Jahresrückblick 2020

Corona, Tops & Flops und gute Wünsche

Ein seltsames Jahr geht zu Ende. Schon lange war immer wieder befürchtet worden, dass eine bisher unbekannte Krankheit sich pandemisch ausbreiten und unzählige Tote verursachen könnte. Mit COVID-19 ist dieses Schreckgespenst Realität geworden und was bisher undenkbar schien ist plötzlich Alltag: Die Menschen tragen auch in Europa Masken wenn sie aus dem Haus gehen, Geschäfte sind über längere Zeiträume geschlossen, ja, es gibt sogar Ausgangssperren. In einigen Gebieten können die Toten nicht mehr schnell genug beerdigt werden und die Krankenhäuser sind über die Kapazitätsgrenzen hinaus mit Patient*innen belegt. Vor einem Jahr wäre das einzig ein Szenario für ein Katastrophensetting gewesen.

Corona hat auch den Comic-Markt ein wenig durcheinander gewirbelt: Erlangen hat nur digital stattgefunden, die Comic-Cons sind ausgefallen, die Rudolph-Dirks-Awards wurden ohne Publikum verliehen, der Gratis-Comic-Tag wurde auf den September dezentralisiert und findet in 2021 gar nicht statt.

Ich wünsche euch und uns allen, dass das kommende Jahr besser wird, die Krankheit mit Impfungen eingedämmt werden kann, und Verschwörungstheoretiker*innen wieder im Keller verschwinden. Vielleicht können wir ja sogar den gemeinsamen Willen, Sterbefälle nicht einfach hinzunehmen, auf andere Ursachen ausdehnen. Andere Gefahrenquellen gibt es genügend.

R.I.P.

Auch 2020 sind wieder viele Akteure im Comicgeschäft verstorben; Größen der franko-belgischen Tradition wie auch der US-amerikanischen sowie ein „Urgestein“ der deutschen Comic-Szene. Da ich hier keineswegs einen vollständigen Nekrolog bieten kann und möchte, sei an die folgenden Namen exemplarisch erinnert: Wolfgang J. Fuchs, Albert Uderzo, Mort Drucker, Dennis O’Neil, André-Paul Duchâteau, Alex Varenne, Malik und Richard Corben.

Die besten Comics in 2020

Ich möchte heute meine Favoriten aus den Erscheinungen von 2020 vorstellen: rein subjektiv und unbeeinflusst. Um das etwas zu gliedern erfolgt die Vorstellung in fünf Kategorien: Alben, Graphic Novels, Gesamtausgaben, Sekundärwerke und Zeitschriften. Dazu kommt dann noch die Reihenfolge der Beiträge basierend auf den Zugriffszahlen in 2020. Wer möchte sei dazu aufgefordert, die eigene „Bestenliste“ als Kommentar zu posten!

Album des Jahres

Für mich ein wenig unerwartet, aber der beste Comic kommt tatsächlich aus dem Superheldenbereich: Joker/Harley – Psychogramm des Grauens ist eine vielschichtige Story von Kami Carcia ohne Schnickschnack, Superkräfte oder göttliche Wesen. Elemente aus Cop-Serien, Psychologie und DC-Universe werden geschickt verwoben und das mit außergewöhnlichem Artwork! Ich bin sehr gespannt auf die beiden noch fehlenden Teile dieser Miniserie unter dem Black Label.

Lucky Luke begleitet mein Leben schon seit fast fünfzig Jahren. Irgendwie immer lustig, gut gezeichnet aber auch ein wenig austauschbar. Schon die letzten Bände von Achdé und Jul haben gezeigt, dass sich das mehr und mehr ändert, aber die Fackeln im Baumwollfeld sind wirklich beeindruckend: aktuelle Themen, der erste farbige Hauptcharakter, starke Frauenfiguren und ein Humor, der auf verschiedenen Altersstufen wirkt, ohne aufgesetzt zu sein! Platz 2!

Platz 3 geht an ein Endzeitszenario: Zep hat mit The End einen Ökothriller allererster Güte abgeliefert. Die Natur schlägt zurück, ist aber doch noch irgendwie versöhnlich dabei. Unterlegt mit dem Refrain eines Doors-Song entwickeln die Bilder eine sehr eigene Stimmung.

Der vierte Rang geht an die Kronieken van Amoras: Legendre und Cambré haben die klassische All-Age-Serie Suske en Wiske auf eine sehr spannende Weise modernisiert und auf ein Niveau für Erwachsene gehoben. Umweltpolitik, Korruption, Gewalt, Arbeitslosigkeit; es gibt kaum ein aktuelles Thema, das nicht irgendwie in die Stories eingeflossen ist. Dazu kommt ein enormes Arbeitstempo der beiden Künstler. Wer kein Niederländisch versteht, darf sich trotzdem freuen: vom Sommer 2021 an wird die Amoras-Sage im ZACK erscheinen.

Und nicht zu vergessen Aristophania! Gute Hexen und Zauberer gegen die Truppen des Verbannten Königs und mittendrin ein paar Kinder, die Hoffnungsträger*innen sein könnten. Grandiose Landschaften und eindrucksvolle Emotionen von Joel Parnotte, eine spannende Story von Xavier Dorison, was will man mehr!

Die besten Graphic Novels in 2020

Bei den Graphic Novels hat es in 2020 so viele gute gegeben, dass die Auswahl wirklich schwerfällt. Trotzdem musste ich mich für fünf entscheiden:

Platz 1 geht an Der Wolf von Jean-Marc Rochette! Der uralte Kampf zwischen Tier und Mensch, gegen die Unbillen der Natur und das Eindringen der Zivilisation auch in die letzten Schutzräume werden mit großartigen Bildern erzählt! Ein Beweis dafür, dass ein Comicprogramm nicht groß sein muss, um tolle Sachen zu produzieren!

Unmittelbar darauf folgt mit CH Links ein Verlag, der eigentlich nicht für Comics bekannt ist: Meine freie deutsche Jugend erzählt die Geschichte über das Heranwachsen in der ehemaligen DDR, mit allen Situationen, die nur dort passieren konnten, aber auch dem Charme der Kindheitserinnerungen. Dies gelingt ohne Hass und auch das ist erwähnenswert! Eine gute Adaption des Romans von Claudia Busch durch Thomas Henseler und Susanne Buddenberg.

Platz drei geht an Omaha, eine Geschichte nur für Erwachsene! Kate Worley erzählt die Geschichte einer Frau, die ihren Platz in der Gesellschaft sucht und mit männlichen Machtstrukturen, Bigotterie, Korruption, Erpressung und Mord aber auch mit Liebe und Freundschaft umzugehen hat. Die Bilder von Reed Waller sind teilweise mehr als freizügig aber nie voyeuristisch! Klassiker der Independents und der Fur-Art, der jetzt wieder aufgelegt wird.

Platz 4 ist eine Literaturadaption. Die Insel des Dr. Moreau von Adams und Rodríguez modernisiert die klassische Story von H.G. Wells behutsam. Tolles Artwork für ein politisch hochbrisantes Thema, gespickt mit einem Kampf der Geschlechter. Besser als Kino!

