Dorison/Parnotte – Aristophania

Band 1: Das Reich Azur

Story: Xavier Dorison
Zeichnungen: 
Joël Parnotte

Originaltitel: ARISTOPHANIA – LE ROYAUME D’AZUR

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-389-8

Die Werbung verspricht einen Bezug zu Mary Poppins. Im Wesentlichen wird dieser durch ein ähnliches bildliches Symbol hergestellt: Eine Frau in einem altmodischen Kleid schwebt über der Erde und hält entweder einen Schirm oder aber einen Stock in der Hand.

Die Story

Während sich die literarische Figur aber mit viele Musik um begüterte Kinder gekümmert hat, die vernachlässigt aber keinesfalls gefährdet waren, steckt Aristophania den drei Kindern eines Toten einen Würfel zu und verspricht bei Gefahr aufzutauchen.  Sie ist auch wesentlich älter und geheimnisvoller. Als die Mutter der Kinder – unschuldig – ins Gefängnis geworfen wird und ihren Sprösslingen bestenfalls eine Tracht Prügel von bezahlten Schlägern, wahrscheinlich aber Schlimmeres droht, rufen diese mit dem Würfel Aristophania herbei und tatsächlich rettet diese die Kinder.

Langsam erfahren der kleine Aufbrausende, sein Bruder, der Bücherwurm, und ihre kleine Schwester, dass ihr Vater nicht etwa bei einem Unfall gestorben ist, sich auf der Welt zwei alte Mächte gegenüber stehen und auch, dass sie selbst in dieser Auseinandersetzung eine Rolle spielen. Es geht um das Reich Azur und den verbannten König Gedeon, der die Macht erneut übernehmen möchte. Die wohl einzige Möglichkeit ihn aufzuhalten wäre die verschollene Morgenrot-Quelle. Der Vater der Drei hatte sie angeblich fast gefunden als der böse Rattenmann in Diensten des verbannten Königs ihn tötete.

Und nun, einige Jahre später, bahnt sich ein neuer Kampf an. Wird Aristophania es schaffen, die Kinder zu beschützen?

Der erste Band der auf vier Teile angelegten Serie führt zunächst einmal die Personen ein und schildert eindringlich die wirtschaftliche Lage der Ausgebeuteten zu Beginn der Industrialisierung. Zwar gibt es Kämpfer für Arbeiterrechte, es gibt aber auch genügend bezahlte Schläger und Schergen der Gegenseite. Die ältere Frau mit den seltsamen Kräften rettet zunächst die Kinder aus diesem Setting bevor in einer Art Paradies die Kinder sich erstmals satt essen und erholen können. Da Kinder allerdings nun mal neugierig sind, finden sie Stück für Stück immer mehr Hinweise auf die Bedrohung und beschließen, ihren Vater zu rächen.

Gut aufgebaute Geschichte von Xavier Dorison, der es schafft, den Hintergrund zu entwickeln, die Charaktere vorzustellen und gleichzeitig noch eine spannende Geschichte zu erzählen!

Die Umsetzung

Joël Parnotte ist in Deutschland noch relativ unbekannt, hat mir aber auch mit der Historie-Serie im ZACK und bei Salleck Das Geschlecht derer von Porphyre schon gut gefallen. Die Gesichter sind nicht alle gelungen (der offene Mund sieht manchmal aus wie in der Heidi-TV-Serie), sind aber meistens sehr ausdrucksstark und mit Emotionen und Erinnerungen an früher versehen. Dazu passt auch der etwas rauere Stil, der nicht zu gefallen sucht. Die dunklen Farben für die in der gefährlichen Stadt oder der ebenfalls Gefahr versprühenden Nacht spielenden Szenen ersetzen in diesem Fall die Musik, die im filmischen Medium diese Aufgabe übernehmen würde.

Auch die hellen Szenen, die das leuchtende, frische Grün und die Sonnenstrahlen fast riech- und fühlbar werden lassen, sind sehr gelungen und unterstützen wiederum die fröhlichen Szenen. Und auch wenn das jetzt so klingen könnte, ich finde diese Verstärkungen nicht übertrieben!

Das Layout ist abwechslungsreich und dynamisch und trägt ebenfalls zur angemessenen Tempovariation bei. Beides zusammen macht wirklich Lust auf die angekündigten Folgebände.

Kaufen? Ja!

Wer Geschichten mit dunkler und heller Magie mag, die Auseinandersetzung zwischen den guten und bösen Mächten und dabei nicht die Heere aufmarschieren sieht, ist hier richtig.

Aristophania ist eine eigensinnige ältere Dame, die neben den Erfordernissen des langen Kampfes auch die Bedürfnisse der Kinder sieht und alles für sie tun würde. Die Kinder wiederum sind keinesfalls zufrieden mit ihrer Situation und möchten sich beweisen,  sind neugierig und unvorsichtig! Und genau diese menschlichen Faktoren machen den Reiz dieses Comics aus! Dazu kommt handwerkliche Qualität und eine gewohnt gute Darreichung durch den Splitter-Verlag!

Dazu passt Kaffee mit Sahne (mit oder ohne weiteren Inhalt) und Christy Moore etwa mit Ride On.

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·   Bielefeld 2020; Copyright © DARGAUD 2019, by Dorison & Parnotte

Graton/Lapiere/Benetau – Michel Vaillant Macau

Zweite Staffel Band 7: Macau

Story: Philippe Graton, Denis Lapière
Zeichnungen: Benjamin Benéteau

ZACK-Edition

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Softcover | 54 Seiten | Farbe | 15,00 €
ISBN: 978-3-86462-076-8

Die Serie

Michel Vaillant ist einer der ganz alten Recken des frankobelgischen Comics, erschienen die ersten Kurzgeschichten doch schon 1957 in Tintin. Im folgenden Jahr gab es dann bereits das erste albenlange Abenteuer und 1965 fand er als Michael Voss über die Mickyvision den Weg nach Deutschland. Später war der Rennfahrer einer der treibenden Charaktere des Koralle-ZACK.

Die ursprünglich von Jean Graton alleine verantworteten Bände wurden ab Ende der 60-er mit Unterstützung des Studio Graton erstellt. Ab Band 54 schrieb dann sein Sohn Phillipe Graton die Szenarios. Die Serie entwickelte sich dabei von der klassischen Ligne Claire zu einer moderneren Form weiter aber 2006 war mit dem 70. Band der vorläufige Schlusspunkt erreicht. Die Serie liegt mittlerweile fast komplett im Mosaik-Verlag auf Deutsch vor, allerdings sind nicht mehr alle Bände auch lieferbar.

Seit 2012 erscheint eine zweite Staffel mit jährlich einem neuen Album, das jeweils im ZACK vorabgeruckt wird bevor es dann auch als Album erscheint. Dabei handelt es sich nicht um separierte Episoden: alle Bände sind durch eine gemeinsame Storyline verknüpft.

Die Story

Michel wurde am Ende des sechsten Bandes wegen der Beteiligung am Tod von Jean-Pierre Vaillant verhaftet und das aktuelle Album beginnt mit seiner Einweisung in eine Zelle im Gefängnis. Jean-Pierre war der Leiter der Vaillant-Firmengruppe und hatte sich von Ethan Dasz austricksen lassen und die Firma an den skrupellosen Unternehmer verloren. Aus Frust darüber hatte er sich selbst das Leben genommen. Sein Sohn gab allerdings Michel die Schuld daran.

