mosaik 550 – Oktober 2021

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 550

Die Wunder von Bagdad

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Kleinformat | 52 Seiten plus Beihefter | Farbe | 3,95 € 
ISSN: 
0323-8857

Cover Mosaik 550

Ehrentage sind immer etwas ganz Besonderes, vor allem, wenn sie im Doppelpack auftreten. Zunächst einmal ist die Zahl von 550Mosaik-Heften schon eine ganz außergewöhnliche! Fast 46 Jahre lang ist nun Monat für Monat ein neues Heft erschienen und hat dabei den Fall der Mauer, das Ende der DDR und die Treuhand überstanden. Das letzte ist auch der Grund für das zweite Jubiläum: Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag feiert mit diesem Heft sein 30-jähriges Bestehen – comix-online gratuliert herzlichst!

1001 Abenteuer mit den Abrafaxen!

Natürlich startet in dieser besonderen Nummer auch ein neues Abenteuer, die Wunder von Bagdad. In Gestalt von Sternschnuppen werden Abrax, Brabax und Califax aus der Südsee in das Jahr 185 an den Hof von Kalif Harun al-Raschid transportiert. Sie landen zunächst in der Wüste und dürfen sich gleich erfolgreich an der Rettung eines Kamels beteiligen bevor sie dann weiter nach Bagdad reisen.

Mosaik 550 Seite 14/15

Wie immer steht nicht nur die Geschichte allein im Vordergrund, es gibt auch allerlei Wissenswertes dazu. So erfahren die Leser*innen, dass das Jahr 185 nach dem islamischen Kalender dem Jahr 801 nach dem in Europa gebräuchlichen julianischen Kalender entspricht. Es verwundert daher nicht, dass auch eine Gesandtschaft des fränkischen Königs Karl in Bagdad verweilt und um eine Audienz beim Kalifen wartet. Karl sollte später Karl der Große genannt werden.

Der Beihefter führt ein wenig tiefer in die neue Geschichte ein und stellt einige Personen vor. Dazu erklärt eine Karte die Welt um 800 und die politische Lage. Vor allem aber erzählen Leser*innen jeglichen Alters, warum sie das Mosaik lieben. Kein anderes Magazin in Deutschland hat eine solche Verbundenheit mit seinen Fans! Von diesem Heft gab es übrigens auch eine Variant-Ausgabe, die einigen ostdeutschen Tageszeitungen beigefügt war.

Beihefter Mosaik 550
Der Beihefter

Würdigung

Das Mosaik ist immer noch etwas ganz Besonderes: erstellt in einem kollektiven Prozess von etwa 20 festen Mitarbeiter*innen verknüpft das Magazin spannende Comic-Unterhaltung für alle Altersschichten mit geschichtlichem Wissen. Die „Lektionen“ kommen dabei nicht wie Schulstoff daher, sind aber trotzdem fundiert und oft zusammen mit Museen entwickelt. Nicht zuletzt deswegen wird das Mosaik auch von der Stiftung Lesen empfohlen. Preislich bewegt sich das Heft in einem für Taschengeldempfänger*innen möglichen Rahmen und die Zeichnungen müssen sich keineswegs hinter internationalen Konkurrenzprodukten verstecken! Im Gegenteil: vieles aus Studioproduktionen ist deutlich schlechter!

Also: Viel Spaß mit den Abrafaxen, zunächst einmal im alten Bagdad, und auf die nächsten 30 Jahre!

Motiv aus Mosaik 550

Dazu passen Poems for Laila und entweder ein Schwarzbier oder ein orientalischer Chai.

© der Abbildungen 2021 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Ferri/Conrad – Asterix 39

Asterix und der Greif

Story: Jean-Yves Ferri
Zeichnungen: 
Didier Conrad
Originaltitel: 
Asterix 39 – Asterix et le Griffon

Egmont EHAPA Media
A4 | 48 Seiten | Farbe | Softcover 6,90 €  | Hardcover 12,00 €
ISBN: 
N/A |  978-3-7704-2439-9

Cover Asterix 39
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Nun ist er also da, der lange erwartete neue Asterix! Das 39. Abenteuer von ihm ist zugleich das fünfte aus der Feder von Jean-Yves Ferri mit den Zeichnungen von Didier Conrad. Erstmals hat Albert Uderzo keine „Endabnahme“ mehr veranstalten können und somit ist dieser Band auch der erste wirklich eigenständige. Ausnahmsweise erfolgt die Wertung am Anfang: Das Warten hat sich gelohnt! Asterix und der Greif ist spannend, witzig, modern und klassisch zugleich und ermöglicht den Galliern eine Zukunft auch ohne ihre Schöpfer.

Detail aus Asterix 39 - s16
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Wuuhuu

Es war ja schon bekannt, dass es die Gallier in den Osten verschlagen würde. Terrine, ein alter Bekannter von Miraculix, hatte im Traum um Hilfe gerufen. Caesar, immer auf der Suche nach Attraktionen, hatte davon erfahren, dass es bei den fernen Sarmaten ein Fabeltier geben sollte: eine Mischung aus Löwe und Adler mit Pferdeohren, eben einen Greif. Eine gefangene Amazone dient als Beleg für die Aufzeichnungen eines bereits verstorbenen Chronisten und eine Armee macht sich auf den Weg in die Winterlandschaft. Angeführt wird sie von Zenturio Brudercus, dem Geografen Globulus und dem berühmten Ausdimaus. Die beiden letztgenannten haben schon einige, erfolglose Missionen hinter sich, lassen sich aber nicht ermutigen.

Detail aus Asterix 39 - Terrine
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Als Asterix, Obelix, der Druide und Idefix im Dorf der Sarmaten ankommen, müssen sie feststellen, dass hier die Männer die täglichen Verrichtungen und die Kinderbetreuung übernommen haben während die Frauen als kriegerische Amazonen für die externen Operationen zuständig sind. Natürlich will der kleine Held sofort die Führung übernehmen, muss sich jedoch auch aufgrund der durch das Gefrieren verlorengegangenen Zauberkräfte des magischen Trankes mit einer Rolle als geduldeter Begleiter zufriedengeben. So können einerseits die Sarmatinnen, andererseits aber auch Obelix und Idefix tragendere Rollen übernehmen. Der Geschichte tut das gut!

