Aidans/Duval – Sven Janssen GA 1

Gesamtausgabe Band 1: 1963 – 1967

Story: Édouard Aidans
Zeichnungen: 
Jacques Acar, Yves Duval

Kult Comics

Hardcover | 264 Seiten | Farbe | 45,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-185-7

Cover Sven Janssen Integral 1

Édouard Aidans war einer derjenigen, die mit ihren Serien das Koralle-ZACK maßgeblich geprägt haben. Am bekanntesten sind sicherlich seine Geschichten über Tunga vom Stamme der Ghmour und seine Gefährt*innen. Aber auch Tony Stark war von den Leser*innen hoch geschätzt worden. Daneben gab es aber auch noch eine Reihe, die ein wenig aus dem Rahmen fällt: ein Reporter macht sich mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn auf, um auf allen Kontinenten Naturdokumentationen zu drehen, auf Probleme wie Unterernährung und Wasserknappheit hinzuweisen und für bessere Bildung einzutreten. Natürlich ist die Rede von Marc Franval oder Sven Janssen, dessen gesammelte Geschichten jetzt ebenfalls bei Kult Comics erscheinen.

Logo Sven Janssen

Am Anfang stand ein Playboy

1963 waren noch Stereotypen gefragt und auch Marc Franval startete entsprechend. Er war ein Playboy, der von Jacques Acar wie „just another hero“ angelegt war: keine finanziellen Sorgen, gepflegter Umgang, Schriftsteller, der auf der ganzen Welt zuhause ist. In Sven Janssen jagt den Kondor verschlägt es ihn nach Polynesien. Dort muss er sich mit einer Bande von Gangstern herumschlagen zu der auch ein ehemaliger deutscher Nazi gehört. Schon in diesem ersten Abenteuer bekommt er aber einen jugendlichen Sidekick.

Sven Janssen Integral 1 page 19

Es geht aber trotzdem nicht in Serie. Stattdessen erscheinen im folgenden Jahr zunächst Kurzgeschichten von Yves Duval mit einem veränderten Setting. Aus dem Playboy ist ein Familienvater geworden, die Schriftstellerei ist gegenüber dem Drehen von Filmen in den Hintergrund getreten und die Familie unternimmt nun ihre Streifzüge in einem roten VW-Bus. Blutiges Elfenbein lässt aber bereits deutlich erkennen, dass es nicht wie in den Kurzgeschichten darum gehen wird, Großwild darzustellen; das Krimi-Element bleibt erhalten. Und auch Visa für drei Kontinente macht klar, dass es für Svens Frau Britta und den kleinen Didi nicht immer einfach und gefahrlos zugeht. Neben der beherrschbaren Gefahr durch wilde Tiere sind es immer wieder Kriminelle, die die Familienmitglieder bedrohen, kidnappen oder sogar verletzen. Der Held arbeitet dabei immer auch an seinen Filmen und bekommt dadurch die Chance, Missstände anzuprangern.

Wieder zurück in Afrika scheint in Geieralarm eine fast vergessene afrikanische Sekte einen neuen Aufstand zu proben. Heute mag das fast wie Folklore erscheinen, Ende der 60er Jahre waren antikoloniale Aufstände allerdings durchaus ein Thema. Jagd durch Marokko ist das erste Album mit der heute gebräuchlichen Standardseitenzahl von 44. Die vorherigen waren auf 30 begrenzt und ließen daher weniger Raum für das Ausbreiten der Story. Wieder wird Sven ungewollt in eine Geschichte verwickelt, die ihn dieses Mal in die Wüste verschlägt.

Sven Janssen Integral 1 page 25

Schließlich geht es in Reiseziel Desertas um Kunst. Zwei auf den amerikanischen Straßen geschulte Mietgangster sorgen dabei für die Spannung. Man merkt den wechselnden zeitlichen Einfluss, obwohl die Geschichten doch in dem kleinen Zeitraum von 5 Jahren entstanden sind. Anfangs der eloquente Held, den nichts aus der Ruhe bringt, solange er seine Pfeife hat, am Ende brutale Gangster, die vor nichts zurückschrecken (naja, verglichen mit heutigen TV-Serien waren auch das noch harmlose Exemplare). Was man allerdings auch merkt ist das Rollenbild, dass Brittas Rolle einengt. Sie darf einkaufen, Pflaster kleben und vor allem natürlich kochen und abwaschen, während sich die Männer in die Gefahr begeben.

Natur und Action im Tintin-Stil

Aidans zeichnete für das Magazin Tintin/Kuifje. Dementsprechend ist sein Stil natürlich auch geprägt durch den alles dirigierenden Chef im Hintergrund, Hergé. In einem Interview hat ein Mitarbeiter dieses Magazins mal gesagt, dass er selbst nachts davon träume von Hergé kontrolliert zu werden. In diesem Fall war das augenscheinlich nicht schlecht. Im Laufe der Jahre werden die Zeichnungen sicherer und flotter.

ExLibri Sven Janssen Integral 1 VZA
ExLibris der limitierten Vorzugsausgabe

Besonders gelungen finde ich vor allem die Wüstenszene: die Seite flimmert geradezu vor Hitze, die Endlosigkeit ist spürbar und auch die scheinbare Ausweglosigkeit. Alle Geschichten kommen natürlich mit bibliographischen Angaben, die auch die bisherigen Veröffentlichungen in Deutschland in MV Comix oder ZACK benennen.

Lang erwartete Komplettierung des Hauptwerkes von Aidans

Kult Comics hat nun auch die letzte große Serie des belgischen Künstlers in das Programm genommen. Dankenswerter Weise kommt auch diese Gesamtausgabe mit einem großen redaktionellen Teil von Volker Hamann, der nicht nur die Szenaristen vorstellt, sondern auch viele Abbildungen enthält. Mir gefallen die großformatigen Bilder allerdings nicht so gut, da die Figuren dort sehr unnatürlich aussehen. Hervorzuheben ist aber, dass mehrere Kurzgeschichten das Bild vervollständigen.

Cover Sven Janssen Integral 1 VZA
Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Mit dieser Gesamtausgabe sind einige Sachen erstmals (ungekürzt) auf Deutsch erhältlich, die meisten waren seit den 70-ern vom hiesigen Markt verschwunden. Für die Sammler*innen gibt es wieder eine auf nur 99 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit ExLibris und Variantcover. Beide Bände sind auf dem bereits gewohnten etwas dickeren Papier gedruckt und als stabiles Hardcover gefertigt.

Dazu passen The Music Machine mit ihrem Garage-Pre-Punk und ein Hot English Rum Flip.

