JUMP 1 – August 2020 und StripGlossy 17 – June 2020

JUMP 1

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Chefredaktion Tim

Verlag Uitgeverij Personalia

Heft Din A 4 | 48 Seiten | Farbe | 4,25 €
ISBN: 978-9-49284-086-8

Das JUMP ist ein neues, monatliches Comic-Magazin für Kinder in den  Niederlanden und im flämischen Teil von Belgien. Früher gab es verschiedene Magazine für diese Zielgruppe, etwa Robbedoes, Kuifje oder Suske en Wiske weekblad. Heute sind nur noch die verschiedenen Titel aus dem Hause Disney übriggeblieben sowie TV-Lizenzprodukte. Zeit also, etwas Neues zu wagen.

Das neue Comic-Magazin für Kinder

Der Chefredakteur Tim

Die Chefredaktion ist mit Tim besetzt, einem 10-jährigen. Näher dran an der Zielgruppe war wahrscheinlich noch nie eines der Magazine für Kinder. Tim ist ein typischer Vertreter seiner Altersgruppe, denn er spielt Computerspiele, skatet und malt selbst Comics. Was läge also näher, als auf seine Auswahl zu vertrauen. Tim macht aber noch mehr, denn er führt Interviews mit Comickünstler*innen. Diese haben nicht nur Fragen, die Erwachsene glaubhaft nicht wirklich stellen dürften, sie sind auch noch grafisch aufbereitet und lockern das Ganze dadurch sehr gut auf! Weiter so!

 

Chefredakteur Sven – Foto GEERT JOB SEVINK

Die Comics

Titelheld*innen sind Dweezil, Brains, Lisa und der Hund Armando, zusammen JUMP. Sie sind ein so unterschiedlicher Haufen, dass sie sich perfekt ergänzen und geben ihrem Schöpfer Charel Cambré endlich einmal das Vergnügen, seine eigenen Figuren weiterzuentwickeln. Damit ist ein echtes Comic-Schwergewicht (Robbedoes, Amoras) am Start, dem man anmerkt, dass er wie immer mit viel Spaß beteiligt ist. Das Covermotiv ist dann auch gleich als Poster zum Herausnehmen ein Extra.

Dazu kommt eine bunte Mischung aus kleinen Strips, Einseitern und längeren Geschichten. Stilistisch geht es dabei von dem Marcinelle-artigen Stil Cambrés bis zu chaotischen Kritzeleien. Die Witze, die Zeichenschule und das Niveau der Geschichten sind dabei auf das Publikum ab 8 ausgerichtet, ohne allerdings darauf beschränkt zu sein. Im Gegensatz zum Eppo werden hier die Comics für Ältere aber wohl ausbleiben.

Aber auch ein Klassiker ist dabei: Suske en Wiske von Willy Vandersteen haben es nach Jahren endlich wieder in ein Magazin geschafft. Den Anfang macht De Koddige Kater. Gefallen hat mir das einleitende Gespräch von Tim mit Helena, dem real existierenden Vorbild für die Figur der Wiske!

Passt das?

Ja, das passt sogar gut! Comics für Kinder sind der Einstieg in so vieles und minderwertige Qualität oder das Fehlen von Angeboten sind später nicht wieder aufzufangen. Dem Konzept entsprechend wird JUMP auch im Supermarkt ausliegen, die angepeilte Zielgruppe geht noch nicht in andere Verkaufsstellen. Mehr dazu auch im Interview mit Verlagsleiter Seb van der Kaaden. Viel Glück mit diesem Projekt, dem Wirken des jungen Chefredakteurs und dem Konzept!

Dazu eine Erdbeermilch und ein Tonträger der letzten Kinderdisco!

Stripglossy 17 – Korona Krisis

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag Uitgeverij Personalia
Heft Din A 4 | 104 Seiten | s/w / Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-9-49284-085-1

Etwas später als gewohnt das Review der aktuellen StripGlossy. Geplant war, sie zusammen mit dem Interview zu bringen, das sich wegen Corona und dem Projekt JUMP aber immer mehr nach hinten geschoben hatte. Nun ja, es ist immer noch früh genug denn die nächste Ausgabe kommt erst im September.

Ist alles farblos geworden?

Wenn man die 17. Glossy durchblättert, könnte man fast diesen Eindruck gewinnen. Zwar hat sich ein wenig Farbigkeit in den Artikel über die Comic-Ikone Hein de Kort geschlichen. Sie ist aber eher (chaotisches) layouterisches Stilmittel denn inhaltlicher Bestandteil. Fred de Heij erzählt weiter hinten im Heft, wie sehr er von schwarz-weißen Comics geprägt worden ist, welche Linienführung er (nicht) vermisst hat und wie sehr eine gute Kolorierung schlechte Zeichnungen „verbessern“ kann.

Die Farblosigkeit soll aber natürlich vor allem an die Einschränkungen durch die Krise erinnern: Angst um die Gesundheit, vor finanziellen Einbußen, vor dem Verlust des „Normalen“ und die Unsicherheit, wie es weitergehen wird.

Viele der kurzen Comics haben dann auch die aktuelle Situation zum Thema und setzen sich satirisch mit Klopapierkaufaktionen (Van de Redactie, Spaghetti), den Abstandsregeln (Man en Paard) oder Viruserkrankungen im Allgemeinen (Rode SFYNX, Margreet de Heer oder Sjors & Sjimmie) auseinander. Sehr eindringlich ist dabei das grafische Tagebuch von Anco Dijkman über einen Krankenhausaufenthalt mit Coronaverdacht!

Ein ganz neuer Blick

Auf jeden Fall aber ist diese Ausgabe eine (wohl einzigartige) Gelegenheit, die länger laufenden Geschichten unter einem ganz neuen Blickwinkel kennenzulernen! Metro 2033, Tom Poes, Jelmer und sogar De Generaal bieten ihre Seiten dar, wie sie sonst nur der Kolorist zu sehen bekommt. Diese Details werden vereinzelt in Luxusausgaben dargeboten oder sind auf Ausstellungen der Originalzeichnungen sichtbar. In dieser Breite aber hat das etwas Einmaliges. Dazu kommt die Chance Saul noch einmal anders wahrzunehmen, denn hier werden tatsächlich die Vorzeichnungen gezeigt. Allein das ist schon ein Grund, das Heft auch jetzt noch kurz vor Erscheinen der Nummer 18 auf die Einkaufsliste zu setzen.

Für die Leser*innen des ZACK bieten sich im Übrigen auch zwei besondere Einblicksmöglichkeiten, denn hier findet sich die schwarz-weiße Variante für Spaghetti aus der 255 und Saul wird dort demnächst in Farbe folgen.

Fazit

StripGlossy beweist erneut, dass das Konzept lebt, sich ständig neu erfindet und noch lange nicht totgeritten ist. Thema von außen angenommen, ernsthaft behandelt und präsentiert, den Spaß dabei nicht verloren und als Chance genommen, um Außergewöhnliches zu präsentieren! Was will man mehr?

Dazu ein kühles Landbier und The Maytals!

Abbildungen © 2020 StripGlossy / JUMP / Personalia vof

Foto GEERT JOB SEVINK

Gratis Comic Tag 2020 – Comics für KIDS

GCT 2020 zum Dritten – Comics (nicht nur) für Kids – eine Übersicht

Der diesjährige Gratis Comic Tag ist anders als alle anderen: Nicht nur, dass er im September stattfindet, er ist auch noch dezentral und Corona-bedingt (hoffentlich) etwas weniger vom Gedränge geprägt. Alle Infos zum GCT findet ihr auf der offiziellen Website. Dort könnt ihr auch sehen, wann und wo bei euch in der Nähe welche Aktionen stattfinden werden.

