Der Story-Arch „Life & Death of Conan“ lief über die ersten 12 Ausgaben der aktuellen Hauptserie des Barbaren. Der Cimmerier ist nicht nur mit dieser Reihe zu Marvel zurückgekehrt, sondern hat auch noch eine weitere, in der seine kriegerischen Begebenheiten im Vordergrund stehen (Savage Sword) und einen Ableger, in dem die Nebenfiguren im Fokus stehen (Age of Conan). Dazu gibt es eine ganze Menge an Crossovern und eine Reihe von hochpreisigen Klassikerausgaben. Eine Herausforderung also für Komplettsammler*innen.
Kümmert sich Crom um Conan?
Conan hat schon einiges erlebt, viele Schlachten geschlagen und sogar seine große Liebe verloren. Immer wieder hat er aber betont, dass er nicht zu seinem Gott Crom bete, da diesen das Leben der Menschen nicht interessiere. In der Storyline von Jason Aaron muss sich Conan nun seinen schlimmsten Albträumen stellen. Zur Erinnerung: die Rote Hexe hatte Conan opfern wollen um den Gott Razazel zurückzubringen. Ihr war er zwar entkommen, ihre Kinder scheinen aber Jahre später Erfolg gehabt zu haben, denn Conan liegt mit einem Dolch im Herzen auf dem Boden.
Möglicherweise haben die beiden Anhänger des alten Gottes aber die Rechnung ohne den Krieger gemacht. In seinem Todeskampf muss er sich mit den brutalsten Gegnern seiner bisherigen Geschichte erneut messen und so haben zum Beispiel Thak, der monströse Affe oder die beiden Frostriesen einen Auftritt auf diesen Seiten.
Viel wichtiger scheint mir aber die Rückkehr des Nordmannes in seine Heimat zur Zeit seiner Jugend zu sein. Er muss sich erneut gegenüber seinen Eltern beweisen und tritt schließlich vor seinen Gott Crom. Wird dieser wie erwartet seinen Gläubigen ignorieren?
Aaron schafft es, die Geschichte Revue passieren zu lassen und fast schon anekdotenhaft die Highlights sowohl von Robert E. Howard als auch seiner Adepten zu präsentieren. Dabei steigert sich sowohl die Intensität als auch das Verständnis des Handelnden von Heft zu Heft. Eindeutig gelungen würde ich sagen!
Das Artwork
Die meisten Hefte wurden von Mahmud Asrar umgesetzt. Ich bin ein wenig unentschieden mit meiner Bewertung der Qualität. Während ich die Bilder teil- und zeitweise ausgesprochen gut und angemessen finde, glaube ich manchmal, dass sie das Ergebnis von zu wenig Zeit sind. Wenn der Produktionsdruck der monatlichen Erscheinungsweise nicht gewesen wäre, hätte noch mehr daraus werden können.
Tatsächlich wird die Wahrheit in der Mitte liegen; die Seiten sind abwechslungsreich aufgebaut und schaffen es, den Blick beim flüchtigen Durchblättern zu fangen! Die Zeichnungen sind nicht fotorealistisch, Schraffuren und Blöcke bilden in ihrem Zusammenspiel ein Gebilde, das teilweise eher erahnen lässt, was es sein soll, sind dadurch aber auch gut geeignet, den Schrecken darzustellen.
Besonders gut sind allerdings die Zeichnungen von Band 8, also von Garry Brown und Gerardo Zaffino, die den Kampf mit den Frostriesen so auf das Papier bringen, das man beim Lesen den kalten Wind zu verspüren scheint!
Die Wertung
Gerade wegen der ganzen Reminiszenzen an die anderen Stories ein Muss für alte Fans! Für alle anderen ein guter Einstieg in die Geschichte. Man sollte allerdings das Artwork mögen. Zugänglicher ist sicherlich die Parallelserie Savage Sword of Conan! Ein Punkt ist allerdings wirklich selten im Conan-Universum: Eine Geschichte über ein ganzes Jahr könnte ich nicht erinnern.
Dazu passen die Seaside Rebels mit ihrem nettem Krach und ein Rotbier!
Ob man hier an einen bekannten Westernhelden denken sollte?
Alwilda ist eine Legende; als ein Beispiel der berühmten nordischen Schildmaiden taucht sie in mehreren Legenden auf. Mitton macht sie in seiner Erzählung sogar zu einer Walküre. Nicht erst seit Vikings wissen wir, dass bei den Wikingern auch Frauen kämpften, Anführerin werden konnten und sogar reine Frauensiedlungen existierten.
Der Hintergrund
Aufgrund der nordischen Erbschaftsregelung, dem Norglaw, erbte nur der Erstgeborene den Hof der Eltern. Jüngere Brüder sowie Töchter, die nicht zwangsverheiratet werden wollten oder konnten, mussten entweder in die Knechtschaft gehen oder aber sich selbständig machen. Das bedeutete entweder im Hinterland oder aber im Feindesland ein eigenes Stückchen Land zu erobern und zu halten.
Ausschnitt aus dem Ex Libris der Vorzugsausgabe
Alwilda hatte im ersten Band zwangsverheiratet werden sollen, war aber nach erfolgreichen Kämpfen in der Lage, mit einer Schar von Mädchen und Frauen auf einem Schiff zu flüchten. Genau hier setzt der zweite Abschnitt ein: die Gefährtinnen müssen dem Hunger, der Seekrankheit und schließlich auch einem starken Unwetter begegnen. Ihre Entschlossenheit wird dabei auf eine harte Probe gestellt und beinahe wird Alwilda getötet. Die starke Hilde kann das gerade noch verhindern, doch die Basis für einen lange dauernden Konflikt zwischen den Frauen und Erika, der Verräterin, ist gelegt.
Im zweiten Teil des aktuellen Bandes werden die Gefährtinnen gleich auf mehrere Proben gestellt. Zwar ist es ihnen gelungen, ein Fleckchen Land zu finden und dort eine erste Hütte zu errichten, schon nach kurzer Zeit wird die Gemeinschaft aber durch andere Freie/Gesetzlose bedroht und dann scheint auch noch ein Mann in die Gruppe der Frauen zu drängen.
Der dritte Teil bringt neben den Herausforderungen des Winters auch Alf Krügger, den gehörnten Fast-Ehemann Alwildas, mit einer Schar von Kriegern an den Strand vor der Behausung der Geflohenen und wieder kommt es zum Kampf auf Leben und Tod.
