ZACK 246

ZACK 246 (Dezember 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Mit dieser Ausgabe endet das Jubiläumsjahr mit dem das ZACK das 20-jährige Bestehen gefeiert hat. Zeit also für einen kleinen Rückblick:  Alle bisherigen Chefredakteure und ihre jeweiligen Konzepte wurden mit einem Artikel bedacht, klassische ZACK-Helden erleben ihre Abenteuer immer noch oder wieder in ihren runderneuerten Varianten auf diesen Seiten, vieles Neues und auch Experimentelles ist aber dazugekommen. Das Publikum hat sich vom Nostalgiker zum an modernem Comic Interessierten gewandelt und das ZACK ist nicht länger ein Vorpublikationsorgan, sondern oft die einzige deutsche Veröffentlichung und somit auch ein Wert für sich. Dazu kommen fein ausgewogen Informationen von sehr kurz und knapp bis zu ziemlich ausführlich, Adressen und Titellistungen sowie zwei immer anregende Meinungskolumnen am Anfang und am Ende…

Die laufenden Serien

Den Opener macht Giant von Mikaël und aus dieser Serie stammt auch das Covermotiv. Zu Beginn der 1930-er Jahre war das Leben hart, speziell für Iren in den USA und Irinnen in Irland. Nicht immer waren die Männer in der Lage, ihre zurückgebliebenen Familien zu versorgen und nicht immer wussten die Frauen, warum. Manchmal geht es aber auch nur um die Hoffnung! Ein sozialkritisches Drama in einem sehr eigenen Stil!

Tanguy & Laverdue sorgen mit dem dritten Teil der Sanddiamanten eher für die Unterhaltung der technikbegeisterten Leser. Buendia und Zumbiehl haben eine Geschichte kreiert, die sich Nahe an den aktuellen Konflikten im Nahen Osten bewegt, die Freundschaft der beiden Piloten aber trotzdem in den Vordergrund stellen kann. Zudem geben sie Sébastien Philippe die Möglichkeit, Autos und Flugzeuge in Szene zu setzen. Diese Neuinterpretation hat den Sprung aus den 60-ern geschafft!

Die Bank zeigt gleich mehrere Konflikte auf, die im Übrigen auch heute noch nicht als gelöst betrachtet werden können: Sind Frauen als Handelnde akzeptiert oder werden sie vielmehr als Staffage betrachtet? Können sich Notleidende Moral leisten? Und zuletzt: In welchem Verhältnis stehen geschäftliche Notwendigkeiten und liebesbezogene Wünsche? Guillaume & Boisserie entwerfen ein spannendes Szenario, das von Maffre perfekt umgesetzt wird. Für mich einer der besten Starts in diesem Jahr!

Dazu kommen die üblichen kürzeren Sachen: Parker & Badger, Der Vater der Sterne und Tizombi sowie der schon fünfte Teil des Abrisses von Bernd Hinrichs über Verfilmungen frankobelgischer Comics und eine Würdigung von Amazon’s The Boys von Christian Endres.

Die Abschiede

Gleich zwei Serien verabschieden sich in diesem Heft für immer! Den Anfang macht Cassio von Stephen Desberg, gezeichnet von Henri Reculé. Der Römer hatte sich über neuen Alben mit den Attacken seines Halbbruders Tessio auseinandersetzen müssen. Dabei waren die Geschichten immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und hergesprungen und hatten grafisch und inhaltlich unterschiedliche Themen und Stile benutzt. Der Abschluss löst die offenen Fragen tatsächlich auf, liefert grafisch mit einem schrägen Layout eine gute Unterstützung des Kampfes und endet tatsächlich mit einem Happy End.

Auch die Vorkommnisse rund um Christopher Dantès sind nun Geschichte. Er hatte Gefängnis, Folter, Reichtum und tiefen Fall, Intrigen und persönliches Glück durchlebt bis ihm nun mit der Entführung seines kleinen Kindes die seelische Vernichtung drohte. Guillaume & Boisserie haben nichts ausgelassen, gleichzeitig aber auch Hintergrundwissen der aktuellen Finanzwelt, der Umweltzerstörung und der unseligen Verflechtung von Politik und Wirtschaft geliefert. Erik Juszcak hat dem Ganzen einen angemessenen, eher klassischen Rahmen gegeben. Beide Serien gibt es im Übrigen auf Deutsch in keiner anderen Form!

In der gespannten Erwartung auf die bald kommende 250. Ausgabe empfehle ich zur aktuellen Lektüre Joy Crookes, etwa „London Mine“ und eine Tasse warmen Kakao mit Berliner Luft!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 245

ZACK 245 (November 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Die Neustarts

Richtig gelesen: In diesem Heft fangen gleich zwei neue Serien an, die uns eine Zeit begleiten werden.

Das Titelbild gehört dieses Mal der neuen Reihe Die Bank von Philippe Guillaume & Pierre Boisserie, die damit gleich doppelt in der 245 vertreten sind, stammt doch auch das Szenario von Dantes von ihnen. Gezeichnet werden die ersten beiden Bände über die erste Generation einer Finanzdynastie von Julien Maffre, der in Deutschland am ehesten wegen seiner Serie Stern bekannt sein dürfte. In einem leicht karikaturesken Stil entwirft er ein wenig schmeichelhaftes Bild der Londoner Oberschicht des Jahres 1815. Empathielos werden mögliche Kriegsschicksale auf finanzielle Folgen hin untersucht und junge adelige Damen als Prostituierte vermittelt. Ein Auftakt, der spannendes verspricht!

Der zweite Start könnte inhaltlich kaum gegensätzlicher sein, denn in Giant geht es um einen irisch stämmigen Arbeiter im New York der großen Depression 1932. Mikael verantwortet Text und Bild der Geschichte aus dem Big Apple während des großen Baubooms, der Probleme durch eine große Migrationsbewegung hinein in die Großstadt, der Erstehung krimineller Strukturen und nicht zuletzt auch des harten Arbeitsalltags. Vielleicht fordern tatsächlich aber beide Neustarts ein wenig mehr als den leichten Genuss?

