Der Backcovertitel lautet Versammlung des Bösen und beschreibt den Inhalt der US-Ausgaben 4 bis 6 ziemlich gut. Wer auch immer irgendwie BÖSE ist, gibt sich hier sein Stelldichein. Im Mittelpunkt stehen aber zunächst der neue Rorschach, der aus Arkham wieder befreit wird, sowie Marionette und Mime, die neuen Superschurken, die zunächst dem Joker Konkurrenz zu machen scheinen. Die Besprechung des ersten Teils ist hier.
Zusätzlich versucht der Riddler eine neue
Vereinigung aufzubauen, der Joker versucht, Spaß zu haben und die verschiedenen
Länder der Welt außerhalb der USA versuchen, eigene Super-Gruppen aufzubauen.
Derweil kämpft in den US der aufgewühlte und von Lex Luthor immer wieder aufgestachelte Mob gegen die Superhelden und die sogenannte Supermen-Theorie gewinnt immer mehr Anhänger.
In gewisser Weise könnte das also sogar eine
überspitzte Version der heutigen Situation sein, denn finstere Mächte benutzen
social media um mit Fake-News Länder zu destabilisieren, aber glücklicherweise
sind wir von ähnlichen Auswüchsen wie hier im Comic noch weit entfernt.
Spannend und auch logisch hergeleitet ist dagegen die Originstory für Marionette und Mime, deren Eltern als Immigrant*innen Opfer von kriminellen Strukturen geworden sind. In diesen Fällen hat Gewalt Gegengewalt erzeugt und kleine Monster erschaffen. Die Geschichte ist von Geoff Johns sauber erzählt und wird von Gary Frank kongenial umgesetzt. Auch der verrückte Joker gelingt den beiden gut. Auch die Verknüpfung von Comic und begeleitendem Infomaterial wie Zeitungsausschnitten oder Akten ist witzig und knüpft an den Klassiker von Moore und Gibbons an.
Cover der limitierten Hardcoverausgabe
Natürlich wird dieses Crossover aus dem bekannten (aktuellen) DC-Universum und der Welt der Watchmen die Realität für Gotham verändern. Aber genauso natürlich werden die Lieblingsheld*innen auch danach noch die Frontcover der DC-Titel bevölkern. Wer die Hintergründe des anstehenden Wechsels begreifen möchte, wird um doomsday clock nicht herumkommen. Und wer Variants sammelt, kann auch hier zuschlagen!
Dazu passen ein Arrogant Bastard Ale aus der
Stone Brauerei und düstere Klänge von den Sisters
of Mercy!
Diese Geschichte ist Bestandteil eines Meilensteins der
deutschen Comic-Geschichte, war sie doch Teil der Ausgabe 17/1972 von ZACK, dem neuen Comic-Magazin aus dem Koralle-Verlag, das ein paar Jahre lang
europäische Maßstäbe setzen sollte und eine ganze Generation geprägt hat.
Die Story
Auch wenn niemand wirklich erklären kann, warum man dort mit der dritten Folge eines fünfteiligen Abenteuers startete, man tat es und damit begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte dieser Science-Fiction Serie aus der Feder von Greg und mit den Zeichnungen von Eddy Paape. Der All-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Klassiker wieder aufzulegen und dabei ein neues, der Originalhandschrift von Paape nachempfundenes Lettering zu verwenden. Mehr Infos in den Besprechungen zu Teil 1 und 2. Gleichzeitig erscheint im Übrigen mit Bruno Brazil auch eine weitere klassische Serie von Greg im All-Verlag und die Gesamtausgabe von Andy Morgan bei Carlsen ist gerade komplett.
Nachdem die Überlebenden der Expedition von Terango mit
Hilfe von Luc Orient und seinen Freunden von Eurocristal die Erde wieder
verlassen konnten, sitzen die Held*innen zeitgemäß trinkend und rauchend
zusammen. Während Luc Nachschub holt, wird er von Lec-Hoj angesprochen, der mit
seiner Besatzung bereits zurück auf der Erde ist. Auf Terango hat es während
der lange andauernden Abwesenheit einen Putsch gegeben und der neue Herrscher Sectan
will die Erde und weitere Planeten überfallen und unterjochen. Die Rebellen
sind unterlegen und brauchen dringend Hilfe von außen, zumal sie hoffen, dass
die Erdbewohner taktische Ideen haben werden, die von Sectan nicht antizipiert
werden können.
Auf dem Flug nach Terango werden Toba und Dr. Kala
erfolgreich einer Operation unterzogen, die sie die Terangische Atmosphäre
atmen lässt. Bei Luc und Lora klappt das (natürlich) nicht reibungslos, so dass
sich bereits im ersten Drittel ein großer Spannungsbogen auftut, denn die
Landung bleibt nicht unbemerkt und der Krankentransport muss unter großen Schwierigkeiten
stattfinden.
Im weiteren Verlauf der Handlung spielt Greg virtuos mit bekannten Invasionsthematiken, die aber alle spiegelverkehrt sind, da sich hier die Menschen als Aliens auf einer anderen Welt aufhalten und damit das Überraschungsmoment darstellen.
