ZACK 251

ZACK 251 (Mai 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Millenium kehrt zurück in das ZACK und startet mit Teil 2 Versuchung. Plague, einer der versiertesten Hacker Schwedens, hat die Hacker Republic verlassen. Seine Funkstille macht Lisbeth Salander misstrauisch und so versucht sie zusammen mit dem Journalisten Mikael Blomkvist herauszufinden, wo er sich aufhält. Dieser schreibt an einer Story über Schwedens Rechte und die SÄPO. Schon bald müssen sich die beiden eines Angriffs von Maskierten erwehren. Sylvain Rumberg trifft den Ton der originalen Geschichten weiterhin sehr gut und liefert einen tollen Thriller ab, der von Belén Ortega düster und hart umgesetzt wird. Hohes Niveau und eine Bereicherung des Spektrums.

Ebenfalls erstmals dabei ist Spaghetti, eine ursprünglich aus der Feder von Dino Attanasio und René Goscinny stammende Serie. Im StripGlossy sind bereits einige neue Geschichten von Frans Hasselaar erschienen, die von Daan Jippes umgesetzt worden sind. Funnyspass garantiert. Der heutige Dreiseiter zwingt den Helden der Serie, Pizza auszufahren und stellt ihn vor einige Prüfungen.

Die Fortsetzungen

Yann lässt in seinem Western Sauvage die kleine Esmeralda in eine ungewünschte Umgebung verfrachten: Sie hat zu viel genervt und wird dem Orden der Karmeliterinnen übergeben. Felix lässt dieses geschehen und bittet darum, an die Front versetzt zu werden. Meynet liefert routinierte Zeichnungen ab, die weiterhin in der Kolorierung nicht meinem Geschmack entsprechen.

Auch die Morde im Mai nehmen Fahrt auf: Während in der Story von Jacques Post in Rotterdam klarer wird, welche Verbindungen zwischen dem Agenten und der Polizei bestehen und der Held eine Verbündete gewinnt, planen die Deutschen den Einmarsch. Eric Heuvel beweist, dass er einer der bekanntesten niederländischen Comic-Zeichner ist und einer der führenden Vertreter der Ligne Claire! Zur Spannung trägt IMHO wesentlich bei, dass die Geschichte zwei Zeitebenen hat: Die der Untersuchungskommission von 1948 und die der untersuchten Handlung 1940.

Natürlich haben Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne wieder ihren Auftritt. Dazu kommt der schon siebte Teil der Serie über Verfilmungen frankobelgischer Comics von Bernd Hinrichs und eine Einführung in Locke & Key, eine Horror-Serie von IDW.

Die Abschiede

Gleich zwei Serien verabschieden sich erstmal wieder: Den Anfang macht Rani, die Serie über eine junge Französin, die von ihrem Halbbruder um ihr Erbe gebracht werden soll. Der adelige Scharlatan spielt ein mehrfach falsches Spiel, das zu einem echten Cliffhanger führt. Gute Unterhaltung des Altmeisters Jean van Hamme in der Umsetzung von Francis Vallès. Da die Folgebände im Original schon erschienen sind, ist auf eine baldige Fortsetzung zu hoffen.

Rick Master ist nicht nur einer der ältesten ZACK-Helden, sondern auch einer derjenigen, die stark modernisiert worden sind. In seinen neuen Abenteuern von Zidrou spielt seine Freundin Nadine eine deutlich größere und aktivere Rolle als in der klassischen Serie. In Für Frankreich gefallen ermitteln sie und Rick eigentlich parallel. Simon van Liemt setzt das in seinem eigenen Stil um, der genügend Referenzen an Tibet enthält um alte Fans zufriedenzustellen, der Serie aber trotzdem ein modernes, jugendliches Flair verpasst hat.

Das alte ZACK hatte sich mal den Untertitel „Das europäische Comic-Magazin“ verpasst. Mir würde immer noch keine treffendere Kurzbezeichnung einfallen. Dazu empfehle ich die sehr kurzweiligen Klänge von The Muffs und ¾ trockenen Prosecco mit ¼ Rhabarbersaft.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

MacKay/Foreman – Black Cat 1

Auf Raubzug

Story: Jed MacKay
Zeichnungen: 
Travel Foreman, Michael Dowling

Originaltitel: US-Black Cat (2019), 1 – 5

Panini Comics

Broschur | 124 Seiten | Farbe | 14,99 €
ISBN: 
978-3-7416-1607-5

Jedes vernünftige Comic-Universum benötigt eine Heldin, die den Grenzbereich des Legalen und des Illegalen abdeckt, zwar mit den anderen Held*innen gegen das absolut Böse kämpft, andererseits aber auch für ihren eigenen Luxus Eigentumsrechte missachtet. Bei Marvel ist das Black Cat, die vor Jahren fast Spidey geheiratet hätte und nun wieder ihre eigene Serie füllen darf!

Die Serie

Felicia Hardy ist ein Poster Girl mit schlohweißen Haaren und einer Maskierung, die auch nur im Comic als solche durchgehen kann. Sie hat sich in der jüngeren Vergangenheit hauptsächlich in den Veröffentlichungen des Wandkrabblers betätigt und sich im Zuge der Auseinandersetzungen mit der Diebesgilde auf die Seite der „Guten“ gestellt. Infolgedessen liegt sie mit der von Odessa Drake geführten Organisation im Clinch!

Die Katze kann aber auch ansonsten das Mausen nicht sein lassen und bricht daher in das Anwesen von Dr. Strange ein. Natürlich verläuft dieser Raubzug nicht wie geplant und Freund*innen magischer Einschübe kommen voll auf ihre Kosten. Ähnlich turbulent aber auf ganz andere Weise verläuft auch der zweite größere Diebeszug: Das Objekt der Begierde befindet sich im Hauptquartier der Fantastischen Vier und Johnny Storm erlebt ein Rendezvous der unerwarteten Art.

Zusätzlich gibt es noch ein wenig Rahmenhandlung um auch für die weiteren Abenteuer den Grund zu legen. Sehr positiv dabei ist der Bezug auf die schon lange Geschichte der maskierten Diebin: alte Gefährten kehren zurück und die Fähigkeit, ihren Gegner*innen Pech zu bringen ist immer für einen Lacher gut!

