Duval/Berck – Timmi Tambour Integral 1

Gesamtausgabe Band 1: 1961 – 1963

Story: Yves Duval
Zeichnungen:
 Berck (Arthur Berckmans)
Originaltitel:
Timmi Tambour 1

Kult Comics

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 30,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-266-3

Cover Timmi Tambour 1

Die Geschichten über den jungen Trommler Timmi Tambour (im Original Rataplan) und Sergeant Kopfnuss sind erstmals Anfang der 60-er Jahre in Tintin erschienen. Auf Deutsch wurden sie zunächst (teilweise und gekürzt) im Koralle-Zack in den 70-er und später in verschiedenen Kauka-Publikationen in den 80-er veröffentlicht. Kult Comics präsentiert nun eine wertige, zweibändige Gesamtausgabe, die die liebevollen Stories komplett, in neuer Übersetzung und mit vielen Hintergründen versehen enthält.

Mit jugendlichem Übermut gegen fiese Ganoven

Die Serie spielt zu Zeiten Napoleons. Französische Soldaten sind in ganz Europa und Afrika anzutreffen, die Anzahl der potentiellen Schauplätze ist also fast grenzenlos. Während Soldaten einen Schlafplatz requirieren, fällt dem Sergeant namens Kopfnuss auf, dass ein kleiner Junge sehr schlecht behandelt, ja, sogar misshandelt wird. Der Kleine schafft es, sich in den Tross zu schmuggeln und entkommt seinem Peiniger. Mehr noch, er darf beim Regiment bleiben und wird Trommler. Sein Name fortan ist Timmi Tambour!

Timmi Tambour 1 page 19

Gleich das erste Abenteuer führt die von nun an unzertrennlichen Helden nach Afrika, wo sie den goldenen Ibis finden müssen. Kaum zurück werden sie an der polnischen Grenze eingesetzt. Der Prinz von Jitomir braucht Unterstützung gegen einen Usurpator, der den Thron an seiner Stelle besteigen möchte. Hier treffen die beiden erstmals auf ihre zukünftigen Widersacher, die oft hilflos agierenden Kakerlauski und Kromyr.

In Spanien hält ein kleines Mädchen die Garnison auf Trab. Das Zeichen des Stiers ist ein sehr schnelles, humoristisches Abenteuer mit vielen Windungen und Irrwegen. Ein geschenkter Gaul schließlich hat wieder Spionage-Elemente und baut auf vielen Verwechslungen auf. Duval (mit diskursiver Unterstützung von Acar) schreibt hier sehr humorige Geschichten von 30 Seiten Länge. Das jugendliche Element von Timmi treibt und der etwas gesetztere Kopfnuss muss vieles ausbaden, ist aber der väterliche Kumpeltyp.

Timmi Tambour 1 page 24

Freundliche Zeichnungen mit klarem Strich

Berck wird später ein gefeierter Star am Comic-Himmel, unter anderem mit seiner Serie Sammy & Jack. Anfang der 60-er ist er bereits ein geachteter Zeichner von Werbecomics und Anzeigen bei der Agentur PubliArt, die mit Tintin eng verknüpft ist. Sein Vorschlag für eine neue Serie, liebevoll handgefertigt in Form einer Trommel, überzeugt jedenfalls und Timmi Tambour bzw. Rataplan darf starten.

Detail Timmi Tambour 1 page 29

Obwohl die Serie ebenfalls sehr humorig angelegt ist, ist sie noch klassischer als die über die Gorillas aus Chicago. Die Figuren und Gesichter sind runder, der Strich aber bereits klar und deutlich. Der Zeit entsprechend ist das Layout klassisch in vier Streifen, die Geschichte aber trotzdem sehr dynamisch.

Ein Rund-um-Paket!

Timmi Tambour ist eine sehr nette, klassisch frankobelgische Serie. Die Abenteuer, die die beiden ungleichen Helden bestehen müssen, sind durchaus gefährlich. Durch die Ortswechsel wird die Disziplin der Armee mit dem Reiz der Ferne konterkariert und tatsächlich leiden die Beiden auch keineswegs unter dem Soldatentum. Duval und Berck haben sich zudem augenscheinlich gut verstanden, die Gags sitzen.

ExLibris Timmi Tambour 1 VZA
ExLibris der limitierten Vorzugsausgabe

Durch den schönen einführenden Teil von Gilles Ratier erfahren die Leser*innen einiges über die Zeit und die beteiligten Künstler. Top ist vor allem der Abdruck des kleinen Heftchens, mit dem Berck für die Serie geworben hat. Wer mehr zu der Tätigkeit von Berck für PubliArt wissen möchte, sei auf die Editorials zu Sammy & Jack verwiesen. Dieses Integral ist für alle Fans der frankobelgischen Klassiker rundum zu empfehlen! Und natürlich auch allen, die ihre alten ZACK-Serien komplettieren wollen. Für Sammler*innen gibt es eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und ExLibris.

Dazu passen natürlich der „Little Drummer Boy“, etwa von Bob Seger, und ein Hot Aperol.

Cover Timmi Tambour 1 VZA

© der Abbildungen 2016 Berck – Duval & Le Fureteur sprl / 2022 Comic Combo, Leipzig

Tabary – Isnogud, Der Großwesir

Die Tabary-Jahre 1978 – 1989

Story: Jean Tabary nach Goscinny – Tabary

Zeichnungen: Jean Tabary

Originaltitel: L´Intégrale – Volume 2

Carlsen Comics
Hardcover | 296 Seiten | Farbe | 39,00 €
ISBN: 
978-3-551-79312-6

Cover Isnogud - Die Tabary-Jahre
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Wer kennt ihn nicht, den kleinen Giftzwerg der Kalif werden möchte anstelle des Kalifen? Erdacht von René Goscinny und gezeichnet von Jean Tabary Mitte der 60-er Jahre, erlebte Isnogud, Der Großwesir seine Fehlschläge bis in die späten 70-er! Nach dem Tod des Szenaristen setzte Tabary ab 1977 die Reihe allein fort, 2008 übernahm dann die nächste Generation der Familie Tabary, die Rechte an der Serie liegen mittlerweile bei Renés Tochter Anne Goscinny. Auf Deutsch sind einige der Geschichten in verschiedenen Magazinen (vor-)veröffentlicht worden und waren als die Abenteuer des Kalifen Harun Al Pussah lange bei Egmont EHAPA heimisch. Mittlerweile liegen die Rechte bei Carlsen.

Was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen …

Panel aus Isnogud die Tabary-Jahre
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Gerade erschienen ist ein Sammelband im Hardcover mit allen Alben der Tabary-Jahre. Er beginnt folgerichtig mit der Geschichte Das Paradekissen, die den 13. Band der Reihe komplettiert (in Deutschland als Nummer 15 erschienen). Während Goscinny im Regelfall 8-seitige Kurzgeschichten entworfen hatte, die dann zu einem Album zusammengestellt wurden, wechselte Tabary danach zu Alben-langen Erzählungen.