Die Umsetzung
Paape darf bei
seinen Zeichnungen aus dem Vollen schöpfen. War er in den ersten beiden Bänden
noch in gewisser Weise an die terrane Fauna und Flora gebunden, ist er jetzt
schrankenlos und kann der Fantasie folgen. Aber auch die Actionszenen und die
technischen Darstellungen sind extrem gut gelungen und stellen vor allem die
Filmkunst der damaligen Zeit (Ende der 60-er Jahre) komplett in den Schatten.
Heutzutage kann man sich das nach dem Siegeszug der CGI-Technik kaum noch
vorstellen, aber damals bestanden Kulissen noch aus Pappmache. Umso
spektakulärer waren die Möglichkeiten des Comics.
In einigen Teilen dieser Serie sind Handlungsanteile durchaus verteilt; hier allerdings ist alles auf den blonden Helden abgestellt. Lora und Dr. Kala sind genauso Staffage wie die Freunde und Feinde aus Terango. Allein Toba darf Teile des Ruhms auf sich vereinen. Schon bald wird sich das aber wieder geben und deshalb sei das hier auch nur als marginale Kritik (und zwar hauptsächlich am damaligen Zeitgeist) vermerkt. Greg kann es besser.
Sagte ich es schon? Wer die Serie nicht schon als EHAPA-Gesamtausgabe im Regal hat und entweder der Generation ZACK angehört oder ein Faible für gut gemachte Science Fiction oder Abenteuergeschichten hat, sollte zuschlagen. Wer sich für alte TinTin-Geschichten und die Geschichte drumherum interessiert, ebenfalls, denn Volker Hamann berichtet – wie immer reich illustriert – wissenswertes über Eddy Paape und die damalige Zeit, und außerdem gibt es in deutscher Erstveröffentlichung den dritten Teil des Werbecomics von Valfruit! Und wer ein Sammelobjekt haben möchte, sei auf die limitierte Vorzugsausgabe verwiesen.
Dazu passen Jeff Wayne’s
War of the World und ein Glas Pampelmusensaft!
Zurzeit erfreuen sich Serien nach einem Szenario von Greg hoher Beliebtheit; nun ist auch der
Geheimagent Bruno Brazil zurück.
Der Hintergrund
Bruno gehörte mit zu den Serien, die die Operation
Kanonenschuss zu Neuausrichtung von Tintin/Kuifje
von der ersten Sekunde an begleitet haben. Das Magazin war in Schieflage
geraten, wurde als altbacken wahrgenommen und traf nicht mehr den Zeitgeist der
jugendlichen Leser. Michel Regnier,
so der bürgerliche Name von Greg,
wurde beauftragt, das Heft zu modernisieren und die Chefredaktion zu übernehmen.
Er startete mit gleich vier Serien aus seiner Feder (unter anderem Luc Orient, der
ebenfalls im All-Verlag erneut veröffentlicht wird) und entschied sich, eine
davon unter einem weiteren Pseudonym zu veröffentlichen: Louis Albert! Das Los – so geht die Geschichte – fiel auf Bruno Brazil.
William Vance, der auserkorene Zeichner, hatte sich schon erste Sporen verdient, sollte aber mit dem weißhaarigen Geheimagenten richtig durchstarten. Was anfänglich noch mit einigen Kurzgeschichten (die später mit einer Rahmenhandlung versehen worden sind und mit Band 11 den Abschluss der Reihe bilden werden) begonnen hatte, durfte mit Dem Hai, der zweimal starb ein erstes langes Abenteuer durchleben. Schon im zweiten Band (Rezension folgt in Kürze) sollte der James Bond-Verschnitt ein Team bekommen und den Geheimagentencomic zu neuer Blüte führen.
In Deutschland wurden die Geschichten zunächst im Koralle-ZACK abgedruckt. Dem folgte eine
kurze Zeit bei Bastei bevor der Carlsen-Verlag eine erste komplette
Ausgabe verlegte. Vor ein paar Jahren erschien dann bei EHAPA eine Integral-Ausgabe, die ebenfalls nicht mehr lieferbar ist.
Nun also wieder einzelne Bände, allerdings erstmals in größerem Format und als
Hardcover bei dem rührigen All-Verlag,
der nicht nur eine großartige Druckqualität auf Superpapier bietet, sondern
auch noch einen redaktionellen Teil von Bernd
Weckwert. Dort sind nicht nur Hintergründe erläutert, sondern auch viele
Illustrationen integriert aus der wechselvollen Geschichte des Helden. Zu guter
Letzt wird dort auch auf die Änderungen am Text in der ersten ZACK-Veröffentlichung, in der aus einem
Nazi-Schergen ein Mafioso wurde.
Die Geschichte
Alles beginnt rasant: Gleich das erste Panel stellt einen Verkehrsunfall dar, bei dem nicht nur drei Tote zu beklagen sind; ein Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und ruft sofort den Geheimdienst auf den Plan, handelt es sich doch um einen untergetauchten Alt-Nazi. Wäre das nicht schon Grund genug um Aufregung zu verursachen, wird er zusätzlich mit einem ebenfalls verschwundenen U-Boot in Verbindung gebracht, das einen großen Goldschatz transportiert haben soll. Natürlich vermutet Colonel L (sic!), dass Kurt Schellenburg den Ort kennt und setzt seinen besten Mann, eben Bruno Brazil, auf den Fall an.
