Flix – Das Humboldt-Tier

Ein Marsupilami-Abenteuer

Story und Zeichnungen: Flix

Originalausgabe

Carlsen Comics
Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 16,00 €
ISBN: 
978-3-551-78168-0

Cover Humboldt-Tier

Seit einiger Zeit öffnet Dupuis seine Tresore und erlaubt Szenarist*innen und Zeichner*innen, selbst die bekanntesten Figuren für eigene Interpretationen zu verwenden. Herausgekommen sind nicht nur einige vorzügliche Sammelbände mit Kurzgeschichten wie etwa zu Gaston oder den Blauwbloezen (auf Deutsch leider nicht erhältlich). Auch Spirou und Fantasio wurden z.B. in den Niederlanden durch Legendre und Cambré oder in Deutschland durch Flix umgesetzt. Lucky Luke durch Ralf König gehört ebenfalls in diese Kategorie. Mittlerweile sind die zunächst national gedachten Bände sogar in Frankreich in Übersetzung erschienen.

Das Wundertier

Das Abenteuer von Spirou in Berlin zeigte die große Verehrung, die der in Berlin lebende Zeichner Flix für André Franquin empfindet. Nicht nur der lebendige Zeichenstil und die Bildkomposition erinnerten an den Meister, es waren auch Unmengen an mehr oder weniger versteckten Hinweisen auf Franquin’sche Geschichten enthalten. Flix hat nun den Kolleg*innen der Comixene in Nummer 139 erklärt, dass er gerne schon damals das Marsupilami eingebaut hätte. Als es in einem Gespräch um ein neues Projekt ging, hatte er nach einem Marsupilami-Projekt anfragen lassen und erstaunlicherweise die Erlaubnis erhalten.

Flix Humboldt-Tier page 3

Das Humbodt-Tier ist das Ergebnis dieser Absprache. Der wohl berühmteste deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt hat auf seinen Reisen so viele Artefakte gesammelt, dass immer noch unausgepackte Sendungen in einem Lager stehen. Was wäre, wenn in einer dieser Kisten ein Exemplar des Wundertieres aus Palumbien gewesen wäre? Flix zeichnet die Entdeckung durch den Forscher auf eine sehr liebenswürdige, karikierende Weise und erklärt auch, wie es passieren konnte, dass das Tier so lange in einer Art Tiefschlag gelegen hat.

Schließlich wird es 1931 aber doch von Mimmi, der unerschrockenen Tochter einer alleinerziehenden Mutter, befreit. Das Tier und das Mädchen freunden sich an und erleben aufregende Abenteuer im Dschungel der Großstadt. Die Rolle des immer wieder scheiternden Jaguars nehmen hier ein paar Nazis ein und auch der Großwildjäger Bring M. Backalive findet eine Entsprechung. Mehr sei hier nicht verraten.

Flix Humboldt-Tier page 4

Eigenständiger Stil mit hohem Hommage-Faktor

Flix ist einer der wenigen Zeichner in Deutschland, die damit auch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Er kann sowohl Klassiker wie Faust aufarbeiten als auch Tagescomics mit autobiographischen Inhalten zeichnen und dabei eigenständige Merkmale unterbringen. Auch das Marsupilami verweist wieder auf viele Elemente von Franquin und ist grundsätzlich an den lebendigen Marcinelle-Stil angelehnt. Gleichzeitig haben die Figuren aber auch die Flix-Nasen!

Im Layout orientiert sich Flix am klassischen Spirou-Layout, geht aber mit gewagten ganzseitigen Darstellungen darüber hinaus. Im Wesentlichen vermittelt er eine sehr warmherzige, kindgerechte Atmosphäre. Es gibt einige gruselige Szenen, auch bei diesen muss aber kein Elternteil befürchten, dass Kinder etwa ab 8 Jahren beim eigenständigen Lesen überfordert wären. Insofern ist dieser Band tatsächlich auch ein Comic für die ganze Familie. Da genügend Aufhänger mit Diskussionspotential (Nationalsozialismus, Gier, „Raubkunst“, gesellschaftliche Vorurteile) vorhanden sind, kann die Auseinandersetzung je nach Alter aber auch viel tiefer gehen.

Flix Marsupilami page 5

Klassiker-Potential

Einige Bestseller sind vorprogrammiert. Auch hier erwarte ich zumindest in Deutschland einen großen Verkaufserfolg, da die Mischung aus Bekanntheit von Flix, Liebe zur Figur des Marsupilami und Nostalgie-Faktor mit Franquin-Reminiszenzen stimmt. Wegen seiner Vielschichtigkeit hat das Humboldt-Tier aber sogar das Potential, zu einem künftigen Klassiker zu werden. Flix ergeht sich nicht in Romantik, sondern erzählt eine moderne, stimmige und lebendige Geschichte, die unter vielen verschiedenen Aspekten genossen werden kann. Nicht, dass das immer erforderlich wäre, etwas kann auch auf einem kleinen Gebiet große Klasse haben.

Hier aber wird es etwas geboten, an dem Großeltern, Eltern und Kinder gemeinsam Spaß haben können und jede*r eigene Aspekte mag. Wann gibt es so etwas schon mal? Insofern ein klarer Tipp! Und für diejenigen, die auch etwas für die Sammlung haben wollen: Im Oktober erscheint eine Luxusausgabe mit Bonusteil und signierter Grafik!

Dazu passen eine familiengerechte Limonade sowie Lily Allen mit “LDN”!

© der Abbildungen DUPUIS 2021 / Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2022; Marsupilami trademark of and © Dargaud-Lombard

ICOM Comic!-Jahrbuch 2022

Krisen im Blick: Umwelt und Corona!

Hrsg: Burkhard Ihme

Interessenverband Comic e. V. ICOM

Din A4 | 216 Seiten | s/w, teilweise farbig | 15,25 €

ISBN: 978-3-88834-952-2

Cover ICOM Comic! Jahrbuch 2022

Nach der sehr kurz ausgefallenen Jubiläumsausgabe im letzten Jahr hat es der Interessenverband Comic e.V. ICOM in diesem Jahr wieder geschafft, ein sehr dickes Jahrbuch zu produzieren. Wegen der gestiegenen Druckpreise (bereits zu den Zeiten des Vorwortes rund 35% und steigend) sollte man im kommenden Jahr allerdings wieder von einer deutlich dünneren Publikation ausgehen. Der ICOM ist Bestandteil der deutschen Independent Szene und das Jahrbuch hat zwei Zielgruppen. Natürlich soll es der Szene Beachtung verschaffen und auch diejenigen erreichen, die nicht auf Mailinglisten oder noch schlimmer Karteikarten stehen. Es dient aber auch der internen Vernetzung, Kommunikation und Wissensvermittlung!

