Aaronovitch/Cartmel/Sullivan – Die Flüsse von London 8

Motoren, Magie und Märchen!

Story: Ben Aaronovitch und Andrew Cartmel
Zeichnungen: 
Lee Sullivan
Originaltitel: 
Rivers of London: The Fey and the Furious

Panini Comics

Prestige | 132 Seiten | Farbe | 17 €
ISBN: 978-3-7416-2517-6

Cover Die Flüsse von London 8

Die Flüsse von London sind ein kontinuierlich wachsendes Konglomerat aus Romanen, Erzählungen und Graphic Novels die eine gemeinsame Geschichte erzählen. Eine Übersicht über die empfohlene Lese-Reihenfolge findet sich am Anfang von allen Comics aus der Reihe. Einige Bände sind hier bereits besprochen worden: Zuletzt Wassergras, davor aber ebenfalls ein Titel, in dem es um schnelle Fahrzeuge ging: Autowahn.

Mit Vollgas ins Reich der Magie

Peter Grant ist nicht nur Polizist in London, sondern auch praktizierender Zauberer. Dementsprechend arbeitet er im „Folly“, der Abteilung für Fälle mit übernatürlichem Bezug. In London (wie eigentlich in fast allen Großstädten auf der Welt) finden illegale Autorennen statt. Aufgemotzte Karren liefern sich teilweise organisierte Rennen bei denen immer wieder Fahrer*innen aber auch Unbeteiligte schwer verletzt oder getötet werden. Hier scheint es zusätzlich aber auch noch eine magische Komponente zu geben und dazu auch noch eine Verbindung in die Niederlande.

Detail Die Flüsse von London 8

Peter begibt sich also in die Gefahr und beteiligt sich an einem illegalen Rennen, um mehr über die Sache herauszufinden. Schnell wird deutlich, wie gefährlich die Rennen wirklich sind und wie schnell Lebensträume in Krankenhäusern enden können. Tatsächlich gelingt es Peter aber, zu einem weiteren Rennen eingeladen zu werden. Oft gibt es für solche Aktionen geheime Treffpunkte, selten aber wechseln die Teilnehmer*innen dafür in das Reich der Feen! Motoren, Magie und Märchen in Kombination.

Hier trifft unser Held auf eine alte Bekannte und viele Konkurrenten, die ihm nicht besonders wohlgesonnen sind. Er stellt aber auch fest, dass es stabile Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Welten zu geben scheint und macht sich auf die Suche nach dem Exportgut, das den Luxus finanziert. Interessanter Plot, der nicht nur die Welt weiterspinnt, sondern auch eine Verbindung zwischen den Rennen und allgemeiner Kriminalität herstellt. Rücksichtslosigkeit zeigt sich oftmals nicht nur an einer Stelle!

Typische englische Zeichenkunst

Die Flüsse von London haben mittlerweile ihren festen Platz im englischen Comic-Kosmos, etwa neben Dr. Who. Die Akteure arbeiten oft gleichzeitig für Filmproduktionen und das hat natürlich Auswirkungen auf beide Seiten. Die Comic-Bände sind oft sehr filmisch angelegt und ahmen Kamerafahrten nach. Die Rennszenen springen von Cockpit-Innenansichten der Teams zu Totalen und wieder zurück und sind daher sehr actionreich.

Detail Die Flüsse von London 8

Der Band schließt wie üblich wieder mit Einseitern, genannt Geschichten aus dem Folly. Hier gefallen mir die Gesichter und vor allem die Mundpartien besser als in der Hauptgeschichte. Auch die Coverabbildungen haben eine sehr schöne Qualität.

Magie und Crime – eine schöne Verbindung

Die Teile dieser Serie bieten alle eine spannende Verbindung von zwei Elementen, die dadurch etwas ganz Eigenes haben: Crimestories gibt es wie Sand am Meer und magische Welten ebenfalls. Dass aber ein Mensch mit Flussgöttinen zusammen gegen multiweltliche Verbrechensorganisationen ermittelt, hat einen großen Charme. Dazu kommt ein wenig englisches Flair!

Panini druckt wie immer nicht nur ein paar Variantcover mit ab und gibt Informationen zu der Serie und ihren Schöpfer*innen. Hier gibt es auch noch Hintergrundinfos zu Straßenrennen, Feen und Einhörnern. Perfekt! Alle Teile der Serie sind übrigens auch für Einsteiger*innen problemlos verständlich. Die Welt wird zwar immer komplexer und Verbindungen lassen sich ziehen, nichts davon ist aber notwendiges Wissen.

Backcover Die Flüsse von London 8

Dazu passen Madness & Ian Dury mit “Drip Fed Fred” und ein London Dry Gin mit Tonic.

© der Abbildungen 2020, 2021 Ben Aaronovitch, 2021 Panini Comics

ZACK 268

ZACK 268 (Oktober 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 268

Der Herbst ist gekommen, die Tage werden wieder kürzer und unfreundlicher, laden dafür aber zum Lesen in gemütlicher Umgebung ein. In etwa dieses Gefühl vermittelt auch das Cover des aktuellen ZACK: Der Kommissar steht im Regen, Schal und Mütze deuten an, dass es zudem kalt ist. Also ab nach drinnen, ins Warme, und mit dem Genießen von ganz verschiedenen „Runderneuerungen“ beginnen!

Der Rückkehrer

Rick Master war einer der beliebtesten Helden des alten ZACK. Die Gesamtausgabe seiner Werke bei Splitter nähert sich dem Ende. Aber auch die aktuellen Abenteuer sind bereits bei Band 5 angelangt! Zidrou hat es längst geschafft, die modernisierte Figur zu etablieren, Nadine aus dem Schatten zu holen und mit eigenen Aufgaben zu betrauen. Nun wird auch das Verhältnis zur Polizei versuchsweise neugeordnet. Kommissar Bourdon ist dienstlich im Senegal und als Austausch übernimmt Ousmane Dior seinen Job.

ZACK 268 page 5

Dadurch können neben der sehr spannend startenden Geschichte um einen Serienkiller, der von den Medien Cupido genannt wird, auch Vorurteile und Rassismus thematisiert werden. Simon Van Liemt setzt Kommissar Griot mit Referenzen auf das Original sehr eigenständig und souverän um. Lassen wir uns überraschen, wie die Verbindung aus Kommissar und „der Sänger“ gemeint ist.

Die Fortsetzungen

Die Frau mit dem Silberstern spielt ein Jahr nachdem ein Leutnant aus Fort Navajo dem kleinen Örtchen Silver Creek Frieden gebracht hat. Dieser war allerdings leider nicht von Dauer wie die Bewohner*innen leidvoll erfahren müssen. Martin Frei verknüpft persönliche Geschicke und Entwicklungen der bekannten Nebenfiguren mit dramatischen Ereignissen und liefert somit nicht nur eine liebevolle Hommage ab, sondern bereichert das Genre mit einer für sich selbst stehenden Story! Die Figuren hat er mittlerweile sicher im Griff, die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Hintergründe gewinnen an Detailschärfe und Tiefe! Leutnant Blueskull ist auf dem besten Weg, für das ZACK ein internationaler Verkaufserfolg werden zu können.

