Feldstein/Wood – Aus dem EC-Archiv 2

Alle Science Fiction und Fantasy Stories Band 2 (1951 – 1952)

Story: Bill Gaines & Al Feldstein
Zeichnungen: Wallace Wood

Originaltitel: EC Archive 2

All Verlag

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-946522-68-3

Let’s get weird!

Ach was waren das für Zeiten: unaufgeregt, von keiner Klima- oder Gesundheitskrise betroffen und zukunftsorientiert! Schick angezogene Männer und Frauen, gerne im Fantasie-Uniform-Style, laufen rauchend durch Raumschiffe, betreten fremde Welten und erkennen, dass der Schein manchmal trügt, gleiche Entwicklung auch gleiche Ergebnisse bringt oder dass heiraten tödliche Folgen haben kann.

In allen im zweiten Band der Sammlung von Wally Woods Geschichten aus den EC-Magazinen steht die Technik nicht im Vordergrund. Sie ermöglicht Raumflüge, Zeitsprünge und alles andere, hat aber immer nur unterstützenden Charakter. Der Mensch bleibt derjenige, der Katastrophen auslöst, wenn er sich mal wieder allmächtig fühlt, seinen sexistischen Vorlieben folgt oder einfach nur zu spät reagiert.

Dazu kommen dann auch noch Geschichten, die der Menschheit einen Spiegel vorhalten, etwa indem sich die Entdecker einer uralten Marszivilisation mit dem Konzept des „Monsters“ auseinandersetzen müssen.  Mein Tipp für ein erstes Reinlesen ist aber „ Projekt … Überleben“.

Die Umsetzung

Insgesamt 18-mal darf Wally Wood seine Zeichenkunst in Geschichten zeigen, 7-mal werden zusätzlich ganzseitige Illustrationen von Covermotiven integriert. Im Mittelpunkt stehen dabei wieder die beiden Reihen Weird Fantasy und Weird Science aber auch der in Shock Suspenstory 2 enthaltene Beitrag fehlt nicht.

Keiner kann Monster so genial in Szene setzen ohne im Vorfeld schon eine klare Richtung vor zu geben. Oft ist bis zum letzten pageturner nicht klar, auf welcher Seite sich Monstrositäten offenbaren werden und wo die Opfer zu verorten sind. Der Seitenaufbau ist dabei gar nicht mal so abwechslungsreich. Auf die grafisch ansprechende, individuelle (und in der deutschen Ausgabe perfekt übersetzte/angepasste) Startseite erfolgt ein relativ starres dreireihiges Schema. Dieses variiert in der Anzahl der Panele sowie der Höhe häufig und bietet anhand der Schraffuren und der vielen Details ein perfektes Gerüst für die kräftige aber immer noch unterstützende Kolorierung.

Wood bietet aber nicht nur anregende fremde Landschaften sondern auch einen fast perfekten Einblick in die Emotionen seiner Figuren über die Gesichtszüge und Körperhaltung und lässt sich den Stress der kurzen Abgabefristen nicht anmerken.

Abgerundet wird der Band durch den Essay von Helmut Kronthaler über das offizielle Verhältnis zwischen Verleger Gaines und Ideenlieferant Ray Bradbury sowie einer Comicographie der von Bradbury autorisierten Adaptionen seiner Stories in den EC-Titeln.

Der Ausblick

Leider wird es nur drei Bände geben, denn dann ist das Material erschöpft. Diese lohnen sich aber unbedingt und sollten nicht nur bei allen Liebhaber*innen klassischer Science Fiction, der Gruselgeschichten und der Pulps im Regal stehen, sondern auch bei denjenigen, die gute, kurze Geschichten lieben, die nicht vorhersehbar sind, spannend und ohne Popcornkinoelemente auskommen! Schade, dass aufgrund der politischen Umstände diese Blüte der Horror/Fantasy/Science Fiction-Literatur nur eine kurze Lebensspanne hatte. Aber vielleicht verdanken wir dieser Situation dafür die Langlebigkeit des MAD.

ExLibri der Vorzugsausgabe

Natürlich gibt es auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit anderem Cover und einem ExLibris. – Zu Band 1.

Dazu passen quietschbunte Cocktails und die herrlich schrägen Horrorpops!

© der Abbildungen 2019 All-Verlag, Wipperfürth

© 2019 William M. Gaines, Agent, Inc

Katalog zur Moebius-Ausstellung in Brühl

Katalog MOEBIUS – Surreale Comicwelten

Hardcover Überformat | 272 Seiten | Farbe | 49,90 € |
ISBN: 978-3-944453-18-7

Wo: Im Museumsshop des Max Ernst Museum Brühl des LVR, Comesstraße 42/Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl noch bis zum 16. Februar 2020 (montags geschlossen) – VERLÄNGERT bis zum 29. März!!

Es gibt zwei Arten von Ausstellungskatalogen

Auf der einen Seite stehen diejenigen, die ein Thema aufnehmen, Leser*innen abholen wo auch immer sie stehen mögen und die gezeigten Exponate im Kontext des Textes präsentieren. Im comic-Bereich wären Beispiele dafür etwa die Kataloge von Dr. Alexander Braun (Going West oder die beiden Dortmunder Ausstellungen zu Carl Barks und dem Zweiten Weltkrieg im Comic) oder zur Ausstellung in Oberhausen über Rolf Kauka und sein Universum. Bei diesen handelt es sich eher um bebilderte Sekundärwerke.

Auf der anderen Seite stehen die Kataloge, die sich eher am traditionellen Kunstbetrieb orientieren. Die Ausstellung, also die ausgestellten Werke stehen im Vordergrund und sollen in möglichst farbechter, angemessener Weise die Ausstellungsbesucher*innen noch Jahre später an den Besuch erinnern. Auch hier gibt es natürlich begleitenden Text. Dieser richtet sich aber nicht an die Masse, sondern führt einen kunsthistorischen oder kunstphilosophischen Diskurs (fort).

Porträt-Jean-Giraud-2010-Foto-Isabelle-Giraud-©-2019-Mœbius-Production

Beide habe ihre Vor- und Nachteile, bedienen sie doch vollkommen unterschiedliche Segmente der Besucher*innen und schließen sich in gewisser Weise sogar aus.

