Rivière /Wurm – Edgar P. Jacobs

Träume und Apokalypsen

Story: François Rivière
Zeichnungen: 
Philippe Wurm
Originaltitel: 
Edgar P. Jacobs: Le Rêveur d´apocalypses

Carlsen Comics

Hardcover | 144 Seiten | Farbe | 22,00 €
ISBN: 
978-3-551-71755-9

Cover Riviere/Wurm - Edgar P. Jacobs

Biopics werden häufig als Beschreibung von filmischen Annäherungen an ein Leben benutzt. Tatsächlich trifft die Kategorie aber auch auf Comics zu. Ein Leben in Bildern einzufangen ist nicht leicht, allzu oft gibt es entweder eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten, eine Fokussierung auf Teile oder schlimmstenfalls sogar eine völlig falsche Inszenierung zum Guten oder Bösen. Mit Edgar P. Jacobs steht ein Mitarbeiter Hergés im Mittelpunkt, der es geschafft hat, sich aus diesem Schatten zu befreien: seine Serie Blake und Mortimer wird auch nach seinem Tod fortgesetzt und erfreut sich großer Beliebtheit, zuletzt mit Band 25.

Edgar P. Jacobs - Träume page 7

Vom Bariton zum Comiczeichner

Es gibt immer wieder Karrieren, die auf den ersten Blick unwahrscheinlich klingen. Oftmals liegen ihnen multiple Begabungen zu Grunde. Auch Edgar P. Jacobs ist so ein Multitalent. Anfangs ist der junge Mann ein begeisterter Fan von antiken Skulpturen und widmet sich der Zeichnerei. Sein Traum aber ist es, Opernsänger zu werden, und für ein Engagement zieht der Belgier sogar mitsamt Frau nach Lille um. Die Ehe steht aber unter keinem glücklichen Stern und ein von den Deutschen verhängtes Beschäftigungsverbot für Ausländer zwingt zur Rückkehr nach Belgien.

Dort lernt der junge Künstler Hergé kennen und wird schnell sein Assistent. Obwohl Jacobs nicht nur bei der Überführung der alten Abenteuer in albengeeignetes Material hilft, sondern auch an neuen Abenteuern von Tim und Struppi beteiligt ist, weigert sich der Star, den „Zuträger“ namentlich zu erwähnen. Sicherlich auch ein Grund dafür, dass der immer noch relativ junge Mann überlegt, seine eigenen Geschichten zu entwerfen und zu zeichnen. Nach den Zweiten Weltkrieg währte die Freude über dessen Ende nur kurz und wurde schnell von dem Kalten Krieg und der Furcht vor einer noch schlimmeren neuen Auseinandersetzung abgelöst. Die Grundstimmung für eine Serie war damit gefunden.

Edgar P. Jacobs - Träume page 8

François Rivière beschreibt im Weiteren den Prozess des Künstlers, sich von seinem Meister abzunabeln, Plots zu entwickeln und sich mit seiner neuen Liebe auf Dokumentationsreisen zu begeben. Zwar ist Jacobs schnell sehr erfolgreich, sein Arbeitstempo und seine akribischen Vorbereitungen bringen aber Leser*innen wie Verleger an den Rand der Verzweiflung. Schön gelöst sind die Momente, in denen der Künstler das direkte Feedback mitbekommt.

Die Geschichte erwähnt viele Details nur am Rande und es bleibt oft den Leser*innen überlassen, die Hinweise mit ihrem Wissen über die Serie zu verstehen. Für Fans also ein echter Genuss. Für alle anderen aber nicht tragisch. Auch wenn viele Details möglicherweise gar nicht entdeckt werden, ist die Geschichte doch auch ohne sie schon spannend und definitiv verständlich. Wer mehr wissen will, sollte einen Blick in die Reddition zu Blake und Mortimer werfen.

Zeichnungen als Hommage

Edgar P. Jacobs - Träume page 9

Seine Zeichnungen hat Philippe Wurm dem Stil von Jacobs nachempfunden. Zwar sind sie nicht so textlastig wie die des Porträtierten, Linienführung und Dekors atmen aber die Verehrung. Dabei nimmt er Zitate aus dem Werk von Hergé als auch von Jacobs auf und zeigt etwa Ausschnitte aus Zeichenblättern oder als Grundlage dienende Motive. Seine klare Linie hätte auf jeden Fall genügt, um Eingang in das Tintin-Magazin gefunden zu haben.

Ansonsten entbehren Geschichten dieser Art natürlich etwas der Action. Ein fahrender Zug, ein Komet sind schon seltene Beispiele für Rasanz. Und auch die Figuren sind selten in Zuständen höchster emotionaler Erregung abgebildet. Auch das kommt natürlich vor, die Schwierigkeit aber liegt darin, den Alltag zu porträtieren. Und das hat Wurm meines Erachtens gut hinbekommen. Die Entwicklung ist nachvollziehbar, die Figuren glaubwürdig und die Posen natürlich.

Ein Stück Comic-Geschichte

Mir macht es Spaß, Werke über Comics zu lesen. Warum hat sich jemand Geschichten ausgedacht, welche persönlichen Erfahrungen sind dabei eingeflossen? Je nach Fähigkeit der Autor*innen kann das eine sehr kurzweilige oder aber auch staubtrockene Angelegenheit werden. Biopics vereinen die Vorzüge der grafischen Literatur mit der Befriedigung des Informationsbedürfnisses und stellen daher eine fast natürliche Symbiose dar. Zumal es dann auch noch ein wenig O-Ton sowie eine Zeittafel und eine Liste der Hauptpersonen gibt.

Edgar P. Jacobs - Träume page 10

Insofern ist diese Graphic Novel natürlich fast schon ein Must Have für alle Fans der Serie Blake und Mortimer, aber auch eine sehr zu empfehlende, kurzweilige Reise in die Anfänge des Tintin-Magazins, und die Transformation der Serie von Zeitschriftenseiten in moderne Alben. Dazu gibt es viele Einblicke in die Arbeitsweise von Edgar P. Jacobs hinsichtlich Motive, Umsetzung und Einfluss auf das tägliche Leben.

Dazu passen ein Macallan sowie Orchestral Manoeuvres In The Dark mit “Talking Loud And Clear”!

© der Abbildungen Glenat 2021 / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

ZACK 277

ZACK 277 (Juli 2022)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 277

Viele Comic-Magazine hatten früher spezielle Ferien-Sonderhefte um die Zeit, in der die potenziellen Käufer*innen urlaubsbedingt unterwegs waren, nicht ganz zu verlieren. Die jeweiligen Stories hatten oft einen Urlaubsbezug, die Cover auf jeden Fall. Der Bedarf hat sich ein wenig gewandelt, ein Großteil der regelmäßigen Leser*innen hat eh ein Abo und viele Produkte werden heute international angeboten. Die Sommer-Ausgabe des ZACK wäre für ein solches Projekt auf jeden Fall zu düster, gibt das Titelbild doch schon einen guten Vorgeschmack auf den Inhalt: nicht unbedingt gewaltfreie Konflikte!

