Ein neues Team für Asterix Band 40

DAS NEUE ASTERIX-ABENTEUER ERSCHEINT AM 26. OKTOBER 2023

Story: Fabcaro
Zeichnungen: 
Didier Conrad

Egmont Ehapa Media

Pose 3 zu Asterix 40
© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2022 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Die Verlage Éditions Albert René und Story House Egmont sowie die Erbinnen Anne Goscinny und Sylvie Uderzo haben soeben bekanntgegeben, dass das im Oktober 2023 erscheinende 40. Asterix-Album wieder von Didier Conrad gezeichnet werden wird. Das Szenario wird einmalig von Fabcaro stammen. Fabrice Caro arbeitet seit rund 20 Jahren als Comic-Autor und ist bereits mit Preisen ausgezeichnet worden. Seine Werke sind allerdings bisher nicht auf Deutsch erschienen. Sowohl Anne Goscinny als auch Sylvie Uderzo haben sich sehr positiv geäußert und haben großes Vertrauen in den Autor.

Der Titel ist natürlich wie immer noch geheim. Es ist zu erwarten, dass im Laufe des Jahres mehrfach neue Informationen bekanntgegeben werden bzw. weitere Zeichnungen publiziert werden. Einen ersten Vorgeschmack gibt es hier:

Ankündigung 1 zu Asterix 40
© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2022 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Comix-online wird Euch auf dem Laufenden halten!

Band 39 hatte die Gallier gen Osten geführt. Im Frühjahr wird der Sonderband zu dem neuen Film Asterix Im Reich der Mitte erscheinen.

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2022 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo – Les aventures d’Astérix sont une création de René Goscinny et Albert Uderzo.

Micheluzzi – Johnny Focus GA 1

Gesamtausgabe Band 1 (1974)

Story: Attilo Micheluzzi
Zeichnungen: 
Attilo Micheluzzi
Originaltitel: 
Johnny Focus Vol. 1

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 112 Seiten | s/w | 45,00 €

ISBN: 978-3-949987-00-7

Cover Johnny Focus Gesamtausgabe 1

Johnny Focus ist ein Abenteurer, der zu der Mitte der 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts passt. Nicht mehr beseelt von dem Glauben der Hippies, aber voller Ideale und Tatendrang. Mit seiner Kamera ist der freie Journalist auf der Seite der Unterdrückten und der schützenswerten Natur. Insofern ist er in gewisser Weise sogar eine Art Fortentwicklung zu Sven Janssen. Er ist aber viel „erwachsener“ und steht – zusammen mit Corto Maltese – für den diesbezüglichen italienischen Einfluss auf das Koralle-ZACK.

Die Anfänge

In seiner allerersten Geschichte Eine Nacht in Bangkok trägt unser Held noch einen etwas kümmerlichen Schnauzbart. Er wird zufällig Zeuge eines schweren Verkehrsunfalls. Vor seinem Dahinscheiden konnte das Opfer Focus noch einen Film übergeben. Zurück in der Stadt erfährt er, dass seine Kollegin versehentlich einen Mord aufgenommen hat. Wird man den Beiden den Zufall abnehmen?

Ziel: Caimano Pazzo und Die Carimpeiros gehören lose zusammen. Im Dschungel Lateinamerikas wird Johnny Hansen, genannt Focus, Zeuge eines Angriffs von einem Kaiman. Er kann den Verletzten allerdings noch davor retten, verspeist zu werden. Im Endeffekt werden die Beiden dann von einem Weißen verarztet, der nicht zu scheint, was er vorgibt zu sein. Der am Ende der Story begonnene Flug mündet nur wenige Magazin-Ausgaben später in einen Absturz. Und wieder gibt es Weiße, die aus niederen Motiven tätig werden.

Anschließend wird Focus von einigen Kamelreitern an der Grenze zwischen Katar und Bahrain aus dem Wasser gezogen und zu Nafisa, genannt Die Leuchtende gebracht. Diese versucht, ihr Volk in die Freiheit zu führen. Trotz eines Massakers gelingt es Nafisa und ihrem Gebirgsvolk mit Unterstützung westlicher Geheimdienste, einen weiteren Versuch zu unternehmen.

ExLibris Johnny Focus Gesamtausgabe 1 Vorzugsausgabe
Druck der limitierten Vorzugsausgabe

Attilo Micheluzzi war bereits älter als 40 Jahre als er seine Karriere als Comiczeichner begann. Schon zwei Jahre später starteten die Geschichten um den Reporter in dem italienischen Magazin Corriere dei Ragazzi. Weitere sechs Jahre später begannen ZACK und ZACK-Parade damit, den Reporter abzudrucken. Nach der Veröffentlichung von einigen Kurzgeschichten in dem für ZACK-Abonnent*innen reservierten ZACK-Spezial 2 startet der Blattgold-Verlag nun eine vierbändige Gesamtausgabe.

Grandiose Schwarz-Weiß Zeichnungen

Gerade aus dem Koralle-ZACK erwartet man eigentlich farbige Bilder. Dass es auch anders ging, beweisen die Geschichten von Attilo Micheluzzi. Der mit harten Kontrasten und Schatten arbeitende Italiener steht mit seinen Bildern in der Tradition der amerikanischen Zeitungsstrips. Zwar muss er nicht in Streifen erzählen und hat daher mehr Flexibilität in der Höhe der Panel und des Tempos, er orientiert sich aber an Vorbildern wie etwa Milton Caniff.

Insbesondere die Hintergründe sind teilweise aus dem Schwarzen heraus modelliert und bekommen dadurch viel Tiefe. Bildkomposition und auch die Figuren selbst gelingen in diesen Anfängen noch nicht immer einhundertprozentig, verbessern sich aber stetig.

Vielleicht nicht unbedingt Mainstream aber sehr zu empfehlen

Die Serie würde sich gut als Vorlage für eine Streaming-Dienst-Verfilmung anbieten: Wechselnde exotische Schauplätze, ein manchmal zynischer Held, der immer auf der Seite des Guten steht (was nicht unbedingt immer die Seite des Legalen sein muss). Viel Action, die aber stringent hergeleitet wird und eingebettet ist in eine Geschichte sowie Themen, die auch heute noch aktuell sind! Waffengeschäfte, Befreiungsbewegungen, untergetauchte Nazis, Umweltzerstörung sind leider immer noch en vogue.

Cover Johnny Focus Gesamtausgabe 1 Vorzugsausgabe
Cover der limitierten VZA

Die Zeichnungen sind qualitativ hochwertig und keinesfalls ermüdend. Ihnen „fehlt“ nur die Farbe! Es ist daher zu hoffen, dass genügend Käufer*innen trotzdem zugreifen und den verlegerischen Mut des ZACK-Herausgebers würdigen. Da diese Gesamtausgabe wahrscheinlich trotzdem kein Blockbuster werden wird, ist der Preis etwas höher als normal. Die Ausgabe hat alle notwendigen bibliographischen Angaben, zwei aufschlussreiche Artikel als Dreingabe und zusätzliche Illustrationen. Außerdem gibt es auch noch eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und ExLibris.

