MOSAIK – Anna, Bella & Caramella – 50/2021

Flucht in die Wolken

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Kleinformat | 52 Seiten | Farbe | 3,60 € 
ISSN: 
1867-1721

Cover mosaik Anna, Bella, Caramella 50

Wow, das letzte Mal, dass ich über diese Serie geschrieben habe, war es zum 10-jährigen Jubiläum und nun haben die Drei schon 50 Hefte hinter sich – erneut also ein Trommelwirbel und eine Gratulation! Wie auch die Abrafaxe gehen Anna, Bella und Caramella auf Zeitreisen in die Weltgeschichte. Mit ihrem weiblichen Blick erlauben sie aber andere Perspektiven auf oft Vernachlässigtes.

Können Frauen Flugzeuge fliegen?

Unsere Heldinnen müssen Mexiko fluchtartig verlassen. Auf einem Rollfeld treffen sie auf Opal Kunz, eine berühmte Fliegerin, und ihr Flugzeug. Allein die Tatsache, dass eine Frau, noch dazu in Hosen, behauptet, ein solches Gefährt bedienen zu wollen, treibt den eigentlichen Mechaniker bereits fast in den Wahnsinn. Als dann auch noch Anna, Bella und Caramella das Flugzeug warten wollen, verbessert das seine Laune nicht.

mosaik Anna, Bella, Caramella 50 page 3

Bevor aber das Militär ihm zu Hilfe kommen kann, muss erstmal exerziert werden. Durch solch militaristischen Unsinn mit viel Zeit versehen, können die vier Frauen tatsächlich das Land verlassen, müssen allerdings einen weiteren Passagier, den deutschen Schauspieler Emil Jannings, mitnehmen. Hier darf die Redaktion dann mal wieder politisch korrekt handeln und ein Statement zum Thema Beutekunst absetzen. – Gut gemacht!

Detaillierte, humorvolle Zeichnungen

Zielgruppe dieser Geschichten, die alle drei Monate erscheinen, sind junge Mädchen. Es geht darum, Mädchen als Handelnde zu zeigen die auch ohne männliche Hilfe zurechtkommen. Was aber nicht heißen soll, dass keine Romanzen mit Männern stattfinden sollten oder dass das andere Geschlecht ignoriert werden würden. Es geht einfach um echte Gleichberechtigung und Selbständigkeit.

mosaik Anna, Bella, Caramella 50 page 4

Diese Themen mit einem Comic zu besetzen, der kein Manga ist, ist sicherlich schwierig, das mosaik beweist aber mit diesem Jubiläum, dass es möglich ist. Ein Grund dafür sind sicherlich die Zeichnungen, die sich an den zeitgebundenen Originalen orientieren, über Sidekicks, Tiere oder Slapstick aber immer wieder ein Gegengewicht beisteuern, das zur Identifikation einlädt.

Ein anderer Blick

Mädchen können sich nur dann auf andere Frauen berufen, wenn sie sie kennen. Geschichtsunterricht, Fernsehserien, Kinder- und Jugendbücher präsentieren oftmals aber einen männlichen Blick. Umso besser, dass hier Frauen im Mittelpunkt stehen: Frida Kahlo, Katharina von Krakwinckel, Ada Lovelace, Kaiserin Sisi oder Mary Shelley seien als Beispiele genannt.

Und ganz nebenbei gibt es auch noch weitere Infos über die besuchten Länder und Zeiten. Wer immer noch sagt, dass Comics Schmutz und Schund seien, die die Leser*innen verblöden würden, hat entweder noch nie einen Blick hineingeworfen oder ganz andere Gründe! Im Übrigen funktioniert das „weibliche“ mosaik wie das große Geschwisterchen: ein Kollektiv ist für den Prozess verantwortlich, es ist nur ein wenig kleiner.

Dazu passen „Hey Pippi Langstrumpf“, am besten sogar selbstgesungen, und ein Früchtetee.

© der Abbildungen Anna, Bella, Caramella, Abrafaxe by MOSAIK 2021

Jan Kruis Museum

Das liebenswerte Comic-Museum in Orvelte

Adresse: Melkwegje 5, 9441 PH Orvelte, Nederlands

Öffnungszeiten: Montags und Freitags geschlossen; aktuelle Öffnungszeiten unter https://jankruismuseum.nl/openingstijden/

Eintritt: 4,50 €

Das Jan Kruis Meseum in Orvelte
Das Jan Kruis Meseum in Orvelte

Orvelte ist ein kleines Museumsdorf in den Niederlanden, dicht an der Grenze zu Deutschland. An beiden Ortseingängen gibt es große Parkplätze, das Dorf bleibt daher weitgehend autofrei. Es gibt Kunsthandwerk, Honig, Restaurationen und Spielplätze und ein kleines, aber feines Comic-Museum das dem Andenken an Jan Kruis gewidmet ist.

Detail Jan Kruis Museum

Comics,

Der 1933 in Rotterdam geborene und 2017 verstorbene Kruis begann schon früh mit Zeichnungen; das ist oft so, aber in seinem Fall sind sie sogar erhalten geblieben und können in einer Vitrine in Augenschein genommen werden. Anfangs veröffentlichte Kruis den einen oder anderen Strip, unter anderem auch Sjors en Sjimmie, der wirkliche Erfolg stellte sich aber erst mit der Serie Jan, Jans en de kinderen ein. Der Familienstrip, sehr gagbasiert und ausschließlich aus One-Pagern bestehend, enthielt starke autobiographische Elemente. Seine Familie war nicht nur die Zeichenvorlage, auch viele ihrer Erlebnisse flossen in die Geschichten ein.

