Reddition 82 – André Juillard

Ein Überblick über eine erfolgreiche Laufbahn

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Cover Reddition 82

Nach der thematischen Nummer 81 über Autos im Comic widmet sich die aktuelle wieder einem Künstler und den Kollegen, mit denen er besonders eng zusammengearbeitet hat. Sie ist dem im letzten Jahr verstorbenen André Juillard gewidmet, der hierzulande sowohl mit seinen Historiencomics (Arno, Die sieben Leben des Falken) als auch als Zeichner der neuen Blake & Mortimer Bände erfolgreich war.

Die Begeisterung für die Vergangenheit

Wie immer beginnt das Dossier mit einem sehr ausführlichen Hauptartikel; Volker Hamann rollt das Leben und Wirken des 1948 in Paris geborenen Zeichners und Autors aus. Er wuchs bei seiner Großmutter auf, da seine Mutter bereits in seinem vierten Lebensjahr verschied. Obwohl seine Familie seine Zeichenkünste durchaus anerkennt und förderte, sollte der Junge „etwas Anständiges“ lernen. André brach das Medizinstudium allerdings nach zwei Jahren ab und landete schließlich bei den Comics.

Reddition 82 page 4/5

Das Ende der 70-er Jahre stand im Zeichen der Comics für Erwachsene, insbesondere erfreuten sich historische Stoffe großer Beliebtheit. Nach einigen Fingerübungen schließlich kam es zu der Zusammenarbeit mit Patrick Cothias. Dieser schrieb die Texte zu Masquerouge (Der rote Falke) und schließlich zu den sieben Leben des Falken, einem Epos, das sich auf viele Zyklen und Nebenserien erstreckte. Nicht alle davon wurden von Juillard umgesetzt.

Unterbrochen wurde die Arbeit am „Falken“ durch eine weitere historische Serie, die von Jacques Martin getextet wurde: Arno. Ein Musiker, dessen Wege sich immer wieder mit denen von Napoleon Bonaparte kreuzten, war zwar eine spannende Kombination, der Erfolg blieb jedoch bescheiden.

Den ganz großen Erfolg bei den Kritikern erreichte Juillard schließlich mit dem blauen Tagebuch, einem Werk, zu dem er Text und Zeichnungen beisteuerte. Die größten Verkaufserfolge jedoch gelangen mit der Fortsetzung einer klassischen Serie aus den Anfängen des Tintin-Magazins: Blake & Mortimer.

Reddition 82 page 50/51

Die weiteren Artikel

Neben diesem – wie immer ausgiebig bebildertem – Überblick widmen sich die weiteren Artikel des Heftes vertiefenden Analysen über einzelne Gebiete. Dazu gehören einerseits die Künstler, mit denen Juillard erfolgreich zusammengearbeitet hatte: Didier Convard (von Jan Roidner), Patrick Cothias und Yves Sente (von Stefan Schmatz) und Jacques Martin (erneut Volker Hamann). Wie immer kenntnisreich und gleichzeitig lesbar geschrieben, führen diese Aufsätze tiefer in die Details der Kooperationen ein, beschreiben Emotionen und Arbeitsweisen, aber auch Hindernisse.

Artikel über den Falken und Arno beschäftigen sich tiefer mit den Serien, ein Überblick über die Historiencomics der 80-er von Klaus Schikowski und über eine der Lieben des Zeichners, die Stadt Paris, runden das Bild des Comiczeichners und -autors ab. Allerdings ist er auch als Illustrator tätig gewesen. Seine Werke wurden in drei Bänden verlegt (Péle-Méle, in Deutschland über Salleck Publications zu beziehen). Auch sie werden hier vorgestellt. Dazu kommt wie immer eine ausführliche Comicographie von Volker Hamann, die auch die deutschen Veröffentlichungen enthält.

Reddition 82 page 60/61

In Deutschland einzigartig

Während in anderen Ländern mit einer größeren Comictradition Sekundärartikel, Zeitschriften und Sonderausgaben fast selbstverständlich bereits in mittleren Sortimenten zu finden sind, sieht es hier bei uns leider etwas anders aus. Es gibt zwar durchaus einige Zeitschriften mit einem special-special-interest scope, eine echte Konkurrenz zur Reddition aber gibt es nicht.

Wer sich vertieft und doch nicht akademisch mit der Neunten Kunst auseinandersetzen will, kommt an der Reddition nicht vorbei. Leider lässt das Pensum von Volker Hamann in Zukunft nur noch eine Ausgabe pro Jahr zu. Umso wichtiger ist es, dem Kleinverlag mit einem Abonnement eine Planbarkeit zu ermöglichen. Als Belohnung gibt es immer ein Extra (nein, kein Plastik-Gimmick). In diesem Fall eine Broschüre mit der Kurzgeschichte Verhängnisvolle Leidenschaft, einem Schmankerl für Comicsammler*innen.

Beilage Reddition 82

Dazu passen Cindy & Bert mit „Der Hund von Baskerville ” und ein Primitivo eurer Wahl.

© der Abbildungen Cover © 2004, Galerie Daniel Maghen, sowie bei den jeweiligen Autoren und Verlagen / Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2025

Jacobs/Jacobs, De Moor – Die drei Formeln des Professor Sato

Die Blake und Mortimer Bibliothek 8

Story: Edgar P. Jacobs

Zeichnungen: Edgar P. Jacobs (Teil 1), Bob De Moor (Teil 2)

Originaltitel: Les 3 formules du Professor Sato – Intégrale

Carlsen Comics
Hardcover | 128 Seiten | Farbe | 30,00 €
ISBN: 
978-3-551-01600-3

Cover Die drei Formeln des Professor Sato

Die Diamanten-Affäre, Bd. 7 der Bibliothek, war bei den Leser*innen nicht besonders gut angekommen. Edgar P. Jacobs versuchte daher, wieder mehr Science-Fiction-Elemente in seiner Serie zu verwenden. Allerdings war weiterhin nicht an eine schnelle Veröffentlichung zu denken. Die ersten Ideen zu diesem Zweiteiler entwickelte Jacobs 1967, das Jahr, in dem auch das erste Gespräch darüber mit Greg stattfand. Die ersten Seiten erschienen dann allerdings erst 1971 in Tintin. Der zweite Teil, dessen Szenario bereits zu diesem Zeitpunkt vollständig vorlag, konnte allerdings vor Jacobs Tod 1987 nicht mehr begonnen werden. Es sollte schließlich bis 1990 dauern; dann endlich war der nun von Bob De Moor gezeichnete Band in den Läden.