Die Neustarts

Terence Trolley kehrt in das Magazin zurück: Er hatte es geschafft, die Kinder mit den speziellen geistigen Kräften den Häscher*innen von Panaklay zu entziehen und zu fliehen. Natürlich ist der Konzern darauf bedacht, seine „Investitionen“, die mutierten Kinder, nicht zu verlieren. Er erlaubt daher den Einsatz aller Mittel. Auch die Verfolgten gehen in ihrem Gegenangriff aber nicht gerade zimperlich zu Werk. Der letzte Link ist eine spannende Geschichte von Serge Le Tendre mit teils sehr unruhigen Zeichnungen von Patrick Boutin-Cgané. Viel Dynamik und teils fast schon Abstraktion.

Detail ZACK 277 page 5

Auch Amoras ist zurück! Suske und Wiske sind durch einen Zeitmaschinenunfall in eine dystopische Zukunft versetzt worden und befinden sich auf der Insel Amoras, auf der auch das erste von hunderten von Abenteuern der beiden spielte. Auf just diesem Eiland befindet sich die Zentrale von Krimson, einem mad scientist der übleren Sorte. Während Suske noch den scheinbaren Tod seiner Partnerin beweinen möchte, werden er und Jerusalem ebenfalls von Krimsons Männern beschossen und müssen erneut flüchten. Die nicht gerade friedfertige Version des Familienklassikers von Marc Legendre und Charel Cambré traf in der Wahl zum/zur ZACK-Held*in des Jahres auf geteilte Meinungen, ist in den Niederlanden aber extrem erfolgreich.

Detail ZACK 277 page 37

Die Fortsetzungen

Manchmal werden Geschichten plötzlich von der Wirklichkeit überholt. In Empire USA 2.4 bekämpfen sich zwei Fraktionen aus dem ehemaligen sowjetischen Geheimdienst bis aufs Blut. Mit ihren teils terroristischen Aktionen nehmen sie ein Wiederaufflammen des Kalten Krieges zwischen Russland und den USA bewusst in Kauf. Mittendrin steht der Ex-Agent Jared Gail, der nach den Mördern seines Freundes sucht. Aber auch der ehemalige russische Sportler Illya Patakarsky steht im Mittelpunkt. Komplexe Mischung aus Who-dunnit und Le Carrè von Stephen Desberg mit actionreichen Zeichnungen von Alain Mournier. Dieser scheint sich mittlerweile etwas einzugrooven.

Detail ZACK 277 page 23

Julie Kleinnagel, Das Mädchen von der Weltausstellung, setzt sich für ihre Freunde ein. Sie versucht, für ihre Rettung des Kaisers (in Teil 1) Gegenleistungen einzufordern. Obwohl auf den ersten Blick erfolgreich, wird ihr doch von Baron Hausmann eine Rechnung präsentiert, die sie nicht zu zahlen bereit ist. Das Thema der versuchten Vergewaltigung wird von Jack Manini gut präsentiert. Diese Verquickungen von humoriger Story und ernsthaften Themen macht einen großen Reiz in allen seinen Stories aus! Étienne Willem bildet diese Dualität in seinen Zeichnungen ab: 1867 ist eine lustige Geschichte, die Figuren sprechen Bände. Immer wieder aber kommt unvermittelt die harte Realität ins Spiel und das Lachen fängt an zu gefrieren.

Detail ZACK 277 page 74

Die Abschiede

In Luthon-Höge muss Inspektor Seller feststellen, dass nicht alle Bewohner*innen daran interessiert sind, einen lange zurückliegenden Unfall aufzuklären. Akten verschwinden, Honoratioren mischen sich ein und Drohungen werden rausgebrüllt. Teils bitter-böse Satire von Willem Ritstier mit modernen Zeichnungen von Michiel Offermann, die nicht dem Standard entsprechen. Obwohl Weder Fleisch noch Fisch als Episode beendet ist, wird der Handlungsbogen weitergehen!

Detail ZACK 277 page 48

Von Bob Morane gibt es eine ganze Reihe verschiedener Interpretationen. Ursprünglich von Henri Vernes als Romanheld angelegt, fanden viele Bücher eine grafische Umsetzung.  Mit den 100 Dämonen des Gelben Schatten haben Christophe Bec und Corbeyran einen eigenständigen Plot vorgelegt: modern, aber im klassischen verhaftet. Obwohl spannend und als Mischung zwischen Thriller, Agentenstory und Science-Fiction angelegt, kann die Geschichte nicht ganz überzeugen. Für mich sind die Anklänge an den Kalten Krieg und eine Rambo-Geisteshaltung zu stark, um wirklich zu überzeugen. Ein Hinweis auf Ho Chi Minh ist überflüssig, die Schrecken des Krieges auch ohnehin schon genug. Nun ja, neben der Story sind auch die Zeichnungen von Paulo Grella routiniert. Nicht schlecht, der Funke springt aber nicht komplett über.

Detail ZACK 277 page 57

Und sonst?

Als „Pausenprogramm“ treten wieder Parker & Badger, Tizombi und der Slip auf. Der Sekundärteil wird neben dem Üblichen von zwei Artikeln getragen: Christian Endres erinnert an den vor Kurzem gestorbenen, großartigen Neal Adams und Bernd Hinrichs bewertet die sehenswerte Ausstellung sowie das zu empfehlende dazugehörige Werk von Alexander Braun über Horror im Comic! Dazu lässt Michael Klein den ZACK-Juli 1972 passieren.

Auch wenn es keine Ferien-Ausgabe gibt, sollte dieses ZACK doch für ein paar Tage gute Unterhaltung bieten können. Durch die Mischung werden verschiedene Sparten bedient, die Qualität ist durchweg hoch und nebenbei hat das ZACK wie immer auch noch einen großen Informationswert!

Dazu passen The Toy Dolls mit ihrem Auftritt beim ARTE – Hellfest 2022 und ein Sommer-Rosé, gerne auch mit Eiswürfel.

© der Abbildungen 2022 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Kresse  – Die Ahnen der Mescaleros 1

Gesamtausgabe – Band 1: Das Böse

Story: Hans G. Kresse

Zeichnungen: Hans G. Kresse

Carlsen Comics

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 32,00 €
ISBN: 
978-3-551-78173-4

Cover Kresse - Die Ahnen der Mescaleros 1

Hans G. Kresse ist einer der bekanntesten niederländischen Comic-Zeichner und Texter. Während seine große Vorliebe und Leidenschaft den indigenen nordamerikanischen Völkern galt, ist seine wohl bekannteste Serie aus einem anderen Sujet: Erik, der Normanne. Nun erscheint sein opus major in einer dreibändigen Gesamtausgabe (wieder) in Deutschland. Die einzelnen Bände wurden in den 70-ern im YPS vorveröffentlicht und später bei Carlsen als Album publiziert. Man hat sich dabei nun entschieden, als Titel anstelle von Die Indianer-Reihe den moderneren Claim Die Ahnen der Mescaleros zu wählen.