© der Abbildungen 2021 by Duval & Aidans / 2021 Comic Combo, Leipzig

Denayer – High School Generation 1

Integral Band 1 von 2: 1994 – 1996

Story: Christian Denayer
Zeichnungen: 
Christian Denayer
Originaltitel: 
Génération Collège 1 – 3

Kult Comics

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 30,00 € |
ISBN: 
978-3-96430-181-9

Cover High School Generation 1

Comics speisen sich – wie auch andere Literatur – häufig aus dem Erlebensschatz der Autor*innen. Gerade bei erfolgreichen Szenarist*innen ist das nicht mehr unbedingt ein jugendliches Umfeld. Christian Denayer hatte deswegen beschlossen eine Serie zu entwickeln, die auf den Erfahrungen seiner Tochter beruht, ihre Problemstellungen zu übernehmen und sich selbst und seine väterlichen Ansichten soweit möglich zurückzunehmen. Herausgekommen ist eine sechsteilige Serie, die nun in zwei Bänden erstmals in Deutschland zugänglich ist: High School Generation.

High School Konflikte

High School Generation 1 page 19

Die High School-Zeit ist für Deutsche immer ein wenig schwierig nachzuvollziehen da hier die Oberstufe Teil des durchgängigen Schulsystems ist. In Amerika aber (und in einigen anderen Ländern) ist diese Zeit oftmals geprägt von einer ersten Abnabelung vom Elternhaus. Die Kids wohnen oft auf dem Campus, teilweise hunderte von Kilometern entfernt von zuhause, sind aber noch minderjährig. Sie kommen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, haben unterschiedliche Hintergründe und Interessen und entwickeln nicht zuletzt Interesse aneinander. Da Kids in den USA oftmals mit 16 Jahren (eigene) Autos fahren dürfen, Alkohol aber erst ab 21 erlaubt ist, passen die hier gewohnten Einordnungskriterien nicht.

High School Generation 1 page 21

In Dakota geht es zunächst einmal darum, die Personen und das Setting einzuführen: Michael Best/Dakota, Mary-Lee O’Neal, Scott Beaulieu/Texas und Kelly Davis/Phoenix starten gleichzeitig an der in Kalifornien gelegenen Carmel High. Sie repräsentieren bereits die Gegensätze zwischen Arm und Reich, schön und selbstbewusst versus an sich zweifelnd, geisteswissenschaftlich versus sportlich und werden die Leser*innen über alle Bände begleiten. Dazu kommen jeweils spezielle Personen und Konflikte. Zunächst geht es um einen südamerikanischen Jugendlichen, der unter Personenschutz steht. Nicht nur, dass der Unterricht auch für die Lehrkräfte dadurch nicht einfacher wird, er zieht auch noch viel Aufmerksamkeit der Mitschülerinnen auf sich. Das wiederum gefällt einigen Schülern überhaupt nicht. Eine unterhaltsame Mischung aus Krimi und Romance zum Einstieg!

Teil 2 hat Mary-Lee im Fokus. Das etwas schüchterne Mädchen fühlt sich unbeachtet, insbesondere von Dakota, der aber wiederum nur Augen für Phoenix hat. Mary-Lee versucht zunächst mit allen Mitteln, die anderen von ihrer Existenz zu überzeugen, und geht dabei bereits hohe Risiken ein. Schließlich gerät sie in ihrer Verzweiflung aber an die Falschen und in ernsthafte Gefahr.

Den Abschluss bildet Phoenix. Plötzlich bietet sich der hübschen jungen Frau die Chance auf eine Karriere als Model. Natürlich sind die Eltern besorgt und dagegen und genauso natürlich ergreift Phoenix gegen diesen Rat die scheinbare Gelegenheit. Schnell stellt sie fest, dass auch Models nicht nur Party machen und die Anforderungen des Jobs hart und der Ton rau ist. Und dann ist da noch die Frage warum aus hunderten nur wenige ausgewählt werden…

High School Generation 1 page 23

Das Artwork

Nicht nur die Themen hat Christian Denayer von seiner Tochter übernommen, sie stand auch Model für die Figur der Phoenix. Die anderen sind Personen aus ihrem Freundeskreis nachempfunden. Auch die Carmel High hat ein reales Vorbild, das allerdings wegen der Landschaft, insbesondere der Küstenformationen nach Kalifornien verlegt worden ist. Die Familie hat oft genug Urlaube in dieser Gegend gemacht so dass reichlich fotografisches Material als Grundlage der späteren Zeichnungen vorhanden war und auch das „Klima“ an einer High School kannte Denayer nicht nur aus den Erzählungen seiner Tochter.

Die Landschaften sind sehr detailliert wiedergegeben, die Kolorierung lässt die von Wolken ungehinderte Sonneneinstrahlung vermuten. Alles wirkt ein wenig greller als hier im November. Die Figuren werden glaubhaft in ihrem Bewegungsablauf dargestellt. Obwohl es natürlich Standbilder sind, wirken die Posen nicht unnatürlich und auch die Proportionen der Protagonistinnen sind nicht überzogen.

High School Generation 1 page 26

Bei einigen anderen Zeichnern ist man beim Identifizieren der Personen manchmal auf die Klamottenfarbe angewiesen. Hier sind die Personen auch an ihren Gesichtern sogar im Fall von starken Emotionen klar erkennbar. Solide Arbeit! Manchmal blitzt im Übrigen auch hier das Faible des Zeichners für Autos auf.

Für wen ist das was?

Nun ja, für alle, die schon immer gerne High School/ coming of Age-Serien im TV gesehen haben oder sehen. Sex Education ist sicherlich etwas moderner und diverser, vom Prinzip her hat sich aber nicht so viel geändert. Dazu gibt es Krimiplots, Drama, Romance, typisch amerikanische Reich gegen Arm Konstellationen um ein Mädchen und somit ist High School Generation – so komisch es auch klingen mag – eigentlich etwas für jede*n!

Dazu kommt die hervorragende Verarbeitung, der informative und ausführliche Sekundärteil und die typische Kult-Aufmachung. Für Sammler*innen gibt es auch eine auf 99 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit anderem Cover und Ex Libris. Der Abschlussband ist bereits für das Frühjahr angekündigt!

Cover High School Generation 1 VZA
Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen eine beliebige Girlsband und ein halbtrockener kalifornischer Weißwein aus der Papiertüte.

© der Abbildungen 2021 Christian Denayer / Comic Combo, Leipzig

ZACK 269

ZACK 269 (November 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

ZACK 269 Cover

Zum letzten Mal wird Haute Cuisine im ZACK angerichtet und ermöglicht die Metapher eines Menus. Und tatsächlich kann man das Heft mit einem vergleichen. Es gibt den Gruß aus der Küche von Georg F.W. Tempel, der auf 50 Jahre ZACK im April hinweist. Vorspeise und verschiedene Hauptgerichte kommen aus den Bereichen Abenteuer, Krimi, Western, Thriller und Motorsport, die Zwischengänge sind zwei lesenswerte Artikel und als Nachspeise wird eine neue Geschichte aus Luthon-Höge serviert. Lasst es euch schmecken!

