Die Jubiläumsausgabe des ZACK ist nur noch zwei Nummern entfernt, die Spannung steigt. Die Mai-Nummer bringt gleich zwei neue Abenteuer: zum einen geht Die Flügel des Herrn Plomb in die siebte und letzte Runde und zum anderen kehrt Marvano mit Bonneville auf die Seiten des ZACK zurück. Im kommenden Heft wird dann auch Michel Vaillant wieder starten!
Aber der Reihe nach: der Zweiteiler Bonneville von Marvano hat einen Ort als Helden, die
Bonneville Salt Flats, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke auf der bereits 1914
der erste Landgeschwindigkeitsrekord aufgestellt worden war (im Übrigen auf
einem Benz) und die seit dem immer Schauplatz von Rennen und Rekorden sowie Filmkulisse
gewesen ist.
Der erste Teil erzählt aus der Sicht eines kleinen Mädchens die Ereignisse Ende der fünfziger Jahre und führt mit ein paar Rückblicken in die Geschichte des Fleckchens in Utah ein.
Millenium Saga von Runberg und Ortega geht
bereits in die dritte Runde: Lisbeth und ein weiterer Hacker schaffen es, in
das Geheimste der SÄPO, der schwedischen Sicherheitspolizei, einzudringen und
eine Datei namens Hugin zu entdecken. In einem schnellen, teilweise wie
dahingeworfenen Stil aber klassischer Panelaufteilung in dunklen Farben läuft
dieser Thriller weiter. Obwohl auf den ersten Seiten gewöhnungsbedürftig nimmt
die grafische Umsetzung die Elemente des Buches geschickt auf und entwickelt
sich zu einer eigenständigen und doch zugehörigen Darstellung: Tipp!
Bereits erwähnt wurde, dass Die Flügel des Herrn Plomb nun in ihre siebte und letzte Folge gehen. Christophe Gibelin ist alleine für Inhalte und Umsetzung verantwortlich und muss versuchen, die verschiedenen Pfade seiner Spionagestory zusammenzuführen und zu beenden. Der Schauplatz ist Deutschland, die Player sind bekannt. Ob aber alle Beweggründe auch schon so klar sind wird sich zeigen.
Die Abenteuer des Kochs Samuel Lejeune, der wahrlich schon
bessere Zeiten gesehen hat, gehen in Haute Cuisine natürlich auch weiter.
In klassischer franko-belgischer Manier (positiv gemeint!) streiten sich
Personen in Nahaufnahme, lernen sich kennen und genießen und werden Pläne
entworfen. Ein spannender zweiter Teil der Appetit auf mehr macht.
Mortensen verlässt uns dagegen
wieder. Sein erstes Zeitreise-Abenteuer im mittelalterlichen
Schottland nimmt – wen hätte es überrascht – natürlich ein positives Ende, denn
sonst hätte es keinen Sinn gemacht, eine Serie anzukündigen. Lars Jacobsen gelingt es aber, die
scheinbar unlösbare Situation doch noch zu knacken (und: ja, Purist*innen mögen
hier schreien, dass der Plot unglaubwürdig ist, aber es muss auch nicht alles
auf der Goldwaage landen, oder?) und nebenbei wird auch noch eine weitere
Theorie geliefert, warum um alles in der Welt ein nicht in diese Zeit
gehörendes Ur-Vieh in einem berühmten Loch gesehen worden ist…
Dazu kommen wie immer Parker & Badger und eine neue Verwendungsmöglichkeit für Rucksäcke in Tizombi sowie der dritte Teil von Bernd Hinrichs Artikelserie über auf frankobelgischen Comics beruhenden Verfilmungen.
In der Rubrik der Rückblicke auf die ehemaligen Chefredakteure und Verantwortlichen des MOSAIK-ZACK sind dieses Mal Martin Surmann und Mirko Piredda die interviewten. Sie leiteten das ZACK von 2003 (#45) bis 2008 (#104) und entwickelten es weg von einer reinen Vorpublikationsplattform zu einem Magazin mit exklusiven Inhalten. Beide arbeiten auch heute noch mit und an klassischen oder modernen ZACK-Serien wie Allein, Cubitus oder Chinaman! Vielen Dank für die mit dieser Serie bewiesene Bereitschaft sich mit den alten Konzepten auseinanderzusetzen und sie erneut zu präsentieren. Vielleicht lässt sich der eine oder die andere ja mal zu Kommentaren mit Bewertungen oder Wünschen verlocken.
Internationale Schauplätze, verteilt über verschiedene
Jahrhunderte machen die Empfehlung eines Getränkes nicht einfach: Traubensaft,
vergoren oder nicht, gab es wohl immer und er findet in Form eines Grand Cru
auch Verwendung in diesem Heft. Dazu empfehle ich, inspiriert durch einen
Besuch in einem tollen veganen Café in Rotterdam, Club-Jazz!
Auch im April bringt das neue ZACK wieder eine
neue, bisher unbekannte Delikatesse: passend zu dem seit Jahren andauernden
Hype um Kochshows und die neue Lust am Essen startet Haute Cuisine in der
aktuellen Ausgabe 238. Die von den beiden Szenaristinnen Delphine Lehericey und Fanny
Desmarès getextete und von Luc Brahy
gezeichnete Serie startet mit dem ersten Teil, der Vorspeise. Der zweite, im
Original bereits fertig gestellte Teil wird Hauptgericht heißen, der dritte
dann Nachspeise. Im Mittelpunkt steht der Koch Samuel Lejeune, der vor Jahren
das Finale um den „Ultimate Cook“ verloren hat. Der zweite Platz ermöglichte es
ihm aber, mit zweifelhaften Veranstaltungen sein Auskommen zu verdienen, doch
der Ruhm verblasst allmählich. Mehr dann in einem Monat.
Frankobelgischer Stil der alten Schule mit einem neuen Thema; der Appetit kommt beim Essen!
Die Hauptgerichte: In Mortensens Abenteuern macht der scheinbar gestrandete Zeitreisende mit Hilfe einer taubstummen Helferin eine die Hoffnung zurückbringende Entdeckung. Obwohl im 16. Jahrhundert technische Errungenschaften wie das Fahrrad eigentlich unbekannt sein müssten, ist das Wissen bereits vorhanden. Sollte sich neben Artefakten aus der Zukunft auch eine Zeitpistole finden lassen, die eine Rückkehr ermöglichen würde? Weiterhin nett anzuschauende moderne Ligne claire von Lars Jacobsen, die sich selbst mit einer Referenz auf Tim und Struppi auf die Schippe nimmt.
Die moderner daherkommende Millenium
Saga nimmt ordentlich Fahrt auf. Rechtsradikale Mordbrenner sind auch
in Schweden ein Teil der aktuellen Geschichte. Nicht jeder möchte aber an seine
eigene Vergangenheit erinnert werden und noch weniger, dass andere davon
erfahren… Der Stil von Ortega ist
dunkel. Die Personen sind nicht schön, sondern haben ihre Macken und gleiten
manchmal ins leicht groteske, entsprechen dadurch aber der harten Geschichte
perfekt.
