ZACK 296 (Februar 2024)

ZACK 296

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 296

2024 scheint das Jahr werden zu wollen, das „die Straße“ in das Bewusstsein zurückholt. Die Bahn war das erste Opfer der zu erwartenden Streiks, die Bauern blockierten alles Mögliche mit ihren Treckern und schließlich ging eine täglich größer werdende Anzahl von Menschen mal nicht für Individualinteressen auf die Straße, sondern zur Verteidigung der Demokratie! Welch ein Lichtblick!

Der Neustart

Die Flintenweiber zieren nicht nur das Cover dieser Ausgabe, auch Band 3 der Serie, Das Geheimnis der Elfe, nimmt seinen Anfang. Pierre Pevel beginnt die neue Geschichte mit einem ruhigen Rückblick. 1911 löst die Anwesenheit von Bewohner*innen der Anderswelt kein Erstaunen mehr aus. Der Raub des Siegelringes ist allerdings immer noch ungeklärt, die verschiedenen Mächte sind weiter auf der Suche nach ihm und die Rachegelüste gegenüber den Diebinnen sind noch ungestillt. Étienne Willem darf daher gleich wieder zur Action übergehen und die Vorbereitung einer Hinrichtung zeichnen. Liebevolle Zeichnungen mit viel Spaß im und am Detail in einer spannenden Story!

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Die Fortsetzungen

Das Science-Fiction-Projekt MADI von Alex de Campi & Duncan Jones geht bereits in die sechste Runde. Die Flüchtenden müssen dringend zu Geld kommen und es besteht die Hoffnung, dass Dean seine besonderen Kräfte einsetzen könnte. Allerdings erlaubt das den Verfolgern auch, die Spur wiederaufzunehmen … Es war einmal in der Zukunft wird dieses Mal gezeichnet von James Stokoe, der eine extrem detailreiche Bebilderung in Bonbon-Farben anbietet. Spielhölle mal anders!

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Eigentlich wollte Michel Vaillant nur ein nicht wirklich legales Rennen quer durch die USA gegen einen Blogger fahren. Cannonball, so der Name, entwickelt sich jedoch ganz anders als klar wird, dass Terroristen das Auto gehackt haben und das Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit eine Bombenexplosion auslösen wird. Ein Patch kann jedoch nicht online eingespielt werden. Wird es Steve Warson gelingen, mit einem USB-Stick in den dahinrasenden Wagen einzusteigen? Packende Action von Dennis Lapière mit sehr untypischen Rennszenen von Marc Bourgne & Olivier Marin.

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Felix Sauvage konnte entkommen und darf somit hoffen, die Informationen über einen bevorstehenden Angriff noch rechtzeitig übermitteln zu können. Bevor es so weit ist treffen wir aber an einem Lagerfeuer Frauen wieder, die den meisten Leser*innen klassischer frankobelgischer Western sehr bekannt vorkommen dürften. Félix Meynet gelingt damit in Black Calavera eine sehr nettes Pastiche. Die weiteren Bilder sind dann eher Schachtengetümmel und Explosionen.

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Der Abschied

Der erste Band von Libertalia, Triumph oder Tod, geht in diesem Heft zu Ende. Die Überlebenden landen an einem Strand des Indischen Ozeans, um dort ihre Kolonie zu gründen, müssen allerdings noch eine letzte tödliche Prüfung überstehen. Fabienne Pigière & Rudi Miel haben eine modernes Piratenabenteuer geschrieben, das etwas andere Akzente setzt, gleichfalls aber die Erwartungen an dieses Genre erfüllt. Die detailreichen Zeichnungen von Paolo Grella passen dazu, sogar besser als zu Bob Morane. Man darf auf den nächsten Band gespannt sein.

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Und sonst?

Die Gag-Seiten von Grott & Bott, Parker & Badger und Tizombi beschäftigen sich wie immer mit Alltagsproblemen und ihren ungewohnten Auswirkungen. Erstaunlicherweise beschweren sich viele Leser*innen, wenn die Serien aus irgendwelchen Gründen fehlen, vergeben aber eher abwertende Noten. Nun ja, für mich gehören sie als Pausenprogramm dazu, haben aber auch ihren eigenen Reiz!

Den Reigen beschließen ein Interview zum Mord im Orient-Express und eines mit Dino Attanasio zu seinem Schaffen, ein Bericht über das Gold der Belgier in der ZACK-Edition sowie der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren. Weiter so!

Dazu passen Duffy mit ihrer Version von „Tainted Love“ und ein Oberdorfer Helles.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Seeßlen – Lucky Luke

Fast alles über den (nicht gar so) einsamen Cowboy und seinen Wilden Westen

Autor: Georg Seeßlen
Bertz + Fischer Verlag
Taschenbuch | 272 Seiten | Farbe | 18,00 €
ISBN: 978-3-86505-774-7

Vor einiger Zeit noch totgesagt, lebt das Western-Genre munter vor sich hin. Im Streaming entsteht gerade ein ganzes Universum von miteinander verknüpften Serien um das Spätwesternepos Yellowstone; im Comic haben etwa Die Blauen Boys und Lucky Luke den Schritt auf neue Kreativteams vollzogen, nachdem ihre Schöpfer verstorben sind. In Deutschland vergeht kaum ein Monat, in dem nicht mehrere neue Westerncomics veröffentlicht werden.

Cover Seeßlen - Lucky Luke

Der wohl berühmteste europäische Cowboy

Es gibt eine ganze weitere Reihe von bahnbrechenden, erfolgreichen und guten europäischen Westernserien: Jerry Spring, Blueberry, Buddy Longway, Yakari, Chinaman, Durango aber auch Manos Kelly, Tex oder die Western von Serpieri. In das Allgemeinwissen hat sich aber der Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten integriert: Lucky Luke! Erfunden wurde er als Figur von Morris (Maurice de Bevere), seine erste Hochform hat er allerdings erst mit den Szenarios von René Goscinny erlangt.