Illustration: Artur Fast

Comix-online will Euch im Vorhinein den einen oder anderen Tipp geben, um im großen Angebot an Titeln das für euch richtige zu entdecken. In Teil 1 wurden Western, in Teil 2 Comics von deutschsprachigen Künstler*innen vorgestellt. Heute folgen Titel mit dem Label „Comics für Kids“. Das ist etwas verwirrend, denn zum einen sind nicht alle Titel mit diesem Label für jedes Alter geeignet, zum anderen gibt es auch Hefte ohne diese Bezeichnung, die Kindern sehr viel Spaß machen dürften. Wie immer gilt aber, dass es sich hierbei um eine persönliche Meinung handelt und nicht etwa um eine fundierte Analyse der Altersangemessenheit…

Alte Bekannte

Comics für Kids lassen sich unter verschiedenen Aspekten sortieren und sicherlich haben alle ihre Berechtigung. Beginnen möchte ich mit Titeln, die die Eltern kennen. Der eine oder die andere mag vielleicht beschließen, sie zunächst einmal selbst zu lesen und dann weiterzugeben.

In diese Kategorie gehört mit Sicherheit Onkel Dagobert und Donald Duck von Don Rosa. Die Egmont Comic Collection ist schon seit Jahrzehnten der Verlag für Comics mit dem Label Walt Disney und als solche auch der Hausverlag für den Barks-Epigonen Don Rosa. Eine Library seines Namens ist gerade gestartet und „Der Sohn der Sonne“ ist aus Band 1. Onkel Dagobert und sein Widersacher Mac Moneysac geraten mal wieder aneinander und die Ducks gehen auf die Suche nach einem Schatz der Inkas. Ich mag diese extrem detailreichen Bilder mit den vielen Strichen und freue mich über jede Gelegenheit, Don Rosa mal wieder zu lesen.

Die Minions haben nun schon ein Jahrzehnt auf dem Buckel und zählen damit als alte Bekannte. Waren sie anfangs nur als Sidekick gedacht, haben sie sich mittlerweile zum Star entwickelt und durften ihre wortlosen Scherze und Slapsticks bereits 2014 auch in Form eines Comics präsentieren. Renaud Collin und Didier Ah-Koon geben ihr Bestes. Für die kurze Unterhaltung zwischendurch, aber wohl eher für Jungs.

Natürlich darf auch Bibi Blocksberg nicht fehlen. Ihrem Comic fehlt zwar das entsprechende Label, die Abenteuer der 13-jährigen Hexe mit ihrer Freundin Miyu passen hier aber am Besten rein. Die Zeichnungen kommen von der Japanerin Hirara Natsume, die Texte von Olivia Vieweg (die auch in Teil Zwei hätte auftauchen können). Die bei Tokyopop erscheinenden Abenteuer sind schneller als die bekannten Geschichten, vielleicht auch etwas schräger. Sie dürften sich aber um einiges näher an der Welt der 8 bis 10-jährigen Mädchen bewegen als die alten Hörspiele und dienen natürlich als erster Einstieg in die Welt der Mangas.

Abenteuer wird es immer geben

Splitter/toonfish ist der mittlerweile größte Comic-Verlag in Deutschland und bringt weiterhin eine große Anzahl an neuen Reihen auf den Markt. Während sich Splitter dabei um Comics für Erwachsene kümmert, bedient toonfish die Kleineren. In Der Club der Drei Schwestern versuchen drei junge Mädchen mit sich und ihrer Umwelt klar zu kommen. Einerseits scheint ihre Mutter ein Geheimnis verbergen zu wollen, andererseits scheint ein komischer Traum doch Bezüge zur Wirklichkeit zu haben. Barbucci zeichnet traumhaft, verspielt und liebevoll nach einem Szenario von Di Gregorio. Dieses Heft mit dem Anfang von Teil 1 mag zu dem einen oder anderen Eintrag auf einer Wunschlist führen.

Die Campbells sind vom Setting etwas klassischer: Ein alleinerziehender Pirat möchte nur noch für seine heranwachsenden Töchter da sein und gibt sein spannendes Leben daher auf. Nur sieht die Umwelt das manchmal anders und so werden die Drei immer wieder mit der Vergangenheit konfrontiert. Natürlich hinkt der Vergleich, aber wer Lust an Pippi Langstrumpf hatte sollte es hiermit versuchen. Jose Munuera ist ein Meister der familientauglichen Unterhaltung und liefert hier ganz viele kleine Häppchen ab, die unbedingt ausprobiert werden sollten. Mehr im Carlsen Verlag.

Auch Valentin aus der Feder von Goscinny und gezeichnet von Tabary macht Spaß. Die Geschichten sind schon etwas älter und einen Vagabunden wie Valentin trifft man heute nicht mehr. Die Geschichten sind aber so liebevoll, die Emotionen so zart und der Slapstick so laut krachend, dass es trotzdem nicht aus der Zeit gefallen wirkt. Der All-Verlag hat gerade eine Gesamtausgabe gestartet.

Superheld*innen sind super!

In der diesjährigen Champions League steht Cristiano Ronaldo oder auch CR7 nicht im Finale. Dafür hat er jetzt seine eigene Comic-Serie und darf in StrikerForce das Übel dieser Welt bekämpfen. Die Idee dabei ist gar nicht schlecht, denn es gibt ein Gadget, dass Superschurken keine Chance lässt. Es muss seinen Gegner aber mit hoher Geschwindigkeit treffen und wer wäre da besser geeignet als der Ballkünstler? Ronaldo selbst verhehlt seine Begeisterung für Superhelden nicht und hofft auf die integrative Kraft dieser Geschichten. Umgesetzt ist das Ganze im Animated-Style, der eher nur jüngere ansprechen dürfte.

Comics haben es nicht erst seit Corona schwer und eigentlich haben es nur Mangas geschafft, sich wirklich im Buchhandel zu etablieren. Dies gilt umso mehr in den Vereinigten Staaten. Kein Wunder also, dass die Verlage versuchen, sich mit Graphic Novels für Kids und Heranwachsende dort positionieren wollen. Diese angepeilte Zielgruppe würde nie in Comic-Shops gehen und wäre daher ansonsten verloren. Panini ink bringt 3 Leseproben dieses Genres in einem Heft und behandelt dabei relevante Themen:

Die 15-jährige Harleen Quinzel ist ein engagiertes Mädchen. Sie ist nicht konsumorientiert, macht sich Gedanken und ist zudem auf sich allein gestellt. Damit ist eine Katastrophe fast schon vorprogrammiert. Der junge Bruce Wayne ist dagegen schon 18 als er zu Sozialstunden in Arkham verdonnert wird. Es kommt zu einer Begegnung mit den kriminellen Nightwalkern. Das Heft beschließen die ersten Seiten der Geschichte von Mera. Die Prinzessin des Unterwasserreichs will sich den Wünschen ihres Vaters nicht fügen.

Und sonst?

In diese Übersicht könnten auch noch andere Titel einsortiert werden, die das Label ebenfalls nicht aufweisen, oder andere, die bereits unter einer anderen Überschrift besprochen worden sind. Es geht hier aber nicht um Vollständigkeit und daher ist das selbstverständlich nur der Anreiz, auch die anderen Folgen zu lesen.

