Ayroles/ Guérineau – Der Schatten der Aufklärung 1

Der Feind des Menschengeschlechts

Story: Alain Ayroles
Zeichnungen: 
Richard Guérineau

Originaltitel: L’Ombre des Lumières, Volume 1

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 72 Seiten | Farbe | 19,80 € | 
ISBN: 978-3-98721-361-8

Cover Schatten der Aufklärung 1

Die Welt der Literatur und ihrer verschiedenen Gattungen ist genauso vielfältig wie die der Comic-Szenarien. Der Comic hat jedoch je nach Blickwinkel den Nach- oder Vorteil, dass die Leser*innen nicht nur den Text lesen können, sondern ebenfalls Bilder präsentiert bekommen. Selbst ein Roman, der im Wesentlichen aus Briefen besteht, kann dadurch eine sehr handlungsreiche grafische Erzählung abgeben.

Die Taten eines Tunichguts

Kostümschinken, die die höfische Gesellschaft und ihre wenig herausgehobenen Alltäglichkeiten präsentieren, sind spätestens seit Bridgerton wieder in Mode. Diese Geschichte beginnt in Frankreich. In einem Sekretär wird in einem Geheimfach die Korrespondenz eines Chevalliers entdeckt. Sie umspannt fast das gesamte 18. Jahrhundert (und bietet somit Raum genug für drei Bände). Sie entlarvt den Mann als einen Schurken.

Schatten der Aufklärung 1 page 10

Alain Ayroles nimmt die Rolle eines Zeitzeugen ein, der mit der Veröffentlichung der Schandtaten den Triumph der Tugend über das Laster herbeiführen will. Tatsächlich geht es aber (natürlich) darum, die gespannt auf weitere Enthüllungen wartende Schar zu erfreuen und keine Details auszusparen. Dieser inhärente Zynismus entspricht natürlich auch dem tatsächlichen, heutigen Kalkül denn eine Moralpredigt würde auch heute niemand kaufen wollen.

Der Chevallier wird als garstiger Mensch eingeführt, der es auf die Unschuld junger Frauen abgesehen hat und schriftlich unverschämte Avancen macht. Natürlich versucht die so umworbene diesem aufdringlichen Verhalten zu entgehen und findet Unterstützung durch einen jungen Mann, der zu Besuch bei Verwandten ist. Eingewoben in diese Geschichte passieren Ungeheuerlichkeiten. Der zweite Teil des Bandes handelt davon, die Gunst von Höhergestellten zu erlangen. Dafür ist kein Trick zu schäbig …

Schatten der Aufklärung 1 page 11

Kostüme, Perücken und die eine oder andere Action

Zunächst einmal sind Werke über diese Zeit sehr arbeitsintensiv. Sind für die Jetztzeit nur T-Shirt und relativ einfache Beinbekleidungen von Nöten, sind für das 18. Jahrhundert Spitzen, Rüschen, Litzen, Schnallen und ähnlicher Dinge mehr hinzuzufügen. Und auch die Inneneinrichtungen waren keineswegs funktional. All diese Kleinigkeiten bringt Richard Guérineau in seinen Panel unter. Selbst die Massenszenen wirken „richtig“.

Viel Mühe gibt er sich mit den Emotionen seiner Figuren. Sowohl (Schaden-)Freude als auch Ärger finden ihren Ausdruck und die Ekstase ist ebenfalls glaubhaft dargestellt. Fans dieser Art von Geschichten können unbedenklich zuschlagen und bekommen Realismus, Romantik und Aufregung. Nur ganz selten einmal gleiten die Gesichter in eine Art maskenhafter Stille über.

Schatten der Aufklärung 1 page 18

O tempora, O mores

Niemand kann ernsthaft behaupten, dass „früher“ alles besser gewesen wäre. Es gibt und gab Menschen, die sich nicht darum scheren, was ihre Handlungen anrichten. Und es wird immer solche geben, die aus Langweile oder Boshaftigkeit Opfer solcher Taten zusätzlich noch verhöhnen, anstatt ihnen zu helfen. Natürlich sind genau solche Geschichten diejenigen, die sich lohnen erzählt zu werden.

Detail Schatten der Aufklärung 1 page 13

Fans dieser Spielart, sei es im Comic oder beim Streamen, werden sich hier gut aufgehoben fühlen: große Gefühle, schönes Ambiente und ein Widerspruch zwischen Schein und Sein. Kurzum: gut erzähltes Vergnügen. Die Aufmachung des Bandes mit der Glanzlackapplikation passt perfekt zum Inhalt!

Dazu passen Marianne Faithfull mit „As Tears go by“ und ein Glas Champagner!

© der Abbildungen Éditions Delcourt – 2023, by Alain Ayroles and Richard Guèrineau | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2024

Wasterlain – Monika Morell Integral 1

Die Abenteuer von Monika Morell – Fotoreporterin – 1982 – 1987

Story: Marc Wasterlain
Zeichnungen: 
Marc Wasterlain
Originaltitel:
Jeannette Pointu

Kult Comics

Hardcover | 240 Seiten | Farbe | 39,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-322-6

Cover Monika Morell Integral 1

In den 80-er Jahren änderte sich die Comic-Welt ein weiteres Mal. Comics begannen sich auch im etablierten Spirou-Magazin an ältere Leser*innen zu richten ohne dabei allerdings dem Muster der „Comics für Erwachsene“ zu folgen. Politische Themen hielten Einzug, es durfte gestorben werden und ja, es durfte tatsächlich auch Heldinnen außerhalb von Fantasy and Science-Fiction geben!

Eine starke Frau

Monika Morell ist eine Fotoreporterin, die sich weder vor Reisen in Kriegs- und Krisengebiete scheut noch davor zurückschreckt, Ikonen kritisch zu hinterfragen. Nicht immer wird ihr das wirklich gedankt, und doch sind ihre Fotos immer wieder auf der ersten Seite zu sehen. Wasterlain schafft es, aktuelle Themen der Zeit aufzunehmen und lässt seine Heldin in Ostasien, Lateinamerika und der afrikanischen Wüste agieren. Dort hat sie nicht nur mit lokalen Mächten und Unruhestiftern zu tun, oft genug muss sie sich auch gegen männliches Machtgehabe und Sexismus durchsetzen.

