Reddition 68 – Mai 2018

Reddition 68 – Mai 2018

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 76 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: n/a

 

Schon im 34. Jahrgang und mit einer hohen Verlässlichkeit zweimal im Jahr erscheint die Zeitschrift für Graphische Literatur REDDITION aus dem hohen Norden. Sie stellt damit eine der wenigen Konstanten im Sekundärbereich über die Neunte Kunst dar. Wie immer ist die Ausgabe Schwerpunktthema-zentriert. Während es in der letzten Ausgabe noch um eine Ikone der Popkultur, nämlich Batman, ging, ist das Dossier dieser Ausgabe der argentinischen Comicliteratur mit einem besonderen Fokus auf Hector German Oesterheld gewidmet. Der Einblick wäre aber nicht komplett ohne Beiträge zu Alberto Breccia und Hugo Pratt sowie zu weiteren Vertretern dieser Zeit und Provenienz.

Während die Zeitschrift als solche auch im Laden und im Bahnhofsbuchhandel erworben werden kann, erhalten Abonnenten jeweils eine Zugabe: in diesem Fall ist es die kleinformatige deutsche Erstausgabe von „Guardia Nocturna“ von Oesterheld und Pratt aus Cero Extra 39 vom April 1961. Eine Leseprobe der Reddition findet sich auf den Seiten der Edition Alfons.

Diese Ausgabe ist bereits die dritte, die sich mit Comics aus Argentinien befasst. In den 25 Jahren seit den letzten beiden Nummern hat sich aber vieles getan und es sind neue Quellen aufgetaucht, so dass es sich keinesfalls um einen Aufguss handelt. Zudem ist Deutschland gerade dabei, Oesterheld und insbesondere den auf dem Titel abgebildeten Helden Eternauta zu entdecken.

Es ist schwierig, den argentinischen Comicmarkt ohne die politische Entwicklung dieses Landes zu betrachten. Waren Comics in den 50-er Jahren ein Massenprodukt und der Markt somit auch ein Magnet für ausländische, insbesondere italienische Autoren und Zeichner, änderte sich mit dem Militärputsch gegen Allende und der Diktatur alles. So zählt auch Oesterheld neben seinen vier Töchtern zu den ermordeten Opfern und seine Witwe war eine der Madres de Plaza de Mayo, eines Zusammenschlusses von Müttern der verschwundenen Kinder. Dankenswerter Weise wird dieser Bereich weder verschwiegen noch in ideologischer Weise benutzt und mit Dokumenten (u.a. einem Brief von Hergé an den Präsidenten Argentiniens) und Interviews der eigenen Bewertung der Unmenschlichkeiten zugeführt.

Daneben stehen aber gerade auch die Kunst und das Vorgehen Oesterhelds im Vordergrund. In einem Interview und einem von ihm verfassten Beitrag wird deutlich, wie seiner Meinung nach eine Geschichte entstehen muss und welche Schritte, welches Engagement und welche Begeisterung dafür notwendig sind, einen guten Comic zu erschaffen. Selten wird den Gedanken eines Künstlers so viel Raum gegeben! Und Oesterheld hat bewiesen, dass seine Herangehensweise erfolgreich ist: Sgt. Kirk, Ernie Pike und nicht zuletzt der bereits genannte Eternauta sind dafür leuchtende Beispiele.

 

In weiteren Artikeln werden Zeitgenossen vorgestellt: Der schwierige Alberto Breccia, Lopez, Munoz, Del Castilla, Pratt und nicht zuletzt Enrique Breccia. Dabei wird Wert darauf gelegt, nicht nur die 50-er und 60-er darzustellen sondern auch die Arbeiten für den englischen und amerikanischen Markt mit der gewohnt sorgfältigen und vielfältigen Dokumentation des Bildwerkes einzubeziehen.

Ich möchte jetzt nicht weiter auf die einzelnen Artikel eingehen um den Lesespaß nicht zu gefährden! Unbedingte Kaufempfehlung!