Die Umsetzung
Jean-Yves Mitton hat sich dafür entschieden, der grafischen Umsetzung ein einführendes Vorwort und ein Glossar beizufügen. Die Leser*innen bekommen also ein wenig Hintergrundwissen um die Auswirkungen des Norglaw auf die Frauen und auf die beginnende Ausbreitung des Christentums im Norden. Das ist zwar nicht notwendig für das Verständnis, erklärt aber machen Dinge eben doch und ist daher meines Erachtens nach sehr hilfreich.
In der Story gelingt es dem Autor dann sehr gut, die Hintergründe der Flucht und die daraus entstehenden Ängste der Frauen darzustellen und sie mit den Themen Christentum und der selbstverständlichen aber von Alwilda nicht erwiderten Liebe Hildes zu verknüpfen. Durch die Erklärung wird auch deutlich, dass Erika nicht einfach nur unzufrieden ist. Durch ihren Verrat stellt sie sich selbst in ein doppeltes Abseits und muss zwangsläufig auf Leben und Tod kämpfen.
Die Zeichnungen sind dabei detailliert und Mitton beherrscht die Körperproportionen wie auch die Darstellung von kämpfenden Menschen. Die Mundpartie scheint ihm dagegen keinen Spaß zu machen und so ist der leicht geöffnete Mund mit weißen Zahnreihen fast immer zu sehen… Dem Publikumsgeschmack entsprechend sind die Wikingerinnen nicht immer bekleidet, voyeuristische Posen werden aber nicht eingenommen.
Auch die Gewalt, die bei diesem Thema leicht in den Vordergrund rückt, wird zwar nicht ausgespart, bildet aber nicht das Hauptmotiv, sondern dient dem Handlungsablauf.
Eine spannende Serie in schöner Aufmachung (Hardcover im Überformat) für Fantasy und Historyfans und für Wikingerliebhaber*innen sowieso! Es ist nebenbei aber auch eine gut lesbare Abenteuergeschichte mit mehrschichtigen Konflikten. Wie immer gibt es auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe.
Cover der limitierten Vorzugsausgabe
Dazu passen Bikini Kill und ein Faxe (es gab da mal eine Wikingeredition).
Aria ist eine Fantasyserie von Michel Weyland, die anders ist! Im Vordergrund steht die junge, blonde Kämpferin, die ihr Schwert zu gebrauchen weiß. Sie ist aber keine weitere Inkarnation von Red Sonja oder Xenia, sondern versucht ihre Aufgaben intelligent zu lösen, die Natur und alle ihre Geschöpfe ernst zu nehmen, und auf der Seite der Freiheit zu stehen. Mehr dazu auch in der Besprechung des zweiten Bandes.
Die Geschichten
Die weiteren Teile der Gesamtausgaben werden chronologisch erscheinen, die ersten vier wurden aber von Michel Weyland speziell kuratiert um inhaltlich zueinander passende Geschichten präsentieren zu können. Dieser Band enthält daher zunächst eine Einleitung von Peter Nover mit vielen Abbildungen und drei Kurzgeschichten aus den frühen Tagen rund um Aria bzw. ihre „Vorläuferin“ Adeline sowie eine grafische Einführung des Autors selbst in die Bände 11, 14, 15 und 24.
Den Anfang macht Die Unzähmbaren, eine sehr vielschichtige Story über die Achtung vor dem Leben der Tiere, die Unterdrückung von Frauen im Namen der Religion, skrupellose Geschäftemacherei und nicht zuletzt die Liebe. Aria kann nicht verhindern, dass Jäger ein Tier fangen um es in der Arena töten zu lassen, während die beiden Jungtiere mutterlos zurückgelassen werden. Die Heldin kann wie üblich diese Ungerechtigkeit nicht hinnehmen und findet sich plötzlich in der Rolle einer Priesterin und Geheimnisträgerin wieder. Spielt sie nicht mit, droht ihr der Tod!
Der Räuber des Lichts und Venderic sind deutsche Erstveröffentlichungen. Es stellt sich heraus, dass auf Aria ein Erbe wartet. In einer alten Schatulle warten sieben alte, magisch leuchtende Zepter auf sie doch schon nach kurzer Zeit werden sie von einem grausamen Herrscher gestohlen. In dem ersten Teil geht es darum, sie zurückzubekommen und dabei unzählige Gefahren zu überstehen. Im zweiten Teil klärt sich dann auch eine wenig der Hintergrund des Ganzen, denn Aria erfährt, dass sie von einem uralten Geschlecht mystischer Dichter abstammt. Erneut muss Aria Todesgefahren überstehen und sich der Macht und Gewalt der Männer erwehren. Ihr Witz und ihr Einfallsreichtum sind dabei nicht weniger wichtig als die Beherrschung des Schwertes.
Die letzte Geschichte geht noch mehr als die vorherigen eine esoterische Richtung: Was ist die Seele eines Menschen und was geschieht mit ihr im Falle des Todes? Unzählige Geschichten drehen sich um unglückliche Seelen, die aus verschiedensten Gründen diese Welt nicht verlassen können und als Geist/Gespenst ihre Runden drehen müssen. Die gefangene Seele fügt diesem Schatz einen weiteren Aspekt hinzu und nutzt ein weiteres Mal die Phantasie von Michel Weyland in Bezug auf neue Kreaturen, ihre Fähigkeiten und ihr Aussehen.
Die Umsetzung
Die Geschichten um die Kriegerin Aria zählen sicherlich zu den Meilensteinen unter den Fantasy-Epen und passen damit genau zu dem Label des Verlages: Kult! Michel Weyland hat seit dem Ende der Siebziger Jahre an dieser Serie gearbeitet (und die hier abgebildete Spanne umfasst immerhin 15 Jahre!) und sich kontinuierlich weiterentwickelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren schafft er es dabei, aus alltäglichen Elementen eine spannende und konsistente Geschichte zu entwickeln, die nicht dem schneller-höher-weiter Prinzip folgt.
Ex Libris der Vorzugsausgabe
Aria hat sicherlich keine alltäglichen Erlebnisse, sie interagiert aber immer wieder mit normalen Leuten und verhilft ihnen zu einer stimme oder auch einem Schwert gegen Unterdrückung, Fremdbestimmung oder Gewalt. Oftmals steht dabei typische Männergewalt gegen Frauen im Vordergrund und auch das ist untypisch für eine Mainstream-Serie.
Die Heldin ist dabei durchaus sexy, hat scheinbar auch einen unerschöpflichen magischen Kleiderschrank versteckt aus dem sie immer neue Kleider, Tuniken und Nachtkleidern zieht, darf sich im Normalfall aber natürlich bewegen. Die zurecht kritisierte unnatürliche Broken-Back-Pose wird nur sehr selten gewählt.