Platz 5 geht an die wohl klassischste aller Graphic Novels, die jetzt endlich und erstmals komplett auf Deutsch vorliegt: Corto Maltese von Hugo Pratt! Gespickt mit Hinweisen auf Literatur und in historischen Zusammenhängen spielend, graphisch sowohl in schwarz-weiß als auch farbig funktionierend und dann auch noch mit vielen Illustrationen und Artikeln in einer einheitlichen Hardcoverausgabe!

Die besten Gesamtausgaben in 2020

Das Nest von Regis Loisel und Jean-Louis Tripp ist ein Comic-Roman über neun Bände. Eins bis drei sind im ersten Teil der gerade erschienen Gesamtausgabe versammelt. Ein kleines Dorf in Kanada muss sich der Moderne stellen: selbständige Frauen, unmännliche Männer und ganz viel Verwirrung bei den Traditionalisten. Großartig! Platz 1!

© 2018 Casterman, © Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2020

Paolo Eleuteri Serpieri dürfte vielen bekannt sein als Zeichner von Druuna, einer sehr freizügigen SF-Serie. Seine Kariere begonnen hat er aber mit sehr einfühlsamen Geschichten über die Eroberung des sog. Wilden Westens, die Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner und den Kampf gegen die Natur. Die mit dem vierten Band abgeschlossene Collection Serpieri – Western hat diese Kurzgeschichten (zum Teil erstmals) dem deutschen Publikum wieder zugänglich gemacht. Platz 2!

Gleich mit zwei Bänden ist Walhalla – Die gesammelte Saga in diesem Jahr gestartet. In der aus dem Dänischen übersetzten Serie von Peter Madsen und Henning Kure werden die nordischen Heldensagen lebendig. Fast perfekte Ausgabe mit reichlich Hintergrundmaterial und Illustrationen sowie Angaben zu den ursprünglichen Mythen. Erschienen in der Edition Roter Drache.

Abgeschlossen ist die Ausgabe aller Science-Fiction und Fantasy Stories die Wally Wood für den EC-Verlag gezeichnet hat. Nach Szenarios von Bill Gaines, Al Feldstein und Ray Bradbury hat Wood unvergessliche Monster geschaffen, aber vor allem Stimmungen kreiert, die den Leser*innen noch heute Gänsehaut über die Arme jagen und damit Platz 4 verdient.

Schließlich den Weg in die Top five gefunden hat auch Aria von Michel Weyland. Die Kriegerin Aria ist unabhängig, löst die Aufgaben eher mit dem Köpfchen als mit dem Schwert, kann sich aber trotzdem durchsetzen, wenn es darauf ankommt. Sie lebt in einer teils brutalen, teils romantischen Welt und hat ein ganz eigenständiges Kapitel im Buch der Fantasy geschrieben. Zwei Bände pro Jahr mit vielen Illustrationen, weiterführenden Texten und Gedanken von Weyland zur Entstehungsgeschichte jedes Albums.

Eine lobende Erwähnung geht an Kult Comics für die Veröffentlichung von den Werken Eric Heuvels. Nicht nur die bekannten Serien January Jones und Bud Broadway, auch die educational comics, Carbeau oder Gezeichnet hats… erscheinen in schöner Regelmäßigkeit und perfekter Aufmachung, aber eben nicht als Gesamtausgabe und deshalb nicht in diese Kategorien passend!

Die besten Sekundärwerke in 2020

Das ohne jeden Zweifel beste Sekundärwerk des Jahres ist The History of EC Comics von Grant Geissman! Das großformatige und voluminöse Werk aus dem Taschen Verlag wiegt mehr als 6 Kilo und präsentiert über 1000 Abbildungen! Dazu kommt der sehr fundierte Text des langjährigen Kenners der Materie, allerdings auf Englisch. Mit diesem Band beweist Taschen mal wieder, dass Kunstdarbietung, detailreiche Inhaltsvermittlung und perfektes Coffee-table-book keine Widersprüche sein müssen, sondern sich super ergänzen können!

Platz zwei geht an einen Ausstellungskatalog. Kein leichtes Thema in diesem Jahr, waren doch Museen über lange Zeit geschlossen und mussten Pläne über geplante Exhibitions immer mal wieder neu geschrieben werden.  Fix & Foxi – Die Entdeckung von Spirou, Lucky Luke und den Schlümpfen ist eigentlich begleitend zu einer Ausstellung im Karikaturmuseum Krems erschienen, ermöglicht aber natürlich auch den Genuss zu Hause. Während die Geschichte des Kauka-Verlages schon das eine oder andere Mal Gegenstand von Veröffentlichungen und Katalogen war, liegt der Schwerpunkt hier auf der Einführung der frankobelgischen Klassiker in den deutschen Markt.

Auch der dritte Platz geht an die Edition Alfons: Die Reddition ist beständig, informativ, tiefschürfend und reich und sinnvoll illustriert. Die Redaktion geht Themen breit an und präsentiert damit einen Überblick, der seines Gleichen sucht. In diesem Jahr ging es zunächst um Zeitungscomics in Deutschland und dann um die Serie Blake und Mortimer.

Die besten Zeitschriften in 2020

Monat für Monat präsentiert der Gewinner eine genreübergreifende Auswahl an europäischen und anderen Comics: das ZACK vereinigt Klassiker, moderne Varianten davon und eine große Zahl an traditionellen wie auch innovativen Serien für mehrere Generationen von Lesern und Leserinnen. Die alten Recken wie Rick Master und Michel Vaillant wurden modernisiert, moderne Serien wie Giant, Haute Cuisine oder Millennium präsentiert und preisgekrönte Werke wie die Morde im Mai veröffentlicht. Dazu kommen Artikel, Infos und Kurzgeschichten.

Der zweite Platz geht an ein Magazin in unserem Nachbarland: JUMP. Die Uitgeverij Personalia hat schon vor einigen Jahren mit dem ebenfalls absolut empfehlenswerten StripGlossy ein sehr erfolgreiches Konzept gelauncht und versucht jetzt wieder etwas Neues. Während früher Kinder eine ganz natürliche Zielgruppe von Comic-Magazinen waren, gibt es diese mittlerweile entweder als ganz spezielle Themenmagazine, meistens orientiert an TV-Sendungen, oder aber als Disney-Publikationen. Ein unabhängiges, comic-fixiertes Medium ist dagegen neben den auf ältere Leser*innen ausgerichteten Heften nicht mehr anzutreffen. Genau diese Lücke versucht Jump zu schließen!

Platz drei geht an das auflagenstärkste Comic-Heft Deutschlands. Mosaik ist eine Institution und begeistert seit über 540 Monaten kleine und große Leser*innen mit den Abenteuern der Abrafaxe in der Zeit. Aktuell befinden sich die Drei in der Südsee zu Zeiten des deutschen Kaiserreiches. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen gibt es in jedem Heft weiterführende Infos, Spiele und Museumstipps.

Comeback des Jahres

Zum Schluss noch das Comeback des Jahres: In den 80-er-Jahren war Dani Futuro zu Gast auf den Seiten des Koralle-ZACK und brachte es 1983 auf drei Alben bei Semic. Seit ein paar Tagen ist er zurück und kommt erstmals komplett und einheitlich in insgesamt acht Bänden beim All Verlag! Band 1 beschreibt die Rettung des verschollenen Jungen Dani. Rezension der Nummer 2 folgt in Kürze.