Detail Jan Kruis Museum - Jan, Jans en de kinderen

Lokal waren die Geschichten durch die Provinz Drenthe geprägt und somit schließt sich der Kreis zu dem Museum, denn Orvelte liegt in eben dieser Provinz. Betrieben wird das Museum übrigens im Wesentlichen durch Freiwillige.

… Kunst,

Kruis zeichnete neben Comics auch Portraits, unter anderem von seinem ersten „Meister“ Martin Toonder, in dessen Studio er zeitweise gearbeitet hatte. Auch ein riesiges Porträt der Königsfamilie stammt von ihm. Zusätzlich war er sehr aktiv als Werbegrafiker. Mehr dazu selbstverständlich in der Ausstellung selbst, aber auch in der Festschrift zu seinem 35. Jubiläum (in 2003) deren Restexemplare in der Ausstellung noch erhältlich sind.

Seine letzten Arbeiten drehten sich um den Tod. Karikaturen zeigen teils selbstreflexiv seine Versuche, sich mit dem Unvermeidlichen auseinander zu setzen und auch anzufreunden. Und so bekommt der Gag vom „Guten Zeichner“ eine ganz andere Bedeutung. Die einzelnen Bereiche sind thematisch gegliedert und bieten einen guten Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden. Originale lassen halt die Arbeitsweise des Künstlers ganz anders wirken als retuschierte, kolorierte Alben oder gar Zeitschriftendrucke.

Nicht unerwähnt bleiben sollte das soziale Engagement von Jan Kruis für die Leprastiftung!

… und das Drumherum.

Das Museum hat natürlich einen, sich selbst als den fröhlichsten Museumsshop überhaupt bezeichnenden „Winkel“ mit einer großen Auswahl rund um den Künstler und seine Werke und sehr freundliche Mitarbeiter*innen.

Für Kinder gibt es eine eigene Mal-Ecke so dass jede*r schon mal ausprobieren kann, ob auch in ihm oder ihr eine zukünftig ausgestellte Person schlummert.

Wer schon mal in dem Museumsdorf angekommen ist, kann das natürlich auch nutzen, um andere Drenther Spezialitäten kennenzulernen. Der Eintrittspreis für das Jan Kruis Museum ist absolut fair, eine Stunde sollte man für einen Besuch rechnen.

© der Abbildungen Jan Kruis Museum 2021; Fotos: Sven Krantz-Knutzen, 2021

mosaik 550 – Oktober 2021

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 550

Die Wunder von Bagdad

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Kleinformat | 52 Seiten plus Beihefter | Farbe | 3,95 € 
ISSN: 
0323-8857

Cover Mosaik 550

Ehrentage sind immer etwas ganz Besonderes, vor allem, wenn sie im Doppelpack auftreten. Zunächst einmal ist die Zahl von 550Mosaik-Heften schon eine ganz außergewöhnliche! Fast 46 Jahre lang ist nun Monat für Monat ein neues Heft erschienen und hat dabei den Fall der Mauer, das Ende der DDR und die Treuhand überstanden. Das letzte ist auch der Grund für das zweite Jubiläum: Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag feiert mit diesem Heft sein 30-jähriges Bestehen – comix-online gratuliert herzlichst!

1001 Abenteuer mit den Abrafaxen!

Natürlich startet in dieser besonderen Nummer auch ein neues Abenteuer, die Wunder von Bagdad. In Gestalt von Sternschnuppen werden Abrax, Brabax und Califax aus der Südsee in das Jahr 185 an den Hof von Kalif Harun al-Raschid transportiert. Sie landen zunächst in der Wüste und dürfen sich gleich erfolgreich an der Rettung eines Kamels beteiligen bevor sie dann weiter nach Bagdad reisen.

Mosaik 550 Seite 14/15

Wie immer steht nicht nur die Geschichte allein im Vordergrund, es gibt auch allerlei Wissenswertes dazu. So erfahren die Leser*innen, dass das Jahr 185 nach dem islamischen Kalender dem Jahr 801 nach dem in Europa gebräuchlichen julianischen Kalender entspricht. Es verwundert daher nicht, dass auch eine Gesandtschaft des fränkischen Königs Karl in Bagdad verweilt und um eine Audienz beim Kalifen wartet. Karl sollte später Karl der Große genannt werden.

Der Beihefter führt ein wenig tiefer in die neue Geschichte ein und stellt einige Personen vor. Dazu erklärt eine Karte die Welt um 800 und die politische Lage. Vor allem aber erzählen Leser*innen jeglichen Alters, warum sie das Mosaik lieben. Kein anderes Magazin in Deutschland hat eine solche Verbundenheit mit seinen Fans! Von diesem Heft gab es übrigens auch eine Variant-Ausgabe, die einigen ostdeutschen Tageszeitungen beigefügt war.

