Manara – Caravaggio

Mit Pinsel und Schwert & Gnade

Manara Werkausgabe Band 18

Autor: Milo Manara

Zeichner: Milo Manara

Originaltitel: Caravaggio 1 e 2

Panini Comics

Hardcover | 156 Seiten | Farbe | 30,00 €ISBN: 978-3-7416-2073-7

Das Leben des Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio . . .

Milo Manara ist bekannt vor allem wegen seiner freizügigen Werke. Seit 1969 schreibt und zeichnet der in Bozen geborene Italiener Comics zunächst alleine, dann in Kooperation mit anderen wie etwa Hugo Pratt oder Frederico Fellini. Dabei ging es auch oft über die eigentlichen Grenzen der Kunstgattung hinaus, etwa bei den Werbespots für Chanel No. 5 die Manara mit Luc Besson zusammen erarbeitete.

Die beiden Bände über Caravaggio sind die letzten eigenständigen Arbeiten von Manara die die Werkausgabe im Panini-Verlag zunächst abschließen. Michelangelo Merisi ist – so scheint es – die ideale Figur für eine Biografie aus den Händen von Manara: Ein Visionär, Regeln missachtend und brechend, verfolgt von Teilen der Kirche, weil er eine Prostituierte als Modell für die Jungfrau Maria porträtierte, kurzum ein Querkopf.

Caravaggio ist rückblickend einer der größten Meister seiner Zeit, des Cinqueccento. Für ihn stand die Unmittelbarkeit des Lebens im Mittelpunkt seiner Kunst und er wollte weder nur für Privilegierte malen noch sie als Modell verwenden. Für ihn musste alles in Bezug zur Straße, zum einfachen Volk stehen.

Gleichzeitig war er aber auch dem Wein nicht abgeneigt, konnte seinen Mund nicht halten und verstand auch nichts von vornehmer Zurückhaltung. So kommt es, dass er während seines Aufenthaltes in Rom im ersten Teil nicht nur vom Niemand zum Meister der Malerei wird, er lernt auch das Gefängnis das eine oder andere Mal von innen kennen und legt sich mit einer Gruppe von Zuhältern an. Als er schließlich schwer verletzt wird, gelingt die Flucht nur mit Hilfe seiner Freunde.

Teil 2 zeigt seine langsame Genesung und den Versuch, sich zu rehabilitieren. Der einfachste Weg scheint es, ein Ordensritter der Malteser zu werden doch auch hier hilft ihm sein Temperament nicht wirklich. Auf jeden Fall muss er jedoch so viele Kunstwerke wie möglich erstellen und so stehen diese immer wieder im Vordergrund der Erzählung.

und seine Darstellung durch Milo Manara

Manara ist bekannt für seine Darstellungen des weiblichen Körpers, oft genug in sexuell expliziten Posen. Dem ersteren frönt er auch hier, die Darstellungen haben aber keinesfalls voyeuristischen Charakter. Die Frauen in diesem Stück haben tragende Rollen, sind gleichberechtigt und in keiner Weise ausgebeutet oder erniedrigt. Im Gegenteil: Ihr Schicksal als Prostituierte wird mit den Schattenseiten gezeigt: Die Bestrafung und Missachtung durch die bigotte Obrigkeit wie auch die Ausbeutung durch die Zuhälter. Auch die Gräfin wie auch die Zirkusartistin, die Merisi helfen, tun das aus eigenen Motiven und sind alles andere als Beiwerk.

Manara hat aber noch eine andere Fähigkeit, die oft nur am Rande erwähnt wird: Seine Bildkompositionen, die Ausschnitte und Perspektiven und sein Spiel mit dem Schatten machen die Geschichten zu einer sehr filmischen, spannenden Tour und seine Totalen sind denen der frankobelgischen Meister ebenbürtig!

Gerade dieses Details lassen sich vorzüglich im Anhang nachvollziehen. Sowohl von Teil 1 aus 2015 als auch vom zweiten Teil aus 2018 sind mehrere Seiten im schwarzweißen Original vor der Kolorierung beigefügt. Die getuschten Zwischenschritte zeigen ohne die Farbe das, was der Künstler selbst beigetragen hat. Die Farbe mag manchmal Schwächen überdecken, sie verschleiert hier aber Stärken! Im Anhang sind dann auch noch zwei der originalen Meisterwerke und die Schritte ihrer Neukreation durch Manara zu sehen.

Die Empfehlung

Einige Werke von Milo Manara sind durchaus kritikwürdig und stehen an der Grenze zur Pornographie. Seine Verbeugung vor dem großen italienischen Künstler aus Caravaggio gehört dagegen zu den absolut lesenswerten Comic-Biografien. Manara selbst schreibt in vorangestellten fiktiven Briefen an der Porträtierten von den künstlerischen Freiheiten, die er sich genommen hat. Wer nur Fakten lesen möchte ist mit einem Lexikon sicherlich besser bedient. Wer aber eine mögliche Abfolge akzeptiert, die die Grundzüge sicherlich nicht falsch aber lesbar und spannend darstellt, ist hier richtig.

Der Schutzumschlag der schönen Werkausgabe

Wenn dann jemand aufgrund der tollen Aufmachung auf die Idee kommt, den einen oder anderen Band der Werkausgabe auch noch haben zu wollen, liegt sicherlich auch nicht verkehrt! Auf jeden Fall ist Band 18 ein zwar etwas untypisches Spätwerk, nichtsdestotrotz aber auch eine Zierde jedes Comicregals.

Dazu passen ein guter Soave und Musik von Talco! © der Abbildungen 2020 Panini Verlags GmbH / 2015, 2018 Glenat

Geissman – The History of EC Comics

Das ultimative Kompendium

Autor: Grant Geissman

Taschen Verlag

Hardcover XXL-Format mit Schutzumschlag und Leseband | 592 Seiten | Farbe | 150,00€

ISBN: 978-3-8365-4976-9

Cover Geissman History of EC Comics

Das Buch

Mehr als 6 Kilogramm wiegt das XXL-Hardcover im Format 29 x 39,5 cm! Obwohl gut gebunden besteht die Gefahr, dass es bei falscher Lagerung „schief“ wird und daher kommt es in einem stabilen Karton. Auf seinen 592 Seiten zeigt es mehr als 1000 Abbildungen, davon rund 100 noch nie gesehene aus dem Familienarchiv. Neben Fotos, Verträgen und natürlich ganz vielen Panels und Seiten aus den Comics gehören dazu auch Silverprints, also handkolorierte Vorlagen für den Coverdruck. Zu dem Bildmaterial gehört auch eine vollständige Galerie aller Cover von 1933 bis 1956!

Dabei hat das Coffee-Table-Book aber nicht nur grafisch etwas zu bieten, denn auch inhaltlich ist eine so umfangreiche, komplette Verlagsgeschichte nirgendwo zu finden. Natürlich gab es gerade im englischen Sprachraum schon viele Bücher, aber eben immer nur über Ausschnitte und auch die Essays etwa in der aktuellen Wally Wood-Reihe im All Verlag oder das Dossier in der Reddition 62 sind eher als Ergänzung zu verstehen.

