Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 € ISSN: 1438-2792
Bisher ist der Oktober alles andere als kalt und erlaubt, die Heizung noch ausgeschaltet zu lassen. Des einen Freud ist des anderen Leid und so erfahren wir gleichzeitig von Klimaaktivist*innen, die Gemälde attackieren, um auf die Zerstörung der Umwelt hinzuweisen. Dass die Gemälde dabei wegen einer Glasscheibe gar nicht beschädigt werden, wird in der Berichterstattung übrigens gerne verschwiegen. Das aktuelle ZACK berichtet von vielen alternativen Welten, ein Bezug zum Klima ist dabei allerdings nicht so deutlich.
Die bereits angekündigte Gesamtausgabe von Johnny Focus startet übrigens in Kürze.
Die Neustarts
Cover-Boy dieser Ausgabe ist Michel Vaillant. Der klassische ZACK-Held wird mittlerweile von Denis Lapière getextet, der Band fügt sich aber nahtlos in die zweite Staffel ein. Vaillante wird ja seit dem letzten Band von einer Frau geleitet. Nun, da das Überleben der Firma gesichert erscheint, geht es ihr auch darum, die eigenen Stärken durch Zukäufe zu unterstützen. Währenddessen soll Michel erstmals eines der berühmtesten Rennen der USA fahren: Pikes Peak! Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil bringen die Rennszenen sowie die Natur sehr schön auf das Papier, die Figuren wirken moderner und daher manchmal etwas ungewohnt. Für Langzeitfans gibt es übrigens schon auf dem Cover eine Reminiszenz an den Vailante Mystére!
Und auch Aida Nur kehrt zurück. Im Schatten von Anubis müssen die Protagonist*innen des ersten Teils feststellen, dass es möglicherweise doch nicht so klug war, den Handel mit Antiquitäten auf eigene Faust durchführen zu wollen. Sussi Bech präsentiert eine Geschichte mit einer starken Heldin und interessanten Nebenfiguren in Stile der klassischen Klaren Linie. Trotzdem wirkt die Geschichte in keinster Weise altmodisch!
Die Fortsetzungen
Die Flintenweiber hätten nach der wilden Schießerei eine Ruhepause eigentlich dringend nötig. Da sie aber herausfinden wollen, warum so viele Parteien an dem Siegelring interessiert sind, machen sie sich erneut nach Paris auf. Dort ist allerdings der deutsche Geheimdienst mit einem großen Aufgebot hinter ihnen her. Das Porträt des Antiquitätenhändlers ist eine Mischung aus witziger Alternativwelt, die Fabelwesen und Menschen in Alltagskonflikte stürzt, einem spannenden Krimi und einer Actionkomödie mit drei toughen Heldinnen von Ètienne Willem. Pierre Pevel ist dagegen dafür verantwortlich, dass die Teile auch nahtlos ineinandergreifen und Spaß während des Lesens aufkommt. Viele der Szenen zwingen einen dazu, zunächst die Story zu erfassen, und dann später wiederzukommen, um die Details zu genießen. Bravo!
Auch MADI von Duncan Jones und Alex de Campi geht in die dritte Runde. Die Zeichnungen stammen dieses Mal von LRNZ, der den Platz der Seite komplett ausnutzt. Die Farben kennen wenig Nuancen und so wirkt das Ganze flächig, obwohl sehr viele Details vorhanden sind. Eher ungewöhnlich im ZACK, durch die Vielfalt der Stiele in diesem Comic aber jedes Mal überraschend! Es war einmal in der Zukunft ist in jeder Hinsicht anders: filmisch erzählte Science-Fiction mit unverkennbar britischem Einfluss. Durch die Episodenstruktur eignet sich die Geschichte aber perfekt für ein Magazin und die düstere Vision von zukünftigen (Wirtschafts-)Kriegen und Söldner*innen ist spannend!
Der Abschied
In einer Fantasy-Story muss nicht unbedingt alles ganz logisch sein. Insofern ist es vielleicht akzeptabel, dass Saul zunächst mal in einer nicht näher beschriebenen „Wächter“-Situation gefangen scheint, um sich dann in eine völlig andere Lage zu begeben. Immerhin hat Willem Ritstier damit die Ausgangslage in Endstation wieder hergestellt. Wer muskelbepackte Männer mag, wird an den Zeichnungen von Apri Kusbiantoro seine Freude haben. Ich persönlich würde einer Conan-der-Cimmerier-Story den Vorzug geben.
Und sonst?
Gleich zwei Parker & Badger sowie zwei Tizombi Seiten präsentieren Szenen aus dem Alltag der notorisch klammen Schwerenöter und zeigen die Auswirkungen des Hörig-Seins. Willkommene Abwechslung zwischen den Serien. Das gilt natürlich auch für die News und die Kurzberichte. Die Jubiläumsseite erinnert an den ersten Auftritt von Rick Master im ZACK, Christian Endres berichtet über Sandman von Neil Gaiman sowie die Netflix-Adaption und Michael Hüster gratuliert zu 15 Jahren Finix!
Die Mischung machts: Michel Vaillant ist einer der ganz Alten, der allerdings jung geblieben ist. Aida Nur und MADI stehen an unterschiedlichen Enden der Breite der Stilrichtungen und Saul und die Flintenweiber zeigen, wie unterschiedlich man Fantasy-Einflüsse aufnehmen kann. Jede*r mag etwas nicht so gerne mögen, freut sich hoffentlich aber doch über die Horizonterweiterung, die nur in einem breit gefächerten Magazin möglich ist.
Dazu passen The Style Council mit „Walls come tumbling down“und ein Rotes Urtyp aus der Ostermann Braumanufaktur.
Es gibt eigentlich zwei Comic-Helden, die die Generation ZACK im Wesentlichen repräsentieren: Rick Master und Michel Vaillant. Während der erstere seine Gesamtausgabe auf Deutsch schon komplettiert hat, ist für zweiteren die Collector’s Edition gerade angelaufen und nun bei Band 4 angekommen. Und bevor jetzt ein Shitstorm anläuft: Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe von erstklassigen Held*innen, die Tintin, Spirou und ZACK zu dem gemacht haben, was sie waren bzw. noch sind. Die Jahreswertungen wurden aber mehrheitlich von eben diesen beiden angeführt. Und nicht zuletzt haben auch beide den Sprung in eine modernisierte Version geschafft.
Der Visionär
Jean Graton war nicht nur ein Meister seines Faches was die Zeichnungen betraf. Er hatte schon früh die Werbewirksamkeit von etablierten Comicfiguren erkannt und zunächst mit PubliArt, später mit seinem eigenen Studio unter anderem Michel Vaillant vermarktet. Daneben war er aber auch ein Fan von größtmöglicher Authentizität und Genauigkeit. Am liebsten war er vor Ort, schnupperte Benzin und genoss das Dröhnen in den Ohren. Sollte das nicht möglich sein, nutze er ein Netzwerk von Kontakten, um sich über Fotos und Literatur in die Rennstrecken und die verschiedenen Wettbewerbe einzufühlen.
So war es auch kein Wunder, dass er 1964 in Die Ehre des Samurai den Einstieg einer japanischen Firma in die Formel 1 vorwegnahm. Der tatsächliche Start von Honda folgte dann 1965. Sehr geschickt werden in diesem Band japanische Ehrvorstellungen, altväterliche Flapsigkeit und Gefahren risikobereiten Fahrens miteinander vermischt. Die Geschichte enthält aber auch eines der humoristischen Glanzlichter der frühen Jahre, wenn der Patriarch auf seinem Fahrrad mit der Fahrweise der jungen Wilden in Konflikt gerät. Diese Situation wird noch über Jahre immer wieder auftauchen. Zudem zeigt Graton, dass er durchaus gewillt ist, der Emanzipation Raum zu geben und die Familie offener zu gestalten als Traditionalisten es wünschen würden.