Die Rückkehrer

Gleich drei Serien kehren mit neuen Geschichten zurück. Den Anfang macht Haute Cuisine von Delphine Lehericey & Fanny Desmarés. Der abschließende Band Nachspeise sieht das ehemalige Paar Samuel und Paula nicht nur als berufliche Kontrahent*innen um Sterne, sondern auch im mit allen Mitteln geführten Kampf um die kleine Luna. Zunächst steht die gerichtliche Entscheidung über das Sorgerecht an. Luc Brahy setzt die Geschichte in modernen, computerkolorierten Bildern um und schafft es, sowohl das Luxus-Ambiente des Jet-Sets als auch den Alltag auf dem Sportplatz einzufangen!

ZACK 269 page 5

Ebenfalls zurück ist die Comic-Fortsetzung des Erfolgsthrillers Millennium Saga mit dem dritten Teil von Versuchung. Einige Hacker sind von Sparta entführt worden, die Verwicklung der Säpo ist noch unklar und Lisbeth und Mikael waren im letzten Cliffhanger in fast auswegloser Situation gefangen. Sylvain Runberg löst dieses Kuddelmuddel in einer abwechslungsreichen Anfangsoffensive durch die Action bewaffneter Truppen und gesprächsvermittelte Information auf und bereitet den Boden für eine Schweden erneut in eine tiefe Krise stürzende Enthüllung. Belén Ortega setzt das gewohnt düster um.

ZACK 269 page 49

Und auch der etwas trottelig wirkende Polizist aus Luthon-Höge kehrt zurück. In des Teufels Advokat geht es um einen kurz nach Kriegsende versenkten Koffer und eine gerade frisch aufgefundene Leiche. Skurrile Serie von Willem Ritstier und Zeichnungen von Michiel Offerman die aus dem Rahmen fällt und daher wunderbar passt.

ZACK 269 page 75

Die Fortsetzungen

Kommissar Griot ist ein Polizeibeamter aus dem Senegal der für eine gewisse Zeit den Job mit Kommissar Bourdon getauscht hat. Er wird von seinen neuen Kollegen teilweise mit offenem Rassismus empfangen und ermittelt zusammen mit Rick Master und Nadine im Fall des Massenmörders Cupido. Auch im Senegal gibt es derweil einen Mord aufzuklären. Der Fall zieht seine Spannung aus den ungewöhnlichen Ermittlungsansätzen und Gewohnheiten der vertauschten Polizisten und der hauptsächlich durch Nadine eingebrachten Komik. Zidrou hat die Serie mit großem Respekt vor dem Klassiker modernisiert und setzt viele eigene Akzente, ohne das Gefüge über den Haufen zu werfen. Respekt! Die Zeichnungen von Simon Van Liemt folgen einem ähnlichen Prinzip: Die Messerszene auf Seite 21 ist genial!

ZACK 269 page 20

Leutnant Blueberry war einer der Leuchtturmtitel des Koralle-ZACK. Martin Frei hat mit Die Frau mit dem Silberstern eine eigenständige Fortsetzung zu einer der Geschichten geschrieben. Der Soldat war für eine Zeit abkommandiert, um in dem Örtchen Silver Creek Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Ein Jahr später scheinen sich die alten Strukturen wieder zurückzubilden. Nicht nur wird die aktive, Neuem aufgeschlossene Lehrerin Miss Marsh bedrängt, auch Indianer*innen werden erneut zu Zielscheiben aufgebaut. Spannender Western, der geschickt mit Reminiszenzen spielt um eine eigene Story zu entwickeln!

Detail ZACK 269 page 33

Und auch die Zweikämpfe zwischen Michel Vaillant und seinem jugendlichen teaminternen Herausforderer Daniel Farid gehen weiter. Der Held scheint emotional nicht in der Lage, diese Herausforderung wirklich anzunehmen und begeht erste, schwerwiegende Fehler. Dann kehrt jedoch ein alter Bekannter zurück. Wird er Michel wieder zu sich selbst zurückführen können? Spannende Geschichte von Denis Lapière die auch ohne Beteiligung eines Graton funktioniert mit guten Bildern von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil!

Detail ZACK 269 page 63

Und sonst?

Für One-Pager ist in diesem Menu kein Platz, zu viele größere Speisen wurden serviert. Allerdings gibt es die unerträgliche Leichtigkeit des Slip und die Informationshungrigen bekommen wie immer News, Rezensionen und zwei Artikel. Bei den Verlagsporträts ist reprodukt an der Reihe; der Verlag feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Dazu kommt der erste Teil eines Beitrags von Geert de Weyer über Zensur in belgischen Comics. Viele Institutionen haben im Laufe der Zeit Zensur ausgeübt: die Kirche, Verlage, die französische Zensurkommission, die sogenannte öffentliche Meinung und noch andere. Diese Untersuchung beschreibt die verschiedenen Wellen der Zensur und ihre Motivationen (Moral, Protektionismus, Politik) sowie ihre Auswirkungen auf Comics in und aus Belgien.

Aktuelle Comics aus Europa bilden die Hauptzutaten des Menus. Dabei ist es eine Art Fusionküche, die hier zelebriert wird: Modernisierungen alter Klassiker stehen neben aktuellen Serien. Die Artikel und News sind nicht nur Tischdeko, sondern haben einen hohen Informationsgehalt und das lockere Layout sorgt für ein nettes Ambiente, das den Genuss abrundet. Sternverdächtig 🙂

Dazu passen King Hammond & The Rude boy Mafia, ein Mix aus verschiedenen Ska-Waves, und ein Winterbier, etwa von Leffe.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

mosaik 550 – Oktober 2021

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 550

Die Wunder von Bagdad

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Kleinformat | 52 Seiten plus Beihefter | Farbe | 3,95 € 
ISSN: 
0323-8857

Cover Mosaik 550

Ehrentage sind immer etwas ganz Besonderes, vor allem, wenn sie im Doppelpack auftreten. Zunächst einmal ist die Zahl von 550Mosaik-Heften schon eine ganz außergewöhnliche! Fast 46 Jahre lang ist nun Monat für Monat ein neues Heft erschienen und hat dabei den Fall der Mauer, das Ende der DDR und die Treuhand überstanden. Das letzte ist auch der Grund für das zweite Jubiläum: Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag feiert mit diesem Heft sein 30-jähriges Bestehen – comix-online gratuliert herzlichst!

1001 Abenteuer mit den Abrafaxen!

Natürlich startet in dieser besonderen Nummer auch ein neues Abenteuer, die Wunder von Bagdad. In Gestalt von Sternschnuppen werden Abrax, Brabax und Califax aus der Südsee in das Jahr 185 an den Hof von Kalif Harun al-Raschid transportiert. Sie landen zunächst in der Wüste und dürfen sich gleich erfolgreich an der Rettung eines Kamels beteiligen bevor sie dann weiter nach Bagdad reisen.

Mosaik 550 Seite 14/15

Wie immer steht nicht nur die Geschichte allein im Vordergrund, es gibt auch allerlei Wissenswertes dazu. So erfahren die Leser*innen, dass das Jahr 185 nach dem islamischen Kalender dem Jahr 801 nach dem in Europa gebräuchlichen julianischen Kalender entspricht. Es verwundert daher nicht, dass auch eine Gesandtschaft des fränkischen Königs Karl in Bagdad verweilt und um eine Audienz beim Kalifen wartet. Karl sollte später Karl der Große genannt werden.