Während Michel noch hinter Gittern sitzt kommt es draußen zu einer Absprache zwischen den Söhnen der mittleren Generation: Michels Sohn Patrick und Jean-Michel treffen eine folgenreiche Abmachung in dessen Vollzug die Anschuldigungen gegen Michel zurückgenommen werden. Die weiteren Auswirkungen werden noch zu spüren sein.

Im Fortgang des Wirtschaftskrimis erkennt die ehemalige Sekretärin der Vaillants, die den Betrug Dasz‘ erst ermöglicht hatte, dass der Move vielleicht doch nicht optimal war und ihr Leben in Gefahr sein könnte. Sie möchte daher Michel belastendes Material übergeben. In einer wilden Verfolgungsjagd durch Macau darf Benjamin Benéteau seine Qualitäten beweisen.

Was wäre ein MV-Band ohne Motorsport? Nichts! Und so darf auch hier natürlich das Renngeschehen nicht fehlen. Vaillante tritt mit einem jungen Nachwuchsfahrer und einer Rennfahrerin in der F3 in Macau an. Dabei werden einerseits wieder Insiderinformationen an den Leser gebracht, etwa wann die Stecke am Besten zu Fuß zu erkunden ist, andererseits geht es um die üblichen Fragen der richtigen Bereifung, das kontrollierte Überholen, Teamverständnis und natürlich um ein bis zur letzten Sekunde spannendes Rennen das abwechselnd mit der rasanten Verfolgungsjagd auf Motorrädern präsentiert wird.

Philippe Graton und Denis Lapière haben eine spannende Story konstruiert, die nicht nur einen Rahmen für ein Motorsport Event darstellt, sondern eine Krimihandlung aus dem Wirtschaftsbereich mit glaubwürdigen Familien- und Genrerationenkonflikten verknüpft und über nun schon sieben Jahre laufen lässt!

Die Zeichnungen

Benjamin Benéteau war bei den ersten sechs Bänden der zweiten Staffel als Hintergrundzeichner beschäftigt, hatte aber schon mehr und mehr Aufgaben übernommen. Nun ist er der alleinige Verantwortliche und macht seine Sache gut! Die Gesichter sind in Nahaufnahme manchmal etwas schematisch (was aber bei Michel Vaillant immer der Fall war), in der Gruppe dagegen sehr ausformuliert und unterschiedlich. Insgesamt wird der moderne aber aus der Geschichte beeinflusste Stil sehr gut beibehalten.

Die Rennszenen wie auch die Actionszenen sind sehr dynamisch und lassen Leser*innen Schweiß und Abgase förmlich genauso riechen wie das Dröhnen der Motoren hören! Das Seitenlayout orientiert sich an Rechtecken, diese sind allerdings sehr variabel und unterstützen damit das Steigern oder Verlangsamen des Tempos. Alles richtig gemacht soweit würde ich sagen!

Die Ausgabe

Nicht ganz so üblich in Deutschland ist die Tatsache, dass mittlerweile die erste Staffel mit 70 Bänden fast komplett einheitlich aus der ZACK-Edition vorliegt und auch die zweite Staffel folgt dem Reihenlayout, setzt dabei aber klar abgegrenzte Schwerpunkte. Das ist schon sehr positiv zu vermerken! Bindung und Papier sind wie immer gut und die Farben nicht zu aufdringlich aber kräftig, nichts zu meckern also.

Für alle jungen und junggebliebenen Motorsport-Fans aber auch für Liebhaber*innen eines clever und über mehrere Bände angelegten Wirtschaftskrimis mit Actionelementen. Dazu kommen noch Generationskonflikte: War es ursprünglich die Generation von Michel, die Veränderungen wollte, sind es jetzt ihre Söhne und Neffen, die sich abgrenzen und beweisen wollen. Und nicht zu vergessen: Auch die Verlogenheit in der US-Politik kommt in der Geschichte vor, kandidiert doch Steve Warson für ein öffentliches Amt…

Dazu passen ein klassischer Whisky Sour und die Peel Sessions von den Stiff Little Fingers.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag + PROCOM Werbeagentur und © Graton Editeur 2018 / Graton- Lapière-Benéteau

Soule/Noto – Daredevil

Der Tod von Daredevil

Story: Charles Soule 
Zeichnungen: Phil Noto

Originaltitel: US-Daredevil 606 – 612 (2017)

Panini Comics

Broschur | 172 Seiten | Farbe | 17,99 € | 
ISBN: 978-3-7416-0988-6

Superhelden, auch bekannte, verschwinden manchmal. Oder sterben.

Manchmal kehren sie zurück, wie Wolverine vor kurzem. Manchmal nicht.

In Zeiten vor dem Internet war es schwierig, diese Fragen zu klären, heute nicht. Hier wird es aber keinen Spoiler geben, denn das macht das Leben langweilig!

Die Storyline

Mit den sieben Heften aus dem Jahr 2017 verabschiedete sich das Kreativteam Charles Soule und Phil Noto mit einem Knaller von der Serie um den blinden Anwalt Matt Murdock, der als Daredevil in New York das Böse bekämpft. Seitdem sein alter Feind, der Gangsterboss Kingpin unter seinem richtigen Namen Wilson Fisk Bürgermeister der Stadt geworden ist, hat sich die Situation noch einmal verschärft.

Daredevil versucht daher fast schon verzweifelt, Fisk Wahlbetrug und Korruption nachzuweisen und stellt ein Team mit Cipher, dem hackenden Mutanten, dem Inhuman Frank McGee sowie dem Reader zusammen. Letzterer ist ein ebenfalls blinder Superheld, der die Kraft besitzt, das was er liest, real werden zu lassen. Das mag manchmal praktisch sein, manchmal ist es das definitiv nicht und so besitzt er eine Braille-beschriebene Karte, die das letzte Ereignis wieder negiert.

Spannenderweise tritt auch das Alter Ego von Matt Murdock auf, dass er sich virtuell gegeben hatte um seine Identität zu verschleiern. Nun aber tritt ihm sein Bruder Mike real entgegen und findet es gar nicht witzig als die Frage der Negationskarte gestellt wird…

Fisk hat von dem Plan des Teams Wind bekommen und setzt seinerseits gleich eine ganze Handvoll Schurken auf Daredevil an die Phil Noto Gelegenheit geben, seine Fähigkeit in der Darstellung von Kampfszenen zu beweisen. Einige dieser Szenen sind dabei durchaus lustig und gut konzipiert; nicht nur Deadpool kann dumme Sprüche reißen.

Immer wieder taucht ein allerdings wirklich gefährlicher Gegenspieler auf, der mit knöchernen Messern um sich wirft und auch im Nahkampf durchaus Paroli zu geben versteht: Vigil. Tatsächlich geht es in diesen sieben Heften um Leben und Tod, allerdings anders als zunächst gedacht und das potentielle Ende ist der Titel der Geschichte!