Bill Gaines und Al Feldstein 1950
Bill Gaines und Al Feldstein 1950

Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Das in der ersten Auflage auf 5000 Exemplare limitierte Werk ist nur in englischer Sprache erhältlich. Trotzdem – und das sei hier bereits verraten – ist es jeden Cent seiner 150 Euro wert. Die langen Winterabende kommen schon bald, die Kneipe ist wegen Corona eh nicht zu empfehlen und schließlich steht ja auch Weihnachten fast schon vor der Tür.

Das Buch folgt strikt der zeitlichen Chronologie und reichert die Fakten mit Anekdoten, persönlichen Begebenheiten, Biografien und einer unvorstellbaren Fülle von Abbildungen an.

Der Autor

Mit Grant Geissman hat der Verlag einen international renommierten Kenner der Materie gefunden, war er doch derjenige, der mit dem vorherigen Herausgeber Russ Cochran extra einen neuen Verlag gegründet hatte um die Reihe der EC Archives fortzusetzen als Gemstone damit aufgehörte. Sein erstes Buch zu diesem Komplex war MAD gewidmet und ist bereits vor 25 Jahren erschienen, weitere folgten. Nun ist also das Opus Magnum zur ganzen Geschichte des Verlages erhältlich.

Detail Geissman History

Hauptberuflich ist Geissman übrigens im 45-ten Jahr seiner Profikarriere als sehr bekannter Jazz-Musiker und war bereits mehrfach für den Emmy nominiert, etwa für Monk und Two and a half Men.

Eine tragische Vater-Sohn-Beziehung steht am Anfang

Max Gaines gründete zunächst den Verlag All American Comics, in dem Flash, Green Lantern und Wonder Woman starteten, wurde dann aber von seinen Partnern herausgekauft. Mit diesem Geld hatte Max dann 1944 EC Comics gegründet; das E stand dabei zunächst für Educational. Zwar verkauften sich die bereits bei AAC gestarteten Picture Comics of the Bible gut, der Rest der Titel aber nicht und so wurde aus dem E ein Entertaining. Als er 1946 bei einem Bootsunfall starb, wurde sein Sohn William (Bill), der gerade dabei war, sein Lehrerexamen zu machen, von der Mutter gebeten, den Verlag fortzuführen. Sein Vater hatte nie ein gutes Haar an ihm gelassen und nichts hatte ihm ferner gelegen, als in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, aber er beugte sich dem Drängen und fand langsam in seine Rolle.

Detail Geissman - Oh that horror

Wie damals üblich sprangen Verlage auf ein gerade erfolgreich platziertes Thema und melkten die Käufer solange es ging. Den richtigen Profit machten dabei aber vor allem die Trendsetter und so kam es, dass der gerade frisch gestartete Al Feldstein seine Chef, der zugleich ein Freund war, überzeugen konnte, selbst ein Thema zu kreieren: Langsam wandelten sich die Crime und Western orientierten Titel hin zu Horror-Geschichten. Anfangs noch eine Geschichte pro Heft war bald eine ganze Gruppe von Titeln nur diesem Thema verpflichtet.

Der New Trend

The Haunt of Fear, Tales from the Crypt, The Vault of Horror starteten den New Trend. Die Geschichten hatten jeweils einen festen Erzähler: The Vault-Keeper, The Crypt-Keeper und The Old Witch. Diese waren aber nicht an bestimmte Titel gebunden und erschufen dadurch eine übergreifende Identifikation.  Zu dieser Zeit stießen viele neue Mitarbeiter zu EC die alle auf ihre Art prägend und einzigartig waren: Graham Ingles, Wallace Wood (zunächst noch im Duo mit dem späteres SF-Autor Harry Harrison), Jack Davies oder Joe Orlando. Alle diese Künstler werden intensiv vorgestellt.

Das Horror-Thema wurde bereits nach kurzer Zeit durch Weird Science und Weird Fantasy und damit auf die ersten echten Science-Fiction-Themen ergänzt. In den Pulps und Radio-Hörspielen hatte es diese Themen schon länger gegeben, im Comic war das aber neu und startete erneut einen neuen Hype.

adverstisement Weird Science

Diese Aufarbeitung von Geissman stoppt aber nicht bei all den bekannten Namen. Das besondere hier ist, dass auch Personen wie Marie Severin ihre Credits bekommen. Sie war diejenige, die den Geschichten ihre Farben gab. Waren vorher nur Freelancer am Werk, prägte sie ab 1951 tatsächlich den Stil und sorgte zugleich für einen gewissen Ausgleich, galt sie doch als das „katholische Gewissen“ des Verlages und milderte die eine oder andere Übertreibung der Boys ab.

Der wahre Horror ist die Realität: Krieg und SuspenStories

Cover example Two-fisted tales

Die Fans erwarteten mehr und Gaines konnte auf sein altes Motto zurückkommen: Während bei anderen Verlagen die Zeichnung im Vordergrund steht ist es bei EC die Story. Zusammen mit Kurtzman wurden Kriegs-Comics entwickelt, kurze Zeit später von Crime SuspenStories. Diese neuen Geschichten boten vor allem ein Forum für Kommentare zur menschlichen Verfassung – Rassismus, Bigotterie, Drogen, Korruption etc. standen immer wieder Pate für die mit einem typischen EC-Ende versehenen Stories. Neben einem großen Zuspruch durch die Fans führte das aber auch zu einer geheimen FBI-Untersuchung: Kriegscomics, die nicht den Heroismus sondern den Schrecken in den Mittelpunkt stellen wurden unter dem Aspekt der feindlich gesinnten Wehrkraftzersetzung untersucht.

Detail from Geissman history

Die abgedruckten Bildbeispiele zeigen diesen Anspruch im Detail. Einerseits wird Kurtzmans detailbesessenes Mikromanagement deutlich, andererseits werden trotz der in den 50-er Jahren limitierten grafischen und drucktechnischen Möglichkeiten die Seitenaufbauten, das Spiel zwischen Licht und Schatten und die gewählten ausschnitte als Stilmittel erkennbar. Film Noir oder Will Eisner’s Spirit sind weitere Einflüsse.

Und dann wurde es verrückt

Wenn Horror und Science-Fiction zwar inhaltliche Marktführertitel sind, Umsätze aber zurückgehen, muss etwas Neues her. Da traf es sich gut, dass Harvey Kurtzman, immer etwas neidisch auf die Einkünfte Al Feldsteins, mehr Geld brauchte und so wurde ein comic Comic Book entwickelt, das die ganze Welt erobern sollte. Mit MAD wurden die EC-typischen Twists in das Satirische gedreht und Comics, TV und Film-Persiflagen erstellt und damit komplett neue Käufer*innenschichten erschlossen. Natürlich gab es die eine oder andere witzige oder juristische Auseinandersetzung, die jeweils hier ihre Beschreibung und Würdigung erfährt. Auch die internen Streitigkeiten, etwa um Panic, das einzig offizielle MAD-Plagiat, sind nachzulesen!

Das Ende naht – Wertham und die Folgen

Schon immer hatte es Kritik an den Themen und insbesondere den Darstellungen von Horror, Gewalt und Sexualität gegeben aber 1954 erreichte die Debatte einen Höhepunkt. Innerhalb weniger Monate hatte die Jagd, angeführt von dem Psychologen Wertham und einigen Elternverbänden zur Etablierung einer Selbstzensur der amerikanischen Comicverlage geführt und zur Aufgabe der Crime und Horror-Titel von Gaines‘ EC Comics. Es folgte die Clean, Clean Line mit Titeln wie Piracy, Psychoanalysis oder Aces High. Niemand erinnert sich an diese Titel, oder?

