Das neue Jahr beginnt mit der Rückkehr zweier alter
Bekannter und vor allem wieder mit der Aufforderung, die ZACK-Serie 2019 zu
wählen. Das geht wie gehabt per Brief, Fax oder online.
Die Gewinnchancen sind nicht riesig, der Spaß dagegen schon, geht die Wahl des
ZACK-Helden doch mittlerweile in das sechste kalendarische Jahrzehnt.
Die Neustarts
Investigativer Journalismus ist nicht immer leicht und
manchmal kommt der Gegenwind aus unerwarteter Richtung: Rick Master muss in „Für
Frankreich gefallen“ zum Militär. Während Rick die Sache anfangs noch recht
locker nimmt ist Nadine am Verzweifeln. Zidrou
und Simon van Liemt präsentieren
bereits das vierte „neue“ Abenteuer des ZACK-Helden der ursprünglich von Tibet bearbeitet worden war.
Auch Empire USA kehrt zurück; Episode 2.2 beginnt mit einem recht freizügigen Rückblick von Jared auf seine Beziehung zu Scarlett und Duanne. Mit routiniertem Strich setzt Alain Queireix die Geschichte von Stephen Desberg um. Moderner Agentenstoff in schnellem und abwechslungsreichem Layout. Sicherlich deutlich über dem Durchschnitt.
Die Fortsetzungen
Die Bank geht
bereits in den dritten Teil. Während der perfide Plan von Lord Rothschild
aufgeht machen auch die beiden Geschwister Charlotte und Christian scheinbar
ein gutes Geschäft. Ob es von Dauer sein wird? Der Thriller aus der Finanzwelt Mitte
des 19. Jahrhunderts hat alle Elemente, die eine gute Geschichte benötigt: Ein
neues, glaubwürdig erzähltes Thema, gut aufgebaute und ausgeschmückte Figuren,
einiges an Spannung und gute zeichnerische Umsetzung! Eine echte Bereicherung
des Portfolios!
Giant ist etwas experimenteller, zählt für mich aber zu genau den Serien, die mich dazu bewogen haben, das ZACK zum Magazin des Jahres 2019 zu küren! Mikaël hat sich einen Underdog zum Helden gesucht. Er ist ein einfacher Bauarbeiter und damit beschäftigt, New York größer und höher zu machen. Er ist kein Held, hat keine Familie, gehört keiner kriminellen Organisation an und ist somit eigentlich vollkommen uninteressant, wäre da nicht sein großes Herz und das wahnsinnige Artwork!
Ebenfalls erwähnt werden müssen natürlich auch die kleineren
Serien: Tizombi, Parker & Badger und der Vater der Sterne haben genauso ihre
Auftritte wie die ständigen Rubriken mit News und Informationen. Vorgestellt
werden in diesem Heft die Netflix-Serie Titans
und der Taschenband von Krazy Kat!
Der Abschied
Tanguy & Laverdue beenden ihr Wüstenabenteuer Sanddiamanten und dürfen feststellen, dass Politik im Gegensatz zum Fliegen das deutlich unschönere Metier ist. Sébastien Philippe setzt die Kampfjets genauso gut in Szene wie die Landschaften und die Akteure. Für technikbegeisterte Jungen (und junggebliebene) sicherlich ein Schmankerl. Diese Serie gehört seit Jahrzehnten in das ZACK, ist aber halt nur für einen – nicht unwesentlichen – Teil der Leser*innen.
Dazu passen die 30
Years Pearl Jubilee Edition von Spirit
of Ska und ein winterlicher fruchtiger Likör!
Die besten Comics des Jahres, Abschiede und alles Übrige
Und wieder ist ein Jahr vergangen, sind alte Bekannte von
uns gegangen und haben andere ein Comeback erlebt. Ein persönlicher Rückblick
mit meinen Favoriten und meinen Gedanken!
Zunächst ein Dank an alle Leser*innen für die Treue im Laufe
des Jahres. Die Zahl der Abrufe hat sich verdoppelt, insofern trifft die Seite
zumindest den Nerv von einigen. Vielen Dank auch an die Verlage, die die
Berichterstattung mit Leseexemplaren oder PDFs, Interviews oder Bildmaterial
unterstützen! Natürlich bespreche ich eher Titel, die mir gefallen oder
interessant klingen. Ich werde Kritik aber auf jeden Fall wie auch in der
Vergangenheit äußern und bleibe daher unabhängig.
Meine Wahl der besten Comics 2019
Reisende im Wind 8.1
Der Altmeister Bourgeon wollte es noch einmal wissen und hat seine Sage um die Freiheit um ein weiteres Kapitel ergänzt. Schauplatz ist das (nach-)revolutionäre Paris. Die Zeichnungen sind nicht mehr ganz so flüssig wie zu seinen Hochzeiten, die Charaktere aber immer noch gut getroffen und das Thema bleibt aktuell. Besonders lobend (und auch Begründung für den ersten Platz) ist die Veröffentlichungspolitik von Splitter: nicht nur die farbige Ausgabe fand den Weg in die Läden sondern auch eine vierteilige schwarz-weiße Magazinform, die neben den unkolorierten Seiten auch zusätzliche Informationen und Bildmaterial enthielt!
Batman – Catwoman – Das Hochzeitsalbum
Das Batmanuniversum hat in dem vergangenen Jahr viele Highlights erleben dürfen und ist somit erstmals seit Jahren wieder ein Ort für spannende Geschichten geworden. Neben dem kontroversen Joker-Film war dafür die Rückführung des Dunklen Ritters auf menschliche Tragödien ausschlaggebend. Das Black Label versammelt entsprechende Geschichten ohne Götter, Superkräfte oder Megaevents dafür aber mit den inneren Abgründen und persönlichen Albträumen! Die andere Seite war das romantische Intermezzo des Kapuzenträgers mit der Feline Fatale das kurz vor der Hochzeit dann doch ein Ende fand. Das Hochzeitsalbum fasst die wesentlichen Elemente in einer tollen Sonderausstattung zusammen.
Post/Heuvel – Meimoorden
Eric Heuvel ist ein bei uns in Deutschland viel zu unbekannter Vertreter der ligne claire und hat eine geniale Umsetzung eines Romans von Jacques Post abgeliefert. Rotterdam wird 1940 von den Deutschen besetzt. Während dieser aufregenden Tage werden auch alte Rechnungen beglichen und neue aufgemacht. Die deutsche Übersetzung erfolgt ab März im ZACK!
