Interview mit Max vom Splitter-Verlag

Der Splitter-Verlag ist mittlerweile der deutsche Comic-Verlag mit dem größten Output, zumindest, wenn man das Segment der Manga, Manhwa etc. einmal außen vorlässt. Zudem zelebriert er wie kein anderer sein Programm über die bekannten Vorhänge und zuletzt den Adventskalender. Im Folgenden ein Interview mit einem „Splitterer“ über den Verlag, das Programm und eine Annäherung an das Thema „Comics für Erwachsene“.

c-o: Kannst du dich unseren Leser*innen bitte kurz vorstellen?

Hallo, mein Name ist Max, und nehme bei Splitter verschiedene Aufgaben wahr, unter anderem die Pressearbeit und die Kommunikation nach außen. Außerdem habe ich ein offenes Ohr für Händler- und Kundenanfragen, schreibe unsere Marketingtexte und treibe mich in den sozialen Medien herum. Das meiste davon mache ich allerdings nicht allein. 

Max vom Splitter-Verlag
Max vom Splitter-Verlag

c-o: Zu Beginn ein Rückblick auf die Geschichte des Verlages, ihr habt im letzten Jahr schließlich ein Jubiläum gefeiert: Warum habt ihr euch eigentlich damals entschlossen, die „Alte Marke“ Splitter neu zu positionieren und einen eigenen Verlag zu gründen?

Der „neue“ Splitter Verlag wurde 2006 gegründet. Bis auf den Namen wurde auch nichts vom „alten“ Splitter Verlag übernommen (der 2000 aufgelöst wurde), weder Lizenzen noch Mitarbeiter oder sonstige Ressourcen. Aber wir arbeiten auch im frankobelgischen Comicsegment und in einer ähnlichen Genre-Ausrichtung. Die drei Gründer Delia Wüllner, Horst Gotta und Dirk Schulz sahen zum Zeitpunkt unserer Gründung genau da eine Lücke in der deutschen Szene. Damit hatten sie offensichtlich recht.

Splitters RDA
Die bisher erhaltenen Rudolph-Dirks-Awards des Splitter-Verlags

c-o: Während in den ersten Programmen Fantasy und Science Fiction dominierten, sind im Laufe der Zeit immer mehr Genres wie Western oder Mystery dazugekommen. Mittlerweile habt ihr auch immer mehr klassische franko-belgische Serien dazu genommen. Welchen Anspruch verfolgt ihr damit als Verlag?

Unsere Kernsegmente sind immer noch diese beiden Genres und dort v.a. neue Serien. Aber als der Verlag groß genug wurde, um Serien wie „Storm“, „Comanche“ oder „Dan Cooper“ als Lizenzen angeboten zu bekommen, mussten wir einfach zuschlagen. Wir sind schließlich selbst große Fans einiger Klassiker, und wir machen unsere Gesamtausgaben auch deshalb, weil wir diese Comics in bestmöglicher Qualität und zu fairen Preisen verfügbar halten wollen. Unser Anspruch an uns selbst ist dabei sehr hoch, und in die Aufbereitung des alten Materials fließt teilweise enorm viel Arbeit – Sammeln und Aufbereitung des alten Bildmaterials, Recherche der Publikationsgeschichte, redaktionelle Texte schreiben etc. pp.

c-o: Ihr macht „Comics für Erwachsene“. Kannst du das etwas näher definieren?

Der allergrößte Teil unseres Programms ist und war eben „für Erwachsene“, keine Comics für Kinder. Seit wir toonfish haben, stimmt das natürlich nicht mehr so ganz. Aber Comics sind für viele Deutsche immer noch „Kinderkram“, da sich ihr Wissen um das Medium mit „Asterix“ und „LTB“ erschöpft. Vielleicht ist dieses Label heute nicht mehr unbedingt nötig, da zumindest Graphic Novels einer breiteren Leserschaft bekannt sind.

Splitter-Archiv
Ein Teil des Archives

c-o: Viele Comics wie etwa Conan präsentieren ein absolut nicht mehr zeitgemäßes Rollenbild und bedienen auf den ersten Blick vor allem überholte Klischees. Warum sollte man das trotzdem veröffentlichen wollen? 

Was jetzt kommt, ist zu einem Großteil meine persönliche Meinung und nicht die offizielle Position des Verlags. Das Thema ist viel zu vielschichtig und „heiß“, um darauf als Firma vernünftig antworten zu können:
Wir beurteilen die meisten Comics tatsächlich erstmal anhand ihrer Zeichnungen. Und „Conan“ verspricht damit der Auswahl der beteiligten Künstler einfach Exzellenz. Gleichzeitig kann und sollte man diese Reihe als das lesen, was sie ist: werkgetreue Adaptionen von ziemlich alten, im positiven Sinne trashigen Romanen. Problematischer sind vielleicht moderne Reihen wie „Ekhö“ oder „Gunblast Girls“ die ein sehr sexualisiertes Frauenbild transportieren. Man kann den Protagonistinnen dabei durchaus zuschreiben, dass sie agierende und starke Charaktere sind, die nur „nebenbei“ auch sehr gut aussehen. Muss man aber nicht, das ist klar. Es ist auch schwer, eine Grenze zu ziehen, denn man kann auch die bloße Darstellung einer vollbusigen Dame im engen Kostüm (wie sie in Superheldencomics der Standard ist) bereits als anstößig empfinden. Oder wie ist zum Beispiel „Lady Mechanika“ zu betrachten, eine Reihe, die auch bei Leserinnen enorm beliebt ist? 
Wir als Verlag wollen vor allem Titel verlegen, an denen unsere Kunden Freude haben. Wir haben auch mehr als genug Bücher im Programm, die Themen wie Feminismus, Homosexualität, Ausgrenzung und Rassismus thematisieren: „Blau ist eine warme Farbe“, „Betty Boob“, „Liebe auf Iranisch“, „Die Frau ist frei geboren“, „7 Frauen“ und auf ihre Art auch Thriller wie „Katanga“ oder „SHI“… diese Liste lässt sich lange fortsetzen. Vieles davon ist Interpretationssache, aber wir versuchen wirklich, ein breites Spektrum anzubieten.
Die letzten drei deutschen Künstler, die wir ins Programm genommen haben, sind Frauen: Frauke Berger, Claudya Schmidt und demnächst Katrin Gal. Das liegt nicht daran, dass wir Künstlerinnen grundsätzlich bevorzugen würden, aber ich glaube wirklich nicht, dass wir zu einem Ungleichgewicht der Geschlechter in der Comicszene beitragen. Gleiches gilt für die anderen größeren Comicverlage in Deutschland, soweit ich das beurteilen kann. Die icom-Debatte will ich hier aber nicht noch mal aufwärmen.
Fakt ist jedoch, dass der durchschnittliche Comicleser männlich ist und Frankreich einen sehr viel offeneren Umgang mit Sexualität und Frivolität pflegt. Das schlägt sich auch in den Comics nieder, die dort immerhin fast ein Drittel aller Buchverkäufe ausmachen. Das hat natürlich große Auswirkungen auf die Lizenzen, die wir einkaufen und hier verlegen können. Würden wir „problematische“ Comics ausklammern, zu denen viele Klassiker übrigens auch gehören, könnten wir uns schlichtweg nicht am Markt halten, und wir würden auch unserem Anspruch als frankobelgischer Verlag in Deutschland nicht mehr gerecht werden.

