Zack 262

ZACK 262 (April 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 262

Der Frühling ist da und macht angeblich alles neu. Wie aber schon Theodor Fontane in Frühling verkündet hat:

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei;
es bangt und sorgt: Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.

Das April-ZACK 262 liegt genau dazwischen, ist aber schon eine seltene Pflanze, denn es enthält weder Neustart noch Abschluss einer Geschichte.

Die Fortsetzungen – Geschichten aus der Vergangenheit,

Das Titelmotiv stammt dieses Mal aus der Fantasy-Serie Saul von den beiden Niederländern Willem Ristier und Apriyadi Kusbiantoro. Der Held war im letzten Heft auf seiner Flucht von Zwergen gerettet worden. Diese hatten ihm den lebenden Mantel umgelegt, der nun langsam beginnt, Einfluss auf den Träger auszuüben. Er soll einen Krieger aus dem Träger machen. Derweil hat das auf Sauls Ergreifen ausgelobte Kopfgeld eine Jägerin angelockt. Auch sie begegnet dem Schneetiger, der ihr sein Geheimnis offenbart. Spannende Melange aus Action und bekannten aber neu gemixten Zutaten im Storm-Stil. Auffallend ist hier, dass die Zwerge nichts Niedliches an sich haben!

ZACK 262 Page 21

Danach geht es in das Frankreich des Jahres 1743. Die uneheliche Tochter des verstorbenen Marquis de Valcourt war zum Tode verurteilt worden und hatte von der Befreiung eines Anführers einer Truppe von Gesetzlosen profitieren können. Nicht alle im Lager sind aber über ihre Anwesenheit erfreut und auch sie selbst muss sich über ihre neue Lage klar werden. In Die Räuberin muss sich die zukünftige Rani langsam damit abfinden, dass ihre bisherigen Ansichten in einem neuen Leben nicht zählen werden. Spannende History-Serie von Altmeister Van Hamme und Alcante mit grandiosen Landschaften von Francis Vallés.

Jack Manini erzählt Geschichten über das Mädchen von der Weltausstellung in Paris. 1855 ist ein Auftritt des Kaisers Napoleon III. geplant und ein Offizier wird erpresst, um ihn öffentlich zu ermorden. Mit Hilfe der kleinen Julie versucht dieser, die Entführer zu enttarnen, um seine Geliebte aus ihren Fängen befreien zu können doch der Plan scheint schief zu gehen! Willem Étienne setzt die Geschichte gekonnt um. Er verwendet dabei durchaus moderne Layouts, bleibt aber grundsätzlich im vertrauten Streifenraster. Mit schnellen Schnitten schafft er Tempo und Dramatik und variiert dabei auch geschickt die Perspektive. Wer Bastos & Zakuski mochte wird auch hier erfreut sein!

ZACK 262 Page 38

Gegenwart und Zukunft

Nach all der Dramatik bringt Spaghetti den Klamauk zurück: Kampf um Fahrgäste mit allen Mitteln in Taxi! Der niederländische Tausendsassa Daan Jippes bringt die neuen Abenteuer der Figur von Dino Attanasio nach Geschichten von Frans Hasselaar zu Papier. Klassischer Füller in hoher Qualität!

ZACK 262 Page 53

Bei all der Vergangenheitsorientierung tut es gut, einen Sprung in die Zukunft zu machen: Terence Trolley öffnet das Fenster zum Gehirn und zeigt eine Welt, in der einige wenige Psy-Fähigkeiten haben. Natürlich rufen besondere Fähigkeiten auch die verschiedensten potentiellen Nutznießer*innen auf den Plan und nicht alle haben gute Absichten. Etwas ruppige Zeichnungen von Patrick Boutin-Gagné passen sehr gut zu dem Szenario von Serge Le Tendre das kein nettes Bild der Zukunft entwirft! Etwas erwachsener als das auf einem ähnlichen Grundsetting startende Harmony.

Abschließend bringt uns Empire USA 2.3 zurück in die Gegenwart. Der Kampf zwischen verschiedenen russischen Oligarchen und dem Amerikaner Marlin Deckart wird teilweise im Jet-Set ausgetragen, führt aber auch zu blutigen Auseinandersetzungen auf der Straße. Immer wieder sind auch Top-Models involviert. Und dabei versucht der Held, Jared, doch eigentlich nur die letzten Stunden vor der Ermordung seines Freundes zu rekonstruieren. Spannender Thriller mit ansprechenden Zeichnungen von Griffo der darauf wartet wegen der vielen Personen und Querverbindungen nach Komplettierung noch einmal am Stück gelesen zu werden! Ein guter Vertreter des Krimi-/Thriller-Genres!

ZACK 262 Page 68

Der ZACK-Held des Jahres 2019 ist … – Tusch!!

… wieder ein Western! Ich hatte meiner Meinung oft genug Ausdruck verliehen und dem One-Shot einiges zugetraut und tatsächlich hat Der Sheriff gewonnen! Auch sonst hat es einige Verwerfungen gegeben obwohl immer noch drei „Klassiker“ in neuem Gewand unter den ersten Fünf sind. Die Silbermedaille wurde von den Leser*innen an Rick Master verliehen! Von den in diesem Heft vertretenen Serien hat es Rani gleich mit dem ersten Teil auf das Treppchen geschafft – wie gut, dass hier noch einiges zu erwarten ist! Die komplette Liste gibt es online.

Und sonst?

Mein Lieblings-Onpager Tizombi hat es leider nicht in die Top Ten geschafft. Trotzdem lernen wir auch in dieser Ausgabe Neues über Schwierigkeiten auf dem Friedhof! Dazu kommen Parker & Badger und der Vater der Sterne mit alltäglichen Problemen. In einem Interview darf der deutsche Marvelzeichner Jonas Scharf über seine Projekte berichten und es geht um Rassismus im Geisterhaus. Das April ZACK 262 bietet einen bunten Frühlingsstrauß und dürfte alle Erwartungen erfüllen! Zum Schluss daher noch zwei Ankündigungen: Die Michel Vaillant-Gesamtausgabe wird im Herbst bei Egmont erscheinen (Näheres dazu bald hier) und ZACK-Abonnent*innen dürfen sich auf ein weiteres Spezial-Album freuen!

Zu diesem Heft passen ein frühlingshafter Kräuter-Gin mit Bitter Lemon und die guten alten Blechreiz mit „Which side are you on?“.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH; © des Comix-online-Logos 2000 – 2021 Sven Krantz-Knutzen

Zack 261

ZACK 261 (März 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 261

Diese Ausgabe läutet schon wieder den Abschied vom ersten Quartal des Jahres ein. Wir hatten in einigen Gegenden Deutschlands das erste Mal seit Jahren wieder Schnee und ansonsten haben wir coronabedingt aufgeräumt, viel gelesen oder ferngesehen und lustige Frisuren bekommen. Mit diesem ZACK lernen wir zwei weitere neue Serien kennen.

