ZACK 306
Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792
Wow, das Jahr 2024 ist fast zu Ende, die Stifte für die Jahresbestenlisten werden gezückt, die Wahl des beliebtesten ZACK-Comics steht allerdings erst im Januar an. Wenn ich so zurückblicke, kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich mich über irgendeine Ausgabe geärgert hätte, im Gegenteil, alle hatten ihren Reiz. Ein paar runderneuerte Klassiker haben neue Aspekte aufgezeigt und die Moderne in ihre Serien eingeführt, One-Shots wie Mata Hari konnten vollkommen überzeugen und mit den aktuellen Titelhelden hat auch die Humor-Sparte wieder einen tollen Part am Gesamten. Und so ist es auch zu verschmerzen, dass es keinen Neustart gibt.
Die Fortsetzungen
Heute frischer Fisch ist eine weitere Zusammenarbeit von Charel Cambré und Marc Legendre die sich selbst zeichnen. Sie sind En route! und sparen nicht mit Hinweisen auf ihr wirkliches Leben. So taucht auch gleich auf dem heutigen Opener eine Werbung für die Chroniken von Amoras auf, die in der ZACK-Edition gerade erschienen sind. Sie hadern mit der Moderne und den französischen Kreiseln und müssen ihren eigenen Weg durch eine sexualisierte Gesellschaft finden.
Es wurde bereits angedeutet, dass bei Michel Vaillant scharf geschossen werden wird – nun passiert es. Das Ziel der Verschwörer ist Senator Steve Warson, der während der 24 Stunden von Le Mans sterben soll. Das Renngeschehen ist aber auch ohne Kugelhagel bereits spannend genug und Marc Bourgne & Benjamin Benéteau präsentieren die rasante Action in gewohnter Klasse. Der Vorgänger Cannonball ist gerade erschienen; obwohl zum Verständnis nicht unbedingt notwendig, hilft er doch. Spannende Unterhaltung von Denis Lapière.
In Libertalia sticht Olivier Misson wieder in See um für die freie Siedlung Geld, Waffen und neue Bewohner*innen zu finden. Das führt zu klassischen Seeschlachtszenen in dem sehr eigenwilligen Stil von Paolo Grella . Aber auch hinter den Mauern von Eden deuten sich Probleme an. Nicht alle Bewohner*innen teilen die Ideen der Gemeinschaft und auch Alkohol ist nicht immer hilfreich. Sehr hintergründige Story von Rudi Miehl & Fabienne Pigière in der fiktionale Action-Elemente und philosophische Fragen spannend verknüpft werden. Viele Leser*innen haben aber bereits kundgetan, dass sie die Serie lieber erst lesen, wenn alle Folgen vorhanden sind.
Rick Master ist in ein Verbrechen am Meer verwickelt. Zwei etwas drömelige Gauner wollen sich eines kleinen Mädchens bemächtigen und versuchen sogar Rick, der das Mädchen beschützen möchte, zu erschießen. Daraus entwickelt sich eine schnelle Komödie mit stereotypen, dusseligen Beamten und Gaunern sowie einem cleveren Mädchen dessen Vater Menschen in Löcher in der Erde wirft… Deutlich humorigere Geschichte von Zidrou mit Zeichnungen von Simon van Liemt, die erkennen lassen, wie tief er die Figur bereits verinnerlicht hat. Sicher wieder ein Kandidat für vordere Plätze.
Eine der besten aktuellen Serien ist meiner Meinung nach Amoras von Marc Legendre und Charel Cambré. Die Figuren sind glaubhaft, entwickeln sich weiter (noch mehr in den bereits oben angesprochenen Chroniken) und die Endzeit-Action bietet alle Elemente, die man hier erwarten darf. Lambik ist bereits der vierte Teil von sechs, wir steuern also langsam auf das Ende zu.
Die Abschiede
Der fünfte Band von Rani ist mit diesem Heft abgeschlossen. Er handelte von dem nach der erfolgreichen Flucht eingetretenen Gedächtnisverlust der Heldin und ihrer weiteren Überlebensversuche. Es ist wegen ihrer Brandmarkung mit der Linie klar, dass sie in Frankreich gesucht wird, doch alles weitere bleibt im Unklaren. Nun aber muss ihr Protegé erfahren, dass Frankreich den Krieg in Europa verloren hat. Die Auswirkungen werden auch Jolanne betreffen… Die History-Serie von Jean Van Hamme & Alcante bedient das Segment der historischen Epen mit Herzschmerz, starken Heldinnen und exotischen Umgebungen. Auch in Die Wilde tragen die Zeichnungen von Francis Vallès wesentlich zu der Beliebtheit der Serie bei!
Und sonst?
Parker & Badger beweisen, dass es immer noch schlimmer kommen kann, und in Tizombi lernen wir eine neue Sportart kennen, die definitiv niemals olympisch werden wird. Grott & Bott dagegen helfen dabei zu verstehen, wie wichtig es im Universum ist, regionale Unterschiede zu verstehen. Michael Klein beschreibt das ZACK vor fünfzig Jahren, Bernd Hinrichs berichtet über das phänomenale Werk aus dem Taschen Verlag zum 90. Geburtstag von Donald Duck und Christian Endres bringt uns die Manga-Miezen im Museum näher.
Wer nach der Lektüre dieses Heftes noch nicht genug hat von Magazinen mit frankobelgischen Comics, hat nun eine Alternative. Das ZACK-Sonderheft mit ebenfalls 100 Seiten bringt weitere Kurzgeschichten aus dem Tintin-Jubiläumsband (Besprechung folgt) und ist somit eine Weiterführung von ZACK 300. Bei Erfolg werden etwa alle sechs Monate weitere Sonderhefte erscheinen.
Dazu passen Keith & Tex mit „Stop that Train“ und ein Bier nach Wahl von der Freien Brau Union Bremen.
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