Die Umsetzung

Jed MacKay hat das Storytelling übernommen und trifft den ironischen, leicht amüsierten Grundton der Serie sehr gut. Black Cat ist kein weiblicher Deadpool, die ihre Gegner totquatscht, aber auch kein bierernster Charakter. Spaß und ein gewisse Hedonismus sind gepaart mit Abenteuerlust und Adrenalinsucht; eine gute Ausgangsposition für witzige Dialoge und irrsinnige Twists.

Travel Foreman und Michael Dowling setzen das ganz gefällig in Bilder um. Der Seitenaufbau ist klassisch genug um nicht mit Image verwechselt zu werden, aber abwechslungsreich genug. Die Gesichter gerade der Nebenfiguren könnten manchmal etwas ausdrucksstärker sein und die körperbegrenzenden Linien etwas feiner, aber grundsätzlich ist das eine völlig zufriedenstellende Arbeit der Beiden!

Wie immer gibt es einige Cover (und den Rest in einen separaten Miniheft!)  und ein paar weiterführende Informationen in einem angemessenen Paperback! Gerade in Zeiten des auf die eigenen vier Wände begrenzten Lebens ein netter Sonnenstrahl oder etwas weniger poetisch: Gute Unterhaltung aus dem Haus der Ideen! Natürlich sind auch wieder Variantausgaben am Start!

Das Extra-Heft!

Dazu passen die fröhlichen The Busters und ein Nojito!

© der Abbildungen 2020 Marvel Characters B.V. c/o Panini Comics, Stuttgart

mosaik 532 – April 2020

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 532

Spuk unter Palmen

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag


Kleinformat | 48 Seiten | Farbe | (einmalig) 3,80 € 
ISSN: 
0323-8857

Das mosaik ist eines der wenigen Printmagazine im (auch) Jugendbereich, das seine Auflagenhöhe über die Jahre hinweg nicht nur halten, sondern sogar ein wenig ausbauen konnte. In der relevanten Verkaufsstatistik liegt es damit mittlerweile hinter dem Lustigen Taschenbuch auf dem zweiten Platz. Das Konzept ist seit Jahren gleich: die drei Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax werden per Zeitsprung in eine bestimmte Region zu einer bestimmten Zeit transportiert und erleben dort ihre Abenteuer. Begleitet werden die Comics dabei von Wissensschnipseln, Versuchen, Museumshinweisen etc. um den Leser*innen nicht nur historische Hintergründe zu erklären, sondern auch zu spielend erlerntem neuen Wissen zu verhelfen.

In diesem Monat startet die 20. Zeitreise, die die jungen Helden in die Südsee gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlägt. Ein Paradies mögen jetzt viele denken und für die atemberaubende Natur stimmt das sicherlich auch. Die Veränderungen durch die Zunahme des weltweiten Handels und der Kolonialisierung unter anderem durch das Deutsche Kaiserreich waren aber nicht immer einfach.

Das erste Heft

Die drei Kobolde fallen der Besatzung der „Heiderose“ buchstäblich vor den Bug und dürfen das Schiff entern. Die Besatzung ist in Aufregung, denn ein Geist scheint sich auf dem Handelsschiff eingenistet zu haben, und es gelingt den dreien, einen Deal auszuhandeln: Bringen Sie die verschwundene Mütze des Kapitäns zurück, werden sie nicht an Land gesetzt…

Mit dieser stimmungsvollen Einführung der Gegend und der Grundlagen des Kopra-Handels werden die Leser*innen auf die kommenden Geschichten eingestimmt: es gibt eine große Konkurrenz unter den Schifffahrtsnationen um Kopra, das getrocknete Fruchtfleisch von Kokosnüssen. Wie immer steht zu befürchten, dass es bei diesem Wettbewerb nicht immer fair zugeht und dass sowohl Einheimische als auch Handeltreibende darunter zu leiden haben werden.

Daneben gibt es aber natürlich auch die spaßige Seite: Der Ursprung der mysteriösen Vorgänge – so viel sei verraten – ist natürlich keinesfalls übernatürlich und wird noch für viele beinahe Nervenzusammenbrüche sorgen.

Die Beilage

Mittlerweile fast schon traditionell wird der Start in eine neue Welt von einer Beilage begleitet: Die Karte zeigt die Inselwelten der Südsee und führt in Tierwelt aber auch in geografische Besonderheiten ein. Und: Wer von euch könnte aus dem Stehgreif den Unterschied zwischen Melanesien, Polynesien und Mikronesien erklären und dann auch noch Neuseeland richtig verorten?

Die Möglichkeit für einen Neueinstieg! Tipp: Im Heft sind Hinweise für magische Momente versteckt! Mit Hilfe einer App können so weiterführenden Infos und Beiträge abgerufen werden.

Dazu passen „What a wonderful world“ von Israel Kamakawiwoʻole und ein Maracuja-Kokosnuss-Shake!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

ZACK 250

ZACK 250 (April 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Ich möchte mit einem Gratulationstusch starten: mittlerweile hat das „neue“ ZACK 250 Ausgaben geschafft und das Startpublikum der Koralle-ZACK-Aficionados deutlich erweitert! Viele neue Serien haben Eingang gefunden und aktuell scheint sich eine – aus meiner Sicht sehr erfreuliche – Kooperation mit dem niederländischen StripGlossy anzudeuten, werden die Morde im Mai doch mindestens von Spaghetti, vielleicht auch von den Macaronis begleitet.

Gefeiert wird das Jubiläum übrigens mit einem Variantcover für Abonnenten mit einer erotischen Szene aus Empire USA.

Der Neustart

Keine Landschaft auf einem fernen Planeten sondern in Mexiko!