Spannung in Indianapolis ist eines der vielen Abenteuer, das Geschehen auf den Rennstrecken mit kriminellen Aktionen gegnerischer Rennställe verknüpft. Absolute Lieblingsgegner sind dabei sicherlich die Schurken, die hier für die Texas Driver’s fahren. Und in Die Ritter von Königsfeld beweist der Künstler, dass er nicht nur Rennstrecken auf das Papier bringen kann, sondern auch altertümliche Schlösser samt allen Voraussetzungen für eine Mystery-Geschichte. Rennfahrer verschwinden spurlos während Michel und Steve auf dem Schloss Königsfeld die Bekanntschaft von Vater und Tochter Spangenberg machen. Auch diese Geschichte wird sich fortsetzen.
Der Reiz der Serie
Natürlich besticht Michel Vaillant vor allem dadurch, dass niemand sonst das Renngeschehen so glaubwürdig auf das Papier bekommt. Das Renngeschehen spielt sich vor den Leser*innen fast wie bei einer TV-Übertragung ab und lässt ein Mitfiebern zu. Dabei bleibt es aber nicht: Soap-Effekte lassen die Familie Vaillant wachsen, an Konflikten reifen und – vor allem – von Band zu Band langfristige Rahmenhandlungen erleben. Dabei werden die Figuren zwar kaum älter, heiraten aber, werden Eltern, …
Zusätzlich hat Jean Graton ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Studiomitarbeiter. Christian Denayer etwa wird später Alain Chevallier auf den Markt bringen. Bei den hier abgedruckten Bänden ist er noch als Zeichner für die Autos verantwortlich und unterstützt somit die Produktion der neuen MV Geschichten. Die Collector’s Edition bringt dabei nicht nur die Alben in ungekürzter Version, sondern auch Kurzgeschichten und so rundet Der Autosalon 1946 die Comic-Sammlung ab.
Zusätzliches Material
Eine ordentliche Gesamtausgabe muss heutzutage mehr liefern als eine angemessene Präsentation der Bildgeschichten und so ist es auch hier. Die einzelnen Abenteuer werden von Details zur Veröffentlichungshistorie begleitet und zeigen Magazintitelbilder und sonstige Illustrationen. Zusätzlich gibt es zu den einzelnen Bänden Hintergrundinfos und Volker Haman führt durch die Rezeption von Jean Graton in Deutschland.
Selbst diejenigen, die schon alle Einzelbände im Regal haben, könnten durchaus auf die Idee kommen, sich die Collector‘s Edition zusätzlich anzuschaffen. Für alle anderen die Gelegenheit, die Serie in überschaubaren zeitlichen Abständen zu komplettieren!
Dazu passen ein Bölkstoff (auch wenn es von der zwei-rädrigen Variante des Rennsports kommt) und Noir Désir mit „Le Vent Nous Portera“.
Ansgar Lüttgenau zum Programm des All Verlag für das zweite Halbjahr 2022
c-o: Hallo Ansgar, schon wieder ein halbes Jahr rum. Aktuell sieht es so aus, als ob ein wenig Normalität in das alltägliche Leben zurückkehren würde: Veranstaltungen dürfen wieder stattfinden und der direkte Kontakt mit den Leser*innen wird für Euch wieder möglich. Auf der anderen Seite führt der Krieg mitten in Europa natürlich allen vor Augen, wie labil und gefährdet Sicherheit und Frieden sind. Was erwartest du von den kommenden Monaten?
AL: Ich freue mich erstmal auf Erlangen. An unserem Stand im Hauptzelt auf dem Schlossplatz wird am Freitag und Samstag Philippe Aymond seine Serien Lady S. und Bruno Brazil signieren.
Was die nächsten Monate ansonsten für den Verlag bringen wird man sehen. Trotz den exorbitanten Papierpreiserhöhungen werden wir im 2. Halbjahr einige notwendige Nachdrucke z.B. von Lederstrumpf, Messalina und Wunderwaffen in Auftrag geben.
Die Klassiker
c-o: Dein neues Programm setzt die Schwerpunkte der vergangenen Jahre fort. Beginnen wir mit den Klassikern: Du hast die Cartoon-Reihe Hägar gestartet. Hast du schon eine Ahnung über den Erfolg der ersten beiden Teile?
AL: Die Jahrgänge bis 2016 gab es ja bereits einmal von Egmont, sind aber teilweise auch antiquarisch kaum noch zu finden. Deshalb verkaufen sich auch die alten Bände nochmal und die neuen Jahrgänge braucht man auf jeden Fall, um die Egmont Ausgabe zu komplettieren.
Natürlich haben wir nicht die Vertriebspower von Egmont aber die Bücher verkaufen sich zumindest so gut, dass wir schon eine weitere Cartoonserie in Vorbereitung haben.
Zum 50. Jubiläum von Hägar soll es ja nächstes Jahr auch noch eine große Ausstellung geben, was sicherlich auch nochmal einen Schub bringt.
c-o: Mit Yalek und Alain Chevallier werden zwei ZACK-Serien fortgesetzt, mit Spaghetti ein alter Klassiker aus dem Tintin-Magazin. Gibt es eigentlich noch ungehobene Schätze in den Archiven?
AL: Da gibt es noch eine ganze Menge toller Sachen. Leider liegen die Rechte dann in der Regel bei den Erben der Künstler und die sind zerstritten oder möchten aus irgendwelchen Gründen keine Veröffentlichung oder man findet sie einfach nicht. Damit ist so ein Projekt dann in der Regel gestorben. Mit genügend Zeit und detektivischem Spürsinn kann man aber manchmal doch einen Erfolg erzielen, wie z.B. bei Jerry Spring, Pharao und Lederstrumpf.
Graphic Novel im All Verlag
c-o: Mit Nur noch Stille gehst du in das Segment Graphic Novel, richtig? Wird das im Zweifel noch ausgebaut werden?
AL:Ein Stern aus schwarzer Baumwolle würde ich auch dort verorten und obwohl ich denke, dass das das beste Buch in unserem gesamten Programm ist, hat es sich nicht gut verkauft. Trotzdem machen wir einen weiteren Versuch mit Nur noch Stille. Die Serienmörderthematik ist vielleicht auch noch interessanter als Rassendiskriminierung. Und außerdem ist der Zeichner durch seine Serie „Der Gesang der Strygen“ auch noch vielen Lesern in positiver Erinnerung.
c-o: Lederstrumpf, die Wunderwaffen und auch die Sechste Waffe sind Serien, die der All Verlag in Deutschland etabliert hat. Man konnte in den letzten Monaten überall lesen, dass das Comicsegment einer der wenigen Bereiche mit Zuwächsen im Print war. Kannst du das bestätigen?
AL: In der Coronazeit wurde mehr gelesen, was sich auch in den Verkaufszahlen niedergeschlagen hat. Nicht umsonst haben wir unser Programm deutlich ausgebaut, obwohl das eigentlich erst in ein paar Jahren geplant war.
Nur für Erwachsene
c-o: Nach dem Erfolg von Messalina legst du jetzt im Bereich der Comics für Erwachsene deutlich nach. Gibt es schon Reaktionen darauf?
