ZACK 277

ZACK 277 (Juli 2022)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 277

Viele Comic-Magazine hatten früher spezielle Ferien-Sonderhefte um die Zeit, in der die potenziellen Käufer*innen urlaubsbedingt unterwegs waren, nicht ganz zu verlieren. Die jeweiligen Stories hatten oft einen Urlaubsbezug, die Cover auf jeden Fall. Der Bedarf hat sich ein wenig gewandelt, ein Großteil der regelmäßigen Leser*innen hat eh ein Abo und viele Produkte werden heute international angeboten. Die Sommer-Ausgabe des ZACK wäre für ein solches Projekt auf jeden Fall zu düster, gibt das Titelbild doch schon einen guten Vorgeschmack auf den Inhalt: nicht unbedingt gewaltfreie Konflikte!

Die Neustarts

Terence Trolley kehrt in das Magazin zurück: Er hatte es geschafft, die Kinder mit den speziellen geistigen Kräften den Häscher*innen von Panaklay zu entziehen und zu fliehen. Natürlich ist der Konzern darauf bedacht, seine „Investitionen“, die mutierten Kinder, nicht zu verlieren. Er erlaubt daher den Einsatz aller Mittel. Auch die Verfolgten gehen in ihrem Gegenangriff aber nicht gerade zimperlich zu Werk. Der letzte Link ist eine spannende Geschichte von Serge Le Tendre mit teils sehr unruhigen Zeichnungen von Patrick Boutin-Cgané. Viel Dynamik und teils fast schon Abstraktion.

Detail ZACK 277 page 5

Auch Amoras ist zurück! Suske und Wiske sind durch einen Zeitmaschinenunfall in eine dystopische Zukunft versetzt worden und befinden sich auf der Insel Amoras, auf der auch das erste von hunderten von Abenteuern der beiden spielte. Auf just diesem Eiland befindet sich die Zentrale von Krimson, einem mad scientist der übleren Sorte. Während Suske noch den scheinbaren Tod seiner Partnerin beweinen möchte, werden er und Jerusalem ebenfalls von Krimsons Männern beschossen und müssen erneut flüchten. Die nicht gerade friedfertige Version des Familienklassikers von Marc Legendre und Charel Cambré traf in der Wahl zum/zur ZACK-Held*in des Jahres auf geteilte Meinungen, ist in den Niederlanden aber extrem erfolgreich.

Detail ZACK 277 page 37

Die Fortsetzungen

Manchmal werden Geschichten plötzlich von der Wirklichkeit überholt. In Empire USA 2.4 bekämpfen sich zwei Fraktionen aus dem ehemaligen sowjetischen Geheimdienst bis aufs Blut. Mit ihren teils terroristischen Aktionen nehmen sie ein Wiederaufflammen des Kalten Krieges zwischen Russland und den USA bewusst in Kauf. Mittendrin steht der Ex-Agent Jared Gail, der nach den Mördern seines Freundes sucht. Aber auch der ehemalige russische Sportler Illya Patakarsky steht im Mittelpunkt. Komplexe Mischung aus Who-dunnit und Le Carrè von Stephen Desberg mit actionreichen Zeichnungen von Alain Mournier. Dieser scheint sich mittlerweile etwas einzugrooven.

Detail ZACK 277 page 23

Julie Kleinnagel, Das Mädchen von der Weltausstellung, setzt sich für ihre Freunde ein. Sie versucht, für ihre Rettung des Kaisers (in Teil 1) Gegenleistungen einzufordern. Obwohl auf den ersten Blick erfolgreich, wird ihr doch von Baron Hausmann eine Rechnung präsentiert, die sie nicht zu zahlen bereit ist. Das Thema der versuchten Vergewaltigung wird von Jack Manini gut präsentiert. Diese Verquickungen von humoriger Story und ernsthaften Themen macht einen großen Reiz in allen seinen Stories aus! Étienne Willem bildet diese Dualität in seinen Zeichnungen ab: 1867 ist eine lustige Geschichte, die Figuren sprechen Bände. Immer wieder aber kommt unvermittelt die harte Realität ins Spiel und das Lachen fängt an zu gefrieren.

Detail ZACK 277 page 74

Die Abschiede

In Luthon-Höge muss Inspektor Seller feststellen, dass nicht alle Bewohner*innen daran interessiert sind, einen lange zurückliegenden Unfall aufzuklären. Akten verschwinden, Honoratioren mischen sich ein und Drohungen werden rausgebrüllt. Teils bitter-böse Satire von Willem Ritstier mit modernen Zeichnungen von Michiel Offermann, die nicht dem Standard entsprechen. Obwohl Weder Fleisch noch Fisch als Episode beendet ist, wird der Handlungsbogen weitergehen!

Detail ZACK 277 page 48

Von Bob Morane gibt es eine ganze Reihe verschiedener Interpretationen. Ursprünglich von Henri Vernes als Romanheld angelegt, fanden viele Bücher eine grafische Umsetzung.  Mit den 100 Dämonen des Gelben Schatten haben Christophe Bec und Corbeyran einen eigenständigen Plot vorgelegt: modern, aber im klassischen verhaftet. Obwohl spannend und als Mischung zwischen Thriller, Agentenstory und Science-Fiction angelegt, kann die Geschichte nicht ganz überzeugen. Für mich sind die Anklänge an den Kalten Krieg und eine Rambo-Geisteshaltung zu stark, um wirklich zu überzeugen. Ein Hinweis auf Ho Chi Minh ist überflüssig, die Schrecken des Krieges auch ohnehin schon genug. Nun ja, neben der Story sind auch die Zeichnungen von Paulo Grella routiniert. Nicht schlecht, der Funke springt aber nicht komplett über.

Detail ZACK 277 page 57

Und sonst?

Als „Pausenprogramm“ treten wieder Parker & Badger, Tizombi und der Slip auf. Der Sekundärteil wird neben dem Üblichen von zwei Artikeln getragen: Christian Endres erinnert an den vor Kurzem gestorbenen, großartigen Neal Adams und Bernd Hinrichs bewertet die sehenswerte Ausstellung sowie das zu empfehlende dazugehörige Werk von Alexander Braun über Horror im Comic! Dazu lässt Michael Klein den ZACK-Juli 1972 passieren.

Auch wenn es keine Ferien-Ausgabe gibt, sollte dieses ZACK doch für ein paar Tage gute Unterhaltung bieten können. Durch die Mischung werden verschiedene Sparten bedient, die Qualität ist durchweg hoch und nebenbei hat das ZACK wie immer auch noch einen großen Informationswert!

Dazu passen The Toy Dolls mit ihrem Auftritt beim ARTE – Hellfest 2022 und ein Sommer-Rosé, gerne auch mit Eiswürfel.

© der Abbildungen 2022 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Kresse  – Die Ahnen der Mescaleros 1

Gesamtausgabe – Band 1: Das Böse

Story: Hans G. Kresse

Zeichnungen: Hans G. Kresse

Carlsen Comics

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 32,00 €
ISBN: 
978-3-551-78173-4

Cover Kresse - Die Ahnen der Mescaleros 1

Hans G. Kresse ist einer der bekanntesten niederländischen Comic-Zeichner und Texter. Während seine große Vorliebe und Leidenschaft den indigenen nordamerikanischen Völkern galt, ist seine wohl bekannteste Serie aus einem anderen Sujet: Erik, der Normanne. Nun erscheint sein opus major in einer dreibändigen Gesamtausgabe (wieder) in Deutschland. Die einzelnen Bände wurden in den 70-ern im YPS vorveröffentlicht und später bei Carlsen als Album publiziert. Man hat sich dabei nun entschieden, als Titel anstelle von Die Indianer-Reihe den moderneren Claim Die Ahnen der Mescaleros zu wählen.