Androiden in Action

Das Szenario von Edgar P. Jacobs, dessen erster Entwurf immerhin 58 Jahre alt ist, wirkt erstaunlich aktuell. Im ersten Teil der drei Formeln des Professor Sato, Mortimer in Tokio, versetzt zunächst ein mythischer Drache das Land Japan in Aufruhr. Zeug*innen schwören, das Fabelwesen gesehen zu haben, als es eine Flugzeugkatastrophe auslöste. Wir Leser*innen wissen schnell, wer dahintersteckt. Es war eine misslungene Generalprobe für eine neue Art von Androiden. Sie wurden entwickelt von dem Wissenschaftler Sato, der nun seinen Freund Mortimer zu Hilfe ruft.

Dessen Reise verläuft ungemütlich, trachtet man ihm doch ein ums andere Mal ums Leben. Zwar gelingt es ihm, das Anwesen des Professors zu erreichen und sich von ihm in die Hintergründe einweisen zu lassen, er wird aber schließlich doch von Olrik und seinen Kumpanen festgesetzt. Die Bande plant, die zugrundeliegenden drei Formeln zu stehlen und will dafür einen Androiden nutzen, der Mortimer nachgebildet ist.

Blake & Mortimer Bibliothek 8 page 33

Auch sein Kollege Blake macht sich schließlich auf den Weg nach Japan, um seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Dabei gerät er mitten in die Auseinandersetzung Mortimer gegen Mortimer und muss um sein Leben fürchten. Jacobs konstruiert eine auch heute noch stimmige Geschichte (tatsächlich wird sie erst jetzt durch KI wirklich möglich), die Raum für eine Krimi-Story bietet, Freundschaft und Loyalität thematisiert, und gleichzeitig die Frage nach den Gefahren der bedenkenlosen Technikgläubigkeit stellt.

Der Meister und sein Adept

Der erste Band ist ein weiterer typischer Jacobs. Viel Text, klar durchdachte und akribisch vorbereitete Szenen, allerdings mit langer Vorlaufzeit. Im einführenden Text erfahren wir, dass die in einer Szene auftauchenden Mülltonnen das Projekt um Wochen verzögert hatten, weil Jacobs unbedingt wirklichkeitsgetreue Deckel zeichnen wollte. Sie sahen zwar aus wie amerikanische, es hätte ja aber auch anders sein können.

Blake & Mortimer Bibliothek 8 page 36

Der zweite Teil wurde von Bob De Moor gezeichnet. Natürlich kannten sich die Beiden von ihrer Zusammenarbeit mit Hergé und bei Tintin. De Moor war sozusagen der ideale Kandidat für die Nachfolge, er musste sein Werk allerdings unter sehr limitierenden zeitlichen Vorgaben abliefern. Die Kritik ließ an seinen Zeichnungen nicht viel Gutes, ich kann das allerdings nur bedingt nachvollziehen. Ja, es gibt immer ein paar Puristen, denen jede Änderung schon zu weit geht. Mittlerweile haben aber so viele Teams den Figuren ihren Stempel aufgedrückt, dass eine entsprechende Aussage wohl so nicht mehr vertreten werden würde.  Meiner Meinung nach hat De Moor eine solida Arbeit abgeliefert, insbesondere, wenn man die überzogenen Erwartungen und den zeitlichen Druck berücksichtigt.

Das Ende der „klassischen“ Serie

Mit diesem Band geht die Reihe der Hardcoverbände mit Einführung zu Ende, die weiteren Abenteuer sind im Carlsen Verlag weiterhin nur als Softcover geplant. Allerdings sind teilweise Vorzugsausgaben auch bei anderen Verlagen erschienen. Wer nur die neueren Bände kennt, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Die Texte helfen beim Verständnis der Hintergründe und des Verhältnisses der beiden Hauptfiguren und sind (größtenteils) auch heute noch gut lesbar.

Blake & Mortimer Bibliothek 8 page 37

Auch für die anderen lohnt es sich zu überlegen, geben die einführenden Texte doch auch Fans der ersten Stunde teilweise neue Fakten. Wer noch mehr über die Reihe erfahren möchte, sollte einen Blick in die Reddition 72 werfen oder noch ein wenig auf das für August 2026 angekündigte Lexikon warten.

Dazu passen The Slade mit „Thanks for the memories“ und ein Aberfeldy.

© der Abbildungen 2015 – Éditions Blake & Mortimer / Studio Jacobs (Dargaud-Lombard S. A.) |2025 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

ZACK 318 (Dezember 2025)

ZACK 318

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Vorbei, das Jahr 2025 ist Geschichte … Naja, zumindest ist die letzte ZACK-Ausgabe des Jahres erschienen. Mit dem Cover dieser Ausgabe geht eine Serie zu Ende – die letzten Monate war immer eine Frau auf dem Cover. Und obwohl mit Elsa eine Fahrerin im aktuellen Vaillante fährt, es ist nicht ihr Helm. Neben diesem Neustart gibt es nun auch tatsächlich das neue Abenteuer mit Aleksis Strogonov nachdem die Druckdaten nun eingetrudelt sind.

Die Neustarts

Der 13. Band der zweiten Staffel von Michel Vaillant trägt den schönen Titel Erlösung! Man darf gespannt sein, welche damit gemeint ist, denn wir haben ja noch ein paar Teile vor uns. Eins ist jedenfalls klar: der Krebs von Francoise lässt sich nicht mehr verheimlichen. Obwohl sie eigentlich die Firma weiterführen will, muss sie doch einige ihrer Tätigkeiten innerhalb der Familie weitergeben. Und auch Michel verzichtet vorerst darauf, Rennen zu fahren. Währenddessen kündigt das FBI an, noch immer aktiv zu ermitteln, die Bedrohungslage sei keineswegs vorbei. Spannende Fortsetzung der Storyline um Francoise und die rechtsradikale amerikanische Terrororganisation von Daniel Lapière mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Eilam.

ZACK 318 page 5

Auch Aleksis Strogonov startet mit dem ersten Teil von Band 3, Tamo. Nach den Ereignissen in Deutschland trifft Aleksis auf einer Zugfahrt quer durch den Balkan auf einen Revolutionär und seine Tochter. In einer aberwitzigen Verkettung von teils komischen, teils absurden Vorfällen sprengen ausgerechnet seine Anhänger diesen Zug, Ein Märtyrer ist geboren, die Schlacht um die Nachfolge möge beginnen. Jean Regnaud schreibt erneut gegen alles und Émile Bravo setzt mit moderner klarer Linie um.