Es folgen Isnoguds Kindheit und Isnogud und die Frauen. Beide Stories sind einem Thema gewidmet, reihen aber Gag an Gag und vereinen anarchistischen Humor, die Bösartigkeit des Großwesirs, die Dummheit des (Mietsklaven) Tunichgut und die Naivität des Kalifen. Tabary bezieht sich dabei immer wieder auf Personen, die bereits in früheren Geschichten aufgetreten waren und stellt so eine Kontinuität her.

Detail aus Cover Isnogud - Die Tabary-Jahre 1
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Diesem Schema folgen auch die beiden letzten Alben von Jean Tabary Isnoguds Geburtstag und Isnogud endlich Kalif?! die allesamt in Deutschland bereits mehrfach in Zeitschriften oder Alben veröffentlicht worden waren. Eine Besonderheit stellt Isnoguds Komplize dar. Der Großwesir muss sich in der Hölle rechtfertigen warum trotz aller Hilfestellungen der Plan Kalif zu werden immer noch nicht umgesetzt worden ist. Er erhält eine letzte Frist und bekommt Hilfe von bereits in der Hölle sitzenden. Im Original ist das der unschwer zu identifizierende Adolf Hitler, für die deutsche Ausgabe hatte Tabary allerdings die betreffenden Seiten auf Anfrage neu gezeichnet. Die Carlsen-Ausgabe enthält sowohl die originalen als auch die angepassten Seiten.

Detail aus Cover Isnogud - Die Tabary-Jahre 2
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Die Zeichnungen

Wie auch bei Asterix wurde moniert, dass die Glanzzeit der Serie mit dem Tod des Szenaristen René Goscinny geendet habe. Bei Isnogud wird die Umstellung etwas dadurch verdeckt, dass gleichzeitig der Wechsel von Kurzgeschichten zu Alben stattgefunden hat, die es erlauben, Gags über viele Seiten zu variieren. Dieses Stilmittel kleidet Jean Tabary in seine Zeichnungen trefflich aus.

Die Panel sind voll von Details, das mittelalterliche Bagdad ermöglicht neben verspielten Hintergründen und Wüstenlandschaften auch den Gegensatz von Luxus im Palast und tiefstem Elend und Armut in den Slums. Dazu passen die oft karikierend überzeichneten Nebenfiguren, teilweise als Phänotypen verwendet, und die „Stars“ mit ihren deutlichen Emotionen. Ein Klassiker des frankobelgischen Comics aus dieser Zeit!

Character sheet Isnogud
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Ein dicker Wälzer

Die Geschichten mit dem Großwesir sind auf Deutsch schon in diversen Kiosk-Ausgaben und Kompilationen erschienen und damit eher bekannt. Wer aber alle von Jean Tabary allein verantworteten Geschichten gesammelt und in gutem Zustand haben möchte (und damit die ebenfalls bei Carlsen vorliegende Sammlung der Goscinny-Jahre ergänzen möchte), ist mit dieser Ausgabe gut beraten.

Die ergänzenden editoriellen Texte beleuchten die Verfilmungen und die Veröffentlichungsgeschichte der für den deutschen Markt vorgenommenen Änderungen in Isnoguds Komplize und setzten damit ebenfalls dort an, wo die zeitlich frühere Sammlung aufhört. Preislich ist die Ausgabe mit fünf und ein Viertel Alben eher ein Schnäppchen. Von Goscinny und Tabary sind auch die Geschichten um Valentin lieferbar.

Isnogud
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Dazu passen ein libanesischer Fruchtcocktail Shikaf sowie The Rifles mit „Peace and Quiet“!

© der Abbildungen 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary / Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2022

Lee/Kirby – Fantastic Four Vol. 1 1961 – 1963

Marvel Comics Library. Fantastic Four. Vol. 1

Story: Stan Lee
Zeichnungen: Jack Kirby

Herausgeber: Mark Waid, Mike Massimino
Originalausgabe

Taschen Verlag

Hardcover XXL | 700 Seiten | Farbe | 150,00 €

Nummerierte Erstauflage von 5000 Exemplaren

ISBN: 978-3-8365-9425-7

Cover Marvel Comics Library. Fantastic Four. Vol 1. 1961 - 1963

Aktuell ist der Weltraum tatsächlich wieder zu einem Schauplatz geworden: die Amerikaner*innen haben mit Artemis eine zwar noch unbemannte Mission gestartet, sie soll aber auf eine Mondlandung hinauslaufen. Und auch das chinesische Programm hat mit der Mission Shenzhou 15 gerade drei Astronauten für sechs Monate zur Vorbereitung auf ein ähnliches Ziel hin in das All geschickt. Zudem sind die Aufnahmen des neuen Weltraumteleskopes ein perfektes Marketingmittel. Passenderweise hat der Taschen-Verlag im Rahmen seiner Kooperation mit Marvel Comics vor kurzem das dritte Schwergewicht seiner XXL Marvel Comics Library auf den internationalen Markt gebracht: Die Fantastischen Vier, resp. The Fantastic Four!

Vom Astronauten zum Superhelden

Anfang der 60-er Jahre waren Superheld*innen ziemlich aus der Mode. Der Weltkrieg war vorbei und Kämpfe gegen die Nazis fanden nur noch als Rückblick in den Kriegscomics statt. Western und Romance waren die aktuellen Zugpferde und jeder Verlag war gezwungen, mitzuschwimmen. Aufgrund einer verunglückten Vertriebsstrategie war Atlas (so der damalige Name des heutigen Marvel) zu einer sehr reduzierten Anzahl von Titeln gezwungen und konnte somit nicht jede Welle mitnehmen. Der Verlag hatte allerdings auch einen Vorteil, denn mit Stan Lee gab es jemanden, der eine einheitliche Ausrichtung aller Titel vorgeben, Verbindungen zwischen ihnen herstellen und somit Cross-Selling-Chancen aufbauen konnte.

Illustration FF out of Fantastic Four vol. 1

Außerdem begann sich das Konzept als äußerst innovativ zu erweisen. The Fantastic Four, die 1961 als erste von vielen weiteren gelaunchte Serie, hatte kein weiteres Superheld*innenteam zu bieten. Die Protagonist*innen waren einfach nur amerikanische Astronaut*innen, die „die Commies schlagen wollten“. Der gescheiterte Jungfernflug hatte sie der kosmischen Strahlung ausgesetzt und das Ergebnis waren Mutationen, die aus ihnen die Fantastischen Vier gemacht hatten. Damit waren sie ein Team mit gemeinsamer Geschichte, Verwandschafts- und Liebesbeziehungen und somit eher eine Familie.

Die Wirkung dieser neuen Saga auf die damalige Jugend beschreibt Mark Waid in seiner Einleitung sehr ausführlich. Jungen waren damals begeistert vom Weltraum und dem Wettlauf zwischen den Systemen und natürlich auch noch viel offener unbekannten Phänomenen gegenüber. Die neuen Comics von Atlas (und ab FF 14 Marvel) hatten andere Superheld*innen: Sie lebten in der realen Welt, besuchten sich gegenseitig in ihren Titeln und „redeten“ mit ihren Leser*innen. Nicht zuletzt unterhielten sich auch Stan Lee und Jack Kirby auf den Fan Pages mit den Käufer*innen!

