Am Abend des 10. Juli wurden die Preisträgerinnen und Preisträger des Max und Moritz-Preises 2020 in Form eines Videostreams bekannt gegeben. Gleichzeitig eröffnete das Kulturamt der Stadt Erlangen damit den „Digitalen Comic-Salon“, eine neue Social-Media-Plattform für die deutschsprachige Comic-Szene. Trotz der coronabedingten Absage des 19. Internationalen Comic-Salons Erlangen, konnte so der Max und Moritz-Preis, die wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur und Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum, in diesem Jahr dennoch vergeben werden. Im Vorfeld der Preisverleihung war eine Liste mit 25 von Jury und Publikum nominierten Titeln bekannt gegeben worden.
Der Preis für den Besten deutschsprachigen Comic-Strip geht an „Busengewunder“ von Lisa Frühbeis (Carlsen/Der Tagesspiegel), als Bester deutschsprachiger Comic wird „Der Umfall“ von Mikaël Ross (avant-verlag) ausgezeichnet, der Beste internationale Comic ist „Am liebsten mag ich Monster“ von Emil Ferris (Übersetzung: Torsten Hempelt, Panini Comics). Mit besonderer Spannung wird traditionell die Wahl der/des Besten deutschsprachigen Comic-Künstlerin/-Künstlers (dotiert mit 7.500,– Euro) erwartet. In dieser Kategorie wird Anna Haifisch (aktuell: „Schappi“, Rotopol) ausgezeichnet.
Der Max und Moritz-Preis für den Besten Comic für Kinder geht in diesem Jahr an „Manno! Alles genau so in echt passiert“ von Anke Kuhl (Klett-Kinderbuch). Mit dem Spezialpreis der Jury wird David Basler für seine Verdienste als Verleger, Vernetzer und unermüdlicher Aktivist für die Sache der Comics geehrt. Außerdem wurde in diesem Jahr ein Max und Moritz-Publikumspreis ausgelobt, für den im Internet nominiert und abgestimmt werden konnte. Sieger in dieser Kategorie ist „Schweres Geknitter“ von @kriegundfreitag (Lappan).
Mit dem Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk wird – wie schon im Vorfeld der Preisverleihung bekannt gegeben – die herausragende Künstlerin und Professorin an der HAW Hamburg Anke Feuchtenberger geehrt. Das Beste deutschsprachige Comic-Debüt (dotiert mit 1.000 Euro) ist „Wie gut, dass wir darüber geredet haben“von Julia Bernhard (avant-verlag).
Der Jury für den Max und Moritz-Preis gehörten in diesem Jahr an: Christian Gasser (Autor, Dozent an der Hochschule Luzern – Design & Kunst), Andrea Heinze (Journalistin, Berlin), Andreas C. Knigge (Journalist und Publizist, Hamburg), Katinka Kornacker (Geschäftsführerin COMIX – Comicbuchhandlung Hannover), Isabel Kreitz (Comic-Zeichnerin, Hamburg), Christine Vogt (Leiterin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen) und Bodo Birk (Leiter des Internationalen Comic-Salons Erlangen).
(c) der Abbildungen Internationaler Comic-Salon Erlangen
De Meimoorden ist das Album des Jahres 2019 in den Niederlanden. Der Roman von Jacques Post war durch Eric Heuvel in Bilder umgesetzt worden und beschreibt die Ereignisse in Rotterdam kurz vor und zu Beginn der deutschen Besetzung sowie während der Untersuchungen nach Kriegsende. Die deutsche Übersetzung läuft gerade in ZACK.
Ihr sitzt wegen Corona zuhause und wisst nicht, was ihr tun
sollt? Das Comic! Jahrbuch 2020
bietet genügend Lesestoff auf 272 Seiten!
