Stark, Headline/Kieran – Parker

Eine Falle für Parker

Story: Doug Headline nach dem Roman von Richard Stark

Zeichnungen: Kieran
Originaltitel:
 The Sour Lemon Score

schreiber & leser

Hardcover | 112 Seiten | dreifarbig | 22,80 €
ISBN: 
978-3-96582-197-2

Cover Eine Falle für Parker

Kriminalgeschichten gehen immer und können auch nicht wirklich zu alt werden. Aktuell werden zum Beispiel gerade fast 100 Jahre alte Romane von Georges Simenon als Comic adaptiert. Die Romane von Richard Stark (Pseudonym von Donald E. Westlake) über Parker wurden dagegen „erst“ zwischen 1962 und 2008 verfasst. Im Gegensatz zu vielen anderen Reihen, die Ermittler*innen zum Helden haben, ist Parker ein Krimineller: knallhart, hartgesotten, aber doch menschlich.

Ein Mann spielt falsch

Drei Männer verabreden sich zu einem Banküberfall. Da ein Fahrer als vierter Mann gesucht wird, schleppt Benny Weiss, ein alter Weggefährte, Uhl an. Obwohl die anderen kein gutes Gefühl haben, lassen sie sich darauf ein und führen den Überfall aus. Anders als geplant ist die Beute allerdings relativ gering. Noch am selben Abend erschießt der Neue zwei der Komplizen und verfehlt Parker nur knapp. Dieser kann zwar flüchten, muss sich aber nun mittel- und waffenlos durchschlagen.

Natürlich steht ihm der Sinn nach Rache und so macht er sich sofort auf die Suche nach dem Neuling. Zwar kommt er ihm langsam auf die Spur, setzt aber auch einen anderen von Uhl Betrogenen auf dieselbe. Während Parkers Methoden noch einigermaßen okay-isch sind, kennen die anderen Gangster keine Gnade. Daraus entwickelt sich unter anderem die titelgebende Falle für Parker.

Eine Falle für Parker page 17

Wie es so kommen muss, geraten dadurch auch Unschuldige ins Visier, am Rande Beteiligte müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollen und wie hoch sie ihre Risikobereitschaft einschätzen. Die per se schon sehr spannende Story wirkt auch als Comicszenario; Doug Headline gibt – wie auch z.B. in Nada – Tätern wie Opfern Persönlichkeiten und lässt die extensive Gewalt nicht die Hauptrolle übernehmen.

Hommage an Darwyn Cooke

Die Zeichnungen von Kieran lassen sich durchaus als Hommage an die beiden vor rund 10 Jahren auf Deutsch erschienenen Graphic Novels von Darwyn Cooke (aktuell neben anderen in der Martini-Edition ebenfalls bei schreiber & leser erhältlich) lesen, sind aber komplett eigenständig. Harte Konturen in Schwarz, teilweise ergänzt durch Striche oder kleinere Flächen, blaue Füllungen und dadurch geschaffener Weißraum illustrieren die Geschichte. Diese zunächst nicht besonders einladende Gestaltung erschafft einen Sog, der einen nicht wieder loslässt und in der Story hält.

Obwohl nur mit beschränkten Mittel erzeugt, sind die Bilder ungemein realistisch, atmen aber gleichzeitig ein gewisses nostalgisches Flair aus, das zu der amerikanischen Mittelklasse, die den gesellschaftlichen Hintergrund bildet, passt. Man sieht den Rasenmäher nicht, hört nicht das Klicken der Eiswürfel im Glas, spürt nicht den Glauben an den amerikanischen Traum und nimmt doch genau diese Elemente wahr. Ein echter Tipp!

Eine Falle für Parker page 18

Hard-boiled und erfolglos

Eine Falle für Parker folgt den Genre-Spielregeln: Der „Held“ steckt ordentlich Prügel ein, stellt seine Rache über persönliche Beziehungen, weiß aber doch im Grunde schon am Anfang, dass das Ergebnis nicht das Gewünschte sein wird. Die Gewalt gehört definitiv dazu, ist aber nicht übertrieben dargestellt. Die Zeichnungen sind abseits der Norm und alles andere als durchschnittlich.

Das Hardcover im Albenformat passt zum Inhalt und sowohl Front- als auch Backcover sind stimmig gewählt. Wer also auf klassische Thriller steht, Umgebungen mit einem leicht nostalgischen Flair mag und nicht immer ein Happy End braucht, ist hier genau richtig!

Dazu The Rattles mit Sha-La-La-La-Lee und ein Old Fashioned.

© der Abbildungen 2025 The Estate of Donald E. Westlake | Dupuis, 2025 | 2025 Verlag Schreiber & Leser, Hamburg

Swolfs/Surzhenko – Die Jugend von Durango 3

Captain Owens

Story: Yves Swolfs
Zeichnungen: 
Roman Surzhenko

Originaltitel: Durango – La Jeunesse, Volume 3

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |48 Seiten | Farbe | 17,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-146-1

Cover Die Jugend von Durango 3

Auch Revolverhelden mussten einmal klein anfangen. Das Problem ist nur, dass die meisten von Ihnen nicht lange genug überlebt haben als dass sich jemand für ihre Geschichte interessiert hätte. Bei Durango ist das anders: der Italo-Western-inspirierte Held war schon etabliert and quasi auserzählt, bevor die Jugendserie nachgeschoben wurde.