Das Artwork

Charles Soule hat Daredevil seinen Stempel aufgedrückt und einen vielbeachteten Run abgeliefert. Obwohl ich persönlich Daredevil spätestens seit Frank Miller für einen der besten Marvel-Charaktere halte, sprechen die Verkaufszahlen eine andere Sprache und so ist die Serie immer mal wieder „on hold“. Üblicherweise liegt Daredevil dabei in einem Cliffhanger-Zwischenzustand im tiefsten Schlamassel und das nächste Team darf sehen, wie es damit klarkommt. Auch Soule beendet seine Ära nach diesem Muster mit einem „Paukenschlag“.

Dabei benutzt er Nebenfiguren, die er auch im Wolverinespektrum mit Inhalten versehen hat und spielt so quasi in seinem eigenen Universum. Über die Serien hinweg sind Frank McGee und Cipher dadurch viel besser charakterisiert und „Helden-tauglicher“ als sonstiges Beiwerk. Das ist einer der Vorteile eines verknüpften Serienuniversums.

Phil Noto beginnt mit einem schwarzen Rahmen um jedes Bild der später wegfällt. Gleichzeitig ändert sich der Zeichenstil von einer Standardablieferung hin zu wie gemalt wirkenden freieren Bildern, die qualitativ deutlich besser sind. Dadurch wird auch die Frage glaubwürdig, ob es sich eigentlich um eine reale oder traumhafte Begebenheit handelt.

Die Ausgabe

Natürlich hat Panini wieder alle regulären Cover von Phil Noto seitenfüllend abgedruckt und noch ein paar Variantabbildungen dazugepackt! So soll es sein. Das glatte Papier spiegelt nicht und gibt die Farben angemessen wieder und das ganze ist auch als limitiertes Hardcover (333 Exemplare) für 27 € erhältlich! Nicht nur für Sammler*innen von letzten Ausgaben sicherlich eine Frage wert!

Wer an Helden der zweiten Reihe wie etwa den Inhumans Spaß hatte, Deadpool mag oder aber gerne Krimiorientierte Superheldenstories liest, liegt hier auf jeden Fall richtig!

Dazu passen „Gang of Four“ und ein American Pale Ale von der Bronx Brewery.

© der Abbildungen 2020 Marvel c/o Panini Comics, Stuttgart

Interview mit Ralf König

Nach der Eröffnung der Jacques Tilly-Ausstellung in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen hatte ich Gelegenheit, ein wenig mit Ralf König zu plaudern. Ralf ist ein sehr sympathischer Mensch der gerne und viel zu erzählen bereit ist. Das nachfolgende Interview gibt daher nur Teile unseres Gespräches wieder.

(c) Ralf König 2020 vvg-koeln

Wer ist Ralf König?

Kurz zu der Person: Ralf König, Jahrgang 1960, ist ein waschechter Westfale aus Werl. Nach seinem Coming-out Ende der Siebziger Jahre schrieb und zeichnete er erste Schwulen-Comics in Szenezeitschriften, danach auch erste Hefte. Ab Ende der 80-er wurde er auch außerhalb der Schwulencommunity wahrgenommen und mit der Bewegte Mann bei Rowohlt war der Durchbruch endgültig geschafft. Die darauf basierende Verfilmung mit Till Schweiger wurde ein internationaler, preisgekrönter Erfolg und König war endgültig Mainstream geworden. Seine Szenewerke wurden bei Carlsen (erneut) aufgelegt, bei Rowohlt folgten Werke zur Religion und Neuinterpretation klassischer Stücke mit unglaublichen Auflagen und auch die Preise und Ausstellungen folgten. Seit 2014 hat Ralf den ersten Preis für sein Lebenswerk, nämlich seinen insgesamt vierten Max-und-Moritz-Preis.

Still ist er trotzdem nicht geworden. Weiterhin erscheinen neue Werke bei Rowohlt, er engagiert sich im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung und hat Frau Dr. Vogt, die Direktorin der LUDWIGSGALERIE überredet, die erste Ausstellung von Jacques Tillys Werken und Skizzen zu organisieren.

Die Sache mit Tucholsky

c-o: Lieber Ralf, vielen Dank für deine wütenden Worte während deiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung gerade eben!

Ralf König: Wütend? Nein, wütend war das eigentlich nicht. Ich kann‘s nur nicht mehr hören, dass immer wieder gefragt wird, was Satire darf oder nicht darf! Die Frage ist falsch, keiner von uns möchte in einem Land leben, in dem Satire aus politischen oder religiösen Gründen nicht alles darf. Das ist doch der Punkt, Satire muss wehtun, muss lächerlich machen, verarschen! Wenn sie das nicht tut, ist der Witz gefällig und harmlos.

c-o: Seit geraumer Zeit werden Karikaturisten aber auch Vertreter*innen von Minderheitenrechten nicht nur verstärkt bedroht, sondern auch angegriffen und zum Teil getötet. Wie siehst du das persönlich? Spürst du die Schere im Kopf?

Ralf König: Na ja, seit der Diskussion um die Karikaturen in Dänemark, seit dem Anschlag auf Charlie Hebdo und anderer Ereignisse ist es sicherlich nicht leichter geworden. Viele haben Angst und überlegen sich gut, ob und was sie sich trauen. Man darf sich davon aber auch nicht verrückt machen lassen. Das ganze gesellschaftliche Klima hat sich gewandelt. PC, also Political Correctness wird ja von vielen entweder abgelehnt oder als eine Art neue zehn Gebote eingefordert. Ich zum Beispiel bin ja ein bekannter Veteran der Schwulenbewegung. Nun im Zuge der LGBTQ*-Szene wird das Feld deutlich erweitert, da fordern Transpersonen ihre Rechte ein und Queerfeministinnen kämpfen um Sichtbarkeit. Plötzlich sind wir schwule, alte Männer, die es sich im Laufe der Jahrzehnte bequem gemacht haben. Das ist in dem Ausmaß auch für mich neu und durchaus Grund zur Reflexion. Aber dann wirft mir das Rainbowhouse in Brüssel wegen dieses Wandbildes Rassismus und Transphobie vor! Es ist ein Generationenwechsel, ganz normal, aber schon manchmal kurios.

Altersfragen

c-o: Erreichst du mit deinen Werken eigentlich auch die Jungen oder sind deine Leser mit dir gewachsen?

Ralf König: Nun, ich werde 60 in diesem Jahr. An den Gedanken muss ich mich selbst mal erst gewöhnen, ich hab kaum verstanden, dass ich schon 50 bin. Man gilt was in seiner Generation und wenn man Glück hat, noch etwas darüber hinaus. Aber die jungen, ich sag mal die 20-jährigen, die haben eine ganz andere Realität, die gehen mit den Themen ganz anders um. Auch mit dem Internet, die wachsen da rein, mir bleibt manches fremd. Das wird’s schnell peinlich, wenn die alten Säcke versuchen, noch mal den Jugendslang zu treffen. Davon lass ich mal lieber die Finger. Aber vor kurzem hab ich auf der Comic-Con in Stuttgart signiert und da stand eine Gruppe Teenager in der Schlange. Ich war mir sicher, dass die eine Widmung ‚Für Mama‘ oder noch schlimmer ‚‘Für Opa‘ haben wollten. Aber die strahlten mich an und fanden meine Comics toll und wollten die Signaturen wirklich für sich selber!

Aber natürlich ist es müßig, generationenübergreifend wirken zu wollen. Ich mach das jetzt hier für mich und meine mit mir älter gewordenen Leser. Ich hab den Wunsch nicht, dauerhaft gültig zu sein, ist eh sinnlos.