4 Bände verbunden mit dem zusätzlichen Material und der jeweiligen Einführung durch den Künstler in die Hintergründe der Entstehung sind zu diesem Preis ein Super-Deal! Das Papier ist dick, wertig und bringt die Farben sehr gut rüber, der Einband ist stabil! Da die Serie nur sehr kursorisch und dann auch noch unter verschiedenen Namen auf Deutsch erschienen ist, gibt es keinen Grund nach alten Exemplaren zu suchen. Die Empfehlung für klassische frankobelgische Fantasy! Es gibt im Übrigen auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Ex Libris.
Vorzugsausgabe
Dazu passen ein gekühltes Weizen mit Grapefruitsaftzusatz und Chip Taylor & The New Ukrainians.
Wie gewohnt publiziert Personalia viele der in StripGlossy vorveröffentlichten Comics anschließend als Album. Jelmer und die Meimoorden habe ich bereits besprochen, die Fantasy-Serie Saul folgt nun, wenn auch mit dem zweiten Band.
Die Story
Saul ist ein typischer Fantasyheld: muskelbepackt, kampferprobt und freier Oberkörper. Der Planet Boritas auf dem die Geschichte spielt bietet einerseits archaische Krieger, die mit Schwertern oder Pfeil und Bogen ausgerüstet sind, andererseits aber auch Reste einer technischen Zivilisation, die über U-Boote und andere fortschrittliche Maschinen verfügt. Das Wissen darum ist aber den meisten verlorengegangen.
Im ersten Band ist Saul von Lea, einer Schwertkämpferin und Kopfgeldjägerin, gefangengenommen worden. Lea will – und das ist der Start der zweiten Folge – Saul in der Hauptstadt Hyremdahr abliefern um die auf ihn ausgesetzte Belohnung von 80.000 Sem zu kassieren. Auf dem Weg in die Stadt müssen sie ein großes Wasser überqueren, finden allerdings keinen Skipper, der sie übersetzen würde. Sie alle haben Angst da bisher niemand zurückgekehrt ist.
Die beiden machen sich also in einem kleinen Boot selbst auf den Weg und damit beginnt die gefährliche und abenteuerliche Reise die jede*n Rollenspieler*in in hellste Freude versetzen würde! Ungeheuer, tierische Gegner, technische Fallen, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Die Story von Willem Ritstier folgt natürlich genretypischen Pfaden, macht das aber auf durchaus spannende Weise und weiß daher zu gefallen! Für alle Storm oder Conan Fans und natürlich für die Liebhaber*innen von Flash Gordon empfiehlt sich durchaus ein Blick!
In den Niederlanden ist Ritstier durchaus bekannt da er in fast allen Comic-Magazinen und auch in einigen Tageszeitungen mit seinen Strips vertreten war. In Deutschland ist nur wenig davon veröffentlicht und so dürfte er am ehesten als Szenarist von Ronson und eines Storm-spinn offs in Erinnerung geblieben sein.
Die Zeichnungen
Apri Kusbiantoro zeichnet ganz in der Tradition von Don Lawrence, dem ursprünglichen Zeichner von Trigan und Storm. Die Gesichter sehen zwar nicht immer gleich aus, es gelingt ihm aber überzeugend, Emotionen in ihnen darzustellen! Sein Verständnis des Körpers ist dagegen sehr hoch entwickelt und so sehen die Kampfszenen sehr realistisch aus.
Für dieses Genre ist ebenfalls notwendig, dass der Zeichner fremde Welten glaubwürdig darstellen kann: Flora und Fauna müssen nicht nur furchteinflößend sein, sondern auch so andersartig, dass Leser*innen sich sofort in einer fremden Umgebung wähnen. Auch das gelingt dem in Indonesien geborenen Künstler sowohl bei den technisch geprägten Landschaften als auch unter Wasser perfekt! Die Affen wirken dagegen etwas wie aus einem frühen Science-Fiction Film.
Der Seitenaufbau und die Gestaltung der einzelnen Panels sind sehr flexibel und abwechslungsreich genug. Obwohl Kusbiantoro an dem klassischen Aufbau festhält sprengen einzelne Rahmen immer wieder das Muster und verlassen auch die rechteckige Form und selbst ganzseitige Illustrationen finden ihren Platz.
Ein gelungenes klassisches Fantasyabenteuer mit SF Einschlag braucht etwas härtere Musik als Begleitung; ein Grund mal Tagada Jones zu empfehlen! Dazu passt die „Hopfenanarchie“ vom Brauhaus Thombansen.
Story: Meredith Finch (6), Jim Zub (7-9), Roy Thomas (10-11), Frank Tieri (12) Zeichnungen: Luke Ross (6), Patch Zircher (7-9), Alan Davis (10-11), Andrea De Vito (12)
Originaltitel: US-Savage Sword of Conan 6 –
12 (2019)
Der erste Sammelband der neuen kämpferischen Abenteuer
des Barbaren aus Cimmerien erzählte eine einzige, längere Geschichte. Die
zweite Folge bringt gleich vier neue Stories von unterschiedlichen Teams und in
unterschiedlichem Look.
Zunächst erzählt Meredith Finch eine klassische Turniergeschichte. Mehrere Favoriten bekommen in einem Arena-Kampf ein wenig Kanonenfutter zugeteilt bevor sie dann untereinander auf Leben und Tod um die Hand einer Schönheit antreten sollen. Leider hat niemand damit gerechnet, dass ausgerechnet Conan unter den „Aufwärmopfern“ sein würde. Netter Plott mit schönem Twist und passenden Bildern von Luke Ross!
Die titelgebende Geschichte zeigt unseren
Schwertkämpfer als Unterstützung für einen Spieler. Als dieser verstirbt muss Conan
seinen Platz einnehmen und schon beginnt das Kartenspiel eine unnatürliche
Ebene zu bekommen. Tatsächlich steckt eine Göttin dahinter und Conan muss sich
gegen Ungeheuer und Magie beweisen. Klassischer Storyaufbau von Jim Zub mit zwei funktionierenden
Cliffhangern und passenden Zeichnungen von Patch
Zircher, der vielleicht ein wenig zu viel Grün für das Magische verwendet.
Sein Stil ist aber an die erfolgreiche Version der 70-er Jahre angelehnt und
das deutet schon eine gewisse Sensation an:
Niemand geringeres als der große Roy Thomas liefert den Plot für den folgenden Zweiteiler, der den Cimmerier zusammen mit einer schönen Frau, einem Kämpfer und ein paar Begleitern auf die Suche nach einem Schatz schickt. Intrigen, ein Hinterhalt durch Wegelagerer und schließlich erneut eine magische Komponente sind genau die Bestandteile, die Leser*innen von dem Barbaren erwarten! Alan Davis gelingt es dabei ausgesprochen gut, die Erwartungen bildlich umzusetzen!