Conan der Cimmerier 5
Als Beispiel für das erstaunliche x-ste Leben des Barbaren sowohl in seiner Marvelinkarnation als vor allem aber in der europäischen Interpretation durch wechselnde Kreativteams soll dieser Band gelten! Es geht dabei nicht um Kämpfe muskelbepackter Helden, sondern um erstaunlich aktuelle Parallelen zu heutigen Ereignissen, innovativ umgesetzt und spannend präsentiert!
Pietersma/Wijtsma – Jelmer
Und noch ein Titel von unseren westlichen Nachbarn hat es in die Bestenliste geschafft: Jelmer nimmt an einem Kreuzzug teil und stellt sich zwangsläufig den Fragen ob Glaube und Gottesfürchtigkeit in einer Verbindung zu diesem Unterfangen steht!
Graphic Novels des Jahres
Ich habe ein wenig mit mir gerungen, ob ich Comics von Graphic
Novels separieren sollte. Im Endeffekt glaube ich aber, dass es thematisch und
stilistisch Sinn macht. Nicht, dass Comics keine Inhalte transportieren könnten
(siehe etwa Jelmer oder Reisende im Wind) aber der Fokus ist einerseits
Unterhaltung und andererseits irgendetwas anderes.
Le Hénanff – Wannsee
DIE Veröffentlichung des Jahres ist sicherlich die Umsetzung der Konferenz von Wannsee in eine graphische Erzählung. Unsagbaren Schrecken, unsagbare Grausamkeit und unzweifelhafte Effizienz in Worte und Bilder zu fassen ist schwierig und sicher auch nicht widerspruchslos. Hier gelingt es aber eindrucksvoll!
Schwarwel – Gevatter
Auch das Thema „Tod“ ist ein wenig sperrig und bietet sich nicht unbedingt als Massenkompatibel an. Schwarwel versucht trotzdem, sich damit auseinanderzusetzen, Unsagbares in das Gespräch zu holen, Ängste zu thematisieren und Alternativen aufzuzeigen!
Mikolajczak/Möller – die spinne
Wie schwierig die Abgrenzung zwischen Comic und Graphic Novel ist, beweist dieser Titel: die spinne ist ein Thriller, ein Film noir, eine Abrechnung mit provinziellem Rassismus, eine Beschreibung unterdrückter Sexualität und zudem noch spannend! Zurecht ein toller Erfolg für die vorher nicht so wirklich bekannten Künstler!
Christin/Aymond – Ost-West
Die Biographie eines Szenaristen kann natürlich nichts anderes sein als ein Szenario. Dieser Band beschreibt das Leben eines der besten „Texter“ und wird von einem langjährigen Gefährten umgesetzt. Natürlich hilft es, ein spannendes Leben gehabt zu haben und ein Publikum, das wissen möchte, wie bestimmte Ideen zustande gekommen sind… Lesenswert!
Comeback des Jahres
Der All Verlag hat zwei klassischen ZACK-Helden eine mustergültige Gesamtausgabe in einzelnen Hardcover spendiert: Luc Orient und Bruno Brazil sind also wieder da, letzterer sogar auch mit neuen Abenteuern. Die Gesamtausgabenwelle ist zwar im Verebben, es erscheinen aber immer noch Schätze die es Sammler*innen erlauben, Jugendträume erneut (und qualitativ auf einem vieeel höheren Niveau) zu durchleben.
Magazine
ZACK
Platz eins geht in diesem Jahr an DAS deutsche Comic-Magazin. Das ZACK hat gerade sein zwanzig-jähriges Jubiläum gefeiert und bietet immer noch eine spannende Mischung aus runderneuerten alten Helden (wie Michel Vaillant, Rick Master oder Bob Morane), neuen Serien wie die Bank, Rhonda oder Harmony oder Experimenten wie Giant! Unbedingt empfehlenswert!
Reddition
Platz zwei geht an die Reddition die mittlerweile siebzigmal ein Heft einem oder höchstens zwei Themen gewidmet hat und so für vertiefte Information sorgt. Immer lesbar, immer gut und sinnvoll illustriert und immer spannend!
Strip Glossy
Quasi in der Mitte steht die Strip Glossy: einerseits randvoll mit Comics, andererseits voll mit Informationen, Interviews und Bewertungen! Die Strip Glossy ist unverzichtbar für alle, die im Bereich niederländischer Comics und Künstler*innen auf dem Laufenden bleiben wollen!
Sekundärliteratur
Der Zweite Weltkrieg im Comic
Der Titel des Jahres ist der Katalog zu der Ausstellung im Dortmunder schauraum: comic + cartoon „Nimm das, Adolf!“. Alexander Braun seziert die Comics aus dem amerikanischen Raum und ihrer Darstellung des Krieges vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die noch heute wirksamen Auswirkungen in Deutschland, den Konflikt in Belgien zwischen dem sich anpassenden Hergé und dem auf Konfrontation und Widerstand setzenden Spirou und wirft einen Blick auf die 68er-Rezeption! Nur erhältlich im Schauraum!
Hugo Pratt – Warten auf Corto
Platz 2 geht an die autobiographischen Gesprächsnotizen von Hugo Pratt die erstmals auf Deutsch erschienen sind! Wer auch immer Fragen zu diesem Thema hat, hier sind Informationen zu finden!
CAMP 3
Platz 3 geht ebenfalls an die Edition Alfons: Das Magazin CAMP widmet sich der Trivialkultur, ist eher ein Buch im Din-A4-Format und springt von Taschenbuchcovern über die Frage des Anteils von Bob Finger an der Figur Batman zu der Form von Weltraumraketen. Genau diese Mischung verspricht kurzweilige Aufnahme nutzlosen Wissens und damit genau das, was wir alle so lieben, oder?
Verabschieden mussten wir uns neben anderen von Tome, d. i. Phillipe Vandevelde. Der sympathische Szenarist verstarb am 5.
Oktober. Er war im Hause Dupuis für viele Serien verantwortlich, am
bekanntesten bei uns wohl mit Der Kleine
Spirou und Soda – R.I.P.
Noch eine Bemerkung in eigener Sache: Der Klassiker des
Monats nimmt mehr Zeit in Anspruch als ich aktuell habe! Ich möchte aber nicht
ganz damit aufhören und ändere den Titel deswegen in Klassiker des Quartals.
Viermal wird es also auch in 2020 die Vorstellung eines Titels geben, der neben
dem Fokus auf die Neuerscheinungen eines Hinweises würdig erscheint! Schreibt
mir eure Wünsche so vorhanden!
Zum Schluss wünsche ich Euch ein tolles, erfolgreiches neues Jahr!