Die Klassiker

c-o: Hast du denn Beispiele, wo das funktioniert?

Ralf König: Ich entdecke jetzt gerade Lucky Luke neu, Morris war ein so großartiger Zeichner, das ist ein Klassiker, den es noch ne ganze Weile geben wird.

Oder Popeye! Ich habe noch nie Popeye gelesen, ich kannte nur die hysterischen Trickfilme und das ist nicht so mein Ding. Aber gerade die frühen Popeye-Comics sind ja viel origineller, als ich dachte. Überhaupt diese frühen Klassiker, Krazy Kat ist ja so was von toll, was da alles im Hintergrund passiert, was da graphisch los ist. Ich hätte große Lust mal sowas zu machen, einfach mal drauf los, was schlicht Gestricktes, total abgedrehtes. Ich bin mit meinen Geschichten ja mehr auf dem Boden der Tatsachen. Barry Hoden war mal so’n Spass, Science-Fiction, da gings mal mit mir durch. Aber kam nicht so gut an, die Leute waren davon etwas überfordert, glaub ich.  Oder unterfordert, weiß nicht.

c-o: Bei Krazy Kat trifft sich dann der Comic wieder mit der Karikatur, anarchisch, auf den Punkt gebracht, ohne den Zwang, den Leser zwischen Seite 30 und 40 bei der Stange zu halten. Was hältst du von der aktuellen Graphic Novel-Welle? Mir scheint das manchmal eher Selbsttherapie zu sein.

Ralf König: Naja, Graphic Novel klingt ernsthafter als Comic, und genau das scheint mir grad die Messlatte zu sein. Da ist schon trockener Stoff dabei, der nicht weniger trocken wirkt, weil es gezeichnete Geschichten sind. Eine Graphic Novel über Otto von Bismarck, kann man machen, aber ist das ne gute Geschichte?

Kauft Bücher! Kauft Comics!

c-o: Magst du den Leser*innen von comix-online noch irgendwas mitgeben?

Ralf König: Öhm, ja: Von wegen online: Kauft mehr Comics! Hört auf mit der Nase am Smartphone zu kleben, kauft Bücher! Lesen erdet! Oh Gott, ich klinge, als wär ich 60.

c-o: Danke Dir!

Wir hatten dazu übrigens Espresso und keine Musik…

© Abbildungen Ralf König, 2020

(c) Foto Ralf König: Ralf König 2020, vvg-koeln

© Fotos Sven Krantz-Knutzen, 2020

Jacques Tilly-Ausstellung in Oberhausen

Politik und Provokation – Karrikaturen XXL

Wann: 02. Februar bis 14. Juni 2020 (Montags geschlossen, Di – So 11-18 Uhr)

Wo: LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46,

46049 Oberhausen

Eintritt: frei

Der Künstler

Möglicherweise ist Jacques Tilly namentlich gar nicht so vielen Bewunder*innen seiner Kunst bekannt. Tatsächlich sehen Jahr für Jahr Millionen Menschen seine Kunstwerke, entweder live beim Düsseldorfer Karneval oder aber weltweit in der Berichterstattung darüber. Nun hat er es endlich geschafft, auch museal gewürdigt zu werden!

Jacques Tilly, Atelier, 2017 © Laura Thorenz

Der 1963 geborene Düsseldorfer hat Kommunikationsdesign studiert und eigentlich nur aufgrund der hohen Papierkram-Hürden für das BAFöG mit einem Nebenjob in der Düsseldorfer Wagenbauhalle angefangen. Dieses Thema hat ihn aber nie wieder losgelassen und so ist er nun der mit Abstand bekannteste Wagenbauer Deutschlands. Aber nicht nur das, er ist auch der Wagemutigste unter ihnen. Ralf König brachte es in seiner Eröffnungsrede auf den Punkt: Während Köln versucht, den (nicht existenten) Kompromiss aus Witz und Harmlosigkeit zu finden, darf Jacques Tilly in Düsseldorf mittlerweile unter der Herrschaft der Narrendiktatur seine Satire wehtun lassen.

Die Ausstellung

Die LUDWIGGALERIE im Schloss Oberhausen hat sich schon immer im Bereich Comic und Satire engagiert. So ist es auch passend, dass der 3D-Karrikaturist hier erstmals eine Bühne für seine Pappmache-Plastiken, vor allem aber auch für seine Skizzen und Entwürfe findet. Die Exponate zeigen, dass sich der Urheber keinesfalls verstecken muss. Auch die gemalten Entwürfe haben bereits alles, was sich später auf den Wagen wiederfinden wird: eine ganz klare, international verständliche Bildsprache, beißenden Humor und eine tiefe humanistisch geprägte Grundhaltung gegen Rassismus, Egomanie und Gewaltherrschaft!

Im Schlosshof

Die Ausstellung im Kleinen Schloss bedeutet keinesfalls eine Limitierung des Angebotes, allein der zur Verfügung stehende Platz ist begrenzt: So befinden sich 6 Großplastiken, mehrere kleinere Plastiken und über 200 bildliche Exponate in dem Saal. Das passt dann auch wieder zum Karneval als Ausgangssituation. Zwar werden hier keine altbierlustigen, singenden Menschenmassen erwartet, es geht aber auch nicht um eine einschüchternde, stille Atmosphäre wie vor alten Meistern. Die Kunst von Jacques Tilly soll aufrühren, zu Diskussionen anregen, ja, vielleicht sogar verstören! Und dazu braucht es dann auch die Diskussion!

Dankeswerterweise gibt es übrigens noch einen zweiten Ausstellungsraum mit über 500 Zeitungsausschnitten, Berichten und sonstigen Reaktionen aus aller Welt auf die von Tilly kreierten Wagen. Besser kann man nicht zeigen, dass ein Künstler Einfluss hat. Vielleicht trägt diese Ausstellung ja dazu bei, dass er nun auch als Karikaturist seine verdiente Anerkennung bekommt.

Die Eröffnung

Die Eröffnung am 2. Februar war jedenfalls schon mal ein hoffnungsvoller und gelungener Auftakt. Viel zu viele Interessierte waren gekommen um der Bürgermeisterin der Stadt Oberhausen, Frau Albrecht-Mainz, der Kuratorin der Ausstellung Frau Dr. Vogt und dem Initiator der Ausstellung Ralf König zu lauschen und erste Blicke auf die Exponate zu werfen. Ralf König erinnerte in seiner Laudatio noch einmal daran, dass die Frage, was Satire dürfe, völlig falsch und überflüssig sei. Niemand wolle in einem Land leben, in dem Satire aus politischen oder religiösen Gründen nicht alles dürfe, eine Antwort erübrige sich daher. Mir ist es bei dieser Gelegenheit gelungen, mit Ralf ein Interview zu führen das in Kürze auf comix-online verfügbar sein wird.

Ralf König und Jacques Tilly während der Eröffnungsrede

Abschließend muss noch auf den zur Ausstellung erschienenen Katalog hingewiesen werden (96 farbige Seiten | ISBN 978-3-932236-43-3 | 14,90€). In einem schön gemachten Hardcover finden sich nicht nur Texte von Ralf König und Christine Vogt über Jacques Tilly, sondern vor allem natürlich Abbildungen seiner Zeichnungen und Entwürfe! Besonders gelungen finde ich dabei die Seiten, die den Weg vom gezeichneten Entwurf über Konstruktionspläne zum Foto des Wagens und damit der 3D-Karrikatur abbilden!