Mit dem Gratis Comic Tag bekommen natürlich Verlage die Möglichkeit, für ihre Produkte zu werben. Gleichzeitig können sich aber auch Händler präsentieren und potenziellen Comic-Fans die breite Auswahl vorführen. Nicht zuletzt ist es eine Super Gelegenheit, in Sachen hineinzuschnuppern, die man sonst nicht entdeckt hätte. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an all die Held*innen im Hintergrund, die dieses Event möglich machen!

Dazu passen die großartigen Randale, die Rockmusik für Kinder machen (etwa den Hardrockhasen Harald) und ein Nojito!

© der Abbildungen 2020 Gratis Comic Tag und den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen

Swolfs/Montaigne – Prinz der Nacht 9

Arkanea

Story: Yves Swolfs
Zeichnungen: 
Thimothee Montaigne

Originaltitel: Le Prince de la nuit: Tome 9, ARKANÉA

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 48 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-318-8

Arkanea beendet den dreibändigen Zyklus um die Entstehung und Jugend Kergans, seine ersten Handlungen als Vampir und vor allem um die Beziehung mit seiner Schöpferin Arkanea. Kurz: Wie wurde aus einem durchschnittlichen Vampir der Prinz der Nacht?

Die Story

Dakien ist ein Gebiet im Osten Europas, das noch traditionsbewusst genug ist, damit Erzählungen über Vampire Schrecken verbreiten können. Das Christentum hat bereits Einzug gehalten, seine Diener gebrauchen aber das Schwert fast noch häufiger als das Wort und Erzählungen über Folter im Namen des Herren verbreiten den gleichen Schrecken wie die über die Kreaturen der Nacht!

Kergan ist an seine Schöpferin Arkanea gebunden, sieht sich aber längst nicht mehr in der Rolle des bedingungslos folgenden. Zudem hat er sich die die junge Anna verguckt und sie – gegen den Willen seiner Herrin – zu einer Vampirin gemacht.

Während Arkanea gefoltert wird muss Kergan feststellen, dass die Bindung zwischen seiner Schöpferin und ihm ihn alle ihre Schmerzen erdulden lässt. Schon das wäre ein Grund, ihr helfen zu wollen. Wie aber soll er in die Burg kommen, in der der Inquisitor haust, denn er muss ja eingeladen werden. Wie es weiter geht bleibt dem Lesegenuss vorbehalten.

Spannende Story von Yves Swolfs über Beziehungen zwischen Lehrer*in und Schüler*in, gerade durch den Vergleich der beiden Erschaffenden und ihrer Unterschiedlichkeit. Zudem werden die Redlichkeit und Ernsthaftigkeit der Kirchendiener in Frage gestellt. Dient die Folter wirklich Gott oder vielleicht doch (auch) den Gelüsten des Folterers? Das Ganze ist auch ohne die zum dritten Zyklus gehörenden Bände 7 und 8 verständlich, besser ist es aber, sie in Gänze zu genießen!

Die Zeichnungen

Thimothee Montaigne ist im Vergleich zu dem letzten Album noch etwas sicherer geworden. Die Städte und die Burg sind gut getroffen und bieten je nach Bedarf das richtige Maß an Detail. Dadurch spielen sie sich nicht in den Vordergrund, erlauben aber ein gutes Framing. Die Gesichter und ihre Emotionen sind glaubwürdig, abwechslungsreich aber doch wieder zu erkennen. Heutzutage fast schon herauszuheben: Es gibt keine voyeuristischen Szenen in diesem Comic! Sowohl die Erschaffung der neuen Vampirin als auch die Folter kommen ohne zu viel Detail aus.

Montaigne hat genügend Blick- und Tempiwechsel in seinen Bildern. Die Folge von Nahaufnahmen und Totalen lässt ebenfalls ein gutes Tempo aufkommen. Die Bilder wirken in ihren rechteckigen Rahmen in drei oder vier Reihen aber etwas brav. Das Überlappen von Reihen und die großformatigen Panels setzt er noch etwas zu wenig ein, aber das ist ein Jammern auf relativ hohem Niveau.

Insgesamt ein würdiger Abschluss der drei Bände und ein Beweis dafür, dass Yves Swolfs nicht nur blutrünstige Western kann! Die Aufmachung von Splitter tut ein Übriges: Überformat und Hardcover sind im Regal eben doch was Feines!

Dazu passt Musik aus dem Archiv (Aber nicht, dass ich damit sagen möchte, dass die Herren auch etwas Blut getrunken hätten): The Pirates in der Rockpalast-Session aus den 70-ern! Begleitet von einem Wallufer Spätburgunder aus dem Rheingau wird aus dem Paket zum Lesen, Hören und Schmecken garantiert ein schöner Abend!!

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·   Bielefeld 2020

© Editions Glénat 2019 by Swolfs, Montaigne – Tous droits réservés

Gratis Comic Tag 2020 – Graphische Literatur aus deutschsprachigen Landen

GCT 2020 zum Zweiten – Titel von deutschsprachigen Künstler*innen – eine Übersicht

Der zweite Teil des Überblicks über die diesjährigen Titel des Gratis Comic Tages wirft einen Blick auf deutschsprachige Künstler*innen. Erfreulich viele von ihnen haben es zwischen die Heftdeckel geschafft. Außerdem ist es beachtlich, wie groß das Spektrum der Stilarten und Themen ist. Teil 1 hatte das Thema Western. Alle Infos zum GCT findet ihr auf der offiziellen Website.

Oskar Rohr, der Fußball und der Nationalsozialismus

Ich habe lange überlegt, in welcher Reihenfolge ich die Titel präsentieren möchte, immer war klar, dass ich mit diesem Titel anfangen möchte. Der gebürtige Münsteraner Julian Voloj hat sich darauf spezialisiert, Comic-Biografien von Menschen zu schreiben, die aufgrund äußerer Umstände ihren Weg nicht so einfach gehen konnten.

Nach Joe Shuster und Jean-Michel Basquiat beschreibt er erstmals ein deutsches Thema: Oskar Rohr war ein begnadeter Fußballer; als Stürmer war er maßgeblich an der ersten Deutschen Meisterschaft des FC Bayern München 1932 beteiligt und doch kennt heute kaum jemand seinen Namen. Als Jude teilte er das Schicksal von Millionen anderen als Internierter in einem Konzentrationslager! Seine Geschichte und damit auch eine Geschichte des Deutschen Fußballs unter dem Hakenkreuz wird in der bei Carlsen erschienen Graphic Novel Ein Leben für den Fußball von Julian Voloj (Text) und Marcin Podolec (Zeichnungen) erzählt. Das Heft zum GCT enthält den Anfang der Geschichte bis zum Wechsel nach München.

Kindercomic mit Piff-Puff-Bäng und Happy End

Der Kasseler Verlag Rotopol profitiert sicherlich von seiner Nähe zur dortigen Kunsthochschule denn er hat sich auf innovative, persönliche Werke spezialisiert, die von den Künstler*innen selbst getrieben werden. Dabei wagt er sich nicht nur auf den Bereich der Graphic Novel für Erwachsene, sondern bietet das Gleiche auch für Kinder! Allein schon dieses Wagnis ist es Wert, gewürdigt zu werden.

