Desberg/Corboz – Die Flüsse der Vergangenheit 1

Die Diebin

Story: Stephen Desberg
Zeichnungen: 
Yannick Corboz
Originaltitel: 
Les Rivières du passé – Tome 1 – La Voleuse

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 24,00 €

ISBN: 978-3-949987-38-0

Cover Die Flüsse der Vergangenheit 1

In der ZACK-Edition erscheinen Werke, die nicht unbedingt in das ZACK passen würden. Teilweise sind sie etwas zu experimentell, etwa Dr. Radar, oder haben bereits zu viele Folgen, wie etwa die Chroniken von Amoras. Es sind aber trotzdem Kleinode, die man keinesfalls ignorieren sollte!

Mehrere Zeiten und Dimensionen

Stephen Desberg ist den Leser*innen des ZACK bestens bekannt. Schon häufiger hat er verschiedene Zeitebenen verwendet um eine Geschichte, die auf Rückblicke angewiesen wäre, spannender erzählen zu können. In Die Flüsse der Vergangenheit verknüpft er diesen Kniff mit einem weiteren, denn nicht nur die Zeiten sind andere, es scheint sich gleichzeitig auch um mehrere Dimensionen zu handeln.

Andernfalls wäre es nicht erklärbar, warum die Vergangenheit einer Welt, die aussieht wie die unsere, von schrecklichen Monstern befallen sein sollte. Diese machen gemeinsame Sache mit einigen machtgierigen Menschen und schlachten alles andere ab.

Die Flüsse der Vergangenheit 1 page 2

Verknüpfendes Element sind magische Gegenstände, die einen Bezug zum alten Ägypten haben. Dazu kommt die namensgebende Heldin des ersten Teils: Die Diebin hat viele Namen. Und sie hat durchaus ihre eigenen Vorstellungen, welches Risiko sie einzugehen bereit ist. Hier scheint sie aber eine falsche Entscheidung getroffen zu haben und wird in Ereignisse hineingezogen, die sie nicht mehr kontrollieren kann.

Vorwiegend heiter mit gelegentlichem Splatter

Yannick Corboz ist in Deutschland ebenfalls kein Unbekannter, allerdings eher im Fantasy-Bereich tätig. Auch hier vermengt er Elemente, die Suspense zeigen und die Ungewissheit der Diebin zeigen, ob sie wohl mit ihrem Coup durchkommen würde, mit bluttriefenden Bildern. Seine Monster gelingen sehr reißerisch und angsteinflößend; man möchte ihnen keinesfalls begegnen.

Die Flüsse der Vergangenheit 1 page 3

Die ruhigeren Bilder – in der Serie das moderne Paris – sind mir aber lieber. Sie entsprechen dem modernen frankobelgischen gehobenen Standard und verbinden ein gewisses nostalgisches Flair mit Coolness. Dazu kommen dann die mittelalterlichen Szenen, die fast schon einem Theater des Absurden würdig wären. Die Vielzahl der Stile macht einen großen Teil des Reizes dieses Comics aus.

Abwechslungsreich!

Wer die Abwechslung liebt und schnelle Wechsel zwischen Stilen mag, ist hier definitiv richtig. Wie bei einer berühmten Süßigkeit gibt es hier nicht nur einen, sondern gleich drei Momente, die das Herz der Leser*innen höherschlagen lassen. Dazu kommt noch ein Anhang mit Personenskizzen, der ebenfalls sehenswert ist.

Detail Die Flüsse der Vergangenheit 1 page 11

Wie in der ZACK.Edition üblich, gibt es auch hier eine Vorzugsausgabe mit Variantcover und limitiertem und signiertem Druck. Für 18 € mehr ein überlegenswertes Szenario!

Dazu passen Turnstile und ein Pinot noir.

© der Abbildungen 2021 Daniel Maghen – by S. Desberg & Y. Corboz / 2024 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 305 (November 2024)

ZACK 305

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 305

Wer von Euch, liebe Leser*innen, war während des Sommers am Strand? Vielleicht habt auch ihr Euch eingraben lassen und erinnert Euch nun gerne daran. Es gibt aber auch andere Stories, die man nicht erleben möchte und Coverboy Rick Master muss seine Freizeitbeschäftigung verschieben…  Dieses Heft wird begleitet von einer ganzen Reihe an anderen Projekten: ZACK-Sonderheft 1 kommt bald, ZACK-Spezial ist schon da, Michel Vaillant und Das Phantom geben sich die Ehre, Rio geht in die zweite Runde und die Chroniken von Amoras stehen ebenfalls in den Regalen!

Die Neustarts

Gleich drei Serien beginnen komplett neu oder doch zumindest mit weiteren Teilen. Den Anfang macht Rick Master, der sich zusammen mit Nadine ein paar wohlverdiente Tage am Strand gönnt. Während der Kommissar sich mit den geistigen Höhenflügen seiner Untergebenen herumschlagen muss, wird ein kleines Mädchen beinahe Opfer eines Verbrechen am Meer! Zidrou gibt sehr viel Wortspielereien zu der Spannung hinzu und Simon van Liemt setzt das gewohnt souverän um. Eines ist gewiss, langweilig wird dieser Urlaub nicht.

ZACK 305 page 5

Heute frischer Fisch ist ein neues Road-Movie. Charel Cambré und Marc Legendre zeichnen sich selbst. Auf der Suche nach einer perfekten Idee für einen Comic und gefrustet von ihrem bisherigen Leben mit unerfreulichen Signiersessions beschließen die Beiden, sich auf Reise zu begeben. Sehr humorig, auch wenn der Humor manchmal etwas unerwartet um die Ecke kommt.

ZACK 305 page 36

Und auch Die Mauern von Eden, der zweite Teil von Libertalia, startet in dieser Ausgabe. Die Meuterer haben ihr Stückchen Land gefunden und müssen sich jetzt um ihr Überleben kümmern. Auch dazu gehören Kontakte mit den Einheimischen, sowohl sexueller Natur als auch Handelssachen. Noch steht die Idee einer anarchistischen Kommune in der jeder für jeden eintritt. Es ist aber zu erwarten, dass Rudi Miehl & Fabienne Pigière Wolken am Horizont aufziehen lassen werden. Paolo Grella setzt das Ganze mit sehr aufwändigen Bildern um.