Die Römer müssen trotzdem erhebliche Verluste einstecken, sie werden allerdings eher im Partisanenkampf angegriffen als in den sonst üblichen offenen Schlachten. Dabei gehen beide Seiten raffiniert vor: Hinterhalte, Finten und die Natur bestimmen den Ausgang der Auseinandersetzungen. Erstmals werden dabei auf Seiten der Römer sogar Opfer erwähnt, allerdings nicht explizit. Trotzdem schaffen die Eindringlinge es bis zur heiligen Zone vorzustoßen. Die Prophezeiung besagt, dass der kleinste der Gallier die Rettung bringen wird…

Detail aus Asterix 39 - s23
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Moderner Strich in Anlehnung an den Meister

Die Zeichnungen in diesem Band beweisen, dass sich Conrad endgültig freigeschwommen hat. Die Bilder erinnern an das große Vorbild, setzen aber eigene Akzente. Die Römer sehen vom langen Marsch gezeichnet aus, die Gesichter sind nicht frischrasiert, sondern deuten einen Drei-Tage-Bart an und die Pferde leiden teilweise deutlich unter ihren Reiter*innen. Trotz aller Modernisierung ist es aber immer noch der klassische Asterix-Stil der in jedem einzelnen Panel klar macht, aus welcher Serie es wohl stammen könnte.

Die große Schwierigkeit für dieses Reiseabenteuer bestand darin, Schnee und Eis glaubhaft umzusetzen. Es ist lausig kalt, Geräusche klingen bei Frost anders, es kann glatt sein, Pulverschnee verhält sich anders als harschiger Schnee, all diese Kleinigkeiten, die in ihrer Gesamtheit die Glaubwürdigkeit herstellen, sind sehr gut gelungen.

Detail aus Asterix 39 - Obelix
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Daneben gibt es eine Vielzahl an kleinen Begebenheiten, die nahezu perfekt umgesetzt sind. Dazu gehören vor allem die Szenen mit Idefix und seinen neuen Freunden, aber auch die Folgen eines fehlenden Senkbleis oder die Gesichtsausdrücke der Dorfchefin Matrojoschkowa wenn sie über ihren Mann, den Schamanen Terrine verzweifelt. Auch die Amazonen sind gut gelungen: kriegerisch, aber unterschiedlich, in Kampfpanzerung, aber nicht sexistisch!

Klare Empfehlung!!

Ferri und Conrad beweisen, dass es ihnen mit der Modernisierung des Klassikers Ernst ist. Frauen sollten eine größere Rolle bekommen. Mit den Amazonen gelingt das nicht immer schon überzeugend, ist aber auf dem richtigen Weg. Ein Asterix ohne Zaubertrank muss ganz anders agieren als üblich und gibt viel mehr Raum für andere, die Römer sind nicht nur tumb, neue kulinarische Genüsse haben unerwartete Nebenwirkungen und die Geschichte ist weiterhin vielschichtig zu lesen. Kinder können weiterhin ihren Gags verstehen, Erwachsene werden das anders lesen, vielleicht den französischen Philosophen Michel Houellebecq in dem Geografen wiedererkennen und Fakenius lieben.

Detail aus Asterix 39 - Glibulus
Der Bösewicht Globulus © Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Ein klares Sonderlob geht dabei an den Übersetzer Klaus Jöken. Gerade die Namensgebung lud in der Vergangenheit zu billigen Spielchen ein und die aktuellen Bezüge sind schwierig zu übersetzen. Hier gelingt das perfekt, mit großem Charme und vielen kleinen Anspielungen. Ich sage nur Wolferine!

Viele „alte“ Serien sind bereits modernisiert worden: Rick Master, Michel Vaillant, Die Blauen Boys oder Lucky Luke seien als positive Beispiele genannt. Spätestens mit Asterix und der Greif haben Ferri und Conrad ihre Interpretation der Gallier auf ein Niveau gehoben, das seinen eigenen Platz im Comic-Olymp verdient hat. Natürlich wird es wieder Stimmer geben, die Goscinny zurücksehnen. Ja, seine Skripte waren toll, aber dieser Band ist es auch!

Dazu passen die sich ebenfalls ständig neu erfindenden Ärzte und ein Moscow Mule, gerne auch ohne Alkohol.

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Ramaïoli – Die Erzählungen von Lederstrumpf 2

Der letzte Mohikaner

Text und Zeichnungen: Georges Ramaïoli nach den Romanen von James Fenimore Cooper

Originaltitel: Bas de Cuir – Tome 2 – Les Derniers des Mohicans

All Verlag

Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 19,80 € |

ISBN: 978-3-96804-056-1

Cover Ramaioli Lederstrumpf 2

Die Erzählungen von Lederstrumpf sind klassische Literatur. James Fenimore Cooper hat eine ganze Reihe von Abenteuer-Romanen geschrieben: historische Romane, Seefahrergeschichten aber eben auch über die Eroberung des amerikanischen Kontinents durch weiße Siedler. Er gilt dabei einerseits als Patriot, andererseits aber auch als Kritiker des verantwortungslosen Handelns. Indianer*innen werden von ihm als Menschen beschrieben, also weder idealisiert noch verteufelt.

Eine bedrohte Art

1757 sind die französischen Truppen und die mit ihnen verbündeten Indianerstämme im Vormarsch und greifen nicht nur vereinzelt Siedler*innen an, sondern sogar die befestigten Forts der englischen Truppen. Zwei Töchter eines ranghohen englischen Offiziers sollen von einem Fort in ein anderes reisen, man glaubt, dass ihre Sicherheit höher wäre, wenn sie nicht mit den Truppen ziehen, sondern separat. So begibt sich eine kleine Reisetruppe in die Obhut des Scouts Magua. Durch ein zufälliges Treffen mit Chingachgook, seinem Sohn Uncas und Falkenauge kann eine Entführung durch den Indianer vereitelt werden.

Detail Ramaioli Lederstrumpf 2 page 39

Nun aber muss die kleine Truppe vor den Stämmen der Mingos fliehen und gerät in mehrere brenzliche Situationen. Tatsächlich werden die beiden Töchter zwischenzeitlich sogar gefangengenommen und es kommt zu verschiedenen Belagerungen und Angriffen. Cooper vermischt hier geschickt Liebe und Machtansprüche, Erpressung und gegenseitige Hilfe und Vertrauen als Basis von Handlungen. Wie schon im ersten Teil wird die Frage nach dem Wesen von Ehre gestellt und ebenfalls erneut wird eine tiefe Gläubigkeit als eine Geisteskrankheit im indianischen Sinne gewertet.