Das multiple Böse

Der Titel der Gesamtausgabe ist durchaus doppeldeutig: Kresse erzählt das Leben der verschiedenen Stämme in den Plains und beschreibt mehrere Friktionen. Einerseits gibt es traditionelle Feindschaften zwischen den Stämmen aufgrund unterschiedlicher Konzepte (sesshafte Landwirtschaft vs. nomadische Jagdgesellschaft), aber auch „böse“ Stämme, die andere unterjochen wollen. Zusätzlich spielt die Rivalität zwischen zwei Häuptlingssöhnen eine große Rolle: Während der Ältere sehr traditionell ist, hat der Jüngere sehr eigene Vorstellungen von der Zukunft. Und dann sind da noch die Spanier, Die Herren des Donners.

Der gleichnamige erste Band führt in die Geschichte ein, beschreibt die künftigen Hauptpersonen und bereitet das Setting. Kresse ist dabei nicht zimperlich und die Vernichtung eines ganzen Stammes wird als übliches Szenario beschrieben. Sehr geschickt führt er das Aufeinanderprallen von Tradition und Moderne aus. Natürlich sind die Spanier Invasoren, die nur eigene Interessen im Blick haben. Ihre Wundertiere, die bis dahin in Amerika unbekannten Pferde, könnten aber durchaus von Nutzen sein.

Detail aus Kresse Ahnen der Mescaleros 1
Illustration von Kresse

Die Erben des Windes und noch stärker Die Gefährten des Bösen führen diese Stränge fort. Kresse kombiniert persönliches Drama innerhalb der Stämme mit Geschichten von einzelnen Weißen oder Mischlingen, die eigene, differenzierte Rollen zugewiesen bekommen. Durch die sorgfältige Komposition haben diese Teile eigenständigen Reiz und tragen die Handlung voran. Nicht immer selbstverständlich! Es gibt allerdings auch den Vorwurf, dass Kresse sich mit seinem Plan, eine 20-bändige Chronik der indigenen Völker Nordamerikas vom ersten Kontakt mit den spanischen Eroberern bis zu ihrem Untergang zu verfassen, übernommen habe. Da letztlich nur 10 Teile erschienen sind, ist es müßig, darüber zu spekulieren und viel besser, die Reihe zu genießen.

Naturalistische Zeichnungen

Anfang der 70-er Jahre war es noch nicht ganz unüblich, Zeitungsstrips zu verfassen. Kresse selbst hatte jahrelang seinen Erik für die Zeitungen verfasst und auch sein Stil für die Indianerreihe ist noch davon geprägt. Obwohl die Zeichnungen sehr sorgfältig koloriert worden sind, könnten sie auch ohne diesen Schritt bestehen. Es wäre sogar sehr spannend, diese im Original mit denen von Serpieri (aktuell bei schreiber & leser) oder Jijé (Jerry Spring bei Egmont) zu vergleichen.

Ansonsten legt Kresse viel Wert auf den Hintergrund, geht dabei aber nicht so sehr in die Totale wie beispielsweise Giraud. Obwohl es Überspannungen gibt, bleibt das Layout sehr traditionell mit meistens vier, selten auch nur drei Reihen. Die Gesichter sind stark konturiert und tragen viele Emotionen und Körperbau sowie -haltung sind anatomisch korrekt. Auch bezüglich der Kleidung und der Lebensweise kann davon ausgegangen werden, dass Kresse so detailgetreu wie nur irgend möglich gearbeitet hat.

Beispiel Kresse - Maho-Tonga
eine Vorläufer-Serie

Ein Klassiker für die (Western-) Sammlung

Für Fans des Western-Comics sicherlich ein Muss. Im Yps belegte diese Serie den Westernplatz in den ersten Ausgaben, bis sie von Buddy Longway abgelöst wurde. Beide Serien gehören sicherlich ohne Zweifel zu den Must Haves in diesem Bereich, gerade weil sie nicht dem damals üblichen TV/Kino-Blickwinkel folgen. Die First Nations werden hier als Kulturnationen vorgestellt, die letztendlich keine Chance gegen die Eindringlinge hatten.

Ergänzt wird der Band durch zwei inhaltliche Teile. Zunächst stellt Rob van Eijck den Künstler vor, seinen Werdegang und die Leidenschaft für die nordamerikanischen Indigenen. Martin Jurgeit beleuchtet anschließend die Rezeption in Deutschland. Auch wenn (oder weil?) die Zeichnungen nicht dem aktuellen Modetrend entsprechen und weder Computerkolorierung noch Manga-Anleihen aufweisen, eine klare Empfehlung für Leser*innen auch jenseits der Westernfans mit einem Faible für gut erzählte Geschichten über mehrere Bände hinweg.

Dazu passen ein Mezcal sowie Dropkick Murphys mit „Two 6’s upside down“!

© der Abbildungen Erven Hans G. Kresse/Arboris BV 2018 / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

Jul/Achdé – Lucky Luke 101

Rantanplans Arche

Story: Jul (Julien Berjeaut)
Zeichnungen:  Achdé (Hervé Darmenton) nach Morris
Originaltitel:  L´Arche de Rantanplan
Egmont Comic Collection
Softcover & Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 7,99 & 14,00 € |
ISBN: 
N/A & 978-3-7704-0418-6

Cover Lucky Luke 101
© Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Wie versprochen folgt hier die Rezension zu dem aktuellen Lucky Luke Band, der jetzt im Handel ist. Wie schon in den letzten Bänden nimmt Jul, das ist Julien Berjeaut, wieder ein aktuelles Thema auf. Sicherlich erinnern sich die meisten noch an den Sturm der Entrüstung, der durch den deutschen Blätterwald lief, als Freiburg angekündigte, in den städtischen KiTas aus Kostengründen nur noch vegetarisches Essen anzubieten. Kein Grundsatz wurde postuliert, nichts verurteilt oder gelobt, es ging nur um die Frage, was bei der aktuellen Kostensituation in vertretbarer Qualität bezahlbar erscheint…

Aus Cattle Gulch wird Veggie Town

Jul stellt sich vor, was wohl passiert wäre, wenn ein typisches Kaff im Rinderzüchter-dominierten WildenWesten plötzlich gezwungen würde, dem Fleischkonsum abzuschwören. Rantanplans Arche beginnt mit einem Western-Klischee: Lucky Luke kann gerade noch verhindern, dass die aufgebrachte Menge einen Mann lyncht. Ovide Byrde hatte den „Fehler“ begangen, einem Pferd beizustehen und es davor zu bewahren, totgeprügelt zu werden. Besagter Byrde ist (einziges) Mitglied im örtlichen Tierschutzverein und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Leben der Tiere zu bewahren.

Detail aus Lucky Luke 101
© Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Die fleischessende, pelztragende und jagdbegeisterte Community findet daran allerdings wenig Positives. In dem Tierheim Byrdes findet Luke untern anderem den wie immer verwirrten Rantanplan und beschließt, ihn zurück in sein Gefängnis zu bringen. Bevor es dazu kommen kann, findet der liebenswert dusselige Hund allerdings noch Gold auf Ovides Grundstück. Von diesem Schatz könnte doch der Tierschutz profitieren.

