ZACK 266 (August 2021)
Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792
Einmal im Jahr ist der klassischste ZACK-Held überhaupt auf dem Cover: Michel Vaillant. Mit dem in dieser Ausgabe startenden neunten Band der zweiten Staffel beginnt eine ganz neue Ära: Zum ersten Mal überhaupt in der langen Geschichte des Rennfahrers ist kein Graton an der Entstehung des Albums beteiligt gewesen! Philippe Graton hatte nach den 13 Tagen seinen Ausstieg verkündet, die Rechte sind an Dupuis verkauft worden. Kommentare dazu sind ausdrücklich erwünscht!
Der Neustart
Schon das Cover deutet es an und auch das aktuelle Formel-1-Geschehen ist voll davon: Zweikämpfe im eigenen Lager können das Salz in der Suppe sein, das Leben aber auch komplizieren. Für die Rallye-Weltmeisterschaft hat Vaillante zwei Teams benannt: Michel Vaillant und Gabriele Spangenberg sowie Daniel Farid und Alex Bracchi. Daniel ist ein moderner junger Fahrer mit Instaccount und vielen Followern. Nun möchte er beweisen, dass er besser ist als der Posterboy seiner Jugend.
Denis Lapière beweist meiner Meinung nach, dass er sich genügend in die Materie eingearbeitet hat und übernimmt nahtlos. Er traut sich auch bereits jetzt, Änderungen in der Firmenverwaltung anzukündigen und führt damit die von Phillipe begonnene Handlung fort. Das Artwork von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ist auf bekanntem hohem Niveau und macht die Geschichte auch für Nicht-Rennsportfans attraktiv! Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Serie weiterentwickelt, brauchen aber zunächst keine angst vor einem Qualitätsabfall haben.
Die Fortsetzungen
Das letzte Abenteuer von Jerry Spring stammt von Festin und wurde von Franz zeichnerisch umgesetzt. 22 Jahre musste man auf eine deutsche Veröffentlichung warten! Der Zorn der Apachen zeigt den Helden als Beauftragten der Regierung in einem Konflikt zwischen Stadtbewohnern und Indianer*innen. Dabei geht es durchaus zur Sache wenn auch Jerry selbst zurzeit wegen seiner Verletzung außer Gefecht ist. Die Vorlagen wurden im Vergleich zum ersten Teil etwas aufgehellt und damit qualitativ verbessert. Vielleicht nicht die innovativste aller Westerngeschichten, sicherlich auch anders als von Jerry-Spring-Puristen gehofft, trotzdem aber immer noch gut lesbar und mit teils sehr guten Zeichnungen.
Die modernisierte Version von Suske und Wiske geht ebenfalls in die zweite Runde: In Amoras 2047 haben Marc Legendre und Zeichner Charel Cambre eine Version für Erwachsene abgeliefert die über sechs Alben hinweg eine durchgehende Geschichte erzählt. Die beiden Held*innen waren in die Zukunft versetzt und getrennt worden. Während sich Wiske gegen jugendliche Schläger wehren muss geraten Suske und Jerusalem unter Beschuss. Auch Krimson hat seinen ersten Auftritt. Eine der besten aktuellen Serien des europäischen Comics hat es endlich nach Deutschland geschafft. Der zwischen Semi-Funny und Realismus angesiedelte Stil transportiert die düstere Zukunftsvision perfekt und schafft es, den etwas altbackenen Figuren des Originals neues Leben einzuhauchen! Top-Tipp!
Die Flintenweiber müssen einerseits ihre Wunden lecken, die ihnen bei der versuchten Übergabe des geraubten Ringes zugefügt worden waren, und geraten andererseits in den Fokus der Ermittlungen verschiedener Dienststellen. Noch bietet die Serie von Pierre Pevel vielleicht etwas viel: Steampunk, Fantasy, Krimi und Action. Wenn man allerdings die Zeichnungen von Étienne Willem sieht kann man erahnen, dass uns noch viel Spaß bereitet werden wird. Moderne Heldinnen, ein Schuss Arsene Lupin und ein wenig Märchen gibt einen netten Eintopf!
Abschied
Aida Nur ist eine junge Nachtclubtänzerin im Kairo des Jahres 1922. Sie verkauft heimlich und unter der Hand gefundene altägyptische Antiquitäten und gerät damit zwischen die Fronten der Profiteure des lukrativen Geschäftes. Ohne zu wissen, wer „gut“ oder „böse“ ist, hat sie mit allen zu tun und wird schließlich entführt. Die Dänin Sussi Bech hat die Geschichten um diese Heldin im Stil der Klaren Linie angelegt. Der erste Band hat immer auch die Aufgabe, Personen und Hintergründe einzuführen, und muss daher gelegentlich weiter ausholen. Dies vorausgeschickt ist Tod in Kairo ein ordentlicher Start der neuen Serie!
Und sonst?
Wie immer bietet auch diese Ausgabe Onepager von Parker & Badger sowie Tizombi, Infos aus der Welt der Neunten Kunst, Rezensionen und den ZACK-Keller. Die Artikel beleuchten die anthropomorphe Comicserie Die 5 Reiche sowie den Versuch des Jungen Museums Frankfurt, Stadtgeschichte auf neuen wegen an junge Leute zu bringen.
Während bei unseren westlichen Nachbarn immer mehr Publikationen mit mehr oder weniger Comic- und Sekundäranteilen erscheinen, bleibt hier der Platzhirsch ZACK unangefochten. Es wäre auch schwierig, dieser Mischung aus qualitativ hochwertigen Comics und Information etwas entgegenzusetzen! Im nächsten Heft kommt mit Martin Frei dann auch wieder ein Künstler aus deutschen Landen zu Ehren mit einem weiteren Western!
Dazu passen The Melodians und als Erinnerung an oder Vorfreude auf den Urlaub ein Bubble Frisss.
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