ZACK 256

ZACK 256 (Oktober 2020)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Alles neu macht in diesem Fall der Oktober und so erscheint das ZACK ab dieser Ausgabe über alles gesehen bei dem dritten Verlag, nämlich der Blattgold GmbH. Ansonsten ändert sich aber wenig, denn Internet und social-media Auftritte bleiben unverändert, die Chefredaktion auch! Für Abonnent*innen gibt es allerdings jetzt die Möglichkeit, neue limitierte Titel der ZACK-Edition zu erwerben. Sie sind nur mit der jeweiligen Abo-Nummer bestellbar und dienen somit auch der Leser*innenbindung. Der erste Band ist eine Sammlung von Werbecomics des klassischsten unter allen ZACK-Helden: Michel Vaillant. Ein interessanter neuer Ansatz auf dem schwierigen Markt – comix-online wird weiter berichten!

Die Neustarts

Gleich zwei Serien gehen mit neuen Fortsetzungen an den Start: Den Anfang machen die französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure. Das Wüstenschwert schließt direkt an die letzte Geschichte an und so findet sich Ernest Laverdure mitten in der Wüste Bidayat neben seinem abgestürzten Flugzeug wieder. Er befindet sich im Grenzgebiet von Dahman und Nijaq das von scheinbar religiös begründeten Streitigkeiten bedroht wird, aber auch Gebiet von Drogenschmugglern und wirtschaftlichen Ausbeutern ist. Da die Region von strategischer Bedeutung für Frankreich ist, befinden sich die beiden Piloten dort auf offizieller Mission. Grandiose Zeichnungen von Sébastien Philippe unterstützen eine politisch interessante, spannungsgeladene Story von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl. Sehr gelungene Neuinterpretation eines Klassikers, immer noch etwas französisch patriotisch, aber offen!

Ebenfalls wieder dabei ist Die Bank von Pierre Boiserie & Philippe Guillaume. Die Milliarde der Emigranten beginnt im Paris des Jahres 1825. Charlotte de Saint-Hubert, die Heldin der Story, glaubt aufgrund eines neuen Gesetzes ihr verlorenes Vermögen zurückerhalten zu können und beginnt den mühsamen Weg durch die Bürokratie. Dadurch könnte sie vielleicht ihre Tätigkeit als Prostituierte aufgeben, doch sie stößt auf unerwartete Schwierigkeiten. Julien Maffre ist ein Meister des Dekors und der Architektur und versieht seine Personen mit einem leicht karikierenden Antlitz. Sehenswert!

Die Fortsetzungen

Mathieu Reynés macht bei Harmony alles allein. Die Erzählung über mutierte Kinder mit besonderen Eigenschaften und den Versuch des militärisch-industriellen Komplexes, diese Fähigkeiten auszubeuten, ist bereits in der dritten Runde, Ago, und bekommt immer mehr handelnde Akteure. Während sich auf der staatlichen Seite der Konflikt um die „Führung“ der Kinder fortsetzt, bekommen diese ohne es zu wissen neue Verbündete. Spannende, modern erzählte und mit technischem Equipment grafisch gut erzählte Serie aus Spirou.

Der oben bereits angesprochene klassische Rennfahrer erlebt auch in seiner modernen Reinkarnation gerade spannende 13 Tage. Genau diese Zeit verbleibt Michel Vaillant zwischen Entscheidung und erstem Formel 1-Rennen seit Jahren für seine Vorbereitung. Philippe Graton und Denis Lapière sind ganz dicht dran am tatsächlichen Ablauf und so erfahren wir mehr über das Reglement bezüglich der Trainingsfahrten. Alles ist heutzutage limitiert und so darf der Pilot in Spe immer noch nicht hinter dem Steuer seines Wagens Platz nehmen. Währenddessen fängt die Presse an, ihr Spiel zu spielen. Der Grat zwischen Held und Loser ist sehr schmal.

Der Abschied

Der für mich bisher beste Western des Jahres ist leider schon wieder durch. Der Sheriff von Jérôme Felix beschreibt sehr desillusioniert den Übergang des Zeitalters der Cowboys in das industrielle Zeitalter, das von Eisenbahnen und Konzernen geprägt sein wird. Es bringt aber auch die Unterschiede zwischen Schein und Wirklichkeit, Moral und Gewinn zum Vorschein. Paul Gastine hat den One-Shot brillant umgesetzt: wechselnde Panel-Größen unterstützen die Geschwindigkeit, die Farben werden von den anfänglich hellen optimistischen Tönen immer dunkler und der klassische Show-Down offenbart die filmischen Anleihen!

Und sonst?

Auch im neuen Verlag beweist das ZACK seine Ausnahmestellung auf dem deutschen Markt: Nirgendwo sonst bekommt man als Leser*in einen so großen Querschnitt aktueller, nicht US-amerikanisch oder asiatisch geprägter Comic-Kunst und die Ankündigungen im Vorwort für neue Serien deuten an, dass es so weiter geht!

Die „Füller“ wie Tizombi, Parker & Badger und in dieser Ausgabe sogar der Vater der Sterne tragen ebenfalls zum Genuss bei! Dazu kommen wie immer die Rubriken mit News, Rezensionen und einer Liste der in diesem Monat erscheinenden Comics mit hohem Nutzwert. Der schon neunte Teil über Comicverfilmungen von Bernd Hinrichs ist mittlerweile bei den Schlümpfen angekommen und Christian Endres stellt Unfollow vor.

Also: Bleibt zuhause und macht euch eine schöne Zeit mit dem aktuellen ZACK, genießt ein kühles Kellerbier und lauscht den Interruptors, die ebenfalls eine moderne Variante einer klassischen Richtung abliefern!

© der Abbildungen 2020 bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 255

ZACK 255 (September 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Emotionen prägen diese Ausgabe und auch der dritte Teil von Harmony verspricht bereits auf dem Cover eine Menge davon. In Ago wird ein wenig aus dem Verborgenen erzählt und es wird klar, dass die Kräfte, die bei Harmony und einigen anderen Kindern auftreten, keine zufälligen Mutationen sind, sondern in Bezug zueinanderstehen. William muss seine Wut zügeln, um Leben zu retten, Tala ist noch die Ruhe selbst und die Leitung der Operation scheint wieder offen für Veränderungen zu sein. Mathieu Reynés schafft es erneut, Spannung von der ersten Seite an aufzubauen und eine einzigartige Mutantengeschichte zu erzählen. Sein Stil ist dabei viel detaillierter geworden und die Computergrafikeffekte werden zum Glück seltener eingesetzt. Moderner Actionkracher mit Mystery-Komponenten.