ZACK 318 page 21

Die Fortsetzungen

Wiske und Jerusalem treffen auf eine Gruppe von „Fatties“ die glauben, leichte Beute machen zu können. Es bleibt ihnen nicht viel Zeit, um festzustellen, dass ihre Einschätzung ein tödlicher Fehler war. Auch sonst ist dieser Teil von Amoras nicht gerade gewaltfrei. Marc Legendre bietet Charel Cambré genügend Gelegenheiten, rasante Action auf das Papier zu bringen.

Detail ZACK 318 page 43

Mick Tanguy ist mittlerweile im Trainingscenter für die chinesischen Piloten angekommen und muss feststellen, der er keineswegs der einzige Westler ist. Seine Aufgabe ist es, die Pilot*innen so zu schulen, dass sie immer schwerwiegendere Grenzverletzungen begehen können. Währenddessen hat sich die NATO entschieden, eigene Kräfte in den Raum um das (kaum verbrämte) Taiwan zu schicken, unter anderem René Laverdure. Verrat bietet rasante Fliegeraction mit brisantem Hintergrund von Patrice Buendia & Frederic Zumbiehl, perfekt umgesetzt von Sebastien Philippe.

Detail ZACK 318 page 57

Die Abschiede

Erinnert sich noch jemand an die Toten Hosen? „Wasserwerfer peitschen Dich, …“ Das ist in etwa die Stimmung in der Stadt in der Nacht vor dem großen Prozess gegen den Anführer der Opposition. Der Anwalt Dan Favreau macht sich keine Illusionen, und trifft in der Nacht noch auf seine Auftraggeberin in ungewohnter Rolle und die kleine Schwester, die natürlich mitten im Schlachtgetümmel steht. Das Erwachen des Bären von VanO ist eine ganz andere Nummer als Rhonda, weiß aber zu gefallen.

ZACK 318 page 73

Jeder Fußballfan weiß, dass nach dem Spiel vor dem Spiel ist. Genauso läuft es in Alte Versprechen von Álvaro Velasco & Iñaki San Román: Nur nicht aufgeben heißt die Devise in dem Spiel, das eigentlich nur Verlierer kennt und alles zulässt, außer dem finalen Aufgeben. Nun ja, einen positiven Abschluss gibt es aber doch, denn Benito trifft seine Tochter wieder. Poetisch, dramatisch, romantisch, realistisch… normalerweise passen diese Attribute nicht gut zusammen, hier jedoch schon!

ZACK 318 page 87

Und sonst?

Dazu gibt es den zweiten Teil des Interviews mit Corentin Rouge, und eine Vorschau auf den ersten Band der neuen Reihe “Jean-Michel Charlier präsentiert“ vom Verfasser dieser Zeilen. Dazu wie immer der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, News, Rezensionen und Gedanken von Frank Neubauer und Erheiterndes von Parker & Badger, Tizombi und StarfiXion.

Nicht nur für trübe Tage bietet auch die 318-te Ausgabe wieder einen guten Überblick über das aktuelle europäische Comicgeschehen.

Dazu in Vorfreude auf das baldige Concert Cock Sparrer und ein IPA.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Vandersteen/Legendre/Cambré  – De Helden van Amoras 1

Doodvonnis

Story: Marc Legendre
Zeichnungen: 
Charel Cambré

Standaard Uitgeverij

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 8,99 € 
ISBN: 
978-90-02-28117-4

Cover Helden van Amoras 1

Die Geschichte geht weiter! Nach dem Sechsteiler über die Vorgänge im Jahr 2047 und den 14 Kronieken jetzt also die Helden van Amoras. In dieser neuen Reihe soll es wieder mehr um Suske und Wiske gehen. Die erste Auflage enthält einen achtseitigen Anhang mit zusätzlichen Illustrationen und einem Rückblick auf das bisher erlebte. Leider ist nicht damit zu rechnen, dass dieser Band in Kürze auch auf Deutsch erscheinen würde. Zwar wird die erste Serie im ZACK abgedruckt und wird im nächsten Jahr beendet werden, der Versuch auch die Chroniken hierzulande zu etablieren, musste aber leider nach drei Ausgaben wegen zu geringer Verkaufszahlen abgebrochen werden. Schade eigentlich, handelt es sich doch meiner Meinung nach um eine der besten aktuell laufenden europäischen Reihen überhaupt!

Eine Schrecksekunde …

Moment, was ist das? Suske und Wiske in einem innigen Kuss vereint? Und dann unterhalten sich die beiden auch noch in einem Slang der bisher eher den Gegner*innen vorbehalten war. Sollten die Beiden aus welchen Gründen auch immer die Seiten gewechselt haben? Jedenfalls könnte man das vermuten, denn die Handlungen sind eindeutig: Einbruch, Diebstahl, Fahrerflucht.

Allerdings scheint es so, als ob die Beiden sich daran nicht erinnern können oder wollen, als sie zur Rede gestellt werden. Und dann wäre da noch Krimson … Dem gehören nämlich die gestohlenen und nun verschwundenen Rauschgiftpäckchen. Der Titel Doodvonnis bedeutet übersetzt übrigens Todesurteil!

Marc Legendre spielt auf allen Registern mit Erwartungen und Finten und führt die Leser*innen durch ein komplexes Szenario in dem vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dabei sind es einerseits die Erwartungen an bestimmte Genre-Abläufe, andererseits aber auch die Erwartungen der Lesegemeinde an ihre Held*innen, die hier kräftig durchgeschüttelt werden.

Helden van Amoras 1 page 3

Routiniert hochklassig

Charel Cambré setzt die Geschichte wie immer perfekt um. Jeder Strich sitzt und es scheint so, als ob auch er Spaß dabei gehabt hätte, Tabus zu brechen. Definitiv ein sehr schöner Start in eine neue Reihe!

Eine Empfehlung!

Wer die Reihe der Neufassungen bereits kennt, wird keines weiteren Hinweises bedürfen. Qualität, Einfallsreichtum und Geschwindigkeit der Lieferungen sprechen klar für sich! Wer aber nicht recht wusste, ob sich die auf dem Familienklassiker auf all-age-Level basierenden Comics lohnen würden, sollte nun aber wirklich einen Blick riskieren. Zwar handelt es sich um dieselben Personen wie im Original, auch die Charaktereigenschaften und „Macken“ sind gleich, die Stories sind aber für ein erwachsenes Publikum geschrieben und haben zunächst mal einen hohen Unterhaltungswert. Sie stellen aber auch unbequeme Fragen über unsere Behandlung von Umweltfragen, eine gerechte Verteilung von Reichtum und Einkommen oder Drogenpolitik.