Empire USA verabschiedet
sich dagegen vorerst wieder. Zum Abschluss des ersten Bandes der zweiten
Staffel werden einige Fäden zusammengeführt aber noch keine Fragen beantwortet.
Immerhin wird klar, dass Illya mittlerweile eine ganz große Nummer unter
denOligarchen ist und keinesfalls zimperlich. Desberg und Reculé
beweisen, dass sie zur ersten Garde im frankobelgischen Thrillermetier gehören.
Lange hat es gedauert, bis die zweite Staffel den Weg auf diese Seiten gefunden
hat, das Warten hat sich aber gelohnt.
Auch von Sauvage müssen (oder dürfen) wir uns erstmal wieder verabschieden. In einem Clash of cultures werden die unterschiedlichen nationalen Interpretationen der Mexikaner, Franzosen und Amerikaner im Hinblick auf Ehre, Stolz und Kadavergehorsam deutlich. Storytechnisch ist Yann der Abschluss dieses Bandes sehr gelungen!
Für die schnelle Ablenkung sorgen wie gewohnt
die Zwischengänge Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne,
letztere sogar mal wieder mit einer längeren Geschichte!
Der Gruß aus der Küche ist im Übrigen sehr
traditionell: Das Treppchen mit den ersten drei ZACK-Helden des Jahres hätte so
auch gut in die Siebziger gepasst. Im vorderen Drittel haben sich aber aktuelle
Serien platzieren können. Insgesamt beweist die Rangliste, dass es den
Macher*innen des ZACK gelungen ist, eine ansprechende Komposition aus
traditionellen und modernen Zutaten zuzubereiten. Wie es vor zwnazig Jahren zu
dem Neustart gekommen ist, beschreibt Martin
Jurgeit, das (nicht unumstrittene) enfant terible der deutschen Comicszene
und gleichzeitig erster Chefredakteur des ZACK im Interview. Sehr lesenswert
sind seine Gedanken zu der versuchten Nutzung der Plattform für deutsche
Künstler*innen.
Nicht vorenthalten werden soll ein weiteres
Interview, quasi als Nachspeise: Erik
erzählt über die Entstehungsgeschichte seines fünfbändigen Werkes Deae ex machina!
Als Menubegleitung passen dazu ein leichter
Frühlingswein und Sprudelwasser sowie gute Musik, die sich aber nicht in den
Vordergrund drängt: The Nits aus den
Niederlanden.
Auch der zweite Band der neuen Werkausgabe von Luc Orient von Edouard Paape und Greg aus dem All-Verlag ist
bereits erschienen. Wie schon Teil 1 enthält die
Neuausgabe wieder 16 redaktionelle Seiten mit Informationen, Illustrationen und
Cover-Abbildungen. Natürlich fehlen auch die editorischen Notizen zu den
bisherigen Veröffentlichungen dieser Geschichte nicht.
Ein besonderes Schmankerl stellt der fortgeführte Abdruck des Werbecomics aus den 70-er Jahren über Val, den Eroberer des Weltraums dar. Dieser 17-seitige Werbecomic für Valfruit-Fruchtsäfte von Eddy Paape und Yves Duval ist ebenfalls Science-Fiction und stilistisch sehr stark an Luc Orient angelehnt. Natürlich handelt es sich dabei um eine deutsche Erstveröffentlichung. Jeder Band wird eine neue Seite enthalten.
Volker Hamann legt in seinem begleitenden Beitrag dieses Mal den Schwerpunkt auf den Zeichner von Luc Orient, das historische Vorbild Flash Gordon und die für die niederländische Magazin-Ausgabe in Pep angefertigten Cover von Hanns G. Kresse. Diese Beiträge gehen sowohl tiefer als auch mehr in die Breite als die etwas kurzen Texte in den Ehapa-Integralen.
Für die möglichst originalgetreue Widergabe hat der All-Verlag übrigens die Originalschrift von Paape digitalisiert und für das Lettering verwendet. Die Farben sind ebenfalls restauriert worden. Es hat sich gelohnt!
Inhaltlich nimmt die Story Fahrt auf. Mussten im ersten Band zunächst noch die Akteure und das generelle Setting vorgestellt werden, können Greg und Paape hier voll in die Handlung einsteigen.
Das Tal von Sher-Dahng beherbergt eine seltsame und nicht ungefährliche Vegetation, die im Gegensatz zum Liger (Kreuzung aus Löwe und Tiger) im letzten Band nicht allein mit Mutationen zu erklären ist. Als die Gefährten feststellen müssen, dass Lora scheinbar entführt wurde, machen sich Kala, Toba und Luc zusammen mit zwei Einheimischen an die Verfolgung. Nach einer dramatischen Floßfahrt können sie sich in eine Grotte retten. Hier kommt es zum Kontakt mit zwei Außerirdischen, der trotz einiger Missverständnisse nicht zur gegenseitigen Vernichtung führt. Glücklicherweise hilft die Droge (aus Band 1) universell bei der Verständigung und unsere Helden erfahren das Geheimnis von den notgelandeten Raumschiffen, die als Drei Sonnen in die Legenden eingegangen sind. Eine Besatzung liegt aber aufgrund eines technischen Versagens noch in einem katatonischen Zustand, der die langen interstellaren Reisen erst ermöglicht.
Wird Kala die fremde Technologie und Physiologie soweit verstehen, dass er sie retten kann? Und: Was machen Argos, Toro und Rowney? Argos wird definitiv nicht aufgeben und die von ihm vermuteten Erkenntnisse für seine persönliche Machtergreifung nutzen wollen.
Die Handlung ist ein spannender Plot, der auch beim wiederholten
Lesen noch Spaß macht und in keinster Weise zeitgebunden ist. Obwohl der Text
seine 50 Jahre auf dem Buckel hat, könnte er problemlos sofort in die Netflix-/Amazon-Verfilmung
gehen. Auch das Dekors von Paape ist zwar ein wenig in der damaligen Zeit
verfangen was „Moderne“ angeht, keinesfalls aber so stark, dass man ihm sein Alter
ansehen würde. Der Zeichenstil als solches ist dagegen heute nicht mehr en
vogue da nicht computerkoloriert. Für mich schadet das nicht!
Von diesem Band ist – wie übrigens auch von jedem der noch
erscheinenden Bände – eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit
nummeriertem Ex Libris erhältlich.
Dazu passen Orchestral Manoeuvres in the Dark und Singapore Sling!