Die Fortsetzungen

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass die gehobene Küche kein Platz für Sentimentalitäten bietet und der Ton oft mehr als rau ist. So schlagen die Wellen auch im Hauptgang des Dreiteilers Haute Cuisine hoch, geht es doch schließlich um verletztes Vertrauen, Neid und die Gier nach Erfolg. Trotzdem schaffen es Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey, auch wärmere Töne in ihre Geschichte einzubauen. Luc Bradys Talent liegt eher in der Stimmung und der szenischen Abfolge der Zeichnungen, die den Fluss der Geschichte sehr gut treiben. Die Gesichter sind nicht immer ganz gelungen.

Michel Vaillant ist zwar ein Rennfahrer mit Leib und Seele, er hat aber schon lange nicht mehr am Steuer eines Formel 1 Boliden gesessen. Nun bleiben ihm nur 13 Tage, um sich darauf vorzubereiten, und Phillipe Graton und Dennis Lapière nutzen all ihre fundierte Fachkenntnis um uns Leser*innen daran teilhaben zu lassen. Alle Hobbysportler*innen können für sich selbst feststellen, was alles zu einem Top-Profi fehlt: die Einheit zwischen körperlicher und mentaler Fitness muss auf den Punkt da sein, von der fehlerfreien Beherrschung des technischen Gerätes mal abgesehen. Spannende Einblicke in das Geschehen vor dem Rennen, von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ansprechend umgesetzt. Dieser Klassiker hat den Sprung in die Moderne wahrlich geschafft!

Emotionen ganz anderer Art stehen bei den Vorkommnissen in dem kleinen Örtchen Sundance im Vordergrund: Nach dem Tod des kleinen Bennett sinnen Russell und Kirby auf Rache. Sie haben ein Ultimatum gestellt und wollen, dass der Mörder ausgeliefert wird. Die Lehrerin versucht zu erklären und steht plötzlich zwischen den beiden Männern. Jerôme Felix hat mit Der Sheriff einen Western im Stil der alten Klassiker geschaffen, Paul Gastine verleiht dem Ganzen eine lange nicht gesehene Lebendigkeit. Es bleibt dabei: dieser One-Shot ist für mich ein heißer Kandidat für den ZACK-Helden des Jahres.

Der Abschied

Die Millenium-Saga ist dagegen mit dem Ende von Versuchung vorerst wieder aus dem ZACK verschwunden. Es stehen noch einige offene Fragen im Raum: Wer steckt hinter der geheimnisvollen Organisation Sparta? Was ist die Verbindung zu den Frauenhassern? Und schließlich interessiert natürlich auch, ob Lisbeth und Mikael die fast ausweglose Situation in dem Seminargebäude überleben können. Sylvain Rumbergs Weiterführung der Geschichte um die Hackerin ist ein formidabler Thriller, der dem Original das Wasser reichen kann. Belén Ortega setzt das Ganze so krachend und düster um, dass es Spaß macht! Jetzt beginnt die Wartezeit auf den nächsten Teil.

Der (nicht minder wichtige) Rest

Natürlich wäre da ZACK nicht komplett ohne die Infos, Rezensionen und die Kurzcomics! Während Tizombi und der Vater der Sterne ja schon lange dazugehören, taucht Spaghetti erst das zweite Mal auf. Glücklicherweise gibt es aber eine Vereinbarung mit der Uitgeverij Personalia über eine langfristige Zusammenarbeit. Mehr dazu im Interview mit Seb van der Kaaden.

Die längeren Beiträge befassen sich in der 255 mit den neuen Abenteuern von Corto Maltese, dem einzigen ZACK-Helden dessen Geschichte zu Koralle-Zeiten abgebrochen worden war und dem Schloss der Tiere!

Noch ist es möglich, dass Heft draußen zu genießen. Wegen der Nachbarn empfiehlt sich daher eher leisere Musik, etwa Parallel Lines von Blondie und ein gut gekühlter, leichter Weißwein.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

JUMP 1 – August 2020 und StripGlossy 17 – June 2020

JUMP 1

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Chefredaktion Tim

Verlag Uitgeverij Personalia

Heft Din A 4 | 48 Seiten | Farbe | 4,25 €
ISBN: 978-9-49284-086-8

Das JUMP ist ein neues, monatliches Comic-Magazin für Kinder in den  Niederlanden und im flämischen Teil von Belgien. Früher gab es verschiedene Magazine für diese Zielgruppe, etwa Robbedoes, Kuifje oder Suske en Wiske weekblad. Heute sind nur noch die verschiedenen Titel aus dem Hause Disney übriggeblieben sowie TV-Lizenzprodukte. Zeit also, etwas Neues zu wagen.

Das neue Comic-Magazin für Kinder

Der Chefredakteur Tim

Die Chefredaktion ist mit Tim besetzt, einem 10-jährigen. Näher dran an der Zielgruppe war wahrscheinlich noch nie eines der Magazine für Kinder. Tim ist ein typischer Vertreter seiner Altersgruppe, denn er spielt Computerspiele, skatet und malt selbst Comics. Was läge also näher, als auf seine Auswahl zu vertrauen. Tim macht aber noch mehr, denn er führt Interviews mit Comickünstler*innen. Diese haben nicht nur Fragen, die Erwachsene glaubhaft nicht wirklich stellen dürften, sie sind auch noch grafisch aufbereitet und lockern das Ganze dadurch sehr gut auf! Weiter so!

 

Chefredakteur Sven – Foto GEERT JOB SEVINK

Die Comics

Titelheld*innen sind Dweezil, Brains, Lisa und der Hund Armando, zusammen JUMP. Sie sind ein so unterschiedlicher Haufen, dass sie sich perfekt ergänzen und geben ihrem Schöpfer Charel Cambré endlich einmal das Vergnügen, seine eigenen Figuren weiterzuentwickeln. Damit ist ein echtes Comic-Schwergewicht (Robbedoes, Amoras) am Start, dem man anmerkt, dass er wie immer mit viel Spaß beteiligt ist. Das Covermotiv ist dann auch gleich als Poster zum Herausnehmen ein Extra.