Im Laufe der Geschichte erfahren die Leser*innen auch, dass der Stamm der Mohikaner immer mehr zusammengeschrumpft ist und am Ende tatsächlich nur noch einer übrig sein wird, eben der letzte Mohikaner.

Detail Ramaioli Lederstrumpf 2 page 43

Die Aufgabe von Georges Ramaïoli bestand darin, den langen Ursprungstext so einzukürzen, dass er auf 68 Seiten darstellbar wird. Landschaftsbeschreibungen sind dabei einfach umzusetzen, auch Gefühle lassen sich in Ausdruck umwandeln, lange Textpassagen schon weniger. Das gilt umso mehr als schon Zeitgenossen Coopers die etwas umständliche Sprache kritisiert hatten. Meines Erachtens ist das hier, gerade auch in der Übersetzung durch Saskia Funke gut gelungen. Die Texte sind eindeutig nicht umgangssprachlich oder vulgär, aber eben auch nicht verstaubt oder gestelzt.

Actionreiche Zeichnungen

Wesentlicher Bestandteil der Handlung sind in diesem zweiten Teil die Kämpfe zwischen englischen und französischen Truppen und die Scharmützel, in die die Protagonist*innen selbst verwickelt werden. Das zweite große Moment sind die Fluchten dazwischen. Es verwundert daher nicht, dass für Natur, Gespräche oder ruhige Alltagsbeschreibungen nicht viel Raum ist. Georges Ramaïoli versucht dabei nicht, Kamerafahrten nachzustellen. Sein Stil ist es eher, Standbilder aneinander zu reihen und die Verbindung der Szenen in den Kopf des/der Betrachter*in zu verlagern.

Die Figuren bewegen sich in diesen Aufnahmen relativ natürlich und sehen nicht verbogen aus. Auch die Gesichter sind sowohl wiedererkennbar als auch fähig, Emotionen zu transportieren. Die Uniformen sind gut recherchiert und die Landschaften detailliert. Der Seitenaufbau folgt im Prinzip dem klassischen frankobelgischen Muster, ganzseitige Illustrationen und Überspannungen lockern das starre Schema aber auf.

Detail Ramaioli Lederstrumpf 2 page 44

Für Fans des klassischen Abenteuers

Die Lederstrumpf-Bände entsprechen in ihrer ganzen Erzählstruktur nicht den Netflix-Anforderungen der jungen Generation. Nicht schrill genug, zu langsam erzählt, kein Sex. Für alle, die manchmal weniger Piff-Puff-Bäng brauchen, ist die Adaption von Ramaïoli aber gelungen. Längen des Originals wurden entfernt, die Sprache behutsam modernisiert, der Stil aber trotzdem konserviert.

Cover Ramaioli Lederstrumpf 2 VZA
Cover der limitierten VZA

Natürlich ist die Ausstattung wie immer im All-Verlag angemessen! Stabiler Einband, gutes Papier, ein paar Skizzen im Anhang und einführende Worte zur gesellschaftspolitischen Lage sind für alle dabei. Wer möchte kann dann auch noch auf die auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe wechseln, die neben einem Variantcover auch noch ein signiertes ExLibris enthält!

ExLibris Ramaioli Lederstrumpf 2 VZA
ExLibris der limitierten VZA

Dazu passen Blood or Whiskey und ein Allagash White.

© der Abbildungen 2021 Georges Ramaïoli / All Verlag

JUMP Stripblad

Dat leukste Stripblad van het Universum

Chefredaktion: Tim

Uitgeverij Personalia

Heft Din A 4 | 48 Seiten | Farbe | 4,25 €

Cover JUMP 14

Manchmal dauert es ein Weilchen, bis eine Rezension tatsächlich fertig wird. Meistens ist das nicht weiter schlimm, das WWW ist ja ein riesiges Archiv, in dem nichts verloren geht und ein Tipp bleibt über lange Zeit gültig. Bei Magazinen ist das eigentlich anders, denn meistens interessiert nur die aktuell am Kiosk vorrätige Ausgabe. Die folgende Besprechung ist daher eher allgemein zu verstehen!

Comics für Kinder und Jugendliche

Das JUMP bietet eine breite Auswahl von Strips für Kinder ab 8. Damit steht es natürlich einerseits in der Tradition von Robbedoes, Kuifje oder dem Suske en Wiske Weekblad, befindet sich andererseits aber auch in direkter Konkurrenz zu Superheld*innen und den Disney Titeln. Namenspate ist die Serie JUMP von Charel Cambré die sowohl im Innenteil mit einer längeren Geschichte als auch auf dem Backcover mit einem Einseiter auftaucht. In flüssigem Stil gezeichnet werden die Abenteuer von drei Freund*innen erzählt. Spannung und Spaß stehen im Vordergrund der modernen Geschichten.

Cover JUMP 12/13

Dazu kommen weitere längere Stories: Gilles de Geus von Hanco Kolk und Dick Heins erzählen von dem kräftigen, aber etwas tumben Helden im Mittelalter. Timo von Alex Turk ist ebenfalls ein wenig hilflos. Auch dieser Held ist natürlich schließlich erfolgreich, stolpert dabei aber von Panne zu Panne.

Daneben gibt es kürzere Beiträge in ganz unterschiedlichen Stilarten von chaotisch-nervös zu verträumt. Unverkennbar ist aber der Einfluss des in Spirou gepflegten Stil. Anlesetipps sind etwa Mythos, Rembrandt oder Swamp Thing.

Komplettiert wird JUMP mit Uitgeverij Personalia Serien wie Sjors en Sjimmie oder Pinantie United und international Bekanntem wie De Kleine Robbe oder Kid Lucky.

Bunte Mischung

Cover JUMP 11

Da dazu auch immer noch (kindgerechte!) Interviews, Knutseleien und Rätsel sowie Gewinnspiele kommen, stellt das JUMP mittlerweile nicht nur eine sehr gute Mischung von kindgerechter Unterhaltung aus dem Comic-Bereich dar. Es braucht auch keinen Vergleich mit existierender oder historischer Konkurrenz zu fürchten! Möglicherweise einziges Manko ist die monatliche Erscheinungsweise die aber auch das Taschengeldproblem entschärft.