Den Abschluss bildet die graphisch wohl innovativste
Umsetzung von Andrea De Vito, der mit
dem Layout spielt, verschiedene Geschwindigkeiten der Erzählung in Formen und
Farben gießt und damit zeigt, was heute so geht. Die Geschichte von Frank Tieri ist dabei eine gute Vorgabe,
denn sie erzählt von etwas, das nicht ist was es schient zu sein…
Die
Kritik
Conan ist eines der Überbleibsel aus der alten PULP-Ära: kurze Geschichten, die eine Flucht aus dem Alltag ermöglichen, bekannte Rollenmuster aufbrechen und gleichzeitig spannend sind. Sozusagen das Netflix von vor 100 Jahren. Im Comic funktioniert das auch heute noch und die Verbindung aus Kampf und Magie, die es auch „schwächeren“ Personen erlaubt, Macht zu haben, egalisiert das Recht des Stärkeren beträchtlich.
Gerade für die heutige Zeit, in der Jobs nicht
mehr so sicher sind wie noch vor ein paar Wochen, in der die Freizeitvergnügen
plötzlich alleine oder in der Familie stattfinden müssen und in der das
Stresslevel durch erzwungene Inaktivität steigt, vielleicht genau das richtige
Rezept! Nur das mit dem Nachmachen, das ist bestimmt auch in der eigenen Wohnung
nicht das Gewollte!
Dazu passen Nirvana
und ein Frühlings- oder Maibock.
Das mosaik ist eines der wenigen Printmagazine im (auch) Jugendbereich, das seine Auflagenhöhe über die Jahre hinweg nicht nur halten, sondern sogar ein wenig ausbauen konnte. In der relevanten Verkaufsstatistik liegt es damit mittlerweile hinter dem Lustigen Taschenbuch auf dem zweiten Platz. Das Konzept ist seit Jahren gleich: die drei Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax werden per Zeitsprung in eine bestimmte Region zu einer bestimmten Zeit transportiert und erleben dort ihre Abenteuer. Begleitet werden die Comics dabei von Wissensschnipseln, Versuchen, Museumshinweisen etc. um den Leser*innen nicht nur historische Hintergründe zu erklären, sondern auch zu spielend erlerntem neuen Wissen zu verhelfen.
In diesem Monat startet die 20. Zeitreise, die die jungen
Helden in die Südsee gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlägt. Ein Paradies
mögen jetzt viele denken und für die atemberaubende Natur stimmt das sicherlich
auch. Die Veränderungen durch die Zunahme des weltweiten Handels und der
Kolonialisierung unter anderem durch das Deutsche Kaiserreich waren aber nicht
immer einfach.
Das erste Heft
Die drei Kobolde fallen der Besatzung der „Heiderose“ buchstäblich vor den Bug und dürfen das Schiff entern. Die Besatzung ist in Aufregung, denn ein Geist scheint sich auf dem Handelsschiff eingenistet zu haben, und es gelingt den dreien, einen Deal auszuhandeln: Bringen Sie die verschwundene Mütze des Kapitäns zurück, werden sie nicht an Land gesetzt…
Mit dieser stimmungsvollen Einführung der Gegend und der
Grundlagen des Kopra-Handels werden die Leser*innen auf die kommenden
Geschichten eingestimmt: es gibt eine große Konkurrenz unter den Schifffahrtsnationen
um Kopra, das getrocknete Fruchtfleisch von Kokosnüssen. Wie immer steht zu
befürchten, dass es bei diesem Wettbewerb nicht immer fair zugeht und dass
sowohl Einheimische als auch Handeltreibende darunter zu leiden haben werden.
Daneben gibt es aber natürlich auch die spaßige Seite: Der Ursprung der mysteriösen Vorgänge – so viel sei verraten – ist natürlich keinesfalls übernatürlich und wird noch für viele beinahe Nervenzusammenbrüche sorgen.
Die Beilage
Mittlerweile fast schon traditionell wird der Start in eine
neue Welt von einer Beilage begleitet: Die Karte zeigt die Inselwelten der
Südsee und führt in Tierwelt aber auch in geografische Besonderheiten ein. Und:
Wer von euch könnte aus dem Stehgreif den Unterschied zwischen Melanesien,
Polynesien und Mikronesien erklären und dann auch noch Neuseeland richtig
verorten?
Die Möglichkeit für einen Neueinstieg! Tipp: Im Heft sind
Hinweise für magische Momente versteckt! Mit Hilfe einer App können so weiterführenden
Infos und Beiträge abgerufen werden.
Dazu passen „What a wonderful world“ von Israel Kamakawiwoʻole und ein Maracuja-Kokosnuss-Shake!
Üblicherweise schließe ich ja mit Aussagen zur Ausgabe, aber
hier muss ich das umdrehen: So sieht eine fast perfekte Gesamtausgabe aus! Originaltöne
der Künstler, Einordnung in die Zeitgeschichte inklusive einiger Anekdoten,
viel zusätzliches Bildmaterial und dann auch noch eine Erklärung zu den der
Geschichte zugrunde liegenden Sagen in einem schön gemachten Hardcover mit
Effektprägung. Vielen Dank! Einzig editorische Notizen über die bisherigen
Veröffentlichungen hätten noch zur 10 gefehlt, so bleibt es bei einer grandiosen
9,9!
Die nordische Sagenwelt bei Walhalla
Nicht erst seit Ragnar Lodbrock und seinen Abenteuern in „Vikings“ sind Wikinger und ihre alten Sagen wieder en vogue. Insbesondere im Norden und Osten Deutschlands waren sie aber nie ganz verschwunden und so gab es bei Carlsen zwischen 1987 und 1991 bereits sechs Bände der 15 im dänischen Original erschienen Abenteuer.
Im Vorwort des ersten Bandes der Gesamtausgabe – jeder Band
wird drei Geschichten beinhalten – erfahren wir, dass sich Henning Kure, Peter Madsen
und Hans Rancke ursprünglich eine Art
dänischen Asterix vorgestellt hatten. Sie sind dann aber umgeschwenkt auf die
Darstellung der nordischen Götter basierend auf den Liedern sowohl der älteren als auch der jüngeren Edda, den wohl bedeutendsten
Sammlungen der skandinavischen Sagenwelt. Während in Deutschland klassische
Sagen etwa um Siegfried zwar noch als Hintergrundgeschichte für TV-Verfilmungen
dienen oder als Wagnersche Inszenierung zur gesellschaftlichen Hochkultur
zählen, sind die Geschichten im hohen Norden noch viel verwurzelter in der Alltagskultur.