Im Gefängnis angekommen hören allerdings auch unerwünschte Ohren den Bericht über die Vorkommnisse in Cattle Gulch und der Spaß beginnt! Sehr unverkrampfte Annäherung an den fast schon religiösen Streit über Fleischverzehr in der Jul erneut mit vielen bekannten Lucky Luke Figuren und Archetypen spielt. Vielleicht nicht ganz so mitreißend wie Fackeln im Baumwollfeld aber sehr gelungen! Es gibt aber einen echten Schocker!

Detail aus  Lucky Luke 101
© Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Spaß in jedem Panel

Achdé trifft mit jeder neuen Folge dieser Serie genau ins Schwarze! Man erkennt den Spaß des Zeichners, liebevolle Details hinzuzufügen. Diese können im Gesichtsausdruck liegen, in der Gesichtsfarbe oder aber in der Konzentration eines Kung-Fu-Kampfes auf zwei Bilder! Einzig das Titelbild ist etwas ungewöhnlich, zeigt aber ebenfalls eine Unmenge an Details in der Viecherschar.

Detail aus Lucky Luke 101
© Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Formattechnisch ist die Serie ein Dinosaurier: unveränderliche vier Streifen bilden das Gerüst für die Seitenaufteilung und modischen Schnickschnack wird hier niemand auch nur suchen. Da aber der Inhalt der Zeichnungen jung geblieben ist, verströmt die Reihe keine Nostalgie, sondern allenfalls die beruhigende Wirkung des Sich-Aus-Kennens und ist daher wahrlich für alle Altersstufen lesbar.

Eine kleine Auszeit

Jeder neue Lucky-Luke-Band ist (wieder) eine Besonderheit: aktuelle Inhalte, mit Liebe und Leidenschaft sorgsam modernisierte Zeichnungen und doch der alte Klassiker. Obwohl die Serie vor kurzem das 75. Jubiläum gefeiert hat, lohnt sich das Warten noch immer! Was will man mehr?

Detail aus Lucky Luke 101
© Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Wie immer erscheint der Band als Kiosk-Broschur oder als Buchhandels-Hardcover. Inhaltlich nehmen sich die Formate nichts. Der Band enthält im Übrigen auch eine Möglichkeit, an den Deutschen Tierschutzbund e.V. zu spenden!

Dazu passen ein veganer Riesling und „Land of Hope and Dreams“ von Bruce Springsteen & the E-Street Band.

Detail aus Lucky Luke 101
© Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Update: Dieser Text enthielt ursprünglich nur die Ankündigung des Bandes.

© der Abbildungen Lucky Comics 2022/ Story House Egmont

Le Tendre/TaDuc – Chinaman GA 1

Gesamtausgabe Band 1

Story: Serge Le Tendre, Olivier TaDuc
Zeichnungen: Olivier TaDuc

Originaltitel: Chinaman Compilation 1

Salleck Publications

Hardcover | 240 Seiten | Farbe | 34,90 € | 
ISBN: 978-3-89908-757-4

Cover Le Tendre / TaDuc Chinaman Gesamtausgabe 1

Und noch ein Western aus dem Hause Salleck Publications! Während es Dutzende von Western gibt, die die gleichen Geschichten immer wieder neu erzählen, fallen einige aus dem Rahmen. In ihnen gibt es zum Beispiel neue oder veränderte Perspektiven. Wir alle kennen die Migrant*innen aus China als typisierte Rollenbilder in klassischen Western: Wäschereien, Eisenbahnbau, Koch. Chinaman geht viel weiter und thematisiert bereits die Überfahrt und die daraus erwachsenen Verpflichtungen, den ständigen Rassismus und die kulturellen Herausforderungen. Mehr dazu im Serienkompass.

Die „Söhne des Himmels“ und „die weißen Dämonen“

Chinaman GA 1 page 103

Die meisten Migrationen haben handfeste Gründe: Armut, Hunger und/oder Verfolgung aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen. Der Wunsch nach spirituellen Erfahrungen oder Doku-Soaps wie „Die Auswanderer“ stellen dagegen nur kleine Randerscheinungen dar. Der Anhang dieser Gesamtausgabe enthält Informationen zu den Gründen für die Jobmigration aus China nach Nordamerika. Es war für viele die einzige Möglichkeit zu überleben und die Preise für die Überfahrt waren hoch. Würde man heute von „Schleuserbanden“ reden, waren damals die Triaden, die sog. chinesische Mafia, die Nutznießer.

Band 1, Die Goldberge, beschreibt dieses Szenario: Chen Long Ann, von den Einwanderungsbehörden umgetauft in John Chinaman, und sein Blutsbruder Chow kommen als Gefolgsleute eines hohen Mitglieds der Triaden nach Amerika um Tributzahlungen durchzusetzen. Als der Held beginnt, sich in ein Mädchen zu verlieben, werden die Dinge kompliziert und nicht alle spielen mit ehrlichen Karten. In Mit gleichen Waffen unterstützt Chinaman einen Trek von Siedler*innen. Er begegnet auch dort offenem Rassismus und blankem Hass, kann aber auch aufgrund seines Humors punkten. Außerdem kommt es zur Konfrontation zwischen den Blutsbrüdern um die Frage der Ehre.

Für Rose hat erneut ein anderes Thema: Während Chen unter die Trapper gegangen ist, um der weißen Zivilisation möglichst entfernt zu sein, versucht ein Städter ein junges Mädchen seinen Pflegeeltern zu entreißen. Diese Familientragödie wird von Serge Le Tendre und Olivier TaDuc perfekt in das Westernambiente integriert und mit rassistischen Vorurteilen garniert. Die Rostfresser schließlich beschreibt die Situation der chinesischen (und irischen) Arbeiter beim Bau der Eisenbahn: interne Rivalitäten, Hass, Strafmaßnahmen und das Ausnutzen dieser Gegebenheiten durch die Eisenbahngesellschaft sind die Themen dieser Geschichte.

Chinaman GA 1 page 104

Detailliert und realistisch – Die Zeichnungen

Während Geschichte und Szenario Koproduktionen sind, hat Olivier TaDuc die Zeichnungen allein angefertigt. Sein Detailreichtum lädt dazu ein, die Geschichten sehr intensiv zu genießen. Sowohl die Natur und ihre Jahreszeiten als auch die unterschiedliche städtische oder ländliche Architektur bilden jeweils passende Rahmen für die Handlung. Mimik und Körperbau der Menschen sind sehr stimmig und die asiatische Kampfkunst wird meisterhaft dargestellt.

Man merkt den Geschichten an, dass sie von der TV-Serie Kung Fu inspiriert sind. Der chinesische Einzelgänger als Held, immer bereit, Unterdrückten zu helfen und Ungerechtigkeiten zu beseitigen und nie aggressiv, aber doch klar in der Kampfkunst! Obwohl die Gewalt nie im Vordergrund steht, macht sie doch einen Großteil von Chinaman aus. Nie ist sie aber Selbstzweck, sie spielt immer nur eine Rolle im Geschehen.

Chinaman GA 1 page 105

Endlich bald erstmalig komplett!