Die Fortsetzungen

Tanguy und Laverdue sind auf heikler politisch-militärischer Mission im Nahen Osten und geraten auch tatsächlich in einen Luftkampf mit feindlichen Maschinen. Während sie diesen noch gewinnen können stellt sich die Verfolgung eines kleinen Schmugglerflugzeugs als weniger erfolgreich heraus. Zwar gelingt es, das Flugzeug zu stellen, der Pilot wird aber scheinbar durch stattliche Stellen geschützt… Während die Story von Buendia & Zumbiehl scheinbar sehr nah an der möglichen Wahrheit befindet und die Konflikte darstellt (ohne europäisch allwissend daherzukommen), schafft Sébastien Philippe es in grandioser Weise, die Wüstenlandschaft zum Star vieler Seiten werden zu lassen!

Cassio nähert sich seinem Ende, es fehlt nur noch eine Teillieferung und die neun bände sind Geschichte. Nicht nur Cassios Mutter ist wieder da, auch Reptah greift in das Geschehen ein und damit kommt der Mystery-Teil noch mal voll zur Geltung.

Dantes Letzter Akt läuft dagegen noch etwas länger. Diese Serie der beiden Autoren der „Bank“ legt den Fokus auf die aktuelle Finanzwelt und seine mehr oder weniger edlen Akteure. Die Tochter von Dantes befindet sich immer noch in den Händen der Entführer aber er selbst und der leitende Capitaine haben eine Idee. Allerdings gibt es auch viele falsch Spielende… Solide Zeichenkost von Erik Juszezak.

Während im französischen Spirou 4253 gerade das fünfte Abenteuer von Harmony begonnen hat, geht hier das zweite zu Ende. Mathieu Reynès beschreibt die Schwierigkeiten einer Gruppe von kindlichen oder jugendlichen Mutanten, die von einer Regierungstruppe gefangen gehalten wird. Was als wissenschaftliches Experiment begonnen hatte ist mittlerweile eine rein militärisch getriebene Aktion und dient einzig und allein dem Zweck, die Kinder zu Waffen zu machen. Allerdings gibt es Widerstand. Während die Manga-beeinflussten Zeichnungen teilweise aussehen, als wären sie zu niedlich, ist der Inhalt an einigen Stellen knallhart. Ein modern erzählter Plot, grafisch sehr modern umgesetzt. Kein Wunder, dass diese Serie in Frankreich zu den Rennern gehört.

zum Schluss noch mal die Bank…

Und sonst?

Die Kurzgeschichten treten in dieser Ausgabe etwas zurück und so gibt es nur eine Seite mit Tizombi und den Ausklang mit dem Vater der Sterne, der zu Halloween passend mit Puppen spielt.

Allerdings gibt es dazu auch noch zwei Interviews: mit Garth Ennis über seine neuen Serien und den Schrecken der Realität und mit Andreas Eickenroth über sein Woyzeck Projekt. Dazu natürlich wieder viele Rezensionen, News und Meinungen!

Dazu passen The Valkyrians und Fanta Black!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

StripGlossy 14 Asterix – September 2019

Stripglossy 14 – Schwerpunkt: 60 Jahre Asterix

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag StripGlossy Personalia vof
Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-94-928-4058-5

Schwerpunkt der aktuellen StripGlossy ist Asterix, der kleine Gallier, der gerade seinen 60-sten Geburtstag feiert und mit seinem in Kürze erscheinenden Album wieder die Buchumsätze retten wird. Zu diesem Jubiläum ist bereits eine offizielle Hommage erschienen, die mal mehr Strips und Texte (französische Ausgabe) mal nur Strips (deutsche Ausgabe) enthält. Wer sich diesen Band gekauft hat, sollte unbedingt auch hier einen Blick riskieren denn das Glossy enthält sechs weitere Strips!

Schwerpunkt 60 Jahre Asterix

Wie üblich ist der den Iconen der Comic-Welt gewidmete Bereich vielgestaltig gefüllt und beginnt mit einem großen Artikel über die Väter von Asterix. Auch andere Künstler, etwa Fred de Heij kommen zu Wort und dürfen ihre Geschichte über Goscinny und Uderzo oder aber Asterix und Umpah-Pah erzählen. Natürlich werden auch Ferry und Conrad befragt und es wird gerätselt, ob das kommende 38. Album das letzte sein könnte. Schließlich hat Albert Uderzo mehr als einmal verlauten lassen, dass seine Figuren ihn nicht überleben sollen und er die Fäden nicht weggeben möchte. Mal sehen, ob sich der finanzielle Hunger der Erben oder die letzte Verfügung durchsetzen werden. Zum Glück lebt der Meister ja noch.

Die Artikel sind ausführlich bebildert aber auch wieder mit reichlich Comic-Material versehen. Von Goscinny und Uderzo gibt es neben Zeichnungen eine Seite des aufgegebenen Versuches mit „Roman de Renart“ und „Hoempa Pa“ (deutsch Umpah-Pah), zwei Vorläufern des Galliers. Auch Ferri und Conrad steuern einen Streifen bei (auf Deutsch), der schon in der WELT zu sehen war. Spannend wird es aber mit den Hommagen: Fred De Heij, Frans Hasselaar/Daan Jippes, Meinte Strickwerda, Willem Ristier/Apriyadi Kusbiantoro und Vick Debergh lassen ihrer Fantasie freien Lauf und liefern hohe Qualität ab! Natürlich kann es bei einigen nicht schaden, die jeweils eigene Figur zu kennen, notwendig ist es aber nicht.

Anmerkung: der Scanner ist gerade nicht funktionsfähig…

Und wem das immer noch nicht genug ist, darf in reichlich Bildmaterial schwelgen, das den Besuch Supermans im Gallien des Jahres 53 in Action Comics 579 zeigt. Sollte mich nicht wundern, wenn dieses Heft in der nahen Zukunft häufiger gesucht werden würde.

Seb und Mirjam van der Kaden haben es sich zum Prinzip gemacht, Themen wirklich ausführlich darzustellen und so wird zum Vergleich auch ein anderer „Erbe“ einer großen Serie vorgestellt: Achdé! Neben dem lesenswerten Bericht und vielen Fotos gibt es zwei Strips von Kid Lucky und eine schon etwas ältere Zeichnung mit Asterix und Lucky Luke von dem sympathischen Franzosen.

Comics

Auch sonst bietet die 14. Folge der Glossy wieder eine Menge an Comics von Cartoons oder Streifen (Madelfried), Einseitern wie Z-Man hin zu Kurzgeschichten und albenlangen Stories.

