit staatlichen Vollmachten ausgestattet und fordert den Sheriff auf, zu handeln…

Der zweite Neustart ist in Belgien und den Niederlanden bereits ein Mega-Erfolg: Amoras 2047 ist eine Neuinterpretation des klassischen Familiencomics Suske en Wiske von Willi Vandersteen für ein erwachsenes Publikum. Ein Bestandteil der Serie ist die Möglichkeit von Zeitreisen und dieses auf sechs Bände angelegte Abenteuer spielt genau 100 Jahre nach dem ersten Auftritt der beiden Jugendlichen auf der Insel Amoras. Suske stammt ursprünglich von dieser Insel, doch nun, in einer düsteren Zukunft, geht es zunächst einmal um das nackte Überleben. Amoras und die Folgebände sind von Charel Cambré, die Zeichnungen von Marc Legendre. Mehr dazu einerseits in einem Interview für comix-online, andererseits in einem einführenden Artikel im ZACK vom Verfasser dieser Zeilen.

ZACK 265 page 67

Die Fortsetzungen

Eine ganz andere Version unserer Welt bieten Die Flintenweiber. Zwei benachbarte Dimensionen haben sich füreinander geöffnet und so bevölkern neben Menschen auch weitere Lebewesen die Welt: Faune und Drachen beispielsweise. Die Titelheldinnen verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit illegalen Aktivitäten. Ihr letzter Coup war ein gestohlener Siegelring, der nun dem Auftraggeber übergeben werden soll. Allerdings scheinen nicht nur die Behörden Jagd auf die Drei zu machen! Witzige Dialoge und eine spannende Geschichte von Pierre Pevel in wunderschönen Bildern im Stil der Ecole Marcinelle umgesetzt von Ètienne Willem. Der Diebstahl des Siegels wird allen gefallen, die zum Beispiel Munuera mögen, hat durch die Fabelwesen aber ein echtes Extra!

ZACK 265 page 25

Aida Nur ist eine selbstbewusste und eigenständige Frau, die als Nachtclubtänzerin in Kairo arbeitet. Sie vermittelt archäologische Fundstücke unter der Hand und gerät damit in den Aufmerksamkeitsbereich von verschiedensten Gruppen. Echte Antiquitäten versprechen hohe Gewinne und locken damit Neider auf den Plan. Schöne Geschichte im Stil der klaren Linie von der Dänin Sussi Bech die in Tod in Kairo Krimielemente mit Feminismus und Kritik an kolonialer kultureller Ausbeutung mixt.

Detail ZACK 265 page 49

Der Abschied

Der teils komödienhafte, teils abstruse Ausflug in die Berge von Luthon-Höge ist schon wieder beendet. In der Kurzgeschichte von Willem Ritster darf der neue Polizeibeamte gleich einen Mord ermitteln und kommt so gut gehüteten Geheimnissen der Einwohner*innen auf die Schliche. Die Zeichnungen von Michiel Offermann sind mehr independent als im ZACK gewohnt, bieten daher aber auch eine angenehme Abwechslung! Gerne mehr davon!

Detail ZACK 265 page 41

Und sonst?

In Tizombi verhindert das kleine Steak ungewollt ein Freizeitvergnügen und Parker & Badger prüfen Songs auf ihren Wirklichkeitsgehalt. Die neue Dune-Adaption als Graphic Novel wird vorgestellt wie auch Amoras und dazu kommen wie immer News, Rezis und die Liste der Neuerscheinungen. Mit dem Wechsel des ZACK zu Blattgold hat sich bereits einiges getan: das Layout ist modernisiert, es gibt schon zwei Bände aus der Reihe ZACK Spezial nur für Abonnent*innen und bald ein Blechschild für die Frau mit dem Silberstern. Eines aber ist geblieben: Die Qualität der präsentierten Comics!

Dazu passen aus gegebenem Anlass Musik von Sondaschule und ein Dosenbier!

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Prugne – Tomahawk

Tomahawk

Story: Patrick Prugne
Zeichnungen: Patrick Prugne

Originaltitel: Tomahawk

Splitter Verlag
Hardcover | 104 Seiten | Farbe | 22 €
ISBN: 978-3-96792-047-5

Cover Prugne - Tomahawk

Patrick Prugne ist zurück. Niemand verknüpft Aquarellmalerei und Comic so schön wie der 60-jährige Franzose aus Clermont-Ferrand. Der Autodidakt hat bereits verschiedene Stoffe umgesetzt, am besten gefallen mir persönlich aber die Geschichten aus der Zeit der Auseinandersetzungen zwischen französischen und englischen Truppen in Nordamerika und Kanada aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hier kann Prugne den Gegensatz der First Nations und der Europäer sowie die gewaltige Natur zeigen. 6 Jahre ist es her, dass mit den Irokesen das letzte entsprechende Werk erschienen war. Nun kehrt er mit Tomahawk in diese Gegend zurück.