Die Edition Roter Drache aus Thüringen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Werke aus den Bereichen Steampunk, Fantasy, Phantastik und Heidentum zu veröffentlichen, allerdings ohne dabei der in Deutschland so oft vorhandenen Konnotation „nordische Mythen“ gleich „rechts“ zu folgen. Die Gesamtausgabe der dänischen Comics erfolgt dadurch aber in einem spannenden Umfeld und der Verlag hofft sicherlich auch darauf, dass die Comicleser*innen einen Blick auf die Bücher werfen und die klassischen Leser*innen an den Comics nicht vorbeigehen werden.
Die Comics
Odin, Thor und Loki dürften auch in Deutschland den meisten
Leser*innen grundsätzlich bekannt sein. Was aber ist mit dem Rest der
Götterfamilie, den Riesen und den Orten Asgard, Midgard oder Utgard? Wer weiß
noch, wer die Seelen der im Kampf gefallenen Krieger nach Walhall bringt? Zur
Beantwortung all dieser Fragen dient Odins
Reise oder das versäumte Vorwort, das hier ebenfalls abgedruckt worden ist.
In sehr kompakter Weise wird hier grafisch der Grund für die weiteren
Geschichten gelegt.
In Der Wolf ist los wird die Mythe vom Fenriswolf erzählt. Der Fenriswolf wurde größer und größer, stellte somit eine Gefahr für die Asen, die nordischen Götter, dar und musste in Schach gehalten werden. Natürlich wird diese Mythe in der Comicform etwas ausgeschmückt, folgt aber grundsätzlich wie auch alle folgenden Geschichten dem Original wie es in einer der Eddas erzählt wird. Um die Geschichten näher an die Welt der potentiellen Leser*innen zu bringen und sie kindgerechter erzählen zu können, werden zwei neue Hauptpersonen hinzugeschrieben, die Kinder Tjalfi und seine kleine Schwester Röskva. Der kleine, menschliche Junge wird von Loki verleitet, Blödsinn zu machen und muss daher als Strafe Thor dienen. Auch seine schlaue, aufgeweckte Schwester darf mitkommen und fortan begleiten sie Thor. Obwohl die beiden ein sehr kindliches Element in die Story bringen, schadet das der Erzählung nicht, lockert im Gegensatz sogar auf und verhindert einen „Geschichtsunterricht“.
Thors Brautfahrt
bringt die Leser*innen in das Land der Riesen. Thrym hat Thors Hammer gestohlen
und verlangt als Preis für die Rückgabe eine Hochzeit mit Freya. Diese ist
allerdings keineswegs darauf erpicht zu heiraten und schon gar nicht diesen
Riesen. Der einzige Ausweg scheint eine Reise der als Frauen verkleideten
Götter Thor und Loki zu sein. Verwechslungsspaß mit Männern in Frauenrollen ist
deutlich älter als Tootsie oder Mrs. Doubtfire!
Die letzte Geschichte des ersten Bandes zeigt, dass die
nordischen Götter menschlichen Schwächen nicht abgeneigt waren. In Odins Wette lässt sich das Oberhaupt
auf einen Wettstreit ein und behauptet, bessere Krieger für Walhall finden zu
können als die eigentlich zuständigen Nornen. Während seiner Abwesenheit
übernehmen seine chaotischen Brüder die Herrschaft.
Die Zeichnungen
Der erste Band wurde erstmals 1979 veröffentlicht und Peter Madsen hat für die damalige Zeit recht innovativ gezeichnet. Alle Figuren sind etwas überzeichnet und leicht karikiert, Bewegungen wirken eher wie ein Trickfilm im Standbild und der Hintergrund ist manchmal sehr farbig, meistens aber vor allem einfach. Trotzdem ist die Kolorierung von Soeren Hakansson stimmig.
Das ändert sich im Laufe der weiteren Veröffentlichungen
deutlich und sehr schnell: die Figuren werden in ihren Proportionen besser, die
Hintergründe detaillierter und die Seitenaufteilung variabler. Spätestens ab
dem dritten Band merkt man, dass er sich mit seinen Figuren und Settings wohl
fühlt.
Seine Schwarzweiß-Zeichnungen und Illustrationen zeigen viel mehr von seinem Können: Düster und ausdrucksstark fängt er die Unwirtlichkeit der Landschaft und die Distanz von Göttern zu Menschen ein. Und das schließt den Kreis zu den einleitenden Worten, denn der Abdruck so vieler zusätzlicher Illustrationen ist nicht unbedingt üblich! Als Bonus gibt es sogar noch eine Geschichte mit dem eingangs erwähnten Ragnar!
Empfehlung für alle, die sich nicht nur für die eingefahrenen Pfade des frankobelgischen Comics interessieren und ein Stück skandinavische Kulturgeschichte zu schätzen wissen. Ab dem dritten Band werden es im Übrigen deutsche Erstveröffentlichungen sein!
Dazu passen Björk
und ein Spionen IPA aus Dänemark!
Die Werbung verspricht einen Bezug zu Mary Poppins. Im
Wesentlichen wird dieser durch ein ähnliches bildliches Symbol hergestellt:
Eine Frau in einem altmodischen Kleid schwebt über der Erde und hält entweder
einen Schirm oder aber einen Stock in der Hand.
Die Story
Während sich die literarische Figur aber mit viele Musik um
begüterte Kinder gekümmert hat, die vernachlässigt aber keinesfalls gefährdet
waren, steckt Aristophania den drei Kindern eines Toten einen Würfel zu und
verspricht bei Gefahr aufzutauchen. Sie
ist auch wesentlich älter und geheimnisvoller. Als die Mutter der Kinder –
unschuldig – ins Gefängnis geworfen wird und ihren Sprösslingen bestenfalls
eine Tracht Prügel von bezahlten Schlägern, wahrscheinlich aber Schlimmeres
droht, rufen diese mit dem Würfel Aristophania herbei und tatsächlich rettet
diese die Kinder.
Langsam erfahren der kleine Aufbrausende, sein Bruder, der Bücherwurm, und ihre kleine Schwester, dass ihr Vater nicht etwa bei einem Unfall gestorben ist, sich auf der Welt zwei alte Mächte gegenüber stehen und auch, dass sie selbst in dieser Auseinandersetzung eine Rolle spielen. Es geht um das Reich Azur und den verbannten König Gedeon, der die Macht erneut übernehmen möchte. Die wohl einzige Möglichkeit ihn aufzuhalten wäre die verschollene Morgenrot-Quelle. Der Vater der Drei hatte sie angeblich fast gefunden als der böse Rattenmann in Diensten des verbannten Königs ihn tötete.