Klarer Tipp nicht nur für verregnete Wochenenden, sondern ein Muss für alle an der politischen Karikatur interessierten!

© Plakat 2020 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

© Atelierfoto 2017 Laura Thorenz

© sonstige Fotos 2020 Sven Krantz-Knutzen

ZACK 248

ZACK 248 (Februar 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Wer im Januar nicht an der Wahl des ZACK-Helden teilgenommen hat, muss nun ein weiteres Jahr warten um seinen oder ihren Input zu geben. Mal sehen, ob wieder ein „Klassiker“ gewonnen hat oder ob es eine der neuen Serien auf den Thron geschafft hat. Auswahl gab es im letzten Jahr genug und auch in diesem Jahr geht es mit extrem hoher Qualität weiter.

Der Neustart

In dieser Ausgabe beginnen die Abenteuer von Jolanne de Valcourt die sie aus dem Zentralmassiv in Frankreich bis nach Indien führen werden. Unter dem Titel Rani haben der Altmeister Jean van Hamme und Alcante eine siebenteilige Reihe geschrieben, die von Francis Vallés umgesetzt worden ist. Aus dieser Verbindung ist übrigens auch die grandiose Geschichte einer Bierbrauer-Dynastie Hopfen & Malz hervorgegangen.  Die Heldin ist eine junge, selbstbewusste Frau, die 1743 allerdings keine Möglichkeit hat, sich gegenüber ihrem verbrecherischen Halbbruder zur Wehr zu setzen und daher nach dem Tod ihres Vaters fliehen muss. Klassische frankobelgische Albenproduktion auf hohem Niveau und somit ein auf Jahre sicherer Genuss!

Die Fortsetzungen

Die beeindruckende Geschichte der irischen Bauarbeiter in New York und ihrer Familien fern in der Heimat ist bereits in der vierten Folge! Mikaël beweist mit Giant, dass eine Graphic Novel auch in diesem Format funktionieren kann und keinesfalls nur auf Selbsterlebtem beruhen muss. Sehenswerte Bilder mit berührender Story und sicherlich ein echter Anwärter auf die Jahresbestenliste.

Der neue Rick Master kommt in der Kaserne an und wird sofort als „Rotarsch“ behandelt. Hinzu kommt, dass sich die öffentliche Meinung schnell von Helden abwendet und sie zu Ausgestoßenen macht was in diesem Fall besonders Nadine zu spüren bekommt. Intelligenter Plot, der den neu interpretierten Figuren Tiefe hinzufügt und die Gesellschaft aber auch das Militär mit seinen archaischen Riten nicht zu knapp kritisiert! Die Zeichnungen von Simon Van Liemt sind dafür teilweise fast schon zu übertrieben, das Szenario von Zidrou genial („Jeder französische Soldat ist doch ein bisschen unser Sohn…“).

Eher routiniert kommt dagegen Stephan Desberg‘s Empire USA daher. Solide Krimi/Spionage-Geschichte im Umfeld des Konfliktes der USA mit dem „neuen“ Russland, seinen Oligarchen und den alten Seilschaften. Die Umsetzung (vielleicht mit Ausnahme der männlichen Lippen) gelingt Alain Queireix ordentlich, die Seiten 20/21 zum Beispiel sogar sehr gut!

Ebenfalls in diesem Heft eine weitere Kurzgeschichte von VanO über das Mädchen aus Papier: Rhonda zeigt das Archiv der Originalzeichnungen – humorvolle Ergänzung! Tizombi und das hübsche Steak müssen ihren Friedhof mal wieder gegen Eindringlinge verteidigen (Ich liiiebe diesen schwarzen Humor) und Parker & Badger umgehen Sicherheitsvorschriften. Dazu kommen der sechste Teil der frankobelgischen Kinoadaptionen von Bernd Hinrichs und eine Einordnung von V-Wars.

Der Abschied

Leider ist Die Bank dagegen schon wieder fertig. Glücklicherweise sind ja auch hier schon mehrere Geschichten im Original erschienen, so dass einer Fortführung nichts im Wege steht. Das Leben der Geschwister Saint-Hubert de Gabanelle nimmt unterschiedliche Verläufe; Charlotte kann mit Hilfe von Baron Rothschild nach Frankreich fliehen und hat sogar ein Vermögen in ihrer Reisetasche. Wird es ihr gelingen, damit auf eigenen Füssen zu stehen? – Genialer Finanzthriller mit manchmal etwas zu blassen Farben!

Dazu passen die immer tollen Klänge von Dr. Ring Ding in allen seinen Projekten und ein Kellerbier, etwa aus der Manufaktur Mönchshof!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Ummels/Heuvels – Carbeau Integral

Carbeau – Barone & Boliden

Story: Noël Ummels
Zeichnungen: Eric Heuvel

Originaltitel: Carbeau – Integral

Kult Comics

Hardcover | 160 Seiten | farbig | 30,00 € |

ISBN: 978-3-96430-040-9

Der Leipziger Verlag baut mit diesem Titel seinen Zeichner Eric Heuvel weiter auf, handelt es sich doch bereits um die vierte Reihe des sympathischen Amsterdamers.

Der Inhalt

Berlinetta de Carbeau ist die junge, autoverrückte Erbin einer der größten Oldtimersammlungen Europas. Dazu hat sie auch noch den Landsitz der Familie und ein nicht unbeträchtliches Vermögen bekommen. Die junge Baronin, Berli genannt, möchte die Autos allerdings nicht nur betrachten und so kutschiert sie mit den verschiedensten Modellen durch die Gegend.

Ihr Sidekick wird Logan, ein begabter Automechaniker, der auf die falsche Bahn gekommen war und sich als Hooligan bereits vor Gericht verantworten musste. Da seine früheren Kumpels immer mehr in das rechtsradikale Milieu abdriften, löst sich Logan von ihnen. Dieser Prozess ist allerdings nicht einfach und bildet einen der Handlungsstränge über die Alben hinweg.

Die bisherigen drei Geschichten wurden in den Niederlanden in der „AutoWeek“ vorveröffentlicht. Die Zielgruppe ist also klar umrissen: Autofans, die neben den Fahrberichten und Gerüchten rund um Fahrzeuge noch ein wenig thematisch passende Unterhaltung geboten bekommen sollen. Noël Ummels, nicht nur Texter dieser Reihe, sondern auch Chefredakteur des Auto-Magazins erklärt in einem ebenfalls enthaltenen Interview, wie es dazu gekommen war und beantwortet auch Fragen zu den Hintergründen der einzelnen Stories!

Der erste Teil Ferrari 250 GT Berlinetta stellt zunächst einmal die Personen vor und führt in das Setting ein. Das titelgebende Fahrzeug war kurze Zeit vor dem Tod des Vaters der Heldin gestohlen worden. Da es ihrem Vater sehr am Herzen gelegen hatte – schließlich hat er seine Tochter danach benannt – versucht diese es zusammen mit Logan wiederzufinden. Es entwickelt sich eine spannende Krimigeschichte die natürlich nicht an rasanten Fahrten spart.