ZACK 268 page 23

Auch Michel Vaillant bewegt sich schon lange auf neuen Pfaden in der sogenannten Zweiten Staffel. Zweikämpfe ist dabei der erste Band ohne direkt Mitwirkung eines Graton und zeigt die Teilnahme der Vaillantes an der Rallye-Weltmeisterschaft. Es gibt keine Stallregie und Michel und sein jugendlicher Herausforderer Daniel Farid scheinen das interne Rennen fast als wichtiger zu erachten denn die offizielle Rangfolge. Schöne Rennszenen eingebettet in viel Natur von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil! Die Story von Denis Lapière passt in den MV-Kosmos, lässt Leser*innen ob der Rennspektakel in möglichst unberührter Natur aber ein wenig ratlos zurück – Sollte das neue Engagement mit E-Motoren doch nur ein Strohfeuer gewesen sein?

ZACK 268 page 41

Die Abschiede

Die modernisierte Version von Suske und Wiske für Erwachsene – Amoras 2047 – verlässt die Seiten des ZACK zunächst einmal wieder.  Wird es Suske mit Hilfe von Jerusalem gelingen, die gefangene Wiske zu befreien? Rasante Action von Marc Legendre mit Zeichnungen von Charel Cambré die zurecht als beste flämische Serie der letzten 10 Jahre gehandelt wird! Es bleibt zu hoffen, dass die Abstände zwischen den einzelnen Teilen nicht zu lang sind. Das aktuelle StripGlossy hat gerade die ersten Seiten des neunten Bandes der Nachfolgeserie vorveröffentlicht!

Detail ZACK 268 page 53

Ebenfalls beendet ist das letzte Abenteuer mit Jerry Spring. Der Zorn der Apachen war der Versuch, die Serie nach dem Tod von Jijé fortzusetzen. Festin hatte das Szenario geschrieben, Franz für eine dem Original stilistisch ähnliche Umsetzung gesorgt. Die deutsche Erstveröffentlichung dieses klassischen Westerns hat lange auf sich warten lassen; die Zeichnungen hatten mühevoll restauriert werden müssen. Die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen bösen Weißen und in die Enge getriebenen Roten würde heutzutage sicherlich anders dargestellt werden, hat aber nostalgischen Charme und somit ihre Berechtigung.

Detail ZACK 268 page 69

Und sonst?

Parker & Badger sind die Alltagsloser, die zwischendurch auflockern dürfen, und Tizombi bringt den schwarzen Humor ein. Letzteres ist immer noch mein Favorit der One-Pager. Die Strip-Fans bekommen ihre Dosis der unerträglichen Leichtigkeit des Slip und die Informationshungrigen bekommen wie immer News, Rezensionen und zwei Artikel. Neben der Einführung in das wieder aufgelebte Donjon Universum von Christian Endres wird der nun schon seit 10 Jahren bestehende JaJa-Verlag vorgestellt.

Gerade diese Mischung aus Tradition und Moderne ist sicherlich der Markenkern des ZACK: Nicht rückwärtsgewandtes Festhalten an Vergangenem, sondern nach vorn schauende Modernisierung ist gefragt. Dementsprechend ist auch der „ZACK-Club“-Anstecker nicht einfach eine Neuauflage, sondern eine mit modernem Komfort ausgestatte Variante.

Dazu passen The Shifters mit ihrer jungen Interpretation traditionellen Skas und ein Kellerbier: lange vergessene aber mittlerweile wiederentdeckte Tradition.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

ZACK 267

ZACK 267 (September 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 267

Zwei verschiedene Westernserien in einer Ausgabe – da muss man in der ZACK-Historie schon sehr weit zurückgehen, um etwas Vergleichbares zu finden. Das aktuelle Heft könnte unter dem Motto „Die volle Ladung Emotionen“ stehen: Es geht um Schwärmereien, Rivalitäten, Arroganz und Wut, Chuzpe und Trauer, kurzum um das Leben selbst.

Der Neustart

Lange erwartet, medial mit vielen, kleinen Ausblicken optimal vorbereitet startet Die Frau mit dem Silberstern, der erste Western von Martin Frei. Dieser erzählt zunächst im Interview mit Alexandra Boisen einiges zu den Motiven für diese Geschichte, aber auch zu seinen anderen Projekten. Die auf zwei Teile angelegte Story setzt mit Leutnant Blueskull ein Jahr nachdem Leutnant Blueberry das Städtchen Silver Creek verlassen hatte ein. Die Lehrerin Miss March vermisst ihren Helden und wünscht sich ihn zurück, aber dieser hat längst andere Aufgaben übernommen. Rusty ist vom neuen Marshall übernommen worden und einige der alten Regeln wie das Waffenverbot sind noch gültig. Die Stimmung in dem Städtchen ist jedoch gespannt, denn konservative Kreise versuchen die Zeit zurückzudrehen. Und dann sind da noch die Träume der Titelheldin.

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Die Zeichnungen des deutschen Allround-Talentes können mit denen von Giraud erwartungsgemäß nicht ganz mithalten. Weder ist die Landschaft ähnlich komplex dargestellt noch sind die Figuren ohne Fehl und Tadel. Was sich allerdings aufgrund des Vergleiches wie ein Makel anhört, ist ehrlicherweise anders einzuordnen. Einige Seiten von Martin Frei sind wirklich erste Sahne (etwa Seite 12 oder die Traumsequenz auf Seite 15), bei anderen sind es nur Details, die nicht ganz gelungen sind. Mal ist ein Gesicht zu dick, mal scheint ein Oberkörper ein wenig zu kurz. Meckern auf hohem Niveau also. Die Story fängt vielschichtig an und verspricht aufgrund der verschiedenen Interessen einiges an Spannung. Bleiben wir am Ball!

Die Fortsetzungen

Während der eine aus Sorge um die Gesundheit seines Vaters nicht ganz bei der Sache ist, will der andere, der junge Herausforderer, zeigen, dass nun seine Zeit gekommen ist.  Zweikämpfe bringen für Michel Vaillant nicht nur einen aggressiven Gegner aus dem eigenen Rennstall, sondern schreiben vor allem auch die Geschichte des Hauses Vaillante weiter. Der Kampf mit dem betrügerischen Investor Slate wird mittlerweile gerichtlich ausgetragen, verursacht aber bei allen Familienmitgliedern eine hohe Stesslast. Denis Lapière entwickelt sein erstes Solo-Abenteuer ohne große Brüche und besänftigt damit wahrscheinlich zunächst die größten Befürchtungen der Fans. Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil haben den Strich etwas modernisiert. Die Figuren sind nicht mehr ganz so ikonografisch, wirken manchmal sogar etwas hölzern. Die Rennszenen sind dagegen an Dynamik kaum zu übertreffen.