Das multiple Böse

Der Titel der Gesamtausgabe ist durchaus doppeldeutig: Kresse erzählt das Leben der verschiedenen Stämme in den Plains und beschreibt mehrere Friktionen. Einerseits gibt es traditionelle Feindschaften zwischen den Stämmen aufgrund unterschiedlicher Konzepte (sesshafte Landwirtschaft vs. nomadische Jagdgesellschaft), aber auch „böse“ Stämme, die andere unterjochen wollen. Zusätzlich spielt die Rivalität zwischen zwei Häuptlingssöhnen eine große Rolle: Während der Ältere sehr traditionell ist, hat der Jüngere sehr eigene Vorstellungen von der Zukunft. Und dann sind da noch die Spanier, Die Herren des Donners.

Der gleichnamige erste Band führt in die Geschichte ein, beschreibt die künftigen Hauptpersonen und bereitet das Setting. Kresse ist dabei nicht zimperlich und die Vernichtung eines ganzen Stammes wird als übliches Szenario beschrieben. Sehr geschickt führt er das Aufeinanderprallen von Tradition und Moderne aus. Natürlich sind die Spanier Invasoren, die nur eigene Interessen im Blick haben. Ihre Wundertiere, die bis dahin in Amerika unbekannten Pferde, könnten aber durchaus von Nutzen sein.

Detail aus Kresse Ahnen der Mescaleros 1
Illustration von Kresse

Die Erben des Windes und noch stärker Die Gefährten des Bösen führen diese Stränge fort. Kresse kombiniert persönliches Drama innerhalb der Stämme mit Geschichten von einzelnen Weißen oder Mischlingen, die eigene, differenzierte Rollen zugewiesen bekommen. Durch die sorgfältige Komposition haben diese Teile eigenständigen Reiz und tragen die Handlung voran. Nicht immer selbstverständlich! Es gibt allerdings auch den Vorwurf, dass Kresse sich mit seinem Plan, eine 20-bändige Chronik der indigenen Völker Nordamerikas vom ersten Kontakt mit den spanischen Eroberern bis zu ihrem Untergang zu verfassen, übernommen habe. Da letztlich nur 10 Teile erschienen sind, ist es müßig, darüber zu spekulieren und viel besser, die Reihe zu genießen.

Naturalistische Zeichnungen

Anfang der 70-er Jahre war es noch nicht ganz unüblich, Zeitungsstrips zu verfassen. Kresse selbst hatte jahrelang seinen Erik für die Zeitungen verfasst und auch sein Stil für die Indianerreihe ist noch davon geprägt. Obwohl die Zeichnungen sehr sorgfältig koloriert worden sind, könnten sie auch ohne diesen Schritt bestehen. Es wäre sogar sehr spannend, diese im Original mit denen von Serpieri (aktuell bei schreiber & leser) oder Jijé (Jerry Spring bei Egmont) zu vergleichen.

Ansonsten legt Kresse viel Wert auf den Hintergrund, geht dabei aber nicht so sehr in die Totale wie beispielsweise Giraud. Obwohl es Überspannungen gibt, bleibt das Layout sehr traditionell mit meistens vier, selten auch nur drei Reihen. Die Gesichter sind stark konturiert und tragen viele Emotionen und Körperbau sowie -haltung sind anatomisch korrekt. Auch bezüglich der Kleidung und der Lebensweise kann davon ausgegangen werden, dass Kresse so detailgetreu wie nur irgend möglich gearbeitet hat.

Beispiel Kresse - Maho-Tonga
eine Vorläufer-Serie

Ein Klassiker für die (Western-) Sammlung

Für Fans des Western-Comics sicherlich ein Muss. Im Yps belegte diese Serie den Westernplatz in den ersten Ausgaben, bis sie von Buddy Longway abgelöst wurde. Beide Serien gehören sicherlich ohne Zweifel zu den Must Haves in diesem Bereich, gerade weil sie nicht dem damals üblichen TV/Kino-Blickwinkel folgen. Die First Nations werden hier als Kulturnationen vorgestellt, die letztendlich keine Chance gegen die Eindringlinge hatten.

Ergänzt wird der Band durch zwei inhaltliche Teile. Zunächst stellt Rob van Eijck den Künstler vor, seinen Werdegang und die Leidenschaft für die nordamerikanischen Indigenen. Martin Jurgeit beleuchtet anschließend die Rezeption in Deutschland. Auch wenn (oder weil?) die Zeichnungen nicht dem aktuellen Modetrend entsprechen und weder Computerkolorierung noch Manga-Anleihen aufweisen, eine klare Empfehlung für Leser*innen auch jenseits der Westernfans mit einem Faible für gut erzählte Geschichten über mehrere Bände hinweg.

Dazu passen ein Mezcal sowie Dropkick Murphys mit „Two 6’s upside down“!

© der Abbildungen Erven Hans G. Kresse/Arboris BV 2018 / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

Legendre/Cambré  – Spirou und Fantasio Spezial 35

Happy Family

Story: Marc Legendre

Zeichnungen: Charel Cambré

Originaltitel: Robbedoes: Happy Family

Carlsen Comics
Softcover |48 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-78046-1

Cover Spirou und Fantasio Spezial 35

Das französischsprachige Magazin Spirou erscheint mit sehr geringen Ausnahmen Woche für Woche seit 1938. Früher enthielten die Ausgaben immer auch eine Geschichte mit dem Hauspagen Spirou. Dieser Standard wurde allerdings schon zu den Zeiten des großartigen André Franquin aufgegeben. Mittlerweile erscheinen von dem Pagen nur noch Sub-Reihen. Immerhin ist es dadurch möglich geworden, dass Künstler*innen anderer Länder die Möglichkeit bekamen, ihre Interpretation zu erstellen und (zunächst) nur in ihrem eigenen Land zu testen. So sind wir etwa zu Spirou in Berlin von Flix gekommen. Auch im flämischen Teil von Belgien und den Niederlanden gab es eine dreibändige Eigenkreation, die jetzt den Weg zu uns gefunden hat.

Eine Fahrt mit Hindernissen

Spirou und Fantasio müssen bei einem Besuch in Rummelsdorf erleben, dass zwielichtige Gestalten dabei sind, dem Grafen eine neue Erfindung stehlen zu wollen. Die Erfindung besteht aus einem Ei-großen Supercomputer der selbstverständlich in falschen Händen eine schreckliche Gefahr darstellen würde. Sie soll in Kürze auf einem Kongress vorgestellt werden, doch angesichts der Spione scheint es fraglich, ob der Graf sie sicher transportieren könnte.

Happy Family 1 page 5

Fantasio hat auf dem Rummel gerade eine lebensecht wirkende Puppe gewonnen. Stracks wird dem scheinbaren kleinen Mädchen die KI eingesetzt und ein Plan ausgeheckt: Fantasio soll die Mutter spielen, Spirou den Vater um als Happy Family nicht aufzufallen. Der Graf selber stellt sich als Ablenkung zur Verfügung.

Auf der Fahrt gelangen die Helden von einen Slapsticksituation in die nächste Katastrophe. Ein genretypisch etwas unfähiger Gangster und ein Bus mit arabischen Touristen spielen dabei die weiteren Hauptrollen. Marc Legendre brennt ein wahres Feuerwerk an witzigen Ideen ab und spielt dabei mit allen möglichen Klischees. Dabei tauchen immer wieder Reminiszenzen an die klassische Zeit des frankobelgischen Comics auf!