Future is green! Oder Comics und Umwelt

Welche Rolle spielt eigentlich “Die Umwelt“ in Comics? Was unterscheidet eine lebensfreundliche/-feindliche Umwelt in einer Science-Fiction-Story von der irdischen Klimakatastrophe? Muss man das immer mit der Holzhammermethode präsentieren oder gibt es auch subtile Wege? Und schließlich, in welchen Comics finde ich denn was? Das Thema „Umwelt“ wird in diesem Jahrbuch erfrischend praktisch angegangen. Es geht nicht um theoretische Einordnungen, sondern um praktische Reiseführer, die potentiellen Leser*innen einen Überblick verschaffen wollen. Subjektiv, exemplarisch, aber eben auch informativ!

Detail COMIC!Jahrbuch page 9

Anschließend geht es in die deutsche Szene: Corona, die sehenswerte Ausstellung von Unveröffentlichtem in Oberhausen sowie die verschiedenen Fördermöglichkeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Nicht fehlen dürfen dabei die Atelierbesuche: Weissblech, Franz Gerg und Jürgen „Geier“ Speh zeigen Kostproben und verraten, welche Katastrophen wie gemeistert wurden bzw., welche Pläne für die Zukunft vorliegen. Da die Independent-Szene in den üblichen Publikationen zusammen oft weniger Raum bekommt als hier die einzeln vorgestellten jeweils haben, zeigt den Unterschied!

In weiteren Artikeln geht es um die Märkte in den USA, den Niederlanden, Japan und Italien. Auch hier wird der Fokus gezielt auf die Nischen gelenkt. Leider gilt es natürlich auch im ICOM der Toten zu gendenken. Abschließend (der ICOM vertritt Comic-, Cartoon- und Trickfilmschaffende) folgt noch ein Rückblick auf das 29. Trickfilmfestival.

Die Preisträger*innen 2021 und 2022

Neben den allgemeinen Themen und Vorstellungen dient das Comic! Jahrbuch aber auch dazu, die ICOM Preisträger*innen bekanntzumachen! Vorstellungen der Personen, exemplarische Beispiele für ihr Schaffen und die preisgekrönte Publikation sowie die Begründungen gehören auf jeden Fall dazu. Die Gewinner*innen des letzten Jahres sind auch mit einem Interview vertreten, die des Jahres 2022 haben das Jahrbuch praktisch gleichzeitig mit dem Ergebnis überreicht bekommen und konnten daher noch nicht Stellung nehmen. Nach einer langen internen Diskussion über Fehler der Vergangenheit und eine Neuaufstellung gibt es mittlerweile nur noch drei Preise:

Der beste Independent Comic als Selbstveröffentlichung war 2021 Kein Vatertag von Sascha Dörp, 2022 wurde der Preis Jürgen „Geier“ Speh für The Most Dangerous Game zuerkannt.

Detail COMIC!Jahrbuch page 196

Der beste Independent Comic als Verlagsveröffentlichung in 2021 stammt von Anna Rakhmanko und Mikkel Sommer; Vasja, Dein Opa ist bei Rotopol erschienen. 2022 konnte ein Western diesen Platz erklimmen: Murr von Josephine Mark, veröffentlicht bei Zwerchfell.

Schließlich bleibt der Sonderpreis für eine besondere Leistung oder Publikation, der im letzten Jahr dem Handbuch polnische Comickulturen nach 1989 verliehen worden war. Hier bestehen für den deutschen Markt mehr als nur einige Möglichkeiten, liegt doch kaum etwas des vorgestellten Materials in Übersetzung vor! In diesem Jahr konnte Oliver Ottitsch mit Liebe ist stärker als der Tod den Preis gewinnen.

Must have für alle, jenseits des Mainstreams schauen wollen

Die Kurzvorstellungen der Nominierten des letzten Jahres finden sich in der 2021er-Ausgabe, dieser Band stellt alle aktuellen Nominierungen vor! Allein dieser Überblick über einen kleinen Teil der deutschen Independent-Szene ist es wert, nicht nur einen Blick zu riskieren! Informationen aus erster Hand, Nützliches und natürlich auch Gossip. Wer weiß, dass es gute Comics auch außerhalb des Mainstreams gibt, bekommt hier Anregungen noch und nöcher. Aufgrund der gezeigten Beispiele kann dann auch jede*r entscheiden, einen Kauf zu wagen, denn gerade hier gilt, dass jenseits des Massengeschmacks nicht alles allen gefallen soll.

Detail COMIC!Jahrbuch page 82

Dazu passen The Adicts mit “Life goes on” und ein junger Grauburgunder.

© der Abbildungen Interessenverband Comic e. V. ICOM 2022 / Coverillustration by Franz Gerg/Geier

Van Hamme/Francq – Largo Winch Doppelband 4

Makiling & Tiger

Story: Jean van Hamme
Zeichnungen: 
Philippe Francq
Originaltitel: 
Largo Winch Diptyques 4 (Volumes 7&8)

schreiber & leser Alles Gute!

Hardcover | 112 Seiten | Farbe | 24,95 €
ISBN: 
978-3-96582-092-0

Cover Largo Winch Doppelband 7 - 8

Der Verlag aus Hamburg bringt in rascher Folge die Doppelbände über den Erben des Winch-Konzerns heraus. Zur Erinnerung: Largo Winch ist der lange geheim gehaltene Erbe der Gruppe W. In seiner Jugend hat er überall auf der ganzen Welt Abenteuer erlebt und Körper und Geist gestählt. Nachdem er zunächst einmal seine Machtposition im Konzern hatte festigen müssen, erlaubt Autor Jean Van Hamme seinem Helden nun wieder etwas „Natur“. Van Hamme hatte die Figur zunächst als Romanhelden für eine erwachsenere Zielgruppe angelegt. Der Wechsel in das Comic-Genre hat sich auf jeden Fall gelohnt, gehört die Serie im französischsprachigen Ram doch zu den Erfolgsgaranten.

Politische Spielchen in Myanmar

In Myanmar, dem ehemaligen Birma, regiert zum Zeitpunkt dieser Geschichte noch nicht die heutige Militärjunta, Generäle haben aber schon damals das Sagen. Nicht unerwarteterweise gibt es in den Ländern, die an das kommunistische Gebiet angrenzen, Kontakte der Regierenden mit der CIA, insbesondere dann, wenn ein großer Teil der Weltproduktion an Heroin aus dem jeweiligen Land stammt. Ebenfalls erwartbar ist, dass es Untergrundgruppen gibt. Oft aus indigenen Strukturen entstanden, versuchen diese, teilweise mit Ideologien verknüpft, eine andere, aus ihrer Sicht bessere Zukunft für ihr Land zu erreichen. Nicht immer gehen diese Interessen mit denen der ausländischen Berater konform.

Largo Winch Makiling page 14

Wie dem auch sei: Simon Ovronnaz, Freund von Largo Winch seit früheren Tagen, bereist mit einer Freundin Myanmar. Beide werden mit fadenscheinigen Argumenten festgenommen und auf der Wache versucht Simon, eine Vergewaltigung seiner Begleiterin zu verhindern. Dabei wird ein Beamter scheinbar tödlich verletzt. In einem anschließenden Prozess wird Simon zum Tode verurteilt und zur Vollstreckung auf die abseits gelegene und schwer bewachte Festung Makiling verbracht.

Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass das angebliche Opfer bei dieser Aktion gar nicht zu Schaden gekommen war. Ein Komplott war geschmiedet worden, um finstere Ziele zu erreichen, und zwar basierend auf der Annahme, dass Largo Winch seinem Freund zu Hilfe kommen werde. Es scheint auch bekannt zu sein, dass Largo aus früherer Zeit Kontakte zu dem Führer der Rebellen, dem Tiger hat. Van Hamme verknüpft politische Motive (ja, auch ein wenige Verschwörungstheorie ist natürlich dabei) mit Actionelementen und Romantik zu einem glaubhaften, spannenden und realistischen Double-Feature und beweist ein weiteres Mal, warum seine Szenarien so erfolgreich sind!

Der Dschungel als Kulisse

Natürlich besteht Myanmar nicht nur aus Dschungel und Philippe Francq kann auch Städte und vor allem Technik perfekt auf das Papier bringen. Ein großer Teil dieser beiden Geschichten besteht aber aus Urwald mit all seiner überwältigenden Flora und Fauna. Er erklärt im Anhang, dass er sich an sich auf diese Möglichkeit sehr gefreut hätte, schon bald aber gemerkt hätte, wieviel Arbeit das macht. Glücklicherweise hat er sich nicht entmutigen lassen und die Qualität des Anfangs durchgehalten.

Largo Winch Makiling page 15

Außerdem darf er natürlich auch seine Kunst in der Darstellung des Alleskönners Winch beweisen. Sei es, dass dieser McGyver gleich aus unmöglichen Situationen einen Ausweg findet oder sich wie ein Martial Arts Kämpfer zur Wehr setzt. Nicht zuletzt ist seine Form beeindruckend, hat der CEO doch keineswegs an Kondition eingebüßt. Formal bewegt sich Francq allerdings auf sehr klassischem Terrain: meist dreizeiliges Layout und nur selten solch opulente Extravaganzen wie die Diskussion auf Seite 62. Trotzdem: Solide frankobelgische Thriller-Ware!

Sehr ansprechende Gesamtausgabe

Die Doppelbände haben Überformat und bringen dadurch den Inhalt noch besser zur Geltung. Allen gemeinsam ist der Anhang mit Informationen der Künstler zum jeweiligen Werk und vielen Skizzen und zusätzlichen Illustrationen, die den Schaffensprozess verständlich darbieten. Van Hamme ist nicht nur im Thrillerbereich (XIII) ein Star, seine Serien behandeln etwa auch die Geschichte des Brauens, spielen während der Kolonialisierung in Indien oder setzen Klassiker wie Blake und Mortimer fort.

Logo Largo Winch 7-8

Largo Winch gehört bei unseren westlichen Nachbarn zurecht zu den Kassenschlagern und hat auch hier eine größere Aufmerksamkeit verdient. Diese Gesamtausgabe in Doppelbänden ist allen ans Herz zu legen, die die Bände noch nicht besitzen aber Spaß an gut erzählten Thríllern wie James Bond, Bruno Brazil oder Bob Morane haben.

Dazu passt eine etwas ruhigere Begleitung mit Blues von Keb‘ Mo‘! In Anbetracht des Dschungels sollte dazu ein chininhaltiges Getränk passen.

© der Abbildungen DUPUIS 2022, 2022 Schreiber & Leser

Reddition 76 – André-Paul Duchâteau

Der « Gentleman-Erzähler »

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Cover Reddition 76

Nach der themenorientierten letzten Nummer (Comics und Musik) widmet sich die Reddition in der Nummer 76 erneut einem Szenaristen aus der großen Zeit des frankobelgischen Comics: André Paul Duchâteau. Dieser erlebt in Deutschland gerade so etwas wie eine Renaissance mit Gesamtausgaben von Rick Master, Yalek, Pharaon, Alain Chevalier, Patrick Leman oder Die Draufgänger. Insofern ist jetzt sicherlich ein perfekter Zeitpunkt, sich näher mit dem vielseitigen Künstler zu beschäftigen.

Früh übt sich!

Reddition 76 page 4

Es passiert immer wieder, dass sich Menschen im reifen Alter überlegen, nun etwas künstlerisches machen zu wollen. Die meisten Karrieren erfolgreicher Künstler*innen beweisen aber, dass es gerade der frühe Start ist, der hilft, das zeichnerische oder literarische Talent so zu entwickeln, dass später ein Beruf daraus werden kann. So auch bei Duchâteau, der seinen ersten Roman mit 15 Jahren veröffentlicht hat. Der 1991 vom belgischen König Boudouin mit dem Leopold-Orden ausgezeichnete und 2020 verstorbene Autor hat Zeit seines Lebens weitere Romane und unzählige Szenarien für Comics geschrieben. Ein Überblick über diese Karriere ist der Aufmacher von Volker Hamann.

Von diesem stammt auch der Artikel über die der Generation ZACK wohl bekannteste Serie von Duchâteau und Tibet, Rick Master. Zwar hatte Ric, der Meisterdetektiv seine ersten Auftritte bereits in MV Comix, der riesige Erfolg begann aber mit dem ZACK. Mittlerweile ist die 25-bängige Gesamtausgabe bei Splitter abgeschlossen. Fahrt aufgenommen hatte aber alles in Tintin/Kuifje mit illustrierten Mittratekrimis, die den Reporter des Rafale und Kommisar Bourdon präsentierten. Natürlich darf auch die wieder vorzügliche und detailreiche Comicographie nicht fehlen.

Reddition 76 page 64

Über weitere Krimicomics berichtet Falk Straub bevor dann die Zusammenarbeit von Duchâteau mit weiteren Zeichnern beleuchtet wird: Christian Denayer (von Peter Nover), Edouard Aidans (von Peter Osterried), Eddy Paape, Grzegorz Rosinski und William Vance (von Peter Schmatz) sowie Daniel Hulet (von Falk Straub).

Immense Vielseitigkeit

Wenn dabei eines deutlich wird, dann die Flexibilität, die Duchâteau anbieten kann. Auch wenn seine Leidenschaft den Krimis gehört und auch immer mal wieder Krimiplots in andere Genres „infusiert“ werden, ist er doch allem gegenüber offen. Und dementsprechend schickt er seine Held*innen auf das offene Meer, in den Wilden Westen oder den Weltraum. Sie sind nicht nur Detektiv*in, Polizist oder Reporter, sondern verdienen ihre Brötchen als Rennfahrer, Historiker oder sogar als Surfer. Und auch zeitliche Epochen variieren, denn es geht von der Vergangenheit über die Jetztzeit bis in mehr oder weniger erfreuliche Zukünfte.

Reddition 76 page 24

Sehr positiv anzumerken bleibt, dass sich die Autoren Mühe geben, die vorgestellten Zeichner nicht nur in ihrer Zusammenarbeit mit dem Star dieser Reddition zu porträtieren, sondern auch einen Überblick über weitere Bereiche geben. Angereichert wird das Ganze – wie immer – durch eine Unmenge an kleinen Illustrationen, die entweder exemplarische Eindrücke gewähren oder aber Cover abbilden. Nicht zu vergessen sind auch die kleinen Zeichnungen über Kolleg*innen!