4 MAD Cover

Die ganze Diskussion hatte allerdings auch eine positive Auswirkung, denn MAD wandelte sich vom Comic-Book in ein Magazin, änderte Format und Preis und fiel somit nicht unter den beschneidenden Comic-Code! Da alle anderen Versuche floppten blieb MAD als einziger EC-Titel übrig. Schließlich musste dann noch eine harte Entscheidung getroffen werden: Kurtzman ging und der zwischenzeitlich entlassene Feldstein übernahm das Ruder von MAD und kurz drauf tauchte Alfred E. Neumann erstmals auf dem Cover auf.

Damit begann eine weitere Erfolgsgeschichte die schließlich zu mehr als 2,5 Millionen verkauften Exemplaren führen sollte, später aber unter anderen Dächern als EC. EC inspirierte unzählige spätere Independent-Aktivist*innen und auch dieses ist in diesem Prachtband beschrieben und dokumentiert!

Must Have

Der Kauftipp dieses Jahres im Bereich der Comic-Sekundärliteratur! Kein Verlag hat Comics für Erwachsene (im positiven Sinn) so geprägt wie der EC-Verlag und noch heute sind Horror und Science-Fiction-Fans von der Qualität überzeugt. Gleichzeitig hat MAD Maßstäbe gesetzt und ganze Generationen von Komikern und Comedians weltweit beeinflusst. Schließlich hat sich EC – vor allem auch in den Kriegs-Comics – nie auf blinden Patriotismus und falsche Heldenverehrung verlassen, sondern gesellschaftlich relevante Themen wie Rassismus und Drogenkonsum angesprochen.

Tribute to W´M. Gaines

Die Zusammenstellung all dieser Fakten mit der unglaublichen Fülle von Bildmaterial durch Grant Geissman wird der Qualität und Einzigartigkeit des EC-Verlages gerecht, allerdings ohne dabei in Lobhudelei zu verfallen. Geissman ist ein intimer Kenner und Experte, aber kein Fanboy! Trotzdem ist kein einziger Satz dieses Mammutwerkes überflüssig oder gar langweilig. Die Abbildungen sind in Sekundärtiteln oft eher gut gemeint als wirklich hilfreich: Details lassen sich mit der Lupe gerade noch erkennen. Das XXL-Format erlaubt Bildgrößen, die Details wiedergeben, grafische Entwicklungen klar werden lassen oder aber eine ganze Geschichte auf zwei Doppelseiten (lesbar!) zu platzieren. Alleine schon deswegen ein Must-Have für alle, die ein bisschen mehr über Comics wissen wollen!

Keine Musikempfehlung könnte tatsächlich für das ganze Werk reichen. Immerhin ein ganzes Stück würdet ihr mit dem Konzertmitschnitt von Tay Mahal & Keb‘ Mo‘ Band kommen (Jazz San Siver 2017). Der Genuss von einem Mackmyra Vinterglöd könnte ebenfalls helfen!

© der Abbildungen 2020 TASCHEN GmbH / by William M. Gaines, Agent, Inc.

Dorison/Parnotte – Aristophania 2

Band 2: Der Verbannte König

Story: Xavier Dorison

Zeichnungen: Joël Parnotte

Originaltitel: ARISTOPHANIA – PROGREDIENTES

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-390-4

Der ewige Kampf Gut gegen Böse geht weiter

Hier kommen die Guten aus dem Norden und werden weltweit von allen Philosophen und Religionen als Hexen verfolgt. Schon deswegen mussten sich die Anhänger*innen von Azur verstecken, ihre Tempel im Verborgenen errichten. Das wäre allerdings alles nicht so schlimm, gäbe es nicht auch noch die Bösen um den Verbannten König die das Azur, die Naturkraft, vernichten wollen. Mehr im ersten Band.

Mitten in diesem Konflikt befinden sich die drei Kinder, die von Aristophania aufgenommen worden sind. Sie glaubt, dass eines von ihnen den Weg zur sagenhaften Morgenrot-Quelle finden wird, die die Entscheidung bringen könnte. Noch scheitern die Drei aber selbst an der einfachsten der verschiedenen Aufgaben, die sie auf ihrem Weg zur Knappenschaft bewältigen müssen.

Im Laufe der Zeit erfahren die Kinder und damit auch die Leser*innen was Azur eigentlich ist, wie man es vernichten oder aber auch heilen kann und welche Kräfte es in ihren Anhänger*innen wecken kann. Wir erfahren aber auch, dass sowohl die einfachen Bauersleute den satanischen Kräften nicht wohlgesonnen sind, die Bösen dafür aber immer stärker werden.

Es gibt weitere Opfer, ablehnende Entscheidungen und natürlich auch Verrat in diesem Band. Es folgen aber noch zwei weitere und so gibt es auch die Flamme der Hoffnung, des Verständnisses und der Liebe! Und natürlich stehen dort hüben wie drüben Symbole, um den Bezug zur Wirklichkeit nicht zu verlieren: schwarz rauchende Fabriken, ungehobelte Kerle und Gewalt auf der einen Seite, grüne Natur, weibliche Führungspersönlichkeiten und die Liebe zum Leben auf der anderen. Auch die jugendliche Ungeduld, die alles verderben kann, hat ihren Auftritt. Xavier Dorison hat sein Bestes gegeben und die Geschichte ist spannend geworden!

Grandiose Landschaften und eindringliche Emotionen

Es sind nicht nur die Inhalte, die auch den zweiten Band von Aristophania zu einem Genuss machen, Joël Parnotte weiß das Ganze auch in Bildsprache zu übertragen! Während das Gute in hellen Farben erscheint, fast schon zwitschernd vor sich hin tönend, das Brot des Bäckers eigentlich schon duftet und selbst der unterirdische, versteckte Tempel in warmen Brauntönen beruhigt, sind die Bösen hart, laut, unsympathisch und dunkel. Die Gegensätze sind aber nicht so plakativ, wie es jetzt klingen mag, sondern eingebettet in die Grundstimmung wie eine gute musikalische Untermalung eines Filmes, die man nur wahrnehmen würde, wenn sie fehlen würde.

Parnotte hat es nicht immer leicht, denn es gibt viel Text zu integrieren und die Mundpartien wollen ihm nicht immer gelingen. Insgesamt macht er seine Sache aber sehr gut und trägt dadurch dazu bei, dass aus allen diesen im einzelnen durchaus bekannt anmutenden Versatzstücken nicht nur eine spannende Story, sondern eben auch ein guter Comic wird!

Die Darbietung

Natürlich ist der Splitter-Standard mit Hardcover im Überformat, guten Farben auf gutem Papier und einem Vorsatz-Bildchen immer noch spitze! Auch der Preis ist angemessen und so sollte einem nur noch entweder der Gang in den nächsten Comicladen vor Ort oder der Mausclick zum Onlinehändler des Vertrauens zum Erfolg fehlen. Vielleicht lässt sich das ja mit dem Gratis Comic Tag kombinieren, der Corona-bedingt im September stattfindet.

Zur Lektüre empfehle ich einen leichten Rotwein, etwa von Toni Jost und einen Klassiker: The Violent Femmes!