Zu Ende gehen die Vorabdrucke von Saul, einer Science-Fiction in Storm-Tradition von Willem Ristier und Apriyadi Kusbiantoro sowie von Jelmer, einer Kreuzfahrergeschichte von Josse Pietersma & Roelof Wijtsma. Eine Rezension des gerade erschienenen Softcover-Bandes von Jelmer folgt in Kürze. Es gibt aber auch Neues von Spaghetti (siehe StripGlossy 13), dem General, dem kleinen General und Sjors & Sjimmie, diverse andere Kurzgeschichten unter dem groben Thema Halloween, eine Fortsetzung der neuen Abenteuer von Tom Poes (siehe StripGlossy 10) und eine neue Ausgabe des Strip-Battles! In der neuen Runde treten Ralph Dikmans und Wouter Winter gegeneinander an. Die Gewinner*innen der Battles der letzten Jahre sind natürlich auch wieder mit Arbeiten vertreten!

Tatsächlich gibt es noch mehr in diesem Heft aber ein wenig Überraschendes soll ja noch verbleiben! StripGlossy ist eine perfekte Mischung aus Information, die nicht trocken daherkommt, sondern immer versucht, den Menschen hinter dem/der Künstler*in zu präsentieren, modernen Comics aus dem niederländischen Sprachraum und News! Da der Comic-Anteil rund 50% ausmacht helfen die Bilder auf der Hälfte aller Seiten dem Verständnis. Für die übrigen 50% ist es sinnvoll, niederländisch lesen zu können. Trotzdem volle Punktzahl!

 Dazu passen erst ein Chocomel und dann ein Weizen der Brouwerij Groninger und The Pioneers.

Abbildungen © 2019 StripGlossy / Personalia vof

ZACK 244

ZACK 244 (Oktober 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Die französischen Kampfpiloten Mick Tanguy & Ernest Laverdure, Urgesteine des ZACK schon aus der Koralle-Ära, kehren mit den Sanddiamanten zurück. Es war schon immer ein Feature der Serie, aktuelle Inhalte aufzunehmen und so schicken Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl ihre von Sébastien Phillippe gezeichneten Helden in den Nahen Osten. Dort droht ein Krieg zwischen dem mit Frankreich verbündeten Dahman, parlamentarisch und relativ offen, und seinem Nachbarn Nijaq, einem Gottestaat. Aktueller kann ein Comic für technikbegeisterte Jungs wohl kaum sein und wir dürfen gespannt sein, wie die Integration der Politik gelingt. Der erste Teil lässt auf jeden Fall hoffen!

Die Fortsetzungen

Harmony geht mit Indigo fast schon in die Schlussrunde: Einerseits hat der militärische Drill dazu geführt, dass die Kinder ihre Fähigkeiten weiterentwickelt haben, er führt aber auch zu einer zunehmenden Konfrontation zwischen den Mutanten und ihren Bewachern. Es kommt sogar zu einem Aufstand!

Christopher Dantes erzwingt die Konfrontation mit den Entführern seiner Tochter und muss dabei einen herben Verlust erleiden. Der letzte Akt reduziert seine Mitstreiter weiter, bringt aber auch endlich – zumindest für die Leser*innen – erste Anflüge von Klarheit in die vertrackte Geschichte. Guter Thrillerplot von Boisserie und Guillaume, routiniert umgesetzt von Juszezak.

Die Serie Cassio wechselt zwischen der Jetztzeit und der Vergangenheit hin und her. Der Titelheld ist quasi unsterblich und im Konflikt mit seinem Halbbruder. Das Reich der Erinnerungen erlaubt auch den Leser*innen die Teilhabe an den vergangenen Versuchen, den Konflikt zu beenden. Alles läuft auf das große Finale hinaus, das noch zwei Teile entfernt ist.

Die Erlebnisse von Michel Vaillant in Macau enden dagegen in diesem Heft. Werden Michel und Evelyne den Mordanschlägen entgehen können und das Material zur Aufdeckung des Betruges von Ethan Dasz übergeben können? Wird Steve Warson tatsächlich seine politische Karriere starten? Und außerdem gibt es ja auch noch das laufende F3-Rennen. Gelungenes Ende nicht nur dieses Bandes, sondern auch eines längeren Handlungsstranges.

Und sonst so?

Als redaktionelle Beiträge gibt es in dieser Ausgabe neben einer Vorstellung der Serie Die Katze des Rabbiners von Joann Sfar ein Interview mit Jean-Claude Mézières. Über Pierre Christin ist in der letzten Zeit viel veröffentlicht worden und so ist der Zeichner der gemeinsamen Serie Valerian & Veronique fast ein wenig untergegangen. Thomas Dräger beleuchtet mit seinen Fragen das gemeinsame Werk der Beiden.

Dazu kommen die üblichen One-Pager Parker & Badger, der Vater der Sterne und Tizombi aber auch die erste Kurzgeschichte aus dem Rhonda-Universum von VanO: Das Mädchen aus Papier wirft einen genial schrägen Blick auf die Comicproduktion und geizt nicht mit Anspielungen auf die (nicht nur niederländische) Szene. Genial, lustig und ein unangekündigter Knaller!

Dazu passen The Slackers und in Anbetracht der vielen bewegten Fahrzeuge in diesem Heft ein Nojito.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 243

ZACK 243 (September 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Der Neustart

Dantes kehrt zurück! Der Wirtschaftskrimi aus der Feder von Pierre Boisserie und Phillippe Guillaume mit den Zeichnungen von Erik Juszezak geht in die letzte Runde. Neben den gefälschten Kunstobjekten aus der New Yorker Werkstatt war im letzten Teil auch ein falsches Weinetikett aufgetaucht. Der (Luxus-)Wein existiert zwar, allerdings noch nicht mit dem angegebenen Jahrgang. Gleichzeitig kommt es zu einer Entführung des Babys von Dantes und seiner Frau aus der Säuglingsstation. Für Spannung ist also von Anfang an gesorgt. Welches Spiel spielen Christopher Dantes Vater und die Kunstfälscherin? – Solide Krimikost!

Die Fortsetzungen

Der zweite Band von Harmony namens Indigo von Mathieu Reynès geht schon in die dritte Runde: Die Kinder mit den übersinnlichen Fähigkeiten haben sich nicht so weiterentwickelt wie gewünscht. Es übernimmt eine militärisch ausgebildete Truppe die mit Folter nicht nur droht. Bei der blonden Titelheldin schlägt die Methode an; ihre Kräfte verstärken sich. Der Cliffhanger erleichtert das Warten auf das Oktoberheft nicht.