Seeßlen beschreibt in seinem Werk nicht nur die allgemeine Entwicklung des Westerns als Kunstform, ausgehend von (Heft-)Romanen und Filmen über Pulps und TV-Serien bis hin zum Comic, er arbeitet auch sehr verständlich die Hauptbestandteile dessen, was einen Western eigentlich ausmacht, heraus. Diesen Kanon überprüft er dann wiederum anhand der Lucky-Luke-Geschichte. Dabei geht er auf die Entwicklung der Serie ein, die sich über die Jahrzehnte den jeweiligen Anforderungen des Publikums zwar angenähert hat, niemals aber darauf eingelassen hat, zeitgebunden zu werden.

Für Fans des Genres ist es spannend nachzuvollziehen, wie der Aufbau einer Westerngeschichte fast schon formelhaft ablaufen kann. Man nehme ein paar Ingredienzien, mixe sie im richtigen Verhältnis, köchele ein wenig und fertig ist das Gericht, äh, der Comic. Nun ja, ganz so einfach ist es dann doch nicht! Und Seeßlen beschreibt auch, warum manche Szenarios einiger Autoren einfach eben nicht funktionieren.

Die Serie im Besonderen

Neben den Erläuterungen über den Western als Solches geht Seeßlen detailliert auf jeden einzelnen Band der Serien Lucky Luke, Rantanplan, Lucky Kid und der Hommage-Bände ein. Er gibt jeweils den Inhalt wieder, reichert das mit sehr persönlichen Kommentaren an und lässt uns sogar wissen, welches sein Lieblingsbild in dem Band ist.

Fans der Serie erhalten so einen sehr konzentrierten Überblick, der ein Lexikon ergänzen kann. Die Bewertung bezieht sich dabei auf die aktuellen Veröffentlichungen bis zu Band 101 und der zweiten Hommage von Bonhomme.

Top-Tipp!

Der Band ist eine gute Ergänzung sowohl zu den allgemeinen Werken über Western-Comics, etwa von Alexander Braun (Going West!, Staying West!), aber auch zu dem offiziellen Lucky-Luke-Lexikon. Seeßlen schafft es, viele Inhalte verständlich zu erklären, lässt seine eigenen Vorlieben deutlich erkennen, und pickt einen überschaubaren Ausschnitt aus dem Riesen-Thema. Der Band enthält 92 Fotos, die teilweise einen anderen Fokus haben als die bereits hinlänglich bekannten.

Wer sich nicht nur für das Lesen von Comics interessiert, sondern etwas darüber wissen möchte, sollte hier einen Blick riskieren! Von Seeßlen ist im Übrigen im gleichen Verlag auch schon ein Band über Herge und Tim und Struppi erschienen.

Dazu passen Elvis Presley mit seinem „Lonesome Cowboy“ und ein Whiskey.

© der Abbildungen2023 by Bertz + Fischer GbR, Berlin

Michel Vaillant Staffel 2 Band 10

Pikes Peak

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Marc Benéteau, Vincent Dutreuil
Originaltitel: 
Michel Vaillant – Season 2 – 10

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €

ISBN: 978-3-949987-32-6

Waren die vorausgegangenen Michel Vaillant-Alben noch bei Mosaik erschienen, hat der Blattgold Verlag neben dem ZACK und den anderen Alben der ZACK-Edition jetzt auch diesen letzten Übernahmeschritt vollzogen. Auch inhaltlich ist mit diesem Band eine neue Ära angebrochen, wird die Familien- und Rennsaga doch auch ein wenig politisch. Die Geschichte ist bereits in ZACK 281 bis 284 erschienen.

Cover Michel Vaillant Staffel 2 Band 10

Eine Premiere in den USA

Immer wieder hatte Vaillante und natürlich auch Michel als Fahrer Herausforderungen in Amerika erstmals zu bewältigen. In der Vergangenheit waren das Rennen, Hochgeschwindigkeitsrekorde oder andere Wettbewerbe. In all den Jahrzehnten war aber das Rennen am Pikes Peak niemals Thema gewesen. In wunderbarer Landschaft müssen sich die antretenden Teams zunächst qualifizieren, um dann schließlich zum Wettkampf antreten zu können.

Das Vaillante-Team sieht natürlich den Marketingeffekt, den eine gute Platzierung auslösen kann, muss aber zunächst mit eher einfachen Schwierigkeiten kämpfen. Niemand, der mit dem Rennen Geld verdient, möchte, dass die bisherigen in den US verbleibenden Gewinne ins Ausland abwandern könnten, und so ist es schon schwierig, auch nur Hotelzimmer zu bekommen.

Es erfordert ein wenig Hilfe von Steve Warson, der sich selbst dadurch aber auch angreifbar macht. Diese politischen Verwicklungen, die bis in das rechtsradikale Millieu gehen, sind neu und schaffen einen zusätzlichen Spannungsbogen. Und auch die Rückkehr von Bob Cramer und der Texas Drivers verspricht erstmal nichts Gutes.

Michel Vaillant Staffel 2 Band 10 Page 4

Modernisierter Stil

Es gibt immer wieder einige, die sich beschweren, dass sie „ihre“ Figuren nicht wiedererkennen würden. JA, der Stil hat sich modernisiert! Aber er musste sich auch erneuern, denn sonst hätte sich die Serie nicht erfolgreich repositionieren können. Wie auch immer: Die Rennszenen und vor allem die Bilder, die die umgebende Natur zeigen, sind extrem gut und enthalten Dynamik und Geschwindigkeit genauso wie die Ruhe vor dem Sturm! Wer so etwas mag, wird mit den Zeichnungen von Marc Benéteau und Vincent Dutreuil definitiv nichts anderes als glücklich!