Pausenraum
Der Pausenraum

c-o: Für die Statistiker: Welches sind eure größten Erfolge und was war der größte Flop?

Erfolge: „Die alten Knacker“ (Band 1 ist in der 6. Auflage), „Im Westen nichts Neues“ (5. Auflage), „Blau ist eine warme Farbe“ (4. Auflage). „Der Incal“, „Ekhö“, „Elfen“, „Storm“ und „Thorgal“ laufen als Reihen schon lange sehr gut. Von den neueren Serien sind vor allem „Lady Mechanika“ und „Black Hammer“ wirklich eingeschlagen.

Flops: „Terra Australis“ und die englische „Assassin’s Creed“-Reihe (die französische Serie lief gut) waren besonders schmerzhaft, weil beide sehr teuer in Einkauf und Herstellung waren und nur einen Bruchteil wieder einfahren konnten.

c-O: Zum Schluss ein Ausblick auf das kommende Programm: Worauf freut ihr euch am Meisten und was wird eurer Meinung nach die Leser*innenschaft am meisten begeistern?

Wir hoffen, dass unser neues Label „Splitter Diamant“ bei unseren Leser*innen gut ankommt. Uns werden oft solche XXL-Überformatausgaben in schwarz-weiß aus Frankreich in den Verlag geschickt, und es ist für uns ein kleiner wahrgewordener Traum, dass wir diese jetzt auch in Deutschland verlegen. Wir hoffen, dass wir das Segment in kommenden Programmen weiterführen können, denn es gibt so viele herausragende Comics, die eine derartige Präsentation verdienen!
Außerdem sind wir sehr stolz, die deutsche Künstlerin Katrin Gal verlegen zu können, die mit ihrem Sci-Fi-Comic „Radius“ wirklich tolle Arbeit geleistet hat. Und für die Nerds der alten Garde: Wir konnten das neue Projekt von Alain Ayroles und dem „Blacksad“-Zeichner Juanjo Guarnido sichern! Wir wissen selbst noch fast nichts darüber, aber wir freuen uns wahnsinnig darauf.

c-o: Ihr bringt zu dem neuen Bourgeon erstmals begleitendes Material in einer zeitungsartigen Form heraus und bietet den Fans dadurch erheblich mehr als „nur“ das Album. Habt ihr schon Reaktionen darauf erhalten?

Die Reaktionen sind eigentlich durchweg gut. Ein Bestseller sind die Zeitungen nicht, aber das war uns vorher klar, da die Käuferschaft für „Reisende im Wind“ Bd. 8 ziemlich klar definiert ist. In Frankreich werden solche Vorabveröffentlichungen häufiger gemacht, z.B. auch für „Das Schloss in den Sternen“, und wir wollten einfach mal schauen, ob das hierzulande auch funktioniert. Es ist sicherlich kein Konzept, das wir jetzt durchgängig und für viele Alben anbieten werden, aber man muss hin und wieder auch etwas Neues versuchen.

c-o: Vielen Dank, Max, für die ausführlichen Antworten! Ich bin sehr gespannt auf die Diamant-Ausgaben und war bisher in Comic-shops im Ausland immer sehr neidisch auf die dortigen Möglichkeiten. Viel Glück damit und macht weiter mit dem Ausprobieren!

Gehört auch dazu: Pepe

© der Abbildungen 2019 Splitter Verlag

© der Grafik 2019 comix-online

Reddition 69 – Dezember 2018

Reddition 69 – Dossier Peyo und „Die Schlümpfe“

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 76 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: n/a

Cover Reddition 69

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Graphische Literatur REDDITION widmet sich ganz dem Künstler Peyo, seinem Atelier und den Schlümpfen.

Auch dieses Mal erhalten Abonnenten wieder ein Schmankerl, nämlich eine auf 500 Stück limitierte Broschüre mit neun halbseitigen Werbecomics für Kellogg’s Corn Flakes von 1965 in deutscher Erstveröffentlichung.

 1958 hatten die blauen Kobolde ihren ersten Auftritt als Gäste in Johann und Pfiffikus auf den Seiten des belgischen Comic-Magazins Spirou doch schon bald sollte ihre Popularität die aller anderen Serien von Pierre Culliford, der als Peyo veröffentlichte, übertreffen.

Reddition 69 page 46

Über die Entstehung ihres Namens in Verbindung mit Wortfindungsstörungen für einen Salzstreuer ist schon oftmals geschrieben worden. Die Reddition bleibt aber nicht bei dieser Anekdote stehen, sondern beschreibt in einem Artikel von Volker Hamann auch die Wortkreationen für die verschiedenen Sprachen und die Entwicklung in Deutschland. Anfangs wurden die Wesen nämlich auch hierzulande noch unter einem ganz anderen Namen vertrieben.