Das teilweise heftige Finale

Wie so oft entwickelt sich aus einem Akt der Selbstverständlichkeit eine längere Geschichte. Ein junger Kerl sorgt dafür, dass drei tote Cowboys nicht in der Wildnis den Aasfressern überlassen werden, und gerät in einen Konflikt zwischen zwei Rinderzüchtern. Natürlich spielen beide Seiten nicht komplett fair, es gibt aber schon deutliche Unterschiede. Im zweiten Band stirbt einer der beiden Herren.

Der Testamentsvollstrecker erklärt zu Beginn dieser Bandes den beiden Erbinnen des Anwesens, dass sie nur gemeinsam über das Erbe verfügen können. Zudem wird nun klar, warum auch der fremde Killer es auf die Ranch abgesehen haben könnte: Unter dem Farmland wird ein reiches Erdölvorkommen vermutet. Während die ältere, „vernünftige“ Schwester verkaufen will, entschließt sich die jüngere, ihre Pubertät ungebremst auszuleben.

Die Jugend von Durango 3 page 3

In ihrer Wut macht sie einen schwerwiegenden Fehler, der die Karten komplett neu mischt. Vielleicht kann allerdings Captain Owens, ein alter Militärkamerad des verstorbenen Rinderbarons und aktueller US Marshall helfen. Sicher ist allerdings, dass bis dahin viele Fäuste fliegen und Patronen abgefeuert werden. Zudem erfahren wir, wie der junge Spund zu seinem Namen, Durango, gekommen ist. Swolfs hat das Erzählen von Geschichten definitiv nicht verlernt und bewegt sich in diesem Sujet immer noch sehr stilsicher. Zumindest nach heutigem Stand ist die Serie damit abgeschlossen.

Rasanter Realismus

Das Erzähltempo dieses Westerns ist sehr hoch und so überlappen sich die Bilder fast durchgehend. Die Geschwindigkeit passt zu den Situationen: wutgetrieben, emotional aus dem Bauch heraus und gewalttätig. Roman Surzhenkos Figuren sind nicht alle so, einige sind durchaus in der Lage, abzuwägen. Auch sie werden aber von den Ereignissen weiter gepeitscht.

Die Jugend von Durango 3 page 4

Diese Dynamik paart sich mit Charakterzeichnungen, die teilweise überdeutlich erkennen lassen, ob eine Person sympathisch ist oder nicht. Hier könnte den Leser*innen vielleicht etwas mehr Spielraum gewährt werden. Ansonsten ist es aber eine sehr realistische, dynamische Umsetzung die sowohl in den Actionszenen als auch in der Darstellung der typischen Landschaft überzeugt.

Gelungenes Spin-off zu einer erfolgreichen Serie

Bei einem Spin-off stellt sich immer die Frage, ob das reine Melken einer Kuh im Vordergrund steht. Gibt es genügend Fans, die das Neue zumindest ausprobieren, ist eine der Hürden für neue Serien schon einmal genommen. Nicht immer rechtfertigt das Produkt die Vorschusslorbeeren. Die Jugend von Durango transportiert das Italo-Western-Setting erfolgreich in die Jetztzeit. Zusätzlich bietet sie genügend Anknüpfungspunkte für die alten Fans, die nun die Entstehungsgeschichte nachgeliefert bekommen.

Detail Die Jugend von Durango 3 page 11

Sicherlich ist die Serie nicht mit Klassikern wie Blueberry, Jerry Spring oder Comanche zu vergleichen. Sie muss sich gegenüber anderen aktuellen Serien aber auch nicht verstecken und hat durchaus viele Qualitäten! Für Fans des Western-Genres eine uneingeschränkte Empfehlung!

Dazu passen Linkin Park mit „Up from the Bottom“ und ein Rye Whiskey!

© der Abbildungen Editions Soleil, 2024 by Yves Swolfs and Roman Surzhenko | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025

Reddition 81 – Autos im Comic

Über eine sich ändernde Beziehung

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Cover Reddition 81

Autos waren einmal das Sinnbild der Moderne, erlaubten einen schnellen Individualverkehr, der nicht mehr auf Pferde angewiesen war und seine Leistung dennoch in Pferdestärken angab. Aus der anfänglichen Besonderheit wurde Massenware, zu der sich immer auch Luxuseinheiten gesellten. Mittlerweile ist die positive Konnotation nicht mehr selbstverständlich: zu viele Tote und eine sehr negative Umweltbilanz stehen zu Buche.

Die unterschiedliche gesellschaftliche Wahrnehmung des Automobils zeigt sich auch in der Rezeption im Comic: Das Sinnbild der Moderne wurde zum Traum der Massen, der Wunsch nach dem immer Neuen wurde durch das Liebhaberstück, gar den Oldtimer ersetzt, das Auto selbst vom Star zum Gebrauchsgegenstand. Ein Teil dieser Reise wird in der aktuellen Reddition beschrieben.

Die Anfänge und die frankobelgische Hochzeit

In der Einleitung über die Anfänge des Autos im Comic beschreibt Volker Hamann in wie immer gut lesbarer Manier den Wechsel vom Spektakel zum Standard . Von ihm stammt auch der Überblicksartikel über Autos im Magazin Tintin. Nicht nur in der namensgebenden Serie spielten Autos eine herausragende Rolle, die noch heute in mehreren Serien von Modell-Autos ihre Fans findet, auch Rennsportserien wie Michel Vaillant oder die über den autobegeisterten Reporter Rick Master nahmen hier ihren Anfang.