Das Papier und die gewählten Farben sind leicht glänzend und bringen daher die Actionparts noch besser rüber. Und auch die Soundwords spielen weiterhin eine große Rolle und unterstützen auf innovative Weise die Geschichte.

Cover ZACK 281

Bitte einsteigen!

Für die Fans rasanten Motorsports ist Michel Vaillant seit Jahrzehnten (wieder) das Nonplusultra. Es gibt zwar Alternativen wie etwa den auch aus dem ZACK bekannten Rolf Thomsen aka Alain Chevallier, das Gesamtkonzept aus Family-Soap, Krimi und Sport ist aber im Original am besten gelungen. Mit der neuen, politischen Dimension und dem offenen Ende, dass den Langzeitcharakter bedient, hat Denis Lapière ein Szenario abgeliefert, dass auch Noch-Nicht-Fans ansprechen könnte.

Wer Lust an aktuellen Netflix-Serien hat, die nicht nur auf Ballerei setzen, sondern Action, ökonomische Themen und Soap verbinden, sollte hier definitiv einen Blick hinein werfen. Pikes Peak ist ein guter Moment, um einzusteigen. Gleichzeitig bietet die Collector’s Edition der Zweiten Staffel die Möglichkeit, „aufzuholen“.

Dazu passen The Inciters („Boot N Soul“) und ein Weihenstephan Weissbier alkoholfrei.

© der Abbildungen 2021 Graton Éditeur Lapière-Benéteau-Dutreuil / 2023 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Morvan/Evrard – Die Freunde von Spirou 1

Ein Freund von Spirou ist offen und ehrlich …

Story: Jean-David Morvan

Zeichnungen: David Evrard

Originaltitel: Les Amis de Spirou 1 – Un Ami de Spirou est franc et droit

Carlsen Comics
Hardcover| 72 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 
978-3-551-02638-5

Cover Die Freunde von Spirou 1

Das Spirou-Magazin wurde 1938 als wöchentliches Comic-Magazin im Verlag Dupuis gegründet. Während der deutschen Besetzung Belgiens musste es eine Zeit lang sein Erscheinen einstellen. Viele der jugendlichen Leser*innen gingen als Die Freunde von Spirou in den Widerstand, während des Krieges diente ein Spirou-Puppentheater als Informationsüberbringer und Vernetzungsmöglichkeit. Während davon vieles in Artikeln und Büchern aufgearbeitet worden ist, ist die neue Serie ein Versuch, das Ganze als Comic darzubieten.

Ein Ehrenkodex verpflichtet

Das Magazin Spirou war nicht nur ein Heft mit amerikanischen und immer mehr belgischen Comics, es hatte auch informative Beiträge. Die gesamte Linie (inklusive der Grenzen für die Aktiven in Richtung Sexualität und Gewalt) war geprägt vom belgischen Katholizismus und der Pfadfinderbewegung. Es dauerte daher auch nicht lange, bis der Wunsch der lesenden Kinder dazu führte, dass eine Art Leseclub gegründet wurde: Die Freunde von Spirou! Für die Mitglieder gab es nicht nur kleine Goodies, sondern vor allem eine Art Ehren- und Verhaltenskodex!

Die Geschichte von Jean-David Morvan beginnt 1943 während der deutschen Besetzung Belgiens. Die Repressalien waren graduell immer stärker geworden, allerdings auch die Spaltung der Gesellschaft in eine – meist flämische – Gruppe von Nazifreund*innen und die Anderen. Als dann auch noch die Einstellung der Zeitschrift Spirou durchgesetzt wurde, entwickelt eine Gruppe von Kindern daraus den Auftrag, nun aber wirklich etwas unternehmen zu wollen.

Die Freunde von Spirou 1 page 3

Sie machen sich daran, eigene Comics herzustellen und zu verbreiten, die die Besatzer lächerlich machen. Basierend auf tatsächlichen Ereignissen ist das natürlich eine fiktive Geschichte, die aber durchaus als Beispiel für den vielfältigen Widerstand auch der Kleinen gelten kann. Nebenbei bemerkt hat dieser Widerstand übrigens auch getötete Kinder zur Folge gehabt. Als Nebengeschichte gibt es ein Gespräch mit dem Chefredakteur Jean Doisy, das ebenfalls lesenswert ist!

Lustige Bilder für ein ernstes Thema

David Evrad setzt die Geschichte in dem typischen, modernisierten Spirou-Stil um. Große Köpfe, große Nasen, die Lebenslust steht den Kindern ins Gesicht geschrieben. Demgegenüber sind die „Bösen“, also sowohl die Kinder der rexistischen (faschistischen) Jugend als auch der ältere Kollaborateur erkennbar stinkstiefelig! Obwohl die Zeichnungen damit kindgerecht sind, sollte man sich nicht vertun. Der Inhalt braucht – gerade heute wo wieder von „reindeutschen“ gefaselt wird, möglicherweise deutliche Begleitung durch Erwachsene. Allerdings wird hier keine Politik gemacht, die pure Menschlichkeit steht im Vordergrund!

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Das Layout ist modern und geht von einem vier-streifigen Grundraster aus, das durch Überlappungen, Overlays und Rundungen immer wieder verändert wird. Es passt damit zu dem sehr dynamischen Strich und der schnellen Geschichte. Die ruhigen Erzählpassagen haben dann auch deutlich mehr Hintergrund.

Notwendig!

Wer lernen möchte, wie es aussehen kann, wenn man nicht nur sagt, dass einer/m etwas nicht passt, sondern auch etwas unternimmt, kann sich hier eine Scheibe abschneiden. Mit jugendlichem Eifer legen die Freund*innen los und brauchen aufgrund ihres gemeinsamen Ehrenkodex auch nicht lange überlegen. Insofern passt die Geschichte gut in eine Reihe mit Die Kinder der Resistance, Ein Sack voll Murmeln oder Spirou oder: Die Hoffnung. Immer geht es darum, der Unmenschlichkeit zu trotzen!