Dazu kommt eine bunte Mischung aus kleinen Strips, Einseitern und längeren Geschichten. Stilistisch geht es dabei von dem Marcinelle-artigen Stil Cambrés bis zu chaotischen Kritzeleien. Die Witze, die Zeichenschule und das Niveau der Geschichten sind dabei auf das Publikum ab 8 ausgerichtet, ohne allerdings darauf beschränkt zu sein. Im Gegensatz zum Eppo werden hier die Comics für Ältere aber wohl ausbleiben.

Aber auch ein Klassiker ist dabei: Suske en Wiske von Willy Vandersteen haben es nach Jahren endlich wieder in ein Magazin geschafft. Den Anfang macht De Koddige Kater. Gefallen hat mir das einleitende Gespräch von Tim mit Helena, dem real existierenden Vorbild für die Figur der Wiske!

Passt das?

Ja, das passt sogar gut! Comics für Kinder sind der Einstieg in so vieles und minderwertige Qualität oder das Fehlen von Angeboten sind später nicht wieder aufzufangen. Dem Konzept entsprechend wird JUMP auch im Supermarkt ausliegen, die angepeilte Zielgruppe geht noch nicht in andere Verkaufsstellen. Mehr dazu auch im Interview mit Verlagsleiter Seb van der Kaaden. Viel Glück mit diesem Projekt, dem Wirken des jungen Chefredakteurs und dem Konzept!

Dazu eine Erdbeermilch und ein Tonträger der letzten Kinderdisco!

Stripglossy 17 – Korona Krisis

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag Uitgeverij Personalia
Heft Din A 4 | 104 Seiten | s/w / Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-9-49284-085-1

Etwas später als gewohnt das Review der aktuellen StripGlossy. Geplant war, sie zusammen mit dem Interview zu bringen, das sich wegen Corona und dem Projekt JUMP aber immer mehr nach hinten geschoben hatte. Nun ja, es ist immer noch früh genug denn die nächste Ausgabe kommt erst im September.

Ist alles farblos geworden?

Wenn man die 17. Glossy durchblättert, könnte man fast diesen Eindruck gewinnen. Zwar hat sich ein wenig Farbigkeit in den Artikel über die Comic-Ikone Hein de Kort geschlichen. Sie ist aber eher (chaotisches) layouterisches Stilmittel denn inhaltlicher Bestandteil. Fred de Heij erzählt weiter hinten im Heft, wie sehr er von schwarz-weißen Comics geprägt worden ist, welche Linienführung er (nicht) vermisst hat und wie sehr eine gute Kolorierung schlechte Zeichnungen „verbessern“ kann.

Die Farblosigkeit soll aber natürlich vor allem an die Einschränkungen durch die Krise erinnern: Angst um die Gesundheit, vor finanziellen Einbußen, vor dem Verlust des „Normalen“ und die Unsicherheit, wie es weitergehen wird.

Viele der kurzen Comics haben dann auch die aktuelle Situation zum Thema und setzen sich satirisch mit Klopapierkaufaktionen (Van de Redactie, Spaghetti), den Abstandsregeln (Man en Paard) oder Viruserkrankungen im Allgemeinen (Rode SFYNX, Margreet de Heer oder Sjors & Sjimmie) auseinander. Sehr eindringlich ist dabei das grafische Tagebuch von Anco Dijkman über einen Krankenhausaufenthalt mit Coronaverdacht!

Ein ganz neuer Blick

Auf jeden Fall aber ist diese Ausgabe eine (wohl einzigartige) Gelegenheit, die länger laufenden Geschichten unter einem ganz neuen Blickwinkel kennenzulernen! Metro 2033, Tom Poes, Jelmer und sogar De Generaal bieten ihre Seiten dar, wie sie sonst nur der Kolorist zu sehen bekommt. Diese Details werden vereinzelt in Luxusausgaben dargeboten oder sind auf Ausstellungen der Originalzeichnungen sichtbar. In dieser Breite aber hat das etwas Einmaliges. Dazu kommt die Chance Saul noch einmal anders wahrzunehmen, denn hier werden tatsächlich die Vorzeichnungen gezeigt. Allein das ist schon ein Grund, das Heft auch jetzt noch kurz vor Erscheinen der Nummer 18 auf die Einkaufsliste zu setzen.

Für die Leser*innen des ZACK bieten sich im Übrigen auch zwei besondere Einblicksmöglichkeiten, denn hier findet sich die schwarz-weiße Variante für Spaghetti aus der 255 und Saul wird dort demnächst in Farbe folgen.

Fazit

StripGlossy beweist erneut, dass das Konzept lebt, sich ständig neu erfindet und noch lange nicht totgeritten ist. Thema von außen angenommen, ernsthaft behandelt und präsentiert, den Spaß dabei nicht verloren und als Chance genommen, um Außergewöhnliches zu präsentieren! Was will man mehr?

Dazu ein kühles Landbier und The Maytals!

Abbildungen © 2020 StripGlossy / JUMP / Personalia vof

Foto GEERT JOB SEVINK

Interview mit Seb van der Kaaden

Der Chef der Uitgeverij Personalia stellt sich unseren Fragen

Die Uitgeverij Personlia gibt es seit 1999. In diesem Verlag erscheinen nicht nur Comics in verschiedenen Formaten, sondern auch andere Titel, der Schwerpunkt liegt aber sicherlich auf „Strips“.

Der Verlag

Einerseits ist den Leser*innen von comix-online sicherlich schon die eine oder andere Rezension des StripGlossy aufgefallen, handelt es sich doch um eine sehr besondere Mischung aus aktuellen Comics aus dem niederländischen Sprachraum und Artikeln über die Frauen und Männer hinter den Bildern. Eine Besprechung der Corona-Ausgabe kommt in ein paar Tagen. Neu ist dagegen JUMP, ein regelmäßiges Comic-Magazin für Kinder. Auch hier gibt es in ein paar Tagen Näheres.

Das neue Comic-Magazin für Kinder

Zum anderen hat die Uitgeverij Personalia aber auch den niederländischen Comic des Jahres 2019 verlegt: „De Meimoorden“ von Jacques Post und Eric Heuvel. Daneben erscheinen Reihen mit Comics aus Jugendzeitschriften, etwa der Tina, aber auch eine wunderschöne Hardcover-Gesamtausgabe des Generaals!