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Fans der originalen Suske und Wiske-Comics haben sich wahrscheinlich vor Schreck die Augen gerieben als sie die ersten Seiten von Amoras 2047 gelesen haben: Marc Legendre deutet Gewalt nicht nur an, seine Akteur*innen werden verletzt, gefoltert und auch Tote hat es schon gegeben. Charel Cambré ist von der belgischen Schule geprägt. Seine Zeichnungen können genau diese Spannung zwischen jugendlicher Verharmlosung und Slapstick einerseits, erwachsener Hoffnungslosigkeit andererseits gut transportieren. Suske ist besorgt, verängstigt und wütend und kann sich kaum kontrollieren – Nicht die besten Voraussetzungen für einen Versuch, die vom skrupellosen Krimson gefangengehaltene Wiske zu befreien. Eine der besten flämischen Serien der letzten 10 Jahre.

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Der zweite Western ist ein Klassiker und hat sehr lange gebraucht, bis er endlich auf Deutsch erscheint. Jerry Spring ist die Serie, in der Giraud teilweise aushalf, bevor er Leutnant Blueberry startete. Und damit schließt sich sozusagen ein Kreis. Während Jije für die ersten 21 Bände verantwortlich war, entstand der letzte Band der Reihe nach einem Szenario von Festin. Franz zeichnet in Der Zorn der Apachen den Helden als Beauftragten der amerikanischen Regierung. Er soll Indianern in einer Reservatsangelegenheit beistehen. Einige junge Krieger haben aber Geduld und Hoffnung verloren während skrupellose weiße Geschäftemacher auf die Vernichtung der ursprünglichen Bewohner*innen setzen. Der Stil ist nicht mehr der modernste, das Setting vielleicht auch nicht. Trotzdem haben viele auf diese Erstveröffentlichung schon nicht mehr zu hoffen gewagt!

ZACK 267 page 69

Der Abschied

Die Flintenweiber beenden ihr erstes Abenteuer Der Diebstahl des Siegels bereits wieder. Die Wohnung, in der die teilweise verletzten Frauen Zuflucht gesucht haben, wird umstellt und es erscheint keineswegs sicher, dass keine Katastrophe passieren wird. Spannende Mischung von Pierre Pevel aus Steampunk, Mystery und Krimiaction mit drei sehr sympathischen weiblichen Hauptfiguren, die sich keinesfalls einem Männerregime unterwerfen wollen. Étienne Willem verbindet in diesem Semi-Funny Freude an lauter Action mit unfassbarer Komik und einer Portion anarchistischen Witzes. Es bleibt zu hoffen, dass die Fortsetzung ebenfalls ihren Weg in das ZACK finden wird.

ZACK 267 page 56

Und sonst?

Parker & Badge versuchen sich als Hundesitter und in Tizombi geht es um lebendes Gemüse. Neben diesen Onepagern gibt es natürlich wie immer auch News und Besprechungen als Trenner zwischen den Comics. Dazu wie bereits oben erwähnt ein Interview mit Martin Frei zum Start der neuen Serie und Gedanken von Christian Endres über das multimediale Watchmen-Universum.

Wie immer eine gute Mischung über verschiedene Genres und Zeichenstile hinweg, nicht nur für die Generation ZACK, sondern für alle, die den Mainstream guter europäischer Comics nicht außer Acht lassen wollen. Dazu gehören natürlich auch Comics aus Deutschland wie die Frau mit dem Silberstern!

Dazu passen The Specials mit der ersten Auskoppelung aus dem neuen Album (Freedom Highway) und ein Sommer Gin mit ein wenig Grapefruit anstelle von Zitrone.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

ZACK 266

ZACK 266 (August 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 266 (August 2021)

Einmal im Jahr ist der klassischste ZACK-Held überhaupt auf dem Cover: Michel Vaillant. Mit dem in dieser Ausgabe startenden neunten Band der zweiten Staffel beginnt eine ganz neue Ära: Zum ersten Mal überhaupt in der langen Geschichte des Rennfahrers ist kein Graton an der Entstehung des Albums beteiligt gewesen! Philippe Graton hatte nach den 13 Tagen seinen Ausstieg verkündet, die Rechte sind an Dupuis verkauft worden. Kommentare dazu sind ausdrücklich erwünscht!

Der Neustart

Schon das Cover deutet es an und auch das aktuelle Formel-1-Geschehen ist voll davon: Zweikämpfe im eigenen Lager können das Salz in der Suppe sein, das Leben aber auch komplizieren. Für die Rallye-Weltmeisterschaft hat Vaillante zwei Teams benannt: Michel Vaillant und Gabriele Spangenberg sowie Daniel Farid und Alex Bracchi. Daniel ist ein moderner junger Fahrer mit Instaccount und vielen Followern. Nun möchte er beweisen, dass er besser ist als der Posterboy seiner Jugend.

ZACK 266 Page 3

Denis Lapière beweist meiner Meinung nach, dass er sich genügend in die Materie eingearbeitet hat und übernimmt nahtlos. Er traut sich auch bereits jetzt, Änderungen in der Firmenverwaltung anzukündigen und führt damit die von Phillipe begonnene Handlung fort. Das Artwork von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ist auf bekanntem hohem Niveau und macht die Geschichte auch für Nicht-Rennsportfans attraktiv! Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Serie weiterentwickelt, brauchen aber zunächst keine angst vor einem Qualitätsabfall haben.

Die Fortsetzungen

Das letzte Abenteuer von Jerry Spring stammt von Festin und wurde von Franz zeichnerisch umgesetzt. 22 Jahre musste man auf eine deutsche Veröffentlichung warten! Der Zorn der Apachen zeigt den Helden als Beauftragten der Regierung in einem Konflikt zwischen Stadtbewohnern und Indianer*innen. Dabei geht es durchaus zur Sache wenn auch Jerry selbst zurzeit wegen seiner Verletzung außer Gefecht ist. Die Vorlagen wurden im Vergleich zum ersten Teil etwas aufgehellt und damit qualitativ verbessert. Vielleicht nicht die innovativste aller Westerngeschichten, sicherlich auch anders als von Jerry-Spring-Puristen gehofft, trotzdem aber immer noch gut lesbar und mit teils sehr guten Zeichnungen.