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Gerade heute ist das Thema natürlich aktuell wie schon lange nicht mehr. Wir dürfen aber nicht darauf vertrauen, dass der Hype bleibt! Zusätzlich enthält die Story Hinweise zum Verständnis der „Macher“ von Spirou, vor allem natürlich von Jean Doisy. Klare Empfehlung!             

Dazu passen The Busters mit “Chase Them“ und ein Ingwer-Shot für den klaren Kopf.

© der Abbildungen Dupuis 2023, by Morvan, Evrard, Den BK | 2023 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

Zauberstern – Savage Dragon 1

The Dragon

Story: Erik Larsen
Zeichnungen: 
Erik Larsen

Originaltitel: The Dragon 1 – 5, 1996 USA

Zauberstern Comics

Heft |132 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-231-1

Cover Savage Dragon 1

Zauberstern Mastermind Simeon Hrissomallis hatte schon als Mitarbeiter beim damaligen Infinity Verlag währen des ersten deutschen Heftchen-Booms dafür geworben, diese Gründerserie des image-Verlages nach Deutschland zu holen. Nun, es hat ein paar Jahrzehnte gedauert, aber jetzt mögen die Spiele beginnen:

Freaks are bad? Not always!

Savage Dragon ist eine etwas andere Superheldenserie. Typischerweise gibt es ein paar Held*innen die Bösewichte mit oder ohne Superkräfte zur Strecke bringen. Hier sind es eher die guten Jungs, die auf die Mütze bekommen. Einer der Freaks mit Superkräften fragt dann auch ziemlich unverblümt, warum man sich an Regeln halten solle wenn man doch auch so alles haben könne. Der superstarke Mann ohne Namen mit der grünen Haut und der Finne auf dem Kopf kann sich an nichts erinnern was ihn selbst und seine Vergangenheit angeht. Er wird inmitten der Überbleibsel eines Brandes gefunden, gepflegt und überredet, der Polizei Chicagos beizutreten.

Obwohl er das zunächst nicht will, lässt er sich doch überzeugen und kämpft von diesem Moment an gegen eine Vielzahl von Superwesen, die sich dem Bösen zugewandt haben. Als Held erfährt er einerseits Verehrung und Achtung, nicht nur von Kolleg*innen, sondern auch von jungen Frauen. Er erlebt aber auch den alltäglichen Rassismus, der in den USA allgegenwärtig ist. Einem seiner Kollegen der entsprechend auftritt macht er sehr deutlich, dass von einem Polizisten als Vertreter von Recht und Ordnung ein Verhalten erwartet wird, das tadellos ist!

Dieses erste Heft enthält die komplette Miniserie The Dragon. Diese erzählt die Origin des Helden. Geplant ist, in einem zweimonatlichen Rhythmus alle anderen Abenteuer des grünen Muskelberges zu veröffentlichen, dann allerdings wieder mit 100 Seiten.

Teaser Savage Dragon

Creator owned and long lasting!

Erik Larsen hat anders als einige seiner Gründungskollegen bei image nicht auf Nummer Sicher gesetzt, sondern einen Charakter aus der Schublade geholt, den er schon als Jugendlicher entwickelt hatte. Sein Zeichenstil ist explosiv, Splashpages sind nicht nur zu Anfang des jeweiligen Heftes zu finden und die Soundwords sprengen fast den Seitenrahmen. Zwar kann Larsen auch ruhig, die Action ist aber nie weit entfernt.

Da mittlerweile mehr als 260 reguläre Ausgaben der Serie erschienen sind – zu denen noch diverse Miniserien kommen – ist nicht zu erwarten, dass der Stoff in Kürze ausgehen wird.

Endlich!

Die Rückkehr der Helden bringt neben Klassikern wie Flash Gordon und Phantom auch neue Serie auf den deutschen Markt. Zunächst sind das Van Helsing und Savage Dragon. Das Prinzip, alle zwei Monate ein Din-A-4-großes Heft auf den Markt zu bringen, scheint sich einzuspielen. Umso besser!

Cover Savage Dragon 1 VZA
Limitierte Ausgabe

Für Fans enthält die erste Nummer ein Poster in der Heftmitte, das sich entnehmen lässt, ohne die Story zu beschädigen und das Artwork der Originalcover. Für die Zukunft wird wieder eine Seite mit Leser*innenzuschriften geplant! Zudem gibt es eine limitierte Ausgabe.

Dazu passen New Model Army  („I did nothing wrong“) und ein American Porter.

© der Abbildungen 1992 – 2023 Erik Larsen, Image Comics, Inc. / Zauberstern Comics 2023

Hennessey, Smith/McConnell – Bier

Die Graphic Novel

Story: Jonathan Hennessey, Mike Smith
Zeichnungen: 
Aaron McConnell

Originaltitel: The Comic Book Story of Beer

Panini Comics

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 29 €
ISBN: 978-3-7416- 3609-7

Cover Bier - Die Graphic Novel

Ein Spielbein der Graphic Novels ist die Kategorie der lehrreichen und trotzdem unterhaltsamen Sachcomics. Diese müssen aber nicht immer nur komplexe politische oder ökonomische Theorien vorstellen, sie können sich auch mit geschichtlichen Themen befassen. Die Historie der Bier- und Braukultur ist auf jeden Fall ein Thema nicht nur für Nerds; alle, die gerne Bier trinken sind hier angesprochen. Was läge also näher als eine Besprechung dieses Werkes, schließt doch jeder Beitrag auf comix-online mit einer Empfehlung für passende Musik und Getränkeauswahl.