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG · Bielefeld 2020 / DARGAUD BENELUX (DARGAUD-LOMBARD S.A.) 2019, by Dorison & Parnotte

Swolfs/Montaigne – Prinz der Nacht 9

Arkanea

Story: Yves Swolfs
Zeichnungen: 
Thimothee Montaigne

Originaltitel: Le Prince de la nuit: Tome 9, ARKANÉA

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 48 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-318-8

Arkanea beendet den dreibändigen Zyklus um die Entstehung und Jugend Kergans, seine ersten Handlungen als Vampir und vor allem um die Beziehung mit seiner Schöpferin Arkanea. Kurz: Wie wurde aus einem durchschnittlichen Vampir der Prinz der Nacht?

Die Story

Dakien ist ein Gebiet im Osten Europas, das noch traditionsbewusst genug ist, damit Erzählungen über Vampire Schrecken verbreiten können. Das Christentum hat bereits Einzug gehalten, seine Diener gebrauchen aber das Schwert fast noch häufiger als das Wort und Erzählungen über Folter im Namen des Herren verbreiten den gleichen Schrecken wie die über die Kreaturen der Nacht!

Kergan ist an seine Schöpferin Arkanea gebunden, sieht sich aber längst nicht mehr in der Rolle des bedingungslos folgenden. Zudem hat er sich die die junge Anna verguckt und sie – gegen den Willen seiner Herrin – zu einer Vampirin gemacht.

Während Arkanea gefoltert wird muss Kergan feststellen, dass die Bindung zwischen seiner Schöpferin und ihm ihn alle ihre Schmerzen erdulden lässt. Schon das wäre ein Grund, ihr helfen zu wollen. Wie aber soll er in die Burg kommen, in der der Inquisitor haust, denn er muss ja eingeladen werden. Wie es weiter geht bleibt dem Lesegenuss vorbehalten.

Spannende Story von Yves Swolfs über Beziehungen zwischen Lehrer*in und Schüler*in, gerade durch den Vergleich der beiden Erschaffenden und ihrer Unterschiedlichkeit. Zudem werden die Redlichkeit und Ernsthaftigkeit der Kirchendiener in Frage gestellt. Dient die Folter wirklich Gott oder vielleicht doch (auch) den Gelüsten des Folterers? Das Ganze ist auch ohne die zum dritten Zyklus gehörenden Bände 7 und 8 verständlich, besser ist es aber, sie in Gänze zu genießen!

Die Zeichnungen

Thimothee Montaigne ist im Vergleich zu dem letzten Album noch etwas sicherer geworden. Die Städte und die Burg sind gut getroffen und bieten je nach Bedarf das richtige Maß an Detail. Dadurch spielen sie sich nicht in den Vordergrund, erlauben aber ein gutes Framing. Die Gesichter und ihre Emotionen sind glaubwürdig, abwechslungsreich aber doch wieder zu erkennen. Heutzutage fast schon herauszuheben: Es gibt keine voyeuristischen Szenen in diesem Comic! Sowohl die Erschaffung der neuen Vampirin als auch die Folter kommen ohne zu viel Detail aus.

Montaigne hat genügend Blick- und Tempiwechsel in seinen Bildern. Die Folge von Nahaufnahmen und Totalen lässt ebenfalls ein gutes Tempo aufkommen. Die Bilder wirken in ihren rechteckigen Rahmen in drei oder vier Reihen aber etwas brav. Das Überlappen von Reihen und die großformatigen Panels setzt er noch etwas zu wenig ein, aber das ist ein Jammern auf relativ hohem Niveau.

Insgesamt ein würdiger Abschluss der drei Bände und ein Beweis dafür, dass Yves Swolfs nicht nur blutrünstige Western kann! Die Aufmachung von Splitter tut ein Übriges: Überformat und Hardcover sind im Regal eben doch was Feines!

Dazu passt Musik aus dem Archiv (Aber nicht, dass ich damit sagen möchte, dass die Herren auch etwas Blut getrunken hätten): The Pirates in der Rockpalast-Session aus den 70-ern! Begleitet von einem Wallufer Spätburgunder aus dem Rheingau wird aus dem Paket zum Lesen, Hören und Schmecken garantiert ein schöner Abend!!

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·   Bielefeld 2020

© Editions Glénat 2019 by Swolfs, Montaigne – Tous droits réservés

Gratis Comic Tag 2020 – Graphische Literatur aus deutschsprachigen Landen

GCT 2020 zum Zweiten – Titel von deutschsprachigen Künstler*innen – eine Übersicht

Der zweite Teil des Überblicks über die diesjährigen Titel des Gratis Comic Tages wirft einen Blick auf deutschsprachige Künstler*innen. Erfreulich viele von ihnen haben es zwischen die Heftdeckel geschafft. Außerdem ist es beachtlich, wie groß das Spektrum der Stilarten und Themen ist. Teil 1 hatte das Thema Western. Alle Infos zum GCT findet ihr auf der offiziellen Website.

Oskar Rohr, der Fußball und der Nationalsozialismus

Ich habe lange überlegt, in welcher Reihenfolge ich die Titel präsentieren möchte, immer war klar, dass ich mit diesem Titel anfangen möchte. Der gebürtige Münsteraner Julian Voloj hat sich darauf spezialisiert, Comic-Biografien von Menschen zu schreiben, die aufgrund äußerer Umstände ihren Weg nicht so einfach gehen konnten.

Nach Joe Shuster und Jean-Michel Basquiat beschreibt er erstmals ein deutsches Thema: Oskar Rohr war ein begnadeter Fußballer; als Stürmer war er maßgeblich an der ersten Deutschen Meisterschaft des FC Bayern München 1932 beteiligt und doch kennt heute kaum jemand seinen Namen. Als Jude teilte er das Schicksal von Millionen anderen als Internierter in einem Konzentrationslager! Seine Geschichte und damit auch eine Geschichte des Deutschen Fußballs unter dem Hakenkreuz wird in der bei Carlsen erschienen Graphic Novel Ein Leben für den Fußball von Julian Voloj (Text) und Marcin Podolec (Zeichnungen) erzählt. Das Heft zum GCT enthält den Anfang der Geschichte bis zum Wechsel nach München.

Kindercomic mit Piff-Puff-Bäng und Happy End

Der Kasseler Verlag Rotopol profitiert sicherlich von seiner Nähe zur dortigen Kunsthochschule denn er hat sich auf innovative, persönliche Werke spezialisiert, die von den Künstler*innen selbst getrieben werden. Dabei wagt er sich nicht nur auf den Bereich der Graphic Novel für Erwachsene, sondern bietet das Gleiche auch für Kinder! Allein schon dieses Wagnis ist es Wert, gewürdigt zu werden.

Pimo & Rex von dem ebenfalls aus der Münsteraner Ecke kommenden Thomas Wellmann bietet eine fast schon anarchische Geschichte über die beiden Helden Pimo & Rex die als Reisegefährten nach einer wilden Kneipenfeierei eine junge Frau vor düsteren Gestalten retten müssen. Magret wird von Wesen mit Zauberkräften entführt doch die Helden können sie – natürlich – befreien, müssen vorher aber noch einen Kampf gegen Skelette bestehen.

„Kinder“ ist für diesen Comic sicherlich auslegungsfähig. Es gibt genügend Anspielungen auf das Leben von Erwachsenen, die von Kleineren sicherlich nicht verstanden werden können und auch die Kampfthematik ist nicht jedermanns Sache. Für etwas Ältere könnte das aber gut funktionieren!