Michel Vaillant war schon immer mehr als reiner Motorsport. In der zweiten Staffel haben Phillipe Graton & Denis Lapière den Krimianteil aber noch einmal erhöht und vor allem auf eine lange Storyline gesetzt. Macau ist schon der siebte Band aber die Auseinandersetzung um die Firma Vaillante mit Ethan Dasz ist noch in vollem Gange. Evelyne hat Beweise, die sie Michel übergeben möchte. Zunächst aber müssen die Zwei auf einem Motorrad durch Macau flüchten. Das gibt Benjamin Benéteau die Gelegenheit zu beweisen, dass er rasante Rennszenen mit Autos genauso gut beherrscht wir Motorradszenen in einer vollen Innenstadt. Zurecht eine der Besten technikorientierten Serien dieses Jahrtausends!

Tessio, der „schlimme“ Bruder von Cassio, hat es endlich geschafft, die letzte Kanope zu bekommen. Nun kann er versuchen, ihre Mutter wieder auferstehen zu lassen und endlich eine Schreckensherrschaft zu etablieren. Es könnte aber sein, dass man ein Übel mit einem anderem austreiben kann. Das Reich der Erinnerungen wird – so scheint es – alle offenen Fragen beantworten und steuert auf einen finalen Höhepunkt zu.

Endgültig und letztmalig verabschiedet sich der Agententhriller die Flügel des Herrn Plomb. In sieben Alben hat Christophe Gibelin ein Verwirrspiel mit Agenten beidseits des Eisernen Vorhangs aufgezogen, das durch persönliche Beziehungen und Konflikte zwischen befreundeten Diensten angereichert wurde. Im Zentrum all dieser Stürme stand ein Fotograf, geplant als Kollateralschaden und doch bis zum Schluss unter den Lebenden. Die Auflösung ist tatsächlich so zynisch wie vermutet!

Und sonst so?

Schon das Editorial des Chefredakteurs verkündet eine frohe Botschaft: Der absolut zu empfehlende Titel de Meimoorden von Eric Heuvel wird ab Februar im ZACK in deutscher Übersetzung erscheinen. Schon jetzt könnt ihr anfangen, die Tage zu zählen!

Neben wie immer genialen Abenteuern auf dem Friedhof unter dem Titel Tizombi dürfen auch Parker & Badger und der Vater der Sterne wieder ran. Insbesondere bei letzterem bleibt zu hoffen, dass irgendwann der Vorrat ausgeht und eine neue Serie ihre Chance erhält.

Neben News und Rezensionen inklusive einer längeren der neuen Luc Orient-Gesamtausgabe im ALL-Verlag interviewt Christian Endres den neuen Zeichner von Conan der Barbar. Mahmud Asrar darf seine Eindrücke schildern und auf seine Vorbilder verweisen. Abgerundet wird das Ganze mit ein paar Einblicken in die neuen Seiten.

Zu der wie immer sehr kurzweiligen Lektüre passen The Selecter mit Daylight und ein Nojito!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Reddition 70 – Pierre Christin

Reddition 70 – August 2019

Reddition 70 – Dossier Pierre Christin

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 76 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: n/a

Zeichner*innen sind die Aushängeschilder der Neunten Kunst. Sie werden gefeiert, gewürdigt und mit Dossiers gewürdigt. Szenarist*innen dagegen führen ein Schattendasein, werden vergessen, ignoriert oder bestenfalls als Teil eines Duos gesehen. Trotzdem wurde der siebzigjährige Pierre Christin im Januar 2019 in Angoulême für sein Lebenswerk ausgezeichnet und mit „Ost-West“, gezeichnet von Philippe Aymond, liegt auch seine Biographie vor. Eben jenes Werk war seine 99. Veröffentlichung; genug Stoff also, um zurückzublicken, einzuordnen und zu werten.

Der Autor

Pierre Christin ist in Paris aufgewachsen und hat bereits als Kind Jean-Claude Mezieres kennengelernt. Jener sollte später seine Karriere als Comic Zeichner ausschließlich auf Szenarios von Christin aufbauen, insbesondere die ursprünglich im Koralle-ZACK und später bei Carlsen veröffentlichte Science-Fiction Reihe „Valerian und Veronique“ machte die beiden in Deutschland bekannt. Der Szenarist hat aber auch mit vielen anderen Stars wie Enki Bilal, Annie Goetzinger, Jean Vern oder eben Philippe Aymond zusammengearbeitet. Die wichtigsten Stationen dieses langen Schaffens werden in der Reddition 70 in gewohnt ausführlichen Artikeln mit reichlich ergänzendem Bildmaterial vorgestellt.

Ein wesentliches Moment der Dossiers von Volker Hamann ist immer eine Bibliographie der Werke, die einerseits die Originalveröffentlichung nachweist, andererseits aber auch alle deutschen Ausgaben auflistet und dabei sogar noch auf die Unterschiede hinweist. Gerade bei einem so vielschichtigen Autor, der zudem noch nur sehr unvollständig übersetzt worden ist und keinen deutschen „Haus“-Verlag besitzt, hilft die Liste, Übersicht zu gewinnen.

Christin gehört zu der französischen Generation Intellektueller, deren Denken marxistisch geprägt ist. Nicht, dass sie Kommunist*innen wären, aber Dialektik, Verankerung von Politik in Ökonomie und Akzeptanz eines Klassenmodells sind Bestandteil ihres Wissens. Er hat in Politikwissenschaften an der Sorbonne graduiert und unter anderem in Salt Lake City gelehrt. Seine Erlebnisse während des USA Aufenthaltes aber auch während seiner Reisen in den östlichen Teil der Welt beschreibt die oben angesprochene Biographie sehr gut. Sie erlaubt ein besseres Verständnis seiner Werke. Er hat im Übrigen nicht nur Comicszenarien verfasst sondern auch wissenschaftliche Publikationen und Romane.

