All Verlag Programm 2020 und Interview mit Ansgar Lüttgenau

Das erste Halbjahr 2020 bringt Klassiker für alle! Überraschungen inklusive 🙂

Ansgar Lüttgenau, Programmleiter von All Comics beantwortete unsere Fragen

Das neue Jahr steht vor der Tür und damit auch die neuen Halbjahresprogramme der Comic-Verlage. Ich habe kurz vor Weihnachten das folgende Interview mit Ansgar Lüttgenau geführt. In den ersten sechs Monaten von 2020 werden insgesamt elf verschiedene Titel erscheinen. Jeden einzelnen davon wird es auch als limitierte Vorzugsausgabe geben!

c-o: Hallo Ansgar, kannst Du Dich den Leser*innen von comix-online kurz vorstellen? Was machst du, wenn Du nicht gerade am neuen Programm bastelst?

Obwohl wir mit mehr als 20 Neuerscheinungen im Jahr mittlerweile eine Größe erreicht haben, die eigentlich eine Vollzeitbeschäftigung voraussetzt, läuft der ganze Verlag immer noch als Hobby so nebenher. Den Lebensunterhalt verdiene ich im Vertrieb bei einer Wirtschaftsauskunftei und wenn ich nach Feierabend mal nichts für den Verlag machen muss, freuen sich auch die Kinder mal ihren Vater zu sehen.

c-o: Der All-Verlag wird immer mehr zu einem Ort für Klassiker; 2019 hast du einerseits alte ZACK-Recken wie Bruno Brazil und Luc Orient zurückgebracht, andererseits aber auch mit Wally Wood einen Altmeister der Science Fiction verlegt. Natürlich dürfen wir bei dieser Aufzählung auch André Franquin nicht vergessen. Welche Überraschung bietet das neue Programm?

Ein Verlag für Klassiker. Das ist tatsächlich die Richtung in die es gehen wird. Speziell Klassiker für die es keine Druckdaten im Ausland mehr gibt, sollen in den nächsten Jahren das Rückgrat des Programms bilden. In dem Bereich gibt es noch echte Perlen, an die sich wegen des Aufwands niemand sonst ranwagt. Sozusagen als Test veröffentlichen wir ab Mai die Serie Alain Chevallier von Christian Denayer von dem wir ja auch schon Wayne Shelton im Programm haben. Diese Rennfahrerserie, die es seit Jahrzehnten auch in Frankreich nur noch antiquarisch gibt, lief übrigens in den 1970er Jahren unter dem Titel Rolf Thomsen auch im alten Zack. Das hat dann natürlich auch was mit Autorenpflege zu tun, die uns sehr wichtig ist. Deshalb wird es auch weiteres Material von Paape und Vance geben. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Neben André Franquin werden demnächst (vielleicht) auch noch weitere große Namen zu den bei uns veröffentlichten Künstlern zählen. Los gehts in diesem Programm mit Goscinny und Tabary. An weiten Projekten z.B. von Moebius und Hermann arbeiten wir. Mal sehen, was da noch geht.

c-o: Wie schwierig ist es, gleichzeitig für Serien wie Hombre auf der einen und etwa Valentin auf der anderen Seite Werbung zu machen?

Da musst du unseren Grafiker fragen. Der hat da mehr oder weniger freie Hand. Im Prinzip macht das aber keinen großen Unterschied. Wichtig ist eigentlich nur, dass man die richtige Werbung im richtigen Objekt macht. Für den Franquin/Gotlib-Titel Slowburn haben wir zum Beispiel eine „Anzeige“ im aktuellen Buchjournal gemacht, das in einer Auflage von 220.000 Exemplaren in fast jeder Buchhandlung in Deutschland ausliegt. Das bot sich einfach an, weil wir für diesen Titel, der sich optimal als kleines Geschenk eignet, als Absatzkanal weniger den Comichandel sondern mehr den klassischen Buchhandel sehen. Außerdem versuchen wir natürlich immer auch außerhalb des klassischen Comicbereichs wahrgenommen zu werden und haben uns in letzter Zeit deshalb besonders gefreut, dass unsere Titel auch in Medien wie dem Tagesspiegel bzw. der Süddeutschen Zeitung Erwähnung gefunden haben.

Vorzugsausgabe von Alwilda 2

c-o: In den folgenden Monaten wirst Du einerseits vier Gesamtausgaben bringen, daneben startet mit Alain Chevallier aber auch ein Klassiker wieder mit Einzelbänden. Welche Überlegungen stecken dahinter? Oder folgst du damit den Vorgaben der Lizenzgeber?

Meiner Meinung nach geht der Trend grundsätzlich wieder zu Einzelbänden. Die nehmen zwar mehr Platz im Regal weg, bieten aber eine viel bessere Möglichkeit eine Serie zu präsentieren. Wenn es allerdings wie bei Lady S. oder Wayne Shelton bereits Einzelalben in adäquater Form gibt, entscheiden wir uns in der Regel für Gesamtausgaben. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Welche Publikationsform wir wählen, entscheiden wir im Einzelfall. Nicht zuletzt spielt dabei natürlich auch die Überlegung nach der Verkäuflichkeit eine große Rolle. Vom Lizenzgeber gibt es diesbezüglich eigentlich normalerweise keine Vorgaben.

Vorzugsausgabe Lady S. 2

c-o: Im Regelfall erscheinen neben dem regulären Band auch Vorzugsausgaben. Warum sollte man sich diese zulegen?

Gute Frage. Unsere Vorzugsausgaben enthalten ja einen Schutzumschlag oder ein Variantcover und ein auf 111 Exemplare limitiertes nummeriertes und, wenn der Zeichner noch lebt, auch signiertes Exlibris. Das macht die Bücher grundsätzlich um einiges hochwertiger. Außerdem bekommt man nur in den Vorzugsausgaben das komplette Bildmaterial. Bei Luc Orient sind das zum Beispiel Illustrationen die für französische Exlibris, Poster usw. entstanden und als Drucke nur in unseren VZA enthalten sind. Bei Bruno Brazil sind es Cover der französischen Alben Neuausgaben und bei Hombre bzw. Wally Wood Alben- und Heftcover die nicht im Bonusteil auftauchen sondern die wir exklusiv nur für unsere Exlibris verwenden. Bei Alben von Künstlern die noch unter uns weilen, wie Lady S. oder Wayne Shelton lassen wir natürlich exklusiv neue Illustrationen anfertigen. Für mich ist dabei der direkte Kontakt mit dem Künstler eigentlich immer das interessanteste. Manchmal gibt es dabei aber auch Anforderungen die kaum zu erfüllen sind. So hatte sich der 79jährige Richard Corben ausbedungen die Exlibris Blätter von Schatten auf dem Grab nur zu signieren, wenn die Versand- und Zollformalitäten auch für die Rücksendung komplett von uns übernommen werden. Da das von Deutschland aus nicht möglich war, mussten wir einen in den USA lebenden Onkel meiner Frau, von dessen Existenz ich erst wenige Wochen vorher durch Zufall überhaupt erst erfahren hatte, bitten das für uns zu übernehmen. Das Ganze war eine ziemlich aufwändige Aktion die mehrere Monate gedauert hat und die ich mir so sicher nicht nochmal antun würde.

c-o: Wie sieht es 2020 mit Messen und Börsen aus? Kann man euch im nächsten Jahr irgendwo auch persönlich treffen?