Das erste Halbjahr 2020 bringt Klassiker für alle! Überraschungen inklusive 🙂
Ansgar Lüttgenau, Programmleiter von All Comics beantwortete unsere Fragen
Das neue Jahr steht vor der Tür und damit auch die neuen
Halbjahresprogramme der Comic-Verlage. Ich habe kurz vor Weihnachten das
folgende Interview mit Ansgar Lüttgenau geführt. In den ersten sechs Monaten
von 2020 werden insgesamt elf verschiedene Titel erscheinen. Jeden einzelnen
davon wird es auch als limitierte Vorzugsausgabe geben!
c-o: Hallo Ansgar,
kannst Du Dich den Leser*innen von comix-online kurz vorstellen? Was machst du,
wenn Du nicht gerade am neuen Programm bastelst?
Obwohl wir mit mehr als 20 Neuerscheinungen im Jahr mittlerweile eine Größe erreicht haben, die eigentlich eine Vollzeitbeschäftigung voraussetzt, läuft der ganze Verlag immer noch als Hobby so nebenher. Den Lebensunterhalt verdiene ich im Vertrieb bei einer Wirtschaftsauskunftei und wenn ich nach Feierabend mal nichts für den Verlag machen muss, freuen sich auch die Kinder mal ihren Vater zu sehen.
c-o: Der All-Verlag
wird immer mehr zu einem Ort für Klassiker; 2019 hast du einerseits alte
ZACK-Recken wie Bruno Brazil und Luc Orient zurückgebracht,
andererseits aber auch mit Wally Wood einen Altmeister der Science
Fiction verlegt. Natürlich dürfen wir bei dieser Aufzählung auch André
Franquin nicht vergessen. Welche Überraschung bietet das neue Programm?
Ein Verlag für Klassiker. Das ist tatsächlich die Richtung in die es gehen wird. Speziell Klassiker für die es keine Druckdaten im Ausland mehr gibt, sollen in den nächsten Jahren das Rückgrat des Programms bilden. In dem Bereich gibt es noch echte Perlen, an die sich wegen des Aufwands niemand sonst ranwagt. Sozusagen als Test veröffentlichen wir ab Mai die Serie Alain Chevallier von Christian Denayer von dem wir ja auch schon Wayne Shelton im Programm haben. Diese Rennfahrerserie, die es seit Jahrzehnten auch in Frankreich nur noch antiquarisch gibt, lief übrigens in den 1970er Jahren unter dem Titel Rolf Thomsen auch im alten Zack. Das hat dann natürlich auch was mit Autorenpflege zu tun, die uns sehr wichtig ist. Deshalb wird es auch weiteres Material von Paape und Vance geben. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Neben André Franquin werden demnächst (vielleicht)
auch noch weitere große Namen zu den bei uns veröffentlichten Künstlern zählen.
Los gehts in diesem Programm mit Goscinny
und Tabary. An weiten Projekten z.B.
von Moebius und Hermann arbeiten wir. Mal sehen, was da noch geht.
c-o: Wie schwierig ist es, gleichzeitig für Serien wie Hombre auf der einen und etwa Valentin auf der anderen Seite Werbung zu machen?
Da musst du unseren Grafiker fragen. Der hat da mehr oder weniger freie Hand. Im Prinzip macht das aber keinen großen Unterschied. Wichtig ist eigentlich nur, dass man die richtige Werbung im richtigen Objekt macht. Für den Franquin/Gotlib-Titel Slowburn haben wir zum Beispiel eine „Anzeige“ im aktuellen Buchjournal gemacht, das in einer Auflage von 220.000 Exemplaren in fast jeder Buchhandlung in Deutschland ausliegt. Das bot sich einfach an, weil wir für diesen Titel, der sich optimal als kleines Geschenk eignet, als Absatzkanal weniger den Comichandel sondern mehr den klassischen Buchhandel sehen. Außerdem versuchen wir natürlich immer auch außerhalb des klassischen Comicbereichs wahrgenommen zu werden und haben uns in letzter Zeit deshalb besonders gefreut, dass unsere Titel auch in Medien wie dem Tagesspiegel bzw. der Süddeutschen Zeitung Erwähnung gefunden haben.
Vorzugsausgabe von Alwilda 2
c-o: In den folgenden
Monaten wirst Du einerseits vier Gesamtausgaben bringen, daneben startet mit Alain
Chevallier aber auch ein Klassiker wieder mit Einzelbänden. Welche
Überlegungen stecken dahinter? Oder folgst du damit den Vorgaben der Lizenzgeber?
Meiner Meinung nach geht der Trend grundsätzlich wieder zu Einzelbänden. Die nehmen zwar mehr Platz im Regal weg, bieten aber eine viel bessere Möglichkeit eine Serie zu präsentieren. Wenn es allerdings wie bei Lady S. oder Wayne Shelton bereits Einzelalben in adäquater Form gibt, entscheiden wir uns in der Regel für Gesamtausgaben. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Welche Publikationsform wir wählen, entscheiden wir im Einzelfall. Nicht zuletzt spielt dabei natürlich auch die Überlegung nach der Verkäuflichkeit eine große Rolle. Vom Lizenzgeber gibt es diesbezüglich eigentlich normalerweise keine Vorgaben.
Vorzugsausgabe Lady S. 2
c-o: Im Regelfall
erscheinen neben dem regulären Band auch Vorzugsausgaben. Warum sollte man sich
diese zulegen?
Gute Frage. Unsere Vorzugsausgaben enthalten ja einen Schutzumschlag oder ein Variantcover und ein auf 111 Exemplare limitiertes nummeriertes und, wenn der Zeichner noch lebt, auch signiertes Exlibris. Das macht die Bücher grundsätzlich um einiges hochwertiger. Außerdem bekommt man nur in den Vorzugsausgaben das komplette Bildmaterial. Bei Luc Orient sind das zum Beispiel Illustrationen die für französische Exlibris, Poster usw. entstanden und als Drucke nur in unseren VZA enthalten sind. Bei Bruno Brazil sind es Cover der französischen Alben Neuausgaben und bei Hombre bzw. Wally Wood Alben- und Heftcover die nicht im Bonusteil auftauchen sondern die wir exklusiv nur für unsere Exlibris verwenden. Bei Alben von Künstlern die noch unter uns weilen, wie Lady S. oder Wayne Shelton lassen wir natürlich exklusiv neue Illustrationen anfertigen. Für mich ist dabei der direkte Kontakt mit dem Künstler eigentlich immer das interessanteste. Manchmal gibt es dabei aber auch Anforderungen die kaum zu erfüllen sind. So hatte sich der 79jährige Richard Corben ausbedungen die Exlibris Blätter von Schatten auf dem Grab nur zu signieren, wenn die Versand- und Zollformalitäten auch für die Rücksendung komplett von uns übernommen werden. Da das von Deutschland aus nicht möglich war, mussten wir einen in den USA lebenden Onkel meiner Frau, von dessen Existenz ich erst wenige Wochen vorher durch Zufall überhaupt erst erfahren hatte, bitten das für uns zu übernehmen. Das Ganze war eine ziemlich aufwändige Aktion die mehrere Monate gedauert hat und die ich mir so sicher nicht nochmal antun würde.
c-o: Wie sieht es
2020 mit Messen und Börsen aus? Kann man euch im nächsten Jahr irgendwo auch
persönlich treffen?
