Cartoons gegen Rassismus

Virtuelle Ausstellung im
schauraum: comic + cartoons

Caught in Hate: Get out!

„Caught in Hate: Get out!“ ist der Titel einer neuen virtuellen Ausstellung
im bzw. am schauraum: comic + cartoon: Vom 13. Dezember 2021 bis
30. April 2022
werden Cartoons gegen Rassismus von 50
Zeichner*innen aus aller Welt präsentiert. Zu sehen sind sie nonstop
rund um die Uhr: Die Ausstellung läuft auf einem Monitor, der im großen
Außenfenster des Comic-Schauraums angebracht ist. Alle Bilder stammen von internationalen Comiczeichner*innen und
Cartoonist*innen, die ihre Arbeiten im weltgrößten Social Network für
Cartoons „toonpool.com“ hochgeladen und veröffentlicht haben. Zum
Thema „Cartoons gegen Rassismus“ hat Toonpool-Gründer Bernd
Pohlenz
aus über 300.000 Bildern von allen Kontinenten Zeichnungen
ausgewählt. Das virtuelle Ausstellungsprojekt ist ungekürzt auch
abrufbar unter www.dortmund.de/comic und topticker.de.

Bild: Sven Krantz-Knutzen

schauraum: comic + cartoon, Max-von-der-Grün-Platz, 44137
Dortmund

Jan Kruis Museum

Das liebenswerte Comic-Museum in Orvelte

Adresse: Melkwegje 5, 9441 PH Orvelte, Nederlands

Öffnungszeiten: Montags und Freitags geschlossen; aktuelle Öffnungszeiten unter https://jankruismuseum.nl/openingstijden/

Eintritt: 4,50 €

Das Jan Kruis Meseum in Orvelte
Das Jan Kruis Meseum in Orvelte

Orvelte ist ein kleines Museumsdorf in den Niederlanden, dicht an der Grenze zu Deutschland. An beiden Ortseingängen gibt es große Parkplätze, das Dorf bleibt daher weitgehend autofrei. Es gibt Kunsthandwerk, Honig, Restaurationen und Spielplätze und ein kleines, aber feines Comic-Museum das dem Andenken an Jan Kruis gewidmet ist.

Detail Jan Kruis Museum

Comics,

Der 1933 in Rotterdam geborene und 2017 verstorbene Kruis begann schon früh mit Zeichnungen; das ist oft so, aber in seinem Fall sind sie sogar erhalten geblieben und können in einer Vitrine in Augenschein genommen werden. Anfangs veröffentlichte Kruis den einen oder anderen Strip, unter anderem auch Sjors en Sjimmie, der wirkliche Erfolg stellte sich aber erst mit der Serie Jan, Jans en de kinderen ein. Der Familienstrip, sehr gagbasiert und ausschließlich aus One-Pagern bestehend, enthielt starke autobiographische Elemente. Seine Familie war nicht nur die Zeichenvorlage, auch viele ihrer Erlebnisse flossen in die Geschichten ein.

Detail Jan Kruis Museum - Jan, Jans en de kinderen

Lokal waren die Geschichten durch die Provinz Drenthe geprägt und somit schließt sich der Kreis zu dem Museum, denn Orvelte liegt in eben dieser Provinz. Betrieben wird das Museum übrigens im Wesentlichen durch Freiwillige.

… Kunst,

Kruis zeichnete neben Comics auch Portraits, unter anderem von seinem ersten „Meister“ Martin Toonder, in dessen Studio er zeitweise gearbeitet hatte. Auch ein riesiges Porträt der Königsfamilie stammt von ihm. Zusätzlich war er sehr aktiv als Werbegrafiker. Mehr dazu selbstverständlich in der Ausstellung selbst, aber auch in der Festschrift zu seinem 35. Jubiläum (in 2003) deren Restexemplare in der Ausstellung noch erhältlich sind.

Seine letzten Arbeiten drehten sich um den Tod. Karikaturen zeigen teils selbstreflexiv seine Versuche, sich mit dem Unvermeidlichen auseinander zu setzen und auch anzufreunden. Und so bekommt der Gag vom „Guten Zeichner“ eine ganz andere Bedeutung. Die einzelnen Bereiche sind thematisch gegliedert und bieten einen guten Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden. Originale lassen halt die Arbeitsweise des Künstlers ganz anders wirken als retuschierte, kolorierte Alben oder gar Zeitschriftendrucke.

Nicht unerwähnt bleiben sollte das soziale Engagement von Jan Kruis für die Leprastiftung!

… und das Drumherum.

Das Museum hat natürlich einen, sich selbst als den fröhlichsten Museumsshop überhaupt bezeichnenden „Winkel“ mit einer großen Auswahl rund um den Künstler und seine Werke und sehr freundliche Mitarbeiter*innen.

Für Kinder gibt es eine eigene Mal-Ecke so dass jede*r schon mal ausprobieren kann, ob auch in ihm oder ihr eine zukünftig ausgestellte Person schlummert.

Wer schon mal in dem Museumsdorf angekommen ist, kann das natürlich auch nutzen, um andere Drenther Spezialitäten kennenzulernen. Der Eintrittspreis für das Jan Kruis Museum ist absolut fair, eine Stunde sollte man für einen Besuch rechnen.

© der Abbildungen Jan Kruis Museum 2021; Fotos: Sven Krantz-Knutzen, 2021

Vom Roman zur Graphic Novel

Veranstaltung mit Diskussion

Ort: Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstr. 7, 80538 München

Wann: 4. August 2021 | 19:00

Eintritt frei!