Eure Lieblinge in 2020

Unangefochtener Spitzreiter in 2020 bei den von euch geklickten Beiträgen ist die Ankündigung des Goldenen Hinkelsteins von Uderzo und Goscinny. Dahinter kommen der Katalog zur brillanten Moebius-Ausstellung in Brühl, der aktuelle Lucky Luke, der Jahresrückblick 2019 und der erste Teil von Omaha!

Auf dem sechsten Platz die Vorstellung des zweiten Halbjahres aus dem All Verlag, Geissman’s History of EC Comics, Zep, Der Serienkompass zu Corto Maltese und Walhalla 1.

Lakota, Mechanica Celaestium, Tunga 4, mosaik 532 und das interview mit Ralf König sind 11 – 15, Michel Vaillant 60, Asterix 38, das ZACK 250, der Ausblick von Georg Tempel auf Zack im Jahr 2021 und Allein 11 beschließen den Reigen der meistgelesenen 20.

Was bleibt?

Ich wünsche allen Leser*innen von comix-online Frohe Weihnachten und ein Glückliches neues Jahr, Vrolijk kerstfeest en een gelukkig nieuw jaar und vor allem Gesundheit für Euch und eure Lieben! Stay safe and healthy!

Musikalisch passt zu dieser Zeit des Jahres etwas Weihnachtliches: The Pogues and Kirsty MacColl mit Fairytale of New York! Dazu ein Kerstbock und die Reise durch die Empfehlungen kann losgehen.

© aller Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen wie in den Linkzielen genannt.

ZACK 255

ZACK 255 (September 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Emotionen prägen diese Ausgabe und auch der dritte Teil von Harmony verspricht bereits auf dem Cover eine Menge davon. In Ago wird ein wenig aus dem Verborgenen erzählt und es wird klar, dass die Kräfte, die bei Harmony und einigen anderen Kindern auftreten, keine zufälligen Mutationen sind, sondern in Bezug zueinanderstehen. William muss seine Wut zügeln, um Leben zu retten, Tala ist noch die Ruhe selbst und die Leitung der Operation scheint wieder offen für Veränderungen zu sein. Mathieu Reynés schafft es erneut, Spannung von der ersten Seite an aufzubauen und eine einzigartige Mutantengeschichte zu erzählen. Sein Stil ist dabei viel detaillierter geworden und die Computergrafikeffekte werden zum Glück seltener eingesetzt. Moderner Actionkracher mit Mystery-Komponenten.

Die Fortsetzungen

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass die gehobene Küche kein Platz für Sentimentalitäten bietet und der Ton oft mehr als rau ist. So schlagen die Wellen auch im Hauptgang des Dreiteilers Haute Cuisine hoch, geht es doch schließlich um verletztes Vertrauen, Neid und die Gier nach Erfolg. Trotzdem schaffen es Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey, auch wärmere Töne in ihre Geschichte einzubauen. Luc Bradys Talent liegt eher in der Stimmung und der szenischen Abfolge der Zeichnungen, die den Fluss der Geschichte sehr gut treiben. Die Gesichter sind nicht immer ganz gelungen.

Michel Vaillant ist zwar ein Rennfahrer mit Leib und Seele, er hat aber schon lange nicht mehr am Steuer eines Formel 1 Boliden gesessen. Nun bleiben ihm nur 13 Tage, um sich darauf vorzubereiten, und Phillipe Graton und Dennis Lapière nutzen all ihre fundierte Fachkenntnis um uns Leser*innen daran teilhaben zu lassen. Alle Hobbysportler*innen können für sich selbst feststellen, was alles zu einem Top-Profi fehlt: die Einheit zwischen körperlicher und mentaler Fitness muss auf den Punkt da sein, von der fehlerfreien Beherrschung des technischen Gerätes mal abgesehen. Spannende Einblicke in das Geschehen vor dem Rennen, von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ansprechend umgesetzt. Dieser Klassiker hat den Sprung in die Moderne wahrlich geschafft!

Emotionen ganz anderer Art stehen bei den Vorkommnissen in dem kleinen Örtchen Sundance im Vordergrund: Nach dem Tod des kleinen Bennett sinnen Russell und Kirby auf Rache. Sie haben ein Ultimatum gestellt und wollen, dass der Mörder ausgeliefert wird. Die Lehrerin versucht zu erklären und steht plötzlich zwischen den beiden Männern. Jerôme Felix hat mit Der Sheriff einen Western im Stil der alten Klassiker geschaffen, Paul Gastine verleiht dem Ganzen eine lange nicht gesehene Lebendigkeit. Es bleibt dabei: dieser One-Shot ist für mich ein heißer Kandidat für den ZACK-Helden des Jahres.

Der Abschied

Die Millenium-Saga ist dagegen mit dem Ende von Versuchung vorerst wieder aus dem ZACK verschwunden. Es stehen noch einige offene Fragen im Raum: Wer steckt hinter der geheimnisvollen Organisation Sparta? Was ist die Verbindung zu den Frauenhassern? Und schließlich interessiert natürlich auch, ob Lisbeth und Mikael die fast ausweglose Situation in dem Seminargebäude überleben können. Sylvain Rumbergs Weiterführung der Geschichte um die Hackerin ist ein formidabler Thriller, der dem Original das Wasser reichen kann. Belén Ortega setzt das Ganze so krachend und düster um, dass es Spaß macht! Jetzt beginnt die Wartezeit auf den nächsten Teil.

Der (nicht minder wichtige) Rest

Natürlich wäre da ZACK nicht komplett ohne die Infos, Rezensionen und die Kurzcomics! Während Tizombi und der Vater der Sterne ja schon lange dazugehören, taucht Spaghetti erst das zweite Mal auf. Glücklicherweise gibt es aber eine Vereinbarung mit der Uitgeverij Personalia über eine langfristige Zusammenarbeit. Mehr dazu im Interview mit Seb van der Kaaden.

Die längeren Beiträge befassen sich in der 255 mit den neuen Abenteuern von Corto Maltese, dem einzigen ZACK-Helden dessen Geschichte zu Koralle-Zeiten abgebrochen worden war und dem Schloss der Tiere!

Noch ist es möglich, dass Heft draußen zu genießen. Wegen der Nachbarn empfiehlt sich daher eher leisere Musik, etwa Parallel Lines von Blondie und ein gut gekühlter, leichter Weißwein.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 254

ZACK 254 (August 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Michel Vaillant kehrt mit dem schon achten Band der zweiten Staffel zurück. Eigentlich wollte er in der Chefetage der Renault-Zentrale nur geschäftliche Dinge besprechen doch nun bleiben ihm 13 Tage für eine fast unmögliche Aufgabe: Natürlich ist Michel ein Rennfahrer mit Haut und Seele und noch dazu ein sehr guter. Als ihm aber angeboten wird, ein Auto im Großen Preis von Frankreich in der Formel 1 zu fahren, kann er gar nicht anders als abzulehnen. Er ist nicht im Training, kennt das Fahrzeug nicht und darf wegen der Bestimmungen das Auto auch erst im offiziellen Training fahren.

Phillipe Graton und Denis Lapíere bringen den Champion auf die F1-Rennstrecke zurück und damit auch die Serie zu einem der klassischen Settings. Trotzdem wirkt das Ganze nicht wie ein abgestandener Reload sondern passt in die aktuelle Staffel und ihre Entwicklung! Die vorbereitenden Aktivitäten und vor allem der Kampf des Protagonisten mit sich selbst gelingt den beiden Zeichnern Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil schon mal recht ansehnlich.  