Überhaupt bilden die Schlümpfe eine Besonderheit im Comic-Kosmos, waren sie doch die ersten, die ihren Siegeszug nicht (nur) im Comic, sondern vor allem im Merchandisebereich antraten und so gibt es wohl keinen Haushalt, der nicht schon einmal eine der Schleich-Figuren (oder eine der kurzfristigen Bully-Varianten) ihr Eigen genannt hat. Die Geschichte der Figuren beschreibt Falk Straub, wie immer reich bebildert und mit unzähligen kleinen Fakten angereichert.

Um die Popularität der Schlümpfe komplett zu verstehen, ist es aber ebenso wichtig, einen Blick auf ihre TV- und Filmkarriere zu werfen. Thorsten Hanisch erlaubt einen Überblick in die europäischen und vor allem amerikanischen Umsetzungen und ihre Verbreitungen. Dazu kommen Artikel über die Schlümpfe in Deutschland – hier ist vor allem zunächst wieder einmal Rolf Kauka und Fix und Foxi zu erwähnen – und in den USA. Natürlich findet auch Vader Abraham mit seinem Gassenhauer eine Erwähnung.

Reddition 69 Beilage
Beilage für Abonnenten

Da Peyo aber neben ungezählten Aufträgen für neues Schlumpf-Material auch seine anderen Serien (die bereits erwähnte Ritter-Story Johann und Pfiffikus aber auch Pussy und Benny Bärenstark) zu bedienen hatte, blieb ihm keine andere Möglichkeit als die Errichtung eines eigenen Ateliers mit ihm zuarbeitenden Künstlern. Diese nicht immer ganz rühmlich verlaufene Geschichte wird von Peter Osteried und Volker Hamann geschildert.

Das Dossier beginnt mit mehreren Artikeln über Peyo selbst, seiner Entwicklung von Jugendtagen an bis zu seinem Tod und der Übersetzung seines letzten Interviews aus dem Jahr 1992 und wird mit einer Bibliographie der Comics von Peyo und seinem Studio und ihrer deutschen Veröffentlichungen, die einzig die Erwähnung der limitierten Beilage „vergessen“ hat, abgerundet.

Was aber wäre die Reddition, wenn es nicht auch eine Auseinandersetzung mit den Inhalten gäbe? Uwe Zimmermann nähert sich analytisch auf zwei Weisen den Inhalten des Schlumpf-Universums. Während die Schlümpfe einerseits klassische Charaktere der Mythen und Abenteuergeschichten im niedlichen Gewand darstellen, symbolisieren ihre Konflikte andererseits typische Menschheitsprobleme. Diese inhaltliche Tiefe geht allerdings im Laufe der Entwicklung immer mehr verloren und am Ende sind es einfach (nur noch) routiniert erzählte aber austauschbare Geschichten.

Reddition 69 page 11

Wieder einmal beweist das Team der Reddition, dass es ein Thema umfassend bearbeiten kann. Das Konzept, zwei Mal im Jahr einen Komplex zu analysieren und darzustellen, also Breite und Tiefe anzubieten, geht auch in diesem Fall auf und belegt die Alleinstellung dieser Zeitschrift. Auch wenn nicht jedes Dossier für jede*n gleich interessant sein mag, es gibt keine andere Möglichkeit in Deutschland, Informationen über Comics, ihre Künstler*innen, Inhalte und Rezeptionen, so geballt und gut layoutet, zu bekommen.

Dazu passen eine Kanne Tee oder aufgebrühte Sarsaparille und BritPop, etwa von Blur.

© Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2018 und die Autoren

© Peyo 2018 I.M.P.S.

Rückkehr nach Belzagor

2 Bände

Story: Phillippe Thirault nach Robert Silverberg
Zeichnungen: 
Laura Zuccheri

Originaltitel: Retour sur Belzagor

Splitter Verlag

Jeweils Hardcover Überformat | 56 Seiten | Farbe | 14, 80 € |

ISBN: Band 1– 978-3-96219-015-6 | Band 2 – 978-3-96219-016-3

Cover Rueckkehr nach Belzagor 2

Der abschließende zweite Teil dieses Science-Fiction-comics ist zwar schon im Oktober 2018 erschienen, soll aber trotzdem noch gewürdigt werden.

Robert Silverberg, Autor der von Phillippe Thirault adaptierten Story, war in den 50-er Jahren einer der produktivsten SF-Autoren der USA. In den 60-ern wandelte er sich vom Massenschreiber zum literarisch mehr ambitionierten und modernen Autoren und Herausgeber. Daher rührt auch sein Einfluss auf die New-Wave der 70-er. Silverberg legte Wert auf die Entwicklung seiner Charaktere und ihre sozialen Hintergründe und folgte somit der Wandelung vom Outer Space orientierten Plot zum Inner Space basierten. Er gewann einige Hugo, Nebula und Locus-Awards und ist sowohl in die SF and Fantasy Hall of Fame aufgenommen worden als auch seit 2005 Grand Master der SF und Fantasy Writers of America. Die dem Comic zugrunde liegende Erzählung von 1969 war selbst für den Locus-Award nominiert, gewann aber nicht. Sie referenziert Joseph ConradsHerz der Finsternis“, eine Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus als Gegensatz zur Zivilisation.

Detail Rueckkehr nach Belzagor 01 page 9

Thirault gelingt es beeindruckend, das klassische Sujet in der Bearbeitung durch Silverberg so aufzubereiten, dass es als Comic funktioniert. Die Handlung verläuft in zwei verschiedenen Zeitsträngen. In der Vergangenheit war Eddie Gundersen ein junger, vielversprechender und karrierebewusster Leutnant, der auf seiner ersten Mission auf Terra Holman eingesetzt worden war. Dort hatte er mit Kommandant Kurtz zusammenzuarbeiten, einem typischen Vertreter derjenigen, die sich nicht unbedingt um Gesetze scheren, wenn es darum geht Eingeborene oder lokale Ressourcen zum eigenen Vorteil einzusetzen. Gundersen hatte für eine Bestrafung Kurtz gesorgt, musste wegen eines eigenen Fehlverhaltens aber den Planeten verlassen.