Reddition 81 pages 4, 11

Der wohl bekannteste Comic über einen Rennfahrer – Michel Vaillant von Jean Graton – bekommt natürlich einen eigenen Artikel von Anselm Blocher, der auch auf die neue, zweite Staffel der Serie eingeht. Auch Christian Denayer, der anfangs sowohl bei MV als auch bei Rick Master assistierte und später mit den Draufgängern und Alain Chevallier (im ZACK als Rolf Thomsen) Autos prominent darstellte, wird ausführlich von Bernd Frenz beschrieben.

Stefan Schmatz beschreibt anschließend die Entwicklung beim größten Konkurrenten, dem heute noch erscheinenden Spirou-Magazin mit einem kleinen Franquin-Schwerpunkt und geht anschließend speziell auf Jidehem ein, der mit Starter und Sophie zwei auch bei uns erfolgreiche Klassiker geschaffen hat.

Die Spezialthemen

Was wäre der Überblick wert, wenn er hier aufhören würde? Und so folgen Artikel über Spezialthemen, die das Thema erst rund machen: Volker Hamann widmet sich den Auftritten der Marke Citroën, die jahrelang Comickünstler mit Zeichnungen für Mappen und Kalender beauftragte, und Stefan Schmatz blickt über den Teich auf Johnny Comet von Frank Frazetta und die Hot Wheels-Heftchen. The other Car, das Batmobil, darf natürlich ebenfalls nicht fehlen (Paolo Canappele und Günter Krenn).

Reddition 81 pages 50, 54

Die deutschen Klassiker werden erneut von Stefan Schmatz präsentiert, der an Bumm und den Grafen Trips erinnert, bevor Peter Osterried ein Gespräch mit Peter Mennigen, den Szenaristen ungezählter Bastei-Comics, führt.

Peter Nover wechselt die Blickrichtung und schaut in Gegenwart und Zukunft des Autocomics und präsentiert einen Überblick über aktuelle Comics und Veröffentlichungen, bevor Falk Straub sich Gedanken über das Auto der Zukunft macht. Nicht vergessen darf man natürlich den unerwähnten Sidekick des Autos: meistens notwendig und nur selten erwähnt: Die Straße – Gedanken dazu kommen von Peter Lau.

Ein Highlight!

Nur sehr selten gibt es etwas an dieser Zeitschrift auszusetzen. Natürlich gefallen nicht immer allen alle Themen, natürlich gibt es immer jemanden, der/die eine andere Auswahl getroffen hätte. Qualitativ aber sind die Ausgaben immer top. Bei dieser Ausgabe passt aber alles: Das Thema ist noch nicht bereits hundertfach bearbeitet worden, die Auswahl ist extrem breit gefächert (und sogar Akira findet hier Erwähnung), einige der besprochenen Serien sind (für deutsche Verhältnisse) immer noch sehr erfolgreich und schließlich ist der Gegenstand jeder/jedem bekannt.

Beilage Reddition 81

Die einzelnen Artikel sind detail- und kenntnisreich, aber nicht akademisch geschrieben und die gewählten Abbildungen sind einerseits stimmig, andererseits aber auch eben nicht bereits tausendmal gesehen. Wie immer gibt es dazu für Abonnent*innen eine limitierte Beilage mit einem der neuen Helden, Jacques Gibrat. Definitiv ein Must-Have für alle, die Comics nicht nur lesen wollen.

Dazu passen The Beatles mit „Drive my car” und ein Fahrbier, das alkoholfreie Bier für Autofahrer.

© der Abbildungen Cover © Graton Editeur 2011, 2012 by Jean Graton, sowie bei den jeweiligen Autoren und Verlagen / Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2025

Dufaux/Calderón– Das Haus Usher

Nach dem Werk von Edgar Allan Poe

Story: Jean Dufaux
Zeichnungen: 
Jaime Calderón

Originaltitel: La Maison Usher

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |72 Seiten | Farbe | 19,80 € | 
ISBN: 978-3-98721-441-7

Cover Das Haus Usher

Es ist immer wieder erstaunlich, dass manche Menschen aus einer Story, die mehrfach verfilmt worden ist, als Basis eines Konzeptalbums diente (zu Zeiten, als an CDs noch nicht zu denken war), und auch die eine oder andere Comicadaption beeinflusst hat, etwas Neues zaubern können! Jean Dufaux, wahrlich kein unbekannter Szenarist, traut sich (erfolgreich) dem Klassiker ein neues Gewand zu geben.

Nur ein kleiner Twist …

Irgendwie haben wir alle schon von der Geschichte gehört: ein etwas verwirrter junger Mann kommt mit Gefühlen und Verlusten nicht wirklich klar. Auf ihm lasten Erwartungen eines Familiengeschlechts, der Verlust von gefühlten Sicherheiten und sexuelle Frustrationen. Gemäß dem Alter der Geschichte, die im Anhang übrigens als Original wiedergegeben ist, sind diese Themen allerdings etwas verbrämt, gerade letztere Komponente wird von Poe nur zaghaft angedeutet.

Das Haus Usher page 4

Dufaux, der in Werken wie Murena oder Djinn gezeigt hat, dass ihm diese menschliche Eigenschaft nicht fremd ist, geht das Ganze etwas anders an und gibt der im Original nur etwas ätherisch durch die Geschichte huschenden Schwester des Stammhalters eine deutlich aktivere Rolle. Und auch der Erzähler bekommt eine eigene Story, die ihn deutlich weniger unbeteiligt erscheinen lässt, ja, sogar die Frage nach einer schuldhaften Verwicklung stellt.