Alles beginnt rasant: Gleich das erste Panel stellt einen Verkehrsunfall dar, bei dem nicht nur drei Tote zu beklagen sind; ein Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und ruft sofort den Geheimdienst auf den Plan, handelt es sich doch um einen untergetauchten Alt-Nazi. Wäre das nicht schon Grund genug um Aufregung zu verursachen, wird er zusätzlich mit einem ebenfalls verschwundenen U-Boot in Verbindung gebracht, das einen großen Goldschatz transportiert haben soll. Natürlich vermutet Colonel L (sic!), dass Kurt Schellenburg den Ort kennt und setzt seinen besten Mann, eben Bruno Brazil, auf den Fall an.
In bester 60-er Jahre Geheimagentenmanier gibt es in der
Folge Schießereien, Entführungen Tote und Verfolgungsjagden. Natürlich gibt es
auch eine hübsche Agentin, die entführt wird und gerettet werden muss und mehr
oder weniger tumbe Gegenspieler. Der größte Teil der Handlung findet in einem
fiktiven mittelamerikanischen Land statt, so dass Vance auch seine Fähigkeiten in der Landschaftsdarstellung ausspielen
kann! Grandiose Bilder wechseln sich mit rasanten Actionszenen ab und beweisen
schon im ersten Band die Klasse dieser Serie.
Auch Storytechnisch bietet der Hai alles, was Leser*+innen
sich von einer Geheimagentenstory wünschen können: unerwartete Fallen, schier
ausweglose Situationen und eine (halbwegs) logische Auflösung. Zum Schluss sei
noch erwähnt, dass auch diese Geschichte in das Konzept von Tintin passt: Sie
ist zwar für ein älteres Publikum geschrieben und enthält deutlich mehr Gewalt
als damals üblich, am Schluss beweist sich aber in mehrfacher Hinsicht, dass
das Böse nicht gewinnen kann.
In der Flut der Neuveröffentlichungen der Klassiker aus der alten ZACK-Zeit ist sicherlich nicht alles Wert, gesammelt, vor allem aber erneut gelesen zu werden. Die Abenteuer von Bruno Brazil, vor allem die mit dem Kommando Kaiman, gehören aber auf jeden Fall dazu. Sie atmen einerseits natürlich den Geruch des Vergangenen aus. Heutzutage sind Kommunikationsmittel und Skrupellosigkeit viel weiter als damals und gleichzeitig Unwissenheit und Unschuld viel geringer. Vom Prinzip sind die Geschichten aber immer noch möglich und vor allem ist die frauenrolle in dieser Serie ihrer Zeit in den späteren Bänden weit voraus. Wer die Serie nicht schon als Integral im Regal stehen hat, kann unbedenklich zuschlagen und dabei die exzellenten Zusatzinformationen genießen.
Ausschnitt aus dem Ex Libris der VZA
Es gibt im Übrigen auch eine auf 111 Exemplare limitierte
Vorzugsausgabe mit einem drucksignierten Ex Libris. Und auch auf neue Abenteuer
dürfen wir uns freuen denn die Serie wird fortgesetzt und die neuen Abenteuer
werden ebenfalls im Kürze beim All-Verlag erscheinen.
Dazu passen Cocktails und Beat etwa von den Small Faces oder
den ostdeutschen Sputniks.
Deadpool ist einer der lustigsten Superhelden überhaupt, ist allerdings
wahrlich nicht jedermanns Sache. Auch wenn er von Zeit zu Zeit mit den „Guten“
kämpft und seine Prinzipien hat; er ist und bleibt ein Auftragskiller! Ihm
kommt zu Gute, dass seine Verletzungen rasend schnell heilen und er dadurch so etwas
wie quasi unsterblich ist. Da Wade Wilson
– so sein bürgerlicher Name – allerdings auch fast die größte Klappe im nicht
eben leisen Marveluniversum hat, springt er von ungünstiger Situation zu
Fettnapf und wieder zurück. Deadpool will allerdings nur noch wenige Jobs
machen um sich dann auf sein Altenteil zurückzuziehen.
Seine Aufträge beschafft ihm Weasel, ein Broker für blutrünstige Aufträge der mittlerweile ein Doppelleben führt und privat eine bürgerliche Zweisamkeitsfassade aufgebaut hat. Weasel hat die Skrupel Deadpools nicht, jeder, der zahlt, wird vermittelt, denn auch Weasel möchte aussteigen. [und für alle, die sich jetzt fragen, wie das mit der Kontinuität zusammenhängt: Ja, Weasel ist eigentlich schon tot. Diese Miniserie gehört aber nicht unbedingt in die Kontinuität und so darf der Broker noch einmal auf Erden wandeln].