ZACK 266 Detail Page 20

Die modernisierte Version von Suske und Wiske geht ebenfalls in die zweite Runde: In Amoras 2047 haben Marc Legendre und Zeichner Charel Cambre eine Version für Erwachsene abgeliefert die über sechs Alben hinweg eine durchgehende Geschichte erzählt. Die beiden Held*innen waren in die Zukunft versetzt und getrennt worden. Während sich Wiske gegen jugendliche Schläger wehren muss geraten Suske und Jerusalem unter Beschuss. Auch Krimson hat seinen ersten Auftritt. Eine der besten aktuellen Serien des europäischen Comics hat es endlich nach Deutschland geschafft. Der zwischen Semi-Funny und Realismus angesiedelte Stil transportiert die düstere Zukunftsvision perfekt und schafft es, den etwas altbackenen Figuren des Originals neues Leben einzuhauchen! Top-Tipp!

ZACK 266 Page 33

Die Flintenweiber müssen einerseits ihre Wunden lecken, die ihnen bei der versuchten Übergabe des geraubten Ringes zugefügt worden waren, und geraten andererseits in den Fokus der Ermittlungen verschiedener Dienststellen. Noch bietet die Serie von Pierre Pevel vielleicht etwas viel: Steampunk, Fantasy, Krimi und Action. Wenn man allerdings die Zeichnungen von Étienne Willem sieht kann man erahnen, dass uns noch viel Spaß bereitet werden wird. Moderne Heldinnen, ein Schuss Arsene Lupin und ein wenig Märchen gibt einen netten Eintopf!

ZACK 266 Detail Page 53

Abschied

Aida Nur ist eine junge Nachtclubtänzerin im Kairo des Jahres 1922. Sie verkauft heimlich und unter der Hand gefundene altägyptische Antiquitäten und gerät damit zwischen die Fronten der Profiteure des lukrativen Geschäftes. Ohne zu wissen, wer „gut“ oder „böse“ ist, hat sie mit allen zu tun und wird schließlich entführt. Die Dänin Sussi Bech hat die Geschichten um diese Heldin im Stil der Klaren Linie angelegt. Der erste Band hat immer auch die Aufgabe, Personen und Hintergründe einzuführen, und muss daher gelegentlich weiter ausholen. Dies vorausgeschickt ist Tod in Kairo ein ordentlicher Start der neuen Serie!

ZACK 266 Page 68

Und sonst?

Wie immer bietet auch diese Ausgabe Onepager von Parker & Badger sowie Tizombi, Infos aus der Welt der Neunten Kunst, Rezensionen und den ZACK-Keller. Die Artikel beleuchten die anthropomorphe Comicserie Die 5 Reiche sowie den Versuch des Jungen Museums Frankfurt, Stadtgeschichte auf neuen wegen an junge Leute zu bringen.

ZACK 266 Detail Page 66

Während bei unseren westlichen Nachbarn immer mehr Publikationen mit mehr oder weniger Comic- und Sekundäranteilen erscheinen, bleibt hier der Platzhirsch ZACK unangefochten. Es wäre auch schwierig, dieser Mischung aus qualitativ hochwertigen Comics und Information etwas entgegenzusetzen! Im nächsten Heft kommt mit Martin Frei dann auch wieder ein Künstler aus deutschen Landen zu Ehren mit einem weiteren Western!

Dazu passen The Melodians und als Erinnerung an oder Vorfreude auf den Urlaub ein Bubble Frisss.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Duchâteau/Denayer – Alain Chevallier 9

Das Todeskommando

Story: André-Paul Duchâteau 
Zeichnungen: Christian Denayer

Originaltitel: Team de la Mort

All Verlag

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-96804-034-9

Cover Duchâreau/Denayer - Alain Chevallier 9

Der All Verlag bringt die Abenteuer des Rennfahrers Alain Chevallier erstmals einheitlich und komplett in deutscher Sprache. Der auch im Koralle-ZACK veröffentlichte Rennfahrer stand immer ein wenig im Schatten von zwei anderen ZACK-Serien. Im Motorsport kommt in Deutschland niemand an die Popularität von Michel Vaillant heran und Rick Master, die andere Serie des Texters Duchâteau, hat ebenfalls eine riesige Fanbase. Dieser Zustand basiert allerdings auch auf Unkenntnis und so ist es sicherlich richtig, dass gleichzeitig Bände aus der Anfangszeit der Serie und solche aus der zweiten Hälfte erscheinen. Parallel zu Band 9 ist daher jetzt auch die Nummer 2 erhältlich.

Formel 1 und Gangsterspiele

Eine der großen Fähigkeiten von André-Paul Duchâteau ist die Verknüpfung von Erzählsträngen, die auf den ersten Blick überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Wir sehen daher auch zwei Gruppen junger Menschen, die sich über ihre Zukunft unterhalten. Während die einen über ihre Chancen in verschiedenen Motorsportdisziplinen fachsimpeln, planen die anderen generalstabsmäßig eine kriminelle Aktion. Die Leser*innen von Das Todeskommando haben den Akteuren Wissen voraus, sie können bereits ahnen, dass sich die Gruppen und ihre Planungen überschneiden werden.

Alain Chevallier 9 page 25

Tatsächlich stellt sich heraus, dass der Anführer der Gangster früher selbst Rennfahrer war. Er plant einen Anschlag dessen Gelingen sehr gute Fahrkenntnisse voraussetzt, ist allerdings durch eine Verletzung gehandicapt. Natürlich liegt bei diesem Setting die Vermutung nahe, dass Alain Chevallier, der Held dieser Reihe, die Funktion des Fahrers übernehmen soll. Genauso nah liegt allerdings die Ahnung, dass er das nicht freiwillig tun wird. Der Spannungsbogen ist also geöffnet.

Im Weiteren gelingt es sehr gut, die Spannung und das Gefühl des Rennens mit der Ungewissheit und Angst ob der ungewohnten Situation zu verbinden. Im Mittelteil wird auch deutlich, dass die Helden dieser Reihe wirkliche Menschen und keine Superwesen sind als die Rennzeiten deutlich nach unten gehen.

Detail from Alain Chevallier 9

Die Zeichnungen

Der aktuelle Band hat ein wenig mit dem Problem zu kämpfen, dass Druckvorlagen nicht immer digital waren. Teilweise sieht man den Linien an, dass sie ursprünglich etwas kräftiger und klarer gedacht waren. Ansonsten haben wir es hier aber mit einem Musterbeispiel der klaren Linie zu tun. Christian Denayer kennt sich mit dem Thema nicht nur aufgrund seiner Tätigkeit im Studio Graton aus, es ist schließlich auch schon der neunte Band dieser Reihe und die Figuren gehen ihm leicht von der Hand.

Zeitgemäß sind die Klamotten und Frisuren für den heutigen Blick etwas komisch. Gerade die Szenen mit mehreren Fahrzeugen, egal ob auf der Piste oder auf der Rennstrecke, belegen den Spaß, den Denayer beim Zeichnen gehabt haben muss. Routiniert, actionreich und definitiv auch heute noch sehr gut lesbar!