Und nun, einige Jahre später, bahnt sich ein neuer Kampf an.
Wird Aristophania es schaffen, die Kinder zu beschützen?
Der erste Band der auf vier Teile angelegten Serie führt
zunächst einmal die Personen ein und schildert eindringlich die wirtschaftliche
Lage der Ausgebeuteten zu Beginn der Industrialisierung. Zwar gibt es Kämpfer
für Arbeiterrechte, es gibt aber auch genügend bezahlte Schläger und Schergen
der Gegenseite. Die ältere Frau mit den seltsamen Kräften rettet zunächst die
Kinder aus diesem Setting bevor in einer Art Paradies die Kinder sich erstmals
satt essen und erholen können. Da Kinder allerdings nun mal neugierig sind,
finden sie Stück für Stück immer mehr Hinweise auf die Bedrohung und
beschließen, ihren Vater zu rächen.
Gut aufgebaute Geschichte von Xavier Dorison, der es schafft, den Hintergrund zu entwickeln, die Charaktere vorzustellen und gleichzeitig noch eine spannende Geschichte zu erzählen!
Die Umsetzung
Joël Parnotte ist in Deutschland noch relativ unbekannt, hat mir aber auch mit der Historie-Serie im ZACK und bei SalleckDas Geschlecht derer von Porphyre schon gut gefallen. Die Gesichter sind nicht alle gelungen (der offene Mund sieht manchmal aus wie in der Heidi-TV-Serie), sind aber meistens sehr ausdrucksstark und mit Emotionen und Erinnerungen an früher versehen. Dazu passt auch der etwas rauere Stil, der nicht zu gefallen sucht. Die dunklen Farben für die in der gefährlichen Stadt oder der ebenfalls Gefahr versprühenden Nacht spielenden Szenen ersetzen in diesem Fall die Musik, die im filmischen Medium diese Aufgabe übernehmen würde.
Auch die hellen Szenen, die das leuchtende, frische Grün und
die Sonnenstrahlen fast riech- und fühlbar werden lassen, sind sehr gelungen
und unterstützen wiederum die fröhlichen Szenen. Und auch wenn das jetzt so
klingen könnte, ich finde diese Verstärkungen nicht übertrieben!
Das Layout ist abwechslungsreich und dynamisch und trägt
ebenfalls zur angemessenen Tempovariation bei. Beides zusammen macht wirklich
Lust auf die angekündigten Folgebände.
Kaufen? Ja!
Wer Geschichten mit dunkler und heller Magie mag, die
Auseinandersetzung zwischen den guten und bösen Mächten und dabei nicht die
Heere aufmarschieren sieht, ist hier richtig.
Aristophania ist
eine eigensinnige ältere Dame, die neben den Erfordernissen des langen Kampfes
auch die Bedürfnisse der Kinder sieht und alles für sie tun würde. Die Kinder
wiederum sind keinesfalls zufrieden mit ihrer Situation und möchten sich
beweisen, sind neugierig und
unvorsichtig! Und genau diese menschlichen Faktoren machen den Reiz dieses
Comics aus! Dazu kommt handwerkliche Qualität und eine gewohnt gute Darreichung
durch den Splitter-Verlag!
Dazu passt Kaffee mit Sahne (mit oder ohne weiteren Inhalt)
und Christy Moore etwa mit Ride On.
Mit dem aktuellen siebten Band ist die erste Staffel der Geschichten aus dem Wald des kleinen Volkes abgeschlossen. Unterschiedliche Teams hatten verschiedene Orte in Broceliande als Schauplatz ihrer Interpretation der klassischen Legenden gewählt und die märchenhafte, verzauberte Stimmung wiedergegeben. Mehr zu dem Konzept in der Besprechung von Teil 1.
Die Geschichte
Monsieur Le Gern ist ein erfolgreicher Unternehmer; seine Werften und seine Handelsschiffe erwirtschaften reichen Profit. Leider erfordern sie auch seine Aufmerksamkeit und so begeht er den Fehler, den viele Väter begehen: er vernachlässigt seine Familie, ja, flieht sogar vor den Verpflichtungen seiner Frau und seiner kleinen Tochter gegenüber und ist lieber unterwegs als zuhause. Seine Frau ist bereits vor einigen Jahren gestorben und nun ist auch seine sechsjährige Tochter Lenaig einer Lungenentzündung erlegen ohne dass er sie noch einmal hätte sehen können.
Die Beerdigung findet in der Nähe seines Gutes in der
Bretagne statt, Monsieur Le Gern ergibt sich seinem Selbstmitleid in dem
strömenden Regen und macht sich die größten Vorwürfe. Er versucht, der Welt und
seiner Stimmung im Wald zu entfliehen und trifft unter einer riesigen und
uralten Buche winzige Gestalten, die ihr Gesicht hinter einer Maske aus Holz
verbergen. Sie bieten ihm die Rückkehr seiner Tochter beim nächsten Vollmond
an. Er müsse nur in der Nacht des Vollmondes mit einer Haarsträhne seiner
Tochter und einem Laib Weißbrot wiederkommen.
Natürlich zweifelt der trockene, keinesfalls an Geister
glaubende Mann an sich selbst, glaubt in seinem Wahn geträumt zu haben und hat
die Aufgabe fast schon vergessen. In letzter Minute klaubt er die benötigten
Gegenstände zusammen, übergibt sie dem kleinen Volk und erfährt tatsächlich,
dass seine tote Tochter in genau einem Monat zurückkehren wird.
Wer jetzt an ein schnelles Happy End glaubt, gehört
sicherlich nicht zur Zielgruppe dieser Geschichte! Tatsächlich ist bei allen
Vereinbarungen mit Wesen der Zwischenwelt immer ein Haken an der Sache und so
ist es auch hier. Dem schlechten Vater stehen einige Prüfungen bevor und die
nächsten Jahre zeigen seinen Wandel vom ich-bezogenen
„ich-mache-alles-wieder-gut-Typ“ hin zu einem tiefen Verständnis für die
Bedürfnisse anderer und zu der Fähigkeit zur Empathie. Ohne inhaltlich
vorgreifen zu wollen: Diese Wandlung wird glaubwürdig erzählt. Sie ist nicht
frei von Irrungen und Wirrungen, ja sogar von Rückschlägen, führt aber
letztlich doch zu einem positiven Ende.
Nicolas Jarry, ein
1976 geborener Franzose, ist ein erfolgreicher Szenarist im Bereich der
Fantasy. Am bekanntesten ist sicherlich die Konzeptserie „Die Saga der Zwerge“, die weniger märchenhaft daherkommt. In der Buche des Reisenden darf er beweisen,
dass er auch ohne Actionelemente erzählen kann!