Monika Morell Integral 1 page 7

Die Geschichte beginnt auf dem Schlachtfeld und die Heldin bekommt von einem Sterbenden ein Amulett geschenkt. Der grüne Drache wird im Laufe des Abenteuers noch eine große Rolle spielen, ist er doch das Symbol eines weltumspannenden Geheimbundes. Es ist unschwer zu erkennen, dass die gezeigte Gegend Kambodscha repräsentiert. Weiter geht es in den Anden: Der Sohn des Inka ist auf der einen Seite eine Geschichte über die Ausbeutung und Aneignung der indigenen Geschichte, andererseits ein Paradebeispiel über brutale Diktaturen dieser Gegend.

Paris-Dakar fügt der Weltpolitik, die erneut in Form der Vernichtung der Ökologie in sogenannten Dritt-Welt-Ländern eine Rolle spielt, eine sexistische Komponente hinzu. Monikas Kollege, der sein wahres Ich bereits im vorherigen Band zeigen durfte, geht in die Offensive. Und dann folgt noch ein Band, der unter anderem in Tibet spielt und den Yeti bzw. Yeren zum Thema hat. Und wieder kommt die sogenannte zivilisierte Welt nicht wirklich gut weg.

Monika Morell Integral 1 page 8

Eine Reporterin aus Belgien, aber ohne Hund

Man merkt Wasterlain an, dass er großen Respekt vor einem anderen Reporter hat. Immer wieder tauchen Motive auf, die Bilder von Herge in einen anderen Zusammenhang setzen. Teilweise werden dadurch Assoziationen geweckt, die die Geschichte unterstützen, teilweise sind es aber auch gegensätzliche, „moderne“ Auslegungen, die der Zeichner im Sinn hat.

Die Seiten sind zeitgemäß streng in vier Streifen gegliedert. Zwar gibt es nur wenige Überschneidungen, die Panel sind aber keineswegs gleichförmig oder langweilig. Wasterlain wechselt die Perspektive, fügt viele detaillierte Hintergründe hinzu und schafft eine Mischung aus Realismus und Knollennase.

Detail Monika Morell Integral 1 page 13

Gelungene Mischung aus Comics und Information

Im Gegensatz zu anderen Integralen mit sehr langen einführenden Vorworten ist dieser Teil hier eher kurzgehalten, allerdings mit ausreichender Information versehen. Jede einzelne Geschichte wird dagegen vorgestellt, auf historische Hintergründe hin beleuchtet und mit zusätzlichen Illustrationen angereichert. Gut gemacht! Der Band enthält auch Zeichnungen, die extra für die neue französische Gesamtausgabe angefertigt worden waren. Obwohl Wasterlain in allen einzelnen Teilen politische Themen aufgreift und Missstände offenlegt, ist Monika Morell keineswegs als Agitation zu beschreiben. Es ist eine sehr humanistische Grundhaltung, die Gegensätze dazu beschreibt. Schlüsse muss jede*r selber daraus ziehen!

ExLibris Monika Morell Integral 1 VZA

Die insgesamt 20 Alben werden zusammen mit den zusätzlich erschienenen Kurzgeschichten in insgesamt 5 Integral-Bänden erscheinen. Wie immer bei Kult gibt es auch eine auf 99 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe der ein ExLibris beiliegt. Für alle, die ihre Lieblingsserie nicht nur im Regal stehen haben, sondern auch einen schönen Druck an die Wand hängen wollen.

Dazu passen The Selecter mit „Celebrate the Bullet“, und ein Leffe Bruin.

© der Abbildungen 2024 Editions du Tiroir & Marc Wasterlain / 2024 Comic Combo, Leipzig

Vernes/Forton – ZACK Spezial 11: Bob Morane

Das Schwert des Paladins

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Gérald Forton
Originaltitel: 
L’épée du Paladin (Femmes d´Aujourd´hui 1017 – 1043 ; 1967/68)

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe| 18,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 11

Ein weiteres Kleinod frankobelgischer Klassiker wartet auf seine Leser*innen. Diese Ausgabe enthält die ungekürzte 56-seitige Fassung, die später für das Album zusammengestrichen wurde. Wer also das Leben eines Album-Redakteurs besser verstehen möchte, kann diese Ausgabe mit der Albumfassung, die in der Reihe Bob Morane Classic noch erscheinen wird, vergleichen.

Ein Zeitreiseabenteuer

Manche Purist*innen hätten gerne alles fein säuberlich voneinander getrennt: hier ist die Agentenstory, hier der Science-Fiction-Plot und hier sind die Abenteuergeschichten. Bob Morane, eine seit langer Zeit laufende Serie, vermixt die Zutaten und erfindet sich daher in gewisser Weise immer wieder neu. Natürlich werden bereits verwendete Komponenten auch gerne neu verknüpft, ansonsten kann man nicht mehr als 100 lange Handlungsstränge erfinden, sie sind aber immer wieder ganz anders.

Der aktuelle Band lässt Bob Morane und seinen Sidekick Bill Ballantime in der Zeit zurückreisen. Eigentlich geht es nur um den Beweis der Wirksamkeit der Maschine, einmal vor Ort können sich die beiden Helden aber nicht zurückhalten und mischen sich auf der Seite der ungerechterweise bedrohten Burgherrin ein. Um die Vorwürfe zu entkräften wäre ein Beweis wie das Schwert des Paladins äußert hilfreich.