ZACK 305 page 69

Die Fortsetzungen

Rani hat wenig Glück. Kaum ist ihr die Flucht gelungen, verliert sie ihr Gedächtnis. Als Die Wilde schafft sie es zwar, in Pondichery aufgenommen zu werden, doch ihre Vergangenheit scheint sie einholen zu wollen. Von Francis Vallès sehr farbenfroh und exotisch umgesetzte Saga über eine Frau, die niemals aufgibt von Jean Van Hamme & Alcante. History vom Feinsten!

Detail ZACK 305 page 22

In der aktuellen Folge von Michel Vaillant ist Steve Warson Das Ziel einer Verschwörung. Der amerikanische Politiker lässt sich nicht für reaktionäre Kampagnen einspannen und ist im Visier einer rechten Terrorgruppe. Daneben gilt es aber auch, die 24 Stunden von Le Mans zu überstehen und möglichst zu gewinnen. Doch Francoise muss einen noch viel härteren Kampf ausfechten. Die zweite Staffel bleibt sich treu und Denis Lapière serviert Rennsport, Soap und Politthriller mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Benjamin Benéteau.

ZACK 305 page 48

Auf Amoras trifft Lambik auf Jerusalem, die bereit ist, für Verpflegung und Schutz zu bezahlen. Währenddessen macht Krimson seinen Mitarbeitern klar, was er von fremder Hilfe hält. Die Naturkatastrophe scheint die Menschen in geistige Verwirrung zu stürzen, denn überall ist nur noch Chaos. Wie gut, dass wenigstens Sidonie nicht aufgibt. Der zweite Beitrag von Marc Legendre und Charel Cambré in diesem Heft ist vielleicht nichts für Zartbesaitete, an Spannung und Tempo aber kaum zu überbieten.

Detail ZACK 305 page 85

Und sonst?

Natürlich gibt es wieder die kleinen Trenner, die dem Gehirn erlauben, zwischen zwei Fortsetzungsgeschichten ein wenig Ablenkung zu finden: Parker & Badger, Grott & Bott, Tizombi und StarfiXion zeigen das Leben aus unerwarteten Perspektiven! Neben vielen Rezensionen, News und Gedanken von Frank Neubauer, lässt Michael Klein das ZACK vor 50 Jahren Revue passieren, beschreibt Christian Endres, warum er das Cross-Over von Dylan Dog und Batman so spannend findet, und führt der Verfasser dieser Zeilen in die zu erwartenden Fettnäpfchen von Heute frischer Fisch ein.

Oder kurz gesagt: Wer hier nichts findet, wird es auch woanders schwer haben!

Dazu passen Linkin Park mit „The Emptiness Machine“ und ein Dithmarscher Bockbier.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2024

Schultz/Yeates – Prinz Eisenherz II Band 26

Jahrgang 2021/2022

Autor: Mark Schultz

Zeichnungen: Thomas Yeates

Originaltitel: Hal Foster’s Prince Valiant 4378 – 4481

Bocola Verlag

Hardcover Überformat | 112 Seiten | 24,90 €
ISBN: 978-3-946842-56-9

Cover Prinz Eisenherz II 26

Freudestrahlend hatte ich die Vorzugsausgabe vor rund einem Jahr als Gewinner eines Preisausschreibens in Empfang nehmen können, doch dann gelangte der Band aus unerfindlichen Gründen an das hintere Ende meines Lesestapels. Nun habe ich es endlich geschafft, mich ihm zu widmen. Und er war es wert! Die 1937 erstmalig erschienene Serie hat mittlerweile ihren vierten Zeichner, vermag aber immer noch zu begeistern.

Ritter, Ränke und fantastische Abenteuer

Vielleicht eine kleine Einordnung vorweg: Der Held, Prinz Eisenherz, ist ein Ritter von König Arturs Tafelrunde und als solcher Kamerad von Gawain, Galahad und anderen bekannten Recken. Gleichzeitig ist er aber auch ein Prinz der Wikinger aus Thule. Mit seinem „singenden Schwert“ hat er unzählige Kämpfe siegreich bestanden und vieles von der Welt gesehen. Er ist verheiratet mit Aleta, der ehemaligen Herrscherin der Nebelinseln. Ihr gemeinsamer Sohn Arn ist mittlerweile der Regent des Königreiches. Bei Bocola erscheinen Sammelbände, die jeweils zwei komplette Jahrgänge umfassen.

Generell ist zu bemerken, dass die Serie schon von Beginn an sehr frei mit der tatsächlichen Geschichte umgegangen ist. Wenn dramaturgisch notwendig, wurden schon einmal Jahrhunderte übersprungen und kombiniert. Und so beginnt der Band auch mit einem gewagten Experiment. Ein kleines Fürstentum macht seine Erfahrungen mit „Demokratia“, einer Volksherrschaft. Da es die Leibeigenen angrenzender Fürstentümer anzieht, kommt es zum Konflikt und zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Auf der sich anschließenden Heimreise des Helden, der Jugenderinnerungen zelebriert, kommt es zu einem eher fantastischen Intermezzo. Bedingt durch Zauberei und die Einnahme eines magischen Trankes wird Eisenherz in ein Horror-artiges Traumreich gezogen. Kann die von ihm im Traum zu Hilfe gerufene Aleta ihn vor der Attacke durch Morgan Le Fay retten?

Prinz Eisenherz II 26 page 15

Detailliertes Artwork, spannendes Layout

Seit dem 13.2.1937 erscheint jede Woche eine farbige Sonntagsseite, zunächst von Hal Foster (Prinz Eisenherz I). Danach übernahm John Cullen Murphy den Zeichenstift, gefolgt zunächst von Gary Gianni, bevor Thomas Yeates ab April 2012 fortführte. Schon immer war ein Markenzeichen der Serie die Detailtiefe der Zeichnungen. Die Seite muss zwar regelmäßig und pünktlich geliefert werden, erlaubt aber trotzdem mehr darauf verwendete Arbeitszeit als für andere Serien zur Verfügung stünde. Die Zeichnungen sind daher typischerweise extrem ausgearbeitet und auch die Seitenkompositionen sind alles andere als standardisiert!