Schließlich hat Georg F. W. Tempel im aktuellen Editorial des ZACK gerade verkündet, dass die Unterschrift unter ein Kooperationsabkommen gesetzt worden sei. Neben den bereits angesprochenen Morden im Mai betrifft das auch die neuen Abenteuer von Spaghetti und eine zusätzliche Serie, die weiter unten erwähnt werden wird. . .

Ich habe mit Seb van der Kaaden, dem Verlagsleiter, ein (coronabedingt schriftliches) Interview führen können. Fragen und Antworten sind dabei auf Englisch.

Die Person

c-o: Hi Seb. Comix-online is not limited to German language but tries to have one eye on the Dutch speaking market too. Could you introduce yourself please, knowing that some of the German readers may not be as familiar with your background?

Seb van der Kaaden an seinem Schreibtisch – Foto GEERT JOB SEVINK

I am an independent publisher for more than twenty years now. First started out by big publishing houses such as Sanoma and Reed Elsevier responsible for especially business magazines. My drive is to add value and to have lots of fun doing it. Readers know when a product is made with passion. So that is always our goal number one: making products with passion. If your work does not give you any satisfaction, please go do something else.

c-o: You’ve started with StripGlossy some years ago and introduced a new concept. StripGlossy contains 50% strips (=Comics) and 50% editorial content, has notable artists as guest-editors and has already expanded to albums. Could you elaborate a bit on your concept and its challenges?

The comic market is very conservative. A lot of comic publishers do not believe in digital publishing and do not often understand the importance of paid promotion such as advertising in print or online, and rarely invest in instore promotion or new distribution channels. These are all opportunities and StripGlossy is aiming on all of them.

Our content strategy is based on the glossy concept. Great photo’s, exclusive stories with also famous people outside the comic market and of course new comics of high quality. So, a glossy that is not only interesting for the comic lover but also for a larger audience who is interested in exciting stories and great art work. We see comics as a tool to highlight subjects such a black lives matter or Eurovision Songfestival for example. Besides that, we want to give the reader more inside information about the comic artists and their motivations.

some StripGlossy cover

     

Kooperation mit Deutschen Verlagen

c-o: De Meimoorden, one of your titles has recently been acclaimed as Album of the year 2019 in the Netherlands, so, congratulations! Did you expect that honor? And will that help in convincing artists to publish in the Glossy?

I knew that the combination of Jacques Post and Eric Heuvel was very special; both are very good and serious in their work, both have got a big interest in WorldWarII and both wanted to work together for many years but there was never enough money to finance the project. Add to this that it is 75 years ago that the Netherlands were liberated, and you have some good ingredients for a success story.

After five years, StripGlossy has proven itself to be a serious platform for many artists. So, it is nowadays more a matter of ‚kill your darlings‘.

Cover des ZACK mit dem Start der Morde im Mai

c-o: You’ve sold some licenses for your strips to the German ZACK. Are there any other plans or contracts regarding German publishers? How difficult is it to sell licenses from Dutch comics to other languages?

The Germain market is very willing to publish Dutch comics. Zack Magazine is prepublishing De Meimoorden, Spaghetti and soon Saul. The album rights of De Meimoorden are already sold to Kult Comics. Several French and Spanish publishers want to buy album rights also. You have to invest time to build a relationship and to gain each other trust but it is definitely worth it. 

c-o: If you compare the Nederlands-speaking Comic-Market to the German or French-speaking, are there any differences?

Germain publishers are very straight going and easy to communicate. With French publishers it takes a little longer to gain their trust.   

Corona und die Folgen

c-o: And of course, one question everyone asks currently: What has been the impact of corona and what will stay different?

We started a new children’s comic magazine Jump – based on the comic of Charel Cambré, who is well known for is successful spin-offs of Spirou (Robbedoes) and Suske and Wiske. The chief editor is the ten-year-old Tim. In addition to the distribution through bookstores, we distribute this title through supermarkets. After all, everyone has to eat. And as said before, we distribute our comics also online. So even in times of corona we sell a lot of comics.

c-o: One personal question at the end: What has been your driver for becoming a comic publisher?

First of all: I love to laugh. And secondly: comics are a hidden treasure. Young people are learning through comics to read with pleasure again – the main reason we started Jump. But last but not least: comics can make difficult themes, like abuse, more open for discussion and can even have a preventive effect.

c-o: Anything you would like to say to the (mostly) German readers of this interview?

Please keep on reading and enjoying the work of Dutch artists!

Vielen Dank erneut an Seb für die Beantwortung der Fragen. Beim Lesen könnte euch eine Tasse fair gehandelter Kaffee schmecken und Musik von den Hotknives!

Abbildungen © 2020 StripGlossy / JUMP / Personalia vof

Abbildung ZACK-Cover © 2020 Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag

Foto GEERT JOB SEVINK

ZACK 254

ZACK 254 (August 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Michel Vaillant kehrt mit dem schon achten Band der zweiten Staffel zurück. Eigentlich wollte er in der Chefetage der Renault-Zentrale nur geschäftliche Dinge besprechen doch nun bleiben ihm 13 Tage für eine fast unmögliche Aufgabe: Natürlich ist Michel ein Rennfahrer mit Haut und Seele und noch dazu ein sehr guter. Als ihm aber angeboten wird, ein Auto im Großen Preis von Frankreich in der Formel 1 zu fahren, kann er gar nicht anders als abzulehnen. Er ist nicht im Training, kennt das Fahrzeug nicht und darf wegen der Bestimmungen das Auto auch erst im offiziellen Training fahren.

Phillipe Graton und Denis Lapíere bringen den Champion auf die F1-Rennstrecke zurück und damit auch die Serie zu einem der klassischen Settings. Trotzdem wirkt das Ganze nicht wie ein abgestandener Reload sondern passt in die aktuelle Staffel und ihre Entwicklung! Die vorbereitenden Aktivitäten und vor allem der Kampf des Protagonisten mit sich selbst gelingt den beiden Zeichnern Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil schon mal recht ansehnlich.  