AL: Der Erfolg von Messalina hat mich ehrlich überrascht. Wir hatten die Lizenz ja schon einige Jahre und ich habe die Veröffentlichung immer wieder verschoben, weil ich dachte, dass das Thema Pornografie im Comic eigentlich durch ist. Aber da beide Bände kurzum vergriffen waren und weiterhin Nachfrage besteht, habe ich mich wohl getäuscht. Wir drucken jetzt bald nach und veröffentlichen mit Bang Bang von Jordi Bernet eine weitere Reihe mit ähnlicher Thematik. Man könnte sagen, „Torpedo“ für Erwachsene.
Tops’n‘Flops
c-o: Wie immer zum Abschluss die Frage nach deinem Lieblingstitel für die kommenden Monate und nach den Tops und Flops der Vergangenheit.
AL: Eigentlich waren für dieses Programm noch zwei weitere Titel geplant, und zwar ein weiterer EC Archiv-Band von Wally Wood, für den wir aber bis heute auf die Druckdaten aus den USA warten und ein Moebius-Titel, dessen Bonusmaterial bisher von Frau Giraud nicht freigegeben wurde und den wir deshalb ins nächste Programm verschoben haben. Der Moebius-Band hätte eigentlich der Toptitel in diesem Programm werden sollen. Nun fällt diese Ehre Nur noch Stille zu, der mit perfekter Zeichentechnik und konstanter Spannung in der Schnittmenge von Southern Gothic und spannungsgeladenem Thriller angesiedelt ist.
Am besten verkauft haben sich in den letzten 12 Monaten: Lady S., Die erotische Kunst von Wally Wood, Messalina, Wunderwaffen, Gil St. Andre, Lederstrumpf.
c-o: Vielen Dank, Ansgar für das Interview! Viel Spaß auf Messen und natürlich weiterhin viel Erfolg!
Das Programm im Einzelnen
Wie immer gibt es beim All Verlag zu jedem Titel auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Ex Libris und teilweise Variantcover. Zu Teil 1/2022.
Story: André-Paul Duchâteu Zeichnungen: Christian Denayer Originaltitel: Patrick Leman – Orange sur la route, La peur mène la course & Razzia sur la Fulgura
Softcover | 72 Seiten | Farbe| 19,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen
Limitiert auf 555 + 55 Exemplare
ISBN: n/a
Seitdem das ZACK aus dem Mosaik Verlag zu Georg F.W. Tempels Blattgold gewandert ist, gibt es auch wieder ein Albenprogramm. Nur für Abonnent*innen erscheinen ausgewählte, limitierte Produktionen. Bisher ging es dabei mit Michel Vaillant, Johnny Focus und Bob Morane um Serien, die auch im ZACK erschienen sind. Mit Patrick Leman gesellt sich ein Titel dazu, der im ZACK hätte erscheinen können. Die drei hier abgedruckten Geschichten bringen den Spirou-Helden von Anfang der 70-er Jahre komplett in deutscher Erstveröffentlichung!
Heiße Autos, eiskalte Verbrecher
André-Paul Duchâteu ist nicht nur ein vielseitiger, sondern auch ein begabter Szenarist, der einige Klassiker des frankobelgischen Comics geschrieben hat. Im ZACK sind davon Rick Master, Yalek, Pharaon und Alain Chevalier erschienen. Ihnen ist gemeinsam, dass actiongeladene Stories oft mit einer Krimi-Note verknüpft sind. Gerne bringt er auch Auto-Verfolgungsjagden unter.
Bei Patrick Leman darf er beides verbinden. Der junge Held ist ein Motorsportler und hinter dem Lenkrad zuhause. Sturm auf der Strecke thematisiert einen gefährlichen Eingriff in den Ablauf einer Rallye und in die Angst fährt mit muss man befürchten, dass ein Pilot die Rennserie mit allen Mitteln gewinnen möchte. Jedenfalls häufen sich die Unfälle.
Überfall auf den Fulgura ist erneut eher Krimi als Renngeschichte. Es geht um ein komplett neu entwickeltes Auto für die neue Saison. Natürlich soll es der Konkurrenz erst so spät wie möglich präsentiert werden, doch Industriespionage ist in diesem Gebiet leider weit verbreitet. Mehr zu dem Autor demnächst in der Reddition.
Realismus und Rasanz
Die Zeichnungen erlauben das Mitfiebern der Leser*innen. Bei den Rennszenen glaubt man, in unmittelbarer Nähe zu sein. Das ist natürlich kein Wunder, denn Christian Denayer hat sein Handwerk zunächst bei Jean Graton gelernt und dort für Michel Vaillant unter anderem die Rennwagen gezeichnet. Später erledigte er den gleichen Job für Tibet bei Rick Master. Bei Alain Chevallier war er für die Zeichnungen allein verantwortlich, für High School Generation hat er sogar Text und Bilder beigesteuert.
Seine Hintergründe sind detailverliebt: kleine Äste, einzelne Steine im Mauerwerk oder aufspritzender Kies gelingen perfekt, und die Autos könnten fast als Werbeprospekt-geeignet durchgehen. Insbesondere die Szenen im Dreck und bei Regen lassen die Gefahr des zu schnellen Fahrens deutlich werden. Mehr Dramatik geht nicht!
Ein neuentdecktes Kleinod!
Eigentlich erstaunlich, dass trotz der Vielzahl an Verlagen noch niemand auf die Idee gekommen war, dieses Kleinod zu heben! Allen Fans von Michel Vaillant (1. Staffel) sei dieser Band ans Herz gelegt! Auch wer Rick Master liebt, kann hier nichts falsch machen, und die Leser*innen des zu Rolf Thomsen eingedeutschten Alain C. werden hier auch komplettieren wollen.
Der Band ist allerdings nur für die Abonennt*innen des ZACK bestimmt. Wer ein solches besitzt, kann sich eines der 555 + 55 Exemplare sichern. Patrick Leman ist aber auch Bestandteil der limitierten Box zum Erscheinen des ersten ZACK vor 50 Jahren. Dann ist sogar noch ein passendes Ex Libris dabei.
ExLibris aus der Box zum 50. ZACK Jubiläum
Dazu passen Brody Dalle mit „Rat Race“ und ein energieliefernder Smoothie!
Im April jährt sich die erste Ausgabe des damals neuen Comicmagazins ZACK zum 50sten mal. Der zum Springerkonzern gehörende Koralle-Verlag bot frankobelgische Kunst nicht als erster, auch Kauka, Semrau und die Mickyvision hatten das schon getan. Das ZACK brachte aber erstmals nur frankobelgische Ware, verstand es, seine Leser*innen mit Aktionen, Club-Geschehen und redaktionellen Seiten zu binden und erhielt schließlich sogar einen europäischen Award dafür.
Das Jubiläumscover
Zu Hochzeiten hatte das Heft Ableger in mehreren Ländern und Künstler, die ihre Serien nicht mehr bei Tintin, Spirou oder Pilote ablieferten sondern hier. Man war also vom Lizenznehmer zum Lizenzgeber geworden. Das Heft wurde von ZACK-Alben und ZACK-Paraden im Taschenbuch begleitet und schaffte es, den Markt nachhaltig zu prägen („Generation ZACK“). Trotzdem war irgendwann die Luft raus und das Konzept und die Marke verschwanden 1980 vom Markt.
Die Jahre vergingen und verschiedene Magazine versuchten immer mal wieder vergeblich, an die alten Erfolge anzuknüpfen. 1999 schließlich war es soweit, im Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag erschien eine neue Nummer 1 und unterschiedliche Chefredakteure entwickelten das Konzept des „neuen“ ZACK weiter. Nach 255 Ausgaben schließlich wechselte das ZACK in den Blattgold Verlag. Der Chefredakteur Georg F.W. Tempel ist seitdem auch Herausgeber und Verleger.