Schade, dass Vergleichbares in Deutschland nicht existiert!

Dazu passen Randale mit ihrer Rockmusik für Kinder, etwa dem Hardrockhasen Harald und natürlich ein Getränk aus den Niederlanden: Fristi.

© der Abbildungen JUMP / Personalia vof 2021

Batman – The World

Die ganze Welt feiert Batman

Story: Benjamin von Eckartsberg, Brian Azzarello, Paco Roca, u.a.

Zeichnungen: Lee Bermejo, Paco Roca, Thomas von Kummant, u.a.

Originaltitel: Batman: The World

Panini Comics
Broschur | 188 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 
978-3-7416-2463-6

Batman - The World Cover

Jedes Jahr im September feiern DC und die Partnerverlage den Batman-Tag! Neben einem Gratis-Comic (über euren Lieblings-Comic-Shop) und ein paar anderen Give-aways werden zu diesem Tag oftmals auch ganz besondere Batman-Titel auf den Markt gebracht. Der 2021-er Titel Batman – The World bietet dabei in verschiedenen Ausgaben abgeschlossene Geschichten von lokalen Teams.

Vierzehn mal „vor Ort unterwegs“

Das Spektrum dieser Stories fängt stilistisch beim Manga an, geht über schwarz-weiße, fast schon konzeptartige Zeichnungen über realistische bis hin zu den gewohnten Panels. Die Batman Inkarnationen treten zu verschiedenen Zeiten auf und spielen teilweise mit ihrem Mythos. Ihnen allen gemein ist aber, dass Künstler*innen mit einem Bezug zu einem bestimmten Land, meistens der Geburt, eine vor Ort spielende Geschichte geschrieben und gezeichnet haben.

Batman - The World page 1

Die Texter*innen und Zeichner*innen sind dabei häufig vor Ort sehr bekannt, haben aber nicht unbedingt auch international einen Ruf erworben. Qualitativ sind alle Beiträge durchaus beachtenswert! Beiträge kommen aus den USA, Mexiko und Brasilien, Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, Polen und Tschechien, der Türkei und Russland, sowie Südkorea, China und Japan. Nicht alle haben bereits Erfahrungen mit amerikanischen Superheld*innen.

Spannend ist zu sehen, wie die jeweiligen Teams die Essenz von Batman herausarbeiten und doch unterschiedlich darstellen. Der gute Held, der Beschützer, muss ganz unterschiedliche Herausforderungen meistern und trifft durchaus auf bekannte Gegner, muss sich aber auch mit Korruption, Ignoranz oder Magie auseinandersetzen. Das deutsche Team Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant (Gung Ho) lässt die Fledermaus etwa in den Alpen auf den Joker treffen und verwendet dabei sehr nervöse, gemalte Bilder.

Batman - The World page 6/7

Viele nette Ideen

Batman war bisher nicht als Franchise-Produkt bekannt. Schon mit der Interpretation durch Enrico Marini wurde das aufgeweicht und The World geht noch mal einen Schritt weiter. Für die Leser*innen bedeutet das mehr Vielfalt, bringen die einzelnen Länder doch jeweils ganz eigene Vorstellung von „Superschurken“ ein. Außerdem zeigen einzelnen Geschichten auch, dass Erwartungen an Held*innen sich mit der Zeit ändern können und sich nicht auf Jungs beschränken müssen. Der Beitrag aus Russland wäre daher auch einer der beiden Anlesetipps.

Der andere kommt aus Japan und besingt das hohe Lied der freien Presse, das niemals laut genug gesungen werden kann! Sicherlich positiv ist das Fehlen eines wirklich schlechten Beitrages. Im Normalfall hat jede Kurzgeschichtensammlung den einen Beitrag, der es besser nicht in die Auswahl geschafft hätte.

Batman - The World Cover Premium
Cover Premium Edition

Für Fans und Gelegenheitsleser*innen

Wie immer werden die freien Seiten bei Panini mit redaktionellen Beiträgen und Illustrationen gefüllt. Insbesondere die biographischen Hinweise sind sehr nützlich, da die meisten der deutschen Wikipedia komplett unbekannt sind. Neben der regulären Ausgabe gibt es noch eine limitierte Hardcover Variante für 30 und eine streng limitierte Premium-Variante für 49 €.

Batman - The World Cover Hardcover
Hardcover Ausgabe

Dazu passen Take a Stand von Los Fastidios mit Fotos von internationalen Aktionen gegen Rassismus und ein ebenfalls multinationales Heineken.

© der Abbildungen 2021 DC c/o Panini Verlag GmbH

Gabus/Reutimann – Der Hafen der Geheimnisse 1

Das Monster aus dem Meer

Story: Pierre Gabus

Zeichnungen: Romuald Reutimann

Originaltitel: New Cherbourg Stories Vol. 1 – Le Monstre de Querqueville

Carlsen Comics
Softcover | 64 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-02395-7

Cover Gabus/Reutimann – Der Hafen der Geheimnisse 1

Eine neue Serie aus Frankreich, die in ihren Zeichnungen sehr klassisch daherkommt, Science-Fiction- und Mystery-Elemente verknüpft und auch noch humorige Bestandteile hat – Das klingt fantastisch! Das Team Gabus/Reutimann hat übrigens bereits 2012 mit einer anderen Serie in Angoulême gewonnen, ist in Deutschland aber bisher noch sehr unbekannt.

Geheimes Leben im Meer

Das kleine, fiktive Städtchen New Cherbourg liegt irgendwo am Meer im Norden Frankreichs. Der Hafen der Geheimnisse spielt in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Der Tourismus ist bereits eine Einnahmequelle, der Luftverkehr wird mit Zeppelinen durchgeführt. Ein kleiner Junge ist damit beschäftigt, Möwen zu dressieren und wird auf den folgenden Seiten immer wieder auftauchen. Mit seinen Eltern und Geschwistern steht er für das alltägliche Leben.