 

Dazu passt natürlich argentinischer Tango und Rotwein. Da der ganze Text aber nicht so schnell verdaut werden kann sollte es zwischendurch vielleicht auch das eine oder andere Glas Wasser tun.

© Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2018 und die jeweiligen Künstler bzw. Agenturen

Die Sprechblase 238 – Mai 2018

Die Sprechblase 238 – Mai 2018

Herausgeber: Gerhard Förster
Verlag Abenteuer pur
Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,90 €
ISSN: n/a

 

Nach nur einer Ausgabe in 2017 ist im Mai die 238. Ausgabe der Sprechblase erschienen. Im nunmehr schon 43. Jahrgang bedient die Zeitschrift aus Österreich schon lange nicht mehr nur die Generation Lehning und die Wäscher-Fans sondern auch die Leser*innen klassischer Comics frankobelgischer Prägung und wagt immer wieder Schritte in die aktuelle Landschaft.

Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist Edouard Aidans, dem 10 Seiten gewidmet werden. Wie oft in der Sprechblase ist der gesamte Artikel auf mehrere Teile verteilt. Auf diesen ersten Seiten beschreibt Bernd Weckwert die Anfänge der Karriere des in Deutschland hauptsächlich durch die alten ZACK-Serien Tunga und Sven Janssen (Marc Franval im französischen Original) bekannten Zeichners und Texters bis zum Ende der 60er Jahre. Wie bei allen Comicschaffenden dieser Zeit ist die Biographie eng mit den verschiedenen Journalen wie Tintin, Spirou und Pilote verbunden und auch den Namen Greg wird man fast immer lesen. Das Layout der Beiträge mag manchmal etwas überladen daher kommen, ist aber einzig der Tatsache geschuldet, dass so viele Bilddokumente anders gar nicht präsentiert werden können.

Ebenfalls interessant für die mit dem ZACK aufgewachsenen Fans ist der dritte Teil der Veröffentlichung von Michel Vaillant Werbecomics.

Ein weiterer längerer Artikel beschäftigt sich mit den Hintergründen von Franquins Meisterwerk „QRN ruft Bretzelburg“. Dieser drittletzte Spirou-Band von André Franquin ist nicht nur der politischste sondern erschien auch mit einer 15-monatigen Pause in dem Wochenmagazin da Franquin nicht in der Lage war, weiterzuarbeiten. Welche Besonderheiten sonst noch in diesem Band zu entdecken sind beschreibt ebenfalls Bernd Weckwert.

Der im Vorläuferheft angekündigte zweite Teil des Artikels über Buffalo Bill musste krankheitsbedingt leider verschoben werden. Trotzdem kommt das Thema „Western“ nicht zu kurz. In mehreren Beiträgen werden Comics, eine Heftchenserie und Romanautoren vorgestellt. Daneben gibt es noch viel Bildmaterial speziell von Romancovermalern. Alle diese Themen werden in der typischen Sprechblasenweise abgehandelt: Liebevoll, detailreich und persönlich. Irgendwie wirken diese Artikel immer wie ein Besuch auf einem bisher nicht bekannten Dachboden voller Schätze und Fundstücke!

Auch die ursprüngliche Klientel wird bedient: Neben einem Interview mit Helga Wäscher über die alten Zeiten und den Leserbriefen gibt es wie immer das Harry-Magazin mit Besprechungen nicht nur von Comics, die sonst eher selten zu finden sind. In diese Richtung kann sicherlich auch der Artikel über die Gesamtausgabe der „Biber Patrouille“ eingeordnet werden.

Abgerundet wird das Heft durch zwei Disney-Beiträge über Don Rosa und die neue Hommage-Reihe sowie einen einordnenden Artikel über heimatliche (ASH, LDH und Verwandtes) und amerikanische (Thanos) Superhelden.

Wie immer kurzweiliger, informativer, interessanter und zum Schmunzeln anregender Lesespaß zu dem am besten eine Tasse Kaffee und irgendeine Swing oder Jazz Platte passt.

Abbildungen © 2018 Verlag Abenteuer pur

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