Comix-online hat das ZACK schon immer begleitet und so war es nur logisch, nachzufragen, wie das Jubiläumsprogramm aussehen wird und was die Leser*innen in 2022 sonst noch erwarten wird. Wie schon in den 70-ern gibt es neben dem Heft auch wieder zusätzliche Aktivitäten: Ein Album-Programm exklusiv für Abonennt*innen, Blechschilder und Pins und bald sogar eine Comic-Reihe für alle. Vorhang auf!
Das erste „neue“ ZACK
Das Interview
c-o: Hallo Georg, 2022 ist für das ZACK ein ganz besonderes Jahr, ist es doch 50 Jahre her, dass die erste Ausgabe im damaligen Koralle-Verlag erschien. Du hast schon mehrfach angedeutet, dass besonderes geplant ist. Kannst du hier den aktuellen Planungsstand nochmal zusammenfassen?
GT: Genau, im April 1972 ist das erste ZACK-Heft im Koralle Verlag erschienen. Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass die Nachbeben dieses Starts auch heute noch in der deutschen Comic-Szene zu spüren sind. Deshalb planen wir für die April-Ausgabe von ZACK eine Umfangserweiterung auf 100 Seiten, die wir vor allem mit Comics füllen wollen und weniger mit Selbstbeweihräucherungen. Über die Historie von ZACK ist schon so viel geschrieben worden, dass man das nicht noch einmal wiederkäuen muss. Wir haben uns für die Jubiläumsausgabe einen Mix aus Alt und Neu einfallen lassen. Neben den Fortsetzungen von „Harmony“, „Die Bank“, „Rani“ und dem alten ZACK-Helden Mick Tanguy, wird es den Neustart eines weiteren ZACK-Veteranen geben. Mit „Bob Morane – Die 100 Dämonen des Gelben Schatten“ kommt das brandneue Abenteuer aus der Feder von Christophe Bec, Éric Corbeyran (beide Autoren) und Paolo Grella (Zeichnungen) zum Abdruck. Dazu gesellen sich dann noch Dan Cooper in einer frühen Kurzgeschichte, die es bisher nur im Taschenbuch gab, sowie Johnny Focus, dessen Abenteuer im Goldenen Dreieck nicht nur eine deutsche Erstveröffentlichung ist, sondern auch das letzte, das Attilio Micheluzzi gezeichnet hat. Außerdem werden wir das Cover der Ausgabe am Layout des ersten Heftes von 1972 anlehnen.
c-o: Wow, das bedeutet also, dass sowohl die „Generation ZACK“ auf ihre Kosten kommt wie auch die Fans des aktuellen europäischen Comics!
GT:Ich denke, dass wir hier eine ganz gute Mischung gefunden haben. Allerdings werden am Ende die Käufer entscheiden, ob sie damit zufrieden sind. Aber die leicht steigenden Absatzzahlen scheinen auf eine gewisse Zufriedenheit der Leser hinzudeuten.
Besondere Ausgaben, aber ohne Zwang
c-o: Wir hatten schon mal die Diskussion über Leser*innenbindung. Ist es wirklich sinnvoll und gewünscht, einzelne Lieferungen an alle oder nur an Abonnent*innen mit Goodies zu versehen? Oder ist es nicht vielmehr besser, nicht alle mit diesen versteckten Kosten zu belasten, sondern Angebote zu schaffen, die z.B. nur Leute mit einem Abo wahrnehmen können, wenn sie denn wollen. Das ist ja der Weg, den ihr mit dem Blechschild von Martin Frei und ZACK-Spezial geht bzw. dem ZACK-Pin für alle.
GT:Ja, da gebe ich dir Recht. Auch Abonnenten sollten frei in ihren Entscheidungen sein und Dinge dann erwerben können, wenn sie es wollen. Deshalb werden wir auf Goodies, die nur den Heften für Abonnenten beigelegt sind, oder Variant-Cover nur für Abonnenten in Zukunft nicht mehr produzieren, sondern weiterhin den Weg gehen, den Abonnenten ein Angebot – wie etwa die Spezial Alben – zu unterbreiten, das sie annehmen können oder eben auch nicht. Parallel dazu werden wir aber auch Produkte produzieren, die alle Leser erwerben können wie etwa das Silberstern-Blechschild.
ZACK-Held*in des Jahres
c-o: Wie auch im letzten Jahr die Frage nach dem/der „Zack-Held*in“ des Jahres. Ist das nicht ein liebgewonnenes Feature für einige? Und die Möglichkeit, Zustimmung oder Ablehnung relativ einfach kundzutun?
GT: In der Tat ist das so. Dementsprechend groß war auch die Empörung, als ich die Wahl absagen wollte. Dafür habe ich sie in diesem Jahr vergessen, weshalb es in der Februar-Ausgabe noch nicht zur Wahl kommen wird. Das holen wir dann in der März-Ausgabe nach. Ich schätze, dass es dieses Jahr spannend werden kann, da wir im Jahr 2021 relativ viele neue Serien gestartet haben.
ZACK-Spezial geht weiter
c-o: Ich habe das Gefühl, dass der Wagemut, ausgefallene Sachen im ZACK-Spezial anzubieten, ganz gut funktioniert: schwarz-weiße Ausgaben von Micheluzzi und Forton, eine sehr unbekannte Serie wie Patrick Leman. Wie sehen das Feedback und die Absatzzahlen aus? Kannst du evtl. schon einen Tipp auf weitere Schmankerln geben?
GT: Die Rückmeldungen, die wir auf die Reihe erhalten, sind eigentlich alle begeistert. Wie ich in einem Editorial mal geschrieben habe, war ich aber ursprünglich zu euphorisch. Die anfangs angenommene Zahl von 999 Exemplaren für den ersten Band – die Michel-Vaillant-Werbecomics – ist zu hoch gegriffen gewesen. Deshalb haben wir die Limitierung auf 555 Exemplare zurückgefahren, was auch ziemlich gut funktioniert. Und es kommen immer noch neue Käufer für die Backlist hinzu. Ich bin also guten Mutes, dass wir irgendwann „vergriffen“ melden können.
Neben dem „Patrick Leman“-Band von Christian Denayer, der im April oder Mai erscheinen wird, stehen immer noch zwei Bände mit Dan Cooper-Kurzgeschichten auf meiner Liste, die nicht in der Splitter Gesamtausgabe zum Abdruck gekommen sind. Die Alben sind kompiliert, der Übersetzer hat den Auftrag, die Druckdaten liegen auf dem Server, aber die Rechtslage ist unklar. Das ist sehr unglücklich gelaufen. Nachdem mir Mediatoon signalisiert hatte, dass es keine Probleme mit den Rechten gäbe, habe ich alles in die Wege geleitet, nur um kurz darauf von Mediatoon zu erfahren, dass sie just für diese Storys die Rechte gar nicht hätten, sondern diese bei Weinberg bzw. seinen Erben liegen. Dumm nur, dass mein Kontakt zu Weinbergs Witwe nicht mehr funktioniert, da die alte Dame entweder irgendwo im Heim lebt oder sogar verstorben ist. Und Weinbergs Tochter, die in Kanada lebt, scheint daran nicht interessiert zu sein, da sie sich nicht zurückmeldet. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.