Dazu passen aus der damaligen Zeit Tony Joe White mit „Backwoods Preacher Man“ und ein Cuba Libre.

© der Abbildungen LO Scarabeo s.r.l. 2022 / 2022 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Duval/Berck – Timmi Tambour Integral 1

Gesamtausgabe Band 1: 1961 – 1963

Story: Yves Duval
Zeichnungen:
 Berck (Arthur Berckmans)
Originaltitel:
Timmi Tambour 1

Kult Comics

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 30,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-266-3

Cover Timmi Tambour 1

Die Geschichten über den jungen Trommler Timmi Tambour (im Original Rataplan) und Sergeant Kopfnuss sind erstmals Anfang der 60-er Jahre in Tintin erschienen. Auf Deutsch wurden sie zunächst (teilweise und gekürzt) im Koralle-Zack in den 70-er und später in verschiedenen Kauka-Publikationen in den 80-er veröffentlicht. Kult Comics präsentiert nun eine wertige, zweibändige Gesamtausgabe, die die liebevollen Stories komplett, in neuer Übersetzung und mit vielen Hintergründen versehen enthält.

Mit jugendlichem Übermut gegen fiese Ganoven

Die Serie spielt zu Zeiten Napoleons. Französische Soldaten sind in ganz Europa und Afrika anzutreffen, die Anzahl der potentiellen Schauplätze ist also fast grenzenlos. Während Soldaten einen Schlafplatz requirieren, fällt dem Sergeant namens Kopfnuss auf, dass ein kleiner Junge sehr schlecht behandelt, ja, sogar misshandelt wird. Der Kleine schafft es, sich in den Tross zu schmuggeln und entkommt seinem Peiniger. Mehr noch, er darf beim Regiment bleiben und wird Trommler. Sein Name fortan ist Timmi Tambour!

Timmi Tambour 1 page 19

Gleich das erste Abenteuer führt die von nun an unzertrennlichen Helden nach Afrika, wo sie den goldenen Ibis finden müssen. Kaum zurück werden sie an der polnischen Grenze eingesetzt. Der Prinz von Jitomir braucht Unterstützung gegen einen Usurpator, der den Thron an seiner Stelle besteigen möchte. Hier treffen die beiden erstmals auf ihre zukünftigen Widersacher, die oft hilflos agierenden Kakerlauski und Kromyr.

In Spanien hält ein kleines Mädchen die Garnison auf Trab. Das Zeichen des Stiers ist ein sehr schnelles, humoristisches Abenteuer mit vielen Windungen und Irrwegen. Ein geschenkter Gaul schließlich hat wieder Spionage-Elemente und baut auf vielen Verwechslungen auf. Duval (mit diskursiver Unterstützung von Acar) schreibt hier sehr humorige Geschichten von 30 Seiten Länge. Das jugendliche Element von Timmi treibt und der etwas gesetztere Kopfnuss muss vieles ausbaden, ist aber der väterliche Kumpeltyp.

Timmi Tambour 1 page 24

Freundliche Zeichnungen mit klarem Strich

Berck wird später ein gefeierter Star am Comic-Himmel, unter anderem mit seiner Serie Sammy & Jack. Anfang der 60-er ist er bereits ein geachteter Zeichner von Werbecomics und Anzeigen bei der Agentur PubliArt, die mit Tintin eng verknüpft ist. Sein Vorschlag für eine neue Serie, liebevoll handgefertigt in Form einer Trommel, überzeugt jedenfalls und Timmi Tambour bzw. Rataplan darf starten.

Detail Timmi Tambour 1 page 29

Obwohl die Serie ebenfalls sehr humorig angelegt ist, ist sie noch klassischer als die über die Gorillas aus Chicago. Die Figuren und Gesichter sind runder, der Strich aber bereits klar und deutlich. Der Zeit entsprechend ist das Layout klassisch in vier Streifen, die Geschichte aber trotzdem sehr dynamisch.

Ein Rund-um-Paket!

Timmi Tambour ist eine sehr nette, klassisch frankobelgische Serie. Die Abenteuer, die die beiden ungleichen Helden bestehen müssen, sind durchaus gefährlich. Durch die Ortswechsel wird die Disziplin der Armee mit dem Reiz der Ferne konterkariert und tatsächlich leiden die Beiden auch keineswegs unter dem Soldatentum. Duval und Berck haben sich zudem augenscheinlich gut verstanden, die Gags sitzen.

ExLibris Timmi Tambour 1 VZA
ExLibris der limitierten Vorzugsausgabe

Durch den schönen einführenden Teil von Gilles Ratier erfahren die Leser*innen einiges über die Zeit und die beteiligten Künstler. Top ist vor allem der Abdruck des kleinen Heftchens, mit dem Berck für die Serie geworben hat. Wer mehr zu der Tätigkeit von Berck für PubliArt wissen möchte, sei auf die Editorials zu Sammy & Jack verwiesen. Dieses Integral ist für alle Fans der frankobelgischen Klassiker rundum zu empfehlen! Und natürlich auch allen, die ihre alten ZACK-Serien komplettieren wollen. Für Sammler*innen gibt es eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und ExLibris.

Dazu passen natürlich der „Little Drummer Boy“, etwa von Bob Seger, und ein Hot Aperol.

Cover Timmi Tambour 1 VZA

© der Abbildungen 2016 Berck – Duval & Le Fureteur sprl / 2022 Comic Combo, Leipzig

Tabary – Isnogud, Der Großwesir

Die Tabary-Jahre 1978 – 1989

Story: Jean Tabary nach Goscinny – Tabary

Zeichnungen: Jean Tabary

Originaltitel: L´Intégrale – Volume 2

Carlsen Comics
Hardcover | 296 Seiten | Farbe | 39,00 €
ISBN: 
978-3-551-79312-6

Cover Isnogud - Die Tabary-Jahre
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Wer kennt ihn nicht, den kleinen Giftzwerg der Kalif werden möchte anstelle des Kalifen? Erdacht von René Goscinny und gezeichnet von Jean Tabary Mitte der 60-er Jahre, erlebte Isnogud, Der Großwesir seine Fehlschläge bis in die späten 70-er! Nach dem Tod des Szenaristen setzte Tabary ab 1977 die Reihe allein fort, 2008 übernahm dann die nächste Generation der Familie Tabary, die Rechte an der Serie liegen mittlerweile bei Renés Tochter Anne Goscinny. Auf Deutsch sind einige der Geschichten in verschiedenen Magazinen (vor-)veröffentlicht worden und waren als die Abenteuer des Kalifen Harun Al Pussah lange bei Egmont EHAPA heimisch. Mittlerweile liegen die Rechte bei Carlsen.