Der Hafen der Geheimnisse 1 page 3

Am Strand wird plötzlich eine walartige, behaarte Kreatur entdeckt, das Monster aus dem Meer. Die Gemeinde beschließt, den Fund geheim zu halten und es wird klar, dass es bereits andere Begegnungen gegeben hat. Neben den Walen gibt es auch noch die Gründler, die unter Wasser eine eigene Zivilisation gegründet haben. Um sie vor Ausbeutung durch den Menschen zu schützen, soll niemand etwas von ihnen erfahren. Leider ist allerdings eine Akte über diese Wesen verschwunden.

Zwei Geheimagenten mit wunderlichen Kräften sollen die Akte finden und zurückholen. Sie bekommen bald Unterstützung von einer jungen Kollegin, die wiederum die Schwester des eingangs erwähnten Jungen ist. Und dann ist da auch noch der Regierungsvertreter, der der Stadt einen Besuch abstattet.

Der Hafen der Geheimnisse 1 page 5

Moderne Klare Linie

Die Zeichnungen von Romuald Reutimann passen perfekt zu dem Szenario. Die Klare Linie lässt Geheimagent*innen alten Stils lebendig werden, ohne dabei die moderne Interpretation durch die Kollegin zu behindern. Die fremdartigen Unterwasserwesen haben die richtige Mischung aus „Monster“ und „akzeptabel“, um gleichzeitig fremdartig, aber nicht gefährlich zu wirken. Und nicht zuletzt ist durch das nostalgische Ambiente keine Notwendigkeit für eine allzu realistische Darstellung.

Die Zeichnungen wirken dabei allerdings keineswegs aus der Zeit gefallen. Sie sind variabel, detailreich wo nötig und transportieren eine ganze Menge an humorigen Szenen, ohne dabei allerdings in einen Slapstick wie bei Hergé zu verfallen. Die Seitenaufteilung ist meistens drei- oder vierreihig, lässt aber Überspannungen zu und es gibt sogar ein paar ganzseitige Illustrationen.

Der Hafen der Geheimnisse 1 page 6

Vielschichtig, spannend und gesellschaftskritisch

Die Reihe spart nicht mit Kritik an der profitorientierten Gesellschaft, an Karrieristen aus dem Politbusiness und fragt nach den Grenzen der erlaubten Ausbeutung. Die Nutzung von Errungenschaften der fremden Zivilisation wird zwar nicht abgelehnt, sie soll aber nicht zur Vernichtung führen. Insofern werden durchaus aktuelle Themen angesprochen. Dazu gibt es aber auch die lustigen Superkräfte der Agenten, die skurrilen Nebenfiguren und den Charme der irgendwie relaxten Pre-Mobile-Device-Zeit.

Für alle, die die Geschichten aus Tintin mochten, seien sie von Edgar Jacobs, Roger Leloup, Tibet oder Duchateau, und somit auch für die aktuellen Leser*innen des ZACK sollte der Hafen der Geheimnisse einen Blick wert sein! Band 2 ist bereits angekündigt.

Dazu passen Of Monters and Men und ein Noblesse Oblige der Brasserie Au Baron.

© der Abbildungen Casterman 2020, Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2021

Worley, Vance/Waller – Omaha 4

Omaha the Cat Dancer – Band 4

Story: Kate Worley, Jack Vance

Zeichnungen: Reed Waller

Originaltitel: The Omaha The Cat Dancer Series 4

Schreiber & Leser

Broschur | 336 Seiten | S/W | 29,80 €
ISBN: 
978-3-96582-071-5

Cover OMAHA 4

Omaha ist eine Serie für Erwachsene, keine Frage. Sie enthält explizite Darstellungen und ist doch ganz anders als so viele andere Comics, in denen Sex entweder als Machtausübung dargestellt wird oder aber rein voyeuristisch. Kate Worley hat die Geschichte von „normalen Menschen“ beschrieben, die unabhängig von Gesundheitszustand, Einkommen, Hautfarbe oder sexueller Orientierung persönliche und berufliche Probleme meistern müssen, für eine gesellschaftliche Weiterentwicklung eintreten, nicht fehlerfrei sind und nebenbei auch noch Beziehungen leben.

Gentrifizierung, Bauskandale und Korruption und immer wieder Beziehungsprobleme

Die Bewohner*innen von Mipple City haben es nicht leicht. Heutzutage gibt es kaum noch Konflikte, die die Bevölkerung nicht in annähernd gleiche feindliche Blöcke spalten. Ende der 80-er Jahre war das noch selten. Während die eine Hälfte der Stadt eine Gegend mit Bars, Clubs und alternativem Leben als Schandfleck empfindet, ist eben jenes für die andere Hälfte der Teil der Stadt, der ein Aufatmen, eine gewisse Freiheit erst ermöglicht und unbedingt zu unterstützen ist.

OMAHA 4 page 8

Bei großen Bauprojekten war man es früher fast schon gewöhnt, von Bestechung, Korruption und Pfusch am Bau zu lesen. So ist auch hier Manipulation mit Fake News, Bestechung und sogar Gewalt im Spiel und – wie im richtigen Leben – scheint es auch hier so zu sein, dass es keine „reine“ Seite gibt. Die Spielregeln waren schon so weit verschoben, dass ein völlig legales Verhalten außer Frage stand. Vielleicht haben auch solche Geschichten wie Omaha dazu beigetragen, dass Korruption nicht mehr ganz so offen praktiziert werden kann.

Aber auch beziehungstechnisch werden die als Tiere dargestellten Personen bis über ihre Grenzen hinaus gefordert. Es geht um nicht reflektierte Machtstrukturen, falsche Erwartungen und immer wieder auch um Ehrlichkeit und Kommunikation. Daneben gibt es Konflikte, die man klären kann und die eine Versöhnung ermöglichen. Einige davon sind so grundlegend, dass eine Trennung unvermeidlich erscheint. Und es gibt mehr oder weniger suchthafte Reaktionen.

Kate Worley hat lange gegen ihren Krebs gekämpft, schließlich aber doch verloren. Zum Beginn von Omaha war sie noch mit Reed Waller, dem Zeichner, liiert. Nach einer Trennung lebte sie schließlich mit dem Autoren Jack Vance zusammen, der es wiederum nach ihrem Tod übernommen hat, die Geschichte um die Schönheitstänzerin Omaha und Mipple City zu beenden.