Kurz zum Hintergrund: Der Interessenverband
Comic, Cartoon, Illustration und Trickfilm e.V. ICOM existiert bereits
seit 1981 und bemüht sich darum, Zeichner*innen und Autor*innen ein Forum für
Meinungs- und Informationsaustausch zu bieten um dadurch ihre berufliche
Situation zu verbessern. Der ICOM ist anerkannter Berufsfachverband und bietet
für seine Mitglieder nicht nur Infos, sondern auch konkrete Beratung und Hilfestellung. Das
Jahrbuch ist also auch als Werbung zu verstehen für den Verband, vor allem aber
auch für seine Mitglieder und hat daher einen extrem niedrigen Verkaufspreis!
Die Becker/König/Crumb-Kontroverse
War das letzte Jahrbuch noch von der Diskussion um die Juryzusammensetzung für den 25. ICOM Independent Comic-Preis geprägt, bewegt dieses Jahr eine andere Auseinandersetzung die Gemüter: Franziska Becker, langjährige Karikaturistin und EMMA-Zeichnerin, wird vorgeworfen, Islamophob zu sein indem sie muslimische Frauen mit Kopftuch verunglimpfe, Ralf König soll auf seinem Wandbild für das Brüsseler Rainbow-Haus transphobe und rassistische Vorurteile transportiert haben und auf internationaler Bühne wird Robert Crumb gewaltverherrlichender Sexismus und Rassismus vorgeworfen. Ein großer Teil dieses Jahrbuchs versucht mit Artikeln und Interviews Sachlichkeit in der Diskussion zu ermöglichen und fragt, ob sich Bewertungsmaßstäbe ändern können oder müssen!
Den Hintergrund bildet immer wieder die Frage, was Satire
darf oder sogar muss, ob Grenzen des guten Geschmackes auch Grenzen der Moral
sind und wo Überspitzung zu Hate Speech wird. Ist es noch ein Stilmittel, wenn
große Lippen zur Kennzeichnung von People of Colour gezeichnet werden? Wie groß
ist der Unterschied zu einer Hakennase oder anderen antisemitischen Klischees? Wenn
ich religiösen Fanatismus kritisieren möchte, muss ich dann immer mindestens drei
Religionen gleichzeitig kritisieren oder kann ich mich in der Auswahl
beschränken? Und darf ich dann immer wieder die gleiche einschränkende Auswahl
treffen? Schwierige Fragen, die auf Stammtisch-Niveau nicht zu beantworten sind!
Der Ansatz, sachliche Informationen aus erster Hand durch Interviews und
verschiedenste Artikel zu bieten, ist dabei meiner Ansicht nach als sehr
positiv zu bezeichnen!
Das Jahrbuch bietet auf mehr als 50 (Din A-4) Seiten O-Töne
von Crumb und König sowie viel Hintergrundinfo und Zusammenfassungen der Kritik!
Die deutsche Comicszene
Was wäre das Jahrbuch des ICOM ohne eine ausführliche Beschreibung der Entwicklung des deutschen Marktes… Würdigungen des Münchner Comicfestes und der „Cons“ machen den Anfang der thematischen Artikel; Berichte über I. Astalos und seine Beiträge für das deutsche MAD und ein Bericht zum 50. Geburtstag der U-Comix folgen. Es geht aber auch um ein neues Magazin über SF-Comics und eine Internetplattform verschiedenster Künstler*innen namens Toonsup. Leider auch ein Thema sind Nachrufe.
Im Bereich Atelier werden fünf Kreative etwas ausführlicher
vorgestellt, viele andere dagegen mit einer Aktualisierung der Werkschau!
Unverzichtbar für alle, die einen Überblick über die deutsche Independentszene
gewinnen oder behalten wollen!
Niederlande, USA und andere Länder
Alles andere als provinziell zu sein war schon immer der Anspruch
des ICOM! Die Berichte über andere Länder sind aber dreifach anders als normal:
Neben Berichten aus Frankreich und den USA gibt es auch noch die Niederlande,
Italien und Japan; die Betrachtungen konzentrieren sich auf Entwicklungen der Independents
und sie sind ebenfalls nicht nur reich bebildert, sondern auch sehr persönlich verfasst!