Chinaman ist ein Must-Have für alle, die Western-Comics mögen! Die Veröffentlichungsgeschichte in Deutschland war bisher gelinde gesagt holprig. Nun aber ist Teil 1 der sehr schönen Gesamtausgabe erschienen, der abschließende zweite Teil für den Winter angekündigt. Die Reprise ist vor kurzem ebenfalls auf Deutsch erschienen. Der Band ist aber auch für alle, die die feine Art zu erzählen von Serge Le Tendre mögen.

Das leicht glänzende, feste Papier macht das Lesen zu einem Genuss! Im Anhang finden sich neben Skizzen und Coverabbildungen auch eine Art Broschüre über die Geschichte der chinesischen Migration nach Nordamerika, die Hintergründe und Herausforderungen. Dadurch wird das Verständnis für einige Motive innerhalb der Geschichte noch einmal größer. Für mich ein Kandidat für die Jahresbestenliste in der Kategorie Gesamtausgaben!

Chinaman GA 1 Anhang

Dazu passen der Kung-Fu-Soundtrack von Jim Helms und ein Jasmin Tee!

© der Abbildungen DUPUIS 2021, by Serge Le Tendre & TaDuc / 2022 Salleck Publications Eckart Schott Verlag

Blees – Lee Falks Phantom

Texte zur Graphischen Literatur Band 5 – Der ultimative Wegweiser durch den Dschungel der deutschsprachigen Veröffentlichungen

Cover Klees - Phantom
Cover und Beilage der VZA

Autor: Christian Blees

Herausgeber: Volker Hamann und Matthias Hofmann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Broschur | 240 Seiten | Farbe | 29,95 €
ISBN: 978-3-946266-35-8

Die Texte zur Graphischen Literatur ergänzen das Programm der Edition Alfons seit einiger Zeit. Während das Alfonz seit 10 Jahren (Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!) die aktuelle Information in Form von Marktübersichten, News, Besprechungen und Leseproben abdeckt, liefert die Reddition themenspezifisch vertiefte Information aus vielen Blickwinkeln. Im Mittelpunkt können dabei Kategorien (wie etwa Musik), Stilrichtungen (z. B. Zeitungsstrips) oder Serien stehen. Die aktuelle Nummer behandelt etwa André-Paul Duchâteau (Besprechung folgt). Daneben gibt es deutlich längere Abhandlungen über einen klassischen deutschen Comic, Hugo Pratt und die Geschichte des deutschen Schwermetall. Nun also alles über den wandelnden Geist und seine deutschen Auftritte.

Das Phantom – ein etwas anderer amerikanischer Held

Am 17. Februar 1936 tauchte das Phantom erstmals auf den Seiten einer Tageszeitung auf, die Geschichte begann ihren Lauf zu nehmen. Das Phantom war ein maskierter Held, er hatte aber keine Superkräfte. Er lebte im Dschungel, war aber kein Tarzan-Klon. Er bekämpfte das Böse und war doch auf eine Familie angewiesen. Er galt als unsterblich und war doch „nur“ ein Familienunternehmen, in dem die Rolle vom Vater auf den Sohn übertragen wurde. Kurzum, das Phantom war ein durchaus eigenständiger Charakter.

Klees - Phantom page 6

Christian Blees beschreibt sehr ausführlich die Geschichte dieses Helden, die Entwicklung über die verschiedenen Tagesstreifen-Abenteuer und später auch Sonntagsseiten hinweg und erklärt, welche Faszination auf die von Lee Falk erfundene und weiterentwickelte Figur zurückzuführen ist, und was eher aufgrund der Zeichnungen der unterschiedlichen Künstler passiert. Er arbeitet dabei die Unterschiede zwischen Ray Moore, Wilson McCoy und Sy Barry genauso verständlich aus wie die späteren amerikanischen Linien.

Der Hauptteil der Arbeit liegt aber auf der deutschen Veröffentlichungsgeschichte. Es begann mit dem Phantom-Heft im Aller Verlag und setzte sich im Buntes Allerlei fort. Danach durften Semic und Moewig ran bevor die große Zeit von Bastei begann. Mit insgesamt zwei „Alben“-Serien und zwei Taschenbuchreihen beglückte der Verlag seine deutschen Leser*innen zwischen 1974 und 1984. Leider zerschnippelte man dort Originale und kürzte, ergänzte oder verfälschte munter drauf los. Wer wissen will, welche Stories (auch mehrfach unterschiedlich) welche Unterschiede zum Original aufweisen, kann sich ab jetzt in dem Werk von Blees informieren!

Klees - Phantom page 56

Das europäische Phantom

Es gab aber neben dem amerikanischen Material auch in Lizenz hergestellte europäische Stories. Zunächst kamen sie aus Italien, später aus Schweden und auch aus Deutschland (zumindest die Szenarien, die Zeichnungen kamen entweder aus Spanien oder aus Italien). Da es passieren konnte, dass eine Originalstory adaptiert worden war und diese Adaption erneut Basis für eine solche war, konnte es vorkommen, dass die gleiche Geschichte dreimal den Weg nach Deutschland fand. Auch dafür bieten die 20 akribisch zusammengestellten Tabellen von Blees Orientierungshilfe.

Dazu kommt eine große Menge an Illustrationen und immer wieder eingestreute Lesetipps mit Hinweisen, warum eine bestimmte Geschichte „besonders“ ist. Das kann auf eine besonders krude Bearbeitung hindeuten, kann aber auch auf eine für einen Zeichner typische Leistung hinweisen. Auch hierbei gab es durchaus Unterschiede. Dank der von Blees zusammengetragenen Ergebnisse sind aber nur noch wenige Fragen über die Herkunft der einzelnen Stories offen!

Klees - Phantom page 206

Für wen lohnt sich der Band?

Nun ja, auf alle Fälle für alle Fans des Dschungelhelden! Nirgendwo findet man eine auch nur annähernd vergleichbare Information, was wann wo veröffentlicht worden ist und worauf beruht. Zudem ist der Band auch eine sehr gute Übersicht über die verschiedenen Handlungsstränge und vor allem auch Unterschiede über die Jahre hinweg. Da das Phantom gerade von zwei deutschen Verlagen „wiederentdeckt“ worden ist und mit neuen Reihen an den Start geht, ist davon auszugehen, dass es immer noch genügend „Phans“ gibt.

Außerdem ist es ein gut lesbares, mit Herzblut zusammengestelltes Werk, das die deutsche Comicgeschichte wieder ein kleines bisschen mehr erhellt und wegen der vielen persönlichen Informationen von Künstlern aber auch Aktiven aus der Bastei-Zeit zu empfehlen ist.

Dazu passen David Bowie als Ziggy Stardust und ein kräftiges Bockbier.

