Zauberstern – Phantom 9

Betondschungel

Story: Mike Bullock & Kevin Grevioux, Tony DePaul

Zeichnungen: Samicler Concales, Paul Ryan

Originaltitel: The Phantom Annual 2 (2008), Phantom Daily Strip 2006 (5/15 – 12/30) USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-058-4

Cover Zauberstern Phantom 9

Alle zwei Monate gibt es für Phans neues Lesefutter am Kiosk. Simeon Hrissomallis bemüht sich dabei, sowohl die Liebhaber*innen des klassischen Zeitungsstrips zufrieden zu stellen als auch diejenigen, die Comichefte bevorzugen. Da in Deutschland über Jahrzehnte kein Material erschienen ist, ist der Fundus an „guten“ Geschichten groß genug, um jeweils 100 Seiten zu füllen!

Gute Freunde und böse Menschen

Die aktuelle Ausgabe wird von einem Crossover eröffnet: Mit dem Phantom, Mandrake und Lothar treten gleich mehrere Figuren von Lee Falk auf. In Betondschungel werden daher Gangster auch mit magischen Mitteln bekämpft. Der Hintergrund ist aber eine ernsthafte Thematik, die tatsächlich ein großes Problem ist: Viele bisher unbekannte Dschungel-Pflanzen enthalten Substanzen, die je nach Dosierung positive oder negative Einsatzmöglichkeiten haben. Es geht nicht nur darum, die Ausbeutung der Natur nicht ungeregelt zuzulassen, es gibt auch einen nicht immer fair ausgetragenen Wettlauf zwischen Konzernen. Nicht zuletzt versprechen solche Substanzen leider auch einen hohen Gewinn für illegale Organisationen.

Dazu kommen zwei Storylines aus den Dailys: In Die Rückkehr der Python kehrt ein „alter Bekannter“ zurück: Chatu. Dieser nimmt irrtümlicher Weise an, dass er das Phantom vor Jahren getötet habe und startet nun erneut seine terroristischen Aktivitäten in Bangalla. Sklavenhändler weist erneut auf ein immer noch aktuelles Problem hin. Obwohl die Sklaverei offiziell abgeschafft ist, gibt es Organisationen die Flüchtlinge (oft genug gegen teures Geld) illegal an einen Ort bringen, an dem sie ihre „Schulden“ tilgen müssen und unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden.

Backcover Phantom

US-Mainstream und Zeitungsstrip

Die Zeichenstile sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Während Samicler Concales den Comicheft-Markt bedient und sich im amerikanischen (Super-)Helden Mainstream befindet, ist Paul Ryan einer der guten Zeichner der Tagesstrips gewesen. Er hatte den Niedergang des Strips bremsen können.

Die Comic-Heft-Reihen waren in der Vergangenheit in verschiedenen Häusern heimisch, unter anderem hatten sowohl DC als auch Marvel eine entsprechende Phase. Seit mittlerweile über 20 Jahren erscheinen Phantom-Titel bei Moonstone.

Kandidat für die Jahresbestenliste

So langsam nähert sich das Jahr dem Ende und Spekulationen über die Jahresbestenliste gewinnen an Substanz. Der (geglückte) Versuch, beide Traditionslinien des Phantoms (Strip & Comic) miteinander zu verbinden, und dabei gleichzeitig auch noch Material aus unterschiedlichen Ländern zu verwenden, ist sicherlich ein Wagnis gewesen. Außerdem hat die Vergangenheit bewiesen, wie schwierig es ist, in Deutschland ein Comic-Magazin am Kiosk zu etablieren.

Zum Erfolg beigetragen hat die Qualität der ausgewählten Stories, die erfolgreiche Ansprache der Phans, die auf den Leser*innenseiten kräftig mitmachen, und sicherlich auch ein wenig die Rückkehr der Pulps. Die kleine Flucht ist wieder modern und hier wird sie möglich. Das wird nicht zuletzt auch dadurch ermöglicht, dass die Portionen mit 100 Seiten relativ groß sind und nicht nur kurze 5 Minuten-Pausen ermöglichen!

Dazu passen Sweet („Hellraizer“) und ein Schwarzriesling.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc 2006 & Moonstone Books 2008 / Zauberstern Comics 2023

Zauberstern – Phantom 8

Hinter der Maske und andere Stories

Story: Martin Powell, Tony DePaul
Zeichnungen: 
Hanibal King, Paul Ryan

Originaltitel: The Phantom Unmasked 1 & 2, 2010, USA; Phantom Daily Strip 2005, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-057-7

Cover Zauberstern - Phantom 8

Wie die Zeit vergeht, schon wieder zwei Monate rum und das neue Phantom-Magazin ist in der Post. Nach einer kurzen Pause gibt es erneut eine neue Story von Moonstone, also für die Freund*innen der modernen Erscheinung, und zwei klassische Geschichten aus dem Run von DePaul und Ryan

Kinder in allen Variationen

Das begleitende Thema aller Geschichten in diesem Heft sind Kinder. Den Anfang macht eine junge Frau die als Kind von dem Phantom aus einem brennenden Haus gerettet worden war. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis ihres Retters zu lösen und das Gesicht Hinter der Maske zu enthüllen. Eine typische Magazin-basierte Story, die sich Zeit lassen kann, eine Geschichte zu entwickeln.