Als Szenarist schreibt er zunächst einige Kurzgeschichten, die in Umsetzung von Mezieres in Pilote erscheinen. Schon bald folgen auch Umsetzungen anderer Künstler in Total Journal und bereits 1967 die erste Geschichte von Valerian (et Laureline, wie Veronique im Original heißt) in Goscinnys Pilote. Das definitiv letzte Abenteuer dieser Beiden wird im Herbst auf Deutsch veröffentlicht werden. Die Begründung dafür gibt es im Magazin! Obwohl es sich auf den ersten Blick um eine SF-Serie für jugendliche Leser handelt, wird auch hier deutlich, dass Christin etwas zu sagen hat und nicht nur banale Geschichten erzählt. Seine Themen sind Macht(missbrauch), Umweltzerstörung, Sexismus oder Religionskritik. Während anfangs der Zeigefinger noch deutlicher zu spüren ist, verblasst der moralische Impetus später etwas.

Neben dieser Serie, die sich im Zukünftigen abspielt, allerdings aufgrund der Zeitreisen auch oft genug in der Gegenwart ankommt, hat sich Christin in der Zusammenarbeit mit Jaques Tardi und Annie Goetzinger der Vergangenheit zugewendet. Insbesondere mit letzterer stellt er Frauenschicksale in den Vordergrund, die exemplarisch Unterdrückung und Entwicklung zeigen. Aus dieser Zusammenarbeit entstehen auch die Geschichten über die Detektivin Hardy und ihre Fälle.

Die Gegenwart – und hier fallen die gleichen politischen Themen wie bereits erwähnt an – wird dann mit Aymond, vor allem aber mit Enki Bilal und in der gemeinsam mit Andreas C. Knigge veröffentlichten Anthologie Durchbruch zerlegt. Hier zeigt sich auch, dass der materialistisch geprägte Autor in keiner Weise als linientreu zu bezeichnen wäre.

Das Dossier

Ein großer Teil dieser Ausgabe wird von Andreas C. Knigge bestritten. Er führt zunächst ausführlich in die Thematik ein und beschreibt den Menschen mit seinen Ecken und Kanten. Bereits hier wird deutlich, wie vielschichtig das (nicht nur künstlerische) Leben des Szenaristen ist und wie akribisch er seinen beruflichen Herausforderungen begegnet. Er steuert dazu noch kurze Beiträge über die Zusammenarbeit Christins mit Jean Vern und André Juillard sowie ein Interview mit Mezieres bei.

Die Würdigung der wohl bedeutendsten (europäischen) SF-Comic-Serie Valerian übernehmen Volker Hamann und Roland Mietz. Ergänzt wird dieser Teil durch eine sehr persönliche Auseinandersetzung Georg Seeßlens mit der filmischen Umsetzung von Valerians durch Luc Besson. Lesenswert aber sicherlich nicht von allen geteilt.

Michael Hein beschreibt die Zusammenarbeit mit Bilal und ihr Scheitern während Falk Straub die Kollaboration mit Annie Goetzinger darstellt. Das Zusammenwirken mit Aymond, der der letzte „Ziehsohn“ Christins ist, wird ebenfalls gewürdigt und zwar von Bernd Frenz.

Beilage nur für Abonnent*innen

Abgerundet wird das Ganze durch die bereits erwähnte Bibliographie und die Beilage für Abonnent*innen: In deutscher Erstveröffentlichung gibt es im Querformat die Geschichte „Der Mühe gerechter Lohn“ aus dem Jahr 1966. Mezieres setzt ein Szenario von Linus (so das damalige Pseudonym des um seine Reputation fürchtenden Wissenschaftlers Christin) aus der Schauerromantik um!

Insbesondere in Ergänzung zu Ost-West eine sehr gelungene Würdigung des großen Szenaristen. Viele Details, Abbildungen und Fotos erlauben einen Einblick in Schaffen und Arbeitsweise aber auch den Menschen dahinter.

Dazu passen eine Kanne (fair gehandelter) Kaffee und Musik im Spannungsfeld von Blues und Jazz, etwa von Chet Baker.

© Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2019 und die Autoren

ZACK 242

ZACK 242 (August 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das Jubiläumsjahr ist nun schon fast selbst Geschichte, findet aber in diesem Heft seinen verdienten Abschluss mit der Vorstellung der Mitarbeiter*innen hinter den Kulissen. Marketing, Messe, Lettering, Presse, Vertragswesen, Organisation wollen betreut oder gemacht werden und alles braucht seine Spezialist*innen. Dieser Beitrag stellt sie vor!

Der Neustart

Das Cover darf in diesem Heft Cassio zieren. Die Serie von Stephen Desberg und Henri Reculé geht in die letzte Runde: Das Reich der Erinnerung wird (hoffentlich) alle offenen Fragen auflösen und steuert auf den Höhepunkt zwischen Cassio und seinem Bruder Tessio zu. Die Geschichte beginnt blutig in einem Kloster, denn dort wird die gesuchte ägyptische Kanope aufbewahrt. Für die neu hinzugekommenen, denen das jetzt überhaupt nichts sagt: Einerseits gibt es eine (sehr) kurze Einführung, andererseits sind die Zeichnungen gut genug und die Story so spannend und abwechslungsreich durch Orts- und Zeitwechsel, dass Cassio auch ohne Vorkenntnisse Spaß machen sollte. Desberg ist eindeutig in Europas Stilen verwurzelt. Eine Beeinflussung durch amerikanische Zeichner lässt sich aber auch erahnen.

Die Fortsetzungen

Die neuen Abenteuer von Michel Vaillant sind eine Mischung aus Wirtschaftskrimi und (modernem) Rennsportcomic. Während einerseits die Boliden gezeigt werden, die durch Macau rasen, steuert die Auseinandersetzung zwischen Vaillante und Dasz auf einen neuen Höhepunkt zu. Zum einen will letzterer die traditionelle Firma, vor allem aber die Familie Vaillant komplett vernichten, zum anderen scheint der Betrüger betrogen zu werden. Benjamin Benéteau hat mittlerweile alle Personen verinnerlicht und beweist mit den Rennszenen, dass er auch dieses Thema perfekt beherrscht. Das Szenario von Philippe Graton & Denis Lapière ist spannend und hat der ehrwürdigen Serie neues Leben eingehaucht. Nicht, dass der klassische Michel schlecht wäre. Er trifft nur nicht mehr den jugendlicheren Leser. Mit der Aufnahme der Krimi- und E-Auto-Themen wird die Brücke geschafft. Sonst wäre die „neue“ Serie wohl auch nicht bereits im siebten Band.