Dazu passen die Babyshambles mit „Dandy Hooligan“ und ein Cassis.

© der Abbildungen 2025 Standaard Uitgeverij

ZACK 317 (November 2025)

ZACK 317

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 317

Das Jahr ist fast schon wieder rum, Weihnachten naht mit großen Schritten und dann knallen unerwartete Überraschungen doppelt … Statt des angekündigten Stroganov müssen unvermittelt Tanguy & Laverdure früher ran als erwartet. Sie füllen nicht nur die Seiten im Heft, sondern stehen auch auf dem Titelbild. Die Serie der Heldinnen auf eben jenem wird daher fortgesetzt! Eine weitere Neuigkeit ist der Start einer Serie von Interviews, die aus dem (0nline-)Fachmagazin ActuaBD übernommen werden. Genug Stoff also für dunkle, verregnete Abende.

Der Neustart

Im Osten Europas steht ein Krieg mit Russland kurz vor seinem Ausbruch. Mick Tanguy hatte versucht, diesen noch zu verhindern und einen russischen Jet wieder „zurückzuführen“. Dazu war er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Leider endete die Mission nicht ganz wie gehofft und der Held befindet sich nun in einem Gefängnis. Der französische Staat ist nicht wirklich Willens, ein Risiko einzugehen und schickt nur eine untergeordnete Beamtin, doch Freund Laverdure lässt sich nicht beruhigen. Band 12 der neuen Abenteuer, Verrat, passt nahtlos in die Reihe der Geschichten von Patrice Buendia & Frederic Zumbiehl im Spannungsfeld zwischen Fliegeraction und aktueller Politik. Sebastien Philippes Zeichnungen erfüllen ebenfalls alle Erwartungen!

ZACK 317 page 5

Die Fortsetzungen

 Suske befindet sich in der Gewalt von Achiel, muss allerdings feststellen, dass nicht Krimson, sondern die sogenannte Akademie dahintersteckt. Die persönlichen Auswirkungen sind allerdings gleich. Währenddessen trifft Teofil auf Jerome und der Professor versucht, seine Zeitmaschine wieder ans Laufen zu bekommen. Auch der Wiske genannte Teil der Saga von Amoras hat alle Bestandteile eines richtig guten Comics: gute, dynamische Zeichnungen, ein Dystopie-Setting, genügend komplexe Haupt- und Nebenfiguren, Spannung auf mehrere Zeitebenen und gleichzeitig noch bitterböse Gesellschaftskritik. Für mich immer wieder eine der besten aktuellen Comic-Serien überhaupt mit Text von Marc Legendre und Zeichnungen von Charel Cambré!

ZACK 317 page 25

Das Erwachen des Bären wurde bereits ganz am Anfang einmal gezeigt, auch im dritten Teil der ersten Episode von Wynona muss der Anwalt Dan Favreau feststellen, dass er mehr mit einem Bären gemeinsam hat, als ihm lieb ist. Diese Geschichte spielt ebenfalls in einer nicht allzu fernen Zukunft, die niemand möchte. Hier macht der Staat von seinen Institutionen Gebrauch gegen alles, was ihm nicht in den Kram passt. Man kann nur hoffen, dass VanO keine hellseherischen Fähigkeiten besitzt.

ZACK 317 page 39

Koksende Fußballspieler hat es immer mal wieder gegeben, meistens waren sie dann irgendwann allerdings nur noch deswegen bekannt. In Alte Versprechen hofft der Spielervermittler Benito Castanera noch, dass Ticotico sportlich einschlagen wird. Und es hat wirklich den Anschein, als ob der Neustart in der zweiten Liga das richtige Rezept wäre, zumal auch noch der ehemalige Star Fali nach seiner jahrelangen Pause aufgrund einer Sportinvalidität als Trainer „wiederkommen“ könnte. Der Beweis wäre allerdings noch anzutreten und Álvaro Velasco & Iñaki San Román haben bestimmt noch eine Überraschung in petto. Die Zeichnungen von Pedro Rodríguez lassen jedenfalls Vorfreude auf das anstehende Spektakel aufkommen.

ZACK 317 page 54

Die Abschiede

Die gerade gerettete Jolanne hat nichts Besseres zu tun, als ihren Freund mit der Waffe zu bedrohen und ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Sie geht zurück nach Pondicherry, um sich den falschen Vorwürfen ihres Bruders zu stellen, die Aussage einer Frau kann zu damaligen Zeiten allerdings bestenfalls Zweifel säen. Immerhin erfahren wir in dieser Folge erstmals die Begründung für den Titel der Reihe… Gut gemachte Schmonzette von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès, der mittlerweile ein wenig die Lust am Gesicht der Heldin zu verlieren scheint. Trotzdem ist Rani wieder zu Recht ein Anwärter auf vordere Plätze im Jahrespoll.

Detail ZACK 317 page 69

Und auch von Julie Wood müssen wir uns zunächst verabschieden. Sie hat ihr erstes Rennen mit einem achtbaren vierten Platz beendet und darf nun den Ruhm dafür entgegennehmen. Der allerdings ist nicht immer ernst gemeint, sondern kommt auch sexistisch daher. Was bisher keinen Abschluss gefunden hat, ist der parallele Krimi-Track. Hier endet das Tödliche Rodeo mit einer faustdicken Überraschung als Cliffhanger. Insgesamt betrachtet eine gute Story von Philippe Pelaez und zwiespältige Gefühle hinterlassende Zeichnungen von Claudio Stassi, dessen gerade erschienener Henri Vaillant mir besser gefallen hat.

Detail ZACK 317 page 83

Und sonst?

Die Seiten zwischen den Fortsetzungen werden im November von einem ausführlichen Interview mit Corentin Rouge, dem Zeichner von Rio, sowie zwei Artikeln über eine neue Fliegerserie, die Flügel der Zeit, vom Verfasser dieser Zeilen und die beiden XXL-Bände von Taschen über den Hulk und Stan Lee von Bernd Hinrichs gefüllt. Dazu wie immer der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, News, Rezensionen und Gedanken von Frank Neubauer und Erheiterndes von Parker & Badger, dem Ritter, Tizombi und StarfiXion.