Ein echter Funny

Charel Cambré setzt das Ganze in eigenem, gleichzeitig aber an die großen Zeiten der Serie erinnernden Stil um. Er hat immer gerade genug moderne Einstellungen (etwa beim sich über die Kleidung aufregenden Fantasio) um als eigenständig wahrgenommen zu werden, lässt aber doch mit jedem Panel die Zugehörigkeit zur Familie der regulären Abenteuer erkennen. Und so könnte dieses Team seine Geschichte – wie auch die beiden noch folgenden Teile – genauso gut als reguläres Team der Serie gestaltet haben.

Happy Family 1 page 6

Anders als bei der für Erwachsene geschriebenen und gezeichneten Version von Suske en Wiske – Amoras (auf Deutsch im ZACK) – gibt es hier keine Einschränkungen bezüglich des Alters. Man merkt den beiden an, wieviel Spaß ihnen diese Möglichkeit gemacht hat. Sie hatten aber ihre Gründe um nach dem dritten Band aufzuhören.

Ein Muss für Fans

Fans der Serie können, ja müssen vielleicht sogar zugreifen! Waren die „richtigen“ Abenteuer für viele Fans teilweise zu ernst geworden und hatten damit den Geist der Reihe angeblich nicht mehr getroffen, findet sich hier ein rasantes, spannendes Abenteuer, das Gesellschaftskritik, Technik und Humor verbindet und sich vor allem nicht so ernst nimmt! Die ganz alten werden sich vielleicht ein wenig an eine Mischung aus Billy Wilder und Jerry Lewis erinnert fühlen.

Spirou und Fantasio Spezial 35 page 7

Schön, dass diese Robbedoes-Erzählung nun den Weg nach Deutschland gefunden hat. Keinesfalls möchte ich die One-Shots herabsetzen! Viele von ihnen bieten einen ganz eigenen und besonderen Blick auf die Figuren und bereichern dadurch das Spirou-Universum. Verzweifelte Versuche, den Zeitgeist zu erwischen und Superhelden-Leser*innen zu gewinnen, haben aber schon bei Uderzo nicht wirklich funktioniert.

Dazu passen ein leicht gekühlter Pinot Grigio und The Cardigans!

© der Abbildungen Dupuis 2017 / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

Jahresrückblick 2021

Immer noch Corona, meine persönlichen Favoriten und gute Wünsche

Wer hätte das gedacht? Die Pandemie hat uns auch das ganze letzte Jahr in Atem gehalten: Lockdown, Beschränkungen für Kulturveranstaltungen, Verlagerung des Einkaufsverhaltens von lokalen Läden hin zu Online- und Versandhändler*innen. Natürlich wird das Auswirkungen auf die Comic-Branche haben. So finden wir zunächst im Independent-Bereich, etwa dem ZEBRA, bereits Auseinandersetzungen mit den Folgen. Da wird sicherlich noch mehr kommen. Ausstellungen sind weniger geworden oder sie waren zu mindestens schlechter besucht. Auch ich war während des Jahres daher leider nur im MoCa in Noordwijk  und im Jan Kruis-Museum in Orvelte.

Die Digitalisierung ist allerdings weiter fortgeschritten. Immer mehr Verlage bieten auch elektronische Ausgaben an. Für mich persönlich ist das allerdings nichts. So gerne ich elektronische Medien und Tools auch nutze, graphische Literatur lese ich immer noch am liebsten auf Papier, freue mich an der Haptik (wenn der Comic entsprechend dargeboten wird) und am Anblick einer Reihe im Regal.

Nachdem meine Winterpause jetzt vorbei ist wünsche ich uns allen für das kommende Jahr, dass mehr Normalität zurückkehrt. Dafür ist es allerdings wichtig, dass alle, denen es möglich ist, sich impfen lassen!

R.I.P.

Wie immer sind wieder viel zu viele Comic-Schaffende gestorben. Ein paar davon sollen hier eine letzte Erwähnung finden: Marcel Uderzo, Jean Graton, Benôit Sokal, Nikita Mandryka, Raoul Cauvin, Dieter Kalenbach und Gérald Forton.

Die besten Comics in 2021

Auch dieses Jahr wieder präsentiere ich hier meine Favoriten: subjektiv, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und unabhängig von Verlagsbemusterungen. Dem letzten Jahr folgend gibt es wieder die gleichen Kategorien: Alben, Graphic Novels, Gesamtausgaben, Sekundärwerke und Zeitschriften. Ein Sonderpreis geht an das „Comeback des Jahres“. Natürlich darf auch die Liste der meistgeklickten Beiträge des Jahres nicht fehlen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Leser*innen: Die Zugriffszahlen sind um rund 20% gegenüber 2020 gestiegen!

Album des Jahres

Der beste Comic des Jahres kommt für mich aus Deutschland: Ralf König hat sich einen Jugendhelden vorgenommen und ihm nicht nur Brustwarzen verpasst, sondern auch eine sehr liebevolle Hommage verfasst: Zarter Schmelz übernimmt alle klassischen Elemente von Lucky Luke, twisted aber das gesamte Setting. Seine schwulen, knollennasigen Cowboys, die lila Kühe und Calamity Jane sind so großartig, dass sie zurecht den Mainstream erobert haben.

Cover König Zarter Schmelz
© Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

Eine ganz andere Interpretation des „Wilden Westens“ kommt von Jean Dufaux und Rubén Pellejero. Ihr Regenwolf stellt eine Frau als Hauptakteurin in den Mittelpunkt einer Rachegeschichte. Blanche McDell steht im Schnittpunkt von Liebesgeschichten, Mythologie, Rassismus und Männlichkeitswahn. Obwohl die Vermischung dieser Themen in eine langweilige Political Correctness-Definition abgleiten könnte, ist den Autoren hier eine perfekte, spannende Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger mit toller visueller Umsetzung gelungen.

Auffällig in diesem Jahr ist die Anzahl der Western unter den Top 5: Nur Mademoiselle J. von Yves Sente und Laurent Verron konnte sich auf Platz 3 dazwischenschieben. Die ursprünglich als Nebenfigur in einem Spirou-OneShot eingeführte wissbegierige junge Dame hat nun ihre eigene Reihe und bringt Zeitgeschichte in dem typischen, leicht modernisierten Marcinelle-Stil an ihre Leser*innen. Sie atmet gleichzeitig den Charme der 30-er Jahre als auch den des Aufbruchs in eine gleichberechtigtere Welt!

Einer meiner Lieblingszeichner ist Patrick Prugne. Obwohl er sich durchaus auch schon anderen Themen zugewandt hat, sind seine Geschichten aus dem westlichen Amerika/Kanada am besten. In Tomahawk erzählt auch er die Geschichte einer „Rache“, allerdings eingebettet in viel Natur und die spannende Vorgeschichte zu einem erbarmungslosen Krieg. Fast jedes Panel könnte gerahmt an einer Wand hängen!

Platz 5 geht an eine überlange Geschichte, die einen Helden einer Serie nach sehr langer Zeit gealtert und vollkommen verändert zurückbringt: Wenn der Tiger erwacht erzählt die Geschichte von Chinaman, seiner Posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund der Schrecken des Sezessionskrieges und die Annäherung zwischen ihm und seinem Sohn. Serge Le Tendre und Olivier TaDuc sind nach fast 15 Jahren zu ihrer einstigen Erfolgsserie zurückgekehrt, haben alle Elemente übernommen aber sehr konsequent weitergeführt. So ist eine eigenständige Geschichte daraus geworden, die für sich alleine stehen könnte, aus ihrer „Vergangenheit“ aber noch mehr gewinnt.