Pimo & Rex von dem ebenfalls aus der Münsteraner Ecke kommenden Thomas Wellmann bietet eine fast schon anarchische Geschichte über die beiden Helden Pimo & Rex die als Reisegefährten nach einer wilden Kneipenfeierei eine junge Frau vor düsteren Gestalten retten müssen. Magret wird von Wesen mit Zauberkräften entführt doch die Helden können sie – natürlich – befreien, müssen vorher aber noch einen Kampf gegen Skelette bestehen.

„Kinder“ ist für diesen Comic sicherlich auslegungsfähig. Es gibt genügend Anspielungen auf das Leben von Erwachsenen, die von Kleineren sicherlich nicht verstanden werden können und auch die Kampfthematik ist nicht jedermanns Sache. Für etwas Ältere könnte das aber gut funktionieren!

Horror und ein Zombie mit Superkräften

Seit Jahren ist Levin Kurio mit seinen Weissblech Comics beim GCT dabei. Der Schleswig-Holsteiner aus Schönwalde ist dabei ein echtes Multitalent, denn er ist in den meisten Fällen nicht nur für den Text, sondern auch Zeichnungen und Farben zuständig! In der WC-Anthologienreihe Horrorschocker erscheinen seit mittlerweile 56 Ausgaben Stories im Stil der alten Klassiker die die Leser*innen das Gruseln lehren sollen. Seite kurzem hat Levin auch Spaß an Superheld*innen mit deutscher Provenienz gefunden, wenn auch natürlich mit einem eigenen Dreh: die Origin-Geschichte von Zombieman beweist seine Lust am Fabulieren.

(c) 2020 Levin Kurio

Eine Ankündigung sei gewagt: So niemand etwas dagegen hat wird es in absehbarer Zeit ein Weissblech-Horror-Spezial auf comix-online geben. Seid gespannt was dort geschrieben sein wird.

Die Superheld*innen-Universen von ASH, LDH und Trachtman

Eher klassische Wesen mit Superkräften gibt es einerseits bei Austrian Superheroes-ASH und Liga der Deutschen Helden-LDH. Mittlerweile tummeln sich dort schon richtig viele Figuren in dem vor fünf Jahren gestarteten Universum.

ASH präsentiert dabei in diesem Jahr Heldinnen! Jedes der Hefte besteht aus einer längeren Story in Fortsetzungen und ein oder mehreren Kurzgeschichten mit Fokus auf die einzelnen Figuren. Hier gibt es gleich vier davon: Diana ist eine Geschichte über das Wasserwesen Donauweibchen gezeichnet von Isa Griesenberger in einem sehr US-artigen Stil. Team Berlin erzählt warum Göre und LAN zusammenarbeiten. Dozerdraws hat dafür einen eher am animated-style orientierten Weg gefunden. In Wasserscharaden getextet von Eggy und gezeichnet von Dagmar Wyka treffen wir Donauweibchen wieder, die zusammen mit Lorelei Unsinn macht.

Schwestern von Eli Baum übt deutliche Kritik am Heimwesen der katholischen Kirche in sehr schönen Bildern. Graphisch sicherlich am herausragendsten in diesem Heft. Den Abschluss bildet eine Geschichte über Lady Heumarkt und die Liebe von Benedict Anatol Thill und Verena Loisel mit sehr verzerrten Zeichnungen, die ebenfalls aus der Masse herausstechen. Wenn nicht anders angegeben sind die Texte von Harald Havas, der es geschafft hat, ein ganzes Universum mit Leben zu füllen UND andere daran teilhaben zu lassen. Die Vielfalt allein in diesem Heft beweist, dass Superheld*innen auch künstlerisch vielfältig und divers sein können!

Daneben gibt es auch noch den bayerischen Superhelden Trachtman von Christoph Kloiber und Henning Mehrtens. Wer ist der Echte ist die titelgebende Frage, denn bei einem Besuch in Bamberg (was zu Franken gehört und damit bereits einen Auslandseinsatz für den Helden bedeutet) kommt es zu einer Wiederauferstehung eines 1628 auf dem Scheiterhaufen verbrannten Hexers der Rache nehmen will. Im Kampf mit ihm wird Trachtman durch die Alternativwelten geworfen und sammelt dort Kräfte von seinen anderen Inkarnationen ein. Die Szenarien sind mehr oder weniger witzig, herausragend ist jedoch der Craftbiergnom der den goldenen Hopfen stehlen will! Vielleicht eher lokal von Interesse, schon wegen der deutlichen Dialekt-Färbung.

Und dann war da noch Werner

Lang lang ist es her, dass ein langnasiger Motorradfahrer mit Vorliebe für Bier und Wortwitz seinen ersten Auftritt hatte. Seitdem hat Werner 13 Bände hingelegt, die alle bei Bröseline neu verlegt worden sind. Ausschnitte aus den Bänden 7 bis 12 gibt es in 2020, die früheren Bände waren bereits im letzten Jahr zu sehen. Die Zeichnungen und Kurzgeschichten von Brösel (d. i. Rötger Feldmann) sind platt, laden zu erhöhtem Bierkonsum und Arbeitsverweigerung ein und respektieren weder Ausbilder, Polizisten oder Nazis. Vielleicht waren die Bände deswegen in den Neunzigern mehr Hype als ein neuer Asterix und der Film und das Rennen haben sicherlich dazu beigetragen. Die Karawane ist längst weitergezogen, der Hype findet woanders statt, aber Werner ist immer noch da.

Dazu passen – extra für den Craftbiergnom – ein Josefs Dunkel aus der Josefs-Brauerei Bigge und natürlich deutsche Musik von The Frits aus Wattenscheid.

© der Abbildungen 2020 Gratis Comic Tag und den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen

ZACK 254

ZACK 254 (August 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Michel Vaillant kehrt mit dem schon achten Band der zweiten Staffel zurück. Eigentlich wollte er in der Chefetage der Renault-Zentrale nur geschäftliche Dinge besprechen doch nun bleiben ihm 13 Tage für eine fast unmögliche Aufgabe: Natürlich ist Michel ein Rennfahrer mit Haut und Seele und noch dazu ein sehr guter. Als ihm aber angeboten wird, ein Auto im Großen Preis von Frankreich in der Formel 1 zu fahren, kann er gar nicht anders als abzulehnen. Er ist nicht im Training, kennt das Fahrzeug nicht und darf wegen der Bestimmungen das Auto auch erst im offiziellen Training fahren.

Phillipe Graton und Denis Lapíere bringen den Champion auf die F1-Rennstrecke zurück und damit auch die Serie zu einem der klassischen Settings. Trotzdem wirkt das Ganze nicht wie ein abgestandener Reload sondern passt in die aktuelle Staffel und ihre Entwicklung! Die vorbereitenden Aktivitäten und vor allem der Kampf des Protagonisten mit sich selbst gelingt den beiden Zeichnern Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil schon mal recht ansehnlich.  

Die Fortsetzungen

Der Hauptgang im Drama der Haute Cuisine nimmt seinen Lauf und geht bereits in die dritte Runde. Während Samuel Lejeune an seinem neuen Restaurant bastelt, muss seine baldige Ex-Frau Paula Balta erst einmal an den schlechten Neuigkeiten knabbern. Als dann auch noch der neue Gourmetguide erscheint droht das Fass überzulaufen. Spannende Story aus der Welt der Reichen und gehypten Stars mit Bodenhaftung durch die Nebenfiguren aus der Feder von Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey die sehr deutlich machen, wer ihre Sympathien besitzt, manchmal etwas zu lässig in Szene gesetzt von Luc Brahy.