Horror und ein Zombie mit Superkräften

Seit Jahren ist Levin Kurio mit seinen Weissblech Comics beim GCT dabei. Der Schleswig-Holsteiner aus Schönwalde ist dabei ein echtes Multitalent, denn er ist in den meisten Fällen nicht nur für den Text, sondern auch Zeichnungen und Farben zuständig! In der WC-Anthologienreihe Horrorschocker erscheinen seit mittlerweile 56 Ausgaben Stories im Stil der alten Klassiker die die Leser*innen das Gruseln lehren sollen. Seite kurzem hat Levin auch Spaß an Superheld*innen mit deutscher Provenienz gefunden, wenn auch natürlich mit einem eigenen Dreh: die Origin-Geschichte von Zombieman beweist seine Lust am Fabulieren.

(c) 2020 Levin Kurio

Eine Ankündigung sei gewagt: So niemand etwas dagegen hat wird es in absehbarer Zeit ein Weissblech-Horror-Spezial auf comix-online geben. Seid gespannt was dort geschrieben sein wird.

Die Superheld*innen-Universen von ASH, LDH und Trachtman

Eher klassische Wesen mit Superkräften gibt es einerseits bei Austrian Superheroes-ASH und Liga der Deutschen Helden-LDH. Mittlerweile tummeln sich dort schon richtig viele Figuren in dem vor fünf Jahren gestarteten Universum.

ASH präsentiert dabei in diesem Jahr Heldinnen! Jedes der Hefte besteht aus einer längeren Story in Fortsetzungen und ein oder mehreren Kurzgeschichten mit Fokus auf die einzelnen Figuren. Hier gibt es gleich vier davon: Diana ist eine Geschichte über das Wasserwesen Donauweibchen gezeichnet von Isa Griesenberger in einem sehr US-artigen Stil. Team Berlin erzählt warum Göre und LAN zusammenarbeiten. Dozerdraws hat dafür einen eher am animated-style orientierten Weg gefunden. In Wasserscharaden getextet von Eggy und gezeichnet von Dagmar Wyka treffen wir Donauweibchen wieder, die zusammen mit Lorelei Unsinn macht.

Schwestern von Eli Baum übt deutliche Kritik am Heimwesen der katholischen Kirche in sehr schönen Bildern. Graphisch sicherlich am herausragendsten in diesem Heft. Den Abschluss bildet eine Geschichte über Lady Heumarkt und die Liebe von Benedict Anatol Thill und Verena Loisel mit sehr verzerrten Zeichnungen, die ebenfalls aus der Masse herausstechen. Wenn nicht anders angegeben sind die Texte von Harald Havas, der es geschafft hat, ein ganzes Universum mit Leben zu füllen UND andere daran teilhaben zu lassen. Die Vielfalt allein in diesem Heft beweist, dass Superheld*innen auch künstlerisch vielfältig und divers sein können!

Daneben gibt es auch noch den bayerischen Superhelden Trachtman von Christoph Kloiber und Henning Mehrtens. Wer ist der Echte ist die titelgebende Frage, denn bei einem Besuch in Bamberg (was zu Franken gehört und damit bereits einen Auslandseinsatz für den Helden bedeutet) kommt es zu einer Wiederauferstehung eines 1628 auf dem Scheiterhaufen verbrannten Hexers der Rache nehmen will. Im Kampf mit ihm wird Trachtman durch die Alternativwelten geworfen und sammelt dort Kräfte von seinen anderen Inkarnationen ein. Die Szenarien sind mehr oder weniger witzig, herausragend ist jedoch der Craftbiergnom der den goldenen Hopfen stehlen will! Vielleicht eher lokal von Interesse, schon wegen der deutlichen Dialekt-Färbung.

Und dann war da noch Werner

Lang lang ist es her, dass ein langnasiger Motorradfahrer mit Vorliebe für Bier und Wortwitz seinen ersten Auftritt hatte. Seitdem hat Werner 13 Bände hingelegt, die alle bei Bröseline neu verlegt worden sind. Ausschnitte aus den Bänden 7 bis 12 gibt es in 2020, die früheren Bände waren bereits im letzten Jahr zu sehen. Die Zeichnungen und Kurzgeschichten von Brösel (d. i. Rötger Feldmann) sind platt, laden zu erhöhtem Bierkonsum und Arbeitsverweigerung ein und respektieren weder Ausbilder, Polizisten oder Nazis. Vielleicht waren die Bände deswegen in den Neunzigern mehr Hype als ein neuer Asterix und der Film und das Rennen haben sicherlich dazu beigetragen. Die Karawane ist längst weitergezogen, der Hype findet woanders statt, aber Werner ist immer noch da.

Dazu passen – extra für den Craftbiergnom – ein Josefs Dunkel aus der Josefs-Brauerei Bigge und natürlich deutsche Musik von The Frits aus Wattenscheid.

© der Abbildungen 2020 Gratis Comic Tag und den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen

ZACK 254

ZACK 254 (August 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Michel Vaillant kehrt mit dem schon achten Band der zweiten Staffel zurück. Eigentlich wollte er in der Chefetage der Renault-Zentrale nur geschäftliche Dinge besprechen doch nun bleiben ihm 13 Tage für eine fast unmögliche Aufgabe: Natürlich ist Michel ein Rennfahrer mit Haut und Seele und noch dazu ein sehr guter. Als ihm aber angeboten wird, ein Auto im Großen Preis von Frankreich in der Formel 1 zu fahren, kann er gar nicht anders als abzulehnen. Er ist nicht im Training, kennt das Fahrzeug nicht und darf wegen der Bestimmungen das Auto auch erst im offiziellen Training fahren.

Phillipe Graton und Denis Lapíere bringen den Champion auf die F1-Rennstrecke zurück und damit auch die Serie zu einem der klassischen Settings. Trotzdem wirkt das Ganze nicht wie ein abgestandener Reload sondern passt in die aktuelle Staffel und ihre Entwicklung! Die vorbereitenden Aktivitäten und vor allem der Kampf des Protagonisten mit sich selbst gelingt den beiden Zeichnern Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil schon mal recht ansehnlich.  

Die Fortsetzungen

Der Hauptgang im Drama der Haute Cuisine nimmt seinen Lauf und geht bereits in die dritte Runde. Während Samuel Lejeune an seinem neuen Restaurant bastelt, muss seine baldige Ex-Frau Paula Balta erst einmal an den schlechten Neuigkeiten knabbern. Als dann auch noch der neue Gourmetguide erscheint droht das Fass überzulaufen. Spannende Story aus der Welt der Reichen und gehypten Stars mit Bodenhaftung durch die Nebenfiguren aus der Feder von Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey die sehr deutlich machen, wer ihre Sympathien besitzt, manchmal etwas zu lässig in Szene gesetzt von Luc Brahy.

In Millennium Saga verfolgen Lisbeth und Mikael die Spur zu dem frauenhassenden Mark Borrow. Gibt es tatsächlich eine Verbindung von ihm zu den Entführungen der Hacker? Und wie passen die Überfälle der neonazistischen Schläger in das Bild? Versuchung von Sylvain Runberg behält das hohe Tempo in der Erzählung bei das von Belén Ortega filmisch inspiriert in rauen Bildern mit harten Schnitten umgesetzt wird. Thriller as it should be.