Während anfangs noch alles glatt läuft und
unser Held nur eine Söldnertruppe nebst Ninja-Abteilung niedermetzeln muss ist
der zweite Auftrag schon schwieriger. Einerseits geht es darum, einen Mann zu
beschützen, und dabei eine Vielzahl von Killern aus der Mördergilde abzuwehren,
andererseits erweist sich das zu schützende Menschlein als unwürdig und nicht mit
den Prinzipien Wades vereinbar. Zu dem Stress zwischen Killer und Auftraggeber aufgrund
des letzteren kommt also hinzu, dass sich Belladonna
Boudreaux, die Anführerin der Mördergilde gezwungen sieht, eine Fehde gegen
Deapool zu starten. Neben seinen auftragsbedingten Gegner*innen hat er es ab
jetzt also auch mit der gesamten Gilde zu tun.
Er bekommt aber auch Unterstützung von Threnody, die ihre Energie aus dem
Prozess des Sterbens anderer zieht. Für den Showdown fehlt noch eine Prise
Herzschmerz: Weasel und seine schwangere Frau werden in den Konflikt mit hineingezogen
und im Endeffekt geht es um Grusel-Alien-Momente…
Die Umsetzung
Inhaltlich hat Cullen Bunn keine allzu großen Herausforderungen zu bewältigen: Das Großmaul Deadpool muss sich nur mit abstrusen Gegner*innen prügeln, rasante Action durchleben und Sprüche in etwa im Niveau der 80-er absondern. Trotzdem gelingt es auch hier wieder, den vorlauten Antihelden sympathisch rüber kommen zu lassen. Durch seinen Ehrenkodex, der es nur erlaubt, böse Böse zu töten und seine hohe Meinung von Freundschaft und daraus erwachsende Pflichten relativiert sich der unmoralische Ansatz deutlich.
Mark
Bagley ist vor allem durch seinen Spider-Man Run bekannt. Dekors, Kostüme und Monster gelingen sehr
detailreich und selbst die Mundpartien sind nicht immer stereotyp. Was hier
geboten wird ist die hohe Kunst des amerikanischen Anspruchs, ständig neue
Kreative mit Abenteuern von dem Konzern gehörenden Held*innen zu beauftragen
und dabei Höchstleistungen zu erwarten. Die Umsetzung gelingt gut: wechselnder
Seitenaufbau von dreireihigem Standard bis zur Doppelseite;
Perspektivenwechsel, Lautmalereien und Lichtgeblitzel bringen die Action rüber.
Für alle Fans des lauten Humors, die viel Blut sehen können (tatsächlich ist das Ganze sogar jugendfrei und harmloser als so manche TV-Serie; die positive Darstellung dieser Art von Broterwerb mag trotzdem einigen aufstoßen) und vor Teenager-Sprüchen keine Angst haben.
Dazu passen eine Bloody Mary (altersangemessenerweise möglicherweise ohne Alkohol)
und Crossover etwa von Rage against the Machine.
Krazy Kat ist ein Comic aus der Frühzeit der
Zeitungsstrips von George Herriman. Er erschien von 1913 bis 1944 in den
Zeitungen des Hearst-Gruppe und gehört aufgrund seines anarchistischen Humors
und seines surrealistischen Stils zu den Lieblingen des Feuilletons, war zu
seiner Zeit allerdings nicht unbedingt extrem erfolgreich. Dementsprechend
unvollständig ist die Liste der erhaltenen Bildfolgen.
Joel Franusic hat es sich zur Aufgabe gemacht,
bisher unbekannte Veröffentlichungen dieses Strips mit Hilfe von Machine
Learning ausfindig zu machen und der Öffentlichkeit sowohl seinen Weg (inclusive
Code) als auch die Fundstücke
anzubieten.
Der Artikel lohnt sich schon alleine wegen des
Praxisbeispiels, wie viel menschliche Arbeit hinter der künstlichen Intelligenz
steckt, die dann allerdings die Fleißarbeit verrichtet, die ansonsten
unbezahlbar wäre.
Im Mittelpunkt der 13. Ausgabe der StripGlossy
aus Leens bei Groningen steht der italienischstämmige Dino Attanasio. Attanasio arbeitete zunächst in Italien in
der Zeichentrickfilmbranche, emigriert aber schon 1948 zusammen mit Vater und
Bruder nach Brüssel. Nach kurzer Zeit wechselte er von dem Zeichentrickfilm zum
unbewegten Comic. Da Belgien (mindestens) zweisprachig ist, kommt er dort auch
ohne Kenntnisse des Holländischen gut zurecht und wenn es doch einmal von Nöten
ist, übersetzt seine Frau.
Dino Attanasio
Dino Attanasio hat nie den Sprung in die erste Reihe der frankobelgischen Künstler*innen geschafft; umso mehr bleibt jetzt (wieder) zu entdecken. Seine Comic-Karriere began zunächst bei Spirou/Robbedoes doch schon bald erfolgt der Wechsel zu Tintin/Kuifje wo er unter anderem Ton en Tineke (auf Deutsch Mausi und Paul) von André Franquin übernimmt. Daneben entwickelte er Bob Morane und zeichnete nach Texten von René Goscinny den Funny Spaghetti. Ab 1964 kommen dann der Detektiv-Funny Johnny Goodby nach Szenarios u.a. von Martin Lodewijk für Pep/Eppo und gegen Ende der 60-er Jahre die Serie „Macaroni’s“ über einen italienischen Fußballverein im Spannungsfeld der (amerikanisch/italienischen) Mafia. Letztere erschien in Deutschland in dem Taschenbuch 1.FC Fußball & Comic, das die Möglichkeit bot, die Bundesligaergebnisse einzutragen und sich daher bei Jungen einer großen Beliebtheit erfreute.