Article Waid out of Fantastic Four vol. 1 part 1

Echte Probleme

Die meisten Super Heroes waren einfach super. Sie hatten kaum persönliche Probleme, ihre geheimen Identitäten erlaubten ihnen, inkognito zu recherchieren oder aber auch einfach in Ruhe zu relaxen und echte Beziehungen gab es eigentlich auch nicht. Die FF brachen damit gleich mehrfach: Zwar lebten sie in Central City, also ebenfalls einer nicht ohne Weiteres realen Stadt. Dafür kannte die Öffentlichkeit ihre Namen und ihre Geschichte. Susan und Johnny Storm waren Geschwister, Susan in Reed Richards verliebt und Ben Grimm in Susan. Zusätzlich belebten die durchaus heftigen Streiche zwischen dem jugendlich übermütigen Johnny und dem aufbrausenden Ben die Szenerie.

Gleich die erste Nummer bringt neben der Originstory einen typischen Gegner, den Moleman. Dieser hat es nicht leicht gehabt, niemand wollte wegen seines Aussehens etwas mit ihm zutun haben und schließlich entwickelte er in selbstgewählter Verbannung seine Kräfte. Er nutzt sie, um Monster zu befehligen und will – natürlich – die Welt unterjochen. Durch die Kombination ihrer Kräfte können die FF ihn schlagen und ihr Gegner bleibt zurück. Nie wird einer sterben, sie alle kommen irgendwann stärker zurück.

Detail Fantastic Four vol. 1 part 1

Die FF bleiben immer menschlich, auch wenn sie gegen Außerirdische, Zauberer und Superschurken kämpfen: sie gehen ins Kino, kommen aus der Dusche, streiten sich oder rauchen Pfeife. Reed ist ein grandioser Wissenschaftler dessen Erfindungen nicht immer funktionieren, immer aber einen zumindest ungefähren echten Hintergrund haben. Damit ähneln sie der Physik von Star Trek. Dabei wird auch der Humor, der so viele der Marvel-Titel auszeichnet, nie vergessen!

Die Tücken der gegenseitigen Anziehung

Und noch ein Beispiel, das die Serie von anderen abhebt: ein beliebter Marvel Anti-Held ist der Sub-Mariner Namor. Obwohl eigentlich nicht böse, verachtet er doch die Menschheit und steht ihr oft feindselig gegenüber. Dabei kommt es zu einer ambivalenten Beziehung zwischen ihm und Susan Storm. Für die damaligen Zeiten und unter dem Comics Code war das durchaus beachtenswert!

Illustration Human Torch out of Fantastic Four vol. 1

Vor allem sind natürlich die Zeichnungen von Jack Kirby ein echtes Faustpfand! Dynamisch, detailliert wo nötig und simpel (sprich zeitschonend) wo möglich. Die eingestreuten Pin-Ups erfordern zudem, dass der Zeichner sozusagen die „Schokoladenseite“ der Figuren trifft.

Der Weihnachtstipp!

Vor kurzem hat ein Freund von mir den Band bei einem Besuch entdeckt und war für die nächste Zeit nicht mehr ansprechbar: „Ja, dieses Heft hatte ich“, „ja, so war das“, … Einfacher kann man die Wirkung auf die Generation der Baby Boomer nicht beschreiben. Diese Bibliothek von Marvel Klassikern erlaubt einigen die Rückkehr in vergangene Zeiten, allerdings in einer der heutigen Zeit angemessenen Qualität. Jüngeren bietet sich die Möglichkeit, diese bahnbrechenden Stories erstmals zu erleben und den damaligen Umbruch nun nachvollziehen zu können.

Die Marvel Comics Library The Fantastic Four enthält die ersten 19 regulären Ausgaben der Serie sowie das erste Annual (das bei Marvel im Gegensatz zu den damaligen DC-Gepflogenheiten fast ausschließlich neues Material enthielt). 700 Seiten und fast 5 Kilogramm bringen den Start dieser Serie im XXL-Format in nie gekannter Weise zu den Fans und erlauben neben dem Schmökern auch das Vertiefen in Details. Die Hefte sind komplett reproduziert, kommen also mit den originalen Werbeanzeigen und Fanseiten, allerdings auf gutem Papier. Die Umschläge sind aus glänzendem, festem Papier während die Comicseiten haptisch die Anmutung der Hefte wiedergeben.

Detail out of Fantastic Four vol. 1 part 2

Durch die Details zu den Produktionen, die vielen zusätzlichen Abbildungen und die einführenden Texte ist daraus ein Kompendium geworden, dessen Schwesterpublikation zu den ersten Ausgaben von Spider-Man zu Recht mit dem Eisner Award ausgezeichnet worden ist. Da es sich um Reproduktionen handelt und der Band zudem weltweit vertrieben wird, ist allerdings alles auf Englisch. Die erste Auflage ist auf 5000 nummerierte Exemplare limitiert.

Wer es gerne etwas exklusiver hätte, kann zur Vorzugsausgabe greifen: Kunstledereinband, Schuber und eingefasster Aluminiumprint in 1000 Exemplaren. Taschen ist halt ein Verlag, der aus dem Kunstsegment kommt und sich in diesem Format bestens auskennt!

Dazu passen Musik von Phil Ochs und ein Sidecar.

© der Abbildungen 2022 Marvel / 2022 Taschen Verlag

Duval/Aidans – Sven Janssen Integral 2

Gesamtausgabe Band 2: 1968 – 1974

Story: Yves Duval
Zeichnungen: 
Édouard Aidans
Originalausgabe

Kult Comics

Hardcover | 304 Seiten | Farbe | 50,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-187-1

Cover Sven Janssen Integral 2

Während die deutschen Fernsehzuschauer*innen die Filme von Prof. Grzimek über Flora und Fauna ferner Länder zu sehen bekamen, „begleiteten“ Yves Duval und Édouard Aidans die Familie Franval beim Dreh vergleichbarer Filme. Sie waren allerdings ungleich spannender, da immer wieder Krimielemente die Handlung bereicherten. Die deutschen Comicfans lernten den sympathischen Helden samt Familie unter dem Namen Sven Janssen sowohl in MV-Comix als auch in den Produkten des Koralle-ZACK kennen.

Menschenhändler, Großwildjäger und Umweltsünder

Die Serie besteht aus einigen albenlangen Geschichten und einer Vielzahl an Kurzgeschichten. Vergleichbar mit den Arbeiten an seiner Hauptserie Tunga verstand es Aidans meisterhaft, das Layout seiner Arbeiten so anzulegen, dass die Panel entweder auf zwei Taschenbuchseiten oder aber einer großen für Zeitschriften und Alben montiert werden konnten. Gerade für spätere Nachdrucke und Zweitverwertungen ist das natürlich von Vorteil. Die Gesamtausgabe aus dem Kult Verlag versammelt alle Beiträge von 1968 bis 1974 in chronologischer Reihenfolge: 3 lange und 13 kurze Geschichten, zum Teil in deutscher Erstveröffentlichung, sowie ein ebenfalls erstmals auf Deutsch erscheinender Kurzroman mit Illustrationen erwarten die Leser*innen.