Natürlich werden wir auch 2020 wieder im Mai und November einen Stand auf unserer „Heimbörse“ in Köln haben. Wer die nächsten Luc Orient Ausgaben oder die Valentin Gesamtausgabe von Goscinny bereits einige Zeit vor dem eigentlichen Verkaufsstart erwerben will, sollte dorthin kommen. Meist haben wir dort das Maiprogramm erstmals dabei. Die wichtigste Veranstaltung im nächsten Jahr wird für uns aber der Comic Salon in Erlangen sein. Da wir bis dahin auf fast 100 Veröffentlichungen zurückblicken können, ist es an der Zeit endlich auch in diesem Bereich etwas professioneller aufzutreten. Deshalb haben wir uns entschlossen eigens einen Messestand bauen zu lassen an dem wir dann mit Christian Denayer (Wayne Shelton/Alain Chevallier) und Philippe Aymond (Lady S./Bruno Brazil Neue Abenteuer) zwei unserer „Hauskünstler“ adäquat präsentieren können.
c-o: Dein Tipp für
das erste Halbjahr? Was sollte man sich als Comicfan auf gar keinen Fall
entgehen lassen?
Da müsste ich ja jetzt das komplette Programm aufzählen. Aber für mich persönlich sind natürlich die alten Zack-Serien Luc Orient, Bruno Brazil und aktuell Alain Chevallier (Rolf Thomsen) ein besonderes Highlight, weil ich damit aufgewachsen bin. Außerdem freue ich mich immer über einen neuen Band der Wally Wood Gesamtausgabe. Da erscheint der nächste Band aber erst wieder im 2. Halbjahr 2020. Übrigens eins der wenigen Bücher die ich nochmal lese, wenn sie von der Druckerei geliefert worden sind. Bei den meisten Büchern reicht es mir, wenn ich sie während des Produktionsprozesses x-mal gelesen habe.
Ex Libris der Hombre Vorzugsausgabe
c-o: Für die
Statistik zum Abschluss noch ein kurzer Rückblick auf 2019: Was waren deine
Topseller? Gab es positive oder negative Überraschungen mit denen Du so nicht
gerechnet hättest?
Unser Topseller ist immer noch Wunderwaffen. Davon gehen immer jeweils deutlich über 1000 Exemplare mit der ersten Auslieferung in den Handel. Einige Bände sind bereits in der 3. Auflage und es stehen schon wieder weitere Ausgaben zur Neuauflage an. Ein unerwarteter Verkaufserfolg war auch Hombre. Obwohl wir uns in unserem Internetform einige Kritik wegen der nicht chronologischen Veröffentlichung gefallen lassen mussten, ist der Titel seit einigen Wochen, bis auf ein paar Büchern in unseren Shop, komplett vergriffen. Voraussichtlich wird es eine Neuauflage zusammen mit Band 2 im Februar geben. Slowburn und Die neuen Abenteuer von Bruno Brazil werden wohl die nächsten Topseller werden. Genaueres kann man aber erst sagen, wenn die erste Abrechnung vom Vertrieb vorliegt.
c-o: Besten Dank und
wir freuen uns mit Dir auf das starke Programm!
Der Untertitel „Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur“ gibt ziemlich genau wieder was Leser*innen von CAMP erwarten dürfen! 148 prall gefüllte, stabile und mit unzähligen Abbildungen versehene Seiten entführen in völlig unterschiedliche Spielarten der Populärkultur und laden – jahreszeitlich passend – zu gemütlichen Stunden am Kaminfeuer ein. Das Schwesterprojekt „Reddition“ widmet sich dagegen seit über 30 Jahren jeweils einem oder zwei Themen aus der Welt der Comics.
Man mag bei der CAMP möglicherweise eine gewisse Konstanz vermissen, erschien doch die erste Ausgabe bereits 2014, die zweite dann 2016 und gerade noch in diesem Jahrzehnt nun die dritte! Das Konzept wurde aber beibehalten und nur modernisiert: lange, in die Tiefe gehende Artikel, auch, aber nicht ausschließlich über fast vergessene Comicschätzchen. Dazu kommen Beiträge über die (fast vergessenen) Illustrator*innen, die in der ersten Nachkriegsjahren mit ihren Titelbildern für den Siegeszug des Taschenbuchs gesorgt haben und neue Literatur in das geistig verdorrte Deutschland transportierten oder eine Untersuchung über die Form und Gestalt der Raumschiffein der Science-Fiction-Literatur bzw. wiederum in ihren Titelillustrationen.
Comic-Geschichte
Der Schwarze Wolf hat es bei Bastei auf immerhin 119 übersetzte Episoden gebracht; Im Original bei Vaillant/Pif Gadget gab es 161. Durch die hier abgedruckte Geschichte reduziert sich die Lücke um eine weitere Geschichte. Ulrich Wick erzählt aber auch die Geschichte dahinter, den etwas anderen Anspruch des französischen Magazins aus dem Verlag der Kommunistischen Partei, und die Referenzen auf eben diese Serie in der französischen Literatur.
Bob Kane ist sicherlich den meisten ein Begriff, gilt er doch als der Erfinder von Batman. Wieviel wirklich von ihm stammt und welchen Anteil andere wie Bill Finger oder die verschiedensten Geisterzeichner gehabt haben könnten, untersucht Will Murray.
Dazu gibt es eine Übersicht über die verschiedensten Laurel & Hardy-Comics. Durch den Film im letzten Jahr wurden die Beiden wieder in das (Massen-)Bewusstsein gebracht; die Comics über sie sind eher keine Erfolgsgeschichte.
S. Clay Wilson ist ein Vertreter des amerikanischen
Underground. Eine Zeitlang war er auch in Deutschland „hip“ und durfte etwa für
2001 Burroughs illustrieren. Seit
2008 ist der Künstler ein Pflegefall und auf Spenden angewiesen.
Den Grenzbereich vom Comic zur Illustration nimmt Loriot
ein. Dietrich Grünewald erzählt, warum
Loriot hier trotzdem richtig ist und führt in seine Werke ein.