Was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen …

Panel aus Isnogud die Tabary-Jahre
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Gerade erschienen ist ein Sammelband im Hardcover mit allen Alben der Tabary-Jahre. Er beginnt folgerichtig mit der Geschichte Das Paradekissen, die den 13. Band der Reihe komplettiert (in Deutschland als Nummer 15 erschienen). Während Goscinny im Regelfall 8-seitige Kurzgeschichten entworfen hatte, die dann zu einem Album zusammengestellt wurden, wechselte Tabary danach zu Alben-langen Erzählungen.

Es folgen Isnoguds Kindheit und Isnogud und die Frauen. Beide Stories sind einem Thema gewidmet, reihen aber Gag an Gag und vereinen anarchistischen Humor, die Bösartigkeit des Großwesirs, die Dummheit des (Mietsklaven) Tunichgut und die Naivität des Kalifen. Tabary bezieht sich dabei immer wieder auf Personen, die bereits in früheren Geschichten aufgetreten waren und stellt so eine Kontinuität her.

Detail aus Cover Isnogud - Die Tabary-Jahre 1
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Diesem Schema folgen auch die beiden letzten Alben von Jean Tabary Isnoguds Geburtstag und Isnogud endlich Kalif?! die allesamt in Deutschland bereits mehrfach in Zeitschriften oder Alben veröffentlicht worden waren. Eine Besonderheit stellt Isnoguds Komplize dar. Der Großwesir muss sich in der Hölle rechtfertigen warum trotz aller Hilfestellungen der Plan Kalif zu werden immer noch nicht umgesetzt worden ist. Er erhält eine letzte Frist und bekommt Hilfe von bereits in der Hölle sitzenden. Im Original ist das der unschwer zu identifizierende Adolf Hitler, für die deutsche Ausgabe hatte Tabary allerdings die betreffenden Seiten auf Anfrage neu gezeichnet. Die Carlsen-Ausgabe enthält sowohl die originalen als auch die angepassten Seiten.

Detail aus Cover Isnogud - Die Tabary-Jahre 2
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Die Zeichnungen

Wie auch bei Asterix wurde moniert, dass die Glanzzeit der Serie mit dem Tod des Szenaristen René Goscinny geendet habe. Bei Isnogud wird die Umstellung etwas dadurch verdeckt, dass gleichzeitig der Wechsel von Kurzgeschichten zu Alben stattgefunden hat, die es erlauben, Gags über viele Seiten zu variieren. Dieses Stilmittel kleidet Jean Tabary in seine Zeichnungen trefflich aus.

Die Panel sind voll von Details, das mittelalterliche Bagdad ermöglicht neben verspielten Hintergründen und Wüstenlandschaften auch den Gegensatz von Luxus im Palast und tiefstem Elend und Armut in den Slums. Dazu passen die oft karikierend überzeichneten Nebenfiguren, teilweise als Phänotypen verwendet, und die „Stars“ mit ihren deutlichen Emotionen. Ein Klassiker des frankobelgischen Comics aus dieser Zeit!

Character sheet Isnogud
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Ein dicker Wälzer

Die Geschichten mit dem Großwesir sind auf Deutsch schon in diversen Kiosk-Ausgaben und Kompilationen erschienen und damit eher bekannt. Wer aber alle von Jean Tabary allein verantworteten Geschichten gesammelt und in gutem Zustand haben möchte (und damit die ebenfalls bei Carlsen vorliegende Sammlung der Goscinny-Jahre ergänzen möchte), ist mit dieser Ausgabe gut beraten.

Die ergänzenden editoriellen Texte beleuchten die Verfilmungen und die Veröffentlichungsgeschichte der für den deutschen Markt vorgenommenen Änderungen in Isnoguds Komplize und setzten damit ebenfalls dort an, wo die zeitlich frühere Sammlung aufhört. Preislich ist die Ausgabe mit fünf und ein Viertel Alben eher ein Schnäppchen. Von Goscinny und Tabary sind auch die Geschichten um Valentin lieferbar.

Isnogud
© 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary

Dazu passen ein libanesischer Fruchtcocktail Shikaf sowie The Rifles mit „Peace and Quiet“!

© der Abbildungen 2012 IMAV éditions / Goscinny – Tabary / Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2022

Disney – Lustiges Taschenbuch 566

Goldenes Jubiläum

Story: Gorm Transgaard, Alessio Coppola, Marco Gervasio, Fabio Celoni
Zeichnungen: 
Andrea Ferraris, Alessio Coppola, Marco Gervasio, Fabio Celoni

Originalausgabe

Egmont Ehapa Media

Taschenbuch | 256 Seiten | Farbe | 7,99 € |

ISBN: n/a

Cover Lustiges Taschenbuch 566
© 2022 Disney/Story House Egmont

Der erste Auftritt der reichsten Ente der Welt jährt sich nun zum 75. Mal! Der große Carl Barks hatte Dagobert Duck erstmals in einer von Charles Dickens inspirierten Geschichte auftreten lassen. Sein Vermögen ist legendär, allerdings auch sein oftmals skrupelloses Benehmen. Genauso bekannt ist, dass Donald, der sympathische Looser, immer wieder ausgebeutet wird. Geschichten aus dem Duckschen Kosmos werden schon lange international erstellt; die im Lustigen Taschenbuch abgedruckten stammen vornehmlich aus Italien.

Bedrohungen allerorten

Der unglaubliche Reichtum von Dagobert ist nicht so selbstverständlich und unterliegt ständigen Bedrohungen. Zudem ist es ihm nicht nur wichtig, reich zu sein, er muss der Reichste und Erfolgreichste überhaupt bleiben. Und so ist es schon eine Überraschung, dass weder Dagobert noch sein ständiger Konkurrent Klaas Klever den Titel als bester Geschäftsmann der Dekade verliehen bekommen. Das Geschäft des Jahrzehnts basiert sehr locker auf der Reise um die Welt in 80 Tagen.

Logo zum 75. Geburtstag von Dagobert Duck
© 2022 Disney/Story House Egmont

In dem Mehrteiler Das Spiel des Schicksals hat Dagobert sein gesamtes Vermögen an die Panzerknacker verloren und zerfließt vor Trauer. Dann begegnet er allerdings einem Wesen, das behauptet der Geist seines Schicksals zu sein. Erneut beginnt ein Parforceritt durch haarsträubende Abenteuer in denen Dagobert von Donald und den Neffen unterstützt wird. Hier geht es ums Ganze. Nicht wirklich mit dem Jubiläum verknüpft sind der 18. Teil der Legende des ersten Phantomias, in der Das Gespenst von Notre Duck seinen Auftritt hat, sowie zwei Einseiter.