Lesenswert sind sie alle, als Anlesetipp möchte ich die Geschichte der StripSchrift
nennen. Dazu kommt noch mein Favorit in dieser Rubrik: historische Vorbilder
für Comiczeichnungen. Vor allem die Ähnlichkeiten zu Märklin-Katalogen sind verblüffend!
Die Preisträger*innen
Eine vierköpfige Jury hat die Aufgabe übernommen, den ICOM Independent Comic-Preis 2019 für Eigenproduktionen zu bestimmen. Für 2020 sind weitere Veränderungen geplant. Wie immer sind im Jahrbuch die Preisträger*innen mit Begründung und Leseproben versammelt und schon das sollte ein Grund für das Kaufen und Lesen dieses Jahrbuches sein!
Als Bester Independent-Comic wurde im Juni 2019 „Don’t touch it!“ von Timo Grubing, erschienen bei Zwerchfell ausgezeichnet. Horror bleibt preiswürdig! Der Verlag konnte noch zwei weitere Preise abräumen, unter anderem für die beste Newcomerin Natalie Ostermaier, die sich in Kramer mit Religion und Hexenverfolgung auseinandersetzt. Alle Preisträger*innen gibt es hier.
Der Sonderpreis für Guido Weißhahn soll noch kurz Erwähnung finden: Guido baut seit Jahren an einem Archiv für in der DDR erschienene Comics oder besser Bildgeschichten und leistet einen großen Beitrag zur Aufarbeitung und Bewahrung dieses Teils der deutschen Comic-Geschichte!
Das Fazit
Auch wenn der Trickfilm dieses Jahr etwas kurz gekommen ist, bleibt das ICOM Comic!-Jahrbuch unverzichtbares Rüstzeug für alle, die auch jenseits des Mainstreams nach guten Comics suchen, über die Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben wollen und bereit sind, über das Gelesene vielleicht auch noch mal zu reflektieren! Diskussionen sind schmerzhaft und das Ändern liebgewonnener Gewohnheiten weder von vornherein richtig noch falsch. Die Diskussion darüber ist aber notwendig.
Dazu passen neben einem kühlen Kopf und Wasser für die
diskursiven Teile und ein Ipanema für die anderen sowie Musik von Blaggers ITA!
Die besten Comics des Jahres, Abschiede und alles Übrige
Und wieder ist ein Jahr vergangen, sind alte Bekannte von
uns gegangen und haben andere ein Comeback erlebt. Ein persönlicher Rückblick
mit meinen Favoriten und meinen Gedanken!
Zunächst ein Dank an alle Leser*innen für die Treue im Laufe
des Jahres. Die Zahl der Abrufe hat sich verdoppelt, insofern trifft die Seite
zumindest den Nerv von einigen. Vielen Dank auch an die Verlage, die die
Berichterstattung mit Leseexemplaren oder PDFs, Interviews oder Bildmaterial
unterstützen! Natürlich bespreche ich eher Titel, die mir gefallen oder
interessant klingen. Ich werde Kritik aber auf jeden Fall wie auch in der
Vergangenheit äußern und bleibe daher unabhängig.
Meine Wahl der besten Comics 2019
Reisende im Wind 8.1
Der Altmeister Bourgeon wollte es noch einmal wissen und hat seine Sage um die Freiheit um ein weiteres Kapitel ergänzt. Schauplatz ist das (nach-)revolutionäre Paris. Die Zeichnungen sind nicht mehr ganz so flüssig wie zu seinen Hochzeiten, die Charaktere aber immer noch gut getroffen und das Thema bleibt aktuell. Besonders lobend (und auch Begründung für den ersten Platz) ist die Veröffentlichungspolitik von Splitter: nicht nur die farbige Ausgabe fand den Weg in die Läden sondern auch eine vierteilige schwarz-weiße Magazinform, die neben den unkolorierten Seiten auch zusätzliche Informationen und Bildmaterial enthielt!