Natürlich werden wir auch 2020 wieder im Mai und November einen Stand auf unserer „Heimbörse“ in Köln haben. Wer die nächsten Luc Orient Ausgaben oder die Valentin Gesamtausgabe von Goscinny bereits einige Zeit vor dem eigentlichen Verkaufsstart erwerben will, sollte dorthin kommen. Meist haben wir dort das Maiprogramm erstmals dabei. Die wichtigste Veranstaltung im nächsten Jahr wird für uns aber der Comic Salon in Erlangen sein. Da wir bis dahin auf fast 100 Veröffentlichungen zurückblicken können, ist es an der Zeit endlich auch in diesem Bereich etwas professioneller aufzutreten. Deshalb haben wir uns entschlossen eigens einen Messestand bauen zu lassen an dem wir dann mit Christian Denayer (Wayne Shelton/Alain Chevallier) und Philippe Aymond (Lady S./Bruno Brazil Neue Abenteuer) zwei unserer „Hauskünstler“ adäquat präsentieren können.

c-o: Dein Tipp für das erste Halbjahr? Was sollte man sich als Comicfan auf gar keinen Fall entgehen lassen?

Da müsste ich ja jetzt das komplette Programm aufzählen. Aber für mich persönlich sind natürlich die alten Zack-Serien Luc Orient, Bruno Brazil und aktuell Alain Chevallier (Rolf Thomsen) ein besonderes Highlight, weil ich damit aufgewachsen bin. Außerdem freue ich mich immer über einen neuen Band der Wally Wood Gesamtausgabe. Da erscheint der nächste Band aber erst wieder im 2. Halbjahr 2020. Übrigens eins der wenigen Bücher die ich nochmal lese, wenn sie von der Druckerei geliefert worden sind. Bei den meisten Büchern reicht es mir, wenn ich sie während des Produktionsprozesses x-mal gelesen habe.

Ex Libris der Hombre Vorzugsausgabe

c-o: Für die Statistik zum Abschluss noch ein kurzer Rückblick auf 2019: Was waren deine Topseller? Gab es positive oder negative Überraschungen mit denen Du so nicht gerechnet hättest?

Unser Topseller ist immer noch Wunderwaffen. Davon gehen immer jeweils deutlich über 1000 Exemplare mit der ersten Auslieferung in den Handel. Einige Bände sind bereits in der 3. Auflage und es stehen schon wieder weitere Ausgaben zur Neuauflage an. Ein unerwarteter Verkaufserfolg war auch Hombre. Obwohl wir uns in unserem Internetform einige Kritik wegen der nicht chronologischen Veröffentlichung gefallen lassen mussten, ist der Titel seit einigen Wochen, bis auf ein paar Büchern in unseren Shop, komplett vergriffen.  Voraussichtlich wird es eine Neuauflage zusammen mit Band 2 im Februar geben. Slowburn und Die neuen Abenteuer von Bruno Brazil werden wohl die nächsten Topseller werden. Genaueres kann man aber erst sagen, wenn die erste Abrechnung vom Vertrieb vorliegt.

c-o: Besten Dank und wir freuen uns mit Dir auf das starke Programm!

Das Programm im Detail:

Februar
Bruno Brazil 5 Die Nacht der Schakale
Bruno Brazil 6 Höllentanz in Sacramento
HombreGesamtausgabe Band 2
März
Alwilda 2 Die Piratin der Ostsee
Die Wege von Malefosse Gesamtausgabe Band 4
Mai
Luc Orient 5Der stählerne Wald
Luc Orient 6Das Geheimnis der 7 Lichter
Valentin Gesamtausgabe Band 1
Juni
Alain Chevallier 1 Ein Champion geht durch die Hölle
Alain Chevallier 8Die Rivalen
Lady S.Gesamtausgabe 2

© der Abbildungen All-Verlag 2020

ZACK 245

ZACK 245 (November 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Richtig gelesen: In diesem Heft fangen gleich zwei neue Serien an, die uns eine Zeit begleiten werden.

Das Titelbild gehört dieses Mal der neuen Reihe Die Bank von Philippe Guillaume & Pierre Boisserie, die damit gleich doppelt in der 245 vertreten sind, stammt doch auch das Szenario von Dantes von ihnen. Gezeichnet werden die ersten beiden Bände über die erste Generation einer Finanzdynastie von Julien Maffre, der in Deutschland am ehesten wegen seiner Serie Stern bekannt sein dürfte. In einem leicht karikaturesken Stil entwirft er ein wenig schmeichelhaftes Bild der Londoner Oberschicht des Jahres 1815. Empathielos werden mögliche Kriegsschicksale auf finanzielle Folgen hin untersucht und junge adelige Damen als Prostituierte vermittelt. Ein Auftakt, der spannendes verspricht!

Der zweite Start könnte inhaltlich kaum gegensätzlicher sein, denn in Giant geht es um einen irisch stämmigen Arbeiter im New York der großen Depression 1932. Mikael verantwortet Text und Bild der Geschichte aus dem Big Apple während des großen Baubooms, der Probleme durch eine große Migrationsbewegung hinein in die Großstadt, der Erstehung krimineller Strukturen und nicht zuletzt auch des harten Arbeitsalltags. Vielleicht fordern tatsächlich aber beide Neustarts ein wenig mehr als den leichten Genuss?

Die Fortsetzungen

Tanguy und Laverdue sind auf heikler politisch-militärischer Mission im Nahen Osten und geraten auch tatsächlich in einen Luftkampf mit feindlichen Maschinen. Während sie diesen noch gewinnen können stellt sich die Verfolgung eines kleinen Schmugglerflugzeugs als weniger erfolgreich heraus. Zwar gelingt es, das Flugzeug zu stellen, der Pilot wird aber scheinbar durch stattliche Stellen geschützt… Während die Story von Buendia & Zumbiehl scheinbar sehr nah an der möglichen Wahrheit befindet und die Konflikte darstellt (ohne europäisch allwissend daherzukommen), schafft Sébastien Philippe es in grandioser Weise, die Wüstenlandschaft zum Star vieler Seiten werden zu lassen!

Cassio nähert sich seinem Ende, es fehlt nur noch eine Teillieferung und die neun bände sind Geschichte. Nicht nur Cassios Mutter ist wieder da, auch Reptah greift in das Geschehen ein und damit kommt der Mystery-Teil noch mal voll zur Geltung.

Dantes Letzter Akt läuft dagegen noch etwas länger. Diese Serie der beiden Autoren der „Bank“ legt den Fokus auf die aktuelle Finanzwelt und seine mehr oder weniger edlen Akteure. Die Tochter von Dantes befindet sich immer noch in den Händen der Entführer aber er selbst und der leitende Capitaine haben eine Idee. Allerdings gibt es auch viele falsch Spielende… Solide Zeichenkost von Erik Juszezak.

Während im französischen Spirou 4253 gerade das fünfte Abenteuer von Harmony begonnen hat, geht hier das zweite zu Ende. Mathieu Reynès beschreibt die Schwierigkeiten einer Gruppe von kindlichen oder jugendlichen Mutanten, die von einer Regierungstruppe gefangen gehalten wird. Was als wissenschaftliches Experiment begonnen hatte ist mittlerweile eine rein militärisch getriebene Aktion und dient einzig und allein dem Zweck, die Kinder zu Waffen zu machen. Allerdings gibt es Widerstand. Während die Manga-beeinflussten Zeichnungen teilweise aussehen, als wären sie zu niedlich, ist der Inhalt an einigen Stellen knallhart. Ein modern erzählter Plot, grafisch sehr modern umgesetzt. Kein Wunder, dass diese Serie in Frankreich zu den Rennern gehört.

zum Schluss noch mal die Bank…

Und sonst?