Der blonde, muskulöse Wissenschaftler und Abenteurer
Luc Orient ist zurück. Sieben Jahre nach dem Erscheinen der mittlerweile
vergriffenen Integral-Ausgabe bei Ehapa
startet der All-Verlag eine
Neuausgabe der Serie in 18 großformatigen Einzelbänden. Die
Science-Fiction-Serie von Greg und Paape war eine der Hauptsäulen des
klassischen ZACK und hat auch nach über 50 Jahren noch ihre Reize!
War der die ersten fünf Teile umfassende Zyklus noch stark von Flash Gordon beeinflusst, sollte sich die Serie im Laufe der Zeit zu einer der bekanntesten und bedeutendsten frankobelgischen Science-Fiction-Serien entwickeln und die fast schon verschwundene Gattung zu neuer Blüte führen. Sie gehörte zu den ersten Serien die Greg nach seiner Übernahme der Chefredaktion von Tintin bzw. Kuifje in der „operation voltreffer“ startete und bewirkte einen stetigen Anstieg der Verkaufszahlen des Magazins.
Die
Feuerdrachen ist erstmals 1967 im Magazin Tintin bzw. Kuifje veröffentlicht worden und begeisterte das deutsche Publikum
bereits 1973 auf den Seiten des ZACK.
Im Vergleich zu den bisherigen Ausgaben bei Bastei, Carlsen oder Ehapa ist die
aktuelle aus dem All-Verlag aber bei weitem die Schönste! Dazu tragen nicht nur
das größere Seitenformat sondern auch der handwerklich schöne Hardcovereinband
mit dem grafisch ansprechenden Reihenlayout bei. Zusätzlich hat jeder Band noch
einen ausführlichen redaktionellen Teil mit einem Text von Volker Hamann und einer großen Anzahl von zusätzlichem
Bildmaterial. Als Gimmick gibt es in deutscher Erstveröffentlichung über die
Reihe verteilt einen 17-teiligen Werbecomic von Eddy Paape aus den 70-er Jahren mit Val Sparkling.
Es ist übrigens auch eine auf 111 Exemplare limitierte
Vorzugsausgabe mit nummeriertem ExLibris erschienen.
Kurz zum Inhalt der Geschichte: in einem abgelegenen Teil des Dschungels findet einer der ausgesandten Männer endlich ein unbekanntes Metall, das die Sagen über die drei Sonnen und den Feuerdrachen zu bestätigen scheint. Der Expeditionsleiter möchte das Material sofort Hugo Kala, dem Leiter des Labors „Eurocristall“ überbringen, stirbt aber kurz nach der Landung aufgrund der radioaktiven Strahlung. Kala, sein Mitarbeiter Luc Orient und die Assistentin Lora Jordan machen sich auf in den Dschungel und werden von Kalas Widersacher, dem bösen Dr. Argos und seinem Gorilla Toro verfolgt.
Am Fundort angekommen werden sie von den dort lebenden
Ureinwohnern empfangen. Sie behandeln die Drei sowie den dazu gestoßenen Toba mit
einer chemischen Droge, die sie nicht nur gegen die Strahlung des seltsamen
Metalls immun werden lässt sondern auch bewirkt, dass sie die Sprache des
Stammes verstehen. Der Stamm möchte ihnen helfen wenn sie im Gegenzug von dem
Feuerdrachenbefreit werden. Natürlich sind Toba und Luc in der Lage, das
Untier, einen stark vergrößerten mutierten Liger, zu töten. Damit beginnt das Abenteuer
aber erst, denn sie entdecken nicht nur die Drei Sonnen aus der Legende sondern
auch zwei Außerirdische, die vor hunderten von Jahren mit ihren Raumschiffen
auf der Erde gestrandet sind…
Bei der Story von Greg
handelt es sich zunächst um eine relativ bekannte Grundidee. Neu für die frankobelgische
Comic-Welt ist, dass die Geschichte von Anfang an über mehrere Alben konzipiert
wurde und dass die Leser des Magazins nicht nur ein oder zwei Seiten pro Woche
vorgesetzt bekamen, sondern Kapitel unterschiedlicher Länge, die jeweils einen
Abschnitt aus der längeren Handlung abschließend aber mit Cliffhanger
beinhalten sollten. Dieses Konzept verfing und wurde von vielen anderen
Magazinen, nicht zuletzt dem ZACK, bis heute übernommen. Greg betätigte sich
dabei nicht nur als Chefredakteur sondern auch als Szenarist einer Vielzahl von
Serien Bruno Brazil (demnächst ebenfalls neu beim All-Verlag), Comanche (Splitter) oder Andy Morgan (Carlsen) sollten noch in
den Siebzigern Lesern in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und nicht
zuletzt Deutschland in ihren Bann ziehen.
Edouard Paape, genannt Eddy, hatte in Spirou schon die eine oder andere Kurzgeschichte oder Mithilfe an größeren Serien abgeleistet und mit Marc Dacier auch seine eigene Figur entwickelt, war aber trotzdem unzufrieden. Mit dem Wechsel zu Tintin und der Serie Luc Orient startete er seine bekannteste Arbeit der er 40 Jahre treu bleiben sollte. Sie wird in den späteren Jahren ein perfektes Beispiel für die Hochzeit der frankobelgischen Comic abgeben: interessantes Layout, detailverliebt und doch actionreich und deshalb auch immer noch lesenswert!
Wer sollte sich die Serie zulegen? Wer vor einigen
Jahren die Integralausgabe verpasst hat, sollte jetzt unbedingt zuschlagen: Das
Format und die zusätzlichen redaktionellen Seiten lohnen sich selbst dann, wenn
die Integral-Bände schon im Regal stehen.
Wer intelligente SF mag, liegt hier richtig! Ja, die
ersten Bände sind an Flash Gordon orientiert aber kein Abklatsch und die ganz
abgedrehten englischen SF-Romane haben sich in eine andere Richtung entwickelt.
Aus heutiger Sicht sind die Geschichten um Luc, Lora, Kala und Toba aber immer
noch lesenswert.
Dazu passen Space
Oddity von David Bowie und grüne Wiese !
Schon wieder ist ein Monat vergangen und das ZACK 237 liegt pünktlich im Briefkasten…
Dieses Mal beschert es uns als Serienstart eine neue Geschichte um Lisbeth Salander als eigenständige Fortführung der ursprünglichen Trilogie von Stieg Larsson. Milennium Saga: Versuchung von Sylvain Runberg steht neben den von David Lagercrantz fortgesetzten Romanen und bringt schon auf den ersten Seiten typische Elemente dieser Reihe auf die Zeichenblätter. Lisbeth wird in eine Schlägerei verwickelt und muss erkennen, dass Geheimdienste dahinterstecken; Blomquist legt sich mit Rechten an und dem Magazin geht es mal wieder schlecht. Runberg hatte bereits die Originalromane als Comic aufbereitet und darf jetzt ohne Vorlage in einer dreibändigen Reihe seine neue Version erzählen. Die Umsetzung erfolgt durch Belén Ortega die bisher eher im Manga zu Hause war. Kraftvolle Action wechselt sich mit ruhigen Momentaufnahme ab. Die Serie scheint eine tolle Bereicherung des Portfolios zu werden und wird von Georg F. W. Tempel auch sehr enthusiastisch angekündigt.