Batman – Catwoman – Das Hochzeitsalbum
Das Batmanuniversum hat in dem vergangenen Jahr viele Highlights erleben dürfen und ist somit erstmals seit Jahren wieder ein Ort für spannende Geschichten geworden. Neben dem kontroversen Joker-Film war dafür die Rückführung des Dunklen Ritters auf menschliche Tragödien ausschlaggebend. Das Black Label versammelt entsprechende Geschichten ohne Götter, Superkräfte oder Megaevents dafür aber mit den inneren Abgründen und persönlichen Albträumen! Die andere Seite war das romantische Intermezzo des Kapuzenträgers mit der Feline Fatale das kurz vor der Hochzeit dann doch ein Ende fand. Das Hochzeitsalbum fasst die wesentlichen Elemente in einer tollen Sonderausstattung zusammen.
Post/Heuvel – Meimoorden
Eric Heuvel ist ein bei uns in Deutschland viel zu unbekannter Vertreter der ligne claire und hat eine geniale Umsetzung eines Romans von Jacques Post abgeliefert. Rotterdam wird 1940 von den Deutschen besetzt. Während dieser aufregenden Tage werden auch alte Rechnungen beglichen und neue aufgemacht. Die deutsche Übersetzung erfolgt ab März im ZACK!
Conan der Cimmerier 5
Als Beispiel für das erstaunliche x-ste Leben des Barbaren sowohl in seiner Marvelinkarnation als vor allem aber in der europäischen Interpretation durch wechselnde Kreativteams soll dieser Band gelten! Es geht dabei nicht um Kämpfe muskelbepackter Helden, sondern um erstaunlich aktuelle Parallelen zu heutigen Ereignissen, innovativ umgesetzt und spannend präsentiert!
Pietersma/Wijtsma – Jelmer
Und noch ein Titel von unseren westlichen Nachbarn hat es in die Bestenliste geschafft: Jelmer nimmt an einem Kreuzzug teil und stellt sich zwangsläufig den Fragen ob Glaube und Gottesfürchtigkeit in einer Verbindung zu diesem Unterfangen steht!
Graphic Novels des Jahres
Ich habe ein wenig mit mir gerungen, ob ich Comics von Graphic
Novels separieren sollte. Im Endeffekt glaube ich aber, dass es thematisch und
stilistisch Sinn macht. Nicht, dass Comics keine Inhalte transportieren könnten
(siehe etwa Jelmer oder Reisende im Wind) aber der Fokus ist einerseits
Unterhaltung und andererseits irgendetwas anderes.
Le Hénanff – Wannsee
DIE Veröffentlichung des Jahres ist sicherlich die Umsetzung der Konferenz von Wannsee in eine graphische Erzählung. Unsagbaren Schrecken, unsagbare Grausamkeit und unzweifelhafte Effizienz in Worte und Bilder zu fassen ist schwierig und sicher auch nicht widerspruchslos. Hier gelingt es aber eindrucksvoll!
Schwarwel – Gevatter
Auch das Thema „Tod“ ist ein wenig sperrig und bietet sich nicht unbedingt als Massenkompatibel an. Schwarwel versucht trotzdem, sich damit auseinanderzusetzen, Unsagbares in das Gespräch zu holen, Ängste zu thematisieren und Alternativen aufzuzeigen!
Mikolajczak/Möller – die spinne
Wie schwierig die Abgrenzung zwischen Comic und Graphic Novel ist, beweist dieser Titel: die spinne ist ein Thriller, ein Film noir, eine Abrechnung mit provinziellem Rassismus, eine Beschreibung unterdrückter Sexualität und zudem noch spannend! Zurecht ein toller Erfolg für die vorher nicht so wirklich bekannten Künstler!
Christin/Aymond – Ost-West
Die Biographie eines Szenaristen kann natürlich nichts anderes sein als ein Szenario. Dieser Band beschreibt das Leben eines der besten „Texter“ und wird von einem langjährigen Gefährten umgesetzt. Natürlich hilft es, ein spannendes Leben gehabt zu haben und ein Publikum, das wissen möchte, wie bestimmte Ideen zustande gekommen sind… Lesenswert!