Die Kurzgeschichten treten in dieser Ausgabe etwas zurück und so gibt es nur eine Seite mit Tizombi und den Ausklang mit dem Vater der Sterne, der zu Halloween passend mit Puppen spielt.

Allerdings gibt es dazu auch noch zwei Interviews: mit Garth Ennis über seine neuen Serien und den Schrecken der Realität und mit Andreas Eickenroth über sein Woyzeck Projekt. Dazu natürlich wieder viele Rezensionen, News und Meinungen!

Dazu passen The Valkyrians und Fanta Black!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 244

ZACK 244 (Oktober 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Die französischen Kampfpiloten Mick Tanguy & Ernest Laverdure, Urgesteine des ZACK schon aus der Koralle-Ära, kehren mit den Sanddiamanten zurück. Es war schon immer ein Feature der Serie, aktuelle Inhalte aufzunehmen und so schicken Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl ihre von Sébastien Phillippe gezeichneten Helden in den Nahen Osten. Dort droht ein Krieg zwischen dem mit Frankreich verbündeten Dahman, parlamentarisch und relativ offen, und seinem Nachbarn Nijaq, einem Gottestaat. Aktueller kann ein Comic für technikbegeisterte Jungs wohl kaum sein und wir dürfen gespannt sein, wie die Integration der Politik gelingt. Der erste Teil lässt auf jeden Fall hoffen!

Die Fortsetzungen

Harmony geht mit Indigo fast schon in die Schlussrunde: Einerseits hat der militärische Drill dazu geführt, dass die Kinder ihre Fähigkeiten weiterentwickelt haben, er führt aber auch zu einer zunehmenden Konfrontation zwischen den Mutanten und ihren Bewachern. Es kommt sogar zu einem Aufstand!

Christopher Dantes erzwingt die Konfrontation mit den Entführern seiner Tochter und muss dabei einen herben Verlust erleiden. Der letzte Akt reduziert seine Mitstreiter weiter, bringt aber auch endlich – zumindest für die Leser*innen – erste Anflüge von Klarheit in die vertrackte Geschichte. Guter Thrillerplot von Boisserie und Guillaume, routiniert umgesetzt von Juszezak.

Die Serie Cassio wechselt zwischen der Jetztzeit und der Vergangenheit hin und her. Der Titelheld ist quasi unsterblich und im Konflikt mit seinem Halbbruder. Das Reich der Erinnerungen erlaubt auch den Leser*innen die Teilhabe an den vergangenen Versuchen, den Konflikt zu beenden. Alles läuft auf das große Finale hinaus, das noch zwei Teile entfernt ist.

Die Erlebnisse von Michel Vaillant in Macau enden dagegen in diesem Heft. Werden Michel und Evelyne den Mordanschlägen entgehen können und das Material zur Aufdeckung des Betruges von Ethan Dasz übergeben können? Wird Steve Warson tatsächlich seine politische Karriere starten? Und außerdem gibt es ja auch noch das laufende F3-Rennen. Gelungenes Ende nicht nur dieses Bandes, sondern auch eines längeren Handlungsstranges.

Und sonst so?

Als redaktionelle Beiträge gibt es in dieser Ausgabe neben einer Vorstellung der Serie Die Katze des Rabbiners von Joann Sfar ein Interview mit Jean-Claude Mézières. Über Pierre Christin ist in der letzten Zeit viel veröffentlicht worden und so ist der Zeichner der gemeinsamen Serie Valerian & Veronique fast ein wenig untergegangen. Thomas Dräger beleuchtet mit seinen Fragen das gemeinsame Werk der Beiden.

Dazu kommen die üblichen One-Pager Parker & Badger, der Vater der Sterne und Tizombi aber auch die erste Kurzgeschichte aus dem Rhonda-Universum von VanO: Das Mädchen aus Papier wirft einen genial schrägen Blick auf die Comicproduktion und geizt nicht mit Anspielungen auf die (nicht nur niederländische) Szene. Genial, lustig und ein unangekündigter Knaller!

Dazu passen The Slackers und in Anbetracht der vielen bewegten Fahrzeuge in diesem Heft ein Nojito.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Aidans – Tunga Integral 5

Band 5: 1984 bis 2004

Story: Edouard Aidans
Zeichnungen: Edouard Aidans

Originaltitel: Originalausgabe

Kult Comics

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 29,95 € |

ISBN: 978-3-946722-43-4

Eigentlich ist es schade, dass die vorbildliche Integralausgabe der Abenteuer der ersten Menschen vor 100.000 Jahren mit diesem fünften Band ihren Abschluss findet! Edouard Aidans hat über 40 Jahre lang Teile dieser Serie geschrieben und gezeichnet und so mit ihr die glorreiche Zeit in Tintin, für das ZACK, aber auch die Direktveröffentlichung im Album, zuletzt bei Joker bereichert. Jetzt liegt die gute bis grandiose Serie erstmals komplett auf Deutsch vor. Und sie ist definitiv nicht nur für die Generation ZACK zu empfehlen!

Der Inhalt

Der letzte Band enthält die im Abstand von jeweils 10 Jahren erschienenen Alben 15 bis 17 sowie einen großen Bonusteil. Den Beginn macht aber wie gehabt Volker Hamann, der die Rückkehr Aidans zu Tintin sowie seinen Ausflug zu Andy Morgan beschreibt. In diesem Beitrag finden auch zwei spezielle Seiten aus Tintin ihren Platz: eine von Aidans gezeichnete Hommage an Rick Master und in deutscher Erstveröffentlichung eine Seite, die Leser*innen an die Vielfalt in Tintin heranführen sollte und innerhalb einer SF-Rahmenhandlung die einzelnen Serien (hier natürlich Tunga) vorstellte. Alle fünf redaktionellen Beiträge zusammen geben einen sehr guten Überblick nicht nur über Zeichner und Serie sondern auch die sich verändernden Rahmenbedingungen für Comics im Europa der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts!

Gesetze und Blutsbündnisse von 1984 zeigt einmal mehr, wie weit sich Aidans bereits vom reinen Abenteuer weg entwickelt hatte. Ohama, Tungas langjährige Gefährtin, war vor langer Zeit von dem Stamm der Ghmour aufgenommen worden. Nun ist sie eifersüchtig auf die neuen Frauen im Stamm, Ulcha und Ilcha (vgl. Band 4), die sich als Kämpferinnen profilieren. Viel schlimmer ist allerdings, dass ihr Bruder mit weiteren Angehörigen seines Stammes kommt um sie abzuholen. Nach seinen Stammesregeln zähle die Verbindung mit Tunga nicht, ein brutaler und skrupelloser Krieger hätte ein Recht auf sie. Natürlich opfert sich Ohama um Blutvergießen zu vermeiden und genauso natürlich versucht Tunga, sie zu befreien. Eine sehr kurzweilige und spannende Geschichte mit mehreren Ebenen. Die Zeichnungen bieten zum Teil filmische Sequenzen in grandioser Qualität, etwa wenn die Männer sich den Ghmour nähern. Zu erwähnen wäre noch ergänzend zu den bibliographischen Angaben im Integral, dass diese Geschichte in Deutschland im Mosaik-ZACK 113 bis 115 unter dem Titel Gesetz und Blut veröffentlicht worden ist.