Die Daylies sind formatgerieben etwas anders ausgerichtet. Sie müssen jeden Tag aufs Neue dazu beitragen, dass ihre Leser*innen die gestrige Tageszeitung auch heute kaufen. Der Spannungsbogen muss daher konstant hochgehalten werden. Zunächst geht es in Die Sünden des Vaters um einen Strafgefangenen, der dem Präsidenten von Bangalla eine Geschichte erzählt. Tatsächlich befürchtet er, dass seine Kinder Dummheiten begehen werden, um ihn zu befreien.

In Familienbande stehen dann die Kinder des Phantoms im Mittelpunkt: Sind sie in der Lage, im Dschungel zu überleben? Wären sie bereit und fähig, im Falle eines Falles die Nachfolge anzutreten? Oder geht es um etwas ganz anderes?

Für jede*n etwas

Die Tüte Buntes enthält wieder für beide Lager etwas. Die Modernisten erhalten eine geballte Ladung amerikanischen Heftchen-Mainstreams mit dem ältesten noch aktiven maskierten Helden, die anderen eine genauso große Lieferung von Zeitungsstrips. Beide Stränge haben sowohl Anteile im Dschungel als auch in der Stadt, sind spannend und nicht unbedingt vorhersehbar.

Illustration Phantom

Ich bleibe dabei: Der Reiz von diesem Konzept liegt in der Abwechslung! Das vorhandene Material ist groß genug, um noch viele weitere Magazine füllen zu können.

Stabile Lieferung

Die Reihe hat es tatsächlich geschafft, sich auf dem Markt zu etablieren. Nicht jede*r hätte darauf gewettet, dass das Phantom sich so lange hält. Das zeigt, dass das Konzept der Mischung aufgeht und vor allem auch, dass der „alte“ unsterbliche wandelnde Geist noch immer viele Phans in Deutschland hat. Alles richtig gemacht!

Dazu passen Nick Cave & The Bad Seeds und ein Mate.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc. TM Hearst Holdings, Inc. 2005 & Moonstone books 2010 / 2023 Zauberstern Comics

Zauberstern – Flash Gordon 1

Zeitgeist und andere Stories

Story: Eric Trautmann, Al Williamson, Archie Goodwin
Zeichnungen: 
Daniel Indro, Al Williamson, Frank Bolle

Originaltitel: Flash Gordon (Dynamite – 2011), Flash Gordon (Sep & Nov 1966)

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-000-3 (Würz-Cover), 978-3-98953-001-0 (Sombetzki-Cover)

Cover A Flash Gordon 1

Zauberstern Comics hatte sie groß angekündigt, die Rückkehr der Helden! Den Anfang machte Das Phantom, das schon lange nicht mehr an deutschen Kiosken präsent gewesen war. Der nächste Streich war Mikros, eine Gruppe von Superheld*innen, die mit Insekten-DNA „verbessert“ worden waren. Nun also einer der Urväter der Science-Fiction-Comics, Flash Gordon! Während Mikros (wie auch der nächste Ableger, Van Helsing) eine chronologisch durchlaufende Serie präsentiert, bieten das Phantom und Flash Gordon einen Mix aus neuem und klassischem Material.

Die Gefahr aus dem Weltall

Ein klassisches Setting für die frühe Science-Fiction-Literatur war die Bedrohung der Menschheit durch eine außerirdische Gefahr. Zwei Weltkriege hatten Europa und Amerika vor Augen geführt, dass moderne Kriege mit ihren Massenvernichtungswaffen und all der Technik nicht mehr auf einige Schlachtfelder einzugrenzen waren, sondern die ganze Bevölkerung existentiell bedrohen konnten. Wie viel schlimmer würde erst eine Bedrohung von weiterentwickelten Außerirdischen sein?

In dem Fall von Flash Gordon kommt die Bedrohung von einem wandernden Planeten, Mongo, und seinem Herrscher Ming, dem Gnadenlosen. Er will die Erde versklaven und ausbeuten. Ein verkannter Wissenschaftler, Dr. Hans Zarkov, der ehemalige Football-Profi Flash Gordon und die Journalistin Dale Arden reisen in einem von Zarkov konstruierten Raumschiff nach Mongo, um zu versuchen, die Erde zu retten. Diese erste Geschichte wird in Zeitgeist neu und modernisiert erzählt.

Cover B Flash Gordon 1

Die klassischen Geschichten Geheimnis der Eisdrachen, Volk der Tiefe, Todesfalle von Mongo und See-Bestie von 1966 zeigen einzelne Abenteuer, die zeitlich weit nach der Origin-Story spielen. Nachdem die Erde zunächst gerettet ist, fliegen die drei Held*innen immer wieder hinüber nach Mongo um dort „nach dem Rechten zu sehen“. Dabei treffen sie auf alte und neue Herausforderungen.

Hyper-Realismus und Zeitungsstrip-Style

Das Schöne an diesem Konzept von Zauberstern ist der Stilmix! Zunächst der Dynamite-Part, der unter künstlerischer Leitung von Alex Ross stand und sehr realistische Bilder mit einer Überbetonung des Körperlichen mischt (überspitzt: Als ob es nur Arnold Schwarzeneggers und Jane Fondas gegeben hätte …) und dabei die Action und Spezialeffekte betont.