Rache! … und weitere Motive

Prugne - Tomahawk page 3

Die Geschichte beginnt mit der Sichtung eines großen Grizzlies durch ein Stammesmitglied der Abernaki. Es wird schnell deutlich, dass es sich bei diesem Bären nicht nur um ein großes Exemplar handelt, sondern um „den“ Bären, den der frisch bei der Armee verpflichtete Jean Malavoy seit Jahren jagt. Wir erfahren, dass es sich dabei um Rache handelt für einen persönlichen Verlust vor langen Jahren. Malavoy ist aber kein Ahab, die Story ist eingebettet in ein vielschichtiges Konglomerat aus anderen Handlungssträngen.

Die Franzosen und die Engländer stehen sich – wir schreiben das Jahr 1754 – unversöhnlich gegenüber und der Beginn des großen Krieges liegt in der Luft. Die Indianerstämme sind auf beiden Seiten eingebunden und werden auch die ersten Leidtragenden sein. Auch das wird schon zwischen den Panels deutlich. Ihre Naturverbundenheit wird den Pulverdampf nicht überstehen.

Und dann gibt es ja auch noch die missionierenden Priester, die auf der einen Seite das Wort Gottes verbreiten wollen, auf der anderen Seite fleischlichen Genüssen und egoistischen Handlungen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Eine große Verehrung gegenüber der (damaligen) Kirche lässt Prugne nicht erkennen. Neben dieser Kritik zeigt er erneut seine Hochachtung vor der Kultur der Ersten Völker und gleichzeitig auch seine Verachtung für die respektlose Gewalt der sognannten zivilisierten Menschen, hier in Gestalt der Highlander.

Prugne - Tomahawk page 4

Fast jedes Panel geeignet als Wandschmuck

Wie schon in seinen anderen Werken legt Prugne in fast jedes Bild sein ganzes Können und sein Herzblut. Durch die Mischung aus Aquarellmalerei und direkter Farbe entstehen unzählige kleine Kunstwerke, insbesondere dann, wenn die Natur im Vordergrund steht. Natürlich vermag er es, Gesichtern Ausdruck zu verleihen, Körpern Spannung und Ansammlungen eine Stimmung. Das alles ist aber nichts im Vergleich zu dem Wald, dem Fluss und ihren menschlichen oder tierischen Bewohner*innen. Und so braucht es auch seitenlang keine Worte!

Im Anhang versammelt der Band wieder eine ganze Menge an Vorzeichnungen und Skizzen. Wir können daher nachvollziehen, dass die Kunstfertigkeit nicht von selbst kommt, sondern das Ergebnis harter Arbeit ist. Wie immer hat zeitgenössisches Material den richtigen Eindruck vermittelt, Prugne das in seinem Stil zu Kunst gemacht.

Prugne - Tomahawk page 5

Man muss allerdings auch benennen, dass die Physiognomien eindeutig erkennen lassen, wem die Sympathie des Zeichners gilt. Natürlich sind prinzipiell die Ureinwohner*innen Träger dieses Wohlwollens, aber auch Weiße kommen in diesen Genuss, etwa Jean Malavoy.

Must Have

Ja, der letzte Titel von Patrick Prugne war zwar gut, aber nicht herausragend. Tomahawk gehört meines Erachtens wieder in die zweite Kategorie und wäre eine Zierde jeder Sammlung von modernen europäischen Comics. Definitiv sollte es aber in keiner Western-Sammlung fehlen! Jenseits von üblichen Trends verfolgt der Franzose seinen Weg und veröffentlicht konsequenterweise auch nicht bei einem typischen Verlag, sondern für eine Galerie.

Das großformatige Splitter Hardcover ist ein hervorragender Platz für die deutsche Ausgabe, der ausführliche Anhang ist – obwohl schon Standard – ein echtes Plus und der Verkaufspreis ist absolut angemessen. Top-Tipp!

Detail from Prugne - Tomahawk page 10

Dazu passen ein Longdrink mit ein wenig rotem italienischem Bitter und viel Orangensaft sowie klassischer Soul, etwa von Max Romeo.

© der Abbildungen 2020 Editions & Galerie Daniel Maghen / Splitter Verlag Gmbh & Co KG, Bielefeld 2021

Peru/Lorusso – Western Legenden 1

Wyatt Earp

Story: Olivier Peru
Zeichnungen: Giovanni Lorusso

Originaltitel: WEST LEGENDS volume 1

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96792-053-6

Cover Peru/Lorusso – Western Legenden 1

Konzeptserien sind seit ein paar Jahren der Renner. Die Fantasy-Ecke machte den Anfang mit den Elfen und allen Spin-Offs. Als Science-Fiction folgte „Conquest“, und dann kamen auch schon Broceliande und Conan, der Cimmerier. Den wohl größten Zuwachs als Genre in den letzten Jahren hatte nach meiner Einschätzung der schon fast totgesagte Western und so musste natürlich auch in diesem Bereich etwas passieren. Für die Western Legenden, so heißt es bei Splitter, hat Jean-Luc Istin, das Mastermind hinter Genre-Bestsellern wie »Elfen« und »Conquest«, die besten Szenaristen und Zeichner Frankreichs eingeladen, ihren Versionen der größten Legenden des Wilden Westens Leben einzuhauchen. Denn hinter jeder Legende steht ein Mensch. Und jeder Mensch hat eine Geschichte.