Der 75. Geburtstag bestimmt diese Disney Publikation trotzdem. Dabei kommt sie ohne die Rückgriffe auf das „klassische“ Repertoire aus und präsentiert an die Substanz gehende aktuelle Beiträge. Wer bereit ist, das fast schon bildungsbürgerliche Albenformat zu verlassen und in die Niederungen des schnellen Kioskmarktes hinabzusteigen, wird hier nicht enttäuscht.

Auch Disneyzeichnungen werden moderner

Die Erwartungen an Disney-Zeichnungen mit den Ducks unterscheiden sich mittlerweile gewaltig. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die neben Barks und Don Rosa vielleicht noch ein paar bekannte Holländer dulden, auf der anderen Seite diejenigen, die ihre Prägung aus den Heften oder eben dem lustigen Taschenbuch beziehen. Schon lange sind die Zeichnungen in der Moderne angekommen und besitzen wie zum Beispiel bei Celoni viel mehr Tiefe und farbliche Details, etwa in den Frisuren.

Dagobert Duck inmitten von Goldmünzen mit Krone und Zepter
© 2022 Disney/Story House Egmont

Schrille Layouts darf man natürlich nicht erwarten, die drei Streifen bleiben der Standard. Allerdings ist die Panel-Größe nicht immer einheitlich. Wie mittlerweile üblich werden die Beteiligten und die Identifikatoren der Veröffentlichung genannt.

Das erfolgreichste Kioskprodukt

Das LTB ist im Comic-Segment in Deutschland das erfolgreichste regelmäßig erscheinende Kiosk-Produkt (also ohne zum Beispiel die Asterix- und Lucky Luke-Bände). Zu einem Taschengeld-kompatiblen Preis werden 13-mal pro Jahr eine ganze Menge an neuen Geschichten erzählt, die sich meistens an ein aktuelles Thema hängen. Insofern ist die Nummer 566 ein weiteres gutes Beispiel für dieses Konzept.

5 Sequenzen wie sich die Darstellung von Dagobert Duck gewandelt hat
© 2022 Disney/Story House Egmont

Und natürlich ist Onkel Dagobert eine der beliebtesten Comic-Figuren überhaupt. Im Laufe der Jahre ist er eher jünger geworden und viele Lücken im Lebenslauf konnten geschlossen werden. Die Geschichten aus diesem LTB lassen vermuten, dass wir in 25 Jahren seinen Hundersten werden feiern können.

Dazu passen eine Capri Sun und Stevie Wonder mit „Congratulations“.

© der Abbildungen Disney Enterprises, Inc. 2022 | © 2022 Disney/Story House Egmont

Bec/Subic – Conan der Cimmerier 13

Der wandelnde Schatten

Story: Christophe Bec nach Robert E. Howard
Zeichnungen: Stevan Subic
Originaltitel: 
Conan le Cimmérien – Xuthal la Crépusculaire

Splitter Verlag

Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 17,00 € | 
ISBN: 978-3-96792-383-4

Cover Conan der Cimmerier 13

Conan ist heutzutage ein Name, der den meisten etwas sagen dürfte: schwertschwingender Barbar aus dem Hohen Norden, muskelbepackt, testosterongetrieben. Dieses Bild ist im Wesentlichen von Visualisierungen getrieben, die immer wieder ihre Zeit geprägt haben: Die Gemälde von Frank Frazetta als Cover der Romane, Arnold Schwarzenegger als Darsteller des Kinofilmes, die Marvel-Comics und schon ganz am Anfang die Titelbilder von Weird Tales, die den Helden gar nicht dargestellt haben. Conan der Cimmerier bringt die Originalgeschichten von Robert E. Howard zurück wobei jeweils ein Band von einem anderen Team europäischer Künstler*innen gestaltet wird.

Conan der Cimmerier 13 page 4

Das Untier inmitten der Wüste

Der wandelnde Schatten, im Original nach der Stadt des Geschehens Xuthal benannt, ist eine Story aus den Anfangstagen. Alle Bände dieser Reihe haben einen redaktionellen Teil, in dem Patrice Lquinet sehr sachkundig die Hintergründe der Entstehungsgeschichte vermittelt. Im konkreten Fall musste Howard 1932 Einnahmeausfälle kompensieren und reicherte seine Beiträge für Weird Tales mit mehr Sex an. Der sehr erfahrene Bec setzt die Geschichte 90 Jahre später gekonnt in ein Comic-Szenario um!

Conan ist Bestandteil eines Söldnerheeres als er auf einem Sklavenmarkt eine junge Frau aus der Gewalt ihrer Verkäufer rettet. Diese begleitet ihn fortan und die beiden überleben als einzige die vernichtende Niederlage des Heeres durch eine Flucht in die Wüste. Kurz vor dem Verdursten entdecken sie eine Stadt, Xhutal, die von seltsamen Menschen bewohnt wird. Einige scheinen tot zu sein, andere sehr entrückt und dann doch wieder sehr lebendig und feindselig.

Conan der Cimmerier 13 page 5

Es stellt sich heraus, dass die Stadt von einem längst vergessenen Volk gegründet worden ist. Seine Überlebenden sind einer Art Drogenrausch verfallen. Nebst ihnen wohnt aber auch ein lebender Schatten, ein Monster, in dieser Stadt und ernährt sich von den Einwohnern. Der Schatten scheint zusätzlich durchaus irdische Gelüste zu haben und es kommt – natürlich – zu einem Show-Down zwischen dem Barbaren und dem Rest der Welt. Bemerkenswerterweise nimmt Natala keineswegs durchgehend die Rolle der Beschützten ein, sondern erweist sich als die Rettung.

Opulente Zeichnungen

Beim Lesen der Geschichte fühlt man sich fast an die Zeiten von Metal Hurlant/Heavy Metal erinnert. Die Zeichnungen hätten dort durchaus hineingepasst und sind keineswegs mit den aktuellen Marvel-Bänden zu vergleichen. Der Comic für Erwachsene ist zwar keineswegs anrüchig, spart aber auch kein Detail des Originals aus. Stevan Subic nimmt dabei jedoch keine voyeuristischen Positionen ein und vermittelt nicht nur die schwachen, sondern auch die starken Momente der Heldin.

Conan der Cimmerier 13 page 6

Der Palast ist sehr detailreich wiedergegeben und vermittelt unter anderem durch die Farbwahl das Gefühl eines Dungeons, die Wüste ist endlos und lebensfeindlich. Die enthemmten Gesichter der Bewohner passen ebenso zu den Horrorelementen der Geschichte wie das Monster, das körperlich fast weniger Eindruck macht als durch seinen Schatten.

Pulp!