Geplant als Spezial Album – wenn es mit „Dan Cooper“ nicht klappt – ist nach „Patrick Leman“ die Science-Fiction-Serie „Alain Cardan“ von Yvan Delporte und Gérald Forton. Die Geschichten sind in Frankreich in den Magazinen „Risque-Tout“ und „Spirou“ erschienen und atmen den Flair der frühen „Dan Cooper“-Storys.
Das ZACK im Jubiläumsjahr
Dieser Entwurf wurde verworfen
c-o: Du hast vor kurzem ankündigen müssen, dass der Preis pro Ausgabe steigen wird. Gleichzeitig soll aber auch der Seitenumfang erhöht werden. Auch hier bin ich gespannt auf die ersten Reaktionen.
GT: Tja, leider lassen sich fast 20% Prozent Druckpreiserhöhung nicht einfach wegstecken. Und da der Coverpreis von ZACK zum letzten Mal von über 13 Jahren von € 5,90 auf € 7,90 erhöht wurde, haben wir uns dafür entschieden, den Preis auf 9,- hochzusetzen, gleichzeitig aber den Umfang auch von 80 auf 88 Seiten zu erhöhen. Ich hoffe, dass wir damit alle irgendwie glücklich machen können.
c-o: Zurück zum wichtigsten, den Comics: Was dürfen die Leser*innen dieses Jahr erwarten?
GT: Vor allem werden wir alle angefangenen Serien fortsetzen. Dann starten wir mit „MADI“ das große Science-Fiction-Epos von Duncan Jones – David Bowies Sohn … also quasi unser Beitrag zu Bowies 75. Geburtstag … hahaha … – und Alex di Campi, das von verschiedenen englischen Zeichnern wie Glen Fabry oder Simon Bisley grafisch umgesetzt wurde. Und es wird ein weiteres Bob-Morane-Abenteuer von Gérald Forton in ZACK geben. Außerdem habe ich gerade die Zusage bekommen, dass wir die „Johnny Focus“-Gesamtausgabe veröffentlichen können. Da ich selbst ein großer Fan von Attilio Micheluzzi bin, freue ich mich sehr darüber. im Moment plane ich drei bis vier HC-Bände für die weit über 400 Seiten. Unsere ersten Comic-Bücher, die wir über den regulären Comic-Fachhandel vertreiben werden. Außerdem plane ich zum Jubiläum eine auf 122 Exemplare – 50 Jahre Zack und ‘72 erscheinen = 122 😉 – limitierte ZACK-Box. Eine wirkliche Box, in der sich alle vier Spezial Alben, ein von Christian Denayer signierter Druck zu „Patrick Leman“, die Jubiläumsausgabe sowie ein ZACK-Pocket befinden sollen. Über den Inhalt des Taschenbuchs bin ich noch am Verhandeln. Ich hoffe, dass das alles klappt. So wollen wir auch Nicht-Abonnenten die Möglichkeit geben, an die Spezial Alben heranzukommen.
Bob Morane
kommendes ExLibris
Vielen Dank für dieses Gespräch! Ich glaube, dass für jede*n etwas dabei sein wird. Das „alte“ ZACK hat zwischen 1972 und 1980 291 Ausgaben geschafft, das aktuelle geht im April mit der Nummer 274 an den Start. Der nächste Meilenstein ist also gar nicht mehr so lange hin. Keep the Faith!
Es gibt wohl kaum einen bekannteren Sportler aus dem Bereich der Comics als den Rennfahrer Michel Vaillant. Der Franzose hatte seine Karriere in Deutschland in der Mickyvision, später MV Comix noch als Michael Voss begonnen, startete unter seinem richtigen Namen dann allerdings im Koralle-ZACK durch. Die Reihe umfasst 70 Alben sowie viele Kurzgeschichten. In Deutschland haben schon viele Verlage den Rennfahrer im Programm gehabt. Zuletzt schaffte es der MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag alle 70 Alben einheitlich zu veröffentlichen. Die über viele Jahre erschienen Bände werden allerdings nicht nachgedruckt. Nun besteht die Möglichkeit, neu einzusteigen in die Welt des Motorsports und dem sympathischen Helden, seiner Familie und Freund*innen zu folgen und dabei so ziemlich allen „echten“ Held*innen dieses Sports zu begegnen!
Die Anfänge enthalten schon fast alle Ingredienzien!
Im Vorwort zu diesem Band schreibt Alain Prost, dass er in der Achtung seines Sohnes um Einiges gestiegen sei als dieser ihn in einem Comic Michel Vaillant die Hand geschüttelt habe. Bis zu dieser Begegnung dauert es allerdings noch etwas. Den Anfang machen Kurzgeschichten, die die Reaktion der Tintin-Leser*innen auf einen potentiellen neuen Charakter testen sollten. Das Ergebnis muss gut gewesen sein, Michel Vaillant ging in Serie.
Alle Geschichten in diesem Band sind eine Art Zeitreise. Die Formel 1 von heute lässt sich mit der Ende der 50-er Jahre kaum vergleichen. Zwar gab es auch damals schon Regeln deren Nichteinhaltung zur Disqualifikation geführt hätte. Sie waren aber weniger technifiziert als heute. Und noch ein Unterschied: Ein Unfall war damals immer mit einer Todesgefahr verbunden während heute so viel für die Sicherheit der Fahrer getan wird, dass Unfälle nur noch selten tödlich enden.
Die große Herausforderung, die erste lange Geschichte, präsentiert einen Wettkampf der Kontinente! Ein amerikanisches Team um Steve Warson und ein französisches aus Michel Vaillant und seinem Bruder Jean-Pierre werden in fünf Rennen auf drei Kontinenten gegeneinander antreten und um den Titel „Bester Fahrer der Welt“ kämpfen. Hier wird bereits deutlich, dass es nicht nur um die Perspektive der Fahrer geht, sondern auch um die der Unternahmen. Henri Vaillant wird auch in Zukunft immer um sein Unternehmen oder für die europäischen Autohersteller kämpfen und welche Werbung wäre besser als der Sieg in bekannten Rennen? Ebenfalls kennzeichnend ist, dass Michel und Steve nicht nur „in Aktion“ gezeigt werden, sondern als Menschen mit Sorgen, Freuden und einer Passion für das Fahren. Dadurch wird aus der Serie nicht nur eine nach wenigen Geschichten auserzählte Geschichte sondern die Möglichkeit für eine „unendliche“ Soap!
Bevor der Fahrer ohne Gesicht startet, heiratet Jean-Pierre seine Agnes in einer Extra-Seite, die in der Albenveröffentlichung oftmals unterschlagen wurde. Die Geschichte eröffnet mit dem Test eines Vaillante-Motors für Außenborder. Erneut wird schon sehr früh deutlich, dass weder Firma noch Pilot sich auf die Formel 1 reduzieren werden. Die redaktionelle Begleitung weist darauf hin, dass es sich bei dieser Geschichte um ein neudeutsch Crossover zweier Serien in Tintin handelt. Die zweite Reihe ist heutzutage allerdings bereits so gut wie vergessen. Zurück auf den Rennstrecken müssen Michel und die Sportpresse feststellen, dass der Vaillante des letzten Jahres von einem unbekannten neuen Fahrzeug herausgefordert werden wird. Noch geheimnisvoller aber ist der Fahrer, der wegen eines verspiegelten Helmvisiers nicht zu erkennen ist. Was ist der Grund für diese unheimliche Herausforderung?