Der Tod des Riesen von 1995 führt einerseits den Subplot um Nooun weiter, der als Auserwählter Kontakt zu Weisen hat. Diese versorgen ihn mit Wissen, das zu damaliger Zeit wahrscheinlich nicht vorhanden war, und bildeten schon immer eine Art zusätzliches SF Motiv in der Reihe. In dieser Folge wird aber der bisherige Rahmen der Serie verlassen (oder erweitert), denn die Held*innen begegnen einem Raumschiff mit menschlichen Wesen (und teilweise auch mit menschlichen Trieben). Der Erstkontakt hat, wenn er aus der Sicht der überforderten Steinzeitbewohner*innen geschildert wird, einen gewissen Charme. Der inhaltliche Schwenk ist zudem eingebettet in ein klassisches Setting mit einem Streit zwischen zwei weiteren Völkern in den die Gefährt*innen hineingezogen werden.

Auch die grafische Umsetzung ändert sich mit dieser Geschichte und modernere Techniken und Möglichkeiten halten ihren Einzug in das Repertoire des Künstlers. Zeichnerisch ändern sich vor allem die Figuren: Waren anfangs die Münder nicht immer geöffnet, die Lippen schmal und die Gesichtsfarbe eher einheitlich, zeigt sich in den neueren Arbeiten, dass Aidans zwischenzeitlich an einer erotisch angehauchten Gag-Reihe gearbeitet hat: Die Münder sind immer offen, die Lippen voll und farblich akzentuiert und das Gesicht Ohamas sieht aus wie geschminkt, was durch das bessere Papier erst möglich geworden ist! Zudem tauchen auch auf immer mehr Einzelbildern ihre Brüste auf und ihre Bekleidung wird unpraktischer („Ohama möchte Tunga gefallen und ihn überraschen“).

2004 erschien dann der endgültig letzte Teil, passenderweise mit Das letzte Ufer betitelt. Wieder werden die drei Hauptpersonen samt dem Säbelzahntiger in eine fremde und feindliche Umgebung geworfen. Sie könnte direkt den Pulps der 30-er Jahre entsprechen: eine einsame Insel, Dinosaurier und verschiedene feindliche Stämme von Ureinwohnern. Dazu kommt allerdings wie auch schon in dem vorherigen Band ein SF-Element in Form von weiterentwickelten Lebewesen. Stünde die Story alleine, wäre sie nicht schlechter als ähnliche und würde eine Verfilmung a la Jurassic Park sicherlich erwarten. Im Zusammenhang der 40-jährigen Geschichte von Tunga, Ohama und Nooun fallen die letzten beiden Geschichten allerdings etwas aus der Reihe. Dies liegt nicht an den nicht wirklich dazugehörenden Dinos, die es auch früher schon zu Auftritten gebracht haben, sondern vor allem an den eigentlich gar nicht notwendigen Gastspielen der Weiterentwickelten Wesen. Soviel Däniken muss gar nicht sein.

Zeichnerisch hat sich Aidans mit diesem letzten Teil noch einmal modernisiert. Die Bilder sind einfacher konstruiert und wirken zumindest mit ihren Hintergründen wie aus den Frühzeiten der digitalen Gestaltung. Trotzdem aber immer noch ein Hochgenuss und besser als so manch amerikanische Kost!

Bonus

Die letzten Seiten werden gefüllt mit Skizzen und Vorzeichnungen für die Figuren oder die Tierwelt. Dabei handelt es sich teilweise um Bleistift-/Kohlezeichnungen, es sind aber auch kolorierte Bilder dabei. Sie helfen, das Bild des Künstlers abzurunden und leisten somit ihren Beitrag zu einer rund herum empfehlenswerten Integralausgabe. Kult Comics hat in diesem Bereich mit den editoriellen Beiträgen, den Informationen zu den bisherigen Veröffentlichungen, den Comics und Texten selbst aber auch mit den zusätzlichen Abbildungen sicherlich Standards gesetzt.

Nicht verschwiegen werden soll natürlich die limitierte Vorzugsausgabe, die wieder mit einem Alternativcover daherkommt und ein signiertes Ex Libris enthält.

Dazu passen ein stark gehopftes Bier eurer Wahl und Musik von The Dead South!

© der Abbildungen 2019 Comic Combo, Leipzig

ZACK 243

ZACK 243 (September 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Dantes kehrt zurück! Der Wirtschaftskrimi aus der Feder von Pierre Boisserie und Phillippe Guillaume mit den Zeichnungen von Erik Juszezak geht in die letzte Runde. Neben den gefälschten Kunstobjekten aus der New Yorker Werkstatt war im letzten Teil auch ein falsches Weinetikett aufgetaucht. Der (Luxus-)Wein existiert zwar, allerdings noch nicht mit dem angegebenen Jahrgang. Gleichzeitig kommt es zu einer Entführung des Babys von Dantes und seiner Frau aus der Säuglingsstation. Für Spannung ist also von Anfang an gesorgt. Welches Spiel spielen Christopher Dantes Vater und die Kunstfälscherin? – Solide Krimikost!

Die Fortsetzungen

Der zweite Band von Harmony namens Indigo von Mathieu Reynès geht schon in die dritte Runde: Die Kinder mit den übersinnlichen Fähigkeiten haben sich nicht so weiterentwickelt wie gewünscht. Es übernimmt eine militärisch ausgebildete Truppe die mit Folter nicht nur droht. Bei der blonden Titelheldin schlägt die Methode an; ihre Kräfte verstärken sich. Der Cliffhanger erleichtert das Warten auf das Oktoberheft nicht.

Michel Vaillant war schon immer mehr als reiner Motorsport. In der zweiten Staffel haben Phillipe Graton & Denis Lapière den Krimianteil aber noch einmal erhöht und vor allem auf eine lange Storyline gesetzt. Macau ist schon der siebte Band aber die Auseinandersetzung um die Firma Vaillante mit Ethan Dasz ist noch in vollem Gange. Evelyne hat Beweise, die sie Michel übergeben möchte. Zunächst aber müssen die Zwei auf einem Motorrad durch Macau flüchten. Das gibt Benjamin Benéteau die Gelegenheit zu beweisen, dass er rasante Rennszenen mit Autos genauso gut beherrscht wir Motorradszenen in einer vollen Innenstadt. Zurecht eine der Besten technikorientierten Serien dieses Jahrtausends!

Tessio, der „schlimme“ Bruder von Cassio, hat es endlich geschafft, die letzte Kanope zu bekommen. Nun kann er versuchen, ihre Mutter wieder auferstehen zu lassen und endlich eine Schreckensherrschaft zu etablieren. Es könnte aber sein, dass man ein Übel mit einem anderem austreiben kann. Das Reich der Erinnerungen wird – so scheint es – alle offenen Fragen beantworten und steuert auf einen finalen Höhepunkt zu.

Endgültig und letztmalig verabschiedet sich der Agententhriller die Flügel des Herrn Plomb. In sieben Alben hat Christophe Gibelin ein Verwirrspiel mit Agenten beidseits des Eisernen Vorhangs aufgezogen, das durch persönliche Beziehungen und Konflikte zwischen befreundeten Diensten angereichert wurde. Im Zentrum all dieser Stürme stand ein Fotograf, geplant als Kollateralschaden und doch bis zum Schluss unter den Lebenden. Die Auflösung ist tatsächlich so zynisch wie vermutet!

Und sonst so?