Der Katalog zur Moebius-Ausstellung

gehört eher in die zweite Kategorie. Hochpreisig und auf gutem Papier präsentiert er die meisten Exponate der Ausstellung und ist in gewisser Weise selbst Kunst, keinesfalls aber ein Gebrauchsgegenstand. Natürlich enthält er die notwendigen Fakten über den Künstler Jean Giraud und ebenso natürlich ist ihm die Begründung zu entnehmen, warum die Exponate des Visionärs genau hier im Max-Brühl-Museum gezeigt werden; welche Verbindungslinien können zwischen dem als entartet beschimpften Mitbegründer der Moderne und dem Träumer und visionär gezogen werden, wo sind Grenzen? Moebius ist also einer der Comicschaffenden, der den Sprung vom Alltagsvergnügen bereitenden zum Künstler (der 9. Kunst) geschafft hat.

©-2019-Mœbius-Production

Viele dieser Verbindungen laden möglicherweise sogar zu einem zweiten, jetzt informierteren Besuch in die Ausstellungen ein!

Auch das Informationsbedürfnis des Comicfans wird aber bedient. In verschiedenen Beiträgen wird auf die Inhalte, die Motive und Inspirationen eingegangen und nicht nur analysiert, sondern auch erklärt. Insbesondere wird auf Moebius als Wanderer zwischen Innen- und Außenwelt eingegangen, seine Reisen, die die Welten ermöglicht haben und das ständige Bedürfnis, ‚aus dem Rahmen zu fallen‘.

Im Mittelpunkt aber stehen die Abbildungen: großformatig, manchmal allerdings über zwei Seiten ausgeführt, erlauben sie es, den Genuss zu verlängern.

Für Fans sicherlich kaum eine Entscheidungsfrage. Gelegenheitsbesucher*innen, die sich vertieft mit Moebius beschäftigen wollen, finden mit dem Katalog einen soliden Startpunkt! Da der Katalog zweisprachig ist (deutsch/english) kann man ihn guten Gewissens auch allen Besucher*innen empfehlen!

©-2019-Mœbius-Production

Der Katalog ist leider ausverkauft und nur noch mit Glück antiquarisch zu bekommen.

Dazu passen ein leicht temperierter Barolo und Jean Michel Jarre.

© der Abbildungen 2019 Mœbius Production.

Mikolajczak/Möller – die spinne

die spinne.

Story: Michael Mikolajczak
Zeichnungen: Andreas Möller

Originaltitel: Originalausgabe

Kult Comics

Hardcover | 200 Seiten | s/w | 25,00 € |

ISBN: 978-3-96430-075-1

Schon seit Jahren werden die Krimi- und Thriller-Bestsellerlisten auch von Autor*innen aus deutschen Landen angeführt. Im Comicbereich waren dagegen eher andere Themenbereiche mit Künstler*innen aus Deutschland assoziiert. Mit dem Band die spinne von Mikolajczak und Möller ändert sich das gewaltig!

Der Inhalt

Amerika im Jahre 1972: Kerle sind noch Kerle, Autos groß und blubbernd und LGTB, Selbstverwirklichung oder auch nur Toleranz unbekannte Worte ohne Bedeutung.

Die junge Amber hat die Kleinstadt Tinkerville im Streit verlassen und kehrt zurück. Allerdings kommt sie nicht allein, sondern mit ihrem Freund, der nicht nur als Fremder sofort abgelehnt wird. Da er eine dunkle Hautfarbe besitzt, lernt er sofort alle Feinheiten des kleinbürgerlichen Rassismus kennen und bezahlt mit seinem Leben.

Amber hingegen glaubt, dass er nur abgereist wäre und bezieht eine kleine Wohnung im Haus des Kriegsveteranen Jimmy. Dieser hat ein besonderes Verhältnis zu jungen Frauen, beobachtet sie durch Löcher in den Wänden und entspricht schon sehr schnell dem Muster eines Psychopathen. Eigentlich weiß der ganze Ort von all den verschwundenen Frauen, niemand erzählt es aber rechtzeitig genug für Amber.

Besonders beeindruckend sind zwei Narrative: Zunächst schafft es Michael Mikolajczak sehr glaubwürdig den typischen local Cop zu beschreiben: eigentlich obrigkeitshörig, regelorientiert und konservativ, andererseits aber auch bemüht, „Freunden“ zu helfen und im richtigen Moment wegzuschauen. Die andere sehr gelungene, durch ihre Widerkehr Struktur schaffende Situation ist der Barbier. Die Situation der Rasur scheint in den USA eine hier nur schwer zu verstehende Kommunikationszentrale darzustellen, in der über Leib und Leben entschieden wird.

Der Autor hat bei Kult schon einige Graphic Novels veröffentlicht!

Das Artwork

Andreas Möller lehrt Kunstdidaktik an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er hat zwar schon Illustrationen für einen Tatort angefertigt und einen eher dem Horrorgenre zugehörigen Comic illustriert, ist aber eher noch neu im Geschäft. Die spinne im reinen schwarz-weiß veröffentlicht bringt seine Zeichnungen sehr gut zur Geltung. Die Körper sind anatomisch korrekt und dynamisch in ihren Bewegungen. Die Gesichter (aber auch die Körperhaltungen) deuten an, dass das Leben der meisten Akteure bisher kein Zuckerschlecken war.

Der Horror des Alltags aber auch der der Gefahr finden sich in den Figuren aber auch im Seitenaufbau wieder. Während oft rechte Winkel das Layout beherrschen, geraten auch die Begrenzungen in Schieflage, wenn es brenzlig wird! Auch der Wechsel zwischen Schwarz auf Weiß hin zu den bedrohlichen schwarzen Hintergründen gelingt perfekt und treibt die Geschichte genauso stark wie der Text.

Die Empfehlung

Kult Comics fördert schon seit längerem auch den Deutschen Comic. Gerade die spinne zeigt, wie richtig das ist, denn diese Graphic Novel braucht den Vergleich mit internationalen Werken nicht zu scheuen! Unbedingte Kaufempfehlung mit Spannung und unerwarteten Twists! Es gibt im Übrigen auch eine limitierte Vorzugsausgabe mit signiertem Exlibris!