Die Fortsetzungen

Der Hauptgang im Drama der Haute Cuisine nimmt seinen Lauf und geht bereits in die dritte Runde. Während Samuel Lejeune an seinem neuen Restaurant bastelt, muss seine baldige Ex-Frau Paula Balta erst einmal an den schlechten Neuigkeiten knabbern. Als dann auch noch der neue Gourmetguide erscheint droht das Fass überzulaufen. Spannende Story aus der Welt der Reichen und gehypten Stars mit Bodenhaftung durch die Nebenfiguren aus der Feder von Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey die sehr deutlich machen, wer ihre Sympathien besitzt, manchmal etwas zu lässig in Szene gesetzt von Luc Brahy.

In Millennium Saga verfolgen Lisbeth und Mikael die Spur zu dem frauenhassenden Mark Borrow. Gibt es tatsächlich eine Verbindung von ihm zu den Entführungen der Hacker? Und wie passen die Überfälle der neonazistischen Schläger in das Bild? Versuchung von Sylvain Runberg behält das hohe Tempo in der Erzählung bei das von Belén Ortega filmisch inspiriert in rauen Bildern mit harten Schnitten umgesetzt wird. Thriller as it should be.

In dem kleinen Örtchen Sundance entwickelt sich das Drama auf mehreren Ebenen weiter: Einerseits benötigt das Örtchen Ruhe und frieden für einen Kontrakt für einen Bahnhof und damit seine Zukunft. Andererseits wollen sich Russel und Kirby aber nicht damit abfinden, dass der kleine Bennet tot ist, aber niemand im Ort einen Schuldigen finden möchte. Und so nimmt ein klassischer Westernplot seinen Lauf, allerdings auf eine von Jérôme Felix äußert spannend kreierte Weise, die von Paul Gastine meisterhaft in Bilder umgesetzt wird. Auch nach dem dritten teil bleibt Der Sheriff ein heißer Kandidat für die beste Serie des Jahres.

Der Abschied

Ein leichtes Erdbeben erschüttert den Raum denn dieses ist die letzte Ausgabe unter der verlegerischen Hoheit von Klaus D. Schleiter der in seinem Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag mit wechselnden Chefredakteuren das ZACK nicht nur an den deutschen Markt zurückgebracht sondern auch mehr als 20 Jahre lang auf Kurs gehalten hat! Vielen Dank und viel Erfolg mit den nächsten Projekten!

Auch der niederländische Comic des Jahres 2019 Die Mai-Morde von Eric Heuvel nach Jacques Post verabschiedet sich (leider). Die in bester ligne claire ausgeführte Geschichte über Machenschaften von Deutschen Spionen und Geschäftemachern in Rotterdam, ihre Zusammenarbeit mit niederländischen Honoratioren und die Aufarbeitung des Ganzen kurz nach Kriegsende ist spannend zu lesen, romantisch, trifft das aktuelle Trendthema der Kriegscomics ohne dabei den Krieg in irgendeiner Weise zu verherrlichen und ist auch noch ein Krimi. Was will man mehr?

Da war doch noch was, oder?

Ja, denn auch diese Ausgabe enthält den Vater der Sterne (in XL), Parker & Badger und eine neue Episode des kleinen Steaks in Tizombi sowie Besprechungen der Graphic Novel über David Bowie und die Conan-ähnliche Serie Berserker Unbound, News und Besprechungen.

Wie immer ein bunter Mix über verschiedenste Sparten und Stile und damit unverzichtbar, um den Überblick über aktuelle europäische Comics zu behalten. Der Preis ist absolut fair, die Aufmachung und das Layout modern und die Auswahl alles andere als eintönig. Im kommenden Heft startet der bereits dritte Teil von Harmony und damit wieder eine Serie, die sich eher an ein jüngeres Publikum richtet. Georg F. W. Tempel macht meiner Meinung nach als Chefredakteur alles richtig und deshalb freue ich mich darauf, ihn aber der 255 auch als Verleger begrüßen zu dürfen!

Dazu passen Reel Big Fish und ein gekühltes Liesl Helles aus Moos.

© der Abbildungen 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 253

ZACK 253 (Juli 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Titelstory

Da es in der letzten Nummer gleich zwei Neustarts gegeben hatte und die Mai-Morde aufgrund ihres Umfanges länger laufen als gewöhnlich, gibt es in diesem Monat keine neue Serie. Insofern dient der zweite Teil des Westerns Der Sheriff mit einer schönen Illustration als Coverstory. Jérôme Felix hat einen Abgesang auf die Cowboys geschrieben. Die Eisenbahn bietet einen schnelleren Transport mit weniger Verlusten als die alten Treks und die Viehtreiber müssen sich nun um Alternativen bemühen. Das kann einerseits der Traum von einer eigenen Farm sein, den zum Beispiel die drei Helden dieser Geschichte haben. Es kann aber auch der Umstieg auf Überfälle sein und auch die werden in diesem Teil thematisiert. Paul Gastine hat die Geschichte im Stil der großen Vorbilder illustriert und bringt die Stimmung der alten Westernfilme sehr gut rüber. Seine Figuren und Gesichter sind dabei sehr ausdrucksstark und detailgetreu und zeigen Verwunderung wie Boshaftigkeit in allen Facetten. – Anwärter für den ZACK-Helden des Jahres

Die Fortsetzungen

Auch der Hauptgang geht weiter: In Haute Cuisine haben sich der Küchenchef und seine ihn finanzierende Frau so sehr gestritten, dass privates und berufliches getrennt werden muss. Fanny Desmarés & Delphine Lehericey lassen in ihrer Story ihrer Wut an bestimmten männlichen Verhaltensweisen freien Lauf und Luc Brahy setzt das perfekt um. Selten sind Ekelpakete so deutlich sichtbar gewesen…

Im Rotterdam des Jahres 1940 versucht Henk Maalbeck immer noch den Mord an seinem Vater aufzuklären. Klar ist, dass es um Spionage für die Deutschen und um persönliche Bereicherung geht, die wirklichen Hintergründe der Mai-Morde bleiben noch verschwommen. Deutlich wird allerdings, dass der Deutsche Klaus Flenter ein doppeltes Spiel treibt, denn er wird auch von den mittlerweile einmarschierten Deutschen gesucht. Spannende Geschichte aus den Jahren 1940 und 1948 von Jacques Post, genial umgesetzt von Eric Heuvel. Dieser Comic wurde zurecht gerade zum Comic des Jahres 2019 in den Niederlanden gekürt.

Während die Zeitschrift Millennium dringend nach neuen Geldquellen sucht und die Anschuldigen der schwedischen Rechtsaußen gegenüber ihrem Redakteur nicht gerade hilfreich sind, versuchen dieser und Lisbeth weiterhin herauszufinden, wie das Verschwinden einiger Hacker zu erklären ist und wer darin verwickelt sein könnte. Versuchung ist der zweite Teil eines neuen Dreiteilers der Millennium-Saga von Sylvain Rumberg in Anlehnung an die Originalgeschichten, sehr düster umgesetzt von Belén Ortega, der teilweise stark, fast schon karikaturenhaft überzeichnet, dadurch aber den Großstadtdschungel gut auf das Papier bannt.