Die deutsche Referenzreihe

Die Reddition bleibt auch weiterhin die Referenz für eine Sekundär-Zeitschrift im Comic-Bereich. Nirgendwo sonst wird das Konzept, ein Thema umfassend, mit Nachweisen, aber lesbar geschrieben, sowie mit spürbarem Enthusiasmus verfasst, aufzubereiten, so erfolgreich umgesetzt. Jede*r mag selbst anfangen zu rechnen, was es bei zwei Ausgaben im Jahr bedeutet, bei der Nummer 76 angekommen zu sein (Doppelnummern und Besonderheiten einfach mal ignoriert). Must have für alle, die mehr wissen wollen!

Reddition 76 page 60

Natürlich ist es für ein Projekt aus einem Kleinverlag immer die beste Möglichkeit, kein Geld an den Zwischenvertrieb zahlen zu müssen und im Voraus auf Grund von Abos Geld zur Verfügung zu haben, um den Druck etc bezahlen zu können. Die Gegenleistung für den Abschluss eines Abos besteht hier in Beilagen, die nur für Abonnent*innen bestimmt sind. In dieser Ausgabe gibt es eine Dave-O-Flynn Kurzgeschichte aus HEROïC von Duchâteau und Tibet aus dem Jahr 1950 als beigefügte Broschüre.

Beilage Reddition 76

Dazu passen neu interpretierte Klassiker von The Hillbilly Moon Explosion und ein Gösser Radler.

© der Abbildungen Éditions du Lombard (Daregaud-Lombard S.A.) 2022-Duchâteau-Tibet 2022 sowie bei den jeweiligen Autoren und Verlagen / Verlag Volker Hamann 2022

Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 – 1965

Marvel Comics Library Avengers Vol. 1

Story: Stan Lee
Zeichnungen: 
Jack Kirby

Herausgeber: Kurt Busiek, Kevin Feige
Originalausgabe

Taschen Verlag

Hardcover XXL | 630 Seiten | Farbe | 150,00 €

Nummerierte Erstauflage von 5000 Exemplaren

ISBN: 978-3-8365-8234-6

Cover Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 - 1965

Taschen lässt nicht locker! Wie angekündigt, ist vor kurzem ein weiterer XXL-Band aus der Marvel Comics Library erschienen. Präsentiert werden im Coffee-Table-Format die ersten zwei Jahre der Avengers, die in ihren frühen deutschen Ausgaben noch „Die Rächer“ hießen. Was damals auf holzigem Papier für den amerikanischen Massenmarkt publiziert wurde, ließ viele Details der Zeichnungen untergehen. Nun gibt es die Möglichkeit, die ersten 20 Ausgaben in einer wohlfeilen Ausgabe zu genießen.

Avengers, assemble!

Wie schon bei der Neuausgabe der ersten Spider-Man Stories gibt es auch hier zunächst eine Einführung eines Fachmannes: Kurt Busiek. Kurt ist seit 40 Jahren erfolgreicher Autor von Comics, unter anderem für Marvel. Marvel war 1963 bereits ein sehr erfolgreicher Verlag, der seine Anfänge als Timely weit hinter sich gelassen hatte und mit DC auf Augenhöhe war. Die Konkurrenz unter den Verlagen war allerdings mörderisch, erfolgreiche Titel wurden gnadenlos kopiert, erfolglose eingestellt. Die Superhelden waren nicht mehr so erfolgreich wie früher, schickten sich aber an, in das Silver-Age zu gehen. Marvel hatte mit seinem eigenen Stil, seiner Jugendlichkeit wie etwa bei Spider-Man schon einige Erfolge erzielt. DC konnte aber mit einem sehr erfolgreichen Titel mit einem Team von Helden punkten.

Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 - 1965 Limitierung
limitiert auf 5000 Exemplare

Auch Stan Lee hatte mit den Fantastic Four eine erfolgreiche Marke, es fehlte aber ein Comic, der existierende Einzelheld*innen vereinen würde und somit bestenfalls zu gegenseitigem Upsell führen würde. Lee war für die Ideen zuständig und Jack Kirby sollte trotz seiner hohen Auslastung die Zeichnungen übernehmen. Was also lag näher als Held*innen zu vereinen, die der Künstler sowieso schon zeichnete? Keine Einarbeitung nötig, Plots waren bereits vor der Umsetzung bekannt und die Kontinuität konnte somit störungsfrei gewährleistet werden.

Abgesehen von dieser hilfreichen Komponente entwickelten die Avengers aber sehr schnell ganz eigene Beiträge zu diesem Team-Genre. Zunächst einmal waren nicht alle Mitglieder „gut“. Insbesondere Hulk, der zur Startformation gehörte, war eher unkontrolliert und gewalttätig. Und der Ton der Recken untereinander war nicht immer freundlich. Eine weitere Überraschung kam schon mit der zweiten Ausgabe, denn das Team war variabel. Mitglieder konnten ausscheiden, sich gar gegen das alte Team stellen. Als dann auch noch der re-aktivierte Captain America ab der Nummer 4 mitmachen durfte, standen dem potenziellen Erfolg alle Türen offen.

Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 - 1965 Detail vol 1 page 1

Nuff said

Und noch ein weiterer Punkt war nicht unbedingt üblich: Die anderen Teams kannten ihre Geheimidentitäten und waren eine mehr oder minder glückliche Art von Familie. Die Avengers aber trafen sich im Gebäude von Tony Stark, ohne zu wissen, dass dieser in seiner Identität als Iron Man mit am Tisch saß. Aus heutiger Sicht gibt es allerdings auch eine Bemerkung zu machen: Wir kennen Thor, Ant Man, Hulk und Iron Man als die erste Besetzung, die ebenfalls dazugehörende Wasp wird gerne verschwiegen!

Die meisten Leser*innen dieser Rezension dürften den Auftritt damals allerdings verpasst haben. Es gab zwar 1974 eine deutsche Ausgabe im Williams Verlag, viele der Hintergründe fehlten hier aber und es wurden auch nicht alle Serien, zudem nicht in der richtigen zeitlichen Einordnung veröffentlicht. Nicht zuletzt waren die Übersetzungen nicht immer glücklich. Und so dürfen wir hier natürlich auch lesen, dass der sagenhafte Nuff gar kein Kerl war, sondern nur ein Slangausdruck!

Die XXL-Library bietet nun die Möglichkeit, die ersten beiden Jahre am Stück im Original zu verfolgen. Wer jetzt stutzt, der/dem sei gesagt, dass sowohl der einführende Text als auch die Comics weltweit in einer einzigen, auf 5000 Stück limitierten Ausgabe, und damit zwangsläufig auf Englisch erscheinen. Es werden aber tatsächlich die kompletten Hefte faksimiliert, also inklusive der Werbeanzeigen, die für sich selbst schon ein witziges Stück Zeitgeschichte sind.

Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 - 1965 Detail vol 1 page 2

Vengeance is ours!

Es bleibt jeder/m selbst überlassen, ob er/sie die Avengers für die mächtigsten (Super)-Held*innen der Welt hält. Sie waren auf jeden Fall ein einzigartiges Team, das schon früh seine eigenen Feind*innen hatte, die einzeln oder als Team teilweise auch einfach nur Lust auf eine ordentliche Prügelei hatten.  Während heute vieler der Stories, insbesondere die großen Events, mit sehr viel Pathos aufgeladen sind, war damals viel mehr Humor im Spiel.

Zudem sind – zumindest für mich – die von Jack Kirby gezeichneten Held*innen genau diejenigen, die ich immer noch suche, wenn ich ein Marvel-Heft öffne. Natürlich ist heute alles viel diverser, korrekter und multidimensionaler. Der Reiz des „Neuen“, Unbekannten, sehnsüchtig Erwarteten war damals aber größer!

Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 - 1965 Detail vol 19

Die letzte enthaltene Nummer hat dabei noch ein besonderes Schmankerl bereit, wird sie doch von keinem geringeren als dem „großartigen Wallace Wood“ geinkt!

Must Have für den Marvel Fan

Marvel, das House of Wonder, hat sich immer wieder neu erfunden. Das aktuelle MCU sorgt für einen Blockbuster nach dem nächsten und hat als Teil der Streaming Plattform Disney+ erneut ganz eigene, neue Maßstäbe gesetzt. Die Anfänge aber, ohne die alles nicht möglich gewesen wäre, liegen in der Neudefinition des in die Jahre gekommenen Konzeptes von Super-Held*innen zu Beginn der 60-er Jahre. Ansonsten hätte das Genre vielleicht das Schicksal so vieler Spielarten geteilt: Wer kennt heute denn noch amerikanische Westerncomics, Romance-Titel oder Kriegsgeschichten?

Wer verstehen möchte, wie alles begann, wer das kongeniale Zusammenspiel von Stan Lee und Jack Kirby erleben möchte, der muss in die Vergangenheit eintauchen. Was gäbe es Besseres als eine Sammlung, die alle Details zugänglich macht, die eine historische Einordnung aus erster Hand bietet, und zudem noch einen sichtbaren Ehrenplatz im Regal genauso selbstverständlich ausfüllt wie die Ablage auf einem Tisch für alle Gäste. Eine Bibliothek der Superlative im XXL-Format.

Lee/Kirby – Avengers Vol. 1 1963 - 1965 Trenner
riesige Abbildungen

Dazu passen Mike Oldfield und „Tubular Bells“ sowie ein klassischer Coktail: Whiskey Sour.

© der Abbildungen 2022 Marvel / 2022 Taschen Verlag

ZACK 278

ZACK 278 (August 2022)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 278

Während sich draußen heiße und sehr heiße Tage abwechseln, die ersten aus dem Urlaub schon wieder zurückgekehrt sind, während andere noch fahren wollen, erscheint das ZACK in stoischer Ruhe und liefert seit kurzem sogar Teile von fünf Geschichten aus. Das Titelbild gehört im August einer niederländischen Serie, die bei der Wahl zur beliebtesten Serie im letzten Jahr nur mittelmäßig abgeschlossen hat: Amoras. Vielleicht liegt das daran, dass die zugrundeliegende Serie Suske en Wiske hierzulande sträflich unterschätzt wird.

Der Neustart

Ebenfalls von unseren westlichen Nachbarn und ebenfalls schlechter als erwartet aufgenommen wurde Saul. In einer Post-Katastrophen-Welt will eine Kopfgeldjägerin, Lea, die im ersten Band noch als Trägerin eines lebenden Mantels eine sehr kriegerische Rolle gespielt hat, den entflohenen Saul zurück in die Landeshauptstadt bringen. Sie erhofft sich davon ein hohes Kopfgeld, muss aber zusammen mit ihrem Gefangenen zunächst Verfolgern, dann einem Wassermonster entwischen. Spannende Action von Willem Ritstier mit Zeichnungen von Apri Kusbiantoro. Dieser zeichnet nicht nur ähnlich wie sein Vorbild Don Lawrence, er soll wohl auch eine seiner Serie übernehmen. Wer erst mal nur einen Blick riskieren möchte, sollte sich die Seite 36 ansehen!

Detail ZACK 278 page 25

Die Fortsetzungen

Während in Amoras der verrückte und kriminelle Wissenschaftler Krimson Professor Barabas zwingt, ihn in das Jahr 2047 auf die Insel Amoras zu versetzen, müssen Suske und Jerusalem versuchen, ebendort den Häschern von Krimson zu entfliehen. Sie finden zunächst Unterschlupf in einem aufgegebenen Camp der Skinnies, einer Gruppe, die in Opposition zu den Machthabern stand. Von eingefleischten Fans der Originalserie wurde die Gewalt der Adaption durch Marc Legendre und Charel Cambré bemängelt. Andererseits treffen sie meiner Meinung nach die Essenz der Figuren sehr gut. Für Fans von Serien wie The 100 aber eine gute Umsetzung!

Detail ZACK 278 page 4

Ein beliebtes Science-Fiction Thema ist die Frage der genetischen Manipulation mit dem Ziel, „bessere“ Menschen/Kämpfer/… zu züchten. Auch in Terence Trolley geht es genau darum: ein internationaler Konzern hat es darauf angelegt, Kinder mit Mutationen zu „erzeugen“. Diese sind dem Konzern leider abhandengekommen und nun versucht dieser mit allen Mittel, sein „Eigentum“ zurückzuerlangen. Spannendes Thema von Serge Le Tendre, das im zweiten Teil von Der letzte Link etwas Aufbauarbeit für den Rest der Geschichte leistet. Die modernen Zeichnungen von Patrick Boutin-Cgané tragen zur fast schon nervösen Grundstimmung bei.

Detail ZACK 278 page 43

Schon immer gehörte ein Thriller und/oder Geheimagentenplot in das ZACK: Empire USA 2.4 bedient diese Sparte mit einer blutigen Fehde zwischen zwei post-sowjetischen Clans. Es geht um den Ex-Agenten Jared, der den gewaltsamen Tod seines Freundes aufzuklären versucht. Immer wieder tauchen dabei die gleichen Player auf, so langsam erhellt sich auch das Beziehungsgeflecht zwischen ihnen. In der aktuellen Folge geschrieben von Stephen Desberg erhellt sich das Verhältnis zwischen Daria Pavlova und Marlin Deckard. Alain Mournier darf neben Action-Szenen auch viel nackte Haut präsentieren.

