Ein Poirot-Krimi
Story: Benjamin von Eckartsberg nach Agatha Christie
Zeichnungen: Chaiko
Originalausgabe
Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 978-3-551-72890-6
In der Mitte der kleinen „Reiseecke“ ein weiterer Klassiker: Der Mord im Orient-Express ist eines der bekanntesten Bücher von Agatha Christie und schon mehrfach verfilmt worden. Die Handlung spielt größtenteils in einem Zug; die Reisenden sind im Winter des Jahres 1937 unterwegs als ihr Gefährt in einer Schneewehe steckenbleibt. Vorausgegangen war der Beginn einer Reise um die Welt mit Marc Dacier, folgen wird die Reise durch das Weltall auf einer künstlichen Welt.
Ein Mord in einem Zug
Die meisten kennen die Story wahrscheinlich bereits: Ein Passagier eines Luxuszuges, eben des Orient-Express, wird während der Nacht ermordet. Der Zug kann aufgrund der Witterungsbedingungen nicht weiterfahren und der Privatdetektiv Hercule Poirot übernimmt die Aufgabe, den oder die Täter*in zu ermitteln. Da die Reisenden die Wagons nicht wechseln können ist die Anzahl der in Frage kommenden Personen sehr übersichtlich.
Es stellt sich schnell heraus, dass der getötete Amerikaner unter falschem Namen reiste. In Wirklichkeit war er der Gangster, der für die Entführung und Tötung eines kleinen Mädchens verantwortlich war. Nachdem Daisy Armstrong, so ihr Name, tot aufgefunden worden war, erlitt die Mutter eine Fehlgeburt und verstarb, der Vater konnte mit dem Verlust nicht umgehen und beging Selbstmord.
Benjamin von Eckartsberg hat den Roman von Agatha Christie so aufbereitet, dass den Leser*innen einerseits alle nötigen Details mitgeteilt werden, andererseits die grafischen Elemente eines Comics zu ihrem Recht kommen. Die unwirtliche Natur, die Enge des Raumes und die Spannung darf nicht erklärt werden, sondern muss sich aus der Situation ergeben. Zudem dürfen diejenigen, die den Inhalt schon kennen nicht gelangweilt werden. Das gelingt hier sehr gut!
Nostalgisch, aber nicht altmodisch
Chaiko hat die unangenehme Aufgabe, Leser*innen zu befriedigen, die eine genaue Vorstellung vom Aussehen der Handelnden haben. Er muss also weit genug am Bekannten bleiben, um niemanden zu enttäuschen, muss aber weit genug entfernt davon sein, um die Geschichte seines Szenaristen erzählen zu können und nicht eine bebilderte Nacherzählung eines Films abzuliefern. Diese Gradwanderung gelingt.
Die Personen sind natürlich in gewisser Weise Stereotypen – wie auch im Original. Der Franzose würde in jedem Quiz als solcher erkannt werden, die englische Lebensart und auch die deutsche sind grafisch deutlich zu erkennen. Das Layout ist relativ streng, erlaubt es doch nur rechteckige Panel. Ihre Anordnung ist allerdings durchaus flexibel.
Ein Tipp für Weihnachten
Wir nähern uns der Zeit des Jahres, die der besinnlichen vorausgeht, dem Einkaufen von Weihnachtsgeschenken. Dieser Band ist als Geschenk für Krimiliebhaber*innen durchaus geeignet. Er ist eine grafisch gelungene, spannende Adaption eines Bestsellers, der in einer ansprechenden Form als Hardcover dargeboten wird.
Man darf gespannt sein, welche Werke der Autorin noch folgen werden, ist Mord im Orient-Express doch als erster Band der Reihe Agatha Christie Classics angekündigt.
Dazu passen Nina Simone (etwa I love to love)) und ein Dalmore.
© der Abbildungen 2023 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg | 1934 Agatha Christie Limited