Die Fortsetzungen

Der Hauptgang im Drama der Haute Cuisine nimmt seinen Lauf und geht bereits in die dritte Runde. Während Samuel Lejeune an seinem neuen Restaurant bastelt, muss seine baldige Ex-Frau Paula Balta erst einmal an den schlechten Neuigkeiten knabbern. Als dann auch noch der neue Gourmetguide erscheint droht das Fass überzulaufen. Spannende Story aus der Welt der Reichen und gehypten Stars mit Bodenhaftung durch die Nebenfiguren aus der Feder von Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey die sehr deutlich machen, wer ihre Sympathien besitzt, manchmal etwas zu lässig in Szene gesetzt von Luc Brahy.

In Millennium Saga verfolgen Lisbeth und Mikael die Spur zu dem frauenhassenden Mark Borrow. Gibt es tatsächlich eine Verbindung von ihm zu den Entführungen der Hacker? Und wie passen die Überfälle der neonazistischen Schläger in das Bild? Versuchung von Sylvain Runberg behält das hohe Tempo in der Erzählung bei das von Belén Ortega filmisch inspiriert in rauen Bildern mit harten Schnitten umgesetzt wird. Thriller as it should be.

In dem kleinen Örtchen Sundance entwickelt sich das Drama auf mehreren Ebenen weiter: Einerseits benötigt das Örtchen Ruhe und frieden für einen Kontrakt für einen Bahnhof und damit seine Zukunft. Andererseits wollen sich Russel und Kirby aber nicht damit abfinden, dass der kleine Bennet tot ist, aber niemand im Ort einen Schuldigen finden möchte. Und so nimmt ein klassischer Westernplot seinen Lauf, allerdings auf eine von Jérôme Felix äußert spannend kreierte Weise, die von Paul Gastine meisterhaft in Bilder umgesetzt wird. Auch nach dem dritten teil bleibt Der Sheriff ein heißer Kandidat für die beste Serie des Jahres.

Der Abschied

Ein leichtes Erdbeben erschüttert den Raum denn dieses ist die letzte Ausgabe unter der verlegerischen Hoheit von Klaus D. Schleiter der in seinem Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag mit wechselnden Chefredakteuren das ZACK nicht nur an den deutschen Markt zurückgebracht sondern auch mehr als 20 Jahre lang auf Kurs gehalten hat! Vielen Dank und viel Erfolg mit den nächsten Projekten!

Auch der niederländische Comic des Jahres 2019 Die Mai-Morde von Eric Heuvel nach Jacques Post verabschiedet sich (leider). Die in bester ligne claire ausgeführte Geschichte über Machenschaften von Deutschen Spionen und Geschäftemachern in Rotterdam, ihre Zusammenarbeit mit niederländischen Honoratioren und die Aufarbeitung des Ganzen kurz nach Kriegsende ist spannend zu lesen, romantisch, trifft das aktuelle Trendthema der Kriegscomics ohne dabei den Krieg in irgendeiner Weise zu verherrlichen und ist auch noch ein Krimi. Was will man mehr?

Da war doch noch was, oder?

Ja, denn auch diese Ausgabe enthält den Vater der Sterne (in XL), Parker & Badger und eine neue Episode des kleinen Steaks in Tizombi sowie Besprechungen der Graphic Novel über David Bowie und die Conan-ähnliche Serie Berserker Unbound, News und Besprechungen.

Wie immer ein bunter Mix über verschiedenste Sparten und Stile und damit unverzichtbar, um den Überblick über aktuelle europäische Comics zu behalten. Der Preis ist absolut fair, die Aufmachung und das Layout modern und die Auswahl alles andere als eintönig. Im kommenden Heft startet der bereits dritte Teil von Harmony und damit wieder eine Serie, die sich eher an ein jüngeres Publikum richtet. Georg F. W. Tempel macht meiner Meinung nach als Chefredakteur alles richtig und deshalb freue ich mich darauf, ihn aber der 255 auch als Verleger begrüßen zu dürfen!

Dazu passen Reel Big Fish und ein gekühltes Liesl Helles aus Moos.

© der Abbildungen 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 253

ZACK 253 (Juli 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Titelstory

Da es in der letzten Nummer gleich zwei Neustarts gegeben hatte und die Mai-Morde aufgrund ihres Umfanges länger laufen als gewöhnlich, gibt es in diesem Monat keine neue Serie. Insofern dient der zweite Teil des Westerns Der Sheriff mit einer schönen Illustration als Coverstory. Jérôme Felix hat einen Abgesang auf die Cowboys geschrieben. Die Eisenbahn bietet einen schnelleren Transport mit weniger Verlusten als die alten Treks und die Viehtreiber müssen sich nun um Alternativen bemühen. Das kann einerseits der Traum von einer eigenen Farm sein, den zum Beispiel die drei Helden dieser Geschichte haben. Es kann aber auch der Umstieg auf Überfälle sein und auch die werden in diesem Teil thematisiert. Paul Gastine hat die Geschichte im Stil der großen Vorbilder illustriert und bringt die Stimmung der alten Westernfilme sehr gut rüber. Seine Figuren und Gesichter sind dabei sehr ausdrucksstark und detailgetreu und zeigen Verwunderung wie Boshaftigkeit in allen Facetten. – Anwärter für den ZACK-Helden des Jahres

Die Fortsetzungen

Auch der Hauptgang geht weiter: In Haute Cuisine haben sich der Küchenchef und seine ihn finanzierende Frau so sehr gestritten, dass privates und berufliches getrennt werden muss. Fanny Desmarés & Delphine Lehericey lassen in ihrer Story ihrer Wut an bestimmten männlichen Verhaltensweisen freien Lauf und Luc Brahy setzt das perfekt um. Selten sind Ekelpakete so deutlich sichtbar gewesen…

Im Rotterdam des Jahres 1940 versucht Henk Maalbeck immer noch den Mord an seinem Vater aufzuklären. Klar ist, dass es um Spionage für die Deutschen und um persönliche Bereicherung geht, die wirklichen Hintergründe der Mai-Morde bleiben noch verschwommen. Deutlich wird allerdings, dass der Deutsche Klaus Flenter ein doppeltes Spiel treibt, denn er wird auch von den mittlerweile einmarschierten Deutschen gesucht. Spannende Geschichte aus den Jahren 1940 und 1948 von Jacques Post, genial umgesetzt von Eric Heuvel. Dieser Comic wurde zurecht gerade zum Comic des Jahres 2019 in den Niederlanden gekürt.