Die zweite Hefthälfte ist dann geruhsamer. Sie zeigt zunächst zwei Geschichten des großen Al Williamson, der, in durchaus flexiblem Layout, detaillierte Hintergründe und 60-er Jahre-orientierte Vorstellungen von außerirdischen Kleiderordnungen präsentiert. Frank Bolle übernimmt nahtlos. Durchaus interessant, wie sich die Vorstellungen über die Jahrzehnte gewandelt haben. Wie bei Phantom wird es wieder zwei Lager geben, doch für mich machte es gerade die Mischung.

Flash Gordon advertisement

Die Rückkehr der Held*innen

Tatsächlich löst Zauberstern Stück für Stück die von vielen nicht ernst genommene Ankündigung, die alten Recken zurückzubringen, ein. Geschickt vermeidet man dabei ein Nostalgie-Produkt, wie es etwa viele der Hethke-Ausgaben waren, in dem man die modernen Interpretationen gleichberechtigt präsentiert. Hoffentlich geht dieser Spagat auf.

Für Fans bringt man Variant-Cover und von Zeit zu Zeit ein Poster sowie die Seite mit Briefen der Leser*innen und schafft somit eine gute Bindung. Ich höre im Hintergrund allerdings schon den Ruf nach Goodies für Abonnent*innen.  

Dazu passen Prince Buster mit „One Step Beyond“ und eine „Grüne Wiese“.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc. King Comics 1966 und Dynamite Entertainment 2011 | 2023 Zauberstern Comics

Lupano/Ohazar – Wikinger im Nebel 1

Wikinger mit Existenzängsten

Story: Wilfrid Lupano

Zeichnungen: Ohazar

Originaltitel: Vikings dans la Brume

Carlsen Comics
Album | 64 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-02736-8

Cover Wikinger im Nebel 1

Wer kennt sie nicht, die Zeitungsstrips über Hägar den Schrecklichen. Dieser macht seit 1973 Tages- und Wochenendausgaben von unzähligen Zeitungen weltweit zu einem Ort, an dem Alltagsprobleme aufgegriffen werden. Diese neue Serie Wikinger im Nebel übernimmt ein paar Ideen, erinnert an die Präsentationsform, und geht doch einen ganz anderen Weg.

O Tempora, O Mores

Die Wikinger*innen in der von Wilfrid Lupano erzählten Geschichte sind mitten in einem Wandlungsprozess. Es gibt noch die alten Gottheiten, das Christentum schickt sich aber an, die vorherrschende Religion zu werden. Wie aber soll man z.B. ein Kloster plündern, wenn man die Kirche nicht mehr anzünden darf, Príester nicht mehr töten und generell die Verhaltensweisen überdacht werden müssen. Und auch die Rollenbilder ändern sich und die gewünschten Verhaltensweisen des Mannes, des Vaters, aber auch des Sohns müssen erst neu definiert werden. Währenddessen aber prallen Gewohnheit und Erwartung ungebremst aufeinander.

Wikinger im Nebel 1 page 3

Schließlich wird auch die Rolle der Frau näher beschrieben. Zwar sind in dieser Geschichte die Wikingerinnen nicht an den Raubzügen beteiligt, sie geben aber durchaus klare Grenzen vor. Zudem haben sie quasi zwei Leben: eines mit den Männern und eines, während sich diese auf Fahrt befinden. Es wird schnell deutlich, welches das bevorzugte ist.

Der Band ist in 5 Kapitel untergliedert. Diese bestehen jeweils aus einer Abfolge von halbseitigen, meist zweistreifigen Teilen, die jeweils eine eigene Überschrift tragen. Dadurch ist die Erzählweise nah an den Zeitungsstrips, muss doch jeder Teil für sich alleine lesbar sein und eine Story mit Pointe erzählen, gleichzeitig aber als Teil des Ganzen etwas Zusammenhängendes ergeben. Für mich geht dieses Konzept auf!

Knuddeliger Funny

Die Figuren sind zwar im Funny-Stil gezeichnet und auch irgendwie niedlich, eignen sich aber nicht wirklich als Werbeträger wie etwa die Schlümpfe. Sie sind sperrig, ein wenig ungepflegt, rauh, aber eben doch unheimlich knuddelig. Und so ironisiert Ohazar ein wenig den Text, wenn sich diese Gesellen darüber unterhalten, warum man neuerdings keine Kirchen mehr anzünden kann. Wer dabei die Netflix-Verkörperungen vor Augen hat, wird den Unterschied schnell merken.

Wikinger im Nebel 1 page 6

Ohazar variert in seinen Halbseitern so gut es in diesen Grenzen geht und wechselt auch schon mal auf ein einziges Bild, das aber trotzdem eine ganze Geschichte erzählt und als Szene taugt. Eine echte Bereicherung!

Witziges Konzept, erfrischend umgesetzt!

Selten gelingt eine Mischung aus Humor, altersübergreifender Zielgruppe und Hinterfragung von Alltäglichkeiten auf Anhieb. Die Wikinger im Nebel sind genau ein solch seltenes Glanzstück und als Lektüre für „zwischendurch“ genauso zu empfehlen wie für den Urlaub oder die genussvolle Comiclektüre.