Ex Libris der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen The Adicts und Tennessee Whiskey.

© der Abbildungen 2019 Comic Combo, Leipzig und Michael Mikolajczak, Andreas Möller

ZACK 245

ZACK 245 (November 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Richtig gelesen: In diesem Heft fangen gleich zwei neue Serien an, die uns eine Zeit begleiten werden.

Das Titelbild gehört dieses Mal der neuen Reihe Die Bank von Philippe Guillaume & Pierre Boisserie, die damit gleich doppelt in der 245 vertreten sind, stammt doch auch das Szenario von Dantes von ihnen. Gezeichnet werden die ersten beiden Bände über die erste Generation einer Finanzdynastie von Julien Maffre, der in Deutschland am ehesten wegen seiner Serie Stern bekannt sein dürfte. In einem leicht karikaturesken Stil entwirft er ein wenig schmeichelhaftes Bild der Londoner Oberschicht des Jahres 1815. Empathielos werden mögliche Kriegsschicksale auf finanzielle Folgen hin untersucht und junge adelige Damen als Prostituierte vermittelt. Ein Auftakt, der spannendes verspricht!

Der zweite Start könnte inhaltlich kaum gegensätzlicher sein, denn in Giant geht es um einen irisch stämmigen Arbeiter im New York der großen Depression 1932. Mikael verantwortet Text und Bild der Geschichte aus dem Big Apple während des großen Baubooms, der Probleme durch eine große Migrationsbewegung hinein in die Großstadt, der Erstehung krimineller Strukturen und nicht zuletzt auch des harten Arbeitsalltags. Vielleicht fordern tatsächlich aber beide Neustarts ein wenig mehr als den leichten Genuss?

Die Fortsetzungen

Tanguy und Laverdue sind auf heikler politisch-militärischer Mission im Nahen Osten und geraten auch tatsächlich in einen Luftkampf mit feindlichen Maschinen. Während sie diesen noch gewinnen können stellt sich die Verfolgung eines kleinen Schmugglerflugzeugs als weniger erfolgreich heraus. Zwar gelingt es, das Flugzeug zu stellen, der Pilot wird aber scheinbar durch stattliche Stellen geschützt… Während die Story von Buendia & Zumbiehl scheinbar sehr nah an der möglichen Wahrheit befindet und die Konflikte darstellt (ohne europäisch allwissend daherzukommen), schafft Sébastien Philippe es in grandioser Weise, die Wüstenlandschaft zum Star vieler Seiten werden zu lassen!

Cassio nähert sich seinem Ende, es fehlt nur noch eine Teillieferung und die neun bände sind Geschichte. Nicht nur Cassios Mutter ist wieder da, auch Reptah greift in das Geschehen ein und damit kommt der Mystery-Teil noch mal voll zur Geltung.

Dantes Letzter Akt läuft dagegen noch etwas länger. Diese Serie der beiden Autoren der „Bank“ legt den Fokus auf die aktuelle Finanzwelt und seine mehr oder weniger edlen Akteure. Die Tochter von Dantes befindet sich immer noch in den Händen der Entführer aber er selbst und der leitende Capitaine haben eine Idee. Allerdings gibt es auch viele falsch Spielende… Solide Zeichenkost von Erik Juszezak.

Während im französischen Spirou 4253 gerade das fünfte Abenteuer von Harmony begonnen hat, geht hier das zweite zu Ende. Mathieu Reynès beschreibt die Schwierigkeiten einer Gruppe von kindlichen oder jugendlichen Mutanten, die von einer Regierungstruppe gefangen gehalten wird. Was als wissenschaftliches Experiment begonnen hatte ist mittlerweile eine rein militärisch getriebene Aktion und dient einzig und allein dem Zweck, die Kinder zu Waffen zu machen. Allerdings gibt es Widerstand. Während die Manga-beeinflussten Zeichnungen teilweise aussehen, als wären sie zu niedlich, ist der Inhalt an einigen Stellen knallhart. Ein modern erzählter Plot, grafisch sehr modern umgesetzt. Kein Wunder, dass diese Serie in Frankreich zu den Rennern gehört.

zum Schluss noch mal die Bank…

Und sonst?

Die Kurzgeschichten treten in dieser Ausgabe etwas zurück und so gibt es nur eine Seite mit Tizombi und den Ausklang mit dem Vater der Sterne, der zu Halloween passend mit Puppen spielt.

Allerdings gibt es dazu auch noch zwei Interviews: mit Garth Ennis über seine neuen Serien und den Schrecken der Realität und mit Andreas Eickenroth über sein Woyzeck Projekt. Dazu natürlich wieder viele Rezensionen, News und Meinungen!

Dazu passen The Valkyrians und Fanta Black!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Soule/Shalvey – Die Rückkehr von Wolverine

Wolverine ist zurück!

Story: Charles Soule
Zeichnungen: Declan Shalvey, Steve McNiven

Originaltitel: US-The Return of Wolverine 1-5

Panini Comics

Broschur | 140 Seiten | Farbe | 16,99 € |
ISBN: 978-3-7416-1343-2

Nachdem gefühlt das ganze Marvel-Universum den getöteten und danach verschwundenen Wolverine gesucht hatte, ist er tatsächlich zurück! Wirklich? Ja! Einer der beliebtesten X-Men, Held vieler Verfilmungen und Comics, weilt wieder unter den Lebenden und hat sogar sein Kostüm übergezogen. Ob er allerdings wirklich er selbst ist oder nicht bleibt wohl eher abzuwarten…

Die Handlung

Wolverine kommt in einem Labor inmitten eines Blutbads zu sich. Er hat keine Ahnung, ob er das Schlamassel angerichtet hat, bekommt aber immerhin noch geflüstert, dass Persephone und ihre Organisation Soteira „Schuld“ sein und getötet werden müssten. In einem weiteren Gemetzel kann der zutiefst verstörte Mutant fliehen. Er trifft eine Frau, die ihm berichtet, dass Soteira ihren Sohn entführt habe und die ihn um Hilfe bittet. Wieder folgt Actionszene auf Actionszene bis die beiden schließlich den geheimen Stützpunkt der Organisation gefunden haben.