Sauvage hat gerade den dritten Platz in der Wahl des ZACK-Helden 2019 belegt und die neue Episode Esmeralda wurde von vielen erwartet. Der Text von Yann ist dabei sicherlich spannend, verknüpft er doch die Ereignisse Mitte der 60-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Mexiko mit den persönlichen Schicksalen der handelnden Personen und spielt dabei sehr geschickt mit persönlichen „Skills“ wie Naivität oder Skrupellosigkeit. Gleichzeitig wird die Kritik an der politischen Führung, etwa wegen des Befehls, keine Gefangenen mehr zu machen, sondern die Gegner noch auf dem Schlachtfeld zu erschießen, deutlich! Die Zeichnungen von Meynet sind aber zumindest in dieser von ihm selbst erledigten Kolorierung einfach nicht mein Favorit.

Die Fortsetzungen

Bisher fehlte die Leiche in dem aktuellen Abenteuer von Rick Master, nun ist sie da und auch bereits identifiziert. Das Motiv bleibt aber noch rätselhaft. Gleichzeitig wird in Für Frankreich gefallen aber auch deutlich, dass Rick beim Militär wenig Freunde hat und so hat Simon Van Liemt die ungewohnte Verpflichtung, den Helden seitenlang mit einem Veilchen darzustellen. Zidrou hat aus dem etwas altbackenen Liebling aller Schwiegermütter und noch mehr aus seiner Geliebten Nadine moderne Held*innen gemacht, denen man die kriminalistische Ader abnimmt.

Die History-Serie Rani von Van Hamme & Alcante nimmt Fahrt auf. Ging es bisher eher darum, dass die Heldin zeitbegingt ihrem ekligen Halbbruder hoffnungslos ausgeliefert ist, kommen nun politische Bezüge hinzu. Wie so oft gilt, dass der Böse nicht nur seine Familienangehörigen verrät, sondern auch kein ungetrübtes Verhältnis zu seinem Land hat. Francis Vallès darf dabei zeigen, wie gut er neben Kompositionen auch Landschaften und Gebäude zeichnen kann. Wie gut, dass es von dieser Serie bereits mehrere Folgen gibt.

Henk Maalbeck muss den ersten der Morde im Mai, nämlich den an seinem Vater, mitansehen. Trotzdem ist noch nicht wirklich klar, wie groß die Sache eigentlich ist. Auf jeden Fall ist schon mal deutlich, dass Deutsche die Verteidigung Rotterdams ausspioniert haben und wichtige Dokumente den Besitzer hätten wechseln sollen. Eric Heuvel hat den Roman von Jaques Post sehr stimmig in Bilder übertragen und so ist dieser Comic nicht umsonst bei unseren westlichen Nachbarn sehr erfolgreich gewesen.

Dazu kommen die witzigen Parker & Badger und Tizombi sowie neben dem Schlussstrip auch eine ganzseitige Episode des Vaters der Sterne. Zumindest für letzteren täte Abwechslung gut. Die Artikel featuren eine neue Netflix-Serie von DreamWorks und bringen ein interview mit Phillipe Aymond zu den neuen Abenteuern von Bruno Brazil – lesenswerte Abwechslung!

Der Abschied

In Empire USA wird der Teil 2.2 beendet und Jared ist mit seinen Untersuchungen zum Tod seines Freundes noch nicht wesentlich weiter. Immerhin ist deutlich geworden, dass die russischen Oligarchen keine einheitliche Gruppe darstellen, sondern sich verschiedenen Nachfolgegruppen der alten Nomenklatura angeschlossen haben. Spannender Thriller von Stephen Desberg mit realistischen Zeichnungen von Alain Queireix in anspruchsvollem Layout.

Variantcover mit Szene aus Empire USA

Sollte das ZACK dieses hohe Niveau halten können, dürfte der nächste Meilenstein (Ausgabe 293 und damit mehr Ausgaben als das „alte“ ZACK) leicht zu schaffen sein!

Dazu passen natürlich zum Anstoßen ein Glas Champagner und die alten No Doubt!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Rochette – Der Wolf

Der Wolf

Story: Jean-Marc Rochette
Zeichnungen: 
Jean-Marc Rochette

Originaltitel: Le Loup

Knesebeck Verlag

Hardcover | 112 Seiten | Farbe | 22,00 € |

ISBN: 978-3-95728-378-8

Diese Graphic Novel könnte so vieles sein: eine Rachegeschichte, eine Erzählung über die Urgewalten der Natur, über das Entstehen von Respekt aber auch eine vom rauen Leben in den Bergen. Definitiv ist sie aber ein Beitrag zur aktuellen Debatte über die Neuansiedlung von Wölfen in Europa.

Die Story

Gaspard lebt als Schäfer ganz alleine mit seinem Hund in den Bergen. Von Zeit zu Zeit kommt die Post und einmal im Jahr treibt er seine Herde in das Tal wenn der Winter kommt und die Tiere für den Schlachthof verladen werden. Er ist sich selbst genug und lebt im Einklang mit der Natur. Er jagt und versorgt sich selbst und behütet seine Schafe.

Sein natürlicher Gegner ist – neben den Unbillen der Natur – der Wolf, denn dieser versorgt sich ebenfalls selbst und jagt, allerdings eben auch die Schafe, die Gaspards Lebensunterhalt dienen. Sie stehen aber auch unter dem Schutz der Ranger. Eines Tages erlegt Gaspard eine alte Wölfin, ihr kleiner Welpe überlebt zunächst unbemerkt. Im Laufe der kommenden Zeit bemerkt Gaspard ihn, will ihn aber noch nicht töten, da er aktuell keine Gefahr darstellt.

Gaspard hat durchaus Verständnis für seine „Mitbewohner“ der Bergregion; einem Adler überlässt er die Eingeweide eines gerade geschossenen Rehs und auch dem kleinen Welpen helfen diese Gaben groß und stark zu werden bis eines Tages wieder Tiere aus Gaspards Herde getötet werden. Es entwickelt sich ein dramatischer Kampf auf Leben und Tod in den tief verschneiten Bergen und als auch noch ein tagelang wütender Sturm aufzieht, müssen beide um ihr reines Überleben kämpfen. Es kommt zum „Show down“ als sich die beiden Antagonisten verletzt gegenüberstehen.