Wikinger im Nebel 1 page 7

Es ist dem Konzept zu wünschen, dass es viele Freund*innen und somit viele Fortsetzungen finden wird und dürfte sowohl Fans von Hägar als auch von Spirou und Fantasio gefallen. Zudem ist es ein Must-Have für alle Wikinger-Freund*innen, stellt es doch alle bekannten Probleme aus einer ganz eigenwilligen, neuen Perspektive dar.

Dazu passen Torfrock und ein White IPA.

© der Abbildungen Dargaud 2022, by Wilfrid Lupano und Ohazar | Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2023

Zauberstern – Phantom 7

Drei Phantom Klassiker

Story: Lee Falk, Ulf Granberg; Lee Falk & Tony DePaul
Zeichnungen: 
Roy Felmang; George Olesen, Paul Ryan

Originaltitel: Sjöjungfrurna I Melosunden (1995) Schweden, Phantom Daily Strip 2004, 2005, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISSN: N/A

Cover Phantom 7

Das Phantom-Magazin von Zauberstern hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem deutschen Publikum möglichst viele unterschiedliche Publikationen mit dem wandelnden Geist zu präsentieren. Nach dem die letzten Hefte schwerpunktmäßig mit Geschichten von Moonstone gefüllt waren, sind jetzt wieder die klassischen Phans an der Reihe. Das erfordert vom Publikum zwar eine gewisse Toleranz, ist aber meines Erachtens nach ein vielversprechendes Konzept, erlaubt es doch die Kombination mehrerer Segmente die für sich genommen möglicherweise zu klein zum Überleben wären.

Meerjungfrauen und Dungeons

Die erste Geschichte, Lockruf der Sirenen, ist eine kleine Besonderheit, hatte doch das schwedische Phantom-Magazin beschlossen, das 50-jährige Jubiläum des Helden mit der Neufassung einer Story von 1945 zu begehen. Diese „Klassiker-Neufassung“ ist mittlerweile selbst fast 30 Jahre alt. Schiffe verschwinden spurlos von ihrer Route und es scheint als würden Sirenen die Schiffe mit ihrem Gesang anlocken und in den Klippen zerschellen lassen. Natürlich ist das ein Fall für die Walkers.

Ergänzend kommen zwei aufeinander bezogene USA Dailies von 2004 (Diebe in Bangalla) und 2005 (Das Geheimnis des Tempels) zum Abdruck. Eine Tauchgesellschaft sucht in einem kurz vor Kriegsende versenkten deutschen U-Boot ein Artefakt. Dieses entpuppt sich als verschlüsselte Landkarte zu einem 5000 Jahre alten Dungeon in dem die Nazis Überbleibsel einer Super-Rasse vermuteten. Natürlich ist kaum anzunehmen, dass das Phantom die aktuellen Schatzsucher*innen auf seinem Gebiet dulden möchte.

Sehr detaillierte schwedische Interpretation

Die schwedische Neufassung kommt in sehr detaillierten Zeichnungen daher und versprüht einen gewissen nostalgischen Charme aufgrund der Frisuren und der Kleidung. Im Gegensatz zu den 60ern sind hier Frauen durchaus aktiv handelnde Personen. Trotzdem muss der Held rettend eingreifen. Eine willkommene Abwechslung zum heutigen Mainstream!

Die beiden anderen Geschichten sind Zeitungsstrips und damit werden wahrscheinlich einige wieder die Dschungel-Post-Seiten mit Klagen füllen. Die qualitativ durchaus ansehnlichen Strips gehören aber genauso zu dem Phänomen Phantom wie die neuen Interpretationen, werden jedoch sicherlich nur einen kleinen Teil das zukünftigen Materials ausmachen.

Gelungene Abwechslung!

Diese Ausgabe ist wieder eher für diejenigen, die schon die Bastei-Hefte verschlungen haben. Ich hoffe, dass der Stamm der Abonnent*innen mittlerweile groß genug ist und die Verkaufspeaks und -dellen nicht allzu stark voneinander abweichen. In Ausgabe 10 gibt es übrigens Neues von Moonstone! Mehr zu der deutschen Veröffentlichungsgeschichte bei Christian Blees.

Dazu passen The Hot Sardines, etwa mit “When I get low, I get high” und ein Mint & Mango iced Green Tea.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc. TM Hearst Holdings, Inc. 2004 & EGMONT Schweden 1995 / 2023 Zauberstern Comics

Zauberstern – Phantom 6

Phantom: Ghost who walks 9 – 12

Story: Mike Bullock
Zeichnungen: 
Silvestre Szilagyi

Originaltitel: Phantom: Ghost who walks 9-12 (Godfall part 2-5)

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISSN: N/A

Cover Zauberstern Phantom 6

Das Phantom-Magazin hat den Anspruch, die deutschen Phans mit relevantem aktuellem Material aus den unterschiedlichen nationalen Phantom-Produktionen zu versorgen und dazu wenn möglich den einen oder anderen unveröffentlichten Klassiker zu bringen. Dabei geht man bewusst das Risiko ein, dass nicht allen Leser*innen jeder Stil gefallen wird. Heft 4 präsentierte einen Mix, der in diesem Heft abgeschlossene Storybogen hatte bereits in Heft 3 begonnen und war in 5 fortgesetzt worden.