Zusätzlich wird der klassische Stoff etwas aufgepeppt und „Netflix“-tauglich gemacht. Es gibt eine Kutsche, die von einem extrem geheimnisvollen Kutscher geführt wird, Erscheinungen, die nicht allen sichtbar sind und sogar gewalttätige Untote. Das Grundprinzip bleibt aber erhalten, der Spannungsbogen stimmt noch immer und der leichte Twist hin zu einem nun expliziten Motiv passt definitiv! So lasse ich mir freie Adaptionen gefallen. Die Übersetzung ist im Übrigen sehr stimmig, nimmt sie doch die altertümliche Tonlage sehr gut auf!

Detail Das Haus Usher page 6

Realistische Bilder

Auch Jaime Calderón ist in Deutschland kein Unbekannter mehr. Seine realistischen Bilder, meistens mit einer sehr erdigen Palette gezeichnet, passen zur melancholischen und düsteren Stimmung des Werkes. Einige Bilder sind extrem gut gelungen, etwa die Umgebung des Landsitzes oder das Verschwimmen der Umgebung während des irren Klavierspiels. Auch die Figuren an sich sind sehr stimmig. Die dargestellten Emotionen sind deutlich und widerspruchsfrei, die Körperhaltungen dazu passend und dynamisch.

Leider wirken manche Panel nicht wie aus einem Guss. Es gibt die guten, detailreichen Hintergründe und die in sich stimmigen Figuren, es fehlt aber ein wenig die Verbindung zwischen beiden Ebenen. Zwar gibt es eine Art Schatten, der aber oft zu wenig detailliert ist. Außerdem sind die Outlines etwas zu dick. Aber, das ist ein Jammern auf hohem Niveau!

Das Haus Usher page 8

Gut gelungene, eigenständige Interpretation!

Das Haus Usher ist viel mehr als eine wiederholte Kopie des (vortrefflichen) Originals! Es wechselt nicht nur die Perspektive, es setzt auch andere Schwerpunkte. Damit gibt es dem eigentlichen Opfer endlich mehr Raum und macht die Tätereigenschaften der anderen deutlicher. Das ist sehr gelungen! Dafür verzeihe ich auch gerne die Untoten, die zwar nicht stören, die aber auch nicht hätten sein müssen. Ich verstehe, dass heutzutage andere Reize gesetzt werden müssen und hier sind sie durchaus verträglich hinzugefügt worden.

Das Splitter-typische Format bringt die Zeichnungen sehr gut zur Geltung, die originale Geschichte im Anhang ist zudem mit nicht kolorierten Details aus dem Comic illustriert. Für Fans des klassischen Horrors (oder Grusels), die für Adaptionen offen sind, ein sicherer Tipp! Für die junge Generation auf jeden Fall eine Anregung, sich auch auf „Standbilder“ einzulassen.

Dazu passen natürlich Alan Parsons Project mit ihren sehr eigenwilligen „Tales Of Mystery And Imagination Edgar Allan Poe“ und ein schwerer Bordeaux!

© der Abbildungen Editions Delcourt – 2023 by Jean Dufaux and Jaime Calderón | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025

Sensationsjournalismus und kulturelle Mission

ZEBRA-Newsletter – Zweiter Sammelband: 2013 – 2019

Herausgeber: ZEBRA-Redaktion
ZEBRA c/o Georg K Berres oder GoGer att web.de
Din A4 geheftet | 64 Seiten | s/w | 8,00 €
ISBN/ISSN: n/a

Cover ZEBRA-Newsletter Zweiter Sammelband

Alle sechs Monate hat die in Köln ansässige ZEBRA-Redaktion einen Newsletter verschickt mit neuen Zeichnungen, Comics, Reportagen, Tratsch und Klatsch über die deutsche Independent-Comic-Szene und die Familientreffen, genannt Comic-Börsen. Dazu kommen regelmäßige Sonderbände und Hefte.

Der ZEBRA-Sonderband 27 enthält die Ausgaben 25 bis 38, endet also noch vor den Einschränkungen und Besonderheiten der Corona-Ära. Trotzdem kann man schon merken, dass die Szene sich ändert, Börsen mit Zeichner*innentischen immer seltener werden und große, offizielle Meetings wie die Frankfurter Buchmesse oder die Essener SPIEL das gehypte neue Kind wieder in die Schmuddelecke verstoßen. Wie gut, dass es wenigstens ein paar wiederkehrende Ereignisse gibt, von denen man immer wieder berichten kann.

Natürlich wird auch auf alle während dieser Jahre erschienenen ZEBRA-Publikationen hingewiesen, so dass sich das Dokument der Zeitgeschichte auch dazu eignet, eigene Lücken zu erkennen und über die Bestelladresse zu schließen. Wer die Menge an Text nicht unbedingt komplett lesen möchte, kann sich dank des hervorragenden Index direkt zu dem gewünschten Newsletter begeben. Spaß macht es aber, das Werk von vorne bis hinten zu lesen!

Dazu passen alte deutsche Fun-Punk-Bands, etwa die Goldenen Zitronen, und ein roter Tafelwein.

© der Abbildungen 2013 – 2019 bei den jeweiligen Zeichner*innen und Verlagen c/o ZEBRA-Redaktion, Köln

Dufaux/Theo, Delaby – Murena 12

Tod eines Weisen

Story: Jean Dufaux
Zeichnungen: 
Theo; Philippe Delaby

Originaltitel: Murena : 12. Mort d´un sage

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |64 Seiten | Farbe | 18,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-496-7

Cover Murena 12

Kaum eine Serie geht einerseits so akribisch mit wissenschaftlichen Hintergründen und Erkenntnissen um und nimmt sich gleichzeitig das Recht auf dramatische Darstellungen heraus. Auch in diesem Band finden sich wieder zwei Fußnoten, die darauf hinweisen, dass der wirkliche Tod gegenüber der Story zurücktreten musste. Trotzdem (oder gerade deswegen?) ist Murena eine außergewöhnliche spannende Darstellung Roms unter der Herrschaft Neros.