Die Neustarts

Den Anfang macht Terence Trolley, die neue Serie von Serge Le Tendre. Dieser ist in Deutschland alles andere als unbekannt, hat er doch sowohl im Fantasybereich mit Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit als auch mit dem Western Chinaman schon große Duftmarken gesetzt. Letztere war im Übrigen auch im ZACK vertreten und wartet immer noch auf die angekündigte Gesamtausgabe. Die aktuelle Serie thematisiert die Frage wie weit „Wissenschaft“ gehen darf, wo genetische Manipulationen aufhören müssen. Patrick Boutin-Gagné zeichnet dazu in einem sehr rauen Stil; zarte Details sind seine Sache nicht, aber zu diesem Thema passt das ganz gut. Im ersten Teil von Das Fenster zum Gehirn fällt eine außergewöhnliche Gedankenkraft eines Jungen bei einem Rummelbesuch auf und wird weitergemeldet.

ZACK 261 page 5

Es gibt noch einen weiteren Neustart im Grenzbereich zwischen Fantasy und Science-Fiction: Saul, eine im Stil von Storm sehr realistisch gezeichnete Saga kommt aus dem StripGlossy. Der lebende Mantel erzählt die Geschichte eines Geflüchteten. Zu Unrecht eines Verbrechens bezichtigt, flieht er aus der Hauptstadt seines Planeten Boritas. Ein Wirbelsturm verschlägt ihn in das Land der Riesen, die ihn sofort töten wollen. Und auch eine Großkatze ist nicht gerade freundlich gesinnt. Willem Ritstier ist bei unseren westlichen Nachbarn ein sehr bekannter und vielseitiger Szenarist, der aus Lombok stammende Zeichner Apriyadi Kusbiantoro war bisher mehr in der Werbung unterwegs.

ZACK 261 page 39

Beide neuen Serien versprechen mit ganz unterschiedlichen Zeichenstilen spannende Unterhaltung!

Die Fortsetzungen

In eine ganz andere Zeit, nämlich das Frankreich des Jahres 1743, versetzt uns Rani. In Die Räuberin wird die unschuldig zum Tode Verurteilte befreit und entdeckt eine ganz andere Gesellschaft: die der Ausgestoßenen, Vertriebenen und Entrechteten. Jean Van Hamme und Alcante haben ein sehr dichtes Szenario geschaffen das Francis Vallès genügend Möglichkeiten lässt, Menschen in allen Lebenslagen und Landschaften zu zeichnen. Mehr zu den Hintergründen der schönen Historiengeschichte im Serienkompass, der aber Spoiler enthält!

ZACK 261 page 23

Spaghetti ist ein ganz klassischer Funny von Dino Attanasio und René Goscinny. Der rasende Lieferant von warmen Speisen wurde für das StripGlossy von Daan Jippes modernisiert. Hier darf er gleich zwei aufeinander aufbauende One-Pager nach Szenarios von Frans Hasselaar durchleiden. Empfehlenswert!

Das Mädchen von der Weltausstellung geht mit dem ersten Teil Paris, 1855 bereits in die dritte Runde. Ein Soldat war gezwungen worden, eine Bombe auf der Ausstellung zu platzieren, um seine Frau zu retten. Diese entpuppt sich zwar als Blindgänger zu Testzwecken, der nun folgende Auftrag ist aber noch gewaltiger. Kann Julie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten helfen? Jack Manini erzählt eine spannende Geschichte rund um die Attraktionen der Weltausstellung und Willem Étienne setzt die Mischung etwa im Stil von Bastos und Zakusky kongenial um.

ZACK 261 page 53

In Empire USA 2.3 versucht Jared, der Held, immer noch herauszufinden, was sein Freund gemacht hat, bevor er ermordet worden war. Es ist klar, dass russische Oligarchen eine Rolle gespielt haben, und dass es eine Gruppe von ehemaligen KGB-lern gibt, die sich den neuen Verhältnissen angepasst haben. Es scheint aber auch Verbindungen zu Supermodels zu geben. Griffo zeichnet einen harten Thriller mit Blut und nackter Haut den Stephen Desberg entwickelt hat. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Geschichte über kurz oder lang bei einem der Streaminganbieter auf der Liste stehen würde.

ZACK 261 page 72

Und sonst?

Natürlich gibt es neue Geschichten von der Friedhofs-WG um Tizombi, in der es um (misslungene) Romantik, das richtige Feiern und die Körperpflege geht. Wie immer unterscheiden sich dabei Gepflogenheiten von Lebenden und Untoten ein wenig. Der Vater der Sterne ist dabei, das grandiose Mechanica Caelestium wird vorgestellt, das frankoblegische Comic-Kino geht in die elfte Runde und Rezis, News sowie Frank Neubauers ZACK-Keller runden das Programm ab.

Der ZACK-Held sollte mittlerweile gewählt worden sein. Im Kommentar dürfen gerne Prognosen abgegeben werden. Sicherlich gute Chancen darauf hat Michel Vaillant dessen „Vater“ Jean Graton Anfang des Jahres gestorben ist. Natürlich würdigt das Editorial einen der letzten Vertreter der Generation, die das „alte“ ZACK geprägt haben.

Der Frühling kommt mit frischem Wind, der Winterschlaf ist zu Ende! Lasst euch also mitnehmen von zwei komplett neuen Serien, genießt das (zum zehnten Mal in Folge zu warme) Wetter und bleibt gesund! Dazu passen möglicherweise ein Altbier und als Ausblick auf das kommende die neue Single von den Dropkick Murphys!

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Interview mit Charel Cambré und Marc Legendre

Üblicherweise finden Interviews mit Comic-Künstler*innen auf Veranstaltungen statt. Mehr oder weniger geplant hat man einen Termin, quetscht sich in irgendeine halbwegs ruhige Ecke und spricht miteinander. COVID-19 hat leider auch dem einen Riegel vorgeschoben; Ausstellungen, Börsen und andere Events sind abgesagt oder finden online statt. Ich bin daher sehr froh, dass Charel Cambré und Marc Legendre bereit waren, meine Fragen Corona-konform schriftlich zu beantworten.

Marc Legendre and Charel Cambré at the harbour
Charel Cambré and Marc Legendre

Wer ist …? Die Künstler

Wer comix-online bereits etwas länger folgt, wird die beiden Namen bereits das eine oder andere Mal gelesen haben. Sie haben drei Geschichten unter dem Titel Robbedoes special miteinander entwickelt. Sie waren allein für den niederländisch-sprachigen Markt vorgesehen und hatten Spirou und Fantasio (um die hier in Deutschland gebräuchlichen Namen zu verwenden) in eine modernisierte, aber doch mit Reminiszenzen an die klassische Serie gespickte Version verwandelt.

Cover Robbedoes spezial 1

Parallel dazu hatte Charel über die Jahre an einer mittlerweile 17 Bände umfassenden Serie Jump gearbeitet. Diese war im letzten Jahr namensgebender Inhalt für ein neues, auf Kinder zugeschnittenes Magazin. Daneben veröffentlicht der Belgier unter anderem auf facebook strips, die sich mit der königlichen Familie oder Fußballer beschäftigen. Marc, 1956 in Antwerpen geboren, war bereits 1993 Chefredaktuer des Suske en Wiske weekblads und textete unter anderem neue Abenteuer des Roten Ritters. Er hat also eine lange Verbindung zu Comics von Willy Vandersteen.