Terrorismus und Kindersoldaten

Leider ist das Phänomen der Kindersoldaten in großen Teilen Asiens und Afrikas immer noch Realität. Anstelle einer Kindheit erwartet die oft zwangsrekrutierten Jungen eine von Gewalt, Demütigung und seelischer Folter geprägte Zeit an deren Ende oft drogenabhängige, gefühlskalte Todesmaschinen stehen. Ihre Herren wissen, welche Schalter sie drücken müssen, um alte Bindungen zu zerstören und sich die Kinder zu Nutze zu machen. So hatten wir im letzten Heft bereits das Aufnahmeritual der Tötung der Anverwandten gesehen.

Ein Bestandteil dieser Machtmaschine ist oft – wie auch hier – die religiöse Verbrämung: Entweder ist der Auftrag von einer höheren Macht gekommen oder aber der „Chef“ erklärt sich gleich selber zu einer göttlichen oder zumindest gesandten Figur. Da auch das Phantom auf einer Legende der Unsterblichkeit basiert, ist die Idee, eine „gute“ gegen eine „böse“ Unwahrheit antreten zu lassen, geschickt gewählt!

Im Laufe der Episoden erklären sich die vorhergegangenen Stories und ordnen sich in einen Masterplan ein an dessen Ende die Tötung des Wandelnden Geists stehen soll. Im Laufe der Geschichte muss er sich mit den Kindersoldaten, unerwarteten Bekannten und menschlichen, wie tierischen Kampfmaschinen auseinandersetzen. Die größte Challenge allerdings kommt zum Schluss!  

Ausschnitt Zauberstern Phantom 6

Dynamisches Artwork

Silvestre Szilagyi hat einen dynamischen Strich, der die Kampfszenen gut zur Geltung bringt. Er benutzt nur äußert selten ein Raster, meistens hat er klare Konturen und Schattierungen für die Tiefe. Viele Szenen spielen in einer Dungeon-artigen Ruine, deren Darstellung für eine düstere, geladene Spannung sorgt.

Ich vermisse bei solchen Szenen die filmische Umsetzung nicht! Dieser moderne amerikanische Stil erinnert allerdings nicht mehr wirklich an die Zeitungsstrips der Anfangstage. Wer sich nach den lila eigefärbten Bastei-Seiten zurücksehnt, mag hier enttäuscht sein. Tatsächlich ist das aber eine sehr moderne, professionelle Umsetzung!

Action zum Lesen!

Nicht alle Phantom-Ableger sind so actionlastig wie die amerikanischen Moonstone-Ausgaben. Da der Run hiermit zunächst einmal abgeschlossen ist, wissen wir aber schon, dass das kommende Heft wieder einen ganz anderen Geist präsentieren wird. Und das macht nun einmal einen großen Teil des Reizes dieser Figur aus: verschiedene Interpretationen, verschiedene Zeiten, verschiedene Helden, aber immer nur eine Legende! Das Heft hat übrigens wieder ein Poster zum Heraustrennen.

Dazu passen Motörhead  “God Was Never on Your Side” und ein Classic-Gin von African Spirit.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc. TM Hearst Holdings, Inc. & Moonstone Books 2009 / 2023 Zauberstern Comics

Zauberstern – Phantom 5

Phantom: Ghost who walks 5-8

Story: Mike Bullock
Zeichnungen: 
Silvestre Szilagyi, Fernando Peniche

Originaltitel: US-Phantom: Ghost wo walks 5 – 8 (2009/2020)

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISSN: N/A

Cover Phantom 5 Zauberstern Verlag

Wie angekündigt setzt das Team von Zauberstern-Comics die deutschen Erstveröffentlichungen der Phantom-Comics von Moonstone zügig fort. Es werden aber auch weiterhin Comics aus den anderen Ländern zu lesen sein. Und auch aus deutschen Landen gibt es eine regelmäßige Beteiligung, die manchmal etwas übersehen wird: Timo Würz ist für die Poster und oft auch das Titelbild verantwortlich. Dieses kommt allerdings von Ertugrul Edirne, der ebenfalls kein Unbekannter ist!

Terror in allen Schattierungen

Ein Grundmotiv der amerikanischen Phantom-Stories aus der monatlichen Ghost who wallks-Reihe sind internationale Terrororganisationen, die Furcht und Schrecken verbreiten. Es gibt immer einen persönlichen Bezug zu dem wandelnden Geist, der zu seinem Eingreifen führt. Dabei steht einerseits der Schutz der Unterdrückten, Bedrohten im Vordergrund, es geht aber auch um die Perpetuierung des Mythos, wenn es heißt: Richte niemals eine Waffe auf das Phantom!

Die Rückkehr des Dunklen Ostens ist ein Zweiteiler; aufsetzend auf eine alte kriminelle Sekte, die im Laufe der Zeiten schon mehrfach mit dem jeweiligen Phantom im Clinch lag, hat eine neue Organisation die alten Symbole wieder aufgenommen und bereits mehrfach Menschen entführt. Als jedoch die ihn besuchende Jaime Salamy entführt wird, muss der Maskierte eingreifen.

Internationale Gewässer spielt erneut auf einem Containerschiff und präsentiert eine sehr moderne Form von Piraterie. Allerdings ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, wer zu den Bösen gehört. Schließlich beginnt der Mehrteiler Götterdämmerung: Destabilisierung von afrikanischen Staaten, Kindersoldaten und vieles mehr! Spannende Geschichten, die den alten Helden mit modernen Gefahren und Situationen konfrontieren. So kann man einen Klassiker jung halten!