Die wahre Spannung und Güte einer Geschichte zeigt sich häufig erst in dem „Drumherum“. Die Leser*innen erfahren sehr schnell, dass es noch einen weiteren Gast an Bord der Maschine gibt. Dieser versucht, dieselbe im Auftrag einer feindlichen Nation zu kidnappen. Fernes spielt hier sehr geschickt mit den verschiedenen Handelnden, die alle nur ein beschränktes Überblickswissen haben.

Details ZACK Spezial 11

Qualitativ hervorragendes Faksimile

Heutzutage sind wir es natürlich gewöhnt, Comics durchgehend in Farbe zu genießen. Früher war es durchaus üblich, nur jede zweite Seite zu kolorieren und den Rest im schwarz-weißen Original zu belassen. Diese Ausgabe ist nicht nur ungekürzt, sie bildet auch die damalige Originalpräsentation in der französischsprachigen Frauenzeitschrift ab. Für Fans von Forton ein Glücksgriff, kann man doch dadurch genau erkennen, welche Anteile vom Zeichner und welche von der Kolorierung kommen.

Forton ist ein Meister der Schraffuren und schafft eine Stimmung, die perfekt zu dieser historischen Science-Fiction passt. Ambiente, Dekors und Kleidung sind „alt“, die Gedanken (und natürlich auch das Fahrzeug, in dem die Zeitreisenden sich bewegen) sind „neu“.

Klassiker

Die ZACK-Spezial Alben schaffen eine perfekte Mischung aus hoher Qualität und Spannung einerseits, Nostalgie andererseits. Man sieht den Geschichten an, dass sie nicht aktuell sind. Technik und Wortschatz passen nicht in den heutigen Alltag und Netflix und Co würden viel mehr Pyrotechnik einsetzen. Nichtsdestotrotz sind die Geschichten nicht veraltet! Natürlich erfordert die kleine Auflage Kompromisse: Der Zwischenhandel samt seinen Gewinnmargen und Kostendeckungsbeiträgen bleibt außen vor und Einmalkosten können nur auf wenige Exemplare verteilt werden.

Es könnte daher sein, dass die Limitierung nicht unbedingt einen Wertsteigerungseffekt zeitigen wird. Trotzdem ist die Serie für Fans eine echte Empfehlung und wird scheinbar auch angenommen. Die ersten Bände sind jedenfalls alle vergriffen. Ein echtes Plus sind im Übrigen auch die zwei Interviews mit Henri Vernes und Gérald Forton über die Entstehung und die Hintergründe!

Dazu passen Blondie mit „Fade away and radiate“ und ein französischer Landwein!

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc./Forton – Ed. Hibou| 2024 Blattgold GmbH

Vehlmann/Gazzotti – Allein 14

Die Beschützer

Story: Fabien Vehlmann
Zeichnungen: 
Bruno Gazzotti

Originaltitel: SEULS -Les Protecteurs

Piredda Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 17,00 € 
ISBN: 
978-3-949968-03-7

Cover allein 14

Viele Serien schaffen es über die Jahre, die Figuren episodisch weiterzuentwickeln und teilweise sogar, ihre Held*innen reifen zu lassen. Wieder andere existieren seit mehreren Jahrzehnten mit unterschiedlichen verantwortlichen Kreativen, haben aber doch immer noch die gleichaltrigen Protagonist*innen wie ganz am Anfang. Allein ist da eine Ausnahme: Obwohl mit Band 14 bereits der vierte Zyklus startet, wird doch eine fortlaufende Geschichte erzählt!

Krieg in der Zwischenwelt

Dankenswerter Weise startet der Band mit einer kurzen Übersicht über die vorausgegangenen Zyklen und die Hauptpersonen. Für das volle Verständnis sollte man alle Bände genossen haben, die Zusammenfassung reicht aber aus, um hier einzusteigen. Die fünf Gefährt*innen sind wieder zusammen, sie wollen herausfinden, was mit ihnen passiert ist. Als sie erfahren, dass gerade weitere verstorbene Kinder in der Zwischenwelt angekommen sind, machen sie sich zu dem entsprechenden Ort auf. Sie hoffen, dass die Kinder wie üblich ihre Umgebung „mitgebracht“ haben und so in Zeitungen etwas über ihr Verschwinden stehen könnte.

allein 14 page 7

Kaum auf dem Weg müssen sie jedoch feststellen, dass Saul, der wahrscheinliche Auserwählte der „Guten“ ihnen Krieger und ein Exemplar der Beschützer auf den Hals gehetzt hat. Während sich Dodji und seine Freund*innen darum bemühen, einen Frieden zu erreichen, wird Saul von einem Vernichtungswillen getrieben.

Fabien Vehlmann hat mit dieser Mystery-Serie eine der besten aktuellen Comic-Reihen überhaupt geschrieben. Sie vereint Spannung, unerwartete Wendungen, versteckte Hinweise auf spätere Bände und wissenschaftliche Theorien über Zeit und Dimensionen mit einem ungewöhnlichen Setting da nur Kinder als Agierende auftreten. Obwohl die Serie alles andere als gewaltfrei ist, werden doch bestimmte Folgen dadurch abgemildert, dass die in der Zwischenwelt getöteten (und eigentlich bereits toten) Kinder meistens wiederkommen.

Fröhliche Zeichnungen

Bruno Gazzotti ist einer der Vertreter*innen der neuen Marcinelle-Schule. Sie haben einerseits das runde, fröhliche des in Spirou beheimateten Zeichenstils übernommen, integrieren aber durchaus Gewalt, Krieg oder andere Schlechtigkeiten. Dadurch wird der Kontrast zwischen den agierenden Kindern und den Aktionen noch einmal verstärkt. Niemand erwartet, dass ein Kind verunstaltet ist. Noch viel weniger allerdings mit einem Schnellfeuergewehr in der Hand …

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Wie auch bei Soda gibt es an den Zeichnungen nichts auszusetzen: Körperhaltungen und -proportionen stimmen, weibliche und männliche Rollen sind gleichwertig und vernünftig gekleidet. Emotionen sind teilweise etwas überzeichnet, das gehört allerdings zum Semi-Funny immanent dazu. Die Seitenkomposition basiert zwar auf Streifen. Diese sind allerdings sehr flexibel und lassen keine Langweiligkeit aufkommen.