2013 war es dann soweit: Das erste Abenteuer von Amoras erschien bei Standaard. Suske en Wiske für Erwachsene in einer dystopischen Welt im Jahre 2047 mit all dem klassischen Personal der offiziellen Serie und als Reminiszenz an das erste Abenteuer der Reihe von 1945 das auf der Insel Amoras spielt. Innerhalb kurzer Zeit hatten die beiden die geplanten sechs Bände abgeliefert. Wegen des großen Erfolgs wurde die Reihe um die folgenden Kronieken van Amoras erweitert. Hier stehen einzelne Akteure oder Themen im Vordergrund. Aktuell ist der Band sieben.

Making of Amoras Cover

Das Interview

c-o: Marc, Charel, readers of comix-online know you because of Amoras, Robbedoes special and Jump, but the typical German comics-reader does not. Do you have any reason for not being that well-known on this side of the border?

Charel: I had a lot of series here in the past and still have now. They always are quite popular series, so I guess that’s the main reason.

Marc: I think there’s no real reason why our books are well known in Germany. Of course we ‚d like to be well known on your side of the border, but it’s never easy to sell your products. Biebel was an overwhelming succes in Holland and Flanders, it sold well in France, Italy, Greece, Turky… Everyone who sees Biebel, loves the character, but I don’t know why it never appealed to a German editor.

Das Königspaar mal anders
Das Königspaar mal anders

c-o: Charel, you create a lot of stuff around Dutch and Flemish celebrities and the Elftal. How important is it for you to live in the same setting as your stories?

Charel: I follow what happens in the media, but nowadays that’s possible everywhere, I guess.

c-o: Marc, you are doing another series from Willy Vandersteen, the Red Knight, currently. How is it to work in someone else’s ideas?

Marc: Well, I read this books as a child and me and my brothers were huge fans of these series. I could never dream that one day I would be making this stories myself. So it’s a Wonderfull feeling. The heritage of Willy Vandersteen is enormous. The characters, the world in which the adventures take place, their way of acting and speaking… it’s a real joy to get the opportunity to collaborate and to introduce these classic series to a new generation of readers.

Die Zeit mit Robbedoes

c-o: You stopped working on Robbedoes as the character was not open enough to be added by own ideas. But then you started drawing another very classical group of characters, although modernized and twisted. How did you assure your artist’s freedom on the one compared with the other?

Charel: The main reason why we decided not to work on Spirou anymore is because I expected more from the project. Also, Dupuis wouldn’t publish the albums in French for some mysterious reason, call it the huge gap between the two cultures in our country. I can’t see another reason. A shame I think, so we moved on.

Cover Robbedoes special 3

Marc: For the first album, Happy Family, we got carte blanche and we could do whatever we wanted. It felt as a present and we enjoyed ourselves. But from the second album onwards, a lot of people interfered. For some mysterious reason we could not use the southcoast of France anymore. A complete idiot in the story should become less idiot, France should become Holland etc. Also we got the message that it could not be just amusement, they literally proposed us to change the Far West for Mesopotamia in a story that I wrote. There it ends.

Die Zusammenarbeit

c-o: Charel, how is your collaboration with Marc Legendre? Are you involved in storytelling or is your work strictly divided into story-writing and artwork?

Charel: Sometimes the Idea for a Kronieken album comes from me, sometimes from Marc, but Marc always decides how the story goes. Amoras was our first big project together, since then we worked on 3 Spirou Family albums and now, we’re working on yet a few other projects. We are like a married couple, sometimes I hate him and vice versa, but we work great together.

Marc Legendre and Charel Cambré on the beach
Charel Cambré and Marc Legendre

c-o: Marc, what would you add from your perspective?

Marc: Like Charel says, sometimes we use his ideas, sometimes mine. We have different opinions about comics and storytelling. I believe readers are intelligent enough to understand the story we’re telling while Charel likes to explain everything. So we’ve regular clashes. Sometimes he wins, sometimes I lose hahaha.

c-o: Amoras is some sort of Science-Fiction and you did already a piece of illness with the Killerbacterie. Have you ever thought of a situation like the current pandemic as a setting for a story? Or has reality outperformed thinking?

Charel: Hahaha, no, that was a total coincidence. We are working now on a new project called “Fresh Fish” which has a bit of that element in it. It appears in the Eppo magazine in Holland.

Marc: I’m not sure readers are looking forward to more stories about covid and corona. They want their normal life back.

Preliminary page from Fresh Fish
a first glimpse on the new project Fresh Fish

Amoras kommt nach Deutschland in das ZACK

c-o: It is already announced that ZACK will start Amoras in August. What would you like to tell your German readers?

Charel: I really hope they like the drawings but even more, the story Marc has written. We think it gives a new dimension to the Suske and Wiske universe, without touching their DNA.

Marc: Enjoy reading as much as we enjoy making it!

Danke für dieses Interview! Natürlich wird comix-online die beiden Künstler weiter im Auge behalten und auch die Veröffentlichung im ZACK begleiten.

(c) der Abbildungen 2013 – 2016 DUPUIS, 2013 – 2021 Standaard Uitgeverijj, Charel Cambré und Marc Legendre; Fotos by permission of Charel Cambré und Marc Legendre

Legendre/Cambré – Kronieken van Amoras 7

De Kronieken van Amoras 7: Wie niet horen will

Story: Willy Vandersteen, Marc Legendre
Zeichnungen: Charel Cambré

Standaard Uitgeverij
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 7,99 €
ISBN: 978-90-02-26981-3

Kronieken van Amoras 7 Cover

De Kronieken van Amoras sind einerseits die „Verlängerung“ einer überaus erfolgreichen Serie – Amoras 2047 –,  in gewisser Weise also so etwas wie eine Zweite Staffel, haben andererseits aber den Vorteil, dass sie keine durchgehende Geschichte erzählen müssen und sich einzelnen zentralen Figuren oder Themen widmen können. Diese Flexibilität nutzen die Künstler weidlich für eine Gesellschaftskritik, die nicht mit dem Holzhammer daherkommt, sondern immer wieder Themen präsentiert, die Fragen hinterlassen und eine Schwarz-Weiß-Einordnung ad absurdum führen. In der Vergangenheit waren das etwa Versuchslabore, Androiden oder Kampfsport.

Die Klimakatastrophe kommt dich zuhause besuchen

Kronieken van Amoras 7 page 2

Auch der siebte Teil Wie niet horen will passt in dieses Schema. Wie bei so vielen gebrochenen Lebensverläufen steht am Anfang ein Trauma. Hier geht es um die Flucht über das Meer und den Verlust der Mutter, die ihr Kind zwar den rettenden Händen noch reichen konnte, dann aber selbst unterging. Es gibt viele Fluchtursachen; eine davon ist politische oder religiös verbrämte Gewalt, die im Hintergrund liegende ist aber oft die durch sogenannte Naturkatastrophen ausgelöste wirtschaftliche Situation. Dürren, Überschwemmungen, Brände werden durch die von Menschen verursachten Klimaveränderungen immer häufiger und stärker, Abhängigkeiten von genetisch veränderten Saatguten immer größer. Vielen bleibt dann nur die Flucht (die man in der europäischen Geschichte gerne Auswanderung nennt).