Illustration
Magische Postkarten sind old-school. Sie lassen sich nur einmal in einen neuen Zustand versetzen, erlauben es dadurch aber eine sequentielle Geschichte zu erzählen. Man braucht nur eine Wärmequelle… Anfang des letzten Jahrhunderts waren diese auch im Comic-Bereich ein beliebtes Werbemittel. Sie sind aber leider ziemlich in Vergessenheit geraten. Hier erfolgt der blick zurück.
Bei Dave McKean sind die Ansichten
durchaus geteilt: Während die einen von seinen neue Wege beschreitenden
Bildern/Collagen schwärmen, die dem Comic etwa in Arkham Asylum neue Horizonte
erschlossen hätten, halten andere es für artifiziellen überflüssigen Krams. Unzweifelhaft
hat McKean aber eine völlig neue
Darstellungsform in den US-Mainstream gebracht.
Trivialkultur
Abschließend wird noch der amerikanische Fanzine-/Magazin
Herausgeber Charles N. Brown gewürdigt der das „Locus“ von 1968 bis zu seinem Tod im Jahre 2000 gemacht und geprägt
hat. Das Locus gibt es immer noch und es ist immer noch eine der wichtigsten
Informationsquellen in, über und für Science-Fiction!
Der Blick nach Japan darf nicht fehlen. Hier geht es aber nicht um eine der vielen Manga-Serien oder Richtungen, sondern um „ero guro“, ein zugrunde liegendes Kunstphänomen, das schon älter ist und viele Wildheiten mit sich bringt.
Fazit
Tiefergehende Information ist heute nicht unbedingt selbstverständlich und oft fehlt dafür auch wirklich die Zeit. Umso schöner, dass das CAMP unregelmäßig (und deshalb umso willkommener) dieses Bedürfnis befriedigt und „unnützes Wissen“ in seiner besten Form darbietet!
Viele, tiefgehende Artikel und sorgfältig ausgewählte
ergänzende Illustrationen in einem stimmigen Layout sind die 15 € allemal wert!
Mein Tipp für die anstehenden Urlaubstage zur Flucht in triviale Welten, gerne
auch ohne einen Kamin!
Dazu passen irgendwie schräge und unbekanntere Klänge: Grabt
doch mal nach deutscher Mod-Musik (zur falschen Zeit am falschen Ort) oder nach
Northern Soul Perlen! Ein Bordeaux sollte dabei unterstützend wirken können.
Eine der besonders netten Reihen bei schreiber & leser ist mit Nachtprogramm betitelt. Hier erscheinen aus dem Rahmen fallende Einzeltitel für Entdecker*innen und abenteuerlustige Leser*innen. Das Herz des Zorro ist darunter die aktuellste Veröffentlichung.
Der Inhalt
Wir springen in das Jahr 1957, mitten in den heißen Sommer. Jimmy White ist einer der typischen mittelmäßigen Männer dieser Zeit. Er hat schon als Stuntman gearbeitet, als Double und aktuell hat seine Agentin ihn als Statisten für die Disney-Serie Zorro untergebracht. Der Job ist nicht sehr anspruchsvoll, seine Frau ist vor kurzem verschwunden und die Polizei, genauer gesagt ein Detective glaubt, dass White sie umgebracht habe. Außerdem ist da noch die Sache mit dem Geldverleiher…
Bei einer Drehszene wird unser Held vom Star der Serie mit einem Degen verletzt, auf eine Kolumnistin wird ein Attentat verübt und ein Sternchen wird ermordet. Natürlich hofft Jason Boyd, dass er alle diese Verbrechen dieses Mal aufklären könne, und ist fest davon überzeugt, dass nur Jimmy als Täter in Frage kommen kann.
Glücklicherweise hat Jimmy aber auch noch seine Agentin Brenda, die bereit ist, viel mehr zu tun als üblich. Roger Seiter gelingt es, in dieser Story einerseits das Flair des klassischen Noir-Thrillers aufleben zu lassen. Andererseits tauchen aber auch viele der bekannten Gesichter des Filmbusiness der End-Fünfziger auf und die Studioatmosphäre wird perfekt wiedergegeben. Die Handlung läuft dabei ab wie ein Film.
Der gebürtige Straßburger
Seiter ist im französischen Comic wahrlich
kein Unbekannter, sein Werk hat es aber bisher im Wesentlichen nicht in die deutsche
Sprache geschafft. Schade eigentlich.
Die Zeichnungen
Pascal Regnauld ist hierzulande bekannter, zeichnet er
doch seit dem 10. Band an den Geschichten von Inspektor Canardo mit.
Er nimmt das filmische
in seinen Zeichnungen auf und kombiniert Totale mit Weitwinkel und schnellen
Schnitten auf schwarzem Hintergrund.
Die Figuren sind leicht grotesk überzeichnet und in den Details reduziert. Umso wesentlicher ist die ebenfalls von Regnauld ausgeführte Kolorierung, die mit Schattierungen Kontur gibt. Gedämpfte Farben ermöglichen ein sehr stimmiges Ambiente für diesen Thriller, dem man nicht auf den ersten Blick ansieht, dass er aus diesem Jahrzehnt stammt!
Die Empfehlung
Braucht ihr noch ein
kurzfristiges Weihnachtsgeschenk?
Wenn ja, mit diesem Band macht ihr nichts falsch für Filmfans, Noir-Adicts und
Leser*innen guter Geschichten.
Der Band ist
erschwinglich, gut verarbeitet und wertig, im Zweifel nicht bereits vorhanden,
da doch eher aus einem Nicht-Mainstream-Verlag, und vor allem wirklich gut!
Dazu passen Madness mit ihrer neuen Single „The Bullingdon
Boys“ und ein klassischer Whisky Sour!
Die Reihe Königliches
Blut versammelt ein- oder mehrteilige Geschichten über Herrscherinnen unter
einem einheitlichen Logo. In ihnen werden natürlich Fakten und Fiktion
verwoben, sind doch die Geschichtsschreibungen gerade über relevante Frauen oft
schon selbst teilweise eher Mythos als Wiedergabe der Wirklichkeit. Trotzdem
versuchen sie aber, die porträtierten Frauen in ihre Widersprüchlichkeit und
ihrer Macht darzustellen.
Der Inhalt
Nach Isabella von Spanien, Alienor von Aquitanien und
Kleopatra wagt sich der Splitter-Verlag
jetzt erstmals in den Fernen Osten und stellt unter dem Label „Double“ die Drachenkaiserin Cixi vor. Cixi ist ein sehr hübsches Mädchen aus
dem Stamm der Mandschu, der damaligen Herrscherkaste. Ihre Familie gehört aber
nicht zu dem traditionellen Hochadel so dass sie eigentlich nur auf eine gute
Heirat hoffen kann. Um ihren Ruf steht es aber nicht zum Besten und als sie bei
einem Stelldichein mit einem jungen Mann erwischt wird, bleibt nur der Ausweg,
sie als Kurtisane an den kaiserlichen Hof zu bringen.