Wieder etwas mehr als nur der Comic

Ich hatte bereits die einführenden Seiten mit dem Rückblick erwähnt! Auch nach hinten heraus bietet der Band noch etwas mehr, nämlich eine Art Beziehungsbaum der 15 Familien, inklusiv der bisher noch unbekannten Formen. Es bleiben noch genügend Felder offen die Stoff für weitere Bände geben. Zudem gibt es noch eine Erklärung über die Zwischenwelt, die das bisher bekannte zusammenfasst.

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Während die Bände bei unseren nordwestlichen Nachbar*innen als Softcover erscheinen, haben wir das Vergnügen, diese Topserie in gebundenerer Form in das Regal stellen zu können. Die reduzierten Cover sind schon ein Vergnügen, die Serie lädt zum mehrmaligen Lesen ein!

Dazu passen boygenius mit “Emily I’m sorry” und ein Energydrink.

© der Abbildungen 2024 Rue de Sèvres, Paris / 2024 Piredda Verlag

Van Hamme/Dany – Abenteuer ohne Helden & 20 Jahre danach

Gesamtausgabe

Story: Jean Van Hamme

Zeichnungen: Dany
Originaltitel: 
Histoire sans Héroes / 20 ans après

schreiber & leser

Hardcover | 136 Seiten | Farbe | 29,80 €
ISBN: 
978-3-96582-161-3

Cover Abenteuer ohne Helden Gesamtausgabe

Mittlerweile sind beide Künstler anerkannte Meister ihres Faches. Als der erste Teil dieses Doppelbandes geplant wurde, war das noch ganz anders. Van Hamme wurde damals eher noch mit Romanen assoziiert, Dany hatte noch keinen realistischen Comic veröffentlicht. Glücklicherweise konnten sie ihre Arbeit trotzdem platzieren und sogar später einen zweiten Teil dazu schreiben. Der Band enthält übrigens auch einen „authentischen“ Beitrag eines weiteren Abenteurers, Largo Winch!

Das typische Katastrophenszenario

Das Grundszenario ist nicht unbedingt neu: Ein Flugzeug stürzt irgendwo über dem südamerikanischen Dschungel ab und ein paar Fluggäste überleben den Unfall. Nun geht es darum, sowohl das weitere Überleben zu sichern, die Konflikte in der Gruppe zu beherrschen, und – wenn möglich – die endgültige Rettung zu organisieren. Aus dieser Situation gibt es im Wesentlichen zwei Grundströmungen: es gelingt der Gruppe zusammenzuarbeiten (wie etwa in „Zwei Jahre Ferien“ von Jules Verne) oder aber gewalttätige Konflikte beherrschen alles Weitere (wie etwa in „Herr der Fliegen“ von William Golding oder bei „Lost“).

Abenteuer ohne Helden Gesamtausgabe page 29

Van Hamme mischt diese beiden Grundlinien. Die sehr heterogene Gruppe enthält genug Potential für Auseinandersetzungen: Ein General eines diktatorisch regierten Landes steht für unberechenbare Gewalt, ein Filmschauspieler für den Unterschied zwischen Schein und Wirklichkeit. Dazu kommen sexuelle und ethische Spannungen und krasse Unterschiede in sozialer Herkunft und Bildung.

Während der erste Teil eher als Abenteuer konzipiert ist, versucht der zweite Teil, Hintergründe aufzuzeigen und offene Fragen aus dem ersten Band zu beantworten. Vieles von dem, was anfangs nur angedeutet wird, bekommt dadurch mehr Tiefe. Oftmals hat man als Konsument*in eines Werkes das Gefühl, dass eine zweite Folge nur dazu dient, einen Erfolg zu verlängern. Hier greifen die Teile jedoch ineinander und liefern tatsächlich ein Ganzes! Nun ja, Van Hamme ist halt einer der besten Action-Szenaristen.

Realistische Zeichnungen

Dany ist den deutschen Leser*innen eher durch seine erotischen Alben bekannt. Angefangen hat er aber im romantischen, leicht magischen Setting mit Geschichten für das eher jüngere Publikum von Spirou. Es war durchaus sein Wunsch, mit realistischen Zeichnungen in eine höhere Altersklasse aufzusteigen. Das Abenteuer ohne Helden war dafür sein Sprungbrett, das ihn befähigte, für eine spätere Geschichte um Andy Morgan in Frage zu kommen.

Abenteuer ohne Helden Gesamtausgabe page 30

Die beiden Teile erlauben uns, seine diesbezüglichen Entwicklungen nachzuvollziehen. Die Gesichter drücken in 20 Jahre Danach deutlich mehr Emotionen aus als noch in der ersten Folge. Auch der Dschungel wirkt moderner.

Eine sehr gelungene Gesamtausgabe!

Logo Abenteuer ohne Helden Gesamtausgabe

Der Band bei Alles Gute, dem Imprint von Schreiber & Leser, bietet nicht nur die beiden Alben sowie einige weitere Illustrationen. Sie enthält auch den späteren „Beitrag“ von Largo Winch, der über einige Hintergründe aufklärt und den Charakter einer Reportage verstärkt. Dazu kommt noch ein redaktioneller Beitrag, der auf die Künstler, die Zeit und die Veröffentlichungen eingeht.

Viel besser kann man diese Sachen nicht herausgeben. Wer es noch etwas spezieller mag, möge zur Vorzugsausgabe greifen der ein streng limitiertes ExLibris beigefügt ist. Für jede*n, der/die frankobelgische Abenteuer liebt, die neben einigen Actionszenen auch noch Wert auf die Entwicklung von Charakteren legen!

ExLibris Abenteuer ohne Helden Gesamtausgabe VZA
ExLibris der VZA

Dazu Rumble on the Beach, etwa „Juanita“ und ein Pilsener aus Ecuador.

