Burn/Hurtt – Die Sechste Waffe 6

Gesamtausgabe Band 6: Geistertanz

Story: Cullen Bunn
Zeichnungen: Brian Hurtt

Originaltitel: US-The sixth Gun – Ghost Dance (30 – 35)

All Verlag
Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 19,80 €
ISBN:  978-3-96804-006-6

Die Story

Ursprünglich war die im Original bei Oni Press erscheinende Serie mal als Western mit Mystery-Elementen gestartet. Sehr schnell hatte sich angedeutet, dass das Setting zwar im Western-Milieu angesiedelt war, auch die Kostüme der Held*innen dort ihre Herkunft hatten, der angedachte Handlungsbogen aber weit darüber hinaus ging.

Es gibt sechs mythische Waffen, die die Fähigkeit besitzen, Welten bzw. Realitäten zu zerstören und neu zu erschaffen. Die neue Realität hängt also sehr eindeutig davon ab, wer die Waffen in die Hände bekommt. Nicht alle Welten sind angenehm für diejenigen, die darin leben müssen und nicht in allen gibt es gleiche Chancen auf einen „Neuanfang“.

Becky, eine der Protagonistinnen, besitzt die Sechste Waffe und wurde auf eine Reise durch die Geisterwelt geschickt. Weder dürfen ihre Begleiter*innen sie aktiv aus dieser Reise herausholen, denn dann würde sie wahrscheinlich irreparablen Schaden nehmen, noch ist garantiert, dass sie diese Reise überstehen wird. Ihr folgen nicht nur Skinwalker und Hungrige Wesen, auch ihre Gegenspieler versuchen die Situation auszunutzen.

Auf ihrer Reise reist die Heldin durch verschiedenste Inkarnationen der Realität und trifft auf Ritter und Drachen, Geister, entartete Kreaturen aber auch auf eine friedvolle Idylle im Mittleren Westen.

Cullen Bunn hat lange auf diese Episoden hingearbeitet wie im dem Band beigefügten Interview deutlich wird und freut sich, alle Register ziehen zu können. Ihm ist dabei eine besondere Serie in der Masse der Mystery-Plots gelungen, die durch den Genre-Mix überzeugen kann.

Die Zeichnungen

Brian Hurtt gibt alles, um die verschiedenen Welten und Realitäten gegeneinander abzugrenzen und wird dabei tatkräftig durch die Kolorierung von Bill Crabtree unterstützt. In dem schon angesprochenen Interview erläutern die Künstler, welche Rolle dabei die Farben spielen. Gerade durch die Beispiele wird dieses sehr deutlich und ermöglicht noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel!

Aber auch ohne diese Hinweise wird deutlich, wie stark sich der Stil und die Fähigkeiten des Zeichners im Laufe der Geschichte weiterentwickelt haben. Vereinzelt sehen Panels immer noch etwas unfertig aus, andere sind sehr detailreich, klar in der figürlichen Darstellung und Bewegung und wirken fast schon europäisch. Man merkt der Seire an, dass sie keine Auftragsware ist, sondern mit Herzblut geschrieben und gezeichnet wird.

Den Figuren sind die harte Arbeit und die schwierigen Bedingungen anzumerken. Sie sind nicht gestylt, haben keine Modelmaße und sollen nicht „schön“ sein. Sie sind ehrlich, haben überzeichnete Ecken und Kanten und sind sogar leicht karikierend dargestellt. Dadurch unterstützen die Zeichnungen aber die Geschichte und drängen sich nicht in den Vordergrund! Vom Aufbau her ist das Werk sehr klassisch: Jede Seite hat drei in ihrer Höhe variierende Panel-Reihen mit eckigen Kästen. Auch diese Ordnung unterstützt aber den Fluss der Geschichte, die von so vielen Regeln getragen wird. Zwar werden diese alle hinterfragt, das Leben läuft aber weiter.