Die Zeichnungen

Jean-Marc Rochette hat nicht nur ein grandioses Szenario geschrieben, sondern auch überragend illustriert! Seine Berge und Landschaften lassen die Leser*innen die Schönheit der Natur fast riechen, allerdings auch die unpersönliche Gefahr. Ein Fehler und die Felsspalte hat dich verschluckt! In der echten Natur gibt es keine Bambi-Romantik, die dem Kitz hilft, wenn die Ricke nicht mehr da ist. Und genau diese atemberaubende Urgewalt ist in den Bildern zu spüren! Dazu passt dann auch, dass viele Seiten ohne Text auskommen!

Rochette hat Ehrfurcht vor der Natur, den Jägern und den Opfern aber gleichermaßen auch vor dem Mensch, der sie annimmt, um mit der Herde und dem Hund dort draußen zu leben. Er verzichtet auf ein moralisch wertendes Gut-Böse-Schema und er beschreibt, dass es in der Natur keinen Platz gibt für die menschengemachten Freund/Feind-Schemata, sondern nur für eine Schicksalsgemeinschaft, die keinen Herrscher kennt, kein Gewinnstreben und keine Profitmaximierung.

Das Nachwort von Baptiste Morizot weist darauf hin, dass es (auch in Frankreich) immer schwieriger wird, Nachfolger für die in den Ruhestand gehenden Schäfer zu finden, dass die wieder angesiedelten Wölfe weder verklärt werden dürfen noch verteufelt, und dass der spätindustrielle Mensch seine Mitte möglicherweise verloren hat. Alle diese Gedanken finden ihren Ursprung in der vorliegenden Graphic Novel!

Die Empfehlung

Der Wolf gehört für mich zum Besten, was bisher in diesem Jahr erschienen ist! Eine mehrschichtig zu lesende Story, erfreulich entschleunigt in dieser hektischen Zeit, grandiose Zeichnungen in einer sehr stimmigen Hardcoverausgabe! Erfreulich finde ich auch den Mut zu kritischen Fragen, die ohne vorgefertigte mit Sendungsbewusstsein verbreitete Antworten daher kommen und die Leser*innen zum Denken auffordern. Must have gerade in diesen Zeiten, in denen wir uns wieder auf uns besinnen müssen und nicht mehr dem lauten Verdrängen föhnen können.

Dazu passen ein Obstbrand und die Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg.

© der Abbildungen Casterman/ Jean-Marc Rochette 2019/Knesebeck-Verlag 2020

Ummels/Heuvels – Carbeau Integral

Carbeau – Barone & Boliden

Story: Noël Ummels
Zeichnungen: Eric Heuvel

Originaltitel: Carbeau – Integral

Kult Comics

Hardcover | 160 Seiten | farbig | 30,00 € |

ISBN: 978-3-96430-040-9

Der Leipziger Verlag baut mit diesem Titel seinen Zeichner Eric Heuvel weiter auf, handelt es sich doch bereits um die vierte Reihe des sympathischen Amsterdamers.

Der Inhalt

Berlinetta de Carbeau ist die junge, autoverrückte Erbin einer der größten Oldtimersammlungen Europas. Dazu hat sie auch noch den Landsitz der Familie und ein nicht unbeträchtliches Vermögen bekommen. Die junge Baronin, Berli genannt, möchte die Autos allerdings nicht nur betrachten und so kutschiert sie mit den verschiedensten Modellen durch die Gegend.

Ihr Sidekick wird Logan, ein begabter Automechaniker, der auf die falsche Bahn gekommen war und sich als Hooligan bereits vor Gericht verantworten musste. Da seine früheren Kumpels immer mehr in das rechtsradikale Milieu abdriften, löst sich Logan von ihnen. Dieser Prozess ist allerdings nicht einfach und bildet einen der Handlungsstränge über die Alben hinweg.

Die bisherigen drei Geschichten wurden in den Niederlanden in der „AutoWeek“ vorveröffentlicht. Die Zielgruppe ist also klar umrissen: Autofans, die neben den Fahrberichten und Gerüchten rund um Fahrzeuge noch ein wenig thematisch passende Unterhaltung geboten bekommen sollen. Noël Ummels, nicht nur Texter dieser Reihe, sondern auch Chefredakteur des Auto-Magazins erklärt in einem ebenfalls enthaltenen Interview, wie es dazu gekommen war und beantwortet auch Fragen zu den Hintergründen der einzelnen Stories!

Der erste Teil Ferrari 250 GT Berlinetta stellt zunächst einmal die Personen vor und führt in das Setting ein. Das titelgebende Fahrzeug war kurze Zeit vor dem Tod des Vaters der Heldin gestohlen worden. Da es ihrem Vater sehr am Herzen gelegen hatte – schließlich hat er seine Tochter danach benannt – versucht diese es zusammen mit Logan wiederzufinden. Es entwickelt sich eine spannende Krimigeschichte die natürlich nicht an rasanten Fahrten spart.

Shelby Cobra Dragonsnake hat ein anderes Auto in prominenter Rolle. Berli lässt sich überreden, an einer Milliardärsrallye teilzunehmen die von Kabul nach Moskau führen soll. Selbstverständlich dürfen an dieser Rennfahrt nur Oldtimer teilnehmen und Heuvel darf wieder beweisen, wieviel Kenntnis er in diesem Metier besitzt! Logan muss einerseits mit seiner Eifersucht klarkommen, denn der Organisator scheint ihm zu viel Interesse an seiner Kumpanin und Chefin zu zeigen, andererseits spielt aber auch die Politik eine Rolle, denn Rebellen und der russische Geheimdienst haben ihre eigenen Pläne. Die Personen haben sich hier schon etwas entwickelt und stehen nicht mehr auf so wackeligen Füssen wie am Anfang!

Vollends etabliert hat sich die Reihe dann mit dem bisher letzten Teil der auch erstmals nicht nur in der AutoWeek sondern auch im Eppo vorabgedruckt worden ist. Großer Mercedes 770 K bringt nicht nur bezogen auf das Fahrzeug einen Bezug auf das Dritte Reich mit; es geht auch um Kollaboration während der Besatzung, jüdisches Vermögen und um heutige Neonazistrukturen. Begleitet wird das Ganze von einer klar positionierten Auseinandersetzung mit dem populistischen, rein auf Auflagenhöhe setzenden Boulevardjournalismus übelster Prägung und seinen Folgen. Inhaltlich und vom Aufbau her die beste der drei Geschichten.