Der Beihefter führt ein wenig tiefer in die neue Geschichte ein und stellt einige Personen vor. Dazu erklärt eine Karte die Welt um 800 und die politische Lage. Vor allem aber erzählen Leser*innen jeglichen Alters, warum sie das Mosaik lieben. Kein anderes Magazin in Deutschland hat eine solche Verbundenheit mit seinen Fans! Von diesem Heft gab es übrigens auch eine Variant-Ausgabe, die einigen ostdeutschen Tageszeitungen beigefügt war.

Beihefter Mosaik 550
Der Beihefter

Würdigung

Das Mosaik ist immer noch etwas ganz Besonderes: erstellt in einem kollektiven Prozess von etwa 20 festen Mitarbeiter*innen verknüpft das Magazin spannende Comic-Unterhaltung für alle Altersschichten mit geschichtlichem Wissen. Die „Lektionen“ kommen dabei nicht wie Schulstoff daher, sind aber trotzdem fundiert und oft zusammen mit Museen entwickelt. Nicht zuletzt deswegen wird das Mosaik auch von der Stiftung Lesen empfohlen. Preislich bewegt sich das Heft in einem für Taschengeldempfänger*innen möglichen Rahmen und die Zeichnungen müssen sich keineswegs hinter internationalen Konkurrenzprodukten verstecken! Im Gegenteil: vieles aus Studioproduktionen ist deutlich schlechter!

Also: Viel Spaß mit den Abrafaxen, zunächst einmal im alten Bagdad, und auf die nächsten 30 Jahre!

Motiv aus Mosaik 550

Dazu passen Poems for Laila und entweder ein Schwarzbier oder ein orientalischer Chai.

© der Abbildungen 2021 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Ferri/Conrad – Asterix 39

Asterix und der Greif

Story: Jean-Yves Ferri
Zeichnungen: 
Didier Conrad
Originaltitel: 
Asterix 39 – Asterix et le Griffon

Egmont EHAPA Media
A4 | 48 Seiten | Farbe | Softcover 6,90 €  | Hardcover 12,00 €
ISBN: 
N/A |  978-3-7704-2439-9

Cover Asterix 39
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Nun ist er also da, der lange erwartete neue Asterix! Das 39. Abenteuer von ihm ist zugleich das fünfte aus der Feder von Jean-Yves Ferri mit den Zeichnungen von Didier Conrad. Erstmals hat Albert Uderzo keine „Endabnahme“ mehr veranstalten können und somit ist dieser Band auch der erste wirklich eigenständige. Ausnahmsweise erfolgt die Wertung am Anfang: Das Warten hat sich gelohnt! Asterix und der Greif ist spannend, witzig, modern und klassisch zugleich und ermöglicht den Galliern eine Zukunft auch ohne ihre Schöpfer.

Detail aus Asterix 39 - s16
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Wuuhuu

Es war ja schon bekannt, dass es die Gallier in den Osten verschlagen würde. Terrine, ein alter Bekannter von Miraculix, hatte im Traum um Hilfe gerufen. Caesar, immer auf der Suche nach Attraktionen, hatte davon erfahren, dass es bei den fernen Sarmaten ein Fabeltier geben sollte: eine Mischung aus Löwe und Adler mit Pferdeohren, eben einen Greif. Eine gefangene Amazone dient als Beleg für die Aufzeichnungen eines bereits verstorbenen Chronisten und eine Armee macht sich auf den Weg in die Winterlandschaft. Angeführt wird sie von Zenturio Brudercus, dem Geografen Globulus und dem berühmten Ausdimaus. Die beiden letztgenannten haben schon einige, erfolglose Missionen hinter sich, lassen sich aber nicht ermutigen.

Detail aus Asterix 39 - Terrine
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Als Asterix, Obelix, der Druide und Idefix im Dorf der Sarmaten ankommen, müssen sie feststellen, dass hier die Männer die täglichen Verrichtungen und die Kinderbetreuung übernommen haben während die Frauen als kriegerische Amazonen für die externen Operationen zuständig sind. Natürlich will der kleine Held sofort die Führung übernehmen, muss sich jedoch auch aufgrund der durch das Gefrieren verlorengegangenen Zauberkräfte des magischen Trankes mit einer Rolle als geduldeter Begleiter zufriedengeben. So können einerseits die Sarmatinnen, andererseits aber auch Obelix und Idefix tragendere Rollen übernehmen. Der Geschichte tut das gut!

Die Römer müssen trotzdem erhebliche Verluste einstecken, sie werden allerdings eher im Partisanenkampf angegriffen als in den sonst üblichen offenen Schlachten. Dabei gehen beide Seiten raffiniert vor: Hinterhalte, Finten und die Natur bestimmen den Ausgang der Auseinandersetzungen. Erstmals werden dabei auf Seiten der Römer sogar Opfer erwähnt, allerdings nicht explizit. Trotzdem schaffen die Eindringlinge es bis zur heiligen Zone vorzustoßen. Die Prophezeiung besagt, dass der kleinste der Gallier die Rettung bringen wird…

Detail aus Asterix 39 - s23
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Moderner Strich in Anlehnung an den Meister

Die Zeichnungen in diesem Band beweisen, dass sich Conrad endgültig freigeschwommen hat. Die Bilder erinnern an das große Vorbild, setzen aber eigene Akzente. Die Römer sehen vom langen Marsch gezeichnet aus, die Gesichter sind nicht frischrasiert, sondern deuten einen Drei-Tage-Bart an und die Pferde leiden teilweise deutlich unter ihren Reiter*innen. Trotz aller Modernisierung ist es aber immer noch der klassische Asterix-Stil der in jedem einzelnen Panel klar macht, aus welcher Serie es wohl stammen könnte.

Die große Schwierigkeit für dieses Reiseabenteuer bestand darin, Schnee und Eis glaubhaft umzusetzen. Es ist lausig kalt, Geräusche klingen bei Frost anders, es kann glatt sein, Pulverschnee verhält sich anders als harschiger Schnee, all diese Kleinigkeiten, die in ihrer Gesamtheit die Glaubwürdigkeit herstellen, sind sehr gut gelungen.

Detail aus Asterix 39 - Obelix
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Daneben gibt es eine Vielzahl an kleinen Begebenheiten, die nahezu perfekt umgesetzt sind. Dazu gehören vor allem die Szenen mit Idefix und seinen neuen Freunden, aber auch die Folgen eines fehlenden Senkbleis oder die Gesichtsausdrücke der Dorfchefin Matrojoschkowa wenn sie über ihren Mann, den Schamanen Terrine verzweifelt. Auch die Amazonen sind gut gelungen: kriegerisch, aber unterschiedlich, in Kampfpanzerung, aber nicht sexistisch!