Beihefter Mosaik 550
Der Beihefter

Würdigung

Das Mosaik ist immer noch etwas ganz Besonderes: erstellt in einem kollektiven Prozess von etwa 20 festen Mitarbeiter*innen verknüpft das Magazin spannende Comic-Unterhaltung für alle Altersschichten mit geschichtlichem Wissen. Die „Lektionen“ kommen dabei nicht wie Schulstoff daher, sind aber trotzdem fundiert und oft zusammen mit Museen entwickelt. Nicht zuletzt deswegen wird das Mosaik auch von der Stiftung Lesen empfohlen. Preislich bewegt sich das Heft in einem für Taschengeldempfänger*innen möglichen Rahmen und die Zeichnungen müssen sich keineswegs hinter internationalen Konkurrenzprodukten verstecken! Im Gegenteil: vieles aus Studioproduktionen ist deutlich schlechter!

Also: Viel Spaß mit den Abrafaxen, zunächst einmal im alten Bagdad, und auf die nächsten 30 Jahre!

Motiv aus Mosaik 550

Dazu passen Poems for Laila und entweder ein Schwarzbier oder ein orientalischer Chai.

© der Abbildungen 2021 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Ferri/Conrad – Asterix 39

Asterix und der Greif

Story: Jean-Yves Ferri
Zeichnungen: 
Didier Conrad
Originaltitel: 
Asterix 39 – Asterix et le Griffon

Egmont EHAPA Media
A4 | 48 Seiten | Farbe | Softcover 6,90 €  | Hardcover 12,00 €
ISBN: 
N/A |  978-3-7704-2439-9

Cover Asterix 39
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Nun ist er also da, der lange erwartete neue Asterix! Das 39. Abenteuer von ihm ist zugleich das fünfte aus der Feder von Jean-Yves Ferri mit den Zeichnungen von Didier Conrad. Erstmals hat Albert Uderzo keine „Endabnahme“ mehr veranstalten können und somit ist dieser Band auch der erste wirklich eigenständige. Ausnahmsweise erfolgt die Wertung am Anfang: Das Warten hat sich gelohnt! Asterix und der Greif ist spannend, witzig, modern und klassisch zugleich und ermöglicht den Galliern eine Zukunft auch ohne ihre Schöpfer.

Detail aus Asterix 39 - s16
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Wuuhuu

Es war ja schon bekannt, dass es die Gallier in den Osten verschlagen würde. Terrine, ein alter Bekannter von Miraculix, hatte im Traum um Hilfe gerufen. Caesar, immer auf der Suche nach Attraktionen, hatte davon erfahren, dass es bei den fernen Sarmaten ein Fabeltier geben sollte: eine Mischung aus Löwe und Adler mit Pferdeohren, eben einen Greif. Eine gefangene Amazone dient als Beleg für die Aufzeichnungen eines bereits verstorbenen Chronisten und eine Armee macht sich auf den Weg in die Winterlandschaft. Angeführt wird sie von Zenturio Brudercus, dem Geografen Globulus und dem berühmten Ausdimaus. Die beiden letztgenannten haben schon einige, erfolglose Missionen hinter sich, lassen sich aber nicht ermutigen.

Detail aus Asterix 39 - Terrine
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Als Asterix, Obelix, der Druide und Idefix im Dorf der Sarmaten ankommen, müssen sie feststellen, dass hier die Männer die täglichen Verrichtungen und die Kinderbetreuung übernommen haben während die Frauen als kriegerische Amazonen für die externen Operationen zuständig sind. Natürlich will der kleine Held sofort die Führung übernehmen, muss sich jedoch auch aufgrund der durch das Gefrieren verlorengegangenen Zauberkräfte des magischen Trankes mit einer Rolle als geduldeter Begleiter zufriedengeben. So können einerseits die Sarmatinnen, andererseits aber auch Obelix und Idefix tragendere Rollen übernehmen. Der Geschichte tut das gut!

Die Römer müssen trotzdem erhebliche Verluste einstecken, sie werden allerdings eher im Partisanenkampf angegriffen als in den sonst üblichen offenen Schlachten. Dabei gehen beide Seiten raffiniert vor: Hinterhalte, Finten und die Natur bestimmen den Ausgang der Auseinandersetzungen. Erstmals werden dabei auf Seiten der Römer sogar Opfer erwähnt, allerdings nicht explizit. Trotzdem schaffen die Eindringlinge es bis zur heiligen Zone vorzustoßen. Die Prophezeiung besagt, dass der kleinste der Gallier die Rettung bringen wird…

Detail aus Asterix 39 - s23
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Moderner Strich in Anlehnung an den Meister

Die Zeichnungen in diesem Band beweisen, dass sich Conrad endgültig freigeschwommen hat. Die Bilder erinnern an das große Vorbild, setzen aber eigene Akzente. Die Römer sehen vom langen Marsch gezeichnet aus, die Gesichter sind nicht frischrasiert, sondern deuten einen Drei-Tage-Bart an und die Pferde leiden teilweise deutlich unter ihren Reiter*innen. Trotz aller Modernisierung ist es aber immer noch der klassische Asterix-Stil der in jedem einzelnen Panel klar macht, aus welcher Serie es wohl stammen könnte.

Die große Schwierigkeit für dieses Reiseabenteuer bestand darin, Schnee und Eis glaubhaft umzusetzen. Es ist lausig kalt, Geräusche klingen bei Frost anders, es kann glatt sein, Pulverschnee verhält sich anders als harschiger Schnee, all diese Kleinigkeiten, die in ihrer Gesamtheit die Glaubwürdigkeit herstellen, sind sehr gut gelungen.