Sven Janssen Integral 2 page 223

Im Vordergrund steht dabei immer der Versuch der Familie Janssen, einen Film zu drehen. Die Schauplätze liegen in Afrika, Asien und Südamerika und sind daher sehr abwechslungsreich. Bemerkenswert ist für mich, dass die Künstler versuchen, einen paternalistischen Standpunkt zu vermeiden. Sie akzeptieren die lokale Kultur und ihre Riten nicht als Folklore, sondern als gleichberechtigtes, eigenständiges und zu befolgendes Regelwerk. Und noch etwas hebt die Serie vom damaligen Standard ab: es ist keineswegs nur der „starke Mann“, der „seine“ Familie rettet! Auch Britta und ihr gemeinsamer Sohn Didi dürfen teilweise aus fast auswegloser Situation heraus aktiv die Lösung herbeiführen.

Themen sind neben reiner Information über Kultur und Tierwelt die Versuche der Weißen, die Natur zu kommerzialisieren und auszubeuten, Bodenschätze zu rauben oder auf andere Weise die existierende Natur und ihre Bewohner*innen zu beinträchtigen. Die Serie benennt dabei natürlich einerseits die persönliche menschliche Schwäche der Einzelnen als Grund, macht aber vor staatlich organisierter und unterstützter Korruption und Politik keinen Halt. Insofern eine sehr moderne Serie die auch heute noch ihre Berechtigung findet!

Sven Janssen Integral 2 page 224

Zeichnungen aus der Blütezeit des frankobelgischen Comics

Aidans hat auch in anderen Serien bewiesen, dass er sein Handwerk beherrscht: Tunga, Tony Stark oder Die Panther seien als Beispiele genannt. Seine realistischen Zeichnungen mit klaren Outlines und Schatten eignen sich sogar für eine schwarz-weiße Veröffentlichung und tatsächlich ist die (originale) Kolorierung manchmal etwas „too much“. Gewaltdarstellungen und körperliche Auseinandersetzungen sind häufiger Bestandteil der Zeichnungen, bieten aber keinen Anlass zu Befürchtung, da jedes voyeuristische Element fehlt.

Ansonsten sind die Held*innen für den heutigen Zeitgeist anfangs vielleicht etwas zu züchtig und gestylt: die Frisuren sitzen perfekt und die Kleidung scheint gegen Schmutz und Schweiß imprägniert. In den letzten Abenteuern ändert sich auch das ein wenig. Gut auch, dass einige der kurzen Geschichten im Taschenbuchformat (hochgezogen auf eine Albenseite) präsentiert werden und andere auf dieses Format ummontiert worden sind. Dadurch ist ein echter Vergleich möglich.

Sven Janssen Integral 2 page 226

Ein Rund-um-Paket!

Der redaktionelle Teil von Volker Hamann gibt der Gesamtausgabe den Kontext und ordnet Sven Janssen in die Karriere der beiden Künstler ein. Begleitend dazu gibt es eine Unmenge an Illustrationen, Coverabbildungen und Fotos. Die Cover decken dabei nicht nur die französischsprachigen Ausgaben ab, sondern umfassen auch niederländische und vor allem deutsche Produktionen. Für Fans des alten ZACK sicherlich ein besonderes Schmankerl.

Preislich klingen 50 Euro vielleicht auf den ersten Blick nach einem ordentlichen Batzen. Das Integral präsentiert aber den Inhalt von 5 Alben und ist damit wieder im üblichen Rahmen. Eine Aufteilung auf drei Bände hätte sich dagegen vermutlich nicht gelohnt. Es existiert wie üblich auch eine auf 99 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit ExLibris und Variantcover!

Sven Janssen Integral 2 ExLibris VZA
ExLibris der limitierten VZA

Dazu passen die Nummer 4 der Top Ten von 1972 „Papa was a rolling stone“ von The Temptations und ein International Lager.

© der Abbildungen 2022 by Duval &/ Aidans / 2022 Comic Combo, Leipzig

Desberg/Maltaite – 421 GA 3

Gesamtausgabe Teil 3: 1988 – 1992

Story: Stephen Desberg
Zeichnungen: Eríc Maltaite

Originaltitel: 421 – L`Intégrale 3

Salleck Publications

Hardcover | 264 Seiten | Farbe | 34,90 € | 
ISBN: 978-3-89908-775-8

Cover 421 Gesamtausgabe Band 3

Ein beliebtes Sujet für Filme, aber auch für Comics ist das Geheimagentengenre. Es ermöglicht Geschichten für Teams, etwa bei Bruno Brazil, für Who’sdunnit-Szenarios wie Empire USA, sogar für Graphic Novels wie bei Kim Philby. Vor allem ein Name taucht immer wieder als Rollenbild auf: James Bond. Und tatsächlich hat auch 421 in dem Wochenmagazin Spirou als Parodie auf den Frauenhelden mit der Lizenz zum Töten angefangen. Im Laufe der Zeit wurden aber nicht nur die Zeichnungen realistischer, sondern auch die Geschichten eigenständiger.

Der Schatten der Vergangenheit

421 war schon immer eine Serie, die nah an den realen Konflikten spielte. Falco beginnt zwar noch mit einem netten Verweis auf die irrwitzigen Treffpunkte des britischen Doppel-Null-Agenten mit seinen Führungsoffizieren. Der Agent soll aber in eine rechte, paramilitärische Organisation eingeschleust werden und bekommt eine entsprechende Tarnung. Leider heuert die Truppe auch andere Söldner*innen an und eine glaubt sich an das Gesicht des Helden zu erinnern.

421 Gesamtausgabe Band 3 page 75

Das folgende zweibändige Abenteuer Die Jahre im Nebel und Morgane Angel führt die Leser*innen dann noch weiter in die Vergangenheit des Agenten zurück. Als er noch ein kleiner Junge war, stürzte das Flugzeug, das ihn aus den Ferien in Indien zurückbringen sollte, über einem Dschungel ab, der von den Herren der Droge beherrscht wurde. Erst vier Jahre später tauchte der Junge in der Zivilisation wieder auf. Diese verschwiegene Lücke im Lebenslauf könnte verschiedene Ursachen haben und eine weitere Agentin wird damit beauftragt, die Wahrheit herauszufinden. Grandiose Geschichte über Wahrheit und Vertrauen, Macht und Ränke und nicht zuletzt die Liebe!