Klare Empfehlung!!

Ferri und Conrad beweisen, dass es ihnen mit der Modernisierung des Klassikers Ernst ist. Frauen sollten eine größere Rolle bekommen. Mit den Amazonen gelingt das nicht immer schon überzeugend, ist aber auf dem richtigen Weg. Ein Asterix ohne Zaubertrank muss ganz anders agieren als üblich und gibt viel mehr Raum für andere, die Römer sind nicht nur tumb, neue kulinarische Genüsse haben unerwartete Nebenwirkungen und die Geschichte ist weiterhin vielschichtig zu lesen. Kinder können weiterhin ihren Gags verstehen, Erwachsene werden das anders lesen, vielleicht den französischen Philosophen Michel Houellebecq in dem Geografen wiedererkennen und Fakenius lieben.

Detail aus Asterix 39 - Glibulus
Der Bösewicht Globulus © Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Ein klares Sonderlob geht dabei an den Übersetzer Klaus Jöken. Gerade die Namensgebung lud in der Vergangenheit zu billigen Spielchen ein und die aktuellen Bezüge sind schwierig zu übersetzen. Hier gelingt das perfekt, mit großem Charme und vielen kleinen Anspielungen. Ich sage nur Wolferine!

Viele „alte“ Serien sind bereits modernisiert worden: Rick Master, Michel Vaillant, Die Blauen Boys oder Lucky Luke seien als positive Beispiele genannt. Spätestens mit Asterix und der Greif haben Ferri und Conrad ihre Interpretation der Gallier auf ein Niveau gehoben, das seinen eigenen Platz im Comic-Olymp verdient hat. Natürlich wird es wieder Stimmer geben, die Goscinny zurücksehnen. Ja, seine Skripte waren toll, aber dieser Band ist es auch!

Dazu passen die sich ebenfalls ständig neu erfindenden Ärzte und ein Moscow Mule, gerne auch ohne Alkohol.

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

ZACK 266

ZACK 266 (August 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 266 (August 2021)

Einmal im Jahr ist der klassischste ZACK-Held überhaupt auf dem Cover: Michel Vaillant. Mit dem in dieser Ausgabe startenden neunten Band der zweiten Staffel beginnt eine ganz neue Ära: Zum ersten Mal überhaupt in der langen Geschichte des Rennfahrers ist kein Graton an der Entstehung des Albums beteiligt gewesen! Philippe Graton hatte nach den 13 Tagen seinen Ausstieg verkündet, die Rechte sind an Dupuis verkauft worden. Kommentare dazu sind ausdrücklich erwünscht!

Der Neustart

Schon das Cover deutet es an und auch das aktuelle Formel-1-Geschehen ist voll davon: Zweikämpfe im eigenen Lager können das Salz in der Suppe sein, das Leben aber auch komplizieren. Für die Rallye-Weltmeisterschaft hat Vaillante zwei Teams benannt: Michel Vaillant und Gabriele Spangenberg sowie Daniel Farid und Alex Bracchi. Daniel ist ein moderner junger Fahrer mit Instaccount und vielen Followern. Nun möchte er beweisen, dass er besser ist als der Posterboy seiner Jugend.

ZACK 266 Page 3

Denis Lapière beweist meiner Meinung nach, dass er sich genügend in die Materie eingearbeitet hat und übernimmt nahtlos. Er traut sich auch bereits jetzt, Änderungen in der Firmenverwaltung anzukündigen und führt damit die von Phillipe begonnene Handlung fort. Das Artwork von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ist auf bekanntem hohem Niveau und macht die Geschichte auch für Nicht-Rennsportfans attraktiv! Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Serie weiterentwickelt, brauchen aber zunächst keine angst vor einem Qualitätsabfall haben.

Die Fortsetzungen

Das letzte Abenteuer von Jerry Spring stammt von Festin und wurde von Franz zeichnerisch umgesetzt. 22 Jahre musste man auf eine deutsche Veröffentlichung warten! Der Zorn der Apachen zeigt den Helden als Beauftragten der Regierung in einem Konflikt zwischen Stadtbewohnern und Indianer*innen. Dabei geht es durchaus zur Sache wenn auch Jerry selbst zurzeit wegen seiner Verletzung außer Gefecht ist. Die Vorlagen wurden im Vergleich zum ersten Teil etwas aufgehellt und damit qualitativ verbessert. Vielleicht nicht die innovativste aller Westerngeschichten, sicherlich auch anders als von Jerry-Spring-Puristen gehofft, trotzdem aber immer noch gut lesbar und mit teils sehr guten Zeichnungen.

ZACK 266 Detail Page 20

Die modernisierte Version von Suske und Wiske geht ebenfalls in die zweite Runde: In Amoras 2047 haben Marc Legendre und Zeichner Charel Cambre eine Version für Erwachsene abgeliefert die über sechs Alben hinweg eine durchgehende Geschichte erzählt. Die beiden Held*innen waren in die Zukunft versetzt und getrennt worden. Während sich Wiske gegen jugendliche Schläger wehren muss geraten Suske und Jerusalem unter Beschuss. Auch Krimson hat seinen ersten Auftritt. Eine der besten aktuellen Serien des europäischen Comics hat es endlich nach Deutschland geschafft. Der zwischen Semi-Funny und Realismus angesiedelte Stil transportiert die düstere Zukunftsvision perfekt und schafft es, den etwas altbackenen Figuren des Originals neues Leben einzuhauchen! Top-Tipp!

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Die Flintenweiber müssen einerseits ihre Wunden lecken, die ihnen bei der versuchten Übergabe des geraubten Ringes zugefügt worden waren, und geraten andererseits in den Fokus der Ermittlungen verschiedener Dienststellen. Noch bietet die Serie von Pierre Pevel vielleicht etwas viel: Steampunk, Fantasy, Krimi und Action. Wenn man allerdings die Zeichnungen von Étienne Willem sieht kann man erahnen, dass uns noch viel Spaß bereitet werden wird. Moderne Heldinnen, ein Schuss Arsene Lupin und ein wenig Märchen gibt einen netten Eintopf!

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Abschied

Aida Nur ist eine junge Nachtclubtänzerin im Kairo des Jahres 1922. Sie verkauft heimlich und unter der Hand gefundene altägyptische Antiquitäten und gerät damit zwischen die Fronten der Profiteure des lukrativen Geschäftes. Ohne zu wissen, wer „gut“ oder „böse“ ist, hat sie mit allen zu tun und wird schließlich entführt. Die Dänin Sussi Bech hat die Geschichten um diese Heldin im Stil der Klaren Linie angelegt. Der erste Band hat immer auch die Aufgabe, Personen und Hintergründe einzuführen, und muss daher gelegentlich weiter ausholen. Dies vorausgeschickt ist Tod in Kairo ein ordentlicher Start der neuen Serie!

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Und sonst?