Auch Yeates verwendet viel Zeit auf die Komposition und zeigt zudem deutliche Unterschiede zwischen den „realen“ und den „magischen“ Sequenzen. Seine Figuren haben trotz der Kolorierung noch viele Schraffuren und sind dadurch dem Medium des Zeitungsstrips weiterhin deutlich zugehörig. Das Überformat der Ausgabe bringt das perfekt zur Geltung.

Cover Prinz Eisenherz II 26 VZA

Eine wunderschöne Ausgabe

Die Älteren unter den Leser*innen werden sich noch an die Carlsen-Ausgabe erinnern. Obwohl diese natürlich nicht schlecht war, gefällt mir die wohlfeile Bocola-Hardcover-Reihe doch deutlich besser. Die fundierte Einführung erläutert Hintergründe und ermöglicht es auch Neulingen, sofort einzusteigen! Die auf 150 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe hat nicht nur ein Variantcover, sondern enthält zudem auch noch einen signierten Druck von Thomas Yeates. Für diesen Jahrgang ist sie aber mittlerweile verlagsvergriffen.

Nicht nur als Erinnerung an Jugendtage ist diese Reihe einen Blick wert! Nostalgie mischt sich hier mit innovativen Zeichnungen und für ein Abenteuer ist die Einbettung als Ritter, Western oder Science-Fiction nur ein wichtiges Stilmittel. So war es ganz folgerichtig, dass der Recke in den 70-ern auch auf den Seiten des ZACK sein Schwert geschwungen hat. Notwendig ist aber immer die Fähigkeit, die Geschichte handwerklich ansprechend zu gestalten. Und das ist hier zweifellos gelungen.

Dazu passen die Grail Knights mit ihrer Mischung aus Metal und Showtime und ein Zwarte Magie Black IPA.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc ./Distr. Bulls/2023 Bocola Verlag

Pevel/Willem – Die Flintenweiber

Gesamtausgabe

Autor: Pierre Pevel

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: Les Artilleuses

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-07-6

Cover Die Flintenweiber Gesamtausgabe

Manchmal enthalten Gesamtausgaben begleitende Texte, die nicht direkt mit dem Comic zu tun haben. Georg F. W. Tempel beendet diese Ausgabe sehr persönlich mit einem emotionalen Statement über den freiwilligen Tod des Zeichners Étienne Willem. Auch dafür muss in der heutigen, oberflächlichen Zeit Platz sein!

Ein Raub und eine Staatsaffäre

Das dreiteilige Abenteuer über eine Gruppe von drei jungen Frauen, die Flintenweiber, und den von ihnen durchgeführten Raub eines ganz besonderen Siegelrings spielt im Jahr 1911 im Paris der Wunder. Dieses von Pierre Pevel geschaffene Universum entstand durch die Öffnung einer Verbindung zwischen der uns bekannten Umgebung und der Anderswelt. Und so werden nun beide Welten sowohl von Menschen als auch von magischen Wesen bewohnt. Dies ermöglicht eine humorvolle, trotzdem aber spannende Verbindung zwischen Action-Szenen und niedlichen Drachen.

Lady Remington, Miss Winchester und Mamsell Gatling waren mit dem Diebstahl beauftragt worden, die geplante Übergabe wird jedoch massiv gestört und ihr Auftraggeber, ein krimineller Faun, getötet. Es entwickeln sich im Verlauf mehrere Schlachten zwischen Polizei, verschiedenen Geheimdiensten und den drei Damen. Dabei wird deutlich, woher die Drei ihre Kampfnamen haben, denn neben magischen Waffen kommen ganze Waffenarsenale zum Einsatz. Die Deutschen kommen dabei übrigens nicht besonders gut weg.

Cover ZACK 280

Immer wieder gelingt es Pevel, die Möglichkeiten der Anderswelt in die Story zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um Situationskomik (der polternde Troll), auch die „bösen“ Wesen machen viel Spaß. Und so entwickelt sich eine rasante Story, voll mit Verfolgungsjagden, internen Reibereien, Konflikten zwischen konkurrierenden Dienststellen und Mächten, aber eben auch politischen Strategien. Während der Veröffentlichung über 3 Jahrgänge des ZACK fand ich die Cliffhanger toll, nun aber, in einem Rutsch gelesen, hat die Dramatik noch mal einen ganz neuen Charakter!

Humor und Action

Die Zeichnungen von Étienne Willem vereinbaren die beiden inhaltlichen Komponenten kongenial. In fast jedem Panel ist irgendeine lustige Szene versteckt. Trotzdem werden rasante Actionszenen präsentiert, ja, selbst Folter und Hinrichtungen gehören zum Inhalt. Die ganze Niedlichkeit darf also nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Leben in Gefahr sind. Diese Gewissheit ist bei den Heldinnen zwar zu spüren, sie drücken aber eine gewisse Überheblichkeit aus, wenn sie ihr eigenes Glück voraussetzen.

Die Hintergründe sind extrem detailliert und auch die Nebenfiguren sind exakt ausgeführt. Es tauchen im Verlauf der Geschichte eine ganze Menge technischer Gadgets auf, die von Kampfdrohnen bis hin zu mechanischen Wesen reichen. Auch diese sind eine Mischung aus Realität und Art-Deco-inspirierten Manierismen. Kurzum: Das Betrachten der Zeichnungen wird auch nach wiederholtem Ansehen nicht langweilig!

Cover ZACK 296

Extrem gute Unterhaltung

Eine Gesamtausgabe ist in gewisser Weise die gedruckte Möglichkeit des bingens. Man ist nicht gezwungen, nach wenigen Seiten (im Magazin) oder einem Band zu warten, sondern kann ganz in die Materie eintauchen und genießen. Das trifft natürlich insbesondere bei einbändigen Ausgaben zu. Die Flintenweiber ist eine Quelle für vorzügliche Unterhaltung mit Suspense, Magie, Gewalt, Verfolgungen, magischen Momenten, Glück und Verlust. Mehr Drama geht nicht!