Der (bisher) letzte Band, Die Schwelle des Karlow, stellt (und beantwortet) die Frage, ab wann man so weit gegangen ist, dass alles Weitere nicht mehr in Frage gestellt werden wird. 421 gehört dem Dienst nicht mehr an, übernimmt aber den Auftrag, einen ehemaligen irakischen Schlächter zu töten und versucht, Morgane mit ins Team zu bekommen. Spannend erzählte Geschichte über Moral, Rache und Gerechtigkeit, verknüpft mit einer gehörigen Portion Drama!

421 Gesamtausgabe Band 3 page 77

Eine Serie wird erwachsen

Maltaite entwickelt den Agenten und die Zeichnungen überhaupt noch einmal weiter in Richtung Realismus. Waren die Gesichter in Band 2 noch teilweise rundlich, herrschen jetzt kantige, grimmige Gesichtszüge vor. Alles ist erwachsener geworden und man kann sich vorstellen, dass die Macher von Spirou die Serie nicht mehr in ihrem Blatt für Kinder hatten haben wollen. An der Qualität kann es jedenfalls nicht gelegen haben.

Die Stimmung ist Ende der 80-er Jahre nicht mehr von Aufbrüchen geprägt: Man ist desillusioniert und weiß, dass die Schlechtigkeit nicht einfach verschwinden wird. Desberg beschreibt diese Stimmung und Maltaite setzt sie um. Dabei verfallen beide nicht in den plumpen Sexismus des einstmaligen Vorbilds, schaffen es aber trotzdem, Situationskomik einzubauen.

421 Gesamtausgabe Band 3 page 78

Deutsche Erstausgaben einer empfehlenswerten Serie

Wie schon bei Band 2 angedeutet, ist es kaum zu verstehen, dass 421 erst jetzt den Weg nach Deutschland gefunden hat. Spannende Comics mit realitätsnahen Szenarios und routinierten Zeichnungen sollten auch hier ihren Markt finden! Außerdem sind beide Künstler ja auch nicht unbekannt. Als Schmankerl ist sogar ein Spirou-Poche enthalten mit einer Geschichte, die von den Leser*innen selbst gestaltet werden muss.

Eckart Schott übernimmt für die Gesamtausgabe auch wieder den guten redaktionellen Teil von Didier Pasamonik, der über die Serie und ihre Schwierigkeiten mit der Spirou-Redaktion berichtet und nebenbei noch einige Illustrationen beisteuert. Der Band wird abgeschlossen mit dem, was von den Versuchen der Reaktivierung der Serie übriggeblieben ist: Entwürfe, Skizzen und Inhaltsbeschreibungen von weiteren Geschichten, die vielleicht irgendwann realisiert werden.

Dazu passen The Jam, etwa mit „When You’re Young“ und ein Whiskey Sour!

© der Abbildungen Editions Dupuis by Desberg & Maltaite 2022 / 2022 Eckart Schott Verlag

Cauvin/Berck – Sammy & Jack Integral 2

Gesamtausgabe Band 2: 1973 – 1975

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: 
Arthur Berckmans (Berck)
Originaltitel: 
Sammy & Jack Integral 2

Kult Comics

Hardcover | 284 Seiten | Farbe | 35,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-248-9

Cover Sammy & Jack Gesamtausgabe 2

Cauvin hat in seiner Karriere mehrere langlebige Serien geschrieben, in denen oftmals ein ungleiches Duo die Handlung treibt. Zwei davon erscheinen aktuell parallel auf Deutsch als Gesamtausgabe und machen erstmals seit langem vergriffene, oftmals nur in verkürzter Form oder zeitgebundener Übersetzung erschienene Werke in angemessener Weise zugänglich. Bei den Blauen Boys stehen dabei zwei Soldaten der Nordstaaten im Mittelpunkt, Sammy & Jack präsentiert die Abenteuer zweier Bodyguards oder umgangssprachlich zweier Gorillas aus dem Chicago zur Zeit der Prohibition.

Diktatoren, Mafiosi und (Un-)Bestechliche

Den Anfang macht ein umfassender redaktioneller Teil, der die Karrieren der beiden beteiligten Künstler in mehreren Teilen darstellt. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Illustrationen, Coverabbildungen und Werbeanzeigen aus der Frühphase von Bercks Karriere sowie die verschiedenen Szenarien die Cauvin für eine Vielzahl von Kolleg*innen erstellt hat. Auch zu den einzelnen Geschichten gibt es jeweils eine Einleitung, die auf Hintergründe, Motive und Rezeption hinweist und aus der niederländischen Ausgabe übernommen worden ist.

Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 page 55

Der Comicteil startet mit dem als Band 3 der Albenreihe veröffentlichten El Presidente. Zu Beginn einer Serie veröffentlichte kürzere Geschichten (siehe Integral 1) wurden auch hier erst später als Album „nachgereicht“. Jack Attaway wird von einem lateinamerikanischen Diktator erfolglos bedrängt, dessen Leibgarde auszubilden, um besser gegen die Rebellen vorgehen zu können. Als dieser jedoch Jacks Mutter entführen lässt, können dies weder Jack noch seine Gorillas hinnehmen. Vor allem die Szenen mit den Müttern der Gegenspieler sind köstlich!

In Die Gorillas gegen die Mafia verschlägt es die Leibwächter nach Italien. Sie können dem Hilferuf eines Sterbenden nicht widerstehen und wollen ein kleines, verschnürtes Kästchen überbringen. Ihr Gegenspieler ist in diesem Fall ein Mafiaboss, der die Ankunft und Übergabe unbedingt verhindern möchte. In dem Päckchen ist allerdings ein äußerst wehrhaftes Tierchen, dass für viele Überraschungen sorgt. Spannend das Finale Furioso in den Katakomben.

Die beiden folgenden Bände spielen dagegen wieder in Chicago. Zunächst werden die Gorillas gebeten, für die Sicherheit eines Zeugen zu sorgen und mischen dabei nicht nur ein Krankenhaus ziemlich auf: Die Gorillas spielen verrückt. Die Gorillas und König Dollar schließlich haben sich des Themas Korruption bei der Polizei angenommen. Das missfiel der französischen Zensurkommission so sehr, dass der Band in Frankreich lange verboten war und sich somit in der belgischen Variante zur erfolgreichsten Episode überhaupt entwickelte!

Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 page 56

Humor in Serie

Ein Duo aus gegensätzlichen Figuren ist genug, um Situationskomik zu entwickeln, die Handlung zu treiben und die Leser*innen nicht zu verwirren. Eine Dreierkonstellation funktioniert auf Dauer nicht und vier sind bereits zu viele. Natürlich braucht es dazu spannende und immer neue Gegenspieler und – wiederkehrende – Nebenfiguren. Cauvin erschafft diese Situationen, gibt sogar grafisch vor, wie er sich jedes einzelne Panel vorstellt, überlässt Berck im Endeffekt dann aber doch die genaue Ausführung.