Sauvage geht in den dritten Teil und bestätigt die Kritik der letzten
Besprechung. Tolle Ansätze, gute Bildaufteilung aber die Kolorierung ist
Geschmackssache.
Mortensens Abenteuer dagegen halten, was der Auftakt in der letzten Nummer versprochen hatte. Der Däne Lars Jacobsen lässt seinen Zeitreisenden verzweifeln als ihm die einzige Möglichkeit, seine eigene Zeit wieder zu erreichen, genommen wird. Ohne Zeitpistole wäre er verloren und dann wird er auch noch eingekerkert. Plötzlich scheint sich aber eine neue Möglichkeit zu ergeben, denn er bekommt unerwartete Hilfe. Spannung, abwechslungsreiches Seitenlayout und viele Perspektivenwechsel – mehr braucht ein guter Comic nicht.
Empire
USA 2.1 bringt weitere Hintergrundinformationen über
die handelnden Personen und ihre Beziehungen untereinander. Da dieses der erste
Band der neuen Staffel ist, wird dem Setting naturgemäß etwas mehr Raum
gegeben. Das schadet allerdings nicht, denn durch die Vielschichtigkeit der
einzelnen Handlungsstränge im Szenario von Desberg
und die Abwechslungen im Artwork von Reculé
bleiben genügend Spannung und Tempo erhalten.
Ein weiteres Highlight ist Tizombi, eine Reihe von One-Pagern von Cazenove und Maury. Mit einem sehr netten schwarzen Humor versehen, verzaubern
die kurzen Geschichten um ein Goth-Girl und ihre untoten Freunde den Alltag.
Dabei stehen existentialistische Fragestellungen gleichberechtigt neben den
charakterlichen Auswirkungen von Fähigkeiten der verzehrten Nahrung auf
unterbelichtete Zombies.
Verabschieden müssen wir dagegen Jack Cool; Manini und Mangin ziehen noch einmal alle Register um die Geschichte mit dem Privatdetektiv Jack Cool, dem Aussteiger Jesus-Grau und der Familie Mansfield zu einem – wirklich unerwarteten – Ende zu bringen. Um es zu gestehen: Der Anfang des ersten Teils hat mich nicht vom Hocker gerissen. Im Laufe der Zeit haben mich aber sowohl die Story als auch die teilweise sehr experimentellen, teilweise klassischen Zeichnungen mitgerissen. Sicherlich ein Highlight unter den Perlen, die das ZACK immer mal wieder entdeckt!
Der Magazinteil dieser Ausgabe widmet sich einerseits dem italienischen Zeichner Serpieri und seiner bei Schreiber & Leser erschienenen Collection, andererseits gibt es das erste der angekündigten fünf Interviews zur Geschichte des ZACK. Den Anfang macht Klaus Schleiter, der Gründer des MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlages. Ursprünglich mit seiner Werbeagentur für den alten DDR-Verlag nach der Wende tätig, nahm er eine Treuhand-Entscheidung zum Anlass, auch als Verleger für das MOSAIK tätig zu sein. Später kam dann mit dem ZACK noch ein weiteres klassisches Magazin – dieses Mal allerdings mit West-Geschichte – dazu.
Dazu passen frisch gepresster Orangensaft für
den Vitaminhaushalt und Musik aus Schweden: Hoffmaestro.
DE: aktuelle, zweibändige Gesamtausgabe bei Salleck Publications sowie einzelne Bände bei Splitter Verlag (alt), Salleck Publications, ZACK (Mosaik)
Last updated: Juni 2023
Chinaman ist eine klassische Westernserie von
dem Szenaristen Serge Le Tendre und
dem Zeichner OlivierTaDuc. Beide kommen aus Frankreich und
haben sich für diese Reihe von der Fernsehserie „Kung Fu“ inspirieren lassen. Ihr Held, John Chinaman, ist zwar
ebenfalls als Chinese in den USA mit der fremden Kultur konfrontiert und setzt
asiatische Kampftechniken ein, er ist allerdings – zumindest anfangs – noch
sehr beeinflusst von den chinesischen Triaden und damit nicht so eindeutig
„gut“ wie Caine. Insgesamt sind zwischen 1997 und 2007 im französischen
Original neun Teile erschienen.
UPDATE: Die deutsche Veröffentlichungsgeschichte war lange Zeit lückenhaft: Neben zwei Bänden im „alten“ Splitter-Verlag und zwei weiteren bei Salleck Publications sind drei Abenteuer in den Anfangsjahren des „neuen“ ZACK in Fortsetzungen erschienen. Mittlerweile ist eine zweibändige Gesamtausgabe bei Salleck Publications erschienen. diese enthält nicht nur alle Bände, zum Teil also in Deutscher Erstveröffentlichung, sondern auch weitere Zeichnungen, eine Broschüre und ein Interview!
In den Niederlanden hat die Serie dagegen mehr Anklang gefunden: Alle Bände sind bei Dupuis teilweise sogar mehrfach erschienen und sind noch lieferbar.
Der größte Erfolg von Le Tendre ist sicherlich die Reihe Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit, einer der ersten großen
Fantasy-Reihen des modernen Autorencomics und gezeichnet von Régis Loisel. Mittlerweile ist auch eine
zweite Staffel erschienen. Der Autor hatte seine Comic-Karriere eigentlich als
Zeichner beginnen wollen. Pierre Christin
konnte ihn allerdings nach dem Abschluss eines Zeichenseminars überzeugen, doch
lieber seine Stärken als Szenarist auszuleben. Weitere von ihm verfasste
Szenarien mit verschiedenen Zeichnern sind ebenfalls auf Deutsch erhältlich: Tai Dor, oder Jackie Kottwitz seinen als Beispiele genannt. Auch hier gilt, dass
auf Niederländisch erheblich mehr Werke vorliegen!
Die Serie Chinaman verfolgt einen reizvollen Ansatz inmitten all der Westernserien. Sie ist keinesfalls dem Genre „Neowestern“ zuzuschreiben, thematisiert aber neben den traditionellen Themen des Einzelkämpfers, der unwirtlichen Natur und der schweren Aufbauarbeit in teils gesetzlosen Umgebungen auch den alltäglichen Rassismus der Schmelztiegelnation und beleuchtet das Leben der eingewanderten Chinesen. Sie ist daher auch mehr als 20 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes definitiv lesenswert!