Der Abschied

Sauvage verabschiedet sich vorerst wieder von den Seiten des ZACK. Yann hat ein ansprechendes Western-Szenario geschrieben, dass die Verrohung eines jungen, naiven Offiziers schildert. Unerwiderte Liebe, Rache und Selbstmitleid sind die Ingredienzien, die einen Schlächter entstehen lassen. Auch die junge Esmeralda muss sich im Kloster ihres Lebens erwehren und setzt auch den Cliffhanger für das kommende Album.

Und sonst?

Dazu kommen natürlich wieder die Kurzgeschichten: Genial „Dosenfutter“ aus der Serie Tizombi, Parker & Badger sowie der Vater der Sterne nicht besonders herausragend. Der achte Teil der Reihe über Comicverfilmungen von Bernd Hinrichs ist kurzweilig und informativ wie immer und Gideon Falls ist ein neuer preisgekrönter Mystery-Thriller, der vorgestellt wird.

Freunde des Motorsports konnten sich bereits freuen, dass Michel Vaillant nun komplett in der ZACK-Edition vorliegt. Ab dem kommenden Monat ist das aktuelle Album der zweiten Staffel in der Vorveröffentlichung.

Dazu passen die aktuellen Mod-lastigen Töne von The Rifles und ein 2-Tone American Pale Ale.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

P & J Graton – Michel Vaillant komplett

Band 64 Operation Mirage

Story: Philippe Graton
Zeichnungen: Jean Graton, Studio Graton

Originaltitel: Opération Mirage

ZACK-Edition

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-86462-157-4

Herzlichen Glückwunsch

Erstmals liegt mit dieser Veröffentlichung die gesamte Serie Michel Vaillant einheitlich und komplett auf Deutsch vor! Was vor 14 Jahren mit dem Band 52 „F 3000“ begonnen hatte, ist jetzt abgeschlossen. Im schönen und regelmäßigen Abstand von 2 Monaten sind zunächst die auf Deutsch noch unveröffentlichten Alben des ZACK-Helden erschienen und dann nach und nach die bereits bei Carlsen, Koralle, EHAPA und Seven Islands publizierten Bände. Wer mitgesammelt hat konnte sich seine MV-Sammlung aufbauen und seit 2014 sogar um die im gleichen Design erscheinende zweite Staffel der neuen Abenteuer ergänzen.

Michel Vaillant umringt von Kollegen

An einigen Stellen im Internet ist bereits laute Kritik daran geäußert worden, dass die Bände nicht nachgedruckt werden und somit die Serie ja nicht komplett lieferbar wäre. Ich denke, dass man nicht außer Acht lassen sollte, dass der erste Band im Original 1959 veröffentlicht worden ist, der letzte 2006 und dass deshalb eine Kalkulation durchaus den wirtschaftlichen Erfolg eines Nachdrucks anzweifeln darf. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit als e-comic. Ein Print-on-Demand würde ob des notwendigen Verkaufspreises eher keine Lösung sein. Zumindest die aktuellen Bände sind aber lieferbar.

Immerhin 49 der Bände beinhalten zusätzliche redaktionelle Seiten mit Informationen von Gerhard Förster, Frank Neubauer, Anselm Blocher, Jürgen Veile und Wim Simons, die in die einzelnen Geschichten einführen, Details und Hintergründe aus dem echten Leben beisteuern und nicht zuletzt auch Fotos und Zeichnungen ergänzt haben. Auch wenn nicht alle Bestandteile der französischen Integralausgabe hierzulande veröffentlicht worden sind, auf diese Seiten kann der Mosaik Verlag stolz sein!

Der Verlag hat im Übrigen angekündigt, dass noch nicht Schluss sei und noch eine Überraschung warten würde – seid gespannt! Mehr Infos auf comix-online sobald möglich. Für Julie Wood bleibt aus (erneut wirtschaftlichen Überlegungen) allerdings nur eine möglichst große Nachfrage bei Finix. Vielleicht können die fehlenden Bände der Gesamtausgabe ja dort den Weg in das Programm finden! Ihr könnt gerne im Kommentarfeld eure Meinung zu dieser Idee kundtun.

Die Werksspionage in der Autoindustrie und ihr „Held“

Hans Lehmann ist die reale Figur, der Philippe Graton als Lans Hellman seine Referenz erwiesen hat. Der deutsche Fotograph war der Schrecken der Automobilfirmen und hatte sowohl als Paparazzi als auch als mit illegalen Methoden arbeitender „Spion“ einige Errungenschaften bereits veröffentlicht, bevor die Hersteller ihr eigenes Marketing hatten ablaufen lassen können. Für die jeweiligen Firmen kann das einen Verlust von mehreren Millionen $ bedeuten!

In Operation Mirage geht es aber auch um das Design der Fahrzeuge und vor allem um die Tests, die vor Marktreife durchlaufen werden müssen: Wie verhält sich ein am Reißbrett entworfenes Fahrzeug im „richtigen“ Straßenverkehr, wie bei extremer Kälte oder Hitze?

Michel übernimmt dabei die Rolle für seinen Bruder Jean-Pierre, den Test des neuen GT von Vaillante durchzuführen und vor allem, dabei die Geheimhaltung zu bewahren. Es scheint aber einen Maulwurf zu geben, denn immer ist Lans Hellman schon da und macht seine Fotos…

Die Umsetzung

Phillipe Graton hat – wie immer – seine Hausaufgaben gemacht und präsentiert eine spannende Spionagestory, garniert mit Einblicken in das Verhältnis der zwei Brüder Vaillant und auch in das Eheleben von Michel and Francoise. Lesenswert auch Abseits eines Faibles für Motorsport! Es gibt immer noch das Vorurteil, dass sich die Reihe qualitativ im Laufe der Zeit immer weiter verschlechtert habe. Dem ist allerdings entschieden zu entgegnen, dass mit Übernahme der Szenaristentätigkeit durch Phillipe die Geschichten den besten von seinem Vater mindestens gleichwertig geworden sind.

Auch zeichnerisch ist an diesem Band nichts auszusetzen! Christian Papazoglakis und Frédéric Pauwels haben den Stil Jean Gratons sowohl in den bewegten Fahrszenen als auch mit stehenden Figuren gut umgesetzt. Die eine oder andere Unsicherheit gegenüber den Model-Sheet bezüglich der Gesichter verrät, dass der Altmeister auch nicht mehr die Zeichnung der Gesichter durchgeführt hat. Insofern deutet sich hier die zweite Staffel schon an.

Die Wertung

Michel Vaillant als Serie hat eine klar definierte Zielgruppe und doch gehen viele der Bände – so auch dieser – in ihrer Konzeption und Thematik weit darüber hinaus: Geschichte und Ökonomie (53 – Nacht von Carnac), Events und Terrorismus (63 – Cairo) oder aber Werksspionage wie in diesem Band sind Themen nicht nur für 14-jährige Jungen! Wer die Serie nicht kennt, sollte also ruhig mal einen Blick in diesen Klassiker riskieren! Der aktuelle Band 8 der zweiten Staffel startet übrigens in ZACK 254.

Mit einem Tusch für die vollbrachte, mustergültige Veröffentlichung der Michel Vaillant-Alben (es gibt noch ein paar Dossiers und Kurzgeschichten-Bände) und für dieses spannende, auch allein und außerhalb der Rennsportbegeisterten lesbare, und damit perfekte Abschlussalbum passen zur Begleitung der Lektüre nur Champagner und Desmond Dekker!