Während die Zeitschrift Millennium dringend nach neuen Geldquellen sucht und die Anschuldigen der schwedischen Rechtsaußen gegenüber ihrem Redakteur nicht gerade hilfreich sind, versuchen dieser und Lisbeth weiterhin herauszufinden, wie das Verschwinden einiger Hacker zu erklären ist und wer darin verwickelt sein könnte. Versuchung ist der zweite Teil eines neuen Dreiteilers der Millennium-Saga von Sylvain Rumberg in Anlehnung an die Originalgeschichten, sehr düster umgesetzt von Belén Ortega, der teilweise stark, fast schon karikaturenhaft überzeichnet, dadurch aber den Großstadtdschungel gut auf das Papier bannt.

Der Abschied

Sauvage verabschiedet sich vorerst wieder von den Seiten des ZACK. Yann hat ein ansprechendes Western-Szenario geschrieben, dass die Verrohung eines jungen, naiven Offiziers schildert. Unerwiderte Liebe, Rache und Selbstmitleid sind die Ingredienzien, die einen Schlächter entstehen lassen. Auch die junge Esmeralda muss sich im Kloster ihres Lebens erwehren und setzt auch den Cliffhanger für das kommende Album.

Und sonst?

Dazu kommen natürlich wieder die Kurzgeschichten: Genial „Dosenfutter“ aus der Serie Tizombi, Parker & Badger sowie der Vater der Sterne nicht besonders herausragend. Der achte Teil der Reihe über Comicverfilmungen von Bernd Hinrichs ist kurzweilig und informativ wie immer und Gideon Falls ist ein neuer preisgekrönter Mystery-Thriller, der vorgestellt wird.

Freunde des Motorsports konnten sich bereits freuen, dass Michel Vaillant nun komplett in der ZACK-Edition vorliegt. Ab dem kommenden Monat ist das aktuelle Album der zweiten Staffel in der Vorveröffentlichung.

Dazu passen die aktuellen Mod-lastigen Töne von The Rifles und ein 2-Tone American Pale Ale.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 252

ZACK 252 (Juni 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Chefkoch Georg F. W. Tempel hat gleich zwei neue Kreationen auf dem Menuzettel dieses Monats: Zum einen startet der zweite Teil von Haute Cuisine mit dem Hauptgang! Die beiden Autorinnen Lehericey und Desmarès erzählen die Geschichte von Chef Lejeune und seiner Frau Balta weiter. Zwar haben sie ihren ersten Stern erhalten, die Beziehung scheint jedoch gestört und der übermäßige Ehrgeiz ist sicherlich nicht hilfreich! Wie schon bei der Vorspeise wird das Gericht gekonnt umgesetzt von Brahy.

Dazu kommt ein neuer Western, Der Sheriff! Jérôme Felix hat schon das ein oder andere Szenario auf den Markt gebracht, allerdings noch keinen Western. Er erzählt von Russel, seinem Ziehsohn Bennet und ihrem Partner Kirby. Die Drei haben begriffen, dass die große Zeit der Cowboys und der Viehtriebe vorbei ist. Überall entstehen Bahnhöfe und die Eisenbahn übernimmt den Transport der Herden. Die Zeichnungen zu diesem Abgesang liefert Paul Gastine: realistisch, detailverliebt und zum Beispiel in der Darstellung von Orson doch erkennbar eigen. Ein echter Hingucker und eine neue Perle im ZACK!

Die Fortsetzungen

Die Mai-Morde von Eric Heuvels nach einem Roman von Jacques Post sind etwas länger als das übliche Standardformat und dementsprechend laufen sie auch in mehr Fortsetzungen. Der vierte Teil lässt Henk und Lene neue Details entdecken. Sie sind aber immer noch nicht im Klaren darüber, was Moret, Flenter und Dechy eigentlich wollen, doch das Fahrtenbuch von Henks Vater enthält wichtige Hinweise. Währenddessen muss der Spion Flenter dem Sicherheitsdienst Rede und Antwort stehen.

Ein paar Seiten weiter versuchen Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist ihren Verfolgern zu entkommen. In der Millennium Saga geht es um investigativen Journalismus, die Versuche von Rechtsaußen, Schweden in eine bestimmte Richtung zu drücken, und die Zusammenarbeit von Teilen der Sicherheitsbehörden mit den Rechtsradikalen. Sylvain Rumberg hat mit Versuchung einen spannenden, harten Thriller geschaffen, der von Belén Ortega mit schnellen Schnitten und Tempiwechseln umgesetzt wird. Die Farben sind dabei genauso düster wie das Thema! Leider gelingen die Gesichter nicht immer.

Schließlich beschließt ein zweiter Western das aktuelle Heft: Esmeralda muss in Sauvage erkennen, dass das Leben in einem Nonnenkloster alles andere als angenehm ist. Währenddessen geraten Felix und seine Mannen in einen Hinterhalt. Spannende Story von Yann über die Wirren in Mexiko mit vielschichtiger Story und genügend Informationen zum geschichtlichen Hintergrund. Auch die Zeichnungen von Félix Meynet sind routiniert wie immer!

Und sonst?

Dazu kommen Gags mit Parker & Badger, Tizombi und dem Vater der Sterne, News und Besprechungen sowie Interviews zu der Adaption von Kai Meyer’s Krone der Sterne und den Illustrationen von Charles Vess zu LeGuinn’s Erdsee.

Das Menu des Monats Mai hat (wieder) ein ordentliches Trinkgeld verdient: Super Essen, fein komponiert und ansprechend dargeboten!

Zur Begleitung empfehle ich einen leichten Rosé sowie Tim Timebomb and Friends!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 251

ZACK 251 (Mai 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Millenium kehrt zurück in das ZACK und startet mit Teil 2 Versuchung. Plague, einer der versiertesten Hacker Schwedens, hat die Hacker Republic verlassen. Seine Funkstille macht Lisbeth Salander misstrauisch und so versucht sie zusammen mit dem Journalisten Mikael Blomkvist herauszufinden, wo er sich aufhält. Dieser schreibt an einer Story über Schwedens Rechte und die SÄPO. Schon bald müssen sich die beiden eines Angriffs von Maskierten erwehren. Sylvain Rumberg trifft den Ton der originalen Geschichten weiterhin sehr gut und liefert einen tollen Thriller ab, der von Belén Ortega düster und hart umgesetzt wird. Hohes Niveau und eine Bereicherung des Spektrums.