Wer jetzt Lust bekommt, der sei auf das Universum des Paris der Wunder hingewiesen. Die Länder Frankreich und Ambremer bieten Stoff für viele weitere Abenteuer, die zum Teil bereits erschienen sind, zum Teil aber auch nur angekündigt sind. Stay tuned! Natürlich gibt es auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit entsprechendem Druck.

Dazu passen Bite me Bambi mit „Girls of Summer“, und ein sommerlicher Gin Tonic mit Limone.

© der Abbildung 2023 Drakoo par Pierre Pevel & Étienne Willem / 2024 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Pevel/Willem – Das Paris der Wunder 2

Die Verzauberungen von Ambremer 2

Autor: Pierre Pevel

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: Les Paris des Merveilles – Les Enchantements d’Ambremer 2/2

Blattgold Verlag

Hardcover | 56 Seiten | 18,00 €
ISBN: 978-3-949987-06-9

Cover Paris der Wunder 2

Diese Besprechung muss leider mit einem Nachruf beginnen: Der noch junge Künstler Étienne Willem hat seinem Leben ein Ende gesetzt und weilt nicht mehr unter uns. Insofern ist meine Aussage, dass man den Zeichnungen den Spaß des Zeichners angesehen habe, möglicherweise falsch gewesen. Auf jeden Fall eine Tragödie! Sollte sich jemand von Euch mit diesen Gedanken auseinandersetzen, hier findet ihr ein Gesprächsangebot.

Glücksspiel, Betrug, Staatsaffäre, Spionage

Es gibt gleich eine ganze Reihe an Inhalten, die in diese Geschichte Eingang gefunden haben. Sie spielt in der wunderbaren Parallelwelt in der sich zwischen unserer und einer magischen Welt voller Gnome, Feen und Drachen Verbindungen geöffnet haben, die es ermöglichen, zwischen den Welten hin- und herzuwandern. Natürlich passiert das auch und eröffnet somit sehr spannende Geschichten über Konflikte.

Der Held dieses Zweiteilers ist ein Magier und Gentleman, der eigentlich nur herausfinden soll, wer (und wie) ein Pariser Glücksspielclub ausgeraubt werden konnte. Er gerät jedoch schnell in eine Affäre mit viel größeren möglichen Auswirkungen. Pevel, der die Romane verfasst hat auf denen sowohl das Paris der Wunder als auch die Flintenweiber basieren, geht tief in die Geschichte der Anderswelt hinein und beschreibt eine Legende.

Die Personage umfasst neben menschlichen Wesen hauptsächlich ziemlich biestige Gargoyles, eine geflügelte Katze (die noch selbstverliebter ist als die bei uns heimischen Katzen und sich zudem mitteilen kann) und Einhörner. Zusammengehalten durch einen immer vorhandenen Humor entwickelt sich eine Spannung mit Einschüben von Suspense, die an klassische Poe-, Hitchcock– oder Doyle-Stories erinnert. Ich habe es genossen!

ExLibris Paris der Wunder 2 VZA

Jugendstil, Schauerromantik und Märchen

Die Bilder von Étienne Willem sind Kompositionen, die verschiedene Versatzstücke enthalten. Die menschlichen Personen, insbesondere ihre Kleidung erinnern an „die gute alte Zeit“ vor rund 130 Jahren. Auch die Umgebung passt eher in die Zeit eines Jules Verne, ist aber irgendwie standesgemäßer. Wieder andere Szenen strahlen Gefahr und Schauer aus, die den Leser*innen den Rücken hinunterrollen, dort aber eher ein wohliges Gruseln auslösen. Die Fabelwesen sind dagegen komplett phantastisch.

Das Layout ist grundsätzlich streifig, wird aber immer wieder aufgebrochen und unterstützt dann die Dynamik der Handlung. Langeweile kommt hier nicht auf. Der immer wieder kehrende Humor findet sich auch in den Zeichnungen wieder. Viele kleine Details laden zum Schmunzeln ein, viele Gesichtsausdrücke sind leicht überzeichnet und die eine oder andere Physiognomie ist auch übertrieben. Dabei macht sich Willem aber nie über seine Figuren lustig!

Fluchtlektüre der besten Art!

Die heutigen Zeiten sind nicht gerade dazu angetan, viel Freude und Optimismus zu verbreiten. Überall tauchen Probleme auf die jahrelang ignoriert wurden. Kriege in Europa und Nahost bestimmen die Handlungen, viele Menschen riskieren auf der Flucht und der Suche nach einem besseren Leben den Tod. Umso wichtiger ist es, auch mal in eine Welt abtauchen zu können, in der zwar auch nicht Friede, Freude, Eierkuchen vorherrschen, in der die Probleme aber doch lösbar sind.

Wer Fantasy-Geschichten jenseits von Sword & Sorcery mag die nicht nur von muskelbepackten Menschen handeln ist hier richtig. Die Welt ist abgedreht und entwickelt in jedem neuen Teil unerwartete Ergänzungen. Sie ist aber in sich absolut logisch und erlaubt vielen unterschiedlichen Personen eigenständige Abenteuer. Es wäre daher zu hoffen, dass sie weiter gehen.

Cover Paris der Wunder 2 VZA

Natürlich gibt es auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit entsprechendem Druck. Der Verlag weist darauf hin, dass die angekündigte Signatur nicht mehr stattfinden konnte.

Dazu passen Roxy Music mit „Love is the Drug“, und ein Ricard auf Eis.

© der Abbildung 2023 Drakoo par Pierre Pevel & Étienne Willem / 2024 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

ZACK 299 (Mai 2024)

ZACK 299

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 299

Vor dem Jubiläumsheft im Juni gibt es noch einmal eine geballte Ladung Fortsetzungsstories, bevor es dann mit der deutschen Ausgabe der speziellen Nummer zur Feier des Tintin-Magazins weitergeht. Viele der klassischen ZACK-Held*innen werden dann neue Auftritte haben. Mit der Nummer 300, die den 25. Geburtstag des „neuen“ ZACK einläutet, werden sich dann auch Umfang (100 Seiten) und Preis (9,70 €) ändern. Damit wird nachgezogen was andernorts schon üblich ist.