In Millennium Saga verfolgen Lisbeth und Mikael die Spur zu dem frauenhassenden Mark Borrow. Gibt es tatsächlich eine Verbindung von ihm zu den Entführungen der Hacker? Und wie passen die Überfälle der neonazistischen Schläger in das Bild? Versuchung von Sylvain Runberg behält das hohe Tempo in der Erzählung bei das von Belén Ortega filmisch inspiriert in rauen Bildern mit harten Schnitten umgesetzt wird. Thriller as it should be.

In dem kleinen Örtchen Sundance entwickelt sich das Drama auf mehreren Ebenen weiter: Einerseits benötigt das Örtchen Ruhe und frieden für einen Kontrakt für einen Bahnhof und damit seine Zukunft. Andererseits wollen sich Russel und Kirby aber nicht damit abfinden, dass der kleine Bennet tot ist, aber niemand im Ort einen Schuldigen finden möchte. Und so nimmt ein klassischer Westernplot seinen Lauf, allerdings auf eine von Jérôme Felix äußert spannend kreierte Weise, die von Paul Gastine meisterhaft in Bilder umgesetzt wird. Auch nach dem dritten teil bleibt Der Sheriff ein heißer Kandidat für die beste Serie des Jahres.

Der Abschied

Ein leichtes Erdbeben erschüttert den Raum denn dieses ist die letzte Ausgabe unter der verlegerischen Hoheit von Klaus D. Schleiter der in seinem Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag mit wechselnden Chefredakteuren das ZACK nicht nur an den deutschen Markt zurückgebracht sondern auch mehr als 20 Jahre lang auf Kurs gehalten hat! Vielen Dank und viel Erfolg mit den nächsten Projekten!

Auch der niederländische Comic des Jahres 2019 Die Mai-Morde von Eric Heuvel nach Jacques Post verabschiedet sich (leider). Die in bester ligne claire ausgeführte Geschichte über Machenschaften von Deutschen Spionen und Geschäftemachern in Rotterdam, ihre Zusammenarbeit mit niederländischen Honoratioren und die Aufarbeitung des Ganzen kurz nach Kriegsende ist spannend zu lesen, romantisch, trifft das aktuelle Trendthema der Kriegscomics ohne dabei den Krieg in irgendeiner Weise zu verherrlichen und ist auch noch ein Krimi. Was will man mehr?

Da war doch noch was, oder?

Ja, denn auch diese Ausgabe enthält den Vater der Sterne (in XL), Parker & Badger und eine neue Episode des kleinen Steaks in Tizombi sowie Besprechungen der Graphic Novel über David Bowie und die Conan-ähnliche Serie Berserker Unbound, News und Besprechungen.

Wie immer ein bunter Mix über verschiedenste Sparten und Stile und damit unverzichtbar, um den Überblick über aktuelle europäische Comics zu behalten. Der Preis ist absolut fair, die Aufmachung und das Layout modern und die Auswahl alles andere als eintönig. Im kommenden Heft startet der bereits dritte Teil von Harmony und damit wieder eine Serie, die sich eher an ein jüngeres Publikum richtet. Georg F. W. Tempel macht meiner Meinung nach als Chefredakteur alles richtig und deshalb freue ich mich darauf, ihn aber der 255 auch als Verleger begrüßen zu dürfen!

Dazu passen Reel Big Fish und ein gekühltes Liesl Helles aus Moos.

© der Abbildungen 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

DC Black Label – Der Fluch des Weissen Ritters

Batman – Der Fluch des Weissen Ritters

Story: Sean Murphy
Zeichnungen: 
Sean Murphy, Klaus Janson (Von Freeze)
Farben: Matt Hollingsworth

Originaltitel: US-Batman: Curse of the White Knight 1-8; US-Batman: White Knight presents Von Freeze

Panini Comics
Broschur | 268 Seiten | Farbe | 27,00 €
ISBN: 
978-3-7416-1838-3

Um es vorwegzunehmen: Dieses Sequel zu Der Weisse Ritter ist eine der besten Batman-Geschichten seit langem und gehört in jede Batman-Sammlung!

Der Inhalt

Der Joker ist wieder er selbst und Jack Napier, der eloquente Politiker, der Gotham für immer verändern wollte, ist nur noch eine Möglichkeit innerhalb der Psyche des irren Massenmörders. Auch Batman/Bruce Wayne ist wieder er selbst, allerdings von erheblichen Zweifeln geplagt und kurz davor, seine Geheimidentität preiszugeben. Jim Gordon dagegen hat sich definitiv verändert; er möchte die von Napier vorgebrachten Ideen umsetzen, die Eliten bekämpfen und entmachten sowie für die Bewohner*innen Gothams als Bürgermeister da sein.

Im zur Seite steht eine neue Behörde, das GTO, in der seine Tochter Barbara, Nightwing aber auch Rene Montoya oder Sgt. Bullock und andere für eine neue Gesellschaftsordnung kämpfen.

Auf einer parallelen Erzählebene geht es um ein dunkles Geheimnis aus den Gründertagen. Ursprünglich war Gotham ein Piratenloch und wurde von Edmond Wayne und Bakkar, einem Krieger-Priester des Ordens von St. Dumas befreit als sie Laffy Arkham töteten. Aus für uns zunächst ungeklärter Ursache kam es zum Zerwürfnis zwischen den Beiden und heutzutage ist nur noch das Vermögen der Waynes in Gotham repräsentiert. Das Geheimnis wurde aber scheinbar vom Joker entdeckt und scheint grundlegend zu sein.

Da die Eliten sich mit ihrer Entmachtung nicht abfinden wollen, versuchen sie auf mehreren Wegen, die Zukunft Gothams nach ihren Plänen zu gestalten. Einer davon ist der Versuch, Azrael, einen Krieger des Ordens von St. Dumas, als neuen Batman zu präsentieren. Und dann gibt es auch noch die schwangere Harley Quinn/Harleen Quinzel die nichts lieber möchte als ihren Jack zurück zu bekommen und dafür sogar unerwartete Bündnisse eingeht.

Da es sich bei Black Label immer um eine Geschichte außerhalb der Kontinuität handelt, darf (reichlich) Blut fließen und der eine oder andere liebgewordene Hauptcharakter verlässt die Bühne. Emotionen, Anspielungen auf die Hauptserie und Überspitzungen der gewohnten Charaktereigenschaften machen das Lesen zu einem Genuss!

Sean Murphy beweist noch weitgehender als in der ersten Miniserie wie gut er die Figuren verstanden hat und was alles aus diesem bekannten Setting herauszukitzeln ist. Durch die Verknüpfung von Historie und Gegenwart schafft er sogar noch eine weitere Dimension von Fragen/Problemen die Anknüpfungspunkte für weitere Hefte bieten würden.

Die zusätzliche Geschichte Von Freeze wird von Murphy als „deleted scene“ bezeichnet. Sie spielt in der Vergangenheit in Nazi-Deutschland und wirft einen Blick auf unmenschliche Forschungen, Antisemitismus und die Frage nach dem Verhältnis von Ethik und Moral auf der einen und wirtschaftlichen Interessen auf der anderen Seite!

Die Zeichnungen

Hatte ich bei Teil 1 noch geschrieben, dass die Zeichnungen von Sean Murphy Potential für Verbesserungen enthalten würden, ist jetzt zu bemerken, dass es realisiert und gehoben wurde! Detailgenaue Zeichnungen mit einer gehörigen Portion Realismus führen zu Figuren, die möglicherweise eine Rasur nötig hätten, deren Körperbau aber wenigstens möglich ist. Gerade die Gesichtsausdrücke sind immer noch etwas karikierend überzogen, bringen dadurch aber eben auch die emotionale Nähe rüber.