Inhalt:
John Chinaman ist der neue Name der Chen Long Anh in der neuen Welt verpasst worden ist. Der Western spielt in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts als viele Chinesen aus unterschiedlichsten Gründen ihre alte Heimat verlassen haben um in Amerika ihr Glück zu finden. Für die meisten bedeutete das schwere Arbeit bei geringem Lohn, fehlende gesellschaftliche Akzeptanz und Gehorsam gegenüber den Regeln der Triaden. Obwohl Chen als ausgebildeter Kämpfer der Triaden nach Amerika kommt, verweigert er bereits im ersten Band den Gehorsam und muss sich gegen seinen Förderer durchsetzen.
Er muss daher fliehen und beginnt seine Reisen
durch den amerikanischen Kontinent, die ihn zunächst nach Oregon führen. Neben
den Härten der Wildnis und des Rassismus wird er aber immer noch von seinen
alten Mitstreitern verfolgt.
Auch der dritte Band zeigt John im Konflikt
mit seiner Umwelt. Er versucht, ein Mädchen zu beschützen, und wird
fälschlicherweise der Entführung derselben beschuldigt. Alltäglicher Rassismus
und Ablehnung aller nicht Einheimischen sind ein klassisches Westernthema.
Auch der Konflikt zwischen irischen und chinesischen Arbeitern beim Bau der großen Eisenbahnlinien ist ein altbekanntes Motiv unzähliger Erzählungen in Film oder Comic. Und wieder gerät John zwischen die Fronten. Im Gegensatz zu „typischen“ Erzählungen wird aber in Chinaman vorrangig der chinesische Blickpunkt gezeigt.
Immer wieder wird John Chinaman daran gehindert, sein Glück und Ruhe zu finden. Einerseits jagen ihn Desperados und Mitglieder der Triaden, die auf seine Spur gekommen sind, andererseits kann er es auch nicht lassen, üble Dinge geschehen zu lassen, und legt sich beispielsweise mit einem Zuhälter an.
Immer wieder wird in der Serie das Thema der Ablehnung alles Andersartigen variiert und so verwundert es auch nicht, dass eine ganze Stadtbevölkerung sich gegen die zuziehenden Chinesen wehren will. Wie immer gibt es hier aber nicht nur schwarz und weiß, so dass die Konfliktlinien quer durch alle Schichten laufen. – Vieles davon basiert auf den eigenen Migrationserfahrungen von OlivierTaDuc und ist daher auch nachvollziehbar geschildert.
Dem folgen noch eine „Road-Movie“ Geschichte in zwei Bänden um den letzten Mitwisser über das Versteck einer Beute. Beide Bände haben eine spezielle Note durch das Mitwirken von John, könnten so ähnlich aber auch in anderen Settings funktionieren.
2021 ist nach 14 Jahren Pause eine Art „Reprise“ erschienen: Der Tiger erwacht! Der frustrierte und gestörte John Chinaman wird gezwungen, sich seiner Geschichte zu stellen und Entscheidungen zu treffen. Sehr gelungene Rückkehr zur ursprünglichen Serie, die Themen und Stimmung aufnimmt und in die Zukunft führt.
Grafik:
Der 1962 geborene Olivier TaDuc ist Franzose mit einem vietnamesischen Hintergrund, der auf für die Zeichnungen etwa bei XIII Mystery, Takuan oder Stille Rebellionen verantwortlich ist. Seine Zeichnungen sind detailreich und zeigen von einem gewissenhaften Quellenstudium. Seine Ansichten der alten Chinatowns sind genauso kunstfertig und genau wie die Darstellung eines Segelschiffes, der Landschaft oder der Einflüsse chinesischer Kampftechniken auf die Körperhaltung des Helden. Im Laufe der Bände werden die Zeichnungen etwas grobflächiger und detailärmer und wirken dadurch etwas weniger realistisch.
Der Aufbau der Seiten folgt generell dem klassischen vierzeiligen Muster; die Höhen der Zeilen sind aber nicht statisch und variieren häufig. Auch sind einzelne Panele über mehrere Zeilen gestreckt und nehmen häufig die gesamte Breite der Seite ein. Es ist also genügend Abwechslung vorhanden. TaDuc beherrscht dabei sowohl die ruhige Sequenz als auch die vom Film übernommenen schnellen Schnitte mit ständigem Perspektivenwechsel, wenn die Action es erfordert.
Auf jeden Fall vereint die Serie erfolgreich die typischen Bestandteile eines Western mit einem ungewöhnlichen Helden und Kampfszenen und meditative Elemente, die sonst nur in Eastern zu sehen sind.
In diesem Heft startet bereits die zweite der für 2019 angekündigten neuen Serien: Mortensens Abenteuer von Lars Jakobsen. Der dänische Autor und Zeichner ist in Deutschland möglicherweise wegen seines Strips über frustrierte Hennen bekannt; einige Folgen liefen als Zeichentrick in der Sendung mit der Maus. Zudem hat er bereits rund 250 Geschichten für Anders And, das dänische Donald Duck-Magazin verfasst. Die Geschichten um Mortensen sind Zeitreise-Abenteuer. Der Titelheld ist ein Zeitgeheimagent, der Kriminelle daran hindern will, die Vergangenheit ihrer Schätze zu berauben. Dafür benötigt er allerdings seine Zeitpistole… Graphisch startet der Comic, von dem im Original bereits 5 Bände erschienen sind, erst einmal im klassischen 4-Streifen Layout, das manchmal etwas aufgebrochen wird. Der Ankündigungstext benennt dazu Einflüsse von Herge, die teilweise auch zu entdecken sind. Ich finde aber auch Anklänge an Tabary.
Fortgesetzt wird Sauvage, der für mich den größten Widerspruch im Heft darstellt:
Der Text von Yann ist immer wieder
spannend und auch der Plot der Geschichte ist keinesfalls reizlos, die
Zeichnungen und insbesondere die Kolorierung von Felix Meynet macht aber immer alles wieder zu Nichte. Schade eigentlich.
Wesentlich stimmiger ist dagegen Jack Cool von Manini und Mangin. Die Merry Prankster sind im Haus von Tommy Neary angekommen um einer Erweckungszeremonie beizuwohnen. Während deutlich wird, dass sich Drogen und Feuer nicht unbedingt positiv ergänzen hat Jack ein Erfolgserlebnis, denn er findet die vermisste Tochter. Wie es mit dieser Story um die Mansfields weitergeht und ob sich zwischen Jack und Jesus-Grau noch etwas entwickelt, wird die Zukunft zeigen.
Der Weg des Untergangs findet dagegen leider in dieser Ausgabe sein Ende. Es bleibt zu hoffen, dass Corteggiani und Tisselli sich irgendwann einmal auf eine weitere Zusammenarbeit verabreden werden, denn der Western verknüpft spannende Thematik und grandiose Bilder äußerst gut und macht einfach Lust auf Mehr! Inhaltlich bekommt die Story auf den letzten Bildern noch einmal einen Twist, mehr sei aber nicht verraten!