Die besten Graphic Novels in 2021

Wie auch bei den Comics war es ein gutes Jahr für Graphic Novels. Die Platzierungen:

Ohne jeden Zweifel geht der erste Rang an Die Bestie von Zidrou und Frank Pé. Ihre Interpretation des Marsupilamis ist so faszinierend anders, dass eigentlich jede*r einen Blick hineinwerfen sollte. Einerseits ist die Story „erwachsen“ geworden: ein verängstigtes, wildes Tier kommt mit einem Schiff als Ware für den Zoo nach Brüssel. Es kann nichts anderes tun, als seiner Natur zu folgen, und sich zu befreien. Dazu passt die langsam wachsende, auf Vertrauen beruhende Beziehung zu einem kleinen Jungen, der seinerseits Ausgestoßener ist. Die Zeichnungen von Pé sind – wie immer – allesamt kleine Kunstwerke!

Zidrou/Frank Pé – Die Bestie 1 Cover

Platz 2 geht an Das Susan-Problem aus der Neil-Gaiman-Bibliothek. P. Craig Russel und Paul Chadwick haben Kurzgeschichten von Gaiman für das Medium Comic aufbereitet und zusammen mit Scott Hampton gezeichnet. Sie beweisen nicht nur, dass Stoffe von Gaiman wie auch die von Ray Bradbury perfekte Startpunkte für Comic-Kleinode sein können, sondern auch, dass sogar literaturtheoretische Abhandlungen so umgesetzt werden können. Der Preis geht aber auch an die Übersetzung und die vielen editorischen Hinweise für Nicht-Engländer*innen!

Beate und Serge Klarsfeld sind die Nazijäger! Was mit einer Ohrfeige begann, endete mit der erst durch die Beiden möglichen gerichtlichen Verurteilung von vielen Nazi-Kriegsverbrechern. Die spannende Geschichte, die Rückschläge aber auch die unermüdliche Aufopferung im Kampf für Gerechtigkeit und dadurch erst mögliche Freiheit schildern Pascal Bresson und Sylvain Dorange!

Platz 4 geht an die in diesem Jahr beendete Gesamtausgabe von Omaha, eine erotische Soap-Opera, die weit weg ist von jedem Schmuddelfaktor! Kate Worley (und nach ihrem Tod Jack Vance für den Abschluss der Serie) hat eine Geschichte im Schnittpunkt von Korruption, Machtmissbrauch, gesellschaftlicher Veränderung und Beziehungsproblemen geschrieben, die auch die Freuden des Sex nicht auslässt. Reed Waller, anfangs noch ihr Ehemann, später von ihr geschieden, hat das Ganze im Furry-Stil graphisch umgesetzt und damit einen der Klassiker des Independent-Comic gezeichnet. Auch heute noch lesenswert!

Der Reigen wäre nicht vollständig ohne die Kinder der Resistance! Auch hier ist die Geschichte an sich nicht neu, die Veröffentlichung in Deutschland ließ aber auf sich warten. Es gab im vergangenen Jahr einige Geschichten über die Resistance, das Schicksal von Kindern unter der deutschen Besatzung und die zaghaften, teils gescheiterten, teils erfolgreichen Versuche der Gegenwehr. Dazu zählen etwa die Bände von Émile Bravo oder Kris/Bailly. Die Kinder der Resistance von Vincent Dugomir und Benoît Ers beschreiben die anfängliche Naivität und Emotionalität und die Entwicklung hin zu wirklichem Widerstand aber auch wirklicher Gefahr für die Handelnden.

Die besten Gesamtausgaben in 2021

Trara! Platz 1 im Bereich der Gesamtausgaben geht an Caroline Baldwin! Schreiber & Leser fährt dabei zweigleisig: Einerseits erscheinen die bereits früher auf Deutsch veröffentlichten Geschichten (1 bis 16) in vier Sammelbänden von denen 3 bereits erschienen sind, andererseits veröffentlichen die Hamburger die bisher nicht erhältlichen Bände 17 bis 19 in Einzelbänden. Für das kommende Jahr sind dann noch Specials geplant! Die Heldin der in einer modernen Klaren Linie gezeichneten Geschichten von André Taymans ist tough, hat ein Alkoholproblem, ein selbstbestimmtes Sexualleben und ist HIV positiv. Das hält sie aber nicht davon ab, auf der ganzen Welt zu ermitteln und immer auf der Seite der Schwachen zu stehen. Zum Serienkompass.

Cover Caroline Baldwin Integrale 1

Platz 2 geht an Jerry Spring. Der „Vater des europäischen Westerncomics“ war vor Jahren fast komplett in einer schwarz-weißen Integralausgabe erschienen. Nun hat der All-Verlag die erste farbige komplette Ausgabe gestartet, die nicht nur alle von Jijé gezeichneten Geschichten beinhalten wird, sondern auch den letzten Band von Festin und Franz, der in 2021 erstmals auf Deutsch im ZACK erschienen ist. Ohne Jerry Spring hätte es vermutlich weder Blueberry noch Comanche gegeben.

421 ist eine Serie über einen Geheimagenten  von Stephen Desberg und Eric Maltaite. Der Held ist aber nicht nur von James Bond beeinflusst, sondern übernimmt auch Elemente von Indiana Jones und schreckt sogar vor Zeitreisethematiken nicht zurück. Erstaunlicherweise hat diese klassische Geschichte aus dem Spirou-Magazin in der Vergangenheit keinen Weg nach Deutschland gefunden. Das Integral präsentiert daher deutsche Erstveröffentlichungen: Platz 3!

Platz 4 teilen sich gleich drei Integrale von klassischen ZACK-Serien. Die Collector’s Edition von Greg/Hermanns Comanche war ein Meilenstein der jetzt in Sammelbänden angeboten wird. Édouard Aidans und Yves Duval haben mit Sven Janssen einen Abenteurer kreiert, der die ökologischen Aspekte in den Vordergrund stellt und bereits früh kolonialistische Missstände und Hunger in Beziehung gesetzt hat. Ebenfalls besonders ist, dass er alles zusammen mit Frau und kleinem Kind erlebt. Schließlich kommt auch die Collector‘s Edition von Michel Vaillant von Jean und Phillippe Graton erstmalig auf den deutschen Markt. Alle Kurzgeschichten und ungekürzten Geschichten in 20 Hardcovern mit einheitlichem Rückendesign und vielen editoriellen Notizen.

Die besten Sekundärwerke in 2021

Dieses Jahr haben es drei Werke über längst verstorbene Künstler in die Top 3 geschafft.

Das beste Werk ist mit Sicherheit der als Ausstellungskatalog entstandene aber auch perfekt solo zu genießende Band von Dr. Alexander Braun über Will Eisner. Graphic Novel Godfather führt ein in das Werk des amerikanischen Ausnahmekünstlers und beschreibt die Innovationen des Spirit sowie die Gebrauchsorientiertheit seiner Sachcomics die schließlich dazu geführt haben, dass Eisner zum Godfather der modernen Graphic Novel geworden ist. Viele Bildbeispiele  belegen den leicht verständlichen, flüssig geschriebenen und extrem informativen Text. Wenn alle Sekundärliteratur so gut lesbar wäre gäbe es nur noch Expert*innen!