Detail from Alain Chevallier 9

Die Ausgabe

Wie immer sind die Bände des für seine Klassiker bekannten All Verlag im Überformat und kommen als Hardcover daher. Die Rücken sind pro Reihe einheitlich, erlauben aber auch einen schönen Gesamteindruck, wenn mehrere Serien nebeneinanderstehen. Für Sammler*innen gibt es eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsaugabe, die mit einem Schutzumschlag und einem von Christian Denayer signierten Ex Libris daherkommt!

Alain Chevallier 9 Ex Libris
ExLibris der Vorzugsausgabe

Für die Generation ZACK, die Freund*innen von rasanten Motorsportgeschichten oder von spannend erzählten klassischen Krimis und nicht zuletzt für die Fans der klassischen Linie aus dem Magazin Tintin. Wer möchte kann bei @comixonline auf facebook vorbeischauen. Dort findet ihr ein Gewinnspiel.

Zu einer Geschichte aus den End-Siebzigern passen die Bay City Rollers, die Frisuren und Klamotten auf ihre ganz eigene Weise interpretiert haben und Limonade in zarten Farben in Glasflaschen, die noch nicht soviel Chemie enthielten, dafür aber Zucker en masse.

© der Abbildungen 2021 All Verlag GmbH / 1979 by André-Paul Duchâteau und Christian Denayer

Graton/Lapiere/Benetau/Dutreuil – Michel Vaillant 13 Tage

Zweite Staffel Band 8: 13 Tage

Story: Philippe Graton, Denis Lapière
Zeichnungen: Benjamin Benéteau, Vincent Dutreuil

ZACK-Edition

Originaltitel: 13 Jours

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Softcover | 56 Seiten | Farbe | 15,00 €
ISBN: 978-3-86462-077-5

Cover Michel Vaillant Staffel 2 Band 8

Michel Vaillant besticht seit jeher mit der fundierten Kenntnis über die Abläufe rund um den Motorrennsport, insbesondere rund um die Formel 1. Schon Jean Graton war ein gern gesehener Gast in den Boxen und wusste oft mehr als so manch Reporter. Diese akribische Vorbereitung auf die einzelnen Alben, die perfekte Wiedergabe des Ambiente mit all seinen Gerüchen, Geräuschen und Eitelkeiten hat der Vater im Laufe der Zeit an seinen Sohn Phillippe Graton weitergegeben der nun auch bereits seit 30 Jahren für die Entwicklung der Serie verantwortlich ist.

Eine folgenschwere Entscheidung

Vor einigen Jahren wurde die Serie modernisiert und erscheint nun als Zweite Staffel. Was aber geblieben ist, sind die gut recherchierten Szenarien, die sich um Elektromobilität, Wirtschaftskriminalität und natürlich immer noch die Formel 1 drehen. Aufgrund eines Unfalls hat Renault ausgerechnet vor dem französischen Heim-Grand Prix neben einigen Junior-Fahrern nur noch einen erfahrenen Piloten zur Verfügung. Der Verantwortliche traut sich, den alten Champion Michel Vaillant zu fragen, doch dieser hat nur 13 Tage, um aus dem Nichts heraus die nötige Fitness zu erreichen und sich mit dem Auto vertraut zu machen.

Michel Vaillant Staffel 2 Band 8 page 3

Das Skript von Philippe Graton und Denis Lapìere beschreibt das harte Training. Die Piloten müssen in der Lage sein, mehrere G an Beschleunigungsenergie wegzustecken, Atemstillstände zu kompensieren und eine immense Zahl von Funktionen mit ihrem kleinen Lenkrad beherrschen. Einige der beschriebenen Übungen lassen vielleicht das Herz der Freizeitsportler*innen höherschlagen, die Übungen im Wasser sind dann doch eher herausfordernd!

So ein Rennwagen ist aber nicht mehr wie früher einfach nur ein schnelles Auto, es besteht aus Millionen Einstellungen im Computer, die zwischen Fahrer und Team herausgearbeitet werden müssen. Die besondere Schwierigkeit gerade in diesem Fall besteht in einer Regel, die es den Piloten verbietet, das Auto außerhalb von für alle geltenden Zeiten zu benutzen. Und so bleiben nur weitere Computer in Form von Simulatoren.

Zwei Welten

Glücklicherweise stehen die beiden Zeichner Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ihren textenden Kollegen in nichts nach! Sie beherrschen die von Selbstzweifeln geprägten Momente genauso gut wie die Rennszenen! Bereits das Cover deutet an, dass das Rennen von Regen begleitet sein wird. Das stellt nicht nur zusätzliche Herausforderungen an die Fahrer im echten Leben, sondern auch an die Künstler!

Michel Vaillant Staffel 2 Band 8 page 5

Dazu kommen all die bereits angesprochenen Trainingseinheiten, der zum Zirkus gehörende Presserummel und sogar Intimität innerhalb der Familie. Spannung und Information. Das war schon immer das Markenzeichen dieser Serie und ist es noch! Erstaunlich, wie diese Serie den Wechsel im Zeichnerstab ohne Verluste wegsteckt.

Der Ausblick

Wahrscheinlich haben es einige schon vernommen: Die Familie Graton hat die Rechte an Michel Vaillant an Dupuis verkauft. Verbunden damit hat Philippe seinen Ausstieg verkündet, denn er möchte sich nach 30 Jahren im Dienst des Lockenträgers wieder auf andere Schwerpunkte konzentrieren! Es bleibt abzuwarten, ob Denis Lapìere mittlerweile allein weitermachen kann, ob ihm ein anderer Autor zur Seite gestellt wird, er vielleicht sogar abgelöst wird und wie es weiter gehen wird.

Michel Vaillant Staffel 2 Band 8 page 6

Wie auch immer: Die sogenannte Zweite Staffel dieses Klassikers liefert bisher Jahr für Jahr mit hoher Präzision spannende, logisch aufgebaute und gut gezeichnete Abenteuer, die hier in Deutschland in der ZACK-Edition einen perfekten Ort gefunden haben. Ein gewisses Sportinteresse sollten die Leser*innen für diesen Band vielleicht mitbringen, das Lesevergnügen geht aber weit darüber hinaus. Dabei ist allein das Cover in einheitlicher Reihenaufmachung schon ein Grund, nach dem Vorabdruck im ZACK auch hier zuzuschlagen.

Der Vorschlag zur musikalischen Begleitung ist dieses Mal eher eine Huldigung für eine ganz große Truppe und eine ihrer gerade verstorbenen Sängerinnen: The Supremes mit Mary Wilson! Dazu passt ein alkoholfreies, isotonisches Weizen.

© der Abbildungen Graton-Lapière-Benétau-Dutreuil / Graton Editeur, 2019; 2021 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag + PROCOM Werbeagentur GmbH

R.I.P. Jean Graton

Der 1923 in Nantes geborene Jean Graton ist am 21. Januar 2021 in Brüssel gestorben.