Detail ZACK 278 page 59

Der Abschied

Mit einem Paukenschlag verabschiedet sich Julie Kleinnagel, Das Mädchen von der Weltausstellung, fürs Erste. Obwohl ihr Freund der Vater ihres zukünftigen Bruders sein wird, willigt die Mutter schließlich doch in die geplante Hochzeit ein. Es kommt allerdings zu einer Explosion des Schiffes, während Mutter und Liebhaber an Bord sind und mit dem am nächsten Tag der Kaiser und der Zar zur Weltausstellung hätten fahren sollen. Nun sind Julies hellseherische fähigkeiten gefragt um den Fall aufzuklären. Überraschendes und überzeugendes Finale von 1867 durch Jack Manini, gut umgesetzt durch Étienne Willem. Wir dürfen uns bereits jetzt auf den nächsten Teil freuen.

Detail ZACK 278 page 37

Und sonst?

Parker und Badger sowie Tizombi sind jeweils gleich mit zwei Seiten vertreten. Ihre Abenteuer mit den Nacbar*innen sind nicht immer angenehm, stets aber überraschend! Der Slip bleibt dagegen auf Flachwitzebene. Komplettiert wird das Heft mit dem ZACK-August-Rückblick auf das Jahr 1972 von Michael Klein, einer ausführlichen Würdigung von Adventureman, der „Neuerfindung des Pulp“ und einem weiteren Teil der großartigen Serie von Bernd Hinrichs über Comic-Verfilmungen jenseits der Superhelden.

Wie immer beschert das ZACK ein paar Stunden Fluchtmöglichkeiten aus dem Alltag! Mehr kann man nicht verlangen.

Dazu passen Sondaschule mit „Merkst Du nicht?“und ein „Schirmchen-Getränk“ eurer Wahl.

© der Abbildungen 2022 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Verne, Coblence/Locard – In 80 Tagen um die Welt

Die Wette gilt

Story: Jean-Michel Coblence nach Jules Verne
Zeichnungen: 
Younn Locard
Originaltitel: 
Le Tour du monde en 80 jours

Knesebeck

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 22 €
ISBN: 
978-3-95728-629-1

Cover In 80 Tagen um die Welt - Knesebeck

Es ist Urlaubszeit! Natürlich gehen Klassiker immer und Reiseberichte auch, es macht aber trotzdem ein besonderes Vergnügen, direkt nach einer Urlaubsreise ein solches Werk zu besprechen. Jules Verne ist sicherlich einer der größten europäischen Schriftsteller, vermochte er es doch, die wissenschaftliche Entwicklung seiner Zeit in spannende Stories zu gießen, die seine Version der Zukunft glaubhaft erschienen ließen. Deswegen sind die Geschichten auch heute noch spannend und werden immer wieder für alle Medienformen adaptiert. Nur einen Monat nach Kapitän Nemo nun also die zweite moderne Adaption.

Englische Gelassenheit und aufregende Situationen

Es beginnt sehr englisch: Ein distinguierter Gentleman sucht einen neuen Kammerdiener. Der Tagesablauf von Phileas Fogg ist präzise wie ein Uhrwerk und Passepartout, der die Stelle bekommt, freut sich bereits auf ein ruhiges, geregeltes Leben, als eine Diskussion im Reform Club etwas aus den Fugen gerät. Fogg ist der Meinung, dass eine Umrundung der Erde in genau 80 Tagen möglich wäre (tatsächlich benötigte man damals mehr als 200 Tage) und bereit, ein Vermögen von 20.000 Pfund darauf zu wetten.

Coblence/Locard 80 Tage page 5

Er macht sich noch am selben Abend auf den Weg und verlässt London mit dem Zug nach Dover. Mit dabei ist selbstverständlich sein Kammerdiener Passepartout, dem von seiner Herrschaft eine Tasche mit eben jenen 20.000 Pfund in bar anvertraut wird, um die Ausgaben zu bestreiten. Leider hat zur gleichen Zeit auch ein Raub stattgefunden: ein dreister, als Gentleman beschriebener Mann hat ein Vermögen erbeutet und ist seitdem auf der Flucht. Ein Beamter der Krone ist der fixen Idee, dass Fogg dieser Verbrecher sei und versucht, ihn auf englischem Boden festzunehmen.

Die Geschichte ist bekannt: Die beiden bekommen im Laufe der Geschichte eine weitere Begleiterin, müssen technische und psychologische Herausforderungen bestehen, werden getrennt und vereint und haben es immer wieder mit dem übereifrigen Polizisten zu tun. Jean-Michel Coblence muss daher nichts dazuerfinden, im Gegensatz muss er sogar verkürzen, um mit den 54 Seiten auszukommen, die hier zur Verfügung stehen. Das gelingt und ist im Ergebnis spannend zu lesen!

Coblence/Locard 80 Tage page 8

An alten Stichen orientierte Illustrationen

Zu meiner Jugendzeit gab es eine 20-bändige (gekürzte) Jules-Verne-Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag, die nicht nur all die großartigen und ein paar langatmige Romane versammelte, sondern auch Illustrationen enthielt. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es zeitgenössische Stiche. Die Zeichnungen von Younn Locard erinnern ein wenig daran. Einerseits sind sie durch die Strichtechnik unheimlich detailreich, andererseits wirken Personen im Vordergrund teilweise wie aufgeklebt.

Insgesamt passt diese grafische Umsetzung super zu der Neuveröffentlichung! Die Gesichter und Figuren wirken teilweise sehr modern, leicht karikierend, in der Gesamtheit passt der Stil aber zum klassischen Content. Hier gibt es keine reißerische Modernisierung, sondern eine das Alte akzeptierende Darstellung, die nicht nachahmt, aber den Zeitkolorit versteht. Ich muss aber zugeben, dass ich ein paar Seiten gebraucht habe, um mich einzufinden.

Coblence/Locard 80 Tage page 11

Die Empfehlung

Wie schon gesagt: Jules Verne geht immer und ist doch für diejenigen, die aus der Steampunk-Ecke kommen, vielleicht eine lohnenswerte Neuentdeckung! Es ist schwierig, einen Stoff, den fast jede*r kennt, so zu präsentieren, dass beim Lesen Spannung aufkommt. Dadurch, dass Coblence den Stoff radikal gekürzt hat, die Exzentrität des Phileas Fogg dabei aber noch überspitzt, und Locard seinen ganz eigenen Zugang gefunden hat, ist der Comic aber unbedingt zu empfehlen!

Knesebeck nutzt wieder ein dem Großband ähnliches Format in schöner Hardcoverbindung und versieht das Ganze mit einem in matten Farben präsentierten Cover, dass jedem einzelnen Blatt im Dschungel seine Referenz erweist! Dazu kommen noch ein paar Informationen zu Jules Verne und der damaligen Zeit!

Dazu passen The Cure mit “A strange Day” und ein Pimm‘s.

© der Abbildungen 2021 Casterman / 2022 von dem Knesebeck Verlag GmbH & Co. Verlag KG, München

Andolfo – Sweet Paprika 1

Was gehört eigentlich zum “richtigen Leben“ dazu?