Jetzt, 18 Jahre später, ist der Planet seinen intelligenten Bewohnern, Nildoror und Sulidoror, zurückgegeben worden und heißt wieder Belzagor. Gunderson wird von zwei Forschern, einem Pärchen, angeheuert um eine Expedition nach Belzagor zu organisieren die eine eigentlich illegale Aktion enthält. Während der Durchführung dieser Expedition kommt es einerseits zu der Auseinandersetzung von Gunderson mit seiner Vergangenheit und seinen Fehlern, insbesondere ausgelöst durch das Wiedersehen mit seiner damaligen Partnerin sowie mit Kurtz und Kollegen, aber genauso durch Gespräche mit einem Nildoror über das Ritual der Wiedergeburt und das alles umfassende Karma, das auf dieser Welt G’Rahk heißt.

Detail Rueckkehr nach Belzagor 1 page 14

Auch das alles auslösende Forscherpärchen  muss erst einmal wieder zu sich selbst finden, Arbeit und Privatleben in Einklang bringen und Prioritäten richtig setzen. Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, notwendig und überflüssig wird hier zwar unter einem anderen Blickwinkel präsentiert, ist aber genauso elementar.

Die Handlung selbst führt zu einem Höhepunkt im letzten Viertel, der so nicht erwartet werden konnte und neue Fragen aufwirft. Auch das Ende lädt zu unterschiedlichen Interpretationen ein.

Detail Rueckkehr nach Belzagor 2 page 13

In diese äußere Handlung integriert wird der Planet und seine Flora und Fauna beschrieben und von Laura Zuccheri kongenial in Bilder umgesetzt präsentiert. Wer schon einmal Geschichten von Leo oder Mézières gelesen hat, weiß, wie anders Bewohner fremder Planeten aussehen können. Zuccheri steht den beiden in keiner Weise nach, denn nicht nur die intelligenten Bewohner Belzagors sind graphisch gelungen umgesetzt. Auch die nicht so genau beschriebenen und damit vorgegebenen Bewohner und Pflanzen sehen gut aus und versprechen Überraschungen wie etwa das fleischfressende Moos. Zudem beherrscht die junge Künstlerin die Darstellung von menschlichen Körpern, ihrer Mimiken und Details so gut, dass auch Nahaufnahmen Spaß machen. Der Seitenaufbau ist dabei meist klassisch in drei oder vier Reihen von Panelen verteilt. Geschwindigkeit wird durch rasanten Perspektivenwechsel oder Zoomen auf Details vermittelt. Auch die Hintergründe sind sehr detailliert ausgeführt.

cover Rueckkehr nach Belzagor 1

Dazu passen ein Getränk auf Mango-Basis und Soca!

© der Abbildungen 2018 Splitter Verlag

Am 24. Oktober 2019 erscheint das neue Asterix-Album!

Didier Conrad und Jean-Yves Ferry bleiben im Rhytmus! Wie der deutsche Verlag Egmont Ehapa Media GmbH soeben mitgeteilt hat, erscheint das 38. Album der Gallier am 24. Oktober und damit fast auf den Tag genau am 60.Geburtstag de Galliers am 29. Oktober.

Wie schon bei den letzten Alben ist der Inhalt streng geheim und es werden nur wenige Informationen gestreut. Auf jeden Fall bekommt das Dorf Besuch von einer bedeutenden Persönlichkeit…

© der Abbildung ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Weitere News, auch zum kommenden neuen Asterix-Film Asterix – Das Geheimnis Des Zaubertranks , sobald verfügbar auf comix-online.

© der Abbildungen ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

ZACK 235 – Januar 2019

ZACK 235

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover Zack 235

Auch im zwanzigsten Jahr des Bestehens bleibt das ZACK-Magazin, das schon lange nicht mehr das „Neue“ ist, die wichtigste und beste Möglichkeit, einen verlags- und genreübergreifenden Einblick in aktuelle Comics zu bekommen. Monat für Monat erscheinen 4 -5 Serien sowie One-Pager und Informationen sowie Rezensionen, News und Überblicksartikel unter der Chefredaktion von Georg F. W. Tempel.

Das Editorial bietet einen ersten Ausblick auf das Jubiläumsprogramm; Viele neue Serien stehen in den Startlöchern und viele alte Bekannte kehren mit neuen Material zurück.

Ebenfalls bereits ein Klassiker seit den Tagen des „alten“ ZACK ist die Wahl zum Zackhelden des Jahres an der ihr noch bis Ende Februar teilnahmen könnt.

Zack 235 page 65

Neben dem mittlerweile dritten Band von Sauvage, einem Western aus der mexikanischen Revolutionszeit von Félix Meynet, der den Titel „Die Jule“ trägt, und mit farbenfroher Folklore startet, beginnt in diesem ZACK auch der zweite Zyklus von Empire USA. Stephen Desberg und Henri Reculé erzählen die neuen Abenteuer von Jared Gail, der die CIA mittlerweile verlassen hat und nun einen privaten Sicherheitsdienst leitet. Rasante Action, Verschwörungstheorien und Terrorismus in einer zu Zeiten von Fake News aus dem amerikanischen Präsidentenpalast gar nicht mehr sooo abwegigen Geschichte!

Fortgeführt werden in diesem ZACK die Serien Jack Cool und Der Weg des Untergangs. Da auch diese beiden Serien auf dem nordamerikanischen Kontinent spielen, dürfte es sich mit dieser Ausgabe um eine der ganz wenigen, wenn nicht sogar ersten Nummer handeln, in der keine Hauptserie in Europa angesiedelt ist. Wie gut, dass wenigstens das Schmankerl zum Jahresbeginn, das den Reigen der Jubiläumsaktivitäten einläutet, in Belgien endet: Die vierseitige Geschichte aus der Welt „der jüdischen Brigade“ über die Odyssee der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland im Jahre 1939 war ursprünglich ein Ex libris einer limitierten Sonderausgabe. Vielen Dank für die Bemühungen, den deutschen Leser*innen dieses Special zu gönnen!

Zack 235 page 77

Die Textbeiträge bieten Informationen zu dem untypischen Manga Der Jäger von Taniguchi und zum Geburtstag von Tim und Struppi.

Dazu passen prickelnde Getränke wie Sekt oder Frucht-Secco und eine nicht zu intensive Playlist mit – natürlich – amerikanischer Musik: Swing.