Die Mimik der Figuren und ihre cartooneske Überzeichnung lässt in vielen Bildern die Handlung selbst ohne Text und Kontext deutlich werden. So könnte wahrscheinlich jede*r zu der Abbildung auf dem Backcover etwas erzählen, es gehört aber auch das Gespür dazu, wie die Hintergründe angeordnet sein müssen, um zu unterstützen und nicht langweilig zu werden. Eine hierbei sicherlich sehr lehrreiche Schulung für Berck waren die Unmengen an Werbezeichnungen und -Comics, die der Flame in den Anfängen seiner Karriere gezeichnet hat. Sehr viele davon finden sich hier im redaktionellen Teil!

Detail Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 page 64

So sollte eine Gesamtausgabe aussehen!

Diverse Kauka Produktionen waren die Heimat der ersten Sammy & Jack-Geschichten in Deutschland. Vor in etwa 30 Jahren wurden sie in Albenform bei Carlsen neu veröffentlicht. Wer also nicht auf die Suche nach im Zweifel nicht mehr so gut erhaltenen Exemplaren gehen will, kann die Gelegenheit nutzen, in die Gesamtausgabe einzusteigen. Die deutsche Ausgabe bei Kult folgt dem niederländischen Original mit sehr ausführlichen Artikeln über die Künstler und ihre sonstigen Werke. Die Artikel sind nicht nur lesbar, sondern auch reich bebildert!

Natürlich gibt es auch eine limitierte Vorzugsausgabe mit exklusivem ExLibris und einem Variantcover für alle diejenigen, die ihre Lieblingsserie auch gerne an der Wand hätten! Sammy & Jack sind zurecht unter den absoluten Topserien der Hochzeit der frankobelgischen Comics. Und auch zur bisherigen deutschen Publikationsgeschichte gibt es einen Überblick von Peter Nover und spezielle Abbildungen. (Anmerkung: Der Verfasser der Rezension ist als Übersetzer des redaktionellen Teils an der Produktion beteiligt.)

Cover Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 VZA
Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen Stereo MC‘s und ein American Lager.

© der Abbildungen Dupuis, 1974, 1975, 1977 by Cauvin, Berck / 2022 Berck / 2022 Comic Combo, Leipzig

Cauvin/Lambil – Die Blauen Boys GA 3

1973 – 1975

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: Willy Lambil

Originaltitel: Les Tuniques Bleues Tome 5, 6 & 7

Salleck Publications

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,90 € | 
ISBN: 978-3-89908-792-5

Cover Die Blauen Boys GA 3

Die Blauen Boys sind neben Lucky Luke eine der am längsten laufenden franko-belgischen Westernserien. Sergeant Chesterfield und Korporal Blutch erleben ihre Abenteuer im amerikanischen Bürgerkrieg. Die künstlerisch Verantwortlichen haben aufgrund von Todesfällen schon mehrfach gewechselt. Band 3 der Gesamtausgabe umfasst die ersten drei vollständig von Willy Lambil gezeichneten Bände. Zur Geschichte der Übernahme und der Veröffentlichungsreihenfolge siehe Band 2.

Der Übergang von Klamauk zu den Wirren des Krieges

Die Blauen Boys GA 3 page 79

Die ersten Geschichten der Serie waren eher am Klamauk orientiert. Alltagsszenen aus dem Leben im Fort wurden – klischeehaft – genutzt, um nach Morris‚ Weggang von Dupuis dem lonesome Cowboy etwas entgegenzusetzen. Die Deserteure, Band 5 der Reihe, stellt ein Bindeglied zwischen den Anfängen und dem weiteren Verlauf dar. Zwar ist der im Vorgänger „Vogelfrei“ eingeführte Krieg mit den Südstaaten kein Aufhänger, die völlig überzogenen Ansichten von Captain Joyce bringen die Situation aber so zum Kochen, dass eine Gruppe von Soldaten lieber desertiert als zu gehorchen.

Der Knast von Robertsonville enthält den ersten Auftritt eines Antagonisten, der viele Male wieder auftauchen wird: Kakerlak! Ein sadistischer Südstaatler, der im Kriegsgefangenenlager für die Bewachung der Nordstaatler zuständig ist, beißt sich an den beiden Helden die Zähne aus. Der Sinn des Strafens steht im Mittelpunkt dieser Geschichte.

Die truppengattungsübergreifende Sinnlosigkeit des Tötens wird erstmals in Blaue Boys und Blaue Jungs in den Vordergrund gestellt. Chesterfield und Blutch müssen aus unterschiedlichen Gründen die Kavallerie verlassen und geraten auf Umwegen zur Marine. Geschichtlicher Hintergrund ist das Duell zweier gepanzerter Schiffe, die das Marinewesen auf immer verändert haben.

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Knollennasen und ernste Themen

Lambil übernimmt von seinem Vorgänger Salvérius die witzigen Knollennasen und damit auch das Semi-Funny-Setting. Auch weiterhin stehen die witzigen Szenen klar im Fokus. Dabei schaffen die cholerischen Ausbrüche des Sergeants und die anarchistischen Bemühungen des Korporals, der Todesgefahr zu entrinnen, immer wieder Möglichkeiten für komische Feuerwerke. Vieles davon ist aber auch tragikomisch! Sowohl Cauvin als auch Lambil setzen dabei auf intensive Recherche und bauen immer wieder reale Begebenheiten in ihre Stories ein.

Für die Deserteure hatte Cauvin allerdings extra ein Szenario geschaffen, das fast komplett in der Wüste spielt und nur eine begrenzte Personenzahl umfasst, um dem neuen Zeichner einen komfortablen Einstieg zu ermöglichen. Die Geschichten lagen auf Deutsch bisher nur als „Bud & Chester“ aus dem Bastei-Verlag in gewöhnungsbedürftiger Übersetzung oder auf das Taschenbuch ummontiert von Carlsen vor und werden nun erstmals angemessen präsentiert.

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Endlich!

Die Blauen Boys haben in Deutschland nie ganz den Stellenwert wie bei unseren westlichen Nachbar*innen erlangt. Das lag vielleicht auch an dem etwas missglückten Start. Da nun endlich die ersten Bände in optimaler Weise bei Salleck Publications erscheinen, können Fans das lange Vermisste nun nachholen. Die Serie ist ein Meilenstein unter den Westernserien und verknüpft Humor mit beißender Kritik.

Die Gesamtausgabe im Hardcover bringt die Serie in richtiger zeitlicher Reihenfolge und ergänzt die Alben um weiteres Material. So kommen in diesem Band zwei Kurzgeschichten zu ihrer ersten deutschen Publikation. Zusätzlich bietet Volker Hamann einen umfassend bebilderten Überblick über Serie und Schöpfer. Ein Tipp für den Weihnachtswunschzettel!

Detail Die Blauen Boys GA 3 page 3
Ausschnitt aus dem redaktionellen Teil

Dazu passen Rising Appalachia, etwa mit „Resilient“ und ein Cabernet Sauvignon aus Kalifornien!

© der Abbildungen DUPUIS 1974, 1975, by Cauvin & Lambil / 2022 Eckart Schott Verlag

Desberg/Queireix – Miss October

Gesamtausgabe

Story: Stephen Desberg
Zeichnungen: 
Alain Queireix
Originaltitel: 
Intégrale Miss Octobre

schreiber & leser Alles Gute!