Parallel dazu muss den Han-Chinese Li Lieng Ying erleben, was Armut heißt. Er fasst den verzweifelten Plan, sich zum Eunuchen machen zu lassen und am Hof aufgenommen zu werden. Dieser Plan erfordert aber das Eingehen einer großen Schuld bei den Kastraten.
Am Hof treffen sich die Beiden und Li Lieng Ying entwirft
einen Plan für ihre Zukunft. Cixi soll den bisher kinderlosen Kaiser von sich
abhängig machen und ihm einen Thronfolger schenken. Um diese Ziele einmal
erreichen zu können muss Cixi erst die Kunst der Verführung und des
Liebesspiels lernen. Tatsächlich ergibt sich die Chance, dass Cixi zum Kaiser
gerufen wird und aufgrund des langen, ausdauernden Trainings verfällt er ihr
tatsächlich. Als der Kaiser schließlich stirbt, wird seine Kurtisane als Mutter
seines Erben zur Kaiserinwitwe. Eigentlich gleichberechtigt zu seiner Hauptfrau,
die sich für solche Sachen aber nicht interessiert, übernimmt sie die
Regentschaft für ihren Sohn. Ihr Begleiter wird zum Haupteunuch und die beiden
regieren für insgesamt 24 Jahre das Reich der Mitte mit harter Hand.
Im Laufe der Geschichte kommt es immer wieder zu Konflikten,
sowohl mit Männern, die einer Frau das Recht zu regieren absprechen wollen,
aber auch mit den Langnasen, also den Europäern. Dabei spielen sowohl die
Christianisierung und Ausbeutung des Landes eine Rolle als auch persönliche
Eitelkeiten. Auch der sogenannte Boxeraufstand spielt dabei eine große Rolle.
Die Geschichte endet mit dem Tod der Drachenkaiserin.
Philippe Nihoul gelingt es dabei sehr geschickt, geschichtliche Fakten und Stimmungen mit den Lebensgeschichten der beiden Hauptpersonen zu verbinden. Alles Notwendige wird mitgeteilt ohne dass dabei auch nur ansatzweise der Gedanke an einen drögen Geschichtsunterricht aufkommt. Konflikte mit anderen Staaten aber auch interne Intrigen bekommen dabei genügend Raum, lassen aber Platz für die genaue Zeichnung der Charaktere und ihrer Entwicklung. Sex spielt eine große Rolle in dieser Geschichte, steht aber nie als solches im Vordergrund, sondern treibt die Entwicklung und ist somit Mittel zum Zweck ohne Selbstzweck zu sein.
Die Zeichnungen
Fabio Mantovani
hatte augenscheinlich Spaß an den zwei Bänden, die hier in einem Hardcover
zusammengefasst worden sind. Chinesische Dekors und Landschaften vermitteln den
Eindruck einer guten Recherche und auch die Figuren inklusiver der Gesichter
sind gelungen. Man kann aber nicht übersehen, dass der Zielmarkt Europa ist;
die Züge sind teilweise etwas überzeichnet.
Mantovani schreckt auch nicht davor zurück, abgeschlagenen Köpfe und Folterszenen ins Bild zu setzen, wenn ihm auch die lebenden Körper mehr zu bedeuten scheinen. Die Farben sind teilweise etwas zu aufdringlich, insbesondere rote Lippen wirken überbetont. Die Farbgewaltigkeit der Kleidung passt dagegen.
Beim Seitenlayout verlässt der Künstler die ausgetretenen
Raster und packt Panele auf Hintergrundzeichnungen, arrangiert diese völlig
frei und schafft daher ein sehr unruhiges aber anregendes und immer wieder
wechselndes Seitenbild. Mehr davon!
Fazit
Auch die vierte in dieser Reihe porträtierte Herrscherin hat
Geschichte geschrieben. In ihre Zeit fiel der Konflikt mit den Kolonisatoren,
die das Reich der Mitte als neue Gewinnquelle für sich entdeckt hatten,
begleitet von dem immer wieder aufkommenden Konflikt um die regionale
Vorherrschaft mit Japan und dem bevorstehenden Wandel des abgeschotteten
traditionsgebundenen Riesenreiches hin zur Moderne. Diese Thematiken werden
ansprechend eingebunden und erzeugen sicherlich mehr bleibendes Wissen als unzählige
Unterrichtsstunden.
Es darf aber auch nicht vergessen werden, dass trotz allem die Unterhaltung im Vordergrund steht und auch dieser Aufgabe wird der Comic gerecht. Die Ränke und Intrigen würden einem Krimiplot auch gut zu Gesicht stehen. Auch wenn es hier um Herrscherinnen geht, ist die Zielgruppe wohl im Wesentlichen männlich. Es wäre daher spannend, die gleiche Story von einem weiblichen Team umgesetzt zu sehen.
Obwohl Cixi eine der bedeutendsten Herrscherinnen Chinas
war, die Geschichte erst 150 Jahre zurückliegt und sie schon immer von Legenden
umrankt war, ist wahrscheinlich eine gute Idee gewesen, die Original-Bände 11
und 12 in eine deutsche Ausgabe zu packen. Das Thema China ist noch nicht im (Comic-)Mainstream
jenseits des Mangas angekommen.
Ausstattungsmäßig erfüllt der Splitter-Verlag wie immer alle
Erwartungen! Und 112 Seiten für 22 Euro sind absolut fair!
Dazu passen grüner Tee und Sake und alles Instrumentale von
den Skatalites!
Der coolste Geheimagent der siebziger Jahre ist zurück mit
neuen Abenteuern! Bruno Brazil hat
drei Mitglieder seines Kommando Kaiman verloren, zwei weitere wurden schwer
verwundet, weder Zeichner noch Texter der ursprünglichen Serie leben noch und
doch geht es weiter.
Die Story
Bruno hat die Verluste in seiner Truppe, insbesondere aber den Tod seines Bruders (noch) nicht verwunden und ist in psychologischer Behandlung. Während er noch Trübsal bläst dreht die Welt sich aber weiter. Zunächst wird das Anwesen, auf dem Madison Ottoman gepflegt wird, Schauplatz eines Überfalls. Ottoman war der Kopf hinter der geheimen Sendeanlage im Dschungel, die den Startpunkt für das Kommando Kaiman gegeben hatte (siehe Bruno Brazil 2). Nur kurze Zeit später verschwindet Ottomans damalige Komplizin Rebelle aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Alles scheint mit dem geheimnisvollen Black Program in Verbindung zu stehen.