Comeback des Jahres
Der All Verlag hat zwei klassischen ZACK-Helden eine mustergültige Gesamtausgabe in einzelnen Hardcover spendiert: Luc Orient und Bruno Brazil sind also wieder da, letzterer sogar auch mit neuen Abenteuern. Die Gesamtausgabenwelle ist zwar im Verebben, es erscheinen aber immer noch Schätze die es Sammler*innen erlauben, Jugendträume erneut (und qualitativ auf einem vieeel höheren Niveau) zu durchleben.
Magazine
ZACK
Platz eins geht in diesem Jahr an DAS deutsche Comic-Magazin. Das ZACK hat gerade sein zwanzig-jähriges Jubiläum gefeiert und bietet immer noch eine spannende Mischung aus runderneuerten alten Helden (wie Michel Vaillant, Rick Master oder Bob Morane), neuen Serien wie die Bank, Rhonda oder Harmony oder Experimenten wie Giant! Unbedingt empfehlenswert!
Reddition
Platz zwei geht an die Reddition die mittlerweile siebzigmal ein Heft einem oder höchstens zwei Themen gewidmet hat und so für vertiefte Information sorgt. Immer lesbar, immer gut und sinnvoll illustriert und immer spannend!
Strip Glossy
Quasi in der Mitte steht die Strip Glossy: einerseits randvoll mit Comics, andererseits voll mit Informationen, Interviews und Bewertungen! Die Strip Glossy ist unverzichtbar für alle, die im Bereich niederländischer Comics und Künstler*innen auf dem Laufenden bleiben wollen!
Sekundärliteratur
Der Zweite Weltkrieg im Comic
Der Titel des Jahres ist der Katalog zu der Ausstellung im Dortmunder schauraum: comic + cartoon „Nimm das, Adolf!“. Alexander Braun seziert die Comics aus dem amerikanischen Raum und ihrer Darstellung des Krieges vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die noch heute wirksamen Auswirkungen in Deutschland, den Konflikt in Belgien zwischen dem sich anpassenden Hergé und dem auf Konfrontation und Widerstand setzenden Spirou und wirft einen Blick auf die 68er-Rezeption! Nur erhältlich im Schauraum!
Hugo Pratt – Warten auf Corto
Platz 2 geht an die autobiographischen Gesprächsnotizen von Hugo Pratt die erstmals auf Deutsch erschienen sind! Wer auch immer Fragen zu diesem Thema hat, hier sind Informationen zu finden!
CAMP 3
Platz 3 geht ebenfalls an die Edition Alfons: Das Magazin CAMP widmet sich der Trivialkultur, ist eher ein Buch im Din-A4-Format und springt von Taschenbuchcovern über die Frage des Anteils von Bob Finger an der Figur Batman zu der Form von Weltraumraketen. Genau diese Mischung verspricht kurzweilige Aufnahme nutzlosen Wissens und damit genau das, was wir alle so lieben, oder?
Verabschieden mussten wir uns neben anderen von Tome, d. i. Phillipe Vandevelde. Der sympathische Szenarist verstarb am 5.
Oktober. Er war im Hause Dupuis für viele Serien verantwortlich, am
bekanntesten bei uns wohl mit Der Kleine
Spirou und Soda – R.I.P.
Noch eine Bemerkung in eigener Sache: Der Klassiker des
Monats nimmt mehr Zeit in Anspruch als ich aktuell habe! Ich möchte aber nicht
ganz damit aufhören und ändere den Titel deswegen in Klassiker des Quartals.
Viermal wird es also auch in 2020 die Vorstellung eines Titels geben, der neben
dem Fokus auf die Neuerscheinungen eines Hinweises würdig erscheint! Schreibt
mir eure Wünsche so vorhanden!
Zum Schluss wünsche ich Euch ein tolles, erfolgreiches neues Jahr!
Auch 2019 gibt es wieder eine Übersicht mit ausgewählten Comicawards aus diesem Jahr. Natürlich gibt es noch viel mehr. Wenn ihr einen bestimmten Preis in dieser Übersicht vermissen solltet, nutzt doch bitte die Kommentarfunktion.