© der Abbildungen Editions du Lombard (Dargaud – Lombard s.a.) 1997, by Van Hamme, Dany | 2024 Verlag Schreiber & Leser, Hamburg

Boisserie, Guillaume/Brangier – Das Gold der Belgier 1

Eine Erzählung nach wahren Begebenheiten

Story: Pierre Boisserie, Philippe Guillaume
Zeichnungen: 
Stéphane Brangier
Originaltitel: 
L´or des Belges 1

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 22,00 €

ISBN: 978-3-949987-25-0

Blattgold, der ZACK-Verlag, baut kräftig weiter an seiner Edition von feinen Comics, die den Weg nach Deutschland bisher nicht geschafft haben. Teilweise sind es Ergänzungen zu im Magazin laufenden Serien oder Gesamtausgaben, die damit in Verbindung stehen. Es gibt aber auch komplett unabhängige Werke, die eine Veröffentlichung verdient haben. Dazu gehören etwa Doktor Radar, Rio oder das noch zu besprechende Epos über etwas mehr als 17 Stunden.

Die staatlichen Goldreserven wecken Begehrlichkeiten

Diese Geschichte spielt 1940, die deutschen Truppen haben unter anderem Belgien besetzt. Wie wir alle aus aktueller Erfahrung wissen, kosten Kriege eine Menge Geld, umso mehr als Sanktionen aus dem Ausland dringend benötigte Devisen- und Gold-Importe verhindern. Die Nazis bauen daher darauf, sich Das Gold der Belgier einzuverleiben und damit dringend benötigte Güter kaufen zu können.

Der belgische König, der im Land verblieben war, weigert sich allerdings, den Staatsschatz herauszugeben. Er hatte (wie auch andere Länder) veranlasst, das Gold der französischen Zentralbank anzuvertrauen, in der Hoffnung, es so vor dem Zugriff der Nazis schützen zu können. Aufgrund von kollaborierenden Franzosen erfahren die Deutschen jedoch den Ort, an dem die Goldbarren versteckt werden sollen und versuchen, sich des Schatzes zu bemächtigen.

Dabei geht es keineswegs regelgerecht zu. Munter werden Gesetze ignoriert, Menschenleben zählen nicht viel. Viele verschiedene Gruppen sind auf unterschiedlichen Seiten an dem Tauziehen beteiligt und natürlich gibt es auch Verrat. Die beiden aus dem ZACK bereits bekannten Autoren Pierre Boisserie und Philippe Guillaume konstruieren eine sehr spannende Geschichte, die sich weitgehend an den historischen Fakten orientiert, die Lücken aber geschickt ausfüllt.

Cover der Vorzugsausgabe

Karikativer Realismus

Die Zeichnungen von Stéphane Brangier sind bezüglich der Dekors sehr realistisch gehalten. Man sieht den Gebäuden, Fahrzeugen und der Kleidung an, dass sie aufgrund akribischer Dokumentation gezeichnet wurden. Die Geschichte wirkt dadurch sehr glaubwürdig und unterstreicht den Charakter der Wirklichkeitsnähe. Gleichzeitig sind die Personen, ihre Gesichtszüge und teilweise auch Körperhaltungen stark überzeichnet.

Diese Übertreibungen sind allerdings nicht als humoristische Einlage gedacht, sie unterstützen die Charakterisierung der handelnden Personen. Der französische Offizier ist traditionell blasiert, der deutsche Offizier brutal … Diese Standards vereinfachen die Rezeption vielleicht, sind jedoch auch gewöhnungsbedürftig. Trotzdem ist die grafische Umsetzung gelungen, zeigt sie doch vor allem das Geschehen.  

Spannende Geschichtslektion in zwei Bänden

Es gibt so viele wahnwitzige Geschichten aus der Vergangenheit, die Stoff genug für eine Verfilmung oder eben eine Umsetzung als Comic bieten, ohne dabei die Gemüter zu erhitzen. Die Rollen der „Guten“ und der „Schlechten“ sind klar verteilt, den wirklichen Ausgang kann jede*r auf Wikipedia nachlesen, und trotzdem ist die Verarbeitung extrem spannend und bezieht ihren Reiz aus den „kleinen“ Gegebenheiten.

Die Aufmachung als etwas überformatiges Hardcoveralbum mit einem Essay über die historischen Fakten lässt keine Wünsche übrig. Der Preis ist der in Deutschland typischen kleinen Auflage angemessen, und wer will kann sich direkt beim Verlag eine limitierte Vorzugsausgabe mit ebenfalls limitiertem ExLibris bestellen.

Dazu passen The Stranglers („No More Heroes“) und ein Duvel Tripel Hop Citra Belgian IPA.

© der Abbildungen 2022 Dargaud, by Stéphane Brangier, Pierre Boisserie & Philippe Guillaume / 2024 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim


Garcia, Rouge/Rouge – Rio 1

Gott für uns alle

Autor: Louise Garcia, Corentin Rouge

Zeichnungen: Corentin Rouge

Originaltitel: Rio: Dieu pour tous

Blattgold Verlag

Hardcover | 64 Seiten | 20,00 €
ISBN: 978-3-949987-21-2

Cover Rio 1

Rio – Paradiesische Strände und Luxushotels, die Statue Cristo Redentur und Karneval – ein Traumurlaubsziel für Viele.

Rio – Slums und Straßenkinder, Kriminalität und Polizeiwillkür, extreme Armut und unermesslicher Reichtum.

Rio – Heimat für alte Religionen und angepassten Katholizismus.

Das Ziel: Überleben!

Um in dem Moloch Rio überleben zu können kann man verschiedene Strategien anwenden. Viele davon haben mit Gewalt zu tun. Diese kann entweder angewendet werden oder muss qeduldet werden. Im zweiten Fall ist es notwendig, sie zu überleben!