Ein Revolverheld als Detektiv

Wyatt Earp ist sicherlich eine der großen Legenden aus den Zeiten des Wilden Westens: Revolverheld, Sherriff, Lonesome Man, Kartenspieler. Der Comic spielt mit seiner Berühmtheit denn als der schon etwas ältere Held nach San Francisco kommt, wird er fast jedes Mal mit seiner Legende verglichen und als zu klein empfunden. Er war von seinem Freund und Lebensretter Cullen zur Hilfe gerufen worden, traf aber nur noch eine Witwe an. Er verspricht ihr, den grausamen Tod des Gefolterten aufzuklären.

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Im Stil eines modernen Ermittlers fragt sich Earp in das Umfeld des Verstorbenen ein, um mögliche Motive kennenzulernen und vergräbt sich in die Aufzeichnungen des Verstorbenen. Er weiß aus dem Hilfegesuch, dass es um eine große Sache gehen muss. Schnell kristallisiert sich heraus, dass es um eine Serie von grauenhaften Morden geht die Ähnlichkeit haben mit einem Kriegsritus der Comanchen. Ein zweifelhafter Casinobesitzer verspricht Unterstützung und bringt Earp mit den Menschen zusammen, die Cullen vermutlich das letzte Mal lebend gesehen haben.

Insgesamt ist der von Peru sehr spannend konstruierte Band eher ein „Who’s-dunnit“ als ein Western. Der Held reitet zwar auf einem Pferd und es gibt Pokerspiele in einem Saloon, San Francisco ist aber schon kein kleines Städtchen mehr und Immobilienspekulanten sind die neuen Goldgräber. Auch die Jagd nach einem Ripper ist nicht unbedingt ein typisches Motiv. Durch die Bezüge auf die Person von Wyatt Earp und die in seiner Person und seinen Handlungsansätzen liegende Verknüpfung von Vergangenheit und Moderne ist aber ein sehr spannender Spät- vielleicht sogar Post-Western daraus geworden, der sich meiner Meinung nach sehr gut als Startpunkt einer „Legenden“ Reihe eignet! Peru hat im Übrigen auch schon für andere Konzeptserien Szenarien verfasst und kennt sich daher bestens aus.

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Moderner französischer Stil

Die Zeichnungen von Giovanni Lorusso entsprechen dem aktuellen Standard. Aufgelockertes Layout, viel Dekors, Weißraum als Regel-Trenner zwischen den Panels die aber ständig aus dem eigentlichen Rahmen herausragen. Auch er ist bei den Konzeptserien sozusagen ein alter Hase und hat schon den einen oder anderen Titel veröffentlicht. Nun, er macht zumindest keinen schlechten Eindruck!

Die Gesichter wirken manchmal etwas zu schematisiert und gerade in diesem Setting helfen Bärte und Frisuren bei der Identifikation. Die Kampfszenen hat er dagegen sehr gut im Griff: einerseits explodieren die Szenen förmlich, andererseits stimmen aber Körperhaltungen etc. Auch die Kolorierung gefällt und die Stimmung eines Spätwesterns kommt gut zur Geltung. Bei der Kapitelstrukturierung ist der Opener mit seiner Integration meiner Meinung nach am Besten gelungen. Die späteren sind dagegen separiert.

Die Empfehlung

Die Serie möchte laut ihrem eigenen Mission Statement Legenden von ihrem Sockel herunterholen und als Menschen darstellen. Das gelingt bei Wyatt Earp ganz gut – immer wieder reflektiert er sich und sein Handeln und weist darauf hin, dass sein Bild größer ist als er selbst. Das kann bei den weiteren Bänden ebenfalls sehr gut funktionieren.

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Die Idee, kein klassisches Setting zu nehmen, Wyatt Earp also sozusagen zu versetzen, ermöglicht im Rahmen der Ripper-Story einer sehr bekannten Figur, eben einer Legende, Neues hinzufügen zu können. Insgesamt also ein positiver Eindruck sowohl des Konzeptes als auch dieses Openers! Wie immer bei Splitter sorgt die Darbietung im großformatigen Hardcover und auf gutem Papier für ein angenehmes Lesevergnügen.

Dazu passen ein Rye-Whiskey, etwa Woodford Reserve, und Bruce Springsteens „Western Stars“!

© der Abbildungen Éditions Soleil, 2019 by Olivier Peru and Giovanni Lorusso, Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·Bielefeld 2021

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