30 Jahre nach der Katastrophe ist der kleine traumatisierte Gerettete erfolgreich. Er hat Karriere gemacht, viel Geld verdient und beschäftigt sich wissenschaftlich mit den Folgen der Klimaveränderungen.

Es ist Sommer in Antwerpen. Sidonia, Lambiek und Jerom genießen das Wetter am Strand und Suske und Wiske machen eine Probefahrt mit einem Motorrad als sie plötzlich von einem Konvoi ferngelenkter LKWs von der Straße gedrängt werden. Kurze Zeit später explodiert eine gewaltige Sprengladung in der Tunnelunterführung und die unter dem Meeresspiegel liegende Innenstadt läuft voll Wasser. Unsere beiden Held*innen können sich nur knapp in ein Obergeschoß retten als sie sich auch schon Plünderern gegenüber sehen.

Kronieken van Amoras 7 page 2

In den Nachrichten übernimmt ein bisher Unbekannter die Verantwortung und teilt der Bevölkerung mit, dass an den Küsten Millionen von Überschwemmungen aufgrund der Klimakatastrophe bedroht sind und nun endlich einmal die Verursacher im reichen Westen die Folgen am eigenen Leib verspüren könnten. Er kündigt weitere Anschläge an.

Professor Barabas war guten Glaubens in die Sache verwickelt und bittet nun Suske und Wiske, die Beweise für seine Beteiligung zu holen und schickt die Beiden damit buchstäblich in das Herz des Sturms. Marc Legendre spielt damit weiterhin sehr geschickt mit den vorgegebenen Figuren des Vandersteen‘schen Universums, lässt sie im Rahmen der Möglichkeiten aber aktueller und erwachsener erscheinen.

Herausragendes Artwork

Wie auch in allen früheren Bänden dieser Serie oder etwa in den Robbedoes-Erzählungen erlaubt der Stil von Charel Cambré einerseits eine gewisse Distanzierung vom Geschehen indem er Gesichter teils karikiert, andererseits sind die Umgebungen so realistisch, dass man beim Lesen das Tosen des Windes oder das Brausen des Wassers förmlich zu hören vermutet.

Kronieken van Amoras 7 page 3

Dabei gelingt es Cambré, den Szenen Dynamik und Geschwindigkeit mitzugeben, etwa, wenn Suske versucht, sich aus den reißenden Wassermassen zu befreien. Er beherrscht aber auch die eingefrorene Momentaufnahme, etwa bei den Aufnahmen zum Bekennervideo. Dabei ist vor allem wegen des hohen Tempos der Veröffentlichungen weiterhin bemerkenswert, wie viele Details in den einzelnen Panels enthalten sind.

Der Ausblick

Ich konnte vor ein paar Tagen ein Corona-gemäßes Interview mit Carel Chambré führen und plane das Gleiche mit Marc Legendre. Es wird in ein paar Tagen hier veröffentlicht werden . Leider kann man dem entnehmen, dass mit dem kommenden, achten Band die Kronieken ihr Ende finden werden.

Alle, die des Niederländischen mächtig sind, sollten mehr als einen Blick in diese Reihe werfen, gehört sie doch zum Besten, was aktuell verfügbar ist. Alle anderen können sich schon mal auf den Sommer freuen, wenn die Originalserie Amoras 2047 ihren ersten Auftritt im ZACK haben wird.

Zur Lektüre empfehle ich ein wiederentdecktes Antwerpener Seef und für die Ohren Der Polizei aus Mechelen.

© der Abbildungen 2020 Standaard Uitgeverij

Madsen/Kure – Walhalla 2

Die gesammelte Saga Band 2

Story: Peter Madsen nach Hans Rancke, Per Vadmand & Henning Kure
Zeichnungen: 
Peter Madsen

Edition Roter Drache

Hardcover | 196 Seiten | S/W und Farbe | 40,00 € |

ISBN:   978-3-96815-006-2

Tja, zur Gesamtausgabe und den Hintergründen der Serie habe ich alles schon in der Besprechung des guten ersten Bandes gesagt. Die nordischen Götter stehen im Mittelpunkt wie auch die Göttinnen, Riesen und einige Menschen natürlich auch. Es geht den Autoren vor allem um eine moderne Darstellung der nordischen Mythen, abseits von verstaubten Texten und mit Schalk im Nacken neu erzählt.

Ein Film versetzt den Schwerpunkt ein wenig

Und doch kommt im Leben alles immer anders. Der große Erfolg der Serie hat damals (wie heute) alle überrascht und so verwundert es nicht, dass der Wunsch nach laufenden Bildern aufkam. Was im Comic funktioniert muss aber auf der Leinwand noch lange nicht passen und andersrum natürlich genauso. So musste erst einmal viel Arbeit in die Planung des Films gesteckt werden. Das eigentliche Konzept, für ein Album auf ein oder zwei Mythen aufzusetzen, wollte für den Film nicht so recht passen, und so kam es, dass eine eigentlich als Nebenfigur erdachte Figur plötzlich im Mittelpunkt stand: Quark! Der kleine Riese ist nervig, quirlig, einfallsreich und somit perfekt für eine generationenübergreifende Hauptrolle geeignet.

Für den Comic musste die Filmstory überarbeitet werden um dem Serienkonzept wieder näher zu kommen und so wurde ein Zweiteiler daraus: Quark trumpft auf und Im Reich der Riesen erschienen als Band 4 und 5. Zunächst einmal lässt Loki, der immer mal ein bisschen über den Durst trinkt und dann mit den Folgen leben muss, sich reinlegen und muss den kleinen Quark mit nach Hause nehmen. Eigentlich soll natürlich er sich um die Erziehung kümmern, er schafft es aber, andere mit der Aufgabe zu belasten und auch noch Unfrieden zu säen. Das Ende vom Lied ist, dass alle Erwachsenen Quark so schnell wie möglich wieder loswerden wollen, die kleine Röskva aber seine wahre Natur erkennt und auch Tjalfi auf ihre Seite ziehen kann.

Schlussendlich beschließen Thor, Loki und die Kinder aufzubrechen um Quark Utgardloki zurückzubringen. Dabei werden sie von einer List der Riesen getäuscht (und hier ist dann wieder eine Mythe der Hintergrund) und müssen sich geschlagen geben. Dabei spielen ein Feuer, das Meer, die Midgardschlange und das Alter große Rollen. Und auch die Sache mit Quark findet ein positives Ende; die Autoren hatten keine Lust, den Quirl auch noch die Serie aufmischen zu lassen.

Den Abschluss dieses Bandes machen Die Goldenen Äpfel. Die Bewohner*innen Asgards sind keinesfalls vor den Unbillen des Alterns gefeit. Nur wenn sie jährlich von den goldenen Äpfeln Iduns essen bleiben sie jung. Es gibt eine Mythe über die Tochter eines Riesen, Skadi, die die Asen herausfordert und die Göttin Idun entführt. Eben diese Geschichte wird hier neu erzählt. Natürlich bringt Loki wieder alle in Gefahr und ebenso natürlich wird die Situation im Endeffekt wieder glücklich bereinigt werden.