Schließen wir den Kreis: der November bietet genügend Momente, in denen man das Haus nicht verlassen möchte. Die ZACK-November-Nummer bietet genügend Ablenkung …

Dazu Soft Cell (R.I.P.) und ein über Elefantendung gedörrter Ondjaba aus Namibia.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Vernes/Forton – Bob Morane Classic 7

Das Geheimnis der Zone „Z“

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Gérald Forton
Originaltitel: 
Le mystère de la Zone « Z »

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-49-6

Cover Bob Morane classic 7

Fast alle Bände der Bob Morane ClassicReihe sind deutsche Erstausgaben, dieser Band ist eine Ausnahme. Als einziger von Gerald Forton gezeichneter Band erschien er 1989 im Feest-Verlag während der Ägide von … genau: Georg F. W. Tempel! Er wurde aber für diese Ausgabe neu übersetzt und layoutet.

Ein außerirdischer Besuch

Wie so oft, wird auch bei Das Geheimnis der Zone „Z“ eine Krimihandlung mit Science-Fiction Elementen vermischt. Mitte des letzten Jahrhunderts ist die Welt zwar noch nicht komplett erforscht, große, überraschende Entdeckungen wie sie Jules Verne, Henry Rider Haggard und andere noch beschreiben konnten, sind aber nicht mehr zu erwarten. Das „Neue“ und möglicherweise „Gefährliche“ muss also entweder eine wissenschaftliche Neuigkeit sein, oder aus den Tiefen des Alls kommen.

Hier verwendet Vernes eine Kombination: Eine unbekannte Legierung ist aus dem Weltall kommend aufgefunden worden. Sie wurde für die Raumfahrt benutzt und weckt nun die Aufmerksamkeit von Kriminellen und Geheimdiensten, um Profit daraus schlagen zu können. Bob Morane und Bill Ballantime wollen mal wieder einer hübschen jungen Frau beistehen und werden dadurch in diese Geschichte verwickelt.

Bob Morane classic 7 page 3

Es geht darum, den Vater der jungen Frau möglichst rechtzeitig zu warnen bevor die Bösen, ein nur durch das gemeinsame Ziel verbundener Haufen, ihn erreicht haben. Dabei ist es fast schon egal, ob der Wissenschaftler wirklich harmlos ist, oder aber im Regierungsauftrag handelt. Es ist wieder eine spannende Story, die den Helden als Retter beschreibt, die Bösen als manchmal witzige, manchmal nur doofe Menschen, und die Technik als etwas, das nur ansatzweise beherrschbar ist.

Strenges Layout, bunte Farben

Der Band verlässt sein strenges, vierstreifiges Layout kein einziges Mal, kommt also sehr klassisch daher. Obwohl das für heutige Lesegenerationen sehr ungewöhnlich ist, schadet es aber nicht, denn die Zeichnungen selbst sind sehr realistisch und dynamisch. Die Bewegung kommt aus den Panels und bedarf keiner „Unordnung“ auf der Seite. Wer einen Blick in den Anhang wirft, wird feststellen, dass Morane auch als Zeitungsstrip funktioniert hat. Genau diese Strenge bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke ist auch in den regulären Seiten zu bemerken.

Bob Morane classic 7 page 4

Forton ist ein Meister der Linie und des Kontrastes. Die darauf aufgetragene Kolorierung überdeckt seine Meisterschaft nicht, fügt aber mit den teilweise extremen Farbgebungen eine spannende Komponente hinzu. Teilweise wechseln dabei auch die Farben der Haut und/oder Kleidung zwischen den einzelnen Panel. Für mich ist das aber eher ein nostalgischer Faktor, der dazugehört!

Ein Klassiker in angemessener Aufmachung

Bob Morane ist eine der ZACK-Serien, die dort tatsächlich gar keine großen Fußspuren hinterlassen hat. Tatsächlich gibt es sogar viel mehr Auftritte im aktuellen ZACK als in der Koralle-Zeitschrift. Die Serie hat allerdings aus sich heraus trotzdem genügend Aufmerksamkeit verdient. Ihre Anfänge mit den Zeichnungen von Dino Attanasio und Gérald Forton werden nach und nach komplett in der auf 750 Exemplare limitierten Classic-Reihe, wie gesagt meistens als deutsche Erstveröffentlichung, in der ZACK-Edition erscheinen.

Der Anhang gibt dabei weiterführende Einblicke und präsentiert „Schätze“, die ansonsten hier nirgendwo zu finden sind. Dazu gehören natürlich auch die Cover der verschiedenen französischen Originalausgaben. Vorbesteller der Reihe erhalten vom Verlag Beigaben, eine Anfrage lohnt sich daher unbedingt.

Dazu passen The Courettes etwa mit „Shake!“ und ein Old Pulteney.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Forton – Ed. Hibou | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 316 (Oktober 2025)

ZACK 316

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 316

Der goldene Herbst steht vor der Tür, aber auch schöne Herbsttage verhindern nicht, dass es abends früher dunkel wird. Sollte noch ein wenig Regen dazukommen, hat man sogar noch mehr Zeit zum Lesen. Einen guten Teil davon sollte das ZACK füllen können! Im Übrigen wird die Reihe der Heldinnen auf dem Titelbild mit Wiske und Jerusalem fortgesetzt.

Der Neustart

Die Covergirls gehören zum in diesem Heft startenden fünften Teil der Saga Amoras. Diese auf mehreren Zeitebenen spielende dystopische Science-Fiction Serie spielt mit Gegensätzen ganz unterschiedlicher Art. Menschen – wie der titelgebende Lambik – sind sehr selten nur gut oder böse, sondern (leider) oft ambivalent. Und so mag der erste Anschein der Wirklichkeit widersprechen. Es gibt aber auch echte Rivalitäten wie zwischen den Bewohnern von Amoras im Jahre 2047. Hier scheint es so, als ob die Fatties gewonnen hätten. Der Gegensatz Arm gegen Reich wird ebenfalls sehr deutlich, sind die einen doch allen Unbillen schutzlos ausgesetzt während andere sich in ihren Luxusbehausungen ein schönes Leben gönnen. Mehr dazu in den nächsten Ausgaben. Für mich, inklusive der Ableger Chroniken von Amoras und dem neuen „Helden van Amoras“, eine der besten aktuellen Serien mit Zeichnungen von Charel Cambré nach einem Szenario von Marc Legendre.