Wie immer bietet auch diese Ausgabe Onepager von Parker & Badger sowie Tizombi, Infos aus der Welt der Neunten Kunst, Rezensionen und den ZACK-Keller. Die Artikel beleuchten die anthropomorphe Comicserie Die 5 Reiche sowie den Versuch des Jungen Museums Frankfurt, Stadtgeschichte auf neuen wegen an junge Leute zu bringen.

ZACK 266 Detail Page 66

Während bei unseren westlichen Nachbarn immer mehr Publikationen mit mehr oder weniger Comic- und Sekundäranteilen erscheinen, bleibt hier der Platzhirsch ZACK unangefochten. Es wäre auch schwierig, dieser Mischung aus qualitativ hochwertigen Comics und Information etwas entgegenzusetzen! Im nächsten Heft kommt mit Martin Frei dann auch wieder ein Künstler aus deutschen Landen zu Ehren mit einem weiteren Western!

Dazu passen The Melodians und als Erinnerung an oder Vorfreude auf den Urlaub ein Bubble Frisss.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Vernes/Vance – Bob Morane 9

Guerilla in Tumbaga

Story: Henri Vernes 
Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Bob Morane 19 – Guérilla à Tumbaga

All Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-96804-048-6

Vernes/Vance - Bob Morane 9 Cover

Henri Vernes ist nach Georges Simenon der zweiterfolgreichste belgische Schriftsteller. Viele seiner Krimis/Thriller mit dem Helden Bob Morane sind allerdings nicht nur in Buchform erschienen, sondern auch als Comic. Der All Verlag hat nun begonnen, alle 19 von William Vance gezeichneten Bände erstmals komplett und in richtiger Reihenfolge zu veröffentlichen.

Nachtrag: Henri Vernes ist leider am 25.7. diesen Jahres im Alter von 103 Jahren verstorben.

Rebellen in der Karibik

Tumbaga ist ein fiktiver karibischer Inselstaat. Obwohl es also die Nachbarschaft wirklich gibt und damit auch gewisse weltpolitische Rahmenbedingungen, lassen sich die Akteure der Guerilla in Tumbaga nicht wiederfinden. Das bedeutet einerseits eine gewisse künstlerische Freiheit, da Essenzen von diktatorischen Staaten, Demokratien, Korruption und Befreiungsbewegungen gezeigt werden können, die es in dieser spezifischen Kombination vielleicht niemals gegeben hat. Sie erspart aber auch – wie im Nachwort von Bernd Weckwert ausgeführt – diplomatischen Ärger mit Staaten oder Organisationen.

Bob Morane 9 page 28

Bob Morane und sein ständiger Begleiter Bill Ballantine erleiden während eines Sturms Schiffbruch, werden aber von einem Frachter gerettet. Spätestens nach einer dramatischen Flucht vor zwei Patrouillenbooten wird klar, dass die geheime Ladung illegal sein muss. Zwar gelingt es, diesen zu entkommen, aber die beiden Helden müssen schnell feststellen, dass sie zwischen allen Fronten stehen. Guerilleros, Militärs und Nachbarregimes sind beteiligt.

Vernes schafft eine spannende Geschichte im Spannungsfeld einer halbwegs demokratischen Regierung mit autoritären Nachbarn und Aufständischen. Er spielt dabei mit Gegensätzen von Macht und Ohnmacht, Unterdrückung und Freiheit sowie Zukunft und Perspektivlosigkeit. Was als billige Schwarz-Weiß-Projektion enden könnte, wird aber wesentlich subtiler dargestellt und gewinnt durch die Grautöne, die zum Hinterfragen einladen.

Bob Morane 9 page 30

Realistische Zeichnungen

Viele Geschichten aus der damaligen Zeit sind geprägt von sehr realistischen Zeichnungen und einem neuen Verständnis von Gewaltdarstellungen. Bruno Brazil, Andy Morgan oder Comanche haben den Mainstream-Comic erwachsener gemacht während gleichzeitig neue Künstler*innen das Genre in verschiedene Richtungen ausgedehnt haben. William Vance geht hier nicht so weit wie bei seinem weißhaarigen Agenten, bietet aber sehr realistische Zeichnungen in einem klassischen Streifenlayout.

Da die Geschichten um Bob Morane alle für das Frauenmagazin Femmes d´Aujourd´hui gedacht waren, wollte Vance 1971 vermutlich auch noch nicht zu weit gehen. Sein vom Zeitungsstrip geprägter Stil ist sehr figurensicher und schafft über Schraffuren sowohl Tiefe als auch Stimmung. Auch nach 50 Jahren immer noch ein Genuss!

Bob Morane 9 page 34

Deutsche Erstveröffentlichung

Man sollte es kaum glauben, aber es gibt noch Werke von einem so bekannten Zeichner aus einer zudem erfolgreichen Reihe, die es bisher nicht nach Deutschland geschafft hatten. Guerilla in Tumbaga ist ein solcher Fall! Für die mit diesem Stil aufgewachsene Generation ZACK also fast schon ein Must Have, zumal Ansgar Lüttgenau auch wieder auf eine komplette Reihe in einheitlichem Design setzt.

Hardcover, editorielle Begleittexte und bibliographische Angaben ergänzen das Konzept. Für Sammler*innen gibt es dazu natürlich wieder eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit (ebenfalls limitiertem) ExLibris. Wie auch bei anderen Reihen des Verlages startet man an zwei Stellen gleichzeitig und erlaubt damit auch einen besseren Vergleich des jungen und des reiferen Künstlers. Die aktuelle Bob Morane Inkarnation findet sich übrigens im ZACK und bei Splitter.

Vernes/Vance - Bob Morane 9 ExLibris VZA
ExLibris der Vorzugsausgabe

Dazu passen ein Bitter Lemon und Citizen Fish mit „Better“.

© der Abbildungen Èditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) 1974 by Vernes, Vance, All Verlag 2021

Dufaux/Theo/Delaby – Murena 11

Lemuria

Story: Jean Dufaux, (Philippe Delaby)
Zeichnungen: Theo

Originaltitel: Murena: 11, Lemuria

Splitter Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 € | 
ISBN: 978-3-95839-403-2

Dufaux/Theo/Delaby - Murena 11 Cover

Es gibt verschiedene Serien über das alte Rom, seine Kaiser und das mehr oder weniger ausschweifende Leben. Einige orientieren sich dabei eher an der Fantasie der Autoren, andere versuchen, geschichtliche Hintergründe mit einer so-könnte-es-gewesen-sein-Schicht zu ergänzen. Die Serie Murena gehört zu letzteren. Ursprünglich entwickelt von Dufaux und Delaby ist nach dessen Tod Theo eingestiegen. Mit diesem Band beginnt der vierte Zyklus.

Gedächtnisverlust und Verschwörungen

Lucius Murena und Kaiser Nero waren dereinst beste Freunde. Nicht immer halten Freundschaften es allerdings aus, dass die beiden Seiten unterschiedliche Erwartungen haben. Insbesondere schwierig könnte es werden, wenn der eine glaubt, göttlich zu sein. Wie auch immer, die beiden hatten jedenfalls begonnen, sich wieder anzunähern als Murena plötzlich vom Erdboden verschwand.