Dino Attanasios Serien stehen aber fast noch mehr im Licht dieser Ausgabe. Schon das Titelbild
ist eine Hommage von Danier (d.i. Daan Jippes) an die Serie Spaghetti und es folgt im Heft noch ein
aktueller Vierseiter von Jippes nach
einem Text von Frans Hasselaar.
Daneben gibt es aber aus der Originalserie die (Sjors-)Einführungsseite von 1974 sowie die dort referenzierte erste
Geschichte. Und da die Liebe (auch zu einer Comicfigur) ja bekanntlich durch
den Magen geht, ermöglicht man den Leser*inneneinen ersten Einblick in das Ende
des Jahres erscheinende Stripkookboek
mit einem Rezept für Entenbrust in Limoncello!
Auch die Macaroni’s bekommen ihre Neuinterpretation, gezeichnet und getextet von Dick Matena. Zum Schluss darf natürlich auch Johnny Goodbye nicht fehlen: Neben dem Reprint einer Originalseite von Attanasio dürfen Robbert Damen und Michiel Offerman ihre Version zum Beste geben. Moderner, den Ton aber treffend!
StripGlossy bietet damit eine umfangreiche Mischung aus Informationen über den
Künstler Dino Attanasio und Comics
entweder von ihm selbst oder aber von anderen als Hommage ausgestaltet. Die
informativen Beiträge sind dabei sowohl als Interview als auch als Artikel gestaltet
und daher wiederum sehr abwechslungsreich. Durch diese ergibt sich ein gutes
Bild des Wahlbelgiers. In den meisten Magazinen gibt es oft entweder nur das
Eine oder das Andere und das alleine ist schon ein Grund, diese Ausgabe zu
kaufen (auch für diejenigen Leser*innen ernst gemeint, die des Niederländischen
nicht soo mächtig sind).
Die Comics
Wie gehabt enthält das StripGlossy aber auch eine ganze Reihe an anderen Comics. Das Spektrum reicht dabei von Ein-Bild-Karikaturen über klassische Strips wie Gilles de Geus, der großartige de Generaal oder Tom Poes und aktuelle Helden wie Beterman (von vanO, dessen Serie Rhonda in ZACK publiziert worden ist) über die regelmäßigen Serien wie FFlint (eine Detektivgeschichte von Ger Apeldoorn und Fred de Heij), Saul (eine Storm-ähnliche Serie von Willem Ritstier und Apri Kusbiantoro), den Noir-Krimi Nick Name von Alex van Koten und die Kreuzfahrergeschichte Jelmer von Josse Pietersma und Roelof Wijtsma.
Dazu kommen noch kürzere, von Artikeln begleitete Comic-Seiten etwa von den WiRoJas, Claire oder sogar einer Disney-Geschichte. Wer einen Überblick über die Entwicklung der Neunten Kunst in unserem Nachbarland abseits der Standaard Uitgeverij gewinnen möchte, kommt eigentlich an StripGlossy nicht herum.
Insgesamt also wieder 132 Seiten prall gefüllt
mit aktuellen und klassischen Comics aus dem Niederländisch-sprachigen Raum (bzw.
in der entsprechenden Übersetzung), Artikeln, Interviews und News über das
aktuelle Geschehen, ein paar weiterführenden Anzeigen die mehrere Stunden
lesevergnügen bereiten sollten und sich zudem auch noch für das Archiv eignen!
In Kürze erfahrt ihr mehr über das StripGlossy und das neue Albenprogramm der
Herausgeber auf comix-online – stay tuned!
Dazu passen ein eisgekühltes Peroni und italienischer Ska von Banda Bassotti.
Warum sollen Klassiker immer verstaubt und alt sein? Sie
können auch als relativ neue Werke einen Themenkomplex so gut darstellen, dass
anderes daneben verblasst. So ist es mit der autobiographischen Geschichte von
Tobi Dahmen aus der Anfangszeit der deutschen Mods. Natürlich gibt es über
dieses Genre auch andere Comics, etwa Blue
Monday von Chynna Clugston-Majors
oder die nur auf Englisch erhältlichen Kindergarten
Kids, aber keiner davon ist so treffend. Überhaupt gibt es wenige Bücher
über Subkulturen, die eine persönliche Note glaubhaft rüberbringen und nicht
von Stars handeln. Dazu gehören etwa die Dorfpunks
oder Ostkurve/Kein Weinfest in Tenever.
Aber von Anfang an: Die Modernists oder Mods waren eine aus England auf den Kontinent exportierte Jugendbewegung aus der Arbeiterklasse. Während sie einerseits Prügeleien nicht abgeneigt waren, legten sie andererseits viel Wert auf stilvolle Kleidung für ihre Beat- und Soul-Nighter und motzten gerne ihre Roller mit allem auf, was der Spiegelladen hergab. Später kam als Musikrichtung der Ska hinzu und während ein Teil der Mods immer mehr zu Konsumenten synthetischer Drogen wurde, entwickelten sich auf der anderen Seite über den Zwischenschritt der Hardmods die Skinheads. Gemeinsam ist ihnen, dass sie keine rassistischen Vorurteile hatten (wie auch, wenn fast alle verehrten Musikern nicht Weiß sind?) und dass sie Rock’n’Roll, Rocker und Teddieboys (sowie natürlich Popper) verabscheuten. Das soll zur Einführung genügen.