Eine Mischung aus Horror und Fantasy die alle klassischen Elemente des Pulp beinhaltet. Eine perfekte Wiedergabe der Bilder im Splitter-Überformat. Eine hilfreiche redaktionelle Ergänzung mit sinnvollen Illustrationen. Und nicht zuletzt eine weitere sehr spannende Interpretation der Ikone. Die Reihe über Conan, den Cimmerier schafft es immer wieder, dem Thema neue Aspekte abzugewinnen. Da kein Team die Reihe „übernimmt“ muss auch niemand mit Effekten für den nächsten Teil haushalten oder drohende Langeweile durch Wiederholungen befürchten.

Detail Conan der Cimmerier 13 page 11

Für Fans der klassischen Sword and Sorcery-Fantasy ist Der wandelnde Schatten definitiv eine Empfehlung! Wer The Witcher mag, kann hier vielleicht ein paar Grundmotive kennenlernen. Wer allerdings gerne Ursula K. Le Guin liest, wird hier wohl kein Vergnügen finden.

Dazu passen The Cramps mit „Goo Goo Muck” und ein kräftiger Burgunder.

© der Abbildungen Editions Glenat 2022 by Christophe Bec, Stevan Subic & Guilia Brusco d`après l’ ouvre de Robert E. Howard / Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2022

Lee/Kirby – Fantastic Four Vol. 1 1961 – 1963

Marvel Comics Library. Fantastic Four. Vol. 1

Story: Stan Lee
Zeichnungen: Jack Kirby

Herausgeber: Mark Waid, Mike Massimino
Originalausgabe

Taschen Verlag

Hardcover XXL | 700 Seiten | Farbe | 150,00 €

Nummerierte Erstauflage von 5000 Exemplaren

ISBN: 978-3-8365-9425-7

Cover Marvel Comics Library. Fantastic Four. Vol 1. 1961 - 1963

Aktuell ist der Weltraum tatsächlich wieder zu einem Schauplatz geworden: die Amerikaner*innen haben mit Artemis eine zwar noch unbemannte Mission gestartet, sie soll aber auf eine Mondlandung hinauslaufen. Und auch das chinesische Programm hat mit der Mission Shenzhou 15 gerade drei Astronauten für sechs Monate zur Vorbereitung auf ein ähnliches Ziel hin in das All geschickt. Zudem sind die Aufnahmen des neuen Weltraumteleskopes ein perfektes Marketingmittel. Passenderweise hat der Taschen-Verlag im Rahmen seiner Kooperation mit Marvel Comics vor kurzem das dritte Schwergewicht seiner XXL Marvel Comics Library auf den internationalen Markt gebracht: Die Fantastischen Vier, resp. The Fantastic Four!

Vom Astronauten zum Superhelden

Anfang der 60-er Jahre waren Superheld*innen ziemlich aus der Mode. Der Weltkrieg war vorbei und Kämpfe gegen die Nazis fanden nur noch als Rückblick in den Kriegscomics statt. Western und Romance waren die aktuellen Zugpferde und jeder Verlag war gezwungen, mitzuschwimmen. Aufgrund einer verunglückten Vertriebsstrategie war Atlas (so der damalige Name des heutigen Marvel) zu einer sehr reduzierten Anzahl von Titeln gezwungen und konnte somit nicht jede Welle mitnehmen. Der Verlag hatte allerdings auch einen Vorteil, denn mit Stan Lee gab es jemanden, der eine einheitliche Ausrichtung aller Titel vorgeben, Verbindungen zwischen ihnen herstellen und somit Cross-Selling-Chancen aufbauen konnte.

Illustration FF out of Fantastic Four vol. 1

Außerdem begann sich das Konzept als äußerst innovativ zu erweisen. The Fantastic Four, die 1961 als erste von vielen weiteren gelaunchte Serie, hatte kein weiteres Superheld*innenteam zu bieten. Die Protagonist*innen waren einfach nur amerikanische Astronaut*innen, die „die Commies schlagen wollten“. Der gescheiterte Jungfernflug hatte sie der kosmischen Strahlung ausgesetzt und das Ergebnis waren Mutationen, die aus ihnen die Fantastischen Vier gemacht hatten. Damit waren sie ein Team mit gemeinsamer Geschichte, Verwandschafts- und Liebesbeziehungen und somit eher eine Familie.

Die Wirkung dieser neuen Saga auf die damalige Jugend beschreibt Mark Waid in seiner Einleitung sehr ausführlich. Jungen waren damals begeistert vom Weltraum und dem Wettlauf zwischen den Systemen und natürlich auch noch viel offener unbekannten Phänomenen gegenüber. Die neuen Comics von Atlas (und ab FF 14 Marvel) hatten andere Superheld*innen: Sie lebten in der realen Welt, besuchten sich gegenseitig in ihren Titeln und „redeten“ mit ihren Leser*innen. Nicht zuletzt unterhielten sich auch Stan Lee und Jack Kirby auf den Fan Pages mit den Käufer*innen!

Article Waid out of Fantastic Four vol. 1 part 1

Echte Probleme

Die meisten Super Heroes waren einfach super. Sie hatten kaum persönliche Probleme, ihre geheimen Identitäten erlaubten ihnen, inkognito zu recherchieren oder aber auch einfach in Ruhe zu relaxen und echte Beziehungen gab es eigentlich auch nicht. Die FF brachen damit gleich mehrfach: Zwar lebten sie in Central City, also ebenfalls einer nicht ohne Weiteres realen Stadt. Dafür kannte die Öffentlichkeit ihre Namen und ihre Geschichte. Susan und Johnny Storm waren Geschwister, Susan in Reed Richards verliebt und Ben Grimm in Susan. Zusätzlich belebten die durchaus heftigen Streiche zwischen dem jugendlich übermütigen Johnny und dem aufbrausenden Ben die Szenerie.

Gleich die erste Nummer bringt neben der Originstory einen typischen Gegner, den Moleman. Dieser hat es nicht leicht gehabt, niemand wollte wegen seines Aussehens etwas mit ihm zutun haben und schließlich entwickelte er in selbstgewählter Verbannung seine Kräfte. Er nutzt sie, um Monster zu befehligen und will – natürlich – die Welt unterjochen. Durch die Kombination ihrer Kräfte können die FF ihn schlagen und ihr Gegner bleibt zurück. Nie wird einer sterben, sie alle kommen irgendwann stärker zurück.

Detail Fantastic Four vol. 1 part 1

Die FF bleiben immer menschlich, auch wenn sie gegen Außerirdische, Zauberer und Superschurken kämpfen: sie gehen ins Kino, kommen aus der Dusche, streiten sich oder rauchen Pfeife. Reed ist ein grandioser Wissenschaftler dessen Erfindungen nicht immer funktionieren, immer aber einen zumindest ungefähren echten Hintergrund haben. Damit ähneln sie der Physik von Star Trek. Dabei wird auch der Humor, der so viele der Marvel-Titel auszeichnet, nie vergessen!