Shelby Cobra Dragonsnake hat ein anderes Auto in prominenter Rolle. Berli lässt sich überreden, an einer Milliardärsrallye teilzunehmen die von Kabul nach Moskau führen soll. Selbstverständlich dürfen an dieser Rennfahrt nur Oldtimer teilnehmen und Heuvel darf wieder beweisen, wieviel Kenntnis er in diesem Metier besitzt! Logan muss einerseits mit seiner Eifersucht klarkommen, denn der Organisator scheint ihm zu viel Interesse an seiner Kumpanin und Chefin zu zeigen, andererseits spielt aber auch die Politik eine Rolle, denn Rebellen und der russische Geheimdienst haben ihre eigenen Pläne. Die Personen haben sich hier schon etwas entwickelt und stehen nicht mehr auf so wackeligen Füssen wie am Anfang!

Vollends etabliert hat sich die Reihe dann mit dem bisher letzten Teil der auch erstmals nicht nur in der AutoWeek sondern auch im Eppo vorabgedruckt worden ist. Großer Mercedes 770 K bringt nicht nur bezogen auf das Fahrzeug einen Bezug auf das Dritte Reich mit; es geht auch um Kollaboration während der Besatzung, jüdisches Vermögen und um heutige Neonazistrukturen. Begleitet wird das Ganze von einer klar positionierten Auseinandersetzung mit dem populistischen, rein auf Auflagenhöhe setzenden Boulevardjournalismus übelster Prägung und seinen Folgen. Inhaltlich und vom Aufbau her die beste der drei Geschichten.

Die Zeichnungen

Eric Heuvels zählt zu den besten Vertretern der aktuellen Ligne Claire (siehe die Besprechung zu Meimoorden) und hat neben seinen Serien immer auch an politischen Themen, etwa für das Anne-Frank-Haus, gearbeitet. Es ist daher nicht unbedingt erstaunlich, dass eine Serie mit einer attraktiven aber vor allem modernen und selbständigen Heldin, in der alte Autos eine große Rolle spielen, seine begeisterte Zustimmung gefunden hat.

Der Seitenaufbau ist dementsprechend klassisch angelegt, auch wenn sich die Anzahl der Streifen mal ändert oder einzelne Bilder über ihren eigentlich zugewiesenen Platz hinauswachsen. Selbst die Personen scheinen ihren Rahmen sprengen zu wollen und so verlassen Hände oder Füße auch manchmal ihre Zeichnung. Die flächige Kolorierung und die Strukturierung sind natürlich ebenfalls wie erwartet. Trotzdem atmet aus keinem einzigen Bild dieses Comics Nostalgie oder gar Altertümliches! Wer January Jones, die Fliegerinnen von Salleck Publications oder Blake und Mortimer liebt, wird auch hier nicht enttäuscht werden.

Die Ausstattung

Das Integral beinhaltet neben den drei Stories alle Titelbilder, die eine oder andere Illustration und ein paar Fotos zu Originalen. Das bereits angesprochene Interview führt insbesondere den deutschen Leser in einige der zugrundeliegenden niederländischen Gegebenheiten ein und führt daher zu einem viel besseren Verständnis. Das Kult Comics Integral typische Papier ist etwas dicker und daher sehr wertig und satt und auch der Preis ist völlig angemessen! Natürlich gibt es auch wieder eine – bereits verlagsvergriffene – limitierte Vorzugsausgabe.

Detail aus dem ExLibris der Vorzugsausgabe

Dieser Comic bringt die traditionelle Brüsseler Schule in das aktuelle Jahrzehnt und hat dabei auch noch eine Heldin, was weder im Motorsport noch im (Comic-)Krimi zu häufig vorkommt! Alles richtig gemacht also und wir werden hoffentlich weitere Fortsetzungen genießen können!

Dazu empfehle ich– passend zu Berlis Landsitz – einen Cragganmore 21 und das New York Ska Jazz Ensemble, etwa mit Minor Moods!

© der Abbildungen 2020 Comic Combo, Leipzig; © 2019 Uitgeverij L

Jarry/Gomes – Broceliande – Der Wald des Kleinen Volkes 7

Band 7: Die Buche des Reisenden

Story: Nicolas Jarry
Zeichnungen: 
Francois Gomès

Originaltitel: Brocéliande 07: Le hêtre du voyageur

Splitter Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 15,00 € |

ISBN: 978-3-96219-163-4

Mit dem aktuellen siebten Band ist die erste Staffel der Geschichten aus dem Wald des kleinen Volkes abgeschlossen. Unterschiedliche Teams hatten verschiedene Orte in Broceliande als Schauplatz ihrer Interpretation der klassischen Legenden gewählt und die märchenhafte, verzauberte Stimmung wiedergegeben. Mehr zu dem Konzept in der Besprechung von Teil 1.

Die Geschichte

Monsieur Le Gern ist ein erfolgreicher Unternehmer; seine Werften und seine Handelsschiffe erwirtschaften reichen Profit. Leider erfordern sie auch seine Aufmerksamkeit und so begeht er den Fehler, den viele Väter begehen: er vernachlässigt seine Familie, ja, flieht sogar vor den Verpflichtungen seiner Frau und seiner kleinen Tochter gegenüber und ist lieber unterwegs als zuhause. Seine Frau ist bereits vor einigen Jahren gestorben und nun ist auch seine sechsjährige Tochter Lenaig einer Lungenentzündung erlegen ohne dass er sie noch einmal hätte sehen können.

Die Beerdigung findet in der Nähe seines Gutes in der Bretagne statt, Monsieur Le Gern ergibt sich seinem Selbstmitleid in dem strömenden Regen und macht sich die größten Vorwürfe. Er versucht, der Welt und seiner Stimmung im Wald zu entfliehen und trifft unter einer riesigen und uralten Buche winzige Gestalten, die ihr Gesicht hinter einer Maske aus Holz verbergen. Sie bieten ihm die Rückkehr seiner Tochter beim nächsten Vollmond an. Er müsse nur in der Nacht des Vollmondes mit einer Haarsträhne seiner Tochter und einem Laib Weißbrot wiederkommen.

Natürlich zweifelt der trockene, keinesfalls an Geister glaubende Mann an sich selbst, glaubt in seinem Wahn geträumt zu haben und hat die Aufgabe fast schon vergessen. In letzter Minute klaubt er die benötigten Gegenstände zusammen, übergibt sie dem kleinen Volk und erfährt tatsächlich, dass seine tote Tochter in genau einem Monat zurückkehren wird.

Wer jetzt an ein schnelles Happy End glaubt, gehört sicherlich nicht zur Zielgruppe dieser Geschichte! Tatsächlich ist bei allen Vereinbarungen mit Wesen der Zwischenwelt immer ein Haken an der Sache und so ist es auch hier. Dem schlechten Vater stehen einige Prüfungen bevor und die nächsten Jahre zeigen seinen Wandel vom ich-bezogenen „ich-mache-alles-wieder-gut-Typ“ hin zu einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse anderer und zu der Fähigkeit zur Empathie. Ohne inhaltlich vorgreifen zu wollen: Diese Wandlung wird glaubwürdig erzählt. Sie ist nicht frei von Irrungen und Wirrungen, ja sogar von Rückschlägen, führt aber letztlich doch zu einem positiven Ende.