Die Geschichte
Tobi, bzw. der Held in seiner Graphic Novel, beginnt bereits
als Schüler mit seiner Modkarriere. Es ist nicht einfach, alle Styleregeln zu
befolgen und fast noch schwieriger, auch treffsicher den richtigen Musikgeschmack
zu haben. Trotzdem bietet die kleine Gruppe Rückhalt, Zusammengehörigkeit und
die Aussicht auf viele Partys, Alkohol und nicht zuletzt auch Mädchen.Da das
Geld für einen Roller nicht langt, muss allerdings ein Fahrrad als Ersatz genügen.
Es zeigt sich, dass die Gruppe nicht immer da ist, und dass es trotz Gruppe durchaus mal einen Stärkeren geben kann. Es gibt auch immer mehr Boneheads und dementsprechend weniger Fun. Außerdem wird der Held langsam aber sicher älter und stellt sich die Frage, ob es das wirklich noch so ist. Nicht die Attitude, nicht die Musik und nicht die Freunde aber die Ausschließlichkeit des Ganzen.
Jahre später kommt es zu einem Revival und fast alle sind
wieder da. Es ist schön, aber trotzdem vergangen und lässt sich nicht
zurückholen. Die Jugend hat ihre Zeit, aber sie vergeht.
Der Künstler
Trotzdem ist es wichtig und richtig, seine Wurzeln nicht zu
vergessen oder zu verleugnen und so zeichnet Tobi Dahmen nicht nur den
Fahrradmod sondern auch z.B. für das alljährliche Skafestival in Roslau und für
einschlägige Plattenlabel. Wie es die Redskins
sagen würden: Keep on keepin on! Das größte Kompliment habe ich übrigens von
einem gehört, der damals wirklich dabei war: Ja, so war’s!
Der Comic ist im Din-A5-Format ein echter Schinken und in mehrere Teile aufgeteilt. Die Zeichnungen sind persönlich. Es gibt nur die wichtigen Details, es ist also sehr reduziert und auch auf Farbe hat der Künstler verzichtet (was besonders ungewöhnlich ist, handelte es sich doch ursprünglich um einen Webcomic). Die Seiten sind entweder klar strukturiert oder bilden überlappende Bilder, die ein Ganzes ergeben.
Für alle, die mit der Thematik nicht so vertraut sind gibt
es ein ausführliches Glossar mit Erklärungen zu allen Feinheiten und einen
Soundtrack mit passender Musik.
Dieser Band sollt in keinem Comicschrank fehlen, wenn es um
Comics aus Deutschland geht, um Musik oder Subkultur oder einfach auch nur um
den Spaß in der Jugend.
Ich empfehle dazu ein Guinness und die letzte Scheibe des zu
früh verstorbenen Rankin‘ Roger mit The Beat: Public Confidential.
Das Jubiläumsheft mit der Nummer 241 ist da
und hat wahrlich Glückwünsche verdient! Für Abonnenten hat es ein Retro-Cover
im Stil des „alten“ ZACK, für die Neugierigen ein Interview mit dem aktuellen Chefredakteur
Georg F. W. Tempel (ein weiteres
findet sich hier)
und für die Michel Vaillant-Fans hat das Team zwei bisher auf Deutsch noch
unveröffentlichte Werbecomics des Rennfahrers bereit. Eine Bibliographie der
bisher bekannten Werbecomics findet sich übrigens in der Sprechblase 235. Aufgrund dieser beiden Schätzchen ist das Heft zusätzlich
auch noch dicker und hat einen Umfang von 100 Seiten, allerdings ohne den Zusatz
Super-ZACK zu tragen.
Zurück in das Jahr 1999
Ein kleiner Rückblick auf das Jahr 1999: Als Leser des alten ZACK war ich begeistert zu hören, dass es das Magazin wieder geben sollte. Die erste Schwierigkeit bestand darin, es auch erwerben zu können, denn meine Kleinstadt beherbergt zwar mehrere Zeitschriftenläden und einen kleinen Bahnhof aber weder einen Comicshop noch einen Bahnhofsbuchhandel Also auf in die nächste Großstadt um das Gerücht zu verifizieren und so schnell wie möglich ein Abo abschließen… Am Anfang atmete das Heft Nostalgie ein und aus. Alle vorherigen Versuche, in Deutschland ein regelmäßiges Heftchen mit Fortsetzungsgeschichten im frankobelgischen Umfeld zu lancieren, waren gescheitert aber nun schien die Mischung aus alten Helden (Heldinnen gab es nicht so viele, sie sollten erst im Laufe der Zeit dazu stoßen) und neuem Material zu funktionieren. Der Name brachte sicherlich erst einmal eine große Aufmerksamkeit und den einen oder anderen Nostalgie-Käufer und so konnte sich das Ganze entwickeln.