LF Bollée schafft
es, die neue Serie nahtlos an die letzte Geschichte anknüpfen zu lassen. Obwohl
seitdem mehr als 40 Jahre vergangen sind, wirkt das Ganze aber nicht altbacken,
sondern so frisch wie ein neuer Doppelnull-Geheimagententhriller! Brazil war
schon immer der bessere, glaubwürdigere Held und die damalige Zeit erlaubt
einerseits bereits technische Gadgets, ist aber von der modernen Komplett-Video-Überwachung,
GPS-Tracking u.ä. meilenweit entfernt.
Brazil ist aber nicht mehr nur der harte „Soldat“, er hat ein bereits in der ursprünglichen Serie angelegtes Privatleben und auch dort sind Kämpfe zu bestehen: Wie kann man einen pubertierenden Jungen erziehen, der nicht der eigene ist und demgegenüber man extreme Schuldgefühle hat? Zudem ist die Frage zu klären, ob und wann der Beruf vorgehen darf. Während es eine Zeitlang Mode war, Krimihandlungen hinter den persönlichen Problemen fast untergehen zu lassen, halten sich die Themen hier die Waage. Sie versprechen für die Zukunft nicht nur spannende Agentenplots, sondern auch Anknüpfungspunkte für ergänzende und ablenkende Konflikte.
Da sich die Geschichte über mindestens zwei Alben erstrecken
wird ist Geduld gefragt! Hoffen wir, dass sich die Beiden an den Rhythmus von
einem Band pro Jahr halten werden.
Die Zeichnungen
Phillipe Aymond ist kein Unbekannter; seine Kariere begann mit einer Zusammenarbeit mit Pierre Christin, dessen Autobiographie er auch zeichnen durfte. Sein bisheriges Hauptwerk ist sicherlich die Agentenserie Lady S., die von Jean van Hamme getextet wurde. In diesem Sujet kennt er sich aus: brennende Autos, Mündungsfeuer und Kampfszenen beherrscht er wirklich! Das Gesicht der von Vance übernommenen Hauptfigur und auch die der Mitstreiter*innen können dagegen nicht vollkommen überzeugen! Das mag allerdings auch daran liegen, dass sich der Stil solcher Geschichten im Laufe der letzten 40 Jahre komplett gewandelt hat. Vielleicht fehlt auch nur noch etwas Routine.
Dekors und das Gefühl der Serie sind dagegen sehr gut
getroffen. Die Siebziger-Jahre, die den Hintergrund der Geschichte bilden,
atmen ihren Duft aus jedem einzelnen Panel, aus jeder Tapete im Hintergrund und
aus jedem Möbelstück. Wenn auch die Mundpartie nicht immer gelungen ist, die
Emotionen kommen trotzdem rüber und auch die Landschaften und Häuserschluchten
sind stimmig!
Die Veröffentlichung
Der All-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Meilensteine der Comic Geschichte in toller Ausstattung zu veröffentlichen. Dazu gehören unter anderem die im EC-Verlag erschienenen SF und Fantasy-Geschichten von Wally Wood aber auch die beiden von Greg geschriebenen Reihen Luc Orient von Eddy Paape und Bruno Brazil von William Vance. Beide erscheinen erstmals chronologisch in einzelnen Hardcover-Bänden mit reichlich Zusatzmaterial.
In gleicher Reihenaufmachung, allerdings ohne zusätzliche
Abbildungen, ist auch der erste Band der Neuen
Abenteuer erschienen. Wie immer gibt es auch eine auf 111 Exemplare limitierte
Vorzugsausgabe, die als Draufgabe ein signiertes ExLibris enthält!
Insgesamt also eine sehr gelungene Umsetzung, die sowohl
Fans der alten Serie zufriedenstellen wird als auch neue gewinnen!
Dazu passen ein leicht nach Salz schmeckender Old Pulteney und Musik aus den end-Siebzigern: Cock Sparrer!
Mit dieser Ausgabe endet das Jubiläumsjahr mit dem das ZACK das 20-jährige Bestehen gefeiert hat. Zeit also für einen kleinen Rückblick: Alle bisherigen Chefredakteure und ihre jeweiligen Konzepte wurden mit einem Artikel bedacht, klassische ZACK-Helden erleben ihre Abenteuer immer noch oder wieder in ihren runderneuerten Varianten auf diesen Seiten, vieles Neues und auch Experimentelles ist aber dazugekommen. Das Publikum hat sich vom Nostalgiker zum an modernem Comic Interessierten gewandelt und das ZACK ist nicht länger ein Vorpublikationsorgan, sondern oft die einzige deutsche Veröffentlichung und somit auch ein Wert für sich. Dazu kommen fein ausgewogen Informationen von sehr kurz und knapp bis zu ziemlich ausführlich, Adressen und Titellistungen sowie zwei immer anregende Meinungskolumnen am Anfang und am Ende…
Die laufenden Serien
Den Opener macht Giant
von Mikaël und aus dieser Serie
stammt auch das Covermotiv. Zu Beginn der 1930-er Jahre war das Leben hart,
speziell für Iren in den USA und Irinnen in Irland. Nicht immer waren die
Männer in der Lage, ihre zurückgebliebenen Familien zu versorgen und nicht
immer wussten die Frauen, warum. Manchmal geht es aber auch nur um die Hoffnung!
Ein sozialkritisches Drama in einem sehr eigenen Stil!
Tanguy & Laverdue sorgen mit dem dritten Teil der Sanddiamanten eher für die Unterhaltung der technikbegeisterten Leser. Buendia und Zumbiehl haben eine Geschichte kreiert, die sich Nahe an den aktuellen Konflikten im Nahen Osten bewegt, die Freundschaft der beiden Piloten aber trotzdem in den Vordergrund stellen kann. Zudem geben sie Sébastien Philippe die Möglichkeit, Autos und Flugzeuge in Szene zu setzen. Diese Neuinterpretation hat den Sprung aus den 60-ern geschafft!
Die
Bank zeigt gleich mehrere Konflikte auf, die
im Übrigen auch heute noch nicht als gelöst betrachtet werden können: Sind
Frauen als Handelnde akzeptiert oder werden sie vielmehr als Staffage
betrachtet? Können sich Notleidende Moral leisten? Und zuletzt: In welchem
Verhältnis stehen geschäftliche Notwendigkeiten und liebesbezogene Wünsche? Guillaume & Boisserie entwerfen ein
spannendes Szenario, das von Maffre
perfekt umgesetzt wird. Für mich einer der besten Starts in diesem Jahr!