Sein bleibender Beitrag zur europäischen Comicgeschichte ist Michel Vaillant, eine in 70 Alben veröffentlichte Reihe über einen Rennfahrer und seine Erfolge, aber auch über die Familie Vaillante, die u. a. Autos und Motorräder herstellt und vertreibt, daneben aber natürlich auch einen eigenen Rennstall hat(te). Sie waren geprägt von dem enormen Insiderwissen Gratons, der mit dem Rennzirkus eng vertraut war, und der Fähigkeit, dieses spannend darzustellen.

2004 hatte Jean Graton aufgehört zu zeichnen, Michel Vaillant ist mittlerweile modernisiert worden und erscheint in einer zweiten Staffel.

comix-online artist

In Deutschland hatte der Rennfahrer Michael Voss seine ersten Auftritt in MV-Comix bevor er unter seinem richtigen Namen das Aushängeschild des ZACK wurde. Zwischenzeitlich verantwortete Jean Graton auch einen Spin-off über eine junge Rennfahrerin Julie Wood.

Aktuell erscheinen die aktuellen Geschichten von Michel Vaillant in Deutschland im ZACK, die MV-Alben sowie ein Band mit Geschichten von Julie Wood im mosaik Steinchen für Steinchen-Verlag.

© der Abbildung 2021 Sven Krantz-Knutzen

All Verlag – Programm 2021 Teil 1

Ansgar Lüttgenau zum Programm des All Verlag im ersten Halbjahr 2021

Wenn etwas zum dritten Mal passiert ist es eine Serie, oder? Nun, jedenfalls hat sich Ansgar wieder unseren Fragen zum Programm vom All Verlag gestellt. Vielen Dank!

Neuheitenoffensive im Anmarsch

c-o: Ansgar, das Jahr 2020 war alles andere als geplant: Ladenschließungen, keine Veranstaltungen, mehr online Bestellungen. Wie hat sich covid-19 auf den All Verlag ausgewirkt? Und wie wirkt sich das auf das 10-jährige Jubiläum aus. Ich könnte mir vorstellen, dass trotzdem das eine oder andere in Planung ist.

Konkrete Auswirkungen, was die Arbeit betrifft gab es eigentlich gar nicht, da sowieso alles über Telefon und E-Mail läuft. Der Umsatz ist leicht gestiegen und in unserem Online Shop wurde etwas mehr bestellt. Das kann aber auch an den Neuerscheinungen liegen. Was wir speziell zum 10 – jährigen Verlagsjubiläum machen, überlege ich noch. Wenn wir was machen, dann sowieso erst im 2. Halbjahr. Ich sage nur „Neuheitenoffensive“.

c-o: Das letzte Jahr hat aber auch gezeigt, dass klassische französische Alben Konjunktur haben und nachgefragt werden, wenn denn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Bei Dir wird alles im Hardcover verlegt, oft genug auch noch mit informativem Teil und erscheint als Vorzugsausgabe für Sammler. Was für Reaktionen erhältst du von deinen Kunden?

Die Reaktionen halten sich in überschaubaren Grenzen. Man kann das sehr schön im Comicforum verfolgen. Bis die Bücher erscheinen gibt es oftmals viele Beiträge, wenn die Bücher erschienen sind nur wenige. Ich denke, das ist auch ein Ausdruck dafür, dass die Kunden zufrieden sind.

c-o: Mit Messalina kommt jetzt erstmals eine Serie nur für Erwachsene im All Verlag. Kannst Du etwas über Deine Motivation verraten?

Zum einen gehts um Autorenpflege. Zu anderen finde ich es immer spannend auszutesten, was so geht. Im 2. Halbjahr starten wir z.B. auch eine Gesamtausgabe einer Zeitungsstripserie. Das ist dann mehr etwas für den klassischen Buchhandel. Mal schauen, wie das so läuft.

ZACK-Klassiker bekommen Zuwachs

c-o: Bruno Brazil kommt im Original und in der neuen Serie, Luc Orient, Alain Chevallier, im Winter Dani Futuro und nun auch noch Bob Morane – die Herzen der Generation ZACK schlagen immer höher. Dieses Segment ist mittlerweile ein echter Schwerpunkt. Wie schaffst du es als immer noch relativ junger Verlag all diese Lizenzen zu bekommen?

Es kommen ja noch einige mehr. Die Lizenzen dafür zu bekommen ist oftmals eine Herausforderung und zieht sich oft über Monate, manchmal sogar über Jahre. Allein einen Kontakt mit den Rechteinhabern, oftmals die Künstler selbst oder deren Erben, herzustellen, bedarf einiger detektivischer Fähigkeiten. Eine schöne Nische, weil so etwas für jeden „normalen“ gewinnorientierten Verlag zu aufwändig ist.

c-o: Du hältst weiterhin ein ausgewogenes Verhältnis ein von Gesamtausgaben in Sammelbänden und in Einzelausgaben. Nach welchen Kriterien triffst Du die Entscheidung für das eine oder andere Format?

Ich schaue mir an, in welcher Form es die Serie bereits gab und welche Form ich selbst bei der Serie bevorzugen würde.

Tops’n‘Flops

c-o: Wie immer kommt die Frage nach den Tops und Flops des letzten Jahres – was hat dich am meisten überrascht?

Am besten verkaufen sich immer noch die Wunderwaffen. Aber auch mit Hombre und Valentin bin ich sehr zufrieden.

Nicht so gut sah es bei Alwilda, Hel’Blar und Malefosse aus.

c-o: Und worauf freust du dich am meisten?

Am interessantesten finde ich ja immer die Neustarts. Und da kommt im 2. Halbjahr ein Western auf den ich mich besonders freue. Es hat über ein Jahr gedauert bis der Vertrag unterschrieben war, weil da fast ein Dutzend Erben der beteiligten Künstler involviert waren und überzeugt werden mussten. 

Das Programm im Überblick

Februar 2021 
Bruno Brazil – Die neuen Abenteuer 2Black Program 2
Bruno Brazil 9Alles oder nichts für Alak 6
Hombre 3Gesamtausgabe
März 2021 
Alain Chevallier 2Ein teuflisches Rennen
Alain Chevallier 9Das Todeskommando
Messalina 1Der Tempel des Priapos
Messalina 2Lust und Tod
Mai 2021 
Luc Orient 924 Stunden für die Erde
Luc Orient 10Der 6. Kontinent
Die Wege voon Malefosse 5Gesamtausgabe
Juni 2021 
Bob Morane 1Die Atom-Schmuggler
Bob Morane 9Guerilla in Tumbaga
Valentin 2Gesamtausgabe

© aller Abbildungen 2021 All Verlag und jeweilige Lizenzgeber

ZACK im Jahr 2021 – Ausblicke von Georg F. W. Tempel

Spannende Einblicke in die Planung

Nach mehr als 20 Jahren hat das ZACK den Verlag gewechselt und erscheint jetzt bei Blattgold. Der Chefredakteur bleibt aber derselbe und so ist auch für die nötige Kontinuität gesorgt. Georg F. W. Tempel hat mit Corona-tauglichem Abstand die folgenden Fragen von comix-online beantwortet. Ich werde das Magazin natürlich weiterhin begleiten und neben den normalen Rezensionen auch für die eine oder andere Serie einen Serienkompass erstellen. Also: Fortsetzung folgt …

Chefredakteur und Verleger in einer Person – Georg F. W. Tempel

Neues Layout und neue Serien

c-o: Hallo Georg, mitten in der Diskussion um einen neuen Lockdown mag man manchmal gar nicht mehr an die Zukunft denken. Trotzdem würde ich mich über einen Ausblick auf das kommende Jahr 2021 für das ZACK freuen. Du hast ja mittlerweile neben der Chefredaktion auch die Verleger-Rolle übernommen.