Cover Braun - Will Eisner Graphic Novel Godfather

Platz 2 geht an die Fleißarbeit des Bremers Kai Stellmann und Science Fiction Pop Art Nick. Die im Selbstverlag erschiene Untersuchung ist nie fertig: Mit jeder neuen Auflage kommen Details hinzu. Stellmann belegt für alle Nick-Geschichten aus der Feder von Hansrudi Wäscher welche Quellen und Inspirationen eingeflossen sind und welche Absichten Wäscher damit verbunden haben könnte. Besser kann der Einblick in einen Entstehungsprozess nicht sein.

Platz drei geht erstmals an ein nicht gedrucktes Medium! Nun ja, es gibt eine kleine Begleitbroschüre, der Gewinner ist aber ein Film: Katzenjammer Kauderwelsch von Martina Fluck! Sie dreht die Annäherung eines Comic-Zeichners aus Heide – Tim Eckhorst – an die großen Söhne der Stadt, Rudolph und Gus Dirks, die in den USA Karriere gemacht haben. Katzenjammer Kids lief schlussendlich bis 2006 und ist einer der ganz großen Zeitungsstrips. 85 lohnende Minuten auf DVD!

Die besten Zeitschriften in 2021

Überraschenderweise heißt der Seriensieger bei Zeitschriften wieder ZACK! Das Magazin feiert in 2022 das Erscheinen der ersten Ausgabe von vor 50 Jahren und profitiert nach dem Verlagswechsel zu Blattgold davon, dass Verleger und Chefredakteur Georg F. W. Tempel nun frei schalten kann. Mit Blechschildern und Pins sowie einer neuen Albenreihe nur für Abonnent*innen expandiert der Kosmos. ZACK bringt sowohl erneuerte Klassiker wie Rick Master, Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdue wie auch hochklassige europäische Comic-Kunst wie Amoras, Rani oder Millenium Saga! Die bei euch am häufigsten angeklickte Rezension war im Übrigen die Nummer 264.

Cover ZACK 267

Platz zwei geht an ein immer noch innovatives Medium aus den Niederlanden: StripGlossy präsentiert viermal im Jahr eine Mischung aus Sekundärliteratur, Interviews und aktuellen Comics mit und über Comicschaffende aus dem niederländisch/flämischen Raum! Definitiv das Highlight des Jahres war die Doppelnummer 21/22 über Suske en Wiske die sogar in eine zweite Auflage gehen musste!

Die Reddition ist wohl die bekannteste und anerkannteste Sekundärzeitschrift Deutschlands. Zweimal im Jahr erscheint eine Nummer, die sich tiefschürfend mit einem Thema beschäftigt. Durch die gewählte Breite der Artikel kann das gewählte Gebiet oder der Künstler im Fokus vielseitig beleuchtet werden. 2021 ging es um Tillieux und Comics und Musik (Rezension folgt).

Comeback des Jahres

Wie immer an dieser Stelle eine lobende Erwähnung eines – oft unerwarteten – Comebacks einer Serie oder eines Einzeltitels. Dieses Jahr fällt die Wahl schwer und daher sind es dieses Jahr zwei ganz unterschiedliche Gewinner, die es zu feiern gilt: Einerseits hat der Taschen Verlag gerade mit der Marvel Comics Library ein neues Projekt gestartet, das Meilensteine in einem XL-Format wieder zugänglich macht. Band 1 Spider –Man 1962 – 1964 ist gerade erschienen (und mittlerweile auch besprochen). Neben einer informativen Einführung präsentiert der limitiert Prachtband den unvergesslichen Run von Stan Lee und Steve Ditko über den wohl untypischten Superhelden aller Zeiten! Noch nie habe ich Spider-Man in diesem Format genießen können!

Cover Spider-Man Vol. 1

Andererseits hat Georg F. W. Tempel damit begonnen, bisher unentdeckte Perlen der ZACK-Geschichte aufzubereiten. Johnny Focus von Attilio Micheluzzi ist so eine! Vier schwarz-weiße Stories über den Reporter sind in Der Weg nach Mombasa bereits erschienen, eine weiter kommt in der diesjährigen Aprilausgabe des ZACK. Durch die fehlende Kolorierung sind die Fähigkeiten des Zeichners unverfälscht sichtbar. Erstaunlich, dass es noch so vieles von dieser Serie auf Deutsch zu entdecken gäbe.

Cover Johnny Focus - ZACK Spezial 2

Eure Lieblinge in 2021

Die Spitzengruppe der meistgeklickten Beiträge ist sehr dicht beieinander: Der Gewinner ist der Serienkompass zu Rani, dicht gefolgt von Caroline Baldwin Band 1 und dem dazugehörigen Serienkompass!

Dahinter kommt eine ebenfalls dicht gedrängte Gruppe, angeführt von Johnny Focus: Serienkompass Bruno  Brazil, Lucky Luke 99 und das Programm des All-Verlages.

Will Eisner von Alexander Braun, die Berichte über Asterix 39 und über den Abschluss der Michel Vaillant Reihe im MOSAIK-Verlag komplettieren die Top 10.

comix-online Reporter
Immer für euch unterwegs

Was bleibt?

Auch dieses Mal verbleibe ich mit den besten Wünschen für ein tolles, erfolgreiches und von Gesundheit geprägtes Jahr! Stay safe and healthy! Ich freue mich über eure Kommentare.

© aller Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen wie in den Linkzielen genannt.

Legendre/Cambré – Kronieken van Amoras 9

De Zaak Sus Antigoon #1

Story: Marc Legendre
Zeichnungen: 
Charel Cambré

Standaard Uitgeverij

Softcover | 48 Seiten | Farbe | 8,25 € 
ISBN: 
978-90-02-27077-2

Cover de Zaak Sus Antigoon #1

Amoras 2047 bzw. die Kronieken van Amoras sind aktuell zwei der innovativsten Serien im Flämischen Comic-Business. Es handelt sich um eine moderne Fassung des Klassikers Suske en Wiske von Willy Vandersteen. Im Original erleben die zwei Kinder mehrfach pro Jahr albenlange Abenteuer in einem Setting, das familiäre Aspekte über Tante Sidonia berücksichtigt, den zu viel trinkenden Freund über Lambiek, den starken und lebenspraktischen Jerome sowie den Erfinder Professor Barabas. Daneben gibt es mehr oder weniger gruselige Feinde und vor allem eine Zeitmaschine, die es erlaubt, fast unzählige Szenarien zu entwickeln.

Die Schatzsuche des Vorfahren

Im aktuellen neunten Band der Kronieken geht es um einen Vorfahren von Suske, Franciscus Antigoon. Dieser hat Antwerpen auf einem Schiff, der Antverpia, vor rund fünfhundert Jahren heimlich unter Vortäuschung seines eigenen Todes verlassen, um nach einem geheimen Schatz zu suchen. Angeblich gibt es eine Insel, die auf keiner Karte verzeichnet ist und von Zeit zu Zeit aus dem Meer auftaucht.

Marc Legendre beschreibt, wie diese Flucht abgelaufen ist und wie sich Antigoon, genannt de Sus, und der Kapitän des Schiffs streiten. Antigoon ist sehr von sich überzeugt, vernichtet allerdings viel zu viel Branntwein und gerät daher in Schwierigkeiten.

kronieken van amoras 9 page 3

Parallel dazu sitzen Suske und Wiske in der Jetztzeit am Kanal und unterhalten sich über eben jenen Vorfahren. Ihre Heimfahrt ist nicht von Glück begleitet: Ihr Moped streikt als ein Gewitter beginnt, und nach einem weiteren Unglück werden die beiden schließlich in ein Krankenhaus eigeliefert. In ihrem Koma scheinen sie irgendwie auf die Antverpia gelangt zu sein.