In Empire USA 2.1 werden ein paar mehr Details über den mysteriösen Tod von Duanne Els bekannt und vielschichtige Verbindungen zu Russland und in die Türkei sowie zu Terroristen in Lettland spielen eine Rolle, der Leser*in fehlen aber noch entscheidende Versatzstücke. Genau so funktioniert des Konzept „Fortsetzung folgt…“ Graphisch ist Henri Reculé nicht der schlechteste Vertreter der aktuellen franko-belgischen (nicht-Fantasy-)Schule und daher definitiv sein Geld wert!
Ergänzend gibt es weitere Geschichten der gnadenlos guten Tizombi sowie die deutlich schlechteren aber immer noch bereichernden Parker & Badger, den zweiten Teil des Überblicks über Kinofilme nach franko-belgischen Comics (Asterix – Bäche und Flüsse), eine Vorstellung des Neustarts von Courtney Crumrin und lesenswerte Überlegungen von Bernd Glasstetter!
Mehr zum aktuellen Konzept des ZACK im Interview mit dem Chefredakteur.
Dazu passen das neue Album Encore von The Specials und kolumbianischer Hochlandkaffee.
Der Chefredakteur des ZACK-Magazins stellt sich unseren Fragen
Das ZACK-Magazin aus dem Mosaik – Steinchen für Steinchen-Verlag feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Grund genug für comix-online, dem aktuellen Chefredakteur Georg F. W. Tempel ein paar Fragen zu stellen. Da ich selbst zu der Generation gehöre, die durch das Zack im Koralle-Verlag nachhaltig in der Leidenschaft für franko-belgische Comics geprägt worden ist, habe ich mich über diese Gelegenheit sehr gefreut. Comics aus diesem Spektrum werden auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der comix-online-Berichte bleiben.
Georg F. W. Tempel
c-o: Hallo Georg. Könntest du dich den Leser*innen von
comix-online kurz vorstellen? Du bist ja in der deutschen Comicgeschichte alles
andere als ein unbeschriebenes Blatt.
Tatsächlich bin ich schon seit weit über 30 Jahren in der Comic-Szene tätig. Wie bei vielen anderen meiner Generation waren meine ersten Berührungen mit den Comics die Hefte aus dem Hause Kauka und Bastei, wozu in den 1970ern dann natürlich „ZACK“ gekommen ist. Während meines BWL-Studiums in Mannheim habe ich für das dortige Stadtmagazin Comic-Rezensionen verfasst, worüber ich Kontakte zu verschiedenen Verlagen bekommen habe. Mitte der 1980er Jahre bin ich dann beim Reiner-Feest-Verlag eingestiegen, hatte ein kurzes Intermezzo beim Norbert Hethke Verlag, für den ich angefangen habe, das DC-Segment aufzubauen – wir haben uns wegen unterschiedlicher Programmauffassungen dann im Gütlichen getrennt -, und war schließlich ab 1991 beim Ehapa Verlag. 1994 und 1995 habe ich parallel zu meiner Ehapa-Tätigkeit das „Beavis & Butt-Head“-Magazin für den Dino Verlag betreut. Bei Ehapa war ich vor allem für sog. „Trendthemen“ wie „Akte X“, „Tankgirl“, die Fleetway Publikatonen und natürlich die Manga zuständig. Zusammen mit dem damaligen Bereichsleiter Klaus M. Mrositzki war ich an der Gründung der Verlagsbereiche Cultfish (ursprünglich Bücher zu TV-Themen wie „Big Brother“) und Egmont Manga & Anime (EMA) beteiligt. Und seit 2009, seit meiner Trennung von Ehapa, bin ich über das Redaktionsbüro Blattgold GmbH, das meiner Frau und mir gehört, für „ZACK“ verantwortlich. Ansonsten sind wir viel für die Funke Gruppe, den Klambt Verlag, Burda u.a. tätig.
c-o: 2019 feiert das „neue“ ZACK sein zwanzigjähriges
Jubiläum. Du hast zwar im Editorial der Januar-Ausgabe schon einen kurzen
Ausblick gegeben, aber wie sieht euer Jubiläumsprogram aus?
Wie ich ja bereits in bewusstem Editorial geschrieben habe, werden wir im Jubiläumsjahr etliche neue Serien starten wie etwa Bonneville von Marvano oder Empire USA 2 von Desberg und diversen Zeichnern. Außerdem wollen wir uns in einer Reihe von Interviews allen früheren Chefredakteuren des Heftes aus der Mosaik-Ära widmen. In der März-Ausgabe kommt aber erst einmal der Verleger Klaus Schleiter zu Wort, der ein bisschen über den Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag und dessen Philosophie erzählen wird. Weitere Ideen gibt es ebenfalls schon, aber von denen ist noch keine wirklich spruchreif.
Werbematerial gestern …
und heute: Für Sammler*innen bietet der Verlag auch Schuber an
c-o: Wie würdest du die Zielgruppe des „ZACK“ beschreiben?
Generation (Koralle-)ZACK oder größer?
Auf alle Fälle macht die Generation „ZACK“ einen Großteil der
Leser aus. Aber glücklicherweise gewinnen wir immer wieder neue und jüngere
Leser hinzu.
c-o: Das ZACK hat neben den Comics auch immer zwei größere Artikel
über Serien oder Künstler bzw. TV/Film-Adaptionen, einen Rezensionsteil und
einen immer erfrischenden Kommentar. Wie wichtig sind diese Bestandteile für
dich?
Ich denke, ein Comic-Magazin, in dem Comic an Comic geklebt ist, wird auf Dauer schnell langweilig. Deshalb sind mir die redaktionellen Beiträge als „Brecher“ sehr wichtig. Sicherlich lässt sich über die Qualität der einzelnen Artikel streiten, aber ich versuche immer, eine gewisse Aktualität zu wahren, was bei einem Monatsmagazin in Zeiten des Internet allerdings immer schwieriger wird. Ein bisschen diebische Vorfreude habe ich immer, wenn Bernd Glasstetters Kolumne „Das Allerletzte“ oder mein Editorial kontroverse Themen behandeln, da ich oft schon im Voraus weiß, wie die Reaktionen der Leser in etwa sein werden. Aber ich schätze, so ein paar Ecken und Kanten tun dem Heft ganz gut.
Immer für euch unterwegs
c-o: Von vielen anderen Verlagen ist man es mittlerweile
gewohnt, dass Abonnenten einen Bonus in Form von Variant-Ausgaben ober Beigaben
erhalten. Die letzte vergleichbare Aktion des ZACK war eine signierte Grafik
2011 in der Nummer 150. Steht ihr über solchen Dingen oder warum macht ihr
nichts in dieser Richtung?
Ich denke, hier muss man sich die Philosophie des gesamten
Verlages anschauen. Die Leser von „ZACK“ und „Mosaik“ sollen zufrieden sein,
weil sie gerade ein tolles Heft gelesen haben, das ihnen eine gewisse Zeit
„versüßt“ hat, und nicht weil sie irgendein Gimmick geschenkt bekommen. Und zum
anderen ist gerade „ZACK“ so knapp kalkuliert, das hier eigentlich kein
Spielraum ist, um solche Aktionen zu fahren.
c-o: Wie schätzt du den deutschen Comic-Markt ein? Es gibt
immer mehr kleine Verlage, der Markt wird aber dominiert durch die Veteranen
EHAPA und Carlsen mit ihren Long-Sellern einerseits und Splitter andererseits.
Oder betrifft euch der Albenmarkt nicht so sehr, da ihr euch hauptsächlich auf
das Magazin und Jean Graton konzentriert?
Wir hatten uns mit der ZACK-Edition ja am Albenmarkt versucht, mussten aber schmerzlich erfahren, dass das französische Konzept der Vorveröffentlichung im Magazin mit anschließender Albenveröffentlichung in Deutschland nicht funktioniert. Die verkaufte Auflage war so gering, dass sich die Alben einfach nicht vernünftig kalkulieren ließen. Es ist zwar nicht schön, wenn man Serien abbrechen muss, aber ich denke, dass wir die meisten Reihen zu einem guten Ende gebracht haben. Insofern haben wir also mit dem Albenmarkt kaum mehr was am Hut.
Generell sehe ich aber schon, dass der Comic-Markt Probleme
mit den Auflagen hat. Will man seine freien Mitarbeiter ordentlich bezahlen und
als Verlag auch noch Geld verdienen, wird die Luft schon dünn. Ehapa hat sich
sicherlich nicht wegen Erfolgs weitgehend aus dem franko-belgischen Albenmarkt
verabschiedet. Und Carlsen geht bei seinem Programm ja auch eher auf Nummer
sicher. Und hört man sich ein wenig in der Szene um, dann bekommt man schon zu
hören, dass einige Verlage kräftig an der Kostenschraube drehen und eher
fragwürdige Modelle bei der Ermittlung der Übersetzer- oder Redakteurshonorare
ansetzen. Schön ist das alles nicht.
c-o: Ergänzende Frage: Vor einigen Jahren hattet ihr noch
einen stetigen Ausstoß an Alben. Jetzt wechselt auch Lady S. zu einem neuen
Verlag und ihr veröffentlicht anscheinend nur noch Michel Vaillant und Julie
Wood von Jean Graton bzw. seinen Nachfolgern während einige der im ZACK
publizierten Serien z.B. bei Salleck und Splitter als Album erscheinen. Ist das
eine gewollte Kooperations-Situation oder den rückläufigen Alben-Auflagen
geschuldet?
Da wir uns aus dem Alben-Segment aus o.g. Gründen
verabschiedet haben, ist das eine gewollte Kooperationssituation. Wobei es den
französischen Lizenzgebern natürlich zusätzlich recht ist, wenn sie ihre Rechte
zweimal verwerten können.
c-o: Nicht viele Comicschaffende sind wie du von Altmeistern
in einem Comic verewigt worden. Wie fühlt man sich, wenn jemand wie Seron
eine Figur nach einem selbst erschaffen hat?
Natürlich ist man auf eine solche „Verewigung“ stolz. Der einzige Wermutstropfen war, dass das bewusste Album nicht mehr bei Feest-Comics escheinen konnte, da die Rechte an den „Minimenschen“ aus strategischen Gründen von Dupuis nicht mehr verlängert worden waren.
c-o: Hast du eine Lieblingsserie oder Einzelveröffentlichung
während deiner Zeit als Chefredakteur des ZACK?
Den einen Lieblingscomic gibt es eigentlich nicht, da ich nur
Storys ins Heft nehme, die mir selbst auch gefallen. Aber tatsächlich finde ich
die Serien von Marvano – „Grand Prix“, „Die jüdische Brigade“ und „Bonneville“ –
unglaublich gut, da sie bestes Infotainment sind: Man bekommt nicht nur eine
spannende Geschichte zu lesen, sondern kann auch noch viel über historische
Hintergründe und Zusammenhänge erfahren. Dieser doppelte Nutzen macht mir
großen Spaß.
c-o: Hast du es jemals bereut, eine Geschichte abgelehnt zu
haben? Wenn ja, welche?
Für „ZACK“ fällt mir da spontan nichts ein, da wir die Serien
aktiv anfragen. Aus meiner Ehapa Zeit wären das allerdings „Die Simpsons“ und
„Star Wars“, die wir damals in der Programmkonferenz gemeinsam als „nicht
verkäuflich“ eingeschätzt hatten. Dumm gelaufen, oder …?
Der Koralle-Verlag verlegte nicht nur das
„alte“ ZACK sondern auch einige Sonderreihen wie die Zack (Comic) Box, die in
Albenform Abenteuer der Zack-Helden präsentierte oder die Zack Parade, die im
Taschenbuchformat entsprechendes Material enthielt. Insgesamt erschienen
zwischen 1972 und 1981 43 Ausgaben. Anfang dieses Jahrtausends wurde der Brand
kurzfristig für zwei Ausgaben (Dan Cooper und Luc Orient) von Salleck Publications fortgeführt.
Als Beispiel für diese Reihe soll hier der 1974
erschienene Band 9 näher vorgestellt werden, enthält er doch gleich drei
Geschichten von klassischen Helden.
Dan Cooper von Albert Weinberg deckt dabei die Techniksparte ab, die in anderen Bänden von Mick Tangy (sic!) oder Michel Vaillant vertreten wird. Für die Zielgruppe der Jungen, technikbegeistert und motorenlärmaffin, wurde im Zack einiges geboten: Neben den Comics gab es Berichte über neue Motoren, Flugzeuge oder Rennberichte und Dan Cooper war als Testpilot, der auch Science-Fiction oder Krimi Elemente in seinen Geschichten zu durchleben hatte, einer der beliebtesten Charaktere dieser Ära. Mittlerweile gibt es im Splitter-Verlag eine 15-bändige Gesamtausgabe aller Dan Cooper Stories.
Die hier abgedruckte Geschichte „Die Männer mit den goldenen Flügeln“ ist der 16. Band der Originalreihe. Dan Cooper ist einer Kunstflugstaffel zugeteilt und so werden atemberaubende Kunststücke eingeübt und vorgeführt und nebenbei noch in einem Artikel erläutert. Natürlich ist Mut dafür von Nöten der allerdings nicht in Leichtsinn ausarten darf. Insgesamt sicher spannend, im Vergleich zu anderen Geschichten um Cooper allerdings eher Durchschnitt.