Dazu kommen die üblichen kürzeren Sachen: Parker & Badger, Der Vater der Sterne und Tizombi sowie der schon fünfte Teil des
Abrisses von Bernd Hinrichs über Verfilmungen
frankobelgischer Comics und eine Würdigung von Amazon’s The Boys von Christian
Endres.
Die Abschiede
Gleich zwei Serien verabschieden sich in diesem Heft für
immer! Den Anfang macht Cassio von Stephen Desberg, gezeichnet von Henri Reculé. Der Römer hatte sich über
neuen Alben mit den Attacken seines Halbbruders Tessio auseinandersetzen
müssen. Dabei waren die Geschichten immer wieder zwischen verschiedenen
Zeitebenen hin- und hergesprungen und hatten grafisch und inhaltlich
unterschiedliche Themen und Stile benutzt. Der Abschluss löst die offenen
Fragen tatsächlich auf, liefert grafisch mit einem schrägen Layout eine gute Unterstützung
des Kampfes und endet tatsächlich mit einem Happy End.
Auch die Vorkommnisse rund um Christopher Dantès sind nun Geschichte. Er hatte Gefängnis, Folter, Reichtum und tiefen Fall, Intrigen und persönliches Glück durchlebt bis ihm nun mit der Entführung seines kleinen Kindes die seelische Vernichtung drohte. Guillaume & Boisserie haben nichts ausgelassen, gleichzeitig aber auch Hintergrundwissen der aktuellen Finanzwelt, der Umweltzerstörung und der unseligen Verflechtung von Politik und Wirtschaft geliefert. Erik Juszcak hat dem Ganzen einen angemessenen, eher klassischen Rahmen gegeben. Beide Serien gibt es im Übrigen auf Deutsch in keiner anderen Form!
In der gespannten Erwartung auf die bald kommende 250.
Ausgabe empfehle ich zur aktuellen Lektüre Joy
Crookes, etwa „London Mine“ und eine Tasse warmen Kakao mit Berliner Luft!
Der Meister der Aquarelle ist wieder da! Nachdem zunächst
die jüngere französische Geschichte den Hintergrund für zwei Geschichten
geliefert hatte, dann die „Besiedlung der amerikanischen Ostküste“ im Kampf mit
den Indianern den Stoff für vier weitere grandiose Werke gelegt hatte, zieht es
Patrick Prugne jetzt noch weiter in
die Welt hinaus: Das aktuelle Werk spielt im Südpazifik, im Juni 1788.
Der Hintergrund
Drei Jahre zuvor hatten zwei Fregatten den Hafen von Brest verlassen um mit 200 Mann an Bord naturkundliche Forschungen zu betreiben und Pflanzen, Insekten, Gewürze und andere Schätze einzusammeln, Küstenlinien zu beschreiben und Architektur und Landschaft bildlich festzuhalten. Das Zeitalter der Aufklärung ermöglichte den Wissensgewinn als Begründung für solch ein Unterfangen und versprach ihren Teilnehmern Ruhm und Anerkennung im Falle eines glücklichen Ausgangs.
Dieser allerdings war nicht immer zu erwarten und auch diese
beiden Schiffe gerieten in einen schweren Sturm, wahrscheinlich in der Nähe der
Insel Vanikoro. Und hier setzt die
Geschichte des Erzählers Prugne ein,
der wie gewohnt gekonnt Fakten und Fiktion zu einer spannenden Story vermengt.
Vieles über die Expedition ist verbürgt, auch die beschriebenen Akteure haben
tatsächlich gelebt. Über ihr Schicksal in und nach dem Sturm gibt es aber nur anthropologische
Hinweise.
Bei schwerer See zerbricht zunächst eine der beiden Fregatten und nur sehr wenige Überlebende können sich auch eine nahe Insel retten. Nicht alle überleben dort allerdings, denn die Insel ist keineswegs unbewohnt. Das andere Schiff kann sich schwer beschädigt der Insel nähern und ermöglicht es fast der gesamten Besatzung überzusetzen und das Schiff auszuschlachten. Ziel dieser Gruppe ist der Bau eines seetüchtigen Fahrzeugs, das sie in die Nähe der Schifffahrtsrouten bringen soll.
Im weiteren Verlauf der Geschichte sehen wir Überfälle,
Piraten, die von einem Schiff am Horizont ausgelöste Hoffnung, die Unbillen der
Natur und erfahren auch etwas über den religiösen Hintergrund der Bewohner des Eilands.
Prugne lässt also kein Versatzstück
für eine Schiffbrüchigengeschichte aus und verwebt die bekannten Bestandteile
auf angenehme, spannende Weise.
Die Umsetzung
Wer schon einmal etwas von Prugne in Händen gehabt hat, wird seinen Stil immer wieder
erkennen. Seine Darstellung der wilden Natur ist perfekt; jedes Blatt hat
seinen genau richtigen Platz in der Komposition und die Tier- und Menschenwelt
findet sich entweder ein oder wirkt im Falle der Europäer wie ein
unverständlicher Fremdkörper. Ihnen gesteht Prugne
aber eine Entwicklung zu: Einige werden im Laufe der Zeit assimiliert, andere
bleiben fremd.
Auch seine Kunst in der Darstellung von Uniformen, sowohl geputzt als auch derangiert findet sich in dieser Geschichte vom anderen ende der Welt wieder und erlaubt herrliche Kontraste zwischen den „Offiziellen“ und den einfachen Matrosen.
Die Landschaften laden einerseits zum Träumen ein und
könnten das gemalte Abbild eines Reisekataloges mit Traumzielen sein,
andererseits sind sie aber auch voll mit gefährlichen Stellen, giftigen Tieren
und Pflanzen und dienen zudem als Versteck für feindliche Krieger. Diese Ambivalenz
in der Schönheit ist meines Erachtens schon für sich ein Grund, Prugne zu genießen!
Wer von den Bildern, die es in den Comic geschafft haben, noch nicht genug hat, sollte einen Blick in den Anhang werfen! Hier gibt es neben Skizzen und ganzseitigen Illustrationen auch noch ein wenig Wissen über die Theorien um das „wahre“ Schicksal der Schiffe und ihrer Besatzungen.
Wie immer eine runde Sache in der Präsentation und nebenbei
bemerkt eines der Highlights der diesjährigen Produktion! 5 Sterne!
Dazu passen ein oder zwei India Pale Ale mit ihrem frischem
zitronigem Geschmack nach Hopfen und eine Mischung aus traditioneller und
moderner Musik, etwa von The Brothers
Cazimero.