Modern American Style

Die Zeichnungen von Silvestre Szilagyi und Fernando Peniche entsprechen dem aktuellen amerikanischen Mainstream. Nichts weltbewegendes, aber solide Qualität mit einem Gefühl für Dramaturgie und Bewegung! Das Seitenlayout ist flexibel und wechselt zwischen den klassischen Streifen und komplexen Mosaiken mit allen Variationen auf dem Weg. Niemand wird also langweilig werden.

Diversität und Political Correctness sind insbesondere in den USA mittlerweile zum Standard geworden und so finden sich auch keine offensichtlichen Stereotypen mehr in den Zeichnungen. Im Übrigen ist auch der paternalistische Anspruch der Originalserie einer Partnerschaft gewichen.

Eine Bereicherung der Magazin-Sparte!

Der Magazin- und Heftchenmarkt in Deutschland war nach einem Kurzzeithoch zu Zeiten von Dino und Infinity stark geschrumpft und bot neben ZACK, mosaik, Kinderserien und Superheld*innen nur noch wenig Abwechslung. Phantom (und die weiteren bereits angekündigten Titel von Zauberstern) bedient ein anderes Segment und ist daher eine tolle Erweiterung!

Für die Phans des früher mal als Zeitungsstrip gestarteten Comics gibt es die Leser*innenseite, Cover und Poster als zusätzliche Dreingabe und sechs Ausgaben im Jahr sind auch mit kleinem Budget zu stemmen! Solange die abgedruckten Geschichten die bisherige Qualität und Vielfalt beibehalten, steht hoffentlich einem langen Run nichts entgegen!

Dazu passen Skamonics mit „Tainted Love“ und ein Märzen.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc. & Moonstone Books 2009 / 2023 Zauberstern Comics

Franquin, Désert/Batem – Huba Gags

110 Comicstrips mit dem Marsupilami

Story: Hubert Colson (Désert)

Zeichnungen: Batem (Storyboard: Olivier Labalue)

Originaltitel: Houba Gags

Carlsen Comics

Hardcover Querformat | 64 Seiten | Farbe | 14,00 €
ISBN: 
978-3-551-79040-8

Cover Huba-Gags
© Dupuis, Dargaud-Lombard SA, 2022, by Batem, Désert, d‘après André Franquin

Der großartige André Franquin hat der Welt zwei Geschenke gemacht, die ein wenig Anarchie in sich tragen und die Welt, wie wir sie kennen, hinterfragen: Gaston und das Marsupilami. Ersterer hinterfragt nicht nur den Arbeitsalltag und das traditionelle Arbeitsethos, sondern führt es teilweise auch ad absurdum. Das Fabeltier wiederum ist eher dazu da, um Alltagssituationen „verkehrt“ zu lösen. Es vereinigt dabei kindliche Schläue, Naivität und vor allem Neugier und produziert dadurch immer wieder unerwartete Ergebnisse.

Die Tagesstreifen

Auch wenn die Hochzeit der Comicstrips in Tageszeitungen, ja, sogar des Mediums insgesamt, vorbei sind, gibt es doch immer noch genügend Fans dieser Comicgattung. Kein Wunder also, dass auch Batem gefragt worden war, ob er nicht neben seiner Reihe mit dem gelb-schwarzen Tier auch Strips produzieren könne.  Er nahm sich schließlich Hubert Colson, das ist der richtige Name von Désert, dazu und die Huba Gags konnten ihren Lauf nehmen!

Detail aus Huba-Gags 2
© Dupuis, Dargaud-Lombard SA, 2022, by Batem, Désert, d‘après André Franquin

Natürlich ist der Platz in einem Streifen auf maximal vier bis fünf Panels begrenzt, statt langer Argumentation und Entwicklung ist daher eher schnelle Action oder Situationskomik gefragt. Eine große Anzahl der Gags dreht sich zum Beispiel um den acht Meter langen Schwanz des Marsupilamis, der sich verheddert, verknotet, aber auch als Waffe tätig werden kann.

Viele andere Gags beweisen, dass die Zielgruppe eher auf den Kinderseiten der Zeitungen verortet wird. Der Humor ist immer fröhlich und selbst Bring M. Backalive wird eher verächtlich gemacht als ernsthaft bedroht. Die tägliche Dosis Freude und Entspannung also und damit genau das, was von einem nicht Abenteuer/Action-orientierten Strip erwartet werden kann.

Die Zeichnungen

Naja, das Marsupilami von Batem sieht genau so aus, wie das Marsupilami von Batem! Fans werden sich hier also sofort heimisch fühlen, auch wenn formatbedingt die Panel etwas größer abgedruckt sind als das Zielformat. Wegen der Detailfülle in den Zeichnungen ist das aber alles andere als störend.

Detail aus Huba-Gags 1
© Dupuis, Dargaud-Lombard SA, 2022, by Batem, Désert, d‘après André Franquin

Alle Strips sind in Farbe. Das gute Papier gibt diese auch brillant und satt wieder. Obwohl die Seiten nicht glänzen, reflektieren sie doch das Sonnenlicht ein wenig und bekommen dadurch sogar noch etwas mehr Tiefe.