In dem kleinen Örtchen Sundance entwickelt sich das Drama auf mehreren Ebenen weiter: Einerseits benötigt das Örtchen Ruhe und frieden für einen Kontrakt für einen Bahnhof und damit seine Zukunft. Andererseits wollen sich Russel und Kirby aber nicht damit abfinden, dass der kleine Bennet tot ist, aber niemand im Ort einen Schuldigen finden möchte. Und so nimmt ein klassischer Westernplot seinen Lauf, allerdings auf eine von Jérôme Felix äußert spannend kreierte Weise, die von Paul Gastine meisterhaft in Bilder umgesetzt wird. Auch nach dem dritten teil bleibt Der Sheriff ein heißer Kandidat für die beste Serie des Jahres.

Der Abschied

Ein leichtes Erdbeben erschüttert den Raum denn dieses ist die letzte Ausgabe unter der verlegerischen Hoheit von Klaus D. Schleiter der in seinem Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag mit wechselnden Chefredakteuren das ZACK nicht nur an den deutschen Markt zurückgebracht sondern auch mehr als 20 Jahre lang auf Kurs gehalten hat! Vielen Dank und viel Erfolg mit den nächsten Projekten!

Auch der niederländische Comic des Jahres 2019 Die Mai-Morde von Eric Heuvel nach Jacques Post verabschiedet sich (leider). Die in bester ligne claire ausgeführte Geschichte über Machenschaften von Deutschen Spionen und Geschäftemachern in Rotterdam, ihre Zusammenarbeit mit niederländischen Honoratioren und die Aufarbeitung des Ganzen kurz nach Kriegsende ist spannend zu lesen, romantisch, trifft das aktuelle Trendthema der Kriegscomics ohne dabei den Krieg in irgendeiner Weise zu verherrlichen und ist auch noch ein Krimi. Was will man mehr?

Da war doch noch was, oder?

Ja, denn auch diese Ausgabe enthält den Vater der Sterne (in XL), Parker & Badger und eine neue Episode des kleinen Steaks in Tizombi sowie Besprechungen der Graphic Novel über David Bowie und die Conan-ähnliche Serie Berserker Unbound, News und Besprechungen.

Wie immer ein bunter Mix über verschiedenste Sparten und Stile und damit unverzichtbar, um den Überblick über aktuelle europäische Comics zu behalten. Der Preis ist absolut fair, die Aufmachung und das Layout modern und die Auswahl alles andere als eintönig. Im kommenden Heft startet der bereits dritte Teil von Harmony und damit wieder eine Serie, die sich eher an ein jüngeres Publikum richtet. Georg F. W. Tempel macht meiner Meinung nach als Chefredakteur alles richtig und deshalb freue ich mich darauf, ihn aber der 255 auch als Verleger begrüßen zu dürfen!

Dazu passen Reel Big Fish und ein gekühltes Liesl Helles aus Moos.

© der Abbildungen 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 253

ZACK 253 (Juli 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Titelstory

Da es in der letzten Nummer gleich zwei Neustarts gegeben hatte und die Mai-Morde aufgrund ihres Umfanges länger laufen als gewöhnlich, gibt es in diesem Monat keine neue Serie. Insofern dient der zweite Teil des Westerns Der Sheriff mit einer schönen Illustration als Coverstory. Jérôme Felix hat einen Abgesang auf die Cowboys geschrieben. Die Eisenbahn bietet einen schnelleren Transport mit weniger Verlusten als die alten Treks und die Viehtreiber müssen sich nun um Alternativen bemühen. Das kann einerseits der Traum von einer eigenen Farm sein, den zum Beispiel die drei Helden dieser Geschichte haben. Es kann aber auch der Umstieg auf Überfälle sein und auch die werden in diesem Teil thematisiert. Paul Gastine hat die Geschichte im Stil der großen Vorbilder illustriert und bringt die Stimmung der alten Westernfilme sehr gut rüber. Seine Figuren und Gesichter sind dabei sehr ausdrucksstark und detailgetreu und zeigen Verwunderung wie Boshaftigkeit in allen Facetten. – Anwärter für den ZACK-Helden des Jahres

Die Fortsetzungen

Auch der Hauptgang geht weiter: In Haute Cuisine haben sich der Küchenchef und seine ihn finanzierende Frau so sehr gestritten, dass privates und berufliches getrennt werden muss. Fanny Desmarés & Delphine Lehericey lassen in ihrer Story ihrer Wut an bestimmten männlichen Verhaltensweisen freien Lauf und Luc Brahy setzt das perfekt um. Selten sind Ekelpakete so deutlich sichtbar gewesen…

Im Rotterdam des Jahres 1940 versucht Henk Maalbeck immer noch den Mord an seinem Vater aufzuklären. Klar ist, dass es um Spionage für die Deutschen und um persönliche Bereicherung geht, die wirklichen Hintergründe der Mai-Morde bleiben noch verschwommen. Deutlich wird allerdings, dass der Deutsche Klaus Flenter ein doppeltes Spiel treibt, denn er wird auch von den mittlerweile einmarschierten Deutschen gesucht. Spannende Geschichte aus den Jahren 1940 und 1948 von Jacques Post, genial umgesetzt von Eric Heuvel. Dieser Comic wurde zurecht gerade zum Comic des Jahres 2019 in den Niederlanden gekürt.

Während die Zeitschrift Millennium dringend nach neuen Geldquellen sucht und die Anschuldigen der schwedischen Rechtsaußen gegenüber ihrem Redakteur nicht gerade hilfreich sind, versuchen dieser und Lisbeth weiterhin herauszufinden, wie das Verschwinden einiger Hacker zu erklären ist und wer darin verwickelt sein könnte. Versuchung ist der zweite Teil eines neuen Dreiteilers der Millennium-Saga von Sylvain Rumberg in Anlehnung an die Originalgeschichten, sehr düster umgesetzt von Belén Ortega, der teilweise stark, fast schon karikaturenhaft überzeichnet, dadurch aber den Großstadtdschungel gut auf das Papier bannt.

Der Abschied

Sauvage verabschiedet sich vorerst wieder von den Seiten des ZACK. Yann hat ein ansprechendes Western-Szenario geschrieben, dass die Verrohung eines jungen, naiven Offiziers schildert. Unerwiderte Liebe, Rache und Selbstmitleid sind die Ingredienzien, die einen Schlächter entstehen lassen. Auch die junge Esmeralda muss sich im Kloster ihres Lebens erwehren und setzt auch den Cliffhanger für das kommende Album.

Und sonst?

Dazu kommen natürlich wieder die Kurzgeschichten: Genial „Dosenfutter“ aus der Serie Tizombi, Parker & Badger sowie der Vater der Sterne nicht besonders herausragend. Der achte Teil der Reihe über Comicverfilmungen von Bernd Hinrichs ist kurzweilig und informativ wie immer und Gideon Falls ist ein neuer preisgekrönter Mystery-Thriller, der vorgestellt wird.

Freunde des Motorsports konnten sich bereits freuen, dass Michel Vaillant nun komplett in der ZACK-Edition vorliegt. Ab dem kommenden Monat ist das aktuelle Album der zweiten Staffel in der Vorveröffentlichung.