OMAHA 4 page 9

Furry pictures

Ursprünglich war es wohl die Idee, Zensur zu umgehen. Die Tatsache, dass hier vermenschlichte Tierfiguren dargestellt werden, hat aber im Laufe der Zeit sehr viele Fans gefunden und es gibt eine eigene Kategorie für solche Comics. Dem Lesevergnügen tut es jedenfalls keinen Abbruch, ja, es schafft sogar eine gewisse Distanz. Reed Waller setzt die Vorgaben seiner Szenarist*innen im gleichen Geiste um. Es geht nicht darum, jemanden bloßzustellen, Behinderungen oder Vorlieben ins Lächerliche zu ziehen oder Erwartungen eines männlichen Publikums zu befriedigen.

Zeichnungen können verletzten oder wertfrei darstellen. Hier passiert das Letztere und trotzdem feiern die Zeichnungen das Leben und alles, was dazu gehört! Das ist der große Unterschied zu vielen Altmännerphantasien in der sogenannten Independent-Szene, die doch nur eine andere Art für Misogynie ist.

Wie groß die Zustimmung in der Comicwelt zu dieser Serie gewesen ist, wird vielleicht auch durch den Anhang deutlich. Reed Waller erkrankte 1993 ernsthaft an Krebs, besaß aber keine ausreichende Krankenversicherung. An dem Unterstützungsprojekt „Images of Omaha“ beteiligten sich mehr Künstler*innen als erwartet, unter anderem Will Eisner, Bryan Talbot, Scott McCloud oder Frank Miller. Die gesammelten Bilder sind Bestandteil dieses Abschlussbandes!

OMAHA 4 Anahng

Eine Graphic Novel für die Sammlung

Jede*m bleibt es selbst überlassen, welche Comics man mag. Es gibt glücklicherweise keinen Kanon! Wer sich aber für Graphic Novels interessiert, wer wissen möchte, wie Menschen interagieren, wie ziviler Widerstand gegen Großprojekte angefangen hat und wie Darstellung von gewaltfreier Sexualität sein kann, der darf hier gerne einen Blick riskieren!

Handwerklich gut gemachter Independent (und das ist in diesem Fall nicht als Entschuldigung für technisches Unvermögen gemeint!) mit teils sympathischen Figuren, eben wie aus dem Leben gegriffen. Die Aufmachung durch den Hamburger Verlag in vier dicken, aber sehr handlichen Paperbacks mit einführenden Worten passt dazu perfekt! Für mich ein Top-Tipp!

Dazu passen Die Broilers aus Düsseldorf und ein Fiege Bernstein.

© der Abbildungen 1978 – 2020 by Reed Waller & CatDancer Corporation, 2021 Verlag Schreiber & Leser

Bulmer/Blanco – Die Eiserne Hand

Der Unsichtbare

Story: Henry Kenneth Bulmer

Zeichnungen: Jesús Blanco

Originaltitel: The Steel Claw first published in UK-Valiant 1962 – 1963 & Valiant Annual 1965, 1966

Panini Comics

Überformat | 116 Seiten | Farbe | 30,00 €
ISBN: 
978-3-7416-2435-3

Cover Die eiserne Hand

Die siebziger Jahre waren in Deutschland für jugendliche Comic-Leser*innen sehr vielfältig. Zwischen 1972 und 80 gab es das Koralle-ZACK, von 71 bis 74 das PRIMO, ab 75 das YPS und natürlich Fix & Foxi und die Micky Maus. Alle sind mehr oder weniger fester Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses. Daneben hielt sich aber zwischen 1975 und 78 auch ein Magazin mit einer etwas anderen Ausrichtung: Kobra. Waren die anderen mehr oder weniger einheitlich frankobelgisch oder deutsch geprägt, präsentierte das Heft aus dem Gevacur Verlag hauptsächlich Material aus England. Eine der Kultserien von damals ist jetzt wieder da, die Eiserne Hand!

Unsichtbarkeit, verrückte Wissenschaftler und Verbrechen

Die im Original Steel Claw betitelte Serie stammte ursprünglich von dem Science-Fiction Autoren Henry Kenneth Bulmer, wurde aber schon bald von Peter Hogan, dann von Tom Tully fortgeführt. Sie handelt von Louis Crandell, einem Laborassistenten, der bei einem Unfall seine Hand verloren hat und nun eine metallische Prothese trägt. Bei einem weiteren Unfall wird er durch einen Stromstoß der Unsichtbare. Nur seine künstliche Hand bleibt sichtbar und verbreitet Angst und Schrecken in England, ist doch für Außenstehende nicht ersichtlich, dass ein unsichtbarer Körper dazugehört.

Detail Die eiserne Hand page 9

Crandell verübt nun zunächst einige Verbrechen und hat immer mehr Schwierigkeiten, genügend Energie für seine Verwandlungen zu bekommen. Schon bald bekommt er es mit einem mad scientist zu tun, der eigene Verbrechen so begeht, dass die eiserne Hand verdächtigt wird. Einzig eine junge Frau vertraut Crandell und verhilft ihm wieder und wieder zur Flucht. Später erkennt der Protagonist seine Irrtümer und wird sogar zum offiziellen Geheimagenten.

Nicht nur Kobra war darauf angewiesen, wöchentlich 2 bis 4 Seiten zu präsentieren und darauf zu hoffen, dass die meist männlichen Jugendlichen auch in der kommenden Woche ihr mageres Taschengeld für die Fortsetzung ausgeben würden. Auch die englischen Originale folgten bereits diesem Muster und so sehen wir regelmäßig das in das erste Panel eingearbeitete Logo, eine Box mit einer kurzen Zusammenfassung und den Hinweis am Ende auf die nächste Folge. Panini hat sich dankenswerter Weise entschlossen, hier nicht sklavisch am Original zu kleben, sondern ein wenig Abwechslung hineinzubringen und vor allem auf die nächste Seite anstelle eines Heftes zu verweisen.

Die Geschichten sind vor allem mit einer Portion Nostalgie zu betrachten. Im Vordergrund steht nicht die wissenschaftlich richtige Begründung, ihre Glaubwürdigkeit oder gar ihre Stringenz über eine längere Zeit hinweg. Hier geht es um Action, Cliffhanger und anfangs auch noch um den Reiz des Bösen. Crandell kann endlich etwas darstellen und wird nicht mehr herumgeschubst. Deshalb ist er auch nur ein kleiner Assistent und bietet somit viel Identifikationsfläche für die Massen.