Abbildungen © 2020 Graton Editeur/Jean and Phillipe Graton und MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

ZACK 252

ZACK 252 (Juni 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Chefkoch Georg F. W. Tempel hat gleich zwei neue Kreationen auf dem Menuzettel dieses Monats: Zum einen startet der zweite Teil von Haute Cuisine mit dem Hauptgang! Die beiden Autorinnen Lehericey und Desmarès erzählen die Geschichte von Chef Lejeune und seiner Frau Balta weiter. Zwar haben sie ihren ersten Stern erhalten, die Beziehung scheint jedoch gestört und der übermäßige Ehrgeiz ist sicherlich nicht hilfreich! Wie schon bei der Vorspeise wird das Gericht gekonnt umgesetzt von Brahy.

Dazu kommt ein neuer Western, Der Sheriff! Jérôme Felix hat schon das ein oder andere Szenario auf den Markt gebracht, allerdings noch keinen Western. Er erzählt von Russel, seinem Ziehsohn Bennet und ihrem Partner Kirby. Die Drei haben begriffen, dass die große Zeit der Cowboys und der Viehtriebe vorbei ist. Überall entstehen Bahnhöfe und die Eisenbahn übernimmt den Transport der Herden. Die Zeichnungen zu diesem Abgesang liefert Paul Gastine: realistisch, detailverliebt und zum Beispiel in der Darstellung von Orson doch erkennbar eigen. Ein echter Hingucker und eine neue Perle im ZACK!

Die Fortsetzungen

Die Mai-Morde von Eric Heuvels nach einem Roman von Jacques Post sind etwas länger als das übliche Standardformat und dementsprechend laufen sie auch in mehr Fortsetzungen. Der vierte Teil lässt Henk und Lene neue Details entdecken. Sie sind aber immer noch nicht im Klaren darüber, was Moret, Flenter und Dechy eigentlich wollen, doch das Fahrtenbuch von Henks Vater enthält wichtige Hinweise. Währenddessen muss der Spion Flenter dem Sicherheitsdienst Rede und Antwort stehen.

Ein paar Seiten weiter versuchen Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist ihren Verfolgern zu entkommen. In der Millennium Saga geht es um investigativen Journalismus, die Versuche von Rechtsaußen, Schweden in eine bestimmte Richtung zu drücken, und die Zusammenarbeit von Teilen der Sicherheitsbehörden mit den Rechtsradikalen. Sylvain Rumberg hat mit Versuchung einen spannenden, harten Thriller geschaffen, der von Belén Ortega mit schnellen Schnitten und Tempiwechseln umgesetzt wird. Die Farben sind dabei genauso düster wie das Thema! Leider gelingen die Gesichter nicht immer.

Schließlich beschließt ein zweiter Western das aktuelle Heft: Esmeralda muss in Sauvage erkennen, dass das Leben in einem Nonnenkloster alles andere als angenehm ist. Währenddessen geraten Felix und seine Mannen in einen Hinterhalt. Spannende Story von Yann über die Wirren in Mexiko mit vielschichtiger Story und genügend Informationen zum geschichtlichen Hintergrund. Auch die Zeichnungen von Félix Meynet sind routiniert wie immer!

Und sonst?

Dazu kommen Gags mit Parker & Badger, Tizombi und dem Vater der Sterne, News und Besprechungen sowie Interviews zu der Adaption von Kai Meyer’s Krone der Sterne und den Illustrationen von Charles Vess zu LeGuinn’s Erdsee.

Das Menu des Monats Mai hat (wieder) ein ordentliches Trinkgeld verdient: Super Essen, fein komponiert und ansprechend dargeboten!

Zur Begleitung empfehle ich einen leichten Rosé sowie Tim Timebomb and Friends!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

P & J Graton – Michel Vaillant 63

Kairo

Story: Philippe Graton
Zeichnungen: Jean Graton, Studio Graton

Originaltitel: Cairo

ZACK-Edition

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-86462-156-7

Der Sommerurlaub in fernen Ländern wird dieses Jahr wohl ausfallen müssen, aber der aktuelle 63. Band der ersten Staffel von Michel Vaillant bringt uns nach Afrika, mitten in die Rallye Dakar – Kairo. Der Vorläufer dieses Rennens, die Rallye Paris – Dakar war bereits das Thema von Band 41. 1982 hatte Philippe Graton gerade seinen Militärdienst abgeleistet und war mit der Kamera unterwegs um für seinen Vater die Dokumentation zu erstellen. 18 Jahre später sollte er erneut mit der Kamera dabei sein, dieses Mal allerdings zur Vorbereitung seines eignen Szenarios.

Die Rallye Dakar – Kairo 2000

Zur guten Tradition der Serie gehört es, dass das wirkliche Renngeschehen, der Tross, die Sicherheit und alles andere die Basis der Erzählung bilden. Mag es um die Jagd auf Gangster gehen, die Beziehungen der Akteure im Vordergrund stehen oder aber wie hier die Machenschaften skrupelloser Privatsender für die Einschaltquoten über alles gehen, das Szenario ist immer perfekt recherchiert. Mehr zur Serie hier.

Auch in diesem Fall werden den Leser*innen daher sehr viele Informationen rund um das Rennen mitgegeben: Welche Fahrzeug-Kategorien dürfen teilnehmen, wie viele Menschen gehören zum Tross (und es sind wirklich erstaunlich viele, nämlich annähernd 2000!) und wieviel Liter Kraftstoff wurden ausgegeben. Natürlich werden auch wieder einige der teilnehmenden Prototypen en Detail vorgestellt und die Vorbereitung der Fahrer*innen genau beschrieben.

Das Ganze – fast schon im Stil einer Reportage aufgezogen – ist aber trotzdem nur Begleitmusik zur Story: Vaillante hat zwei Teams gemeldet und auch Jacky Ickx fährt zusammen mit seiner Tochter Vanina mit. Zum späteren Leidwesen aller Beteiligten sind aber auch die Texas Drivers mit Hawkins, Cramer und Payntor dabei. Unterstützt werden sie von Vince Hummer, der die drei noch überbieten kann.

Wie auch bei der echten Rallye 2000 lassen sich Sport und Politik nicht immer trennen. Einerseits gibt es Kritik an dem Monsterunternehmen, zu dem sich das ursprüngliche Event für Amateure entwickelt hat. Zwar wird der angefallene Müll gesammelt und verbrannt, der ökologische Fußabdruck ist aber trotzdem gewaltig und Korruption im Gefolge des Trosses nicht zu verhindern. Zudem kam in jenem Jahr noch die Bedrohung von islamistischen Terroristen hinzu: Die Etappen quer durch Niger wurden gecancelt und alle Personen, Fahrzeuge und Gegenstände per Luftbrücke nach Libyen geflogen.

Die Umsetzung

War Jean Graton noch kritisiert worden, dass seine Szenarios im Laufe der Zeit an Qualität eingebüßt hätten, machte sein Sohn Philippe es deutlich besser. Einerseits hat er es geschafft, genau die gleiche Sorgfalt und Detailtreue in der Darstellung der Rennwirklichkeit beizubehalten, andererseits sind die Stories aber wieder lesbar und spannend. Der Lärm der Motoren und die Ehrfurcht vor den Aktiven aber auch vor den Unbillen der Natur – Hitze, Weite und Tierwelt – sind deutlich spürbar. Gleichzeitig scheut sich Graton aber auch nicht, die kriminellen Aktivitäten der Texas Drivers auf ihre Auftraggeber zurückzuführen und eben auch auf den Willen des verwöhnten TV-Publikums, das spektakuläre Bilder sehen will.