Harmony von Mathieu Reynès erzählt die Geschichte von mutierten Kindern mit speziellen Fähigkeiten. Hier geht es aber nicht um die Frage, wie die Mutanten zur Gesellschaft stehen, sondern darum, ob die Fähigkeiten ausgebeutet werden dürfen oder doch die Interessen der Kinder im Vordergrund stehen sollten. Nicht nur Revolutionen fressen ihre Kinder. Auch Reynès hat außer den europäischen noch andere Einflüsse; hier sind es aber die japanischen. Lesenswert und zu Recht in Frankreich sehr erfolgreich!

Die Flügel von Herrn Plomb gezeichnet und geschrieben von Christophe Gibelin gehen in ihren vorletzten Teilabdruck; Verbindungen werden genauso offensichtlich wie die Ignoranz von Geheimdiensten gegenüber Zivilisten: Opfer sind einkalkuliert! Detailreich gezeichnet, witzige Hommage an Stan und Ollie und ein Plot, der natürlich übertrieben ist, allerdings nicht so stark, dass er vollkommen unglaubwürdig wäre.

Bonneville Vier Null Sieben! von Marvano geht dagegen in dieser Ausgabe zu Ende. Ein Comic, der einen Salzsee, der als Rennstrecke dient, zum Helden hat, ist sicherlich nicht alltäglich und auch nicht einfach. Während über die zeichnerischen Fähigkeiten Marvanos wohl keine Diskussion nötig ist, ist die Aneinanderreihung von Bildern und Texten vielleicht nicht jedermanns Sache. Natürlich entsteht aus den Teilen ein Ganzes, sogar ein lehrreiches und persönlich freue ich mich auf den angekündigten zweiten Teil, bin aber gespannt, wie es euch damit geht. Meinungen?

Und Sonst?

Bernd Hinrichs berichtet über frankobelgische Comic-Verfilmungen und ist immerhin schon bei G wie Gaston angekommen und dann gibt es ja noch die Kurzgeschichten:

Parker & Badger beschreiben (peinliche) Alltagssituationen, die nicht immer, aber dieses Mal wirklich gut gelungen sind. Der Vater der Sterne versucht so etwas wie Pädagogik aus Nerdistan zu vermitteln und scheitert mal wieder. Aber es gibt ja noch Tizombi von Cazenove & Maury mit gleich drei Folgen in diesem Heft. Allein wegen dieser Seiten lohnt sich der Kauf!

Dazu passen The Slackers (laufen gerade im Hintergrund) und wetterangemessen viel Wasser, natürlich selbst gesprudelt…

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

StripGlossy 13 – Juni 2019

Stripglossy 13 – Schwerpunkt: Dino Attanasio

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag StripGlossy Personalia vof
Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-94-928-4054-7

Im Mittelpunkt der 13. Ausgabe der StripGlossy aus Leens bei Groningen steht der italienischstämmige Dino Attanasio. Attanasio arbeitete zunächst in Italien in der Zeichentrickfilmbranche, emigriert aber schon 1948 zusammen mit Vater und Bruder nach Brüssel. Nach kurzer Zeit wechselte er von dem Zeichentrickfilm zum unbewegten Comic. Da Belgien (mindestens) zweisprachig ist, kommt er dort auch ohne Kenntnisse des Holländischen gut zurecht und wenn es doch einmal von Nöten ist, übersetzt seine Frau.

Dino Attanasio

Dino Attanasio hat nie den Sprung in die erste Reihe der frankobelgischen Künstler*innen geschafft; umso mehr bleibt jetzt (wieder) zu entdecken. Seine Comic-Karriere began zunächst bei Spirou/Robbedoes doch schon bald erfolgt der Wechsel zu Tintin/Kuifje wo er unter anderem Ton en Tineke (auf Deutsch Mausi und Paul) von André Franquin übernimmt. Daneben entwickelte er Bob Morane und zeichnete nach Texten von René Goscinny den Funny Spaghetti. Ab 1964 kommen dann der Detektiv-Funny Johnny Goodby nach Szenarios u.a. von Martin Lodewijk für Pep/Eppo und gegen Ende der 60-er Jahre die Serie „Macaroni’s“ über einen italienischen Fußballverein im Spannungsfeld der (amerikanisch/italienischen) Mafia. Letztere erschien in Deutschland in dem Taschenbuch 1.FC Fußball & Comic, das die Möglichkeit bot, die Bundesligaergebnisse einzutragen und sich daher bei Jungen einer großen Beliebtheit erfreute.

Dino Attanasios Serien stehen aber fast noch mehr im Licht dieser Ausgabe. Schon das Titelbild ist eine Hommage von Danier (d.i. Daan Jippes) an die Serie Spaghetti und es folgt im Heft noch ein aktueller Vierseiter von Jippes nach einem Text von Frans Hasselaar. Daneben gibt es aber aus der Originalserie die (Sjors-)Einführungsseite von 1974 sowie die dort referenzierte erste Geschichte. Und da die Liebe (auch zu einer Comicfigur) ja bekanntlich durch den Magen geht, ermöglicht man den Leser*inneneinen ersten Einblick in das Ende des Jahres erscheinende Stripkookboek mit einem Rezept für Entenbrust in Limoncello!

Auch die Macaroni’s bekommen ihre Neuinterpretation, gezeichnet und getextet von Dick Matena. Zum Schluss darf natürlich auch Johnny Goodbye nicht fehlen: Neben dem Reprint einer Originalseite von Attanasio dürfen Robbert Damen und Michiel Offerman ihre Version zum Beste geben. Moderner, den Ton aber treffend!

StripGlossy bietet damit eine umfangreiche Mischung aus Informationen über den Künstler Dino Attanasio und Comics entweder von ihm selbst oder aber von anderen als Hommage ausgestaltet. Die informativen Beiträge sind dabei sowohl als Interview als auch als Artikel gestaltet und daher wiederum sehr abwechslungsreich. Durch diese ergibt sich ein gutes Bild des Wahlbelgiers. In den meisten Magazinen gibt es oft entweder nur das Eine oder das Andere und das alleine ist schon ein Grund, diese Ausgabe zu kaufen (auch für diejenigen Leser*innen ernst gemeint, die des Niederländischen nicht soo mächtig sind).

Die Comics

Wie gehabt enthält das StripGlossy aber auch eine ganze Reihe an anderen Comics. Das Spektrum reicht dabei von Ein-Bild-Karikaturen über klassische Strips wie Gilles de Geus, der großartige de Generaal oder Tom Poes und aktuelle Helden wie Beterman (von vanO, dessen Serie Rhonda in ZACK publiziert worden ist) über die regelmäßigen Serien wie FFlint (eine Detektivgeschichte von Ger Apeldoorn und Fred de Heij), Saul (eine Storm-ähnliche Serie von Willem Ritstier und Apri Kusbiantoro), den Noir-Krimi Nick Name von Alex van Koten und die Kreuzfahrergeschichte Jelmer von Josse Pietersma und Roelof Wijtsma.