Angst auf der Strecke bringt schließlich Steve Warson zurück. Die sowjetischen, amerikanischen und europäischen Automobilhersteller haben sich geeinigt, mit jeweils fünf Teams eine Serie von Rennen gemeinsam zu fahren. Dabei sollen einerseits die besten Fahrer gekürt werden, es geht aber auch um die Frage, welche Maschinen überlegen sind und um daraus resultierende Marktchancen. Die Teams müssen daher Rennen auf Kursen fahren, die ihnen total unbekannt sind. Jede einzelne Rennserie hat ihre Spezialitäten, die in ihrer Kombination nun die Fahrer vor höchste Ansprüche stellen. Parallel dazu gibt es eine Art Krimi-Plot: Bei der Vorbereitung scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Insbesondere das europäische Team muss sogar um das Leben seiner Piloten fürchten.
Klassische Klare Linie
Jean Graton hat sich seine ersten Sporen mit den typischen Einführungsaufgaben bei Tintin verdient und so verwundert es natürlich nicht, dass auch seine große Chance auf eine eigene Serie dem stilistischen Konzept des Magazins folgt. Details, wo nötig, Schraffuren nur im Notfall, klare Linien strukturieren. Schon sehr früh hält sich Graton aber wegen der dadurch gewonnenen Dynamik nicht mehr an ein klassisches drei- oder vierstreifiges Layout, sondern lässt Überlappungen zu und verzichtet teilweise sogar auf Panel-Einfassungen.
Viele Serien aus dieser Zeit in Tintin waren sehr textlastig. Auch hier sind einige Panels komplett als Textfeld gestaltet, Sprechblasen können auch schon mal mehr als 50% des zur Verfügung stehenden Platzes einnehmen. Gleichzeitig gibt es aber auch Passagen, die ganz ohne Text auskommen und – unterstützt durch Speedlines – ganz der Action gewidmet sind. Man muss dazu wissen, dass Graton sich sehr genau vorbereitet hat und nicht nur viele real existierende Rennfahrer und sonstigen Persönlichkeiten des Motorsports in seine Geschichten integriert hat, sondern auch die Rennwagen sehr detailgetreu gezeichnet hat.
Im Laufe der folgenden 19 Sammelbände wird der Stil noch viel dynamischer werden. Die Liebe zum Sport und die tiefe Integration in den ganzen Rennzirkus wird auf jeder Seite deutlich und auch wenn Jeans Sohn Philippe die Szenarios übernehmen wird, wird sich an der Konzeption der Serie nichts ändern. Zu Recht eine der ganz großen europäischen Comicserien!
Top-Tipp
Für Freund*innen des klassischen europäischen Comics wie er durch Tintin und Spirou aber auch Pilote geprägt worden ist, ist Michel Vaillant mit Sicherheit ein Muss im Regal. Auch, wenn es nicht schaden kann, Motorsport wirklich zu mögen, sind die Geschichten durch die Verknüpfung von Soap-, Krimi, und Abenteuerelementen spannend für alle und sind für lange Zeit auf sehr hohem handwerklichem Niveau produziert worden!
Die Integrale-Reihe bringt zusätzlich Informationen, ergänzt für den deutschen Markt von Volker Hamann, um die Geschichten, den Sport und die Hintergründe und integriert einzelne Illustrationen und Kurzgeschichten. Durch den Formel-1-Look der Bände macht sie sich auch im Regal gut und wer mit Rick Master gerade fertig geworden ist, kann hier gleich weiter machen.
Dazu passen Blyth Power mit „Out from under the King“ und ein Getränk für die Zuschauer*innen von Rennen: Bier vom Fass, leicht zu warm.
Während andernorts die erste Staffel von Michel Vaillant in die Riege der Hardcover-Gesamtausgaben eingereiht wird (Besprechung folgt), findet hier in der aktuellen zweiten Staffel fast so etwas wie eine Revolution statt: Erstmals in der über 60-jährigen Geschichte dieses Comics ist kein Graton mehr beteiligt! Philippe hatte das Schreiben der Szenarios in den 90-ern von seinem Vater Jean übernommen und die aktuellen Bände zunächst zusammen mit Denis Lapière verantwortet. Nun hat er sich komplett von der Serie zurückgezogen, um sich ganz der Fotografie zu widmen.
Dein Kollege, dein schlimmster Feind?
Die Rallye-Weltmeisterschaft der WRC ist die Gelegenheit der Welt zu beweisen, dass Vaillante seinen Platz im Automobilsport wieder einnehmen wird. Obwohl die Auseinandersetzung um die betrügerische Übernahme der Firma noch nicht ganz abgeschlossen ist, ist doch klar, dass die Familie gewonnen hat. Es stehen allerdings tiefgreifende Veränderungen an da das Familienoberhaupt dem Stress nicht mehr gewachsen ist.
Für die Rallye hat Vaillante zwei Fahrzeuge gemeldet: Eines davon soll von Michel und Gabriele Spangenberg gefahren werden, das andere von zwei talentierten Newcomern Daniel Farid und Alex Bracchi. Der junge Daniel, Instagram-erfahren und noch sehr hungrig, ist keineswegs bereit, eine Rolle als „zweites“ Team zu akzeptieren. Er fordert Michel bereits vor dem ersten Rennen öffentlich heraus und will den Veteranen in den Ruhestand schicken. Wie weit wird er gehen?
Im Laufe des Jahres passieren einige unschöne Dinge und Teamgeist und Kameradschaft scheinen bloße Hüllen zu sein, die erst wieder gefüllt werden müssten. Dabei werden auch alte Bekannte helfen, die wir lange vermisst haben. Denis Lapière meistert diese Herausforderungen meines Erachtens auch ohne die bisherige Koautorenschaft sehr gut.
Rasante Rennszenen in der Natur
Das Hauptaugenmerk bei Ralleys liegt immer wieder auf (einem an sich sehr umweltschädlichen) Aspekt: Während die Formel 1 und ähnliches auf definierten Rennstrecken stattfinden, bieten die Straßenfahrten viel Natur und Lokalkolorit! So beginnt das Album auch mit Seiten, die komplett ohne Text auskommen. Benéteau und Dutreuil wechseln immer wieder zwischen einem weißen Hintergrund mit „geordneten“ Panels und einer großen Abbildung in die andere integriert werden.
Die Lippenpartien der Gesichter haben teilweise etwas zu viele Linien, es wirkt beinahe so, als ob sich Zeichner und Kolorist uneinig wären. Ansonsten beweisen die beiden aber, dass sie die Serie im Griff haben. Das trifft im Übrigen nicht nur für die (grandiosen) Außendarstellungen zu, sondern auch für die ruhigen Momente im Büro oder innerhalb der Familie.
Die Wertung
Am Ende jedes Rennens steht die Wertung! Denis Lapière hat einen guten Job gemacht und den Boliden sauber ins Ziel gesteuert. Er entwickelt die Familie ebenso weiter wie die Firma und zeigt einen modernen Michel Vaillant der alte Werte und neue Handlungsformen miteinander kombiniert. Wenn es so weiter geht, werden die Fans der Serie die Treue halten!
Auch zeichnerisch bleibt die Serie nicht stehen. Niemand kann heute noch in großer Zahl für einen Stil, der dem letzten Jahrtausend entspricht, begeistern. Benéteau und Dutreuil haben die Essenz der klaren Linie behalten, die Markenzeichen der Serie übernommen, ansonsten aber einen aktuellen Beitrag abgeliefert. Auch das ist als gelungen zu bezeichnen. Auf dem Treppchen gelandet würde ich sagen! Wer als Sammler*in die Geschichte im ZACK bereits gelesen hat wird die Reihe für das Regal trotzdem vervollständigen wollen.