Wer möchte, kann auch eine Verbeugung vor dem Altmeister der klaren Linie und dem von ihm gegründeten Magazin suchen, das Michel Vaillant lange Zeit eine Heimat war.

Die Zeichnungen werden zwar noch Jean Graton zugeschrieben, tatsächlich hat er aber eher überwachende und beratende Funktionen gehabt; die tatsächlichen Zeichner waren Christian Papazoglakis und Frédéric Pauwels sowie Guillaume Lopez für die Fahrzeuge. Die beiden waren erst kurz vorher eingestiegen und haben sowohl die Akteure als auch das Ambiente sehr gut hinbekommen. Die Zeichnungen sind sehr dynamisch, die Szene mit dem Elefanten grandios und die Integration dieser Menge an Text muss man auch erst mal hinbekommen!

Die Wertung

Obwohl dieser Band schon 20 Jahre alt ist, atmet er keineswegs den Geruch des etwas Angestaubten aus. Spannend, gut komponiert und auf der (damaligen) Höhe der Zeit. Für die Generation ZACK daher zu Recht immer noch sehr gut lesbar und definitiv (im Gegensatz zu ein paar Durchhängern in den 50-er Nummern) nicht nur Komplettsammlern zu empfehlen. Die heute 14-jährigen erreicht die Geschichte aber eher nicht mehr. Alle irgendwie an Motorsport Interessierten sollten aber auf jeden Fall einen Blick in die neue, zweite Staffel werfen!

Die Ausgabe an sich in der ZACK-Edition ist aber perfekt! Neben gutem, nicht zu glänzendem Papier gibt es zwei zusätzliche redaktionelle Seiten mit vielen Informationen rund um Kairo und ein paar Bildern. Zudem fehlt jetzt nur noch ein Album und Michel Vaillant liegt erstmals komplett und einheitlich mit allen 70 Bänden der ersten Staffel (und bereits sieben der neuen Serie) auf Deutsch vor. Für alle, die mal reinschnuppern wollen, definitiv eine gute Möglichkeit!

Dazu passen am Besten die Skatalites, etwa mit in Orbit und viel Mineralwasser und 5 Gramm Salz.

Abbildungen © 2020 Graton Editeur/Jean and Phillipe Graton und MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

ZACK 251

ZACK 251 (Mai 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Millenium kehrt zurück in das ZACK und startet mit Teil 2 Versuchung. Plague, einer der versiertesten Hacker Schwedens, hat die Hacker Republic verlassen. Seine Funkstille macht Lisbeth Salander misstrauisch und so versucht sie zusammen mit dem Journalisten Mikael Blomkvist herauszufinden, wo er sich aufhält. Dieser schreibt an einer Story über Schwedens Rechte und die SÄPO. Schon bald müssen sich die beiden eines Angriffs von Maskierten erwehren. Sylvain Rumberg trifft den Ton der originalen Geschichten weiterhin sehr gut und liefert einen tollen Thriller ab, der von Belén Ortega düster und hart umgesetzt wird. Hohes Niveau und eine Bereicherung des Spektrums.

Ebenfalls erstmals dabei ist Spaghetti, eine ursprünglich aus der Feder von Dino Attanasio und René Goscinny stammende Serie. Im StripGlossy sind bereits einige neue Geschichten von Frans Hasselaar erschienen, die von Daan Jippes umgesetzt worden sind. Funnyspass garantiert. Der heutige Dreiseiter zwingt den Helden der Serie, Pizza auszufahren und stellt ihn vor einige Prüfungen.

Die Fortsetzungen

Yann lässt in seinem Western Sauvage die kleine Esmeralda in eine ungewünschte Umgebung verfrachten: Sie hat zu viel genervt und wird dem Orden der Karmeliterinnen übergeben. Felix lässt dieses geschehen und bittet darum, an die Front versetzt zu werden. Meynet liefert routinierte Zeichnungen ab, die weiterhin in der Kolorierung nicht meinem Geschmack entsprechen.

Auch die Morde im Mai nehmen Fahrt auf: Während in der Story von Jacques Post in Rotterdam klarer wird, welche Verbindungen zwischen dem Agenten und der Polizei bestehen und der Held eine Verbündete gewinnt, planen die Deutschen den Einmarsch. Eric Heuvel beweist, dass er einer der bekanntesten niederländischen Comic-Zeichner ist und einer der führenden Vertreter der Ligne Claire! Zur Spannung trägt IMHO wesentlich bei, dass die Geschichte zwei Zeitebenen hat: Die der Untersuchungskommission von 1948 und die der untersuchten Handlung 1940.

Natürlich haben Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne wieder ihren Auftritt. Dazu kommt der schon siebte Teil der Serie über Verfilmungen frankobelgischer Comics von Bernd Hinrichs und eine Einführung in Locke & Key, eine Horror-Serie von IDW.

Die Abschiede

Gleich zwei Serien verabschieden sich erstmal wieder: Den Anfang macht Rani, die Serie über eine junge Französin, die von ihrem Halbbruder um ihr Erbe gebracht werden soll. Der adelige Scharlatan spielt ein mehrfach falsches Spiel, das zu einem echten Cliffhanger führt. Gute Unterhaltung des Altmeisters Jean van Hamme in der Umsetzung von Francis Vallès. Da die Folgebände im Original schon erschienen sind, ist auf eine baldige Fortsetzung zu hoffen.

Rick Master ist nicht nur einer der ältesten ZACK-Helden, sondern auch einer derjenigen, die stark modernisiert worden sind. In seinen neuen Abenteuern von Zidrou spielt seine Freundin Nadine eine deutlich größere und aktivere Rolle als in der klassischen Serie. In Für Frankreich gefallen ermitteln sie und Rick eigentlich parallel. Simon van Liemt setzt das in seinem eigenen Stil um, der genügend Referenzen an Tibet enthält um alte Fans zufriedenzustellen, der Serie aber trotzdem ein modernes, jugendliches Flair verpasst hat.

Das alte ZACK hatte sich mal den Untertitel „Das europäische Comic-Magazin“ verpasst. Mir würde immer noch keine treffendere Kurzbezeichnung einfallen. Dazu empfehle ich die sehr kurzweiligen Klänge von The Muffs und ¾ trockenen Prosecco mit ¼ Rhabarbersaft.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

mosaik 532 – April 2020

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 532

Spuk unter Palmen

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag


Kleinformat | 48 Seiten | Farbe | (einmalig) 3,80 € 
ISSN: 
0323-8857

Das mosaik ist eines der wenigen Printmagazine im (auch) Jugendbereich, das seine Auflagenhöhe über die Jahre hinweg nicht nur halten, sondern sogar ein wenig ausbauen konnte. In der relevanten Verkaufsstatistik liegt es damit mittlerweile hinter dem Lustigen Taschenbuch auf dem zweiten Platz. Das Konzept ist seit Jahren gleich: die drei Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax werden per Zeitsprung in eine bestimmte Region zu einer bestimmten Zeit transportiert und erleben dort ihre Abenteuer. Begleitet werden die Comics dabei von Wissensschnipseln, Versuchen, Museumshinweisen etc. um den Leser*innen nicht nur historische Hintergründe zu erklären, sondern auch zu spielend erlerntem neuen Wissen zu verhelfen.