ZACK 316 page 5

Die Fortsetzungen

Julie Wood hat ihr erstes Ziel erreicht, sie darf ein Rennen bei den AFT Singles fahren. Neben den auch in dieser Folge enthaltenen eher krimiartigen Abschnitten steht in diesem Monat das Renngeschehen im Vordergrund. Claudio Stassi wechselt die Perspektiven und zeigt sowohl von vorne, aus der Vogelperspektive und mit den Augen der Fahrerin das Geschehen. Diese Seiten sind wirklich dynamisch und versöhnen zumindest mich mit den Schwierigkeiten des Zeichners mit den Gesichtern. Storytechnisch bewegt sich Philippe Pelaez in Tödliches Rodeo in sicherem Fahrwasser. Mal sehen, wie der Abschluss von Teil 1 im nächsten Heft aussehen wird.

ZACK 316 page 21

Ein wenig erinnert Alte Versprechen an die Gespräche alter Männer, dass es früher doch einfach besser war. Es gab nicht so viel Geld, dass schon Jugendlichen bündelweise hinterhergeschmissen wird, die Spieler waren ehrgeiziger, die Unterhaltung besser und der Respekt erst … Natürlich ist die Geschichte von Álvaro Velasco & Iñaki San Román nicht so einfach, sie spielt aber mit allen möglichen Referenzen und dazu gehören eben auch diese. Die Zeichnungen von Pedro Rodríguez bewegen sich im Grenzbereich von Realismus und überzeichneter Karikatur und bebildern die Story oft filmtypisch. Wer Ted Lasso mag, wird hier seine Freude haben. Wer am Fußball nur den Gewinn der eigenen Mannschaft gut findet, sollte allerdings die Finger davon lassen.

ZACK 316 page 38

Das Leben meint es nicht gut mit (der späteren) Rani. Jolanne wird von ihrem eigenen Bruder, ihrem antagonistischen Widersacher, erneut festgesetzt und in einen Kerker geworfen. Wie der Zufall es will, ist aber auch ihr alter Freund und Liebhaber Craig in der Nähe und greift ein. Auch in Verurteilt! reiht sich eine Katastrophe für die junge Frau an die nächste. Die ursprünglich als TV-Serie konzipierte Idee von Jean Van Hamme & Alcante funktioniert aber auch im Comic, vor allem, da Francis Vallès sie gekonnt und routiniert in Panels umsetzt. Sicher wieder ein Kandidat für vordere Plätze im Jahresranking.

ZACK 316 page 51

Ein heruntergekommener Anwalt soll einem zum Tode verurteilten Rebellen zur Freiheit, zumindest aber zum Überleben verhelfen. Um dieses zu erreichen hat Wynona ihn in seinem Büro aufgesucht und fährt ihn jetzt quer durch das Land zu dem Ort der erhofften Hilfe. Während der Fahrt entwickelt der fertig aussehende Mann ungeahnte Fähigkeiten und wir Leser*innen erfahren mehr über die Hintergründe. Doch dann geraten die Beiden in eine Straßensperre … Das Erwachen des Bären ist eine spannende Geschichte im Grenzbereich von Dystopie, Thriller und Anwaltsserie von VanO und macht Lust auf mehr.

ZACK 316 page 67

Der Abschied

Leider ist eine sehr spannende Geschichte mit diesem Heft abgeschlossen. Erectus – mit sieben Teilen eine ziemlich lange Story – erzählt von einer Pandemie und der Unfähigkeit der Menschheit, in Krisensituationen ihre Menschlichkeit zu bewahren. Ausgrenzung statt Hilfe, Gewalt statt Sicherheit und Manipulation anstelle von Fakten – wir kennen diese Reaktionen leider nur allzu gut. Erik Juszezak hat sich einen spannenden (etwas unrealistischen) Virus ausgedacht der Evolutionsschritte zurückdreht. Infizierte Menschen entwickeln sich zum Homo Erectus zurück. Der Umgang mit ihnen, aber auch der veränderten Flora und Fauna wird das zukünftige Leben der Menschheit beeinflussen. Besonders gut gefallen hat mir, dass diese Serie am Ende mit einigen Überraschungen aufwartet. Hoffentlich findet diese zudem gut gezeichnete Serie den verdienten Beifall.

ZACK 316 page 82

Und sonst?

Wie immer tummeln sich Parker & Badger sowie Tizombi auf diesen Seiten. Dazu kommt eine nette Seite über träumende Katzen. Der redaktionelle Teil enthält wie immer den Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview von Frank Neubauer mit Chris Noeth und einen Beitrag über die Gesamtausgabe des Mädchens von der Weltausstellung vom Verfasser dieser Zeilen. Wirklich genug also, um dunkle Herbstabende damit zu füllen!

Dazu Bad Cop Bad Cop, etwa mit „Disbelief“ und ein Old Fashioned.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Sauzereau/Wyllow – Jules Verne

Die Comic-Biographie

Story: Olivier Sauzereau

Zeichnungen: Wyllow

Originaltitel: Jules Verne en BD

Knesebeck

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 22 €

ISBN: 978-3-95728-921-6

Cover Jules Verne

Jules Verne gilt als einer der Stammväter der Science-Fiction Literatur, ist aber ohne seinen Hintergrund und sein Faible für die Seefahrt und das abenteuerliche, neugierige Reisen nicht wirklich verständlich. Die im Original bereits 2021 erschienene Comic-Biographie versucht, diese Hintergründe zu beleuchten. Wer Verne nicht kennt, findet hier ein Reiseabenteuer und hier einen Science-Fiction Roman.

Der Student mit dem Faible für das Theater

Gleich vorweg: Ich werde mir verkneifen, das Leben von Jules Verne in dieser Besprechung akribisch nachzuerzählen. Wer dort tiefer einsteigen möchte, sei auf das Buch selbst verwiesen. Es ist kurz genug, dass man es selbst dann lesen kann, wenn man nicht unendlich viel Zeit auf das Thema verwenden möchte, gleichzeitig aber ausführlich genug, um einen guten Einstieg zu ermöglichen.

Grundsätzlich sind die fünf Kapitel gleich aufgebaut: auf einen erzählenden Comic-Teil folgen ein paar modern layoutete Fakten zu Schnipseln des Lebens. Diese Teile ergeben in ihrer Gesamtschau einen spannenden Abriss über die Jahre von der Geburt des Franzosen 1828 bis zum Ende des Jahres 1887. Die letzte Spanne bis zu seinem Tod im Jahre 1905 wird hier ausgeklammert.