Dazu passen die aktuellen Mod-lastigen Töne von The Rifles und ein 2-Tone American Pale Ale.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

De Meimoorden zum Album des Jahres gewählt

De Meimoorden ist das Album des Jahres 2019 in den Niederlanden. Der Roman von Jacques Post war durch Eric Heuvel in Bilder umgesetzt worden und beschreibt die Ereignisse in Rotterdam kurz vor und zu Beginn der deutschen Besetzung sowie während der Untersuchungen nach Kriegsende. Die deutsche Übersetzung  läuft gerade in ZACK.

Ein Video gibt es hier.

Von hier aus herzliche Glückwünsche!

All Verlag Programm zweites Halbjahr 2020

Ansgar Lüttgenau stellt das Programm für das zweite Halbjahr 2020 vor und beantwortet die Fragen von comix-online

Ansgar Lüttgenau (links) und Maza, Zeichner von Wunderwaffen, in Erlangen 2014

Wie den meisten bekannt sein dürfte, ist der All Verlag unter der Leitung von Ansgar Lüttgenau sehr darauf erpicht, Perlen und bisher ungehobene Schätze aufzuspüren. Während andere Verlage älteres Material fast nur noch als Gesamtausgabe veröffentlichen, wird hier Serie für Serie entschieden, welcher Weg der Beste ist. Daher erscheinen einige Titel wie etwa Wayne Shelton als Integral, andere wie Bruno Brazil oder Luc Orient erstmals in ihrer Geschichte komplett als einzelne Hardcoverbände mit umfangreichem Bonusmaterial.

Für das zweite Halbjahr dieses Jahres hat der Herausgeber wieder zwei neue Serien ins Programm genommen. Darüber, über die Folgen von Corona und vieles mehr gibt das folgende Interview Auskunft, das wir Ende Mai geführt haben. Natürlich darf hier der Hinweis auf die Vorzugsausgaben nicht fehlen: limitiert auf 111 Exemplare gibt es entweder ein Variantcover oder einen Schutzumschlag und ein limitiertes Ex Libris obendrauf!

Das Interview

c-o: Hallo Ansgar, dies ist bereits das zweite Mal, dass Du Dein neues Programm auf comix-online vorstellst. Das erste Halbjahr 2020 ist ja nun ganz anders verlaufen als wir alle uns das gedacht hätten. Welchen Einfluss hatte Corona auf den All Verlag?

Ich denke das war überall ähnlich. Die Umsätze im stationären Handel sind ziemlich eingebrochen, dafür haben die Bestellungen in unserem Onlineshop deutlich angezogen. Wobei das den Ausfall des stationären Handels natürlich nicht ausgeglichen hat. Da der Verlag aber eh nur ein Hobby ist und wir nicht davon leben (müssen), ist der Umsatzrückgang ärgerlich aber kein wirkliches Problem.

Die Überraschung: Dani Futuro kommt komplett und in Farbe!

c-o: Auch im kommenden Halbjahr bleibst du Deinem Versprechen treu, fast vergessene Schätze zu präsentieren: Dani Futuro ist ein Knaller nicht nur für die „Generation ZACK“. Kannst Du ein wenig darüber erzählen, wie Du zu der Serie gekommen bist und wie die Abstimmung mit dem Zeichner Carlos Giménez aussieht?

Ich hatte von verschiedenen Seiten gehört, dass Carlos nur an einer Veröffentlichung von Dani Futuro in schwarz/weiß interessiert wäre. Da bei dieser Serie aber gerade die Farben den besonderen Reiz ausmachen, war es bisher zu keiner Veröffentlichung in Deutschland gekommen. Auch in Spanien liegt die Serie aktuell übrigens nur in schwarz/weiß vor. Nachdem ich den Zeichner kontaktiert hatte, wurde recht schnell klar, dass es sich wohl um ein Missverständnis gehandelt hatte. Carlos war begeistert, dass jemand die Arbeit auf sich nehmen wollte, digitale Druckdaten zu erstellen und die Serie in Farbe zu veröffentlichen. Er hatte wohl nur deshalb auf einer schwarz/weiß Ausgabe bestanden, weil es keine Druckdaten der farbigen Seiten gab. Carlos, übrigens ein sehr höflicher älterer Herr, hat uns dann mit einer großen Menge von Illustrationen, (teilweise unveröffentlichten) Covern und anderem Bildmaterial versorgt, so dass wir auch für diese Serie wieder einen interessanten Bonusteil anfertigen können. Vielleicht ist auch noch interessant, dass wir beim einscannen der französischen Farbalben festgestellt haben, dass dort Bildstreifen und auch mal eine ganze Seiten gekürzt wurden. Anselm Blocher, der für die Übersetzung und den Bonusteil verantwortlich ist, ist es aber gelungen alte farbige spanische Magazinveröffentlichungen der fehlenden Teile zu finden, so dass wir die Geschichten nach 40 Jahren erstmals wieder komplett präsentieren können.

c-o: Einen ganz anderen Bestseller im Programm des All Verlags stellen die Wunderwaffen dar. Dabei handelt es sich um eine Alternativ-Welt Science-Fiction, die den Zweiten Weltkrieg anders ausgehen lässt und gleichzeitig Aliens in die Handlung einführt. Neben einem neuen Band startet jetzt auch der Ableger Wunderwaffen – Geheime Missionen. Was ist die Zielgruppe für diese Geschichten? Gibt es Überschneidungen zwischen den Leser*innen der SF-Titel von den klassischen Wally Wood-Bänden, den ZACK-Helden Luc Orient und Dani Futuro, dem eher harten Hombre und den Wunderwaffen?

Die Frage nach der Zielgruppe dieser Serie kann ich dir leider nicht wirklich beantworten. Ich nehme an, es sind Menschen die sich für Flieger- bzw. Kriegscomics interessieren. Und davon gibt es scheinbar eine ganze Menge. Wuderwaffen war lange Zeit unsere am besten laufende Serie. Natürlich gibt es auch bei dieser Serie Überschneidungen mit unserem sonstigen Programm. Das sehe ich ja an den Bestellungen in unserem Shop. Allerdings weniger mit 50er-Jahre SF à la Wally Wood oder den Zack-Helden. Eher mit Titeln wie Bärenzahn.

c-o: Aber auch die Freunde des Abenteuers kommen mit Bruno Brazil, Wayne Shelton und dem Abschluss von Hel´Blar auf ihre Kosten, oder?

Ich denke auch. Mit Bruno sind wir ja bald durch und auch bei Wayne Shelton werden wir bis auf ein Album das letzte verfügbare Material präsentieren. Neben einem exklusiv für die deutsche Ausgabe erstellten Cover wird der Band mit Album 12 auch eine bisher auf Deutsch unveröffentlichte Geschichte beinhalten. Besonders schön finde ich auch, dass wir Hel’Blar jetzt doch noch abschließen können. Eine Zeit sah es nach der Insolvenz des französischen Partners nicht so gut dafür aus.

c-o: Bei zwei Serienneustarts und nur einem Serienabschluss besteht die Gefahr, in der Zukunft zu festgelegt zu sein. Dürfen wir auch in naher Zukunft noch Überraschungen erwarten oder geht es erstmal darum, Sachen zu Ende zu bringen?