Story: Mirka Andolfo
Zeichnungen: 
Mirka Andolfo
Originaltitel: Sweet Pa
prika 1 – 4

Splitter Verlag

Hardcover | 112 Seiten | Farbe | 19,80 € | 
ISBN: 978-3-96792-258-5

Cover Andolfo - Sweet Paprika 1

Mirka Andolfo ist nicht nur in Italien ein Superstar. Die Horror-Serie Mercy wurde zum Beispiel in mehreren Ländern fast zeitgleich veröffentlicht und ist auf Deutsch bei Panini erschienen. Die aktuelle Serie der Künstlerin hat sich aber der Splitter Verlag gesichert. Neben der regulären Ausgabe unter dem Titel Sweet Paprika gibt es auch eine limitierte Vorzugsausgabe als Hot Paprika mit expliziten Zeichnungen und einem signierten ExLibris.

Klamauk im Stil einer Teen-Serie

Während aktuelle Coming-of-Age Serien im TV on demand zunehmend ernsthaft mit Themen wie queerer Sexualität, Identitäten und den daraus erwachsenen Problemen beschäftigen, setzt Mirka Andolfo in ihrer Paprika-Serie eher auf den derben Humor.

Andolfo - Sweet Paprika 1 page 6

Ihre Heldin ist eine erfolgreiche junge Frau, die als CCO des größten Verlagshauses der Welt arbeitet. Ihr steht genügend Geld zur Verfügung, sie hat ein tolles Apartment und könnte eigentlich sehr zufrieden sein. Sie leidet aber darunter, dass ihre soziale Kompetenz nicht gerade überwältigend ist und ihre privaten Kontakte sich auf ihre Familie beschränken. Sowohl sie selbst als auch ihre Umwelt (in Form von prä-pubertären männlichen notgeilen Archetypen) haben aber bestimmte Vorstellungen, die auf sexuelle Verhältnisse anspielen. Während die männlichen Wesen nichts als Sex wollen, ist die Heldin zwar einerseits verzweifelt, keine Kontakte zu haben, andererseits mit sich selbst aber auch zufrieden.

Passende Zeichnungen

Die Geschichte spielt damit, voyeuristische Einstellungen zu nutzen, um die Fantasie der Zielgruppe anzuregen. Nichts wird wirklich gezeigt, aber vieles entweder als reale Szenen, häufiger aber noch als „Träume“ angedeutet. Das zu Grunde liegende Frauenbild ist nicht wirklich modern, auch wenn Handlungen und Grenzen von ihr ausgehen, das Männerbild reduziert das Gehirn samt Denkvermögen auf das Sexualorgan.

Andolfo - Sweet Paprika 1 page 7

Natürlich hat das allerdings mit unserem Leben nichts zu tun, denn die handelnden Personen sind unschwer als Teufel*in, Dämon*in oder Engel zu erkennen. Und ja, es gibt auch Elemente der Bürosatire und Kritik am Lifestyle der neureichen Manager*innen. Insgesamt wirkt das Ganze aber etwas pubertär.

Für wen ist das was?

Die angepeilte Zielgruppe sind wahrscheinlich 15-jährige Jungs. Diese werden hoffentlich schnell begreifen, dass die Darstellung der Personen nichts mit einer wie auch immer gearteten Wunschvorstellung zu tun hat. Die Protagonist*innen sind Abziehbilder und Karikaturen. Nur als Dystopie macht das Ganze vielleicht sogar Sinn. Ich bin mir aber nicht sicher, ob so viel Satireverständnis beim durchschnittlichen Leser vorhanden sein wird. Ansonsten beweist Andolfo aber auch hier, dass sie ihr Metier durchaus beherrscht.

Andolfo - Sweet Paprika 1 page 8

Dazu passen The Troggs mit „With A Girl Like You” und heißes Wasser mit ordentlich Ingwer.

© der Abbildungen 2021 Star Comics/Arancia Studio / Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2022

Legendre/Cambré – Kronieken van Amoras 10

De Zaak Sus Antigoon #2

Story: Marc Legendre
Zeichnungen: 
Charel Cambré

Standaard Uitgeverij

Softcover | 48 Seiten | Farbe | 8,25 € 
ISBN: 
978-90-02-27530-2

Cover Kronieken van Amoras 10

Im flämisch/niederländischen Sprachraum gibt es einige Serien, die wirklich die Bezeichnung „langlebig“ verdienen. Zeitweise waren auch Zeitschriftenveröffentlichungen dieser Serien en vogue, mittlerweile sind es aber Alben, die die Veröffentlichungen vorantreiben. Dabei ist durchaus eine hohe Schlagzahl zu konstatieren. Und so hat es auch die Spielart für Erwachsene von Suske en Wiske, Amoras bzw. de Kronieken van Amoras, schon auf insgesamt 16 Alben gebracht.

Parallele Dimensionen

Schon immer war es wesentlicher Bestandteil der Serie, dass die Protagonist*innen mit der Zeitmaschine von Professor Barabas durch die Zeit reisen konnten und so die Anzahl von möglichen Schauplätzen fast in das Unendliche ging. Seit einiger Zeit fragt sich der Professor aber, ob es neben der linearen Bewegung durch die Zeit vielleicht auch horizontale Verschiebungen geben könnte.

Kronieken van Amoras 10 page 1

Als Anhaltspunkt dafür nimmt er das Schiff Antverpia, das auf seiner letzten Fahrt Sus Antigoon an Bord hatte. Es gibt Berichte, dass das Schiff zwar in eine Nebelbank hineingefahren sei, danach aber verschwunden wäre. Auch scheint Barabas Beweise dafür zu haben, dass der Endpunkt einer Reise zeitlich vor seinem Beginn erreicht worden ist. Natürlich sind Lambik, Suske und Wiske sofort bereit, bei der Aufklärung zu helfen und lassen sich in damalige Zeit versetzen.

Insbesondere letztere haben natürlich auch ein eigenes Interesse an der Reise, hatten sie doch gemeinsam davon geträumt, an Bord der Antverpia gewesen zu sein. Während die Reise in die Zeit reibungslos gelingt, sind der Aufenthalt dort und auch die spätere Rückkehr nicht ganz so einfach. Marc Legendre erzählt wieder eine spannende Science-Fiction Story, die mit Reminiszenzen an das Original nicht spart und sogar Rikki zurückbringt.

Detail Kronieken 10
Gastauftritt Rikki

Action und Gefühle

Charel Cambré beherrscht seine Figuren mittlerweile wahrscheinlich im Schlaf. Trotzdem schafft er es, die Geschichte nicht nur routiniert runterzuzeichnen. Seine Actionszenen wirken wie Standbilder, die jeden Moment weiterlaufen könnten und sind – trotz der manchmal beigefügten karikaturesken Überhöhung – sehr realistisch. Auch die gezeigten Emotionen in Gesichtsausprägung oder Körpersprache wirken authentisch.

Zusätzlich baut der Zeichner immer mal wieder ein wenig Humor in den Dekors seiner Panels ein und variiert häufig die Ausschnitte und Blickwinkel. Für Langeweile beim Genießen ist daher kein Platz und auch die vielen Lautmalereien tragen zu der Rasanz bei. Sehr kurzweilig!