Die Zeichnungen

Eric Heuvels zählt zu den besten Vertretern der aktuellen Ligne Claire (siehe die Besprechung zu Meimoorden) und hat neben seinen Serien immer auch an politischen Themen, etwa für das Anne-Frank-Haus, gearbeitet. Es ist daher nicht unbedingt erstaunlich, dass eine Serie mit einer attraktiven aber vor allem modernen und selbständigen Heldin, in der alte Autos eine große Rolle spielen, seine begeisterte Zustimmung gefunden hat.

Der Seitenaufbau ist dementsprechend klassisch angelegt, auch wenn sich die Anzahl der Streifen mal ändert oder einzelne Bilder über ihren eigentlich zugewiesenen Platz hinauswachsen. Selbst die Personen scheinen ihren Rahmen sprengen zu wollen und so verlassen Hände oder Füße auch manchmal ihre Zeichnung. Die flächige Kolorierung und die Strukturierung sind natürlich ebenfalls wie erwartet. Trotzdem atmet aus keinem einzigen Bild dieses Comics Nostalgie oder gar Altertümliches! Wer January Jones, die Fliegerinnen von Salleck Publications oder Blake und Mortimer liebt, wird auch hier nicht enttäuscht werden.

Die Ausstattung

Das Integral beinhaltet neben den drei Stories alle Titelbilder, die eine oder andere Illustration und ein paar Fotos zu Originalen. Das bereits angesprochene Interview führt insbesondere den deutschen Leser in einige der zugrundeliegenden niederländischen Gegebenheiten ein und führt daher zu einem viel besseren Verständnis. Das Kult Comics Integral typische Papier ist etwas dicker und daher sehr wertig und satt und auch der Preis ist völlig angemessen! Natürlich gibt es auch wieder eine – bereits verlagsvergriffene – limitierte Vorzugsausgabe.

Detail aus dem ExLibris der Vorzugsausgabe

Dieser Comic bringt die traditionelle Brüsseler Schule in das aktuelle Jahrzehnt und hat dabei auch noch eine Heldin, was weder im Motorsport noch im (Comic-)Krimi zu häufig vorkommt! Alles richtig gemacht also und wir werden hoffentlich weitere Fortsetzungen genießen können!

Dazu empfehle ich– passend zu Berlis Landsitz – einen Cragganmore 21 und das New York Ska Jazz Ensemble, etwa mit Minor Moods!

© der Abbildungen 2020 Comic Combo, Leipzig; © 2019 Uitgeverij L

ZACK 247

ZACK 247 (Januar 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das neue Jahr beginnt mit der Rückkehr zweier alter Bekannter und vor allem wieder mit der Aufforderung, die ZACK-Serie 2019 zu wählen. Das geht wie gehabt per Brief, Fax oder online. Die Gewinnchancen sind nicht riesig, der Spaß dagegen schon, geht die Wahl des ZACK-Helden doch mittlerweile in das sechste kalendarische Jahrzehnt.

Die Neustarts

Investigativer Journalismus ist nicht immer leicht und manchmal kommt der Gegenwind aus unerwarteter Richtung: Rick Master muss in „Für Frankreich gefallen“ zum Militär. Während Rick die Sache anfangs noch recht locker nimmt ist Nadine am Verzweifeln. Zidrou und Simon van Liemt präsentieren bereits das vierte „neue“ Abenteuer des ZACK-Helden der ursprünglich von Tibet bearbeitet worden war.

Auch Empire USA kehrt zurück; Episode 2.2 beginnt mit einem recht freizügigen Rückblick von Jared auf seine Beziehung zu Scarlett und Duanne. Mit routiniertem Strich setzt Alain Queireix die Geschichte von Stephen Desberg um. Moderner Agentenstoff in schnellem und abwechslungsreichem Layout. Sicherlich deutlich über dem Durchschnitt.

Die Fortsetzungen

Die Bank geht bereits in den dritten Teil. Während der perfide Plan von Lord Rothschild aufgeht machen auch die beiden Geschwister Charlotte und Christian scheinbar ein gutes Geschäft. Ob es von Dauer sein wird? Der Thriller aus der Finanzwelt Mitte des 19. Jahrhunderts hat alle Elemente, die eine gute Geschichte benötigt: Ein neues, glaubwürdig erzähltes Thema, gut aufgebaute und ausgeschmückte Figuren, einiges an Spannung und gute zeichnerische Umsetzung! Eine echte Bereicherung des Portfolios!

Giant ist etwas experimenteller, zählt für mich aber zu genau den Serien, die mich dazu bewogen haben, das ZACK zum Magazin des Jahres 2019 zu küren! Mikaël hat sich einen Underdog zum Helden gesucht. Er ist ein einfacher Bauarbeiter und damit beschäftigt, New York größer und höher zu machen. Er ist kein Held, hat keine Familie, gehört keiner kriminellen Organisation an und ist somit eigentlich vollkommen uninteressant, wäre da nicht sein großes Herz und das wahnsinnige Artwork!

Ebenfalls erwähnt werden müssen natürlich auch die kleineren Serien: Tizombi, Parker & Badger und der Vater der Sterne haben genauso ihre Auftritte wie die ständigen Rubriken mit News und Informationen. Vorgestellt werden in diesem Heft die Netflix-Serie Titans und der Taschenband von Krazy Kat!

Der Abschied

Tanguy & Laverdue beenden ihr Wüstenabenteuer Sanddiamanten und dürfen feststellen, dass Politik im Gegensatz zum Fliegen das deutlich unschönere Metier ist. Sébastien Philippe setzt die Kampfjets genauso gut in Szene wie die Landschaften und die Akteure. Für technikbegeisterte Jungen (und junggebliebene) sicherlich ein Schmankerl. Diese Serie gehört seit Jahrzehnten in das ZACK, ist aber halt nur für einen – nicht unwesentlichen – Teil der Leser*innen.