2018 ist gerade vergangen, Zeit also um einen kleinen und
sehr persönlichen Rückblick zu wagen:
Relaunch
Comix-online ist mittlerweile 18 Jahre alt, es war also Zeit
für ein weiteres Face-lifting. Im Juli habe ich die schon oft erwähnte
Neufassung der Datenschutzbestimmungen zum Anlass genommen, die Seite komplett
neu aufzusetzen, Design, Kategorien und Inhalte zu überarbeiten und endlich –
wie schon lange geplant – auch den niederländisch-sprachigen Bereich mit dazu zu
nehmen. Ich hoffe, dass ihr mit der Entwicklung zufrieden seid. Ebenfalls im Juli
habe ich einen Facebook-Auftritt als @comixonline gestartet. Wenn ich mir die
Leser*innen, die sich zu erkennen geben, anschaue, glaube ich nicht, dass ein
Instagram-Account Sinn machen würde. Falls doch, postet den Wunsch bitte als Kommentar.
Es gibt im Übrigen von dieser Web-Seite keine Verbindung zu Facebook, es wird
also niemand getrackt.
Neu sind auch die Rubriken mit dem „Klassiker des Monats“ und die Interviews.
Top 5 aus 2018
Da momentan jede*r seine/ihre top-Liste postet, möchte auch
ich nicht zurückstehen. Die Auswahl ist rein subjektiv und folgt keinen Algorithmen!
Die Besprechung wurde am letzten Tag des Jahres online
gestellt, hat es also gerade noch geschafft. Die Gesamtausgabe der klassischen Science
Fiction- und Fantasy-Stories des viel zu früh gestorbenen Ausnahmekünstlers aus
den 50-er Jahren im All-Verlag steht gleichzeitig als Vertreter für viele
lesenswerte Gesamtausgaben in diesem Jahr!
Die Reihe der Interpretationen der klassischen Serie durch wechselnde Künstler*innen läuft bereits seit einigen Jahren und hat bereits viele Höhepunkte hervorgebracht. Dieser Band, der auf Deutsch erst für das kommende Jahr angekündigt ist, erzählt eine mögliche Vorgeschichte zu dem allerersten Auftritt!
Zum 90. Geburtstag der wohl berühmtesten Maus der Welt hat
der Taschen-Verlag eine 6,5 Kilo starke Zusammenstellung aller Filmauftritte
und sich daraus entwickelnder Merchandise und Comic-Produkte auf den Markt
gebracht. Für mich das Sekundärwerk des Jahres!
Und noch ein Spirou-Titel unter den ersten 5! Die Interpretation
von Flix ist nicht nur besonders weil sie von einem Deutschen kommt. Sie ist
auch inhaltlich super gelungen und spielt zu Endzeiten der DDR, enthält
politische Anspielungen und bietet trotzdem Erwachsenen und Kindern ein
Lesevergnügen. Zudem dürften alle Fans von Franquin das heitere
Zitate-finden-Spiel genießen.
Auf Platz 1 und damit mein Favorit des letzten Jahres ein Titel, der auf Deutsch noch nicht einmal angedacht, geschweige denn angekündigt oder erschienen wäre: Der Abschlussband der Kronieken van Amoras erzählt die Geschichte von Krimson, einem sehr undurchsichtigen Charakter aus der Welt von Willy Vandersteen’s Suske en Wiske in einer modernen Neuinterpretation. Legendre und Cambré haben es geschafft, den etwas angestaubten Figuren ein neues Leben einzuhauchen und sie zu Helden in einer Endzeitwelt zu machen! Absolut lesenswert!
R.I.P.
Viele bekannte und weniger bekannte Comickünstler*innen
haben uns dieses Jahr verlassen. Einige davon sollen hier noch einmal erwähnt
werden:
F’murr am 10. April, William Vance am 14.Mai, Frank Giroud am 13. Juli und Edouard Aidans
am 6. September aus dem europäischen Raum sowie
Steve Ditko im Juni, Norm Breyfogle am 24. September und
Stan Lee am 12. November aus dem amerikanischen Umfeld.