Hardcover | 192 Seiten | Farbe | 39,80 €
ISBN: 
978-3-96582-107-1

Cover Miss October GA

So schön wie durchgehende Geschichten sind, so nervig können sie sein, wenn man auf die Auflösung des Cliffhangers warten muss. Vor allem im Thriller-Bereich, der von der Spannung lebt, kann das sehr anstrengend sein. Umso erfreulicher ist es, dass von dieser Serie nun gleich alle vier Teile in der einbändigen Gesamtausgabe auf den Markt gebracht werden.

Pin-Up des Todes

Stephen Desberg ist wahrlich kein Anfänger im Bereich der spannend erzählten Comics: 421, Empire USA oder Mic Mac Adam deuten die Bandbreite an. Miss October startet mit dem Versuch einer blonden Diebin, ein Kunstartefakt zu stehlen. Auf ihrer Flucht läuft sie Detective Clegg in die Arme und küsst ihn. Zwei Jahre zuvor wird ebenjener Clegg damit beauftragt, einen ganz speziellen Killer festzunehmen. Junge Frauen zwischen denen kein Zusammenhang zu bestehen scheint werden entführt, vergewaltigt und gefoltert und schließlich in Pin-Up-Posen als Miss Januar, Februar usw. zur Schau gestellt.

Clegg war der Star des LAPD, spürt aber jetzt den Atem seines Konkurrenten im Nacken. Dieser kämpft mit harten Bandagen und politischer Unterstützung und soll mit der Aufklärung der Einbruchsserie, deren Täterin wir Leser*innen bereits kennen, seine Fähigkeit für große Fälle beweisen. Die angespannte Situation zwischen den beiden wird nicht besser als Affären dazukommen und neben die (kaputte) Liebe Eifersucht und Machtgelüste treten.

Detail Miss October GA

Lynn Scott kämpft derweil mit ihren eigenen Dämonen: Vor einiger Zeit hat sie ihr Gehör verloren, kann sich an die Situation aber nicht mehr erinnern. Und so sucht sie ständig nach Hinweisen auf den vermeintlichen Überfall und betäubt ihre Hilflosigkeit mit waghalsigen Einbrüchen. Sie scheint aber auf der To-Do-Liste des Killers zu stehen, und zwar als Miss October!

Realistische Zeichnungen und Action

Alain Queireix bringt die Geschichte sehr realistisch auf das Papier! Das von Schreiber & Leser gewählte Hochglanzpapier unterstützt die Qualität der Zeichnungen. Die Körper sind in ihren Posen ebenso glaubwürdig wie die frustrierten, zermürbten Gesichtszüge der Cops. Da der Comic zu Beginn der 60-er spielt, sind auch Kleidung und Technik, etwa der Autos, noch sehr unterschiedlich und erfordern viele unterschiedliche Ausstattungen durch den Zeichner.

Die Story betrifft im Wesentlichen Leute aus dem gehobeneren Milieu der oberen Mittelschicht. Armut und Dreck tauchen daher nur am Rand auf und selbst Erotik und die Gewalt, die keinesfalls verschämt dargestellt wird, sehen ästhetisch aus. In der Welt der Reichen und Schönen ist aber keinesfalls alles „gut“ und so stehen die freundlichen Zeichnungen immer öfter in krassem Gegensatz zu den sich auftuenden Abgründen.

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Thriller Tipp!

Es gibt seit Jahren die Tendenz, immer mehr Marken zu entwickeln und erfolgreiche Konzepte auszuwringen, bis wirklich kein Tropfen mehr rauskommt. Miss October ist da erfreulich anders. Natürlich sind einzelne Versatzstücke wiederzuerkennen, die Mischung ist aber neu und vor allem eigenständig. Trotzdem haben sich Desberg und Queireix mit vier Bänden genügend Zeit genommen, um verständlich zu erzählen. Miniserie statt überlangem und doch zu kurzem Einzelband!

Für alle Fans dieses Genres ein Versuch wert! Auch wer etwa auf Lady S. steht, sollte hier einen Blick riskieren. Und nicht zuletzt ist genug hard-boiled enthalten um auch von dieser Seite kommend einen Blick zu riskieren. Der Band enthält alle vier Alben samt Titelbildern. Dazu erscheint eine limitierte Vorzugsausgabe mit signiertem Druck.

ExLibris Miss October GA VZA
ExLibris der limitierten Vorzugsausgabe

Im Hintergrund läuft das North East Ska Jazz Ensemble und es wartet ein Emmerich Koebernik Dornfelder.

© der Abbildungen Éditions Du Lombard (Dargaud Lombard s.a.) 2022, by Desberg, Queireix  / 2022 Schreiber & Leser, Hamburg

Bardet/Goepfert – Die Wege von Malefosse 5

Wer immer stirbt …, Franc-Routier & Margot!

Story: Daniel Bardet
Zeichnungen:  
Brice Goepfert
Originaltitel: 
Les Chemins de Malefosse – Tome 13, 14 & 15

All Verlag

Hardcover | 144 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-96804-044-8

Cover Wege von Malefosse Gesamtausgabe 5

Historienserien haben in Deutschland nie den gleichen Stellenwert wie in anderen europäischen Ländern erlangt. Die Spitzentitel gehören auch hierzulande zu den Megasellern, die mehrere Auflagen erreichen, in verschiedenen Formaten und bei unterschiedlichen Verlagen immer wieder in das Programm kommen. Auf die zweite Reihe, die qualitativ absolut hochwertig ist und anderswo hohe Auflagen erzielt, muss man allerdings teilweise lange warten. So steht es auch um Die Wege von Malefosse: Die ersten sieben Bände waren noch bei Feest erschienen und dann kam lange nichts. Gut, dass der All Verlag eine Gesamtausgabe verlegt und mittlerweile mehr als die Hälfte der Bände veröffentlicht hat! Im Original sind die Bände 2005 bis 2007 erschienen.

Krieg führt zu Verrohung

Die Handlung spielt im Jahre 1593. Der europaweite Religionskrieg dauert bereits eine Weile und die Bevölkerung hat sich daran gewöhnen müssen, dass wechselnde Heerscharen und Horden durch das Land ziehen, Religionen als Grund dafür anführen und diese doch wie das Hemd wechseln, wenn es opportun erscheint. Die Gewalt ist längst zum Alltag geworden und am Galgen baumelnde Körper zur Regelerscheinung.

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In diesem Umfeld versuchen die beiden deutschen Söldner Gunter und Fritz weiterhin, nicht nur zu überleben, sondern auch erfolgreich zu sein. Sie dienen dem König und haben es daher mit vielen Gegnern zu tun, die teilweise für den Opponenten arbeiten, für die kirchliche Streitmacht von Manus Die oder aber auf eigene Faust. Nebenbei haben sie in ihrem Privatleben auch noch Interesse an Beziehungen zum anderen Geschlecht.