Auch die anderen X-Men konnten ihren alten Mitstreiter orten und haben große Sorgen um ihn, ist er doch im Feindesland. Die Begegnung endet allerdings anders als erwartet und wirft für die Zukunft viele Fragen auf. Wolverine erkennt aber wenigstens, dass Persephone dabei ist, die gesamte Erdbevölkerung auszulöschen und auch, dass nur er diese Bedrohung beseitigen kann.

Niemand kann bisher sagen, ob Logan wirklich wieder lebt oder nur zurück ist, wer ihn lenkt oder ob er der Alte ist/werden kann. Die letzte Seite könnte aber als Hoffnungsschimmer gewertet werden.

Die Umsetzung

Charles Soule hatte schon die vorhergehenden Miniserien über die Suche nach Wolverine verantwortet und führt den Story-Arch konsequent weiter. Die verzweifelten Bemühungen des Helden, seine eigene Vergangenheit zu verstehen und verschüttete Erinnerungen Bröckchen für Bröckchen wiederzufinden, sind sehr gut gelungen. Auch die Versuche, Logan zu manipulieren sind durchaus glaubhaft. Seine neue Superkraft ist dagegen vielleicht etwas too much.

Shalvey und McNiven setzen den Plot routiniert um. Kreative Seitengestaltung erlaubt Abwechslung und die farblosen Rückblicke ermöglichen es auch Comicneulingen, zeitliche Abläufe hinzubekommen. Guter Durchschnitt, der dem Beliebtheitsgrad des Kämpfers entspricht und sicherlich niemanden abschreckt.

Für Fans des Mutanten ohne Frage ein Muss, für Marvel-Kinogänger eigentlich ebenfalls und auch als Neueinstieg geeignet! Für Kinder ist das Teil wegen der Gewaltszenen allerdings eher nicht geeignet.

Panini hat wie immer nicht nur die regulären Cover mit abgedruckt, sondern auch ein paar Variants dazu gepackt. Wer noch mehr davon haben möchte sollte sich die deutsche Variantausgabe holen.

Dazu passen The UK Subs (ja, die gibt es auch immer noch) Westcoast IPA.

© der Abbildungen 2019 Marvel c/o Panini Comics, Stuttgart

Ferri/Conrad – Asterix 38

Die Tochter des Vercingetorix


Story: 
Jean-Yves Ferri
Zeichnungen: 
Didier Conrad
Originaltitel: 
Asterix 38 – La fille de Vercingétorix

Egmont EHAPA Media
A4 | 48 Seiten | Farbe | Softcover 6,90 €  | Hardcover 12,00 €
ISBN: 
N/A | 978-3-7704-3638-5

(c) Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Nun ist also der vierte Versuch von Ferri und Conrad alle Asterix-Nostalgiker zufriedenzustellen erschienen und wieder gibt es die Kritik, dass es sich nicht um einen „echten“ Asterix handeln würde. Naja, er ist nicht von dem gnadenlos guten Duo Goscinny/Uderzo und somit „latürnich“ kein ursprünglicher Asterix. Wer das erwartet hat, wird seit dem zu frühen Tod des Texters enttäuscht und hat diese Haltung wahrscheinlich längst verinnerlicht. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Geschichte, die neue Figuren in das etwas altbacken gewordenen Dorf einführt, quasi „The Next Generation“, die politische Themen aufnimmt (Fridays for future), die den Generationenkonflikt auf die Schippe nimmt und die dann auch noch Zeit für kleine Sidestories mit Idefix hat.

(c) Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Die Geschichte

Vercingetorix hatte eine Tochter, die auf dem Schlachtfeld von ihrem Vater ein Insignium erhalten hat, um später den Widerstand erneut anzuführen. Dazu muss sie aber zunächst vor „dem Verräter“ beschützt werden. Nachdem ihre beiden Bodyguards das jahrelang hinbekommen haben, brauchen sie nun kurzfristig eine Übergangslösung um ein Schiff nach Londinum zu besorgen. Was läge also näher als das Dorf der Unbeugsamen. Tatsächlich geht es dabei um die gesamte Gemeinschaft, die die junge Adrenaline, so der Name der  berühmten Tochter, schützen soll und nicht nur um die beiden Standardhelden. Das lässt Raum für altbekannte Gallier*innen, aber vor allem auch für neue andere Jugendliche. Selfix und Aspix, Söhne von Automatix und Verleihnix, nehmen dabei die größten Rollen ein, aber auch andere werden nicht nur mit Namen versehen, sondern tragen auch die Handlung. Alle sind leicht frustriert, lehnen nicht nur Wildschweinjagd sondern auch Römerkloppe ab und suchen die Gesellschaft von Troubadix, weil den auch keiner mag.

(c) Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Adrenaline wird eingeführt mit dem Hinweis, dass sie gerne ausbüxe und das tut sie auch. Auf der Suche nach dem sagenumwobenen Thule trifft sie auf die Piraten, Epidemais, Römer und auch auf einen Hippie namens Letitbix. Natürlich macht ihr der Verräter Miesetrix zu schaffen und am Ende wird alles gut… – Wirklich? Irgendwie wird nicht einfach alles gut, sondern für viele erst mal anders und sicherlich auch komplizierter.

Ferri hat sich damit erstmals wirklich etwas emanzipiert von dem großem Vorbild Uderzo, der das Dorf eigentlich immer nur um Asterix und Obelix sowie Majestix und Miraculix konzentriert hatte. Alle anderen waren Beiwerk oder „Fremde“. So sind z. B. die Kampfszenen mit den Römern auch eher Zitate als Handlung,

Die Übersetzung von Klaus Jöken ist dabei gut gelungen! Es findet keine Anbiederung an „Jugendsprache“ statt und doch reden die Heranwachsenden anders. Die Zahnlücke des Surimix ist zu „hören“ und auch der Gote sticht wieder heraus.