Die Tücken der gegenseitigen Anziehung

Und noch ein Beispiel, das die Serie von anderen abhebt: ein beliebter Marvel Anti-Held ist der Sub-Mariner Namor. Obwohl eigentlich nicht böse, verachtet er doch die Menschheit und steht ihr oft feindselig gegenüber. Dabei kommt es zu einer ambivalenten Beziehung zwischen ihm und Susan Storm. Für die damaligen Zeiten und unter dem Comics Code war das durchaus beachtenswert!

Illustration Human Torch out of Fantastic Four vol. 1

Vor allem sind natürlich die Zeichnungen von Jack Kirby ein echtes Faustpfand! Dynamisch, detailliert wo nötig und simpel (sprich zeitschonend) wo möglich. Die eingestreuten Pin-Ups erfordern zudem, dass der Zeichner sozusagen die „Schokoladenseite“ der Figuren trifft.

Der Weihnachtstipp!

Vor kurzem hat ein Freund von mir den Band bei einem Besuch entdeckt und war für die nächste Zeit nicht mehr ansprechbar: „Ja, dieses Heft hatte ich“, „ja, so war das“, … Einfacher kann man die Wirkung auf die Generation der Baby Boomer nicht beschreiben. Diese Bibliothek von Marvel Klassikern erlaubt einigen die Rückkehr in vergangene Zeiten, allerdings in einer der heutigen Zeit angemessenen Qualität. Jüngeren bietet sich die Möglichkeit, diese bahnbrechenden Stories erstmals zu erleben und den damaligen Umbruch nun nachvollziehen zu können.

Die Marvel Comics Library The Fantastic Four enthält die ersten 19 regulären Ausgaben der Serie sowie das erste Annual (das bei Marvel im Gegensatz zu den damaligen DC-Gepflogenheiten fast ausschließlich neues Material enthielt). 700 Seiten und fast 5 Kilogramm bringen den Start dieser Serie im XXL-Format in nie gekannter Weise zu den Fans und erlauben neben dem Schmökern auch das Vertiefen in Details. Die Hefte sind komplett reproduziert, kommen also mit den originalen Werbeanzeigen und Fanseiten, allerdings auf gutem Papier. Die Umschläge sind aus glänzendem, festem Papier während die Comicseiten haptisch die Anmutung der Hefte wiedergeben.

Detail out of Fantastic Four vol. 1 part 2

Durch die Details zu den Produktionen, die vielen zusätzlichen Abbildungen und die einführenden Texte ist daraus ein Kompendium geworden, dessen Schwesterpublikation zu den ersten Ausgaben von Spider-Man zu Recht mit dem Eisner Award ausgezeichnet worden ist. Da es sich um Reproduktionen handelt und der Band zudem weltweit vertrieben wird, ist allerdings alles auf Englisch. Die erste Auflage ist auf 5000 nummerierte Exemplare limitiert.

Wer es gerne etwas exklusiver hätte, kann zur Vorzugsausgabe greifen: Kunstledereinband, Schuber und eingefasster Aluminiumprint in 1000 Exemplaren. Taschen ist halt ein Verlag, der aus dem Kunstsegment kommt und sich in diesem Format bestens auskennt!

Dazu passen Musik von Phil Ochs und ein Sidecar.

© der Abbildungen 2022 Marvel / 2022 Taschen Verlag

Duval/Aidans – Sven Janssen Integral 2

Gesamtausgabe Band 2: 1968 – 1974

Story: Yves Duval
Zeichnungen: 
Édouard Aidans
Originalausgabe

Kult Comics

Hardcover | 304 Seiten | Farbe | 50,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-187-1

Cover Sven Janssen Integral 2

Während die deutschen Fernsehzuschauer*innen die Filme von Prof. Grzimek über Flora und Fauna ferner Länder zu sehen bekamen, „begleiteten“ Yves Duval und Édouard Aidans die Familie Franval beim Dreh vergleichbarer Filme. Sie waren allerdings ungleich spannender, da immer wieder Krimielemente die Handlung bereicherten. Die deutschen Comicfans lernten den sympathischen Helden samt Familie unter dem Namen Sven Janssen sowohl in MV-Comix als auch in den Produkten des Koralle-ZACK kennen.

Menschenhändler, Großwildjäger und Umweltsünder

Die Serie besteht aus einigen albenlangen Geschichten und einer Vielzahl an Kurzgeschichten. Vergleichbar mit den Arbeiten an seiner Hauptserie Tunga verstand es Aidans meisterhaft, das Layout seiner Arbeiten so anzulegen, dass die Panel entweder auf zwei Taschenbuchseiten oder aber einer großen für Zeitschriften und Alben montiert werden konnten. Gerade für spätere Nachdrucke und Zweitverwertungen ist das natürlich von Vorteil. Die Gesamtausgabe aus dem Kult Verlag versammelt alle Beiträge von 1968 bis 1974 in chronologischer Reihenfolge: 3 lange und 13 kurze Geschichten, zum Teil in deutscher Erstveröffentlichung, sowie ein ebenfalls erstmals auf Deutsch erscheinender Kurzroman mit Illustrationen erwarten die Leser*innen.

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Im Vordergrund steht dabei immer der Versuch der Familie Janssen, einen Film zu drehen. Die Schauplätze liegen in Afrika, Asien und Südamerika und sind daher sehr abwechslungsreich. Bemerkenswert ist für mich, dass die Künstler versuchen, einen paternalistischen Standpunkt zu vermeiden. Sie akzeptieren die lokale Kultur und ihre Riten nicht als Folklore, sondern als gleichberechtigtes, eigenständiges und zu befolgendes Regelwerk. Und noch etwas hebt die Serie vom damaligen Standard ab: es ist keineswegs nur der „starke Mann“, der „seine“ Familie rettet! Auch Britta und ihr gemeinsamer Sohn Didi dürfen teilweise aus fast auswegloser Situation heraus aktiv die Lösung herbeiführen.

Themen sind neben reiner Information über Kultur und Tierwelt die Versuche der Weißen, die Natur zu kommerzialisieren und auszubeuten, Bodenschätze zu rauben oder auf andere Weise die existierende Natur und ihre Bewohner*innen zu beinträchtigen. Die Serie benennt dabei natürlich einerseits die persönliche menschliche Schwäche der Einzelnen als Grund, macht aber vor staatlich organisierter und unterstützter Korruption und Politik keinen Halt. Insofern eine sehr moderne Serie die auch heute noch ihre Berechtigung findet!