Schon das Editorial des Chefredakteurs verkündet eine frohe Botschaft: Der absolut zu empfehlende Titel de Meimoorden von Eric Heuvel wird ab Februar im ZACK in deutscher Übersetzung erscheinen. Schon jetzt könnt ihr anfangen, die Tage zu zählen!

Neben wie immer genialen Abenteuern auf dem Friedhof unter dem Titel Tizombi dürfen auch Parker & Badger und der Vater der Sterne wieder ran. Insbesondere bei letzterem bleibt zu hoffen, dass irgendwann der Vorrat ausgeht und eine neue Serie ihre Chance erhält.

Neben News und Rezensionen inklusive einer längeren der neuen Luc Orient-Gesamtausgabe im ALL-Verlag interviewt Christian Endres den neuen Zeichner von Conan der Barbar. Mahmud Asrar darf seine Eindrücke schildern und auf seine Vorbilder verweisen. Abgerundet wird das Ganze mit ein paar Einblicken in die neuen Seiten.

Zu der wie immer sehr kurzweiligen Lektüre passen The Selecter mit Daylight und ein Nojito!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Graton – Michel Vaillant 60

Vergessene Siege

Story: Jean Graton
Zeichnungen: Jean Graton

ZACK-Edition

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-86462-153-6

Die Serie

Michel Vaillant ist ein Phänomen; Während der ersten Staffel (1957 – 2007) seiner Abenteuer, die 70 reguläre Alben, mehrere Sonderbände und eine Vielzahl von Kurzgeschichten umfasst, hat der sympathische Held fast alles gefahren, was zu fahren ist, hat geheiratet und einen Sohn bekommen. Die Geschichten von Jean Graton waren immer besonders dicht am echten Motorsport und viele der gezeichneten Konkurrenten waren tatsächliche Cracks in der Formel 1 oder 2 oder im Motorradrennsport. Mittlerweile werden die Geschichten unter der deutschen Bezeichnung zweite Staffel von Phillipe Graton, also dem Sohn, getextet und sind deutlich modernisiert worden.

Im Berliner MOSAIK Verlag erscheinen nicht nur die monatlichen mosaik und ZACK-Hefte, sondern auch beide Staffeln der Michel Vaillant-Bände in einheitlicher Aufmachung mit redaktionellen Infos zum Thema des Bandes. Es bedarf nur noch 4 weiterer Ausgaben und dann liegt der ursprünglich als Michael Voss in Deutschland gestartete Klassiker der Ligne Claire erstmals komplett in einer Reihe auf Deutsch vor. Mehr dazu in der Besprechung von Band 54.

In Deutschland spielte die Serie besonders in Comic-Magazinen immer eine große Rolle. Schon 1965 erschienen die ersten Folgen in der Mickyvision, später dann im Koralle-ZACK. Das aktuelle ZACK-Magazin hat ebenfalls von Zeit zu Zeit den klassischen Rennfahrer zu Gast, präsentiert aber vor allem die aktuellen Bände der zweiten Staffel. Für spezielle Auftraggeber erstellte Werbecomics mit Held*innen aus dem Vaillante-Kosmos finden sich auch in der Sprechblase und im ZACK 241.

Die „Vergessenen Siege“

Der 1997 erschienene sechzigste Band der Serie stand unter keinem guten Stern, denn Graton musste sich einer Operation unterziehen und konnte kein neues Material erstellen. Als – erfolgreiche – Notlösung entschloss man sich, sechs Kurzgeschichten aus den siebziger Jahren, die nur in lange vergriffenen Sonderbänden veröffentlicht worden waren, zusammenzufassen.

Die deutschen Herausgeber haben jede einzelne Geschichte mit ein paar einführenden Worten versehen, die den historischen Kontext wiederherstellen und einige der zum Teil seit langem verstorbenen Personen vorstellen. Zusätzlich findet sich jeweils eine Notiz, unter welchem Titel und wo diese Geschichte bereits früher veröffentlicht worden ist. Sehr löblich!

Zolder featured den später tödlich verunglückten französischen Rennfahrer Francois Cevert und führt zurück in die Zeit da Michel noch unverheiratet war.

Ein Rennen für eine Margarite sieht Steve Warson im Vordergrund als Fahrer eines Stockcar-Rennens. Trotz aller Tragik im Verlauf des geschilderten Rennens steht hier aber der Humor im Vordergrund.

Sie kamen aus dem Osten führt ein in die Hölle des Ice-Speedway und zeigt ausnahmsweise kein Rennen mit Vaillante-Beteiligung. Die Geschichte fügt aber dem Menschen Michel neue Facetten hinzu.

Auch in der Hölle der „6 Stunden“ muss der Titelheld erkennen, dass Erfolg und Todesgefahr eng beieinander liegen. Das Speedboatrennen unter dem Eifelturm ist nichts für schwache Nerven.

Kampf um 1/10 ist die einzige Formel 1 Erzählung in dieser Zusammenstellung. Die eigentlichen Helden dieser Seiten sind diejenigen, die nie im Rampenlicht stehen: Die Mechaniker und Techniker, die alles aus einem Wagen herausholen müssen damit der Fahrer überhaupt eine Chance hat, sein Können in die Waagschale zu werfen.

Die letzte Story ist wieder dem sympathischen Hitzkopf Steve Warson gewidmet. In Ich mag nur Dragster! muss der Amerikaner beweisen, dass er nicht nur eine große Klappe hat.

Das Artwork

Jean Graton ist ein Meister der Darstellung von Fahrzeugen aller Art. Egal ob stehend oder in kraftvoller Bewegung, die Details sind immer erkennbar und wohl deswegen ist die Hauptzielgruppe der 14 bis 16-jährigen Jungen schon damals so begeistert gewesen. Die aktuelle Serie legt dagegen viel mehr Wert auf die Handlung.

Neben den Boliden sind aber auch die „echten“ Rennfahrer gut getroffen und die Personendarstellung überhaupt (vielleicht abgesehen von dem typischen markannten Kinn) gut gelungen. Trotz aller Detailgenauigkeit ist Graton aber auch ein Vertreter der klaren Linie. So sind Bösewichte relativ schnell zu erkennen (ohne dass Graton dabei in Klischees verfallen würde).

Fast sensationell sind seine Rennszenen. Das Fernsehen der damaligen Zeit kannte nur den Blick von außen aber Graton bietet das Geschehen aus der Sicht des Fahrers!

Für die Fans des alten ZACK, die nicht jeden Michel Vaillant-Band kaufen (wollen) ist diese Zusammenstellung auf jeden Fall interessant. Sie bringt typische MV-Stories aus dem ZACK und der ZACK-Parade, allerdings auf gutem Papier und in exzellenten Farben. Der Verlag hat mit den editoriellen Notizen alles richtig gemacht und die zusätzlichen Abbildungen aus den in Deutschland nicht erschienenen Sonderbänden sind ein weiteres Plus. Außerdem ist der Band sehr abwechslungsreich da immer andere Sportarten und Hauptfiguren im Fokus stehen!