Die Zeichnungen

Dankenswerterweise enthält die Gesamtausgabe so viel zusätzliches Material, dass einerseits Vorzeichnungen und Studien den Werdegang der Akteure nachvollziehbar machen. Es wird aber auch deutlich, welche Unterschiede zwischen Film und Comic bestehen und wieviel Arbeit notwendig war, beides glaubwürdig darstellen zu können.

Ansonsten lassen die Illustrationen erahnen, dass die Zeichnungen auch ganz anders hätten ausfallen können: erwachsener und düsterer. Man hat sich aber bewusst für diese familienfreundliche Version entschieden, die dem Inhalt eine möglichst weite Verbreitung erlaubt. Auch das ist eine Entscheidung, die nicht hochgenug gewertschätzt werden kann! Es geht nicht um Selbstverwirklichung wie in so mancher modernen Graphic Novel sondern um das gesteckte Ziel.

Trotzdem zeigen die Zeichnungen einerseits die Kinder und ihre Emotionen aber auch gleichwertig daneben die Ränke Lokis und die Unbeherrschtheit Thors und sind daher vielschichtiger zu lesen!

Die Wertung

Ich bin immer noch begeistert über den zusätzlichen Inhalt dieser Gesamtausgabe. Nicht nur werden die Hintergründe der Geschichten erklärt, die Illustrationen ermöglichen auch einen tiefen Einblick in Arbeitsweise und Entwicklung! Dazu kommt, dass alles neu übersetzt worden ist.

Die enthaltenen Originalbände

Es ist der Edition Roter Drache zu wünschen, dass die Ausgabe den Absatz findet, den sie verdient. Inhaltlich passt die Geschichte natürlich perfekt in das Verlagsprogramm, es ist aber in Deutschland immer noch ein Wagnis, Text und Bilderzählung nebeneinander zu stellen ohne die Purist*innen beider Seiten gegen sich aufzubringen. Danke für diesen verlegerischen Mut!

Dazu passen der Glühwein zuhaus und Musik von Rebecca Lou.

© der Abbildungen Edition Roter Drache, Peter Madsen, Henning Kure & Carlsen Verlag 2020

Weyland – Aria Integral 5

Aria Integral 5 (1994 – 1997)

Text: Michel Weyland 
Zeichnungen: Michel Weyland

Originaltitel: Aria Integral 5– Ove | La Vestale de Satan | Vénus en colère | Sacristar

Kult Comics

Hardcover | 224 Seiten | Farbe | 35,00 € 
ISBN: 978-3-96430-055-3

Der nun schon fünfte Band der Geschichten um die weißhaarige Kriegerin Aria markiert einen Wendepunkt in der Geschichte. Die bisherigen Abenteuer waren bei Lombard erschienen und in Tinitin/Kuifje vorabgedruckt worden. Sie richteten sich daher auch an Kinder und Jugendliche. Bei Dupuis wurden die Geschichten nun sofort als Album publiziert und konnten daher eher an Erwachsenen gerichtet werden.

Von Anfang an hatte Michel Weyland die Serie sich entwickeln lassen. Seine Heldin war stark, mutig und selbstbewusst. Sie engagierte sich auf der Seite der Unterdrückten und Schwachen und damit oft genug auf der Seite der Frauen, ohne aber explizit feministisch zu sein. Oft genug waren aber patriarchalische Strukturen das Setting die Folter und Unterdrückung beinhalteten. Diese Szenen werden nun etwas deutlicher, gehen aber keinesfalls in eine Richtung, die sie für eine Veröffentlichung in der Schwermetall klassifiziert hätten.

Die Fantasy-Stories um Aria enthalten als weiteres verbindendes Element oft genug auch magische Bestandteile. Hier geht es aber nicht um Schlangengötter oder Dämonen, sondern um die leise Magie, die eher mit Romantik und der Verzauberung verknüpft ist. Genau diese Mischung macht die Serie so einzigartig! Mehr dazu in den Besprechungen zu Band 2 und 4.

Die Stories in diesem Band

Ove erzählt die Geschichte einer Frau, die wiedergeboren worden zu sein scheint. Sie lebt in einer Kultur, in der Frauen zwangsverheiratet werden. In der Hochzeitsnacht fällt sie in Ohnmacht und erwacht mit den Erinnerungen an eine glückliche Vergangenheit in der Frauen frei und anerkannt waren. Ihr Mann erlaubt ihr tatsächlich, Nachforschungen anzustellen. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass die klerikale Oberschicht dieses nicht dulden wird. Auch Aria, die gerade auf der Durchreise ist, muss feststellen, dass allein reisende Frauen dort nicht willkommen sind und macht sich mit Ove zusammen auf die Suche nach ihrem ehemaligen Ehemann, der nach hunderten von Jahren noch zu leben scheint.

Tatsächlich lebt dieser noch und in Satans Garten erfahren wir auch das Geheimnis seines langen Lebens. Sein letzter Sohn fühlt sich nicht akzeptiert und stellt sich selber eine (neudeutsch) Challenge! Er will einen verfluchten, tödlichen Wald durchqueren, in dem sich eine alte Siedlung befinden soll und als Beweis einen goldenen Dachziegel zurückbringen. Zusammen mit Aria macht er sich auf den Weg. Sie hilft ihm zu erkennen, dass der Wald auf Stimmungen reagiert und alles Aggressive tötet. Wer aber in sich ruht wird die Passage schaffen. – Ein sehr spannender Zweiteiler, der das Thema des ewigen Lebens mal ganz anders angeht. Natürlich geht das nicht ohne Kosten, denn nichts ist umsonst, und es hat auch Nebenwirkungen. Parallel dazu beweist gerade die hier notwendige Friedfertigkeit wie anders Aria im Vergleich zu den typischen Fantasy-Comics ist. Schwertkampffähigkeiten sind notwendig, aber nicht immer richtig.

Originalband 18 führt uns zurück in die Vergangenheit von Aria – Die wütende Venus erzählt wie die kleine Aria, als Waise bei ihrem Onkel lebend, geraubt und versklavt worden ist. Mit einem Trick waren ihr sein Tod vorgegaukelt, ihm die Besitzrechte an dem Mädchen abgeschwindelt worden. Bei ihrem neuen Herrn wurden die Jungen zu Dieben, die Mädchen zu Prostituierten ausgebildet und mussten lernen, sich durchzusetzen. In Rückblicken erinnert sich Aria an die Demütigungen, aber auch an ihr Training mit dem Schwert und ihre Flucht aus dieser Hölle. Weyland schafft es, den Schrecken nicht auszusparen oder gar kleinzureden und doch auf Effekthascherei zu verzichten!

Den Abschluss bildet Sacristar, ebenfalls eine Geschichte über ein in der Jugend erlebtes Trauma. Ein Junge wird gezwungen, sich aktiv an der Steinigung seiner Mutter wegen Ehebruches zu beteiligen und schwört Rache. 40 Jahre später ist er in der Position dazu. Von den damals Beteiligten und ihren Nachkommen sind nur noch die Frauen am Leben, die gelernt haben, sich zu verteidigen. Nun beauftragen diese Aria, das Problem zu lösen. Eine Geschichte mit hohem Blutzoll und doch gelingt es Weyland, die Gewalt in Frage zu stellen.