Murena 11 page 5

In diesem Band erfahren wir den Grund dafür. Der junge Mann, athletisch und hübsch anzusehen, war von einer reichen Römerin als Toy-Boy auserkoren worden. Ihr Name ist Lemuria und sie hat sich mit Gefolge und ihrem neuen Liebling auf die Sommerresidenz in Baiae zurückgezogen. Eifersüchtig wacht sie darüber, dass niemand sonst mit ihm spielt. Murena selbst hat keine Erinnerungen mehr an sich oder seine Vergangenheit, beginnt allerdings sich zu fragen, warum er sich jetzt in dieser Lage befindet.

Gleichzeitig versuchen Nero und einige Chargen herauszufinden, wo Murena steckt und ebenfalls zu erkennen, ob eine Verschwörung bevorsteht. Im Zuge der Nachforschungen treffen sie auf die Hydra, eine Gladiatorin, die behauptet, Informationen zu besitzen. Sie will allerdings nur mit Nero persönlich reden.

Realistische Zeichnungen

Theo setzt seit einigen Bänden die sehr realistischen Zeichnungen von Philippe Delaby fort. Er ist dabei sehr detailgetreu bezüglich Architektur und Mode und lässt die längst vergangene Zeit wiederauferstehen. Wie schon sein Vorgänger ist er aber auch ein begeisterter Zeichner von nackten Körpern und die beginnende Dekadenz Roms dieser Zeit bietet dafür genügend Anhaltspunkte.

Murena 11 page 6

Die Story zieht sich in mehreren Pfaden durch die Bände, so dass bestimmte Figuren immer mal wiederauftauchen und ihre eigene Geschichte bekommen. Die einzelnen Teile sind natürlich in sich abgeschlossen, auch als Einzelwerk lesbar, gewinnen aber tatsächlich in ihrer Gesamtheit nochmals deutlich.

Fazit

Wer auch immer auf Comics aus dieser Zeitepoche steht wird um Murena nicht herumkommen. Detailreich, mit Faktenhinweisen in Fußnoten und spannend ist diese Serie fast schon eine Art Maßstab. Splitter präsentiert die Reihe wie immer sehr hochwertig, eigentlich also kein Grund zu finden, hier nicht reinzuschnuppern.

Murena 11 page 13

Dazu passen ein Frascati und die italienischen Los Fastidios.

© der Abbildungen 2020 Dargaud Benelux (Dargaud-Lombard S.A.) by Dufaux, Theo, Delaby, Splitter Verlag GmbH & Co KG, 2021

Zidrou/Frank Pé – Die Bestie 1

Marsupilami

Story: Zidrou, Frank Pé
Zeichnungen: Frank Pé

Originaltitel: La Bête

Carlsen Verlag

Hardcover | 156 Seiten | Farbe | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-551-78510-7

Zidrou/Frank Pé – Die Bestie 1 Cover

Das Marsupilami ist eines der faszinierendsten Geschöpfe des europäischen Comics. Ursprünglich erschaffen von André Franquin war es zunächst nur in den Geschichten um Spirou und Fantasio unterwegs. Später bekam es dann seine eigene Reihe mit Zeichnungen von Batem bevor es vor einigen Jahren auch wieder in den Spirou-Kanon eingereiht wurde. Üblicherweise reden wir dabei über genau ein Exemplar und seine Familie. Natürlich wird es im Dschungel von Palumbien auch noch andere Marsupilamis geben und das ist der Ansatzpunkt für die Geschichte von Zidrou und Frank Pé.

Gelbschwanz

1955 ist Belgien ein Land, das sich bereits ein wenig vom Zweiten Weltkrieg erholt hat: die gröbsten Zerstörungen sind beseitigt, die Wirtschaft läuft wieder und die Zoos ordern bereits wieder neue Tiere. Sie werden aus Übersee verschifft und sind hoffentlich gut genug versorgt um die lange Reise zu überstehen. Ein spezielles Schiff hat auf der Überfahrt leider eine lange Flaute in Kombination mit einem Maschinenschaden zu überstehen gehabt und so sind nicht mehr viele Tiere am Leben. Eine ganz besonders wilde Bestie schafft es immerhin, im Hafen von Antwerpen entwischen zu können.

Zidrou/Frank Pé – Die Bestie 1 page 8

Währenddessen muss sich eine alleinerziehende junge Frau mit ihren Mitmenschen herumschlagen. Sie hatte sich während der Besatzung in einen deutschen Soldaten verliebt und wurde dementsprechend der Kollaboration bezichtigt. Auch jetzt, 10 Jahre nach Kriegsende, wird sie noch angefeindet und ihr aus dieser Beziehung hervorgegangener Sohn in der Schule gemobbt. Dieser, gezwungener Maßen ein Einzelgänger, hat dafür seine Liebe zu besonderen Tieren entdeckt: eine tagaktive Fledermaus, ein Huhn ohne Federn, ein dreibeiniger Hund, ein alkoholkrankes Pferd und andere Ausgestoßene hat er bereits aufgenommen. Nun kommt er mit einem völlig verdreckten und angstaggressiven gelben Tier nach Hause.

Wie wir unschwer erkennen können, handelt es sich dabei um ein Marsupilami. Im Gegensatz zu seinem berühmten Vetter ist es allerdings nicht gut drauf, sondern verängstigt, hungrig, übermüdet und verwirrt. Kurzum, es passt genau in die Menagerie des Außenseiters. Zidrou hat schon öfter bewiesen, dass er sich in solche Rollen hineinversetzen kann und auch hier schafft er es sowohl auf der Seite der Tiere als auch auf der der Menschen. Besonders ist seine Fähigkeit, dabei Entwicklungen aufzuzeigen und allen Stadien vom kleinen Pflänzchen bis zur vollen Blütenpracht genau die richtige Aufmerksamkeit entgegenzubringen.

Zidrou/Frank Pé – Die Bestie 1 page 5

Emotionale Intelligenz

Diese Wertschätzung der Entwicklung und der kleinen Dinge wird von Frank Pé kongenial umgesetzt. Im gelingt es nicht nur das Ankuscheln umzusetzen, sondern die Wärme und den Trost dieser Aktion spürbar werden zu lassen. Der geteilte Apfel ist nicht nur Nahrung sondern auch Geborgenheit. Aber: Genauso gilt das Gegenteil, denn die gezeigte Brutalität gegenüber dem Jungen oder von den staatlichen Behörden kommt dementsprechend natürlich auch viel eindringlicher rüber als es eine rein technische Beschreibung erreichen könnte.

Wer hier kindgerechte Zeichnungen erwartet hat, wird definitiv nicht zufrieden sein. Das Marsupilami von Zidrou und ist nicht niedlich oder süß. Huba ist nicht immer ein Ausruf von Freude oder ausgelassener Verspieltheit. Es kann auch ausdrücken „Ich werde es euch zeigen“ oder „Ihr habt es nicht anders gewollt“. Der Anfang der Geschichte ist von soviel Leid geprägt, dass er fast schon depressiv macht. Dazu ist ein Happy End – wie bei einem ersten Band einer solchen Geschichte auch nicht anders zu erwarten – nicht in Sicht.