Dazu passen sportgerechte isotonische Getränke und „Liberty of Nolton Folgate“ von Madness, denn auch hier variieren die Engländer ein Grundthema in jedem Stück.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Reddition 70 – Pierre Christin

Reddition 70 – August 2019

Reddition 70 – Dossier Pierre Christin

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 76 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: n/a

Zeichner*innen sind die Aushängeschilder der Neunten Kunst. Sie werden gefeiert, gewürdigt und mit Dossiers gewürdigt. Szenarist*innen dagegen führen ein Schattendasein, werden vergessen, ignoriert oder bestenfalls als Teil eines Duos gesehen. Trotzdem wurde der siebzigjährige Pierre Christin im Januar 2019 in Angoulême für sein Lebenswerk ausgezeichnet und mit „Ost-West“, gezeichnet von Philippe Aymond, liegt auch seine Biographie vor. Eben jenes Werk war seine 99. Veröffentlichung; genug Stoff also, um zurückzublicken, einzuordnen und zu werten.

Der Autor

Pierre Christin ist in Paris aufgewachsen und hat bereits als Kind Jean-Claude Mezieres kennengelernt. Jener sollte später seine Karriere als Comic Zeichner ausschließlich auf Szenarios von Christin aufbauen, insbesondere die ursprünglich im Koralle-ZACK und später bei Carlsen veröffentlichte Science-Fiction Reihe „Valerian und Veronique“ machte die beiden in Deutschland bekannt. Der Szenarist hat aber auch mit vielen anderen Stars wie Enki Bilal, Annie Goetzinger, Jean Vern oder eben Philippe Aymond zusammengearbeitet. Die wichtigsten Stationen dieses langen Schaffens werden in der Reddition 70 in gewohnt ausführlichen Artikeln mit reichlich ergänzendem Bildmaterial vorgestellt.

Ein wesentliches Moment der Dossiers von Volker Hamann ist immer eine Bibliographie der Werke, die einerseits die Originalveröffentlichung nachweist, andererseits aber auch alle deutschen Ausgaben auflistet und dabei sogar noch auf die Unterschiede hinweist. Gerade bei einem so vielschichtigen Autor, der zudem noch nur sehr unvollständig übersetzt worden ist und keinen deutschen „Haus“-Verlag besitzt, hilft die Liste, Übersicht zu gewinnen.

Christin gehört zu der französischen Generation Intellektueller, deren Denken marxistisch geprägt ist. Nicht, dass sie Kommunist*innen wären, aber Dialektik, Verankerung von Politik in Ökonomie und Akzeptanz eines Klassenmodells sind Bestandteil ihres Wissens. Er hat in Politikwissenschaften an der Sorbonne graduiert und unter anderem in Salt Lake City gelehrt. Seine Erlebnisse während des USA Aufenthaltes aber auch während seiner Reisen in den östlichen Teil der Welt beschreibt die oben angesprochene Biographie sehr gut. Sie erlaubt ein besseres Verständnis seiner Werke. Er hat im Übrigen nicht nur Comicszenarien verfasst sondern auch wissenschaftliche Publikationen und Romane.

Als Szenarist schreibt er zunächst einige Kurzgeschichten, die in Umsetzung von Mezieres in Pilote erscheinen. Schon bald folgen auch Umsetzungen anderer Künstler in Total Journal und bereits 1967 die erste Geschichte von Valerian (et Laureline, wie Veronique im Original heißt) in Goscinnys Pilote. Das definitiv letzte Abenteuer dieser Beiden wird im Herbst auf Deutsch veröffentlicht werden. Die Begründung dafür gibt es im Magazin! Obwohl es sich auf den ersten Blick um eine SF-Serie für jugendliche Leser handelt, wird auch hier deutlich, dass Christin etwas zu sagen hat und nicht nur banale Geschichten erzählt. Seine Themen sind Macht(missbrauch), Umweltzerstörung, Sexismus oder Religionskritik. Während anfangs der Zeigefinger noch deutlicher zu spüren ist, verblasst der moralische Impetus später etwas.

Neben dieser Serie, die sich im Zukünftigen abspielt, allerdings aufgrund der Zeitreisen auch oft genug in der Gegenwart ankommt, hat sich Christin in der Zusammenarbeit mit Jaques Tardi und Annie Goetzinger der Vergangenheit zugewendet. Insbesondere mit letzterer stellt er Frauenschicksale in den Vordergrund, die exemplarisch Unterdrückung und Entwicklung zeigen. Aus dieser Zusammenarbeit entstehen auch die Geschichten über die Detektivin Hardy und ihre Fälle.

Die Gegenwart – und hier fallen die gleichen politischen Themen wie bereits erwähnt an – wird dann mit Aymond, vor allem aber mit Enki Bilal und in der gemeinsam mit Andreas C. Knigge veröffentlichten Anthologie Durchbruch zerlegt. Hier zeigt sich auch, dass der materialistisch geprägte Autor in keiner Weise als linientreu zu bezeichnen wäre.

Das Dossier

Ein großer Teil dieser Ausgabe wird von Andreas C. Knigge bestritten. Er führt zunächst ausführlich in die Thematik ein und beschreibt den Menschen mit seinen Ecken und Kanten. Bereits hier wird deutlich, wie vielschichtig das (nicht nur künstlerische) Leben des Szenaristen ist und wie akribisch er seinen beruflichen Herausforderungen begegnet. Er steuert dazu noch kurze Beiträge über die Zusammenarbeit Christins mit Jean Vern und André Juillard sowie ein Interview mit Mezieres bei.

Die Würdigung der wohl bedeutendsten (europäischen) SF-Comic-Serie Valerian übernehmen Volker Hamann und Roland Mietz. Ergänzt wird dieser Teil durch eine sehr persönliche Auseinandersetzung Georg Seeßlens mit der filmischen Umsetzung von Valerians durch Luc Besson. Lesenswert aber sicherlich nicht von allen geteilt.

Michael Hein beschreibt die Zusammenarbeit mit Bilal und ihr Scheitern während Falk Straub die Kollaboration mit Annie Goetzinger darstellt. Das Zusammenwirken mit Aymond, der der letzte „Ziehsohn“ Christins ist, wird ebenfalls gewürdigt und zwar von Bernd Frenz.

Beilage nur für Abonnent*innen

Abgerundet wird das Ganze durch die bereits erwähnte Bibliographie und die Beilage für Abonnent*innen: In deutscher Erstveröffentlichung gibt es im Querformat die Geschichte „Der Mühe gerechter Lohn“ aus dem Jahr 1966. Mezieres setzt ein Szenario von Linus (so das damalige Pseudonym des um seine Reputation fürchtenden Wissenschaftlers Christin) aus der Schauerromantik um!

Insbesondere in Ergänzung zu Ost-West eine sehr gelungene Würdigung des großen Szenaristen. Viele Details, Abbildungen und Fotos erlauben einen Einblick in Schaffen und Arbeitsweise aber auch den Menschen dahinter.

Dazu passen eine Kanne (fair gehandelter) Kaffee und Musik im Spannungsfeld von Blues und Jazz, etwa von Chet Baker.

© Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2019 und die Autoren

ZACK 242

ZACK 242 (August 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das Jubiläumsjahr ist nun schon fast selbst Geschichte, findet aber in diesem Heft seinen verdienten Abschluss mit der Vorstellung der Mitarbeiter*innen hinter den Kulissen. Marketing, Messe, Lettering, Presse, Vertragswesen, Organisation wollen betreut oder gemacht werden und alles braucht seine Spezialist*innen. Dieser Beitrag stellt sie vor!