Die Fortsetzungen

Titelbild und den ersten Platz im Inhaltsverzeichnis darf Mata Hari besetzen. Das Bio-Pic über die berühmt berüchtigte Margaretha Zelle geht bereits in die zweite Runde. Der jungen Frau bleibt keine andere Wahl als ihren Mann zu verlassen und sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Esther Gil beschreibt sehr eindringlich die emotionalen Herausforderungen und Demütigungen, aber auch den unbeugsamen Willen, sich durchzusetzen. Laurant Paturaud setzt das in sehr schöne, realistische Bilder um. Diese Geschichte hätte sicherlich auch sofort als Album funktioniert und ich sage eine hohe Platzierung bei der Jahreswahl mal voraus.

ZACK 299 page 5

Émile Bravo ist einer der Stars der x-ten Welle der Ligne Claire und durfte als solcher sogar einige – bemerkenswert gute – Spirou-Abenteuer entwerfen. Auch für Aleksis Strogonov sind seine Zeichnungen wieder sehenswert. Kino schwankt jedoch zwischen Parodie, Humor und Kritik am aufkommenden Faschismus, zeigt Schwächen der „normalen Menschen“ auf, und will vielleicht einfach zu viel. Vielleicht kann ich den Gedanken von Jean Regnaud auch einfach nicht folgen.

ZACK 299 page 23

Ebenfalls im letzten Heft gestartet ist Die unsichtbare Grenze, die die beiden französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure in den europäischen Osten führt. Politische Spannungen zwischen West und Ost sind mittlerweile zu kriegerischen Konflikten geworden und sorgen für höchste Umsätze bei Waffenlieferanten. Noch mehr als in Friedenszeiten kommt es daher darauf an, niemanden einen Vorteil zu gewähren. Patrice Buendia & Frédéric Zumbiehl verknüpfen aktuelle Ereignisse mit Krimimotiven und zeigen eine Geschichte, die möglich sein könnte. Sébastien Philippe darf sich beim Luftkampf austoben, hat aber auch genügend Gelegenheiten, stationäre Szenen zu zeichnen. In der ZACK-Edition werden übrigens die Albeneditionen der Geschichten folgen!

ZACK 299 page 37

Mit Harmony läuft eine der besten aktuellen Mystery-Serien im ZACK. In mehreren, aufeinander aufbauenden Handlungsbögen vermischen sich ökonomische Interessen, die ethische Gesichtspunkte vollkommen ausblenden, mit skrupellosen Handlungen von Menschen, die ihre Machtstellung ausnutzen wollen. Dazu kommen übersinnliche Fähigkeiten und der Wunsch, eine göttliche Schreckensherrschaft wieder einzuführen. In Metamorphosis zeigt Mathieu Reynès die sich weiterentwickelnden Fähigkeiten der Mutant*innen in ihrem Kampf für Freiheit.

ZACK 299 page 52

Der Abschied

Das Geheimnis der Elfe ist der Titel des Comics, der die Geschichte über einen gestohlenen Siegelring und seine politischen Verwicklungen zu einem Ende bringt. Die Flintenweiber ist ein Spin-off der Geschichten über das Paris der Wunder und vereint ein wenig Romantik und Nostalgie bezüglich der nicht so Technik-getriebenen Zeiten mit einem Fantasy-Plot. Dazu kommen Krimi- und Action-Elemente. Die Dimensionsschranken haben sich aufgelöst und Oger, Drachen und Elfen bevölkern nun „unsere“ Welt während Menschen „ihre“ mit ihrer Anwesenheit beehren. Ein herrliches Lese- und Sehvergnügen von Pierre Pevel mit Zeichnungen von Étienne Willem!

ZACK 299 page 67

Und sonst?

Michael Klein berichtet über das ZACK vor 50 Jahren, Georg F. W. Tempel stellt die Strandräuber vor, die gerade in der ZACK-Edition erschienen sind, und Frank Neubauer interviewt Stephan Hagenow. Dazu kommen die üblichen One-Pager mit Parker & Badger, Grott & Bott und Starfixion und eine längere Episode von Tizombi, die wie üblich die Zombie-Welle auf den Arm nimmt.

Wer hätte damals gedacht, dass der Mosaik-Neustart 25 Jahre überdauern würde? Die Reihe der Hefte nimmt zwar inzwischen einen großen Platz im Regal ein, ist aber immer noch der beste Überblick über den aktuellen europäischen Comic-Markt. Das wieder auferstandene Alben-Programm mit Gesamtausgaben, Klassikern und aktuellen Bänden ergänzt das breit aufgestellte Konzept.

Dazu passen Bob Dylan („Forever Young“) und ein Brewdog Ferien Lager.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 298 (April 2024)

ZACK 298

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 298

Was gibt es Schöneres als im Warmen zu sein, zu lesen und zu sehen, dass sich außerhalb der eigenen Wände Regen, Hagel und Sonnenschein abwechseln. Vielleicht noch ein wenig Musik, ein nettes Getränk und schon kann die Reise durch die frankobelgischen Comic-Welten wieder starten!

Die Neustarts

Wie schon im letzten Heft gibt es gleich zwei Neustarts: Den Anfang machen unsere französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure! Die beiden erleben in Die unsichtbare Grenze bereits ihr 12. „neues“ Abenteuer und man munkelt, dass bald auch wieder neue Alben auf Deutsch erscheinen sollen. Das Covermotiv der April-Ausgabe deutet bereits an, dass in dieser Geschichte wieder kriegerische Momente im Vordergrund stehen werden. Es geht um ein Land des ehemaligen Ostblocks, die Kuranie, die von Moskau bedroht wird. Die beiden Franzosen sind Teil einer NATO-Luftüberwachungstruppe, geraten aber zunächst einmal abends in einen Konflikt mit lokalen rechten Schlägern. Viel Action dürfte uns auf den von Sébastien Philippe gezeichneten Seiten begegnen, die Story stammt wieder von Patrice Buendia & Fréderic Zumbiehl.