ZACK-Logo

Ja, da hast du Recht, keiner weiß, wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen wird bzw. wohin das alles führen wird. Zumindest haben wir – unsere Grafikerin Sibylle und ich – die Zeit genutzt, um ein bisschen am Layout des Magazins zu feilen. Möglicherweise fällt es vielen gar nicht auf, aber wir haben versucht, das Ganze etwas großzügiger und luftiger zu gestalten. Weitere Details sind die Rubriken am oberen Rand zu Beginn der einzelnen Comics und Beiträge sowie die Zeile am unteren Rand der Seiten. Auch die Artikel werden in Zukunft aufgeräumter aussehen. Und da wir alle nicht jünger werden, haben wir die Schriftgröße angehoben. Ich denke, das dürfte das Lesen der Textbeiträge vereinfachen.

Die neue Einstiegsseite

Außerdem haben wir für 2021 einige – wie wir finden – tolle Lizenzen eingekauft bzw. diskutieren darüber. Los geht’s im Januar mit Das Mädchen von der Weltausstellung, einer Historien-Serie von Jack Manini und Étienne Willem mit einem Schuss Fantastik. Von Willem starten wir im Juni mit Les Artilleuses dann auch gleich die neueste Serie. Im März werden wir mit zwei sehr unterschiedlichen SF-Serien die Leser erfreuen: zum einen Terence Trolley von Serge Le Tendre und Patrick Boutin-Gagné und zum anderen Saul von Willem Ritstier und Apriyadi Kusbiantoro in klassischer Don Lawrence-Optik. Ligne claire-Fans bedienen wir im Juni mit der dänischen Krimi-Serie Aida Nur von Sussi Beech, und mit dem bisher in Deutschland noch unveröffentlichten Jerry Spring-Album von Franz dürften auch Westernfans auf ihre Kosten kommen.

Besonders freue ich mich zudem auf Amoras von Charel Cambré, die modernisierte und erwachsene Version des Klassikers Suske & Wiske. Beide Abenteuer starten im Juli. Außerdem diskutieren wir mit Blackboot gerade den zweiten Teil der New York-Trilogie von Mikael, dessen Giant bei den Lesern sehr gut angekommen ist. Und möglicherweise können wir Ende des Jahres Emile Bravo im Heft begrüßen, was wiederum die Ligne claire-Fans erfreuen dürfte. Und natürlich setzen wir alle begonnenen Serien fort.

Die Zusammenarbeit mit StripGlossy

c-o: Das ZACK übernimmt mehrere Serien aus dem StripGlossy aus der Uitgeverij Personalia (Die Maimorde, Saul, Spaghetti, Macaronis). Wäre in Zukunft vielleicht auch ein umgekehrter Weg denkbar, bei dem Serien zuerst im ZACK erscheinen und dann ggf andere Publikationsformen finden?

Tatsächlich haben wir darüber mit Seb van der Kaaden – im Speziellen über Spaghetti – schon mal gesprochen. Möglich wäre es also. Das hängt natürlich auch davon ab, was Strip Glossy noch in der Pipeline hat.

Auch die Comics bekommen einen neuen Header

Alben aus der ZACK-Edition

c-o: Mit der ersten Ausgabe aus dem Blattgold-Verlag gab es die Möglichkeit für Abonnent*innen ein limitiertes Michel Vaillant Album mit Werbecomics zu erwerben. Kannst du schon sagen, wie diese Aktion angenommen worden ist und ob möglicherweise weitere Aktionen dieser Art geplant sind?

Tatsächlich konnten wir die Zahl der Neu-Abonnenten erfreulich erhöhen. Deshalb sind wir auch sehr zufrieden mit der Aktion und denken über ein weiteres Album in 2021 nach. Ich könnte mir vorstellen eins bis zwei Alben pro Jahr auf diese Art zu veröffentlichen.

Nur für Abonnenten

c-o: Bleiben wir bei dem beliebten Rennfahrer: Die erste Staffel ist ja bis auf einige Sonderbände mittlerweile komplett. Wird es zu der im ZACK laufenden zweiten Staffel weiterhin Alben geben?

Da wir als Blattgold die Alben der zweiten Staffel nicht veröffentlichen, sondern weiterhin der Mosaik Verlag die Serie im Portfolio hat, kann ich darüber eigentlich nichts sagen. Aber gerade Anfang Dezember habe ich die Übersetzung des neunten Albums – Duelle – für den Mosaik Verlag redigiert, da hier wohl irgendeine Werbe-Aktion damit geplant ist. Ich denke, das ist Aussage genug. Bei uns wird die Story im Sommer 2021 in ZACK erscheinen.

Wer vermisst die Wahlen der beliebtesten Serie?

c-o: Seit langen Jahren war die Wahl des ZACK-Helden bzw. später der beliebtesten ZACK-Serie Tradition. Wie sieht es damit in diesem Jahr aus?

Tatsächlich habe ich keine Wahl des ZACK-Helden 2020 geplant, da die Zahl der Teilnehmer zum einen seit Jahren rückläufig ist und zum anderen es eigentlich nie eine wirkliche Überraschung bei den Ergebnissen gegeben hat. Ich fand das Ganze immer ein bisschen redundant, ein Spaß, der aber keine wirkliche Aussagekraft hat, weil die Teilnehmerzahl nicht den Leser-Querschnitt repräsentiert. Sollte jetzt aber der Sturm der Entrüstung über mir einbrechen, würde sich die Wahl ja auch noch im März durchführen lassen …

seit Kurzem dabei – Geschichten aus dem ZACK-Keller

c-o:Möchtest du den Leser*innen von comix-online noch etwas mit auf den Weg geben?

Kauft mehr ZACK! 😉 Nein, das wäre billig! Im Ernst: Geben Sie in diesen Zeiten auf sich acht und bleiben Sie gesund! Ich hoffe, dass wir alle uns 2022 gesund und munter auf dem Comic Salon in Erlangen wieder sehen werden.

c-o: Danke für die Aus- und Einblicke aus erster Hand!