Wie gewonnen, so zerronnen …

Held dieser Serie ist Lucius Murena. Gleichaltrig mit dem späteren Herrscher Nero wird Murena in das höfische Leben verwickelt. Er spielt zwar mit, versucht aber eigentlich nur, zu überleben. Wer Dufaux kennt, etwa als Szenarist der Reihe Djinn, weiß, dass er immer auch freizügige Elemente in seine Stories einbaut. Früher war Lucius der schönen Lemuria verfallen. Sie hatte ihn gerettet und zum Liebhaber genommen, doch Murena hatte sie für eine andere verlassen.

Murena 12 page 5

Jetzt ist Lemuria wieder in Rom und versucht erneut, Kontakt aufzunehmen. Gleichzeitig scheint ihr Bruder, das Oberhaupt der Pisonen, in eine Verschwörung verwickelt zu sein. Wird Murena das gerade wiedererlangte Vertrauen des Cäsaren wieder verlieren?

Ein weiterer Handlungsstrang entwickelt sich um Seneca, den früheren Lehrer Neros und sein Verhältnis zu Agrippina, der Mutter des Herrschers. Es geht das Gerücht, dass die Kämpferin Hydra in einer Verbindung zu den Beiden stehen könnte. Sie ist nicht nur eine ausgezeichnete Gladiatorin, sondern auch eine Auftragsmörderin. Für Spannung ist in Tod eines Weisen also gesorgt.

Murena 12 page 6

Realistische Fülle

Die ersten beiden Zyklen waren von Philippe Delaby gezeichnet worden. Dieser starb jedoch nach Band 9 und Theo hatte übernommen. Im Stil seinem Vorgänger sehr ähnlich, überträgt er das Leben aus der damaligen Megastadt in sehr anschauliche Bilder. Sowohl Dreck und Armut, Gewalt und Verruchtheit, als auch der Luxus der herrschenden Klasse werden deutlich, und die handelnden Personen, selbst als Staffage, sind glaubhaft.

Und so stehen der verstümmelte Buckelige, die Soldaten, die fetten Senatoren und die ihren Körper einsetzenden Frauen gleichberechtig nebeneinander als Abbilder ihrer Zeit. Und obwohl der Comic keinesfalls aus „hübschen Bildern“ besteht, könnte man fast auf jeder Seite eines finden, dass es Wert wäre, als Druck vertrieben zu werden.

Detail Murena 12 page 9

Eine der besten History-Serien!

Was soll ich sagen? Murena ist eine der besten Serien aus dem History-Segment und definitiv sammelwürdig! Dufaux verknüpft erotische Elemente, historische Fakten und hinzugefügte Details zu einer sehr spannenden Geschichte die Nero von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Man sieht seinen Wandel vom Herrscher mit gut gemeinten Vorstellungen hin zu einem psychopathischen Alleinherrscher, der keine Schranken mehr akzeptiert. Gleichzeitig wird aber auch das Leben in der Stadt selbst nicht ausgeblendet!

Schließlich gibt es auch immer wieder „Einsprengsel“, die jede*n Lateinlehrer*in erfreuen dürften, haben doch immer wieder Philosophen und Künstler ihre Auftritte, die in Fußnoten eingeordnet werden. Zeitgleich mit Band 12 ist auch der sechste Teil der Gesamtausgabe erschienen. Hier werden jeweils zwei Bände mit einem anderen Cover publiziert.

Cover Murena GA 11/12

Dazu passen Bow Wow Wow mit ihrer sehr eigenwilligen Performance und ein Nero Davola!

© der Abbildungen 2024 Dargaud Benelux (Dargaud-Lombard s.a.) by Dufaux, Theo, Delaby | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025

Frohe Ostern wünschen Snoopy

und die Peanuts

Text & Zeichnungen: Charles M. Schulz

Lappan Verlag
Hardcover Kleinformat |  Seiten | S/W & Farbe | 10,00 €
ISBN: 978-3-8303-6449-8

Cover Frohe Ostern wünschen Snoopy

Wenn überall das Chaos die Macht zu übernehmen beginnt, wenn Unvorstellbares alltäglich wird, wenn Angst anfängt, das Leben zu beherrschen, dann hilft nur noch, sich nicht verrückt machen zu lassen. Einen Beitrag dazu kann eine kleine Ablenkung leisten!

Der Osterbeagle ist zurück!

Die Peanuts, vor allem aber Charlie Brown und Snoopy, gehören zum Allgemeingut. Ihr Schöpfer wäre nach heutigen Umrechnungswerten Einkommensmillionär gewesen und die Fangemeinde hat es bisher stetig geschafft, sich zu verjüngen. Was läge also ferner, als auch das Geschenkbuchsegment weiterhin mit Neuigkeiten zu bespielen. Schließlich gibt es genügend Großeltern, Freund*innen und Verwandte, die neben Süßigkeiten auch etwas „Gutes“ zu Ostern verstecken wollen.

Auf 64 Seiten erleben wir die über viele Jahre hinweg entstandenen Strips zu den Themen Frühling und Ostern. Der Osterbeagle hat ein paar Auftritte, die nicht immer für alle glücklich enden, und auch Woodstock darf natürlich nicht fehlen. Erinnert sich noch jemand an die besondere Beziehung des kleinen Helden zu den Kaninchen? Wenn nein, hier wird sie präsentiert!