Die Verbindung der beiden Handlungsstränge, die sich zunächst abwechseln, ist sehr spannend und führt zu tiefgreifenden Problemen. De Zaak Sus Antigoon wird im kommenden Band fortgesetzt.

Moderne und Vergangenheit sowie eine Menge Nebel

Charel Cambré ist ein unwahrscheinlich schneller und wandelbarer Zeichner mit einem immensen Output. Neben all seinen anderen Veröffentlichungen erstellt er auch noch zwei Kronieken pro Jahr. Beachtenswerter Weise leidet die Qualität nicht darunter. Auch hier schafft er es mühelos, zwei völlig verschiedene Welten zu präsentieren: Da ist das heutige, technisierte Belgien mit riesigen Containerschiffen, technischen Geräten und modernen Vergnügungen. Es gibt aber auch das alte Antwerpen mit Ratten, vermoderten Stegen und Segelschiffen. Und ein kleiner Spoiler sei erlaubt: Es gibt auch noch etwas dazwischen!

kronieken van amoras 9 page 5

Die Zeichnungen sind semi-realistisch und werden immer wieder durch fast schon karikaturenartige Nebenfiguren aufgelockert. Mord und Totschlag, Gewalt überhaupt spielt in diesem Abenteuer keine so große Rolle wie in früheren. Die Kämpfe erinnern eher an Kinoproduktionen und entschärfen sich damit gewissermaßen. Ein durchaus beachtlicher Teil der Handlung spielt im Nebel, ist aber nicht weniger gut und detailreich gezeichnet.

Serie bleibt in der Top-Liga

Auch wenn der Band vielleicht nicht der beste der Reihe ist, spannend, unterhaltsam und gut gemacht ist er dennoch! Mir fehlt ein wenig der kritische Gesellschaftsbezug, der ja aber im zweiten Teil noch kommen kann. Die Nebenfiguren werden stimmig weiterentwickelt und das Thema der Zeitreise wird innovativ angegangen. Daher die Empfehlung nicht nur für Komplettist*innen! De Kronieken van Amoras bleibt eine der aktuell besten europäischen Comicserien.

Detail Sus Antigoon

Und die Fans werden es schon bemerkt haben: Auch Sus Antigoon ist natürlich ein „bekannter“ Charakter. Der Vorfahre von Suske wird allerdings üblicherweise als Gespenst mit Kugel am Bein dargestellt und bekommt hier eine echte Gestalt.

Auf Deutsch erscheint Amoras im ZACK. Die niederländischen Ausgaben von Standaard Uitgeverij sollten aber auch hierzulande problemlos bestellbar sein.

Dazu passen Sly & Robbie (R.I.P.!) und ein kräftiger Herfstbok.

© der Abbildungen 2021 Standaard Uitgeverij, Antwerpen

70 Jahre Panzerknacker

Der Jubiläumsband

Story: Barks, Lokman, Carpi, Geradts, Cimino, Jensen, Troelstrup, Farley, Gatto, Davie/Gentilini, McGreal
Zeichnungen: Barks, Strobl, Carpi, Rota, Cavazzano, Nunez, Ferraris, Pérez, Gatto, Scarpa, Vicar

Originalausgabe

Egmont Comic Collection

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-7704-0195-6

Cover 70 Jahre Panzerknacker
© 2021 Disney/Egmont Comic Collection

Fragt man irgendjemand auf der Straße nach Disney-Comichelden sind sie immer in den Top-5: Die Panzerknacker! Im amerikanischen Original sind es die Beagle Boys, in Italien banda bassotti (Die Dackel-Bande). Wie auch immer, im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass es mehr gibt als die Herren mit der 167- auf dem Pullover, die das Cover des Albums zum 70. Jahrestag zieren.

70 Jahre und der Geldspeicher steht immer noch

„Erfunden“ wurde die Verbrecherbande 1951 von Carl Barks. Anfangs war sie übrigens durchaus erfolgreich und konnte Dagobert regelmäßig um Teile seines Goldes bringen. Schon ein Jahr später scheiterten die Panzerknacker dann erstmals und etablierten sich damit in ihrer Rolle. Bereits seit 1952 waren sie Bestandteil des Kanons und wurden auch von anderen Texter*innen und Zeichner*innen eingesetzt. 1964 bekamen sie in den USA ihre eigene Heftreihe, 1986 auch in Deutschland.

Waren es anfangs nur Männer im besten Räuberalter gesellten sich Verwandte aller Altersstufen und Geschlechter dazu. Selbst ein Hund (ja, ein Dackel) mit Namen Achtmalacht gehört inzwischen dazu. Hier haben insbesondere die italienischen Kolleg*innen für eine Vermehrung des Personals gesorgt. Die Geschichten erscheinen im typischen Magazinformat genauso wie im Taschenbuch und auch die Leinwand bzw. Mattscheibe haben die Möchtegerngangster erobert.

War es zum 50 Jubiläum noch ein Standard-Album, wird dieses Jubiläum in einem Hardcover mit Glanzlackumschlag gefeiert! Selbstverständlich ist nicht nur der erste Erfolg der Bande von 1951 abgebildet, es findet sich auch eine Barks’sche Story von 1959: Hans Hackebeil. Drei Geschichten aus diesem Band werden hier erstmals der deutschen Öffentlichkeit präsentiert: Moderne Methoden mit Zeichnungen von Tony Strobl aus dem Jahr 1966, Die große Dürre von Luciano Gatto von 1974 sowie Der Goldtopf des Kobolds von Romano Scarpa aus dem Jahr 1968.

Internationales Flair

Tatsächlich ist der Querschnitt, der hier geboten wird, sehr international denn neben den erwähnten aus USA und Italien sind auch Geschichten aus Norwegen, den Niederlanden, Deutschland und sogar Indonesien vertreten. Und noch etwas sei angemerkt: Don Rosa ist nicht dabei, es wäre aber auch schwierig, hier noch nicht allzu bekanntes zu finden.

Cover 70 Jahre Panzerknacker Titel
Alles zum Thema © 2021 Disney/Egmont Comic Collection

Insgesamt macht der Band mit seinen 11 Geschichten auf über 170 Seiten einen guten Eindruck! Er schließt mit einem Festmahl und damit mit einem seltenen Moment des Erfolges für die sympathischen, meistens erfolglosen und doch nie verzweifelnden Helden des Alltags. Ihr Erfindungsreichtum für maschinelle Unterstützungen, Verkleidungen oder Finten ist legendär, die Gegenmaßnahmen allerdings auch.

Weihnachtsduft, sanfte Klänge und … Geschenke

Also: Ein feiner Band, der rechtzeitig zum Fest erscheint, und sicherlich in dem einen oder anderen Stiefel landen oder eingepackt unter dem Baum liegen wird. Die Geschichten sind gut gemischt, enthalten auch Erstveröffentlichungen und die Aufmachung ist so gediegen, dass niemand an Heftchen oder Taschenbücher erinnert wird.

Dazu passen natürlich banda bassotti aus Italien und ein Absolut Gangster Cocktail.