Detail aus Asterix 39 - Obelix
© Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Daneben gibt es eine Vielzahl an kleinen Begebenheiten, die nahezu perfekt umgesetzt sind. Dazu gehören vor allem die Szenen mit Idefix und seinen neuen Freunden, aber auch die Folgen eines fehlenden Senkbleis oder die Gesichtsausdrücke der Dorfchefin Matrojoschkowa wenn sie über ihren Mann, den Schamanen Terrine verzweifelt. Auch die Amazonen sind gut gelungen: kriegerisch, aber unterschiedlich, in Kampfpanzerung, aber nicht sexistisch!

Klare Empfehlung!!

Ferri und Conrad beweisen, dass es ihnen mit der Modernisierung des Klassikers Ernst ist. Frauen sollten eine größere Rolle bekommen. Mit den Amazonen gelingt das nicht immer schon überzeugend, ist aber auf dem richtigen Weg. Ein Asterix ohne Zaubertrank muss ganz anders agieren als üblich und gibt viel mehr Raum für andere, die Römer sind nicht nur tumb, neue kulinarische Genüsse haben unerwartete Nebenwirkungen und die Geschichte ist weiterhin vielschichtig zu lesen. Kinder können weiterhin ihren Gags verstehen, Erwachsene werden das anders lesen, vielleicht den französischen Philosophen Michel Houellebecq in dem Geografen wiedererkennen und Fakenius lieben.

Detail aus Asterix 39 - Glibulus
Der Bösewicht Globulus © Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Ein klares Sonderlob geht dabei an den Übersetzer Klaus Jöken. Gerade die Namensgebung lud in der Vergangenheit zu billigen Spielchen ein und die aktuellen Bezüge sind schwierig zu übersetzen. Hier gelingt das perfekt, mit großem Charme und vielen kleinen Anspielungen. Ich sage nur Wolferine!

Viele „alte“ Serien sind bereits modernisiert worden: Rick Master, Michel Vaillant, Die Blauen Boys oder Lucky Luke seien als positive Beispiele genannt. Spätestens mit Asterix und der Greif haben Ferri und Conrad ihre Interpretation der Gallier auf ein Niveau gehoben, das seinen eigenen Platz im Comic-Olymp verdient hat. Natürlich wird es wieder Stimmer geben, die Goscinny zurücksehnen. Ja, seine Skripte waren toll, aber dieser Band ist es auch!

Dazu passen die sich ebenfalls ständig neu erfindenden Ärzte und ein Moscow Mule, gerne auch ohne Alkohol.

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

JUMP Stripblad

Dat leukste Stripblad van het Universum

Chefredaktion: Tim

Uitgeverij Personalia

Heft Din A 4 | 48 Seiten | Farbe | 4,25 €

Cover JUMP 14

Manchmal dauert es ein Weilchen, bis eine Rezension tatsächlich fertig wird. Meistens ist das nicht weiter schlimm, das WWW ist ja ein riesiges Archiv, in dem nichts verloren geht und ein Tipp bleibt über lange Zeit gültig. Bei Magazinen ist das eigentlich anders, denn meistens interessiert nur die aktuell am Kiosk vorrätige Ausgabe. Die folgende Besprechung ist daher eher allgemein zu verstehen!

Comics für Kinder und Jugendliche

Das JUMP bietet eine breite Auswahl von Strips für Kinder ab 8. Damit steht es natürlich einerseits in der Tradition von Robbedoes, Kuifje oder dem Suske en Wiske Weekblad, befindet sich andererseits aber auch in direkter Konkurrenz zu Superheld*innen und den Disney Titeln. Namenspate ist die Serie JUMP von Charel Cambré die sowohl im Innenteil mit einer längeren Geschichte als auch auf dem Backcover mit einem Einseiter auftaucht. In flüssigem Stil gezeichnet werden die Abenteuer von drei Freund*innen erzählt. Spannung und Spaß stehen im Vordergrund der modernen Geschichten.

Cover JUMP 12/13

Dazu kommen weitere längere Stories: Gilles de Geus von Hanco Kolk und Dick Heins erzählen von dem kräftigen, aber etwas tumben Helden im Mittelalter. Timo von Alex Turk ist ebenfalls ein wenig hilflos. Auch dieser Held ist natürlich schließlich erfolgreich, stolpert dabei aber von Panne zu Panne.

Daneben gibt es kürzere Beiträge in ganz unterschiedlichen Stilarten von chaotisch-nervös zu verträumt. Unverkennbar ist aber der Einfluss des in Spirou gepflegten Stil. Anlesetipps sind etwa Mythos, Rembrandt oder Swamp Thing.

Komplettiert wird JUMP mit Uitgeverij Personalia Serien wie Sjors en Sjimmie oder Pinantie United und international Bekanntem wie De Kleine Robbe oder Kid Lucky.

Bunte Mischung

Cover JUMP 11

Da dazu auch immer noch (kindgerechte!) Interviews, Knutseleien und Rätsel sowie Gewinnspiele kommen, stellt das JUMP mittlerweile nicht nur eine sehr gute Mischung von kindgerechter Unterhaltung aus dem Comic-Bereich dar. Es braucht auch keinen Vergleich mit existierender oder historischer Konkurrenz zu fürchten! Möglicherweise einziges Manko ist die monatliche Erscheinungsweise die aber auch das Taschengeldproblem entschärft.

Schade, dass Vergleichbares in Deutschland nicht existiert!

Dazu passen Randale mit ihrer Rockmusik für Kinder, etwa dem Hardrockhasen Harald und natürlich ein Getränk aus den Niederlanden: Fristi.

© der Abbildungen JUMP / Personalia vof 2021

JUMP Bescheur Kalender 2022

Strips! Puzzels! Tekentips!

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Chefredaktion Tim

Verlag Uitgeverij Personalia

Tageskalender | S/W | 14,99 €

ISBN: 978-9-46432-040-4

Cover JUMP Bescheur Kalender 2022

Vor etwas über einem Jahr, im August 2020, erschien die erste Ausgabe von JUMP. Das Konzept sah vor, ein Comic-Magazin für Kinder zu machen, sie an das Medium heranzuführen und gleichzeitig an ihrer Lebenswelt anzusetzen. Wie könnte das besser funktionieren als ein Kind – Tim – zum Chefredakteur zu machen. Nun ja, das Magazin ist immer noch da und bekommt seinen ersten Ableger.

Ein Abreißkalender für jeden Tag

365 Blätter waren zu füllen! Im Wesentlichen geschieht das mit Strips, wie Comics auf Niederländisch heißen. Meistens sind das Drei-Bild-Folgen von aus dem Magazin bekannten Serien: Swamp Thing, Boes, Rembrandt oder Beestjes um nur einige zu nennen. Dazu kommen kurze Denksportaufgaben und Rätsel zur Beschäftigung und Zeichentipps. Mit diesen können die Leser*innen etwa lernen, wie man einen Hai zeichnet. Das Cover zieren natürlich die Held*innen aus JUMP.

Detail JUMP Bescheur Kalender 2022 - 9 Januari

Für wen ist das geeignet?

Natürlich ist die Hauptzielgruppe die gleiche wie für das JUMP: Kinder in den Niederlanden und Flandern. Hier werben durch beidseitig benutzte kindgerechte Serien das Magazin für den Kalender und der Kalender für das Magazin. Der Kalender kann aber auch deutschsprachigen Kindern helfen, spielerisch niederländisch zu lernen und ist so evtl ein perfektes Geschenk zur Vorbereitung des nächsten Urlaubes. Einerseits fehlt hier die Didaktik eines Sprachlernkalenders, andererseits ist das aber vielleicht der Anreiz, der das Ganze von dem schulischen Beigeschmack befreit.

Dazu passen ein tägliches Glas Wasser und eine Dosis von einem Kinderradio, das auch Nachrichten sendet.

© der Abbildungen 2022 Uitgeverij Personalia, 2021 Interstat, Veghel (NL)

Béka/Etien – Spirou präsentiert 5

Rummelsdorf 2 –Der Patient A

Story: Béka
Zeichnungen: David Etien

Originaltitel: Champignac – Le Patient A

Carlsen Verlag
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 12 €
ISBN: 978-03-551-77708-9

Beka/Etien - Spirou präsentiert 5 Cover

Spin-Offs sind der letzte Schrei und vermehren sich teilweise fast unkontrolliert. So auch im Spirou-Universum wo die Hauptreihe (vorübergehend?) komplett eingestellt worden ist und sich One-Shots und Reihen bunt gesellen. Wenigstens zwei davon, nämlich diejenige um den Zyklotrop und seine Tochter sowie die mit den Abenteuern des jungen Pankratius Hieronymus Ladislaus Adalbert, Graf von Rummelsdorf erscheinen auf Deutsch unter dem Label Spirou präsentiert.

Geheimauftrag in Nazi-Deutschland

Béka, also Bertrand Escaich und Caroline Roque, erzählen die Geschichte des jungen Grafen weiter. In Band 1 hatte er dabei geholfen, die Geheimnisse der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma zu enträtseln und seine Geliebte Blair kennengelernt. Nun erhalten er und sein Freund und Vorgesetzter Black einen Hilferuf von zwei Wissenschaftlern, die von den Nazis gezwungen werden, an einem geheimen Projekt zu arbeiten. Die vier waren zu Studienzeiten unzertrennlich und da auch England ein Interesse an den Forschungsergebnissen hat, werden die beiden zusammen mit Blair nach Deutschland entsendet.

Beka/Etien - Spirou präsentiert 5 page 3

Schon Teil 1 hatte damit gespielt, dass Blair die aktivere Rolle des Liebespaares übernimmt und die damalige Zeit nicht immer damit klarkommt. Für die reaktionären Deutschen dürfen die Vorurteile noch krasser werden und so stört bereits die Tatsache, dass eine Frau glaubt, Auto fahren zu wollen. Diese etwas gallige Situationskomik macht einen nicht unwesentlichen Teil des Reizes aus! Aber auch die beiden Engländer werden immer wieder mit Unerwartetem konfrontiert.

In Deutschland angekommen können die Drei tatsächlich etwas über die Verschwundenen und das Projekt herausfinden und es entwickelt sich ein spannender Plot, der ebenfalls manchmal ins Abstruse grenzt. Die Geschichte bleibt aber in sich stimmig und vereint feinen und brachialen Humor mit Action und Spionageplot. Wer aber ist der mysteriöse Patient A?

Brüsseler Schule 2.0

Die Zeichnungen von David Etien sind natürlich bei dem Aushängeschild der Brüsseler Schule auch teil eben dieser stilistischen Richtung. Er hat sie aber ein wenig modernisiert und ein wenig Karikatur und Manga dazu genommen. Die Bilder passen aber damit perfekt zu dem Ton der Handlung und präsentieren immer wieder die Komik in Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen oder gewählten Ausschnitten.

Rummelsdorf 2 - page 4

Das Layout bietet keine Überraschungen, wirklich keine. Das stört aber nicht da hier die Action nicht im Vordergrund steht. Selbst wenn wir in den hektischen Phasen der Erzählung sind ist immer noch Zeit vorhanden und ein Hetzen nicht erforderlich. Es gelingt aber schon Bewegung, Schnelligkeit von Fahrzeugen oder Geräusche zu visualisieren. Insgesamt ein sehr passender Gleichklang von Text und Darstellung!

Die Empfehlung

Die Serie spielt mit genügend bekannten Versatzstücken und Anspielungen auf den Spirou-Kosmos um „dazuzugehören“, ist aber eigenständig genug, um auch neue Fans zu gewinnen. Humor, Spannung und das Spielen mit Geschlechterklischees bilden eine exzellente Mischung. Mal sehen, wie viele Geschichten den beiden Autor*innen noch mit dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges einfallen. Und auch danach gibt es sicherlich noch genügend Stoff für weitere Geschichten.

Rummelsdorf 2 - Vignette

Dazu passen ein London Dry Gin mit Tonic und Pulp!

© der Abbildungen Journal de Spirou, Etien/Beka, Dupuis 2020,  2021 Dupuis, by Etien et Beka/2021 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

Dugomir/Ers – Die Kinder der Resistance 2

Erste Repression

Story: Vincent Dugomir
Zeichnungen: Benoît Ers

Originaltitel: Les Enfants de la Résistance – Premiéres répressiones

bahoe books
Hardcover | 60 Seiten | Farbe | 16,00 € |
ISBN: 978-3-903290-45-7

Dugomir/Ers - Kinder der Resistance 2 Cover

Es gibt viele Werke über den Zweiten Weltkrieg, über Schlachten, Verfolgung Andersdenkender, die Shoah, aber auch über die Auswirkungen auf sogenannte Zivilisten. In dieser Serie, die im besetzten Frankreich spielt, geht es um Kinder, die die deutsche Besetzung nicht hinnehmen wollen und anfangen, Aktionen zu unternehmen, eben die Kinder der Resistance!

Nichts bleibt ohne Folgen

In Band 1 hatten Francois, Eusèbe und die aus Deutschland geflohene Lisa angefangen, ihrem Frust über die Deutschen Ausdruck zu verleihen. Nicht nur, dass sie auf alten Tapetenresten mit einer Kinderdruckerei antideutsche Flugblätter hergestellt hatten, sie hatten auch einen folgenschweren Sabotageakt auf einen Schifffahrtskanal verübt. Die Deutschen waren nicht nur in diesem kleinen Städtchen mit ersten Aktionen konfrontiert, sondern hatten dieses Verhalten mehr oder weniger überall im besetzten Frankreich feststellen müssen.

Kinder der Resistance 2 page 5

Es gab aber auch eine sehr große Gruppe der Franzosen und Französinnen, die mit Marshall Petain und der Kollaboration sympathisierten und den von General de Gaulle ausgerufenen Widerstandskampf zutiefst ablehnten. Jede an Aktionen beteiligte Person musste also doppelt vorsichtig sein.

Aus dem nahegelegenen Lager für Kriegsgefangene gelingt immer mal wieder Einzelnen die Flucht und ein erstes Netzwerk bildet sich auch hier, um die Soldaten außer Landes zu schaffen. Als es darum geht, einem sogenannten Senegalfranzosen zu helfen, wird die Aktion entdeckt und die Deutschen können erstmals zeigen, dass sie kein Pardon geben werden. Es ist die erste Repression.

Dugomir/Ers - Kinder der Resistance 2 page 4

Zeichnungen für Jung und Alt

Die Zeichnungen von Benoît Ers müssen weiterhin zweierlei Ansprüche befriedigen. Einerseits sind bei diesem Thema natürlich viele Erwachsene als Leser*innen zu erwarten, andererseits ist die Hauptzielgruppe wesentlich jünger und darf nicht verschreckt werden. Es geht also darum, Repression und Gewalt so darzustellen, dass sie mit unterschiedlichem Alter und Vorwissen unterschiedlich aufgefasst werden kann. Es geht nicht um Horror oder das Schüren von Angst als solcher, es muss aber klar werden, dass die Folge des Entdecktwerdens der Tod ist.

Dabei hält er sich im Wesentlichen an ein klassisches Streifen-Layout, unterbricht es aber von Zeit zu Zeit, um Umgebung besser platzieren zu können. Oft ist der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Panels relativ groß, unterstrichen durch Perspektivwechsel. Er kann aber auch die schnelle Abfolge durch mehrere sehr schnell folgende Ausschnitte darstellen. Ers bewegt sich damit eindeutig im oberen Feld der aktuellen Zeichner*innen.

Kinder der Resistance 2 page 6

Die Empfehlung

Vincent Dugomir präsentiert im Anhang wieder einiges an Material, dass er bei dem Schreiben des Szenarios verwendet hat, unter anderem über die „Senegalfranzosen“. Mit diesem Begriff waren afrikanische Soldaten bezeichnet worden, die in den Reihen der französischen Armee gekämpft hatten. Sie galten den Deutschen als minderwertig und waren daher noch weniger geschützt als andere Gefangene. Unter Hilfe des Roten Kreuzes war versucht worden, die Betroffenen außer Landes zu schaffen. Details würden dem Comic die Spannung nehmen, sie sind aber im Anhang erläutert.

Erneut also ein Comic, der nicht nur eine spannende, fast vergessene Geschichte erzählt, sondern gleichzeitig viele Fakten einbaut, im Anhang erläutert und somit auch Wissen vermittelt. Vielleicht erreicht man mit dieser Form wesentlich mehr junge Laute als mit einem doch oft trockenen Geschichtsunterricht. Wegen der gut erzählten Geschichte, den sich entwickelnden Figuren und ihren Beziehungen untereinander aber auch „einfach so“ gut lesbar als coming-of-age! Insofern nicht weiter verwunderlich, dass die Serie auf der Besten-Liste des Buchhandels aufgetaucht ist.

Startvignette Kinder der Resistance 2

Dazu passen Johannisbeerschorle und “Spirit of Freedom” von Christy Moore.

© der Abbildungen Éditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) 2016 by Ers, Dugomir, lelombard.com / bahoe books 2021

Burrini – Das Leben ist kein Ponyhof 4

Das Internet schlägt zurück!

Story: Sarah Burrini
Zeichnungen: Sarah Burrini

Edition Kwimbi

Hardcover | 144 Seiten | Farbe | 18,00 € |

ISBN: 978-3-947698-14-1

Wenn das Leben nicht nur aus Sonnenschein und Gänseblümchen besteht, sondern Herausforderungen und manchmal auch Rückschläge enthält, ist ein flapsiger Spruch meistens nicht weit entfernt. Oft lautet er „Das Leben ist kein Ponyhof“. Eigentlich drückt er nichts anderes aus als „Erwarte nicht zu viel, bleib realistisch und tu, was du kannst“. Genau in diesem Sinn ist auch der Titel für die Web-Comics von Sarah Burrini zu verstehen. Der erste Eintrag ihres Blogs datiert vom 4. Juni 2006 und seitdem erscheinen in loser Folge Strips, die oft einen semi-autobiographischen Touch haben.

Vor kurzem ist der vierte Sammelband mit gedruckten Strips erschienen: Das Internet schlägt zurück! Dieser enthält Comics aus den Jahren 2015 bis 2020. Sie sind anfangs noch als Strips angelegt mit 3 bis 4 Bildern in einer Reihe, wechseln dann aber zu Quadraten. Die ersten beiden Bände waren vor gefühlten Urzeiten noch bei Zwerchfell verlegt worden bevor Panini Comics übernommen hatte. Nach einer längeren Pause ist nun endlich Band 4 in der Edition Kwimbi erhältlich.

Die Vier-Bild-Erzählung

Ein Teil der Web-Comics befindet sich in der Tradition der Zeitungs-Tagesstrips. Es geht darum, die Leser*innen jedes Mal neu zu binden, sie mit einer guten aktuellen Geschichte zu überzeugen, gespannt auf die nächste Folge warten zu wollen. Je nach Genre kann das eine fortlaufende Story sein, eine tagesaktuelle Stellungnahme, situationskomisch oder – wie hier bei Sarah Burrini – in gewisser Weise autobiographisch. Dabei kommt es gar nicht darauf an, ob es „wirklich“ ist, es muss nur authentisch sein, also potenziell wirklich.

Die Heldin spielt sich selbst, hat aber Unterstützung durch Ngumbe, einem Elefanten, den Fungoiden El Pilzo, das Quotenpony Butterblume und Kevin-Asmodias, einem Nerddämon. Allein schon diese Zusammenstellung ermöglicht genügend Interaktion um Themen wie Weihnachten, Ferien oder Herbstanfänge zu behandeln. Die einzelnen Rollen sind so überzeichnet, dass sich jede*r Leser*in in einer der Protagonist*innen wiederfindet und mitschmunzelt.

Daneben gibt es selbstverständlich auch die Klassiker aus dem kreativen Alltag: der Ideenverlust, der Termindruck, die Präsentationsangst. Jede WG kennt die Spüle mit dem Abwasch von drei Tagen und die laute Musik trotz des eigenen Katers. Und da Sarah nicht nur Comics zeichnet, sondern diese auch liebt ist eine Superheldenparodie ebenfalls Bestandteil der Geschichten: Nerd Girl kämpft mit sich und der (männlichen) Umwelt.

Die Format-Explosion

Ende 2017 werden aus den Erzählungen im Tagesstreifenformat plötzlich Quadrate. Diese Umstellung verdoppelt einerseits den Platz pro Gag im Buch, erhöht aber auch die Flexibilität in der Darstellung. Sarah Burrini hat nun die Wahl, vier größere, quadratische Panels anstelle der bisherigen Rechtecke zu füllen oder auf zwei, teilweise sogar drei Streifen auszuweichen. Die Erzählung kann daher komplexer werden, ohne auf Folgen aufgeteilt werden zu müssen.

Ansonsten sind die Zeichnungen digital entstanden, wie es bei einem Web-Comic ja auch zu erwarten wäre. Dadurch stehen Filter und Techniken zur Verfügung, die anders nur schwer darzustellen wären, etwa Unschärfe. Die Emotionen der Handelnden und damit auch oft die Stoßrichtung der Pointe lassen sich im Übrigen fast immer aus dem Zusammenspiel von Augen und Mund entnehmen. Hier hat die Künstlerin einiges aus dem Manga übernommen.

Das Ende

Web-Comic-Schaffende haben es schwer! Das Internet wird immer noch von vielen als „kostenlos“ wahrgenommen und die Möglichkeit des Geldverdienens ist auf zusätzliche Inhalte, Fördermitgliedschaften oder eben auf Merchandise beschränkt. In diesem Zusammenhang steht natürlich auch dieses Buch, das mit Hardcover, guter Bindung und Lesebändchen gehobenen Erwartungen entspricht. Das Papier ist leicht glänzend, blickdicht und fühlt sich angenehm an und der Preis ist angemessen. Für alle, die mehr wollen, gibt es die Website.

Halt, fehlt da nicht noch was? Ja, denn das Leben ist kein Ponyhof ist seit Juni 2020 zu Ende! Es wird keine weiteren Folgen mehr geben, auch wenn natürlich weitere Comics von der preisgekrönten Autorin zu erwarten sind. Noch ein Grund mehr, um jetzt zuzuschlagen und sich die Einblicke in einen deutschen Alltag zu gönnen!

Dazu passen “The Final Parade” von The Mighty Mighty BossTones (und Freund*innen), gerne auch als Video, und eine spritzige Rhabarber-ProSecco-Mischung!

© der Abbildungen 2020 Sarah Burrini

Goscinny/Uderzo – Der Goldene Hinkelstein

Der Goldene Hinkelstein – Ein Abenteuer mit Musik

Story: René Goscinny
Zeichnungen: 
Albert Uderzo
Originaltitel: 
Asterix – Le Menhir D´Or

Egmont EHAPA Media www.asterix.com
A4 | 48 Seiten | Farbe | Softcover 6,90 €  | Hardcover 13,00 €
ISBN: 
N/A | 978-3-7704-4128-0

Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2020 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Die Geschichte

Seit einigen Jahren sind wir es gewohnt, im Oktober jedes ungeraden Jahres ein neues Abenteuer der Gallier serviert zu bekommen. Die Presse schlägt Kopf, die Druckmaschinen kochen und seit dem unsäglichen Gallien in Gefahr sind zwar nicht alle zufrieden, die Qualität der Stories hat aber wieder deutlich zugelegt und vermag alte und neue Leser*innen zu begeistern. Zu den Anfängen der Serie und der Tochter des Vercingetorix hat comix-online bereits berichtet.

Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2020 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

In geraden Jahren jedoch fehlt Neues von Asterix und so kommt der Fund einer bisher in Deutschland noch unveröffentlichten Geschichte aus der Frühzeit der Serie gerade recht! Wir treffen die bekannten Figuren, bis auf Idefix, und das bekannte Szenario: Der Barde Troubadix glaubt, dass er ein begnadeter Sänger wäre und möchte daher den Gesangswettbewerb der gallischen Barden im Karnutenwald gewinnen.

Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2020 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Asterix und Obelix beschließen, ihn zu begleiten und ihn vor dem möglicherweise aufgebrachten Publikum zu beschützen. Und dann ist da noch der römische General Eucalyptus: Ihm fehlt die Kultur Roms und so beauftragt er seinen Zenturio, den besten Sänger zu entführen.

Die Darbietung

Wer einen Comic erwartet hatte ist möglicherweise etwas enttäuscht. Wie angekündigt handelt es sich um Illustrationen zu einem Hörspiel, das ursprünglich auf Vinyl von einem Beiheft begleitet worden war. In Deutschland war dieses Hörspiel bisher unbekannt. Jetzt ist nicht nur das Beiheft etwas großzügiger layoutet und dem Format der „Großen Asterixbände“ angepasst, auch den Text (und vor allem den Gesang der Helden gibt es zeitgemäß als Stream! Der Link per QR-Code befindet sich im Album.

Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2020 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Die Zeichnungen von Uderzo sind wie gewohnt nahezu perfekt und erst vor kurzem restaurieret worden. Durch die großflächige Darbietung wirken sie sogar noch besser als als kleines Panel im Seitenlayout! Der Meister hatte diese Überarbeitungen noch beaufsichtigen können und so ist sichergestellt, dass die Zeichnungen wirklich Uderzo enthalten. Der Text ist locker, flockig und witzig! Die Fans von Goscinny werden sich bestätigt fühlen und ihn weiterhin als den größten Asterix-Texter verehren.

Für jeden Asterix-Fan ein Muss! Auch das Hörspiel lohnt sich durchaus, hat der Barde doch ähnliche Qualitäten wie viele andere der gerade angesagten deutschsprachigen Künstler, zeitbedingt fehlt allerdings der Tontechniker. Wie immer gibt es eine Kiosk-Ausgabe und ein Hardcover für den Buchhandel.

Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2020 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Dazu passen eine lauwarme Cervisia, alternativ ein Pils mit dem Zusatz Gold oder Mild, und das aus dem gleichen Jahr stammende I’m a Believer von The Monkees!

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2020 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

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