Ebenfalls erstmals dabei ist Spaghetti, eine ursprünglich aus der Feder von Dino Attanasio und René Goscinny stammende Serie. Im StripGlossy sind bereits einige neue Geschichten von Frans Hasselaar erschienen, die von Daan Jippes umgesetzt worden sind. Funnyspass garantiert. Der heutige Dreiseiter zwingt den Helden der Serie, Pizza auszufahren und stellt ihn vor einige Prüfungen.

Die Fortsetzungen

Yann lässt in seinem Western Sauvage die kleine Esmeralda in eine ungewünschte Umgebung verfrachten: Sie hat zu viel genervt und wird dem Orden der Karmeliterinnen übergeben. Felix lässt dieses geschehen und bittet darum, an die Front versetzt zu werden. Meynet liefert routinierte Zeichnungen ab, die weiterhin in der Kolorierung nicht meinem Geschmack entsprechen.

Auch die Morde im Mai nehmen Fahrt auf: Während in der Story von Jacques Post in Rotterdam klarer wird, welche Verbindungen zwischen dem Agenten und der Polizei bestehen und der Held eine Verbündete gewinnt, planen die Deutschen den Einmarsch. Eric Heuvel beweist, dass er einer der bekanntesten niederländischen Comic-Zeichner ist und einer der führenden Vertreter der Ligne Claire! Zur Spannung trägt IMHO wesentlich bei, dass die Geschichte zwei Zeitebenen hat: Die der Untersuchungskommission von 1948 und die der untersuchten Handlung 1940.

Natürlich haben Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne wieder ihren Auftritt. Dazu kommt der schon siebte Teil der Serie über Verfilmungen frankobelgischer Comics von Bernd Hinrichs und eine Einführung in Locke & Key, eine Horror-Serie von IDW.

Die Abschiede

Gleich zwei Serien verabschieden sich erstmal wieder: Den Anfang macht Rani, die Serie über eine junge Französin, die von ihrem Halbbruder um ihr Erbe gebracht werden soll. Der adelige Scharlatan spielt ein mehrfach falsches Spiel, das zu einem echten Cliffhanger führt. Gute Unterhaltung des Altmeisters Jean van Hamme in der Umsetzung von Francis Vallès. Da die Folgebände im Original schon erschienen sind, ist auf eine baldige Fortsetzung zu hoffen.

Rick Master ist nicht nur einer der ältesten ZACK-Helden, sondern auch einer derjenigen, die stark modernisiert worden sind. In seinen neuen Abenteuern von Zidrou spielt seine Freundin Nadine eine deutlich größere und aktivere Rolle als in der klassischen Serie. In Für Frankreich gefallen ermitteln sie und Rick eigentlich parallel. Simon van Liemt setzt das in seinem eigenen Stil um, der genügend Referenzen an Tibet enthält um alte Fans zufriedenzustellen, der Serie aber trotzdem ein modernes, jugendliches Flair verpasst hat.

Das alte ZACK hatte sich mal den Untertitel „Das europäische Comic-Magazin“ verpasst. Mir würde immer noch keine treffendere Kurzbezeichnung einfallen. Dazu empfehle ich die sehr kurzweiligen Klänge von The Muffs und ¾ trockenen Prosecco mit ¼ Rhabarbersaft.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

StripGlossy 16 – März 2020

Stripglossy 16 – Songfestival

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag StripGlossy Personalia vof
Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-9-49284-070-7

European Song Contest – eine Tradition in vielen europäischen Ländern, die für Party, ausgelassene Stimmung, mehr oder weniger gute Musik und das Warten auf 12 Punkte steht. Deutschland hatte in den letzten Jahren durchwachsenen Erfolg, darf als eines von vier (Zahl-)Ländern aber immerhin jedes Mal in der Hauptrund mitmachen. Die Niederlande haben es da schwerer und müssen sich jeweils qualifizieren. Umso größer war die Freude über den Gewinn im letzten Jahr nach 44 Jahren des Wartens.

Margreet de Heer

Jede Ausgabe des StripGlossy wird von einem/einer Künstler*in betreut und hat daher einen besonderen und persönlichen Schwerpunkt. Margreet de Heer hat für „ihre“ Ausgabe den ESC – bzw. auf Niederländisch das „Songfestival“  – gewählt, das im Mai in Rotterdam hätte stattfinden sollen. Wegen Corona musste es allerdings leider abgesagt werden und so bleibt für dieses Jahr nur die Konserve übrig. Das ist besonders Schade, denn man sieht dieser Ausgabe an, mit wie viel Liebe und Sorgfalt sie gestaltet worden ist.

Das Titelbild ist ein Klappcover, das den Sänger des niederländischen Beitrags Jeangu Macrooy und seine Fans zeigt. Er hat auch noch weitere Auftritte im Heft; der schönste ist ein gemeinsamer mit Lucky Luke in einer Art Rätselcomic! Margreet de Heer hat daneben aber auch noch weitere ESC-Iconen verewigt, etwa Lenny Kuhr, die Gewinnerin von 1969 oder Getty Kaspers, die 1975 mit Teach In gewonnen hatte. Neben weiteren kleinen Strips zu diesem Thema gibt es dann noch eine bildgewaltige Umsetzung des letztjährigen Gewinnersongs „Arcade“ von Duncan Laurence und Floor de Goede.

Margreet de Heer ist aber nicht nur ein Songfestival-Fan, sie ist auch die erste „Stripmaker des Vaderlands“ und somit offizielle niederländische Botschafterin für Comics. Als solche bildet sie wie andere Literat*innen oder bildende Künstler*innen bedeutende Ereignisse der Niederlande ab, nur eben in ihrem Medium. Für Deutschland wäre das wohl noch undenkbar! Das lange und ausführliche Interview mit ihr gibt auch darin weitere Einblicke.