Die Zeichnungen

Natürlich ist auch der 38. Band ein typischer Asterix. Die Streifen von Obelix Hose sind immer noch sehr dick, alles andere sieht aber bekannt aus. Alles? Nein, denn ein kleiner Charakter beginnt ein Eigenleben zu führen: Idefix klettert, fällt, strampelt und freut sich genauso, wie es ein Hund dieser Größe eben tut! Eine schöne Entwicklung, die beweist, dass Conrad sich mit den Figuren nicht mehr so schwer tut. Auch die Piraten bieten die eine oder andere Überraschung!

(c) Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Die pubertäre Adrenaline ist einerseits sehr treffend geraten: Genervt, im nächsten Moment erfreut und wieder zurück. Auch ihre Weigerung, ein Kleid zu tragen, drückt sie körperlich aus und diese Posen gelingen Conrad gut. Die Pferde haben alle unterschiedliche Charaktere und sind damit fast schon Figuren anstelle von Statisten. Auch hier also sehr positive Ansätze.

Fazit

Wie bewertet man einen Comic, der so stark von Erwartungen belastet ist, der eine Startauflage hat, die die von Harry Potter übersteigt und der wahrscheinlich auch in diesem Jahr die Buchverkaufszahlen retten wird? Ich wurde nach dem ersten Lesen gefragt, was ich über den neuen Band erzählen könne und zum ersten Mal seit vielen Folgen fielen mir Passagen ein, Bilder, kongenial übersetzte Texte und Gags. Mehr kann man eigentlich nicht erwarten, oder?

Es ist kein Comic aus den Siebziger Jahren (IMHO: zum Glück!) sondern eine modernisierte Adaption. Auch Band 38 bietet einen Asterix für Kinder, der gleichzeitig auch einer für Erwachsene ist. Beide werden unterschiedliche Sachen wahrnehmen. Sowohl Texter als auch Zeichner haben sich freigeschwommen und setzten eigene, neue Akzente und die Story ist deutlich besser als in den letzten Abenteuern! Für mich ein gelungener Wurf!

(c) Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Dazu passen bretonischer Cidre und genau die Musik, die ihr als erste LP, CD oder Download hattet und die euren Geschmack im Gegensatz zu dem eurer Eltern geformt hat. Bei mir war das „Can the Can“!

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Die Digedags in Amerika – Klassiker des Monats Oktober 2019

Mosaik von Hannes Hegen – Amerika-Reihe 1 – Sonderausgabe

Text: Hannes Hegen und Lothar Dräger/Kollektiv

Zeichnungen: Kollektiv

Originalausgabe: Mosaik von Hannes Hegen 152 – 157
Junge Welt Verlag Berlin/DDR

Hardcover | 1989 |144 Seiten | farbig | (vergriffen)
ISBN: 3-7302-0686-9

In der Klassiker-Reihe gibt es heute exemplarisch eine doppelte Klassikereigenschaft zu würdigen:

Wie schon erwähnt hat das MOSAIK in diesem Jahr seine 750-ste Ausgabe feiern können. 1955 war die erste Ausgabe mit den Abenteuern von Dig, Dag und Digedag erschienen und die von Hannes Hegen erfundenen Helden wurden fortan über 20 Jahre von einem Kollektiv getextet und gezeichnet bis es zum Bruch mit Hegen und schließlich zu den Abrafaxen als neuen Stars des MOSAIK kam. Schon ab der Nummer 13 gab es das Konzept, mehrere Hefte zu einer Serie zusammenzufassen, und ab den 80-er Jahren wurden die als Heft schnell vergriffenen Hefte in Sammelbänden nachgedruckt. Das alleine begründet schon eine Klassifizierung als „Klassiker“!

Die Sammelbände der MOSAIK-Ausgaben von Hannes Hegen sind auch heute noch in der Version des Tessloff-Verlages lieferbar. Die hier exemplarisch besprochene Ausgabe der „Digedags in Amerika“ aus dem Jahr 1989 stammt aber auch in der 7. Auflage noch vom Verlag Junge Welt Berlin/DDR. Es handelt sich dabei um eine großformatige Sonderausgabe, die so nicht fortgesetzt wurde. Hinweis: Die Sammelbände der Abrafaxe-MOSAIK erscheinen wie auch die aktuellen Hefte im Mosaik Steinchen für Steinchen-Verlag. Dort erschien auch ein Poster mit allen Mosaik-Covern und Serienzuordnungen der Hefte.

Ein kurzer Rückblick

Das Ende der deutschen Teilung hat sich jetzt gerade das dreißigste Mal gejährt und fast die gesamte arbeitende deutsche Bevölkerung hat mittlerweile länger nach als vor der Maueröffnung gelebt. Auch 1989 hatte zunächst zwei völlig getrennte deutsche Staaten gesehen. Die dann folgenden Ereignisse in der Deutschen Botschaft, der Maueröffnung und schließlich der Vereinigung sind wohl bekannt.

Im Westen hatte die Regierung Kohl die geistig-moralische Wende über das Land gebracht, die Neue Deutsche Welle und andere Subkulturen waren verebbt, das Niveau des deutschen Fernsehens erheblich gesunken aber Comics hatten es geschafft, nicht mehr als Schmutz und Schund diffamiert zu werden.

Im Osten dagegen waren Subkulturen zwar klein, aber lebendig, der Frust der Bevölkerung wurde immer größer und der Mut, diesen zu zeigen, auch. Selbst wenn die Abschottung gegenüber kapitalistischer und imperialistischer Kultur nicht mehr so explizit wir früher war (das Jugendradio DT 64 war z.B. trotz meiner „West-Jugend“ der bevorzugte Musiksender), waren westliche Comics doch Mangelware. Das MOSAIK war ein dagegen ein vielgelesenes und qualitativ hochwertiges Eigenprodukt und hat zurecht bis heute überlebt.

Es hatte zu Beginn auf Sprechblasen gesetzt, diese aber nach kurzer Zeit doch wieder durch Texte unter den Bildern ersetzt. Ob der Grund tatsächlich die ungestörte Bilddarstellung war oder doch die vermutete höhere Wertigkeit von Bildergeschichten gegenüber Comics darf sicherlich bezweifelt werden. Die aktuellen ausgaben sind schon seit langem wieder mit Sprechblasen versehen.

