Cannonball
Story: Denis Lapière
Zeichnungen: Marc Bourgne, Olivier Marin
Originaltitel: Michel Vaillant – Season 2 11 – Cannonball
Blattgold Verlag – ZACK Edition
Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €
ISBN: 978-3-949987-33-5
Von Anfang an war Jean Graton, der Schöpfer der Figur Michel Vaillant und des Kosmos um ihn herum, darauf bedacht, die aktuelle Welt des Motorsports einzubeziehen. Diesem Prinzip folgt auch das aktuell für die zweite Staffel verantwortliche Team. Neben aktuellen Rennstrecken und Herausforderungen wie Elektromobilität und Wasserstoffbetankung sind daher auch immer wieder reale Personen Bestandteil der Story. In diesem Fall POG, der einen sehr erfolgreichen Youtube-Kanal hat.
Ein illegales Straßenrennen
Michel Vaillant, der Saubermann schlechthin, wird von POG öffentlich zu einem Rennen quer durch die USA herausgefordert, dem Cannonball. Während Michel klar davon ausgeht, dass er sich darauf niemals einlassen werden muss, wird schnell klar, dass sein Umfeld ganz anders darüber denkt und den Marketingaspekt für den wichtigen US-Markt höher bewertet als das Risiko.
Tatsächlich wird beschlossen das Risiko einzugehen und das Rennen über mehrere 1000 Kilometer anzunehmen, um den neuen Vaillante MontlHéry zu promoten. Weil POG auf allen seinen Kanälen dafür die Werbetrommel schlägt, bekommen auch andere davon Wind und es steht zu befürchten, dass Bob Cramer und die hinter ihm stehende rechtsradikale Organisation erneut versuchen werden, das ausländische Unternehmen zu sabotieren.
Tatsächlich kommt es kurz vor dem Start zu einer Aktion, bei der sich Vermummte an den beiden Wagen von Michel und POG zu schaffen machen, doch zunächst scheint alles unter Kontrolle. Doch plötzlich wird klar, dass Michels Wagen gehackt wurde und ein dramatischer Wettlauf gegen Zeit und Geschwindigkeit beginnt. Denis Lapière gelingt erneut eine sehr spannende, actionreiche Verknüpfung aus Rennsport, Thriller und Soap, die sich sowohl Zeit für Charakterentwicklung nimmt, als auch herausfordernde, schnell ablaufende Actionszenen abspielt.
Modern, eigenständig und gut
Ein Serien-Reboot ist immer problematisch. Man möchte das Erfolgreiche übernehmen, gleichzeitig aber eigene Akzente setzen. Zudem ist Reminiszenz wichtig, um alte Fans mitzunehmen, man möchte ja aber auch gerade neue gewinnen, die mit dem alten nichts (mehr) anfangen konnten. Die erste Staffel stand fast schon ikonografisch für die „gute alte Zeit“ der klassischen Helden des frankobelgischen Comics. Erfolgreich? Ja, aber nur noch bei älteren Menschen und gegenüber der heutigen Jugend nicht mehr wirklich vermittelbar. Ein neuer Look war daher notwendig. Von jetzt an werde ich auf entsprechende Kommentare nicht mehr eingehen.
Marc Bourgne und Olivier Marin präsentieren diesen neuen Look! Während das Ambiente und die Rennszenen ähnlich geblieben sind, stellen sich die Figuren anders dar. Insbesondere Steve Warson ist weniger schematisch, sieht dafür amerikanischer aus und repräsentiert schließlich auch nicht mehr den jungen Draufgänger, sondern einen seriösen Senator. Dieser Wechsel ist dank der hohen Qualität gelungen!
Ein Ende mit Cliffhanger
Ohne spoilern zu wollen, das Ende ist ein leichter Schock für die alten Fans. Die zweite Staffel besteht aus Zyklen, in der die Story über mehrere Bände abläuft und somit viel mehr Tiefe bieten kann, als rund 50 Seiten es ermöglichen würden. Zwar werden der Held und seine Umgebung auch hier nicht wirklich altern, sie werden aber reifen! Damit ist die Serie viel mehr einem TV-Serien-Muster verhaftet als dem alten Modell.
Für mich ist diese Verjüngung der Ikone positiv und erfolgreich, bleibt sie doch ihrem Anspruch treu, technische Entwicklung und sportliche Höchstleistung mit „Leben“ zu verknüpfen. Dazu braucht es sympathische Personen mit Tiefe, echte Probleme und nachvollziehbare Herausforderungen. Check!
Dazu passen „Born to be Wild“ von Steppenwolf und ein Dr. Peppers.
© der Abbildungen Graton Editeur 2022 by Lapière – Bourgne – Marin / 2024 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim