Blees – Lee Falks Phantom

Texte zur Graphischen Literatur Band 5 – Der ultimative Wegweiser durch den Dschungel der deutschsprachigen Veröffentlichungen

Cover Klees - Phantom
Cover und Beilage der VZA

Autor: Christian Blees

Herausgeber: Volker Hamann und Matthias Hofmann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Broschur | 240 Seiten | Farbe | 29,95 €
ISBN: 978-3-946266-35-8

Die Texte zur Graphischen Literatur ergänzen das Programm der Edition Alfons seit einiger Zeit. Während das Alfonz seit 10 Jahren (Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!) die aktuelle Information in Form von Marktübersichten, News, Besprechungen und Leseproben abdeckt, liefert die Reddition themenspezifisch vertiefte Information aus vielen Blickwinkeln. Im Mittelpunkt können dabei Kategorien (wie etwa Musik), Stilrichtungen (z. B. Zeitungsstrips) oder Serien stehen. Die aktuelle Nummer behandelt etwa André-Paul Duchâteau (Besprechung folgt). Daneben gibt es deutlich längere Abhandlungen über einen klassischen deutschen Comic, Hugo Pratt und die Geschichte des deutschen Schwermetall. Nun also alles über den wandelnden Geist und seine deutschen Auftritte.

Das Phantom – ein etwas anderer amerikanischer Held

Am 17. Februar 1936 tauchte das Phantom erstmals auf den Seiten einer Tageszeitung auf, die Geschichte begann ihren Lauf zu nehmen. Das Phantom war ein maskierter Held, er hatte aber keine Superkräfte. Er lebte im Dschungel, war aber kein Tarzan-Klon. Er bekämpfte das Böse und war doch auf eine Familie angewiesen. Er galt als unsterblich und war doch „nur“ ein Familienunternehmen, in dem die Rolle vom Vater auf den Sohn übertragen wurde. Kurzum, das Phantom war ein durchaus eigenständiger Charakter.

Klees - Phantom page 6

Christian Blees beschreibt sehr ausführlich die Geschichte dieses Helden, die Entwicklung über die verschiedenen Tagesstreifen-Abenteuer und später auch Sonntagsseiten hinweg und erklärt, welche Faszination auf die von Lee Falk erfundene und weiterentwickelte Figur zurückzuführen ist, und was eher aufgrund der Zeichnungen der unterschiedlichen Künstler passiert. Er arbeitet dabei die Unterschiede zwischen Ray Moore, Wilson McCoy und Sy Barry genauso verständlich aus wie die späteren amerikanischen Linien.

Der Hauptteil der Arbeit liegt aber auf der deutschen Veröffentlichungsgeschichte. Es begann mit dem Phantom-Heft im Aller Verlag und setzte sich im Buntes Allerlei fort. Danach durften Semic und Moewig ran bevor die große Zeit von Bastei begann. Mit insgesamt zwei „Alben“-Serien und zwei Taschenbuchreihen beglückte der Verlag seine deutschen Leser*innen zwischen 1974 und 1984. Leider zerschnippelte man dort Originale und kürzte, ergänzte oder verfälschte munter drauf los. Wer wissen will, welche Stories (auch mehrfach unterschiedlich) welche Unterschiede zum Original aufweisen, kann sich ab jetzt in dem Werk von Blees informieren!

Klees - Phantom page 56

Das europäische Phantom

Es gab aber neben dem amerikanischen Material auch in Lizenz hergestellte europäische Stories. Zunächst kamen sie aus Italien, später aus Schweden und auch aus Deutschland (zumindest die Szenarien, die Zeichnungen kamen entweder aus Spanien oder aus Italien). Da es passieren konnte, dass eine Originalstory adaptiert worden war und diese Adaption erneut Basis für eine solche war, konnte es vorkommen, dass die gleiche Geschichte dreimal den Weg nach Deutschland fand. Auch dafür bieten die 20 akribisch zusammengestellten Tabellen von Blees Orientierungshilfe.

Dazu kommt eine große Menge an Illustrationen und immer wieder eingestreute Lesetipps mit Hinweisen, warum eine bestimmte Geschichte „besonders“ ist. Das kann auf eine besonders krude Bearbeitung hindeuten, kann aber auch auf eine für einen Zeichner typische Leistung hinweisen. Auch hierbei gab es durchaus Unterschiede. Dank der von Blees zusammengetragenen Ergebnisse sind aber nur noch wenige Fragen über die Herkunft der einzelnen Stories offen!

Klees - Phantom page 206

Für wen lohnt sich der Band?

Nun ja, auf alle Fälle für alle Fans des Dschungelhelden! Nirgendwo findet man eine auch nur annähernd vergleichbare Information, was wann wo veröffentlicht worden ist und worauf beruht. Zudem ist der Band auch eine sehr gute Übersicht über die verschiedenen Handlungsstränge und vor allem auch Unterschiede über die Jahre hinweg. Da das Phantom gerade von zwei deutschen Verlagen „wiederentdeckt“ worden ist und mit neuen Reihen an den Start geht, ist davon auszugehen, dass es immer noch genügend „Phans“ gibt.

Außerdem ist es ein gut lesbares, mit Herzblut zusammengestelltes Werk, das die deutsche Comicgeschichte wieder ein kleines bisschen mehr erhellt und wegen der vielen persönlichen Informationen von Künstlern aber auch Aktiven aus der Bastei-Zeit zu empfehlen ist.

Dazu passen David Bowie als Ziggy Stardust und ein kräftiges Bockbier.

© der Abbildungen 2022 by Christian Blees / Edition Alfons / Phantom © 2022 King Features Syndicate Division, Hearst Holdings, Inc/Distr. Bulls

Peyo – Benni Bärenstark Gesamtausgabe 1

1960 – 1967

Story: Peyo (1, 2), Peyo & Yvan Delporte (3)
Zeichnungen: 
Peyo (1, 2), Peyo & Francois Walthéry (3)
Originaltitel: 
Benoît Brisefer: L´Intégrale 1

Splitter Verlag

Hardcover | 224 Seiten | Farbe | 39,95 € | 
ISBN: 978-3-96792-737-5

Cover Benni Bärenstark Gesamtausgabe 1

Untrennbar mit den Namen von Peyo, also Pierre Culliford, verbunden sind die Geschichten um die Schlümpfe. Die kleinen blauen Wichtel waren erstmals in einer Story von Johann und Pfiffikus aufgetaucht, hatten aber sehr schnell eine eigene Serie bekommen, die bis heute läuft. Zudem ist ein unglaubliches Merchandise-Konglomerat mit ihnen entstanden. Neben weiteren Serien hat Peyo aber auch eine Reihe über einen echten „Superhelden“ entwickelt, die ebenfalls zu den Klassikern der frankobelgischen Funnies gehört: Benni Bärenstark!

Fast immer superstark …

Der kleine Benni ist ein Junge, der nett, höflich, hilfsbereit und interessiert ist. Trotzdem will aber niemand mit ihm spielen, er ist nämlich superstark. Da er die Kräfte nicht immer richtig dosieren kann platzen Bälle, brechen Bänke, kurzum, gehen viele Dinge unbeabsichtigt kaputt. Da der normale Alltag eines kleinen Kindes für ihn also versperrt ist, orientiert er sich vielleicht etwas zu stark an der Welt der Erwachsenen und gerät immer wieder in gefährliche Situationen mit kriminalistischem Hintergrund.

Benni Bärenstark 1 page 39

Wie so oft nehmen Erwachsene die Leistungen von Kindern aber nicht wirklich war. Seine Superkräfte werden Benni oftmals nicht geglaubt. Und wenn doch, dann soll er sie genau dann beweisen, wenn er dazu nicht in der Lage ist: ein Schnupfen verhindert nämlich sofort die Ausübung und Benni wird zu einem normalen, schmächtigen Jungen. Die Abenteuer des bärenstarken Jungen starteten in Deutschland unter dem Label „Der kleine Winni“ in Fix & Foxi bevor Carlsen und toonfish Alben veröffentlichten.

Teil 1 der fünfbändigen Gesamtausgabe enthält die ersten drei Geschichten. In Die roten Taxis gerät der alteingesessene Taxifahrer, Herr Piepke, plötzlich unter Druck als ein neues Unternehmen mit modernen Autos auf den Markt in dem beschaulichen Freudenberg drängt. Die Fahrer scheinen aber noch auf ganz andere Ziele aus zu sein. Das Rätsel um Frau Albertine besteht zunächst einmal darin, dass die ältere Dame einerseits sehr freundlich zu sein scheint, andererseits aber unflätig und die Anführerin einer kriminellen Bande. Für die 60-er Jahre eine sehr moderne Verwechslungskomödie. Bennis zwölf große Taten ist abschließend ein Parforce-Ritt durch mehrere Länder auf der Suche nach Teilen eines Dokumentes, die nur zusammen großen Reichtum versprechen. Erneut ein spannender Krimiplot.

Benni Bärenstark 1 page 40

Ein Funny für die ganze Familie

Anfangs hat Peyo fast alle Zeichnungen allein angefertigt und nur bei den Hintergründen auf Will zurückgegriffen. Im dritten Band teilt er sich diese Aufgabe bereits mit Francois Walthéry der später mit Natascha eine eigene große Serie haben sollte. Die gute Einführung von Patrick Gauner klärt auch über die Hilfestellung von André Franquin auf. Die Zeichnungen sind sehr detailliert und geben dem Zeichner der Ritterserie mit Magiesprengseln die Möglichkeit, die (damalige) Jetztzeit darzustellen.

Das gelingt auch mit Hilfe von Will sehr gut! Es macht Spaß, die Serie in dieser wirklich sehr guten Aufbereitung (wieder) in die Hand zu nehmen und zu genießen. Viele Anspielungen erlauben den älteren Leser*innen das Schmunzeln, während Jüngere eher mit Benni mitfiebern werden, ob die Aufgaben vor dem nächsten Schupfen erledigt werden können.

Benni Bärenstark 1 page 41

Ein auch heute noch lesenswerter Klassiker

Einige „Klassiker“ wirken mittlerweile etwas aus der Zeit gefallen und haben eher nostalgischen Wert. Benni Bärenstark funktioniert dagegen auch heute noch. Natürlich gibt es in den Geschichten noch keine moderne Kommunikation. Sie werden dadurch aber nicht unglaubwürdig. Für Erwachsene ist es schon eher fragwürdig, warum der kleine Junge so oft und vor allem so lange unterwegs sein kann ohne ganze Heerscharen zu mobilisieren, die nach ihm suchen würden. Aber das ist halt Kunst!

Die Ausgabe im Splitter-typischen Format ist schön und wertig. Das informative Dossier klärt über die Beteiligten und die zeitlichen Hintergründe auf und präsentiert reichlich Illustrationen, die in deutschen Veröffentlichungen bisher nicht vorlagen. Und sie passen auch sehr schön neben die Johann & Pfiffikus-Bände. Für alle Altersstufen bedeutet in diesem Fall, dass drei Generationen zwischen Lesen und Vorlesen nach Belieben wechseln können.

Benni Bärenstark 1 page 42

Dazu passen Willy Girmes mit “Piratentanz” und eine heiße Zitrone, wahlweise mit etwas Honig.

© der Abbildungen Peyo – 2022 – Licensed through I.M.P.S. (Brussels) – www.smurf.com / Splitter Verlag GmbH & Co. KG, 2022

Krapp/Verne  – 20.000 Meilen unter dem Meer

Story: Thilo Krapp nach Jules Verne

Zeichnungen: Thilo Krapp

Originalausgabe

Carlsen Comics

Cover 20.000 Meilen unter dem Meer

Klassische Science-Fiction begeistert augenscheinlich auch Thilo Krapp, den in Berlin lebenden Autor und Zeichner unter anderem von dem Krieg der Welten. Diejenigen, die der Generation Zack angehören, werden sich wahrscheinlich noch an die weiß-gelben Einbände der 20-bändigen Jules Verne-Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag erinnern. Besonders beeindruckend fand ich die Illustrationen, die den Charme des schon vor 50 Jahren etwas Veralteten und doch Visionären gut wiedergegeben haben.

Innencover 20.000 Meilen unter dem Meer

Flucht und Hass

Krapp hält sich in seiner Adaption stark an die literarische Vorgabe und so beginnt die graphische Umsetzung mit einem Trauma aus Kinderaugensicht. Ein indischer Jugendlicher muss mit ansehen, wie das Haus seiner Eltern gestürmt wird. Die Erwachsenen werden getötet, der Sohn kann gerade noch ein Familienporträt greifen und fliehen.

Einen Zeitsprung später werden immer wieder Schiffe auf hoher See Opfer eines unbekannten Phänomens, das schnell als „Seeungeheuer“ bezeichnet wird. Professor Arronax soll zusammen mit seinem Diener Conseil bei der Aufklärung dieses Falles helfen und tatsächlich findet eine Begegnung statt. Dieser fällt jedoch das Schiff mit fast der kompletten Besatzung zum Opfer bis auf Arronax, Conseil und den Harpunier Ned Land. Sie lernen die Ursache der Unglücke kennen, das Unterseeboot Nautilus des Kapitän Nemo!

Detail Krapp/Verne 20.000 3

In einer Reise über 20.000 Meilen unter dem Meer lernen die Drei die wissenschaftlichen Entdeckungen von Nemo kennen, die Leistungsfähigkeit der Nautilus aber auch den Hass des Kapitäns auf alles andere auf der Welt. Und immer wieder versuchen sie zu fliehen …

Jugendstilanleihen und Aquarell

Die Geschichte von Jules Verne ist schon so oft graphisch aufbereitet bzw. verfilmt worden, dass es schwierig ist, noch eigene Akzente zu setzen. Krapp erklärt daher zunächst, wie wichtig es ist, das Haupterkennungsmerkmal einer Umsetzung, die Nautilus, zu designen und zeigt seine Vorstellung in mehreren Ansichten. Zudem nutzt er bei der Innenausstattung viele dem Jugendstil entlehnte Elemente und verbindet damit in der Darstellung Nostalgie und Technische Innovation.

Detail Krapp/Verne 20.000 2

Seine Seiten sind sehr abwechslungsreich aufgebaut. Neben dem klassischen Reihen mit Panel-Aufbau gibt es splash-pages, Überlappungen und Schrägen. Die vielen Seiten werden daher nicht langweilig, auch wenn die Geschichte an sich natürlich bekannt ist. Als Extra gibt es auch noch einen kleinen Teil mit Skizzen der die Entwicklung des Interieurs und der Figuren nachvollziehbar macht.

Klassiker in modernem Gewand

Ein Vorteil der oben bereits angesprochenen Fischer-Ausgabe war die Kürzung der Originale um nicht mehr zeitgemäße Passagen. Es gibt klassische Literatur, die auch im Original heute noch super zu lesen ist. Oft hat sich aber der Stil und die Art der Kommunikation so stark geändert, dass eine genussvolle Rezeption besser mit einer bearbeiteten Version funktioniert. Das Gleiche trifft auch hier zu: Krapp ist sehr nah am Original, reduziert aber auf eine sehr spannend zu lesende (und mit dem Auge zu genießende) Strecke!

Detail Krapp/Verne 20.000 1

Für Freund*innen der klassischen Science-Fiction eine sehr gelungene Adaption. Wegen der leichten Modernisierung und Übernahme der heutigen Trigger (wie zum Beispiel Jugendstil-Technik) ist das Ganze aber auch für jüngere, Netflix-gewohnte Leser*innen gut geeignet! Und nicht zuletzt ist die Frage natürlich immer noch aktuell, zu was Leid berechtigt!

Dazu passen ein Citronella-gehopftes IPA sowie Drive by Cinema mit „Summer Sonnet“!

© der Abbildungen Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022, Thilo Krapp

All Verlag – Das Programm 2022 Teil 2

Ansgar Lüttgenau zum Programm des All Verlag für das zweite Halbjahr 2022

c-o: Hallo Ansgar, schon wieder ein halbes Jahr rum. Aktuell sieht es so aus, als ob ein wenig Normalität in das alltägliche Leben zurückkehren würde: Veranstaltungen dürfen wieder stattfinden und der direkte Kontakt mit den Leser*innen wird für Euch wieder möglich. Auf der anderen Seite führt der Krieg mitten in Europa natürlich allen vor Augen, wie labil und gefährdet Sicherheit und Frieden sind. Was erwartest du von den kommenden Monaten?

AL: Ich freue mich erstmal auf Erlangen. An unserem Stand im Hauptzelt auf dem Schlossplatz wird am Freitag und Samstag Philippe Aymond seine Serien Lady S. und Bruno Brazil signieren.

Was die nächsten Monate ansonsten für den Verlag bringen wird man sehen. Trotz den exorbitanten Papierpreiserhöhungen werden wir im 2. Halbjahr einige notwendige Nachdrucke z.B. von Lederstrumpf, Messalina und Wunderwaffen in Auftrag geben.

Cover Hägar 2018

Die Klassiker

c-o: Dein neues Programm setzt die Schwerpunkte der vergangenen Jahre fort. Beginnen wir mit den Klassikern: Du hast die Cartoon-Reihe Hägar gestartet. Hast du schon eine Ahnung über den Erfolg der ersten beiden Teile?

AL: Die Jahrgänge bis 2016 gab es ja bereits einmal von Egmont, sind aber teilweise auch antiquarisch kaum noch zu finden. Deshalb verkaufen sich auch die alten Bände nochmal und die neuen Jahrgänge braucht man auf jeden Fall, um die Egmont Ausgabe zu komplettieren.

Natürlich haben wir nicht die Vertriebspower von Egmont aber die Bücher verkaufen sich zumindest so gut, dass wir schon eine weitere Cartoonserie in Vorbereitung haben.

Cover Hägar 1974

Zum 50. Jubiläum von Hägar soll es ja nächstes Jahr auch noch eine große Ausstellung geben, was sicherlich auch nochmal einen Schub bringt.

c-o: Mit Yalek und Alain Chevallier werden zwei ZACK-Serien fortgesetzt, mit Spaghetti ein alter Klassiker aus dem Tintin-Magazin. Gibt es eigentlich noch ungehobene Schätze in den Archiven?

AL: Da gibt es noch eine ganze Menge toller Sachen. Leider liegen die Rechte dann in der Regel bei den Erben der Künstler und die sind zerstritten oder möchten aus irgendwelchen Gründen keine Veröffentlichung oder man findet sie einfach nicht. Damit ist so ein Projekt dann in der Regel gestorben. Mit genügend Zeit und detektivischem Spürsinn kann man aber manchmal doch einen Erfolg erzielen, wie z.B. bei Jerry Spring, Pharao und Lederstrumpf.

Graphic Novel im All Verlag

c-o: Mit Nur noch Stille gehst du in das Segment Graphic Novel, richtig? Wird das im Zweifel noch ausgebaut werden?

AL: Ein Stern aus schwarzer Baumwolle würde ich auch dort verorten und obwohl ich denke, dass das das beste Buch in unserem gesamten Programm ist, hat es sich nicht gut verkauft. Trotzdem machen wir einen weiteren Versuch mit Nur noch Stille. Die Serienmörderthematik ist vielleicht auch noch interessanter als Rassendiskriminierung. Und außerdem ist der Zeichner durch seine Serie „Der Gesang der Strygen“ auch noch vielen Lesern in positiver Erinnerung.

Cover Nur noch Stille

c-o: Lederstrumpf, die Wunderwaffen und auch die Sechste Waffe sind Serien, die der All Verlag in Deutschland etabliert hat. Man konnte in den letzten Monaten überall lesen, dass das Comicsegment einer der wenigen Bereiche mit Zuwächsen im Print war. Kannst du das bestätigen?

Cover Lederstrumpf 3

AL: In der Coronazeit wurde mehr gelesen, was sich auch in den Verkaufszahlen niedergeschlagen hat. Nicht umsonst haben wir unser Programm deutlich ausgebaut, obwohl das eigentlich erst in ein paar Jahren geplant war.

Nur für Erwachsene

c-o: Nach dem Erfolg von Messalina legst du jetzt im Bereich der Comics für Erwachsene deutlich nach. Gibt es schon Reaktionen darauf?

AL: Der Erfolg von Messalina hat mich ehrlich überrascht. Wir hatten die Lizenz ja schon einige Jahre und ich habe die Veröffentlichung immer wieder verschoben, weil ich dachte, dass das Thema Pornografie im Comic eigentlich durch ist. Aber da beide Bände kurzum vergriffen waren und weiterhin Nachfrage besteht, habe ich mich wohl getäuscht. Wir drucken jetzt bald nach und veröffentlichen mit Bang Bang von Jordi Bernet eine weitere Reihe mit ähnlicher Thematik. Man könnte sagen, „Torpedo“ für Erwachsene.

Tops’n‘Flops

c-o: Wie immer zum Abschluss die Frage nach deinem Lieblingstitel für die kommenden Monate und nach den Tops und Flops der Vergangenheit.

AL: Eigentlich waren für dieses Programm noch zwei weitere Titel geplant, und zwar ein weiterer EC Archiv-Band von Wally Wood, für den wir aber bis heute auf die Druckdaten aus den USA warten und ein Moebius-Titel, dessen Bonusmaterial bisher von Frau Giraud nicht freigegeben wurde und den wir deshalb ins nächste Programm verschoben haben. Der Moebius-Band hätte eigentlich der Toptitel in diesem Programm werden sollen. Nun fällt diese Ehre Nur noch Stille zu, der mit perfekter Zeichentechnik und konstanter Spannung in der Schnittmenge von Southern Gothic und spannungsgeladenem Thriller angesiedelt ist.

Cover Wunderwaffen 11

Am besten verkauft haben sich in den letzten 12 Monaten: Lady S., Die erotische Kunst von Wally Wood, Messalina, Wunderwaffen, Gil St. Andre, Lederstrumpf.

c-o: Vielen Dank, Ansgar für das Interview! Viel Spaß auf Messen und natürlich weiterhin viel Erfolg!

Das Programm im Einzelnen

Wie immer gibt es beim All Verlag zu jedem Titel auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Ex Libris und teilweise Variantcover. Zu Teil 1/2022.

August 2022 
Bang Bang 1Die Geliebte von Al Capone
Bang Bang 2Viva Mexico
Die sechste Waffe 7Nicht die Kugel, sondern der Fall
Nur noch Stille 
Cover Die sechste Waffe 7
September 2022 
Lederstrumpf 3Der Pfadfinder
Lederstrumpf 4Die Pioniere
Alain Chevallier 3Turnier für 500 ccm
Alain Chevallier 10Das Monster im Schnee
November 2022 
Yalek 3Das Reich der Angst
Yalek 4Die Gefangenen von Yacomac
Wunderwaffen 11Der Schatten der Wewelsburg
Wunderwaffen 12Die Zeitfalle
Dezember 2022 
Messalina 5Der Palast der Qualen
Messalina 6Der letzte Orgasmus
SarvanGesamtausgabe
SpaghettiGesamtausgabe Teil 2
Hägar1974
Hägar2018

© aller Abbildungen 2022 All Verlag und jeweilige Lizenzgeber

Duchâteau/Denayer – Patrick Leman

ZACK-Spezial 4: Überfall auf den Fulgura

Story: André-Paul Duchâteu
Zeichnungen: 
Christian Denayer
Originaltitel: 
Patrick Leman – Orange sur la route, La peur mène la course & Razzia sur la Fulgura

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 72 Seiten | Farbe| 19,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 4

Seitdem das ZACK aus dem Mosaik Verlag zu Georg F.W. Tempels Blattgold gewandert ist, gibt es auch wieder ein Albenprogramm. Nur für Abonnent*innen erscheinen ausgewählte, limitierte Produktionen. Bisher ging es dabei mit Michel Vaillant, Johnny Focus und Bob Morane um Serien, die auch im ZACK erschienen sind. Mit Patrick Leman gesellt sich ein Titel dazu, der im ZACK hätte erscheinen können. Die drei hier abgedruckten Geschichten bringen den Spirou-Helden von Anfang der 70-er Jahre komplett in deutscher Erstveröffentlichung!

Heiße Autos, eiskalte Verbrecher

André-Paul Duchâteu ist nicht nur ein vielseitiger, sondern auch ein begabter Szenarist, der einige Klassiker des frankobelgischen Comics geschrieben hat. Im ZACK sind davon Rick Master, Yalek, Pharaon und Alain Chevalier erschienen. Ihnen ist gemeinsam, dass actiongeladene Stories oft mit einer Krimi-Note verknüpft sind. Gerne bringt er auch Auto-Verfolgungsjagden unter.

ZACK Spezial 4 page 3

Bei Patrick Leman darf er beides verbinden. Der junge Held ist ein Motorsportler und hinter dem Lenkrad zuhause. Sturm auf der Strecke thematisiert einen gefährlichen Eingriff in den Ablauf einer Rallye und in die Angst fährt mit muss man befürchten, dass ein Pilot die Rennserie mit allen Mitteln gewinnen möchte. Jedenfalls häufen sich die Unfälle.

Überfall auf den Fulgura ist erneut eher Krimi als Renngeschichte. Es geht um ein komplett neu entwickeltes Auto für die neue Saison. Natürlich soll es der Konkurrenz erst so spät wie möglich präsentiert werden, doch Industriespionage ist in diesem Gebiet leider weit verbreitet. Mehr zu dem Autor demnächst in der Reddition.

50 Jahre ZACK - Detail Patrick Leman

Realismus und Rasanz

Die Zeichnungen erlauben das Mitfiebern der Leser*innen. Bei den Rennszenen glaubt man, in unmittelbarer Nähe zu sein. Das ist natürlich kein Wunder, denn Christian Denayer hat sein Handwerk zunächst bei Jean Graton gelernt und dort für Michel Vaillant unter anderem die Rennwagen gezeichnet. Später erledigte er den gleichen Job für Tibet bei Rick Master. Bei Alain Chevallier war er für die Zeichnungen allein verantwortlich, für High School Generation hat er sogar Text und Bilder beigesteuert.

Seine Hintergründe sind detailverliebt: kleine Äste, einzelne Steine im Mauerwerk oder aufspritzender Kies gelingen perfekt, und die Autos könnten fast als Werbeprospekt-geeignet durchgehen. Insbesondere die Szenen im Dreck und bei Regen lassen die Gefahr des zu schnellen Fahrens deutlich werden. Mehr Dramatik geht nicht!

ZACK Spezial 4 page 30

Ein neuentdecktes Kleinod!

Eigentlich erstaunlich, dass trotz der Vielzahl an Verlagen noch niemand auf die Idee gekommen war, dieses Kleinod zu heben! Allen Fans von Michel Vaillant (1. Staffel) sei dieser Band ans Herz gelegt! Auch wer Rick Master liebt, kann hier nichts falsch machen, und die Leser*innen des zu Rolf Thomsen eingedeutschten Alain C. werden hier auch komplettieren wollen.

Der Band ist allerdings nur für die Abonennt*innen des ZACK bestimmt. Wer ein solches besitzt, kann sich eines der 555 + 55 Exemplare sichern. Patrick Leman ist aber auch Bestandteil der limitierten Box zum Erscheinen des ersten ZACK vor 50 Jahren. Dann ist sogar noch ein passendes Ex Libris dabei.

50 Jahre ZACK - kommendes Ex Libris
ExLibris aus der Box zum 50. ZACK Jubiläum

Dazu passen Brody Dalle mit „Rat Race“ und ein energieliefernder Smoothie!

© der Abbildungen Denayer | 2022 Blattgold GmbH

Browne – Hägar Gesammelte Chroniken 1973

Alle Tages- und Sonntagsstreifen

Text und Zeichnungen: Dik Browne

Originaltitel: Hagar the Horrible 1973

All Verlag

Hardcover Querformat | 208 Seiten | Schwarz-Weiß | 19,80 € |

ISBN: 978-3-96804-114-8

Cover Hägar Gesamtausgabe 1973

Als Hägar der Schreckliche im Februar 1973 erstmals veröffentlicht wurde, war es der erfolgreichste Start eines Zeitungsstrips überhaupt. Auch heute noch ist der Strip über den gutmütigsten Barbaren der Welt, der mittlerweile von dem dritten Browne verantwortet wird, der in Deutschland meistverbreitete. Der All Verlag von Ansgar Lüttgenau wagt nun den Schritt in das quasi Geschenkbuchsegment und bringt alle Bände der Gesammelten Chroniken, die jeweils ein Jahr umfassen. Mehr zu Zeitungscomics bei der Reddition 71.

Eine typische Familie

Hägar ist zwar einerseits ein typischer Wikinger, der mit seinen Mannen Burgen und fremde Länder wir England oder Italien überfällt. Aus diesem Zusammenhang entstehen immer wieder Strips, die neben dem auf Hand liegenden Urlaub an den Beginn eines Sales erinnern oder den unerwünschten Besuch entfernter Verwandter. Auch die Verpflegung auf See („Schon wieder Fisch?“) und die Standhaftigkeit angesichts einer feindlichen Übermacht bieten Anlass für viele Tageserzählungen.

Hägar 1973 page 42

Hauptsächlich aber ist Hägar Ehemann und Familienvater. Die Beute, die er seiner Helga von den Raubzügen mitbringt, trifft selten ihren Geschmack. Der Sohn Hamlet ist völlig missraten, wäscht er sich doch gerne und liest Bücher. Die Tochter Honi macht keine Anstalten, sich einen guten Schwiegersohn zuzulegen, sondern trifft sich mit dem Looser Lute, einem Musiker.

Dadurch wird Hägar zu einem Abbild der Wirklichkeit. Jede*r kennt die Archetypen, wenn auch nicht aus dem eigenen Kreis so doch zu mindestens vom Hörensagen. Gleichzeitig ist aber die Verfremdung mit der zeitlichen Verpflanzung zu den Wikingern ein Schutz, der „Lachen ohne Reue“ ermöglicht.

Hägar 1973 page 43

Die Reduktion auf das Wesentliche

Zeitungsstrips müssen sich aus zwei Gründen auf das Wesentliche konzentrieren: Unter der Woche steht nur ein Streifen zur Verfügung der aus ein bis drei, im Extremfall vier Panels besteht. Es bleibt daher wenig Zeit, die Pointe vorzubereiten. Zumal ist (war) der Zeitungsdruck nicht dazu gemacht, Feinheiten zu präsentieren: dickes, saugendes Papier macht filigrane Linien fast unmöglich. Es kommt daher darauf an, erkennbar zu sein! Gerade am Anfang dieser Kunstform waren die Leser*innen zudem oftmals nur rudimentär in der Lage, Text zu lesen, das Bildwerk musste also zur Not allein bestehen können.

Dik Browne arbeitet mit groben Schraffuren, einfachen Formen und klaren Linien. Nicht zuletzt die Knollennasen und die unterschiedliche Kleidung machen die Personen zu einfach wiedererkennbaren Unikaten. Die Emotionen stehen den Handelnden „ins Gesicht geschrieben“ und erfordern kein Textverständnis und die stetig wiederkehrenden Themen sind Allgemeingut. Unter den aktuellen Zeitungsstrips versteht es kaum ein anderer, diese Kombination so prägnant auf das Papier zu bekommen.

Hägar 1973 page 44

Ein liebevoll präsentierter Klassiker

Ursprünglich für den schnellen Einmalkonsum kreiert, erfreuen sich Zeitungsstrips mittlerweile einer großen Fangemeinde, die die Geschichten auch gerne wiederholt und gesammelt genießen möchte. Themen- und Jahresbände haben daher schon seit längerem Konjunktur. Zudem eignen sie sich als Mitbringsel: Niemand wird sich zumindest ein Lächeln verkneifen können, wenn er/sie nach dem Auspacken auch nur einen kurzen Blick in das Innere wirft.

Für die Sammler*innen gibt es – wie immer beim All Verlag – auch hier eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit beigefügtem ExLibris. Außerdem führt Stefan Schmatz mit zusätzlichen, teils farbigen Illustrationen ein in die Hintergründe der Serie und die deutsche Veröffentlichungsgeschichte.

Hägar 1973 VZA
Ex Libris der limitierten VZA

1973 begeisterten Suzi Quatro, The Sweet oder Albert Hammond. Außerdem wurde in diesem Jahr MezzoMix „erfunden“. Der Nostalgiefaktor kann also einfach bedient werden, auch wenn Häger eigentlich zeitlos ist.

© der Abbildungen 2022 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls / 2022 All Verlag

Cauvin/Lambil – Die Blauen Boys 46

Die Krater-Schlacht

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: Willy Lambil

Originaltitel: La bataille du cratère

Salleck Publications

Softcover | 48 Seiten | Farbe | 11,00 € | 
ISBN: 978-3-89908-765-9

Cover Die Blauen Boys 46

Eigentlich ist Morris Schuld daran, dass es diese Serie gibt. Hätte er nicht beschlossen, mit seiner Serie Lucky Luke das Spirou-Magazin zu verlassen, hätte der Verleger Dupuis nicht nach einer neuen Westernserie suchen müssen. Die ersten Bände, bereits getextet von Raoul Cauvin, waren noch von Salvérius gezeichnet worden. Nach seinem Tod hatte dann Willy Lambil übernommen. Im Original ist bereits das letzte Album der beiden erschienen und auch schon das erste der Nachfolger.

Der Schrecken des Krieges

Angefangen hatte alles als lustige, hauptsächlich auf Slapstick setzende Serie. Die Hauptpersonen waren zwar Angehörige der Nordstaaten-Armee, der Bürgerkrieg spielte aber keine große Rolle. Schon bald war klar, dass dieses Szenario zukunftsträchtiger, weil vielseitiger sein würde. Schleichend entwickelte sich die Serie im Laufe der Zeit von einem Quasi-Funny zu einer zutiefst Militär- und Kriegskritischen Serie. Die Schrecken der Schlachten, vor allem für die eingesetzten Soldaten, der Zynismus der Generäle und der Verlust der eigentlichen Motivation bieten genügend Raum für mittlerweile 65 Bände. Die Krater-Schlacht trägt dabei im Original die Nummer 63.

Die Blauen Boys 46 page 19

Petersburg, gehalten von den Südstaaten, wird schon länger von der Nordstaaten-Armee unter General Grant belagert. Jeder bisherige Angriff ist mit hohem Blutzoll und Artilleriefeuer gescheitert. General Alexander, Vorgesetzter der Helden Blutch und Chesterfield, hat diese beiden als Verstärkung geschickt und prompt werden sie Lieutenant-Colonel Pleasant zugeordnet. Dieser will einen Tunnel unter die feindlichen Linien graben und sprengen.

Cauvin gelingt es ausgezeichnet, den Irrsinn des Krieges, den Schrecken für die Beteiligten und die Widersprüche aufzudecken. Das Verhältnis der Weißen und Schwarzen in der „Befreiungsarmee“ lässt erhebliche Zweifel an der Motivation aufkommen. Trotzdem lebt diese Serie immer noch von ihrem Humor und der Situationskomik! Leider ist es zu spät, diese Serie einigen Herren zu empfehlen.

Die Blauen Boys 46 page 20

Halb-realistische Knollennasen

Willy Lambil zeichnet seine Helden mit Knollennasen. Er nimmt dadurch vielen Bildern ein wenig Brutalität und erinnert auch figürlich an die Idee einer lustigen Serie. Um die Nasen herum sind die Zeichnungen im Grenzbereich des typischen Marcinelle-Stils und einer realistischen Zeichnung angelegt.

Auch nach über 50 Bänden merkt man dem Zeichner den Spaß bei der Arbeit an. Viele Panels haben sehr unterschiedliche Tiere im Vordergrund, quasi als Symbol der unberührten, „reinen“ Natur. Sie werden auch durch den Krieg weder beschädigt noch in ihrem Fortbestand bedroht und bilden daher so etwas wie ein seelisches Gleichgewicht.

Die Blauen Boys 46 page 21

Eine der besten Westernserien überhaupt!

Für mich gehören die Blauen Boys zu dem allerbesten, dass das Genre zu bieten hat! Das liegt einerseits an der Verknüpfung der Kriegsthematik mit der humorigen Ebene. Niemand kann einen General ernst nehmen, der ständig trinkt, niemand den verrückten säbelschwingenden Kavalleristen. Zudem ist der ständige Konflikt um die Desertion eine perfekte Kabbelei der Helden im Stile jedes großen Pärchens!

Es bleibt daher nur die Wertung als Must-Have für jede*n, der/die klassische frankobelgische Comics mag! Man kann nur hoffen, dass Eckart Schott in seinem Verlag nicht nur die noch fehlenden aktuellen Bände bringt, was anzunehmen ist. Es wäre auch schön, wenn die Gesamtausgabe nun Fahrt aufnehmen würde und die bei Bastei und Carlsen erschienenen frühen Bände in vernünftiger Übersetzung und Aufmachung nachlieferte.

Dazu passen Country-Rock von The Bombpops und ein Westcoast IPA!

© der Abbildungen Dupuis 2019 – Lambil & Cauvin / 2021 Salleck Publications Eckart Schott Verlag

Van Hamme/Berserik, van Dongen  – Blake & Mortimer 25

Der letzte Tigerhai

Story: Jean Van Hamme
Zeichnungen: 
Teun Berserik & Peter van Dongen
Originaltitel: 
Le Dernier Espadon

Carlsen Comics

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-02345-2

Cover Blake & Mortimer 25

Die Abenteuer von Blake und Mortimer sind eine der am längsten noch laufenden Serien aus dem frankobelgischen Raum. Die ersten Seiten aus der Feder und gezeichnet von Edgar P. Jacobs erschienen bereits 1946 im französischsprachigen Magazin Tintin. Über lange Jahre hinweg war die Serie eine der beliebtesten im Wochenheft und darüber hinaus. Nach Jacobs Tod war zunächst Bob de Moor mit der Fortsetzung betraut worden, das jetzt erschienene Album ist von der insgesamt 10. Kombination aus Szenarist und Zeichner*in. Mehr zu den Hintergründen in der Reddition 75.

Der Tigerhai – eine schreckliche Waffe

Die Ursprünge dieser Serie liegen in den gerade überstandenen Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem sich daraus fast unmittelbar entwickelndem Gegensatz von demokratischen und autoritären Staatensystemen. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hatten gezeigt, wozu die Kriegstechnologie mittlerweile fähig war und nahezu jede*r Überlebende wusste, dass das Schicksal einzelner nichts zählte. Aus dieser Gemengelage heraus war damals die Idee zum „Tigerhai“ entstanden, ein Flugobjekt, dass – mit Atomwaffen bestückt – geeignet war, sich sowohl in sehr großer Höhe als auch unter Wasser fortzubewegen. Bis auf fünf letzte Exemplare waren aber im Laufe der Geschichte alle Exemplare zerstört worden.

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Während des Zweiten Weltkrieges hatte die IRA weiterhin versucht, die Unabhängigkeit des ganzen Irlands von der britischen Herrschaft zu erreichen und dabei unter anderem geplant, zusammen mit den Deutschen den Buckingham Palast zu sprengen. Wir alles wissen, dass dieser Plan scheiterte. Was aber wäre, wenn nach Kriegsende versprengte Nazis und irische Freischärler versuchen sollten, einen zweiten Versuch zu starten. Das ist der Ausgangspunkt für diesen Band und es geht um nichts anderes, als den letzten Tigerhai dafür zu verwenden.

Jean Van Hamme ist einer der besten aktuellen Szenaristen für realistische Comics. Sein Repertoire reicht dabei von Thriller über die Geschichte einer Brauereidynastie bis hin zu einer französischen Adligen, die an ein Bordell in Indien als Sklavin verkauft worden ist. Mit dem Thema Blake und Mortimer ist er seit Jahren vertraut. Daher gelingt es ihm mühelos, einerseits an die Geschehnisse früherer Bände nahtlos anzuknüpfen, als auch Helden und Schurken aus dem Repertoire einzubinden. Fans der Serie werden sich hier unendlich wohl fühlen, aber selbst für Einsteiger*innen bleibt der Band lesbar und verständlich!

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Klare Linie in Reinkultur

Vor allem in den Anfangstagen galt, dass alles in Tintin auch den Vorgaben von Hergé entsprechen musste. Der Belgier hatte sehr klare Vorstellungen von der sogenannten Klaren Linie und Jacobs war einer seiner Musterschüler. Auch Teun Berserik und Peter van Dongen folgen rund 75 Jahre später dieser Vorgabe. Sie müssen aber im Gegensatz zu Jacobs weniger Text in Erklärungskästen in die Panels integrieren. Da auch die beiden schon zwei Bände der Serie für einen anderen Szenaristen gezeichnet haben, sind sie mit dem Zeitdekors, den Figuren und ihren Eigenschaften bereits sehr vertraut.

Und so schauen das britische Understatement aber auch der britische Glaube an sich selbst und das Schicksal nicht nur den beiden Protagonisten beinahe aus jedem Knopfloch und jeder Pfeife. Man mag kaum glauben, dass kein Brite an dieser Produktion beteiligt war. Wer Hochglanz-PiffPuffBäng erwartet, wird hier nicht glücklich werden. Die Geschwindigkeit ist hier (noch) eine andere und obwohl es genügend Tote und Verletzte gibt, ja, sogar gefoltert wird, sind Details der Aktionen nicht zu finden. Insofern ist Blake und Mortimer eine zutiefst konservative Serie.

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Geheimagenten ohne Blockbusterallüren

Auch hier geht es unter anderem um den Einsatz von Doppelnull-Agenten, um die Rettung einer Vielzahl von Menschen (und – of course – um die Rettung der Königsfamilie). Alles ist eingebettet in das Netzwerk einer Serie, in der die einzelnen Bände nicht einer Chronologie folgen, sondern hin- und herspringen. Dementsprechend sind die Aktionen der Helden fast so wichtig wie ihre Motivationen und alles hat Auswirkungen in alle zeitlichen Dimensionen. Wer mehr über die Originalserie erfahren möchte, sei auf die aktuell erscheinende B&M-Bibliothek verwiesen, die jeweils einen ausführlichen redaktionellen Teil enthält.

Für alle, die klassische britische Krimiserien, Verschwörungen und Geheimagent*innen mögen und sich nicht daran stören, dass die politischen Hintergründe wie etwa auch bei „Indiana Jones“ auf der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg basieren. „Die Deutschen“ in Form von übriggebliebenen Nazis taugen noch als Feindbilder und es gibt hier Kategorien wie Gut und Böse. In der modernen Welt mag das aktuell eine gute Form der Fluchtlektüre sein. Aber: obwohl der Comic „Überlänge“ hat, das Blockbuster-Spektakel von 1000 Tonnen Pyrotechnik ist hier nicht von Nöten!

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Dazu passen ein Tee und ein Highland-Whisky sowie Madness mit „Lovestruck“!

© der Abbildungen 2021 Éditions Blake & Mortimer / Studio Jacobs (Dargaud-Lombard S.A.) / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

Cauvin/Berck – Sammy & Jack Integral 1

Gesamtausgabe Band 1: 1970 – 1973

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: 
Arthur Berckmans (Berck)
Originaltitel: 
Sammy & Jack Integral 1

Kult Comics

Hardcover | 288 Seiten | Farbe | 35,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-246-5

Cover Sammy & Jack Integral 1

Nicht alle frankobelgischen Klassiker haben eine ZACK-Vergangenheit! Man sollte die Bandbreite der Kauka-Produktionen nicht unterschätzen. Zwar hatten einige Stoffe unter kruden Übersetzungen und darauffolgenden Lizenzentzügen zu leiden, viele Serien liefen aber zum Teil mehrfach in verschiedenen Publikationen. Während es die Blauen Boys später tatsächlich in das ZACK „geschafft haben“, kennen wir Cauvins zweite langlebige Serie über die Gorillas und ihre Jobs, Sammy & Jack, aus dem PRIMO und Fix & Foxi. Der erste Band der 10-teiligen Integral-Reihe ist gerade erschienen!

Gorillas, Gags und blaue Bohnen

Chicago ist ein heißes Pflaster: Gangster beschießen sich mit Maschinenpistolen, Handgranaten fliegen und Menschen brauchen aus unterschiedlichsten Gründen Schutz. Genau diesen bietet die Leibwächter-Agentur von Jack Attaway. Er und sein Angestellter Sammy Day kennen dabei keinen Auftrag, der zu schwer wäre. Er darf nur nicht zu gering bezahlt sein. Die Serie hat zunächst einige kurze Episoden und wird gleich auf Anhieb in der Leser*innenumfrage auf Platz 13 gewählt. Wenig später folgen lange Geschichten und auch schon bald Alben.

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Wie so oft werden dabei auch hier kürzere Episoden aus der Anfangszeit erst später zu einem Album zusammengefasst. Das integral enthält die Geschichten aber gemäß der Reihenfolge ihrer Veröffentlichungen in dem Magazin Spirou/Robbedoes. Die Gorillas tanzen Samba ist der erste Streich und führt die Hauptpersonen und das Setting ein: Es wird viel geballert, es geht um Gangster im Chicago Anfang der 30-er Jahre, aber es ist keine klassische Detektiv/Polizei-Serie. Jack führt ein Büro mit Leibwächtern (=Gorillas) für alle Fälle, Sammy ist sein bester Mitarbeiter. Bereits fünf Wochen nach Abschluss folgt mit Babys und Gorillas der zweite Teil. Wieder geht es darum, dass Slapstick und das Feuern der Maschinenpistolen sich abwechseln. Es ist allerdings vollkommen klar, dass die Serie auf der humoristischen Schiene laufen wird.

Ein Markenzeichen der Serie sind die wechselnden Szenarien: Gorillas und alte Gauner spielt etwa fast komplett in einem Altenheim. Cauvin beweist hier seine Fähigkeiten, abstruse Orte als Ausgangspunkt für irre Verwicklungen zu nehmen. Ein Gefängnisausbruch ist der Startpunkt für abgedrehte Verfolgungsjagden in Gorillas und Spaghetti. In Gorillas und Roboter geht es um zwei Wissenschaftler, Zwillinge, die sich überhaupt nicht leiden können und irrwitzige Maschinen konstruieren, um sich zu bekämpfen. Wie immer werden die beiden Helden in die Geschichte geworfen, müssen sehen, wie sie zurechtkommen und hoffen auf das große Geld.

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Die Serie etabliert sich

Berck hatte Tintin wegen fehlender Wertschätzung verlassen; seinen dortigen Serien war die Ehre einer eigenständigen Albenveröffentlichung als Hardcover nicht vergönnt gewesen. Auch Sammy & Jack wurde zunächst „nur“ in der Sammelreihe „Okay-Album“ zweitveröffentlicht. Schon nach zwei Bänden war man Dupuis aber vom Erfolg überzeugt und spendierte Berck und Cauvin eine eigene Reihe. In dieser erschien schließlich auch Die Gorillas schlagen zu in der es um den Kampf von zwei Boxpromotern geht. Beide haben einen scheinbar etwas einfältigen Koloss und versuchen den Kampf der beiden bereits im Vorfeld mit unfairen Mitteln zu entscheiden. Dazwischen stehen natürlich unsere Helden.

Die erste „lange“ Geschichte ist dann Rum Row. Zu Zeiten der Prohibition lagen minimal außerhalb der Drei-Meilen-Zone vor den USA Schiffe, die als Casino und Bar umgebaut waren und legal Glücksspiele und Alkohol anbieten konnten. Über diese Etablissements lief aber auch ein großer Teil des illegalen Schmuggels an Land. Sammy & Jack übernehmen hier einen Auftrag der staatlichen Behörden. Mit dieser Geschichte bringt Cauvin reale Begebenheiten und humorige Szenarien in einer Art zusammen, die auch bei den Blauen Boys hervorragend funktioniert und sein Markenzeichen werden wird.

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TakTakTakTak und BOM

Berck war bereits ein bekannter Zeichner (etwa Kasimir, der bald im All Verlag erscheint, oder der aus ZACK bekannte Timmy Tambour), musste also keinesfalls noch lernen. Und so sind die Geschichten über die Leibwächter von Anfang an hochklassig. Das Seitenlayout ist noch streifenbasiert, wird aber von Geschichte zu Geschichte großzügiger und enthält Überspannungen und sogar runde Elemente. Die Figuren haben oftmals eine Knollennase und überspitzen teilweise Vorurteile.

Vor allem aber sind die Zeichnungen geprägt von Bomben, Schüssen, Unfällen, kurz von allem, was wehtut. Natürlich tragen die Opfer keine echten Blessuren davon, freuen sich sogar, dass sie nun von hübschen Krankenschwestern verbunden werden können. Dieser leicht anarchistische Humor wird dem Zeichner aber von der französischen Zensurbehörde angekreidet. Für ein Verbot langte das „leider“ allerdings nicht.

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Eine klare Empfehlung

Endlich ist dieser Klassiker in einer der Qualität der Serie angemessenen Form auch in Deutschland erhältlich. Einzelne Episoden waren bereits in Primo und Fix und Foxi erschienen, später brachten sowohl Carlsen als auch Salleck einzelne Alben heraus. Nun also die Gesamtausgabe inklusive vereinzelter Einseiter, einer Unmenge von Illustrationen und aller serienbezogener Titelbilder. Dazu kommen hervorragende bibliographische Angaben zu den einzelnen Geschichten.

Richtig rund wird das Ganze aber durch die redaktionellen Beiträge. Aus leider gegebenem Anlass startet der Band mit Rückblicken auf die vor kurzem verstorbenen Künstler. Aus der niederländischen Ausgabe werden alle Beiträge über die Schöpfer der Serie und ihren Werdegang sowie die Hintergründe der einzelnen Geschichten übernommen, ergänzt um einen eigens geschriebenen Teil, der sich um die deutsche Veröffentlichungsgeschichte kümmert. Perfekt für Fans! Die limitierte Vorzugsausgabe ist bereits verlagsvergriffen.

Cover Vorzugsausgabe Sammy & Jack integral 1
Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen Nathan Evans mit „Wellerman“ und ein Bourbon auf Eis.

© der Abbildungen Dupuis, 1973, 1974, 1978 by Cauvin, Berck / 2021 Berck / 2022 Comic Combo, Leipzig

Charlier/MiTacq – Die Biber-Patrouille GA 5

1968 – 1975

Story: Jean-Michel Charlier
Zeichnungen: MiTacq (das ist Michel Tacq)

Originaltitel: La Patrouille des Castors – Integrale 5

Salleck Publications

Hardcover | 286 Seiten | Farbe | 34,90 € | 
ISBN: 978-3-89908-762-8

Cover Charlier/MiTacq Biberpatrouille GA 5

1954 erschienen in Spirou/Robbedoes die ersten Seiten einer neuen Serie über eine Gruppe von jungen Pfadfindern. Zeichnerisch anfangs noch nicht sehr ausgereift, entwickelte sich Die Biber-Patrouille schnell zu Lieblingen der Leser*innen und mauserte sich zu anspruchsvollen Geschichten mit ausgereiften Zeichnungen. Die hier präsentierten Folgen 17 bis 20 zeigen einerseits das viele Genres umspannende Können des Szenaristen, deuten aber auch an, wie lange der Zeichner auf die Texte warten musste.

Auf Hilfsmission in Afrika

Die ersten beiden Geschichten Das Land des Todes und Die Dämonen der Nacht spielen in einem imaginären afrikanischen Land. Obwohl der Boden eigentlich fruchtbar ist, leidet die Bevölkerung unter einer Hungersnot. Ohne ersichtlichen Grund scheinen ganze Landstriche plötzlich wie von einer Krankheit befallen und alle Pflanzen sterben ab. Der Präsident hat um europäische wissenschaftliche Hilfe gebeten und wie der Zufall es will handelt es sich um den Vater des Anführers der Biber. Natürlich machen sich die fünf Jungen auf den Weg nach Afrika, um zu helfen.

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Es stellt sich allerdings sehr schnell heraus, dass nicht nur die Natur leidet; Kriminelle versuchen, die Situation zu nutzen und bereiten einen Putsch vor und die Pfandfinder haben sich gleich am Flughafen den mächtigsten General zum Feind gemacht. Sehr spannende Geschichte, die einerseits auf die Schwierigkeiten der europäischen, wissenschaftlich geprägten Sichtweise im Konflikt mit der traditionellen, Magie-orientierten Denkweise der Einwohner*innen hinweist. Andererseits wird aber natürlich auch deutlich, was die Organisation alles unternimmt. Charlier vermeidet aber eine allzu paternalistische Sicht und ist somit auch heute noch gut lesbar.

Kriminelle und Höhlen

Es folgt erneut ein Zweiteiler: 20 Milliarden unter der Erde spielt im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien. Das Gebirge ist voller verzweigter Höhlen und der Sage nach gibt es eine unterirdische Verbindung zwischen den zwei Ländern, die bereits früher von dem sagenumwobenen „El Demonio“ genutzt worden ist. Unsere Fünf Freunde wollen insbesondere das sogenannte Höllenloch erkunden. Sie müssen allerdings feststellen, dass ihr Trip unter keinem guten Stern steht: Ihre Ausrüstung wird beschädigt, die Vorräte gestohlen und die Polizei sucht einen entflohenen Verbrecher in just dieser Gegend.

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Erneut entwickelt Charlier einen spannenden Handlungsbogen, der sich dieses Mal nicht um die Organisation der Scouts dreht, sondern klassische Abenteuer- und Krimimotive verknüpft. Die Geschichte bleibt dabei glaubhaft für Kinder, lässt aber die Erwachsenen als solche handeln.

Zeichnungen im realistischen Stil

MiTacqs Anfänge waren relativ einfach. Wie weit er sich im Laufe dieser Serie entwickelt hat, ist beachtlich! Sowohl die afrikanische Landschaft als auch die französisch-spanischen Pyrenäen geraten ausgesprochen detailreich und realistisch. Auch weil die einzelnen Teile der Szenarien so kleckerhaft eintreffen, ist genügend Zeit für Recherche und Skizzen. Letztere sind im Übrigen in großer Zahl Bestandteil der Illustrationen des großartigen Sekundärteils.

Die figürliche Darstellung der fünf Biber als auch der anderen Personen ist wesentlich realistischer als noch zu Beginn. Auch in den Zeichnungen ist zu bemerken, dass die Jugendlichen zwar als solche dargestellt werden, die Szenen aber nicht abgeschwächt werden. Als Beispiel dafür möge das Feuer dienen, dass das Labor vernichtet. Dadurch bleibt die Serie gut lesbar und ist keinesfalls nur als historisches Dokument zu betrachten!

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Für die Fans klassischer Abenteuergeschichten

Natürlich hatte die Pfadfinderbewegung früher einen ganz anderen Stellenwert, insbesondere in katholischen Ländern. Die Identifikation von heutigen Jugendlichen mit den fünf Bibern würde daher nicht ganz so leichtfallen. Im Endeffekt geht es aber um eine Gruppe von Jugendlichen, die ihre Abenteuer erleben und insofern ist eine Vergleichbarkeit mit Fragezeichen, Wilden Hühnern oder 5 Freunden natürlich gegeben. Spannend ist die Geschichte allemal und die Zeichnungen sind zeitlos genug, um auch heute noch Spaß zu bereiten. Nur die Kommunikation ist heute natürlich eine komplett andere.

Die Gesamtausgabe der Bände, die auf Deutsch vor rund 40 Jahren letztmals bei Bastei erschienen sind, ist vorzüglich aufbereitet! Nicht nur die lange, ausgezeichnete Einführung von Gilles Ratier, die sehr informativ und lebhaft geschrieben, vor allem aber mit einer Unmenge an Illustrationen angereichert ist, trägt dazu bei. Das Papier passt zu dem Klassiker, die bibliographischen Informationen sind ausführlich und der Abdruck von Cover, Backcover und Frontillustration tut ein Übriges. Die Gesamtausgabe ist sicherlich in jeder Sammlung frankobelgischer Comics des letzten Jahrhunderts sehr gut aufgehoben!

Biber Patroulle GA 5 backcover

Dazu passen Garage-Rock von The Sonics und eine Fruchtschorle eurer Wahl!

© der Abbildungen Dupuis, 2014 / 2021 Salleck Publications Eckart Schott Verlag

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