Dazu kommen noch kürzere, von Artikeln begleitete Comic-Seiten etwa von den WiRoJas, Claire oder sogar einer Disney-Geschichte. Wer einen Überblick über die Entwicklung der Neunten Kunst in unserem Nachbarland abseits der Standaard Uitgeverij gewinnen möchte, kommt eigentlich an StripGlossy nicht herum.

Insgesamt also wieder 132 Seiten prall gefüllt mit aktuellen und klassischen Comics aus dem Niederländisch-sprachigen Raum (bzw. in der entsprechenden Übersetzung), Artikeln, Interviews und News über das aktuelle Geschehen, ein paar weiterführenden Anzeigen die mehrere Stunden lesevergnügen bereiten sollten und sich zudem auch noch für das Archiv eignen! In Kürze erfahrt ihr mehr über das StripGlossy und das neue Albenprogramm der Herausgeber auf comix-online – stay tuned!

Dazu passen ein eisgekühltes Peroni und italienischer Ska von Banda Bassotti.

Abbildungen © 2019 StripGlossy / Personalia vof

ZACK 241 – 20 Jahre ZACK

ZACK 241 (Juli 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,50 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 241

Das Jubiläumsheft mit der Nummer 241 ist da und hat wahrlich Glückwünsche verdient! Für Abonnenten hat es ein Retro-Cover im Stil des „alten“ ZACK, für die Neugierigen ein Interview mit dem aktuellen Chefredakteur Georg F. W. Tempel (ein weiteres findet sich hier) und für die Michel Vaillant-Fans hat das Team zwei bisher auf Deutsch noch unveröffentlichte Werbecomics des Rennfahrers bereit. Eine Bibliographie der bisher bekannten Werbecomics findet sich übrigens in der Sprechblase 235. Aufgrund dieser beiden Schätzchen ist das Heft zusätzlich auch noch dicker und hat einen Umfang von 100 Seiten, allerdings ohne den Zusatz Super-ZACK zu tragen.

Zurück in das Jahr 1999

Ein kleiner Rückblick auf das Jahr 1999: Als Leser des alten ZACK war ich begeistert zu hören, dass es das Magazin wieder geben sollte. Die erste Schwierigkeit bestand darin, es auch erwerben zu können, denn meine Kleinstadt beherbergt zwar mehrere Zeitschriftenläden und einen kleinen Bahnhof aber weder einen Comicshop noch einen Bahnhofsbuchhandel Also auf in die nächste Großstadt um das Gerücht zu verifizieren und so schnell wie möglich ein Abo abschließen… Am Anfang atmete das Heft Nostalgie ein und aus. Alle vorherigen Versuche, in Deutschland ein regelmäßiges Heftchen mit Fortsetzungsgeschichten im frankobelgischen Umfeld zu lancieren, waren gescheitert aber nun schien die Mischung aus alten Helden (Heldinnen gab es nicht so viele, sie sollten erst im Laufe der Zeit dazu stoßen) und neuem Material zu funktionieren. Der Name brachte sicherlich erst einmal eine große Aufmerksamkeit und den einen oder anderen Nostalgie-Käufer und so konnte sich das Ganze entwickeln.

20 Jahre später gibt es das Heft immer noch monatlich mit einer Mischung aus vier bis fünf Serien, Kurzgeschichten oder One-Pagern und einer Menge an Informationen rund um die Neunte Kunst. Der Umschlag ist wieder stabiler, das Papier ist gut und selbst die Transportverpackung ist nun regenfest! „Klassische“ Inhalte und den ZACK-Helden des Jahres gibt es immer noch und dass die Geburtstagsüberraschung unveröffentlichte Michel Vaillant-Stories sind, ist ein Zeichen dafür. Das ZACK hat sich aber längst emanzipiert und bietet viel mehr als einen nostalgischen Cocktail.

Das aktuelle Heft

Harmony, das Mädchen mit den unglaublichen Kräften ist zurück. Während sich das erste Abenteuer noch in geschützter Umgebung abspielte, ist sie jetzt Insassin einer überwachten Forschungseinrichtung. Wir erfahren, dass es andere Kinder mit Mutationen gegeben hat. Die Überlebenschancen der Mutationsträger sind aber nicht klar. Mathieu Reynès entwirft seine Seiten üblicherweise klar gegliedert, lässt aber auch zu, dass Emotionen wie Verwirrung und Unsicherheit das klare Seitengebäude verschwinden lassen. Die Geschichte ist erst einmal für Teenager, die nicht wissen, was sie können und mit der Pubertät umgehen müssen, hat aber auch einen Mystery- und sogar leichten Fantasy-Touch. In Frankreich hat diese Serie bereits ein großes Publikum.

In „Die Flügel des Herrn Plomb“ treffen die verschiedenen Geheimdienste aufeinander und die Verwirrung des Wer-mit-Wem fängt an, sich aufzulösen. Christophe Gibelin scheint es tatsächlich hinzubekommen, alle Fragen zu beantworten und liefert mit dem dritten Teil des siebten und letzten Bandes gewohnt solide Kost ab.

Bei Haute Cuisine dürfen wir uns von der Vorspeise bereits wieder verabschieden. Der Ausflug in die Sterneküche und ihre Niederungen aber auch Gefahren hat Spaß gemacht und die Hauptspeise wird im Hintergrund bereits vorbereitet… Immerhin bietet das letzte Panel einen schönen Cliffhanger.

Auch Marvano ist längst kein unbekannter mehr und überzeugt mit seinem klaren, schnörkellosen Stil. In Bonneville verzichtet er sogar auf Sprechblasen und bringt sämtlichen Text in Kästen unter. Die Geschichte der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dem großen Salzsee ist sicherlich nicht für jeden von gleichem Interesse, schafft es aber, viele Fakten ansprechend zu vermitteln und nimmt dadurch auch nicht-Motorsportbegeisterte mit.