Die Zeichnungen
Das Cover deutet schon den Detailreichtum an, den Francois Gomès in seinen Zeichnungen
bietet! Wenn es in der Geschichte regnet, hört man fast die Tropfen gegen die
Scheibe schlagen, im Wald ist das Rauschen der Blätter vernehmbar und während
der Wartezeiten in dem großen Haus die Einsamkeit! Die Bilder transportieren die
verwunschene Stimmung der Geschichte sehr gut und als Leser*in taucht man von
Anfang an in die Geschichte ein!
Es sind aber nicht nur das Dekors und die Landschaften, die positiv hervorzuheben sind; Auch die Personen, ja sogar ihre Gesichter sind gelungen und heben sich wohltuend von der leider oft präsentierten Massenware ab. Die Mimik transportiert Emotionen, die zu der Geschichte passen ohne zu übertreiben und wechselt zwischen Nahaufnahme und Totale. Einzig der kleine Hund ist etwas zu niedlich überzeichnet.
Das Layout ist dabei sehr abwechslungsreich: Während die
einzelnen Panele teilweise durch Weißraum getrennt sind, überlagern sie sich
andernorts oder schweben über einem Hintergrund. Auch ihre Größe und Form ist
variabel, dienen dabei aber immer der Geschichte und verändern so das Tempo.
Viele Illustrationen könnten dabei auch ohne den Comic für sich selbst stehen
und würden sich als Poster oder als ExLibris anbieten. Es bleibt eigentlich nur
zu wünschen, dass wir von diesem Zeichner mehr auf Deutsch (oder
Niederländisch) zu sehen bekommen werden.
Eine klare Empfehlung!
Wie immer ist an der handwerklichen Darbietung bei Splitter nichts auszusetzen! Ein wertiges Hardcover im etwas größeren Format, gute Farben auf festem Papier und in diesem Fall sogar noch ein durchgehendes Rückenbild über die sieben Teile der Serie 🙂
Für alle Liebhaber*innen von Sagen und märchenhaften
Begegnungen mit dem kleinen Volk fast schon ein Muss. Die Geschichte ist dabei
meines Erachtens sogar für verschiedene Altersgruppen lesbar und erlaubt eine
unterschiedliche Rezeption, zeigt sie doch eigenständige Entwicklungen von
Vater und Tochter und erlaubt somit unterschiedliche Blickwinkel und
Erkenntnisse. Die Reihe ist auch auf Niederländisch bei Daedalus erhältlich,
dieser Band ist aber noch nicht erschienen.
Dazu passen ein Getränk auf Apfelbasis (je nach Wunsch mit oder ohne Alkohol) und Musik aus der Gegend, etwa von Gwerz.
Das erste Halbjahr 2020 bringt Klassiker für alle! Überraschungen inklusive 🙂
Ansgar Lüttgenau, Programmleiter von All Comics beantwortete unsere Fragen
Das neue Jahr steht vor der Tür und damit auch die neuen
Halbjahresprogramme der Comic-Verlage. Ich habe kurz vor Weihnachten das
folgende Interview mit Ansgar Lüttgenau geführt. In den ersten sechs Monaten
von 2020 werden insgesamt elf verschiedene Titel erscheinen. Jeden einzelnen
davon wird es auch als limitierte Vorzugsausgabe geben!
c-o: Hallo Ansgar,
kannst Du Dich den Leser*innen von comix-online kurz vorstellen? Was machst du,
wenn Du nicht gerade am neuen Programm bastelst?
Obwohl wir mit mehr als 20 Neuerscheinungen im Jahr mittlerweile eine Größe erreicht haben, die eigentlich eine Vollzeitbeschäftigung voraussetzt, läuft der ganze Verlag immer noch als Hobby so nebenher. Den Lebensunterhalt verdiene ich im Vertrieb bei einer Wirtschaftsauskunftei und wenn ich nach Feierabend mal nichts für den Verlag machen muss, freuen sich auch die Kinder mal ihren Vater zu sehen.
c-o: Der All-Verlag
wird immer mehr zu einem Ort für Klassiker; 2019 hast du einerseits alte
ZACK-Recken wie Bruno Brazil und Luc Orient zurückgebracht,
andererseits aber auch mit Wally Wood einen Altmeister der Science
Fiction verlegt. Natürlich dürfen wir bei dieser Aufzählung auch André
Franquin nicht vergessen. Welche Überraschung bietet das neue Programm?
Ein Verlag für Klassiker. Das ist tatsächlich die Richtung in die es gehen wird. Speziell Klassiker für die es keine Druckdaten im Ausland mehr gibt, sollen in den nächsten Jahren das Rückgrat des Programms bilden. In dem Bereich gibt es noch echte Perlen, an die sich wegen des Aufwands niemand sonst ranwagt. Sozusagen als Test veröffentlichen wir ab Mai die Serie Alain Chevallier von Christian Denayer von dem wir ja auch schon Wayne Shelton im Programm haben. Diese Rennfahrerserie, die es seit Jahrzehnten auch in Frankreich nur noch antiquarisch gibt, lief übrigens in den 1970er Jahren unter dem Titel Rolf Thomsen auch im alten Zack. Das hat dann natürlich auch was mit Autorenpflege zu tun, die uns sehr wichtig ist. Deshalb wird es auch weiteres Material von Paape und Vance geben. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Neben André Franquin werden demnächst (vielleicht)
auch noch weitere große Namen zu den bei uns veröffentlichten Künstlern zählen.
Los gehts in diesem Programm mit Goscinny
und Tabary. An weiten Projekten z.B.
von Moebius und Hermann arbeiten wir. Mal sehen, was da noch geht.
c-o: Wie schwierig ist es, gleichzeitig für Serien wie Hombre auf der einen und etwa Valentin auf der anderen Seite Werbung zu machen?
Da musst du unseren Grafiker fragen. Der hat da mehr oder weniger freie Hand. Im Prinzip macht das aber keinen großen Unterschied. Wichtig ist eigentlich nur, dass man die richtige Werbung im richtigen Objekt macht. Für den Franquin/Gotlib-Titel Slowburn haben wir zum Beispiel eine „Anzeige“ im aktuellen Buchjournal gemacht, das in einer Auflage von 220.000 Exemplaren in fast jeder Buchhandlung in Deutschland ausliegt. Das bot sich einfach an, weil wir für diesen Titel, der sich optimal als kleines Geschenk eignet, als Absatzkanal weniger den Comichandel sondern mehr den klassischen Buchhandel sehen. Außerdem versuchen wir natürlich immer auch außerhalb des klassischen Comicbereichs wahrgenommen zu werden und haben uns in letzter Zeit deshalb besonders gefreut, dass unsere Titel auch in Medien wie dem Tagesspiegel bzw. der Süddeutschen Zeitung Erwähnung gefunden haben.