Kronieken van Amoras 10 page 3

Der Tipp für den Urlaub in den Niederlanden

Die Urlaubszeit hat begonnen und die Niederlande (und natürlich auch der flandrische Teil Belgiens) sind ein beliebtes Ziel. Die Amoras Bände sind nicht nur im Comic Spezialhandel vorrätig, sondern auch in Kiosken, Buchhandlungen und teilweise auch Supermärkten. Wer die Serie nicht kennt, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren!

Während Amoras aus sechs aufeinander aufbauenden Bänden besteht (auf Deutsch im ZACK), sind die Kronieken unabhängig voneinander, auch wenn es manchmal Zwei- oder Dreiteiler gibt.

Dazu passen The Regrettes mit „Barely on My Mind” und ein La Cambre IPA.

© der Abbildungen 2022 Standaard Uitgeverij, Antwerpen

Rivière /Wurm – Edgar P. Jacobs

Träume und Apokalypsen

Story: François Rivière
Zeichnungen: 
Philippe Wurm
Originaltitel: 
Edgar P. Jacobs: Le Rêveur d´apocalypses

Carlsen Comics

Hardcover | 144 Seiten | Farbe | 22,00 €
ISBN: 
978-3-551-71755-9

Cover Riviere/Wurm - Edgar P. Jacobs

Biopics werden häufig als Beschreibung von filmischen Annäherungen an ein Leben benutzt. Tatsächlich trifft die Kategorie aber auch auf Comics zu. Ein Leben in Bildern einzufangen ist nicht leicht, allzu oft gibt es entweder eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten, eine Fokussierung auf Teile oder schlimmstenfalls sogar eine völlig falsche Inszenierung zum Guten oder Bösen. Mit Edgar P. Jacobs steht ein Mitarbeiter Hergés im Mittelpunkt, der es geschafft hat, sich aus diesem Schatten zu befreien: seine Serie Blake und Mortimer wird auch nach seinem Tod fortgesetzt und erfreut sich großer Beliebtheit, zuletzt mit Band 25.

Edgar P. Jacobs - Träume page 7

Vom Bariton zum Comiczeichner

Es gibt immer wieder Karrieren, die auf den ersten Blick unwahrscheinlich klingen. Oftmals liegen ihnen multiple Begabungen zu Grunde. Auch Edgar P. Jacobs ist so ein Multitalent. Anfangs ist der junge Mann ein begeisterter Fan von antiken Skulpturen und widmet sich der Zeichnerei. Sein Traum aber ist es, Opernsänger zu werden, und für ein Engagement zieht der Belgier sogar mitsamt Frau nach Lille um. Die Ehe steht aber unter keinem glücklichen Stern und ein von den Deutschen verhängtes Beschäftigungsverbot für Ausländer zwingt zur Rückkehr nach Belgien.

Dort lernt der junge Künstler Hergé kennen und wird schnell sein Assistent. Obwohl Jacobs nicht nur bei der Überführung der alten Abenteuer in albengeeignetes Material hilft, sondern auch an neuen Abenteuern von Tim und Struppi beteiligt ist, weigert sich der Star, den „Zuträger“ namentlich zu erwähnen. Sicherlich auch ein Grund dafür, dass der immer noch relativ junge Mann überlegt, seine eigenen Geschichten zu entwerfen und zu zeichnen. Nach den Zweiten Weltkrieg währte die Freude über dessen Ende nur kurz und wurde schnell von dem Kalten Krieg und der Furcht vor einer noch schlimmeren neuen Auseinandersetzung abgelöst. Die Grundstimmung für eine Serie war damit gefunden.

Edgar P. Jacobs - Träume page 8

François Rivière beschreibt im Weiteren den Prozess des Künstlers, sich von seinem Meister abzunabeln, Plots zu entwickeln und sich mit seiner neuen Liebe auf Dokumentationsreisen zu begeben. Zwar ist Jacobs schnell sehr erfolgreich, sein Arbeitstempo und seine akribischen Vorbereitungen bringen aber Leser*innen wie Verleger an den Rand der Verzweiflung. Schön gelöst sind die Momente, in denen der Künstler das direkte Feedback mitbekommt.

Die Geschichte erwähnt viele Details nur am Rande und es bleibt oft den Leser*innen überlassen, die Hinweise mit ihrem Wissen über die Serie zu verstehen. Für Fans also ein echter Genuss. Für alle anderen aber nicht tragisch. Auch wenn viele Details möglicherweise gar nicht entdeckt werden, ist die Geschichte doch auch ohne sie schon spannend und definitiv verständlich. Wer mehr wissen will, sollte einen Blick in die Reddition zu Blake und Mortimer werfen.

Zeichnungen als Hommage

Edgar P. Jacobs - Träume page 9

Seine Zeichnungen hat Philippe Wurm dem Stil von Jacobs nachempfunden. Zwar sind sie nicht so textlastig wie die des Porträtierten, Linienführung und Dekors atmen aber die Verehrung. Dabei nimmt er Zitate aus dem Werk von Hergé als auch von Jacobs auf und zeigt etwa Ausschnitte aus Zeichenblättern oder als Grundlage dienende Motive. Seine klare Linie hätte auf jeden Fall genügt, um Eingang in das Tintin-Magazin gefunden zu haben.

Ansonsten entbehren Geschichten dieser Art natürlich etwas der Action. Ein fahrender Zug, ein Komet sind schon seltene Beispiele für Rasanz. Und auch die Figuren sind selten in Zuständen höchster emotionaler Erregung abgebildet. Auch das kommt natürlich vor, die Schwierigkeit aber liegt darin, den Alltag zu porträtieren. Und das hat Wurm meines Erachtens gut hinbekommen. Die Entwicklung ist nachvollziehbar, die Figuren glaubwürdig und die Posen natürlich.

Ein Stück Comic-Geschichte

Mir macht es Spaß, Werke über Comics zu lesen. Warum hat sich jemand Geschichten ausgedacht, welche persönlichen Erfahrungen sind dabei eingeflossen? Je nach Fähigkeit der Autor*innen kann das eine sehr kurzweilige oder aber auch staubtrockene Angelegenheit werden. Biopics vereinen die Vorzüge der grafischen Literatur mit der Befriedigung des Informationsbedürfnisses und stellen daher eine fast natürliche Symbiose dar. Zumal es dann auch noch ein wenig O-Ton sowie eine Zeittafel und eine Liste der Hauptpersonen gibt.

Edgar P. Jacobs - Träume page 10

Insofern ist diese Graphic Novel natürlich fast schon ein Must Have für alle Fans der Serie Blake und Mortimer, aber auch eine sehr zu empfehlende, kurzweilige Reise in die Anfänge des Tintin-Magazins, und die Transformation der Serie von Zeitschriftenseiten in moderne Alben. Dazu gibt es viele Einblicke in die Arbeitsweise von Edgar P. Jacobs hinsichtlich Motive, Umsetzung und Einfluss auf das tägliche Leben.

Dazu passen ein Macallan sowie Orchestral Manoeuvres In The Dark mit “Talking Loud And Clear”!

© der Abbildungen Glenat 2021 / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

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