Mit einem solchen endet auch die Story von Sylvain Rumberg, die neue Inhalte zur Millenium-Saga hinzufügt. Lisbeth Salander und „Super Blomkvist“ haben jetzt erst mal Zeit um ihre Wunden zu lecken. Der schwedische Geheimdienst und die Rechtsradikalen haben ihre Karten gespielt aber sie scheinen die Beiden nicht zum Schweigen gebracht zu haben. Die Zeichnungen von Ortega sind rau, schnell und temporeich. Der Mund ist teilweise etwas verbesserungsfähig aber der Stil passt perfekt zu dem harten Thriller-Topic.

Last but not least gibt sich der Rennfahrer Michel Vaillant gleich drei Mal die Ehre. Zum einen muss er sich in der Inkarnation der neuen Staffel Macau gezeichnet von Benéteau mit den familiären Problemen herumschlagen die Phillipe Graton und Denis Lapiére entworfen haben, zum anderen kommen zwei bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten zum Abdruck: Photo-Finish von 1974 warb für eine Rennstrecke (Niveller-Baulders) und lebt vom Geruch der Motoren, Vorteil Thalys von 1997 stellt dagegen eher die Intelligenz und Cleverness von Francoise Vaillant in den Vordergrund. Damit stellt sie sogar Cramer und Payntor ins Abseits.

Variantcover ZACK 241
Variantcover

Dazu passen ein Sampler, etwa aus der Reihe „Up your Ears“ und zur Feier des Tages ein trockener Sekt!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 240

ZACK 240 (Juni 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 240

240 Ausgaben ZACK bedeuten 20 Jahre monatliche Unterhaltung, fast 500 Artikel über Themen rund um Comics, hunderte Gewinnspiele, Interviews und vor allem natürlich tausende Seiten mit mehr oder weniger spannenden Comics aus aller Welt. Aber das alles sind eigentlich verfrühte Worte, das „richtige“ Jubiläumsheft kommt ja erst in einem Monat! Es wird 16 zusätzliche Seiten Umfang haben, die mit bisher in Deutschland unveröffentlichten Michel Vaillant Werbecomics gefüllt werden und ein Variant-Cover nur für Abonnenten. Soviel als Ausblick, nun aber zum Inhalt dieser Ausgabe.

Der Titelheld Michel Vaillant beginnt das siebte Abenteuer der zweiten Staffel im Gefängnis. Nicht jeder kann damit umgehen und so kommt es zu einem folgenschweren Treffen der „Next Generation“ das die Familie wohl noch lange beschäftigen wird. Steve Warson darf sich derweil mit dem Widerspruch zwischen politischem Image und authentischer Selbstdarstellung beschäftigen. Phillippe Graton und Denis Lapière haben mittlerweile den Bogen raus, die klassische Rennfahrerstory hat sich zu einer Mischung aus Krimi, Wirtschaftsthriller und Rennsport entwickelt und damit neue Zielgruppen aufgetan. So kann man eine Serie modernisieren ohne alte Leser*innen zu verlieren und doch den Anschluss halten. Dabei hilft natürlich sehr, dass die Zeichnungen von Benjamin Benéteau ebenfalls sehr behutsam neue Elemente einführen und genügend Anknüpfungspunkte für die alten Erwartungen bieten.

Millenium Saga nähert sich mit dem vierten Teil dem Höhepunkt des ersten Bandes. Lisbeth Salander und ihr Hacker Republic Kollege Rob bekommen es mit bewaffneten, vermummten Besuchern zu tun und müssen zunächst ihre Nachforschungen einstellen um ihr Leben zu retten. Mikael Blomquist hat ganz andere Sorgen. Natürlich stehen seine Ermittlungen gegen Die Republikaner Schwedens im Zusammenhang mit seiner journalistischen Arbeit aber hat er immer noch den internen Rückhalt? Rumberg und Ortega halten das hohe Tempo mit dem sie begonnen haben und haben den Krimiplot, den sie fortschreiben, gut getroffen. Tipp!

Der dritte Teil der Vorspeise in Haute Cuisine zeigt die Leiden eines Chefs, der sich kein gutes Personal leisten kann und die Kniffe, die trotzdem einen Einkauf bester Ware ermöglichen. Wie lange der Krug wohl noch zum Brunnen gehen kann bis alles in Scherben liegt. Erfrischende Kost der beiden Autorinnen Lehericey und Desmarès, gekonnt umgesetzt von Brahy. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir an den Dreien noch lange Spaß haben werden.

Christophe Gibelin versucht weiterhin, die Fäden seiner Flugzeugsabsturzfarce zu entwirren; In die Flügel des Herrn Plomb jagen sich Geheimdienste, Doppelagenten und Polizisten und im Zentrum steht in schönster klassischer Manier der Trottel, der überleben möchte. Obwohl der Plot eigentlich sehr traditionell ist, gelingt es Gibelin, genügend Wendungen einzuflechten, die den Leser auf neue Irrwege führen.

Auch Marvanos Bonneville wird fortgesetzt und so bietet der Rennsport eine schöne Klammer für dieses Heft! Die Meinungen sind vermutlich etwas zweigeteilt, da die Zeichnungen eher Illustrationen zu Erinnerungen und Tagebucheinträgen gleichen, die angeordnet worden sind als klassischen Comic-Panelen. So werden die vielen kleinen Details aber zueinander in Beziehung gesetzt und erlauben eine tiefgreifende Wissensvermittlung über die Geschichte des Geschwindigkeitswettlaufs.

In der Reihe der Interviews mit ehemaligen ZACK-Chefredakteuren ist diesmal Mark O. Fischer an der Reihe. In seine Zeit fielen der Ausbau der ZACK-Edition und damit viele Serien, die das ZACK lange geprägt haben. Dazu kommen dann natürlich noch Rezensionen, News und ein Artikel über die Netflix-Serie Love, Death + Robots, die wie ein reanimiertes Schwermetall wirkt.

Das ZACK bleibt auch im dritten Lebensjahrzehnt eine wichtige Bereicherung der deutschen Comicszene, die im Wesentlichen eine Albenkultur hat. Die Glückwünsche folgen dann im kommenden Monat!

Zum Rennsport gehört oft genug ein Bier. Um fahren zu können sollte es ein alkoholfreies sein! Zum Glück ist auch bei den Craftbrauereien mittlerweile angekommen, dass es nicht immer Alkohol sein muss! Die musikalische Untermalung für einen Genuss der Ausgabe im sonnigen Garten könnte dazu von El Bosso und den Pingpongs kommen.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

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