Abbildungen © 2018 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Jahresrückblick 2018 und persönliche Top 5

2018 ist gerade vergangen, Zeit also um einen kleinen und sehr persönlichen Rückblick zu wagen:

Relaunch

Comix-online ist mittlerweile 18 Jahre alt, es war also Zeit für ein weiteres Face-lifting. Im Juli habe ich die schon oft erwähnte Neufassung der Datenschutzbestimmungen zum Anlass genommen, die Seite komplett neu aufzusetzen, Design, Kategorien und Inhalte zu überarbeiten und endlich – wie schon lange geplant – auch den niederländisch-sprachigen Bereich mit dazu zu nehmen. Ich hoffe, dass ihr mit der Entwicklung zufrieden seid. Ebenfalls im Juli habe ich einen Facebook-Auftritt als @comixonline gestartet. Wenn ich mir die Leser*innen, die sich zu erkennen geben, anschaue, glaube ich nicht, dass ein Instagram-Account Sinn machen würde. Falls doch, postet den Wunsch bitte als Kommentar. Es gibt im Übrigen von dieser Web-Seite keine Verbindung zu Facebook, es wird also niemand getrackt.

Neu sind auch die Rubriken mit dem „Klassiker des Monats“ und die Interviews.

Top 5 aus 2018

Da momentan jede*r seine/ihre top-Liste postet, möchte auch ich nicht zurückstehen. Die Auswahl ist rein subjektiv und folgt keinen Algorithmen!

Platz 5: Aus dem EC-Archiv – Wally Wood 1

Die Besprechung wurde am letzten Tag des Jahres online gestellt, hat es also gerade noch geschafft. Die Gesamtausgabe der klassischen Science Fiction- und Fantasy-Stories des viel zu früh gestorbenen Ausnahmekünstlers aus den 50-er Jahren im All-Verlag steht gleichzeitig als Vertreter für viele lesenswerte Gesamtausgaben in diesem Jahr!

Platz 4: Robbedoes door Filippi/Lebeault – Stichting Z

Die Reihe der Interpretationen der klassischen Serie durch wechselnde Künstler*innen läuft bereits seit einigen Jahren und hat bereits viele Höhepunkte hervorgebracht. Dieser Band, der auf Deutsch erst für das kommende Jahr angekündigt ist, erzählt eine mögliche Vorgeschichte zu dem allerersten Auftritt!

Platz 3: Walt Disneys Mickey Mouse: Die ultimative Chronik

Zum 90. Geburtstag der wohl berühmtesten Maus der Welt hat der Taschen-Verlag eine 6,5 Kilo starke Zusammenstellung aller Filmauftritte und sich daraus entwickelnder Merchandise und Comic-Produkte auf den Markt gebracht. Für mich das Sekundärwerk des Jahres!

Platz 2: Flix – Spirou in Berlin

Und noch ein Spirou-Titel unter den ersten 5! Die Interpretation von Flix ist nicht nur besonders weil sie von einem Deutschen kommt. Sie ist auch inhaltlich super gelungen und spielt zu Endzeiten der DDR, enthält politische Anspielungen und bietet trotzdem Erwachsenen und Kindern ein Lesevergnügen. Zudem dürften alle Fans von Franquin das heitere Zitate-finden-Spiel genießen.

Platz 1: De Kronieken van Amoras: De zaak Krimson

Auf Platz 1 und damit mein Favorit des letzten Jahres ein Titel, der auf Deutsch noch nicht einmal angedacht, geschweige denn angekündigt oder erschienen wäre: Der Abschlussband der  Kronieken van Amoras erzählt die Geschichte von Krimson, einem sehr undurchsichtigen Charakter aus der Welt von Willy Vandersteen’s Suske en Wiske in einer modernen Neuinterpretation. Legendre und Cambré haben es geschafft, den etwas angestaubten Figuren ein neues Leben einzuhauchen und sie zu Helden in einer Endzeitwelt zu machen! Absolut lesenswert!

R.I.P.

Viele bekannte und weniger bekannte Comickünstler*innen haben uns dieses Jahr verlassen. Einige davon sollen hier noch einmal erwähnt werden:

F’murr am 10. April, William Vance am 14.Mai,  Frank Giroud am 13. Juli und Edouard Aidans am 6. September aus dem europäischen Raum sowie

Steve Ditko im Juni, Norm Breyfogle am 24. September und Stan Lee am 12. November aus dem amerikanischen Umfeld.

Sie alle werden uns fehlen.

Dank

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei euch, den Leser*innen dieser Seite! Ich hoffe auf ein weiteres, gemeinsames Jahr, Reaktionen, Vorschläge (und ja, auch Hinweise auf TippfehlerJ).

Ebenfalls ein Dank an einige Verlage, die die Arbeit durch die Zusendung von Rezensionsexemplaren oder aber wenigstens Lese-PDF unterstützen, Verlosungsmaterial bereitstellen oder Interviews vermitteln!

Aus dem EC-Archiv: Wally Wood

Alle Science Fiction und Fantasy Stories Band 1

Story: Bill Gaines & Al Feldstein, Harry Harrison, Wallace Wood
Zeichnungen: Harry Harrison & Wallace Wood, Wallace Wood

Originaltitel: EC Archive 1

All Verlag

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-946522-36-2

Wally Wood EC-Archive 1 cover

EC-Comics war der Verlag in dem zwei der bekanntesten klassischen Science-Fiction Comicreihen erschienen sind: Weird Science und Weird Fantasy und Wallace Wood ist derjenige, der am häufigsten als bester Zeichner dieser Reihen genannt wird. Lange Zeit war es sehr schwierig, überhaupt an Geschichten von Wally Wood auf Deutsch zu kommen, nun bringt der All-Verlag eine dreibändige Gesamtausgabe aller Wood-Geschichten aus diesen beiden Comics in chronologischer Reihenfolge heraus.

Neben dem regulären Band ist auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit nummeriertem Ex-Libris und Variantcover zum Preis von 49,80 € erschienen.