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Zeichnungen aus der Blütezeit des frankobelgischen Comics

Aidans hat auch in anderen Serien bewiesen, dass er sein Handwerk beherrscht: Tunga, Tony Stark oder Die Panther seien als Beispiele genannt. Seine realistischen Zeichnungen mit klaren Outlines und Schatten eignen sich sogar für eine schwarz-weiße Veröffentlichung und tatsächlich ist die (originale) Kolorierung manchmal etwas „too much“. Gewaltdarstellungen und körperliche Auseinandersetzungen sind häufiger Bestandteil der Zeichnungen, bieten aber keinen Anlass zu Befürchtung, da jedes voyeuristische Element fehlt.

Ansonsten sind die Held*innen für den heutigen Zeitgeist anfangs vielleicht etwas zu züchtig und gestylt: die Frisuren sitzen perfekt und die Kleidung scheint gegen Schmutz und Schweiß imprägniert. In den letzten Abenteuern ändert sich auch das ein wenig. Gut auch, dass einige der kurzen Geschichten im Taschenbuchformat (hochgezogen auf eine Albenseite) präsentiert werden und andere auf dieses Format ummontiert worden sind. Dadurch ist ein echter Vergleich möglich.

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Ein Rund-um-Paket!

Der redaktionelle Teil von Volker Hamann gibt der Gesamtausgabe den Kontext und ordnet Sven Janssen in die Karriere der beiden Künstler ein. Begleitend dazu gibt es eine Unmenge an Illustrationen, Coverabbildungen und Fotos. Die Cover decken dabei nicht nur die französischsprachigen Ausgaben ab, sondern umfassen auch niederländische und vor allem deutsche Produktionen. Für Fans des alten ZACK sicherlich ein besonderes Schmankerl.

Preislich klingen 50 Euro vielleicht auf den ersten Blick nach einem ordentlichen Batzen. Das Integral präsentiert aber den Inhalt von 5 Alben und ist damit wieder im üblichen Rahmen. Eine Aufteilung auf drei Bände hätte sich dagegen vermutlich nicht gelohnt. Es existiert wie üblich auch eine auf 99 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit ExLibris und Variantcover!

Sven Janssen Integral 2 ExLibris VZA
ExLibris der limitierten VZA

Dazu passen die Nummer 4 der Top Ten von 1972 „Papa was a rolling stone“ von The Temptations und ein International Lager.

© der Abbildungen 2022 by Duval &/ Aidans / 2022 Comic Combo, Leipzig

Cauvin/Berck – Sammy & Jack Integral 2

Gesamtausgabe Band 2: 1973 – 1975

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: 
Arthur Berckmans (Berck)
Originaltitel: 
Sammy & Jack Integral 2

Kult Comics

Hardcover | 284 Seiten | Farbe | 35,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-248-9

Cover Sammy & Jack Gesamtausgabe 2

Cauvin hat in seiner Karriere mehrere langlebige Serien geschrieben, in denen oftmals ein ungleiches Duo die Handlung treibt. Zwei davon erscheinen aktuell parallel auf Deutsch als Gesamtausgabe und machen erstmals seit langem vergriffene, oftmals nur in verkürzter Form oder zeitgebundener Übersetzung erschienene Werke in angemessener Weise zugänglich. Bei den Blauen Boys stehen dabei zwei Soldaten der Nordstaaten im Mittelpunkt, Sammy & Jack präsentiert die Abenteuer zweier Bodyguards oder umgangssprachlich zweier Gorillas aus dem Chicago zur Zeit der Prohibition.

Diktatoren, Mafiosi und (Un-)Bestechliche

Den Anfang macht ein umfassender redaktioneller Teil, der die Karrieren der beiden beteiligten Künstler in mehreren Teilen darstellt. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Illustrationen, Coverabbildungen und Werbeanzeigen aus der Frühphase von Bercks Karriere sowie die verschiedenen Szenarien die Cauvin für eine Vielzahl von Kolleg*innen erstellt hat. Auch zu den einzelnen Geschichten gibt es jeweils eine Einleitung, die auf Hintergründe, Motive und Rezeption hinweist und aus der niederländischen Ausgabe übernommen worden ist.

Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 page 55

Der Comicteil startet mit dem als Band 3 der Albenreihe veröffentlichten El Presidente. Zu Beginn einer Serie veröffentlichte kürzere Geschichten (siehe Integral 1) wurden auch hier erst später als Album „nachgereicht“. Jack Attaway wird von einem lateinamerikanischen Diktator erfolglos bedrängt, dessen Leibgarde auszubilden, um besser gegen die Rebellen vorgehen zu können. Als dieser jedoch Jacks Mutter entführen lässt, können dies weder Jack noch seine Gorillas hinnehmen. Vor allem die Szenen mit den Müttern der Gegenspieler sind köstlich!

In Die Gorillas gegen die Mafia verschlägt es die Leibwächter nach Italien. Sie können dem Hilferuf eines Sterbenden nicht widerstehen und wollen ein kleines, verschnürtes Kästchen überbringen. Ihr Gegenspieler ist in diesem Fall ein Mafiaboss, der die Ankunft und Übergabe unbedingt verhindern möchte. In dem Päckchen ist allerdings ein äußerst wehrhaftes Tierchen, dass für viele Überraschungen sorgt. Spannend das Finale Furioso in den Katakomben.

Die beiden folgenden Bände spielen dagegen wieder in Chicago. Zunächst werden die Gorillas gebeten, für die Sicherheit eines Zeugen zu sorgen und mischen dabei nicht nur ein Krankenhaus ziemlich auf: Die Gorillas spielen verrückt. Die Gorillas und König Dollar schließlich haben sich des Themas Korruption bei der Polizei angenommen. Das missfiel der französischen Zensurkommission so sehr, dass der Band in Frankreich lange verboten war und sich somit in der belgischen Variante zur erfolgreichsten Episode überhaupt entwickelte!

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Humor in Serie

Ein Duo aus gegensätzlichen Figuren ist genug, um Situationskomik zu entwickeln, die Handlung zu treiben und die Leser*innen nicht zu verwirren. Eine Dreierkonstellation funktioniert auf Dauer nicht und vier sind bereits zu viele. Natürlich braucht es dazu spannende und immer neue Gegenspieler und – wiederkehrende – Nebenfiguren. Cauvin erschafft diese Situationen, gibt sogar grafisch vor, wie er sich jedes einzelne Panel vorstellt, überlässt Berck im Endeffekt dann aber doch die genaue Ausführung.

Die Mimik der Figuren und ihre cartooneske Überzeichnung lässt in vielen Bildern die Handlung selbst ohne Text und Kontext deutlich werden. So könnte wahrscheinlich jede*r zu der Abbildung auf dem Backcover etwas erzählen, es gehört aber auch das Gespür dazu, wie die Hintergründe angeordnet sein müssen, um zu unterstützen und nicht langweilig zu werden. Eine hierbei sicherlich sehr lehrreiche Schulung für Berck waren die Unmengen an Werbezeichnungen und -Comics, die der Flame in den Anfängen seiner Karriere gezeichnet hat. Sehr viele davon finden sich hier im redaktionellen Teil!