Dazu passen die 30 Years Pearl Jubilee Edition von Spirit of Ska und ein winterlicher fruchtiger Likör!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Jahresrückblick 2019

Die besten Comics des Jahres, Abschiede und alles Übrige

Und wieder ist ein Jahr vergangen, sind alte Bekannte von uns gegangen und haben andere ein Comeback erlebt. Ein persönlicher Rückblick mit meinen Favoriten und meinen Gedanken!

Zunächst ein Dank an alle Leser*innen für die Treue im Laufe des Jahres. Die Zahl der Abrufe hat sich verdoppelt, insofern trifft die Seite zumindest den Nerv von einigen. Vielen Dank auch an die Verlage, die die Berichterstattung mit Leseexemplaren oder PDFs, Interviews oder Bildmaterial unterstützen! Natürlich bespreche ich eher Titel, die mir gefallen oder interessant klingen. Ich werde Kritik aber auf jeden Fall wie auch in der Vergangenheit äußern und bleibe daher unabhängig.

Meine Wahl der besten Comics 2019

Reisende im Wind 8.1

Der Altmeister Bourgeon wollte es noch einmal wissen und hat seine Sage um die Freiheit um ein weiteres Kapitel ergänzt. Schauplatz ist das (nach-)revolutionäre Paris. Die Zeichnungen sind nicht mehr ganz so flüssig wie zu seinen Hochzeiten, die Charaktere aber immer noch gut getroffen und das Thema bleibt aktuell. Besonders lobend (und auch Begründung für den ersten Platz) ist die Veröffentlichungspolitik von Splitter: nicht nur die farbige Ausgabe fand den Weg in die Läden sondern auch eine vierteilige schwarz-weiße Magazinform, die neben den unkolorierten Seiten auch zusätzliche Informationen und Bildmaterial enthielt!

cover Reisende im Wind 8

Batman – Catwoman – Das Hochzeitsalbum

Das Batmanuniversum hat in dem vergangenen Jahr viele Highlights erleben dürfen und ist somit erstmals seit Jahren wieder ein Ort für spannende Geschichten geworden. Neben dem kontroversen Joker-Film war dafür die Rückführung des Dunklen Ritters auf menschliche Tragödien ausschlaggebend. Das Black Label versammelt entsprechende Geschichten ohne Götter, Superkräfte oder Megaevents dafür aber mit den inneren Abgründen und persönlichen Albträumen! Die andere Seite war das romantische Intermezzo des Kapuzenträgers mit der Feline Fatale das kurz vor der Hochzeit dann doch ein Ende fand. Das Hochzeitsalbum fasst die wesentlichen Elemente in einer tollen Sonderausstattung zusammen.

Post/Heuvel – Meimoorden

Eric Heuvel ist ein bei uns in Deutschland viel zu unbekannter Vertreter der ligne claire und hat eine geniale Umsetzung eines Romans von Jacques Post abgeliefert. Rotterdam wird 1940 von den Deutschen besetzt. Während dieser aufregenden Tage werden auch alte Rechnungen beglichen und neue aufgemacht. Die deutsche Übersetzung erfolgt ab März im ZACK!

Conan der Cimmerier 5

Als Beispiel für das erstaunliche x-ste Leben des Barbaren sowohl in seiner Marvelinkarnation als vor allem aber in der europäischen Interpretation durch wechselnde Kreativteams soll dieser Band gelten! Es geht dabei nicht um Kämpfe muskelbepackter Helden, sondern um erstaunlich aktuelle Parallelen zu heutigen Ereignissen, innovativ umgesetzt und spannend präsentiert!

Pietersma/Wijtsma – Jelmer

Und noch ein Titel von unseren westlichen Nachbarn hat es in die Bestenliste geschafft: Jelmer nimmt an einem Kreuzzug teil und stellt sich zwangsläufig den Fragen ob Glaube und Gottesfürchtigkeit in einer Verbindung zu diesem Unterfangen steht!

Graphic Novels des Jahres

Ich habe ein wenig mit mir gerungen, ob ich Comics von Graphic Novels separieren sollte. Im Endeffekt glaube ich aber, dass es thematisch und stilistisch Sinn macht. Nicht, dass Comics keine Inhalte transportieren könnten (siehe etwa Jelmer oder Reisende im Wind) aber der Fokus ist einerseits Unterhaltung und andererseits irgendetwas anderes.

Le Hénanff – Wannsee

DIE Veröffentlichung des Jahres ist sicherlich die Umsetzung der Konferenz von Wannsee in eine graphische Erzählung. Unsagbaren Schrecken, unsagbare Grausamkeit und unzweifelhafte Effizienz in Worte und Bilder zu fassen ist schwierig und sicher auch nicht widerspruchslos. Hier gelingt es aber eindrucksvoll!

Schwarwel – Gevatter

Auch das Thema „Tod“ ist ein wenig sperrig und bietet sich nicht unbedingt als Massenkompatibel an. Schwarwel versucht trotzdem, sich damit auseinanderzusetzen, Unsagbares in das Gespräch zu holen, Ängste zu thematisieren und Alternativen aufzuzeigen!

Mikolajczak/Möller – die spinne

Wie schwierig die Abgrenzung zwischen Comic und Graphic Novel ist, beweist dieser Titel: die spinne ist ein Thriller, ein Film noir, eine Abrechnung mit provinziellem Rassismus, eine Beschreibung unterdrückter Sexualität und zudem noch spannend! Zurecht ein toller Erfolg für die vorher nicht so wirklich bekannten Künstler!

Christin/Aymond – Ost-West

Die Biographie eines Szenaristen kann natürlich nichts anderes sein als ein Szenario. Dieser Band beschreibt das Leben eines der besten „Texter“ und wird von einem langjährigen Gefährten umgesetzt. Natürlich hilft es, ein spannendes Leben gehabt zu haben und ein Publikum, das wissen möchte, wie bestimmte Ideen zustande gekommen sind… Lesenswert!