Die erste Geschichte wurde im Mai 1950 veröffentlicht und von den damaligen Studiokollegen Wood und Harry Harrison gezeichnet. Beide hatten bereits andere Arbeiten vornehmlich im Romance- und Western-Bereich veröffentlicht, sahen aber ihre Zukunft im Bereich Science Fiction. Glücklicherweise konnten sie den EC-Herausgeber Bill Gaines von dieser Idee überzeugen und durften loslegen. Harrison sollte allerdings nur noch für vier Geschichten zur Verfügung stehen und sich dann komplett auf SF-Stories verlegen. Er wurde später zu einem Hauptvertreter der „neuen“ SF, vor allem mit seinen Romanen über die „stainless steel rat“. Wood dagegen konnte sein Talent in der graphischen Umsetzung der „klassischen“ SF perfekt umsetzen.

Detail wally Wood EC-Archive 1 page 75

Die 50-er Jahre waren einerseits noch geprägt von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den weiter andauernden kriegerischen Verstrickungen der US-Streitkräfte und damit sehr empfänglich für Geschichten über böse Invasoren und „fremde“ Fieslinge. Andererseits war der Glaube in die Technologie noch ungebrochen; die Folgen der atomaren Strahlung und der chemischen Verseuchung waren unbekannt und jeder ging davon aus, dass überall, also auch in Raumschiffen, selbstverständlich geraucht werden würde. An den Kiosken gab es eine unzählbare Anzahl von Comic-Magazinen und die Selbstzensur durch den Comics Code war noch nicht abzusehen. In den Pulp-Magazinen waren SF, Fantasy und Mistery/Horror weit verbreitet und Frauen waren zwar nicht mehr nur schmückendes Beiwerk sondern hatten während der Kriegsjahre beweisen können, dass auch sie fähig und kompetent waren, hatten aber immer noch dem Schönheitsideal zu entsprechen.

Dieser erste Band bringt 19 Geschichten aus den Jahren 1950 und 51; sie thematisieren Tierversuche, Angst vor dem Fremden, Kolonialisierung des Weltraums und Zeitreisen. Die Stärken von Wally Wood liegen in den Dekors der Raumschiffe und den Landschaften, seien es natürliche oder kosmische. Seine Frauen sind groß, langbeinig und vollbusig, dabei aber handelnde Personen und kein Beiwerk. Seine Außerirdischen sind Monster, oft zu schrecklich anzusehen um einen gesunden Verstand behalten zu können und deshalb in der Wiedergabe entschärft. Trotzdem ist der größte Horror teilweise der einheimische Umgang mit dem Fremden. Wood ist kein Optimist und so holt er aus den Stories von Gaines und Feldstein alles heraus, was positiv und zukunftsgewandt beginnt und im Schrecken endet.

Wally Wood EC-Archive 1 page 72

Das Monster muss dabei nicht einmal außerirdisch sein, denn durch den außerirdischen Einfluss von Schimmel oder Sporen mögen sich auch Menschen in fremd aussehende aber ungefährliche bzw. in bekannt aussehende aber gefährliche Wesen verwandeln.

Die Story „Gerettet“ aus Weird Fantasy 6/51 ist auf den Seiten des All-Verlages als Leseprobe zugänglich. Mein absoluter Favorit aber ist die Geschichte „die Ausserirdischen“ aus Weird Science 7/51 da Wood hier meisterhaft mit Ängsten spielt und Taktik über Herz entscheiden lässt.

Der All-Verlag hat sich dankenswerterweise der Aufgabe verschrieben, das EC-Archiv mit den Werken von Wallace Wood in drei Bänden wieder zugänglich zu machen. Zu jeder Geschichte gibt es neben den editorischen Notizen den Abdruck des entsprechenden Covers der Ausgabe, meistens von Feldstein gezeichnet, und oft ein paar Bemerkungen von Jörg Winner der auch den Artikel über die ersten Jahre von Wood mit ergänzendem Bildmaterial sowie die Comic-Zeit von Harrison geschrieben hat.

Wally Wood EC-Archive 1 page 68

Das Papier ist den Comics angemessen: Das Hardcover umschließt dickeres, etwas mattes Papier, das den Eindruck der Pulps unterstützt, trotzdem aber ein sehr gutes Druckergebnis ermöglicht.

Der erste Band der SF- und Fantasy-Geschichten von Wood ist gleichzeitig auch der Klassiker des Monats Dezember. Mehr Klassik als diese Gesamtausgabe geht nicht!

Dazu passen Tom Collins oder Pink Squirrel als typische Cocktails dieser Zeit und Elvis Presley!

© der Abbildungen 2018 All-Verlag, Wipperfürth

© 2018 William M. Gaines, Agent, Inc

Tunga Integral 3

Band 3: 1974 bis 1977

Story: Edouard Aidans, Jacques Acar (Erzählung)
Zeichnungen: Edouard Aidans

Originaltitel: Originalausgabe

Kult Comics

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 29,95 € |

ISBN: 978-3-946722-39-7

Cover Tunga Integral 3

Edouard Aidans ist einer der ganz großen Comicschaffenden aus der „Generation ZACK“ bzw. „Tintin/Kuifje“ der 60-er und 70-er Jahre. Neben den in der Jetzt-Zeit spielenden Geschichten um Tony Stark (Gesamtausgabe ebenfalls bei Kult Comics) und Sven Janssen kennen ihn viele der Älteren insbesondere wegen Tunga, dem Ghmour, der seine Abenteuer vor 100.000 Jahren inmitten von Mammuts, Berglöwen und anderen steinzeitlichen Horden erlebt hat. Im Original firmierte die Serie als Tounga.

Aidans wurde 1930 in Andenne in Belgien geboren und ist am 6. September dieses Jahres verstorben. Seine Karriere begann in Spirou, doch schon 1956 wechselte er zu Tintin. Später sollte auch er wie so viele seiner Kollegen direkt für das ZACK und seine internationalen Ableger arbeiten. Mehr zu Aidans in der Sprechblase 238 (zur Rezension) und 239 sowie natürlich in dem von Volker Hamann verfassten Essay in den Integral-Bänden selbst. Die Abenteuer von Tunga erscheinen auf Deutsch jetzt erstmals komplett und chronologisch in Albenform. Neben den Magazinveröffentlichungen im alten und neuen ZACK sowie den Begleitprodukten waren früher bereits einmal (nur) drei Alben bei Feest erschienen.