Nicolas Jarry, ein 1976 geborener Franzose, ist ein erfolgreicher Szenarist im Bereich der Fantasy. Am bekanntesten ist sicherlich die Konzeptserie „Die Saga der Zwerge“, die weniger märchenhaft daherkommt. In der Buche des Reisenden darf er beweisen, dass er auch ohne Actionelemente erzählen kann!

Die Zeichnungen

Das Cover deutet schon den Detailreichtum an, den Francois Gomès in seinen Zeichnungen bietet! Wenn es in der Geschichte regnet, hört man fast die Tropfen gegen die Scheibe schlagen, im Wald ist das Rauschen der Blätter vernehmbar und während der Wartezeiten in dem großen Haus die Einsamkeit! Die Bilder transportieren die verwunschene Stimmung der Geschichte sehr gut und als Leser*in taucht man von Anfang an in die Geschichte ein!

Es sind aber nicht nur das Dekors und die Landschaften, die positiv hervorzuheben sind; Auch die Personen, ja sogar ihre Gesichter sind gelungen und heben sich wohltuend von der leider oft präsentierten Massenware ab. Die Mimik transportiert Emotionen, die zu der Geschichte passen ohne zu übertreiben und wechselt zwischen Nahaufnahme und Totale. Einzig der kleine Hund ist etwas zu niedlich überzeichnet.

Das Layout ist dabei sehr abwechslungsreich: Während die einzelnen Panele teilweise durch Weißraum getrennt sind, überlagern sie sich andernorts oder schweben über einem Hintergrund. Auch ihre Größe und Form ist variabel, dienen dabei aber immer der Geschichte und verändern so das Tempo. Viele Illustrationen könnten dabei auch ohne den Comic für sich selbst stehen und würden sich als Poster oder als ExLibris anbieten. Es bleibt eigentlich nur zu wünschen, dass wir von diesem Zeichner mehr auf Deutsch (oder Niederländisch) zu sehen bekommen werden.

Eine klare Empfehlung!

Wie immer ist an der handwerklichen Darbietung bei Splitter nichts auszusetzen! Ein wertiges Hardcover im etwas größeren Format, gute Farben auf festem Papier und in diesem Fall sogar noch ein durchgehendes Rückenbild über die sieben Teile der Serie 🙂

Für alle Liebhaber*innen von Sagen und märchenhaften Begegnungen mit dem kleinen Volk fast schon ein Muss. Die Geschichte ist dabei meines Erachtens sogar für verschiedene Altersgruppen lesbar und erlaubt eine unterschiedliche Rezeption, zeigt sie doch eigenständige Entwicklungen von Vater und Tochter und erlaubt somit unterschiedliche Blickwinkel und Erkenntnisse. Die Reihe ist auch auf Niederländisch bei Daedalus erhältlich, dieser Band ist aber noch nicht erschienen.

Dazu passen ein Getränk auf Apfelbasis (je nach Wunsch mit oder ohne Alkohol) und Musik aus der Gegend, etwa von Gwerz.

 © der Abbildungen Splitter Verlag, Nicolas Jarry, Francois Gomès 2020

35 Jaar Weekblad Kuifje – Klassiker des Quartals – Frühjahr 2020

35 Jaar Weekblad Kuifje – 35 Jaar Humor

Text: div

Zeichnungen: div

Herausgeber/Uitgever: Raymond Leblanc

De Lombard Uitgaven

Hardcover | 1981 |128 Seiten | farbig | (vergriffen)
ISBN: 90-6421-339-9

In der Reihe Klassiker des Quartals soll heute ein Magazin gewürdigt werden, das von 1946 an fast 50 Jahre lang wöchentlich erschienen ist und ursprünglich der niederländisch-sprachige Ableger des Brüsseler Magazin Tintin gewesen ist. Nach der Einstellung dieses Magazins 1988 lief die flämische Ausgabe Kuifje weiter und hatte von 1989 an eine eigene französische Ausgabe unter dem Titel Hello Bédé. 1993 war dann endgültig Schluss! Zwischenzeitlich waren von dem Heft wöchentlich über 600.000 Exemplare verkauft worden.

1981 erschien das Hardcover „35 Jaar Weekblad Kuifje – 35 Jaar Humor“ zur Feier des Jubiläums bei Lombard das antiquarisch noch für rund 10€ in lesbarem Zustand erhältlich sein sollte. Für besonders gut erhaltene Exemplare mit Schutzumschlag muss deutlich mehr angelegt werden.

Die Konkurrenz

Während der gesamten Zeit lieferte sich Tintin/Kuifje ein Wettrennen mit Spirou/Robbedoes. Versammelte das erstere hauptsächlich die Brüsseler Schule mit der Ligne Claire um sich, war das zweitere das Publikationsorgan der Ecole Marcinelle. Trotzdem wechselten Zeichner und Autoren zwischen den Magazinen. Andre Franquin war der einzige, der unter seinem Namen eine Zeitlang gleichzeitig für beide Magazine tätig war. Robbedoes/Spirou war anfangs auch während der deutschen Besetzung Belgiens erschienen und dann von den Deutschen verboten worden. Das Magazin aus dem Hause Dupuis bzw. sein Chefredakteur hatte dabei den Widerstand teilweise aktiv unterstützt. Hergé hatte sich während des Krieges dagegen unter das Dach der von Deutschen gesteuerten Le Soir begeben und sich nach Kriegsende wegen Kollaborationsvorwürfen verteidigen müssen. Der Popularität seiner Figuren tat das keinen Abbruch.

Mitte der 60-er Jahre war die Fortsetzung Kuifjes schon einmal gefährdet; der Inhalt entsprach nicht mehr dem Geschmack des „neuen“ jungen Publikums. Ab dem 1. Oktober 1965 änderte der gerade eingesetzte Chefredakteur Greg das Konzept und brachte längere Fortsetzungen und neue, moderne aber auch Gewalt nicht mehr aussparende Geschichten, etwa Luc Orient, Bruno Brazil oder Comanche. Diese Neuausrichtung war nicht nur ein zweiter Frühling, sondern etablierte eine ganze neue Generation von Serien und Künstlern. Konzeptgemäß sind in dieser auf die humorigen Serien fokussierten Ausgabe keine Beispiele der neuen Reihen enthalten. Obwohl das Blatt mit dem Spruch „von 7 bis 77 Jahren“ warb, waren ab diesem Zeitpunkt sicherlich nicht alle Inhalte auch für alle Altersgruppen gleich geeignet.

Mit der 68-er Bewegung kamen aber auch andere Herausforderungen auf die Macher der „alten“ Magazine hinzu. Das politische Klima liberalisierte sich mehr und mehr und die katholisch-konservative Ausrichtung von Kuifje war nicht mehr en-vogue. Künstler*innen wollten neue Sachen ausprobieren, Rechte an ihren Figuren behalten und gleichzeitig drohte die zunehmende Nutzung von Kino und Fernsehen den Printmedien erstmals die zahlenden Kund*innen wegzunehmen. Neben Fantasy/SF-lastigen Titeln wie Heavy Metal/Schwermetall kamen auch moderne Hefte wie Pilote oder (A Suivre) in die Regale. Im Endeffekt überlebt hat davon aber bis auf Spirou und eher Satire-lastige Magazine wie Charlie Hebdo keines.

Etwas anders sieht es im niederländisch-sprachigen Markt aus: Zwar sind das Suske-en-Wiske-Weekblad und Robbedoes mittlerweile ebenfalls verschwunden, das Eppo (vormals PEP) existiert aber wieder!