Auch die Kolorierung von Matt Hollingsworth ist angenehm zurückhaltend und unterstützend. Es gibt keine Kaugummibunten Quitschefarben sondern realistische Kompositionen und die Bräunung der in der Vergangenheit spielenden Episoden ist ebenfalls gut gelungen.

Der Stil von Klaus Janson ist etwas härter, sollte aber Batman-Fans ebenfalls vertraut sein. Als in Deutschland geborenem Künstler war es für ihn eine besondere Herausforderung die Nazi-Brutalität darzustellen. Die Geschichte bietet einen interessanten neuen Aspekt in der Beziehung der Waynes und Mr. Freeze und stellt alte Gewohnheiten und Vorurteile in Frage.

Die Ausgabe

Natürlich ist es schön, dass wir hier nicht 9 Monate auf die Komplettierung dieser tollen Story warten mussten, sondern alles schön handlich in einem gut gebundenen Paperback serviert bekommen. Die Cover werden wieder mitgeliefert und dazu gibt es auch noch einführende Worte und ein paar unkolorierte Zeichnungen, die einen Einblick in das Wirken Murphy’s geben.

Gerade die weiblichen Figuren Harley Quinn und Barbara Gordon haben hier mehr Platz zur Entfaltung, so dass sie alles andere als Anhängsel sind, und auch Ruth spielt eine große Rolle.

Wer möchte kann das Ganze auch als limitiertes Hardcover für gerade einmal 9 € mehr erwerben!

Variantcover der limitierten Ausgabe

Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für Batman-Fans aber eben auch für Gelegenheitsleser*innen und Fans der klassischen 80-er und 90-er Jahre!

Die mehr als 260 Seiten brauchen ein wenig um (erstmals) verschlungen zu werden und für den Anfang ist deshalb Wasser wohl angemessen, da am wenigsten ablenkend. Für den zweiten Durchgang vielleicht einen gut gekühlten Riesling und dazu die immer noch guten Peter & The Test Tube Babies!  

© 2019, 2020 DC Comics c/o Panini Comics

Gratis Comic Tag 2020 – Western

GCT 2020 zum Ersten – Western – eine Übersicht

Wie mittlerweile bekannt sein dürfte findet der ursprünglich für Mai geplante Gratis Comic Tag in diesem Jahr Corona bedingt im September statt. 34 Hefte warten auf Euch! Um Euch ein wenig Entscheidungshilfe zu geben werden hier in den kommenden Wochen peu a peu unter einer sinngebenden Überschrift einige der Hefte vorgestellt. Wo in eurer Gegend welche Händler*innen mitmachen könnt ihr hier herausfinden.

Das erste Themengebiet für heute lautet „Western“. Comics aus diesem Genre sind überhaupt erst das vierte Mal dabei und noch nie waren es so viele wie in diesem Jahr! Noch bemerkenswerter wird die Statistik hinsichtlich der Titel denn bei den vier bisherigen Heften waren gleich drei Lucky Luke dabei.

Hintergründige Kurzgeschichte in schwarz-weiß

Für mich eines der Highlights der diesjährigen Auswahl ist Der Bote von Paolo Eleuteri Serpieri (und R. Ambrosio). Im Verlag Schreiber & Leser sind im Rahmen der Serpieri Collection bereits drei Bände mit Kurzgeschichten aus der Zeit der Inbesitznahme Nordamerikas durch die Weißen erschienen. Die meisten sind – wie auch diese Story – in schwarz-weiß und erlauben so einen tiefen Einblick in die Kunst des Italieners. Serpieri ist vom Kino in seiner Erzählweise geprägt, anders als die meisten Filme ist sein Werk aber von tiefer Achtung der indianischen Kulturen und ihrer Lebensweisen durchdrungen.

Auch seine Sicht auf die Weißen ist speziell, denn er achtet stark auf die treibenden Motive: Ehre, Treue, Geschicklichkeit aber auch konfliktbehaftete wie das Verhältnis zu Vorgesetzten, Eltern oder korrupten Institutionen. Hier geht es um einen jungen Kerl der seinen ersten Ritt als Teil des Pony Express absolviert. Witterung, Hunger und selbst Krieger auf dem Kriegspfad können ihn nicht aufhalten doch seine Post birgt eine Überraschung!

Guter Spannungsaufbau, interessantes und flexibles Seitenlayout und natürlich vor allem die detailgenauen Zeichnungen machen dieses Heft genau zu dem, was es auch sein soll: einem Appetitanreger für den Rest!

Ein Militär als Ordnungshüter

Der zweite Western ist ebenfalls ein Klassiker: Blueberry von Jean-Michel Charlier und Jean Giraud ist seit seinem ersten Auftritt in Pilote im Jahre 1963 für viele „der“ europäische Westerncomic schlechthin. Das hier veröffentlichte sechste Originalalbum Der Sheriff steht zwischen dem ersten und dem zweiten Zyklus der Alben und bietet daher eine gute Möglichkeit, die Serie kennen zu lernen! Die unterschiedlichen Serien bringen es mittlerweile auf über 50 Bände, die auf Deutsch eine lange Veröffentlichungsgeschichte hinter sich haben. Vollständig sind sie bei der Egmont Comic Collection erschienen aber längst nicht mehr komplett lieferbar. Aktuell wird gerade eine Collector’s Edition genannte Gesamtausgabe verlegt, die in Originalkolorierung daherkommt.

Silver Creek, ein kleines Städtchen, wird von einer korrupten Bande terrorisiert. McClure, der dem Trinken nicht abgeneigte Sidekick des Helden, wird Zeuge des Mordes an dem Sheriff und verspricht den Honoratioren des Ortes, Leutnant Blueberry als Interimslösung zu besorgen. Tatsächlich gelingt es, ihn zur Übernahme dieser Aufgabe zu bewegen, doch wie soll er mit einer Lehrerin, einem Grünschnabel und einem Trunkenbold die Gangster besiegen?

Der auch als Moebius zeichnende Giraud beweist sein Gespür für Panelaufbau, kristallisierte Emotionen, großartige Landschaften und detailgenauen Realismus. Beim Seitenaufbau darf man zeitbedingt keine Experimente erwarten aber das Ergebnis ist immer noch die Messlatte für das gesamte Genre! Wer noch nie einen Band aus dieser Serie gelesen hat sollte jetzt unbedingt zuschlagen!

Ein unsterblicher Stinkstiefel mit Humor

Der bunte Reigen wird durch einen etwas aus der gewohnten Art fallenden Titel komplettiert: Lincoln ist faul, unleidlich und immer darauf aus, seinen Schnitt zu machen. Zudem wettet er auch noch gerne und trinkt dazu. Eine etwas unerwartete Folge daraus ist die von Gott höchstselbst verliehene Unsterblichkeit. Natürlich äußert dieser mehr als einmal Kritik an der Richtung, die Lincoln einschlägt, aber er hat in gewisser Weise auch Spaß daran.