Detail Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 page 64

So sollte eine Gesamtausgabe aussehen!

Diverse Kauka Produktionen waren die Heimat der ersten Sammy & Jack-Geschichten in Deutschland. Vor in etwa 30 Jahren wurden sie in Albenform bei Carlsen neu veröffentlicht. Wer also nicht auf die Suche nach im Zweifel nicht mehr so gut erhaltenen Exemplaren gehen will, kann die Gelegenheit nutzen, in die Gesamtausgabe einzusteigen. Die deutsche Ausgabe bei Kult folgt dem niederländischen Original mit sehr ausführlichen Artikeln über die Künstler und ihre sonstigen Werke. Die Artikel sind nicht nur lesbar, sondern auch reich bebildert!

Natürlich gibt es auch eine limitierte Vorzugsausgabe mit exklusivem ExLibris und einem Variantcover für alle diejenigen, die ihre Lieblingsserie auch gerne an der Wand hätten! Sammy & Jack sind zurecht unter den absoluten Topserien der Hochzeit der frankobelgischen Comics. Und auch zur bisherigen deutschen Publikationsgeschichte gibt es einen Überblick von Peter Nover und spezielle Abbildungen. (Anmerkung: Der Verfasser der Rezension ist als Übersetzer des redaktionellen Teils an der Produktion beteiligt.)

Cover Sammy & Jack Gesamtausgabe 2 VZA
Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Dazu passen Stereo MC‘s und ein American Lager.

© der Abbildungen Dupuis, 1974, 1975, 1977 by Cauvin, Berck / 2022 Berck / 2022 Comic Combo, Leipzig

Cauvin/Lambil – Die Blauen Boys GA 3

1973 – 1975

Story: Raoul Cauvin
Zeichnungen: Willy Lambil

Originaltitel: Les Tuniques Bleues Tome 5, 6 & 7

Salleck Publications

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,90 € | 
ISBN: 978-3-89908-792-5

Cover Die Blauen Boys GA 3

Die Blauen Boys sind neben Lucky Luke eine der am längsten laufenden franko-belgischen Westernserien. Sergeant Chesterfield und Korporal Blutch erleben ihre Abenteuer im amerikanischen Bürgerkrieg. Die künstlerisch Verantwortlichen haben aufgrund von Todesfällen schon mehrfach gewechselt. Band 3 der Gesamtausgabe umfasst die ersten drei vollständig von Willy Lambil gezeichneten Bände. Zur Geschichte der Übernahme und der Veröffentlichungsreihenfolge siehe Band 2.

Der Übergang von Klamauk zu den Wirren des Krieges

Die Blauen Boys GA 3 page 79

Die ersten Geschichten der Serie waren eher am Klamauk orientiert. Alltagsszenen aus dem Leben im Fort wurden – klischeehaft – genutzt, um nach Morris‚ Weggang von Dupuis dem lonesome Cowboy etwas entgegenzusetzen. Die Deserteure, Band 5 der Reihe, stellt ein Bindeglied zwischen den Anfängen und dem weiteren Verlauf dar. Zwar ist der im Vorgänger „Vogelfrei“ eingeführte Krieg mit den Südstaaten kein Aufhänger, die völlig überzogenen Ansichten von Captain Joyce bringen die Situation aber so zum Kochen, dass eine Gruppe von Soldaten lieber desertiert als zu gehorchen.

Der Knast von Robertsonville enthält den ersten Auftritt eines Antagonisten, der viele Male wieder auftauchen wird: Kakerlak! Ein sadistischer Südstaatler, der im Kriegsgefangenenlager für die Bewachung der Nordstaatler zuständig ist, beißt sich an den beiden Helden die Zähne aus. Der Sinn des Strafens steht im Mittelpunkt dieser Geschichte.

Die truppengattungsübergreifende Sinnlosigkeit des Tötens wird erstmals in Blaue Boys und Blaue Jungs in den Vordergrund gestellt. Chesterfield und Blutch müssen aus unterschiedlichen Gründen die Kavallerie verlassen und geraten auf Umwegen zur Marine. Geschichtlicher Hintergrund ist das Duell zweier gepanzerter Schiffe, die das Marinewesen auf immer verändert haben.

Die Blauen Boys GA 3 page 80

Knollennasen und ernste Themen

Lambil übernimmt von seinem Vorgänger Salvérius die witzigen Knollennasen und damit auch das Semi-Funny-Setting. Auch weiterhin stehen die witzigen Szenen klar im Fokus. Dabei schaffen die cholerischen Ausbrüche des Sergeants und die anarchistischen Bemühungen des Korporals, der Todesgefahr zu entrinnen, immer wieder Möglichkeiten für komische Feuerwerke. Vieles davon ist aber auch tragikomisch! Sowohl Cauvin als auch Lambil setzen dabei auf intensive Recherche und bauen immer wieder reale Begebenheiten in ihre Stories ein.

Für die Deserteure hatte Cauvin allerdings extra ein Szenario geschaffen, das fast komplett in der Wüste spielt und nur eine begrenzte Personenzahl umfasst, um dem neuen Zeichner einen komfortablen Einstieg zu ermöglichen. Die Geschichten lagen auf Deutsch bisher nur als „Bud & Chester“ aus dem Bastei-Verlag in gewöhnungsbedürftiger Übersetzung oder auf das Taschenbuch ummontiert von Carlsen vor und werden nun erstmals angemessen präsentiert.

Detail Die Blauen Boys GA 3 page 81

Endlich!

Die Blauen Boys haben in Deutschland nie ganz den Stellenwert wie bei unseren westlichen Nachbar*innen erlangt. Das lag vielleicht auch an dem etwas missglückten Start. Da nun endlich die ersten Bände in optimaler Weise bei Salleck Publications erscheinen, können Fans das lange Vermisste nun nachholen. Die Serie ist ein Meilenstein unter den Westernserien und verknüpft Humor mit beißender Kritik.

Die Gesamtausgabe im Hardcover bringt die Serie in richtiger zeitlicher Reihenfolge und ergänzt die Alben um weiteres Material. So kommen in diesem Band zwei Kurzgeschichten zu ihrer ersten deutschen Publikation. Zusätzlich bietet Volker Hamann einen umfassend bebilderten Überblick über Serie und Schöpfer. Ein Tipp für den Weihnachtswunschzettel!

Detail Die Blauen Boys GA 3 page 3
Ausschnitt aus dem redaktionellen Teil

Dazu passen Rising Appalachia, etwa mit „Resilient“ und ein Cabernet Sauvignon aus Kalifornien!

© der Abbildungen DUPUIS 1974, 1975, by Cauvin & Lambil / 2022 Eckart Schott Verlag

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