Der Inhalt

In diesem Band werden in chronologischer Abfolge Beispiele für die humorigen Comics aus Kuifje abgedruckt. Den Beginn macht dabei (natürlich) ein Zweiseiter von Hergé mit Kwik en Fluppke (dt. Stupps und Steppke) von 1947. Zu Beginn sind übrigens durchaus noch schwarzweiße bzw. schwarz-rote Beiträge dabei, da nicht jede Seite vierfarbig angelegt war.

Die Auszüge geben einen guten Überblick über die Entwicklung des Magazininhalts: Waren anfangs noch Slapstick und Humor in altbackener Weise gefragt, wandelte sich der Inhalt über die Jahre zu auch heute noch lesbaren Klassikern wie Dommel/Cubitus oder Roodoog/Häuptling Feuerauge. Deutschen Leser*innen sind die Serien teilweise aus dem alten Koralle-ZACK bekannt das anfangs einen Teil des Materials in Lizenz abgedruckt, später sogar einige der Zeichner und Szenaristen abgeworben und mit eigenen Verträgen ausgestattet hatte. Ganz zum Schluss kommen dann auch Karrikaturartige Beiträge hinzu.

Viele der Serien zählen noch heute zu den Klassikern! Dazu gehört sicherlich Ton en Tinneke (Mausi und Paul). Diese klassische Familienserie wurde von Greg und Franquin entwickelt als letzterer frustriert von den Zuständen bei Dupuis eine Alternative gesucht hatte. Im Endeffekt hatte das dann zu einer Doppelbelastung geführt die Franquins Gesundheit sicherlich nicht zuträglich war. In dieser Zusammenstellung ist nicht nur die erste Seite überhaupt von 1955 (mit einem Szenario von Peyo) enthalten, sondern auch weitere Versionen durch Attanasio (1966), Mittéï und Cricri (1974) sowie Walli (1981).

Daneben gibt es aber noch weitere Beispiele von aktuell laufenden Reihen, etwa Dirk-Jan, der im Eppo Heft für Heft dabei ist. Auch Olivier Blunder (Albert Enzian) oder Robin Hoed (Robin aus dem Wald) gehören dazu.

Kooperation mit Willy Vandersteen

Interessant ist auch, dass Suske en Wiske von 1948 bis 1959 ein Gastspiel in Kuifje geben hatte. Die acht Abenteuer, die heute unter der Bezeichnung „Blaue Reihe“ laufen, hatten einen etwas anderen Zuschnitt als die traditionelle („Rote“) Reihe und musste ohne Tante Sidonia und Jerom (auf Deutsch in den Bastei-Zeiten Wastl) auskommen. Nach einem Zerwürfnis zwischen Willy Vandersteen und Hergé wurde die vorgesehene neunte Geschichte nicht mehr veröffentlicht. In diese Zusammenstellung wurden von Vandersteen daher nur zwei Seiten seiner Serie über den kleinen Prinzen ´t Prinske aufgenommen.

Fazit

Heute würden die meisten der abgedruckten Gags nicht mehr als zeitgerecht empfunden werden. Als Dokument dieser Entwicklung ist die Sammlung aber gut geeignet. Zudem war das Magazin in seiner Zeit absolut stilprägend sowohl für die Niederlande und Flandern direkt als auch über die verschiedenen Publikationen aus dem Kauka-Imperium und das ZACK in Deutschland.

Dazu passen eigentlich nur der King (selbstverständlich ist in diesem Zusammenhang Elvis damit gemeint, der im Januar 85 Jahre alt geworden wäre), ein Tomaten-Mayonnaise-Pilz und ein klassisches Grolsch.

© der Abbildungen de Lombard Uitgaven, Brüssel 1981

ZACK 247

ZACK 247 (Januar 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das neue Jahr beginnt mit der Rückkehr zweier alter Bekannter und vor allem wieder mit der Aufforderung, die ZACK-Serie 2019 zu wählen. Das geht wie gehabt per Brief, Fax oder online. Die Gewinnchancen sind nicht riesig, der Spaß dagegen schon, geht die Wahl des ZACK-Helden doch mittlerweile in das sechste kalendarische Jahrzehnt.

Die Neustarts

Investigativer Journalismus ist nicht immer leicht und manchmal kommt der Gegenwind aus unerwarteter Richtung: Rick Master muss in „Für Frankreich gefallen“ zum Militär. Während Rick die Sache anfangs noch recht locker nimmt ist Nadine am Verzweifeln. Zidrou und Simon van Liemt präsentieren bereits das vierte „neue“ Abenteuer des ZACK-Helden der ursprünglich von Tibet bearbeitet worden war.

Auch Empire USA kehrt zurück; Episode 2.2 beginnt mit einem recht freizügigen Rückblick von Jared auf seine Beziehung zu Scarlett und Duanne. Mit routiniertem Strich setzt Alain Queireix die Geschichte von Stephen Desberg um. Moderner Agentenstoff in schnellem und abwechslungsreichem Layout. Sicherlich deutlich über dem Durchschnitt.

Die Fortsetzungen

Die Bank geht bereits in den dritten Teil. Während der perfide Plan von Lord Rothschild aufgeht machen auch die beiden Geschwister Charlotte und Christian scheinbar ein gutes Geschäft. Ob es von Dauer sein wird? Der Thriller aus der Finanzwelt Mitte des 19. Jahrhunderts hat alle Elemente, die eine gute Geschichte benötigt: Ein neues, glaubwürdig erzähltes Thema, gut aufgebaute und ausgeschmückte Figuren, einiges an Spannung und gute zeichnerische Umsetzung! Eine echte Bereicherung des Portfolios!

Giant ist etwas experimenteller, zählt für mich aber zu genau den Serien, die mich dazu bewogen haben, das ZACK zum Magazin des Jahres 2019 zu küren! Mikaël hat sich einen Underdog zum Helden gesucht. Er ist ein einfacher Bauarbeiter und damit beschäftigt, New York größer und höher zu machen. Er ist kein Held, hat keine Familie, gehört keiner kriminellen Organisation an und ist somit eigentlich vollkommen uninteressant, wäre da nicht sein großes Herz und das wahnsinnige Artwork!

Ebenfalls erwähnt werden müssen natürlich auch die kleineren Serien: Tizombi, Parker & Badger und der Vater der Sterne haben genauso ihre Auftritte wie die ständigen Rubriken mit News und Informationen. Vorgestellt werden in diesem Heft die Netflix-Serie Titans und der Taschenband von Krazy Kat!

Der Abschied

Tanguy & Laverdue beenden ihr Wüstenabenteuer Sanddiamanten und dürfen feststellen, dass Politik im Gegensatz zum Fliegen das deutlich unschönere Metier ist. Sébastien Philippe setzt die Kampfjets genauso gut in Szene wie die Landschaften und die Akteure. Für technikbegeisterte Jungen (und junggebliebene) sicherlich ein Schmankerl. Diese Serie gehört seit Jahrzehnten in das ZACK, ist aber halt nur für einen – nicht unwesentlichen – Teil der Leser*innen.

Dazu passen die 30 Years Pearl Jubilee Edition von Spirit of Ska und ein winterlicher fruchtiger Likör!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

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