Dazu passen Requin Chagrin mit Déjà Vu und ein trockener Champagner.
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Und schon wieder wiederholt sich eine ganze Menge: Das Jahr geht zur Neige, die Weihnachtsgeschenkeideen sind aber lange noch nicht zu Ende gedacht. Erneut droht ein Lockdown, die Homeofficemöglichkeiten sollen wieder ausgenutzt werden und erste Weihnachtsmärkte wurden bereits abgesagt. Wie schön, dass wenigstens das ZACK uns auch in 2021 regelmäßig mit neuen Comics versorgt, mit Artikeln und Besprechungen Neugierde geweckt oder Wissensdurst befriedigt sowie die Nostalgiker*innen mit Erinnerungen gefüttert hat.
Die Fortsetzungen
Das sehr düstere Titelmotiv zeigt im Dezember Lisbeth Salander aus der Millennium Saga mit dem dritten Teil von Versuchung. Durch das Eingreifen der Kampftruppen von Dragan, angefordert von Erika Berger, haben es Lisbeth und Mikael gerade noch einmal geschafft. Jetzt kommt es allerdings darauf an, ihrer Geisel auch noch Informationen zu entlocken. Parallel dazu erfahren die Gefangenen aus der Hacker Republic wie sie so einfach überlistet werden konnten. Harte Thriller-Action von Sylvain Runberg und Belén Ortega. So einfach wird Sparta nicht aufgeben.
Die Nachspeise wird meistens wie Rache kalt serviert. Der Streit um das Sorgerecht zehrt allerdings fast ebenso an den Nerven von Samuel und Paula wie der Kampf um die Sterne und ein wenig Zeit zum Abschalten scheint dringend erforderlich. Der Kampf um kulinarische Anerkennung in Haute Cuisine wird präsentiert von Delphine Lehericey & Fanny Desmarés mit passenden Bildern von Luc Brahy. Im Gegensatz zu sonst läuft einem in dieser Folge allerdings nicht das Wasser im Mund zusammen.
Des Teufels Advokat kombiniert in Luthon-Höge Krimi, Slapstick und nicht aufgearbeitete Nazi-Vergangenheit. Skurrile Serie in einem kleinen Bergdorf, in dem die Uhren noch anders gehen, von Willem Ritstier mit Zeichnungen von Michiel Offerman. Bestimmt nicht jedermanns Geschmack aber ziemlich cool.
Rick Master ist weiterhin auf der Jagd nach einem Massenmörder. Alle Fälle scheinen sich auf einen Stadtteil zu konzentrieren und irgendetwas mit der Vergangenheit zu tun zu haben. Nicht nur dezente Anspielungen und Seitenhiebe auf institutionalisiertem Rassismus machen Kommissar Griot zu einem großen Lesevergnügen. Und Kommissar Bourdon muss seinerseits im Senegal lernen, dass die eigenen Sichtweisen nicht immer die richtigen sind. Tolle Modernisierung des Klassikers von Zidrou und Simon Van Liemt!
Die Abschiede
Temporär heißt es, sich von Martin Frei und der Frau mit dem Silberstern zu verabschieden. Das auf zwei Teile angelegte Abenteuer mit Leutnant Blueskull geht mit einem Traum zu Ende, der aus einem heißen zu einem Alptraum wird. Schön gelöst! Wir erfahren mehr über die Motive und werden mit einem packenden Cliffhanger verabschiedet.
Und auch Michel Vaillant geht zunächst wieder von der Piste. Die Zweikämpfe mit seinem jugendlichen, teaminternen Herausforderer Daniel Farid finden ihren Abschluss. Werden sich Michel und Steve Warson behaupten können? Zusätzlich erfährt die Familiengeschichte um das Unternehmen Vaillante eine spannende Wendung: Wer wird die Geschicke übernehmen? Denis Lapière hat ohne Beteiligung eines Graton eine spannende Geschichte geschrieben, die sich nicht nur störungsfrei integriert, sondern das Setting für immer konsequent weiterentwickelt. Die Bilder von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil passen dazu.
Und sonst?
Auch in der 270 ist kein Platz für One-Pager. Allerdings starten die Vorbereitungen des 50. Jubiläums mit dem ersten Teil einer Kolumne von Michael Klein über die Zeit vor 50 Jahren. Der Artikel von Geert de Weyer über Zensur in belgischen Comics enthält viele kleine Details warum sich Serien aus Belgien genau so entwickelt haben, wie wir sie heute kennen. Vieles davon war nicht gerade freiwillig! Daneben führt ein Interview mit Erik in die Welten von Kommissar Dédé ein. Wie immer komplettieren die Liste der Neuerscheinungen, Rezensionen und News und Rück- und Ausblicke das Heft.
Im kommenden Jahr feiert das Magazin, das einer ganzen Generation von Comic-Fans in Deutschland einen Namen gegeben hat, einen runden Geburtstag. Obwohl einige der Serien von damals (in einer runderneuten Form) immer noch zu den regelmäßigen Akteuren zählen, haftet dem Heft kein bisschen Nostalgisches an (Naja, Mangas gibt es hier nicht, aber auch nicht nur Comics für Großeltern). Freuen wir uns also auf ein modernes Programm für 2022, gespickt mit Erinnerungen und Neuentdeckungen.
In diesem Sinne: Be young, be foolish, be happy! Zu diesem Northern Soul-Klassiker von The Tams passt ein Winter Ale.
Mittlerweile liegt mit dem dritten Band die gesamte Serie bei Salleck Publications auf Deutsch vor. Dabei hat Rider on the Storm durchaus eine interessante Entwicklung durchgemacht. In Band 1 stand eine junge Ermittlerin im Fokus: Ihre Kollegen waren keinesfalls bereit, einer Frau irgendwelche Zugeständnisse zu machen und die heute etwas verklärten 70-er ließen grüßen. Band 2 war dann eine Mischung aus Krimi und Drama. Immer schon lief die Vorliebe des Helden für Motorräder mit, für Band 3 darf sie in den Vordergrund treten.
Die Legende MV Augusta
Wer kann sich noch an „Ago“ erinnern? Kaum ein Motoradsportler hat sich so in die Herzen der westlichen Welt gefahren wie dieser Italiener, der Ende der 60-er bis Mitte der 70-er die Pisten auf einer MV Augusta dominierte. Gaspard, der Held dieser Serie, hat mittlerweile erfahren, dass sein echter Vater gar nicht gestorben ist, sondern in Italien lebt. Er macht sich also auf in den Süden nach Rom und versucht dort, einerseits seinen Vater aufzuspüren.
Da er aber auch leben muss und seine große Liebe sowieso den Rennmaschinen gilt, versucht er gleichzeitig, eine Einstellung bei MV Augusta als Rennfahrer zu bekommen. Viele Seiten dieses Bandes handeln davon, wie die Maschine reagiert, wie Fahrer und Motorrad zu einer Einheit werden können, aber auch müssen und was dabei behindert.
Daneben geht auch der Krimiplot weiter. Die Organisation Storm entpuppt sich als größer und internationaler als gedacht und es ist keineswegs ausgemacht, dass der hinter Gittern sitzende Raoul de Groot seinen Einfluss verlieren wird. Spannende Verknüpfung dieser beiden Stränge durch das Szenario von Géro!