Part of Frohe Ostern wünschen Snoopy

Neben farbigen und schwarzweißen Gags gibt es auch die Aphorismen, die in keinem Buch dieser Gattung fehlen dürfen. Allerdings sind auch diese nicht von großen Literaten, sondern vom Poeten des Alltags, Charles M. Schulz!

Das perfekte Geschenk

Warum perfekt? Es passt wahrscheinlich in fast jedes Budget, ist leichtverdaulich und hat doch Tiefgang, gefällt fast jeder/m und ist doch nicht beliebig und definitiv generationenübergreifend!

Dazu passen Fred Astaire mit „Happy Easter“ und eine Portion Schokoeis.

© der Abbildungen 2025 Peanuts Worldwide LLC. | 2025 Lappan Verlag in der Carlsen Verlag Gmbh Hamburg

Boisserie, Guilllaume/Brangier – Das Gold der Belgier 2

Das Finale

Story:  Pierre Boisserie & Phillippe Guillaume
Zeichnungen: 
Stéphane Brangier
Originaltitel: 
L´or des Belges #2

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 22,00 €

ISBN: 978-3-949987-26-7

Cover Gold der Belgier 2

Eine von wahren Begebenheiten inspirierte Story, mit Afrika ein spannender Schauplatz, eine bunt zusammengewürfelte Gruppe mit internen Konflikten, böse Nazis, ein verliebter König, der sich weigert ins Exil zu gehen, und 220 Tonnen Goldbarren – eine perfekte Mischung, um daraus ein spannendes Abenteuer zu basteln! Teil 1 beschrieb die Reise des Goldes nach Afrika, nun versuchen die Deutschen, es von dort nach Berlin zu schaffen…

Fahrt durch die Wüste

Die Nazis, knapp an Devisen, versuchen, die riesige Menge an Goldbarren in Bewegung zu setzen, werden allerdings durch die jahreszeitlich bedingten Witterungsbedingungen daran gehindert. Der Wasserstand des Flusses ist zu niedrig, um schwere Lasten verschiffen zu können. Also versucht man, wenigstens einen Teil auf dem Landweg zu transportieren. Der Weg führt jedoch durch die Wüste, was bedeutet, Stürmen und möglicherweise auch Räubern ausgesetzt zu sein.

Gold der Belgier 2 page 3

Auf der anderen Seite steht der Haufen, der versucht, den Deutschen das Gold der Belgier wieder abzujagen. Man ist sich nicht grün und misstraut sich sogar. Das führt unweigerlich zu gefährlichen Situationen und so ergibt sich die Möglichkeit zu einer schönen Verfolgungsjagd durch enge Gassen. Wie immer in solchen Geschichten bleibt den Verfolgten nicht verborgen, dass jemand etwas plant.

Daneben gibt es den Erzählfluss um den belgischen König, der einerseits den Deutschen nicht nachgeben möchte, andererseits aber auch ein neues Glück nach dem Tod seiner Frau gefunden hat. Kann die Affäre die Wirren überstehen? Und dann sind da noch die beiden Frauen in Afrika, die eigenständige Stränge haben. Die eine ist die Ehefrau eines deutschen Offiziers die in Deutschland kaum eine Chance hätte, zu überleben, die andere eine der Verfolger*innen.

Gold der Belgier 2 page 4

Digitale Zeichnungen

Stéphane Brangier hat die Zeichnungen zu diesem Zweiteiler beigesteuert. Wie schon bei Die Bank harmonieren die Drei sehr gut miteinander, es gibt keine Widersprüche zwischen Text und Bildsprache. Die Hintergründe sind teilweise extrem detailliert ausgearbeitet und wirken gut recherchiert. Auch die Figuren sind in ihrer Mischung aus Realismus und leicht karikierender Überzeichnung gut gelungen. Sie vermischen die jeweilige Figur mit dem von ihr dargestellten Archetypus und erleichtern somit die Rezeption.

Allerdings ist die Verbindung von Figur und Hintergrund gewöhnungsbedürftig. Es passt zum gewählten Stil mit den leicht stilisierten Figuren, dass sie in ihren Panelen platziert werden. Sie werfen meistens keinen Schatten und haben auch eine relativ dicke Outline. Dadurch entsteht ein wenig der Eindruck eines Theaterstücks vor Bühnenkulissen. Ungewöhnlich, aber keinesfalls schlecht!

Ex Libris Gold der Belgier 2 VZA

Eine fiktive Geschichte

Auch wenn die Story auf historischen Fakten beruht, haben sich Pierre Boisserie & Phillippe Guillaume sehr viele Freiheiten herausgenommen. Der Anhang erzählt die wahre Geschichte der belgischen Goldreserven, die ihrerseits durchaus spannend ist. Den Autoren kam es allerdings eher auf die zwischenmenschlichen Aspekte an, die sehr flüssig erzählt werden. Nebenbei gelingt es den Beiden, wie auch in Die Bank, ein paar finanztechnische Elemente zu erklären.

Filmisch erzählte Abenteuer-Geschichte mit Kriegshintergrund an exotischen Schauplätzen und dramatischen Elementen, also praktisch für alle! Wer möchte, kann wieder zur limitierten Vorzugsausgabe mit exklusivem Variant-Cover und beigefügtem und signiertem Druck greifen, muss dafür aber direkt beim Verlag bestellen!

Cover Gold der Belgier 2 VZA

Dazu passen „New Rose“ von The Damned (R.I.P. Brian!) und ein ANOSTEKÉ IPA Blonde.