© der Abbildungen 2021 Disney/Egmont Comic Collection

Jan Kruis Museum

Das liebenswerte Comic-Museum in Orvelte

Adresse: Melkwegje 5, 9441 PH Orvelte, Nederlands

Öffnungszeiten: Montags und Freitags geschlossen; aktuelle Öffnungszeiten unter https://jankruismuseum.nl/openingstijden/

Eintritt: 4,50 €

Das Jan Kruis Meseum in Orvelte
Das Jan Kruis Meseum in Orvelte

Orvelte ist ein kleines Museumsdorf in den Niederlanden, dicht an der Grenze zu Deutschland. An beiden Ortseingängen gibt es große Parkplätze, das Dorf bleibt daher weitgehend autofrei. Es gibt Kunsthandwerk, Honig, Restaurationen und Spielplätze und ein kleines, aber feines Comic-Museum das dem Andenken an Jan Kruis gewidmet ist.

Detail Jan Kruis Museum

Comics,

Der 1933 in Rotterdam geborene und 2017 verstorbene Kruis begann schon früh mit Zeichnungen; das ist oft so, aber in seinem Fall sind sie sogar erhalten geblieben und können in einer Vitrine in Augenschein genommen werden. Anfangs veröffentlichte Kruis den einen oder anderen Strip, unter anderem auch Sjors en Sjimmie, der wirkliche Erfolg stellte sich aber erst mit der Serie Jan, Jans en de kinderen ein. Der Familienstrip, sehr gagbasiert und ausschließlich aus One-Pagern bestehend, enthielt starke autobiographische Elemente. Seine Familie war nicht nur die Zeichenvorlage, auch viele ihrer Erlebnisse flossen in die Geschichten ein.

Detail Jan Kruis Museum - Jan, Jans en de kinderen

Lokal waren die Geschichten durch die Provinz Drenthe geprägt und somit schließt sich der Kreis zu dem Museum, denn Orvelte liegt in eben dieser Provinz. Betrieben wird das Museum übrigens im Wesentlichen durch Freiwillige.

… Kunst,

Kruis zeichnete neben Comics auch Portraits, unter anderem von seinem ersten „Meister“ Martin Toonder, in dessen Studio er zeitweise gearbeitet hatte. Auch ein riesiges Porträt der Königsfamilie stammt von ihm. Zusätzlich war er sehr aktiv als Werbegrafiker. Mehr dazu selbstverständlich in der Ausstellung selbst, aber auch in der Festschrift zu seinem 35. Jubiläum (in 2003) deren Restexemplare in der Ausstellung noch erhältlich sind.

Seine letzten Arbeiten drehten sich um den Tod. Karikaturen zeigen teils selbstreflexiv seine Versuche, sich mit dem Unvermeidlichen auseinander zu setzen und auch anzufreunden. Und so bekommt der Gag vom „Guten Zeichner“ eine ganz andere Bedeutung. Die einzelnen Bereiche sind thematisch gegliedert und bieten einen guten Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden. Originale lassen halt die Arbeitsweise des Künstlers ganz anders wirken als retuschierte, kolorierte Alben oder gar Zeitschriftendrucke.

Nicht unerwähnt bleiben sollte das soziale Engagement von Jan Kruis für die Leprastiftung!

… und das Drumherum.

Das Museum hat natürlich einen, sich selbst als den fröhlichsten Museumsshop überhaupt bezeichnenden „Winkel“ mit einer großen Auswahl rund um den Künstler und seine Werke und sehr freundliche Mitarbeiter*innen.

Für Kinder gibt es eine eigene Mal-Ecke so dass jede*r schon mal ausprobieren kann, ob auch in ihm oder ihr eine zukünftig ausgestellte Person schlummert.

Wer schon mal in dem Museumsdorf angekommen ist, kann das natürlich auch nutzen, um andere Drenther Spezialitäten kennenzulernen. Der Eintrittspreis für das Jan Kruis Museum ist absolut fair, eine Stunde sollte man für einen Besuch rechnen.

© der Abbildungen Jan Kruis Museum 2021; Fotos: Sven Krantz-Knutzen, 2021

JUMP Stripblad

Dat leukste Stripblad van het Universum

Chefredaktion: Tim

Uitgeverij Personalia

Heft Din A 4 | 48 Seiten | Farbe | 4,25 €

Cover JUMP 14

Manchmal dauert es ein Weilchen, bis eine Rezension tatsächlich fertig wird. Meistens ist das nicht weiter schlimm, das WWW ist ja ein riesiges Archiv, in dem nichts verloren geht und ein Tipp bleibt über lange Zeit gültig. Bei Magazinen ist das eigentlich anders, denn meistens interessiert nur die aktuell am Kiosk vorrätige Ausgabe. Die folgende Besprechung ist daher eher allgemein zu verstehen!

Comics für Kinder und Jugendliche

Das JUMP bietet eine breite Auswahl von Strips für Kinder ab 8. Damit steht es natürlich einerseits in der Tradition von Robbedoes, Kuifje oder dem Suske en Wiske Weekblad, befindet sich andererseits aber auch in direkter Konkurrenz zu Superheld*innen und den Disney Titeln. Namenspate ist die Serie JUMP von Charel Cambré die sowohl im Innenteil mit einer längeren Geschichte als auch auf dem Backcover mit einem Einseiter auftaucht. In flüssigem Stil gezeichnet werden die Abenteuer von drei Freund*innen erzählt. Spannung und Spaß stehen im Vordergrund der modernen Geschichten.

Cover JUMP 12/13

Dazu kommen weitere längere Stories: Gilles de Geus von Hanco Kolk und Dick Heins erzählen von dem kräftigen, aber etwas tumben Helden im Mittelalter. Timo von Alex Turk ist ebenfalls ein wenig hilflos. Auch dieser Held ist natürlich schließlich erfolgreich, stolpert dabei aber von Panne zu Panne.

Daneben gibt es kürzere Beiträge in ganz unterschiedlichen Stilarten von chaotisch-nervös zu verträumt. Unverkennbar ist aber der Einfluss des in Spirou gepflegten Stil. Anlesetipps sind etwa Mythos, Rembrandt oder Swamp Thing.

Komplettiert wird JUMP mit Uitgeverij Personalia Serien wie Sjors en Sjimmie oder Pinantie United und international Bekanntem wie De Kleine Robbe oder Kid Lucky.

Bunte Mischung

Cover JUMP 11

Da dazu auch immer noch (kindgerechte!) Interviews, Knutseleien und Rätsel sowie Gewinnspiele kommen, stellt das JUMP mittlerweile nicht nur eine sehr gute Mischung von kindgerechter Unterhaltung aus dem Comic-Bereich dar. Es braucht auch keinen Vergleich mit existierender oder historischer Konkurrenz zu fürchten! Möglicherweise einziges Manko ist die monatliche Erscheinungsweise die aber auch das Taschengeldproblem entschärft.

Schade, dass Vergleichbares in Deutschland nicht existiert!

Dazu passen Randale mit ihrer Rockmusik für Kinder, etwa dem Hardrockhasen Harald und natürlich ein Getränk aus den Niederlanden: Fristi.

© der Abbildungen JUMP / Personalia vof 2021

StripGlossy 21/22 – August 2021

Suske en Wiske (Dubbel Nummer)

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag Uitgeverij Personalia
Heft Din A 4 | 196 Seiten | s/w / Farbe | 14,95 €
ISBN: 978-9-49323-424-6

Cover StripGlossy 21/22 1st edition
Cover der ersten Auflage

StripGlossy ist eine coole Mischung aus Comics und Informationen. Sie haben eine klare Beschränkung auf die Niederlande und den flämischen Teil Belgiens und laden für jede Ausgabe eine andere Persönlichkeit aus der Comicszene als Gast-Chefredakteur*in der Nummer ein. Dadurch wird jeder Schwerpunkt nicht nur individuell, sondern auch sehr persönlich. Ungewöhnlich ist nicht nur, dass das aktuelle, Suske und Wiske gewidmete Heft 21/22 eine Doppelnummer ist, sondern auch, dass sie nach einer Woche ausverkauft war. Dementsprechend gibt es eine zweite Auflage mit einem anderen Cover.