Sie alle werden uns fehlen.
Dank
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei euch, den
Leser*innen dieser Seite! Ich hoffe auf ein weiteres, gemeinsames Jahr,
Reaktionen, Vorschläge (und ja, auch Hinweise auf TippfehlerJ).
Ebenfalls ein Dank an einige Verlage, die die Arbeit durch
die Zusendung von Rezensionsexemplaren oder aber wenigstens Lese-PDF unterstützen,
Verlosungsmaterial bereitstellen oder Interviews vermitteln!
Schon zum 19-ten Mal bringt der ICOM sein Jahrbuch heraus
und es ist wieder vollgepackt mit Artikeln über die deutsche Independent-Szene!
Der Interessenverband
Comic, Cartoon, Illustration und Trickfilm e.V. ICOM existiert bereits seit
1981 und bemüht sich darum, Zeichner*innen und Autor*innen ein Forum für
Meinungs- und Informationsaustausch zu bieten um dadurch ihre berufliche Situation
zu verbessern. Der ICOM ist anerkannter Berufsfachverband und bietet für seine
Mitglieder nicht nur Infos sondern auch konkrete Beratung und Hilfestellung.
Ein Baustein dabei ist das Jahrbuch, das gleichzeitig auch als Werbung nach
Außen dient und die sonst eher nicht im Rampenlicht stehende Independent-Szene präsentiert.
Das diesjährige Jahrbuch hat einen ungeplanten Schwerpunkt da es insbesondere in Erlangen auf dem Salon eine Kontroverse um die Besetzungder Jury für den 25. ICOM Independent Comic-Preis gab. Ein Jurymitglied bemängelte die Zusammensetzung als nicht divers genug und bezog sich explizit auf das Verhältnis von Männern und Frauen. In der Auseinandersetzung mit demVorwurf beschäftigen sich einige Artikel mit diesem Vorwurf aus persönlicher aber auch allgemeiner Sichtweise: Beschränkt sich der Vorwurf auf das Verhältnis Mann/Frau oder greift das zu kurz da auch sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Alter, Religion und weitere Kriterien zu berücksichtigen sein. Zudem scheint auch die Möglichkeit genügend Zeit investieren zu können ein nicht zuunterschätzender Faktor zu sein. Möge sich jede*r selbst eine Meinung dazubilden. Meiner Meinung nach ist diese Diskussion wichtig, sollte aber sachlich geführt werden…
Einen weiteren Schwerpunkt bieten die diesjährigen
Preisträger*innen, dient diese Publikation doch auch dazu, die Gewinner*innen
der Öffentlichkeit vorzustellen und ihre Fähigkeiten herauszustellen. Natürlich
gibt es eine Übersicht der Nominierten und die jeweiligen Gewinner*innen der
Sparten „Bester Independent-Comic“, „Bester Kurzcomic“, „Herausragendes
Szenario“, „Herausragendes Artwork“, 2 Sonderpreise und beste*r Newcomer*in. Es werden aber auch Interviews mit den
Preisträger*innen unterstützt durch eine Vielzahl von Beispielen der jeweiligen
Arbeiten und Aus- und Einblicke in die jeweiligen Portfolios gegeben. Alle
Beiträge stehen unter der Leitlinie, dass es hier nicht um Stars geht sondern
um Aktive, die keinesfalls im Scheinwerferlicht der Medien oder des Feuilletons
stehen. Nebenbei kommt aber auch immer wieder ein wenig Stolz zum Vorschein
wenn es darum geht, dass der eine oder die andere in einer Independent-Veröffentlichung
ihre ersten Schritte gemacht haben und sich dann zum erfolgreichen Mainstream
„hoch-“ oder besser weiterentwickelt haben. In allen Beiträgen geht es aber
auch darum, ob und wie sich die jeweiligen zu dem Konflikt verhalten haben und warum.
Auch der Artikel über die holländische Szene hat ein
politisches Thema als Ausgangspunkt: Ist der Umgang mit de zwarte Piet, dem Sidekick für den holländischen Santa, noch
zeitgemäß oder rassistisch konnotiert?