Tunga Integral 3 page 63

Der jetzt erschienene dritte Band der Gesamtausgabe von Tunga umfasst die Jahre 1974 bis 1977. Er beinhaltet die Veröffentlichungen 19 bis 21, die jeweils in den siebzigern in verschiedenen ZACK-Paraden bzw. im ZACK selbst zu lesen waren sowie den Roman „Die große Wut der Geister“ von Jacques Acar mit Illustrationen von Aidans in deutscher Erstveröffentlichung. Dieser war wie auch die einzelnen Teile der „Rettung der Uru“ in Tintin Selection /Kuifje pocket erschienen, einer dreimonatlichen Taschenbuchergänzung zum eigentlichen Comic-Heft. Anfangs wurden dort noch hauptsächlich speziell angefertigte Originalgeschichten als Comic für das kleine Format hergestellt, später dann immer öfter durch illustrierte Erzählungen ergänzt. Diese sind allerdings nur selten ins Deutsche übersetzt worden. Umso größer ist das Verdienst von Kult Comics, diese in die deutsche Ausgabe integriert zu haben.

Die letzten fünf Teile der aus insgesamt acht Teilen bestehenden Saga über die Rettung der Uru, einer überalterten Kleingruppe, die von den Kwin-Khom bedroht werden, zeigen einen Tunga, der ohne die Begleitung seiner Side-Kicks mit wilden Tieren kämpfen muss, Gefangene befreien darf und auch noch durch ein „Bündnis“ mit einem Zebra eine siegreiche Schlacht gegen die Verfolger führt. Obwohl ursprünglich für das Taschenbuch-Format konzipiert, hat Aidans alle Seiten so angelegt, dass sie zu einer doppelt so großen Albumseite verlustfrei ummontiert werden können. Das Seitenlayout ist trotzdem variabel und bietet Raum für größere und kleinere Panele.

Tunga Integral 3 page 46

Die im Original sechzig Taschenbuchseiten umfassende Erzählung von Acar ist keine große Literatur; sie besteht dafür aus zu vielen kurzen Sätzen und richtet sich eindeutig an ein jüngeres, männliches Lesepublikum. Wer also etwas im Stil von E. R. Burroughs oder R. E. Howard erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein. Zu beachten ist dabei aber das im Untertitel des Comic-Magazins angesprochene Publikum von sieben bis siebundsiebzig. Da der Fokus der Herausgeber eher auf der unteren Grenze denn auf der oberen lag, passt das Ganze dann wieder. Die ergänzenden schwarz-weißen Zeichnungen bieten einen anderen Einblick auf die Fertigkeiten des Zeichners und beweisen, dass er seinem Vorbild Burne Hogartherfolgreich nacheifert.

Die große Furcht“ ist dagegen eine als Album konzipierte Geschichte über die Flucht der Ghmour vor einem Vulkanausbruch mit begleitenden Erdbeben durch eine winterliche und unwirtliche Gebirgslandschaft. Aidans gelingt es, nicht nur Actionszenen und innere Entwicklung der Helden aufgrund der äußeren Bedrohungen deutlich zu machen, er versucht auch, theologische Fragestellungen auf Basis einer Naturreligion zu beantworten. Der Seitenaufbau ist dabei um vieles komplexer und spannender als in der ersten Geschichte und verlässt oft das klassische Schema.

Detail Tunga Integral 3 page 90

Die letzte Geschichte dieser Ausgabe schließt direkt daran an: „Jenseits der kalten Länder“ sieht die Ghmour weiterhin auf der Flucht aus der lebensfeindlichen Gebirgswelt mit dem dicken weißen Regen und vertieft die Krise des Helden Tunga. Er zweifelt an seiner Kraft, seinem Urteilsvermögen und seinem Nutzen für den Stamm und zieht sich immer mehr in eine aggressive, selbstbemitleidende Haltung zurück. Als er erneut versagt, beschließt er, den Stamm zu verlassen und auf eigene Faust Jagd auf die zurückgekehrten Gegner vom Stamm der Tolk zu machen. Ohne spoilern zu wollen bringt diese Geschichte am Ende nicht nur neue Bündnisse und ein Happy-End sondern auch Charaktere zurück in die Geschichte, die seit einiger Zeit verloren geglaubt waren…

Teilweise atemraubendes Layout mit wirklich guten Zeichnungen, einer spannenden Geschichte und sehr gut eingefügtem Lettering machen diesen Comic zu einem echten Lesevergnügen! Auch wer die Geschichten in seiner Jugend im ZACK verschlungen hat wird an dieser Neuausgabe sein Vergnügen finden, war doch gerade das Lettering nicht die Stärke der alten Präsentation. Als Zugabe finden sich die eine oder andere Zeichnung und ein paar Cover der belgischen Originale.

Natürlich drängen sich die Vergleiche mit Tarzan als dem Archetypus des Helden im Dschungel im Kampf gegen böse Mächte, wilde Bestien und für das „Gute“ auf. Beide spielen in einer nicht vom Menschen geformten Umwelt in der neben der physischen Kraft des Helden seine Intelligenz, Empathie und Teamfähigkeit, insbesondere auch mit den nichtmenschlichen Lebewesen, überlebensnotwendig sind. In den siebziger Jahren gab es nicht mehr genügend „weiße Flecken“ auf der Karte, ein Rückgriff auf die Frühzeit des Menschen bot da eine spannende und glaubwürdigere Alternative. Aidans gibt als eines seiner Vorbilder denn auch den wohl besten Tarzan-Zeichner Burne Hogarth an, der die Abenteuer von 1937 bis 1950 gezeichnet hatte. Wer einmal die Gelegenheit hatte, ein Original von Hogarth zu sehen, wird feststellen, dass seine Klasse von Aidans nicht ganz erreicht wird. Die Distanz ist aber gerade zu seinen besten Zeiten nicht überwältigend groß! Die Publikationsfähigkeiten der moderneren Zeiten mit besserem Papier, schärferem Druckbild und ganz anderen Möglichkeiten der Kolorierung unterstützen das natürlich ebenfalls.

Tunga Integral 3 page 124

Da es noch ein paar andere Serien von Aidans zu entdecken gibt bleibt die Hoffnung, dass die Leipziger nach Tony Stark und Tunga weitermachen! Zunächst erwarten uns aber noch zwei weitere Bände mit dem steinzeitlichen Helden.