Weihnachten naht

Das Buch im Querformat wird wahrscheinlich seinen Weg in viele Nikolausstiefel und weihnachtliche Geschenkverpackungen finden, ist es doch ein Charakter, den die (Groß-)Eltern kennen und die Kleinen trotzdem mögen. Meiner Meinung nach kann man damit nichts verkehrt machen! Allerdings soll damit beileibe nicht gesagt werden, dass das Buch nur für Kinder wäre. Wie heißt es doch so schön: Für alle von 8 bis 77!

Dazu passen eine Limonade auf Zitronen-Ingwer-Basis sowie Dandy Livingstone mit „Rudy, A Message to You“!

© der Abbildungen Dupuis, Dargaud-Lombard SA, 2022, by Batem, Désert, d‘après André Franquin / Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2022

Schmidt – Nick Knatterton

Die Bibliothek der Comic-Klassiker 7: Nick Knatterton

Story und Zeichnungen: Manfred Schmidt

Originalausgabe

Carlsen Comics
Hardcover Querformat | 440 Seiten | Farbe | 40,00 €
ISBN: 
978-3-551-02918-8

Cover Bibliothek der Klassiker 7 - Nick Knatterton

In der Bibliothek der Comic-Klassiker erscheinen in unregelmäßiger Folge nationale wie internationale Must-Haves. Sie ist damit quasi die aktuelle Version der Reihen, die vor Jahren von der Bild und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verlegt worden waren. Die Aufmachung wirkt aber etwas gediegener und präsentiert die Stoffe in lesbarerer Form! Die Gesamtausgabe enthält alle 18 Geschichten des deutschen Meisterdetektivs.

Kombiniere …

Deutschland im Jahre 1950. Es geht wieder aufwärts, das Wirtschaftswunder nimmt seinen Lauf und neben der Sorge um das nackte Überleben ist wieder Zeit für Zerstreuung. Bestandteil dieses Paketes ist die Illustrierte QUICK mit schnell konsumierbaren News aus aller Welt. Stars und Sternchen bildeten dabei eine Säule, schon ab dem zweiten Jahr aber auch die Geschichten um Nick Knatterton! Bis 1959 sollten die Comics im Magazin bleiben, Lizenzen wurden auch in das Ausland verkauft.

Detail Nick Knatterton GA page 22

Manfred Schmidt, Erfinder, Texter und Zeichner der Serie, hatte die erste Geschichte als Parodie auf die aus Amerika kommende Kunstform der Comics, speziell Superman, geplant. Für einen deutschen Bildungsbürger waren Bildgeschichten bestenfalls etwas für Kinder, keinesfalls aber wertvoll. Überrascht vom Erfolg und Zuspruch der Leser*innen entstanden dann aber doch insgesamt 18 Episoden mit dem superschlauen Helden in markanter Kleidung mit Pfeife und spitzem Kinn.

Die Geschichten sind voll von Anspielungen auf die damalige politische Großwetterlage und präsentieren ein zeitgemäßes, krudes Frauenbild (giftiger Vamp oder naive Sekretärin) samt üppiger Kurven. Vor allem anfangs fühlt man sich an die wilden, Slapstick getriebenen Abenteuer von Tim bei den Sowjets erinnert. In den späteren Folgen wird die Handlung etwas systematischer entwickelt.

Detailreiche Zeichnungen mit Erklärungen

Ein wesentliches Merkmal der Zeichnungen von Schmidt sind die Kästchen, die Details aus den Bildern erklären. Manchmal wirken diese Texte, als ob der Zeichner seinen Leser*innen nicht zutrauen würde, die Bildsprache zu verstehen. Meistens sind sie aber ironische Anmerkungen, die den Fokus auf bestimmte Details legen. Die Zeichnungen sind schwarz-weiß, haben teilweise mit Wasserfarben gemalte Anteile, und nutzen ein Raster für die Kleidung der Hauptperson.

Detail Nick Knatterton GA page 23

Schmidt setzt häufig auf Speedlines und Wölkchen, um Bewegung zu visualisieren und pflegt ansonsten einen karikaturesken Stil. Damit ist er mit seinen wöchentlichen zwei Streifen in der Tradition der Zeitungscomics ohne wirklich dazuzugehören. Nick Knatterton ist ein Produkt seiner Zeit und würde so heutzutage niemals ein Publikum finden. Der dahinterstehende rasante Slapstick, die Überhöhung der natürlichen menschlichen Eigenschaften in der Person des Helden und die teils bissigen Kommentare auf das Zeitgeschehen sind aber ein wertvoller Bestandteil der Geschichte des deutschen Comics und damit ein notwendiger Teil einer Comic-Bibliothek in unseren Landen!

Ansprechende Darbietung

Der Hamburger Verlag hat sich erfolgreich bemüht, Nick Knatterton in einer wertigen Form zu präsentieren! Das gut gebundene Hardcover im Querformat steckt in einem hochformatigem Schuber und passt daher in jedes Regal. Damit ähnelt dieser Band auch den anderen Teilen der Reihe. Die jeweiligen Wochenlieferungen wirken durch den großzügigen Weißraum ohne jede Ablenkung und jede der Geschichten bekommt eine kurze Einführung.