Detail Die eiserne Hand page 10

Noir Feeling

Nicht alle Comics in Kobra waren schwarz-weiß. Das Reich Trigan zum Beispiel hätte dann auch viel von seiner Intensität verloren. Die eiserne Hand dagegen lebt von dem Kontrast, der symbolisierten Dunkelheit, dem unheimlichen und Gefährlichen. Jesús Blanco ist ein Meister der Schwärze. Vor allem anfangs gibt es ein wenig Weiß auf dem Schwarz und damit eine Umkehrung der üblichen Vorgehensweise. Erst später kommen dann mehr Schraffuren dazu und auch weiße/helle Hintergründe.

Die Zeichnungen sind sehr realistisch, erinnern natürlich damit auch an Zeitungsstrips, folgen aber eher dem Konzept der Sonntagsseiten, da mehr Platz zur Verfügung steht. Vor allem durch diese geballte Ladung der Anfänge wird deutlich, wie gegensätzlich das zu der heilen Welt etwa von Fix und Foxi war. Im Endeffekt ist aber auch diesem Versuch, englische Comics in Deutschland zu etablieren, kein nachhaltiger Erfolg beschieden gewesen. Hoffen wir, dass es jetzt anders ist.

Fast schon ein Coffee-Table-Buch

Panini bringt mit diesem Hardcover im Überformat die ersten Abenteuer der Steel Claw zurück nach Deutschland. Erstmals ist der Druck vorzüglich und auch die Übersetzung steht dem in Nichts nach. Durch die kleinen Anpassungen am jeweiligen Beginn und Ende der Folgen wird nichts zerstört aber viel Lesbarkeit erzeugt und die beigefügten Artikel über Story und Künstler helfen natürlich bei der Einordnung.

Detail Die eiserne Hand Backcover

Wer Zeitungscomics mag, Noir-Krimis oder etwa Edgar Wallace, wird hier richtig liegen. Der Nostalgie-Faktor ist halt nicht zu leugnen.

Dazu passen The Who mit „My Generation” und ein KiKo (Kirschsaft mit Korn).

© der Abbildungen 1962 – 1966 & 2021 Rebellion Publishing IP Ltd

ZACK 268

ZACK 268 (Oktober 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 268

Der Herbst ist gekommen, die Tage werden wieder kürzer und unfreundlicher, laden dafür aber zum Lesen in gemütlicher Umgebung ein. In etwa dieses Gefühl vermittelt auch das Cover des aktuellen ZACK: Der Kommissar steht im Regen, Schal und Mütze deuten an, dass es zudem kalt ist. Also ab nach drinnen, ins Warme, und mit dem Genießen von ganz verschiedenen „Runderneuerungen“ beginnen!

Der Rückkehrer

Rick Master war einer der beliebtesten Helden des alten ZACK. Die Gesamtausgabe seiner Werke bei Splitter nähert sich dem Ende. Aber auch die aktuellen Abenteuer sind bereits bei Band 5 angelangt! Zidrou hat es längst geschafft, die modernisierte Figur zu etablieren, Nadine aus dem Schatten zu holen und mit eigenen Aufgaben zu betrauen. Nun wird auch das Verhältnis zur Polizei versuchsweise neugeordnet. Kommissar Bourdon ist dienstlich im Senegal und als Austausch übernimmt Ousmane Dior seinen Job.

ZACK 268 page 5

Dadurch können neben der sehr spannend startenden Geschichte um einen Serienkiller, der von den Medien Cupido genannt wird, auch Vorurteile und Rassismus thematisiert werden. Simon Van Liemt setzt Kommissar Griot mit Referenzen auf das Original sehr eigenständig und souverän um. Lassen wir uns überraschen, wie die Verbindung aus Kommissar und „der Sänger“ gemeint ist.

Die Fortsetzungen

Die Frau mit dem Silberstern spielt ein Jahr nachdem ein Leutnant aus Fort Navajo dem kleinen Örtchen Silver Creek Frieden gebracht hat. Dieser war allerdings leider nicht von Dauer wie die Bewohner*innen leidvoll erfahren müssen. Martin Frei verknüpft persönliche Geschicke und Entwicklungen der bekannten Nebenfiguren mit dramatischen Ereignissen und liefert somit nicht nur eine liebevolle Hommage ab, sondern bereichert das Genre mit einer für sich selbst stehenden Story! Die Figuren hat er mittlerweile sicher im Griff, die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Hintergründe gewinnen an Detailschärfe und Tiefe! Leutnant Blueskull ist auf dem besten Weg, für das ZACK ein internationaler Verkaufserfolg werden zu können.

ZACK 268 page 23

Auch Michel Vaillant bewegt sich schon lange auf neuen Pfaden in der sogenannten Zweiten Staffel. Zweikämpfe ist dabei der erste Band ohne direkt Mitwirkung eines Graton und zeigt die Teilnahme der Vaillantes an der Rallye-Weltmeisterschaft. Es gibt keine Stallregie und Michel und sein jugendlicher Herausforderer Daniel Farid scheinen das interne Rennen fast als wichtiger zu erachten denn die offizielle Rangfolge. Schöne Rennszenen eingebettet in viel Natur von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil! Die Story von Denis Lapière passt in den MV-Kosmos, lässt Leser*innen ob der Rennspektakel in möglichst unberührter Natur aber ein wenig ratlos zurück – Sollte das neue Engagement mit E-Motoren doch nur ein Strohfeuer gewesen sein?

ZACK 268 page 41

Die Abschiede

Die modernisierte Version von Suske und Wiske für Erwachsene – Amoras 2047 – verlässt die Seiten des ZACK zunächst einmal wieder.  Wird es Suske mit Hilfe von Jerusalem gelingen, die gefangene Wiske zu befreien? Rasante Action von Marc Legendre mit Zeichnungen von Charel Cambré die zurecht als beste flämische Serie der letzten 10 Jahre gehandelt wird! Es bleibt zu hoffen, dass die Abstände zwischen den einzelnen Teilen nicht zu lang sind. Das aktuelle StripGlossy hat gerade die ersten Seiten des neunten Bandes der Nachfolgeserie vorveröffentlicht!