Anmeldung unter ccmunich@czech.cz

Bildliche statt wortwörtlicher Übertragung: Im Rahmen der Reihe Übersetzerwelten / Übersetzte Welten lädt das Tschechische Zentrum München zu einer Diskussion über das „Übersetzen“ von Belletristik in Bildgeschichten ein.

Wie wandelt man eine Roman ­Vorlage in Comic ­Form um? Was gewinnt man dabei? Was geht womöglich verloren? Sind Comickünstler in solchen Fällen auch als Übersetzer anzusehen?

Mit eindrucksvollen Schwarz-­Weiß-­Zeichnungen und knappen Dialogen hat ein dreiköpfiges Team den Geist von David Jan Žáks historischen Roman Návrat krále Šumavy (dt. „Die Rückkehr des Königs des Böhmerwaldes“) gekonnt als Graphic Novel wiedergegeben. Die abenteuerliche, fast krimiartige Geschichte spielt in den späten 1940er Jahren – nach der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei, aber noch bevor Stacheldraht das Land von seinen westlichen Nachbarn trennte. Im Mittelpunkt steht Josef Hasil, ein Polizist aus Südböhmen, der zum Fluchthelfer wurde und Dutzenden seiner Mitbürger*innen den Weg durch den Böhmerwald nach Westen zeigte.

Zwei der Schöpfer der dreibändigen Adaption werden am 4. August 2021 mit der Münchner Literaturwissenschaftlerin und Comic­-Expertin Meike Fischer im Tschechischen Zentrum diskutierten. Karel Osoha (*1991) ist einer der bekanntesten tschechischen Illustratoren und Comickünstler. Für sein Werk Češi 1948: Jak se KSČ chopila moci („Tschechen 1948 – Wie die KSČ die Macht ergriff“ gewann er den Muriel­Preis 2017 für die beste Zeichnung. Ondřej Kavalír (*1980) ist Drehbuchautor, Dramaturg, Redakteur und Übersetzer. Er beteiligte sich am Film Alois Nebel, welcher 2012 den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Bester Animationsfilm gewann. Seine tschechische Übersetzung des Comics Rudo gewann 2015 den Muriel­Preis.

Ein Besuch der Veranstaltung ist nur nach vorheriger Anmeldung per E­Mail unter Beachtung der geltenden Hygieneregeln möglich.

Bild: © K. Osoha, O. Kavalír, V. Mašek, Návrat Krále Šumavy – Na čáře, Labyrint 2018

Museum of Comic Art

Das neue niederländische Comic-Museum

Adresse: Bomstraat 11, 2202 GH Noordwijk

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 12 – 17 Uhr geöffnet

Eintritt: 7,50 €

MoCA Noordwijk 5

Die Niederlande haben seit 2020 wieder ein Comic-Museum. Der Vorgänger in Groningen hatte vor einigen Jahren schließen müssen und mit der Story-World eine Art Nachfolger gefunden. Dieses nennt sich Dutch museum for comics, animation and games. Daneben gibt es jetzt das Museum of Comic Art in Noordwijk aan Zee.

Perfekte Lage

Das MoCA liegt perfekt am strandseitigen Ende der Fußgängerzone des Nordseebades und befindet sich in einem zweistöckigen ehemaligen Kaufhaus. Gegründet wurde es von drei Comic-Enthusiasten die aufgrund der guten Resonanz der Comic-Schau während der Space-Expo 2018 den Versuch einer dauerhaften Installation gewagt haben. Sie haben den Anspruch, pro Jahr zwei verschiedene Ausstellungen zu präsentieren. Das MoCA hat daneben noch eine große Bibliothek mit Ausgaben europäischer Klassiker zum gemütlichen Verweilen und einen kleinen Kinosaal. Daneben bietet das es auch eine staatliche Sammlung an Sekundärwerken über Comics.

MoCA Noordwijk 1

European Masters of Comic Art

Die aktuelle, erste Ausstellung ist siebzig Künstler*innen der Neunten Kunst aus Europa gewidmet. Dabei stehen vier Länder im besonderen Blickpunkt: die Niederlande selbst natürlich, Belgien, Frankreich und Italien. Aber auch die anderen Länder wie UK und Deutschland sind vertreten. Gezeigt wird jeweils ein Original und dazu die kolorierte gedruckte Version.

Bei den Masters dürfen Namen wie Hergé, Franquin oder Giraud nicht fehlen. Die Sammlung bleibt aber nicht bei der ersten Garde stehen, sondern präsentiert auch (vor allem hier in Deutschland) unbekanntere Zeichner*innen mit ihren Werken. Dabei wird einerseits deutlich, wie breit das Spektrum reicht, denn die Klare Linie und die Marcinelle-Schule sind genauso vertreten wie hyperrealistische Sachen oder Independent.

MoCA Noordwijk 2

Damit gelingt es der Ausstellung, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Tourist*innen werden von den 7,50€ nicht abgeschreckt und können neben dem tollen Strand einen ersten Überblick gewinnen, Fans werden durch die detaillierten Beschreibungen im Katalog mit ihrer eigenen reichen Comickultur vertrauter gemacht (und da der Katalog nicht nur niederländischen Text enthält sondern auch jeweils eine englische Zusammenfassung ist er auch international nutzbar). Als Beilage gibt es ein von Daan Jippes speziell für das MoCA gezeichnetes und signiertes ExLibris.

Zum Abschluss darf ein Selfie mit den Galliern nicht fehlen!