Detail Nick Knatterton GA page 426

Sicherlich gibt es antiquarisch noch die eine oder andere Ausgabe der Geschichten für weniger Geld. Der Preis dieser Ausgabe ist aber für die Ausstattung angemessen und ein neues Buch hat, nicht nur für Sammler*innen, seine Vorteile! Vielleicht auch ein Geschenktipp für Weihnachten für die Opas!

Dazu passen ein klassischer Weinbrand sowie Bill Ramsey mit “Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett”, auch wenn dieser Schlager erst ein paar Jährchen nach der Einstellung der Comics aufgenommen wurde!

© der Abbildungen Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2022

Zauberstern – Phantom 2

Der Geist und das Monster Teil 2

Story: Andrew Constant, Lee Falk
Zeichnungen: 
Giancarlo Caracuzzo, George Olesen

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISSN: N/A

Cover Zauberstern Phantom 2

Das Phantom ist an die deutschen Kioske zurückgekehrt und deckt dort eine Lücke zwischen Superheld*innen, Asterix/Lucky Luke und Walt Disney ab, die jahrelang brach gelegen hat. Vom Zeitungsstrip herkommend, ist der maskierte Kämpfer für die Gerechtigkeit in den USA bereits seit 1936 unterwegs. Auch in Europa hat das Phantom sich eigenständig weiterentwickelt, vor allem in Spanien und Schweden. Mit dem neuen Magazin werden wir hier in Deutschland erneut aus allen Quellen das Beste präsentiert bekommen und vielleicht wird es ja auch wieder deutsche Eigenproduktionen geben.

Monster unter sich

Die zweite Hälfte der Story Der Geist und das Monster hilft zunächst den Titel besser verstehen zu können. Wer sich beim ersten Teil noch gefragt hatte, ob Adam, besser bekannt als Frankensteins Monster, wirklich so monströs sei, erfährt nun, dass ein echtes Monster auf der Jagd nach ihm ist. Gleich zu Beginn kommt es zu einem Kampf in Bangalla und es sterben nicht nur einige der treuen Helfer des Phantoms, seine Frau und Adam werden entführt und Kit Walker schwer verletzt.

Andrew Constant entwickelt eine spannende Story über Einsamkeit, Selbstüberschätzung und eigene Überhöhung, die zum Spirit der Serie passt. Was ist Böse und welche Schuld kann gesühnt werden? Natürlich wird über diese Aspekte nicht doziert, sie sind eingebunden in den Versuch, die Gefangenen zu befreien und die Welt vor dem Monster zu retten.

Illustration Phantom

Als Phantom Classics kommt erneut eine Story von Lee Falk zum Abdruck: Die Giganten vom Niemandsland. Völkerverständigung ist ein schwieriges Thema, zumal wenn Vorurteile und Missverständnisse sich ergänzen. Und so können kleine Funken schließlich doch einen Steppenbrand auslösen, Aktion führt zu Reaktion zu Reaktion und schnell ist ein schier unlösbarer Konflikt entstanden. Auch wenn die Geschichte hier vielleicht etwas simplifiziert erscheint, ist der Kern natürlich richtig: Information beschaffen, einander verstehen wollen und Neues akzeptieren lernen sind die Schlüsselworte.

Actionorientierte Zeichnungen

Giancarlo Caracuzzo liefert seine Zeichnungen sehr actionorientiert ab, integriert aber auch detailliertere Positionen wo nötig. Es kann daher zum Beispiel vorkommen, dass ein Panel komplett mit der Darstellung einer Faust gefüllt ist. Während die Körperdarstellung und die Hintergründe ganz gut gelingen sind die Mundpartien manchmal etwas zu vereinfacht. Grundsätzlich gelingen aber sogar sie. Das im Vergleich zum Original etwas größere Papierformat steigert das Tempo der Story noch. Eine gute Wahl zum Einstieg in die neue Reihe!

Die Sonntagsseiten aus dem Jahr 1998 haben natürlich der Herausforderung zu genügen, dass jede Seite für sich wirken muss. Sie wurden zudem für das Magazin vom Quer- auf Hochformat umlayoutet, funktionieren aber auch so. George Olesen arbeitet sehr detailreich und mit vielen Schattierungen, um zur Not auch eine schwarz-weiße Produktion auf grobem Zeitungspapier zu ermöglichen. Für Fans von Zeitungsstrips eine sicherlich nicht mit Bruce Hogarth vergleichbare, aber sehr ordentliche Leistung!

Logo Das Phantom

Nostalgie in Serie

Das Phantom bringt Erinnerungen an die glorreiche Zeit des Kiosk-Comics zurück. Dazu tragen natürlich die Aufmerksamkeit erzeugenden Titelbilder bei, aber auch die Poster (Danke für da Bedrucken der Rückseite mit Werbung!). Der Preis ist angemessen und die ersten Kund*innenreaktionen scheinen sehr positiv!

Wenn die Auswahl der Stories abwechslungsreich und die Qualität hoch bleiben, sollte einem Erfolg nichts im Wege stehen. Wichtig dafür ist aber auch die Auswahl der „Classics“. Es gibt hier eine große Bandbreite, die auch genutzt werden sollte.

Dazu passen Alvin Lee & Ten Years Later als Erinnerung an den sagenhaften Rockpalast-Auftritt und ein Korn-Kirschsaft.

© der Abbildungen 1998, 2021 by King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc. & Frew Comics / Zauberstern Comics

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