Detail ZACK 268 page 53

Ebenfalls beendet ist das letzte Abenteuer mit Jerry Spring. Der Zorn der Apachen war der Versuch, die Serie nach dem Tod von Jijé fortzusetzen. Festin hatte das Szenario geschrieben, Franz für eine dem Original stilistisch ähnliche Umsetzung gesorgt. Die deutsche Erstveröffentlichung dieses klassischen Westerns hat lange auf sich warten lassen; die Zeichnungen hatten mühevoll restauriert werden müssen. Die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen bösen Weißen und in die Enge getriebenen Roten würde heutzutage sicherlich anders dargestellt werden, hat aber nostalgischen Charme und somit ihre Berechtigung.

Detail ZACK 268 page 69

Und sonst?

Parker & Badger sind die Alltagsloser, die zwischendurch auflockern dürfen, und Tizombi bringt den schwarzen Humor ein. Letzteres ist immer noch mein Favorit der One-Pager. Die Strip-Fans bekommen ihre Dosis der unerträglichen Leichtigkeit des Slip und die Informationshungrigen bekommen wie immer News, Rezensionen und zwei Artikel. Neben der Einführung in das wieder aufgelebte Donjon Universum von Christian Endres wird der nun schon seit 10 Jahren bestehende JaJa-Verlag vorgestellt.

Gerade diese Mischung aus Tradition und Moderne ist sicherlich der Markenkern des ZACK: Nicht rückwärtsgewandtes Festhalten an Vergangenem, sondern nach vorn schauende Modernisierung ist gefragt. Dementsprechend ist auch der „ZACK-Club“-Anstecker nicht einfach eine Neuauflage, sondern eine mit modernem Komfort ausgestatte Variante.

Dazu passen The Shifters mit ihrer jungen Interpretation traditionellen Skas und ein Kellerbier: lange vergessene aber mittlerweile wiederentdeckte Tradition.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Ram V/Blanco – Catwoman 5

Catwoman – Auge um Auge

Story: Ram V, Liz Erickson

Zeichnungen: Fernando Blanco, John Paul Leon, Juan Ferreyra, Abel

Originaltitel: US-Catwoman 25 – 28; DC’s Crimes of Passion 1 (2020/2021)

Panini Comics
Broschur | 116 Seiten | Farbe | 14,00 €
ISBN: 
978-3-7416-2457-5

Cover Catwoman 5

Die Meisterdiebin hat sowohl die geplatzte Hochzeit mit Batman überlebt als auch ihr selbstgewähltes Exil in Villa Hermosa. Selbst der Joker War ist vorüber. Es wird also Zeit, sich wieder auf ihre Ursprünge zu konzentrieren.

Revierkampf in Gotham

Gotham ist ein Moloch. Die Stadt besteht aus den unterschiedlichsten Vierteln, die alle ihre eigene Geschichte haben und mit unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert sind. Catwomans Geschichte startete in Alleytown. Hier entwickelte sie sich von der kleinen Straßendiebin zu der Ikone, die sie heute ist, und hierhin will sie zurückkehren. Ihre alte Basis, das Nest, existiert noch, zu sagen haben aber andere. Waffen und Drogen haben das Revier überschwemmt und verändert und Selina hat gleich mehrere Schachten zu schlagen.

Zunächst einmal geht es darum, die jugendlichen Kleinkriminellen auf Linie zu bringen. Wollen sie plumpe Gangmitglieder und Räuber werden oder bleiben, die nur darauf warten, erschossen zu werden? Oder wird es ihr gelingen, aus ihnen ein Team von Dieb*innen zu formen, die füreinander einstehen, zusammen agieren und sich gegenseitig schützen?

Catwoman 5 page 3

Außerdem muss sie sich natürlich auch gegen die etablierten Platzhirsche durchsetzen. Niemand gibt seine eroberten Gebiete kampflos ab und die heutigen Methoden sind wesentlich brutaler und endgültiger als zu früheren Zeiten. Die Waffen einer Katze basieren dabei meistens auf List, Finten und Täuschungen und lesen sich daher sehr spannend. Ach ja, es gibt neben den üblichen Gegnern auch noch einen unheimlichen Auftragsmörder, Peter Valley, und einen altbekannten Cop, der seine Niederlage nicht ertragen kann und deshalb ebenfalls nach Gotham gewechselt ist. Gute Storyline von Ram V.

Action und Eleganz

Wie immer bei Catwoman-Stories haben die Zeichner*innen neben den Action-Szenen die Aufgabe, katzenhafte Eleganz der Bewegungen umzusetzen. Die Heldin ist keine Bewegungslegasthenikerin, sondern drückt perfekte Körperspannnung, Eleganz und fast ein wenig Hochmut aus. Insbesondere Blanco gelingen diese fließenden Bewegungen gut. Seine Selina sieht auch in einem Sessel sitzend so aus, als ob sie alles unter Kontrolle hat. Natürlich funktioniert diese Seite nur dadurch, dass die anderen zwar durchaus kräftig sein können, auch machtbewusst. Ihnen allen fehlt aber die Haltung, die erkennen lässt, dass sie gewinnen werden.

Catwoman 5 page 6

Eine Ausnahme dazu bildet der fanatische Killer Pater Valley. Er glaubt an seinen Sieg und daran, dass er Ort und Zeit bestimmen kann. Gelungen! Ebenfalls gut gemacht ist die Darstellung der Alleytown-Kids: anfangs noch ruppig und auf die Waffe vertrauend, im Grunde aber überängstlich, werden die Jugendlichen immer sicherer, stabiler und selbstbewusster.

Nicht nur für Superheld*innenfans

Oft sind die traditionellen Serien von Marvel und DC sehr eingefahren in ihrem Genre. Catwoman ist eine der wenigen Ausnahmen. Einerseits passt sie in die Kategorie „starke Frau“, Crime-Fans finden hier ihre Themen adressiert und schließlich ist auch die Mafia-Story nicht weit entfernt. Daneben werden natürlich auch die traditionellen Batman und Catwoman- Leser*innen bestens bedient. Gute und für dieses Genre sehr vielseitige Unterhaltung eben.

Die deutsche Ausgabe bei Panini bietet wieder ein paar einführende Worte und Kurzbios der beteiligten Künstler, die regulären Cover von Joëlle Jones und ein paar Variant-Abbildungen.

Back-Cover Catwoman 5

Dazu passen Bite Me Bambi mit “Our Lips Are Sealed” und ein Scavi & Ray Secco auf Eis.

© der Abbildungen 2021 DC c/o Panini Verlag GmbH

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