ZACK 298 page 5

Ganz neu ist ein Bio-Pic, äh, Comic, über eine der schillerndsten Spioninnen der Geschichte: Mata Hari. Die Geschichte von Esther Gil mit Bildern von Laurent Paturaud beginnt mit ihrer Hinrichtung am 15. Oktober 1917. Margaretha Geertruida Zelle war überführt worden, dem Deutschen Reich geheime Informationen übermittelt zu haben. Der Weg von einer braven Ehefrau zu einer erotisch romantisierten Doppelagentin beginnt mit einer Reise der jungen Frau, die mit ihrem Sohn ihrem Mann in die Kolonien folgt. Auf Java muss sie feststellen, dass ihr Mann sich verändert, hart, ungerecht und misshandelnd wird. Und doch scheint sich dort auch eine ganz neue Welt aufzutun.

ZACK 298 page 41

Die Fortsetzungen

Harmony: Metamorphosis beschreibt die Protagonist*innen und ihre Probleme. Während zwei der Kinder festgehalten werden und versuchen müssen, Kontakt aufzunehmen, versucht Harmonys Gruppe verzweifelt, nicht entdeckt zu werden. Wie auch in der vorherigen Teilen schafft es Mathieu Reynès, eine psychologische Spannung aufzubauen. Wir als Leser*innen wissen bereits, dass der Knall nicht mehr weit entfernt ist, wir können ihn aber noch nicht ausmachen!

ZACK 298 page 23

Aleksis Strogonov ist mit seinem Kumpel in Berlin gestrandet. Dort finden sie Unterschlupf bei einem Mitglied der Pflaumenhemden. Diese sind eine lächerliche Verballhornung der Braunhemden und bestehen im Wesentlichen aus Bier trinkenden und hohle Sprüche klopfenden Verlierern. Kino ist eine große Satire auf die Geschehnisse Anfang des letzten Jahrhunderts von Jean Regnaud, umgesetzt von Émile Bravo. Für Leser*innen, die diese Art von Humor mögen, sicherlich schön, aber für mich eine der (wenigen) schwächeren Serien.

Detail ZACK 298 page 61

Schließlich geht es auch mit den Flintenweibern weiter. Die Damen versuchen herauszufinden, warum ihnen ein falscher Siegelring untergeschoben worden ist. So langsam fangen sie an zu verstehen, welche Fraktionen beteiligt sind, und erfahren von alten aber noch schwelenden Konflikten. Das Geheimnis der Elfe ist eine wundervolle Mischung aus einem Krimi mit toughen Heldinnen, einem Fantasyepos mit Trollen, Kobolden und Elfen und bringt dann auch noch ein wenig Steampunkflair mit. Ich liebe die Drohnen, die eigentlich ein fliegendes Maschinengewehr sind. Ein großer Spaß von Pierre Pevel mit Zeichnungen von Étienne Willem. Wahrscheinlich wird es in der ZACK-Edition eine Gesamtausgabe dieser Geschichte geben, die dann das Paris der Wunder ergänzt.

Detail ZACK 298 page 75

Und sonst?

Große Schatten wirft bereits die Jubiläumsnummer 300, die nur noch zwei Monate entfernt ist. In diesem Heft werden die regulären Serien pausieren um 14 Geschichten von alten ZACK-Helden aus der Hommage für das Tintin-Magazin Platz zu machen!

Natürlich dürfen die Gags nicht fehlen: Tizombi, Parker & Badger, Grott & Bott und Starfixion sorgen für die Erholungspausen. Neben News und Rezis gibt es die Seite über das ZACK vor 50 Jahren, einen weiteren Teil der Serie über auf frankobelgischen Comics beruhenden Kinofilme und eine Vorstellung des heiß diskutierten Comics Second Coming über die Rückkehr von Jesus. Viel mehr Abwechslung geht nicht.

Dazu passen The Courettes und ein Hertog Jan Karakter.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Vernes/Attanasio – Bob Morane Classic 2

Das Geheimnis der Antarktis

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Dino Attanasio
Originaltitel: 
Le secret de L´antarctique

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-28-1

Cover Bob Morane Classic 2

Seit Anfang der 50-er Jahre erlebt der ehemalige Offizier Bob Morane seine Abenteuer in Buchform, seit 1959 auch als Comic. Mehr als 200 Werke sind mittlerweile erschienen, der erste Roman, der auf Deutsch verlegt worden war, ist jetzt wieder erhältlich. Die Comics haben es in Deutschland auf die Seiten des Koralle-ZACK geschafft und die jüngeren Werke sind seitdem immer wieder mal veröffentlicht worden. Die Anfänge allerdings waren bisher sträflich vernachlässigt worden. Aktuell erscheinen die Bände von William Vance im All Verlag, die späteren Sonderbände sowie die regulären Ausgaben von Dino Attanasio und Gerald Forton in der ZACK-Edition. Die Anfänge allerdings waren bisher sträflich vernachlässigt worden.

Dinosaurier und moderne Zivilisationen

Bob Morane und sein Freund und Begleiter Bill Ballantime begleiten einen befreundeten Professor in die Antarktis. Er hat sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis der Antarktis zu lösen. Er vermutet, dass es dort eine Stadt im Eis geben müsse, die von Überlebenden der sagenhaften und untergegangenen Kultur Mu erbaut worden ist. Zwar gelangen die drei mit einem kleinen Flugzeug fast bis an ihr Ziel, sie müssen nach einem Beschuss von feindlichen Fliegern allerdings notlanden.

Tatsächlich entdecken die Abenteurer Reste einer alten Zivilisation unter dem Eis, werden aber von einem Erdbeben überrascht und können nicht mehr zurückkehren. Auf ihrem weiteren Weg müssen sie viele Gefahren überstehen bevor sie schließlich in einer von hohem Eis umschlossenen Landschaft herauskommen die an Caprona, das vergessene Land erinnert. Wie schaffen es drei Menschen der Jetztzeit, den urzeitlichen Fleischfressern zu entkommen?

Neben den urzeitlichen Wesen beherbergt das Tal aber noch mehr Menschen. Sie haben sich hierhin zurückgezogen und eine eigentlich friedliche, technologiebasierte Gemeinschaft gegründet, die dem Rest der Welt weit überlegen ist. Natürlich müssen Bob und Bill wieder die Kartoffeln aus dem Feuer holen, machen das aber auch auf eine spannende und halbwegs logische Art und Weise. Mit den Urzeitviechern darf man stringente Logik allerdings nicht erwarten.