Jules Verne page 7

Wer also wissen möchte, wie aus einem Studenten ein Theater-Autor wurde der irgendwann zu einem der berühmtesten Autoren seiner Zeit (allerdings eher im Rückblick) werden konnte, wie sich sein schwieriges Verhältnis zum anderen Geschlecht ausgewirkt hat und welche Begebenheiten prägend waren, liegt hier richtig. Olivier Sauzereau hat bereits mehrere Dokumentarfilme gedreht. Das Buch folgt ein wenig diesem Prinzip: kurze, aneinandergereihte Schnipsel … Als Leser*in hat man die Aufgabe, die Verbindungen zwischen diesen zu ziehen und nicht nur die hübsche Szenen für sich zu betrachten.

Educational Content

Wyllow setzt die Vorgaben von Sauzereau ziemlich genau um: Es geht nicht darum, eine durchgehende Geschichte zu erzählen, sondern separate Abschnitte. Es ist daher weniger eine Entwicklung zu bemerken, die Figuren sind plötzlich um Jahre gealtert. Das hat den Vorteil, dass Wyllow sich nicht um die Übergänge kümmern muss, er muss nur dafür sorgen, dass die beschriebene Situation klar genug dargestellt wird.

Jules Verne page 8

Die Geschichte wirkt dadurch leicht statisch und „educational“. Die Dynamik muss Leser*innen nicht über die ganze Geschichte tragen, es sind jeweils nur wenige Seiten zu schaffen. In der Zusammenschau gelingt das aber ganz gut. Zudem erlaubt es logische Pausen und gar das Beiseitelegen für einige Tage. Die Spannung, die in einigen Biographien erzeugt wird, steht hier nicht im Vordergrund.

Informativ!

Jules Verne ist viel zu vielseitig, sowohl was die Etappen seines Lebens und die prägenden Elemente angeht, als auch bezüglich seiner geschaffenen Werke, als dass alles in einem überschaubaren Buch auch nur gestreift werden könnte. Diese Biographie beschränkt sich auf seinen Drang, Reiseabenteuer zu verfassen, und damit seine eigene Unfähigkeit, diese zu unternehmen, zu überwinden.

Frontpage Jules Verne

Dieser Ansatz wird erfolgreich umgesetzt, die Kombination aus Wissensfragmenten als Textschnipsel und erzählenden Passagen überfordert niemand und erlaubt allen Leser*innen, ihr eigenes Tempo anzuschlagen. Die Zeichnungen sind gefällig und setzten bekannte Fotos mit hohem Widererkennungswert um. Insofern ist Jules Verne ein geeigneter Einstieg in die Welt des Schriftstellers.

Dazu passen The Misfits mit “I turned into a Martian” und ein trockener Bordeaux.

© der Abbildungen Petit à Petit, 2021, by Olivier Sauzereau and Wyllow  / 2025 von dem Knesebeck Verlag GmbH & Co. Verlag KG, München

ZACK 315 (September 2025)

ZACK 315

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 315

Und weiter geht’s mit den Heldinnen auf den Titelbildern – es gibt genügend Serien mit weiblichen Protagonistinnen und es ist gut, das auch mal offensiv zu zeigen. Das September-Motiv des ZACK stammt aus der neuen Serie Wynona von Hans van Oudenaarden (VanO), der bereits mit Rhonda im Magazin vertreten war.

Der Neustart

Erde – Nordamerika – USA, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Mann rennt durch ein Labyrinth aus Gassen, stolpert und sieht sich einem gewaltigen Bären hilflos ausgeliefert. In diesem Moment betritt eine junge Frau das Büro eines abgehalfterten Anwalts, der gerade noch rechtzeitig aus seinem Traum aufschreckt… Es geht darum, einen Native American vor der ihn erwartenden Todesstrafe zu bewahren, in einem sehr polarisierten politischen Klima das fatal an reale Situationen erinnert. VanO eröffnet Das Erwachen des Bären, den ersten Teil der neuen Serie Wynona, grandios: Spannend, aktuell und mit Zeichnungen, die damit spielen, ein wenig skizzenhaft zu wirken.

ZACK 315 page 5

Die Fortsetzungen

Danach geht es noch ein kleines Stück weiter in die Zukunft: ein Virus führt zu einer Rückbildung von Evolutionsschritten da es ähnlich wie CRISPR funktioniert. Die Menschheit reagiert mit Furcht, Ausgrenzung und Gewalt auf die Folgen der Krankheit, doch die Heldin, die Paläontologin Anna Meunier, will sich nicht damit abfinden, dass es weder Hilfe noch Akzeptanz gibt, besonders, da ihr Freund selbst zum Erectus mutiert ist. Sie versucht, den in einem Zoogehege Untergebrachten zu helfen und verlässt den Weg der Legalität. Erik Juszezak hat klassische SF-Motive und die Erfahrungen der COVID-Pandemie verknüpft und eine gut lesbare, realistisch gezeichnete Geschichte daraus gemacht. Für mich ein Kandidat für vordere Plätze in der Jahreswertung!

ZACK 315 page 23

Bereits das dritte Mal dabei ist der Relaunch von Julie WoodTödliches Rodeo. Es geht um eine junge Amerikanerin, die den Traum hat, professionelle Fahrerin zu werden. Allerdings gefallen ihrem Bruder nicht alle Mittel, die sie dafür anwenden will. Ein zweiter Strang dreht sich um kriminelle Machenschaften, die bereits ganz zu Anfang ein Todesopfer gefordert hatten. Mittlerweile haben die Gangster die Verbindung zu dem Onkel der Woods gefunden. Eine solide Story von Philippe Pelaez mit für Fans des Originals enttäuschenden Bildern von Claudio Stassi. Zwar werden die Panels von Seite zu Seite besser und aussagekräftiger, kranken aber immer noch ein wenig an mangelnder Dynamik.

ZACK 315 page 49

Der Deadline-Day hat gerade wieder bewiesen, wie verrückt der Markt für den Austausch von Fußballprofis zwischen Vereinen mittlerweile geworden ist. Alte Versprechen geht zwar zeitlich in die Vergangenheit, in die vermeintlich Goldenen Zeiten von 1995, zeigt aber, dass auch damals schon nicht alles „gut“ war. Benito Castanera ist ein Spielervermittler. Sein einziges Juwel ist zum Sportinvaliden geworden, bevor er zum Star werden konnte. Seitdem versucht er verzweifelt, ein neues, williges Opfer zu finden. Seiner aktuellen Hoffnung scheinen allerdings ein paar Qualitäten zu fehlen. Bitterböse Satire von Álvaro Velasco & Iñaki San Román, kongenial in einem leicht verfremdeten Realismus von Pedro Rodríguez umgesetzt.