359 Bände, mehrere Spinn-Offs, Puppentheater und vieles mehr

Suske und Wiske ist viel mehr als der am längsten laufende flämische Strip; seit 1948 sind mittlerweile mehrere Generationen damit aufgewachsen. Die Hauptpersonen gehören zum nationalen Kulturgut, der belgische Pavillon der aktuellen Expo wird von einer Suske-en-Wiske-Skulptur gekrönt und der Erfinder, Willi Vandersteen, steht bei unseren Nachbar*innen auf einer Stufe mit Hergé und Andre Franquin. Die Themen der Reihe variieren dabei stark: Science-Fiction, History (per Zeitmaschine), Krimi/Abenteuer oder manchmal sogar Zeitgeschichte sind die Gebiete aus denen die mittlerweile fast 400 Szenarien stammen.

Detail out of StripGlossy 21/22 - page 20

Koen Maas ist ein bekannter Radioredakteur mit einem eigenen Podcast über Comics. Er darf ein sehr ausführliches, persönliches Interview mit Paul Geerts führen. Diese „Comic-Ikone“ hatte 1972 die Reihe von ihrem Schöpfer übernommen und dreißig Jahre lang geschrieben und gezeichnet. Während dieser Zeit hatten sich die Auflage vervierfacht, Personage und Stil aber nur leicht modernisiert. Geerts erzählt von seinem Verhältnis zu Vandersteen, seinen Erfahrungen auf Comicbörsen aber auch dem Druck der Arbeit.

Zu diesem Schwerpunkt im Schwerpunkt gibt es weitere Interviews mit Gerben Valkema, der eine Hommage an die Reihe verfasst hat, Kim Duchateau, der nicht nur die seit 20 Jahren laufende Esther Verkest schreibt und zeichnet, sondern mittlerweile auch die Scenarios für Suske en Wiske Junior liefert. Das letzte Interview zu diesem Thema ist mit Peter van Gucht, dem aktuellen Szenaristen der Hauptreihe. Weitere Artikel über die Expo-Skulptur, Erfindungen vom Professor oder ein Quiz runden die Beiträge ab.

Detail out of StripGlossy 21/22 - page 67

Die dazugehörigen Strips und Abbildungen zeigen die wesentlichen Aspekte der Entwicklung nach. Eine Geschichte von Paul Geerts steht etwa neben einer (deutschsprachigen!) Geschichte von Wastl. Diese wurden jahrelang vom Studio Vandersteen speziell für den deutschen Markt fabriziert und meistenteils in Belgien oder Holland nie veröffentlicht. Dazu gehören aber auch Hommagen, moderne Interpretationen und Beispiele der Spin-Offs Suske en Wiske junior und eine Preview auf die neuen Kronieken van Amoras von Chambre und Legendre. Sie scheinen entgegen der Aussage im Interview doch weiterzumachen.

Noch mehr?

Da sich Seb van der Kaaden glücklicherweise entschieden hat, dem besonderen Thema besonders viel Platz zu gewähren, den gewohnten Inhalten aber trotzdem Raum zu geben, ist die Augustnummer eine Doppelnummer geworden. Es gibt daher Fortsetzungen des Abschlussbandes von Saul (Teil 1 vor kurzem im ZACK), Man en Paard und Scarlet Edge sowie Einseiter von Claire, Sjors en Sjimmie und Spaghetti (ebenfalls auf Deutsch im ZACK) und Kostproben von 4 Künstler*innen der Zukunft! Natürlich fehlen auch News, die Fortsetzung der Reihe von Einblicken in Ateliers und Arbeitsplätze, viele Hinweise auf Börsen und Ausstellungen und ein Poster (unterschiedlich pro Auflage) nicht.

Detail out of StripGlossy 21/22 - page 132

Must Have!

StripGlossy erscheint mittlerweile im fünften Jahrgang und hat sich zu einem absoluten Must Have entwickelt. Interviews und Artikel zu einem jeweiligen Schwerpunkt geben einen sehr persönlichen Einblick in eine Serie oder eine*n Künstler*in. Damit wird ein ganz anderer Ansatz gewählt als etwa bei der Reddition, die eher theoretisch aufarbeitet. Dazu kommen aktuelle Serien aus den niederländisch-sprachigen Landen und wertvolle Informationen für die Wochenendplanung. Während die Comics keine zu hohen Anforderungen an Fremdsprachenkenntnisse stellen dürften, sieht es bei den Artikeln schon anders aus. Aufgrund der vielen Illustrationen und der wirklich lohnenden Inhalte würde ich einen Versuch auf jeden Fall anraten! Das StripGlossy ist auch in Deutschland bei einschlägigen Plattformen und einigen Comicshops erhältlich.

Cover StripGlossy 21/22 2nd edition
Cover der zweiten Auflage

Dazu passen Joe Jackson mit der 1983-er Rockpalast-DVD und ein Hoegarden.

© der Abbildungen 2021 StripGlossy / Personalia vof / © 2021 illustraties Suske en Wiske / Standaard Uitgeverij

JUMP Bescheur Kalender 2022

Strips! Puzzels! Tekentips!

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Chefredaktion Tim

Verlag Uitgeverij Personalia

Tageskalender | S/W | 14,99 €

ISBN: 978-9-46432-040-4

Cover JUMP Bescheur Kalender 2022

Vor etwas über einem Jahr, im August 2020, erschien die erste Ausgabe von JUMP. Das Konzept sah vor, ein Comic-Magazin für Kinder zu machen, sie an das Medium heranzuführen und gleichzeitig an ihrer Lebenswelt anzusetzen. Wie könnte das besser funktionieren als ein Kind – Tim – zum Chefredakteur zu machen. Nun ja, das Magazin ist immer noch da und bekommt seinen ersten Ableger.

Ein Abreißkalender für jeden Tag

365 Blätter waren zu füllen! Im Wesentlichen geschieht das mit Strips, wie Comics auf Niederländisch heißen. Meistens sind das Drei-Bild-Folgen von aus dem Magazin bekannten Serien: Swamp Thing, Boes, Rembrandt oder Beestjes um nur einige zu nennen. Dazu kommen kurze Denksportaufgaben und Rätsel zur Beschäftigung und Zeichentipps. Mit diesen können die Leser*innen etwa lernen, wie man einen Hai zeichnet. Das Cover zieren natürlich die Held*innen aus JUMP.

Detail JUMP Bescheur Kalender 2022 - 9 Januari

Für wen ist das geeignet?

Natürlich ist die Hauptzielgruppe die gleiche wie für das JUMP: Kinder in den Niederlanden und Flandern. Hier werben durch beidseitig benutzte kindgerechte Serien das Magazin für den Kalender und der Kalender für das Magazin. Der Kalender kann aber auch deutschsprachigen Kindern helfen, spielerisch niederländisch zu lernen und ist so evtl ein perfektes Geschenk zur Vorbereitung des nächsten Urlaubes. Einerseits fehlt hier die Didaktik eines Sprachlernkalenders, andererseits ist das aber vielleicht der Anreiz, der das Ganze von dem schulischen Beigeschmack befreit.

Dazu passen ein tägliches Glas Wasser und eine Dosis von einem Kinderradio, das auch Nachrichten sendet.

© der Abbildungen 2022 Uitgeverij Personalia, 2021 Interstat, Veghel (NL)

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