Die Serie Rio stellt verschiedene Formen von Gewalt in den Vordergrund. Einerseits gibt es die Gewalt von Männern, die Frauen ausnutzen, erniedrigen und schlimmstenfalls auch ermorden. Dazu kann es schon kommen, wenn die Geliebte plötzlich Ansprüche stellt und mit ihrer Nebenrolle nicht mehr einverstanden ist. Es geht aber auch um Straßenkinder, die ihren täglichen Kampf um das Überleben führen müssen. Dazu ist es zunächst natürlich notwendig, genügend Nahrung zu ergattern und sich mit Diebstählen notwendige Ressourcen zu beschaffen.

Cover Rio 1 VZA
Vorzugsausgabe

Das Leben erfordert aber auch, Todesschwadronen, Gangstern und anderen tödlichen Gefahren auszuweichen. Gewalt wird aber auch – obwohl gut gemeint – von kirchlichen und anderen Institutionen ausgeübt die Kinder zu einem gesellschaftlich akzeptierten Leben zwingen wollen. Nicht immer wird diese Hilfe auch als solche empfunden.

Aggressivität und Dynamik

Die Bilder von Corentin Rouge sind rau und ungeschminkt. Die Menschen sind entweder reich und schön oder arm und gezeichnet. Dazwischen stehen die gewalttätigen Männer mit sehr schnell entgleisten Gesichtszügen. Die Held*innen sind eine Gruppe von Straßenkindern und zwei gerade zu Waisen gewordenen Geschwister. Der Junge muss mit ansehen, wie ihre Mutter von ihrem Liebhaber, einem Polizisten, erschossen wird. Er versucht, seine kleine Schwester so gut wie möglich zu beschützen. Ihre Niedlichkeit wird zur Waffe gegen die Reichen und könnte sogar ihre Rettung werden.

Immer wieder wird die Niedlichkeit aber durch Schmerzen und Gewalt aufgehoben. Rouge lässt keinen Platz für Sentimentalität oder Hoffnung. Seine Zeichnungen drücken die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit aus. Dieser Kontrast macht einen großen Teil der Stimmung aus. Die Dynamik der Gewalt, sei es in Schießereien, Fluchten oder Prügeleien, unterstreicht diese Ausweglosigkeit.

Exlibris Rio 1 VZA
Druck der VZA

Ein Lehrstück über Gründe der Migration!

In Rio haben die Protagonist*innen bisher keine Möglichkeit, ihrer Situation zu entkommen. Bis auf das kleine Mädchen sind sie zu alt und zu verwahrlost, um sich Hoffnungen auf eine Adoption zu machen. Es bleibt nur der Kampf um das Überleben nach eigenen Regeln. In der Comic-Situation haben sie nicht einmal die Möglichkeit der Flucht. In Europa und den angrenzenden afrikanischen und arabischen Regionen besteht diese Möglichkeit. Ein besseres Leben gibt es nur woanders.

Der Comic ist nichts für schwache Nerven und lädt ein, die Ungerechtigkeit wahrzunehmen. Er rüttelt auf, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu winken. Er will nicht belehren, zeigt aber die Schattenseiten des Lebens deutlich auf. Technisch einwandfrei und auf drei Bände angelegt. Ein besonderer Tipp für alle, die gut erzählte Comics abseits des Mainstreams lieben. Es gibt auch eine limitierte Vorzugsausgabe mit beigelegtem Druck.

Dazu passen Blaggers ITA mit „The Way to Die“, und ein Desperado.

© der Abbildung Editions Glénat 2016 by Louise Garcia & Corentin Rouge / 2024 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Vernes/Attanasio – Bob Morane Classic 2

Das Geheimnis der Antarktis

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Dino Attanasio
Originaltitel: 
Le secret de L´antarctique

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-28-1

Cover Bob Morane Classic 2

Seit Anfang der 50-er Jahre erlebt der ehemalige Offizier Bob Morane seine Abenteuer in Buchform, seit 1959 auch als Comic. Mehr als 200 Werke sind mittlerweile erschienen, der erste Roman, der auf Deutsch verlegt worden war, ist jetzt wieder erhältlich. Die Comics haben es in Deutschland auf die Seiten des Koralle-ZACK geschafft und die jüngeren Werke sind seitdem immer wieder mal veröffentlicht worden. Die Anfänge allerdings waren bisher sträflich vernachlässigt worden. Aktuell erscheinen die Bände von William Vance im All Verlag, die späteren Sonderbände sowie die regulären Ausgaben von Dino Attanasio und Gerald Forton in der ZACK-Edition. Die Anfänge allerdings waren bisher sträflich vernachlässigt worden.

Dinosaurier und moderne Zivilisationen

Bob Morane und sein Freund und Begleiter Bill Ballantime begleiten einen befreundeten Professor in die Antarktis. Er hat sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis der Antarktis zu lösen. Er vermutet, dass es dort eine Stadt im Eis geben müsse, die von Überlebenden der sagenhaften und untergegangenen Kultur Mu erbaut worden ist. Zwar gelangen die drei mit einem kleinen Flugzeug fast bis an ihr Ziel, sie müssen nach einem Beschuss von feindlichen Fliegern allerdings notlanden.

Tatsächlich entdecken die Abenteurer Reste einer alten Zivilisation unter dem Eis, werden aber von einem Erdbeben überrascht und können nicht mehr zurückkehren. Auf ihrem weiteren Weg müssen sie viele Gefahren überstehen bevor sie schließlich in einer von hohem Eis umschlossenen Landschaft herauskommen die an Caprona, das vergessene Land erinnert. Wie schaffen es drei Menschen der Jetztzeit, den urzeitlichen Fleischfressern zu entkommen?

Neben den urzeitlichen Wesen beherbergt das Tal aber noch mehr Menschen. Sie haben sich hierhin zurückgezogen und eine eigentlich friedliche, technologiebasierte Gemeinschaft gegründet, die dem Rest der Welt weit überlegen ist. Natürlich müssen Bob und Bill wieder die Kartoffeln aus dem Feuer holen, machen das aber auch auf eine spannende und halbwegs logische Art und Weise. Mit den Urzeitviechern darf man stringente Logik allerdings nicht erwarten.