„Die Wölfe von Wyoming“, der dritte Band der Westernreihe „Comanche“ von Hermann (Huppen) und Greg (Michel Regnier) steht für das Thema Western, das im realistischen Bereich vor allem von Leutnant Blueberry und eben Comanche, aber auch durch Caine abdeckt worden ist. Im Funny-Bereich kamen mit Lucky Luke von Morris und Umpah-Pah von Goscinny und Uderzo aber auch Häuptling Feuerauge von Gordon Bess weitere Schwergewichte hinzu. Auch Comanche liegt mittlerweile in einer mustergültigen Fassung im Splitter-Verlag vor.
Die Serie Comanche spiegelt nicht den typischen sauberen Westernhelden; Red Dust ist ein ehemaliger Revolverheld der auf einer kleinen Ranch, die von einer Frau geleitet wird, angeheuert hat. Im Umfeld der Konflikte mit Indianern, großen Ranchern und Verbrechern müssen sich die Protagonisten, zu denen auch noch ein weißes Greenhorn, ein junger Farbiger und ein alter Mann gehören, immer wieder neu zusammenraufen und beweisen. Hier geht es um eine mörderische Bande und das alte Thema der Gerechtigkeit, das Hermann allerdings etwas brachialer angeht als andere. Das Artwork ist dabei allerdings grandios!
Vervollständigt wird die Zack Comic Box 9 mit dem „Krater des Verderbens“ von Luc Orient, getextet ebenfalls von Greg und gezeichnet von Eddy Paape. Neben den Fernsehadaptionen von Enterprise und Mondbasis Alpha 1 sowie den im Zack publizierten Geschichten um Valerian und Veronique wird damit der Bereich der Science-Fiction abgedeckt. Auch dieses Thema passte perfekt für die jugendlichen, männlichen Leser des Zack und war durch eine Vielzahl von Romanen etwa bei Heyne, Goldmann und Pabel/Moewig ein Topseller der damaligen Zeit. Luc Orient erschien vor einigen Jahren als fünfbändige Gesamtausgabe bei Egmont EHAPA und in neuen Hardcover Einzelbänden ab Februar dieses Jahres beim All-Verlag.
In diesem, im Original siebten Band geht es um seltsame Vorkommnisse in der Nähe eines durch einen Meteoriteneinschlag verursachten Kraters. Das Team von Eurocristal wird in die Untersuchungen eingeschaltet und muss nebenbei noch einen Mord aufklären. Dieses Abenteuer gehört nicht in die Reihe der Geschichten auf Terango, die im Magazin veröffentlicht wurden. Spannende Kost, die verschiedene Genres gut verknüpft und zeichnerisch ansprechend darbietet.
Die Comic Boxen boten den damaligen
Leser*innen zu einem erschwinglichen Preis lange Geschichten ihrer Lieblingshelden
und dienten teilweise auch dem Test neuer Inhalte. Nicht immer handelte es sich
um Erstveröffentlichungen und teilweise wurde der gleiche Inhalt mehrfach
verwertet. Trotzdem ist der Versuch, Comics aus dem frankobelgischen oder
amerikanischen Raum auch in Deutschland einem breiten Publikum zugänglich zu
machen und aus der Schmuddelecke zu befreien, im Nachhinein nicht hoch genug zu
würdigen. Viele der damaligen Jugendlichen hatten so einen – im Gegensatz zu
den teilweise kruden Übersetzungen durch Kauka – unverfälschten Zugang zu den
Highlights der aktuellen Comics und wurden dadurch so stark geprägt, dass die Serien
sich heute noch gut verkaufen und die „Generation Lehning“ durch die
„Generation Zack“ abgelöst worden ist. Das Maschinen-Lettering, die
Papierqualität und der Druck sind allerdings nicht mehr zeitgemäß und wurden
mittlerweile optimiert und auch die Übersetzungen sind angepasst worden.
Der Zack Comic Box Superband 9 sollte auf
einschlägigen Plattformen oder im Comichandel noch gut erhältlich sein. In
Super-Sammler-Qualität werden dafür in etwa 18 € fällig, „lesefähige“ Ausgaben
sollten für unter 5 € gefunden werden können.
Dazu passt Nostalgisches: KiBa und Glam-Rock, etwa von den Anfängen von
The Slade oder The Sweet.
Auch
im zwanzigsten Jahr des Bestehens bleibt das ZACK-Magazin, das schon lange
nicht mehr das „Neue“ ist, die wichtigste und beste Möglichkeit, einen verlags-
und genreübergreifenden Einblick in aktuelle Comics zu bekommen. Monat für
Monat erscheinen 4 -5 Serien sowie One-Pager und Informationen sowie
Rezensionen, News und Überblicksartikel unter der Chefredaktion von Georg F. W.
Tempel.
Das
Editorial bietet einen ersten Ausblick auf das Jubiläumsprogramm; Viele neue
Serien stehen in den Startlöchern und viele alte Bekannte kehren mit neuen
Material zurück.
Ebenfalls bereits ein Klassiker seit den Tagen des „alten“ ZACK ist die Wahl zum Zackhelden des Jahres an der ihr noch bis Ende Februar teilnahmen könnt.
Neben dem mittlerweile dritten Band von Sauvage, einem Western aus der mexikanischen Revolutionszeit von Félix Meynet, der den Titel „Die Jule“ trägt, und mit farbenfroher Folklore startet, beginnt in diesem ZACK auch der zweite Zyklus von Empire USA. Stephen Desberg und Henri Reculé erzählen die neuen Abenteuer von Jared Gail, der die CIA mittlerweile verlassen hat und nun einen privaten Sicherheitsdienst leitet. Rasante Action, Verschwörungstheorien und Terrorismus in einer zu Zeiten von Fake News aus dem amerikanischen Präsidentenpalast gar nicht mehr sooo abwegigen Geschichte!
Fortgeführt werden in diesem ZACK die Serien Jack Cool und Der Weg des Untergangs. Da auch diese beiden Serien auf dem nordamerikanischen Kontinent spielen, dürfte es sich mit dieser Ausgabe um eine der ganz wenigen, wenn nicht sogar ersten Nummer handeln, in der keine Hauptserie in Europa angesiedelt ist. Wie gut, dass wenigstens das Schmankerl zum Jahresbeginn, das den Reigen der Jubiläumsaktivitäten einläutet, in Belgien endet: Die vierseitige Geschichte aus der Welt „der jüdischen Brigade“ über die Odyssee der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland im Jahre 1939 war ursprünglich ein Ex libris einer limitierten Sonderausgabe. Vielen Dank für die Bemühungen, den deutschen Leser*innen dieses Special zu gönnen!
Die Textbeiträge bieten Informationen zu dem untypischen Manga Der Jäger von Taniguchi und zum Geburtstag von Tim und Struppi.
Dazu
passen prickelnde Getränke wie Sekt oder Frucht-Secco und eine nicht zu
intensive Playlist mit – natürlich – amerikanischer Musik: Swing.