© der Abbildungen 2022 DARGAUD 2023, by Stéphane Brangier, Pierre Boisserie & Phillippe Guillaume / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Dufaux/ Miralles – Djinn Sammelband 2

Zweiter Zyklus: Afrika

Story: Jean Dufaux

Zeichnungen: Ana Miralles

Originaltitel: Djinn – Integrale second cycle

Schreiber & Leser – Alles Gute!

Hardcover | 264 Seiten | Farbe | 39,80 € | 
ISBN: 978-3-96582-179-8

Cover Djinn Sammelband 2

Eine Djinn ist eine Frau, die Männer und Frauen in ihren Bann zieht. Sie kann bestimmen, wer ihr verfallen wird und dadurch Macht über die andere Person erlangen. Der Preis, den sie dafür zahlen muss, ist, nicht lieben zu können. Die junge Kim Nelson ist auf der Suche nach ihrer Großmutter, Jade, die zunächst im türkischen Orient die Fähigkeiten lernen musste, die eine Djinn braucht. Diese finden sich im ersten Sammelband.

Fieber, Urwald, Aufstände

Vor geraumer Zeit sind die fünf Alben des Afrika-Zyklus der Serie in den Einzelbänden 5 bis 9 erschienen, vor einigen Jahren dann als kleinformatige Gesamtausgabe. Die gerade auf den Markt gekommene Edition bringt die Alben in einem Hardcover in Originalgröße und erlaubt so den Bildern von Ana Miralles zu wirken. Jade hatte sich zusammen mit Lord und Lady Nelson nach Afrika aufgemacht. Von der Sinnlichkeit, die die ganze Atmosphäre während der ersten vier Teile auszuströmen schien, ist aber wenig übriggeblieben.

Afrika wird wesentlich rauer dargestellt. Dort sind Körper zwar weniger verhüllt, dieses erfolgt aber nicht mir irgendeinem Ziel. Die Lebensumstände sind gefährlich, der mit Rassismus durchsetzte Kolonialismus führt zu Aufständen und auch die einzelnen Gruppen der Einheimischen sind sich nicht immer wohlgesonnen. Wieder verschränkt Dufaux die Zeitebenen von Jade und Kim und schickt letztere auf die Suche nach den schwarzen Perlen die erstere mühsam erlangt hatte.

Djinn Sammelband 2 page 89

Fibervisionen und Träume gehen ineinander über und erlauben Kim, den Weg ihrer Verwandten zu erkennen und ihm folgen zu können. Dabei geht es – natürlich – um Machtausübung und die Skrupellosigkeit, die notwendig war, sie ergreifen zu können. Im Endeffekt verschwimmen sogar die Grenzen zwischen der Frau Jade, ihrer Eigenschaft als Djinn und ihrer Inkarnation als Göttin.

Träume, Zeremonien, Massaker

Hatte Ana Miralles im osmanischen Zyklus noch viele erotische Szenen zu zeichnen, reduzieren sich diese in den hier versammelten Bänden auf wenige Stellen. Die Stimmung erlaubt keine Gemeinsamkeit allein des Vergnügens wegen. Vereinigung hat hier ein Ziel, ist entweder Teil eines Ritus oder Machtausübung, und dementsprechend auch anders darzustellen. Die Heldin allerdings ist fast immer nur von ihren Tätowierungen und einem kurzen Kampfdress geschmückt und personifiziert mehr die Göttin als die Frau. Insofern liegt dieser Band irgendwo zwischen dem ersten Zyklus und Ava.

Djinn Sammelband 2 page 90

Davon abgesehen ist aber auch die Umgebung eine vollkommen andere: Miralles zeigt viele unterschiedliche Beispiele afrikanischer Natur, ist doch das erklärte Ziel, den Kontinent als Ganzes zu erfassen und zu symbolisieren. Dieses Ziel wird nur teilweise erreicht und beschränkt sich auf die Darstellung von Stereotypen, schafft durch diese Symbolisierung aber auch die richtige Umgebung für die Inkarnation der Göttlichkeit. In dieser Erzählung schaffen die beiden Künstler*innen es auch, die Ichbezogenheit und Brutalität der weißen Eroberer zu zeigen. Diese verachten die Afrikaner*innen, wollen sie nicht verstehen und gehen über Leichen.

Mehrschichtig!

Man könnte es sich leicht machen und die Serie wegen der häufig zu sehenden nackten Haut in eine Schublade packen. Man würde ihr damit aber nicht gerecht werden. Dufaux packt eine ganze Reihe an geschichtlichen Hintergründen und philosophischen Fragestellungen in die Erzählung. Teilweise reduziert er Männer auf stupide Idioten, er lässt aber auch Exemplare zu, die denken können. Miralles wiederum setzt seine Einfälle kongenial um. Für sie ist kein Mensch ein Objekt. Sie erlaubt ihnen noch in ihrem Untergang, Würde zu bewahren.

Jeder einzelne Band ist mit einer Einführung des Szenaristen versehen. Dazu kommt ein Anhang mit zusätzlichen Zeichnungen und weiterführenden Bemerkungen über den Zyklus. Wer die einzelnen Alben besitzt, wird außer dem Anhang nichts Neues entdecken können. Alle anderen, die Comics für Erwachsene schätzen, denen eine verzweigte Story zu Grunde liegt und die in mehreren Zeitebenen über drei Kontinente führt, sollten hier einen Blick riskieren. Wer will kann sich auch die limitierte Vorzugsausgabe mit einem signierten Druck zulegen!