Die Zeichnungen

Verglichen mit den vorherigen Bänden hat sich die Zeichenkunst Michel Weylands schon wieder weiterentwickelt. Wie gehabt gibt er sich große Mühe, auch die Nebenfiguren auf der Straße zum Leben zu erwecken und ihnen Individualität zu geben. Anfangs hatte man das Gefühl, dass bestimmte Nebendarsteller*innen immer wieder auftreten würde. Hier ist die Varianz viel breiter geworden! Auch die „Sprechrollen“ sind noch einmal detaillierter ausgefallen und haben viel mehr Bewegungsspielraum.

Aria (und auch andere weibliche Rollen) zeigen noch etwas mehr Körper, gehen auch öfter baden als früher. Natürlich ist Erotik ein Bestandteil der Serie und bezogen auf die Coverdarstellungen auch ein Verkaufsargument. Es geht aber gerade nicht um entwürdigende Darstellungen oder Machtmissbrauch, sondern um freie, eigenständige und solidarische Frauen und sollte daher auch noch mit heutigen Augen ok sein. Zudem hat die Heldin ständig die freie Entscheidung etwas zu tun bzw. den Willen, Fremdbestimmung nicht hinzunehmen.

Das Layout bewegt sich weiterhin in sehr klassischen Schemata und erlaubt nur wenig Freiheiten. Trotzdem schafft es Weyland, damit Emotionen, Geschwindigkeitsveränderungen und Spannung zu erzeugen! Natürlich trägt die Kolorierung seiner Frau Nadine dazu nicht nur unwesentlich bei!

Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Die Ausgabe

Wie schon gewohnt enthält auch Band 5 wieder eine Menge an zusätzlichen Illustrationen da jede einzelne Geschichte von ein paar Vorzeichnungen und Überlegungen des Autors zum Hintergrund eingeleitet wird. Jeder Band hat auch sein Originalcover und für die beiden mittleren wird auch das ehemalige deutsche Epsilon-Cover mit abgedruckt. Die Bände 16 und 19 sind Deutsche Erstveröffentlichungen.

Dazu gibt es ein Interview mit Michel Weyland und zwei Kurzgeschichten aus dem Jahr 1980, die nicht im Zusammenhang der Serie stehen, die zeichnerische Entwicklung aber sehr schön verdeutlichen.

Detail Ex Libris der limitierten Vorzugsausgabe

Natürlich existiert auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit einem anderen Cover und einem sehr schönen signierten ExLibris. Wer also noch ein Weihnachtsgeschenk sucht für jemand, der oder die Fantasy abseits von Conan und Game of Thrones mag, liegt hier wahrscheinlich richtig!

Dazu passen The Corrs, weiblich, folkig, mainstream und doch eigensinnig und dazu ein Aperol mit Orange und Pro Secco.

© der Abbildungen 2020 Comic Combo, Leipzig / 1994, 1995, 1996, 1997 DUPUIS by Weiland (Michael)

Feldstein/Wood – Aus dem EC-Archiv 3

Alle Science Fiction und Fantasy Stories Band 3 (1953 – 1956)

Story: Bill Gaines & Al Feldstein, Ray Bradbury, Otto Binder, Jack Oleck
Zeichnungen: Wallace Wood

Originaltitel: EC Archive 3

All Verlag

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-96804-012-7

Mit diesem Band liegen endlich alle von Wallace Wood gezeichneten Stories aus den EC-Reihen Weird Fantasy und Weird Science bzw. ihren Nachfolgeserien auf Deutsch vor! Band 1 enthält im Wesentlichen die Geschichten von Wood und Harry Harrison, Band 2 enthält thematisch viele Stories nach Erzählungen von Ray Bradbury. Der nun vorliegende Band zeigt Wood auf dem Höhepunkt seines Schaffens für EC und zeigt deutlich, dass die zunächst sehr optimistische Grundstimmung gekippt zu sein scheint. Die Angst vor atomarer Vernichtung und vor unkontrollierbaren Mutationen aufgrund der atomaren Strahlung bilden so etwas wie einen roten Faden durch die insgesamt 24 Beiträge!

Wer mehr über den Verlag EC und seine Geschichte wissen möchte, sollte einen Blick in The History of EC Comics werfen! Der Autor Grant Geissman erzählt nicht nur von der innovativen Schaffenskraft dieses Verlages sondern beschreibt auch den Niedergang.

Die Geschichten

Die beiden Weird-Reihen waren die ersten echten Science-Fiction Comics in der Geschichte der Bildliteratur. Hier standen nicht etwa kostümierte Helden mit Superkräften im Mittelpunkt sondern Wissenschaftler, Militärs, Forscher oder aber auch einfache Raumfahrer! Anzumerken ist, dass es hier in allen Positionen Männer und Frauen gab die aktive handlungstreibende Rollen innehatten. Das Grauen kam aus den Begegnungen mit der Einsamkeit, der dann doch unbeherrschbaren Technik und natürlich auch aus den Begegnungen mit außerirdischen Wesen.

Wie bereits angedeutet stehen in den Geschichten aus der Mitte der Fünfziger Jahre aber eher „hausgemachte“ Probleme im Vordergrund. So langsam war klar geworden, dass atomare Kräfte nicht nur Kriege beenden, sondern auch gleichzeitig eine große Bedrohung für das Überleben der menschlichen Rasse darstellen konnten. So entdecken die Protagonisten der 6 bis 8-seitigen Stories auch immer wieder Zivilisationen, die sich ausgelöscht haben. Eine andere Gefahr deutete sich bereits an: Nicht nur Überlebende aus Japan sondern auch Beobachter der Testexplosionen wiesen nicht nur äußerliche Veränderungen wie Verbrennungen auf. Auch ihr Erbgut hatte Schaden genommen und Kinder waren mit seltsamen Mutationen geboren worden.

Die Zeichnungen

Mein persönlicher Favorit aus diesem abschließenden Band ist allerdings eine der beiden Bradbury Adaptionen – Es wird ein sanfter Regen fallen ist ein Abgesang auf die Moderne, melancholisch und ruhig und ein Meisterstück der SF-Literatur! Wood hat dieses perfekt in Bilder umgesetzt und die Stimmung noch verstärkt! Der Zeichner beweist ein weiteres Mal, dass er nicht nur geniale Monster erschaffen, sondern auch Stimmungen erzeugen kann, die zum Nachdenken anregen.

Ansgar Lüttgenau hat für seine Gesamtausgabe ein etwas dickeres Papier gewählt. Dieses gibt einerseits die Zeichnungen sehr genau und konturenreich wieder, erinnert andererseits aber auch an die alten Hefte! Da sich das Team außerdem sehr viel Mühe gegeben hat, die Einstiegssequenzen an die Übersetzung anzupassen ist dem Genuss keine Grenze gesetzt.

Für mich ist SF aus den 50-er und 60-er Jahren immer noch eine sehr lesenswerte Sache: Der grenzenlose Optimismus und die Technikgläubigkeit sind bereits vergangen und Fragen ob der Sinnhaftigkeit schleichen sich ein. Im Gegensatz zu späteren Epochen stehen aber Drogenexperimente und Endlosserien noch nicht im Fokus. Wally Wood verkörpert genau diese Stimmung als Zeichner und gehört für mich daher in eine Reihe mit Moebius und Mezieres!