ZACK 315 page 64

Was hat Jolanne nicht schon alles mitgemacht: Betrogen, geschlagen, zum Tode verurteilt, geflüchtet, gefangen genommen, deportiert nach Indien, dort zur Bordellleiterin aufgestiegen und von ihrem Peiniger wiedergefunden, erneut geflohen, das Gedächtnis verloren, aufgenommen von der Frau des Gouverneurs von Pondicherry und erneut wiedergefunden … Die aktuelle Folge von Rani erlaubt eine kleine Verschnaufpause, droht der Heldin aber ständig mit der Vernichtung, ist sie doch schließlich von einem Gericht Verurteilt! Eine spannende Story mit großer indischer Kulisse von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès. Bisher definitiv ein Liebling der Leser*innen.

ZACK 315 page 83

Der Abschied

Herr Romanov ist die letzte Kurzgeschichte mit Harry & Platte aus der Feder von Dennis Lapière mit Zeichnungen von Sikorski. Wo die Liebe hinfällt geschehen seltsame Dinge und die bekannten Maßstäbe von richtig und falsch beginnen zu verschwimmen. Aber darf Liebe alles?

ZACK 315 page 42

Und sonst?

In den Anfängen des neuen ZACK tauchten zwei Helden auf, die komplett gegen den Strich gebürstet waren: Spoon & White. Auch sie erleben gerade einen Relaunch. Erste Einblicke gibt es in diesem Heft – Bei Gefallen sicherlich mehr davon in diesem Theater …

Dazu Der Ritter, Tizombi und Parker & Badger mit ihren Erlebnissen, die den Leser*innen den Wechsel zwischen den Serien versüßen, und einige redaktionelle Beiträge: Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview mit Isabell Kreitz über ihre neue Graphic Novel und die Verstrickungen während der NS-Zeit sowie eine Einführung in Gunung Darah vom Verfasser dieser Zeilen.

Dazu The Sweet, etwa mit Ballroom Blitz und ein Guinness.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Disney – Lustiges Taschenbuch 600

Ein Jubiläum!

Story: Diverse
Zeichnungen: 
Diverse
Originalausgabe

Egmont Ehapa Media

Taschenbuch | 256 Seiten | Farbe | 8,99 € | 
ISBN: n/a

Cover LTB 600
©2025 Egmont Ehapa Media/Disney

In den Siebzigern fuhr meine Tante in den Sommerferien immer mit meinem Bruder und mir an die Ostsee nach Sierksdorf. Eine der ersten Aktionen vor Ort war der Besuch des Strandladens, in dem wir uns jeweils ein Lustiges Taschenbuch und einen Goldmann-Edgar-Wallace aussuchen durften. Der Sommer konnte beginnen… Mittlerweile erscheinen vom LTB und seinen Ablegern über 150 Titel pro Jahr. Das Gefühl der Exklusivität hat daher etwas gelitten.

Ein Jubiläum bedarf eines Rückblicks

Das erste Lustige Taschenbuch erschien am 9. Oktober 1967, also vor bald 60 Jahren. Gab es anfangs nur einige (stetig mehr werdende) Bände pro Jahr, kommt seit 1996 alle vier Wochen ein neues Buch. Den ersten 79 LTB spendierte man noch eine exklusive Rahmengeschichte, meistens entweder im Duck- oder im Maus-Universum und bis zur Nummer 118 war nur jede zweite Doppelseite farbig.

Dem Erfolg hat das keinen Abbruch getan; das Lustige Taschenbuch ist seit Jahren das erfolgreichste Comic-Kioskprodukt, vielleicht auch, weil es nicht remittiert werden kann. Die vielfältigen Ausgaben erlauben, jedes einzelnen Segment auch mit Disney-Comics, meist aus Italien, abzudecken und jahreszeitliche Geschenkanlässe mitzunehmen. Selbst äußerst teure und limitierte Sammelausgaben erscheinen von Zeit zu Zeit.

Mit der Zeit gehen!

Natürlich ist selbst der Kolumbusfalter noch lesenswert, mein absoluter Favorit ist aber noch immer die Nummer 41, die ursprünglich unter dem Namen Donald mal ganz anders den später immer mehr modernisierten (Ur-)Phantomias auf den deutschen Markt brachte. Damit war Donald der erste der Disney-Superheld*innen, der eine oder die andere mag sich auch noch an Super-Goof erinnern. Aktuell (und auch in diesem Band!) machen sich langsam die Auswirkungen der Marvel-Übernahme von vor einigen Jahren bemerkbar.

In der 600 übernimmt Minni die Hauptrolle: What if …? Minni became Captain Marvel! In einem sehr US-artigen Layout übernimmt die sonst eher auf eine Sidekick-Rolle abonnierte Maus die Aufgabe, die Welt zu retten!

Dazu kommen scheinbar geläuterte Panzerknacker, Science-Fiction orientierte Geschichten über ein schwarzes Loch in Entenhausen und eine Insel, auf der scheinbar alle fröhlich sind, typische Glanzleistungen des immer wohlmeinenden, aber fürchterlich scheiternden Donald und eine paar gute Laune Elemente.

Immer noch ein Star

Während manche erfolgversprechenden Konzepte sich bereits nach wenigen Ausgaben totgelaufen haben, sind die Lustigen Taschenbücher auch nach 600 Ausgaben noch frisch. Es gibt genügend unterschiedliche Topics, die immer neu kombiniert werden können, die Charaktere gehören zu den bekanntesten Figuren der Kulturgeschichte und überbrücken immer wieder den Konflikt zwischen Alt und Jung. Ganz zeitgemäß gibt es auch einen eigenen Web-Auftritt, unter anderem mit Leseproben!

Leseproben LTB 600
(c) Disney Enterprises, Inc. 2025 ©2025 Egmont Ehapa Media/Disney

Insofern gratuliert comix-online dem Lustigen Taschenbuch sehr herzlich zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg und Innovationskraft.

Dazu passen The Slade mit „All Crazee Now“ und ein weiterer Dauerbrenner: Ein Glas Valensina, pur, auf Eis, oder mit blauem, rotem oder sonstigem Schuss.

© der Abbildungen Disney Enterprises, Inc. 2025, ©2025 Egmont Ehapa Media/Disney

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