Die Serie wurde geschaffen von Olivier, Jérôme und Anne-Claire Jouvray und wird vom Verlag als „Gegenentwurf zu Lucky Luke“ beworben. Mittlerweile fünf deutsche Bände bei Schreiber & Leser beweisen, dass dieser Entwurf durchaus die Bedürfnisse des Marktes trifft. Auf Teufel komm raus, der erste Band, ist eine witzige Abwechslung, denn selbst die harten Männer werden hier durch den Kakao gezogen und liebgewonnene Klischees mit Augenzwinkern hinterfragt. Natürlich ist Lincoln kein Funny für Kinder, für Heranwachsende taugt er aber sehr wohl!

Das nächste Mal geht es um beteiligte Künstler*innen aus dem deutschsprachigen Raum.

Zu den heutigen Heften passen stilecht Bourbon oder Rye, auf Wunsch mit Cola, und Johnny Cash!

© der Abbildungen 2020 Gratis Comic Tag und den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen

Smith/Duursema – Avatar

Avatar – Tsu’Teys Pfad

Story: Sherri L. Smith (nach James Camerons Film)

Zeichnungen: Jan Duursma, Doug Wheatley (Brüder)

Originaltitel: US-Avatar: TsuTey’s path 1 – 6, Avatar – Brothers (from Free Comic Book Day 2017)

Panini Comics

Broschur | 148 Seiten | Farbe | 18,00 €
ISBN: 
978-3-7416-1432-3

James Camerons Avatar von 2009 ist immer noch einer der erfolgreichsten Filme der Welt und eröffnete tricktechnisch ganz neue Horizonte. Was folgt aus einem Blockbuster? Richtig: die große Maschine läuft an und neben Merchandising erfolgt eine Zweitverwertung in Comic und Literatur und aus einem Film wird eine Reihe. Bei Avatar hat das alles ein wenig länger gedauert als üblicherweise und so handelt es sich bei Tsu’Teys Pfad tatsächlich um die erste offizielle Comicveröffentlichung.

Der Inhalt

Auf dem Mond Pandora wohnen die Na’Vi im Einklang mit der Natur. Obwohl sie keine Vegetarier sind und sich von gejagten Tieren ernähren, stehen sie doch mit ihrer Umwelt und allen anderen Lebewesen in direktem Kontakt. Sie können sich über eine Art außen liegender Synapsen mit anderen Lebewesen und Pflanzen verbinden und darüber Gefühle und Gedanken austauschen. Ihre Lebensweise kommt der Vorstellung eines Paradieses wohl relativ nahe. Natürlich gibt es Gefahren und auch Tod, das Ganze ist aber im Rahmen einer akzeptierten Ordnung.

Gestört wird das gesamte Gefüge durch die Menschen. Sie haben entdeckt, dass der Mond Bodenschätze beherbergt, die abgebaut werden sollen. Wie so üblich interessieren ökologische Aspekte bei wirtschaftlich getriebenen Projekten herzlich wenig und so wird der Abbau durch militärische Aktionen begleitet und die Vernichtung des ökologischen Systems steht bevor. Sollte sich jemand an die Ereignisse im Regenwalt erinnert fühlen?

Die Menschen haben es geschafft, Avatare zu erschaffen. Menschen können einen Körper steuern und sich somit in das Leben des Stammes der Omatikaya „einschleichen“. Die Himmelsmenschen werden zwar als Traumwanderer erkannt, sind aber trotzdem Teil des Alltags. Ihre Aufgabe ist es, die Aktionen zu unterstützen, den Widerstand zu spalten und schlussendlich auszuschalten. Auch Jake Sully ist einer dieser Grenzgänger, verliebt sich aber in eine der Na’Vi – Neytiri – und zweifelt an seinem Auftrag.

Im Gegensatz zum Film wird die bekannte Story aus anderer Perspektive erzählt. Tsu’Tey ist einer der größten Krieger der Omatikaya und traut den Traumwandlern nicht. Eigentlich würde er sie gerne töten, muss aber hinnehmen, dass sie Teil der Stammesgemeinschaft werden. Als es zum Kampf kommt wird diese Kooperation aber auf eine neue Probe gestellt.

Zusätzlich ist auch noch die Kurzgeschichte Brüder abgedruckt; Bei ihr handelt es sich eher um eine Fingerübung für Sherry L. Smith: Verschmelzungen zwischen Na’Vi und Tier, Gefühlsübertragung und Action. Das scheint hilfreich gewesen zu sein, denn ihr Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und logisch. Nicht immer ist es einfach, eine bekannte Story neu zu erzählen, weil der Spannungsbogen anders trägt. Ihr gelingt es aber in einer sehr lesenswerten Version die zwischen „privaten“ und kämpferischen Stellen sehr geschickt wechselt.

Die Zeichnungen

Auch Jan Duursma ist nicht unbekannt im Bereich der Comicadaptionen von filmischer Science-Fiction. Ihm gelingt es (für mich ehrlicherweise unerwartet) gut, die 3-D animierten Na’vi in zweidimensionale Bilder zu übertragen. Landschaft, fremdartige Wesen und auch die Humanoiden Handlungsträger sind ansprechend und „anders“ genug! Bei einigen Hintergründen wirken die Figuren allerdings wie draufkopiert. Insgesamt ist das aber eine gute Leistung!

Das Seitenlayout ist eine gute Mischung aus traditioneller Erzählweise und komponierten Bildern mit komplexerer Struktur. Kein innovatives Feuerwerk, aber das wäre bei einem Blockbuster, somit also bei einem Mainstreamwerk eher hinderlich!

Fazit

Gelungener Auftakt der Reihe mit Geschichten aus dem Avatar-Universum! Im Laufe der nächsten Jahre werden nicht nur drei neue Filme auf den Markt kommen, sondern auch ihre Adaptionen und wahrscheinlich auch begleitende Geschichten. Wir können gespannt sein! Wie immer gehören natürlich auch alle Cover zum Lieferumfang

Dazu passen die sehr melodischen Guitar Gangsters die mittlerweile auch schon über 30 Jahre dabei sind und ein Red Ale.

© der Abbildungen 2020 Panini Verlags GmbH / Twentieth Century Fox Film Corporation

Reddition 71 – Zeitungscomics in Deutschland

Reddition 71 – Juli 2020

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Es ist ein paar Monate her seit die letzte Reddition erschienen ist. Das Warten hat sich aber gelohnt denn Volker Hamann und Team haben wieder einmal einen Bereich von Grund auf erschlossen! Das Thema der aktuellen Ausgabe sind Zeitungscomics in Deutschland, also eine alltägliche Begegnung für die meisten von uns.

Die Tradition der Strips begann in den Zeitungen

Während Comics in Heft- und Albenform immer noch ein wenig mit dem Vorurteil zu kämpfen haben, doch eigentlich nur Kinderkram wenn nicht gar Schund zu sein, sind Strips in Zeitungen als Mittel der Kund*innenbindung akzeptiert und haben eine lange Tradition. Über die Ursprünge in den Vereinigten Staaten mit den Kampf zwischen Pulitzer und Hearst ist schon viel geschrieben worden und so verzichtet Michael Hein glücklicherweise darauf, alles zu wiederholen. Sein einführender Essay enthält genau die richtige Menge an Information um die Alleswisser nicht zu langweilen, den Einsteigern aber ein gutes Gerüst für den Rest des Dossiers zu bieten.

Der Fokus liegt auf der Entwicklung in Deutschland und so werden in einer guten Mischung einerseits Serien vorgestellt die hier eine gewisse Relevanz gehabt haben oder hatten. Es gibt daher Artikel etwa zu The Phantom (Empfehlung für alle, die zu wenig Zeit haben um alles zu lesen!) von Bernd Frenz, Rip Korby (sic!, so hieß der Gute hier) Modesty Blaise aber auch zu den Peanuts, Hägar oder Zits.