Ein frankobelgischer Klassiker

Henri Vernes hat immer wieder Ausflüge in die Science-Fiction oder die Fantasy unternommen, lässt seinen Helden aber grundsätzlich ähnlich wie James Bond operieren. Er ist allerdings deutlich jugendfreier und enthält kaum sexuelle Anspielungen. Dementsprechend brav ist auch die Umsetzung in einer der größten französischsprachigen Frauenzeitschriften der damaligen Zeit. Dino Attanasio präsentiert Bob (und auch den Sidekick Bill) als gut gebaute, trainierte aber anständige Herren.

Bob Morane Druck
Von Dino Attanasio signierter Druck

Die urzeitliche Flora und Fauna gelingen gut, sogar in Kombination mit den aus damaliger Sicht sehr fortschrittlichen Maschinen. Was in einem Film wie dem angesprochenen Caprona heutzutage eher etwas bemüht wirkt, hat im Comic zwar etwas Patina angesetzt, sorgt aber nicht für Lachanfälle. Im Gegensatz, das Werk ist immer noch gut zu lesen und dürfte jeden Fan des klassischen frankobelgischen Abenteurercomics erfreuen!

Liebevolle Gesamtausgabe des Bob Morane-Frühwerkes

Obwohl die klassischen Stories spannend geschrieben und grafisch hochklassig umgesetzt sind, fehlte doch bisher eine adäquate deutsche Veröffentlichung. Georg F. W. Tempel setzt das in der ZACK-Edition super um, verzichtet auf Gelegenheitskäufer und kann daher auch eine kleine Auflage kostendeckend herstellen. Dazu kommen Gimmicks wie limitierte Drucke, die für Subskriptionen vorgesehen sind.

Jeder Band enthält einen kleinen redaktionellen Beitrag mit Abbildungen der Originalcover, Anzeigen und natürlich bibliografischen Angaben. Und natürlich beweist Attanasio wie auch bei Spaghetti oder den Macaronis, dass er einer der Großen war.

Dazu passen T. Rex („Ride A White Swan“) und ein transportfähiges, kälteresistentes Faxe Dosenbier.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Attanasio – Ed. Hibou | 2023 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 297 (März 2024)

ZACK 297

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 297

Die Osterglocken sprießen schon, die Bäume fangen an zu blühen und Allergiker*innen bekommen die Pollen zu spüren. Alles das passiert deutlich früher als noch vor ein paar Jahren. Vielleicht hat ja doch jemand etwas geweckt, was wir jetzt nicht mehr los werden? Wahrscheinlicher aber ist alles hausgemacht.
Außerdem sind jetzt die Ergebnisse der ZACK-Serien-Umfrage da: Tadahhh: Erneut macht Rick Master das Rennen, Rani und Tangui & Laverdure folgen.

Die Neustarts

Das Heft startet mit Band 6 der Reihe Harmony: Metamorphosis. Azhael, der lange in Schach gehaltene dunkle Dämon, scheint befreit, hat allerdings noch nicht zu alter Macht zurückgefunden. Während zwei der Kinder, Eden und Payne, gefangen gehalten werden, versuchen Karl und Harmony sich vor ihren Häschern zu verstecken. Spannende Mystery-Serie von Mathieu Reynès in modernem Stil, die auch das Cover des Heftes ziert.

ZACK 297 page 5

Ebenfalls zurück auf diesen Seiten ist Aleksis Strogonov. Der junge Mann hatte vor den Bolschewiken fliehen können und ist nun in einem Güterzug mit anderen Flüchtlingen auf dem Weg nach Deutschland. Er schafft es, nicht zurückgeschickt zu werden, ja, er wird sogar in einer Wohnung von einem Deutschen in Berlin untergebracht. Leider muss er feststellen, dass sein Kumpel alle um ihn herum gnadenlos belügt. Kino ist die zweite Folge der Serie nach einem Szenario von Jean Regnaud und mit Zeichnungen von Émile Bravo. Es ist klar, dass die Lügen böse Folgen haben werden.

ZACK 297 page 80

Die Fortsetzung

Die Flintenweiber werden wegen eines Diebstahls eines mächtigen Ringes einer Elfenherrscherin von mehreren Organisationen verfolgt. Diesen Ring hatten sie in der ersten Folge von Band 3, Das Geheimnis der Elfe, an Inspektor Truchard übergeben. Leider scheint es eine Fälschung gewesen zu sein und schon wieder sind die Heldinnen der Gefahr der Festnahme und Schlimmeren ausgesetzt. Rasante Jagd in einer bunten Welt nach einem Text von Pierre Pevel mit Zeichnungen von Étienne Willem. Mehr aus dieser Welt auch im Paris der Wunder. Die Serie hat es meiner Meinung nach zurecht in die Top 10 geschafft!

Detail ZACK 297 page 49

Die Abschiede

Gleich drei Serien beenden ihren Auftritt: Den Anfang macht Michel Vaillant, der mit Platz 4 das Treppchen wieder knapp verfehlt hat. Seine Geschichte in Amerika, die mit Pikes Peak begonnen hatte und nun in Cannonball fortgesetzt wurde, endet mit einem dramatischen Cliffhanger der quasi aus dem Nichts kommend eine neue Partei in das Spiel bringt. Spannend, modern und mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Olivier Marin, die jede*n Technikbegeisterte*n erfreuen dürften! Denis Lapière hat seine Neuinterpretation des klassischen Helden als ansprechende Mischung aus Rennsport, Krimi und Soap angelegt, die ein sehr filmisches Konzept verfolgt! Zudem ist die Verbindung der einzelnen Bände, die quasi wie Kapitel einer längeren Storyline funktionieren und doch eigenständig verständlich sind, auf der Höhe der Zeit des sequentiellen Erzählens.