© der Abbildungen 2019/2020 Blattgold Gmbh und den jeweiligen Verlagen

ZACK 258

ZACK 258 (Dezember 2020)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das erste Weihnachtsgeschenk ist schon da: Das ZACK hat erstmals ein umlaufendes Cover und das sogar mit einem Weihnachtsbaum! In den mehr als zwanzig Jahren ist das erst das vierte weihnachtliche Motiv nach den Ausgaben 66/2004, 150/2012 und dem bisher unerreichten 78/2005! Hoffen wir also, dass der neue Verlag auch weitere layouterische Neuigkeiten mit sich bringt!

Die Coverstory: Giant

In diesem ZACK gibt es zwar keinen Neustart aber der in 257 begonnene zweite Teil der Graphic Novel Giant von Mikaël hat mit seinem weihnachtlichen Motiv den Platz auf diesem Cover mehr als verdient. Im New York des Jahres 1932 wird einerseits immer mehr Raum für die prosperierende Wirtschaft benötigt und Wolkenkratzer schießen aus dem Boden. Berühmte Fotomotive entsprechen aber nicht immer dem harten Leben. Andererseits herrscht bittere Armut und Männer stehen für Gelegenheitsjobs Schlange. Die Reviere sind zwischen den unterschiedlichen Einwanderergruppen verteilt und werden blutig verteidigt.

Armut herrscht aber auch in Europa und so versuchen viele Frauen ihren Männern nach Amerika zu folgen und müssen die „Immigration“ passieren. Auf diesem Hintergrund entwickelt Mikaël eine spannende Geschichte über einen irischen Arbeiter, der trotz seiner Statur ein großes Herz hat. Giant hatte es nicht geschafft, der Frau seines verstorbenen Kollegen die Wahrheit über dessen Unfall zu schreiben und muss nun erfahren, dass sie sich auf den Weg gemacht hat. Für mich eine der besten aktuellen Serien!

Die Fortsetzungen

Aber es gibt natürlich auch noch ganz andere Geschichten: Das Wüstenschwert steuert so langsam auf die Entscheidung zu. Mick Tanguy versucht den Angriff der feindlichen Kräfte aus der Luft abzuwehren und muss feststellen, dass eine List angewendet wird. Laverdure, der für fluguntauglich erklärt worden war, versucht derweil die Terroristen in der Hauptstadt zu bekämpfen. Natürlich ist das Skript von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl übertrieben und auf Action ausgerichtet. Tatsächlich kann man sich aber sehr gut vorstellen wie heutzutage Stellvertreterkriege mit wirtschaftlichen Interessen kombiniert werden können und religiöse Eiferer das Kanonenfutter geben. Sébastien Philippe hat das Ganze in schöne Bilder gesetzt. Wüsten, Flugzeuge und Straßenkampf liegen ihm gut und so wird er nicht nur Fans der alten Serie für sich gewinnen können.

Die Milliarde der Emigranten führt uns dagegen in den ersten Teil des 19. Jahrhunderts. Julien Maffre zeichnet die Bank mehr in Pastelltönen und lässt Action eher selten das Tempo bestimmen. Boisserie & Guillaume erzählen ihren Wirtschaftskrimi gemächlich und erklären ganz nebenbei, welche Entscheidungskriterien Investitionen beeinflussen können. Eisenbahnlinienplanung kann auch außerhalb des Wilden Westens spannend sein!

Harmony bringt uns dann wieder zurück in die heutige Zeit. Die Frage des Umgangs mit einer Gruppe von Kindern mit speziellen Fähigkeiten steht im Mittelpunkt: Sollen sie geschützt und gefördert oder zu Waffen umfunktioniert werden? In Ago kommt es erneut zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung als die geflohenen mutierten Kinder und ihre Begleiter*innen von dem militärischen Einsatzleiter auf der Straße gestellt werden. Mathieu Reynés hat eine sehr moderne Story geschaffen die SF und Mystery-Elemente miteinander verbindet. Grafisch legt er Wert auf Emotionen und so sind häufig nur formatfüllende Gesichtsausschnitte zu sehen. Er kann aber auch detaillierte Umgebungen präsentieren und ist sehr abwechslungsreich. Spannende Story mit sehenswerter Umsetzung!

Der Abschied

13 Tage Vorbereitungszeit hatte Michel Vaillant für sein erstes Formel 1-Rennen seit Jahren. Körperliche und mentale Fitness sind absolute Voraussetzung für diesen Sport, bei dem es auf hundertstel Sekunden ankommt und eine minimale Unaufmerksamkeit Millionen kosten kann. Es braucht aber auch eine gute Taktik, um auf Wettergegebenheiten reagieren zu können und Reifenwechsel zu timen. Wird der erfahrene Rennfahrer in einem unbekannten Team mit ebenfalls unbekanntem Gerät alles abrufen können?

Philippe Graton und Denis Lapiére sind absolute Kenner der Materie und schaffen es, diese ganze Kenntnis zudem noch spannend zu verpacken! Nie kommt das Ganze belehrend rüber! Das liegt allerdings auch an Benjamin Benétau und Vincent Dutreuil, die die Bilder dazu geliefert haben. Wie bei einer Reportage wird das Geschehen von kleinen, überlagerten Panels aus kommentiert, der Regen und die Motorengeräusche so gut visualisiert, dass es fast zu hören ist. Das Thema ist sicherlich eher für eine kleinere Zielgruppe, die Umsetzung aber so gut, dass auch andere ihren Spaß daran haben werden! Für die voraussichtlich 8 Monate bis zum nächsten Abenteuer bleiben nur Alben übrig.

Und sonst?

Bernd Hinrichs präsentiert den schon 10. Teil seiner Serie über Comicverfilmungen abseits der Superheldenstories und mit der Vorstellung der Graphic Novel von George Takei schließt sich in gewisser Weise ein Kreis: Als Sulu war er Teil der Crew der Enterprise die zu Koralle-Zeiten auch durch das ZACK flog. Unter seinem Namen hat er eine Geschichte über seine Jugend geschrieben – They called us enemy beschreibt die Internierungen von japanisch-stämmigen US-Bürger*innen während des Zweiten Weltkriegs. Gut, dass auch solche Themen im ZACK ihren Platz haben!

Dazu kommen wie üblich der Vater der Sterne, Parker & Badger sowie eine Untersuchung des richtigen Jagdverhaltens in Tizombi von Cazenove und Maury. Meiner Meinung nach immer noch gnadenlos unterschätzte Zwischenmahlzeiten!

Musikalische Untermalung könnten bei diesem Heft The Primitives mit ihrem zeitlos schönen Gitarrenpop bieten. Warum dazu nicht mal einen Tonic mit einem selbstangesetzten Gin auf Wodka-Basis mit Wacholderbeeren, Chili und Orangenschalen probieren?

© der Abbildungen 2020 bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen c/o Blattgold GmbH

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