© der Abbildungen 2022 by Christian Blees / Edition Alfons / Phantom © 2022 King Features Syndicate Division, Hearst Holdings, Inc/Distr. Bulls

Peyo – Benni Bärenstark Gesamtausgabe 1

1960 – 1967

Story: Peyo (1, 2), Peyo & Yvan Delporte (3)
Zeichnungen: 
Peyo (1, 2), Peyo & Francois Walthéry (3)
Originaltitel: 
Benoît Brisefer: L´Intégrale 1

Splitter Verlag

Hardcover | 224 Seiten | Farbe | 39,95 € | 
ISBN: 978-3-96792-737-5

Cover Benni Bärenstark Gesamtausgabe 1

Untrennbar mit den Namen von Peyo, also Pierre Culliford, verbunden sind die Geschichten um die Schlümpfe. Die kleinen blauen Wichtel waren erstmals in einer Story von Johann und Pfiffikus aufgetaucht, hatten aber sehr schnell eine eigene Serie bekommen, die bis heute läuft. Zudem ist ein unglaubliches Merchandise-Konglomerat mit ihnen entstanden. Neben weiteren Serien hat Peyo aber auch eine Reihe über einen echten „Superhelden“ entwickelt, die ebenfalls zu den Klassikern der frankobelgischen Funnies gehört: Benni Bärenstark!

Fast immer superstark …

Der kleine Benni ist ein Junge, der nett, höflich, hilfsbereit und interessiert ist. Trotzdem will aber niemand mit ihm spielen, er ist nämlich superstark. Da er die Kräfte nicht immer richtig dosieren kann platzen Bälle, brechen Bänke, kurzum, gehen viele Dinge unbeabsichtigt kaputt. Da der normale Alltag eines kleinen Kindes für ihn also versperrt ist, orientiert er sich vielleicht etwas zu stark an der Welt der Erwachsenen und gerät immer wieder in gefährliche Situationen mit kriminalistischem Hintergrund.

Benni Bärenstark 1 page 39

Wie so oft nehmen Erwachsene die Leistungen von Kindern aber nicht wirklich war. Seine Superkräfte werden Benni oftmals nicht geglaubt. Und wenn doch, dann soll er sie genau dann beweisen, wenn er dazu nicht in der Lage ist: ein Schnupfen verhindert nämlich sofort die Ausübung und Benni wird zu einem normalen, schmächtigen Jungen. Die Abenteuer des bärenstarken Jungen starteten in Deutschland unter dem Label „Der kleine Winni“ in Fix & Foxi bevor Carlsen und toonfish Alben veröffentlichten.

Teil 1 der fünfbändigen Gesamtausgabe enthält die ersten drei Geschichten. In Die roten Taxis gerät der alteingesessene Taxifahrer, Herr Piepke, plötzlich unter Druck als ein neues Unternehmen mit modernen Autos auf den Markt in dem beschaulichen Freudenberg drängt. Die Fahrer scheinen aber noch auf ganz andere Ziele aus zu sein. Das Rätsel um Frau Albertine besteht zunächst einmal darin, dass die ältere Dame einerseits sehr freundlich zu sein scheint, andererseits aber unflätig und die Anführerin einer kriminellen Bande. Für die 60-er Jahre eine sehr moderne Verwechslungskomödie. Bennis zwölf große Taten ist abschließend ein Parforce-Ritt durch mehrere Länder auf der Suche nach Teilen eines Dokumentes, die nur zusammen großen Reichtum versprechen. Erneut ein spannender Krimiplot.

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Ein Funny für die ganze Familie

Anfangs hat Peyo fast alle Zeichnungen allein angefertigt und nur bei den Hintergründen auf Will zurückgegriffen. Im dritten Band teilt er sich diese Aufgabe bereits mit Francois Walthéry der später mit Natascha eine eigene große Serie haben sollte. Die gute Einführung von Patrick Gauner klärt auch über die Hilfestellung von André Franquin auf. Die Zeichnungen sind sehr detailliert und geben dem Zeichner der Ritterserie mit Magiesprengseln die Möglichkeit, die (damalige) Jetztzeit darzustellen.

Das gelingt auch mit Hilfe von Will sehr gut! Es macht Spaß, die Serie in dieser wirklich sehr guten Aufbereitung (wieder) in die Hand zu nehmen und zu genießen. Viele Anspielungen erlauben den älteren Leser*innen das Schmunzeln, während Jüngere eher mit Benni mitfiebern werden, ob die Aufgaben vor dem nächsten Schupfen erledigt werden können.

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Ein auch heute noch lesenswerter Klassiker

Einige „Klassiker“ wirken mittlerweile etwas aus der Zeit gefallen und haben eher nostalgischen Wert. Benni Bärenstark funktioniert dagegen auch heute noch. Natürlich gibt es in den Geschichten noch keine moderne Kommunikation. Sie werden dadurch aber nicht unglaubwürdig. Für Erwachsene ist es schon eher fragwürdig, warum der kleine Junge so oft und vor allem so lange unterwegs sein kann ohne ganze Heerscharen zu mobilisieren, die nach ihm suchen würden. Aber das ist halt Kunst!

Die Ausgabe im Splitter-typischen Format ist schön und wertig. Das informative Dossier klärt über die Beteiligten und die zeitlichen Hintergründe auf und präsentiert reichlich Illustrationen, die in deutschen Veröffentlichungen bisher nicht vorlagen. Und sie passen auch sehr schön neben die Johann & Pfiffikus-Bände. Für alle Altersstufen bedeutet in diesem Fall, dass drei Generationen zwischen Lesen und Vorlesen nach Belieben wechseln können.

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Dazu passen Willy Girmes mit “Piratentanz” und eine heiße Zitrone, wahlweise mit etwas Honig.

© der Abbildungen Peyo – 2022 – Licensed through I.M.P.S. (Brussels) – www.smurf.com / Splitter Verlag GmbH & Co. KG, 2022

Krapp/Verne  – 20.000 Meilen unter dem Meer

Story: Thilo Krapp nach Jules Verne

Zeichnungen: Thilo Krapp

Originalausgabe

Carlsen Comics

Cover 20.000 Meilen unter dem Meer

Klassische Science-Fiction begeistert augenscheinlich auch Thilo Krapp, den in Berlin lebenden Autor und Zeichner unter anderem von dem Krieg der Welten. Diejenigen, die der Generation Zack angehören, werden sich wahrscheinlich noch an die weiß-gelben Einbände der 20-bändigen Jules Verne-Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag erinnern. Besonders beeindruckend fand ich die Illustrationen, die den Charme des schon vor 50 Jahren etwas Veralteten und doch Visionären gut wiedergegeben haben.

Innencover 20.000 Meilen unter dem Meer

Flucht und Hass

Krapp hält sich in seiner Adaption stark an die literarische Vorgabe und so beginnt die graphische Umsetzung mit einem Trauma aus Kinderaugensicht. Ein indischer Jugendlicher muss mit ansehen, wie das Haus seiner Eltern gestürmt wird. Die Erwachsenen werden getötet, der Sohn kann gerade noch ein Familienporträt greifen und fliehen.

Einen Zeitsprung später werden immer wieder Schiffe auf hoher See Opfer eines unbekannten Phänomens, das schnell als „Seeungeheuer“ bezeichnet wird. Professor Arronax soll zusammen mit seinem Diener Conseil bei der Aufklärung dieses Falles helfen und tatsächlich findet eine Begegnung statt. Dieser fällt jedoch das Schiff mit fast der kompletten Besatzung zum Opfer bis auf Arronax, Conseil und den Harpunier Ned Land. Sie lernen die Ursache der Unglücke kennen, das Unterseeboot Nautilus des Kapitän Nemo!