Das Hauptgetränk der damaligen Zeit wird wohl Wasser gewesen sein, je nach Jahreszeit ergänzt durch Früchte. Ob es damals schon Musik im heutigen Sinne gegeben hat ist meines Wissens nach unbeantwortet. Etwas Vergleichbares ist daher definitiv nicht vorhanden. Ich würde daher empfehlen, das Fenster aufzumachen oder einen Ort unter freiem Himmel aufzusuchen und den Klängen der Natur zu lauschen.

© der Abbildungen 2018 Comic-Combo, Leipzig

das unabwendbare altern der gefühle

Story: Zidrou
Zeichnungen: 
Aimée de Jongh

Originaltitel: L´Obsolescene Progammee de nos Sentiments

Splitter Verlag

Hardcover | 144 Seiten | Farbe | 19,80 € |

ISBN: 978-3-96219-269-3

Cover das unabwendbare Altern der Gefühle

9 Monate stellen den Beginn und den Schluss dieser Geschichte dar. Tod und Geburt, Alter und Jugend, Verzweiflung und neuer Lebensmut sind die Gegensatzpaare, die ihr den Inhalt verleihen.

Um es vorwegzunehmen: Wer für Weihnachten noch ein Geschenk sucht, sollte sich diese Graphic Novel unbedingt anschauen und sie in die engere Wahl nehmen!

Mediterranee ist eine alleinstehende ältere Frau, die gerade ihre Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt hat. Nun steht sie wieder nur noch in dem vom Vater übernommenen Käseladen und pflegt ihre Laibe.

Ulysses ist Witwer. Seine Tochter hat er im Alter von 16 Jahren verloren, sein Sohn ist verheiratet und lebt sein eigenes Leben. Als er seinen Job als Möbelpacker im Alter von 59 Jahren wegen einer „Verschlankung“ verliert, steht er ganz alleine dar und muss versuchen, mit seinem Leben klar zu kommen.

das unabwendbare Altern der Gefühle page 17

Beide treffen sich zufällig im Wartezimmer von Ulysses‘ Sohn, der als Arzt arbeitet. Im Vorfeld wurden beide Figuren näher vorgestellt und dabei sowohl die Geschichte als auch der Alltag beleuchtet. Zidrou gelingt es, die Situationen eindringlich zu beschreiben, sich den beiden Akteuren aber behutsam und wertschätzend zu nähern. De Jongh unterstützt diesen Ansatz und lässt sie in vielen kleinen Szenen leben, lächeln, verzweifeln oder auch einfach nur da sein. Überhaupt zeichnet die Ruhe und Gelassenheit die ganze Graphic Novel aus. Nie geht es darum, etwas einfach nur abzuhaken.

Beide kommen sich näher, ermöglichen sich gegen- und miteinander die Rückkehr von Spaß, Genuss, Freude und so langsam erblüht eine Liebe zwischen den Beiden. Der Comic spart das Thema Sex im Alter nicht aus, im Gegenteil, er zeigt in den Körperhaltungen der Beiden, wie wichtig und verjüngend die Liebe des jeweils anderen für das Selbstverständnis über den eigenen, als alt und verschrumpelt angesehen, Körper sein kann.

das unabwendbare Altern der Gefühle - Detail page 64

Die zarte Liebesgeschichte, die von  Ulysses‘ Sohn und dessen Frau her als lächerlich betrachtet wird, entwickelt sich nicht zu einer Katastrophe! Im Gegenteil, Mediteranee und Ulysses entschließen sich, den Rest ihrer Tage zusammen zu verbringen und dabei noch einmal einen kompletten und waghalsigen Neuanfang zu wagen.

Die Seiten bieten grundsätzlich einen in drei Reihen geteilten Aufbau wobei die Höhe durchaus der Situation angemessen variiert. Teilweise kommen aber auch andere Aufteilungen oder sogar ganzseitige Illustrationen zum Einsatz. Die Farben sind immer etwas gedämpft und unterstützen damit die liebevolle Betrachtung, die Grelles nicht vertragen würde. Die vereinzelt eingesetzte Nahaufnahme erlaubt dabei trotzdem eine Ehrlichkeit, die jede Lüge oder Beschönigung sofort unmöglich macht.

Das unabwendbare Altern der Gefühle Detail page 96

Die in insgesamt sieben Kapitel unterteilte Geschichte ist eine persönliche, liebevoll erzählte, Mut machende! Wenn sie vielleicht auch nicht den persönlichen Hintergrund von Selbsterfahrungs-Novels hat, da fiktiv, so ist sie doch ausgesprochen gut komponiert und auf sehr hohem Niveau umgesetzt. Ihr ist daher zu gönnen, dass sie nicht nur den Zuspruch des Feuilletons bekommt, sondern auch eine hohe Anzahl an Leserinnen und Lesern erreicht!

Zidrou (d. i. Benoît Drouise) ist ein alter Bekannter und unter anderem für Szenarien für Percy Pickwick, den neuen Rick Master, Leonardo oder Die Kannibalen verantwortlich. Am besten fand ich persönlich allerdings Das Licht von Borneo aus der Spirou und Fantasio Spezial Reihe.

Aimée de Jongh aus Rotterdam ist in Deutschland dagegen noch nicht veröffentlicht; In den Niederlanden kennt sie fast jede*r, hat sie doch 6 Jahre lang in der kostenlos verteilten Zeitung Metro ihre Serie Snippers veröffentlicht. Da sie erst 40 Jahre alt ist werden wir hoffentlich noch das eine oder andere zu sehen bekommen.

Das unabwendbare Altern der Gefühle page 140

In diesem Comic wird so viel Käse genussvoll gegessen und Wein dazu getrunken, dass einem der Appetit dabei von alleine kommt. Also korsischer Wein und französische, ruhige Musik, die sich nicht in den Vordergrund drängt, als Unterstützung des Lesevergnügens!

UPDATE: Dieser Titel hat als niederländische Ausgabe Bloesems in de Herfst den Stripschapprijs für das Album des Jahres 2018 gewonnen. – Herzlichen Glückwunsch!

© der Abbildungen 2019 Splitter Verlag

error: Content is protected !!