Natürlich gib es auch wieder einen Essay über EC, Science Fiction und Wood von Heiko Langhans!

Fazit

Von mir eine klare Empfehlung für alle Fans des klassischen Comics. Wood hat vieles gezeichnet und nicht alles ist wirklich überragend, seine SF-Stories sind es aber wirklich! Für Science Fiction-Fans sowieso ein Muss und als Ergänzung zu dem oben bereits angesprochenen Band über EC mit allen Cover-Abbildungen eine perfekte Ergänzung!

Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Für Afficionados gibt es natürlich wieder eine limitierte Ausgabe mit Ex Libris und Schutzumschlag aber auch die einfache Ausgabe kommt bereits im schmucken Hardcover.

Dazu passen Dark Side of the Moon von Pink Floyd und ein Gin Tonic mit Gurke und Eis!

© der Abbildungen 2020 All-Verlag, Wipperfürth

© 2020 William M. Gaines, Agent, Inc

ZACK 255

ZACK 255 (September 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Emotionen prägen diese Ausgabe und auch der dritte Teil von Harmony verspricht bereits auf dem Cover eine Menge davon. In Ago wird ein wenig aus dem Verborgenen erzählt und es wird klar, dass die Kräfte, die bei Harmony und einigen anderen Kindern auftreten, keine zufälligen Mutationen sind, sondern in Bezug zueinanderstehen. William muss seine Wut zügeln, um Leben zu retten, Tala ist noch die Ruhe selbst und die Leitung der Operation scheint wieder offen für Veränderungen zu sein. Mathieu Reynés schafft es erneut, Spannung von der ersten Seite an aufzubauen und eine einzigartige Mutantengeschichte zu erzählen. Sein Stil ist dabei viel detaillierter geworden und die Computergrafikeffekte werden zum Glück seltener eingesetzt. Moderner Actionkracher mit Mystery-Komponenten.

Die Fortsetzungen

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass die gehobene Küche kein Platz für Sentimentalitäten bietet und der Ton oft mehr als rau ist. So schlagen die Wellen auch im Hauptgang des Dreiteilers Haute Cuisine hoch, geht es doch schließlich um verletztes Vertrauen, Neid und die Gier nach Erfolg. Trotzdem schaffen es Fanny Desmarés und Delphine Lehéricey, auch wärmere Töne in ihre Geschichte einzubauen. Luc Bradys Talent liegt eher in der Stimmung und der szenischen Abfolge der Zeichnungen, die den Fluss der Geschichte sehr gut treiben. Die Gesichter sind nicht immer ganz gelungen.

Michel Vaillant ist zwar ein Rennfahrer mit Leib und Seele, er hat aber schon lange nicht mehr am Steuer eines Formel 1 Boliden gesessen. Nun bleiben ihm nur 13 Tage, um sich darauf vorzubereiten, und Phillipe Graton und Dennis Lapière nutzen all ihre fundierte Fachkenntnis um uns Leser*innen daran teilhaben zu lassen. Alle Hobbysportler*innen können für sich selbst feststellen, was alles zu einem Top-Profi fehlt: die Einheit zwischen körperlicher und mentaler Fitness muss auf den Punkt da sein, von der fehlerfreien Beherrschung des technischen Gerätes mal abgesehen. Spannende Einblicke in das Geschehen vor dem Rennen, von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil ansprechend umgesetzt. Dieser Klassiker hat den Sprung in die Moderne wahrlich geschafft!

Emotionen ganz anderer Art stehen bei den Vorkommnissen in dem kleinen Örtchen Sundance im Vordergrund: Nach dem Tod des kleinen Bennett sinnen Russell und Kirby auf Rache. Sie haben ein Ultimatum gestellt und wollen, dass der Mörder ausgeliefert wird. Die Lehrerin versucht zu erklären und steht plötzlich zwischen den beiden Männern. Jerôme Felix hat mit Der Sheriff einen Western im Stil der alten Klassiker geschaffen, Paul Gastine verleiht dem Ganzen eine lange nicht gesehene Lebendigkeit. Es bleibt dabei: dieser One-Shot ist für mich ein heißer Kandidat für den ZACK-Helden des Jahres.

Der Abschied

Die Millenium-Saga ist dagegen mit dem Ende von Versuchung vorerst wieder aus dem ZACK verschwunden. Es stehen noch einige offene Fragen im Raum: Wer steckt hinter der geheimnisvollen Organisation Sparta? Was ist die Verbindung zu den Frauenhassern? Und schließlich interessiert natürlich auch, ob Lisbeth und Mikael die fast ausweglose Situation in dem Seminargebäude überleben können. Sylvain Rumbergs Weiterführung der Geschichte um die Hackerin ist ein formidabler Thriller, der dem Original das Wasser reichen kann. Belén Ortega setzt das Ganze so krachend und düster um, dass es Spaß macht! Jetzt beginnt die Wartezeit auf den nächsten Teil.

Der (nicht minder wichtige) Rest

Natürlich wäre da ZACK nicht komplett ohne die Infos, Rezensionen und die Kurzcomics! Während Tizombi und der Vater der Sterne ja schon lange dazugehören, taucht Spaghetti erst das zweite Mal auf. Glücklicherweise gibt es aber eine Vereinbarung mit der Uitgeverij Personalia über eine langfristige Zusammenarbeit. Mehr dazu im Interview mit Seb van der Kaaden.

Die längeren Beiträge befassen sich in der 255 mit den neuen Abenteuern von Corto Maltese, dem einzigen ZACK-Helden dessen Geschichte zu Koralle-Zeiten abgebrochen worden war und dem Schloss der Tiere!

Noch ist es möglich, dass Heft draußen zu genießen. Wegen der Nachbarn empfiehlt sich daher eher leisere Musik, etwa Parallel Lines von Blondie und ein gut gekühlter, leichter Weißwein.

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Dorison/Parnotte – Aristophania 2

Band 2: Der Verbannte König

Story: Xavier Dorison

Zeichnungen: Joël Parnotte

Originaltitel: ARISTOPHANIA – PROGREDIENTES

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-390-4

Der ewige Kampf Gut gegen Böse geht weiter

Hier kommen die Guten aus dem Norden und werden weltweit von allen Philosophen und Religionen als Hexen verfolgt. Schon deswegen mussten sich die Anhänger*innen von Azur verstecken, ihre Tempel im Verborgenen errichten. Das wäre allerdings alles nicht so schlimm, gäbe es nicht auch noch die Bösen um den Verbannten König die das Azur, die Naturkraft, vernichten wollen. Mehr im ersten Band.

Mitten in diesem Konflikt befinden sich die drei Kinder, die von Aristophania aufgenommen worden sind. Sie glaubt, dass eines von ihnen den Weg zur sagenhaften Morgenrot-Quelle finden wird, die die Entscheidung bringen könnte. Noch scheitern die Drei aber selbst an der einfachsten der verschiedenen Aufgaben, die sie auf ihrem Weg zur Knappenschaft bewältigen müssen.