Ein frankobelgischer Klassiker

Henri Vernes hat immer wieder Ausflüge in die Science-Fiction oder die Fantasy unternommen, lässt seinen Helden aber grundsätzlich ähnlich wie James Bond operieren. Er ist allerdings deutlich jugendfreier und enthält kaum sexuelle Anspielungen. Dementsprechend brav ist auch die Umsetzung in einer der größten französischsprachigen Frauenzeitschriften der damaligen Zeit. Dino Attanasio präsentiert Bob (und auch den Sidekick Bill) als gut gebaute, trainierte aber anständige Herren.

Bob Morane Druck
Von Dino Attanasio signierter Druck

Die urzeitliche Flora und Fauna gelingen gut, sogar in Kombination mit den aus damaliger Sicht sehr fortschrittlichen Maschinen. Was in einem Film wie dem angesprochenen Caprona heutzutage eher etwas bemüht wirkt, hat im Comic zwar etwas Patina angesetzt, sorgt aber nicht für Lachanfälle. Im Gegensatz, das Werk ist immer noch gut zu lesen und dürfte jeden Fan des klassischen frankobelgischen Abenteurercomics erfreuen!

Liebevolle Gesamtausgabe des Bob Morane-Frühwerkes

Obwohl die klassischen Stories spannend geschrieben und grafisch hochklassig umgesetzt sind, fehlte doch bisher eine adäquate deutsche Veröffentlichung. Georg F. W. Tempel setzt das in der ZACK-Edition super um, verzichtet auf Gelegenheitskäufer und kann daher auch eine kleine Auflage kostendeckend herstellen. Dazu kommen Gimmicks wie limitierte Drucke, die für Subskriptionen vorgesehen sind.

Jeder Band enthält einen kleinen redaktionellen Beitrag mit Abbildungen der Originalcover, Anzeigen und natürlich bibliografischen Angaben. Und natürlich beweist Attanasio wie auch bei Spaghetti oder den Macaronis, dass er einer der Großen war.

Dazu passen T. Rex („Ride A White Swan“) und ein transportfähiges, kälteresistentes Faxe Dosenbier.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Attanasio – Ed. Hibou | 2023 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 296 (Februar 2024)

ZACK 296

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 296

2024 scheint das Jahr werden zu wollen, das „die Straße“ in das Bewusstsein zurückholt. Die Bahn war das erste Opfer der zu erwartenden Streiks, die Bauern blockierten alles Mögliche mit ihren Treckern und schließlich ging eine täglich größer werdende Anzahl von Menschen mal nicht für Individualinteressen auf die Straße, sondern zur Verteidigung der Demokratie! Welch ein Lichtblick!

Der Neustart

Die Flintenweiber zieren nicht nur das Cover dieser Ausgabe, auch Band 3 der Serie, Das Geheimnis der Elfe, nimmt seinen Anfang. Pierre Pevel beginnt die neue Geschichte mit einem ruhigen Rückblick. 1911 löst die Anwesenheit von Bewohner*innen der Anderswelt kein Erstaunen mehr aus. Der Raub des Siegelringes ist allerdings immer noch ungeklärt, die verschiedenen Mächte sind weiter auf der Suche nach ihm und die Rachegelüste gegenüber den Diebinnen sind noch ungestillt. Étienne Willem darf daher gleich wieder zur Action übergehen und die Vorbereitung einer Hinrichtung zeichnen. Liebevolle Zeichnungen mit viel Spaß im und am Detail in einer spannenden Story!

ZACK 296 page 5

Die Fortsetzungen

Das Science-Fiction-Projekt MADI von Alex de Campi & Duncan Jones geht bereits in die sechste Runde. Die Flüchtenden müssen dringend zu Geld kommen und es besteht die Hoffnung, dass Dean seine besonderen Kräfte einsetzen könnte. Allerdings erlaubt das den Verfolgern auch, die Spur wiederaufzunehmen … Es war einmal in der Zukunft wird dieses Mal gezeichnet von James Stokoe, der eine extrem detailreiche Bebilderung in Bonbon-Farben anbietet. Spielhölle mal anders!

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Eigentlich wollte Michel Vaillant nur ein nicht wirklich legales Rennen quer durch die USA gegen einen Blogger fahren. Cannonball, so der Name, entwickelt sich jedoch ganz anders als klar wird, dass Terroristen das Auto gehackt haben und das Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit eine Bombenexplosion auslösen wird. Ein Patch kann jedoch nicht online eingespielt werden. Wird es Steve Warson gelingen, mit einem USB-Stick in den dahinrasenden Wagen einzusteigen? Packende Action von Dennis Lapière mit sehr untypischen Rennszenen von Marc Bourgne & Olivier Marin.

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Felix Sauvage konnte entkommen und darf somit hoffen, die Informationen über einen bevorstehenden Angriff noch rechtzeitig übermitteln zu können. Bevor es so weit ist treffen wir aber an einem Lagerfeuer Frauen wieder, die den meisten Leser*innen klassischer frankobelgischer Western sehr bekannt vorkommen dürften. Félix Meynet gelingt damit in Black Calavera eine sehr nettes Pastiche. Die weiteren Bilder sind dann eher Schachtengetümmel und Explosionen.

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Der Abschied

Der erste Band von Libertalia, Triumph oder Tod, geht in diesem Heft zu Ende. Die Überlebenden landen an einem Strand des Indischen Ozeans, um dort ihre Kolonie zu gründen, müssen allerdings noch eine letzte tödliche Prüfung überstehen. Fabienne Pigière & Rudi Miel haben eine modernes Piratenabenteuer geschrieben, das etwas andere Akzente setzt, gleichfalls aber die Erwartungen an dieses Genre erfüllt. Die detailreichen Zeichnungen von Paolo Grella passen dazu, sogar besser als zu Bob Morane. Man darf auf den nächsten Band gespannt sein.