12.000 Jahre Trinkgenuss

Aktuell gibt es eine sehr lebendige Craftbier-Szene, die nicht nur dafür gesorgt hat, dass fast in jeder Stadt wieder mindestens eine (Mikro-)Brauerei anzutreffen ist, sondern auch viele alte, fast vergessene Biersorten neu belebt hat. Für eine lange Zeit stand in Deutschland das Pils fast schon als Synonym für Bier, und auch in anderen Ländern reduzierte sich das Angebot hin zu massenverträglichen Angeboten „ohne Ecken und Kanten“. Das deutsche Reinheitsgebot wurde nicht hinterfragt, sondern zu einem Dogma erhoben. Ausländische Biere, die oft andere Zusätze enthielten, durften hier nicht als Bier verkauft werden.

Wie aber hatte sich das Getränk, dass weltweit in seiner Konsumption nur von Kaffee und Tee übertroffen wird, entwickelt? Genau diese Frage stellen sich die beiden Autoren, Jonathan Hennessey und Mike Smith, und starten ihre Untersuchungen in der Frühzeit der Menschen. Aufgrund von Ausgrabungen wissen wir, dass schon vor rund 12.000 Jahren vergorene Getränke auf Getreidebasis von Menschen genossen wurden. Sie wurden allerdings wahrscheinlich nicht bewusst gebraut! Es war notwendig, dass natürlich vorkommende Hefe-Bakterien ihren „zufälligen“ Anteil leisteten. Auf dieser Stufe blieb die Geschichte des Bieres bzw. seiner Vorläufer über eine lange Zeit.

Bier page 5

Während der folgenden Jahrhunderte sind zwei Entwicklungen in Verbindung miteinander: Einerseits setzen die Hochkultur und das frühe religiöse Establishment eher auf Wein denn auf Bier, das eher für Barbaren und Pöbel geeignet schien, andererseits erkannten (und erkennen) Herrscher immer wieder die Einnahmequellen, die der Verkauf von Bier und der Prozess seiner Herstellung bieten. Ein letztes Aufflammen dieser Auseinandersetzung waren die Prohibitionsbemühungen. Andererseits war es geschichtlich betrachtet lange Zeit wesentlich gesünder, bearbeitete (und dadurch gekochte) Flüssigkeit in Form von Bier zu sich zu nehmen als verunreinigtes Wasser.

Abwechslungsreiches Layout

Sach-Comics haben oft ein sehr abwechslungsreiches Layout, da sie verschiedene Erzählformen zu bedienen haben. Diese reichen von der reinen, textlastigen Informationsvermittlung über die grafische Unterstützung derselben hin zu szenischen Momenten die pars pro toto Geschichten erzählend Inhalte vermitteln. Per se kann man das daher sehr spannend gestalten. Natürlich erfordert das ein sehr spezifisches Können! Aaron McConnell hat schon verschiedene Sachcomics mit Jonathan Hennessey umgesetzt, die beiden sind ein eingespieltes Duo.

Bier page 6

Die angewendeten Zeichenstile variieren und schaffen dadurch mehr Abwechslung. Während prinzipiell ein realistischer Stil bevorzugt benutzt wird, gehen die Zeichnungen teilweise in karikaturenhafte Übertreibung oder einen holzschnittartigen Stil. Sie betonen dadurch auch die unterschiedlichen Wissensvermittlungsarten.

Nicht nur für IPA-Fans!

Über eine lange, lange Zeit verlor Bier immer mehr an unterschiedlichen Facetten und migrierte von lokalen Besonderheiten zu standardisierten, globalen Produkten. Mit der Craft-Beer-Bewegung hat sich das seit einigen Jahrzehnten wieder in das Gegenteil gekehrt; noch nie gab es so viele Brauereien und Spielarten wie heute. Die Geschichte des Bieres als Kulturgut wird hier nachvollziehbar beschrieben. Es mag die eine oder andere Kritik an einzelnen Elementen geben, grundsätzlich bekommt man hier aber einen guten Überblick.

Bier page 8

Aufgrund seiner Professionalität ist das Buch auch nicht nur für Fans und Trinker geeignet, es ist interessant genug, um sowohl reinzublättern als auch um es komplett durchzulesen und kann daher auch eine Funktion als „Mini“-Coffee-Table-Book und Themengenerierer wahrnehmen. Wer will wird eine Sonderedition mit Rudi-Cover erwerben können. Wer über einen kleineren Zeitabschnitt lesen möchte, kann zusätzlich zu Hopfen und Malz greifen.

Dazu passen ein Guinness und The Business mit „Guinness Boys“!

© der Abbildungen 2023 by Jonathan Hennessey and Michael Smith, 2023 by Aaron McConnell / 2023 Panini Verlags GmbH

Ritstier/Oosterveer – Nicky Saxx 1

Der Betrug & Die Vergebung

Story: Willem Ritstier
Zeichnungen: 
Minck Oosterveer
Originaltitel:
Nicky Saxx 1

Kult Comics

Hardcover | 52 Seiten | Farbe | 20,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-361-5

Cover Nicky Saxx 1

Zeitungsstrips waren eine lange Zeit ein wesentlicher Werbeträger für Tageszeitungen. Einerseits unterschieden sie sich natürlich durch ihre politische Ausrichtung, andererseits hatten sie ihre möglichst exklusiven Strips. Diese sollten die Leser*innen anhalten, die Zeitung auch am nächsten Tag wieder zu kaufen, um die Fortsetzung zu erfahren. Leider ist diese Tradition ein wenig eingeschlafen. In den Niederlanden war das Duo Ritstier/Oosterveer mit einigen Strips in De Telegraaf vertreten.