Serien zu Ende zu bringen ist sehr wichtig, auch für das Vertrauen der Käufer in den Verlag. Deshalb ziehen wir auch schon mal Reihen durch, die man bei kaufmännischen Betrachtungsweise sofort einstellen müsste. Spannender sind für mich aber natürlich neue Reihen. Wenn man langlaufende Serien im Programm hat, ist man normalerweise natürlich festgelegt. Da hast Du Recht. Die Alternative ist, das Programm auszuweiten, damit neue Programmplätze entstehen. Das haben wir in den letzten Jahren ja auch kontinuierlich gemacht. Außerdem werden wir im übernächsten Programm, das auch schon zu 99 % feststeht, 3 Serien beenden und nur eine neu starten. Damit relativiert sich diese Problematik dann wieder etwas.

c-o: Zu guter Letzt die Frage, ob Du unseren Leser*innen mitteilen möchtest, welcher Comic im ersten Halbjahr überraschend gut gelaufen ist und auf welche Veröffentlichung Du dich am meisten freust?

Mit Abstand am besten gelaufen ist Hombre. Trotz (oder gerade wegen) der heftigen Kritik im Comicforum wegen der Entscheidung erst einmal nur die verfügbaren Farbseiten zu bringen, war die erste Auflage bereits nach wenigen Monaten vergriffen. Parallel zur Veröffentlichung des 2. Bandes haben wir den 1. nachgedruckt um die Serie komplett verfügbar zu halten. Im 2. Band ist übrigens, neben den noch vorhandenen Farb- und schwarz/weiß-Geschichten die wir von dem spanischen Lizenzgeber bekommen haben, auch die erste von 12 Farbgeschichten die wir aus einer französischen Albenreihe entnommen und selbst aufbereitet haben. Diese 12 Geschichten sind exklusiv nur in unserer Ausgabe in Farbe. Selbst in der aktuellen spanischen Gesamtausgabe sind die nur in s/w. Nochmal zurück zur Kritik im Comicforum. Natürlich haben wir die Geschichten nicht wild durcheinander in den Büchern platziert, sondern bis auf eine Ausnahme in der umgekehrten Reihenfolge ihrer Erstveröffentlichung. Wenn man sich die Bücher in umgekehrter Reihenfolge ins Regal stellt, also 3, 2, 1, sind die Geschichten wieder (fast) in der richtigen Reihenfolge. Im kommenden Programm freue ich mich am meisten auf Dani Futuro. Wie gesagt, Neues ist immer am spannendsten.

Aber auch jeder neue Band von Wally Wood ist für mich etwas Besonderes. Das sieht man schon daran, dass das in der Regel das einzigste Buch ist, das ich nach der Anlieferung aus der Druckerei nochmal komplett lese. Normalerweise habe ich mich im Herstellungsprozess so intensiv mit den Büchern beschäftigt, dass ich die Bücher in- und auswendig kenne. Das ist natürlich auch bei Wally Wood der Fall aber die Geschichten mit ihrem speziellen Twist faszinieren mich bei jedem lesen erneut.

Cover der limitierten Vorzugsausgabe

c-o: Danke Ansgar für die Beantwortung der Fragen! Wie gut, dass es Menschen gibt von deren Hobbies alle anderen profitieren!

Das Programm für das zweite Halbjahr

August 2020 
Wunderwaffen 9Der Teufel gibt sich die Ehre
Wunderwaffen – Geheime Mission 1Das Phantom-U-Boot
Die sechste Waffe 6Geistertanz
September 2020 
Bruno Brazil 7Kaimane im Reisfeld
Bruno Brazil 8Sturm über den Aleuten
Wally WoodAus dem EC-Archiv Teil 3
November 2020 
Luc Orient 6Der Krater des Verderbens
Luc Orient 7Die Legion der verfluchten Engel
Hel’Blar2Der König unter dem Grabhügel
Dezember 2020 
Dani Futuro 1Das verschollene Raumschiff
Dani Futuro 2Wenn das Monster angreift
Wayne SheltonGesamtausgabe Buch 4

© aller Abbildungen 2020 All Verlag GmbH und den jeweiligen Lizenzgebern

Gautier/Oger – Überleben in Dachau

Überleben in Dachau

Story: G. P. Gautier
Zeichnungen: 
Tiburce Oger

Originalausgabe: Mijn Oorlog – van La Rochelle tot Dachau

Bahoe books
Hardcover | 86 Seiten | Farbe | 19,00 €
ISBN: 
978-3-903290-20-4

Nun hat es der Titel wie von mir gehofft tatsächlich anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung geschafft, auf Deutsch zu erscheinen. Ein deutscher Verlag ist es allerdings nicht geworden. Die in Wien beheimateten Bahoe books haben sich spezialisiert auf revolutionäre Themen und setzen dabei verstärkt auch auf Comics. Ein Schwerpunkt ist dabei die Auseinandersetzung mit dem Faschismus und dem Widerstand.

Insofern passen die Erinnerungen von Guy-Pierre Gautier aus mehreren Gründen perfekt in das Programm: Gautier war Mitglied des sozialistisch-kommunistischen Flügels der französischen Resistance und nach seiner Verhaftung politischer Insasse im Konzentrationslager Dachau. Die Geschichte beginnt mit der Auszeichnung zum Ritter der Ehrenlegion 2015. Der lange Weg dorthin wurde aufgezeichnet und grafisch umgesetzt durch den bekannten Comiczeichner Tiburce Oger, Enkel des Protagonisten.

Die Geschichte

Der junge Guy-Pierre wächst in La Rochelle auf und beteiligt sich schon kurz nach dem Einmarsch der Deutschen 1940 am Widerstand. Aus Botendiensten und Flugblattaktionen werden schon bald Sabotageaktionen doch viele der Beteiligten wurden damals schlichtweg verheizt und so erfolgt 1943 die Festnahme des gesamten Trupps. Zunächst sind die jungen Männer noch in Frankreich inhaftiert doch dann erfolgt die Verlegung nach Dachau und das Gräuel beginnt.

Eindrucksvoll werden die Schikanen geschildert, die mit den (Todes-)Zügen beginnen, den Foltern und Misshandlungen weitergehen und der Vernichtung durch Arbeit nicht aufhören. Gautier und Oger gelingt es, den Schrecken und den Terror exemplarisch darzustellen und dadurch sichtbar zu machen.

Auch die Befreiung selber, die Unwissenheit, ob die geflüchteten Deutschen zurückkommen würden, die erneute gesundheitspolitische begründete Kasernierung durch die Amerikaner und das Umgehen mit den KaPos werden geschildert.

Die deutschsprachige Ausgabe

Im niederländischen heißt der Titel „Mein Krieg – von La Rochelle nach Dachau“, hier wurde er auf das Überleben in Dachau reduziert. Mir gefällt der ursprüngliche besser, den auch die Zeit in der Résistance gehört zum Leben des Guy-Pierre Gautier das hier geschildert wird. Auch während dieser Zeit gab es Entscheidungen und Kritikpunkte. Der Titel lässt das nicht unbedingt erwarten.

Trotzdem ist die Graphic Novel zu empfehlen. Einerseits stehen die „Politischen“ auch heute noch gerne unter dem Vorwurf „Ihr habt es ja selbst zu verantworten“ und andererseits kann es gerade in der heutigen Situation in Deutschland nicht schaden, immer wieder zu zeigen, was passiert, wenn Nazis die Macht übernehmen.

Dazu passen No Respect mit “No nazis friend” und kalter Caro-Kaffee.

© der Abbildungen 2020 bahoe books /Rue de Sèveres, Paris, 2017, Tiburce Oger

error: Content is protected !!