Comeback des Jahres

Der All Verlag hat zwei klassischen ZACK-Helden eine mustergültige Gesamtausgabe in einzelnen Hardcover spendiert: Luc Orient und Bruno Brazil sind also wieder da, letzterer sogar auch mit neuen Abenteuern. Die Gesamtausgabenwelle ist zwar im Verebben, es erscheinen aber immer noch Schätze die es Sammler*innen erlauben, Jugendträume erneut (und qualitativ auf einem vieeel höheren Niveau) zu durchleben.

Magazine

ZACK

Platz eins geht in diesem Jahr an DAS deutsche Comic-Magazin. Das ZACK hat gerade sein zwanzig-jähriges Jubiläum gefeiert und bietet immer noch eine spannende Mischung aus runderneuerten alten Helden (wie Michel Vaillant, Rick Master oder Bob Morane), neuen Serien wie die Bank, Rhonda oder Harmony oder Experimenten wie Giant! Unbedingt empfehlenswert!

Reddition

Platz zwei geht an die Reddition die mittlerweile siebzigmal ein Heft einem oder höchstens zwei Themen gewidmet hat und so für vertiefte Information sorgt. Immer lesbar, immer gut und sinnvoll illustriert und immer spannend!

Strip Glossy

Quasi in der Mitte steht die Strip Glossy: einerseits randvoll mit Comics, andererseits voll mit Informationen, Interviews und Bewertungen! Die Strip Glossy ist unverzichtbar für alle, die im Bereich niederländischer Comics und Künstler*innen auf dem Laufenden bleiben wollen!

Sekundärliteratur

Der Zweite Weltkrieg im Comic

Der Titel des Jahres ist der Katalog zu der Ausstellung im Dortmunder schauraum: comic + cartoon „Nimm das, Adolf!“. Alexander Braun seziert die Comics aus dem amerikanischen Raum und ihrer Darstellung des Krieges vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die noch heute wirksamen Auswirkungen in Deutschland, den Konflikt in Belgien zwischen dem sich anpassenden Hergé und dem auf Konfrontation und Widerstand setzenden Spirou und wirft einen Blick auf die 68er-Rezeption! Nur erhältlich im Schauraum!

Hugo Pratt – Warten auf Corto

Platz 2 geht an die autobiographischen Gesprächsnotizen von Hugo Pratt die erstmals auf Deutsch erschienen sind! Wer auch immer Fragen zu diesem Thema hat, hier sind Informationen zu finden!

CAMP 3

Platz 3 geht ebenfalls an die Edition Alfons: Das Magazin CAMP widmet sich der Trivialkultur, ist eher ein Buch im Din-A4-Format und springt von Taschenbuchcovern über die Frage des Anteils von Bob Finger an der Figur Batman zu der Form von Weltraumraketen. Genau diese Mischung verspricht kurzweilige Aufnahme nutzlosen Wissens und damit genau das, was wir alle so lieben, oder?

Verabschieden mussten wir uns neben anderen von Tome, d. i. Phillipe Vandevelde. Der sympathische Szenarist verstarb am 5. Oktober. Er war im Hause Dupuis für viele Serien verantwortlich, am bekanntesten bei uns wohl mit Der Kleine Spirou und Soda – R.I.P.

Noch eine Bemerkung in eigener Sache: Der Klassiker des Monats nimmt mehr Zeit in Anspruch als ich aktuell habe! Ich möchte aber nicht ganz damit aufhören und ändere den Titel deswegen in Klassiker des Quartals. Viermal wird es also auch in 2020 die Vorstellung eines Titels geben, der neben dem Fokus auf die Neuerscheinungen eines Hinweises würdig erscheint! Schreibt mir eure Wünsche so vorhanden!

Zum Schluss wünsche ich Euch ein tolles, erfolgreiches neues Jahr!

comix-online Reporter
Immer für euch unterwegs

© der Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen wie in den Besprechungen angegeben sowie den jeweiligen Künstler*innen.

Prugne – Vanikoro

Vanikoro

Story: Patrick Prugne
Zeichnungen: Patrick Prugne

Originaltitel: Vanikoro

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 104 Seiten | Farbe | 22,00 € |

ISBN:  978-3- 96219-314-0

Der Meister der Aquarelle ist wieder da! Nachdem zunächst die jüngere französische Geschichte den Hintergrund für zwei Geschichten geliefert hatte, dann die „Besiedlung der amerikanischen Ostküste“ im Kampf mit den Indianern den Stoff für vier weitere grandiose Werke gelegt hatte, zieht es Patrick Prugne jetzt noch weiter in die Welt hinaus: Das aktuelle Werk spielt im Südpazifik, im Juni 1788.

Der Hintergrund

Drei Jahre zuvor hatten zwei Fregatten den Hafen von Brest verlassen um mit 200 Mann an Bord naturkundliche Forschungen zu betreiben und Pflanzen, Insekten, Gewürze und andere Schätze einzusammeln, Küstenlinien zu beschreiben und Architektur und Landschaft bildlich festzuhalten. Das Zeitalter der Aufklärung ermöglichte den Wissensgewinn als Begründung für solch ein Unterfangen und versprach ihren Teilnehmern Ruhm und Anerkennung im Falle eines glücklichen Ausgangs.

Dieser allerdings war nicht immer zu erwarten und auch diese beiden Schiffe gerieten in einen schweren Sturm, wahrscheinlich in der Nähe der Insel Vanikoro. Und hier setzt die Geschichte des Erzählers Prugne ein, der wie gewohnt gekonnt Fakten und Fiktion zu einer spannenden Story vermengt. Vieles über die Expedition ist verbürgt, auch die beschriebenen Akteure haben tatsächlich gelebt. Über ihr Schicksal in und nach dem Sturm gibt es aber nur anthropologische Hinweise.

Bei schwerer See zerbricht zunächst eine der beiden Fregatten und nur sehr wenige Überlebende können sich auch eine nahe Insel retten. Nicht alle überleben dort allerdings, denn die Insel ist keineswegs unbewohnt. Das andere Schiff kann sich schwer beschädigt der Insel nähern und ermöglicht es fast der gesamten Besatzung überzusetzen und das Schiff auszuschlachten. Ziel dieser Gruppe ist der Bau eines seetüchtigen Fahrzeugs, das sie in die Nähe der Schifffahrtsrouten bringen soll.