Der Inhalt

Insgesamt umfasst die Amerika-Serie die Hefte 152 bis 211 und bildet den vorletzten Zyklus der drei Kobolde. Das erste Heft erschien 1969, also fast zeitgleich mit der westlichen Jugendrevolte gegen Vietnamkrieg, Rassismus und für freie Liebe. Von solchen Entwicklungen sind die Digedags natürlich nicht betroffen, spielt ihre Geschichte doch im Jahr 1860. Trotzdem passen sie in die Zeit, denn das während der Verwicklungen gefundene Gold soll zur Befreiung der schwarzen Sklaven genutzt werden.

Die Zeitreise führt die drei Helden nach New Orleans wo sie es schaffen, als Zeitungsreporter eingestellt zu werden. Schon damals nahm man es mit der Wahrheit nicht so genau und so werden Meldungen „größer“ als bei der Konkurrenz um Leser*innen zu gewinnen. Im Endeffekt führt das zu einer Wettfahrt zweier Flussschiffer um 10.000 Dollar. Dabei ist die eine Seite klapperig, aber herzensgut, die andere blinkend und fies.

Eingeführt wird auch der junge Ben, ein Sklave, der ein über Bord geworfenes Banjo an sich nimmt und in einer wilden Jagd fliehen muss. Szenen wie diese machen den Reiz der Serie aus, denn obwohl heutigem Tempo vielleicht nicht mehr entsprechend entwickeln sie eine Dynamik, die mit anderen Mitteln geschaffen wird als im frankobelgisch oder gar westdeutsch/Kauka geprägtem Gegenstück.

Die Abenteuer der Digedags sind ein Teil der Deutschen Kulturgeschichte und gehören somit zu mindestens exemplarisch in jede Sammlung. Sie erlebten Abenteuer zu einer anderen Zeit, vor allem aber in Regionen, die von den Bewohner*innen der DDR nicht besucht werden durften und erlaubten somit eine kleine Freiheit. Natürlich sind die Texte nicht frei von Agitation, triefen aber auch nicht davon. So sind die mitgelieferten geschichtlichen Informationen kompatibel mit denen aus einem westdeutschen Geschichtsunterricht in der Schule, die unterschwellige Interpretation vielleicht nicht immer.

Bildlich wirkt die klassische Form des Textes außerhalb des Bildes etwas altbacken, die Zeichnungen können sich qualitativ aber durchaus mit ihren westdeutschen Pendants messen!

Die besprochene Ausgabe wird durchaus von Zeit zu Zeit angeboten und sollte um 10 bis 15 Euro kosten.

Dazu passen selbstgemachte Zitronenlimonade und der Auftritt von Bruce Springsteen, Arlo Gurthrie & Joe Ely mit Oklahoma Hills.

© der Abbildungen 1998 Verlag Junge Welt, Berlin/DDR

StripGlossy 14 Asterix – September 2019

Stripglossy 14 – Schwerpunkt: 60 Jahre Asterix

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag StripGlossy Personalia vof
Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-94-928-4058-5

Schwerpunkt der aktuellen StripGlossy ist Asterix, der kleine Gallier, der gerade seinen 60-sten Geburtstag feiert und mit seinem in Kürze erscheinenden Album wieder die Buchumsätze retten wird. Zu diesem Jubiläum ist bereits eine offizielle Hommage erschienen, die mal mehr Strips und Texte (französische Ausgabe) mal nur Strips (deutsche Ausgabe) enthält. Wer sich diesen Band gekauft hat, sollte unbedingt auch hier einen Blick riskieren denn das Glossy enthält sechs weitere Strips!

Schwerpunkt 60 Jahre Asterix

Wie üblich ist der den Iconen der Comic-Welt gewidmete Bereich vielgestaltig gefüllt und beginnt mit einem großen Artikel über die Väter von Asterix. Auch andere Künstler, etwa Fred de Heij kommen zu Wort und dürfen ihre Geschichte über Goscinny und Uderzo oder aber Asterix und Umpah-Pah erzählen. Natürlich werden auch Ferry und Conrad befragt und es wird gerätselt, ob das kommende 38. Album das letzte sein könnte. Schließlich hat Albert Uderzo mehr als einmal verlauten lassen, dass seine Figuren ihn nicht überleben sollen und er die Fäden nicht weggeben möchte. Mal sehen, ob sich der finanzielle Hunger der Erben oder die letzte Verfügung durchsetzen werden. Zum Glück lebt der Meister ja noch.

Die Artikel sind ausführlich bebildert aber auch wieder mit reichlich Comic-Material versehen. Von Goscinny und Uderzo gibt es neben Zeichnungen eine Seite des aufgegebenen Versuches mit „Roman de Renart“ und „Hoempa Pa“ (deutsch Umpah-Pah), zwei Vorläufern des Galliers. Auch Ferri und Conrad steuern einen Streifen bei (auf Deutsch), der schon in der WELT zu sehen war. Spannend wird es aber mit den Hommagen: Fred De Heij, Frans Hasselaar/Daan Jippes, Meinte Strickwerda, Willem Ristier/Apriyadi Kusbiantoro und Vick Debergh lassen ihrer Fantasie freien Lauf und liefern hohe Qualität ab! Natürlich kann es bei einigen nicht schaden, die jeweils eigene Figur zu kennen, notwendig ist es aber nicht.

Anmerkung: der Scanner ist gerade nicht funktionsfähig…

Und wem das immer noch nicht genug ist, darf in reichlich Bildmaterial schwelgen, das den Besuch Supermans im Gallien des Jahres 53 in Action Comics 579 zeigt. Sollte mich nicht wundern, wenn dieses Heft in der nahen Zukunft häufiger gesucht werden würde.

Seb und Mirjam van der Kaden haben es sich zum Prinzip gemacht, Themen wirklich ausführlich darzustellen und so wird zum Vergleich auch ein anderer „Erbe“ einer großen Serie vorgestellt: Achdé! Neben dem lesenswerten Bericht und vielen Fotos gibt es zwei Strips von Kid Lucky und eine schon etwas ältere Zeichnung mit Asterix und Lucky Luke von dem sympathischen Franzosen.