Etwas allgemeiner gehalten sind dagegen die Beiträge zu James Bond, Star Wars, Star Trek oder Doonesbury, die eher auf die Serien an sich eingehen. Natürlich dürfen auch Ausflüge in die europäischen Serien nicht fehlen und so finden sich auch die Vandersteen-Serien (Suske & Wiske, Bessy), Petzi und Tim und Struppi sowie die unvergesslichen Munins in diesem Heft.

Wie kommen die Folgen in meine Zeitung?

Was wäre ein Dossier zu Zeitungscomics ohne Artikel zu den Vertreibern der Strips? Nichts, genau! Deshalb werden auch Bulls Pressedienst und das presse-illustrations-büro vorgestellt. Zu ersterem gibt es sogar drei Artikel die sich verschiedenen Aspekten widmen. In einem Interview erläutert Markus Schindler von Bulls das Geschäft, das längst nicht mehr auf gedruckte Strips beschränkt ist.

Ich gehöre zu den glücklichen Lesern die noch Strips geboten bekommen: täglich Hägar und Magnus, montags zusätzlich die Schlümpfe und am Samstag Sherman’s Lagoon.Nicht die beste Auswahl aber immerhin. Was ist euer Favorit? Hinterlasst gerne einen Kommentar.

Die Reddition beweist erneut, dass das aktuelle Team sich in eine Vielzahl von Themen nicht nur einarbeiten kann sondern es auch schafft, das Ganze ansprechend und lesbar zu präsentieren. Hut ab! Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es im deutschsprachigen Bereich keine andere regelmäßige Sekundärpublikation mit der Reddition aufnehmen kann.

Ein einziger Wermutstropfen sei zum Schluss dann doch noch vermerkt: Während des Lesens möchte zumindest ich immer wieder mehr Originalmaterial sehen/lesen. Zwar ist schon begleitend das eine oder andere abgedruckt, einen wirklichen Eindruck kann man damit aber nicht gewinnen. Wie schön wäre es, einen abgestimmten Reader zu haben der zu jedem Artikel 5-6 Seiten Beispiele präsentieren würde. Dass das Ganze weder betriebswirtschaftlich zu kalkulieren wäre noch der Aufwand für die ganzen Rechte in einem angemessenen Verhältnis stehen dürfte ist mir klar. Schön wäre es trotzdem.

Nur für Abonnenten gibt es wenigstens einen kleinen Schmankerl: Eine als Poster aufgezogene Sonntagsseite und einen Artikel über die Comic-Produktion aus dem Jahr 1950.

Dazu passen ein Indian Summer aus dem MalzKultWerk und The Slackers mit traditionellem Ska!

© der Abbildungen Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2020 und die Autoren

Duchâteau/Denayer – Alain Chevallier 8

Die Rivalen

Story: André-Paul Duchâteau 
Zeichnungen: Christian Denayer 

Originaltitel: Les rivaux

All Verlag

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-98-0

Alain Chevallier ist ein französischer Rennfahrer und Formel 1-Pilot, der sich im Laufe der Zeit immer mehr verbessert hat und mittlerweile zur Weltspitze gehört. Er hat keine große Firma im Familienbesitz hinter sich, sondern muss sich Erfolge und Weiterkommen selbst erarbeiten. Alain lebt in einer festen Beziehung mit einer erfolgreichen jungen Filmschauspielerin, die ihn zwar liebt und unterstützt, aber auch ihr eigenes Leben lebt.

Insgesamt 17 Alben sind erschienen und werden nun vom All Verlag in Form von einzelnen Hardcoveralben erstmals komplett auf Deutsch veröffentlicht. Siehe dazu auch die Rezi zum zeitgleich erschienenen Band 1. Noch ein Hinweis: einige könnten sich an einen gewissen Rolf Thomsen erinnert fühlen; Das war der Name des Helden während seines Auftritts im Koralle-ZACK.

Der Inhalt

Alain ist nicht der erste Rennfahrer in seiner Familie, denn auch sein Vater saß am Steuer eines Boliden bis er schließlich bei einem Unfall während des Rennens auf dem Nürburgring 1962 tödlich verunglückte. In den Unfall war ein englischer Fahrer namens Nick Hayward verwickelt, Alain hatte den Unfall als kleiner Steppke aus der Box verfolgt.

1976 sitzt nun der Junge von damals selbst am Steuer als der Große Preis von Deutschland ausgefahren wird und wie der Zufall es will kommt es erneut zu einem Unfall. Zwar kommt Alain ungeschoren davon, der Sohn von Hayward aber scheidet aus. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine Feindschaft auf und neben der Piste die gefährlich auszuufern scheint. Natürlich ist die Situation ein gefundenes Fressen für die Hyänen der Sensationspresse.

André-Paul Duchâteau beweist erneut seine Fähigkeit, eine spannende Story zu konstruieren und dabei einen Mix aus Tragödie, Drama und ein wenig Krimi zu kreieren. Die Figuren sind glaubwürdig dargestellt und auch der Handlungsablauf benötigt keine Unwahrscheinlichkeiten um zu funktionieren. Die Rivalen sind dabei gleichzeitig emotionsgesteuert als auch getrieben von den Umständen.

Die Zeichnungen

Hatte Christian Denayer im Vorwort zu Band 1 noch mitgeteilt, dass er selbst mit der Qualität seiner Zeichnungen nicht wirklich zufrieden sei, hat sich das im Laufe der Jahre deutlich verändert. Der Panel-Aufbau war schon anfangs ziemlich gut und hat sich nur leicht verändert. Die Gesichter und überhaupt die Körper der Akteure haben dagegen einen qualitativen Sprung gemacht. Sahen einige Körper anfangs noch aus wie aus einem übertriebenen TV-Cartoon lassen sich jetzt die Proportionen auch im richtigen Leben wiederfinden.

Auch die Gesichter lassen nicht nur Emotionen erkennen, sondern sind mittlerweile auch einer Person zugeordnet. Spaß beiseite: Denayer hat wie jeder Zeichner ein wenig gebraucht, an seinen Schwächen zu arbeiten. In vielen anderen Projekten und auch bei Alain Chevallier beweist er seit Jahrzehnten seine Klasse. Schöner Klassiker des frankobelgischen Comics aus der Blütezeit der wöchentlichen Magazine.

Die Ausgabe

Alle Comics aus Ansgar Lüttgenaus All Verlag zeichnen sich durch eine hohe herstellerische Qualität aus: Gutes Papier mit passenden Farben, gute Bindung, wertiges Hardcover und für die Sammler*innen auch noch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Gimmick: Ein Schutzumschlag und ein von Christian Denayer signiertes ExLibris lohnen sich durchaus.

signiertes Ex Libris der Vorzugsausgabe

Die ursprüngliche Zielgruppe bestand sicherlich aus Jungen. Einige 14-jährige werden sich immer noch für Motorsport interessieren, die meisten Käufer werden mittlerweile erwachsen sein, ihr ursprüngliches Faszinosum für Technik und Spannung aber bewahrt haben und nun auch das entsprechende „Taschengeld“ besitzen.

Dazu passen The Maytals und ein gekühlter Chardonnay.

© der Abbildungen 2020 All Verlag GmbH / 1978 by André-Paul Duchateau und Christian Denayer 

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