Comics

StripGlossy ist aber auch ein Magazin für Comics: Die hier vorpublizierten Meimoorden erscheinen gerade im ZACK in deutscher Übersetzung und auch Spaghetti hatte hier sein Comeback. Aktuell laufen der lesenswerte Historiencomic über die Kreuzzüge Jelmer mit seinem zweiten Teil, der auf Deutsch bereits bei Splitter erschienene Endzeitthriller von Peter Nuyten Metro 2033, der Krimi Scarlet Edge von Anco Dijkman, die neuen Abenteuer von Tom Poes und Co, die in ein Computerspiel versetzt worden sind sowie eine weiter Geschichte des Klassiker De Generaal von Peter de Smet.

StripGlossy hat viel Text und erfordert daher schon ein wenig Kenntnisse der Sprache um es komplett zu genießen. Dadurch, dass Serien aber teilweise bereits auf Deutsch vorliegen oder aber nachträglich in Übersetzung erscheinen, eignet es sich auch als „Lernhilfe“ der besonderen Art.  Für alle in Deutschland, die ein wenig Niederländisch können, der Toptipp! Für die Niederlande und Flandern inzwischen unverzichtbar und gut etabliert! Und diese Ausgabe ist natürlich ein Muss für alle Songfestival/ESC-Fans in jedem Land!

Dazu passen ein Duvel Tripel Hop und natürlich Jeangu Macrooy mit „Grow“, dem diesjährigen Song der Niederlande.

Abbildungen © 2020 StripGlossy / Personalia vof

Fix & Foxi – Die Entdeckung von Spirou, Lucky Luke und den Schlümpfen

Katalog zur Ausstellung im Karikaturmuseum Krems, Krems an der Donau

Text: Martin Budde, Volker Hamann, Roland Mietz

Verlag Volker Hamann Edition Alfons

Klappenbroschur Überformat | 140 Seiten | tw. Farbe | 29,00 €

ISBN: 978-3-946266-18-1

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

Es ist schon ein wenig schräg in Zeiten wie diesen einen Ausstellungskatalog zu besprechen. Weltweit sind wir aufgefordert, zuhause zu bleiben und soziale Distanz zu wahren und gleichzeitig haben sich überall Kunstschaffende bemüht, kulturelle Werke zu proben oder vorzubereiten. Trotzdem: Theatervorstellungen und Konzerte fallen aus, neue Filme werden verschoben und Ausstellungen hängen zwar an den Wänden, können aber nicht gezeigt werden. Gut, dass es für letztere oft wenigstens Kataloge gibt!

Die Ausstellung

Ausstellungen mit Originalen der Fix & Foxi-Produktion, ihren Ablegern und ihrem aktuellen Wirken als TV-Helden in ihrem eigenen weltweiten Kanal hat es in den letzten Jahren schon ein paar gegeben, unter anderem in Oberhausen. Zu danken ist dabei unter anderem Dr. Stefan Piëch, der das umfassende Archiv Rolf Kauka’s nicht nur für sich erworben hat, sondern es auch der Öffentlichkeit zeigen möchte. Die aktuelle Ausstellung „Fix & Foxi XXL – Die Entdeckung der Schlümpfe, Spirou und Lucky Luke“ vom 15. März bis 26. Oktober 2020 im Karikaturmuseum Krems ist momentan natürlich nicht zu besichtigen, bildet aber als neuen Schwerpunkt die Rezeption frankobelgischen Materials ab. Kaukas Produktionen boten erstmalig umfangreiche Klassiker aus den französischen und belgischen Magazinen und bereiteten somit den Boden für den späteren Erfolg des Koralle-ZACK.

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

Das spiegelt sich natürlich auch in dem vorliegenden Katalog wieder. Die ursprüngliche Grundlage bildeten Texte von Roland Mietz für das Lexikon der Comics, die dann zu einem Themenschwerpunkt in der Reddition ausgeweitet worden waren. Daraus entstand dann zunächst der mittlerweile vergriffene erweiterte Katalog für die Ausstellung im Wilhelm-Busch Museum in Hannover 2016 und jetzt die erneut wesentlich erweiterte Ausgabe für Krems. Diese Ausgabe kommt nicht nur in einem wesentlich größeren Format daher (Coffee-Table) und bietet daher noch mehr Raum für die abgebildeten Zeichnungen, Drucke und Fotos, sondern enthält auch intensiv aufbereitete Informationen zu den lizensierten Stoffen.

Lucky Luke & Co.

Gerade diese Periode wird oft auf die unsägliche „Eindeutschung“ von Asterix verkürzt. Vergessen wird dabei gerne, dass unzählige Klassiker wie Schnief und Schnuff, Pit und Pikkolo, Jojo, Prinz Edelhardt und Kukuruz, Gin und Fizz aber auch Bobo und Old Nick neben Lucky Luke und den Schlümpfen hier ihre ersten großen Auftritte hatten und dadurch auch für den großen kommerziellen Erfolg von Fix & Foxi und Lupo (modern) gesorgt haben. Wer darüber mehr erfahren möchte, sollte bei diesem Katalog unbedingt zuschlagen! Darüber hinaus bietet das Werk viele Illustrationen von Kauka-Zeichnern, die ihre eigenen Figuren in Interaktion mit den lizensierten Helden zeigen.

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

In weiteren Kapiteln werden die Anfangsjahre dargestellt, die von Tierfabeln und Eulenspiegeleien ausgehend die Entwicklung hin zu modernen, schließlich sogar einheitlich aussehenden anthropomorphen Figuren reicht. Die Idee von Rolf Kauka war es nie, ein Magazin zu verlegen, seine eigentliche Leidenschaft war der Trickfilm. Trotzdem hat er ein Imperium mit mehreren Titeln und unzähligen Neben- und Merchandiseprodukten geschaffen. Die Zeichner – soweit bekannt – die die Werke schufen, aber auch die Konflikte um Urheberrechte und Bezahlung sowie natürlich auch der unlängst verstorbene Peter Wiechmann werden ebenfalls vorgestellt.

Die Empfehlung

Wie bei der Edition Alfons Tradition fehlt auch hier ein Werkverzeichnis nicht! Ein Muss für jeden Fix & Foxi-Fan ist dieser Katalog definitiv schon wegen der Abbildungen. Meines Erachtens aber auch für alle, die sich für die frankobelgischen Klassiker interessieren! Viel wichtiger als Horrido oder der Heitere Fridolin waren Lupo und die diversen anderen Kauka-Produktionen die das Material in Heften aber auch in Alben oder Taschenbüchern unter das Volk brachten.

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch

© Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

© der Texte: 2020 Edition Alfons

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