Im weiteren Verlauf der Geschichte sehen wir Überfälle, Piraten, die von einem Schiff am Horizont ausgelöste Hoffnung, die Unbillen der Natur und erfahren auch etwas über den religiösen Hintergrund der Bewohner des Eilands. Prugne lässt also kein Versatzstück für eine Schiffbrüchigengeschichte aus und verwebt die bekannten Bestandteile auf angenehme, spannende Weise.

Die Umsetzung

Wer schon einmal etwas von Prugne in Händen gehabt hat, wird seinen Stil immer wieder erkennen. Seine Darstellung der wilden Natur ist perfekt; jedes Blatt hat seinen genau richtigen Platz in der Komposition und die Tier- und Menschenwelt findet sich entweder ein oder wirkt im Falle der Europäer wie ein unverständlicher Fremdkörper. Ihnen gesteht Prugne aber eine Entwicklung zu: Einige werden im Laufe der Zeit assimiliert, andere bleiben fremd.

Auch seine Kunst in der Darstellung von Uniformen, sowohl geputzt als auch derangiert findet sich in dieser Geschichte vom anderen ende der Welt wieder und erlaubt herrliche Kontraste zwischen den „Offiziellen“ und den einfachen Matrosen.

Die Landschaften laden einerseits zum Träumen ein und könnten das gemalte Abbild eines Reisekataloges mit Traumzielen sein, andererseits sind sie aber auch voll mit gefährlichen Stellen, giftigen Tieren und Pflanzen und dienen zudem als Versteck für feindliche Krieger. Diese Ambivalenz in der Schönheit ist meines Erachtens schon für sich ein Grund, Prugne zu genießen!

 Wer von den Bildern, die es in den Comic geschafft haben, noch nicht genug hat, sollte einen Blick in den Anhang werfen! Hier gibt es neben Skizzen und ganzseitigen Illustrationen auch noch ein wenig Wissen über die Theorien um das „wahre“ Schicksal der Schiffe und ihrer Besatzungen.

Wie immer eine runde Sache in der Präsentation und nebenbei bemerkt eines der Highlights der diesjährigen Produktion! 5 Sterne!

Dazu passen ein oder zwei India Pale Ale mit ihrem frischem zitronigem Geschmack nach Hopfen und eine Mischung aus traditioneller und moderner Musik, etwa von The Brothers Cazimero.

© der Abbildungen 2018 Editions & Galerie Daniel Maghen

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·   Bielefeld 2019

Pietersma/Wijtsma – Jelmer 1

Wie dienen wij hiermee?

Story: Josse Pietersma
Zeichnungen: Roelof Wijtsma

Originalausgabe

Uitgeverij Personalia

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 8,95 € |

ISBN: 978-94-928-4050-9

Ein neuer Comic über die Kreuzzüge? Mit Blut und Schwert gegen die Ungläubigen und Hau-Drauf?

Der Inhalt

Nein, Jelmer ist anders! Eigentlich möchte der Held der Abenteuer gar nicht in den Krieg ziehen, sondern in seinem Friesland für den Unterhalt seiner Familie sorgen. Doch es kommt anders und so sticht eine große Gruppe Friesen in See um für die Befreiung Jerusalems zu streiten.

In verschiedenen Rückblicken wird diese Fahrt geschildert und auch gezeigt, wie willkommen die Pilger für alle Beutelschneider und Taugenichtse waren. Schließlich hat der Tross 1218 Damiste, eine Stadt in Ägypten, erreicht. Die Stadt blockiert durch eine zwischen ihren Stadtmauern und einem auf einer kleinen Insel in der Mündung gebauten Turm gespannte Eisenkette die einfahrt in den Fluss und damit den Zugriff auf das Hinterland.

Damiste scheint zunächst einmal uneinnehmbar doch Jelmer scheint vom Herrn ausgewählt und sein Freund und Begleiter ist ein innovativer Baumeister. Werden die beiden das Blatt wenden können? In einem parallelen Strang fragt sich Jelmer immer intensiver, ob seine Vorstellung von religiösen Pilgern, die die Heilige Stadt demütig befreien werden, und die Wirklichkeit zueinander passen.

Das Szenario stammt von Josse Pietersma, der im Anhang auch näher vorgestellt wird. Eigentlich hatte Josse Geschichte studiert und war damit weit weg von Comics. Es ergab sich aber ein Erkenntnisgewinn, dass über dieses Medium Inhalte gut vermittelbar sind. Dem verdanken wir nun diese Serie, die natürlich eine fiktive Geschichte erzählt, sich dabei aber immer en g an bekannte Fakten hält.

Das Artwork

Roetof Wijtsma ist schon etwas bekannter, läuft sein Fußball-Strip über Roel Dijkstra doch schon etwas länger. Hier darf er zeigen, dass er auch die Vergangenheit darstellen kann: Farbpalette, Dekors, Gebäude, Kleidung und Frisuren bedürfen einer großen Recherche, wenn sie glaubhaft sein wollen und dürfen doch nicht steif und lehrbuchartig daherkommen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: die Mischung aus realistischem Hintergrund und leicht überzeichneten Gesichtern in der Nahaufnahme passt gut zueinander und nimmt uns als Leser*innen von Anfang an mit. Die Sorgen der zurückbleibenden Familien drücken sich genauso glaubhaft aus wie die Horden von Geschäftemachern vor den Sehenswürdigkeiten der Pilgerfahrt und der Luxus der Priester in ihren Zelten!

In Jelmer stehen nicht die heldenhaften Ritter in ihren Schlachten im Vordergrund, sondern die Mitglieder des einfachen, gutgläubigen Fußvolks, das zu Tausenden geopfert wurde.

Da der zweite Band schon für Oktober kommenden Jahres angekündigt ist, würde sich auch eine Übersetzung in das Deutsche anbieten. Natürlich gibt es einen Bezug zu den niederländischen Friesen, das sollte aber kein Hindernis darstellen.

Dazu passen ein Abteibier (Karmeliet) eurer Wahl und The Templars aus NYC.

© der Abbildungen 2019 Uitgevereij Personalia

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