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In einer Reise über 20.000 Meilen unter dem Meer lernen die Drei die wissenschaftlichen Entdeckungen von Nemo kennen, die Leistungsfähigkeit der Nautilus aber auch den Hass des Kapitäns auf alles andere auf der Welt. Und immer wieder versuchen sie zu fliehen …

Jugendstilanleihen und Aquarell

Die Geschichte von Jules Verne ist schon so oft graphisch aufbereitet bzw. verfilmt worden, dass es schwierig ist, noch eigene Akzente zu setzen. Krapp erklärt daher zunächst, wie wichtig es ist, das Haupterkennungsmerkmal einer Umsetzung, die Nautilus, zu designen und zeigt seine Vorstellung in mehreren Ansichten. Zudem nutzt er bei der Innenausstattung viele dem Jugendstil entlehnte Elemente und verbindet damit in der Darstellung Nostalgie und Technische Innovation.

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Seine Seiten sind sehr abwechslungsreich aufgebaut. Neben dem klassischen Reihen mit Panel-Aufbau gibt es splash-pages, Überlappungen und Schrägen. Die vielen Seiten werden daher nicht langweilig, auch wenn die Geschichte an sich natürlich bekannt ist. Als Extra gibt es auch noch einen kleinen Teil mit Skizzen der die Entwicklung des Interieurs und der Figuren nachvollziehbar macht.

Klassiker in modernem Gewand

Ein Vorteil der oben bereits angesprochenen Fischer-Ausgabe war die Kürzung der Originale um nicht mehr zeitgemäße Passagen. Es gibt klassische Literatur, die auch im Original heute noch super zu lesen ist. Oft hat sich aber der Stil und die Art der Kommunikation so stark geändert, dass eine genussvolle Rezeption besser mit einer bearbeiteten Version funktioniert. Das Gleiche trifft auch hier zu: Krapp ist sehr nah am Original, reduziert aber auf eine sehr spannend zu lesende (und mit dem Auge zu genießende) Strecke!

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Für Freund*innen der klassischen Science-Fiction eine sehr gelungene Adaption. Wegen der leichten Modernisierung und Übernahme der heutigen Trigger (wie zum Beispiel Jugendstil-Technik) ist das Ganze aber auch für jüngere, Netflix-gewohnte Leser*innen gut geeignet! Und nicht zuletzt ist die Frage natürlich immer noch aktuell, zu was Leid berechtigt!

Dazu passen ein Citronella-gehopftes IPA sowie Drive by Cinema mit „Summer Sonnet“!

© der Abbildungen Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022, Thilo Krapp

Will Eisner  – Das Komplott

Die wahre Geschichte der Protokolle der Weisen von Zion

Story: Will Eisner mit einer Einführung von Umberto Eco

Zeichnungen: Will Eisner

Originaltitel: The Plot: The Secret Story of The Protocols of the Elders of Zion

Carlsen Comics
Softcover | 152 Seiten | s/w | 15,00 €
ISBN: 
978-3-551-72696-4

Cover Eisner - Das Komplott

Will Eisner gilt als der Vater der Graphic Novel. Seinen ersten Mega-Erfolg hatte er mit der wöchentlichen Beilage THE SPIRIT, einem kompletten Comic-Supplement, das von vielen Zeitungen lizenziert war. Schon hier hatte er Grenzen des Mediums neu gesetzt. Nach einer jahrelangen Pause hatte er dann erneut Neuland betreten: der amerikanische Markt war von Heftchen dominiert, Eisner dagegen wollte Geschichten erzählen. Die Graphic Novel war geboren. Mehr dazu in dem lesenswerten Band von Alexander Braun. Das Komplott ist das letzte abgeschlossene Werk des Meisters und war ihm eine Herzensangelegenheit.

Wie kämpft man gegen Verleumdung?

Antisemitismus ist zwar leider immer noch ein aktuelles Problem, hat aber eine lange Geschichte. Es gibt und gab viele Ursachen für diese Geisteshaltung: Neid, übersteigerter Nationalismus, Raffgier aber auch das Bedürfnis, einen Sündenbock nutzen zu können. Eines der perfidesten Mittel zur angeblichen Begründung dieses Hasses auf Menschen mit jüdischen Vorfahren sind die angeblichen Protokolle der Weisen von Zion. Man weiß seit mehr als 100 Jahren, dass dieses Machwerk eine plumpe Fälschung ist und genauso lange wird es immer wieder veröffentlicht, benutzt und – vor allem – geglaubt.

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Will Eisner hatte die Hoffnung, dass wenn er mit seiner Reputation eine Graphic Novel über das Thema schreiben würde, mehr Menschen damit erreicht werden könnten, als mit noch einem wissenschaftlichen Artikel. Er hat alle seine Kunstfertigkeit aufgeboten, das Thema darzustellen. Er fängt dabei mit der Vorgeschichte an: Während der Herrschaft Napoleon III. war eine direkte Kritik an ihm nicht möglich. Maurice Joly verfasste daher 1864 „die Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu“ um verklausuliert die Diktatur an den Pranger zu stellen. Dieses Werk wurde später ziemlich dreist kopiert mit den sogenannten Weisen von Zion in der Rolle der Bösen.

Es sollte 1898 zunächst dazu dienen, den Zaren Nikolaus II. davon abzubringen, zu liberale Ideen zu unterstützen, diente nach der russischen Revolution dann den konterrevolutionären „weißen“ Truppen in der Propaganda gegen die sog. „jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“ und Hitler als Quelle bei der Verfassung von „Mein Kampf“. Unzählige politische Strömungen haben seitdem und immer noch die „Protokolle“ neu veröffentlicht.

Eisner, amerikanischer Jude mit österreichischen Wurzeln, beschreibt aber auch den Kampf um die Wahrheit. Spätestens 1920 war nach einem Artikel in der Times klar, dass die Protokolle eine Fälschung waren. Das Original war bekannt, der Name des Fälschers und seine Auftraggeber. Auch in der Graphic Novel werden die Originaltexte und die Kopien gegenübergestellt, um den Leserinnen zu erlauben, die Behauptungen nachzuvollziehen. Leider haben aber Hass und eigene Überhöhung eine sehr große Widerstandsfähigkeit gegenüber der Wahrheit.

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Informationsvermittlung anhand von Zeichnungen

Das Komplott ist schon fast ein „Sachcomic“. Es geht darum, Wissen zu vermitteln, Quellen nachvollziehbar auszulegen und Lügen als solche kenntlich zu machen. Das ist intellektuell schon eine Herausforderung, wird hier aber noch verschärft durch die Notwendigkeit, alles grafisch darzustellen. Eisner gelingt es, seine Figuren „leben“ zu lassen. Ihre Emotionen sind deutlich und Theorie wird dadurch erlebbarer.