Gezeichnete Bewegung
Baudovin Deville obliegt es, die Geschwindigkeit der MV Augusta und ihren Sound auf das Papier zu bringen. Einerseits verwendet er dafür klassische Elemente wie Bewegungslinien und Soundwords. Jede*r Liebhaber*in von Motorsportcomics wird hiervon ebenfalls begeistert sein. Er nimmt sich dabei aber selber nicht allzu ernst, wenn er etwa den erschrockenen Igel benutzt, um die Situation darzustellen. Mir gefällt das!
Personen werden bevorzugterweise nur bis zum halben Oberkörper gezeigt. Deville kann aber auch Bewegungen und ganze Körper darstellen, es passt ihm scheinbar einfach nicht so. Realistische Zeichnungen mit gut recherchiertem Ambiente, das die Luft der 70-er atmet.
Spannende Serie
Die in drei Bänden abgeschlossene, in sich sehr abwechslungsreiche Serie bedient verschiedene Geschmäcker. Zunächst einmal ist es ein gut gemachter Krimi. In allen Bänden bekommen Motorradfans ihre Spezialseiten, im dritten sogar auch viel Renngeschehen. Und auch die 70-er Jahre sind gut dargestellt und abgehandelt: Mode, gesellschaftliche Konflikte aber auch Lebensentwürfe!
Der Hardcoverband enthält nicht nur einen kurzen gezeichneten Rückblick auf die ersten beiden Teile, sondern auch Infomaterial zu MV Augusta und den Rennen. Der Einband ist sehr ansehnlich gestaltet und preislich ist der Band ebenfalls völlig in Ordnung. Im Regal steht er wahrscheinlich näher an Michel Vaillant als an Parker oder Caroline Baldwin.
Dazu passen The Knack (etwa My Sharona) und ein Dosenbier.
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Zum letzten Mal wird Haute Cuisine im ZACK angerichtet und ermöglicht die Metapher eines Menus. Und tatsächlich kann man das Heft mit einem vergleichen. Es gibt den Gruß aus der Küche von Georg F.W. Tempel, der auf 50 Jahre ZACK im April hinweist. Vorspeise und verschiedene Hauptgerichte kommen aus den Bereichen Abenteuer, Krimi, Western, Thriller und Motorsport, die Zwischengänge sind zwei lesenswerte Artikel und als Nachspeise wird eine neue Geschichte aus Luthon-Höge serviert. Lasst es euch schmecken!
Die Rückkehrer
Gleich drei Serien kehren mit neuen Geschichten zurück. Den Anfang macht Haute Cuisine von Delphine Lehericey & Fanny Desmarés. Der abschließende Band Nachspeise sieht das ehemalige Paar Samuel und Paula nicht nur als berufliche Kontrahent*innen um Sterne, sondern auch im mit allen Mitteln geführten Kampf um die kleine Luna. Zunächst steht die gerichtliche Entscheidung über das Sorgerecht an. Luc Brahy setzt die Geschichte in modernen, computerkolorierten Bildern um und schafft es, sowohl das Luxus-Ambiente des Jet-Sets als auch den Alltag auf dem Sportplatz einzufangen!
Ebenfalls zurück ist die Comic-Fortsetzung des Erfolgsthrillers Millennium Saga mit dem dritten Teil von Versuchung. Einige Hacker sind von Sparta entführt worden, die Verwicklung der Säpo ist noch unklar und Lisbeth und Mikael waren im letzten Cliffhanger in fast auswegloser Situation gefangen. Sylvain Runberg löst dieses Kuddelmuddel in einer abwechslungsreichen Anfangsoffensive durch die Action bewaffneter Truppen und gesprächsvermittelte Information auf und bereitet den Boden für eine Schweden erneut in eine tiefe Krise stürzende Enthüllung. Belén Ortega setzt das gewohnt düster um.
Und auch der etwas trottelig wirkende Polizist aus Luthon-Höge kehrt zurück. In des Teufels Advokat geht es um einen kurz nach Kriegsende versenkten Koffer und eine gerade frisch aufgefundene Leiche. Skurrile Serie von Willem Ritstier und Zeichnungen von Michiel Offerman die aus dem Rahmen fällt und daher wunderbar passt.
Die Fortsetzungen
Kommissar Griot ist ein Polizeibeamter aus dem Senegal der für eine gewisse Zeit den Job mit Kommissar Bourdon getauscht hat. Er wird von seinen neuen Kollegen teilweise mit offenem Rassismus empfangen und ermittelt zusammen mit Rick Master und Nadine im Fall des Massenmörders Cupido. Auch im Senegal gibt es derweil einen Mord aufzuklären. Der Fall zieht seine Spannung aus den ungewöhnlichen Ermittlungsansätzen und Gewohnheiten der vertauschten Polizisten und der hauptsächlich durch Nadine eingebrachten Komik. Zidrou hat die Serie mit großem Respekt vor dem Klassiker modernisiert und setzt viele eigene Akzente, ohne das Gefüge über den Haufen zu werfen. Respekt! Die Zeichnungen von Simon Van Liemt folgen einem ähnlichen Prinzip: Die Messerszene auf Seite 21 ist genial!
Leutnant Blueberry war einer der Leuchtturmtitel des Koralle-ZACK. Martin Frei hat mit Die Frau mit dem Silberstern eine eigenständige Fortsetzung zu einer der Geschichten geschrieben. Der Soldat war für eine Zeit abkommandiert, um in dem Örtchen Silver Creek Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Ein Jahr später scheinen sich die alten Strukturen wieder zurückzubilden. Nicht nur wird die aktive, Neuem aufgeschlossene Lehrerin Miss Marsh bedrängt, auch Indianer*innen werden erneut zu Zielscheiben aufgebaut. Spannender Western, der geschickt mit Reminiszenzen spielt um eine eigene Story zu entwickeln!
Und auch die Zweikämpfe zwischen Michel Vaillant und seinem jugendlichen teaminternen Herausforderer Daniel Farid gehen weiter. Der Held scheint emotional nicht in der Lage, diese Herausforderung wirklich anzunehmen und begeht erste, schwerwiegende Fehler. Dann kehrt jedoch ein alter Bekannter zurück. Wird er Michel wieder zu sich selbst zurückführen können? Spannende Geschichte von Denis Lapière die auch ohne Beteiligung eines Graton funktioniert mit guten Bildern von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil!
Und sonst?
Für One-Pager ist in diesem Menu kein Platz, zu viele größere Speisen wurden serviert. Allerdings gibt es die unerträgliche Leichtigkeit des Slip und die Informationshungrigen bekommen wie immer News, Rezensionen und zwei Artikel. Bei den Verlagsporträts ist reprodukt an der Reihe; der Verlag feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Dazu kommt der erste Teil eines Beitrags von Geert de Weyer über Zensur in belgischen Comics. Viele Institutionen haben im Laufe der Zeit Zensur ausgeübt: die Kirche, Verlage, die französische Zensurkommission, die sogenannte öffentliche Meinung und noch andere. Diese Untersuchung beschreibt die verschiedenen Wellen der Zensur und ihre Motivationen (Moral, Protektionismus, Politik) sowie ihre Auswirkungen auf Comics in und aus Belgien.
Aktuelle Comics aus Europa bilden die Hauptzutaten des Menus. Dabei ist es eine Art Fusionküche, die hier zelebriert wird: Modernisierungen alter Klassiker stehen neben aktuellen Serien. Die Artikel und News sind nicht nur Tischdeko, sondern haben einen hohen Informationsgehalt und das lockere Layout sorgt für ein nettes Ambiente, das den Genuss abrundet. Sternverdächtig 🙂
Dazu passen King Hammond & The Rude boy Mafia, ein Mix aus verschiedenen Ska-Waves, und ein Winterbier, etwa von Leffe.