Comics

Auch sonst bietet die 14. Folge der Glossy wieder eine Menge an Comics von Cartoons oder Streifen (Madelfried), Einseitern wie Z-Man hin zu Kurzgeschichten und albenlangen Stories.

Zu Ende gehen die Vorabdrucke von Saul, einer Science-Fiction in Storm-Tradition von Willem Ristier und Apriyadi Kusbiantoro sowie von Jelmer, einer Kreuzfahrergeschichte von Josse Pietersma & Roelof Wijtsma. Eine Rezension des gerade erschienenen Softcover-Bandes von Jelmer folgt in Kürze. Es gibt aber auch Neues von Spaghetti (siehe StripGlossy 13), dem General, dem kleinen General und Sjors & Sjimmie, diverse andere Kurzgeschichten unter dem groben Thema Halloween, eine Fortsetzung der neuen Abenteuer von Tom Poes (siehe StripGlossy 10) und eine neue Ausgabe des Strip-Battles! In der neuen Runde treten Ralph Dikmans und Wouter Winter gegeneinander an. Die Gewinner*innen der Battles der letzten Jahre sind natürlich auch wieder mit Arbeiten vertreten!

Tatsächlich gibt es noch mehr in diesem Heft aber ein wenig Überraschendes soll ja noch verbleiben! StripGlossy ist eine perfekte Mischung aus Information, die nicht trocken daherkommt, sondern immer versucht, den Menschen hinter dem/der Künstler*in zu präsentieren, modernen Comics aus dem niederländischen Sprachraum und News! Da der Comic-Anteil rund 50% ausmacht helfen die Bilder auf der Hälfte aller Seiten dem Verständnis. Für die übrigen 50% ist es sinnvoll, niederländisch lesen zu können. Trotzdem volle Punktzahl!

 Dazu passen erst ein Chocomel und dann ein Weizen der Brouwerij Groninger und The Pioneers.

Abbildungen © 2019 StripGlossy / Personalia vof

Headline/Cabanes – Nada

Nada – Nach einem Roman von Jean-Patrick Manchette

Story: Doug Headline
Zeichnungen: Max Cabanes

Originaltitel: Nada

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 192 Seiten | Farbe | 35,00 € |

ISBN:  978-3-96219-296-9

Nada ist zuallererst der Name einer nihilistischen, linken Splittergruppe aus Überlebenden verschiedenster Kämpfe und Milieus in Frankreich. Diese Gruppe aus mehr oder weniger gescheiterten Existenzen entwickelt einen gewagten Plan zur Verwirklichung ihres Manifestes: Der US-amerikanische Botschafter soll entführt werden.

Nada ist aber auch die Bezeichnung all dessen, was übrigbleibt, wenn ideologische Feierabend-Terroristen und ideologische Vertreter der bewaffneten Kräfte eines Staates aufeinandertreffen!

Nada ist vielleicht sogar das, was den Unterschied zwischen den Seiten ausmacht.

Nada ist aber auch der Titel eines Romans von Jean-Patrick Manchette von 1972 der bereits 1974 von Claude Chabrol verfilmt worden ist und nun seine Wiederentdeckung als Comic feiern darf.

Die Story

Zunächst einmal werden sehr langsam und ausführlich die handelnden Personen vorgestellt. Der Alkoholiker, der Philosoph, die kleine Hure und andere. Insbesondere in diesem ersten Drittel wird deutlich, dass ein Roman der Story zugrunde lag, denn die meisten Comicautoren nehmen sich diese Gelassenheit und Tiefe am Anfang nicht. Die Motive der Beteiligten sind unterschiedlich, alle eint aber die Ablehnung des Frankreichs der End-60er Jahre. Die Schlachten um Algerien sind geschlagen (und verloren), die Anarchisten haben in Spanien gleich zweimal verloren, gegen die Kommunisten zuerst und dann gegen die Faschisten und die alte Gesellschaft hat bisher alle Bedrohungen überstanden. Die Bevölkerung ist aber nicht mehr bereit alles hinzunehmen und so wird erneut eine Aktion geplant.

Die Handelnden kennen sich untereinander nur zum Teil und so dauert es etwas, Motivation auszutauschen und zu verstehen und vor allem, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Bis auf einen machen aber alle mit. Der Plan lautet, den Botschafter bei seinem regelmäßigen Bordellbesuch zu entführen und auf einem ländlichen Unterschlupf zu verstecken. Schon der Überfall läuft aber nicht reibungslos und die Staatsmacht reagiert auf einen getöteten Polizisten mit Schaum vor dem Mund und Mordphantasien.

Natürlich ist dieser Teil extrem pointiert dargestellt aber die Wortwahl des Chefs und das Verständnis des Kettenhundes deuten schon an, dass ersterer nichts gesagt haben wird, sollte der Einsatz schief gehen. Im weiteren Verlauf kommt es dann zu einem brutalen Einsatz gegen die Entführer und zu einem Showdown zwischen einem aus der Gruppe und dem Einsatzleiter.

Spannender sind aber die Reflektionen über die Entführung, denn Sinn des Terrors und Gegenterrors und die Frage der Nutznießer solcher Aktionen, die von einem der Entführer für die Nachwelt festgehalten werden. Doug Headline hat die Vorlage gut in ein Szenario umgesetzt, das mit verschiedenen Tempi spielt und Raum für bildliche Elemente lässt.

Wer jetzt noch auf ein Happy End spekuliert sollte die Finger von diesem Comic lassen!

Die Zeichnungen

Max Cabanes ist kein Unbekannter und auch kein Freund von seichter Unterhaltung. Selbst seine erotischen Geschichten sind nicht voyeuristisch, sondern eher verstörend und für seine anderen Werke gilt das erst recht. Die Darstellung der eigentlich schon kaputten, gescheiterten Männer und der an sich selbst zweifelnden Frau sind auch ohne Text schon so ausdrucksstark, dass ihre spätere Handlung vorhersehbar wird. Der zähe Bärtige und der weiche Verheiratete zeigen ihre Belastbarkeit von Anfang an und auch die „Flics“ zeigen deutlich ihre Geisteshaltung in den Gesichtern.