Dieser Teil ist sicherlich in der aktuellen Sekundärliteratur in Deutschland einzigartig. Nirgendwo sonst wird das Thema„Comic“ mit dieser politischen Herangehensweise gesehen. Immer wieder spielen Rassismus (beim Thema Flüchtlinge/Migration oder auch Sklaverei), Sexismus (ja,auch ohne #metoo ein Thema!) oder Kapitalismus eine Rolle, nirgendwo aber miteiner solchen Schärfe und Diskussionstiefe, die an die 80er Jahre erinnert.
Daneben (und eigentlich wohl im Vordergrund geplant) gibt es
eine Reihe von Artikeln über die aktuelle Independent-Szene aus verschiedenen
Blickwinkeln: Welche Arbeitsmittel werden benutzt?, Wo kommen die Ideen her?,
Sind Web-Comic-Erfolge auf Print-Ausgaben übertragbar?, Wieviel Arbeitszeit mit
anderen Dingen brauche ich, um mir Arbeitszeit mit Comics leisten zu können?
Nicht nur für Szenebeteiligte aufschlussreich und unbedingt lesenswert! Oft
erwähnt und mittlerweile für alle bekannt ist, dass man in Deutschland nur sehr
schwer vom Comic-Zeichnen leben kann. Was das aber konkret bedeutet lässt sich
hier wieder einmal anschaulich in konkreten Beispielen erfahren.
Spannend finde ich das Interview mit Eckart Sackmann über Die Deutsche Comicforschung daseinerseits die Verdienste der letzten Jahre würdigt, andererseits aber auch die Probleme (der heutigen Zeit?)mit tiefgründiger Recherche und Analyse beschreibt. Wie viele Autor*innenwollen noch so tief einsteigen und sich wissenschaftlich mit einem Themabeschäftigen wenn es doch auch mit wenigen Zeichen möglich ist? Nebenbei äußerter sich auch über die Zukunft seines Verlages der im Auslaufen begriffen ist.Weitere Artikel des Bereiches „Verlage und Literatur“ beschäftigen sich mit demThema der Definition „Comic“, italienischer Comic-Kunst oder dem Jubiläum des Zwerchfell-Verlages.
Hilfreich ist sicherlich die Ankündigung der Neuauflage des ICOM-Ratgebers „Honorare, Verträge, Urheberrecht“ von Christof Ruoss, Frank Pfeiffer und RA Martin Boden, die schon in ihrer Kurzform nützliche Informationen liefert. Gerade für„nebenbei“ Tätige oder Neulinge ist das einer der Fallstricke, der sehr teuer werden kann. Dazu gibt es Einblicke in verschiedene Geschäftsmodelle, Versicherungen und Berufsverbände! (ISBN 978-3-88834-924-9; 208 Seiten; 20,-€)
Mit diesen Preis überhaupt keine Frage: Auch wenn Teile des
Inhalts sicherlich nicht für jede*n von Interesse sind, bietet das Jahrbuch für
alle, die mehr wollen als bunte Bilder zu konsumieren, genügend Lesestoff,
Einblicke mit vielfältigen schwarzweißen oder farbigen Illustrationen in die
aktuelle Szene und Hilfestellungen und sollte daher in keinem Bücherschrank
fehlen.
Dazu passt No Respect – Excuse my smile am besten! Unterstützung
bietet ein Rotwein (und wem hierzu ein alter Spontispruch einfällt sei
gegrüßt!), gerne auch vegan. Für die Infoteile und die Interviews wäre auch ein
starker fairgehandelter Kaffee nicht zu verachten.
Wer hat noch mal welchen Preis gewonnen? Manchmal ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Als Service für euch daher nach Jahren gegliedert hier eine – ständig aktualisierte – Übersicht der wichtigsten Comic-Preise. Wenn ihr der Meinung seid, dass ein Preis fehlt, ergänzt ihn bitte über die Kommentarfunktion.
45° Festival International De La Bande Dessinée Angoulême