Im Laufe der Zeit erfahren die Kinder und damit auch die Leser*innen was Azur eigentlich ist, wie man es vernichten oder aber auch heilen kann und welche Kräfte es in ihren Anhänger*innen wecken kann. Wir erfahren aber auch, dass sowohl die einfachen Bauersleute den satanischen Kräften nicht wohlgesonnen sind, die Bösen dafür aber immer stärker werden.

Es gibt weitere Opfer, ablehnende Entscheidungen und natürlich auch Verrat in diesem Band. Es folgen aber noch zwei weitere und so gibt es auch die Flamme der Hoffnung, des Verständnisses und der Liebe! Und natürlich stehen dort hüben wie drüben Symbole, um den Bezug zur Wirklichkeit nicht zu verlieren: schwarz rauchende Fabriken, ungehobelte Kerle und Gewalt auf der einen Seite, grüne Natur, weibliche Führungspersönlichkeiten und die Liebe zum Leben auf der anderen. Auch die jugendliche Ungeduld, die alles verderben kann, hat ihren Auftritt. Xavier Dorison hat sein Bestes gegeben und die Geschichte ist spannend geworden!

Grandiose Landschaften und eindringliche Emotionen

Es sind nicht nur die Inhalte, die auch den zweiten Band von Aristophania zu einem Genuss machen, Joël Parnotte weiß das Ganze auch in Bildsprache zu übertragen! Während das Gute in hellen Farben erscheint, fast schon zwitschernd vor sich hin tönend, das Brot des Bäckers eigentlich schon duftet und selbst der unterirdische, versteckte Tempel in warmen Brauntönen beruhigt, sind die Bösen hart, laut, unsympathisch und dunkel. Die Gegensätze sind aber nicht so plakativ, wie es jetzt klingen mag, sondern eingebettet in die Grundstimmung wie eine gute musikalische Untermalung eines Filmes, die man nur wahrnehmen würde, wenn sie fehlen würde.

Parnotte hat es nicht immer leicht, denn es gibt viel Text zu integrieren und die Mundpartien wollen ihm nicht immer gelingen. Insgesamt macht er seine Sache aber sehr gut und trägt dadurch dazu bei, dass aus allen diesen im einzelnen durchaus bekannt anmutenden Versatzstücken nicht nur eine spannende Story, sondern eben auch ein guter Comic wird!

Die Darbietung

Natürlich ist der Splitter-Standard mit Hardcover im Überformat, guten Farben auf gutem Papier und einem Vorsatz-Bildchen immer noch spitze! Auch der Preis ist angemessen und so sollte einem nur noch entweder der Gang in den nächsten Comicladen vor Ort oder der Mausclick zum Onlinehändler des Vertrauens zum Erfolg fehlen. Vielleicht lässt sich das ja mit dem Gratis Comic Tag kombinieren, der Corona-bedingt im September stattfindet.

Zur Lektüre empfehle ich einen leichten Rotwein, etwa von Toni Jost und einen Klassiker: The Violent Femmes!

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG · Bielefeld 2020 / DARGAUD BENELUX (DARGAUD-LOMBARD S.A.) 2019, by Dorison & Parnotte

Swolfs/Montaigne – Prinz der Nacht 9

Arkanea

Story: Yves Swolfs
Zeichnungen: 
Thimothee Montaigne

Originaltitel: Le Prince de la nuit: Tome 9, ARKANÉA

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 48 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-318-8

Arkanea beendet den dreibändigen Zyklus um die Entstehung und Jugend Kergans, seine ersten Handlungen als Vampir und vor allem um die Beziehung mit seiner Schöpferin Arkanea. Kurz: Wie wurde aus einem durchschnittlichen Vampir der Prinz der Nacht?

Die Story

Dakien ist ein Gebiet im Osten Europas, das noch traditionsbewusst genug ist, damit Erzählungen über Vampire Schrecken verbreiten können. Das Christentum hat bereits Einzug gehalten, seine Diener gebrauchen aber das Schwert fast noch häufiger als das Wort und Erzählungen über Folter im Namen des Herren verbreiten den gleichen Schrecken wie die über die Kreaturen der Nacht!

Kergan ist an seine Schöpferin Arkanea gebunden, sieht sich aber längst nicht mehr in der Rolle des bedingungslos folgenden. Zudem hat er sich die die junge Anna verguckt und sie – gegen den Willen seiner Herrin – zu einer Vampirin gemacht.

Während Arkanea gefoltert wird muss Kergan feststellen, dass die Bindung zwischen seiner Schöpferin und ihm ihn alle ihre Schmerzen erdulden lässt. Schon das wäre ein Grund, ihr helfen zu wollen. Wie aber soll er in die Burg kommen, in der der Inquisitor haust, denn er muss ja eingeladen werden. Wie es weiter geht bleibt dem Lesegenuss vorbehalten.

Spannende Story von Yves Swolfs über Beziehungen zwischen Lehrer*in und Schüler*in, gerade durch den Vergleich der beiden Erschaffenden und ihrer Unterschiedlichkeit. Zudem werden die Redlichkeit und Ernsthaftigkeit der Kirchendiener in Frage gestellt. Dient die Folter wirklich Gott oder vielleicht doch (auch) den Gelüsten des Folterers? Das Ganze ist auch ohne die zum dritten Zyklus gehörenden Bände 7 und 8 verständlich, besser ist es aber, sie in Gänze zu genießen!

Die Zeichnungen

Thimothee Montaigne ist im Vergleich zu dem letzten Album noch etwas sicherer geworden. Die Städte und die Burg sind gut getroffen und bieten je nach Bedarf das richtige Maß an Detail. Dadurch spielen sie sich nicht in den Vordergrund, erlauben aber ein gutes Framing. Die Gesichter und ihre Emotionen sind glaubwürdig, abwechslungsreich aber doch wieder zu erkennen. Heutzutage fast schon herauszuheben: Es gibt keine voyeuristischen Szenen in diesem Comic! Sowohl die Erschaffung der neuen Vampirin als auch die Folter kommen ohne zu viel Detail aus.

Montaigne hat genügend Blick- und Tempiwechsel in seinen Bildern. Die Folge von Nahaufnahmen und Totalen lässt ebenfalls ein gutes Tempo aufkommen. Die Bilder wirken in ihren rechteckigen Rahmen in drei oder vier Reihen aber etwas brav. Das Überlappen von Reihen und die großformatigen Panels setzt er noch etwas zu wenig ein, aber das ist ein Jammern auf relativ hohem Niveau.

Insgesamt ein würdiger Abschluss der drei Bände und ein Beweis dafür, dass Yves Swolfs nicht nur blutrünstige Western kann! Die Aufmachung von Splitter tut ein Übriges: Überformat und Hardcover sind im Regal eben doch was Feines!

Dazu passt Musik aus dem Archiv (Aber nicht, dass ich damit sagen möchte, dass die Herren auch etwas Blut getrunken hätten): The Pirates in der Rockpalast-Session aus den 70-ern! Begleitet von einem Wallufer Spätburgunder aus dem Rheingau wird aus dem Paket zum Lesen, Hören und Schmecken garantiert ein schöner Abend!!

© der Abbildungen Splitter Verlag GmbH & Co. KG ·   Bielefeld 2020

© Editions Glénat 2019 by Swolfs, Montaigne – Tous droits réservés

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