Der Neustart

Das Cover darf in diesem Heft Cassio zieren. Die Serie von Stephen Desberg und Henri Reculé geht in die letzte Runde: Das Reich der Erinnerung wird (hoffentlich) alle offenen Fragen auflösen und steuert auf den Höhepunkt zwischen Cassio und seinem Bruder Tessio zu. Die Geschichte beginnt blutig in einem Kloster, denn dort wird die gesuchte ägyptische Kanope aufbewahrt. Für die neu hinzugekommenen, denen das jetzt überhaupt nichts sagt: Einerseits gibt es eine (sehr) kurze Einführung, andererseits sind die Zeichnungen gut genug und die Story so spannend und abwechslungsreich durch Orts- und Zeitwechsel, dass Cassio auch ohne Vorkenntnisse Spaß machen sollte. Desberg ist eindeutig in Europas Stilen verwurzelt. Eine Beeinflussung durch amerikanische Zeichner lässt sich aber auch erahnen.

Die Fortsetzungen

Die neuen Abenteuer von Michel Vaillant sind eine Mischung aus Wirtschaftskrimi und (modernem) Rennsportcomic. Während einerseits die Boliden gezeigt werden, die durch Macau rasen, steuert die Auseinandersetzung zwischen Vaillante und Dasz auf einen neuen Höhepunkt zu. Zum einen will letzterer die traditionelle Firma, vor allem aber die Familie Vaillant komplett vernichten, zum anderen scheint der Betrüger betrogen zu werden. Benjamin Benéteau hat mittlerweile alle Personen verinnerlicht und beweist mit den Rennszenen, dass er auch dieses Thema perfekt beherrscht. Das Szenario von Philippe Graton & Denis Lapière ist spannend und hat der ehrwürdigen Serie neues Leben eingehaucht. Nicht, dass der klassische Michel schlecht wäre. Er trifft nur nicht mehr den jugendlicheren Leser. Mit der Aufnahme der Krimi- und E-Auto-Themen wird die Brücke geschafft. Sonst wäre die „neue“ Serie wohl auch nicht bereits im siebten Band.

Harmony von Mathieu Reynès erzählt die Geschichte von mutierten Kindern mit speziellen Fähigkeiten. Hier geht es aber nicht um die Frage, wie die Mutanten zur Gesellschaft stehen, sondern darum, ob die Fähigkeiten ausgebeutet werden dürfen oder doch die Interessen der Kinder im Vordergrund stehen sollten. Nicht nur Revolutionen fressen ihre Kinder. Auch Reynès hat außer den europäischen noch andere Einflüsse; hier sind es aber die japanischen. Lesenswert und zu Recht in Frankreich sehr erfolgreich!

Die Flügel von Herrn Plomb gezeichnet und geschrieben von Christophe Gibelin gehen in ihren vorletzten Teilabdruck; Verbindungen werden genauso offensichtlich wie die Ignoranz von Geheimdiensten gegenüber Zivilisten: Opfer sind einkalkuliert! Detailreich gezeichnet, witzige Hommage an Stan und Ollie und ein Plot, der natürlich übertrieben ist, allerdings nicht so stark, dass er vollkommen unglaubwürdig wäre.

Bonneville Vier Null Sieben! von Marvano geht dagegen in dieser Ausgabe zu Ende. Ein Comic, der einen Salzsee, der als Rennstrecke dient, zum Helden hat, ist sicherlich nicht alltäglich und auch nicht einfach. Während über die zeichnerischen Fähigkeiten Marvanos wohl keine Diskussion nötig ist, ist die Aneinanderreihung von Bildern und Texten vielleicht nicht jedermanns Sache. Natürlich entsteht aus den Teilen ein Ganzes, sogar ein lehrreiches und persönlich freue ich mich auf den angekündigten zweiten Teil, bin aber gespannt, wie es euch damit geht. Meinungen?

Und Sonst?

Bernd Hinrichs berichtet über frankobelgische Comic-Verfilmungen und ist immerhin schon bei G wie Gaston angekommen und dann gibt es ja noch die Kurzgeschichten:

Parker & Badger beschreiben (peinliche) Alltagssituationen, die nicht immer, aber dieses Mal wirklich gut gelungen sind. Der Vater der Sterne versucht so etwas wie Pädagogik aus Nerdistan zu vermitteln und scheitert mal wieder. Aber es gibt ja noch Tizombi von Cazenove & Maury mit gleich drei Folgen in diesem Heft. Allein wegen dieser Seiten lohnt sich der Kauf!

Dazu passen The Slackers (laufen gerade im Hintergrund) und wetterangemessen viel Wasser, natürlich selbst gesprudelt…

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Vance/Albert – Bruno Brazil 2

Kommando Kaiman

Story: Louis Albert (Greg) 
Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Commando Caiman

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-52-2

Auch der zweite Band der Abenteuer von Bruno Brazil aus der Feder von Louis Albert (d. i. Greg), gezeichnet von William Vance, ist bereits erschienen. War der weißhaarige Held in den Kurzgeschichten und im ersten Abenteuer noch solo als Geheimagent im Stile eines James Bond unterwegs, hat die Serie nun zu ihrer wahren Ausrichtung gefunden und präsentiert sich als knallharte Action.  Wer einen Vergleich der Wandlung möchte, kann sich den Wechsel in etwa von Bonanza zu einem Italo-Western vorstellen. Mit dieser neuen Ausrichtung schaffte die Serie endgültig den Sprung zu den beliebtesten Serien sowohl in Tintin als auch später im ZACK des Koralle-Verlages. Sowohl das ZACK als auch die spätere Albenveröffentlichung im Carlsen-Verlag startete dann auch aus Marketingerwägungen mit dieser zweiten Folge.

Die Story

In Fernsehprogrammen tauchen weltweit plötzlich Einblendungen auf, die von einer Piratenstation zu kommen scheinen. Geheimdienste befürchten, dass diese Sequenzen zur Manipulation der Zuschauer*innen geeignet sein könnten, und planen, den Störsender zu beseitigen. Immerhin ist auch der ungefähre Standort im Dschungel bekannt, eine Operation scheint aber sehr gefährlich. Also muss der beste Mann des Geheimdienstes, eben Bruno Brazil ran, der zur Bedingung erklärt, sein eigenes Team zusammenstellen zu dürfen.

Im Folgenden werden die einzelnen Teammitglieder vorgestellt, die zwar alle eine militärische Vergangenheit haben, in der Zwischenzeit aber bestenfalls im Zirkus, im schlechtesten Fall aber im Knast gelandet sind. Nach einer kurzen aber intensiven Trainingseinheit geht es los und schon vor dem wirklichen Beginn scheint der erste Kandidat, Gaucho Morales, aus dem Team zu fallen. Auch Brunos kleiner Bruder Billy steht im Mittelpunkt, denn er ist sich nicht sicher, ob er wirklich schon gut genug ist und leidet unter Komplexen.

Auf dem Gelände des Piratensenders kommt es zu einer harten Auseinandersetzung zwischen dem „Kommando Kaiman“, also der Spezialeinheit, und den Gangstern. Wer im ersten Band noch geglaubt hatte, dass Gewaltszenen nur angedeutet werden würden, wird hier eines anderen belehrt. Obwohl mit heutigen Augen betrachtet relativ harmlos, stellte die Serie (ähnlich einer anderen wohlbekannten Serie von Greg namens Comanche) eine neue Qualität für das früher eher betuliche Comic-Heft Tintin/Kuifje dar. Dazu kommt der harte Zeichenstil von Vance, der den einen oder anderen tapferen Pfandfinder unter den Leser*innen deutlich erschreckt haben dürfte.