In diesem Monat startet die 20. Zeitreise, die die jungen Helden in die Südsee gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlägt. Ein Paradies mögen jetzt viele denken und für die atemberaubende Natur stimmt das sicherlich auch. Die Veränderungen durch die Zunahme des weltweiten Handels und der Kolonialisierung unter anderem durch das Deutsche Kaiserreich waren aber nicht immer einfach.

Das erste Heft

Die drei Kobolde fallen der Besatzung der „Heiderose“ buchstäblich vor den Bug und dürfen das Schiff entern. Die Besatzung ist in Aufregung, denn ein Geist scheint sich auf dem Handelsschiff eingenistet zu haben, und es gelingt den dreien, einen Deal auszuhandeln: Bringen Sie die verschwundene Mütze des Kapitäns zurück, werden sie nicht an Land gesetzt…

Mit dieser stimmungsvollen Einführung der Gegend und der Grundlagen des Kopra-Handels werden die Leser*innen auf die kommenden Geschichten eingestimmt: es gibt eine große Konkurrenz unter den Schifffahrtsnationen um Kopra, das getrocknete Fruchtfleisch von Kokosnüssen. Wie immer steht zu befürchten, dass es bei diesem Wettbewerb nicht immer fair zugeht und dass sowohl Einheimische als auch Handeltreibende darunter zu leiden haben werden.

Daneben gibt es aber natürlich auch die spaßige Seite: Der Ursprung der mysteriösen Vorgänge – so viel sei verraten – ist natürlich keinesfalls übernatürlich und wird noch für viele beinahe Nervenzusammenbrüche sorgen.

Die Beilage

Mittlerweile fast schon traditionell wird der Start in eine neue Welt von einer Beilage begleitet: Die Karte zeigt die Inselwelten der Südsee und führt in Tierwelt aber auch in geografische Besonderheiten ein. Und: Wer von euch könnte aus dem Stehgreif den Unterschied zwischen Melanesien, Polynesien und Mikronesien erklären und dann auch noch Neuseeland richtig verorten?

Die Möglichkeit für einen Neueinstieg! Tipp: Im Heft sind Hinweise für magische Momente versteckt! Mit Hilfe einer App können so weiterführenden Infos und Beiträge abgerufen werden.

Dazu passen „What a wonderful world“ von Israel Kamakawiwoʻole und ein Maracuja-Kokosnuss-Shake!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

ZACK 250

ZACK 250 (April 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Ich möchte mit einem Gratulationstusch starten: mittlerweile hat das „neue“ ZACK 250 Ausgaben geschafft und das Startpublikum der Koralle-ZACK-Aficionados deutlich erweitert! Viele neue Serien haben Eingang gefunden und aktuell scheint sich eine – aus meiner Sicht sehr erfreuliche – Kooperation mit dem niederländischen StripGlossy anzudeuten, werden die Morde im Mai doch mindestens von Spaghetti, vielleicht auch von den Macaronis begleitet.

Gefeiert wird das Jubiläum übrigens mit einem Variantcover für Abonnenten mit einer erotischen Szene aus Empire USA.

Der Neustart

Keine Landschaft auf einem fernen Planeten sondern in Mexiko!

Sauvage hat gerade den dritten Platz in der Wahl des ZACK-Helden 2019 belegt und die neue Episode Esmeralda wurde von vielen erwartet. Der Text von Yann ist dabei sicherlich spannend, verknüpft er doch die Ereignisse Mitte der 60-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Mexiko mit den persönlichen Schicksalen der handelnden Personen und spielt dabei sehr geschickt mit persönlichen „Skills“ wie Naivität oder Skrupellosigkeit. Gleichzeitig wird die Kritik an der politischen Führung, etwa wegen des Befehls, keine Gefangenen mehr zu machen, sondern die Gegner noch auf dem Schlachtfeld zu erschießen, deutlich! Die Zeichnungen von Meynet sind aber zumindest in dieser von ihm selbst erledigten Kolorierung einfach nicht mein Favorit.

Die Fortsetzungen

Bisher fehlte die Leiche in dem aktuellen Abenteuer von Rick Master, nun ist sie da und auch bereits identifiziert. Das Motiv bleibt aber noch rätselhaft. Gleichzeitig wird in Für Frankreich gefallen aber auch deutlich, dass Rick beim Militär wenig Freunde hat und so hat Simon Van Liemt die ungewohnte Verpflichtung, den Helden seitenlang mit einem Veilchen darzustellen. Zidrou hat aus dem etwas altbackenen Liebling aller Schwiegermütter und noch mehr aus seiner Geliebten Nadine moderne Held*innen gemacht, denen man die kriminalistische Ader abnimmt.

Die History-Serie Rani von Van Hamme & Alcante nimmt Fahrt auf. Ging es bisher eher darum, dass die Heldin zeitbegingt ihrem ekligen Halbbruder hoffnungslos ausgeliefert ist, kommen nun politische Bezüge hinzu. Wie so oft gilt, dass der Böse nicht nur seine Familienangehörigen verrät, sondern auch kein ungetrübtes Verhältnis zu seinem Land hat. Francis Vallès darf dabei zeigen, wie gut er neben Kompositionen auch Landschaften und Gebäude zeichnen kann. Wie gut, dass es von dieser Serie bereits mehrere Folgen gibt.

Henk Maalbeck muss den ersten der Morde im Mai, nämlich den an seinem Vater, mitansehen. Trotzdem ist noch nicht wirklich klar, wie groß die Sache eigentlich ist. Auf jeden Fall ist schon mal deutlich, dass Deutsche die Verteidigung Rotterdams ausspioniert haben und wichtige Dokumente den Besitzer hätten wechseln sollen. Eric Heuvel hat den Roman von Jaques Post sehr stimmig in Bilder übertragen und so ist dieser Comic nicht umsonst bei unseren westlichen Nachbarn sehr erfolgreich gewesen.

Dazu kommen die witzigen Parker & Badger und Tizombi sowie neben dem Schlussstrip auch eine ganzseitige Episode des Vaters der Sterne. Zumindest für letzteren täte Abwechslung gut. Die Artikel featuren eine neue Netflix-Serie von DreamWorks und bringen ein interview mit Phillipe Aymond zu den neuen Abenteuern von Bruno Brazil – lesenswerte Abwechslung!

Der Abschied

In Empire USA wird der Teil 2.2 beendet und Jared ist mit seinen Untersuchungen zum Tod seines Freundes noch nicht wesentlich weiter. Immerhin ist deutlich geworden, dass die russischen Oligarchen keine einheitliche Gruppe darstellen, sondern sich verschiedenen Nachfolgegruppen der alten Nomenklatura angeschlossen haben. Spannender Thriller von Stephen Desberg mit realistischen Zeichnungen von Alain Queireix in anspruchsvollem Layout.

Variantcover mit Szene aus Empire USA

Sollte das ZACK dieses hohe Niveau halten können, dürfte der nächste Meilenstein (Ausgabe 293 und damit mehr Ausgaben als das „alte“ ZACK) leicht zu schaffen sein!

Dazu passen natürlich zum Anstoßen ein Glas Champagner und die alten No Doubt!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

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