ZACK 297 page 21

Weniger traurig dürften viele Leser*innen darüber sein, dass MADI von Alex de Campi & Duncan Jones zunächst wieder aus dem Heft verschwindet. Das Projekt ist einerseits inhaltlich sehr komplex und liegt andererseits auch stilistisch nicht unbedingt im „Zielkorridor“ der Fans, ist es doch very british. Trotz allem wird die Serie fortgesetzt werden und verdient einen zweiten Blick!

ZACK 297 page 33

Ihr endgültiges (vorläufiges?) Ende hat dagegen Sauvage erreicht. Die Geschichte über die in Mexiko stationierten und kämpfenden französischen Truppen findet ihr logisches Ende mit dem Abmarsch der Truppen. Der Held, Felix Sauvage, entschließt sich allerdings, die Armee zu verlassen und in Nordamerika zu bleiben. Dort trifft er erneut auf Black Calavera, eine Tänzerin von etwas zweifelhaftem Verhalten. Felix Meynet zeichnet auf jeden Fall unverwechselbar, das Szenario von Yann braucht sich nicht hinter anderen Westernserien zu verstecken!

ZACK 297 page 65

Und sonst?

Natürlich gibt es wieder Gag-Seiten von Grott & Bott sowie von Parker & Badger. Letztere haben es sogar in die Top Ten der Serien geschafft. Dazu kommen ein Interview mit Jamiri, ein Beitrag über eine kurze Zeitspanne im Leben von Jonathan Lassiter vom Verfasser dieser Zeilen und natürlich der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren.

Dazu passen Cock Sparrer mit ihrer neuen Single „With my Hand on my Heart“ und ein erstes Frühlingsbockbier.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 296 (Februar 2024)

ZACK 296

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 296

2024 scheint das Jahr werden zu wollen, das „die Straße“ in das Bewusstsein zurückholt. Die Bahn war das erste Opfer der zu erwartenden Streiks, die Bauern blockierten alles Mögliche mit ihren Treckern und schließlich ging eine täglich größer werdende Anzahl von Menschen mal nicht für Individualinteressen auf die Straße, sondern zur Verteidigung der Demokratie! Welch ein Lichtblick!

Der Neustart

Die Flintenweiber zieren nicht nur das Cover dieser Ausgabe, auch Band 3 der Serie, Das Geheimnis der Elfe, nimmt seinen Anfang. Pierre Pevel beginnt die neue Geschichte mit einem ruhigen Rückblick. 1911 löst die Anwesenheit von Bewohner*innen der Anderswelt kein Erstaunen mehr aus. Der Raub des Siegelringes ist allerdings immer noch ungeklärt, die verschiedenen Mächte sind weiter auf der Suche nach ihm und die Rachegelüste gegenüber den Diebinnen sind noch ungestillt. Étienne Willem darf daher gleich wieder zur Action übergehen und die Vorbereitung einer Hinrichtung zeichnen. Liebevolle Zeichnungen mit viel Spaß im und am Detail in einer spannenden Story!

ZACK 296 page 5

Die Fortsetzungen

Das Science-Fiction-Projekt MADI von Alex de Campi & Duncan Jones geht bereits in die sechste Runde. Die Flüchtenden müssen dringend zu Geld kommen und es besteht die Hoffnung, dass Dean seine besonderen Kräfte einsetzen könnte. Allerdings erlaubt das den Verfolgern auch, die Spur wiederaufzunehmen … Es war einmal in der Zukunft wird dieses Mal gezeichnet von James Stokoe, der eine extrem detailreiche Bebilderung in Bonbon-Farben anbietet. Spielhölle mal anders!

ZACK 296 page 28

Eigentlich wollte Michel Vaillant nur ein nicht wirklich legales Rennen quer durch die USA gegen einen Blogger fahren. Cannonball, so der Name, entwickelt sich jedoch ganz anders als klar wird, dass Terroristen das Auto gehackt haben und das Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit eine Bombenexplosion auslösen wird. Ein Patch kann jedoch nicht online eingespielt werden. Wird es Steve Warson gelingen, mit einem USB-Stick in den dahinrasenden Wagen einzusteigen? Packende Action von Dennis Lapière mit sehr untypischen Rennszenen von Marc Bourgne & Olivier Marin.

ZACK 296 page 44

Felix Sauvage konnte entkommen und darf somit hoffen, die Informationen über einen bevorstehenden Angriff noch rechtzeitig übermitteln zu können. Bevor es so weit ist treffen wir aber an einem Lagerfeuer Frauen wieder, die den meisten Leser*innen klassischer frankobelgischer Western sehr bekannt vorkommen dürften. Félix Meynet gelingt damit in Black Calavera eine sehr nettes Pastiche. Die weiteren Bilder sind dann eher Schachtengetümmel und Explosionen.

ZACK 296 page 56

Der Abschied

Der erste Band von Libertalia, Triumph oder Tod, geht in diesem Heft zu Ende. Die Überlebenden landen an einem Strand des Indischen Ozeans, um dort ihre Kolonie zu gründen, müssen allerdings noch eine letzte tödliche Prüfung überstehen. Fabienne Pigière & Rudi Miel haben eine modernes Piratenabenteuer geschrieben, das etwas andere Akzente setzt, gleichfalls aber die Erwartungen an dieses Genre erfüllt. Die detailreichen Zeichnungen von Paolo Grella passen dazu, sogar besser als zu Bob Morane. Man darf auf den nächsten Band gespannt sein.

ZACK 296 page 75

Und sonst?

Die Gag-Seiten von Grott & Bott, Parker & Badger und Tizombi beschäftigen sich wie immer mit Alltagsproblemen und ihren ungewohnten Auswirkungen. Erstaunlicherweise beschweren sich viele Leser*innen, wenn die Serien aus irgendwelchen Gründen fehlen, vergeben aber eher abwertende Noten. Nun ja, für mich gehören sie als Pausenprogramm dazu, haben aber auch ihren eigenen Reiz!

Den Reigen beschließen ein Interview zum Mord im Orient-Express und eines mit Dino Attanasio zu seinem Schaffen, ein Bericht über das Gold der Belgier in der ZACK-Edition sowie der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren. Weiter so!

Dazu passen Duffy mit ihrer Version von „Tainted Love“ und ein Oberdorfer Helles.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

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