Die Orte, sowohl verrauchte Kneipen als auch weite Landschaften, Häuserschluchten als auch die ärmlichen Räume des Unterschlupfes gelingen gut und die Farbwahl reflektiert die melancholische Stimmung. Dabei ist der Aufbau streng geregelt: fast immer drei Reihen, keine Ausbrüche aus ihren Kästen zulassend aber oft mit einem Maschinengetippten Text aus dem Off der über den Rahmen steht. Die tuscheartige Kolorierung verwischt dabei die Konturen, hebt sie aber gleichzeitig auch hervor.

Fazit

192 Seiten Noir-Thriller mit Tiefgang, was will man als Leser*in mehr? Natürlich ist das Unterhaltung! Sie wirft aber auch die eine oder andere Frage auf, die das übliche Schubladendenken in Frage stellt und aufzeigt, dass die Welt vielleicht doch nicht so schwarz-weiß, auf jeden Fall aber kein Ponyhof oder gar moralisch. Der Zynismus trieft teilweise kübelweise aus den Seiten und legt über das Ganze noch eine schräge weitere Ebene.

Dazu passen Ton, Steine, Scherben und Calvados.

© der Abbildungen 2018 Dupuis by Manchette, Doug Headline, Cabanes

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·   Bielefeld 2019

Johns/Frank – Doomsday Clock 3 von 4

Doomsday Clock 3 – Dr. Manhattan gegen die Helden des DC-Universums

Story: Geoff Johns
Zeichnungen: Gary Frank

Originaltitel: US-Doomsday Clock 7 – 9

Panini Comics

Broschur | 108 Seiten | Farbe | 13,99 € |

ISBN: 978-3-7416-1515-3

Das Universum wird sich ändern! Na gut, tut es ja ständig…

Doomsday Clock nähert sich seinem Ende und so langsam wird deutlich, dass sich das Universum von Batman, Superman und Co. wirklich geändert haben könnte. In Teil 1 und 2 ist Dr. Manhattan als erster aus dem Watchmen-Universum in das der uns bekannten DC-Superhelden hinübergewechselt. Ihm sind noch weitere Bewohner*innen gefolgt: Ozymandias sowie der neue Rohrschach auf der einen Seite aber auch die jetzt mit Joker gemeinsame Sache machenden Marionette und Mime.

Veränderungen

Dabei ist die Welt schon so in Aufruhr: die Supermen-Theorie, nach der Staaten, vor allem aber die USA, Menschen mit einem Metagen bewusst zu Superwesen gemacht haben um sie als Waffe einsetzen zu können, gewinnt immer mehr Anhänger*innen. Der Protest in den westlichen Staaten wird immer militanter und den USA feindlich gesinnte Staaten bauen mittlerweile eine Armee aus „eigenen“ Superwesen auf.

Währenddessen versucht der undurchsichtige Adam in Kahndaq eine Art Asyl für Metawesen aufzubauen. Welche Absichten dahinterstecken bleibt allerdings zunächst verborgen.

Immer deutlicher aber wird, dass sich die Vergangenheit schon geändert hat. Ein kleiner Ruck hatte genügt um einen bekannten Helden erst gar nicht entstehen zu lassen und mit ihm ist auch eine ganze Gruppe von klassischen Held*innen scheinbar aus dem Gedächtnis gelöscht. Änderungen könnten aber auch die Zukunft betreffen…

Und dann kommt es auch noch auf dem roten Platz in Moskau zu einem folgenschweren Zwischenfall, der die Welt an den Rand eines Krieges bringt. Die Auflösung folgt im Frühjahr, wenn die letzten drei Teile dieser Miniserie auf Deutsch veröffentlicht werden.

Würdigung

Am Anfang sah es so aus als ob Superstar Geoff Johns DC einfach zu mehr Umsatz verhelfen sollte, in dem die Fans zweier Linien nur zusätzliches Geld für die jeweils andere ausgeben sollten. Mittlerweile muss man das etwas anders sehen. Die Watchmen-Serie stellte ursprünglich einen Einschnitt in der Welt der Superhelden dar. Gut und Böse waren nicht klar zu unterscheiden, Superhelden waren nicht länger „gewünscht“ und der Erzählstil mit Geschichte in der Geschichte und scheinbar realen „Fakten“ wie Zeitungsausschnitten als Begleitmaterial war komplett neu im Mainstream.

Die Kritik an Superwesen hat sich mittlerweile als erzählerisches Motiv schon lange etabliert und auch die Auflockerung des Storytellings ist zur Gewohnheit geworden. Dass sich die Welt in einer unruhigen Zeit befindet, Regierungen auch militant von ihren Bevölkerungen in Frage gestellt werden und alternative Fakten die Berichterstattung prägen, ist leider inzwischen auch oft genug Thema der realen Nachrichtensendungen. Hier bastelt Johns aber eine fiktive Geschichte daraus und das ist vielleicht sogar spannender als die X-te Änderung der Superhelden.

Gary Frank setzt das Ganze im Wesentlichen sehr klassisch dreireihig auf und lässt nur selten Ausnahmen zu. Mit seiner Strichtechnik stellt er viele Details dar und die Kolorierung legt sich angenehm zurückhaltend über seine Vorzeichnungen. Die Doppelseite im neunten Teil mit den Ansichten der verschiedenen Helden-Teams, die Konzentration ausdrückt, gleichzeitig aber auch Anspannung und vielleicht sogar schon das Bewusstsein der Sinnlosigkeit der eigenen Aktion ist sicherlich eine der besten Seiten aus diesem Genre in 2019!

Cover der Hardcover-Ausgabe

Nach etwas schwächerem Start also fast schon ein Must-Have im DCU! Natürlich auch wieder als Hardcover und als limitiertes Variant erhältlich.

Dazu passen Braindance z.B. mit „At full volume“ und ein torfiger Whisky!

© der Abbildungen 2019 DC Comics c/o Panini Comics, Stuttgart

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