Nicky Saxx – eine toughe Ermittlerin

Nicky Saxx leitet Room 666, ein Unternehmen für schwierige Fälle. Wenn es darum geht, fast unmögliche Aufgaben zu lösen, ist dieses eine perfekte Adresse. Neben Nicky ist oft ihre Freundin Elja beteiligt, die mit ihren parapsychologischen Fähigkeiten unterstützen kann. Im Hintergrund werkelt Ben, der die Geschichten lieber von seinem PC verfolgt und technischen Support bietet. Pro Band erscheinen zwei extra kolorierte Geschichten der ursprünglich in schwarz-weiß abgedruckten Serie in Deutscher Erstausgabe. Die Serie ist auf 10 Bände konzipiert.

Nicky Saxx 1 page 3

Der Betrug beginnt damit, dass ein zahlungskräftiger Kunde Nicky bittet, den in Bolivien von Gangstern entführten Sohn zu befreien. Das Lösegeld ist angeblich überwiesen worden, seitdem fehlt jedoch jede Nachricht. Nicky und ihre Freundin Elja machen sich auf den Weg in das südamerikanische Land, müssen aber schnell erkennen, dass es sich um eine Falle handelt. Die Vergebung spielt dagegen in England. Elja wird informiert, dass ihre Tante plötzlich unerwartet verstorben ist und macht sich auf den Weg nach Cheswick. Dort angekommen entdeckt sie, dass nicht alle Indizien zueinander passen. Glücklicherweise bekommt sie spontanen Besuch von Nicky und die Beiden versuchen, den Fall aufzuklären.

Beide Fälle sind sehr spannend, müssen doch die Leser*innen bei der Stange gehalten werden. Mit einer Länge von jeweils 22 Seiten kann Willem Ritstier durchaus einige Details vertiefen, epische Auslassungen sind aber nicht möglich. An die Cliffhanger am Ende jeder Panel-Zeile gewöhnt man sich schnell. Eine gute Bereicherung des Geheimagent*innen-Sektors ohne den Sexismus von James Bond.

Nicky Saxx 1 page 4

Behutsam kolorierte Zeichnungen!

Wie bei Zeitungsstrips vor einigen Jahren üblich waren die Zeichnungen in schwarz-weiß angelegt. Das grobe Papier war für farbliche Details nicht unbedingt geeignet, Licht und Schatten waren einfacher wiederzugeben. Minck Oosterveer war ein Meister darin, mit schwarzen Flächen Tiefe zu erzeugen. Die nachträgliche Kolorierung ist zeitgemäßer, verdeckt aber die ursprüngliche Kunstfertigkeit nicht.

Oosterveer war durchaus dafür bekannt, seine Frauengestalten üppig auszugestalten und eher leichtbekleidet zu zeigen. Eine Vorgabe für diese Serie war daher, dass die Heldin kleinere Brüste haben müsste. Dieses und mehr Details gibt es im Anhang des Bandes in der mitabgedruckten ersten Ausgabe von De Telesaxx.

Nicky Saxx 1 page 5

Spannende Abenteuer mit durchsetzungsfähigen Heldinnen

Wenn man sich überlegt, wieviel Schrott im Laufe der Jahre auch auf Deutsch erschienen ist, ist es immer wieder erstaunlich, dass manche Serien bisher sträflich übersehen worden sind. Kult Comics ist es zu verdanken, dass dieser Klassiker aus unserem westlichen Nachbarland nun endlich den Sprung zu uns geschafft hat. Ein Hinweis sei erlaubt: Der Verfasser dieser Zeilen hat als Übersetzer an der Produktion von Nicky Saxx mitgewirkt.

Das leicht glänzende Papier bringt die Farben und vor allem das satte Schwarz gut zur Geltung, der Hardcovereinband sieht sehr wertig aus. Neben der regulären Ausgabe gibt es auch eine auf 50 Exemplare limitierte Luxusausgabe mit einem sehr schönen signierten Druck.

Cover Nicky Saxx 1 VZA
Cover der Vorzugsausgabe

Dazu passen Pretenders mit „Stob your Sobbing“, und ein Texel Skuumkoppe.

© der Abbildungen 2022 Uitgeverij Reboot Comics / 2023 Comic Combo, Leipzig

Zauberstern – Flash Gordon 3

„Zeitgeist“ und ein paar Klassiker

Story: Eric Trautmann, Archie Goodwin, Larry Ivie, Bill Pearson

Zeichnungen: Daniel Indro, Al Williamson, Reed Crandall

Originaltitel: Flash Gordon 5 & 6, 2011 & 4 – 6, 1967, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-003-4

Die Abenteuer des wohl bekanntesten klassischen amerikanischen Science-Fiction Helden gehen weiter. Der Zauberstern Verlag folgt in seinen Serien zwei unterschiedlichen Konzepten: Flash Gordon und Phantom enthalten Material aus diesem Jahrtausend und gleichzeitig klassische Stoffe, die bisher nicht auf Deutsch erschienen sind, Van Helsing, Mikros und Savage Dragon bringen die jeweiligen Serien fortlaufend.

Cover Flash Gordon 3

Das Böse ist immer und überall …

… war eine nette Textzeile aus einem deutschen Titel der 80-er. Die moderne Story Zeitgeist, die im Original bei Dynamite erschienen ist, kombiniert den klassischen Stoff, der quasi neu erzählt wird, mit dem Bösen, das auf der Erde zumindest im 20. Jahrhundert durch die Nazis und Adolf Hitler verkörpert worden ist. In einer an Computerspiele angelehnten Grafik unterstützen die bekannten Handelnden Menschen jüdischen Glaubens gegen die kombinierten Angriffe von Ming und Nazis, während auf Mongo Flash Gordon, Dale und Zarkov versuchen, den Tyrannen zu bekämpfen.

Der zweite Teil des Heftes bringt fortlaufende Geschichten aus der amerikanischen Heft-Serie aus dem Jahr 1967.