Natürlich muss auch viel Information dargestellt werden: viele Zeitschriftenartikel sind wiedergegeben und die Gegenüberstellungen der Originaltete mit den Kopien nehmen viele Seiten in Anspruch. Selbst hier schafft es der Künstler aber, die Information spannend und passend einzurahmen und Leser*innen bei der Stange zu halten. 2005 war dieses Buch erstmals auf Deutsch erschienen, jetzt liegt es endlich wieder vor, zudem als preiswertes Paperback!

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Gegen Fake News hilft nur Bildung

Eine kurze Recherche führt zu Tage, dass auch heute die sog. Protokolle leicht bestellbar sind. Umso wichtiger ist es daher, der Hasspropaganda etwas entgegenzusetzen. Für mich gehört diese Graphic Novel von Will Eisner in den Pflichtkanon jede*s Comicleser*in: Nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch als Beispiel, wie man Informationsvermittlung und Kunst kombinieren kann.

Das Komplott eignet sich in dieser Ausgabe aber auch als Schullektüre: Der Preis ist angemessen, Taschengeldtauglich und die beigefügten Texte von Umberto Eco und anderen erlauben eine noch bessere Einordnung. Wer sich bei dem Band über Beate und Serge Klarsfeld gefragt hat, wie Nazis eine solch menschenverachtende Ideologie definieren konnten, findet hier einen Teil der Begründung. Must have!

Dazu passen ein starker Kaffee sowie Esther Bejarano & Coincidence mit „Mir lebn ejbig“!

© der Abbildungen 2005 by the Estate of Will Eisner / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

Mazurage  – Sea Shepherd 1

Milagro

Story: Guillaume Mazurage
Zeichnungen: 
Guillaume Mazurage
Originaltitel: 
Sea Shepherd 1 – Milagro

Egmont Comic Collection
Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €
ISBN: 
978-3-7704-0309-7

Cover Mazurage Sea Shepherd 1

Seit einigen Jahren ist Comic-Journalismus eine anerkannte Kunstform. Was als Bestandteil der „Graphic Novel“ angefangen hat, ist nun eigenständig und vielfältig. Neben Kriegsberichterstattung geht es um die Begleitung Sterbender, Gentrifizierung von Stadtteilen oder ganzer Regionen oder die Klimakrise. In dieser neuen Serie des jungen französischen Künstlers Guillaume Mazurage werden die Leser*innen mitgenommen auf ein Schiff der Organisation Sea Shepherd. Diese NGO kämpft für die Meere und den Erhalt des vielfältigen Lebens auf und in den Weltmeeren. Fast nie ist dieser Kampf ohne Risiko, teils sogar für das Leben, zumindest aber für die körperliche Unversehrtheit der Freiwilligen.

Der Vaquita – eine der bedrohtesten Säugetierarten überhaupt

Der Vaquita ist ein Schweinswal, der nur in einem kleinen Gebiet im Golf von Kalifornien vorkommt. Er hat es geschafft, auf die Liste der 100 meistgefährdeten Tierarten weltweit zu kommen. Ende 2019 gab es in freier Wildbahn schätzungsweise noch 19 (!) lebende Tiere. Dabei ist der Schweinswal gar nicht das Ziel der Fischerei, er verendet typischerweise als Beifang. Sea Shepherd hat daher die Operation Milagro gestartet, um zu versuchen, die Tiere doch noch vor dem Aussterben zu bewahren.

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Der Comic beginnt sehr dramatisch – ein kleines Schlauchboot der Aktivist*innen von Sea Shepherd versucht einen Wal, der sich in einem Netz verfangen hat, zu befreien. Unter ihnen ist der Erzähler, Guillaume Mazurage, der sich auf Anraten seines Freundes und Mentors Pierre Christin aufgemacht hat. Er will nicht über den Walfang schreiben und zeichnen, sondern über die Jäger der Jäger. Was läge also näher als sich selbst in die Gefahr zu begeben und hautnah einige Aktionen mitzumachen.

Gesagt, getan: Im März 2018 wird der Künstler und Journalist Besatzungsmitglied auf der John Paul DeJoria und nimmt an der Milagro-V-Kampagne teil. Er berichtet von der Gefahr für die Aktivist*innen, die von den Fischern sowohl an Land als auch auf See teilweise massiv angegriffen werden, und von den verzweifelten Versuchen, gefangene Großsäuger zu befreien. Es gibt aber auch positive Aspekte: das freundschaftliche Miteinander im Team und die notwendigen Veränderungen im täglichen Leben. Natürlich lebt die Crew vegan.

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Grausame Menschen, großartige Natur?

Bei den Zeichnungen ist Mazurage nicht ganz so klar. Zum einen sehen die meisten Aktivist*innen noch sehr jugendlich aus. Das kann natürlich der angepeilten Zielgruppe geschuldet sein. Wer auf Veränderung zielen will, muss die Jugend im Blick haben. Die Älteren haben das Problem entweder schon verstanden oder aber andere Sachen im Kopf und sind kaum noch erreichbar.

Die Schurken sind dagegen klar erkennbar: verhärmte Gesichter, Drei-Tage-Bart und pure Aggression. Für eine vertiefte Auseinandersetzung wäre es vielleicht notwendig, Alternativen zum Fischfang zu entwickeln. Nicht, dass ich die Überfischung verteidigen wollte. Trotzdem stellt sie für die dortige Bevölkerung teilweise die einzige Einnahmequelle dar. Wie schon Bert Brecht sagte: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Die Zeichnungen des Meeres, die Dünung und auch die teils großartigen Begegnungen mit seinen Bewohnern sind dagegen großartig und machen auch die Größenunterschiede zwischen Menschen und Walen sehr deutlich.

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Eine klare Empfehlung

Früher gab es immer die Aussage, dass zu bestimmten Anlässen wie Konfirmation/Firmung oder ähnlichen Anlässen ein „gutes Buch“ verschenkt werden sollte. Milagro ist so etwas! Allerdings nicht ganz im Sinne von früher: Sea Shepherd ist eine Organisation, die klar zu illegalen Aktionen aufruft und sie auch durchführt. Sie möchte die Meere und ihre Bewohner*innen schützen und richtet ihre Handlungsweisen daran aus.

Diese Comic-Reportage stellt die Frage nach dem Sinn. Darf der Kapitalismus in seiner Verwertungslogik alles oder gibt es Werte, die darüberstehen sollten? Trotz COVID und Ukraine dürfen wir die Klimakrise, die Umweltzerstörung und die Ausrottung vieler Tier- und Pflanzenarten nicht vergessen. Milagro ist ein (sehr pointierter) Beitrag zu dieser Diskussion und daher zu empfehlen. Meine Meinung dazu: Jede*r, der/die behauptet, die absolute/einzige Wahrheit zu kennen, hat das Problem noch nicht in seiner ganzen Bandbreite erkannt. Ein „die Augen verschließen“ ist aber keinesfalls die Lösung.

Dazu passen The Smiths mit „Meat is Murder“ und ein (veganes) Sierra Nevada Pale Ale.

© der Abbildungen Hachette Livre 2020 | 2022 Egmont Comic Collection

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