MoCA Noordwijk 4

Einen kleinen Wermutstropfen habe ich allerdings doch noch gefunden: Nun haben die Niederlande schon eine Striptekenaar des Vaderlands, Margreet de Heer, die als Botschafterin für diese Kunstform arbeitet. Und doch findet diese Position und ihre Inhaberin keine Erwähnung in diesem Museum…

Der Museumsshop

Ja, es gibt auch einen Museumsshop, und was für einen. Die Ausstellung endet im ersten Stock und der Weg zurück in das Freie führt durch den Ableger von Fantasia. Dieser hat nicht nur das übliche Programm, sondern auch einen eigene Albenreihe und vor allem Originale und Kleinstauflagen von Hermann. Auch sind regelmäßige Signierveranstaltungen geplant.

Der obere Teil des Ladens ist fast nur Kunstdrucken gewidmet und lädt dazu ein, das genaue Betrachten der ausgestellten Exemplare auf die hier angebotenen Schätze auszudehnen. Und auch hier gibt es die ganze Breite europäischer Comickunst!

Im Erdgeschoß sind Standard- und Luxus-Ausgaben sowie Figuren zu erwerben und könnten ein erhebliches Loch in die Urlaubskasse reißen.

© der Abbildungen 2020 MoCA und die jeweiligen Künstler*innen; Fotos Sven Krantz-Knutzen

AUSSTELLUNG: HIER UND JETZT

DER ZEITGENÖSSISCHE TSCHECHISCHE COMIC

Ort: Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstr. 7, 80538 München

Dauer: 11. Mai bis 18. Juni 2021

Eintritt: frei

Terminvereinbarung unter:ccmunich@czech.cz

Wie sieht es in der heutigen Comicszene Tschechiens aus? Welche Namen muss man kennen und welche Trends und aktuellen Richtungen lassen sich ausmachen? Eine neue Ausstellung im Tschechischen Zentrum München stellt die zeitgenössische tschechische Comic­Kunst in der Vielfalt ihrer Formen vor.

Plakat Hier und Jetzt

Was wird gezeigt?

Nie zuvor hat sich der tschechische Comic so dynamisch und so lange ohne störende Elemente von außen entwickelt. Infolgedessen hat die lokale Szene in den letzten zwei Jahrzehnten bereits drei Wellen von Künstler*innen erlebt, die die Möglichkeit des freien Schaffens und Publizierens ergriffen haben. Diese Vitalität drückt sich in einer breiten Schicht etablierter Comic-­Künstler*innen und einer mindestens ebenso breiten Schicht jüngerer Talente aus. Lucie Lomová etwa, die Schöpferin vieler beliebter Kindercomics, oder der in Deutschland vor allem durch Alois Nebel bekannt gewordene Jaromir 99 stehen in der tschechischen Comicszene nun dicht gedrängt neben neuen Meister*innen wie beispielsweise Štěpánka Jislová, die unlängst den Muriel­-Preis für den besten Comic 2020 gewonnen hat.

Arbeiten von zehn der prominentesten Vertreter*innen der aktuellen Comicszene bilden den Kern der Ausstellung. Ergänzt werden diese um Kurzprofile der jeweiligen Künstler*innen sowie Informationen zur heutigen Gattungslandschaft im Allgemeinen. Die Ausstellung knüpft lose an das frühere Projekt Währenddessen an einem anderen Ort: Ein Jahrhundert des tschechischen Comics an, welches 2019 im Tschechischen Zentrum und auch im Erika-­Fuchs-­Haus zu sehen war. Konzipiert wurde sie von zwei Comic­-Liebhabern, die sich auch wissenschaftlich mit der Theorie und Literaturgeschichte des Comics auseinandersetzen. Pavel Kořínek ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für tschechische Literatur an der Akademie der Wissenschaften in Prag. Tomáš Prokůpek ist Leiter der Abteilung für Literaturgeschichte am Mährischen Landesmuseum in Brno.

Wo und wie?

Die Ausstellung ist Teil des Comicfestivals München (3. – 6. Juni 2021). Die geplante Begleitveranstaltung Vom Roman zur Graphic Novel über das „Übersetzen“ von Belletristik in Comicform muss leider coronabedingt verschoben werden, aber stattdessen präsentiert das Tschechische Zentrum während des Festivals exklusive neue Comicstrips auf seinem Instagram-­Profil (www.instagram.com/tschechisches_zentrum_muenchen).

Öffnungszeiten:
Mo – Mi: 13 – 17 Uhr | Do: 13 – 19 Uhr | Fr: 12 – 15 Uhr

Aufgrund der aktuellen Situation ist ein Besuch nur nach vorheriger Anmeldung per E-­Mail möglich. Es gelten die Hygieneregeln des Tschechischen Zentrums. Siehe dazu www.czechcentres.cz/munich.

Veranstalter:
Das Tschechische Zentrum München ist eine Mittlerorganisation des tschechischen Außenministeriums. Mit Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Kunst und Wissenschaft präsentiert es seit zwanzig Jahren die Tschechische Republik im süddeutschen Raum.

In Kooperation mit dem Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften in Prag, dem Mährischen Landesmuseum in Brno sowie dem Comicfestival München.

Asterix 39 – Asterix und der Greif

Ankündigung Asterix 39
Egmont Ehapa Media GmbH – © Asterix® – Obelix® – Idefix ® / 2021 LES EDITIONS ALBERT RENE

Seit heute ist der Titel des neuen Asterix-Abenteuers, das am 21. Oktober 2021 bei Egmont Ehapa Medien GmbH erscheinen wird, bekannt: Asterix und der Greifhier geht es zur Besprechung

Mit seiner fünften Gemeinschaftsarbeit setzt das Autorenduo Jean-Yves Ferri und Didier Conrad das Werk von René Goscinny und Albert Uderzo fort, die das Asterix-Universum vor über 60 Jahren erschufen. Wie es die Tradition verlangt, gehen die Gallier im neuen Album erneut auf Reisen. Während Asterix und Obelix eine Partie Gallier-Schach spielen, schreckt der Druide Miraculix, der wohl gerade eingenickt war, plötzlich hoch und verkündet, dass ein alter Freund dringend seine Hilfe benötigt. Doch wer ist dieser Freund und weshalb benötigt er Hilfe? Und wohin führt uns die Reise und worum geht es?

Was ist ein Greif?

Szenerist Jean-Yves Ferri verrät uns etwas mehr darüber: „Wir haben ein mythologisches Tierwesen in den Mittelpunkt des Abenteuers gestellt. Dabei fiel meine Wahl auf den Greif: Halb Adler, halb Löwe und mit den Ohren eines Pferdes – ein durch und durch rätselhaftes Geschöpf!“

Ein Greif ist im Übrigen ein sehr altes Fabelwesen und schon vor rund 3500 Jahren im heutigen Iran und in Ägypten abgebildet. (Zumindest sind das die ältesten Abbildungen, von denen wir heute wissen.) Er folgt in den Asterix-Bänden einer längeren Tradition von Zentauren über Drachen, Elfen bis hin zu Einhörnern.

Cover Asterix 39
Egmont Ehapa Media GmbH – © Asterix® – Obelix® – Idefix ® / 2021 LES EDITIONS ALBERT RENE

Der letzte Band mit direktem Einfluss von Albert Uderzo

Parallel zur Titel-Ankündigung des neuen Albums jährt sich der Todestag das Asterix-Schöpfers Albert Uderzo. Am 24. März 2020 verstarb der Grand Seigneur. Jean-Yves und Didier erklären dazu: „Albert hat darauf vertraut, dass wir die Figuren, die er gemeinsam mit René Goscinny geschaffen hat, und das, wofür sie stehen, respektieren und in neuen Abenteuern fortführen. Wir sind sehr betroffen, dass er nicht mehr bei uns ist. Mit dem neuen Album, das hoffentlich viele Leser begeistern wird, setzen wir die Mission, die er uns anvertraut hat, fort.“

Zum allerletzten Mal hat Albert Uderzo seinen Einfluss und seinen genialen Humor in ein Asterix-Abenteuer eingebracht.

Comix-online wird auch weiter berichten. Hier geht es zu der Ankündigung.

Abbildungen © Asterix® – Obelix® – Idefix ® /2021 LES EDITIONS ALBERT RENE

Will Eisner Ausstellung in Dortmund virtuell geöffnet!

WILL EISNER Graphic Novel Godfather

Wann: 24.02. bis 27.06.2021

Wo: schauraum comic + cartoon Dortmund, Max-von-der-Grün-Platz 7, 44137 Dortmund oder virtuell

Eintritt: frei

Ausstellung Will Eisner, Godfather der Graphic Novel 2

Was hätte es in den letzten Monaten für schöne Ausstellungen gegeben, wenn man sie denn hätte besuchen können. Einige wurden gar nicht erst eröffnet, andere fanden fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt oder werden in ein paar Monaten wiederholt. Und ein paar haben den Weg der digitalen Transformation beschritten und sind wenigstens virtuell zu besichtigen.

Der schauraum

Glücklicherweise gehört dazu auch die neue von Dr. Alexander Braun, dem Kurator des schauraums in Dortmund. Der Raum, gleich gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof zentral gelegen, lädt zu kostenlosen Besuchen ein und zeigt an ein paar Wänden und in Schaukästen seltenes Material zu ausgewählten Themen. Vertiefend bietet jeweils ein Katalog vertiefte Informationen. Der Autor schafft es dabei, die neunte Kunst ohne verschwurbelte Worte zu erklären, bisher Unbekanntes herauszuarbeiten und Beziehungen herzustellen. Zudem ist es unglaublich, welche Schätzchen Alexander Braun jeweils herbeizaubern kann.

Ausstellung Will Eisner, Godfather der Graphic Novel 1

Dortmund hat sich mit den bisherigen Ausstellungen zu Carl Barks, dem zweiten Weltkrieg im Comic und über Animes in Deutschland einen führenden Ruf in Deutschland erarbeitet und der wird durch die jetzt gerade gestartete Schau über den Godfather der Graphic Novel, Will Eisner, bestimmt nicht geschmälert werden. Alles könnte also so schön sein, wenn nicht das bereits anfangs erwähnte Virus dem einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Der großartige Will Eisner

Als einzige Lösung bleibt daher die Ausstellung digital zugänglich zu machen: Mit dem virtuellen Rundgang kann jede*r ab sofort die Ausstellung coronagerecht von zuhause erkunden. Noch besser: Niemand steht zwischen den Betrachter*innen und dem Kunstwerk oder drängelt von hinten. Und man darf sogar mit einem Getränk oder einem Snack vor dem eigenen Rechner sitzen. Gezeigt werden dabei Originale, Druckplatten, Originalausgaben und Devotionalien.

Ausstellung Will Eisner, Godfather der Graphic Novel 3

Die Ausstellung ist in mehrere Bereiche gegliedert und orientiert sich an Graphic Novels von Will Eisner. Es gibt in dem Rundgang jeweils Punkte auf die sich virtuelle Betracher*innen stellen können. Texte, die mit einem i gekennzeichnet sind, können geöffnet werden und geben thematische Einordnungen, an die Bilder selbst kann man mit der Maus heranscrollen.  Mehr geht nicht!

Zunächst war Eisner ein Comic-Zeichner wie viele andere auch. Schon sein Spirit setzte aber neue Maßstäbe und veränderte unter anderem die Beziehung zwischen Leser*in und betrachtetem Comic indem es Leser*innen in den Kontext einbezog, ihnen mehr Wissen erlaubte als den Handelnden Personen des Strips und dadurch Spannung aufbaute. Zudem waren die eröffnenden Splash-Panels Meisterleistungen. Später verlegte sich Eisner mehr und mehr auf graphische Erzählungen über das Leben, den Antisemitismus und Religiosität. Damit nicht genug war Eisner auch einer der Ersten, der eine Theorie entwickelt hatte, wie man Bilder aufbauen müsste, um damit zu lehren, wie Bildfolgen, um damit grafisch erzählen zu können.

Ausstellung Will Eisner, Godfather der Graphic Novel 4

Der Katalog

Natürlich wird auch diese Ausstellung von einem Katalog begleitet, er wird in Kürze beim avant-Verlag erscheinen. Ich konnte bereits einen ersten Blick hineinwerfen und bin mir jetzt schon sicher, dass er den Weg in die comix-online-Jahresbestenliste 2021 schaffen wird! Eine Fülle von Illustrationen, eingebettet in einen Text von Dr. Alexander Braun der einordnet, erklärt und die Relevanz hervorhebt. Ich bin mir sicher, dass selbst eingefleischte Eisner-Fans hier Neues entdecken werden. Eine ausführliche Besprechung erfolgt hier in Kürze.

Vielen Dank also an das Team vom Dortmunder schauraum comic + cartoon für die Möglichkeit, die Ausstellung trotzdem besuchen zu können und in der Hoffnung, das virtuelle Vergnügen dann auch vor Ort vertiefen zu können!

© der Abbildungen Kulturbetriebe der Stadt Dortmund 2021

Lucky Luke wird 75

Das Jubiläumsprogramm

© Lucky Comics 2021

Lucky Luke, der Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, wird 75 Jahre alt. Niemand hätte damit anfangs gerechnet und – seien wir ehrlich – ohne eine ständige Weiterentwicklung der Helden und des Zeichenstils wäre es auch nicht geworden. Aber: Man muss dem Glück auch eine Chance geben. Gerade der letzte Band des Gespanns Achdé und Jul hat bewiesen, dass die Serie niemals aktueller und besser war! Mehr dazu auf der Seite des deutschen Verlages www.egmont.de.

Anfangs war der Cowboy noch stark vom Trickfilm geprägt und hatte daher auch nur vier Finger. Zwei sehr frühe Western von Gestern kommen im März erstmals als Album auf den Markt. Die damaligen Stories von Morris waren eher Slapstick-geprägt, doch dann kam es zur fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Morris und Goscinny und aus einem lustigen Western wurde der wohl bekannteste europäische Western. Als Lucky Luke sich dann auch noch 1983 das Rauchen abgewöhnte, wurde er sogar noch familienkompatibler.

© Lucky Comics 2021

Natürlich hat auch der Held mit gelbem Hemd und schwarzer Weste längst die Grenzen der Buchdeckel verlassen und ist nicht nur zum Star von animierten Filmen und TV-Serien geworden; auch echte Schauspieler haben versucht, den Charme der Serie darzustellen. Morris selbst hatte darüber hinaus schon ein spin-off mit Rantanplan, dem treuen, aber etwas unterbelichteten Hund gestartet. Achdé, der Anfang dieses Jahrtausends den Zeichenstift übernommen hatte, steuerte dann Geschichten um Kid Lucky und seine Freund*innen bei.

Der andere Blickwinkel

© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Matthieu Bonhomme

Im Laufe der Zeit gab es immer wieder offizielle und unerlaubte Parodien, Gastauftritte und Plagiate; die bekannteste war sicherlich Rocky Luke. Was lag also näher als auch bei dieser Serie offiziell Gastautoren um ihre Interpretationen zu bitten. Matthieu Bonhomme machte den Anfang, andere folgten. Das aktuelle Jubiläumsprogramm kündigt zwei weitere Bände aus dieser Reihe an: Matthieu Bonhomme darf mit Wanted bereits sein zweites Abenteuer vorlegen, in dem ein Kopfgeld auf den Helden ausgesetzt ist.

© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Matthieu Bonhomme

Einen ganz anderen Zugang hat sich Ralf König gesucht. Letztes Jahr hatte er im Interview mit comix-online bereits angedeutet, dass er gerade Lucky Luke entdeckt, nun ist es offiziell: Zarter Schmelz kommt im Sommer.

© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König

Als wäre das noch nicht genug: Es erscheinen auch die ersten beiden Bände der neuen Gesamtausgabe, die Eroberung des Westens bietet alles über den Cowboy und seine Künstler und das Lexikon enthält unzählige Antworten auf immer wieder gestellt Fragen. War das? Nein, es ist auch noch ein Kochbuch geplant, um zu beweisen, dass es mehr gab als Bohnen mit Speck!

Comix-online wird am Ball bleiben und berichten!

© Lucky Comics 2021

© der Abbildungen © Lucky Comics 2021; © Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Matthieu Bonhomme; © Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König

Der neue Asterix erscheint am 21.10.21

Das Jahr 2021 fängt gleich mit guten Neuigkeiten an: Im Oktober erscheint wieder ein neuer Asterix aus der Feder von Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen). Das 39. Album der Reihe verspricht ein wahrhaft spannendes Abenteuer zu werden! Und als Vorgeschmack auf das große Bankett im kommenden Oktober enthüllen Jean-Yves Ferri und Didier Conrad vorab und exklusiv einen kleinen Auszug aus ihrem neuen Werk. Wie es die Tradition verlangt (immer schön im Wechsel!) gehen unsere Freunde im neuen Album wieder auf Reisen. Das bestätigt uns auch der Druide.

Bis dahin gibt es nur ein paar erste Hinweise, ich bin aber sicher, dass im Laufe der  nächsten Monate weitere folgen werden.

Als erster Vorgeschmack hier eine erste Seite:

Das ist aber nicht alles: Egmont Ehapa Media als deutscher Verlag des Galliers hat noch zwei weitere Neuigkeiten angekündigt:

Die neue Zeichentrickserie Idefix und die Unbeugsamen kommt voraussichtlich im Dezember 21 in das deutsche Fernsehen und – so COVID-19 es zulässt – wird es eine große Asterix-Ausstellung geben.

ASTERIX DER EUROPÄER soll vom 3. APRIL–28. NOVEMBER 2021 stattfinden. Die außergewöhnliche Ausstellung auf Burg Malbrouck (Departement Moselle, Frankreich) könnte einen Trip wert sein!

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Jahresrückblick 2020

Corona, Tops & Flops und gute Wünsche

Ein seltsames Jahr geht zu Ende. Schon lange war immer wieder befürchtet worden, dass eine bisher unbekannte Krankheit sich pandemisch ausbreiten und unzählige Tote verursachen könnte. Mit COVID-19 ist dieses Schreckgespenst Realität geworden und was bisher undenkbar schien ist plötzlich Alltag: Die Menschen tragen auch in Europa Masken wenn sie aus dem Haus gehen, Geschäfte sind über längere Zeiträume geschlossen, ja, es gibt sogar Ausgangssperren. In einigen Gebieten können die Toten nicht mehr schnell genug beerdigt werden und die Krankenhäuser sind über die Kapazitätsgrenzen hinaus mit Patient*innen belegt. Vor einem Jahr wäre das einzig ein Szenario für ein Katastrophensetting gewesen.

Corona hat auch den Comic-Markt ein wenig durcheinander gewirbelt: Erlangen hat nur digital stattgefunden, die Comic-Cons sind ausgefallen, die Rudolph-Dirks-Awards wurden ohne Publikum verliehen, der Gratis-Comic-Tag wurde auf den September dezentralisiert und findet in 2021 gar nicht statt.

Ich wünsche euch und uns allen, dass das kommende Jahr besser wird, die Krankheit mit Impfungen eingedämmt werden kann, und Verschwörungstheoretiker*innen wieder im Keller verschwinden. Vielleicht können wir ja sogar den gemeinsamen Willen, Sterbefälle nicht einfach hinzunehmen, auf andere Ursachen ausdehnen. Andere Gefahrenquellen gibt es genügend.

R.I.P.

Auch 2020 sind wieder viele Akteure im Comicgeschäft verstorben; Größen der franko-belgischen Tradition wie auch der US-amerikanischen sowie ein „Urgestein“ der deutschen Comic-Szene. Da ich hier keineswegs einen vollständigen Nekrolog bieten kann und möchte, sei an die folgenden Namen exemplarisch erinnert: Wolfgang J. Fuchs, Albert Uderzo, Mort Drucker, Dennis O’Neil, André-Paul Duchâteau, Alex Varenne, Malik und Richard Corben.

Die besten Comics in 2020

Ich möchte heute meine Favoriten aus den Erscheinungen von 2020 vorstellen: rein subjektiv und unbeeinflusst. Um das etwas zu gliedern erfolgt die Vorstellung in fünf Kategorien: Alben, Graphic Novels, Gesamtausgaben, Sekundärwerke und Zeitschriften. Dazu kommt dann noch die Reihenfolge der Beiträge basierend auf den Zugriffszahlen in 2020. Wer möchte sei dazu aufgefordert, die eigene „Bestenliste“ als Kommentar zu posten!

Album des Jahres

Für mich ein wenig unerwartet, aber der beste Comic kommt tatsächlich aus dem Superheldenbereich: Joker/Harley – Psychogramm des Grauens ist eine vielschichtige Story von Kami Carcia ohne Schnickschnack, Superkräfte oder göttliche Wesen. Elemente aus Cop-Serien, Psychologie und DC-Universe werden geschickt verwoben und das mit außergewöhnlichem Artwork! Ich bin sehr gespannt auf die beiden noch fehlenden Teile dieser Miniserie unter dem Black Label.

Lucky Luke begleitet mein Leben schon seit fast fünfzig Jahren. Irgendwie immer lustig, gut gezeichnet aber auch ein wenig austauschbar. Schon die letzten Bände von Achdé und Jul haben gezeigt, dass sich das mehr und mehr ändert, aber die Fackeln im Baumwollfeld sind wirklich beeindruckend: aktuelle Themen, der erste farbige Hauptcharakter, starke Frauenfiguren und ein Humor, der auf verschiedenen Altersstufen wirkt, ohne aufgesetzt zu sein! Platz 2!

Platz 3 geht an ein Endzeitszenario: Zep hat mit The End einen Ökothriller allererster Güte abgeliefert. Die Natur schlägt zurück, ist aber doch noch irgendwie versöhnlich dabei. Unterlegt mit dem Refrain eines Doors-Song entwickeln die Bilder eine sehr eigene Stimmung.

Der vierte Rang geht an die Kronieken van Amoras: Legendre und Cambré haben die klassische All-Age-Serie Suske en Wiske auf eine sehr spannende Weise modernisiert und auf ein Niveau für Erwachsene gehoben. Umweltpolitik, Korruption, Gewalt, Arbeitslosigkeit; es gibt kaum ein aktuelles Thema, das nicht irgendwie in die Stories eingeflossen ist. Dazu kommt ein enormes Arbeitstempo der beiden Künstler. Wer kein Niederländisch versteht, darf sich trotzdem freuen: vom Sommer 2021 an wird die Amoras-Sage im ZACK erscheinen.

Und nicht zu vergessen Aristophania! Gute Hexen und Zauberer gegen die Truppen des Verbannten Königs und mittendrin ein paar Kinder, die Hoffnungsträger*innen sein könnten. Grandiose Landschaften und eindrucksvolle Emotionen von Joel Parnotte, eine spannende Story von Xavier Dorison, was will man mehr!

Die besten Graphic Novels in 2020

Bei den Graphic Novels hat es in 2020 so viele gute gegeben, dass die Auswahl wirklich schwerfällt. Trotzdem musste ich mich für fünf entscheiden:

Platz 1 geht an Der Wolf von Jean-Marc Rochette! Der uralte Kampf zwischen Tier und Mensch, gegen die Unbillen der Natur und das Eindringen der Zivilisation auch in die letzten Schutzräume werden mit großartigen Bildern erzählt! Ein Beweis dafür, dass ein Comicprogramm nicht groß sein muss, um tolle Sachen zu produzieren!

Unmittelbar darauf folgt mit CH Links ein Verlag, der eigentlich nicht für Comics bekannt ist: Meine freie deutsche Jugend erzählt die Geschichte über das Heranwachsen in der ehemaligen DDR, mit allen Situationen, die nur dort passieren konnten, aber auch dem Charme der Kindheitserinnerungen. Dies gelingt ohne Hass und auch das ist erwähnenswert! Eine gute Adaption des Romans von Claudia Busch durch Thomas Henseler und Susanne Buddenberg.

Platz drei geht an Omaha, eine Geschichte nur für Erwachsene! Kate Worley erzählt die Geschichte einer Frau, die ihren Platz in der Gesellschaft sucht und mit männlichen Machtstrukturen, Bigotterie, Korruption, Erpressung und Mord aber auch mit Liebe und Freundschaft umzugehen hat. Die Bilder von Reed Waller sind teilweise mehr als freizügig aber nie voyeuristisch! Klassiker der Independents und der Fur-Art, der jetzt wieder aufgelegt wird.

Platz 4 ist eine Literaturadaption. Die Insel des Dr. Moreau von Adams und Rodríguez modernisiert die klassische Story von H.G. Wells behutsam. Tolles Artwork für ein politisch hochbrisantes Thema, gespickt mit einem Kampf der Geschlechter. Besser als Kino!

Platz 5 geht an die wohl klassischste aller Graphic Novels, die jetzt endlich und erstmals komplett auf Deutsch vorliegt: Corto Maltese von Hugo Pratt! Gespickt mit Hinweisen auf Literatur und in historischen Zusammenhängen spielend, graphisch sowohl in schwarz-weiß als auch farbig funktionierend und dann auch noch mit vielen Illustrationen und Artikeln in einer einheitlichen Hardcoverausgabe!

Die besten Gesamtausgaben in 2020

Das Nest von Regis Loisel und Jean-Louis Tripp ist ein Comic-Roman über neun Bände. Eins bis drei sind im ersten Teil der gerade erschienen Gesamtausgabe versammelt. Ein kleines Dorf in Kanada muss sich der Moderne stellen: selbständige Frauen, unmännliche Männer und ganz viel Verwirrung bei den Traditionalisten. Großartig! Platz 1!

© 2018 Casterman, © Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2020

Paolo Eleuteri Serpieri dürfte vielen bekannt sein als Zeichner von Druuna, einer sehr freizügigen SF-Serie. Seine Kariere begonnen hat er aber mit sehr einfühlsamen Geschichten über die Eroberung des sog. Wilden Westens, die Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner und den Kampf gegen die Natur. Die mit dem vierten Band abgeschlossene Collection Serpieri – Western hat diese Kurzgeschichten (zum Teil erstmals) dem deutschen Publikum wieder zugänglich gemacht. Platz 2!

Gleich mit zwei Bänden ist Walhalla – Die gesammelte Saga in diesem Jahr gestartet. In der aus dem Dänischen übersetzten Serie von Peter Madsen und Henning Kure werden die nordischen Heldensagen lebendig. Fast perfekte Ausgabe mit reichlich Hintergrundmaterial und Illustrationen sowie Angaben zu den ursprünglichen Mythen. Erschienen in der Edition Roter Drache.

Abgeschlossen ist die Ausgabe aller Science-Fiction und Fantasy Stories die Wally Wood für den EC-Verlag gezeichnet hat. Nach Szenarios von Bill Gaines, Al Feldstein und Ray Bradbury hat Wood unvergessliche Monster geschaffen, aber vor allem Stimmungen kreiert, die den Leser*innen noch heute Gänsehaut über die Arme jagen und damit Platz 4 verdient.

Schließlich den Weg in die Top five gefunden hat auch Aria von Michel Weyland. Die Kriegerin Aria ist unabhängig, löst die Aufgaben eher mit dem Köpfchen als mit dem Schwert, kann sich aber trotzdem durchsetzen, wenn es darauf ankommt. Sie lebt in einer teils brutalen, teils romantischen Welt und hat ein ganz eigenständiges Kapitel im Buch der Fantasy geschrieben. Zwei Bände pro Jahr mit vielen Illustrationen, weiterführenden Texten und Gedanken von Weyland zur Entstehungsgeschichte jedes Albums.

Eine lobende Erwähnung geht an Kult Comics für die Veröffentlichung von den Werken Eric Heuvels. Nicht nur die bekannten Serien January Jones und Bud Broadway, auch die educational comics, Carbeau oder Gezeichnet hats… erscheinen in schöner Regelmäßigkeit und perfekter Aufmachung, aber eben nicht als Gesamtausgabe und deshalb nicht in diese Kategorien passend!

Die besten Sekundärwerke in 2020

Das ohne jeden Zweifel beste Sekundärwerk des Jahres ist The History of EC Comics von Grant Geissman! Das großformatige und voluminöse Werk aus dem Taschen Verlag wiegt mehr als 6 Kilo und präsentiert über 1000 Abbildungen! Dazu kommt der sehr fundierte Text des langjährigen Kenners der Materie, allerdings auf Englisch. Mit diesem Band beweist Taschen mal wieder, dass Kunstdarbietung, detailreiche Inhaltsvermittlung und perfektes Coffee-table-book keine Widersprüche sein müssen, sondern sich super ergänzen können!

Platz zwei geht an einen Ausstellungskatalog. Kein leichtes Thema in diesem Jahr, waren doch Museen über lange Zeit geschlossen und mussten Pläne über geplante Exhibitions immer mal wieder neu geschrieben werden.  Fix & Foxi – Die Entdeckung von Spirou, Lucky Luke und den Schlümpfen ist eigentlich begleitend zu einer Ausstellung im Karikaturmuseum Krems erschienen, ermöglicht aber natürlich auch den Genuss zu Hause. Während die Geschichte des Kauka-Verlages schon das eine oder andere Mal Gegenstand von Veröffentlichungen und Katalogen war, liegt der Schwerpunkt hier auf der Einführung der frankobelgischen Klassiker in den deutschen Markt.

Auch der dritte Platz geht an die Edition Alfons: Die Reddition ist beständig, informativ, tiefschürfend und reich und sinnvoll illustriert. Die Redaktion geht Themen breit an und präsentiert damit einen Überblick, der seines Gleichen sucht. In diesem Jahr ging es zunächst um Zeitungscomics in Deutschland und dann um die Serie Blake und Mortimer.

Die besten Zeitschriften in 2020

Monat für Monat präsentiert der Gewinner eine genreübergreifende Auswahl an europäischen und anderen Comics: das ZACK vereinigt Klassiker, moderne Varianten davon und eine große Zahl an traditionellen wie auch innovativen Serien für mehrere Generationen von Lesern und Leserinnen. Die alten Recken wie Rick Master und Michel Vaillant wurden modernisiert, moderne Serien wie Giant, Haute Cuisine oder Millennium präsentiert und preisgekrönte Werke wie die Morde im Mai veröffentlicht. Dazu kommen Artikel, Infos und Kurzgeschichten.

Der zweite Platz geht an ein Magazin in unserem Nachbarland: JUMP. Die Uitgeverij Personalia hat schon vor einigen Jahren mit dem ebenfalls absolut empfehlenswerten StripGlossy ein sehr erfolgreiches Konzept gelauncht und versucht jetzt wieder etwas Neues. Während früher Kinder eine ganz natürliche Zielgruppe von Comic-Magazinen waren, gibt es diese mittlerweile entweder als ganz spezielle Themenmagazine, meistens orientiert an TV-Sendungen, oder aber als Disney-Publikationen. Ein unabhängiges, comic-fixiertes Medium ist dagegen neben den auf ältere Leser*innen ausgerichteten Heften nicht mehr anzutreffen. Genau diese Lücke versucht Jump zu schließen!

Platz drei geht an das auflagenstärkste Comic-Heft Deutschlands. Mosaik ist eine Institution und begeistert seit über 540 Monaten kleine und große Leser*innen mit den Abenteuern der Abrafaxe in der Zeit. Aktuell befinden sich die Drei in der Südsee zu Zeiten des deutschen Kaiserreiches. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen gibt es in jedem Heft weiterführende Infos, Spiele und Museumstipps.

Comeback des Jahres

Zum Schluss noch das Comeback des Jahres: In den 80-er-Jahren war Dani Futuro zu Gast auf den Seiten des Koralle-ZACK und brachte es 1983 auf drei Alben bei Semic. Seit ein paar Tagen ist er zurück und kommt erstmals komplett und einheitlich in insgesamt acht Bänden beim All Verlag! Band 1 beschreibt die Rettung des verschollenen Jungen Dani. Rezension der Nummer 2 folgt in Kürze.

Eure Lieblinge in 2020

Unangefochtener Spitzreiter in 2020 bei den von euch geklickten Beiträgen ist die Ankündigung des Goldenen Hinkelsteins von Uderzo und Goscinny. Dahinter kommen der Katalog zur brillanten Moebius-Ausstellung in Brühl, der aktuelle Lucky Luke, der Jahresrückblick 2019 und der erste Teil von Omaha!

Auf dem sechsten Platz die Vorstellung des zweiten Halbjahres aus dem All Verlag, Geissman’s History of EC Comics, Zep, Der Serienkompass zu Corto Maltese und Walhalla 1.

Lakota, Mechanica Celaestium, Tunga 4, mosaik 532 und das interview mit Ralf König sind 11 – 15, Michel Vaillant 60, Asterix 38, das ZACK 250, der Ausblick von Georg Tempel auf Zack im Jahr 2021 und Allein 11 beschließen den Reigen der meistgelesenen 20.

Was bleibt?

Ich wünsche allen Leser*innen von comix-online Frohe Weihnachten und ein Glückliches neues Jahr, Vrolijk kerstfeest en een gelukkig nieuw jaar und vor allem Gesundheit für Euch und eure Lieben! Stay safe and healthy!

Musikalisch passt zu dieser Zeit des Jahres etwas Weihnachtliches: The Pogues and Kirsty MacColl mit Fairytale of New York! Dazu ein Kerstbock und die Reise durch die Empfehlungen kann losgehen.

© aller Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen wie in den Linkzielen genannt.

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