Inhaltlich sind die Geschichten sehr gleichwertig, zeichnerisch stechen die Zeichnungen von Al Williamson heraus! Wer klassische amerikanische Comics liebt, die sich an Zeitungsstrips orientieren, wird hier auf jeden Fall zuschlagen wollen! Für Fans enthält das Heft nicht nur eine Karte von Mongo, sondern auch zwei klassische Heft-Cover als Abbildungen.

Der Klassiker in Serie

Weit bevor Science-Fiction durch Star Trek und Star Wars neu definiert worden war, dominierten Held*innen von Edgar Rice Burroughs oder Hans-Rudi Wäscher den Markt. Ihr Erfolg wurde weltweit nur noch getoppt durch Flash Gordon (und seine Nachahmungen). Dementsprechend schön ist es, dass die Serie jetzt auch endlich wieder auf Deutsch erscheint und viele der noch fehlenden Klassiker erhältlich werden. Die Purist*innen werden sich aufregen, dass „der moderne Krams“ nicht dazu passt, andere werden sich über das „alte Zeugs“ beschweren. Ökonomisch gesehen macht es Sinn, beide Zielgruppen zu vereinen!

Dazu passen Madness („Shut Up“) und ein Mönchshof Kellerbier.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc King Comics 1967 und Dynamite Entertainment 2011 / Zauberstern Comics 2023

Reding – ZACK Spezial 10: Jari 2

Jari und die große Katastrophe

Story: Raymond Reding
Zeichnungen: 
Raymond Reding
Originaltitel: 
Jari dans la tourmente (Tintin 520 – 559/1958)

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe| 18,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 10 - Jari 2

Nur für ZACK-Abonnent*innen gibt es frankobelgische Klassiker in der Reihe ZACK-Spezial. Neben Einzelbänden erscheinen dort auch Serien, die in Deutschland bisher vernachlässigt worden sind. Jari ist eine Sportserie über ein Tennis-Wunderkind und seinen väterlichen Freud, den Paris-Open-Gewinner Jimmy Torrent von Raymond Reding, der in Deutschland hauptsächlich für seinen Fußball-Comic Kai Falke bekannt ist. Er hat aber auch Section R verfasst. Jari ist teilweise zwischen 1958 und 1960 im Pony aus dem Bastei-Verlag erschienen.

Mehr als Tennis und ein Crossover

In der Reihenfolge der fortlaufenden Geschichten ist Jari und die große Katastrophe der zweite Teil. Schon hier zeigt sich, dass Reding weit mehr erzählen möchte als eine Abfolge von sportlichen Herausforderungen und Siegen. Es beginnt damit, dass Jimmy Torrent ein Finale eines großen Turniers nur noch unter Schmerzen zu Ende spielen kann. Ein Tennisarm verlangt eine ReHa. Sportsmann der er ist, spielt er aber ohne Aufgabe zu Ende um den Erfolg des Gegners nicht zu schmälern.

Jari und Torrent beschließen, Jaris Freund zu besuchen, der gerade auf Erholungskur in einem Skiort weilt. Auf dem Weg dorthin entgehen sie nur knapp einer Katastrophe, da die Verletzung Torrent beim Fahren behindert und es fast zu einem Unfall kommt. Sie treffen dabei auf einen alten Freund, der mittlerweile als Arzt und Pilot einer kleinen Propellermaschine Verletzte vor Ort in den Bergen betreut. Er bringt sie in den kleinen Ort Priolans.

Dort kommt es tatsächlich zu einer großen Katastrophe, denn eine Felsnadel stürzt ein und verursacht eine Überschwemmung, die den halben Ort vernichtet. Torrent wird zunächst vermisst. Wurde die Katastrophe künstlich herbeigeführt? Können die Menschen und der Ort gerettet werden? Und können die sportlichen Pläne weiterverfolgt werden? Fragen über Fragen. In der Folge kommt es im Übrigen zu einem Crossover mit Michel Vaillant. Dessen und Jaris Abenteuer überschnitten sich in Tintin während beide „am gleichen Ort“ waren und so tauchten sie jeweils auf den Seiten des anderen auf. Mehr dazu in ZACK 295!

Tintin-Style!

Ende der 50-er Jahre hatte Hergé sein Tintin-Magazin noch fest im Griff und wachte darüber, dass die abgedruckten Serien seinen stilistischen Vorgaben folgten. Natürlich gehörte auch Raymond Reding zu den folgsamen Zeichnern. Ein Crossover zwischen Gratons Vaillant und Redings Jari wurde dadurch vereinfacht, waren sich beide Serien doch sehr ähnlich. Tatsächlich ist der Rennfahrer dem Original aber ferner als derjenige der Zweiten Staffel.

Zeitgemäß ist das vierstreifige Layout vorgegeben und wird strikt eingehalten. Die Zeichnungen sind sehr realistisch und geben etwa die Bergwelt und die kleinen Siedlungen in ihr sehr gut wieder. Obwohl sie ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben, sind sie doch immer noch frisch und haben den Charme eines Klassikers, ohne verstaubt zu wirken.

ZACK Spezial - Ex Libris

Wertarbeit

Jari hat, wie auch die anderen ZACK-Spezial Alben, eine so hohe Qualität, dass die Bände auch heute noch nicht nur gelesen werden können, sondern auch noch eine so große Fangemeinde haben, dass sie auch verkauft werden können. In ein Magazin wie das ZACK würden sie aber nicht mehr passen, soll es doch einen aktuellen Überblick geben und auch jüngere Leser*innen erreichen. Es ist daher konsequent, die Klassiker auszugliedern.

Das Konzept der Sub-Reihen unter dem gemeinsamen Titel Spezial folgt der alten Koralle-Idee der ZACK-Boxen und passt daher ebenfalls. Trotz allem ist die Anzahl der Käufer*innen begrenzt. Eine entsprechend kleine Auflage erfordert aber fast zwangsläufig eine Beschränkung auf den Direktvertrieb. Und so sind sechs der bisherigen zehn Titel mittlerweile auch vergriffen. Wer will, kann übrigens auch dazu passende Drucke erwerben!