Vorzugsausgabe von Alwilda 2
c-o: In den folgenden
Monaten wirst Du einerseits vier Gesamtausgaben bringen, daneben startet mit Alain
Chevallier aber auch ein Klassiker wieder mit Einzelbänden. Welche
Überlegungen stecken dahinter? Oder folgst du damit den Vorgaben der Lizenzgeber?
Meiner Meinung nach geht der Trend grundsätzlich wieder zu Einzelbänden. Die nehmen zwar mehr Platz im Regal weg, bieten aber eine viel bessere Möglichkeit eine Serie zu präsentieren. Wenn es allerdings wie bei Lady S. oder Wayne Shelton bereits Einzelalben in adäquater Form gibt, entscheiden wir uns in der Regel für Gesamtausgaben. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Welche Publikationsform wir wählen, entscheiden wir im Einzelfall. Nicht zuletzt spielt dabei natürlich auch die Überlegung nach der Verkäuflichkeit eine große Rolle. Vom Lizenzgeber gibt es diesbezüglich eigentlich normalerweise keine Vorgaben.
Vorzugsausgabe Lady S. 2
c-o: Im Regelfall
erscheinen neben dem regulären Band auch Vorzugsausgaben. Warum sollte man sich
diese zulegen?
Gute Frage. Unsere Vorzugsausgaben enthalten ja einen Schutzumschlag oder ein Variantcover und ein auf 111 Exemplare limitiertes nummeriertes und, wenn der Zeichner noch lebt, auch signiertes Exlibris. Das macht die Bücher grundsätzlich um einiges hochwertiger. Außerdem bekommt man nur in den Vorzugsausgaben das komplette Bildmaterial. Bei Luc Orient sind das zum Beispiel Illustrationen die für französische Exlibris, Poster usw. entstanden und als Drucke nur in unseren VZA enthalten sind. Bei Bruno Brazil sind es Cover der französischen Alben Neuausgaben und bei Hombre bzw. Wally Wood Alben- und Heftcover die nicht im Bonusteil auftauchen sondern die wir exklusiv nur für unsere Exlibris verwenden. Bei Alben von Künstlern die noch unter uns weilen, wie Lady S. oder Wayne Shelton lassen wir natürlich exklusiv neue Illustrationen anfertigen. Für mich ist dabei der direkte Kontakt mit dem Künstler eigentlich immer das interessanteste. Manchmal gibt es dabei aber auch Anforderungen die kaum zu erfüllen sind. So hatte sich der 79jährige Richard Corben ausbedungen die Exlibris Blätter von Schatten auf dem Grab nur zu signieren, wenn die Versand- und Zollformalitäten auch für die Rücksendung komplett von uns übernommen werden. Da das von Deutschland aus nicht möglich war, mussten wir einen in den USA lebenden Onkel meiner Frau, von dessen Existenz ich erst wenige Wochen vorher durch Zufall überhaupt erst erfahren hatte, bitten das für uns zu übernehmen. Das Ganze war eine ziemlich aufwändige Aktion die mehrere Monate gedauert hat und die ich mir so sicher nicht nochmal antun würde.
c-o: Wie sieht es
2020 mit Messen und Börsen aus? Kann man euch im nächsten Jahr irgendwo auch
persönlich treffen?
Natürlich werden wir auch 2020 wieder im Mai und November einen Stand auf unserer „Heimbörse“ in Köln haben. Wer die nächsten Luc Orient Ausgaben oder die Valentin Gesamtausgabe von Goscinny bereits einige Zeit vor dem eigentlichen Verkaufsstart erwerben will, sollte dorthin kommen. Meist haben wir dort das Maiprogramm erstmals dabei. Die wichtigste Veranstaltung im nächsten Jahr wird für uns aber der Comic Salon in Erlangen sein. Da wir bis dahin auf fast 100 Veröffentlichungen zurückblicken können, ist es an der Zeit endlich auch in diesem Bereich etwas professioneller aufzutreten. Deshalb haben wir uns entschlossen eigens einen Messestand bauen zu lassen an dem wir dann mit Christian Denayer (Wayne Shelton/Alain Chevallier) und Philippe Aymond (Lady S./Bruno Brazil Neue Abenteuer) zwei unserer „Hauskünstler“ adäquat präsentieren können.
c-o: Dein Tipp für
das erste Halbjahr? Was sollte man sich als Comicfan auf gar keinen Fall
entgehen lassen?
Da müsste ich ja jetzt das komplette Programm aufzählen. Aber für mich persönlich sind natürlich die alten Zack-Serien Luc Orient, Bruno Brazil und aktuell Alain Chevallier (Rolf Thomsen) ein besonderes Highlight, weil ich damit aufgewachsen bin. Außerdem freue ich mich immer über einen neuen Band der Wally Wood Gesamtausgabe. Da erscheint der nächste Band aber erst wieder im 2. Halbjahr 2020. Übrigens eins der wenigen Bücher die ich nochmal lese, wenn sie von der Druckerei geliefert worden sind. Bei den meisten Büchern reicht es mir, wenn ich sie während des Produktionsprozesses x-mal gelesen habe.
Ex Libris der Hombre Vorzugsausgabe
c-o: Für die
Statistik zum Abschluss noch ein kurzer Rückblick auf 2019: Was waren deine
Topseller? Gab es positive oder negative Überraschungen mit denen Du so nicht
gerechnet hättest?
Unser Topseller ist immer noch Wunderwaffen. Davon gehen immer jeweils deutlich über 1000 Exemplare mit der ersten Auslieferung in den Handel. Einige Bände sind bereits in der 3. Auflage und es stehen schon wieder weitere Ausgaben zur Neuauflage an. Ein unerwarteter Verkaufserfolg war auch Hombre. Obwohl wir uns in unserem Internetform einige Kritik wegen der nicht chronologischen Veröffentlichung gefallen lassen mussten, ist der Titel seit einigen Wochen, bis auf ein paar Büchern in unseren Shop, komplett vergriffen. Voraussichtlich wird es eine Neuauflage zusammen mit Band 2 im Februar geben. Slowburn und Die neuen Abenteuer von Bruno Brazil werden wohl die nächsten Topseller werden. Genaueres kann man aber erst sagen, wenn die erste Abrechnung vom Vertrieb vorliegt.
c-o: Besten Dank und
wir freuen uns mit Dir auf das starke Programm!