Djinn Sammelband 2 - VZA - Druck

Dazu passen Descartes A Kant mit ihrer Mischung aus Crossover und Performance und ein Schirmchengetränk auf Mango-Basis.

© der Abbildungen Dargaud Benelux (Dargaud-Lombard S.A.) 2020 by Miralles, Dufaux / 2025 Verlag Schreiber & Leser

Cauvin/Berck –Sammy und Jack Integral 5

1982 – 1985

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: 
Berck (Artur Berckmans)
Originaltitel:
Sammy – Integral 5

Kult Comics

Hardcover | 264 Seiten | Farbe | 39,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-254-0

Cover Sammy und Jack Integral 5

Halbzeit! Mit diesem Band ist die Hälfte der Strecke geschafft, fünf weitere Bände folgen noch. Die Geschichten der mehr oder weniger erfolgreichen Leibwächter aus dem Chicago der Prohibitionszeit ist für den Zeichner Berck die erfolgreichste Serie der langen Laufbahn. Nicht zuletzt aufgrund dieser Reihe wurde ihm der renommierte Stripgidspreis verliehen. Mehr dazu im wie immer ausführlichen redaktionellen Teil.

Action unterwegs und zuhause und die liebe Familie

Dieses Sammy & Jack Integral versammelt erneut vier Alben, die zwischen 1982 und 1985 erstellt worden sind. Zunächst gibt es eine Fortsetzung des Jugendelixiers. Sowohl der alte, reiche Mann als auch sein geldgieriger Neffe waren in Babys verwandelt worden. Ihr Geisteszustand ist aber wieder der Alte und erneut bekämpfen sie sich, nun als Killer-Babys! Das zweite Abenteuer schickt die Leibwächter in offiziellem Auftrag nach Italien. Sie sollen ein kleines Artefakt zurückbringen, das in einer kleinen Kirche versteckt ist. Sie sind allerdings nicht die einzigen, die auf der Suche sind. Eine irrwitzige, slapstickhafte Jagd beginnt und führt schließlich zu Panik im Vatikan.

Sammy und Jack Integral 5 page 43

Diese Geschichte scheint den überbordenden Humor der Beiden noch nicht erschöpft zu haben und so folgt gleich danach eine ähnliche Story. Die beiden sollen zum Schutz des Staates Pläne zurückbringen, die ein verstorbener Wissenschaftler scheinbar seinem Verwandten anvertraut hat. Dieser will die Pläne an eine ausländische Macht verkaufen, die Übergabe soll in einem Zirkus stattfinden. Wieder ist eine ganze Horde unterwegs und es ist fraglich ob die Gorillas in der Manege überleben werden.

Zum Abschluss kommen schließlich diverse Kurzgeschichten zum Abdruck die unter dem Titel Ma betritt die Bühne erschienen sind. Die Mutter von Jack Attaway hat ihr langweiliges Rentnerinnenleben satt und beschließt nach Chicago zu ziehen. Jack möchte seiner Mutter vorschwindeln, eine sehr erfolgreiche Agentur zu führen, und zwingt daher Sammy zu einigen Scharaden. Seine Mutter ist jedoch keineswegs eine alte, hilflose Frau und entwickelt eigene Aktivitäten.

Sammy und Jack Integral 5 page 44

Routiniert, aber mitreißend

Die Schaffenskraft von Berck war Anfang der 80-er Jahre auf dem Höhepunkt. Drei Alben in zwei Jahren war sein Standard, jede Seite hatte dabei vier Streifen! Er durfte sich zwar auf wenige Hauptfiguren konzentrieren, musste dafür aber eine große Menge an Nebendarsteller*innen erfinden und diese auch unterschiedlich gestalten. Dabei konnte er einerseits immer wieder neue Orte zeichnen und dadurch das Problem ständiger Wiederholungen vermeiden, musste dafür aber auch ständig neue Umgebungen klassifizieren und recherchieren.

Obwohl die Serie in einem Magazin für Kinder und Jugendliche erschien, sind die Zeichnungen keinesfalls ohne. Bomben explodieren, Messer werden geworfen und immer wieder rattern die Maschinengewehre. Es bleibt aber unblutig und auch gestorben wird höchst selten. Man muss den etwas brachialen Humor zwar mögen, die Qualität von Stories und Zeichnungen ist aber ohne Frage sehr hoch!

Detail Sammy und Jack Integral 5 page 50

Vorbildliches Konzept!

Bei einigen Gesamtausgaben hat man als Leser*in das Gefühl, abgezockt zu werden. Nicht so bei dieser Reihe: Der redaktionelle Teil lässt keine Wünsche übrige, noch ausführlicher kann man über Künstler, Werk und Hintergründe nicht informieren. Dazu kommen unzählige Zeichnungen, Skizzen und Fotos! Der Hinweis sei erlaubt, dass der Verfasser dieser Zeilen auch bei diesem Band wieder die redaktionellen Teile übersetzt hat.

Wie immer gibt es eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und einem drucksignierten Exlibris mit einem Strip zum 45-sten Geburtstag von Spirou. Für Fans von Cauvin und Berck ein Muss, für die Liebhaber des frankobelgischen Semi-Funnies eine perfekte Ergänzung der Sammlung!

Cover Sammy und Jack Integral 5 Vorzugsausgabe

Dazu passen Bing Crosby und Louis Armstrong mit „Now you has Jazz“ und ein Champagner.

© der Abbildungen 1983 – 1986 DUPUIS, by Cauvin, Berck / 2024 Comic Combo, Leipzig

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