Dazu passen Lorde mit „Tennis Court“ und ein Jager Tee!

© der Abbildungen Le Fureteur SPRL & Raymond Reding – info@bdmust.be| 2023 Blattgold GmbH

Reddition 78 – Das Spirou-Magazin in den 80-er Jahren

Die „neue“ Marcinelle-Schule

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Cover und Beilage Reddition 78

Über die „alte“ Marcinelle-Schule und die Stars des Spirou-Magazins wie Franquin, Peyo oder Morris ist schon viel geschrieben worden, auch in der Reddition. Die Künstler prägten den frankobelgischen Comic über Jahrzehnte und hatten einen großen Anteil daran, die Kunstform zu etablieren. Spirou hatte jedoch einen weiteren Höhenflug Ende der 70-er bis Ende der 80-er Jahre, der wesentlich zu der heutigen Wahrnahme von Comics beigetragen hat, denn diese werden nicht mehr (nur noch) als Kinderkram betrachtet.

Die Voraussetzung

Jede lebendige Gemeinschaft von Künstler*innen benötigt ein Umfeld, das Kreativität ermöglicht und fördert und Neues ausprobieren möchte. Zwei Dinge sind dafür essenziell: ein Redaktionsleiter, der junge Talente erkennt, um sich versammelt und ihnen den Rücken stärkt, und ein Medium, das wahrgenommen wird. Das Spirou-Magazin hatte wie alle Comic-Journale an Auflage verloren. Die Kundschaft hatte zwar weiterhin ein großes Budget zur Verfügung, verteilte dieses aber auf eine größere Bandbreite. Trotzdem verkaufte das Magazin noch zwischen 125.000 und 200.000 Exemplaren pro Woche und war damit alles andere als ein Nischenprodukt.

Reddition 78 page 04

Als Herausgeber, der für die inhaltliche Ausrichtung verantwortlich war, fungierte zunächst Alain De Kuyssche, später ein Kollektiv, aus dem dann nur noch Phillipe Vandooren übrigblieb. De Kuyssche war derjenige gewesen, der das Heft für junge Talente geöffnet hatte und auch denen Publikationsfläche bot, die noch keine Stars waren. Diese Zeit wird von Volker Hamann und Roland Mietz ausführlich einführend beschrieben.

Die Stars

Dem folgen – wie langjährigen Leser*innen der Reddition bekannt – sehr ausführliche Artikel zu den einzelnen Künstlern, von denen heute die meisten zu den Stars der aktuellen Szene zählen. Tome & Janry gehören dazu, die nicht nur die namensgebende Serie „Spirou“ revolutioniert haben, sondern mit „Der kleine Spirou“ auch das Thema der leicht anstößigen Gags in die Zeitschrift für Kinder gebracht haben (Michael Hein). Falk Straubs Artikel über Frédéric Jannin würdigt einen hierzulande eher unbekannten Künstler bevor erneut Volker Hamann auf Frank Pé eingeht. Dieser hat nicht nur die Darstellung von Tieren im Comic auf ein neues Niveau gehoben und mit Jonas Valentin einen Bestseller kreiert, sondern auch mit Die Bestie dem Marsupilami eine erwachsene Version an die Seite gestellt.

Reddition 78 page 40

Stefan Schmatz darf dann sowohl Yann & Conrad und ihre Helden ohne Skrupel vorstellen als auch den beiden eigene Artikel widmen, die ihre nicht mehr gemeinsame Zeit beschreiben. Yann ist einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Szenaristen, Conrad als der Asterix-Zeichner der kommerziell wohl erfolgreichste aktuelle Zeichner.

Auch Bernard Hislaire, am bekanntesten wohl durch Sambre, erhält einen Artikel von Jan Raidner. Den Abschluss macht erneut Volker Hamann mit einem ausführlichen Artikel über Frank Le Gall, den Schöpfer von Theodor Pussel. Von diesem Zeichner stammt auch die Beilage für Abonnent*innen der Reddition, die die Geschichte „Jahresende“ als Sonderdruck erhalten. Zum festen Repertoire der Zeitschrift gehören die ausführlichen Comicographien, die dieses Mal den Serien Jonas Valentin und Theodor Pussel gewidmet sind.

Ein kompetenter Überblick

Mittlerweile gibt es für Comic-Fans viel mehr Möglichkeiten, sich zu informieren. Das Netz ist immer nur einen Klick entfernt und selbst fremdsprachige Artikel lassen sich schnell zumindest so weit übersetzen, dass man den Sinn erahnen kann. Ein so umfassender Überblick wie in den Dossiers der Reddition erfordert dagegen schon sehr viel mehr Mühe, will man das Ganze selbst erledigen. Insofern ist ein Magazin (mit dieser Ausrichtung) unverzichtbar!

Reddition 78 page 70

Geballte Sachkompetenz, lesbar aufbereitet und ausführlich illustriert zu Themen, die für Comic-Fans immer interessant sind, ist durchaus ein Alleinstellungsmerkmal! Aus diesem Grund taucht die Reddition auch regelmäßig in der Jahresbestenliste von comix-online auf! 24 Euro im Jahr sind für diesen Quell der Information inklusive eines limitierten Goodies absolut angemessen. Ein Abo ist allen zu empfehlen!

Dazu passen Ian Dury and the Blockheads mit „Hit me with your Rhythm Stick” und ein Herrnbräu Tradition.

© der Abbildungen Cover © 1987 Le Gall, Spirou, Fantasio, Marsupilami 2023 Editions Dupuis, sowie bei den jeweiligen Autoren und Verlagen / Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2023

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