Beide gehen dabei nicht gerade zimperlich vor. So muss ein Tod zwar gerächt werden, hindert unseren Helden aber nicht daran, ein paar Seiten weiter mit einer anderen ins Bett zu steigen. Wer politische Intrigen, Kampfszenen, Kriegswirren und den mittelalterlichen Schmutz mag, ist bei den Ausführungen des kürzlich verstorbenen Daniel Bardet definitiv richtig aufgehoben!

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Ein ungeschliffenes Abbild

Auch der neue Zeichner Brice Goepfert gibt die Schrecken des Krieges, den Schmutz und die Armut relativ ungeschminkt wieder. Während etwa die Drei Musketiere immer rasiert waren und auch frisch geduscht aussahen, ist den Kriegern hier anzusehen, dass Körperhygiene eher als unnötiger Luxus betrachtet wurde. Trotz aller Direktheit sind die durchaus vorhandenen Darstellungen von Gewalt aber sehr zurückhaltend und ohne jede Splatter-Nähe.

Die im vorherigen Band gerühmte Darstellung von Architektur ist hier etwas seltener anzutreffen, die Dekors, wenn vorhanden, aber weiterhin vorzüglich! Wie bei Historienserien üblich, gibt es alle paar Seiten eine zurückhaltende Sexszene und viel Dialog, der spannend in Szene gesetzt werden muss. Dies gelingt Goepfert durch viele Perspektivwechsel gut.

Detail Wege von Malefosse Gesamtausgabe 5 page 17

Das Comic-Pendant zu einem Schmöker!

Der Comic lädt dazu ein, sich in einen bequemen Sessel zu verziehen und für einige Zeit in die Vergangenheit einzutauchen. Das mag manch eine*r Eskapismus nennen, andere eher das Eintauchen in eine literarische Alternativwelt. Die dargestellte Welt ist weder schön noch erstrebenswert, erlaubt durch ihre Komplexität und die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge aber trotzdem ein Versinken.

Der All Verlag hat mit seiner Hardcover-Ausstattung und dem leichten Überformat die perfekte Darbietungsform gewählt und bietet zudem eine limitierte Vorzugsausgabe mit ExLibris an. Der Band enthält zwar keinen Anhang, bietet aber alle drei Cover und auf den Innentitelseiten und dem Backcover ein paar zusätzliche Illustrationen.

ExLibris VZA Wege von Malefosse Gesamtausgabe 5
ExLibris der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen Subway to Sally und ein gewürzter Wein.

© der Abbildungen 2005-2007 Editions Glenat by Daniel Bardet & Francois Dermaut / 2022 All Verlag Gmbh

Diaz Canales/Pellejero – Corto Maltese 16

Nacht in Berlin

Story: Juan Díaz Canales
Zeichnungen: 
Rubén Pellejero
Originaltitel: 
Nocturno Berlinés

schreiber & leser

Hardcover | 88 Seiten | Farbe | 24,80 €
ISBN: 
978-3-96582-088-3

Cover Corto Maltese 16

Der Kapitän ohne Schiff ist eine Gestalt von Hugo Pratt. Corto Maltese ist bei sehr vielen zeitgeschichtlichen Ereignissen des letzten Jahrhunderts dabei und ist ein Begleiter des Großen, der im Kleinen agiert. Fast immer ist eine Frau involviert und häufig tauchen bestimmte Personen aus dem Umfeld von Corto immer wieder auf. Mehr dazu im Serienkompass. Vor einigen Jahren setzen die aktuellen Künstler die Reihe nach 25 Jahren Pause fort; Nacht in Berlin ist ihr vierter Beitrag!

Der Tod eines Freundes und die Organisation Consul

Der neue Band spielt im Berlin und Prag des Jahres 1921. Die erstarkenden Nazis haben Prof. Steiner, Cortos alten Freund, ermordet und nun möchte dieser die Gründe dafür herausfinden. Er gerät in ein Konglomerat aus verschiedenen Handlungssträngen. In Berlin, später dann auch in Prag wird ein Film mit dem Titel „Bestia Triumphans“ gedreht. Schnell wird deutlich, dass es Versuche aus dem rechtsradikalen Millieu gibt, Drehbücher umschreiben zu lassen. Daneben geht es um eine besondere Tarot-Karte. Sie ist die einzige noch fehlende, um ein ganz bestimmtes Spiel zu komplettieren, das dann besondere Macht haben würde.

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Natürlich geht es aber auch um eine schöne Frau zwischen mehreren Männern, um Geheimgesellschaften, den jüdischen Glauben, den österreichischen Künstler Joseph Roth und natürlich um die Machenschaften der Organisation Consul.

Wie so oft verschwimmen dabei die Grenzen zwischen dem Fiktionalen und dem Realen in der Fiktion. Auch Juan Díaz Canales schafft es spielend, seine Leser*innen zu verwirren und bei der Stange zu halten. Hervorzuheben ist aber, dass trotz aller esoterischen, alchimistischen und filmtheoretischen Stränge die Betonung der politischen Gefahr des Nationalsozialismus nicht untergeht.

Die Nähe zum expressionistischen Film

Der moderne, expressionistische Film ist nicht nur eines der Themen des Comics, er hat auch großen Einfluss auf die Zeichnungen. Insbesondere die Panels mit harten Schatten wirken direkt von Murnau und Kollegen inspiriert. Rubén Pellejero hat aber auch dort weitergemacht, wo er im letzten Band aufgehört hat, und „sein“ Corto ist hochklassig!

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Eben diese Meisterschaft erlaubt es dem Verlag auch, weiterhin eine unkolorierte „Klassik-Ausgabe“ zu veröffentlichen. Sammler*innen können bei dieser Reihe seit Anbeginn wählen oder beides genießen! Für mich ein sehr gelungenes Beispiel dafür, dass „Innovation“ auch im klassischen Setting mit vier Panel-Reihen sehr gut funktionieren kann.

Gelungen!

Bei Fortsetzungen von hochklassigen Reihen stellt sich immer die Frage, ob „die Neuen“ die Qualität werden liefern und vor allem halten können. Nun kann niemand Hugo Pratt vergessen machen, Díaz Canales und Pellejero setzen aber Corto Maltese angemessen fort und beweisen mit ihrem mittlerweile vierten Band, dass sie auch den langen Atem haben! Für alle Fans daher absolut zu empfehlen.

Die Mischung aus Zeitkolorit, theoretischer Diskussion und Action sollte aber auch Freund*innen anderer Gattungen ansprechen können. Wer etwa Babylon Berlin mag, sollte hier einen Blick riskieren. Zusätzlich gibt es noch eine sehr lesbare Einführung in die Zeit und die Kunst!

Cover Corto Maltese 16 Klassik Edition

Dazu passen Paul Godwin mit „Erst trink‘ mit mir ein bisschen Alkohol“ und ein Bee‘s Knees.

© der Abbildungen 2022 Cong S. A., Switzerland; www.cong-pratt.comwww.cortomaltese.com  / 2022 Schreiber & Leser, Hamburg

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