Die Ausgabe

Wie immer bringt Ansgar Lüttgenau neben der regulären Veröffentlichung auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe an den Start. Diese hat neben einem anderen Cover und einem Schutzumschlag wieder ein von Brian Hurtt signiertes ExLibris als Beigabe! Das ist durchaus eine Überlegung wert denn die Sechste Waffe gehört zu den „guten“ alternativen Serien von der anderen Seite des großen Teiches!

Dazu passen ein Gin Tonic mit Rosmarin und der etwas angestrengte Soul der Redskins!

© der Abbildungen  2020 All Verlag / Cullen Bunn and Brian Hurtt

ZACK 256

ZACK 256 (Oktober 2020)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Alles neu macht in diesem Fall der Oktober und so erscheint das ZACK ab dieser Ausgabe über alles gesehen bei dem dritten Verlag, nämlich der Blattgold GmbH. Ansonsten ändert sich aber wenig, denn Internet und social-media Auftritte bleiben unverändert, die Chefredaktion auch! Für Abonnent*innen gibt es allerdings jetzt die Möglichkeit, neue limitierte Titel der ZACK-Edition zu erwerben. Sie sind nur mit der jeweiligen Abo-Nummer bestellbar und dienen somit auch der Leser*innenbindung. Der erste Band ist eine Sammlung von Werbecomics des klassischsten unter allen ZACK-Helden: Michel Vaillant. Ein interessanter neuer Ansatz auf dem schwierigen Markt – comix-online wird weiter berichten!

Die Neustarts

Gleich zwei Serien gehen mit neuen Fortsetzungen an den Start: Den Anfang machen die französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure. Das Wüstenschwert schließt direkt an die letzte Geschichte an und so findet sich Ernest Laverdure mitten in der Wüste Bidayat neben seinem abgestürzten Flugzeug wieder. Er befindet sich im Grenzgebiet von Dahman und Nijaq das von scheinbar religiös begründeten Streitigkeiten bedroht wird, aber auch Gebiet von Drogenschmugglern und wirtschaftlichen Ausbeutern ist. Da die Region von strategischer Bedeutung für Frankreich ist, befinden sich die beiden Piloten dort auf offizieller Mission. Grandiose Zeichnungen von Sébastien Philippe unterstützen eine politisch interessante, spannungsgeladene Story von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl. Sehr gelungene Neuinterpretation eines Klassikers, immer noch etwas französisch patriotisch, aber offen!

Ebenfalls wieder dabei ist Die Bank von Pierre Boiserie & Philippe Guillaume. Die Milliarde der Emigranten beginnt im Paris des Jahres 1825. Charlotte de Saint-Hubert, die Heldin der Story, glaubt aufgrund eines neuen Gesetzes ihr verlorenes Vermögen zurückerhalten zu können und beginnt den mühsamen Weg durch die Bürokratie. Dadurch könnte sie vielleicht ihre Tätigkeit als Prostituierte aufgeben, doch sie stößt auf unerwartete Schwierigkeiten. Julien Maffre ist ein Meister des Dekors und der Architektur und versieht seine Personen mit einem leicht karikierenden Antlitz. Sehenswert!

Die Fortsetzungen

Mathieu Reynés macht bei Harmony alles allein. Die Erzählung über mutierte Kinder mit besonderen Eigenschaften und den Versuch des militärisch-industriellen Komplexes, diese Fähigkeiten auszubeuten, ist bereits in der dritten Runde, Ago, und bekommt immer mehr handelnde Akteure. Während sich auf der staatlichen Seite der Konflikt um die „Führung“ der Kinder fortsetzt, bekommen diese ohne es zu wissen neue Verbündete. Spannende, modern erzählte und mit technischem Equipment grafisch gut erzählte Serie aus Spirou.

Der oben bereits angesprochene klassische Rennfahrer erlebt auch in seiner modernen Reinkarnation gerade spannende 13 Tage. Genau diese Zeit verbleibt Michel Vaillant zwischen Entscheidung und erstem Formel 1-Rennen seit Jahren für seine Vorbereitung. Philippe Graton und Denis Lapière sind ganz dicht dran am tatsächlichen Ablauf und so erfahren wir mehr über das Reglement bezüglich der Trainingsfahrten. Alles ist heutzutage limitiert und so darf der Pilot in Spe immer noch nicht hinter dem Steuer seines Wagens Platz nehmen. Währenddessen fängt die Presse an, ihr Spiel zu spielen. Der Grat zwischen Held und Loser ist sehr schmal.

Der Abschied

Der für mich bisher beste Western des Jahres ist leider schon wieder durch. Der Sheriff von Jérôme Felix beschreibt sehr desillusioniert den Übergang des Zeitalters der Cowboys in das industrielle Zeitalter, das von Eisenbahnen und Konzernen geprägt sein wird. Es bringt aber auch die Unterschiede zwischen Schein und Wirklichkeit, Moral und Gewinn zum Vorschein. Paul Gastine hat den One-Shot brillant umgesetzt: wechselnde Panel-Größen unterstützen die Geschwindigkeit, die Farben werden von den anfänglich hellen optimistischen Tönen immer dunkler und der klassische Show-Down offenbart die filmischen Anleihen!

Und sonst?

Auch im neuen Verlag beweist das ZACK seine Ausnahmestellung auf dem deutschen Markt: Nirgendwo sonst bekommt man als Leser*in einen so großen Querschnitt aktueller, nicht US-amerikanisch oder asiatisch geprägter Comic-Kunst und die Ankündigungen im Vorwort für neue Serien deuten an, dass es so weiter geht!

Die „Füller“ wie Tizombi, Parker & Badger und in dieser Ausgabe sogar der Vater der Sterne tragen ebenfalls zum Genuss bei! Dazu kommen wie immer die Rubriken mit News, Rezensionen und einer Liste der in diesem Monat erscheinenden Comics mit hohem Nutzwert. Der schon neunte Teil über Comicverfilmungen von Bernd Hinrichs ist mittlerweile bei den Schlümpfen angekommen und Christian Endres stellt Unfollow vor.

Also: Bleibt zuhause und macht euch eine schöne Zeit mit dem aktuellen ZACK, genießt ein kühles Kellerbier und lauscht den Interruptors, die ebenfalls eine moderne Variante einer klassischen Richtung abliefern!

© der Abbildungen 2020 bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 245

ZACK 245 (November 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Richtig gelesen: In diesem Heft fangen gleich zwei neue Serien an, die uns eine Zeit begleiten werden.

Das Titelbild gehört dieses Mal der neuen Reihe Die Bank von Philippe Guillaume & Pierre Boisserie, die damit gleich doppelt in der 245 vertreten sind, stammt doch auch das Szenario von Dantes von ihnen. Gezeichnet werden die ersten beiden Bände über die erste Generation einer Finanzdynastie von Julien Maffre, der in Deutschland am ehesten wegen seiner Serie Stern bekannt sein dürfte. In einem leicht karikaturesken Stil entwirft er ein wenig schmeichelhaftes Bild der Londoner Oberschicht des Jahres 1815. Empathielos werden mögliche Kriegsschicksale auf finanzielle Folgen hin untersucht und junge adelige Damen als Prostituierte vermittelt. Ein Auftakt, der spannendes verspricht!

Der zweite Start könnte inhaltlich kaum gegensätzlicher sein, denn in Giant geht es um einen irisch stämmigen Arbeiter im New York der großen Depression 1932. Mikael verantwortet Text und Bild der Geschichte aus dem Big Apple während des großen Baubooms, der Probleme durch eine große Migrationsbewegung hinein in die Großstadt, der Erstehung krimineller Strukturen und nicht zuletzt auch des harten Arbeitsalltags. Vielleicht fordern tatsächlich aber beide Neustarts ein wenig mehr als den leichten Genuss?

Die Fortsetzungen

Tanguy und Laverdue sind auf heikler politisch-militärischer Mission im Nahen Osten und geraten auch tatsächlich in einen Luftkampf mit feindlichen Maschinen. Während sie diesen noch gewinnen können stellt sich die Verfolgung eines kleinen Schmugglerflugzeugs als weniger erfolgreich heraus. Zwar gelingt es, das Flugzeug zu stellen, der Pilot wird aber scheinbar durch stattliche Stellen geschützt… Während die Story von Buendia & Zumbiehl scheinbar sehr nah an der möglichen Wahrheit befindet und die Konflikte darstellt (ohne europäisch allwissend daherzukommen), schafft Sébastien Philippe es in grandioser Weise, die Wüstenlandschaft zum Star vieler Seiten werden zu lassen!

Cassio nähert sich seinem Ende, es fehlt nur noch eine Teillieferung und die neun bände sind Geschichte. Nicht nur Cassios Mutter ist wieder da, auch Reptah greift in das Geschehen ein und damit kommt der Mystery-Teil noch mal voll zur Geltung.

Dantes Letzter Akt läuft dagegen noch etwas länger. Diese Serie der beiden Autoren der „Bank“ legt den Fokus auf die aktuelle Finanzwelt und seine mehr oder weniger edlen Akteure. Die Tochter von Dantes befindet sich immer noch in den Händen der Entführer aber er selbst und der leitende Capitaine haben eine Idee. Allerdings gibt es auch viele falsch Spielende… Solide Zeichenkost von Erik Juszezak.

Während im französischen Spirou 4253 gerade das fünfte Abenteuer von Harmony begonnen hat, geht hier das zweite zu Ende. Mathieu Reynès beschreibt die Schwierigkeiten einer Gruppe von kindlichen oder jugendlichen Mutanten, die von einer Regierungstruppe gefangen gehalten wird. Was als wissenschaftliches Experiment begonnen hatte ist mittlerweile eine rein militärisch getriebene Aktion und dient einzig und allein dem Zweck, die Kinder zu Waffen zu machen. Allerdings gibt es Widerstand. Während die Manga-beeinflussten Zeichnungen teilweise aussehen, als wären sie zu niedlich, ist der Inhalt an einigen Stellen knallhart. Ein modern erzählter Plot, grafisch sehr modern umgesetzt. Kein Wunder, dass diese Serie in Frankreich zu den Rennern gehört.

zum Schluss noch mal die Bank…

Und sonst?

Die Kurzgeschichten treten in dieser Ausgabe etwas zurück und so gibt es nur eine Seite mit Tizombi und den Ausklang mit dem Vater der Sterne, der zu Halloween passend mit Puppen spielt.

Allerdings gibt es dazu auch noch zwei Interviews: mit Garth Ennis über seine neuen Serien und den Schrecken der Realität und mit Andreas Eickenroth über sein Woyzeck Projekt. Dazu natürlich wieder viele Rezensionen, News und Meinungen!

Dazu passen The Valkyrians und Fanta Black!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Gazzotti/Vehlmann – Allein 11

Allein 11 – die nächtlichen Nagler

Text: Fabien Vehlmann
Zeichnungen: Bruno Gazzotti

Originaltitel: Seuls – Les Cloueurs de nuit

Piredda Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 14,95 €
ISBN:978-3-941279-90-2

Cover Allein 11

Allein ist eine Serie über Kinder, die sich nach ihrem Tod in einer Zwischenwelt wiederfinden. Zunächst geht es einzig um das Zurechtkommen von Dodji, Leila, Yvann, Camilla und Terry in ihrer gewohnten Umgebung aber ohne Eltern, Freund*innen, überhaupt scheinbar ohne andere Menschen. Nur die Gebäude und alle Sachen sind noch da, aber auch die entlaufenen Tiere aus dem Zoo. Was anfangs noch wie eine nette Gruselstory aussieht, entpuppt sich schnell als Mystery-Story, denn es gibt neben den 5- bis 12-jährigen Kindern noch andere Bewohner*innen der Zwischenwelt, die dort teilweise ohne zu altern und ohne wirklich sterben zu können teilweise schon seit Jahrhunderten leben. Dementsprechend haben sich dort auch Machtstrukturen und Legenden entwickelt und neben freundlichen Akteuren gibt es auch Kriminelle und Despoten.

Die ersten beiden Bände erschienen zu Zeiten von Mirko Piredda und Martin Surmann im ZACK (näheres dazu hier), alle Bände sind als Hardcover im Piredda Verlag erschienen. Nach rund eineinhalb Jahren Pause ist jetzt der aktuelle Band 11 ausgeliefert worden!

In „die nächtlichen Nagler“ steht der neunjährige Yvan im Mittelpunkt. Er muss sich in einer kleinen Hafenstadt alleine durchschlagen und wird von einer Instanz Camillas besucht. Er erkennt, dass sie das Mitternachtskind ist (siehe Band 9) und vernimmt ihre Warnung vor den Naglern, die Yvan für das untere Terrain gewinnen wollen.

Gleichzeitig ist Anton weiterhin fleißig dabei, Theorien über die Zwischenwelt und den zeitlichen Ablauf aufzustellen. Da sich auch in dieser Serie alles auf einen fulminanten Schlusspunkt hin entwickelt, ist die gehäufte Ankündigung eines Kampfes sicherlich ernst zu nehmen.

Im weiteren Verlauf, der eindeutige Horrorelemente hat, wird Yvan in seiner Behausung von einem geheimnisvollen Jungen, dessen Kopf komplett von Fliegen umhüllt und somit nicht erkennbar ist und zombieartigen Kindern überfallen und auf einen Billardtisch genagelt. Als Yvan am nächsten Tag aufwacht, fehlt ihm ein Teil seiner selbst und er weiß, dass die Nagler wiederkommen werden…

Ergänzt wird das Hardcover durch ein mehrseitiges Interview mit Fabien Vehlmann über die Story von „Allein“, seinen Lieblingscharakter und sein Verhältnis zu Bruno Gazzotti, illustriert mit vielen Skizzen und Entwürfen, sowie dem Abdruck der ersten Seite des angekündigten Spinn-Offs „Geschichten aus der Zwischenwelt“, das größeren Fokus auf Details und Nebenfiguren werfen wird.

Gazzotti hat sie Serie als klassischen frankobelgischen Funny im SPIROU/Marcinelle-Stil angelegt. Detailreiche Umgebungen und Hintergründe, dynamische, filmartige Sequenzen und detaillierte Gesichtszüge mit zum Teil karikaturesken Ergänzungen. Durch diese teilweise kindliche, abmildernde Darstellung wird der Horror gekonnt verstärkt, denn er passt nicht in die helle, freundliche Darstellung und wirkt durch diesen Gegensatz umso befremdlicher. Seitenlayout-technisch sollte der/die Leser*in aber nicht allzu viel Innovation erwarten.

Die Figuren sind von Vehlmann über mittlerweile 11 Bände gut entwickelt und haben alle „ihre“ Macken, die sie so sympathisch machen. Es gibt auch genügend Querverbindungen zu alten Hinweisen oder auf noch unbekannte Ereignisse um die Spannung aufrecht zu erhalten. Dabei hilft sicherlich, dass die gesamte Geschichte in aktuell drei Zyklen unterteilt ist.

Die Serie Allein ist eine der besten aktuell laufenden Reihen! Sie ist bereits für jüngere Leser*innen ab 12 – 14 Jahren (je nach Person) lesbar, hält aber für Ältere noch weitere Schichten bereit, die sie ebenfalls lesenswert machen. Die Ausstattung lässt ebenfalls keine Wünsche übrig!

Dazu passen haltbare Getränke, die es in die Zwischenwelt schaffen und sowohl zeitlich als auch gegenüber äußeren Einflüssen äußerst robust sind, also praktisch jedes Getränk in Dosen, und leicht verstörende Musik etwa von The Other (Dreaming of the Devil als Beispiel).

© der Abbildungen 2019 Piredda Verlag, Berlin

Die Flüsse von London 1 – Autowahn

Cover Die Flüsse von London 1

Die Flüsse von London 1 – Autowahn

Story: Ben Aaronovitch und Andrew Cartmel

Zeichnungen: Lee Sullivan

Panini Comics

Originaltitel: Rivers of London: Body Work
Prestige | 128 Seiten | Farbe | 17 €
ISBN: 978-3-7416-0915-2

Die Flüsse von London sind als Buchausgabe schon seit langer Zeit fester Bestandteil der Bestsellerlisten. Seit 2016 gibt es bei Titan Comics in England auch eine Comicversion die es im August dieses Jahres auch nach Deutschland geschafft hat. Es handelt sich bei der Comic-Adaption übrigens um neue Abenteuer die die Printreihe ergänzen. Im Original ist gerade der fünfte Band erschienen, um schnellen Nachschub muss man sich also im Erfolgsfall keine Sorgen machen.

Page aus die Flüsse von London 1

Held der Geschichte ist der Londoner Polizist Peter Grant, der einer besonderen Spezialeinheit, dem Falcon, angehört, die sich um die Fälle kümmert, in denen Magie involviert ist. Während Peter noch ein Teilzeitmagier ist, der zwar in Verbindung zu den Göttinnen der Flüsse steht, spielt sein Chef, Inspector Nightingale in einer ganz anderen Liga.

Die Geschichte beginnt klassisch mit einem Autounfall: Ein Auto fährt in die Themse und die Insassen können es nicht mehr verlassen. Peter Grant erfährt, dass es sich nicht um einen normalen Unfall handelt, und bringt sich in die Ermittlungen der Londoner Polizei ein. Er bildet dabei ein Team mit Detective Constable Sahra Guleed, einer toughen Muslima. Schon am ersten Ort der Untersuchung versucht ein Auto die Ermittler zu überfahren. So weit, so gut, es hat allerdings keinen Fahrer!

Die Geschichte spielt in mehreren Zeitsträngen, die grafisch unterschiedlich dargestellt werden. Langsam stellt sich heraus, dass es um Rache geht und dass Alkohol eine Rolle spielt. Die Lösung des Falles ist dabei logisch begründet, liegt aber nicht von Anfang an auf der Hand, so dass genügend Spannung für den Leser aufgebaut wird. Wer mit aktuellen Fernsehserien oder den Romanen vertraut ist, wird sich hier sehr schnell heimisch fühlen. Beide Autoren haben bereits das eine oder andere Drehbuch für verschiedene Serien verfasst und kennen daher ihr Handwerk.

Detail aus die Flüsse von London 1

Das Kreativteam ist im (britischen) Dr. Who-Universum heimisch. Es war also zu erwarten, dass sie routiniert mit diesen Themen umgehen können. Das Artwork bietet daher auch kaum Überraschungen, sondern absolut solide Kost. Die Story ist ursprünglich in 5 Teilen erschienen so dass im Laufe der Geschichte immer wieder kleine cliff-hanger zu erkennen sind die auf das nächste Heft neugierig machen sollen. In diesem Fall stört das die Gesamtausgabe aber nicht.

Panini druckt neben den Covern der Hefte noch ein paar Kurzgeschichten mit Geschichten aus dem Folly ab, die die Hauptpersonen aus einer anderen Perspektive zeigen – Gute Idee für den Serienstart und natürlich super, da dadurch mehr als die Hauptgeschichte geboten wird.

Die Zeichnungen sind im Regelfall auf drei oder vier Panelreihen verteilt. Daneben gibt es einige ganzseitige Illustrationen und größere Panels. Die Gesichter sind größtenteils ausdrucksstark und detailreich und heben sich dadurch durchaus ab. Wie es sich für eine Mystery-Reihe gehört fehlen die hellen Farben.

Im Vergleich zum Popcornkino fehlen die Piff-puff-bäng-Szenen. Mir gefällt das! Für alle, die es auch gerne etwas inhaltlicher und etwas weniger Kampf-orientiert haben ist diese Reihe daher durchaus ein Tipp im Superhelden Einheitsbrei!

Detail aus die Flüsse von London 1

Dazu passt als Reminiszenz an den Zeichner Roxy Music (Sullivan spielt in einer entsprechenden Coverband) und ein Gin Tonic!

© der Abbildungen 2016 Ben Aaronovitch, 2018 Panini Comics

error: Content is protected !!