Trotz aller Gewalt steht diese aber nicht als Selbstzweck im Raum, sondern versucht den Alltag dieser Sondereinsatztruppe darzustellen und damit auch die Bedrohung durch eine neue Art von Feind abzubilden. Der kalte Krieg ist in höchsten Zügen, das Feindbild des bösen Kommunisten in Europa aber schon nicht mehr vermittelbar und so müssen modernere Gegner geschaffen werden.

Die Umsetzung

Wie bereits erwähnt, hat William Vance mit diesem Album seinen harten Strich gefunden. Schraffuren schaffen Kontraste im Vordergrund und der Hintergrund wird oft nur durch die Kolorierung akzentuiert. Die Bildausschnitte wirken oft wie von einer begleitenden Kamera, die Schnitte sind teilweise schnell und von Perspektivwechseln begleitet. Das Grundraster der Seite bleibt aber zunächst traditionell im vierreihigen Layout mit gezielten Überspannungen in Actionszenen. Die Details der Menschen sind nur in Nahaufnahmen ausgearbeitet, mit zunehmender Distanz verschwinden die Genauigkeiten und werden durch Linien ersetzt, die nur noch Emotionen erkennen lassen.

Der moderne Stil kam nicht nur damals gut an und so ist die Serie auch so viele Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung (die letzte Folge erschien im Tintin 29/69 heute vor genau 50 Jahren) immer noch ein Erfolg. Wie gut, dass die Generation ZACK mittlerweile genügend Geld hat, um alle ihre Jugenderinnerungen wieder neu zu erstehen. Der All-Verlag hat aber auch eine mustergültige Hardcover-Ausgabe vorgelegt und der editorielle Begleittext von Bernd Weckwert tut sein Übriges. Wie schon im ersten Band werden darüber hinaus viele Originalcover und Zeichnungen sowie Fotos präsentiert.

Ausschnitt aus dem Ex Libris der limitierten Vorzugsausgabe

Der All-Verlag setzt dabei auch seine Verkaufspolitik fort, limitierte Vorzugsausgaben anzubieten. Neben einem Schutzumschlag gehört dazu ein drucksigniertes Ex-Libris in einer Auflage von 111 Exemplaren!

In Fernsehkrimis gehen die Held*innen oft am Ende der Episode in eine nette Bar um etwas zu trinken. Zu diesem Comic passt das nicht wirklich und so könnte es eher ein nicht zu edler Whisky aus dem Flachmann im Wartebereich eines improvisierten Lazaretts sein; es passt dazu also ein typischer Whisky für Film-Agenten: Black & White. Musikalisch könnt ihr euch von eher anstrengen Klängen begleiten lassen: Die frühen Black Sabbath nehmen das Feeling ganz gut auf.

© der Abbildungen 2019 All-Verlag

Paape/Greg – Luc Orient 3

Luc Orient Band 3 – Der Tyrann von Terango

Story: Greg (Michel Regnier)
Zeichnungen: Eddy Paape

Originaltitel: Le maître de Térango

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-946522-54-6

Diese Geschichte ist Bestandteil eines Meilensteins der deutschen Comic-Geschichte, war sie doch Teil der Ausgabe 17/1972 von ZACK, dem neuen Comic-Magazin aus dem Koralle-Verlag, das ein paar Jahre lang europäische Maßstäbe setzen sollte und eine ganze Generation geprägt hat.

Die Story

Auch wenn niemand wirklich erklären kann, warum man dort mit der dritten Folge eines fünfteiligen Abenteuers startete, man tat es und damit begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte dieser Science-Fiction Serie aus der Feder von Greg und mit den Zeichnungen von Eddy Paape. Der All-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Klassiker wieder aufzulegen und dabei ein neues, der Originalhandschrift von Paape nachempfundenes Lettering zu verwenden. Mehr Infos in den Besprechungen zu Teil 1 und 2. Gleichzeitig erscheint im Übrigen mit Bruno Brazil auch eine weitere klassische Serie von Greg im All-Verlag und die Gesamtausgabe von Andy Morgan bei Carlsen ist gerade komplett.

Nachdem die Überlebenden der Expedition von Terango mit Hilfe von Luc Orient und seinen Freunden von Eurocristal die Erde wieder verlassen konnten, sitzen die Held*innen zeitgemäß trinkend und rauchend zusammen. Während Luc Nachschub holt, wird er von Lec-Hoj angesprochen, der mit seiner Besatzung bereits zurück auf der Erde ist. Auf Terango hat es während der lange andauernden Abwesenheit einen Putsch gegeben und der neue Herrscher Sectan will die Erde und weitere Planeten überfallen und unterjochen. Die Rebellen sind unterlegen und brauchen dringend Hilfe von außen, zumal sie hoffen, dass die Erdbewohner taktische Ideen haben werden, die von Sectan nicht antizipiert werden können.

Auf dem Flug nach Terango werden Toba und Dr. Kala erfolgreich einer Operation unterzogen, die sie die Terangische Atmosphäre atmen lässt. Bei Luc und Lora klappt das (natürlich) nicht reibungslos, so dass sich bereits im ersten Drittel ein großer Spannungsbogen auftut, denn die Landung bleibt nicht unbemerkt und der Krankentransport muss unter großen Schwierigkeiten stattfinden.

Im weiteren Verlauf der Handlung spielt Greg virtuos mit bekannten Invasionsthematiken, die aber alle spiegelverkehrt sind, da sich hier die Menschen als Aliens auf einer anderen Welt aufhalten und damit das Überraschungsmoment darstellen.

Die Umsetzung

Paape darf bei seinen Zeichnungen aus dem Vollen schöpfen. War er in den ersten beiden Bänden noch in gewisser Weise an die terrane Fauna und Flora gebunden, ist er jetzt schrankenlos und kann der Fantasie folgen. Aber auch die Actionszenen und die technischen Darstellungen sind extrem gut gelungen und stellen vor allem die Filmkunst der damaligen Zeit (Ende der 60-er Jahre) komplett in den Schatten. Heutzutage kann man sich das nach dem Siegeszug der CGI-Technik kaum noch vorstellen, aber damals bestanden Kulissen noch aus Pappmache. Umso spektakulärer waren die Möglichkeiten des Comics.

In einigen Teilen dieser Serie sind Handlungsanteile durchaus verteilt; hier allerdings ist alles auf den blonden Helden abgestellt. Lora und Dr. Kala sind genauso Staffage wie die Freunde und Feinde aus Terango. Allein Toba darf Teile des Ruhms auf sich vereinen. Schon bald wird sich das aber wieder geben und deshalb sei das hier auch nur als marginale Kritik (und zwar hauptsächlich am damaligen Zeitgeist) vermerkt. Greg kann es besser.

Sagte ich es schon? Wer die Serie nicht schon als EHAPA-Gesamtausgabe im Regal hat und entweder der Generation ZACK angehört oder ein Faible für gut gemachte Science Fiction oder Abenteuergeschichten hat, sollte zuschlagen. Wer sich für alte TinTin-Geschichten und die Geschichte drumherum interessiert, ebenfalls, denn Volker Hamann berichtet – wie immer reich illustriert – wissenswertes über Eddy Paape und die damalige Zeit, und außerdem gibt es in deutscher Erstveröffentlichung den dritten Teil des Werbecomics von Valfruit! Und wer ein Sammelobjekt haben möchte, sei auf die limitierte Vorzugsausgabe verwiesen.

Dazu passen Jeff Wayne’s War of the World und ein Glas Pampelmusensaft!

© der Abbildungen 2019 All-Verlag, Wipperfürth

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