20 Jahre später gibt es das Heft immer noch monatlich mit einer Mischung aus vier bis fünf Serien, Kurzgeschichten oder One-Pagern und einer Menge an Informationen rund um die Neunte Kunst. Der Umschlag ist wieder stabiler, das Papier ist gut und selbst die Transportverpackung ist nun regenfest! „Klassische“ Inhalte und den ZACK-Helden des Jahres gibt es immer noch und dass die Geburtstagsüberraschung unveröffentlichte Michel Vaillant-Stories sind, ist ein Zeichen dafür. Das ZACK hat sich aber längst emanzipiert und bietet viel mehr als einen nostalgischen Cocktail.
Das aktuelle Heft
Harmony, das Mädchen mit den unglaublichen Kräften ist zurück. Während sich das erste Abenteuer noch in geschützter Umgebung abspielte, ist sie jetzt Insassin einer überwachten Forschungseinrichtung. Wir erfahren, dass es andere Kinder mit Mutationen gegeben hat. Die Überlebenschancen der Mutationsträger sind aber nicht klar. Mathieu Reynès entwirft seine Seiten üblicherweise klar gegliedert, lässt aber auch zu, dass Emotionen wie Verwirrung und Unsicherheit das klare Seitengebäude verschwinden lassen. Die Geschichte ist erst einmal für Teenager, die nicht wissen, was sie können und mit der Pubertät umgehen müssen, hat aber auch einen Mystery- und sogar leichten Fantasy-Touch. In Frankreich hat diese Serie bereits ein großes Publikum.
In „Die
Flügel des Herrn Plomb“ treffen die verschiedenen Geheimdienste aufeinander
und die Verwirrung des Wer-mit-Wem fängt an, sich aufzulösen. Christophe Gibelin scheint es
tatsächlich hinzubekommen, alle Fragen zu beantworten und liefert mit dem
dritten Teil des siebten und letzten Bandes gewohnt solide Kost ab.
Bei Haute Cuisine dürfen wir uns von der Vorspeise bereits wieder verabschieden. Der Ausflug in die Sterneküche und ihre Niederungen aber auch Gefahren hat Spaß gemacht und die Hauptspeise wird im Hintergrund bereits vorbereitet… Immerhin bietet das letzte Panel einen schönen Cliffhanger.
Auch Marvano ist längst kein unbekannter mehr und überzeugt mit seinem klaren, schnörkellosen Stil. In Bonneville verzichtet er sogar auf Sprechblasen und bringt sämtlichen Text in Kästen unter. Die Geschichte der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dem großen Salzsee ist sicherlich nicht für jeden von gleichem Interesse, schafft es aber, viele Fakten ansprechend zu vermitteln und nimmt dadurch auch nicht-Motorsportbegeisterte mit.
Mit einem solchen endet auch die Story von Sylvain Rumberg, die neue Inhalte zur Millenium-Saga hinzufügt. Lisbeth Salander und „Super Blomkvist“ haben jetzt erst mal
Zeit um ihre Wunden zu lecken. Der schwedische Geheimdienst und die Rechtsradikalen
haben ihre Karten gespielt aber sie scheinen die Beiden nicht zum Schweigen
gebracht zu haben. Die Zeichnungen von Ortega
sind rau, schnell und temporeich. Der Mund ist teilweise etwas
verbesserungsfähig aber der Stil passt perfekt zu dem harten Thriller-Topic.
Last but not least gibt sich der Rennfahrer Michel Vaillant gleich drei Mal die Ehre. Zum einen muss er sich in der Inkarnation der neuen Staffel Macau gezeichnet von Benéteau mit den familiären Problemen herumschlagen die Phillipe Graton und Denis Lapiére entworfen haben, zum anderen kommen zwei bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten zum Abdruck: Photo-Finish von 1974 warb für eine Rennstrecke (Niveller-Baulders) und lebt vom Geruch der Motoren, Vorteil Thalys von 1997 stellt dagegen eher die Intelligenz und Cleverness von Francoise Vaillant in den Vordergrund. Damit stellt sie sogar Cramer und Payntor ins Abseits.
Variantcover
Dazu passen ein Sampler, etwa aus der Reihe „Up
your Ears“ und zur Feier des Tages ein trockener Sekt!
Der am 6. September 2018 verstorbene Belgier Edouard
Aidans war einer der Zeichner, die zunächst entweder in Tintin oder dem Konkurrenzprodukt Spirou veröffentlicht hatten, dann aber
vom Hamburger Koralle-Verlag abgeworben worden waren. Das „alte“ ZACK hatte eine Zeitlang so hohe
Verkaufszahlen, dass eine internationale Expansion erfolgversprechend schien.
Sehr zum Leidwesen der deutschen Leser*innen, vor allem aber der Künstler, die
auf das Angebot eingegangen waren, hielt der Hype nicht lange genug. So musste
auch Aidans reuevoll zu Tintin bzw. Le Lombard zurück, wurde dort allerdings
auch mit offenen Armen empfangen.
Mehr zu den Hintergründen dieser Geschichte findet sich im von Volker Hamann redaktionellen Teil dieses Integrals. Natürlich gibt es auch in diesem Teil wieder viele zusätzliche Illustrationen und Artikel über Aidans und Tunga. Die Besprechung zum dritten Teil bietet ebenfalls noch weitere Informationen zur Serie und zu ihrem Schöpfer.