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Aber: Die Autoren beweisen soviel Mitgefühl und beschreiben auch einige Personen, etwa den Jungen, seine Mutter und auch die zart aufkeimende Liebe so warmherzig, dass trotzdem positive Energie aus dieser Geschichte gezogen werden kann. Wir können nur hoffen, dass die Geschichte so weitergeht und nicht in Kitsch abgleitet. Das ist allerdings nicht wirklich zu befürchten, wenn man andere Werke von Zidrou oder etwa ZOO von Frank Pé betrachtet.

Must have?

Ja, in gewisser Weise schon. Das lustige Fabeltier stand schon immer im Verdacht, eigentlich ein tragisches zu sein. Es gab nur wenig Beobachtungen, Großwildjäger waren auf seiner Fährte und der unberührte Dschungel wird immer kleiner. Was also lag näher, als eine erwachsene Sichtweise zu lancieren? Nicht, dass ich keinen Spaß verstehen würde oder die Klimakrise überall diskutiert werden müsste, nein. Es ist aber auch wichtig, einen Blick jenseits des reinen Vergnügens zu erlauben.

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Die Bestie kombiniert beides. Es sind genug Situationskomikelemente enthalten, genügend grafisch brillante Umsetzungen von Ideen, genügend Befriedigung von Neugier und Spannung (wie wird er das wohl lösen?) um das Ganze einfach als wunderbare Bilderzählung zu lesen. Es gibt aber eben auch genügend Anknüpfungspunkte zur korrekten Behandlung von Mitgeschöpfen, zu Mobbing, zu Ehrfurcht vor der Natur und schließlich zu Fragen der Norm um das Werk eben auch als Debattenbeitrag zu nehmen. In diesem Sinne ist Die Bestie eine der besten Graphic Novels dieses Jahres.

Dazu kommt die angemessene Präsentation des Werkes als Hardcover mit sehr stabilem, mattem Papier . Das wirkt einerseits ein wenig nostalgisch, andererseits aber eben auch wertig. Nicht zuletzt ist das Format so anders, dass das Buch in jedem Regal sofort auffällt und vielleicht greift ja auch der eine oder die andere Besucher*in danach.

Ich würde ein Trappistenbier, etwa Orval, dazu empfehlen und Musik aus den 50-ern: den „jungen“ Ray Charles!

© der Abbildungen Dupuis 2020 by Zidrou, Pé, Carlsen Verlag GmbH 2021

Béka/Etien – Spirou präsentiert 5

Rummelsdorf 2 –Der Patient A

Story: Béka
Zeichnungen: David Etien

Originaltitel: Champignac – Le Patient A

Carlsen Verlag
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 12 €
ISBN: 978-03-551-77708-9

Beka/Etien - Spirou präsentiert 5 Cover

Spin-Offs sind der letzte Schrei und vermehren sich teilweise fast unkontrolliert. So auch im Spirou-Universum wo die Hauptreihe (vorübergehend?) komplett eingestellt worden ist und sich One-Shots und Reihen bunt gesellen. Wenigstens zwei davon, nämlich diejenige um den Zyklotrop und seine Tochter sowie die mit den Abenteuern des jungen Pankratius Hieronymus Ladislaus Adalbert, Graf von Rummelsdorf erscheinen auf Deutsch unter dem Label Spirou präsentiert.

Geheimauftrag in Nazi-Deutschland

Béka, also Bertrand Escaich und Caroline Roque, erzählen die Geschichte des jungen Grafen weiter. In Band 1 hatte er dabei geholfen, die Geheimnisse der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma zu enträtseln und seine Geliebte Blair kennengelernt. Nun erhalten er und sein Freund und Vorgesetzter Black einen Hilferuf von zwei Wissenschaftlern, die von den Nazis gezwungen werden, an einem geheimen Projekt zu arbeiten. Die vier waren zu Studienzeiten unzertrennlich und da auch England ein Interesse an den Forschungsergebnissen hat, werden die beiden zusammen mit Blair nach Deutschland entsendet.

Beka/Etien - Spirou präsentiert 5 page 3

Schon Teil 1 hatte damit gespielt, dass Blair die aktivere Rolle des Liebespaares übernimmt und die damalige Zeit nicht immer damit klarkommt. Für die reaktionären Deutschen dürfen die Vorurteile noch krasser werden und so stört bereits die Tatsache, dass eine Frau glaubt, Auto fahren zu wollen. Diese etwas gallige Situationskomik macht einen nicht unwesentlichen Teil des Reizes aus! Aber auch die beiden Engländer werden immer wieder mit Unerwartetem konfrontiert.

In Deutschland angekommen können die Drei tatsächlich etwas über die Verschwundenen und das Projekt herausfinden und es entwickelt sich ein spannender Plot, der ebenfalls manchmal ins Abstruse grenzt. Die Geschichte bleibt aber in sich stimmig und vereint feinen und brachialen Humor mit Action und Spionageplot. Wer aber ist der mysteriöse Patient A?

Brüsseler Schule 2.0

Die Zeichnungen von David Etien sind natürlich bei dem Aushängeschild der Brüsseler Schule auch teil eben dieser stilistischen Richtung. Er hat sie aber ein wenig modernisiert und ein wenig Karikatur und Manga dazu genommen. Die Bilder passen aber damit perfekt zu dem Ton der Handlung und präsentieren immer wieder die Komik in Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen oder gewählten Ausschnitten.

Rummelsdorf 2 - page 4

Das Layout bietet keine Überraschungen, wirklich keine. Das stört aber nicht da hier die Action nicht im Vordergrund steht. Selbst wenn wir in den hektischen Phasen der Erzählung sind ist immer noch Zeit vorhanden und ein Hetzen nicht erforderlich. Es gelingt aber schon Bewegung, Schnelligkeit von Fahrzeugen oder Geräusche zu visualisieren. Insgesamt ein sehr passender Gleichklang von Text und Darstellung!

Die Empfehlung

Die Serie spielt mit genügend bekannten Versatzstücken und Anspielungen auf den Spirou-Kosmos um „dazuzugehören“, ist aber eigenständig genug, um auch neue Fans zu gewinnen. Humor, Spannung und das Spielen mit Geschlechterklischees bilden eine exzellente Mischung. Mal sehen, wie viele Geschichten den beiden Autor*innen noch mit dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges einfallen. Und auch danach gibt es sicherlich noch genügend Stoff für weitere Geschichten.

Rummelsdorf 2 - Vignette

Dazu passen ein London Dry Gin mit Tonic und Pulp!

© der Abbildungen Journal de Spirou, Etien/Beka, Dupuis 2020,  2021 Dupuis, by Etien et Beka/2021 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

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