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Und sonst?

Die Gag-Seiten von Grott & Bott, Parker & Badger und Tizombi beschäftigen sich wie immer mit Alltagsproblemen und ihren ungewohnten Auswirkungen. Erstaunlicherweise beschweren sich viele Leser*innen, wenn die Serien aus irgendwelchen Gründen fehlen, vergeben aber eher abwertende Noten. Nun ja, für mich gehören sie als Pausenprogramm dazu, haben aber auch ihren eigenen Reiz!

Den Reigen beschließen ein Interview zum Mord im Orient-Express und eines mit Dino Attanasio zu seinem Schaffen, ein Bericht über das Gold der Belgier in der ZACK-Edition sowie der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren. Weiter so!

Dazu passen Duffy mit ihrer Version von „Tainted Love“ und ein Oberdorfer Helles.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Ritstier/Oosterveer – Nicky Saxx 1

Der Betrug & Die Vergebung

Story: Willem Ritstier
Zeichnungen: 
Minck Oosterveer
Originaltitel:
Nicky Saxx 1

Kult Comics

Hardcover | 52 Seiten | Farbe | 20,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-361-5

Cover Nicky Saxx 1

Zeitungsstrips waren eine lange Zeit ein wesentlicher Werbeträger für Tageszeitungen. Einerseits unterschieden sie sich natürlich durch ihre politische Ausrichtung, andererseits hatten sie ihre möglichst exklusiven Strips. Diese sollten die Leser*innen anhalten, die Zeitung auch am nächsten Tag wieder zu kaufen, um die Fortsetzung zu erfahren. Leider ist diese Tradition ein wenig eingeschlafen. In den Niederlanden war das Duo Ritstier/Oosterveer mit einigen Strips in De Telegraaf vertreten.

Nicky Saxx – eine toughe Ermittlerin

Nicky Saxx leitet Room 666, ein Unternehmen für schwierige Fälle. Wenn es darum geht, fast unmögliche Aufgaben zu lösen, ist dieses eine perfekte Adresse. Neben Nicky ist oft ihre Freundin Elja beteiligt, die mit ihren parapsychologischen Fähigkeiten unterstützen kann. Im Hintergrund werkelt Ben, der die Geschichten lieber von seinem PC verfolgt und technischen Support bietet. Pro Band erscheinen zwei extra kolorierte Geschichten der ursprünglich in schwarz-weiß abgedruckten Serie in Deutscher Erstausgabe. Die Serie ist auf 10 Bände konzipiert.

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Der Betrug beginnt damit, dass ein zahlungskräftiger Kunde Nicky bittet, den in Bolivien von Gangstern entführten Sohn zu befreien. Das Lösegeld ist angeblich überwiesen worden, seitdem fehlt jedoch jede Nachricht. Nicky und ihre Freundin Elja machen sich auf den Weg in das südamerikanische Land, müssen aber schnell erkennen, dass es sich um eine Falle handelt. Die Vergebung spielt dagegen in England. Elja wird informiert, dass ihre Tante plötzlich unerwartet verstorben ist und macht sich auf den Weg nach Cheswick. Dort angekommen entdeckt sie, dass nicht alle Indizien zueinander passen. Glücklicherweise bekommt sie spontanen Besuch von Nicky und die Beiden versuchen, den Fall aufzuklären.

Beide Fälle sind sehr spannend, müssen doch die Leser*innen bei der Stange gehalten werden. Mit einer Länge von jeweils 22 Seiten kann Willem Ritstier durchaus einige Details vertiefen, epische Auslassungen sind aber nicht möglich. An die Cliffhanger am Ende jeder Panel-Zeile gewöhnt man sich schnell. Eine gute Bereicherung des Geheimagent*innen-Sektors ohne den Sexismus von James Bond.

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Behutsam kolorierte Zeichnungen!

Wie bei Zeitungsstrips vor einigen Jahren üblich waren die Zeichnungen in schwarz-weiß angelegt. Das grobe Papier war für farbliche Details nicht unbedingt geeignet, Licht und Schatten waren einfacher wiederzugeben. Minck Oosterveer war ein Meister darin, mit schwarzen Flächen Tiefe zu erzeugen. Die nachträgliche Kolorierung ist zeitgemäßer, verdeckt aber die ursprüngliche Kunstfertigkeit nicht.

Oosterveer war durchaus dafür bekannt, seine Frauengestalten üppig auszugestalten und eher leichtbekleidet zu zeigen. Eine Vorgabe für diese Serie war daher, dass die Heldin kleinere Brüste haben müsste. Dieses und mehr Details gibt es im Anhang des Bandes in der mitabgedruckten ersten Ausgabe von De Telesaxx.

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Spannende Abenteuer mit durchsetzungsfähigen Heldinnen

Wenn man sich überlegt, wieviel Schrott im Laufe der Jahre auch auf Deutsch erschienen ist, ist es immer wieder erstaunlich, dass manche Serien bisher sträflich übersehen worden sind. Kult Comics ist es zu verdanken, dass dieser Klassiker aus unserem westlichen Nachbarland nun endlich den Sprung zu uns geschafft hat. Ein Hinweis sei erlaubt: Der Verfasser dieser Zeilen hat als Übersetzer an der Produktion von Nicky Saxx mitgewirkt.

Das leicht glänzende Papier bringt die Farben und vor allem das satte Schwarz gut zur Geltung, der Hardcovereinband sieht sehr wertig aus. Neben der regulären Ausgabe gibt es auch eine auf 50 Exemplare limitierte Luxusausgabe mit einem sehr schönen signierten Druck.

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Cover der Vorzugsausgabe

Dazu passen Pretenders mit „Stob your Sobbing“, und ein Texel Skuumkoppe.

© der Abbildungen 2022 Uitgeverij Reboot Comics / 2023 Comic Combo, Leipzig

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