Die
ZACK-Ära
Ab 1978 produzierte Aidans für den Koralle-Verlag vier Kurzgeschichten, die
inhaltlich eine fortlaufende Einheit bildeten und in der ZACK-Parade zum Abdruck kamen. Die ersten drei Teile wurden dabei
auch in den internationalen Ablegern Super
As, Wham! und Super J publiziert
sowie unter dem Titel „Der Feuermacher“
in die Albenausgabe integriert. Die letzte, 1979 in der ZACK-Parade 35 erschienene Story „Im Tal der Dämonen“, brauchte fast 20 Jahre um in einem
französischen Fanzine auf schwarz-weiß abgedruckt zu werden, schaffte es aber
weder in ein Album noch in das Integrale von Joker Editions.
Alle Geschichten sind von Aidans nach dem altbewährten Muster geschaffen: Obwohl ursprünglich für das kleine Taschenbuchformat konzipiert können sie ohne Verlust in das größere Magazin-/Albenformat ummontiert werden wobei jeweils zwei kleine eine große Seite ergeben. Man kann die Meisterschaft des Künstlers dabei nicht zu hoch einschätzen, denn das Layout erzählt die Geschichte genauso wie der Text und dieses so anzulegen, dass es ohne Abstriche in zwei unterschiedlichen Aufbauten funktioniert ist hohe Kunst!
Inhaltlich geht es darum, dass Tunga, Ohama
und Nooun in einem mysterienhaften Szenario auf ein unbekanntes Objekt stoßen.
In einer Höhle in der Nähe treffen sie auf einen „Guru“ der Nooun die Gabe
schenkt, mit Hilfe von Flintsteinen Feuer zu entfachen.
Zeichnerisch hat Aidans keine seiner Qualitäten verloren. Ob die Raptoren aber wirklich
notwendig waren möchte ich bezweifeln. Wer weiß, von wem die Idee dazu kam,
möchte dieses bitte im Kommentarfeld unten vermerken.
Rückkehr zu
Tintin/Kuifje
Das ZACK
war Geschichte und bis zum nächsten Ausflug in die Zeit vor 100.000 Jahren
sollte es bis 1983 dauern: Mit „Die
verlorene Fährte“ kehrte der Belgier triumphal auf die Seiten des
angestammten Magazins zurück und präsentierte einen moderneren Helden.
Wieder einmal werden Tunga und Ohama getrennt und müssen ihre eigenen gefährlichen Situationen bewältigen. Dazu gehört auch der jeweils emotionale Konflikt der Sorge um die andere Person. Der Zeichenstil ist viel freizügiger, raumgreifender und dynamischer, natürlich auch aufgrund der Befreiung von den Zwängen zur Doppelverwendung. Auch die Kolorierung ist offensiver und überdeckt teilweise sogar Details der Zeichnungen, ermöglicht aber eine zusätzliche Ausdruckskraft gerade für emotionale Darstellungen. Auch die von Aidans (und seinem Vorbild Hogarth) schon immer eingesetzte Schraffur wird noch einmal feiner und lässt mich fast wünschen, es gäbe den Comic zusätzlich auch in einer nicht-farbigen, unverfälschten Version. Vielleicht findet sich ja tatsächlich genug Nachfrage?
„Die
letzte Prüfung“ von 1984 beendet diesen Band mit einer erneut stark
besetzten Frauenrolle. Tunga erlebt ein Soloabenteuer auf einer Insel, die von Amazonen
bevölkert ist. Dort gibt es eine sehr kämpferische Frau namens Ulcha und eine
eher bedächtige, heilende Ilcha. Unser Held braucht relativ lange, bis er
erkennt, dass es sich tatsächlich nur um zwei Ausdrucksformen der gleichen Person
handelt. Obwohl hier die Action durchaus im Mittelpunkt steht, wäre es
verkehrt, die Erzählung darauf zu reduzieren.
Aidans
gelingt es immer wieder, das prähistorische Setting zu benutzen um allgemeingültige
Handlungsweisen positiv zu beschreiben: Planung, Vertrauen, Teamgeist und der
Wille, gemeinsam zu Lernen sind die Facetten menschlichen Verhaltens die den Sieg
und das Überleben in der Urzeit ermöglichen und auch heute noch gebraucht
werden. Insofern ist Tunga sicherlich auch „ein Klassiker“, trotzdem aber weder
angestaubt noch altmodisch!
Es wäre daher dem Comic und dem Verlag zu
gönnen, dass die Serie nicht nur von ein paar alten Knackern die mittlerweile
ihre Kindheitserinnerungen in guter Qualität neu erstehen können gekauft wird
sondern ein breites Publikum findet. Verdient hat es gerade diese Phase der
Serie allemal!
Es gibt übrigens auch wieder eine (verlagsvergriffene) Vorzugsausgabe, dieses Mal mit drei Ex Libris als Bonus für die Produktionsprobleme.
Dazu passen ein Getränk auf Mangobasis und als
Gegenpol etwas Industrial oder etwa die Einstürzenden
Neubauten.